Aufgeschlossenes Getreide wirkt Wunder
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Mehr Wissen für Sauenhalter und Mäster<br />
Sonderdruck aus dem dlz agrarmagazin/primus Heft März 2005<br />
Postf. 40 05 80, 80797 München, Tel. (089) 127 05-276, e-mail: Reddlz@dlv.de, www.dlz-agrarmagazin.de<br />
<strong>Aufgeschlossenes</strong><br />
<strong>Getreide</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>Wunder</strong><br />
Die Futterzusammensetzung<br />
beeinflusst in hohem<br />
Maße das Verdauungsvermögen<br />
der abgesetzten<br />
Ferkel. Unterstützend <strong>wirkt</strong><br />
in dieser für die Tiere sensiblen<br />
Phase der Einsatz von<br />
aufgeschlossenem <strong>Getreide</strong>.<br />
Es ist besser verdaulich und<br />
fördert die Darmgesundheit,<br />
meint Dr. Heinrich<br />
Kleine Klausing, Düsseldorf.<br />
Mit dem Absetzen von der Sau<br />
stellt sich für die Ferkel eine<br />
einschneidende Änderung in<br />
der Nahrungszusammensetzung ein:<br />
von der „flüssigen Ernährung“ mit Sauenmilch,<br />
gekennzeichnet durch hochverdauliches<br />
Protein, Fett und Laktose,<br />
hin zu einer Nahrung, die sich vor allem<br />
aus <strong>Getreide</strong>stärke und pflanzlichem<br />
Protein zusammensetzt. Gleichzeitig<br />
ändert sich auch die Aktivität der<br />
verschiedenen Verdauungsenzyme, allen<br />
voran die Aktivität der für die Stärkeverdauung<br />
wichtigen Amylase (siehe<br />
Abbildung „Enzymproduktion nach dem<br />
Absetzen”).<br />
Im Vergleich zum Absetzzeitpunkt verringert<br />
sich die Aktivität von Amylase,<br />
Chymotrypsin und Lipase sehr kurzfristig<br />
auf nur ein Viertel bis ein Fünftel.<br />
In der zweiten Woche nach dem<br />
Sonderdruck<br />
Absetzen ist die Konzentration an Lipase<br />
nach wie vor niedrig, die Aktivität<br />
des Chymotrypsin und der Amylase<br />
erst wieder auf 70 beziehungsweise 74<br />
Prozent der Aktivität zum Absetzen angestiegen.<br />
Diese Situation muss bei der<br />
Zusammensetzung des Ferkelfutters<br />
und der Auswahl der Rohstoffe beachtet<br />
werden.<br />
Damit die <strong>Getreide</strong>stärke bei der deutlich<br />
begrenzten Amylase-Aktivität zum<br />
weit überwiegenden Teil im Dünndarm<br />
enzymatisch verdaut werden kann, ist<br />
es möglich, die Stärke im <strong>Getreide</strong> vor<br />
Einsatz im Futter über eine intensive<br />
technische Behandlung „aufzuschließen“.<br />
Damit verbunden ist ein „Leistungseffekt“<br />
über eine bessere Verdaulichkeit<br />
und gesteigerte Futteraufnahme.<br />
Außerdem wird so vermieden, dass<br />
übermäßig viel unverdaute Stärke in<br />
Schwein<br />
<strong>Aufgeschlossenes</strong> <strong>Getreide</strong><br />
im Ferkelfutter fördert die<br />
Verdauung.<br />
den Dickdarm gelangt. Und damit wird<br />
potenziellen Schadkeimen wie E. coli<br />
eine wichtige Nahrungsbasis entzogen<br />
und somit „Durchfallsicherheit“ erreicht.<br />
Technologien<br />
für den „Stärkeaufschluss”<br />
Für die Behandlung von <strong>Getreide</strong> mit<br />
dem Ziel des „Stärkeaufschlusses“ werden<br />
in der Praxis verschiedene technische<br />
Verfahren herangezogen. Thermische<br />
Verfahren (z. B. Infrarotbestrahlung,<br />
Heißluftbehandlung) nutzen die<br />
Einflussgrößen Temperatur und Verweilzeit.<br />
Bei hydrothermischen Verfahren<br />
(z. B. Toasten) wird zusätzlich<br />
Feuchte genutzt. Eine Kombination<br />
hydrothermischer Prozesse (Einflussgrößen:<br />
Temperatur, Feuchte, Verweil-<br />
1
2<br />
Quelle: Makkink, C.A. (1993)<br />
Ferkelfütterung<br />
zeit) mit einer mechanischen Behandlung<br />
(Einflussgrößen: Druck und Scherkräfte)<br />
stellt die Extrudertechnologie<br />
dar. Das Prinzip der Extrusion ist bereits<br />
aus dem Begriff abzuleiten. Das Verb<br />
„extrudieren“ kommt aus der lateinischen<br />
Sprache und bedeutet „hinaus-<br />
/hindurchstoßen /-drücken“. Das Material<br />
wird im Extruderkanal je nach<br />
Bautyp durch ein oder zwei schneckenförmige<br />
Wellen unterschiedlicher Konfiguration<br />
(„Ein- oder Zweiwellenextruder“)<br />
unter Vorwärtsförderung geknetet<br />
und durch kleine Öffnungen in einer<br />
den Kanal abschließenden Platte<br />
oder durch einen Spalt gedrückt. Dabei<br />
wird im Extruderkanal ein bauartspezifisch<br />
hoher Druck (bis über 100 bar<br />
möglich) aufgebaut. Sobald das Produkt<br />
den Extruder verlässt, kommt es<br />
zu einer plötzlichen Entspannung und<br />
einer Expansion des extrudierten Materials.<br />
Durch die einwirkenden Scherkräfte,<br />
den Druck, die spezifische Prozesswärme<br />
und den Expansionseffekt<br />
wird die Materialstruktur deutlich verändert<br />
und eine charakteristische, visuell<br />
sichtbare Texturierung erreicht.<br />
Bei einer derartigen Materialbehandlung<br />
können hohe Temperaturen von<br />
bis zu 200 °C entstehen, wobei die Einwirkzeiten<br />
sehr kurz sind (wenige Sekunden).<br />
Daraus abgeleitet werden solche<br />
Extrusionsprozesse auch mit der<br />
Abkürzung „HTST“ (high temperature,<br />
short time) gekennzeichnet. Eine weitere<br />
Unterscheidung liegt in der vor der<br />
Extrusion durchgeführten Konditionierung<br />
des Materials und der dabei über<br />
Dampf zugeführten Feuchtemenge. Bei<br />
der „feuchten Extrusion“ unter Wasserund<br />
Dampfzusatz über einen Konditionierer<br />
(bis gut 30 Prozent Feuchte im<br />
Material) ist nach dem Extrusionsprozess<br />
eine Trocknung des Materials unbedingt<br />
erforderlich. Dieser sehr energie-<br />
und damit entsprechend kostenintensive<br />
Behandlungsschritt hat einem<br />
breiten Einsatz der Extrusionstechnik<br />
Enzymproduktion nach dem Absetzen<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
rel. Aktiviät/g Mucosa<br />
4 5<br />
Alter (Wochen)<br />
6<br />
Amylase Lipase Chymotrypsin<br />
zur Veredlung von Komponenten für<br />
die Nutztierernährung bisher entgegengestanden.<br />
Eine entscheidende Weiterentwicklung<br />
der bekannten Extrusionstechnologie<br />
ist die so genannte opticon®-Verfahrenstechnik.<br />
Dabei wird eine gezielte<br />
intensive Stoffwandlung analog dem<br />
vorstehend beschriebenen „feuchten“<br />
Extrusionsprozess erzielt. Aufgrund der<br />
neuartigen Konzeption ist hier aber keine<br />
energieaufwendige Trocknung des<br />
behandelten Materials notwendig – es<br />
schließt sich an den Behandlungsprozess<br />
lediglich ein herkömmlicher Kühler<br />
an. Diese Technik bietet die Möglichkeit,<br />
verschiedene <strong>Getreide</strong>arten im<br />
Gemisch aufzuschließen und somit<br />
kostenintensiven Lagerraum für einzelne<br />
aufgeschlossene <strong>Getreide</strong>arten im<br />
Mischfutterwerk oder auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb einzusparen.<br />
Feste Molekülstrukturen<br />
werden aufgebrochen<br />
Im Prestarter sollen<br />
25 bis 40 Prozent aufgeschlossenes<br />
<strong>Getreide</strong><br />
enthalten sein.<br />
Zum Verständnis, was den „Aufschluss<br />
von Stärke“ in <strong>Getreide</strong>körnern beeinflusst,<br />
ist zunächst ein Blick in die Morphologie<br />
und chemische Struktur von<br />
Stärke notwendig. <strong>Getreide</strong> enthält je<br />
nach Art zwischen 40 bis 60 Prozent<br />
Stärke. Rein chemisch kann Stärke in<br />
Amylose und Amylopektin aufgeteilt<br />
werden. Die Amylose (etwa 20 bis 30<br />
Prozent der <strong>Getreide</strong>stärke) besteht aus<br />
verbundenen Glucosemolekülen, die in<br />
dieser Bindung<br />
schraubenförmig<br />
gewundene lange<br />
Ketten darstellen.<br />
Amylopektin<br />
(rund 70 bis 80<br />
Prozent der Stärke)<br />
ist ein verzweigtes<br />
Polysaccharid, in<br />
dem zwischen<br />
2000 und 200 000<br />
Glucosemoleküle<br />
verbunden sind.<br />
Das Verhältnis von<br />
Amylose zu Amylopektin,<br />
die Kettenlänge<br />
und der<br />
Verzweigungsgrad<br />
der Glucoseketten beeinflussen<br />
deutlich die technischen<br />
Eigenschaften der verschiedenen<br />
<strong>Getreide</strong>arten und deren<br />
Stärkeverdaulichkeit.<br />
Im Mehlkörper des <strong>Getreide</strong>korns<br />
liegt die Stärke in Form einzelner<br />
Granula mit einer Größe zwischen 2<br />
und 200 µm vor. Diese Stärkekörner<br />
sind unter dem Raster-Elektronenmikroskop<br />
(1000-fache Vergrößerung) sehr<br />
gut zu erkennen (siehe unten stehendes<br />
Foto links). Sie werden im Innern durch<br />
Wasserstoffbrücken recht stabil zusammengehalten.<br />
Die verzweigten Molekülketten<br />
des Amylopektins können<br />
in diesen Granula gemeinsam mit den<br />
unverzweigten Amylosemolekülen semikristalline<br />
bis kristalline Bereiche bilden.<br />
Diese fest organisierte Struktur ist<br />
wasserunlöslich und in der nativen, unzerkleinerten<br />
Form gegenüber einem enzymatischen<br />
Abbau recht widerstandsfähig.<br />
Durch eine intensive mechano-hydrothermische<br />
Behandlung von <strong>Getreide</strong><br />
werden diese Strukturen bis in den Molekularbereich<br />
verändert, die Stärke wird<br />
„aufgeschlossen“. Die Haupteffekte sind<br />
eine deutliche Vergrößerung der Oberfläche<br />
der Stärkegranula und die weitgehende<br />
Aufspaltung des Amylopektin<br />
und der Amylose. Auch diese Strukturveränderungen<br />
sind unter dem Mikroskop<br />
sehr gut zu erkennen. Die typischen<br />
Stärkekörner sind durch die Behandlung<br />
weitgehend zerstört und zum Großteil<br />
zu flachen, an zerlaufenen Kunststoff erinnernde<br />
Areale zusammengeschmolzen<br />
(siehe Foto unten rechts).<br />
Für die Ferkelfütterung ist weiterhin bedeutend,<br />
dass neben Größe und Form<br />
der Stärkekörner auch deren innerer<br />
Aufbau (kristalline sowie amorphe, gelähnliche<br />
Bereiche) zwischen den <strong>Getreide</strong>arten<br />
Weizen, Gerste und Mais<br />
deutlich variieren kann. Hierauf hat<br />
auch die Behandlung des <strong>Getreide</strong>s<br />
nach der Ernte einen bestimmenden<br />
Einfluss. So haben Untersuchungen im<br />
Bereich der <strong>Getreide</strong>forschung ergeben,<br />
dass bei Mais während der Trocknung<br />
eine Änderung im Ordnungszustand<br />
der Stärke eintritt. Mais muss aufgrund<br />
der im Vergleich zu Weizen und Gerste<br />
deutlich höheren Feuchte bei der Ernte<br />
grundsätzlich intensiv getrocknet werden.<br />
Die Stärke wird hierdurch enzymatisch<br />
nochmals deutlich schlechter angreifbar.<br />
Dies ist unter anderem auch<br />
der Grund, dass native Maisstärke beim<br />
jungen Ferkel schlechter verdaulich ist<br />
als beispielsweise unbehandelte Weizenstärke.<br />
Daher spielt der technische<br />
Aufschluss insbesondere auch für die<br />
Verdaulichkeit der Maisstärke eine<br />
große Rolle.<br />
Sonderdruck
Links: unbehandelte<br />
<strong>Getreide</strong>mischung in<br />
Wasser. Rechts: aufgeschlossene<br />
Mischung.<br />
Stabile Verdauung<br />
im Dünndarmbereich<br />
Der Grad der Stärkemodifizierung<br />
durch eine druckhydrothermische Behandlung<br />
kann analytisch mittels der<br />
so genannten Amyloglucosidase-Methode<br />
(AMG-Methode) der LUFA Nord-<br />
West als „Stärkeaufschlussgrad“ bestimmt<br />
werden. Laut LUFA ist aber zu<br />
beachten, dass die ermittelten Werte<br />
nur innerhalb der gleichen <strong>Getreide</strong>art<br />
direkt miteinander vergleichbar sind.<br />
Im Rahmen der Qualitätssicherung<br />
werden bei der Herstellung von aufgeschlossenem<br />
<strong>Getreide</strong> entsprechend<br />
eines festgelegten Schlüssels Produktionsmuster<br />
auf den Stärkeaufschlussgrad<br />
nach AMG-Methode untersucht.<br />
Hochaufgeschlossene <strong>Getreide</strong>arten für<br />
die Ferkelfütterung sollten einen Aufschlussgrad<br />
von im Mittel über 70 Prozent<br />
aufweisen.<br />
Die Auflösung der festen Strukturen in<br />
den Stärkegranula durch einen intensiven<br />
druckhydrothermischen Aufschluss<br />
bedingt rein physikalisch ein deutlich<br />
verbessertes Wasseraufnahme- und damit<br />
Quellvermögen. Dies ist auch auf<br />
dem Foto auf Seite 19 zu erkennen. Im<br />
linken Becherglas wurde eine definierte<br />
Menge unbehandelter <strong>Getreide</strong>mischung<br />
mit Wasser versetzt. Das unbehandelte<br />
<strong>Getreide</strong>mehl setzt sich<br />
eindeutig erkennbar ab. Im Vergleich<br />
dazu wurde im rechten Becherglas die<br />
identische Menge aufgeschlossener <strong>Getreide</strong>mischung<br />
mit einer entsprechenden<br />
Wassermenge vermischt. Das Wasser<br />
wird vom aufgeschlossenen <strong>Getreide</strong>mehl<br />
vollständig aufgenommen, es<br />
entsteht ein homogener Futterbrei.<br />
Sonderdruck<br />
Dies hat für die Verdauung nachvollziehbare<br />
Vorteile. Denn ein Futter mit<br />
aufgeschlossenem <strong>Getreide</strong> wird auch<br />
in der Magenflüssigkeit entsprechend<br />
besser gelöst, homogener durchmischt<br />
und gewährleistet so eine gleichmäßige<br />
Durchsäuerung – wichtige Voraussetzung<br />
für eine stabile Verdauung im<br />
Dünndarmbereich. Und in der Flüssigfütterung<br />
der Aufzuchtferkel beeinflusst<br />
aufgeschlossenes <strong>Getreide</strong> die<br />
Homogenität des Futterbreies in den<br />
<strong>Aufgeschlossenes</strong> <strong>Getreide</strong><br />
wird schneller abgebaut<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
% der Stärke abgebaut zu Glucose<br />
0 20 60<br />
Minuten<br />
120 240<br />
Ferkelfütterung<br />
Ferkel mit deutlich begrenzter Amylaseaktivität<br />
eine gesteigerte Stärkeverdaulichkeit<br />
im Dünndarm erreicht. Dabei<br />
wird sehr schnell Glucose (Traubenzucker)<br />
freigesetzt, die direkt über die<br />
Darmwand absorbiert wird und im<br />
Stoffwechsel zur Verfügung steht.<br />
Dieser deutlich verbesserte Abbau der<br />
Stärke zu Glucose lässt sich mittels eines<br />
speziellen Laborverfahrens „in vitro”<br />
messen. So wurde zum Beispiel eine<br />
<strong>Getreide</strong>mischung aus 50 Prozent Weizen,<br />
25 Prozent<br />
Mais und 25 Prozent<br />
Gerste vor<br />
und nach Aufschluss<br />
über die<br />
bereits genannte<br />
opticon®-Verfahrenstechnikuntersucht.<br />
In der aufgeschlossenenMischung<br />
waren<br />
nach einer Stunde<br />
bereits 90 Prozent<br />
der Stärke zu Glukose<br />
abgebaut, in<br />
der unbehandelten<br />
Mischung erst<br />
60 Prozent (siehe<br />
Abbildung „<strong>Aufgeschlossenes</strong><br />
<strong>Getreide</strong><br />
wird schneller abgebaut”).<br />
Da die Verweildauer<br />
des Futterbreies im vorderen Dünndarm<br />
weniger als eine Stunde beträgt<br />
und dann der Übertritt in das Ileum<br />
(Hüftdarm) folgt, gelangen bei ausschließlich<br />
unbehandelter <strong>Getreide</strong>mischung<br />
im Ferkelfutter entsprechend<br />
größere Mengen unverdauter Stärke in<br />
das Ileum. Diese stehen dann potenziell<br />
krankmachenden Darmbakterien<br />
wie E. coli, Salmonellen, aber auch dem<br />
Ileitis-Erreger Lawsonia intracellularis<br />
als Nahrungsquelle zur Verfügung. Der<br />
intensive Aufschluss der Stärke in der<br />
<strong>Getreide</strong>mischung und deren anteiliger<br />
Einsatz im Ferkelfutter kann somit wesentlichen<br />
Einfluss auf die Erhaltung<br />
eines stabilen und gesunden Darmmilieus<br />
ausüben.<br />
unbehandelte <strong>Getreide</strong>mischung<br />
aufgeschlossene<br />
<strong>Getreide</strong>mischung<br />
Verlauf des Stärkeabbaus vor und nach druckhydrothermischer Behandlung<br />
(In vitro-Messung der Glucosefreisetzung nach Pancreatin-Inkubation)<br />
Futterleitungen und im Trog positiv.<br />
Das Futter entmischt sich deutlich weniger<br />
und setzt sich im Trog wesentlich<br />
langsamer ab.<br />
<strong>Aufgeschlossenes</strong> <strong>Getreide</strong> kann auch<br />
die Akzeptanz des Ferkelfutters und die<br />
Futteraufnahme der Ferkel positiv beeinflussen.<br />
Ein Teil der aufgeschlossenen<br />
Stärke wird bereits im Maul der<br />
Ferkel durch die Speichelamylase verdaut<br />
und zu Maltose (Malzzucker) abgebaut.<br />
Dadurch entsteht ein natürlicher<br />
Süßgeschmack, der sich positiv<br />
auf Akzeptanz und die Futteraufnahme<br />
aus<strong>wirkt</strong>. Weiterhin wird beim jungen<br />
<strong>Getreide</strong> unter dem Mikroskop:<br />
links = unbehandelt,<br />
rechts = druckhydrothermisch<br />
aufgeschlossen.<br />
Fotos: BSSB/Schuhmann (1), Werkbild (3), Bräunig (1)<br />
3
4<br />
Wie vorstehend bereits erläutert, muss<br />
für eine optimierte Stärkeverdauung im<br />
vorderen Dünndarmbereich neben dem<br />
Einsatz von aufgeschlossenem Weizen<br />
gerade auch ein druckhydrothermischer<br />
Aufschluss von Teilen des in der<br />
Rezeptur verwendeten Mais erfolgen.<br />
Aber auch aufgeschlossene Gerste ist in<br />
Betracht zu ziehen. So zeigen Praxisuntersuchungen<br />
aus Spanien und anderen<br />
europäischen Ländern, dass bei<br />
Einsatz von aufgeschlossener Gerste im<br />
Ferkelfutter sowohl Zuwachsleistung<br />
als auch Futterverwertung signifikant<br />
verbessert werden konnten. Als Grund<br />
hierfür wird neben der verbesserten<br />
Stärkeverdaulichkeit im vorderen<br />
Dünndarmbereich die beim druckhydrothermischen<br />
Aufschluss stattfindende<br />
intensiven Konditionierung der Faserfraktionen<br />
gesehen. Dadurch werden<br />
diese Strukturkohlenhydrate in der<br />
Gerste besser löslich und erhalten ein<br />
gesteigertes Wasserbindevermögen.<br />
Dieser Faktor ist auch für die Kotkonsistenz<br />
nachweislich positiv zu werten.<br />
Fazit<br />
Ferkelfütterung<br />
So mit aufgeschlossenem <strong>Getreide</strong> mischen<br />
Die Tabelle gibt Empfehlungen, wie<br />
aufgeschlossenes <strong>Getreide</strong> phasengerecht<br />
in Futtermischungen für Absetzund<br />
Aufzuchtferkel verwendet werden<br />
sollte.<br />
In den Mischungen kann natürlich<br />
auch Mais als alternative <strong>Getreide</strong>art<br />
mit bis zu 20 Prozent der fertigen Mischung<br />
einbezogen werden. Dafür<br />
wird der Anteil Weizen entsprechend<br />
reduziert. Speziell bei Absetzgewichten<br />
deutlich unter 8 kg hat sich der Einsatz<br />
hochverdaulicher Proteinquellen wie<br />
*oder Sojaschrot + Mineralfutter für Ferkel + Säurekombination<br />
Die Leistung und Gesundheit der Ferkel<br />
können durch eine dem Verdauungsvermögen<br />
der Tiere in den einzelnen<br />
Aufzuchtphasen angepasste Futterzusammensetzung<br />
wesentlich unterstützt<br />
werden. „<strong>Aufgeschlossenes</strong> <strong>Getreide</strong>“<br />
Milchprodukte, Sojaproteinkonzentrat<br />
und Kartoffeleiweiß sowie auch Laktose<br />
als schnellverfügbare zusätzliche Energiequelle<br />
bewährt. In die auf dem Hof<br />
erstellte Absetzmischung sind diese<br />
Komponenten am Einfachsten und Sichersten<br />
durch spezielle Starterkonzentrate<br />
einzubringen. Die notwendige Ergänzung<br />
mit Protein, Aminosäuren, Vitaminen,<br />
Spurenelementen, Mineralstoffen<br />
und Säure erfolgt zum Beispiel<br />
über spezielle Ergänzungsfutter für Aufzuchtferkel.<br />
– kk –<br />
Zusammensetzung des Ferkelfutters in Prozent<br />
Futterkomponente Absetzmischung Aufzuchtmischung I Aufzuchtmischung II<br />
7-10 kg ab 10 kg ab 20 kg<br />
Weizen 15 - 30 30 - 50 30 - 50<br />
Gerste 10 - 20 15 - 30 15 - 30<br />
<strong>Getreide</strong>mix,<br />
aufgeschlossen<br />
25 - 40 10 - 20 0 - 10<br />
Starterkonzentrat 5 - 10 – –<br />
Ferkelergänzer* 25 - 30 25 - 30 25<br />
nimmt hier eine zentrale Position ein<br />
und ist heute nicht mehr nur ein Produkt<br />
für „Prestarter“, sondern findet<br />
zunehmend auch in Aufzuchtfutterkonzepten<br />
erfolgreich Anwendung.<br />
Beim Einsatz von aufgeschlossenem<br />
<strong>Getreide</strong> in der Ferkelfütterung sollte<br />
man nicht nur eine <strong>Getreide</strong>art betrachten,<br />
da die Kombination von aufgeschlossenem<br />
Weizen, Mais und Gerste<br />
zusätzliche Vorteile für die Verdauung,<br />
die Leistung und die Darmgesundheit<br />
der Ferkel bringt. Mit heute auf<br />
dem Markt verfügbaren neuen Techniken<br />
können diese drei <strong>Getreide</strong>arten<br />
auch als Mischung druckhydrothermisch<br />
aufgeschlossenen werden.<br />
Mit dem weitgehenden Aufschluss der<br />
Stärke (Aufschlussgrad im Mittel über<br />
70 Prozent) in dieser Mischung und deren<br />
anteilige Verwendung in einzelnen<br />
Ferkelfuttersorten – zwischen etwa 40<br />
und 20 Prozent je nach Fütterungsphase<br />
(siehe Kasten „ So mit aufgeschlossenem<br />
<strong>Getreide</strong> mischen”) – wird die Stärkeverdauung<br />
ganz gezielt in vordere Darmabschnitte<br />
verlagert. Neben einem damit<br />
verbundenen „Leistungseffekt”<br />
über eine bessere Verdaulichkeit und gesteigerte<br />
Futteraufnahme gelangt weniger<br />
unverdaute Stärke in das Ileum und<br />
den Dickdarm. So wird potenziellen<br />
Schadkeimen wie E. coli eine wichtige<br />
Nahrungsbasis entzogen und zusätzliche<br />
„Durchfallsicherheit” erreicht. (br)<br />
Sonderdruck