Evaluationsbericht_Spik_2009 bpo 18.02.2010 - Integration durch ...
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DOSB I <strong>Integration</strong> <strong>durch</strong> Sport<br />
Evaluation der Fortbildungskonzeption<br />
„Sport interkulturell“ <strong>2009</strong>
1. Einleitung<br />
Das Modul „Sport interkulturell“ existiert seit 2004 als Qualifizierungsmaßnahme innerhalb<br />
des Programms „<strong>Integration</strong> <strong>durch</strong> Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes. Die<br />
Fortbildungskonzeption von „Sport interkulturell“ ist auf drei Säulen aufgebaut:<br />
1) Prozess und Teilnehmerorientierung<br />
2) Erfahrungslernen<br />
3) interkulturelles Lernen.<br />
Die Qualifizierungsmaßnahme verfolgt vier, vom Deutschen Olympischen Sportbund<br />
formulierte Ziele:<br />
1) „Sensibilisierung der Teilnehmer/innen für kulturell bedingte Differenz“<br />
2) „Erweiterung des Handlungsspektrums in Bezug auf die sozialen Beziehungen der<br />
Trainingsteilnehmenden“<br />
3) „Transfer des interkulturellen Lernens in den Verein“<br />
4) „<strong>Integration</strong> von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft und Zuwanderern/innen im<br />
Sport“<br />
Durchgeführt werden die Seminare von Trainern/-innen der Bildungsagentur Context sowie<br />
seit 2008 auch <strong>durch</strong> speziell geschulte Mitarbeiter/innen des Programms „<strong>Integration</strong> <strong>durch</strong><br />
Sport“. Diese Mitarbeiter/innen haben vor ihren Einsätzen in den Seminaren an einer vom<br />
Deutschen Olympischen Sportbund organisierten Schulung „Train the Trainer“<br />
teilgenommen.<br />
Um den Erfolg der Qualifizierungsmaßnahme festzustellen, wird seit dem Jahr 2006 eine<br />
Evaluation der Seminare <strong>durch</strong>geführt, in der der Entwicklungsprozess, die<br />
Seminarkonzeption, der Anwendungskontext, die sozialen Auswirkungen sowie die<br />
Nachhaltigkeit der Qualifizierungsmaßnahme untersucht werden.<br />
In der ersten Evaluationsphase (zweites Halbjahr 2006) wurden sechs Seminare, in der<br />
zweiten Phase (zweites Halbjahr 2007) drei Seminare, in der dritten Evaluationsphase<br />
(zweites Halbjahr 2008) zwei Seminare und in der nun vierten Phase (<strong>2009</strong>) 16 Seminare<br />
<strong>durch</strong>geführt, wovon 14 im Hinblick auf die Seminarkonzeption ausgewertet werden konnten.<br />
Die Befragung der Teilnehmer/innen erfolgte über einen zweiteiligen Kurzfragebogen, der<br />
am Ende des Seminars ausgeteilt wird. Im ersten Teil haben die Teilnehmer/innen die<br />
Möglichkeit das Seminar hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte zu bewerten, im zweiten Teil<br />
werden sozialstrukturelle Merkmale der Teilnehmer/innen sowie deren Funktionen im<br />
Sportverein erfragt. Der Fragebogen beinhaltet sowohl geschlossene Fragen mit<br />
vorgegebenen Antwortmöglichkeiten als auch offene Fragen, die für die Auswertung jeweils<br />
zu analysierbaren Kategorien zusammengefasst wurden.<br />
Die Analyse der Antworten erfolgt zum einen in Form von univariaten<br />
Häufigkeitsverteilungen, zum anderen wurden bivariate Analysen in Form von Kreuztabellen<br />
<strong>durch</strong>geführt. Um signifikante Unterschiede im Hinblick auf ausgewählte Merkmale zu<br />
untersuchen, wurden der Chi²-Test 1 <strong>durch</strong>geführt und das Zusammenhangsmaß Cramers V 2<br />
1 Der Chi²-Test ist eine statistische Methode, mit der überprüft werden kann, ob ein beobachteter Zusammenhang<br />
Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zulässt. Ein großer Chi²-Wert deutet auf einen Zusammenhang zwischen<br />
zwei Variablen hin. Mit Hilfe des Chi²-Werts und der Anzahl der Freiheitsgrade (df) wird <strong>durch</strong> den Chi²-Test<br />
die Wahrscheinlichkeit bestimmt, mit der sich Abweichungen auch dann ergeben, wenn zwischen den Variablen<br />
der Grundgesamtheit kein Zusammenhang besteht. Die Signifikanz p, die auch als Irrtumswahrscheinlichkeit<br />
bezeichnet wird, gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit man einen Irrtum begeht, wenn die Nullhypothese<br />
(=Annahme, dass zwei Variablen voneinander unabhängig sind) zurückgewiesen wird. Je kleiner p, umso größer<br />
ist die Wahrscheinlichkeit, dass in der Grundgesamtheit ein Zusammenhang besteht. (vgl. Brosius 2004).
estimmt. Aufgrund der Vielzahl an bivariaten Analysen, werden in dem vorliegenden Bericht<br />
lediglich diejenigen aufgeführt, bei denen ein signifikanter Unterschied festgestellt werden<br />
konnte.<br />
Die Ergebnisse der vierten Evaluationsphase werden im folgenden Bericht<br />
zusammengefasst und teilweise im Vergleich mit den Vorjahren dargestellt. Aufgrund einiger<br />
inhaltlicher Veränderungen bei der Seminar<strong>durch</strong>führung und einer Überarbeitung des<br />
Fragebogens lassen sich die Ergebnisse jedoch nur eingeschränkt vergleichen.<br />
Abschließend werden einige Handlungsempfehlungen präsentiert, die aus der Auswertung<br />
der Ergebnisse hervorgehen.<br />
2. Evaluationsergebnisse der Seminare „Sport interkulturell“ des Jahres <strong>2009</strong><br />
Dieser Bericht präsentiert die Evaluationsergebnisse der vierten Evaluationsphase der<br />
Seminare „Sport interkulturell“ aus dem Jahr <strong>2009</strong>.<br />
Im Zeitraum von März bis November <strong>2009</strong> wurden insgesamt 16 Seminare in 12<br />
Bundesländern <strong>durch</strong>geführt, von denen 14 in die Auswertung einfließen konnten. 11<br />
Seminare wurden von Trainer/innen der Bildungsagentur Context <strong>durch</strong>geführt, 3 weitere<br />
von speziell geschulten Mitarbeiter/innen des Programms „<strong>Integration</strong> <strong>durch</strong> Sport“, die zuvor<br />
an einer vom Deutschen Olympischen Sportbund organisierten Schulung „Train the Trainer“<br />
teilgenommen hatten.<br />
Mit Hilfe von Kurzfragebögen konnten 208 Teilnehmer/innen aus 14 Seminaren befragt<br />
werden. Zwei weitere Seminare konnten nicht evaluiert werden, da dort keine Fragebögen<br />
verteilt wurden.<br />
Eine Gesamtübersicht der <strong>durch</strong>geführten Seminare zeigt die folgende Tabelle.<br />
Bundesland Termin Umsetzung<br />
mit Context<br />
absolut<br />
Teilnehmerzahl<br />
Baden-Württemberg 10.-12.07.09 ja 13 6,3%<br />
Bayern 08.-10.05.09 ja 16 7,7%<br />
Berlin 09.-11.03.09 nein 10 4,8%<br />
Brandenburg k.A. nein 13 6,3%<br />
Bremen 05.-07.06.09 ja 13 6,3%<br />
Hamburg 24.-24.10.09 ja 16 7,7%<br />
Hessen 24.-26.04.09 ja 15 7,2%<br />
Mecklenburg-Vorpommern 03.-05.04.09 ja 17 8,2%<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
13.-15.03.09 ja 13<br />
06.-08.11.09 ja 17<br />
31.10.-01.11.09 ja 7<br />
20.-22.11.09 ja 14<br />
06.-08.03.09 ja k.A.<br />
prozentual<br />
14,4%<br />
10,1%<br />
2 Cramers V ist ein Zusammenhangsmaß, das die Stärke der Zusammenhänge angibt; sein Wert liegt immer<br />
zwischen 0 und 1; geht der Wert gegen 0 besteht ein schwacher bzw. kein Zusammenhang, geht der Wert gegen<br />
1 liegt ein guter bzw. perfekter Zusammenhang vor. (vgl. Brosius 2004).
Bundesland Termin Umsetzung<br />
mit Context<br />
14.-15.03.09 ja k.A.<br />
absolut<br />
Teilnehmerzahl<br />
prozentual<br />
Sachsen-Anhalt k.A. nein 23 11,1%<br />
Schleswig-Holstein 26.-28.06.09 ja 21 10,1%<br />
208 100,0%<br />
Tab. 1: Gesamtübersicht der Seminare „Sport interkulturell“ <strong>2009</strong><br />
Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Vollerhebung der Teilnehmer/innen weitaus<br />
umfangreicher. Im Jahr 2008 wurden nur zwei Seminare mit 21 Teilnehmer/innen, 2007 drei<br />
Seminare mit 36 Teilnehmer/innen und 2006 immerhin sechs Seminare mit 89<br />
Teilnehmer/innen evaluiert.<br />
2.1 Sozialstrukturelle Merkmale<br />
Dieses Kapitel umfasst eine deskriptive univariate, in ausgewählten Fällen auch bivariate<br />
Analyse der sozialstrukturellen Merkmale der Teilnehmer. Zur Erfassung der<br />
sozialstrukturellen Verteilung wurden die Merkmale Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund,<br />
Schulbildung und Arbeitslosigkeit erfragt, deren univariate Häufigkeitsverteilungen in der<br />
folgenden Tabelle ersichtlich sind.<br />
Merkmal Kategorie Häufigkeiten<br />
absolut<br />
prozentual<br />
Geschlecht männlich 133 63,9%<br />
weiblich 69 33,2%<br />
k.A. 6 2,9%<br />
Alter bis 20 29 13,9%<br />
21-30 49 23,6%<br />
31-40 37 17,8%<br />
41-50 41 19,7%<br />
51-60 25 12,0%<br />
älter als 60 8 3,8%<br />
k.A. 19 9,1%<br />
Migrationshintergrund ja 105 50,5%<br />
nein 89 42,8%<br />
k.A. 14 6,7%<br />
Schulabschluss kein Abschluss 1 0,5%<br />
Haupt-/Volksschule 22 10,6%<br />
Realschule/Mittlere Reife 44 21,2%<br />
Polytechnische Oberschule 8 3,8%
Merkmal Kategorie Häufigkeiten<br />
absolut prozentual<br />
Schulabschluss FH-Reife 30 14,4%<br />
Abitur 74 35,6%<br />
anderen Abschluss 3 1,4%<br />
noch keinen Abschluss 14 6,7%<br />
fehlend 12 5,8%<br />
Arbeitslosigkeit ja 29 13,9%<br />
nein 165 79,3%<br />
k. A. 14 6,7%<br />
Tab. 2: Sozialstrukturelle Merkmale der Seminarteilnehmer<br />
<strong>2009</strong> war die Geschlechterverteilung in den Seminaren, wie bereits in den Jahren 2006<br />
und 2008 sehr unausgeglichen. Mit einem Anteil von 63,9% waren männliche Teilnehmer<br />
deutlich überrepräsentiert.<br />
Die Altersstruktur der Teilnehmer/innen ist, wie in den Vorjahren, auch in der vierten<br />
Evaluationsphase sehr heterogen und zeigt, dass <strong>durch</strong> die Qualifizierungsmaßnahme ein<br />
breites Altersspektrum erreicht werden konnte. Der jüngste Teilnehmer war 14 Jahre, der<br />
älteste 72 Jahre alt. Die Altersverteilung wurde zu sechs Kategorien zusammengefasst, in<br />
denen, außer bei den über 60-Jährigen, jeweils mindestens 12% der Teilnehmer/innen<br />
vertreten waren. Am stärksten war mit 23,6% die Altersklasse der 21- bis 30-Jährigen<br />
repräsentiert.<br />
Zur Erfassung des Migrationshintergrunds wurden die Teilnehmer/innen lediglich nach<br />
dem eigenen Herkunftsland gefragt. Demzufolge wird davon ausgegangen, dass alle<br />
Teilnehmer/innen, die nicht Deutschland als ihr Herkunftsland angegeben haben einen<br />
Migrationshintergrund aufweisen, alle anderen keine bzw. keine eigene Migrationserfahrung<br />
haben. Inwieweit diese eventuell Migranten/-innen der zweiten oder dritten Generation sind,<br />
wurde im Fragebogen leider nicht erfasst und konnte in der Auswertung nicht berücksichtigt<br />
werden. Insgesamt nahmen im Jahr <strong>2009</strong> 105 Personen (50,5%) mit und 89 Personen<br />
(42,8%) ohne Migrationshintergrund teil. Das Verhältnis ist im Gegensatz zum Jahr 2008<br />
wieder relativ ausgeglichen. Die häufigsten Herkunftsländer der Seminarteilnehmer/innen<br />
aus Zuwandererfamilien sind Russland (28,6%), Kasachstan (13,3%), Türkei (12,4%) und<br />
Ukraine (10,5%).<br />
Hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Betrachtung der Teilnehmer/innen mit und ohne<br />
Migrationshintergrund ergibt sich eine eher ungleiche Verteilung. Insgesamt sind bei den<br />
Männern mehr Teilnehmer mit Migrationshintergrund (60,2%) und bei den Frauen mehr<br />
Teilnehmerinnen ohne Migrationshintergrund (56,9%) vertreten. Die Unterschiede sind laut<br />
Chi²-Test zwar signifikant (Chi²=5,069, df=1, p=0,024), das Zusammenhangsmaß Cramers<br />
V=0,162 ergibt allerdings einen eher schwachen Zusammenhang.
Geschlechtsspezifische Verteilung des<br />
Migrationshintergrunds<br />
70<br />
60<br />
60,2<br />
56,9<br />
Prozent<br />
50<br />
40<br />
30<br />
39,8<br />
43,1<br />
20<br />
10<br />
0<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Geschlecht<br />
mit Migrationshintergrund<br />
ohne Migrationshintergrund<br />
Abb. 1: Geschlechtsspezifiche Verteilung des Migrationshintergrunds<br />
Die Betrachtung der altersspezifischen Verteilung der Menschen mit und ohne<br />
Migrationshintergrund ergibt, dass beide Gruppen in allen Altersklassen vertreten sind. Die<br />
meisten Teilnehmer/innen mit Migrationshintergrund sind in den Altersklassen 21-30 und 31-<br />
40 Jahre, die wenigsten in den Altersklassen bis 20 und >60 Jahre.<br />
Altersspezifische Verteilung des<br />
Migrationshintergrunds<br />
Prozent<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
85,7<br />
66,7 66 68,6<br />
48,851,2 48<br />
52<br />
33,3<br />
34 31,4<br />
14,3<br />
bis 20 21-30 31-40 41-50 51-60 >60<br />
Alter in Jahren<br />
mit Migrationshintergrund<br />
ohne Migrationshintergrund<br />
Abb. 2: Altersspezifische Verteilung des Migrationshintergrunds<br />
Die Häufigkeitsverteilung der Teilnehmer/innen mit und ohne Migrationshintergrund in den<br />
Alterskategorien weist laut Chi²-Test einen signifikanten Unterschied auf (Chi²=15,528, df=5,<br />
p=0,008). Das Zusammenhangsmaß Cramer V=0,292 ergibt allerdings einen nur schwachen<br />
Zusammenhang der beiden Merkmale.<br />
Die Analyse der Schulabschlüsse führt zu dem Ergebnis, dass 50% der<br />
Seminarteilnehmer/innen über einen hohen Schulabschluss (Abitur oder Fachhochschulreife)
verfügen. Der überwiegende Anteil (31,8%) der übrigen Teilnehmer/innen kann einen Hauptoder<br />
Realschulabschluss vorweisen. Nur ein Teilnehmer hat keinen Abschluss, 14<br />
Teilnehmer/innen (6,7%) haben aufgrund ihres Alters noch keinen Schulabschluss.<br />
Obwohl der Großteil der Teilnehmer/innen (79,3%) nicht von Arbeitslosigkeit betroffen ist,<br />
ist der Anteil der arbeitslosen Personen mit 13,9% dennoch relativ hoch. Im Vergleich zu den<br />
früheren Erhebungsjahren ist dieser Wert jedoch der niedrigste. Ein Vergleich der<br />
Arbeitslosenzahlen bei Teilnehmern/-innen mit und ohne Migrationshintergrund ergibt, dass<br />
deutlich mehr Teilnehmer/innen mit Migrationshintergrund arbeitslos sind (25%). Bei den<br />
Teilnehmern/-innen ohne Migrationshintergrund sind es nur 4,6%. Der Chi²-Wert 14,780<br />
(df=1, p=0,000) ist bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0% höchst signifikant. Das<br />
Zusammenhangsmaß Cramers V=0,281 ergibt allerdings einen nur schwachen<br />
Zusammenhang der beiden Merkmale.<br />
Verteilung der Arbeitslosigkeit in Abhängigkeit<br />
vom Migrationshintergrund<br />
Prozent<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
75<br />
25<br />
mit Migrationshintergrund<br />
arbeitslos<br />
95,4<br />
4,6<br />
ohne Migrationshintergrund<br />
nicht arbeitslos<br />
Abb. 3: Verteilung der Arbeitslosigkeit in Abhängigkeit vom Migrationshintergrund<br />
2.2 Bewertung von Seminarinhalten und Methoden <strong>durch</strong> die Teilnehmer/innen<br />
Auch in diesem Kapitel werden sowohl deskriptive univariate als auch, in ausgewählten<br />
Fällen bivariate Analysen der Bewertung des Seminars <strong>durch</strong> die Teilnehmer/innen<br />
präsentiert.<br />
Zunächst konnten die Seminarteilnehmer/innen auf einer vierstufigen Bewertungsskala<br />
angeben, wie gut ihnen das Seminar gefallen hat (vgl. Abb. 4). Von 204 gültigen Antworten<br />
haben 98% der Teilnehmer/innen das Seminar positiv bewertet. Nur 2% hat das Seminar<br />
weniger gut gefallen.<br />
In einem weiteren Analyseschritt wurde die Bewertung nach ausgewählten Merkmalen<br />
differenziert betrachtet (vgl. Abb. 4). Lediglich die geschlechtsspezifische Verteilung ergibt<br />
laut des Chi²-Tests einen signifikanten Unterschied (Chi²=7,544, df=1, p=0,006). 81,2% der<br />
Teilnehmerinnen und nur 63,8% der Teilnehmer bewerten das Seminar als sehr gut. Der<br />
Zusammenhang zwischen der positiven Bewertung des Seminars und dem Geschlecht ist<br />
nach Cramer V=0,197 jedoch nur sehr schwach. Die anderen Merkmale weisen keine<br />
signifikanten Unterschiede auf.<br />
Im Anschluss wurden die Seminarteilnehmer/innen in offenen Fragen gebeten zu notieren,<br />
was ihnen im Seminar besonders gut und was ihnen nicht gut gefallen hat. Zusätzlich sollten<br />
die Teilnehmer/innen in einer weiteren Frage angeben, von welchen speziellen Inhalten des<br />
Seminars sie sich besonders, von welchen sie sich weniger angesprochen fühlten bzw.
welche Inhalte unverständlich waren. Um die Angaben der Teilnehmer/innen auszuwerten,<br />
wurden diese in Kategorien eingeordnet. Außerdem sollten die Teilnehmer/innen das<br />
Seminar hinsichtlich der Verständlichkeit der Vermittlung, der verwendeten Methoden und<br />
des zeitlichen Umfangs bewerten.<br />
Gesamtbewertung des Seminars (ausdifferenziert)<br />
Gesamt<br />
Migrationshintergund<br />
ja<br />
nein<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Altersgruppen<br />
bis 20<br />
21-30<br />
31-40<br />
41-50<br />
51-60<br />
>60<br />
höchster Schulabschluss<br />
Abitur<br />
kein Abitur<br />
Seminarleitung von Context<br />
ja<br />
nein<br />
68,8<br />
74<br />
64,4<br />
63,8<br />
81,2<br />
64,3<br />
64,6<br />
77,8<br />
75,6<br />
60<br />
87,5<br />
60,3<br />
75,6<br />
69,6<br />
71,7<br />
27,4<br />
26<br />
31<br />
34,6<br />
15,9<br />
28,6<br />
33,3<br />
22,2<br />
24,4<br />
40<br />
12,5<br />
34,2<br />
24,4<br />
27,8<br />
28,3<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Prozent<br />
sehr gut eher gut weniger gut überhaupt nicht<br />
Abb. 4: Gesamtbewertung des Seminars nach ausgewählten Merkmalen<br />
2.2.1 Positive Aspekte des Seminars<br />
Fast alle befragten Teilnehmer/innen (N=201) nannten einen oder mehrere positive Aspekte<br />
des Seminars. Aufgrund der Nennungen der Befragten konnten fünf Kategorien festgelegt<br />
werden: „Methoden/Inhalte“, „Seminarleitung/Durchführung/Organisation“, „Gruppenzusammensetzung/Gemeinschaft“,<br />
„Atmosphäre“ und „Sonstiges“. Die prozentualen Häufigkeitsverteilungen<br />
sind in der folgenden Graphik dargestellt:
Besonders gut gefallen haben mir...<br />
Prozent<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
77,6<br />
31,8 31,3<br />
25,9<br />
10,4<br />
Methoden/Inhalte<br />
Sonstiges<br />
Seminraleitung/Durchfü<br />
hrung/Orga<br />
Gruppenzusammensetz<br />
ung/Gemeinschaft<br />
Atmosphäre<br />
Abb. 5: Kategorisierte positive Aspekte des Seminars<br />
Vor allem die Methoden und Inhalte wurden von 77,6% der Teilnehmer/innen positiv<br />
bewertet. Um die konkreten Methoden und Inhalte, die von den Teilnehmern/-innen genannt<br />
wurden darzustellen, wurde diese Kategorie nochmals differenzierter betrachtet (vgl. Abb.6).<br />
Die Kategorie „Methoden/Inhalte“ wurde bereits im Jahr 2008 am häufigsten positiv bewertet.<br />
Des Weiteren bewerteten ca. ein Drittel der Teilnehmer/innen die Seminarleitung bzw.<br />
Durchführung und Organisation des Seminars positiv und ein Viertel betont die gelungene<br />
Gruppenzusammensetzung sowie das Gemeinschaftsgefühl. Auf die Kategorie „Sonstiges“<br />
entfällt eine Vielzahl an Einzelnennungen, z. B. Bewertungen, die sich auf Essen, Unterkunft<br />
oder Freizeit beziehen.
Positiv bewertete Methoden/Inhalte<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
25,2<br />
21,3<br />
17,4<br />
14,8<br />
5,8 5,8 5,2 4,5<br />
0<br />
Spiele/Modelle<br />
Meinungs-<br />
/Erfahrungsaustausch<br />
Sonstiges<br />
Sport<br />
Gruppenarbeit<br />
Prozent<br />
Abwechslung<br />
Theorie/Praxis<br />
Konfliktlösungen<br />
Themenvielfalt<br />
Abb. 6: Von den Teilnehmern/-innen positiv bewertete Methoden/Inhalte<br />
Von den 156 Teilnehmern/-innen, die die Methoden und Inhalte positiv bewerteten, entfielen<br />
die meisten Nennungen auf die Kategorie „Spiele/Modelle“ (25,2%) und „Meinungs-<br />
/Erfahrungsaustausch“ (21,3%). Darüber hinaus werden von 14,8% der Teilnehmer/innen die<br />
sportlichen Aktivitäten positiv bewertet. Außerdem lobten die Teilnehmer/innen die<br />
Gruppenarbeit, die Abwechslung von Theorie und Praxis, die Konfliktlösungen sowie die<br />
Themenvielfalt. Die Kategorie „Sonstiges“ umfasst in diesem Fall vor allem allgemeine<br />
Nennungen zu Inhalten und Methoden, aber auch Einzelnennungen, für die es nicht möglich<br />
war eine eigene Kategorie festzulegen.<br />
2.2.2 Negative Aspekte des Seminars<br />
Auf die Frage „Was hat dir nicht gut gefallen?“ antworteten 101 Teilnehmer/innen. Somit<br />
machte über 50% der Befragten keine negative Angabe zum Seminar. Die Angaben der<br />
Teilnehmer wurden zu acht Kategorien zusammengefasst. Da die Nennungen der<br />
Teilnehmer/innen sehr unterschiedlich und teilweise sehr speziell ausfielen, fällt eine Vielzahl<br />
der Antworten in die Kategorie „Sonstiges“ (32,7%). Vor allem der zeitliche Umfang wurde<br />
von vielen Teilnehmern/-innen (24,8%) negativ bewertet. Weitere negative Aspekte sind in<br />
der folgenden Abbildung ersichtlich:
Nicht gut gefallen haben mir...<br />
60<br />
50<br />
51,4<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
32,7<br />
Prozent<br />
24,8<br />
8,9 8,9 7,9 7,9<br />
5 4<br />
nichts/keine Angabe<br />
Sonstiges<br />
zeitl. Umfang<br />
Spiele/Methoden<br />
Seminar<strong>durch</strong>führung/<br />
Ablauf/Orga<br />
Gruppe/Verhalten<br />
Verhältnis<br />
Praxis/Theorie<br />
Sprachprobleme/kultur<br />
elle Unterschiede<br />
zu wenig Sport<br />
Abb. 7: Kategorisierte negative Aspekte des Seminars<br />
2.2.3 Besonders ansprechende Themen<br />
163 Teilnehmer/innen äußerten sich zu der Frage nach besonders ansprechenden Themen.<br />
Zunächst wurden die Angaben zu vier groben Kategorien zusammengefasst (vgl. Abb. 8),<br />
die in einem weiteren Analyseschritt aber nochmals differenzierter betrachtet wurden.<br />
Besonders ansprechende<br />
Inhalte/Methoden/Beispiele<br />
Prozent<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
38,7<br />
28,1<br />
21,7<br />
11,5<br />
Spiele<br />
sonstige/allg.<br />
Inhalte/Themen<br />
spezielle<br />
Inhalte/Übungen<br />
Modelle/Bilder<br />
Abb. 8: Besonders ansprechende Inhalte/Methoden/Beispiele<br />
Aufgrund der Fragestellung im Fragebogen („Gab es im Seminar Inhalte/Methoden/Beispiele<br />
die dich besonders angesprochen haben? Wenn ja, welche? (z.B. Bilder, Themen, Spiele,<br />
Übungen)“) nannten viele der Befragten bereits vorgegebene Oberbegriffe, z. B. Spiele oder<br />
Bilder. Diese Antworten wurden in der Kategorie „sonstige/allgemeine Inhalte/Themen“<br />
zusammengefasst, die 28,1% der Antworten umfasst. 91 (38,7%) der befragten<br />
Teilnehmer/innen fühlten sich besonders von den <strong>durch</strong>geführten Spielen angesprochen,<br />
wovon 48,4% der Antworten auf Spiele allgemein entfallen. Teilnehmer/innen, die konkrete<br />
Spiele nannten, lobten vor allem das Kartenspiel Barnga (18,7%) sowie die Sport- (8,8%)
und Kennenlernspiele (6,6%). Bereits im Jahr 2008 gaben 41,9% der befragten<br />
Teilnehmer/innen an, von den <strong>durch</strong>geführten Spielen am stärksten angesprochen worden<br />
zu sein.<br />
21,7% der Teilnehmer/innen (N=51) gaben darüber hinaus spezielle Inhalte und Übungen als<br />
besonders ansprechend an, so z. B. Konfliktlösungen (23,5%), Wahrnehmungs- und<br />
Bewusstseinsübungen (15,7%), Übungen zur kulturellen Sichtweise (15,7%) und<br />
Vertrauensübungen (9,8%). Auf die Kategorie „Modelle/Bilder“ entfielen 11,5% der<br />
Antworten. Sehr angesprochen fühlten sich die Teilnehmer/innen vor allem von dem Eisberg-<br />
Modell (33,3%), dem Lebensbaum (25,9%) und dem Kulturrucksack (18,5%).<br />
2.2.4 Schwer zugängliche Themen<br />
Auf die offene Frage nach schwer zugänglichen bzw. unverständlichen Seminarinhalten und<br />
-themen antworteten lediglich 32 Teilnehmer/innen. 82,7% der Befragten hatten keine<br />
Schwierigkeiten mit dem Verständnis bestimmter Inhalte. Die gemachten Angaben der<br />
Teilnehmer/innen beziehen sich jedoch weniger auf Methoden und Inhalte, sondern eher auf<br />
allgemeine Schwierigkeiten (vgl. Abb.9), z. B. mit Theorien und Fachbegriffen (18,8%),<br />
sprachlichen Schwierigkeiten mancher Teilnehmer/innen (18,8%) und dem Verständnis der<br />
verschiedenen Religionen und Kulturen (15,6%).<br />
Die Nennung einer nur geringen Anzahl schwer zugänglicher Themen bzw. genereller<br />
Schwierigkeiten lässt darauf schließen, dass die Verständlichkeit der Vermittlung und die<br />
Auswahl der Seminarinhalte gut auf die Teilnehmergruppe abgestimmt waren.<br />
Unverständliches/schwer Zugängliches<br />
Prozent<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
25<br />
21,9<br />
18,8 18,8<br />
15,6<br />
Spiele/Übungen<br />
Sonstiges<br />
sprachl.<br />
Schwierigkeiten<br />
Theorie/Fachbegr<br />
iffe<br />
Religion/Kulturell<br />
es<br />
Abb. 9: Unverständliche/schwer zugängliche Themen<br />
In einem weiteren Analyseschritt wurde die Annahme, dass die Verständlichkeit der Themen<br />
vom Migrationshintergrund der Teilnehmer/innen bzw. von der Seminarleitung abhängt, auf<br />
signifikante Unterschiede untersucht. Um einen gültigen Chi²-Test <strong>durch</strong>führen zu können,<br />
wurden die Nennungen zusammengefasst in: „Ja, es gab Unverständliches“ und „Nein, mir<br />
war nichts unverständlich“. Im Hinblick auf den Migrationshintergrund der Teilnehmer/innen<br />
konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden (Chi²=0,015, df=1, p=0,901). Zu<br />
einem anderen Ergebnis kommt der Chi²-Test dagegen hinsichtlich der Seminarleitung<br />
(Chi²=12,602, df=1, p=0,000). Nur 12,3% der Teilnehmer/innen nannten<br />
Unverständliches/schwer Zugängliches wenn die Seminarleitung von Context war, wogegen<br />
34,8% der Teilnehmer/innen Schwierigkeiten mit unverständlichen Inhalten hatten wenn das
Seminar nicht von einem/r Context-Mitarbeiter/in <strong>durch</strong>geführt wurde. Das<br />
Zusammenhangsmaß Cramers V=0,246 ergibt allerdings einen eher schwachen<br />
Zusammenhang.<br />
2.2.5 Bewertung der Seminar<strong>durch</strong>führung: Inhalte/Methoden<br />
In einer weiteren Frage des Teilnehmerfragebogens wurden die Teilnehmer/innen gebeten,<br />
die Gestaltung der Methoden sowie der Verständlichkeit der Vermittlung der Inhalte <strong>durch</strong><br />
die Seminarleitung auf einer vierstufigen Skala zu bewerten. 200 Teilnehmer/innen gaben<br />
eine Bewertung ab, sodass die Ergebnisse in folgender Abbildung zusammengefasst werden<br />
konnten:<br />
Bewertung der Gestaltung der Methoden/Inhalte<br />
Methoden<br />
66<br />
31,5<br />
Inhalte<br />
70,5<br />
27,5<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Prozent<br />
sehr verständlich/interessant<br />
eher unverständlich/uninteressant<br />
eher verständlich/interessant<br />
völlig unverständlich/uninteressant<br />
Abb. 10: Bewertung der Gestaltung der Methoden/Inhalte <strong>durch</strong> die Seminarleitung<br />
Sowohl die Beurteilung der Gestaltung der Methoden, als auch die Beurteilung der<br />
Verständlichkeit der Vermittlung der Inhalte ergibt ein positives Bild. 66% der<br />
Teilnehmer/innen bewerteten die Gestaltung der Methoden <strong>durch</strong> die Seminarleitung als<br />
„sehr interessant“, 31,5% als „eher interessant“. Auch die Vermittlung der Inhalte wurde,<br />
ähnlich wie im Jahr 2008, von 70,5% der Teilnehmer/innen als „sehr verständlich“, von<br />
27,5% als „eher verständlich“ bewertet. Vor allem die Bewertung der verwendeten Methoden<br />
hat sich gegenüber den Vorjahren weiterhin verbessert: 2006 bewerteten nur 25% die<br />
Methoden als „sehr interessant“, 2007 immerhin schon 57%.<br />
Auch in diesem Fall wurde die Annahme, dass die Verständlichkeit der Inhalte vom<br />
Migrationshintergrund der Teilnehmer/innen bzw. von der Seminarleitung abhängt, in einem<br />
weiteren Analyseschritt auf signifikante Unterschiede untersucht. Um einen gültigen Chi²-<br />
Test <strong>durch</strong>führen zu können, wurden die Kategorie „eher unverständlich“ wegen der zu<br />
geringen Werte nicht berücksichtigt. Der Chi²-Test ergibt hinsichtlich des<br />
Migrationshintergrunds der Teilnehmer/innen keine signifikanten Unterschiede (Chi²=4,512,<br />
df=2, p=0,105), allerdings sind die Unterschiede in Bezug auf die Seminarleitung signifikant<br />
(Chi²=8,503, df=1, p=0,004). Drei Viertel aller Teilnehmer/innen, die ein von Context<br />
geleitetes Seminar besucht haben, bewertete die Inhalte als sehr verständlich. Bei<br />
Seminaren, die nicht von Context-Mitarbeitern/-innen <strong>durch</strong>geführt wurden, waren es nur<br />
52%. Das Zusammenhangsmaß Cramers V=0,208 ergibt allerdings einen eher schwachen<br />
Zusammenhang.
2.2.6 Bewertung der Seminar<strong>durch</strong>führung: zeitlicher Umfang<br />
Die Bewertung der Angemessenheit der Dauer des Seminars und des Umfangs der Inhalte<br />
<strong>durch</strong> die Teilnehmer/innen wurde ebenfalls auf einer vierstufigen Skala erfasst. Die<br />
Angaben von 199 Teilnehmern/-innen wurden in nachfolgender Graphik dargestellt:<br />
Umfang der Inhalte und Dauer des Seminars<br />
Dauer<br />
6,5<br />
72,4<br />
21,1<br />
Inhalte<br />
16,6<br />
74,9<br />
8,5<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Prozent<br />
zu viel/zu lang gerade richtig zu wenig/zu kurz<br />
Abb. 11: Bewertung des Umfangs der Inhalte und Dauer des Seminars<br />
Jeweils ca. drei Viertel der Befragten bewerteten sowohl den Umfang der Inhalte (74,9%) als<br />
auch die Dauer des Seminars (72,4%) als gerade richtig. Mehr Informationen hätten sich<br />
8,5% der Seminarteilnehmer/innen gewünscht und 16,6% der Befragten sind der Meinung,<br />
dass das inhaltliche Angebot zu umfangreich war (im Vergleich bisher höchster Wert). Im<br />
Gegensatz dazu bewerteten 21,1% der Teilnehmer/innen die Dauer des Seminars als zu<br />
kurz. Nur 6,5% der Teilnehmer/innen war das Seminar zu lang.<br />
Diese Ergebnisse unterscheiden sich von denen der vorangegangenen Evaluationsphasen.<br />
Die größte Zufriedenheit mit der zeitlichen Dauer und dem Umfang der Inhalte bestand in der<br />
zweiten Evaluationsphase.<br />
3. Antizipierte Auswirkungen<br />
Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit dem Erfolg der Seminare „Sport interkulturell“ ist<br />
die Veränderung persönlicher Faktoren der Seminarteilnehmer/innen wie zum Beispiel die<br />
Veränderung von Einstellungen, Kenntnissen und der Motivation, am Thema „Sport<br />
interkulturell“ weiter zu arbeiten. Darüber hinaus ist ein entscheidender Erfolgsfaktor darin zu<br />
sehen, die Teilnehmer/innen dazu zu befähigen, in ihren Arbeitsbereichen Veränderungen<br />
bewirken zu können. Dies drückt sich auch in den vom Deutschen Olympischen Sportbund<br />
formulierten Zielen für die Seminare „Sport interkulturell“ aus (vgl. Kapitel 1).<br />
Die Analyse der Ergebnisse in den folgenden Kapiteln liefert Hinweise darauf, ob diese<br />
Seminarziele erreicht werden konnten.<br />
3.1 Veränderungen von persönlichen Faktoren<br />
Um den Erfolg des Seminars beurteilen zu können, ist es wichtig zu erfahren, inwiefern sich<br />
bei den Teilnehmern/-innen selbst <strong>durch</strong> das Seminar etwas verändert hat. Hierzu wurden<br />
die Befragten gebeten auf einer vierstufigen Skala persönliche Veränderungen in Bezug auf<br />
die Kenntnisse zum Thema „interkulturelles Lernen“, die Einstellung zu Menschen aus<br />
anderen Kulturen, die Motivation an diesem Thema weiterzuarbeiten und die Möglichkeit in<br />
der Vereinspraxis etwas zur interkulturellen Verständigung beitragen zu können,
einzuschätzen. Die Ergebnisse aus 203 bzw. 205 Antworten sind in folgender Abbildung<br />
dargestellt:<br />
Persönliche Veränderungen <strong>durch</strong> die<br />
Seminarteilnahme in Bezug auf...<br />
Vereinspraxis<br />
26,3<br />
59<br />
13,2<br />
Motivation<br />
37,4<br />
47,3<br />
8<br />
Einstellung<br />
23,2<br />
47,3<br />
25,1<br />
Kenntnisse<br />
19,5<br />
59<br />
21<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Prozent<br />
sehr viel viel wenig gar nichts<br />
Abb. 12: Persönliche Veränderungen <strong>durch</strong> die Seminarteilnahme<br />
Aus der Abbildung geht hervor, dass die persönlichen Veränderungen in allen Bereichen<br />
positiv eingeschätzt wurden. Vor allem die Motivation am Thema weiterzuarbeiten, konnte<br />
bei vielen Teilnehmern/-innen gestärkt werden (84,7%). Darüber hinaus fühlt sich ein<br />
Großteil der Seminarteilnehmer/innen in der Lage, einen Beitrag zur interkulturellen<br />
Verständigung im Vereinsalltag leisten zu können (85,3%). Die Frage nach der Veränderung<br />
von Einstellungen zu Menschen anderer Kulturen sowie von Kenntnissen zum Thema<br />
„interkulturelles Lernen“ wurde von einem etwas geringeren Anteil der<br />
Seminarteilnehmer/innen positiv beantwortet: 25,1% bzw. 21% der Befragten gaben an, dass<br />
sich nur wenig verändert hat. Dies muss aber kein negatives Zeichen sein, da viele<br />
Seminarteilnehmer/innen bereits vor ihrem Seminarbesuch positive Einstellungen zu<br />
Menschen aus anderen Kulturen hatten.<br />
3.2 Veränderungen der Sicherheit in der Gruppe<br />
In einer weiteren Frage wurden die Teilnehmer/innen gefragt, ob sie sich <strong>durch</strong> den<br />
Seminarbesuch sicherer in ihrem Verein bzw. ihrer Sportgruppe fühlen. Die Ergebnisse sind<br />
in der nachfolgenden Abbildung dargestellt, die auf der Datengrundlage von 201<br />
Teilnehmern erstellt wurde.
Veränderung des Gefühls der Sicherheit im<br />
Verein / in der Gruppe<br />
Prozent<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
32,7 33,2<br />
15,9<br />
trifft völlig zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft überhaupt<br />
nicht zu<br />
5,3<br />
Abb. 13: Veränderungen des Gefühls der Sicherheit im Verein bzw. der Gruppe<br />
13,1% der Teilnehmer/innen gaben an in keinem Verein aktiv zu sein bzw. keine Gruppe zu<br />
leiten und werden deshalb nicht in der Abbildung dargestellt. Zwei Drittel der<br />
Teilnehmer/innen glauben, sich nach der Seminarteilnahme sicherer in ihrem Verein/ihrer<br />
Gruppe zu fühlen. Diese Angaben entsprechen in etwa denen des Jahres 2008. Obwohl<br />
insgesamt jede/r fünfte Teilnehmer/in angibt sich weniger oder überhaupt nicht sicherer zu<br />
fühlen, muss dies nicht unbedingt negativ sein, da sich viele Teilnehmer/innen schon vor der<br />
Teilnahme an dem Seminar sicher in ihrem Verein gefühlt haben.<br />
In einem weiteren Analyseschritt wurden zwei Annahmen auf signifikante Unterschiede<br />
untersucht: Das Gefühl der Sicherheit hängt davon ab, ob die Teilnehmer einen<br />
Migrationshintergrund aufweisen oder nicht und davon, ob die Seminare von Context-<br />
Mitarbeitern/-innen <strong>durch</strong>geführt wurden. Um einen gültigen Chi²-Test <strong>durch</strong>führen zu<br />
können, wurden die Kategorien „trifft weniger zu“ und „trifft überhaupt nicht zu“<br />
zusammengefasst. Im Hinblick auf den Migrationshintergrund der Teilnehmer/innen konnte<br />
ein signifikanter Unterschied festgestellt werden (Chi²=12,403, df=2, p=0,002). Insgesamt<br />
geben mehr Teilnehmer/innen mit (45,7%) als ohne Migrationshintergrund (25,3%) an, sich<br />
<strong>durch</strong> den Seminarbesuch sicherer zu fühlen. Umgekehrt geben nur 14,9% der<br />
Teilnehmer/innen mit Migrationshintergrund und 36% ohne an, dass sie sich weniger oder<br />
überhaupt nicht sicherer fühlen. Das Zusammenhangsmaß Cramers V=0,271 ergibt jedoch<br />
einen eher schwachen Zusammenhang. Hinsichtlich der Seminarleitung ergibt der Chi²-Test<br />
ebenfalls einen signifikanten Unterschied (Chi²=8,586, df=2, p=0,014). Entgegen der<br />
Erwartung fühlen sich insgesamt mehr Teilnehmer/innen (55%) sicherer, die ein Seminar<br />
besucht haben, das nicht von Context <strong>durch</strong>geführt wurde. Dagegen fühlen sich nur 32,6%<br />
der Teilnehmer/innen, die ein von Context <strong>durch</strong>geführtes Seminar besucht haben, nach der<br />
Teilnahme sicherer. Das Zusammenhangsmaß Cramers V=0,218 ergibt allerdings einen<br />
eher schwachen Zusammenhang.
3.3 Antizipierte Veränderungsmöglichkeiten im Sportkontext/Verein<br />
Um den Erfolg des Seminars beurteilen zu können, wurden die Teilnehmer/innen in einer<br />
weiteren Frage darum gebeten, einzuschätzen inwieweit sie sich nach der Seminarteilnahme<br />
sicherer fühlen, in bestimmten Bereichen Veränderungen erzielen zu können. Die<br />
Ergebnisse dieser antizipierten Veränderungsmöglichkeiten im Sportverein liefern Hinweise<br />
darauf, ob die oben genannten Ziele der Qualifizierungsmaßnahme erreicht wurden.<br />
Antizipierte Veränderungsmöglichkeiten im Hinblick auf...<br />
Kulturen besser zu verstehen<br />
33,5<br />
53,4<br />
10,8<br />
Umgang mit fremdem Verhalten<br />
37,4<br />
46<br />
14,9<br />
Miteinander zu fördern<br />
53,2<br />
34,1<br />
11<br />
Umgang mit Konflikten<br />
41,1<br />
39,4<br />
16,6<br />
Aufmerksamkeit für soz. Umfeld<br />
35,3<br />
44,1<br />
17,1<br />
gemeinsame Aktivitäten<br />
42,8<br />
39,9<br />
15,6<br />
Anwendung von Seminarinhalten<br />
46,2<br />
35,8<br />
15<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Prozent<br />
trifft völlig zu trifft überwiegend zu trifft weniger zu trifft überhaupt nicht zu<br />
Abb. 14: Antizipierte Veränderungsmöglichkeiten <strong>durch</strong> die Seminarteilnahme<br />
Insgesamt wird deutlich, dass jeweils über 80% der Seminarteilnehmer/innen sich im<br />
Anschluss an das Seminar zutraut, Veränderungen in bestimmten sozialen vereins- und<br />
gruppeninternen Bereichen bewirken zu können. Die meisten Teilnehmer/innen (87,3%)<br />
trauen sich zu das Miteinander im Training fördern zu können. Dieser Bereich hat sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr am stärksten verbessert. 53,2% der Teilnehmer/innen befürworten die<br />
Kategorie „trifft völlig zu“, 2008 waren es nur 15%. Weitere 86,9% der Teilnehmer/innen<br />
haben das Gefühl <strong>durch</strong> das Seminar andere Kulturen besser verstehen zu können. Am<br />
wenigsten sicher fühlen sich die Teilnehmer/innen im Umgang mit Konflikten und dem<br />
sozialen Umfeld des Vereins. In diesen beiden Bereichen sahen 19,5% bzw. 20,6% der<br />
Teilnehmer/innen keine Möglichkeit Veränderungen bewirken zu können.<br />
4. Erreichen der Seminarziele<br />
Hinsichtlich der Seminarziele, „Erweiterung des Handlungsspektrums der Seminarteilnehmer<br />
in Bezug auf die sozialen Beziehungen der Trainingsteilnehmenden“ und „die <strong>Integration</strong> von<br />
Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft und Zuwanderer im Sport“ bedeuten die Ergebnisse<br />
des dritten Kapitels, dass <strong>durch</strong> das Seminar für einen Großteil der Teilnehmer/innen<br />
grundlegende Handlungskompetenzen vermittelt werden konnten, soziale Beziehungen<br />
unter den Teilnehmenden in den Sportgruppen zu verbessern und die <strong>Integration</strong> von<br />
Zuwanderern und Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft zu fördern. Im Hinblick auf die<br />
genannten persönlichen Veränderungen der Teilnehmer/innen <strong>durch</strong> das Seminar, deuten<br />
die Ergebnisse darauf hin, dass zumindest auch das Seminarziel „Sensibilisierung der<br />
Teilnehmer für kulturell bedingte Differenz“ erreicht werden konnte.<br />
Da es sich hierbei lediglich um antizipierte Veränderungsmöglichleiten im Verein bzw. der<br />
Sportgruppe <strong>durch</strong> die Seminarteilnehmer/innen handelt, müssen diese Ergebnisse jedoch<br />
sehr vorsichtig interpretiert werden.
5. Erfolgverbessernde Faktoren<br />
Um den Erfolg des Seminars verbessern zu können, wurden die Seminarteilnehmer/innen<br />
gebeten, mögliche erfolgverbessernde Faktoren anzugeben. 104 Teilnehmer/innen (50%)<br />
machten entsprechende Vorschläge, die in acht Kategorien zusammengefasst wurden und in<br />
der folgenden Abbildung dargestellt werden:<br />
Vorschläge zur Erfolgsverbesserung des<br />
Seminars<br />
25<br />
23,1<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
17,3 16,3<br />
12,5<br />
9,6 9,6<br />
5,8 5,8<br />
0<br />
Erweiterung der<br />
Methoden<br />
Sonstiges<br />
Erweiterung der<br />
TN/Referenten/Gäste<br />
mehr Praxisbezug<br />
Prozent<br />
mehr Sport<br />
mehr<br />
Zeit/gemeinsame<br />
Freizeit<br />
Aufbau-<br />
/Folgeseminar<br />
TN-<br />
Unterlagen/Zusamme<br />
nfassung<br />
Abb. 12: Vorschläge zur Erfolgsverbesserung des Seminars<br />
Die Vorschläge zur Verbesserung des Seminarerfolgs liegen wie in den vergangenen Jahren<br />
auch vor allem im Bereich der Seminargestaltung. 23,1% der Teilnehmer/innen schlagen vor<br />
die Methoden zu erweitern, z. B. <strong>durch</strong> moderne Präsentationsmittel, Rollenspiele oder die<br />
Bereitstellung kultureller Hintergrundinformationen. In der Kategorie „Sonstiges“ sind mit<br />
17,3% der Nennungen sehr vielfältige, aber nur einzelne Vorschläge zusammengefasst,<br />
darunter z. B. Organisatorisches oder das Angebot einer sprachlichen Unterstützung. Eine<br />
weitere Kategorie beinhaltet den Wunsch nach Erweiterung der Gruppe, z. B. <strong>durch</strong> eine<br />
gemischtere Teilnehmerzusammensetzung v. a. <strong>durch</strong> mehr Menschen mit<br />
Migrationshintergrund, <strong>durch</strong> Kinder und Jugendliche oder geladene Gäste, z. B. in Form von<br />
Experten. Außerdem äußerten die Teilnehmer/innen Wünsche nach mehr Praxisbezug, mehr<br />
Sport und mehr Zeit v. a. auch gemeinsame Freizeit. Weiterhin werden die Durchführung von<br />
Aufbau- und Folgeseminaren sowie Teilnehmerunterlagen und Zusammenfassungen zum<br />
Mitnehmen gewünscht.
6. Funktion im Sportverein<br />
Die Funktionen der Seminarteilnehmer/innen im Sportverein wurden mit einer offenen Frage<br />
im Fragebogen erhoben, sodass Mehrfachantworten möglich waren. Die Nennungen der<br />
Teilnehmer/innen wurden in Kategorien zusammengefasst und sind in der nachfolgenden<br />
Abbildung ersichtlich:<br />
Funktion im Sportverein<br />
Prozent<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
13,5<br />
65,7<br />
13,5 13<br />
8,2<br />
4,8 4,3 3,9 2,4 1,9<br />
keine/k.A.<br />
Trainer/Übungsleiter<br />
Vorstand/Vorsitzender<br />
Sonstiges<br />
Abteilungs-<br />
/Jugendleiter<br />
Betreuer/Trainingshelfer<br />
Sportler/Spieler<br />
<strong>Integration</strong>sbeauftragter<br />
FSJler/Praktikant<br />
Schiri/Kampfrichter<br />
Abb. 13: Funktionen der Teilnehmer/innen im Sportverein<br />
Die Auswertung der Nennungen ergibt ein sehr differenziertes Bild hinsichtlich der<br />
Funktionen der Seminarteilnehmer/innen im Sportverein. Ähnlich wie in den vorherigen<br />
Evaluationsphasen liegt ein Schwerpunkt auf der Ausübung von Trainer- und<br />
Übungsleitertätigkeiten. Der Anteil ist mit 65,7% allerdings nochmals deutlich angestiegen.<br />
Weitere Tätigkeiten, wie z. B. Vorstandsarbeit (13,5%), Abteilungs- und Jugendleiter/in<br />
(8,2%) oder <strong>Integration</strong>sbeauftragte/r (3,9%) werden von einem weitaus geringeren Anteil<br />
der Teilnehmer/innen ausgeübt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Anteil der<br />
Teilnehmer/innen, die keine Funktion im Sportverein inne haben von 35% im Jahr 2008 auf<br />
13,5% im Jahr <strong>2009</strong> wieder deutlich zurückgegangen. Unter der Kategorie „Sonstiges“<br />
wurden auch hier wieder Einzelnennungen zusammengefasst, die teilweise sehr speziell<br />
sind, z. B. Präventionsbeauftragte/r, Schwimmausbilder/in oder Event-Manager/in.<br />
Hinsichtlich der Annahme, dass die Funktionen der Teilnehmer/innen im Sportverein vom<br />
Migrationshintergrund und vom Geschlecht abhängen, wurden in einem weiteren<br />
Analyseschritt Kreuztabellen der drei am häufigsten genannten Funktionen<br />
(Trainer/Übungsleiter, Vorstandsmitglied und Abteilungs-/Jugendleiter) erstellt. Eine<br />
Untersuchung auf signifikante Unterschiede im Hinblick auf den Migrationshintergrund und<br />
das Geschlecht der Teilnehmer/innen ergab jedoch, dass keine signifikanten Unterschiede<br />
hinsichtlich der beiden Merkmale bestehen. Die Verteilung der Geschlechter und der<br />
Teilnehmer mit Migrationshintergrund ist in den einzelnen Funktionen, bis auf wenige<br />
unbedeutende Ausnahmen, relativ ausgeglichen.
7. Sportliche Qualifikation<br />
Erstmalig im Fragebogen enthalten, ist eine weitere offene Frage, mit der die sportlichen<br />
Qualifikationen der Teilnehmer/innen erfragt wurden. Aufgrund der Angaben von 171<br />
Teilnehmern/-innen konnten Kategorien festgelegt und in folgender Graphik dargestellt<br />
werden:<br />
Sportliche Qualifikationen<br />
Prozent<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
36,8<br />
31,6<br />
24<br />
12,3<br />
7,6<br />
5,3<br />
keine/k.A.<br />
Übungsleiterlizenz<br />
Trainerlizenz<br />
Sonstiges<br />
Dipl.Sportlehrer<br />
Kampf-<br />
/Schiedsrichterlizenz<br />
Abb. 14: Sportliche Qualifikationen der Teilnehmer<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass der überwiegende Anteil der Teilnehmer/innen (36,8%) keine<br />
sportliche Qualifikation vorzuweisen hat. Diejenigen Teilnehmer/innen, die angaben sportlich<br />
qualifiziert zu sein, verfügen v. a. über eine Übungsleiter- (31,6%) oder Trainerlizenz (24%).<br />
In einem weiteren Analyseschritt wurden die Teilnehmer/innen mit Trainer- und/oder<br />
Übungsleiterlizenz auf signifikante Unterschiede hinsichtlich des Migrationshintergrunds und<br />
des Geschlechts untersucht. Der Chi²-Test ergab jedoch lediglich signifikante Unterschiede<br />
bei der Geschlechterverteilung. 30,4% der männlichen und nur 13% der weiblichen<br />
Teilnehmer verfügen über eine Trainerlizenz. Umgekehrt ist das Verhältnis bei der<br />
Übungsleiterlizenz: nur 26,8% der Männer und 42,6% der Frauen können eine<br />
Übungsleiterlizenz vorweisen. Laut Zusammenhangsmaß Cramers V sind die bestehenden<br />
Zusammenhänge allerdings nur schwach.
8. Zusammenfassung<br />
In der vierten Evaluationsphase im Jahr <strong>2009</strong> wurden zum zweiten Mal in Folge Seminare<br />
auch von Mitarbeitern/-innen des Programms „<strong>Integration</strong> <strong>durch</strong> Sport“ in den<br />
Landessportbünden <strong>durch</strong>geführt. Die Mitarbeiter/innen hatten vor ihren Einsätzen in den<br />
Seminaren an einer Schulung „Train the Trainer“ teilgenommen.<br />
Von 16 <strong>durch</strong>geführten Seminaren konnten 14 Seminare, mit 208 teilnehmenden Personen<br />
ausgewertet werden. Die Geschlechterverteilung war mit 63,9% männlichen Teilnehmern<br />
wie bereits in den Jahren 2006 und 2008 erneut sehr unausgeglichen. Die Altersstruktur war<br />
weiterhin heterogen, der jüngste Teilnehmer war 14 Jahre, der älteste 72 Jahre alt. Das<br />
Verhältnis der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund war im Vergleich zum Vorjahr<br />
wieder relativ ausgeglichen. 50,5% der Teilnehmer/innen wiesen eine eigene, 42,8% wiesen<br />
keine eigene Migrationserfahrung auf. Inwiefern die Teilnehmer/innen Migranten/-innen der<br />
zweiten oder dritten Generation sind, wird nicht deutlich, da nur nach dem eigenen<br />
Herkunftsland und nicht nach dem der Eltern gefragt wurde.<br />
Das Engagement der Seminarteilnehmer/innen im organisierten Sport zeigt ähnlich wie in<br />
den Vorjahren einen Schwerpunkt in der Ausübung einer Übungsleiter- bzw. Trainertätigkeit<br />
im Sportverein. Der Anteil ist mit 65,6% allerdings nochmals deutlich angestiegen. Weitere<br />
Tätigkeiten, wie z. B. Vorstandsmitglied, Abteilungs- und Jugendleiter/in oder<br />
<strong>Integration</strong>sbeauftragte/r werden von einem weitaus geringeren Anteil der Teilnehmer/innen<br />
ausgeübt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Anteil der Teilnehmer/innen, die keine<br />
Funktion im Sportverein inne haben von 35% im Jahr 2008 auf 13,5% im Jahr <strong>2009</strong> wieder<br />
deutlich zurückgegangen.<br />
Die Bewertung des Seminars <strong>durch</strong> die Teilnehmer/innen ist auch in dieser<br />
Evaluationsphase insgesamt sehr positiv ausgefallen. 68,8% der Teilnehmer/innen hat das<br />
Seminar sehr gut, 27,4% eher gut gefallen. Positiv haben die Teilnehmer/innen v. a. die<br />
Methoden und Inhalte bewertet (77,6%), wobei besonders die Spiele und Modelle sowie der<br />
Meinungs- und Erfahrungsaustausch gelobt wurden. Negativ bewertete Aspekte beziehen<br />
sich v. a. auf den zeitlichen Umfang.<br />
Bevorzugt wurden von den Teilnehmern/-innen des Seminars praktische Inhalte und Spiele<br />
(38,7%), z. B. das Kartenspiel Barnga sowie Sport- und Kennenlernspiele. Auf die Frage<br />
nach schwer zugänglichen Themen machten nur 32 Teilnehmer/innen Angaben, die sich<br />
jedoch eher auf allgemeine Schwierigkeiten, z. B. mit Theorien und Fachbegriffen,<br />
sprachlichen Problemen und dem Verständnis der verschiedenen Religionen und Kulturen<br />
bezogen. 82,7% der Befragten hatten keine Schwierigkeiten mit dem Verständnis bestimmter<br />
Inhalte.<br />
Hinsichtlich der Seminar<strong>durch</strong>führung liegen ebenfalls überwiegend positive<br />
Rückmeldungen von den Seminarteilnehmern/-innen vor. Dies trifft sowohl auf die<br />
Verständlichkeit der Vermittlung (für 70,5% der Teilnehmer/innen ist sie sehr verständlich, für<br />
27,5% verständlich), als auch auf die Angemessenheit der Dauer und die Angemessenheit<br />
des Umfangs der Inhalte zu. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass einige<br />
Teilnehmer/innen das Seminar als zu kurz (21,1%) und die inhaltlichen Informationen als zu<br />
viel (16,5%) empfanden.<br />
Faktoren, die den Seminarerfolg verbessern könnten, sehen die Teilnehmer/innen wie in<br />
den vergangenen Jahren auch, vor allem in der Erweiterung der Methoden bzw. der<br />
Seminargestaltung, z. B. <strong>durch</strong> moderne Präsentationsmittel, Rollenspiele oder die<br />
Bereitstellung kultureller Hintergrundinformationen und Teilnehmerunterlagen. Außerdem<br />
besteht der Wunsch nach der Erweiterung bzw. Durchmischung der Gruppe und<br />
Durchführung von Aufbau- und Folgeseminaren.<br />
Die Auswertung der antizipierten Veränderungsmöglichkeiten der Teilnehmer/innen<br />
ergeben für den Bereich der persönlichen Faktoren, dass bei einem Großteil der<br />
Seminarteilnehmer/innen (84,7%) die Motivation, am Thema weiter zu arbeiten gestärkt
werden konnte und sich die Kenntnisse zum Thema „Interkulturelles Lernen“ verbessert<br />
haben. Der überwiegende Teil der Seminarteilnehmer/innen fühlt sich dazu in der Lage,<br />
einen Beitrag zur interkulturellen Verständigung im Sportverein leisten zu können. Auch<br />
hinsichtlich der Sicherheit im Umgang mit Sportgruppen zeigt sich, dass der Großteil der<br />
Teilnehmer/innen sich nach der Teilnahme am Seminar sicherer fühlt. In Bezug auf<br />
antizipierte Möglichkeiten der Veränderungen, die im Sportkontext umgesetzt werden<br />
können, kann festgehalten werden, dass der überwiegende Anteil der<br />
Seminarteilnehmer/innen (je über 80%) sich zutraut, Veränderungen in bestimmten vereinsund<br />
gruppeninternen Bereichen erzielen zu können. Dies bezieht sich v. a. auf den besseren<br />
Umgang mit anderem/fremdem Verhalten, das bessere Verständnis anderer Kulturen sowie<br />
darauf, das Miteinander im Training zu fördern. Weniger gut glauben die Seminarteilnehmer<br />
eine Aufmerksamkeit für das soziale Umfeld des Vereins entwickeln und mit Konflikten<br />
umgehen zu können.<br />
Im Hinblick auf die Ziele 3 und 4 der Qualifizierungsmaßnahme „Sport interkulturell“<br />
bedeuten diese Ergebnisse, dass für einen Großteil der Teilnehmer/innen grundlegende<br />
Handlungskompetenzen vermittelt werden konnten.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Teilnehmerstruktur:<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎜<br />
Verstärkte Gewinnung von Frauen für die Qualifizierungsmaßnahme, um ein<br />
ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis zu erzielen<br />
Erweiterung des Teilnehmerkreises auf mehr Migranten/-innen, um das<br />
interkulturelle Lernen und den Austausch zu fördern<br />
Erweiterung des Teilnehmerkreises auf mehr Kinder und Jugendliche<br />
Einladen von Gästen oder Experten (z. B. mit Migrationshintergrund), um den<br />
Erfahrungsaustausch zu fördern<br />
Teilnehmerakquirierung <strong>durch</strong> gezielte persönliche Ansprache bestimmter<br />
Personen oder Zielgruppen<br />
Seminarkonzeption und inhaltliche Gestaltung<br />
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Information bzw. Diskussion über Inhalte und Ziele zu Beginn des Seminars, um<br />
ggf. gemeinsam mit den Teilnehmern/-innen Interessen-Schwerpunkte<br />
festzulegen<br />
verstärkte Klärung von Fachbegriffen und Theorien, z. B. <strong>durch</strong> praktische<br />
Beispiele<br />
verstärkte Erläuterung kultureller Unterschiede/Religionen<br />
Angebot von Aufbau-/Folgeseminaren, einerseits um den zeitlichen Umfang<br />
auszudehnen, andererseits um Abwechslung anzubieten für Teilnehmer die<br />
bereits einmal ein Seminar besucht haben<br />
Bereitstellen eines ausreichenden Zeitfensters zum Erfahrungsaustausch<br />
Stärkerer Praxisbezug, v. a. in Form von Sport<br />
Erarbeitung eines Fazits/einer Zusammenfassung des Seminars gemeinsam mit<br />
den Teilnehmern/-innen<br />
Organisation eines Austauschs zwischen den Teilnehmern/-innen in gewissem<br />
Abstand nach dem Seminar, um über Erfahrungen, Umsetzungen usw. zu<br />
berichten
Rahmenbedingungen<br />
⎜ bereits vor dem Seminar ausreichende Informationen zur Verfügung stellen, z. B.<br />
über Ziele des Seminars, das Programm, den Ablaufplan etc.<br />
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Sonstiges<br />
Abbau von Sprachbarrieren, evtl. Gewinnung von Übersetzern für die Seminare,<br />
Erfassung von Sprachproblemen schon vor dem Seminar (bei Anmeldung)<br />
Undisziplinierte/störende Teilnehmer „bestrafen“ bzw. unter den Seminarleitern/-innen<br />
klären, wie man mit solchen Fällen umgeht<br />
Zeitlichen Umfang ausdehnen, z. B. über zwei Wochenenden oder alternativ den<br />
Umfang der Inhalte reduzieren<br />
Seminare auch unter der Woche z. B. Vormittags anbieten je nach Interesse der<br />
Teilnehmer/innen<br />
Teilnehmerunterlagen zur Verfügung stellen<br />
Angebot von Kinderbetreuung, um mehr weibliche Teilnehmerinnen zu gewinnen<br />
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Austausch der Seminarleiter/innen über Erfahrungen in Seminaren
10. Literatur<br />
Brosius, F. (2004): SPSS 12. Bonn: mitp-Verlag.<br />
Deutscher Olympischer Sportbund (2005). Sport interkulturell. Fortbildungskonzept zur<br />
kulturellen Vielfalt im sportlichen Alltag. Unveröffentlichte Seminarkonzeption.<br />
Seidenstücker, S. (2007): 1. Zwischenbericht zum Projekt „Evaluation der<br />
Seminarkonzeption Sport interkulturell“. Universität Koblenz-Landau, Campus Landau:<br />
Unveröffentlichter Projektbericht.<br />
Seidenstücker, S. (2008): 2. Zwischenbericht zum Projekt „Evaluation der<br />
Seminarkonzeption Sport interkulturell“. Universität Koblenz-Landau, Campus Landau:<br />
Unveröffentlichter Projektbericht.<br />
Seidenstücker, S. (2008): 3. Zwischenbericht zum Projekt „Evaluation der<br />
Seminarkonzeption Sport interkulturell“. Universität Koblenz-Landau, Campus Landau:<br />
Unveröffentlichter Projektbericht.<br />
Seidenstücker, S. (2008): 4. Zwischenbericht zum Projekt Evaluation der Seminarkonzeption<br />
„Sport interkulturell“ Projektbericht der vierten Evaluationsebene: Evaluation der sozialen<br />
Auswirkungen und Projektbericht der fünften Evaluationsebene: Evaluation der<br />
Nachhaltigkeit. Universität Landau, Campus Landau: Unveröffentlichter Projektbericht.<br />
Seidenstücker, S. (<strong>2009</strong>): 5. Zwischenbericht zum Projekt „Evaluation der<br />
Seminarkonzeption Sport interkulturell“. Universität Koblenz-Landau, Campus Landau:<br />
Unveröffentlichter Projektbericht.
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