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Kongresse der CIAM, welche<br />
immer wieder die Zukunft der<br />
Städte zum Thema hatten. Er<br />
sah zudem die außenpolitische<br />
Dimension seines Plans:<br />
Saarbrücken als Zentrum einer<br />
wachsenden, multinationalen<br />
Region und einer Einwohnerzahl<br />
von weit mehr als 200000<br />
Menschen. Das alte, überkommene<br />
Saarbrücken sah er nicht<br />
ausreichend aufgestellt für<br />
diese Aufgabe. Somit trafen<br />
zwei völlig unterschiedliche<br />
Positionen aufeinander. Die<br />
pflichterfüllten Pragmatiker,<br />
die tagtäglich die große Not<br />
aber auch den ungeheuren<br />
Aufbauwillen der Bevölkerung<br />
vor Augen hatten, und der von<br />
der <strong>Sie</strong>germacht beauftrage<br />
Stadtplaner, der als Verhinderer<br />
oder Bremser gesehen wurde,<br />
der aber nicht zulassen wollte,<br />
<strong>das</strong>s eine Stadt erst saniert,<br />
wiederaufgebaut und anschließend,<br />
vielleicht schon nach<br />
wenigen Jahren in wesentlichen<br />
Teilen wieder abgerissen<br />
werden müsste, weil sie dann<br />
vielleicht ihre Aufgaben nicht<br />
mehr würde erfüllen können.<br />
Zur Verkehrsplanung<br />
Den größten Widerstand erfuhr<br />
Pingusson in Saarbrücken<br />
mit seiner Verkehrsplanung.<br />
So verwundert es kaum, <strong>das</strong>s<br />
davon nur wenig realisiert<br />
wurde. Doch gerade die<br />
Verkehrsplanung, selbstverständlich<br />
im Entwurfsplan<br />
nicht bis zum i-Tüpfelchen<br />
durchdacht, war der bei weitem<br />
interessanteste Teil seines<br />
Plans. Wäre man ihm gefolgt,<br />
hätte dies den Saarbrückern<br />
in den folgenden Jahren sehr<br />
viel Verdruss erspart.<br />
Pingusson plante für den<br />
Fernverkehr einen Autobahnring<br />
rund um Saarbrücken<br />
in Form von Tangenten.<br />
Ausgeführt wurde nur eine<br />
davon: die südliche Umfahrung<br />
(die aber schon, wenn<br />
auch in etwas anderer Form,<br />
in den 1930er Jahren als<br />
„Reichsautobahn“ geplant<br />
war). <strong>Sie</strong> sollte sowohl als<br />
Fernstrecke nach Paris als<br />
auch als Umfahrung der Stadt<br />
dienen. Doch selbst hier<br />
wurde nur ein kleiner Teil,<br />
und zwar nach dem Abschied<br />
Pingussons aus Saarbrücken,<br />
realisiert.<br />
Der von Pingusson geplante<br />
autobahnähnliche Abzweig<br />
zum Deutschmühlental und<br />
seine Weiterführung über<br />
eine neu zu errichtende<br />
Schanzenbergbrücke endet<br />
heute an der Metzerstraße.<br />
Ob eine Trasse als Ersatz für<br />
die von Pingusson geplante<br />
Nordumfahrung heute, nach<br />
erheblicher Bautätigkeit in diesem<br />
Bereich, noch gefunden<br />
werden kann, erscheint eher<br />
unwahrscheinlich. Das gleiche<br />
gilt für eine Osttangente.<br />
Ein großes Straßenkreuz,<br />
streng Nord-Süd bzw.<br />
Ost-West orientiert, wurde<br />
bisher sehr unterschiedlich<br />
gedeutet: als Straße für den<br />
Durchgangsverkehr oder<br />
als Prachtstraße. Es scheint<br />
aber, diese beiden Straßen<br />
waren als Transversalen mit<br />
Sammlerfunktion gedacht,<br />
trotz Kreuzungsfreiheit<br />
eher als Pracht – denn als<br />
Schnell- oder Durchgangsstraßen,<br />
aber mit einer bisher<br />
unerwähnten Funktion: als<br />
elementares Orientierungsmerkmal<br />
im Stadtbild, dies<br />
wegen der klaren, kompromisslosen<br />
Strenge der<br />
Ausrichtung, eher nach den<br />
Himmelsrichtungen als etwa<br />
nach der Topographie, nach<br />
historischen Gegebenheiten<br />
oder einer besonderen<br />
Zweckmäßigkeit orientiert.<br />
<strong>Sie</strong> teilten, ob gewollt<br />
oder ungewollt, die Stadt<br />
gewissermaßen in Quartiere:<br />
in eine Nord-Ost-, eine Süd-<br />
Ost-, eine Süd-West und eine<br />
Nord-West-Stadt.<br />
Städtebauliches Modell des Aufbauprojektes<br />
von Georges-Henri Pingusson<br />
für die Stadt Saarbrücken,<br />
Blick von Westen nach Osten<br />
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