Mai Juni - Internationaler Bodensee-Club eV
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Ohne Furcht: 40 Jahre nach seiner ersten und bisher einzigen Zauberflöten-Regie inszeniert Intendant David Pountney erneut die Mozartoper.<br />
„NOCH MEHR – ER IST MENSCH“<br />
Regisseur David Pountney über Die Zauberflöte<br />
„Die Zauberflöte vermittelt ein aufgeklärtes, humanistisches<br />
Ideal des Menschseins: Am Ende tragen ein normaler<br />
Mann und eine normale Frau die Verantwortung<br />
für die Zukunft der Gesellschaft, während sich der<br />
Machtapparat von Königinnen und Priestern als überflüssiges<br />
Brimborium erweist. Es gibt eine Stelle, in der<br />
Sarastros Priester sich fragen, ob es Tamino wohl gelingen<br />
werde, alle Prüfungsaufgaben zu meistern, denn er<br />
sei ja ein Prinz. Sarastro antwortet: „Noch mehr – er ist<br />
ein Mensch!“ Am Ende der Oper sieht man Tamino und<br />
Pamina nicht mehr als Prinz und Prinzessin, sondern<br />
tatsächlich nur als einen Mann und eine Frau. Für mich<br />
ist das das Fazit des Stücks. Die Zauberflöte ist durchdrungen<br />
von den Ideen der Aufklärung, einer Bewegung,<br />
die den menschlichen Verstand in den Mittelpunkt rückte<br />
und damit die Autorität althergebrachter Mächte wie<br />
Adel und Religion in Frage stellte.<br />
Würde sich aber Die Zauberflöte nur um solche Dinge<br />
drehen, wäre diese Oper wohl schon längst in Vergessenheit<br />
geraten. Mozart jedoch gelingt ein Spagat, wie<br />
wir ihn sonst nur von Shakespeare kennen: Die Zauberflöte<br />
ist auch ein wunderbar erzähltes Märchen! Sie ist<br />
charmant und unterhaltsam, bezaubernd und witzig, romantisch<br />
und geistreich – und transportiert nichtsdestotrotz<br />
eine große philosophische Botschaft.“<br />
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