(r)evolution3 2001/9-10/23 - Inwo
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evolution<br />
Alternativen zum Kapitalismus Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong><br />
Alternativen zum Kapitalismus Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong><br />
Euro 2,75<br />
sFr 4,75<br />
ATS 40,-<br />
DM 5,50<br />
Teil 2 der Serie<br />
Geld, Macht und Parteien –<br />
keine Chance für Reformen? 8<br />
Swissair<br />
Täglich eine Million an Schuldzinsen? 11<br />
Vortrag Prof. Murata<br />
Eine neue Ökonomie<br />
für eine neue Zivilisation 14<br />
Glaube, Geld, Gene – die drei Gs G´s<br />
Gott oder Mammon?<br />
Kritische Nachbetrachtungen zum Evangelischen Kirchentag <strong>2001</strong> in Frankfurt /Main 5 5
Editorial<br />
Editorial<br />
Prinzip Hoffnung<br />
Inhalt<br />
zum Titelbild<br />
3 ...und kommen und gehen und...<br />
Visionen /Wettbewerb<br />
4 • Utopie-Wettbewerb der r-evolution<br />
2<br />
Im letzten Heft<br />
fanden Sie mehrere<br />
Kommentare<br />
zu den Terroranschlägen<br />
in Amerika. Trotz<br />
unterschiedlicher Gedankengänge<br />
stimmten die Autoren im Tenor<br />
in ihrer Warnung vor militärischen<br />
Gegenschlägen und<br />
der damit verbundenen Gefahr<br />
einer nicht endenden Gewaltspirale<br />
überein.<br />
Inzwischen sind diese Warnungen<br />
schon von der Realität überholt.<br />
Obwohl das Pentagon eine<br />
Woche nach Beginn der US-Luftangriffe<br />
auf Afghanistan die ersten<br />
zivilen Opfer einräumen<br />
musste, werden Kabul und andere<br />
Städte weiter massiv bombardiert,<br />
Bin Ladens Netzwerk<br />
droht mit neuem Terror, es tauchen<br />
immer mehr Briefe mit<br />
Milzbranderregern auf, die amerikanische<br />
Bevölkerung deckt<br />
sich noch stärker als zuvor mit<br />
Waffen ein, in Pakistan und anderswo<br />
kommt es zu blutigen Demonstrationen<br />
gegen die US-Militärschläge<br />
– kurzum: die Gewaltspirale<br />
dreht sich bereits...<br />
Auch andere Konflikte, wie z.B.<br />
um Kaschmir oder Abchasien<br />
flammen in dieser angespannten<br />
Weltlage wieder auf.<br />
Die NATO-Spitze und die westlichen<br />
Regierungen erklären sich<br />
uneingeschränkt mit der US-Regierung<br />
solidarisch. Die Vereinnahmung,<br />
mit der SPD-Bundeskanzler<br />
Schröder für die gesamte<br />
deutsche Bevölkerung zu sprechen<br />
vorgab, empfand ich dabei<br />
als Anmaßung ohnegleichen.<br />
Natürlich sollte damit der öffentlichen<br />
Meinung die Richtung gewiesen<br />
werden. Selbst die Grünen<br />
müssen als Koalitionspartner<br />
"Sprachregelungen" treffen<br />
und sich hinter der UN-Menschenrechtskommissarin<br />
Robinson<br />
verstecken, wenn sie Kritik<br />
an den amerikanischen Militärschlägen<br />
üben wollen. Solche<br />
Kritik ist offenbar nicht erwünscht,<br />
da die Öffentlichkeit<br />
gerade auf die Beteiligung deutscher<br />
Soldaten eingestimmt werden<br />
soll.<br />
Für mich persönlich, als werdender<br />
Mutter, haben die weltpolitischen<br />
Geschehnisse eine<br />
ganz spezielle Dimension. Wie<br />
wird die Welt aussehen, wenn<br />
unser Kind in wenigen Monaten<br />
ihr Licht erblickt? Es fällt mir in<br />
diesen Tagen des Terrors und<br />
Hasses nicht leicht, mir eine lebensfreundliche<br />
Zukunft für die<br />
kommende Generation vorzustellen.<br />
Trotzdem ist mein Prinzip Hoffnung.<br />
Die Kommentatoren in<br />
unserer letzten Ausgabe mahnten<br />
an, soziale, ökonomische<br />
und politische Gerechtigkeit<br />
herzustellen, um somit dem Terrorismus<br />
den Nährboden zu<br />
entziehen. Ich hoffe, dass ausreichend<br />
Menschen überall auf<br />
der Welt den Mut und die Ausdauer<br />
beweisen, dies von ihren<br />
Regierungen einzufordern. Ich<br />
hoffe, dass sie den Willen und<br />
die Energie aufbringen, durch<br />
ihre eigene Lebensführung einen<br />
Beitrag dazu zu leisten. Ich<br />
hoffe es für alle Kinder dieser<br />
Welt, damit die Voraussetzungen<br />
für ein friedliches Zusammenleben<br />
in der Zukunft<br />
geschaffen werden. Für mich<br />
zählt eine Geld- und Bodenreform<br />
zu diesen Voraussetzungen.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
wünscht Ihnen<br />
Beate Bockting<br />
Kritische Nachbetrachtungen zum<br />
Evangelischen Kirchentag <strong>2001</strong> in Frankfurt<br />
5 Gott oder Mammon?<br />
Geld, Macht und Parteien –<br />
keine Chance für Reformen?<br />
6 Wie kann man Reformen durchsetzen?<br />
Aus den Regionalgruppen<br />
<strong>10</strong> INWO Schweiz<br />
12 INWO Österreich<br />
INWO Deutschland<br />
11<br />
Vortrag von Mitsuhei Murata<br />
14 Eine neue Ökonomie<br />
für eine neue Zivilisation<br />
Geldpolitik Japan<br />
16 vom Dilemma der japanischen<br />
Geldpolitik<br />
Forschungsprojekt<br />
16 Lokale Ökonomie<br />
in der Warburger Börde<br />
Hip-Hop Szene thematisiert Geld<br />
16 Kritische Töne von TORCH<br />
Agenda<br />
20 Termine und Veranstaltungen<br />
Rubriken<br />
17 Sie fragen - wir antworten<br />
13 Buchbesprechungen<br />
20 Interview mit Marco Lustenberger<br />
<strong>23</strong> Impressum<br />
Die "r-evolution" ist ein Gemeinschaftsprojekt der drei<br />
Mitgliedsorganisationen der Internationalen Vereinigung<br />
für Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO) in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz. Die INWO setzt sich für ein<br />
gerechtes Geldsystem ohne Zinsdruck, Inflation, Deflation<br />
und Schuldenkrise ein. Für ein Bodenrecht, das allen einen<br />
Anteil an der Nutzung sichert und Spekulationsgewinne<br />
einiger weniger verhindert. Vereine und Gruppen mit vergleichbarer<br />
Zielsetzung sind eingeladen, sich an dem Projekt<br />
zu beteiligen.<br />
Die "r-evolution" ersetzt das traditionsreiche Schweizer<br />
Blatt "evolution" sowie den deutschen "INWO-Rundbrief"<br />
als Mitgliederzeitschriften. Ein "evolutionärer", sprich allmählicher,<br />
friedlicher Wandel des wirtschaftlichen und sozialen<br />
Systems fängt mit einer "Revolution" im Herzen<br />
und im Geiste der Menschen an – mit einer bewussten<br />
Entscheidung, für eine gerechtere, freiheitlichere und nachhaltigere<br />
Zukunft aktiv zu werden.<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Zu den Bildern<br />
auf den Umschlagseiten<br />
...und kommen und gehen und...<br />
Abgebildet ist ein vierteiliges Bild des in Zürich lebenden deutschen<br />
Malers Hendrik Barth, das für eine Bildverwandlungsaktion<br />
bei der Ökomesse 1998 in Zürich entstand. Die Aktion fand in Zusammenarbeit<br />
mit dem TALENT-Experiment der INWO Schweiz statt.<br />
In Barths abstrakter, farbintensiver Malerei werden oft extreme<br />
Gegensätze zusammengeführt, die ein spannungsvolles Mit- und<br />
Gegeneinander entwickeln, in dem die einzelnen Elemente einerseits<br />
ihre Eigenständigkeit bewahren, andererseits aber mit ihrer<br />
individuellen Spezifik zu einem großen Ganzen beitragen, dessen<br />
Teile miteinander kommunizieren, miteinander Beziehungen aufbauen.<br />
Vielgestaltigkeit im Bild kann verstanden werden als Analogie<br />
zur Bewältigung von Vielgestaltigkeit im Gesellschaftlichen. Es<br />
ist die Suche nach Möglichkeiten, die komplexen Zusammenhänge<br />
gleichberechtigter Einzelelemente zu einem sinnvollen, gesunden<br />
Ganzen zusammenzuführen.<br />
So sprechen diese abstrakten Arbeiten ihre eigene Sprache, in<br />
die man sich als Betrachter der Bilder hineinsehen und einschwingen<br />
kann.<br />
In der Arbeit für das Publikum der Ökomesse wurde Barth direkter<br />
und deutlicher. In die Bildteile sind vier Skizzen und verschiedene<br />
Zitate eingearbeitet, die zum Thema des Bildes und dem<br />
Bezug zur INWO hinführen. Die vier Bildteile deuten vier verschiedene<br />
Kreisläufe auf abstrakte Weise an: den Blutkreislauf, den Jahreskreis,<br />
den Wasserkreislauf, den Geldkreislauf (siehe Titelseite<br />
und Skizze; das Gesamtbild findet sich auf der Rückseite dieser<br />
Ausgabe).<br />
●<br />
3<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Visionen<br />
Wettbewerb<br />
4<br />
Utopie-Wettbewerb<br />
Die Utopien von heute sind die Realitäten von morgen.<br />
Leider neigen die AnhängerInnen der Freiwirtschaft<br />
allzu oft dazu, sich und andere mit der endlosen<br />
Beschreibung der Realitäten von heute zu zermürben.<br />
Dabei ist doch<br />
das, was uns in unserem<br />
Engagement<br />
beflügelt, die positive<br />
Perspektive, die<br />
wir mit der Umsetzung<br />
einer Geldund<br />
Bodenreform<br />
verbinden. Unsere<br />
Zeitschrift heißt<br />
nicht umsonst im<br />
Untertitel "Alternativen<br />
zum Kapitalismus”.<br />
Wir möchten Sie als<br />
LeserIn auffordern,<br />
Ihre ganz persönliche<br />
Vision zu Papier zu bringen:<br />
Wie könnte unsere Gesellschaft nach einer freiwirtschaftlichen<br />
Geldreform aussehen? Welche Chancen<br />
würden sich für die Arbeitswelt auftun? Welche ungeahnten<br />
Möglichkeiten würden sich Ihrer Meinung nach<br />
durch eine Bodenreform ergeben? Welche Lichtblicke<br />
sehen Sie in Bezug auf das menschliche Miteinander?<br />
Welche optimistischen Erwartungen hegen Sie im Hinblick<br />
auf Ihr Privatleben? etc.<br />
Schreiben Sie uns! Die schönsten, interessantesten<br />
Utopien werden wir in der r-evolution abdrucken. Die<br />
Länge sollte idealerweise etwa bei 3700 (1 Seite) oder<br />
8500 (2 Seiten) Zeichen inkl. Leerzeichen liegen. Schicken<br />
Sie Ihre Utopie an: r-evolution, Stichwort: Utopie,<br />
Postfach 29 11 33, D-48089 Münster. Verlängerter Einsendeschluss<br />
bis 31.12.<strong>2001</strong>.<br />
Und das können Sie gewinnen:<br />
Die drei spannendsten Utopien werden mit jeweils einem<br />
Exemplar des jüngst bei Kosmos erschienenen<br />
Spiels "Herr der Ringe" belohnt. Die der literarischen<br />
Phantasie J.R.R. Tolkiens folgende Spielidee entwickelte<br />
der bereits drei Mal mit dem Deutschen Spielepreis<br />
ausgezeichnete Dr. Reiner Knizia. Knizias dramatische<br />
Inszenierung vom Kampf um die Rettung von Mittelerde<br />
wird auf der Bühne von fünf (!) Spielplänen aufgeführt,<br />
den Motor der Handlung bilden jedoch Hobbit-, Sonder-,<br />
Gandalf- und Charakterkarten sowie Ereigniskärtchen<br />
und Plättchen.<br />
Es geht um den ewigen Kampf des Guten gegen das<br />
Böse. Die guten sind die Spieler, die in die Rollen von<br />
Frodo, Sam, Pippin, Merry und Dick schlüpfen; das<br />
Böse ist das Spiel selbst. Es handelt sich um ein kooperatives<br />
Spiel. Die Teilnehmer versuchen gemeinsam,<br />
Sauron, den "Dunklen Herrscher”, zu besiegen. Nur<br />
mit vereinter Kraft können sie den Schicksalsberg erreichen<br />
und den unglückseligen Ring zerstören, ehe Sauron<br />
ans Ziel seiner bösen Wünsche gelangt. Dabei ist es<br />
das größte Problem der potentiellen Retter von Mittelerde,<br />
sich vom Schielen auf das eigene Wohl und Weh<br />
zu befreien.<br />
● Fortsetzung von Seite 3: „...und kommen und gehen und...“<br />
Ausgehend von einer Herzform ist das Fließen der Energien in<br />
den Systemen als ein Kommen und Gehen dargestellt, bei dem eine<br />
Stoffwechsel- bzw. Austausch-Aktivität einer Versenkungs- und<br />
Schöpfungsaktivität gleichgewichtig gegenübersteht. Bei einer Dominanz<br />
im Stoffwechselbereich, welche die Tendenz zur Eigendynamik<br />
entwickeln kann, entstehen pathologische Situationen. Im<br />
Geldkreislauf ist dies insbesondere die Zinswirtschaft mit ihren<br />
komplexen Folgen.<br />
Darauf aufmerksam zu machen und auf den Informationsstand<br />
vom TALENT-Experiment hinzuweisen war Anliegen der Aktion. Das<br />
Gesamtbild (2,40 x 2,40 m) war am TALENT-Messestand als<br />
schwarzweiße Fotokopie ausgestellt. Eine farbige Kopie war in über<br />
500 Teile zerteilt und interessierte MessebesucherInnen erhielten<br />
ein solches Bildteil - so begann die Suche nach dem schwarzweißen<br />
Gegenstück. Während der Suche begegnete man im Bild den<br />
Skizzen und Texten, was Ausgangspunkte für Fragen nach Zu-<br />
sammenhängen entstehen lassen konnte.<br />
War das zugehörige Teil gefunden, wurde es durch den farbigen<br />
Ausschnitt ersetzt - so wurde Stück für Stück Farbe in die Kreisläufe<br />
und das Gesamtbild gebracht.<br />
Die herausgenommene Fotokopie war nun rückseitig als Gutschein<br />
gekennzeichnet, für den man am Informationsstand des TA-<br />
LENT-Experimentes gratis ein Bio-Getränk und bei Interesse Informationen<br />
über den Tauschring erhalten konnte, wodurch viele Gespräche<br />
über Geld, Geldwirtschaft und insbesondere die Zinsproblematik<br />
zustande kamen.<br />
Diese Themen sind immer wieder Bestandteil der künstlerischen<br />
Arbeit von Barth, woraus auch das Vorgehen entstand, dass er seine<br />
Bilder nicht primär zum Kauf anbietet, sondern das Ausleihen in<br />
den Vordergrund stellt. Informationen hierzu unter:<br />
http://www.kunstausleih.ch<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Kritische Nachbetrachtungen<br />
zum Evangelischen Kirchentag <strong>2001</strong> in Frankfurt<br />
Gott oder Mammon?<br />
Glaube, Geld, Gene - der Evangelische Kirchentag stand ganz im Zeichen dieser 3 Gs. In unmittelbarer Nähe der<br />
Banken und Versicherungen einerseits und der Paulskirche andererseits bestand die Chance, die internationale<br />
Finanzwelt vor die Frage "Gott oder Mammon?" (Mt. 6.24) zu stellen und den Vorrang der Demokratie gegenüber<br />
der Macht des Geldes einzufordern. Leider blieb diese Chance weitgehend ungenutzt.<br />
Der "weite Raum" der Globalisierung<br />
Foto: H.Creutz<br />
1987 hatte der Evangelische Kirchentag noch den<br />
Mut gehabt, seine Geschäftsverbindungen mit der Deutschen<br />
Bank wegen deren Verwicklung in die rassistische<br />
Apartheidspolitik in Südafrika abzubrechen. Die<br />
von 1971 bis 1993 in Südafrika von der Deutschen<br />
Bank erzielten Gewinne werden auf rund 8,4 Milliarden<br />
DM geschätzt (nach Angaben der "Internationalen Kampagne<br />
für Entschuldung und Entschädigung im südlichen<br />
Afrika", die die in Hannover erscheinende Evangelische<br />
Zeitung am 20.5.<strong>2001</strong> auf S.13 zitierte). Dessen<br />
ungeachtet wurden diese Geschäftsbeziehungen<br />
nach dem Ende der Apartheid wieder aufgenommen<br />
und stillschweigend ‘normalisiert’, ohne dass die Deutsche<br />
Bank und die anderen Großbanken sich selbstkritisch<br />
mit ihrem Verhalten auseinandergesetzt hätten.<br />
Das hinderte den Kirchentag nicht daran, diesmal einen<br />
Schulterschluss mit der Bankenwelt zu suchen. Symptomatisch<br />
hierfür war bereits die Wahl des früheren<br />
Daimler-Chrysler-Managers Martin Dolde zum Kirchentagspräsidenten.<br />
Als Motto des Kirchentags wurde der Vers 9 aus<br />
dem Psalm 31 ausgewählt: "Du stellst meine Füße auf<br />
einen weiten Raum." In einem kurz vor Beginn des<br />
Kirchentags geführten Interview mit der Frankfurter<br />
Rundschau verkehrte Martin Dolde den biblischen<br />
Sinn dieses Satzes bezeichnenderweise in sein ökonomisches<br />
Gegenteil: "Die weltweite Verflechtung der<br />
Wirtschaft ist der weite Raum." (FR vom 13.6.<strong>2001</strong>, S.<br />
3 der Beilage) Damit war schon vorher klar, dass der<br />
Kirchentag keinen "weiten Raum" für eine kritische<br />
Auseinandersetzung mit dem Geld als dem zweiten der<br />
3 Gs bieten würde. Stattdessen waren die Weichen in<br />
Richtung "Glaube - Globalisierung - Gene" gestellt.<br />
Frühzeitig beschrieb die Frankfurter Rundschau deshalb<br />
freimütig ihren Eindruck, dass "der Kirchentag<br />
längst seinen Frieden mit dem Geld gemacht hat". (FR<br />
vom 19.5.<strong>2001</strong>) So war es nicht verwunderlich, dass<br />
sogar Räumlichkeiten der Deutschen Bank wie der<br />
Hermann-Josef-Abs-Saal zum "weiten Feld" für Bibelarbeiten<br />
wurden!<br />
Obendrein wurde der Kirchentag zum Parkett für<br />
den Handel mit vordergründig sozialen Aktien. Dem<br />
Börsenspiel "PaxAn" kam die Funktion einer wohldosierten<br />
Einführung in das Spannungsfeld von Wirtschaft<br />
und Ethik bzw. von Geld und sozialer Verantwortung<br />
zu. Während damit ‘unten auf der Erde’ indirekt versucht<br />
wurde, den Aktienhandel schmackhaft zu machen,<br />
wurde die Frage "Gott oder Mammon?" gleichsam<br />
‘nach oben in den Himmel’ verlagert. 12 Super-<br />
Rio-Gipfelkreuze auf den Hochhäusern der Banken<br />
sollten verdeutlichen, dass Jesus noch über der Macht<br />
des Geldes stehe. Doch lässt sich Gottes segnende Kraft<br />
mit aufblasbaren Plastikpuppen auf den Türmen weltlicher<br />
Kathedralen sichtbar machen? Wie Theo Kneifel<br />
im Kairos-Rundbrief vom August <strong>2001</strong> zutreffend bemerkte,<br />
weckten die Super-Rio-Gipfelkreuze eher Erinnerungen<br />
an die koloniale Macht und die christliche<br />
Mission mit dem Schwert.<br />
"Die Erotik des Geldes"<br />
Über Glaubensfragen, die Hospizarbeit, die Gentechnologie<br />
und erstmals auch über die Prostitution<br />
und vieles andere wurde auf dem Kirchentag intensiv<br />
diskutiert - viel kritischer als über das Geld.<br />
Gleichwohl bot das Forum über die "Erotik des<br />
Geldes" mit dem Germanisten Jochen Hörisch interessante<br />
Denkanstöße. Hörisch machte darauf aufmerk-<br />
Werner Onken<br />
(*1953), Dipl.-Ökonom,<br />
lebt in der Nähe<br />
von Oldenburg. Er ist<br />
Redakteur der "Zeitschrift<br />
für Sozialökonomie",<br />
Verfasser<br />
zahlreicher Broschüren<br />
und Aufsätze über<br />
freiheitliche Alternativen<br />
zum Kapitalismus<br />
sowie Herausgeber<br />
der Gesammelten<br />
Werke des Sozialreformers<br />
Silvio Gesell<br />
und weiterer Bücher.<br />
Außerdem verwaltet<br />
er eine Bibliothek mit<br />
Literatur zur Reform<br />
der Geld- und Bodenordnung.<br />
5<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Kritische Nachbetrachtungen<br />
zum Evangelischen Kirchentag <strong>2001</strong> in Frankfurt<br />
6<br />
Foto: E. Lange<br />
Schon seit Jahren veranstalten Gregor Böckermann<br />
und seine FreundInnen in der "Initiative Ordensleute<br />
für den Frieden" regelmäßige Mahnwachen vor der<br />
Deutschen Bank in Frankfurt, um gegen die Macht des<br />
zinstragenden Geldes und gegen die Geschäftspolitik<br />
der Großbanken zu demonstrieren. Unter dem Motto<br />
"Die Macht des Geldes durchkreuzen" organisierten sie<br />
während des Kirchentags einen Protestzug durch das<br />
Bankenviertel, an dem sich auch die Erlassjahrkampagne,<br />
Kairos Europa, Attac, Pax Christi, Gewerkschaften<br />
sowie die Christen für Gerechte Wirtschaftsordnung und<br />
die Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung beteiligten.<br />
Annähernd 1500 Personen sollen sich diesem Protestzug<br />
angeschlossen haben.<br />
Als Zeichen dafür, dass "unser Wirtschaftssystem<br />
über Leichen geht", trugen einige als Banker verkleidete<br />
Demonstranten ein aus Pappmaché angefertigtes Goldenes<br />
Kalb über zahlreiche andere Demonstranten hinweg,<br />
die sich auf die Erde gelegt hatten. Manche Demonstranten<br />
brannten "Zinslöcher" in Geldscheine, um<br />
symbolisch den im Geld bzw. in den Preisen enthaltenen<br />
Zinsanteil zu entfernen. Das mag vielleicht anschaulich<br />
und gut gemeint gewesen sein. Jedoch waren<br />
Flammen noch nie ein geeignetes Mittel zur Lösung von<br />
sozialen Problemen und sie wecken eher dunkle Assoziationen.<br />
Am Ende dieses Protestzuges sprach Dorothee Sölle<br />
vom Geld/Mammon und vom Krieg als den beiden<br />
Götzen der Moderne und von einem neuen "Totalitarismus<br />
des mörderischen gegenwärtigen Wirtschaftssystems".<br />
"Deshalb brauchen wir eine neue große antikapitalistische<br />
Bewegung". (Publik-Forum Nr. 12/<strong>2001</strong>, S.<br />
32) Kirchentagspräsident Martin Dolde hatte sich rechtzeitig<br />
von dieser Veranstaltung distanziert und ausdrücklich<br />
darauf hingewiesen, dass sie nicht zum offiziellen<br />
Programm des Kirchentags gehöre. Die FAZ goss<br />
anschließend noch Hohn und Spott über die Demonstration<br />
im Bankenviertel aus: Bei ihr "äußerte sich ein<br />
von so wenig Sachverstand belasteter ‘Antikapitalismus’,<br />
dass ein künftiger Kirchentag zunächst einen volkswirtsam,<br />
dass alle drei wichtigen Medien des Abendlandes,<br />
die die Welt zusammenhalten und den Zugang zu den<br />
knappen Mitteln des Lebens gewähren, die Gestalt von<br />
runden Scheiben haben - die beim Abendmahl gereichte<br />
Hostie, das Geld in Form von Münzen und die<br />
CD-ROMs im Bereich der neuen Medien. Allerdings<br />
wird die Welt durch eines dieser drei Medien nicht nur<br />
zusammengehalten, sondern auch aufgelöst - nämlich<br />
durch das Geld, das den Zugang zu den Mitteln des Lebens<br />
höchst ungleich verteilt. Gerade weil die weltlichen<br />
und geistlichen Lebensmittel noch immer nicht<br />
für alle gerecht verteilt sind, bleiben die Menschen ‘getrennt<br />
vom Tisch’ und finden nicht den Weg zum gemeinsamen<br />
Mahl. Den Kontroversen um das Abendmahl<br />
dürften nicht nur theologische Argumente zugrunde<br />
liegen, sondern sie spiegeln auch die von der strukturellen<br />
Macht des Geldes ausgehende Spaltung der<br />
Menschheit in rivalisierende Gruppen.<br />
Globalisierungskritiker als<br />
"Zukunftsverhinderer"<br />
Nur ein einziges Forum bot die Möglichkeit, sich<br />
mit dieser strukturellen Macht des Geldes zu befassen.<br />
Besetzt war es mit dem Chefökonomen der Deutschen<br />
Bank Norbert Walter und Bernard Lietaer als Verfechter<br />
alternativer Geldsysteme. Norbert Walter nannte die<br />
Verfechter von Bernard Lietaers Vorstellungen über alternative<br />
Geldsysteme "Zukunftsverhinderer" (Osnabrücker<br />
Zeitung vom 16.6.<strong>2001</strong>) Die Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung berichtete, dass das Publikum Lietaer<br />
"mit unverhohlener Sympathie begegnet" sei, während<br />
es für Walter "erst nur höflichen und dann gar keinen<br />
Applaus mehr gab".<br />
(FAZ vom 16.6.<br />
<strong>2001</strong>, S. 77)<br />
Bundesbankpräsident<br />
Ernst<br />
Weltecke warnte<br />
davor, die Globalisierung<br />
zum Sündenbock<br />
zu machen.<br />
Die Kluft zwischen<br />
den reichen<br />
und armen Ländern<br />
lasse sich nur<br />
durch globales<br />
Wirtschaftswachstum<br />
schließen. Und in einer Arbeitsgruppe mit dem<br />
vielsagenden Titel "Entfesselte Märkte - befreite Menschen"<br />
erklärte der Zukunftsforscher Leo Nefiodow die<br />
nach Kondratieff benannten Konjunkturzyklen. Wir<br />
stünden gegenwärtig vor einem sechsten Kondratieff-Zyklus<br />
mit einem Wachstumsschub vor allem auf einem<br />
"ganzheitlichen Gesundheitsmarkt" einschließlich der<br />
Naturheilkunde und der Gentechnologie. Um die Unternehmen<br />
zu moralischem Verhalten zu bewegen, solle<br />
Foto: P. Lange<br />
der Staat sie verpflichten, "Ethikbilanzen" vorzulegen.<br />
(FAZ vom 16.6.<strong>2001</strong>, S. 16) Es fragt sich, wer wirklich<br />
die Zukunft des Lebens auf der Erde verhindert bzw. gefährdet.<br />
"Die Macht des Geldes durchkreuzen"<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Foto: P. Lange<br />
schaftlichen Volkshochschulkurs anbieten sollte." (Uta<br />
Rasche, Die Botschaft bleibt ein Gemurmel, in: FAZ vom<br />
18.6.<strong>2001</strong>) Einem anderen FAZ-Journalisten fiel auf,<br />
dass "das Publikum bei Veranstaltungen zu wirtschaftlichen<br />
Themen älter ist als sonst auf dem Kirchentag".<br />
(Manfred Köhler, Kein Applaus für den Ökonomen von<br />
der Deutschen Bank, in: FAZ vom 16.6.<strong>2001</strong>, S. 77)<br />
"Damit Geld dient und nicht regiert"<br />
Unter diesem Motto waren die "Christen für Gerechte<br />
Wirtschaftsordnung" (CGW) und die "Initiative<br />
für Natürliche Wirtschaftsordnung" (INWO) wie schon<br />
bei früheren Kirchentagen wieder mit einem Gemeinschaftsstand<br />
auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten.<br />
In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hatte eine<br />
neugegründete "Berliner Initiative Neutrales Geld"<br />
(BING) die Filiale einer "Kirchenbank" aufgebaut. Dort<br />
konnte man ein Sparbuch mit einem Pfennig zugunsten<br />
seiner Urenkel anlegen - was die Absurdität des Zinses<br />
und Zinseszinses vor Augen führen sollte, denn es wurde<br />
vorgerechnet, dass die Nachkommen nach 520 Jahren<br />
mit Hilfe dieses ‘arbeitenden’ Geldes allesamt zu<br />
Milliardären und nach 1400 Jahren zu Besitzern einer<br />
Erdkugel aus Gold würden.<br />
In der FAZ zeigte sich Karen Horn anschließend<br />
überrascht darüber, dass "eine längst totgeglaubte Idee<br />
inmitten krauser Vorstellungen von Ökonomie auf dem<br />
Kirchentag wieder aufgetaucht" sei. Mit der "längst totgeglaubten<br />
Idee" meinte sie die von CGW, INWO und<br />
BING vertretenen Geld- und Bodenreformvorschläge<br />
von Silvio Gesell. Die berühmten Ökonomen Böhm-Bawerk,<br />
Keynes und Hayek hätten "die größten Denkfehler<br />
des Exoten Gesell aufgedeckt". (FAZ vom 18.6.<strong>2001</strong>)<br />
Dabei hat gerade Keynes sehr viel mehr von Gesell anerkannt<br />
als den übrigen Ökonomen lieb ist. Und von<br />
dem neoliberalen Hayek, für den das Wort ‘sozial’ ein<br />
Fremdwort war, abgelehnt zu werden, dürfte für die<br />
Ideen Gesells und seiner Nachfolger eher eine Auszeichnung<br />
als ein Makel sein. Bettina Bonde kolportierte<br />
das Vorurteil, dass Gesells Nachfolger die Zinsen abschaffen<br />
wollten: "Der Besucher, der an ihrem Stand<br />
vorbeikommt, winkt ab. Das will er sich nicht anhören."<br />
(in: FAZ vom 16.6.<strong>2001</strong>, S. 16)<br />
So blockieren Vorurteile leider das unerlässliche<br />
Nachdenken über witschaftspolitische Alternativen.<br />
Kirchlicher Antikapitalismus ?<br />
Unter dem Titel "Luthers zwiespältiges Erbe" hielt<br />
Nikolaus Piper Theologen wie Dorothee Sölle und Ulrich<br />
Duchrow entgegen, dass sie ein bis zum biblischen<br />
und kanonischen Zinsverbot zurückreichendes antikapitalistisches<br />
Erbe mit sich trügen. Damit befänden sie<br />
sich in einem "Widerspruch zwischen antikapitalistischer<br />
Rhetorik der Kirche und der Lebenswirklichkeit<br />
der Kirche und ihrer Mitglieder, die voll in die Wirtschaft<br />
integriert sind." Nach Auffassung von Piper "lässt<br />
sich diese Kluft nur überbrücken, wenn sich die Rhetorik<br />
der Wirklichkeit anpasst." (Süddeutsche Zeitung<br />
vom16./17.6.<strong>2001</strong>) Eher dürfte das Gegenteil der Fall<br />
sein. Nicht das weitgehend vergessene antikapitalistische<br />
Erbe der Kirche(n) ist das Problem, sondern ihre<br />
"volle Integration" in die kapitalistische Ökonomie.<br />
Deshalb fehlte, wie Astrid Hölscher schrieb, dem "Kirchentag<br />
ohne Botschaft" auch die nötige "Entschiedenheit".<br />
(FR vom 18.6.<strong>2001</strong>)<br />
In den Zeiten<br />
von Globalisierung<br />
und Spaßkultur ist<br />
es für die Veranstalter<br />
sicherlich eine<br />
schwierige Aufgabe,<br />
bei der Gratwanderung<br />
zwischen Evangelium<br />
und Event<br />
der Öffentlichkeit<br />
die eigentliche Botschaft<br />
so zu vermitteln,<br />
dass sie auch<br />
ankommt. Aber die<br />
Foto: E. Lange<br />
Tatsache, dass sich von rund 150.000 BesucherInnen<br />
nur 1.500 Personen (also 1%) an dem ‘inoffiziellen’<br />
Protestzug "Die Macht des Geldes durchkreuzen" beteiligt<br />
haben, zeigt wie wenig die Evangelische Kirche Gott<br />
zuliebe dem Mammon entgegengetreten ist. Darüber<br />
können auch die 80.000 weißen Schals mit dem Aufdruck<br />
"Die Würde des Menschen ist unantastbar - Kirchentag<br />
gegen Gewalt" nicht hinwegtäuschen, denn die<br />
Ablehnung von offener Gewalt allein genügt nicht. Wie<br />
Jesus den Mut hatte, die Tische der Geldwechsler im<br />
Tempel umzustoßen (Mt. 21,12-17), so sollten die Kirche(n)<br />
heute den Mut fassen, sich auch noch für die<br />
Überwindung der strukturellen Gewalt einzusetzen, die<br />
von der bislang ‘unantastbaren’ Macht des Geldes auf<br />
alle Bereiche des Lebens ausgeübt wird. Wer sonst sollte<br />
die Pseudoreligion des Geldes daran hindern, das Leben<br />
bis in seine kleinsten Bausteine wie die Atome und<br />
Gene der grenzenlosen Geldvermehrung verfügbar zu<br />
machen und Werte wie die Ehrfurcht vor dem Leben<br />
solange auszuhöhlen, bis es nur noch börsennotierte<br />
Scheinwerte gibt ? Ob schon beim nächsten, dem ersten<br />
ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 mehr von der<br />
von Dorothee Sölle erhofften antikapitalistischen Bewegung<br />
zu spüren sein wird ?<br />
7<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Geld, Macht und Parteien –<br />
keine Chance für Reformen?<br />
Wie kann man Reformen durchsetzen?<br />
Ein Vielzahl von Reformen aus allen gesellschaftlichen Bereichen wartet darauf, von einer interessierten Öffentlichkeit<br />
zur Kenntnis genommen, diskutiert und endlich auch in die Wirklichkeit umgesetzt zu werden.<br />
Der Autor zeigt im zweiten Teil dieser Serie, wie und warum dies jedoch immer wieder verhindert wird.<br />
8<br />
Bernd Hercksen (52 J.)<br />
war zwei Jahre lang<br />
hauptberuflicher Redakteur<br />
der freiwirtschaftlichen<br />
Monatszeitschrift<br />
DER 3. WEG,<br />
zuvor 2 Jahre FSU-Geschäftsführer.<br />
Jahrelange<br />
Berufspraxis als<br />
Journalist und Lokalredakteur,<br />
EDV-Dozent<br />
und Layouter.<br />
Es ist interessant, dass die wenigen direktdemokratischen<br />
Ansätze in Deutschland unter das erstmals 1919<br />
aufgestellte "Finanztabu" fallen. Es umfasst alles, was mit<br />
Haushaltsplan, Abgabengesetzen und Besoldungsordnungen<br />
verbunden ist. Die herrschende politische Klasse<br />
hat richtig erkannt, dass Geld die Quelle von Macht ist,<br />
und diese will sie keineswegs aus der Hand geben. Das<br />
gilt auch für unser kapitalistisches Geldsystem. Der mit<br />
ihm garantierte Mindestzins sorgt für einen stetigen und<br />
zuverlässigen Strom von Zuwendungen aus Wirtschaftsund<br />
Finanzkreisen an Parteien und Abgeordnete.<br />
Gleichzeitig erzeugt der kapitalistische Zins eine ständige<br />
Umverteilung der Einkommen von unten nach<br />
oben, periodische Wirtschaftskrisen, Inflationsgefahr<br />
und zunehmende Arbeitslosigkeit. Diese chronischen, in<br />
ihren Ursachen aber meist unerkannten Probleme<br />
rechtfertigen in den Augen der meisten Zeitgenossen einen<br />
starken Staat und mehr Macht für die Politik, die<br />
für Ausgleich sorgen soll. Das bedeutet niemals endende<br />
Arbeit für Politiker und Verwaltungsbeamte, solange das<br />
kapitalistische Geldsystem als Ursache der ständigen Krisen<br />
bestehen bleibt. Eine Geld- und Bodenreform würde<br />
einen Großteil dieser Arbeit überflüssig machen, und so<br />
verschweigt und diskreditiert sie diese Reform nach<br />
Kräften.<br />
Umgekehrt ist für die großen Kapital- und Unternehmensbesitzer<br />
die Existenz des repräsentativen Politiksystems<br />
überlebensnotwendig, denn die politischen Streitigkeiten<br />
und gegenseitigen Schuldzuweisungen der Parteien<br />
lenken das Volk von einer genaueren Untersuchung<br />
des kapitalistischen Wirtschaftssystems ab. Wäre<br />
© Bilderbox<br />
es dagegen für die Lösung von Sachfragen verantwortlich,<br />
dann wäre das Interesse an Währungs- und Finanzfragen<br />
viel größer als jetzt. Eine breite Diskussion einer<br />
gerechten Wirtschafts- und Finanzordnung würde die<br />
Rechtfertigung des leistungslosen Kapitaleinkommens in<br />
Frage stellen, und so unterstützt das Kapital die Existenz<br />
der politischen Stellvertreterklasse nach Kräften.<br />
Die Wächterfunktion der Öffentlichkeit<br />
Wie kann das herrschende Politiksystem demokratisch<br />
kontrolliert werden? Für Hans Herbert von Arnim<br />
ist die Öffentlichkeit die wichtigste Stütze gegen eine<br />
ausufernde "Mehr-Parteien-Diktatur". Hundert wohlformulierte<br />
und begründete Eingaben an Politiker haben<br />
nach seiner Erkenntnis weniger Wirkung als ein einziger<br />
vielgelesener Zeitungsartikel. Daher versuchen die Politiker<br />
immer wieder, die Öffentlichkeit zu täuschen und<br />
in die Irre zu führen, wenn sie ihre undemokratischen<br />
Machenschaften durchziehen wollen. Nur wenn diese<br />
durch Einzelkämpfer wie von Arnim oder durch sorgfältige<br />
Recherchen der Medien einmal aufgedeckt und entlarvt<br />
werden, tritt eine Änderung ein. Das Beispiel des<br />
Hamburger Diätenskandals zeigt, dass die Medien mit<br />
großer Auflage und Reichweite dank ihrer Öffentlichkeitswirksamkeit<br />
in vielen Fällen undemokratisches<br />
Handeln staatlicher Organe und Parteien aufdecken und<br />
vereiteln können.<br />
Es existieren jedoch Abhängigkeiten, die die Aufklärungsfunktion<br />
der Medien beschränken. Da die öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunkanstalten von den Parteien<br />
kontrolliert werden, sind sie auf dem Auge "Kritik von<br />
Parteienwillkür" meist blind. Umgekehrt sind die kommerziellen<br />
Medien von parteipolitischen Einflüssen zwar<br />
unabhängig, dafür aber stärker auf Werbeeinnahmen<br />
aus der Wirtschaft angewiesen. Kritische Berichte, etwa<br />
über die Einflussnahme der Konzernlobby auf die Gesetzgebung,<br />
fallen da leicht einer internen Zensur zum<br />
Opfer.<br />
Wichtiger als die Bewusstmachung<br />
und Abwehr negativer<br />
Machenschaften von Politik<br />
und Wirtschaft ist die Verbreitung,<br />
Diskussion und Verwirklichung<br />
positiver Veränderungen<br />
und Reformen. Zu<br />
verhindern, dass alles immer<br />
schlimmer wird, schafft noch<br />
keine bessere Zukunft. Welche<br />
Rolle spielen die Parteien<br />
bei der Entwicklung, Formulierung<br />
und Durchsetzung von<br />
Reformenideen?<br />
© Bilderbox<br />
Parteien als "Trittbrettfahrer"<br />
Die Geschichte zeigt, dass die Parteien stets nur Trittbrettfahrer<br />
auf dem "Reformzug" waren. Sie sprangen<br />
erst auf, nachdem der Zug schon so viel Fahrt aufge-<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
nommen hatte, dass sich die<br />
Parteien und Politiker einen<br />
Zuwachs an Wählerstimmen<br />
versprechen konnten, wenn<br />
sie eine Reform auf ihre eigene<br />
Fahne schrieben. So<br />
brachte das jahrelange soziale<br />
Engagement der außerparlamentarischen<br />
Opposition<br />
den SPD-Kanzler Willi Brandt<br />
nach vorne, der die Parole<br />
"Reform wagen!" verkündete, während vor der APO-Zeit<br />
Konrad Adenauer triumphale Wahlsiege mit der gegenteiligen<br />
Forderung "Keine Experimente!" feiern konnte.<br />
Das millionenfache Engagement der Bundesbürger für<br />
Umweltschutz und Ökologie Anfang der achtziger Jahre<br />
verhalf der neuen Partei "Die Grünen" zum schnellen<br />
Einzug in den Bundestag. Dort angekommen, verwandelte<br />
sie sich bald in eine ganz normale Partei mit allen<br />
damit verbundenen Nachteilen, das hohe Ziel des Umweltschutzes<br />
verblasste bald im alltäglichen politischen<br />
Hickhack.<br />
Das Aufgreifen einer populären Forderung durch eine<br />
Partei nimmt der entsprechenden Bewegung jeden<br />
Schwung, weil sie dann nur einer oder mehreren Parteien<br />
zuschauen kann, wenn sie jahrelang einen Eiertanz<br />
mit der Reform vollführt – entweder es kommt nach<br />
jahrelangem parlamentarischen Hickhack nur eine verwässerte<br />
Fassung heraus, oder die Partei lässt die Reform<br />
fallen, wenn sie nicht mehr "in die politische Landschaft<br />
passt". In der herrschenden "Stellvertreter-Demokratie"<br />
muss aber jede Reform durch das Nadelöhr der<br />
Partei, denn nur sie kann Gesetzesvorschläge einbringen.<br />
Viele Aktivisten entschließen sich deswegen, einer<br />
Partei beizutreten und in ihr die Reform voranzubringen.<br />
Doch der Moloch Partei verschlingt einen Großteil<br />
der von außen einströmenden gesellschaftlichen Reformenergien<br />
wie ein schwarzes Loch. Innerparteiliche<br />
Flügelkämpfe, Karriere-Seilschaften, Absprachen von<br />
Führungszirkeln hinter den Kulissen, mangelnde Transparenz<br />
und innerparteiliche Demokratie, Abstimmungstricks<br />
und andere für Parteien typische "Kommunikationsformen"<br />
wirken selbsttätig als Filter, der nur karrierebewusste<br />
und skrupellose Politprofis durchlässt.<br />
Reformen ohne Öffentlichkeit<br />
Welche Rolle spielen die Medien bei der Diskussion<br />
und Durchsetzung von Reformen? So verdienstvoll ihre<br />
Rolle bei der Aufdeckung politischer Skandale auch sein<br />
mag, so kläglich versagen sie bei dieser Aufgabe. Entsprechend<br />
dem vorherrschenden rationalistischen Paradigma<br />
fühlen sich die Medienmacher dem Ideal der<br />
Wertfreiheit verpflichtet. Journalisten ergreifen keine<br />
Partei, sie berichten. So tauchen denn Bürgerinitiativen<br />
© Bilderbox<br />
© Bilderbox<br />
und Reformgruppierungen immer nur als Objekt der<br />
Berichterstattung auf, nie können sie in den Massenmedien<br />
ihre Forderungen direkt und unverkürzt vortragen.<br />
Wie bei Parteien, so werden auch bei den Massenmedien<br />
Verbände und Interessengruppen immer nur relativ<br />
zu ihrer Größe und ökonomischen Potenz ernst genommen.<br />
Redakteure haben in der Regel gar keine Zeit und<br />
kein Interesse, sich in neue Begründungszusammenhänge<br />
einzulesen, alle derartigen Versuche landen daher<br />
ungelesen im Papierkorb. Lediglich mit spektakulären<br />
Aktionen à la Greenpeace lässt sich ein Reporter noch<br />
anlocken, aber auch hier spielt die Größe des Veranstalters<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Nach den bisherigen Ausführungen scheint es wenig<br />
Hoffnung auf eine Besserung der Zustände zu geben,<br />
denn die auf Erneuerung und Veränderung drängenden<br />
Kräfte der Bevölkerung sind derzeit hoffnungslos zersplittert,<br />
isoliert und machtlos. Dieser Eindruck verdichtet<br />
sich auch in der postmodernen Philosophie, nach<br />
der es überhaupt keine Zukunft mehr gibt, sondern nur<br />
noch eine Gegenwart, die geprägt ist durch auseinanderdriftende<br />
Individuen und gesellschaftliche Gruppen,<br />
eine Gegenwart, der das geschichtliche Subjekt abhanden<br />
gekommen ist und die darum auch keine Geschichte<br />
mehr kennt.<br />
In dieser "Gesellschaft des Spektakels" (Guy Debord)<br />
bewegt sich umso weniger, je rascher die belanglosen<br />
Sprechblasen ihrer Akteure von einer diensteifrigen<br />
Massenpresse umgeschlagen, konsumiert und vergessen<br />
werden. Die wirbelnde Fassade ideologischer Versatzstücke<br />
aus den Rumpelkammern des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
wirkt wie ein Vorhang, der die wahren Macht- und<br />
Herrschaftsverhältnisse verschleiert. Was die sensationslüsterne<br />
Presse immer wieder enthüllt, ist die Banalität<br />
dessen, was alle längst wussten: dass das System bis auf<br />
die Knochen korrupt ist.<br />
Was da auseinander fällt, ohne dass Neues schon<br />
sichtbar wird, ist die rationalistische Epoche, die ihren<br />
Höhepunkt schon überschritten hat. Im letzten Teil dieses<br />
Beitrags werden die durchaus positiven Möglichkeiten<br />
einer demokratischen Erneuerung beleuchtet. Die<br />
Schwäche der traditionellen Träger des Fortschritts verdeckt<br />
die Tatsache, dass sich schon seit Jahren ein neues,<br />
weithin unerkanntes Reformpotenzial herausbildet,<br />
dessen Stunde bald kommen wird.<br />
9<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Swissair: täglich eine Million an Schuldzinsen?<br />
<strong>10</strong><br />
SCHWEIZ<br />
Eine Erwiderung von Hans-Jörg Willi auf den Artikel "Komplementärwährungen - Wirtschaften<br />
ohne Schulden und Zins" von Mathias Binswanger in der Zeitschrift Moneta Nr. 3 /<br />
27.08.01<br />
Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaft<br />
an der Fachhochschule Olten. Im oben genannten Text<br />
kritisiert er, ausgehend von den immer häufiger diskutierten<br />
Komplementärwährungen, die Zinskritik, wie er<br />
sie in Büchern von Bernard Lietaer, Margrit Kennedy<br />
und Fritz Schwarz angetroffen hat. Dabei beweist er<br />
gute Kenntnisse der Freigeldlehre - und kommt am<br />
Schluss dennoch zu einem "weisen" Urteil, das an jenes<br />
von König Salomon erinnert: Die wirtschaftlichen Verwerfungen<br />
gründen zwar im Geldwesen, allerdings weniger<br />
im Zinszwang als im Börsengeschäft. Diese professorale<br />
Ausgewogenheit erinnert aber auch an den<br />
Prokurator Pilatus, der sich nicht festlegen konnte -<br />
was nun doch zum Widerspruch reizt:<br />
Das Börsengeschäft hat, wie eine Münze, offenkundig<br />
zwei Seiten. Es ist gleichzeitig Handel und Spekulation<br />
in einem, auf der Vorderseite das eine, auf der Rückseite<br />
das andere. Während der Handel dem Leben dient<br />
oder dienen sollte, indem er für eine möglichst allgemeine<br />
Verteilung sorgt, bedeutet Spekulation Antrieb<br />
mit Risiko, welches aber auch Verluste bringen muss,<br />
sonst wären Gewinne (für übrige Anleger) gar nicht<br />
möglich. Allerdings sind solche Handelsverluste von<br />
ganz anderer Art als die der gescheiterten Swissair.<br />
Dieser Fluggesellschaft ist, verursacht durch Fehlentscheide,<br />
nicht nur ein Schuldenberg erwachsen, sondern<br />
auch die damit verbundene Zinsverpflichtung, und<br />
zwar in einer Größenordnung von eher zwei als nur einer<br />
Million Franken täglich. So viel Geld konnte durch<br />
den Ticketverkauf offensichtlich nicht mehr hereingebracht<br />
werden. Ohne (Zinses-)Zinsen aber wären die<br />
Milliardenschulden der Swissair erstens nicht automatisch<br />
weiter gewachsen und zweitens durch ein Sanierungsprogramm<br />
sogar rückzahlbar gewesen, wodurch<br />
die Aktionäre nach wie vor werthafte statt wertlose Papiere<br />
in Händen hätten.<br />
Die Swissair ist bloss ein Beispiel neben all den anderen<br />
Misserfolgen, eines aber, das die Schattenseite der<br />
Zinswirtschaft deutlich zeigt. Natürlich würde durch die<br />
Geldumlaufsicherung nicht der ganze Zins verschwinden,<br />
sondern nur die Zinstreppe vom Girokonto bis zur<br />
Langfristanlage um den Sockelzins von einigen Prozenten<br />
absinken, so dass weiterhin (niedrige) Schuldzinsen<br />
(als Bankmarge) bezahlt, kaum aber mehr Habenzinsen<br />
(als Belohnung) eingestrichen würden. Das hätte<br />
zur Folge, dass die spiegelbildlichen Vermögen und<br />
Schulden nicht länger nur wachsen, also sich in stets<br />
gleicher Richtung bewegen, und das eben bis zur erdbebenhaften<br />
Verwerfung, sondern dass Vermögen und<br />
Schulden auch schrumpfen können, aber ohne betriebs-<br />
oder gar volkswirtschaftlichen Zusammenbruch.<br />
Solches widerspräche allerdings den Interessen der<br />
Vermögenden, weshalb sie beispielsweise einen Schuldenabbau<br />
der öffentlichen Hand nicht ernsthaft wollen<br />
(also Steuergeschenke bevorzugen), den Wachstumszwang<br />
(zu Lasten der Nachhaltigkeit) begrüßen und<br />
eine Debatte über eine umlaufgesicherte Landeswährung<br />
tunlichst vermeiden, so dass eben die Diskussion<br />
auf Komplementärwährungen ausweicht. Ob die Geldreform<br />
jemals bei den Landeswährungen oder durch<br />
Komplementärwährungen gelingt, ist nicht sicher. Gewiss<br />
ist aber eines: Die Geldreform würde zwar keine<br />
sorgenlose, aber doch eine sorgenärmere Betriebs-,<br />
Volks- und Globalwirtschaft bewirken, - mit weniger<br />
Globalisierungsgegnern und mit geringerem Terrorismus.<br />
Im Anfang war das Wort, das Ende aber kommt vom<br />
Zins.<br />
Hans-Jörg Willi, Arbon, <strong>2001</strong><br />
Spendenbarometer<br />
INWO-CH PC-Konto: 30-1771-2 Bern<br />
Spendenmeldung per 26. September <strong>2001</strong><br />
Stand alt 31.08.<strong>2001</strong> Fr. 16'557.--<br />
Stand neu 26.09.<strong>2001</strong> Fr. 16'982.--<br />
Spenden Fr. 5.-- bis Fr. 49.--<br />
4<br />
Spenden Fr. 50.-- bis Fr. 99.--<br />
H. S. Obfelden<br />
V.G. Pratteln<br />
Spenden Fr. 250.--<br />
C.R. Pany<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Der neue Vorstand stellt sich vor<br />
Hannes Eichinger<br />
Ich bin 34 Jahre alt und Vater von<br />
Eva (<strong>10</strong> Jahre) und Lukas (5 Jahre).<br />
Zusammen mit meiner Frau Karin bewirtschafte<br />
ich einen Bioland-Hof in<br />
Hienheim (Niederbayern). Vor 11 Jahren<br />
habe ich den Bauernhof auf ökologische<br />
Wirtschaftsweise umgestellt, um<br />
etwas für den Aufbau einer zukunftsfähigen<br />
Gesellschaft zu tun. Allerdings<br />
musste ich bald sehen, dass auch der<br />
Öko-Landbau in die Falle des "Wachsen<br />
oder Weichen" schlittert. Auf der<br />
Suche nach den Ursachen des immerwährenden<br />
Wachstumszwanges bin ich auf die INWO gestoßen.<br />
Hier will ich meine pragmatische Art in die Vorstandsarbeit einbringen.<br />
Albrecht Heimbach<br />
39 Jahre, Ausbildung als Metallfacharbeiter,<br />
wohnhaft in Bayern.<br />
Vor 8 Jahren wurde ich durch einen<br />
Vortrag von Peter Kafka auf den mir<br />
vorher völlig unbekannten Webfehler<br />
in unserem Geldsystem aufmerksam<br />
gemacht. Die Erkenntnis, dass die<br />
gegenwärtige Geldumlaufsicherung viele<br />
unserer großen Probleme schafft,<br />
setzte meiner vorherigen Passivität ein<br />
Ende. Dieses zum Teil schwer verständliche<br />
Thema auch für Laien durchschaubar<br />
zu machen ist mein vorrangiges<br />
Anliegen.<br />
Wera Wendnagel<br />
Ich bin 70 Jahre alt und habe eine<br />
für viele Frauen meiner Generation typische<br />
Vergangenheit: ein arbeitsreiches<br />
Erwerbs- und Familienleben mit<br />
Kind und Altenpflege. Später, im 3.<br />
Bildungsweg, habe ich Erziehungswissenschaft<br />
studiert mit dem Schwerpunkt<br />
Lernbehindertenpädagogik.<br />
Eine neue berufliche Karriere konnte<br />
ich mir trotz abgeschlossenem Studium<br />
nicht mehr aufbauen.<br />
Lebensreformideen, Reform des<br />
Geldsystems und der Bodenordnung<br />
eingeschlossen, lernte ich schon von meinen antifaschistischen<br />
Eltern kennen. Sie bezahlten ihren Kampf gegen Hitler mit ihrer<br />
Freiheit; mein Vater 1938 mit seinem Leben.<br />
Die 68er-Bewegung veranlasste mich, meine Skepsis zu überwinden<br />
und mich auf die Suche nach einer zeitgemäßen politischen<br />
Lösung auf der Grundlage der Natürlichen Wirtschaftsordnung<br />
zu begeben.<br />
Seit 11 Jahren bin ich im Vorstand der INWO. Mein Bestreben<br />
ist es, ihr mehr Öffentlichkeitswirkung zu verschaffen. Ich<br />
bin überzeugt, dass wir an den Ursachen der Konflikte unter<br />
den Menschen arbeiten müssen. Wichtige, aber nicht einzige<br />
Ursachen, liegen im wirtschaftlichen Bereich. Daraus ergibt<br />
sich ein Schwerpunkt für die Arbeit der INWO; daher unternehmen<br />
wir alle Anstrengungen, dass unsere alternativen Reformvorschläge,<br />
hauptsächlich zu Geld- und Bodenfragen, wahrgenommen<br />
und diskutiert werden.<br />
Mein persönlicher Wunsch: dass auch die dritte Generation<br />
diese alten Reformideen wieder studiert, modernisiert und sich<br />
für sie einsetzt, damit endlich friedliche und gerechtere Verhältnisse<br />
verwirklicht werden können.<br />
DEUTSCHLAND<br />
11<br />
Bernhard Thomas<br />
Ich bin 36 Jahre alt, Papa von zwei<br />
Mädchen (8 und 5 J.), und stolzer Besitzer<br />
eines Hauses, das ich zum Teil<br />
selbst gebaut habe und auch noch fertigstellen<br />
muss. Beruflich bin ich im<br />
Flugzeugbau beschäftigt.<br />
Seit 5 Jahren beschäftige ich mich<br />
mit dem Gedanken der destruktiven<br />
Wirkungen leistungsloser Einkommen.<br />
Meine Stärken sehe ich vor allem in<br />
der theoretischen Arbeit, ich stelle<br />
mich gerne für Vorträge zur Verfügung<br />
und schreibe gerne Leserbriefe oder<br />
Artikel.<br />
Ich empfinde es als äußerst abenteuerlich, in einer Zeit zu leben,<br />
in der öffentlich verkündete Lehrmeinungen so im Widerspruch<br />
zur Wirklichkeit stehen.<br />
Alexander Woitas<br />
33 Jahre alt, Dipl.-Ing., verheiratet,<br />
ein Kind, Angestellter.<br />
Als Vorstand der INWO möchte ich<br />
im Rahmen meiner Möglichkeiten<br />
und entsprechend meinen Überzeugungen<br />
einen Beitrag für eine gerechte<br />
und friedliche Welt leisten. Ich<br />
denke, dass unsere geld- und bodenreformerischen<br />
Ansätze der Schlüssel<br />
zu einer intelligenten, nachhaltigen,<br />
menschenwürdigen, toleranten und<br />
demokratischen Gesellschaft sind.<br />
Meine Ziele:<br />
- Positionierung der INWO als Spezialist<br />
im Bereich Geld und Boden<br />
- Erhöhung der Zahl der INWO-Mitglieder (NGO-Status)<br />
- Anstoßen einer öffentlichen Diskussion<br />
zur Zins- und Bodenproblematik<br />
- Durchführung von begrenzten Freigeldversuchen<br />
- Einführung von regionalen Komplementärwährungen<br />
- Intelligente Spielregeln für die Nutzung von Geld und Boden<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
12<br />
ÖSTERREICH<br />
Weitergehende Informationen:<br />
Zusammenstoß der Hegemonialinteressen<br />
Ein Standpunkt von Gerhard Margreiter<br />
George Bush junior ist - wie sein Vater - von den Ölgesellschaften<br />
an die Macht gebracht worden. George<br />
Bush junior will - wie sein Vater - einen Kreuzzug gegen<br />
das Böse unternehmen, um die Vormachtstellung der<br />
USA weiter auszubauen und vor allem, um den US-Ölgesellschaften<br />
besseren Zugang zu fremdem Öl zu verschaffen.<br />
Das Kriegsziel des Golfkrieges von 1991 war<br />
nicht die Entmachtung Saddam Husseins, sondern die<br />
Stationierung amerikanischer Truppen in Saudi-Arabien.<br />
Eine solche Stationierung war vorher vom Königshaus<br />
der Saudis verweigert worden. Gerade diese Truppen<br />
sind es, die dem Dschihad so großen Zulauf gebracht<br />
haben. Viele Moslems sind nicht damit einverstanden,<br />
dass sich die GIs in dem Land aufhalten, in<br />
dem die heilige Stätte Mekka liegt, zu der sie pilgern<br />
sollen.<br />
Die Jagd auf den (angeblichen) Verursacher des<br />
Attentats auf das WTC ist nun ein exzellenter Vorwand,<br />
wiederum besseren Zugang zu fremdem Öl zu bekommen.<br />
Die zukünftigen<br />
Ölausbeutungsgebiete<br />
liegen in<br />
Zentralasien, vor<br />
allem rund um das<br />
Kaspische Meer<br />
(Turkmenistan).<br />
Das Öl muss aber<br />
nicht nur gefördert,<br />
es muss auch abtransportiert<br />
werden.<br />
Eine Ölleitung<br />
geht durch russisches<br />
Territorium<br />
nördlich des Kaukasus<br />
und war von<br />
den Tschetschenen<br />
zeitweise blockiert<br />
worden. Eine zweite<br />
ist südlich des Kaukasus<br />
außerhalb<br />
Russlands in Richtung<br />
Schwarzes<br />
Meer im Entstehen.<br />
Und eine dritte Pipeline<br />
soll über Afghanistan<br />
nach Pakistan<br />
führen und<br />
im Hafen von Karachi<br />
enden. Um diesen<br />
Plan ausführen zu können, haben die USA seinerzeit<br />
die afghanischen Kämpfer gegen die Sowjetunion<br />
Zur Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien:<br />
• http://www.bsro.tue.bw.schule.de/projekte/<br />
<strong>2001</strong>/golf/operation_desertshield.htm<br />
Zur wirtschaftlichen/geopolitischen Lage Afghanistans:<br />
• http://www.sai.uni-heidelberg.de/intwep/<br />
zingel/afgha-wi.htm<br />
Zu einem Rüstungserfolg Russlands:<br />
• http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/<br />
8428/1.html (siehe "Wunderwaffe")<br />
Allgemeine geopolitische Überlegungen:<br />
• http://www.nadir.org/nadir/periodika/<br />
jungle_world/_99/29/15a.htm<br />
• http://sef-bonn.org/publ/trends/trends2000/<br />
u371-397.pdf<br />
Kronberger, Hans:<br />
Blut für Öl. Der Kampf um die Ressourcen,<br />
Uranus Verlag 1998, ISBN: 3-901-62608-5<br />
Rashid, Ahmed: Taliban, Islam, Oil and the New Great<br />
Game in Central Asia. London, New York: I. B. Tauris<br />
Publishers 2000.<br />
unterstützt. Die Sowjetunion wollte diesen Weg auch<br />
frei haben. Der Taliban wurde vom CIA in Pakistan ausgebildet<br />
und mit Waffen versorgt. Darunter waren auch<br />
die sehr wirksamen Stinger-Raketen, die ein einzelner<br />
Kämpfer gegen ein Flugzeug abfeuern kann. Damit ist<br />
es den afghanischen "Freiheitskämpfern" - so wurden<br />
sie damals glorifiziert - tatsächlich gelungen, die Sowjettruppen<br />
zu vertreiben. Die Sowjets hatten auch bereits<br />
begonnen, Erdgas zu fördern und über eine Gasleitung<br />
in ihr damaliges Gebiet zu leiten. Erdgas kommt<br />
im Norden Afghanistans reichlich vor. Die Gasleitung<br />
nach Norden wurde durch die kriegerischen Ereignisse<br />
zerstört.<br />
Offenbar aber hatten die USA ihre Rechnung ohne<br />
die Taliban gemacht, die nicht willens waren, ihr Gebiet<br />
den Ölgesellschaften zur Verfügung zu stellen. Turkmenistan<br />
und Pakistan vereinbarten 1996 den Bau einer<br />
Erdöl- und Erdgaspipeline von Turkmenistan durch Afghanistan<br />
(über Herat und Kandahar) zum pakistanischen<br />
Hafen Karachi. Hinter dem Vorhaben steht ein<br />
Konsortium um die US-Ölgesellschaft UNOCAL. Seit ihrer<br />
Verweigerung haben die Taliban-Milizen nunmehr<br />
eine schlechte Presse und werden nicht mehr Freiheitskämpfer<br />
genannt. Jetzt wird ihr Umgang mit den Menschenrechten<br />
angeprangert, der vorher für westliche<br />
Begriffe auch nicht akzeptabel war.<br />
Die Ereignisse vom 11. September sind für Bush<br />
und seine Gönner nun sehr günstig, denn es gibt jetzt<br />
einen vorzeigbaren Grund, in Afghanistan einzumarschieren<br />
und den bösen Taliban zu bestrafen. Obwohl<br />
selbst eine erfolgreiche Hatz auf Osama Bin Laden den<br />
erklärten Dschihad nicht wird stoppen können, man ist<br />
in der Lage, eine kolonialistische Kanonenboot-Operation<br />
als moralisch hochwertige Aktion zu verkaufen.<br />
Da Bush diesen Schritt nun begonnen hat, ergibt<br />
sich daraus längerfristig ein Interessenkonflikt mit<br />
Russland und China. Russland hat seine Großmachtideen<br />
noch nicht aufgegeben und möchte die zentralasiatischen<br />
Energievorräte selbstverständlich auch gerne<br />
unter seiner Kontrolle haben. Militärtechnisch steht<br />
Russland keineswegs mehr so arm da, wie man es uns<br />
hierzulande weismachen will bzw. wollte. Die Waffenproduktion<br />
läuft auf Hochtouren. Exportiert wird nach<br />
Iran, Indien und China. China hat ein kleines Stück gemeinsamer<br />
Grenze mit Afghanistan. China ist mittlerweile<br />
ein ernst zu nehmender Global Player. Es will Taiwan<br />
wieder in seinen Staat integrieren. China wird es nicht<br />
schätzen, wenn die USA Militärstützpunkte im Nachbarland<br />
errichten. In Zukunft wird auch in China das<br />
Interesse an Erdölvorkommen steigen. Die Zusammen-<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Haben Sie schon ein<br />
Weihnachtsgeschenk?<br />
arbeit von Russland und China ist auch bereits vertraglich<br />
vereinbart - siehe die "Moskauer gemeinsame Erklärung<br />
der Staatsoberhäupter von Russland und China"<br />
vom 18. Juli <strong>2001</strong>, in der es heißt: "immer Freunde,<br />
niemals Feinde".<br />
Da Bush nun seinen Überfall auf Afghanistan ohne<br />
jegliche UNO-Abdeckung und ohne öffentlich Beweise<br />
vorzulegen begonnen hat, ist der Weg in Richtung Dritter<br />
Weltkrieg eingeschlagen. Früher oder später werden<br />
die Hegemonialbestrebungen der USA in Asien auf<br />
Widerstand stoßen. Das absolut Unklugste, was Westeuropa<br />
in dieser Situation tun kann, ist die Unterordnung<br />
unter die US-amerikanischen Interessen. Der Dritte<br />
Weltkrieg findet dann zwangsläufig in Europa statt. Wohin<br />
sollte die russische Führung im Auseinandersetzungsfalle<br />
ihre Panzer rollen lassen, wenn nicht nach<br />
Westen, wo sich US-Militärbasen befinden?<br />
Dass Russland unter Putin derzeit auf die Antiterror-Welle<br />
aufgesprungen ist, sollte nicht beruhigen.<br />
Diese Taktik erklärt sich aus der momentan gleichen<br />
Interessenlage. Putin hat mit den bisher so genannten<br />
Freiheitskämpfern in Tschetschenien ein sehr vergleichbares<br />
Problem, und auch generell mit dem islamischen<br />
Fundamentalismus in Zentralasien. Jetzt wird den<br />
Tschetschenen der ideologische und wohl auch der materielle<br />
Boden entzogen.<br />
Als Überfallstäter wird - jedenfalls gegenüber der<br />
Dritten Welt - immer die USA dastehen. Welcher Terrorakt<br />
wird die Antwort auf das Feuerwerk in Afghanistan<br />
sein?<br />
5.<strong>10</strong>.<strong>2001</strong><br />
Diese CD-Rom eignet sich prima zum Verschenken!<br />
Bestellungen nehmen entgegen...<br />
in Deutschland: Klaus Popp, Tel.: 0211-304<strong>10</strong>5<br />
E-Mail: klaus.popp@debitel.net<br />
in der Schweiz: Marco Lustenberger, Tel.: 055-4142048<br />
E-Mail: lucon@gmx.ch<br />
13<br />
Gerhard Margreiter, Jahrgang 1940,<br />
war als Statistiker und Systemanalytiker<br />
in verschiedenen wissenschaftlichen<br />
Arbeitsgruppen, zuletzt bei der<br />
UNIDO, Wien, tätig.<br />
Die INWO Deutschland ist Unterstützerin des "Bund für Soziale Verteidigung<br />
e. V. – Konflikte gewaltfrei austragen - Militär und Rüstung abschaffen".<br />
Heft 3-4/01 der Zeitschrift dieses Bundes ist das folgende<br />
Zitat entnommen:<br />
Nur Liebe kann dies...<br />
"Die letztendliche Schwäche der Gewalt ist, dass sie eine nach unten<br />
führende Spirale ist, die genau das befruchtet, was sie versucht zu zerstören.<br />
Statt das Übel zu verringern, vervielfacht sie es. Durch Gewalt<br />
magst Du den Lügner ermorden, aber Du kannst nicht die Lüge ermorden,<br />
noch die Wahrheit etablieren. Durch Gewalt magst Du den<br />
Hassenden ermorden, aber Du kannst nicht den Hass ermorden. Tatsächlich<br />
vergrößert Gewalt nur den Hass... Gewalt mit Gewalt vergelten,<br />
multipliziert die Gewalt, fügt noch größere Dunkelheit einer Nacht<br />
hinzu, die schon keine Sterne mehr kennt. Dunkelheit kann nicht Dunkelheit<br />
vertreiben; nur Licht kann dies tun. Hass kann nicht den Hass<br />
vertreiben; nur Liebe kann dies." (Martin Luther King)<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Vortrag<br />
Mitsuhei Murata<br />
14<br />
Eine neue Ökonomie<br />
für eine neue Zivilisation<br />
Es scheint, dass die Welt ihre Ideale verloren hat. Die heutigen Prozesse der Globalisierung verfolgen das<br />
"größte Glück des Stärkeren", statt demokratisch das "Glück für alle" als Ziel anzustreben. Gier beherrscht die<br />
heutige materialistische Zivilisation, und wenn wir das weiter zulassen, ist in zunehmendem Maße die Zukunft<br />
des Globus und der Humanität gefährdet.<br />
Vor allem die sog. "GDP-Ökonomie" [GDP = Gross<br />
Domestic Product, also unser BSP] ist verantwortlich<br />
für die heutige Situation. Sie ignoriert alles, was nicht<br />
quantifiziert werden kann, einschließlich der kostbarsten<br />
Werte wie Kultur, Traditionen, Familie und soziale<br />
Gerechtigkeit. Hinzu kommt, dass die GDP-Ökonomie<br />
den tiefgreifenden Fehler macht, die natürlichen<br />
Ressourcen als gewöhnliche Einnahmen zu betrachten<br />
und nicht als wertvolles Kapital, das Maßnahmen zu seiner<br />
Erhaltung erfordert. Darin liegt ein Hauptgrund dafür,<br />
dass das durch die natürlichen Ressourcen beförderte<br />
Wirtschaftswachstum eine Zerstörung der Umwelt<br />
zur Folge hat.<br />
Die GDP-Ökonomie hat jene Gier entfacht, die in der<br />
menschlichen Natur schlummert, und hat die heutige<br />
Generation angestiftet, Wohlstand auf Kosten künftiger<br />
Generationen zu erzeugen. Dadurch hat die heutige Generation<br />
den Sinn für Ethik verloren, und das führt zu<br />
Egoismus. Dieser Mangel an Gefühl für Ethik, zusammen<br />
mit fehlendem Sinn für Verantwortung und Gerechtigkeit<br />
bilden die Hauptgründe für ernsthafteste Besorgnisse<br />
um die Zukunft der Welt und der Humanität in ihr.<br />
Vortrag von Prof. Murata beim SUN21 Meeting,<br />
18. bis 22. Sept. <strong>2001</strong> in Basel<br />
SUN21 ist ein Verein mit Sitz in Basel, der sich<br />
für die Energiewende einsetzt, für verbesserte<br />
Energie-Effizienz und vermehrte Nutzung erneuerbarer<br />
Energien. SUN21 wird durch eine<br />
breite Trägerschaft unterstützt: Bundes- und<br />
Kantonsbehörden, Branchenverbände, NGOs,<br />
Universitäten, Institute, vorerst aus der<br />
Schweiz, zunehmend auch aus Deutschland,<br />
USA, Frankreich und Großbritannien. Jährlich<br />
wird in Basel eine internationale Energiewoche,<br />
das SUN21-Meeting, durchgeführt. Dieses Jahr<br />
vom 18. bis 22. September.<br />
Prominentester Redner war der ehemalige US-<br />
Vizepräsident Al Gore; die Presse berichtete<br />
kurz darüber. Ein anderer Redner war Mitsuhei<br />
Murata, ab 1996 Japanischer Botschafter<br />
in Bern, heute Professor of Comparative Civilisations<br />
an der Tokai Gakuen University in Nagoya,<br />
Japan und Honorar-Professor an der<br />
International University of Albert Schweitzer.<br />
Marco Lustenberger und Walter Meier-Solfrian<br />
haben ihn in Basel besucht und versucht, ihm<br />
in Kürze unsere systemverändernden Ideen zu<br />
erläutern, denen er bislang nicht begegnet war.<br />
Sie haben ihm aber gefallen und er wird versuchen,<br />
diese Ideen in seinem in Arbeit befindlichen<br />
Buch "A Plea for a New Civilisation –<br />
Dedicated to Future Generations" zu berücksichtigen.<br />
Wir haben ihm das Buch "Interest<br />
and Inflation Free Money" von Margrit Kennedy<br />
übergeben. Nachstehend eine Übersetzung<br />
seines Vortrages.<br />
Aufgrund dieser Erkenntnisse engagiere ich mich für<br />
eine neue Zivilisation, begründet auf Ethik und Solidarität,<br />
in der die Umwelt und die Interessen künftiger Generationen<br />
respektiert werden. Diese neue Zivilisation<br />
verlangt ein Umdenken, weg von materialistischen, hin<br />
zu geistigen Prioritäten, und sie verlangt auch eine neue<br />
Ökonomie, welche die heutige GDP-Ökonomie ersetzt.<br />
Ich schlage vor, sie mit "Ökonomie der Zufriedenheit"<br />
zu bezeichnen, oder "Eco-Ökonomie", und möchte ihre<br />
Grundideen in drei Postulaten a) bis c) und 13 Prinzipien<br />
1 bis 13 umreißen:<br />
a) "Zufriedenheit" heißt wissen, was man wirklich<br />
braucht und wollen, nur was wichtig ist. Diese<br />
Philosophie geht auf Gautama Buddha zurück, ist<br />
aber geographisch nicht auf Asien beschränkt. Die<br />
Stoiker im alten Griechenland, Michelangelo oder<br />
E.F. Schumacher ("Small is beautiful", USA 1973)<br />
teilen diese Ansichten.<br />
b) Die GDP-Ökonomie hat als Ziel den maximalen<br />
Konsum durch wachsenden Wohlstand, Eco-Ökonomie<br />
will maximales Glück durch Reduktion der<br />
Wünsche. Diese buddhistische<br />
Denkweise kann man auch als<br />
Formel ausdrücken:<br />
Glück = Wohlstand geteilt<br />
durch Wünsche.<br />
c) Neubewertung nicht quantifizierbarer<br />
Werte: Diese umfassen<br />
Familie, gesellschaftliches<br />
Leben, Sicherheit, Umwelt, Natur,<br />
Gerechtigkeit, Harmonie,<br />
Schönheit, Gesundheit, usw.;<br />
nicht zu vergessen sind kulturelle<br />
Aktivitäten in breitestem<br />
Sinn.<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Die 13 Prinzipien:<br />
1) Die Hersteller sollen keine unnötigen Güter produzieren.<br />
Güter sollen maximale Lebensdauer haben.<br />
2) Konsumenten sollen keine unnötigen Güter kaufen.<br />
Güter sollen mit äußerster Sorgfalt behandelt werden.<br />
3) Im Hinblick auf die ökologische Funktion der<br />
Landwirtschaft sollte diese mit höherer Priorität als<br />
die Industrie behandelt werden.<br />
4) Von größter Wichtigkeit ist die Sicherung von Arbeitsmöglichkeiten.<br />
Der Einsatz von Mechanisierung<br />
und Automation sowie die Steigerung der Effizienz<br />
müssen derart reguliert werden, dass die<br />
Verschwendung natürlicher Ressourcen und die<br />
Zunahme von Arbeitslosigkeit vermieden werden.<br />
5) Im Hinblick auf das unvermeidliche menschliche<br />
Versagen, das zu Katastrophen führen kann, wie<br />
das der Fall ist bei Kernreaktoren, müssen die<br />
Prioritäten verschoben werden, weg von den Groß-<br />
Technologien hin zu sanften, wie das von Schumacher<br />
vorgeschlagen wurde.<br />
6) Im Hinblick darauf, dass der nur durch Angebot<br />
und Nachfrage gesteuerte Markt keine Rücksicht<br />
nimmt auf die menschliche Wohlfahrt, muss der<br />
Markt von BürgerInnen kontrolliert werden, um<br />
deren Wohlbefinden und Sicherheit zu gewährleisten.<br />
7) Die Liberalisierung ökonomischer Regulierungen<br />
muss zwar gefördert werden, aber die sozialen Regulierungen,<br />
wie z.B. Restriktionen für riskante<br />
chemische Stoffe, müssen verstärkt werden zugunsten<br />
des Allgemeininteresses.<br />
8) Ein totales Verbot von Protektionismus bedeutet<br />
Abbau von Verantwortlichkeiten der Führenden.<br />
Selektiver Protektionismus muss dort aufrecht erhalten<br />
und verstärkt werden, wo es notwendig erscheint.<br />
9) Gefördert werden muss lokale Produktion mit lokalen<br />
Ressourcen, und ebenso lokaler Konsum<br />
lokal produzierter Güter.<br />
<strong>10</strong>) Gegen eine wildwüchsige Verstädterung sind<br />
Maßnahmen zu ergreifen, und das weitere endlose<br />
Wachstum in einigen Industrieländern ist<br />
durch Restriktionen einzudämmen.<br />
11) Es ist klar zu unterscheiden zwischen erneuerbaren<br />
und nicht-erneuerbaren Ressourcen, um letztere<br />
zu konservieren. Wir müssen anstreben, in<br />
den Grenzen erneuerbarer Gaben der Natur zu leben,<br />
die durch den solaren Input zur Verfügung<br />
stehen. Das ist der Geist der SUN21-Bewegung.<br />
12) Wissenschaft und Technologie müssen durch moralische<br />
Rahmenbedingungen geführt werden.<br />
13) Um die Wandlung von der materialistischen zu einer<br />
geistigen Zivilisation zu vollziehen, sind die<br />
Regierungen aufgerufen, die notwendigen Steuern<br />
zu erheben, z.B. für die Umwelt, die Treibstoffe,<br />
Energie, Kohle, usw.<br />
Sie haben sicher beachtet, dass der Graben zwischen<br />
der idealen Eco-Ökonomie und den Realitäten der GDP-<br />
Ökonomie breit und tief ist. Aber um die Menschlichkeit<br />
vor dem Aussterben zu bewahren, brauchen wir einiges<br />
an Kraft, um die Realitäten etwas näher an das Ideal<br />
heranzubringen. Die Wissenschaft kann die Existenz dieser<br />
Kraft nicht beweisen, aber die Lehren der Geschichte,<br />
von der Urzeit bis zum Auf und Ab der Zivilisationen,<br />
scheint eine gewisse Evidenz einer übernatürlichen Ordnung<br />
zu liefern, die uns nicht erlaubt, die Hoffnung auf<br />
eine humanitäre Weltzukunft aufzugeben.<br />
Im 20. Jahrhundert wurde die große Sünde begangen,<br />
die Umwelt in einem unverzeihlichen Ausmaß zu zerstören.<br />
Dieses neue Jahrhundert sollte deshalb ein "Jahrhundert<br />
der Wiedergutmachung" sein. Die Realisierung<br />
einer neuen Zivilisation mit den Mitteln einer neuen<br />
Ökonomie erfordert mehr menschliche Verantwortung<br />
und viel Pflichtbewusstsein. Entscheidend für Erfolg<br />
oder Nichterfolg ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen<br />
Zivilgesellschaft und Regierungen, damit eine globale<br />
Ethik entsteht, die unabdingbar notwendig ist, um<br />
eine bessere Welt zu konstruieren.<br />
Ich bin fest überzeugt, dass das Gewissen der Zivilgesellschaft,<br />
erhellt durch den Glauben an eine übernatürliche<br />
Ordnung, und die gemeinsamen ethischen Kodizes<br />
der Hauptreligionen zu einer solchen globalen Ethik integriert<br />
werden können.<br />
Übersetzung von Walter Meier-Solfrian<br />
15<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Geldpolitik<br />
Japan<br />
16<br />
Kaufgutscheine, gewollte Inflation<br />
oder Negativzinsen – vom Dilemma<br />
der japanischen Geldpolitik<br />
Regierung und Zentralbank in Japan sind nicht zu beneiden. Seit rund zehn Jahren steckt das Land in einer Krise,<br />
aus der es trotz aller Bemühungen bisher kein Herauskommen gibt. Eine Einschätzung von Helmut Creutz.<br />
Helmut Creutz, Jahrgang<br />
19<strong>23</strong>. Autor des<br />
Standardwerkes „Das<br />
Geldsyndrom“. (Econ-<br />
Verlag)<br />
Angefangen hatte es Ende der 80er Jahre mit einer<br />
fast beispiellosen Bodenspekulation, bei der es zu qm-<br />
Preisen bis zu einer Million DM in den Spitzenlagen Tokios<br />
kam und der Boden des Kaisergartens rechnerisch<br />
mehr wert war als ganz Kalifornien! Kein Wunder, dass<br />
mit diesen Preisen auch die Beleihungsgrenzen stiegen<br />
und dank der reichhaltigen Ersparnisüberschüsse in Japan<br />
mit ihnen auch die Kredite. Ebenfalls kein Wunder,<br />
dass beim Platzen des Spekulationsballons, zusammen<br />
mit den Schuldnern diese Kredite gleich reihenweise<br />
notleidend wurden und ebenfalls viele Banken. Die Folge<br />
war ein Niedergang der Wirtschaft, der sich in mehrfachen<br />
Rezessionen und sinkenden Zinsen widerspiegelte.<br />
Nachdem die kurzfristigen Zinsen schon seit Jahren<br />
unterhalb der 1%-Marke liegen, bewegen sich seit Anfang<br />
1999 auch die Verzinsungen langfristiger Bankeinlagen<br />
zwischen 1% und 2%. Kein Wunder, dass die Sparer<br />
kaum noch Interesse daran haben, ihr übriges Geld<br />
bei den Banken einzuzahlen, vor allem wenn deren<br />
Zahlungsfähigkeit oft nur durch staatliche Hilfsmaßnahmen<br />
aufrechterhalten wird.<br />
Diese zunehmende Geldhortung in den Verbraucherkassen<br />
belebte lediglich die Tresor-Produktion, ansonsten<br />
führte sie verständlicherweise zu Beeinträchtigungen<br />
des Geldkreislaufs und damit der Nachfrage und<br />
der Konjunktur. Als Folge setzte ein deflationärer Verfall<br />
der Preise ein, der das Geld<br />
in der Kasse im Wert steigen<br />
ließ und die Geldzurückhaltung<br />
zusätzlich verstärkte.<br />
Alle Versuche der Regierung,<br />
die Wirtschaft und die<br />
Banken durch Konjunkturprogramme<br />
zu stärken,<br />
scheiterten bisher. Übrig<br />
blieb eine Staatsverschuldung,<br />
die sich in den letzten<br />
zehn Jahren von 80 auf 160<br />
Prozent des BIP verdoppelte – und das bei einer Gesamtverschuldung<br />
der Wirtschaft, die kürzlich im Handelsblatt<br />
auf fast das Fünffache des BIP geschätzt wurde,<br />
während sie in Deutschland "erst" beim Dreifachen<br />
liegt! Selbst die staatliche Ausgabe von Kaufgutscheinen<br />
an die japanische Bevölkerung brachte nur eine geringe<br />
Nachfragebelebung. Die Scheine wurden zwar von<br />
allen Bürgern zum Kaufen genutzt, doch dafür gingen<br />
Teile des normalen Einkommens verstärkt in die Hortung.<br />
Da nicht nur die asiatischen, sondern auch die US-<br />
© Bilderbox<br />
Güter- und Kapitalmärkte eng mit den japanischen verflochten<br />
sind, wird vielfach Schlimmes befürchtet. Regierung<br />
und Notenbank in Japan schieben sich gegenseitig<br />
den Schwarzen Peter zu, und die Vielzahl von Ratschlägen<br />
aus aller Welt umschließt inzwischen fast alle<br />
denkbaren und sich oft widersprechenden Variationen.<br />
Da bei fallenden Preisen selbst Zinsen nahe 0% nicht<br />
wirksam und weitere Zinssenkungen kaum noch möglich<br />
sind, steht zur Bewegung des Geldes jetzt sogar<br />
eine gewollte Inflation zur Debatte. So schrieb z.B. die<br />
Financial Times Deutschland unter der Überschrift "Japans<br />
Geldpolitik läuft ins Leere" am 11. September:<br />
"Zuletzt hatte Wirtschaftsminister Heizo Takenaka die<br />
Bank of Japan gedrängt ... sich explizit zu verpflichten,<br />
für steigende Preise zu sorgen", ein Vorschlag, der<br />
auch von etlichen Wirtschaftswissenschaftlern unterstützt<br />
wird.<br />
Diese Ratschläge besagen also nichts anderes, als<br />
dass die japanische Zentralbank ihre Pflicht zur Stabilerhaltung<br />
der Kaufkraft über Bord werfen, also die<br />
größte Sünde wider gültige Regeln begehen soll! Oder<br />
anders ausgedrückt: Sie soll den Teufel Deflation mit<br />
dem Beelzebub Inflation austreiben, konkret, die BürgerInnen<br />
zum Geldausgeben zwingen und um ihre Ersparnisse<br />
betrügen!<br />
Da jedoch nicht allen wohl ist bei solchen Vorschlägen,<br />
kommt es inzwischen sogar zu Lösungsansätzen,<br />
die sich dem Gedankengut der Geldreformer nähern.<br />
Ausgehend davon, dass die Notenbank in Japan bei<br />
Nullzinsen keinen Spielraum mehr nach unten hat,<br />
heißt es z.B. in dem erwähnten Aufsatz: "Einige Analysten<br />
schlagen ... jetzt vor, auch noch unter die Schwelle<br />
von null zu gehen", und zwei Analysten der DGZ-Dekabank<br />
zitierend: "Die Notenbank sollte überlegen, einen<br />
Negativzins anzuwenden, damit der Zins als Knappheitsindikator<br />
seine ökonomische Lenkungsfunktion wieder<br />
wahrnehmen kann."<br />
So zutreffend die Richtung dieses Vorschlags auch ist:<br />
Ein Negativzins auf die Ersparnisse würde zwar zu Geldabhebungen<br />
führen, aber nicht garantieren, dass dieses<br />
Geld auch in die Nachfrage fließt. Erst ein "Negativzins"<br />
auf das Geld selbst, also eine Geldhalte- oder Liquiditätsgebühr,<br />
evtl. über eingearbeitete Magnetstreifen wie<br />
bereits vor einem Jahr in Kreisen der US-Notenbank andiskutiert,<br />
würde eine Verstetigung der Nachfrage und<br />
damit auch eine funktionierende Geldmengensteuerung<br />
ermöglichen. Der dazu passende und richtige Zins für<br />
Einlagen und Kredite ergäbe sich dann von allein. – Es<br />
ist also eigentlich nur noch ein kleiner Schritt, der<br />
übrig bleibt, der aber große Wirkungen hätte.<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
In dieser Rubrik beantwortet Helmut Creutz LeserInnenfragen<br />
zum Thema Geld. Creutz, Autor des Standardwerks "Das Geldsyndrom",<br />
befasst sich seit 20 Jahren mit Analysen unseres<br />
Geld- und Wirtschaftssystems.<br />
Schicken Sie Ihre Frage per Postkarte oder E-Mail an die Deutschland-Redaktion<br />
dieser Zeitschrift (Stichwort: "LeserInnenfrage")<br />
Sie fragen - wir antworten<br />
Frage<br />
Ich kann mir mit den derzeit niedrigen<br />
Zinsgewinnen bei Bankanlagen die astronomischen<br />
Zuwächse der Geldvermögen<br />
nicht erklären. Ich vermute, dass<br />
diese vor allem durch die hohe Kapitalrendite<br />
verursacht werden, die ja nach<br />
Zeitungsmeldungen zwischen 16 und 20<br />
Prozent liegt.<br />
A. C. aus P.<br />
Antwort<br />
Die Zuwächse an Geldvermögen lagen zwischen<br />
1991 und 1999 im Jahresdurchschnitt<br />
bei 667 Mrd DM, allerdings in dieser Höhe<br />
nur, weil die Aktien mit ihren aufgeblasenen<br />
Kurswerten darin enthalten sind. Zieht man<br />
diese ab, bzw. rechnet man die inzwischen<br />
abgelassene Luft heraus, kommt man auf einen<br />
Zuwachs von 412 Mrd DM p.a. Diesem<br />
Zuwachs an echten Geldvermögen standen<br />
jährliche Zinsaufwendungen der Banken<br />
(also Zahlungen an die Sparer) in Höhe von<br />
391 Mrd DM gegenüber. Selbst wenn man<br />
annimmt, dass von diesen Zinseinnahmen 15<br />
Prozent an den Finanzminister gingen und<br />
weitere 15 Prozent für Konsumzwecke abgehoben<br />
wurden, lässt sich mit dem verbleibenden<br />
Rest der Zinseinkommen der jährliche<br />
Zuwachs der Geldvermögen bereits zu<br />
zwei Dritteln erklären.<br />
Auch sind die Zinseinnahmen aus diesen<br />
Geldvermögen – trotz der gesunkenen Zinssätze<br />
– weiterhin deutlich angestiegen, nämlich<br />
von 304 Mrd DM 1991 auf 473 Mrd DM<br />
1999 und damit um 55 Prozent. Die gesamten<br />
Geldvermögen nahmen in der gleichen<br />
Zeit zwar noch stärker zu, aber - wie bereits<br />
erwähnt – in erster Linie durch die inzwischen<br />
wieder geplatzten Kurswerte der Aktien.<br />
Deren Einbezug in die Geldvermögen ist<br />
sowieso höchst fragwürdig, da es sich bei<br />
Aktien um Eigentumstitel an Sachvermögen<br />
handelt, ohne jeden Anspruch auf Rückzahlung.<br />
Auch die in der Frage angeführten Kapitalrenditen<br />
von 16 bis 20 Prozent betreffen<br />
nicht das Geldvermögen sondern das Sachkapital,<br />
für das es leider keine genauen Ertragszahlen<br />
gibt. Bei den genannten Renditen<br />
kann es sich jedoch kaum um Durchschnitts-Dividenden<br />
und noch weniger um<br />
Durchschnittsgewinne handeln, denn wie<br />
sollte man bei solchen Gewinnquoten den<br />
Tatbestand erklären, dass jährlich zehntausende<br />
Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit<br />
geraten und noch mehr an den Rand<br />
derselben.<br />
Frage<br />
In der letzten Zeit, vor allem im Zusammenhang<br />
mit der Schlafmünzen-Aktion*,<br />
wurde immer wieder über große<br />
Bestände an gehortetem Geld berichtet.<br />
Was hat es damit auf sich und gibt es<br />
Anhaltspunkte für die Größenordnungen<br />
dieser Hortungen?<br />
U. Sch. aus K.<br />
Antwort<br />
Noch in den 80er Jahren hat die Deutsche<br />
Bundesbank die Geldhortungs-Frage immer<br />
heruntergespielt. 1993 veröffentlichte sie jedoch<br />
das Ergebnis einer von ihr in Auftrag<br />
gegebenen Untersuchung, nach der schon<br />
damals 30 bis 40 Prozent der DM-Geldmenge<br />
(also fast <strong>10</strong>0 Mrd DM!) ins Ausland verschwunden<br />
waren, vor allem in die Ostblockstaaten<br />
und auf den Balkan. Wahrscheinlich<br />
wurde diese Untersuchung durch den Tatbestand<br />
ausgelöst, dass seit der zweiten Hälfte<br />
der 80er Jahre die Menge der Zahlungsmittel<br />
(M1) aus dem Ruder lief, die sich vorher relativ<br />
stabil im Gleichschritt mit der Wirtschaft<br />
entwickelt hatte.<br />
Vor dem Hintergrund des zum Jahreswechsel<br />
anstehenden Geldumtauschs hat sich die<br />
Bundesbank nun auch endlich mit jenen<br />
Geldmengen befasst, die innerhalb unseres<br />
Landes dem Verkehr entzogen sind. Denn<br />
eine vorherige Einzahlung dieser oft seit vielen<br />
Jahren gehorteten Geldbestände auf<br />
Bankkonten würde die logistischen Probleme<br />
des Umtauschs erheblich verringern. Und dabei<br />
geht es nicht nur um die irgendwo<br />
schlummernden Münzen, sondern auch und<br />
gerade um die wertmäßig vielfach höheren<br />
DM-Bestände in Scheinen, die in schwarzen<br />
und kriminellen Kassen, vor allem zu Steuerhinterziehungszwecken,<br />
noch nicht gewaschen<br />
oder zum Umtausch ins Ausland transportiert<br />
werden konnten.<br />
Auch wenn über die Größe dieser Bestände<br />
bisher noch keine genauere Untersuchung<br />
angestellt wurde, ist auch hier von einer Größenordnung<br />
bis zu <strong>10</strong>0 Mrd DM die Rede.<br />
Das aber heißt, dass von der herausgegebenen<br />
gesamten Bargeldmenge von 270 Mrd<br />
DM nur ein knappes Drittel nachfrageaktiv in<br />
Deutschland im Umlauf ist!<br />
Zweifellos liegen diese halboffiziell bestätigten<br />
Geldhortungsgrößen weit über jenen, die<br />
bisher von Vertretern der NWO-Bewegung im<br />
Zusammenhang mit dem Thema Geldhortung<br />
und Geldumlauf genannt wurden, für dessen<br />
Erwähnung und Problematisierung sie jedoch<br />
in der Vergangenheit immer wieder gerügt<br />
und in die Ecke von Spinnern platziert worden<br />
sind.<br />
* Die "Schlafmünzen”-Aktion:<br />
Fernsehstar Günther Jauch soll die Deutschen<br />
animieren, ihre Spargroschen vor der Einführung<br />
des Euro-Bargeldes zur Bank zu bringen.<br />
Der Moderator der RTL-Show "Wer wird Millionär?”<br />
ist das Gesicht der Kampagne "Her mit<br />
den Schlafmünzen”, die Anfang Mai von<br />
Bundesbank und Kreditwirtschaft gestartet<br />
wurde. Die Deutsche Bundesbank schätzt, dass<br />
etwa acht Mrd. Münzen und tausende Geldscheine<br />
im Wert von bis zu <strong>10</strong>0 Mrd. DM als<br />
stille Reserven in den Haushalten schlummern.<br />
Jauch soll dafür werben, dass diese gehorteten<br />
Bargeldbestände möglichst bald eingezahlt<br />
werden, damit es in der heißen Phase der Einführung<br />
des Euro-Bargeldes (ab Januar 2002)<br />
keine Probleme an den Bankschaltern gibt.<br />
http://www.schlafmuenzen.de.<br />
17<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Forschungsprojekt<br />
Warburger Börde<br />
18<br />
Foto: F. Stockmann<br />
Lokale Ökonomie<br />
in der Warburger Börde<br />
Auf der letzten CGW-/INWO-Tagung in Birkenwerder<br />
hat Prof. Dr. Veronika Bennholdt-Thomsen über<br />
ihre langjährigen Forschungsaufenthalte in der mexikanischen<br />
"Stadt der Frauen" Juchitan berichtet. Vor dem<br />
Hintergrund der Globalisierung,<br />
der sie gemeinsam mit<br />
Maria Mies und Claudia von<br />
Werlhof die "Subsistenzperspektive"<br />
gegenüberstellt,<br />
untersucht sie gegenwärtig<br />
im Rahmen eines Forschungsprojekts<br />
Strukturen<br />
einer lokalen Ökonomie in<br />
der Warburger Börde nordwestlich<br />
von Kassel. Mit dem<br />
Aussterben von Handwerksbetrieben<br />
und der Verlagerung<br />
wirtschaftlicher Aktivitäten in die Städte mit ihren<br />
Supermärkten und Baumärkten ist auch diese Region<br />
schon sehr weitgehend von den üblichen Wirtschaftsstrukturen<br />
geprägt.<br />
Eigenartigerweise gibt es in dieser Region aber zumindest<br />
noch ein von der Globalisierung weniger ‘infiziertes’<br />
Dorf mit rund 850 Einwohnern, in dem viele<br />
traditionelle lokale Strukturen noch nicht zerstört sind.<br />
Es existieren dort je ein Bäcker, Metzger, Schreiner,<br />
Heizungsbauer, Installateur, Maler, Raumausstatter,<br />
Dachdecker sowie eine Volksbankfiliale, zwei Lebensmittelgeschäfte<br />
und zwei Gasthäuser. Im Dorf selbst und<br />
in der näheren Umgebung gibt es noch 40 Bauernhöfe,<br />
die zum Teil im Nebenerwerb bewirtschaftet werden,<br />
und auf einem der Höfe auch einen Bioladen. Im Januar<br />
2002 wird Veronika Bennholdt-Thomsen eine<br />
Zwischenbilanz ihrer Forschungen vorstellen und in<br />
Verbindung damit auch eine Ausstellung über die "lokale<br />
Ökonomie" dieser Region präsentieren.<br />
Da auch diese Region mit ihren lokalen Versorgungsstrukturen<br />
gefährdet ist, ausschließlich von der<br />
...Deshalb ist es notwendig, dass wir<br />
uns der einfachen Wahrheit erinnern:<br />
Das Leben kommt aus den Frauen und<br />
die Nahrung kommt aus dem Land.*<br />
globalisierten Konzernwirtschaft abzuhängen, beschäftigt<br />
sich Veronika Bennholdt-Thomsen mit der Frage,<br />
ob es sinnvoll und möglich wäre, der dortigen Bevölkerung<br />
praktisch vor Augen zu führen, dass das Geld<br />
möglichst lange im eigenen Ort umherkreisen und<br />
nicht in die Supermärkte der nächstgrößeren Städte<br />
abwandern sollte. Angeregt durch das frühere Freigeldexperiment<br />
von Wörgl und durch die "Knochengeld"-Künstleraktion<br />
in Berlin-Prenzlauer Berg erwägt<br />
sie die Bildung eines Arbeitskreises, der besondere<br />
Gutscheine im Verhältnis 1 : 1 gegen Euro umtauscht<br />
und diese nach Ablauf der Gültigkeitsfrist von zum Beispiel<br />
vier Wochen wieder in Euro zurücktauscht. In<br />
welchem Verhältnis zurückgetauscht wird, hängt davon<br />
ab, ob es nur darum geht, den Sinn einer möglichst<br />
langen Zirkulation im eigenen Ort zu demonstrieren.<br />
In diesem Fall würde es genügen, auf der Rückseite<br />
ein Feld aufzudrucken, auf dem jeweils eingetragen<br />
werden kann, wo der Schein von Hand zu Hand geht,<br />
und dann nach Ablauf des einen Monats im Verhältnis<br />
1 : 1 zurückzutauschen. Wenn auch die Freigeldidee<br />
einbezogen werden soll, ließe sich eine Rücktauschgebühr<br />
von x % erheben, die anschließend für einen guten<br />
Zweck verwendet wird.<br />
Wer Ideen für einen ‘zündenden’ Namen solcher<br />
Gutscheine und ihre äußere Gestaltung hat oder wer eigene<br />
Erfahrungen mit solchen Aktionen hat, wendet<br />
sich bitte direkt an:<br />
Prof. Dr. Veronika Bennholdt-Thomsen<br />
Brunnenstr. 16,<br />
34434 Borgentreich.<br />
E-Mail: itps@dgkm.uni-bielefeld.de<br />
www.nachhaltig.org/itps<br />
*aus: Die Subsistenzperspektive. Eine Kuh für Hillary,<br />
von Veronika Bennholdt-Thomsen und Maria Mies,<br />
Frauenoffensive München 1997, Seite 86<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Buchbesprechungen<br />
Horst W. Opaschowski/Werner Onken<br />
Horst W. Opaschowski:<br />
Deutschland 20<strong>10</strong>. Wie<br />
wir morgen arbeiten<br />
und leben. Voraussagen<br />
der Wissenschaft zur Zukunft<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Hamburg: Germa<br />
Press <strong>2001</strong>. 357 S.<br />
DM 39,90 / Euro 20,40<br />
ISBN 3-924865-35-3<br />
Der Titel macht neugierig, denn<br />
wer möchte nicht gern einen<br />
Blick in die Zukunft werfen. Das<br />
Buch des renommierten Hamburger<br />
Universitätsprofessors Opaschowski<br />
bietet 357 Seiten Perspektive,<br />
und schon beim ersten<br />
Durchblättern sieht man auf jeder<br />
Seite Diagramme, Grafiken<br />
und Schaubilder. Die Kernaussagen<br />
sind blau unterlegt, Zitate<br />
leicht gelb gekennzeichnet. Das<br />
Inhaltsverzeichnis gliedert das<br />
Buch in 12 Themengruppen. Den<br />
LeserInnen sei eine ruhige Ecke<br />
empfohlen, denn eine solche Fülle<br />
an Information liest sich nicht<br />
so nebenbei. Vom Wohlstand<br />
zum Wohlbefinden über Arbeits-,<br />
Konsum- und Medienwelt usw.,<br />
kaum ein Bereich wird ausgelassen,<br />
und doch möchte man das<br />
Buch, je länger man darin liest,<br />
möglichst schnell beiseite legen.<br />
Warum? Weil sich alles verändern<br />
wird, und zwar gründlich.<br />
Das macht Angst und ist gleichzeitig<br />
das Faszinierende an dem<br />
Buch. Mit wachsender Verzweiflung<br />
sucht man nach Positivem,<br />
wird mit Sätzen konfrontiert wie:<br />
Wenn es gelingt, die Massenarbeitslosigkeit<br />
zu reduzieren, brechen<br />
dann nicht neue soziale<br />
Probleme auf? (S. 71) Hielten wir<br />
nicht bisher dieses Problem für<br />
das Grundübel, das es zu überwinden<br />
gilt? Die Zukunft wird<br />
ganz schön schaurig. Ganz schön<br />
für alle Schönen, Schlauen, Reichen,<br />
schaurig für den Rest. Wir<br />
wechseln unsere Jobs wie die<br />
Oberhemden, wir müssen mobiler<br />
werden, wir werden häufiger<br />
mal arbeitslos sein... Für die Zukunft<br />
ist absehbar: Für die privilegierten<br />
Vollzeitbeschäftigten<br />
wird die Arbeit immer intensiver<br />
und konzentrierter, zeitlich länger<br />
und psychisch belastender,<br />
dafür aber auch – aus der Sicht<br />
der Unternehmen – immer produktiver<br />
und effektiver. Die neue<br />
Arbeitsformel für die Zukunft<br />
lautet: 0,5 x 2 x 3, d.h. die Hälfte<br />
der Mitarbeiter verdient doppelt<br />
so viel und muss dafür dreimal so<br />
viel leisten wie früher. Die ständige<br />
Produktivitätssteigerung bewirkt,<br />
dass immer weniger Mitarbeiter<br />
immer mehr leisten müssen.<br />
Aber was macht das schon?<br />
Planbarkeit und Sicherheit ade,<br />
der Markt bestimmt den Bedarf.<br />
Der steigende Unmut beim Lesen<br />
wird allmählich zur Gewissheit:<br />
Es handelt sich, gewollt oder<br />
nicht, um die Konditionierungsanleitung<br />
für Konsumenten. Zum<br />
Nutzen des Kapitals, zum Wohle<br />
der Konzerne. Und ein solcher ist<br />
schließlich auch Auftraggeber<br />
dieser Studie: das British-American-Tobacco-Freizeit-Forschungsinstitut.<br />
Die Schlüsselfragen einer<br />
verantwortlichen Zukunftsforschung<br />
(S. <strong>23</strong>) müssen sein: Welche<br />
Gesellschaft wollen wir in<br />
Zukunft haben? Was hält die Gesellschaft<br />
noch zusammen? Wie<br />
wollen wir wirklich leben? Nach<br />
der Lektüre habe ich meine Zweifel,<br />
ob wir darauf selbst eine Antwort<br />
geben dürfen.<br />
Werner Bußmann<br />
Werner Onken: Frieden<br />
schaffen durch soziale<br />
Gerechtigkeit. Lütjenburg:<br />
Verlag für Sozialökonomie/Gauke<br />
2000.<br />
44 S. geh.<br />
DM 9,80 / Euro 4,90.<br />
ISBN 3-87998-445-X<br />
Aus aktuellem Anlass möchten<br />
wir alle LeserInnen der "r-evolution"<br />
auf folgende sehr lesenswerte<br />
Broschüre von Werner Onken<br />
hinweisen, die bereits im<br />
letzten Jahr in Verbindung mit<br />
der gleichnamigen 6. Birkenwerder-Tagung<br />
von INWO und CGW<br />
erschienen ist, jedoch angesichts<br />
der momentanen weltpolitischen<br />
Ereignisse immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnt.<br />
Mehr als <strong>10</strong>0 Jahre nach dem Erscheinen<br />
von Bertha von Suttners<br />
"Die Waffen nieder!"<br />
(1899) ist die Welt heute friedloser<br />
denn je. Die leidvollen Erfahrungen<br />
zweier Weltkriege reichten<br />
nicht aus, um den atomaren<br />
Rüstungswettlauf zwischen den<br />
Supermächten und unzählige<br />
kleinere und größere Kriege in<br />
Afrika und Asien zu verhindern.<br />
Auf das Ende des Kalten Krieges<br />
folgten nicht der erhoffte Weltfrieden,<br />
sondern die Verschärfung<br />
des globalen Wirtschaftskriegs<br />
um Rohstoffe und Märkte<br />
und eine neue "humanitäre"<br />
Form des Krieges. Die Friedensbewegung<br />
und die Friedensforschung<br />
sind dadurch in Bedrängnis<br />
geraten. Immer weniger Menschen<br />
glauben noch an ein "Frieden<br />
schaffen ohne Waffen".<br />
Doch sind Bomben wirklich geeignete<br />
Mittel zur Verwirklichung<br />
von Menschenrechten und Demokratie?<br />
In dieser Broschüre geht es Werner<br />
Onken um wirtschaftliche<br />
Antriebskräfte von Rüstung und<br />
Krieg. Er wirft einen kritischen<br />
Blick auf die Militärökonomie, einen<br />
speziellen Forschungsbereich<br />
innerhalb der Ökonomie,<br />
der in der Öffentlichkeit kaum<br />
wahrgenommen wird, und er erinnert<br />
an friedenspolitische Ansätze<br />
in den Theorien einer unorthodoxen<br />
alternativen Ökonomie.<br />
Hierauf möchte er insbesondere<br />
Menschen aus der Friedensbewegung<br />
und Friedensforschung<br />
aufmerksam machen und<br />
einen Dialog über Wege zu einer<br />
gerechten, gewaltfreien und den<br />
Frieden fördernden Wirtschaft<br />
anregen.<br />
Die Broschüre von Werner Onken<br />
können Sie bestellen bei:<br />
Verlag für Sozialökonomie Gauke<br />
GmbH, Postfach 1320, D-24319<br />
Lütjenburg. Fax: 04381-7013, E-<br />
Mail: info@gauke.de.<br />
Fordern Sie gleichzeitig ein Publikationsverzeichnis<br />
des Verlags<br />
an oder informieren Sie sich unter:<br />
www.sozialoekonomie.com!<br />
19<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Interview mit Marco Lustenberger<br />
Präsident der INWO Schweiz<br />
20<br />
„Es gibt Leute, die meinen,<br />
Reden sei Denken“<br />
Marco, Du bist seit Mai 2000 Vorsitzender der INWO<br />
Schweiz. Wie bist Du zur INWO gekommen und was<br />
hast Du vorher gemacht?<br />
Im September 1995 fand in Bern unter dem Motto<br />
"Zukunftsfähige Wirtschaft” die 4. internationale Tagung<br />
der INWO statt, die gemeinsam mit der Erklärung<br />
von Bern und der Grünen Partei der Schweiz durchgeführt<br />
wurde. Hierzu wurde ich als Mitglied der Erklärung<br />
von Bern eingeladen<br />
und ich lernte dort<br />
einige interessante Gedanken<br />
kennen. Speziell<br />
Prof. Pierre Fornallaz,<br />
Mitbegründer des Ökozentrums<br />
Langenbruck<br />
und Autor des Buches<br />
"Die Ökologische Wirtschaft”,<br />
konnte mich<br />
von meinem unterschwellig<br />
vorhandenen<br />
Gefühl "Wir rechnen<br />
nicht richtig" überzeugen.<br />
Vorher war ich als<br />
Chemiearbeiter, Außendienstmitarbeiter,<br />
Geschäftsführer,<br />
Trainer<br />
für Führungskräfte,<br />
Unternehmer und Ökologe<br />
tätig.<br />
Was fasziniert(e) Dich am meisten an der Freiwirtschaft?<br />
Die Möglichkeit dazu beizutragen, eine gerechtere<br />
Welt zu schaffen. Dies als Menschen untereinander,<br />
aber auch als Teile der Natur, ohne den Anspruch<br />
"Macht Euch die Erde untertan.” Solange sich die Mächtigen,<br />
die - auch in unserer vielgelobten Demokratie -<br />
weitgreifende Entscheide fällen können, an Besitz, Gier,<br />
Wirtschaftsinteressen und Wachstum orientieren, ohne<br />
Rücksicht auf die lebenden und toten Teile unseres<br />
"Raumschiffes”, solange braucht es Aufklärer, die auf<br />
Schwachstellen im jetzigen Miteinander hinweisen. Die<br />
Boden- und Geldreform weltweit könnte viel zum Maßhalten<br />
beitragen.<br />
Was ist Dein größter Antrieb für Dein Engagement als<br />
Präsident?<br />
Verantwortung für unsere Welt, unsere (meine zwei)<br />
Kinder, die Mitwelt - jetzt und in der Zukunft.<br />
Worauf kannst Du als Präsident der INWO aufbauen<br />
und wo siehst Du Defizite der schweizerischen Sektion?<br />
Aufbauen kann ich auf sehr viel fundierte Literatur,<br />
einige leider schon ältere engagierte Freiwirte, die die<br />
Großen noch persönlich kannten (Schwarz, Zimmermann,<br />
Hoffmann, Schmid und weitere), einen alt-Nationalrat<br />
sowie Spender und Gönner in den Reihen der<br />
Mitglieder. Wichtig ist auch der neue Vorstand, dem<br />
auch einige jüngere Engagierte angehören.<br />
Problematisch sind der Mitgliederschwund (1995:<br />
500 / 2000: 200) und dadurch der enge finanzielle<br />
Spielraum für einen wirkungsvollen Auftritt.<br />
Die Schweizer INWO startete im März 1993 das "Talent-<br />
Experiment". Worum geht es dabei und wie schätzt Du<br />
dessen Entwicklung in den letzten 8 1/2 Jahren ein?<br />
Das Talent-Experiment ist einer der ersten Tauschringe<br />
neuen Stils in Europa. Es ist eine spannende Sache,<br />
initiiert von faszinierten Leuten, die eine nach freiwirtschaftlichen<br />
Kriterien strukturierte Zweitwährung neben<br />
dem Schweizer Franken schaffen wollten. Anfänglich<br />
trug die Begeisterung und das große Medienecho zu hohen<br />
Mitgliederzahlen bei (über <strong>10</strong>00 Konti). Leider ließ<br />
das Interesse nach, möglicherweise durch die fallenden<br />
Arbeitslosenzahlen und die Erfahrung, dass es im<br />
Tauschring wesentlich schwieriger ist, Geschäfte zu tätigen,<br />
als in der konventionellen Wirtschaft. Auch der Ansatz,<br />
gesamtschweizerisch tätig zu sein, führte zu Enttäuschungen.<br />
Solche Systeme funktionieren lokal, höchstens<br />
regional - außer bei einigen Spezialfällen (Ferienund<br />
Übernachtungsmöglichkeiten, EDV-Dienstleistungen...).<br />
Das hat sich auch beim Talent-Experiment deutlich<br />
gezeigt. Um ein echtes Alternativgeld zu sein - das<br />
war der Anspruch der Erfinder -, fehlen dem "Talent”<br />
die Spar- und Kreditfunktionen. Mit dem neuen Talent-<br />
Verein sind Reformen denkbar, und auch die Vernetzung<br />
mit anderen Gruppen sollte einfacher sein.<br />
Wie eng ist aus Deiner Sicht der Zusammenhang zwischen<br />
der Freiwirtschaft und den Tauschringen?<br />
Der WIR-Ring wurde von Freiwirtschaftern gegründet,<br />
immerhin der größte Tauschkreis der Welt! Leider<br />
ist er in der Vergangenheit zu einer Bank pervertiert,<br />
die mit Sprüchen wie "Der Zins, der bringts!” Reklame<br />
macht. Wenn nicht ein abgeschlossener Tauschvorgang<br />
stattfindet, sondern über Verrechnungseinheiten unvollständige<br />
Tauschprozesse erfolgen, muss aufgepasst werden,<br />
weil eine Überlegenheit der Verrechnungseinheit<br />
gegenüber den angebotenen Waren und Dienstleistungen<br />
entsteht. Der Markt geht so immer weiter weg von<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
der real existierenden Wirtschaft. In Tauschringen kann ausprobiert<br />
werden, ob dies über eine Umlaufsicherung, Bandbreiten im Soll<br />
und Haben etc. aufgefangen werden kann.<br />
Eine Grundlage unserer Gesellschaft ist die Wirtschaft, welche den<br />
aktuellen Staatshaushalt speist. Die grundsätzliche Frage stellt sich<br />
nun, ob die bestehende Organisation der Wirtschaft durch unendlich<br />
viele solcher Zusatzwährungen in ihrer Ungerechtigkeit gemildert<br />
werden, oder ob zuerst alle Kraft in die Änderung/Verbesserung<br />
des bestehenden Gesamtsystems investiert werden soll.<br />
Was sind Deiner Meinung nach die vorrangigen Aufgaben der INWO<br />
in der näheren Zukunft?<br />
Mitglieder und Sponsoren gewinnen - und dies über Medienpräsenz<br />
sowie über engagierte INWOianer. Die "r-evolution” ist hier ein<br />
Hoffnungsträger, um auch breitere Bevölkerungsschichten anzusprechen.<br />
www.gelreform.net<br />
Plant Ihr in der kommenden Zeit Aktionen?<br />
Ja, eine Inserate-Aktion, Gesprächs-Runden über die Inhalte der<br />
INWO und Aktionen zum weltwirtschaftsforum vom 31. Januar bis<br />
zum 5. Februar 2002 in Davos.<br />
Seid Ihr politisch tätig? Pflegt Ihr den Kontakt zu PolitikerInnen?<br />
Früher waren wir eine politische Partei (die Liberalsozialistische<br />
Partei, LSP), daraus entstand die INWO. Heute ist hier eine<br />
Schwachstelle und diese Kontakte sollten dringend intensiviert werden.<br />
Wie läuft bei Euch in der Schweiz die Vernetzung mit anderen<br />
Gruppen?<br />
Diese befindet sich im Aufbau. Während ATTAC nichts mit uns zu<br />
tun haben will (Warum eigentlich?!), sind Kontakte mit dem Verein<br />
für soziale Oekonomie, dem Netzwerk für sozial verantwortliche<br />
Wirtschaft, den religiösen Sozialisten sehr offen. Sie bedürfen einer<br />
Vertiefung, da wir ja eigentlich alle das gleiche Ziel haben.<br />
Siehst Du Vorteile in einer verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit<br />
der INWOs, auch über die neue gemeinsame Zeitschrift<br />
hinaus?<br />
Sicher, gemeinsam sind wir stärker. Sinnvoll wäre das Verstärken<br />
der INWO International, um nebst den großen internationalen Tagungen<br />
auch andere länderübergreifende Aufgaben zu koordinieren.<br />
Da wir "nur" als ehrenamtliche TeilzeitmitarbeiterInnen für<br />
die Sache einstehen, ist die Summe der zur Verfügung stehenden<br />
Zeit, um eine Aufgabe zu bewältigen, logischerweise die Menge Zeit,<br />
die der Einzelne aufbringt, mal die Anzahl Engagierter! Da wir<br />
uns keine bezahlten Akteure leisten können, bedeutet dies, Leute zu<br />
begeistern... Streben wir nach einer gerechten Sache, die den Einsatz<br />
lohnt!<br />
zum Ausschneiden, Kopieren und Weitergeben:<br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Blauer Schein<br />
Ich wurde geboren in Frankfurt am Main<br />
in der Deutschen Zentralbank als Hundertmarkschein<br />
Der Vater heißt Krieg, ein Betrüger ein Lügner, ein Dieb<br />
Die Mutter ist die Gier die täglich über uns siegt<br />
Die Kinder Zinsen auf internationalen Banken die seit<br />
sie denken konnten nur kühle kalte Konten kannten<br />
Meine Opfer sind Menschen so wie du<br />
Ich geb' euch die Illusion von Macht und ihr gebt Ruh<br />
So viele denken ich gehör ihnen doch sie gehören<br />
alle mir - schau nur wie sie mir dienen<br />
Ich kontrollier ihre Ziele und Träume, ihr Verhalten<br />
und Verlangen bis sie mich zu vergöttern anfangen<br />
bringe Paare zusammen reiß Familien entzwei<br />
und hört man von Streit sei sicher ich war dabei<br />
Ich nahm Gott den Glauben und hab den Teufel getauft<br />
und auch.diese Platte wurde durch mich gekauft<br />
Meine Macht reicht so weit wie das Himmelsreich<br />
Blauer Samt wie das Meer so weich und kalt zugleich<br />
auch bei dir bin ich ein immer gern gesehener Gast, aber<br />
sieh dich vor dass du dich nicht zu meinem Sklaven machst.<br />
Er war angestellt ackert hart für das Geld<br />
Freitag ist Zahltag kaum zu Hause Nutte bestellt<br />
... er hielt mich so fest in seiner Hand<br />
doch wie schnell gab er mich frei als sie in seinem Zimmer stand<br />
gierig die Lippen geleckt, Chantré anstatt Sekt<br />
Mit feuchten Fingern hat er mich in ihren Ausschnitt gesteckt<br />
gutes Geschäft `ne Nummer Hundert Mark<br />
doch ihr Glück währte leider nur bis zum nächsten Tag<br />
Ihr Freund ein Verlierer, ein Schläger, Autoschieber<br />
schräger Dealer, Hehler, Spieler, wie im Fieber<br />
den Zaster verprasst vor lauter Hast<br />
nicht aufgepasst von den Bullen gefasst<br />
sitzt im Knast den Kopf voller Koks hört er wie der Bulle sagt<br />
heut ist dein Glückstag ich lass dich gehen für'n geringen Betrag<br />
So kam ich in die Uniform von `nem Polizist, denn<br />
ich bin der Grund warum man Recht und Gesetz vergisst<br />
Das Vokabular von Geld kennt kein Nein und<br />
kennt ihr TORCH? ... auch er fiel auf mich rein<br />
Auch der Pfarrer nahm mich feierlich auf wie besessen<br />
zelebrierte mich verehrte mich in seinen Messen<br />
dankte mir mit weißem Brot und rotem Wein denn<br />
nichts ist ihm so heilig wie der Blaue Heiligenschein<br />
In den vorderen Reihen sitzen die die wissen was läuft<br />
Ich dachte Hip-Hop sei anders ihr habt mich´n bisschen enttäuscht<br />
Kaum kam ich ins Spiel hab euch nicht wieder erkannt<br />
werd immer wieder in eueren Liedern genannt<br />
als Problem oder Held oder Ziel dir bekannt<br />
ihr seht in mir etwas, was sich nie da befand ich<br />
würde selber gerne wissen wie das entstand denn<br />
helfen kann ich auch doch es liegt in deiner Hand<br />
TORCH<br />
Hip-Hop-Szene thematisiert Geld<br />
Kritische Töne<br />
Torch ist zurück. Der heute 29-jährige<br />
Heidelberger ist nach fast 20 Jahren Hip-<br />
Hop noch lange nicht rapmüde. Bereits<br />
1985 krönte ihn Afrika Bambaataa, der<br />
"Godfather of Hip-Hop", zum ersten "Zulu-<br />
Nation-Chapter" Deutschlands. Zwei Jahre<br />
später gründete Torch die Rapgruppe Advanced<br />
Chemistry (AC). AC rappten schon<br />
bald auf Deutsch, worüber sich nach der<br />
1992 erschienen politischen Maxi "Fremd<br />
im eigenen Land" niemand mehr lustig<br />
machte. Mit dem gesellschaftskritischen<br />
Song erreichte AC sogar die Feuilletonseiten<br />
der Wochenzeitung Die Zeit. Nachdem er<br />
u.a. sein eigenes Label 360º Records ins Leben<br />
gerufen und mit seinem Partner Boulevard<br />
Bou das Piemontstudio<br />
gegründet hat, ist jetzt endlich<br />
Torchs erstes Soloalbum<br />
da.<br />
"Blauer Samt" ist kein gewöhnliches<br />
Rap-Album. Von<br />
Herzen und tiefgründig<br />
wendet sich Torch an seine<br />
Hörer. Man fühlt sich nahezu<br />
gezwungen, den Reimen<br />
zuzuhören, so fesselnd<br />
bringt Torch sie rüber. Hip-<br />
Hop ist einst als sozialkritische<br />
Bewegung entstanden.<br />
Torch bleibt mit seinen stets zum Nachdenken<br />
anregenden Lyrics dieser Tradition<br />
treu., z.B. in dem Song "Gewalt oder Sex":<br />
"Das Geld ist das Blut unserer Welt / jeder<br />
fragt sich wo er steht wenn der Dollar<br />
mal fällt / ich weiß du scheißt drauf doch<br />
dies geht an die, / die sich für uns opfern<br />
wie Mahatma Ghandi, / Mutter Theresa,<br />
Thomas Sankara / Kurt Tucholsky oder Afrika<br />
Bambaataa / so ein Mensch müsste eigentlich<br />
unser Held sein / doch seh ich sein<br />
Gesicht nicht auf unsern Geldschein´ / so<br />
ein Mensch müsste eigentlich unser Held<br />
sein / und nicht irgend so ein stinkender<br />
Geldschein"<br />
DJ Danielson Koolism<br />
Torch is chillin' Bou is Chillin'<br />
What more can i say Top Billin'<br />
Text: Frederik Hahn<br />
Aus CD >>Blauer Samt
Agenda<br />
Termine und Veranstaltungen<br />
Termine Schweiz<br />
TALENT-Treff Zürich<br />
Jeden 2. Tag im Monat, 19.00-22.00 Uhr<br />
im Kraftwerk, Haus B, 4. Stock<br />
Hardturmstr. 160,<br />
Haltestelle Bernoullihäuser (Tram 4)<br />
INWO Regionalgruppe Bern<br />
Treffen von Mitgliedern und Interessierten<br />
Rest.-Café Vatter<br />
Bärenplatz 2 (ca. 3 Min. vom Bhf.)<br />
Nächstes Treffen:<br />
Mi, 21. November <strong>2001</strong>, 14.00-16.00 Uhr<br />
Apéro aktuell<br />
Karl-der-Große-Zentrum für alle<br />
Kirchgasse 14, 8001 Zürich<br />
Erkerzimmer, 1. Stock<br />
Tel.: 251-9070, Fax: 251-9<strong>10</strong>3<br />
Jeden 1. Freitag/Monat, 14.30-16.00 Uhr<br />
Gespräche über Solidarität<br />
Leitung: Max Keller<br />
Paulus Akademie, Carl-Spitteler-Str. 38,<br />
8053 Zürich<br />
Fr, 16. November <strong>2001</strong>, 1900 Uhr<br />
Mit wem soll die Schweiz solidarisch sein?<br />
Rätsel<br />
Um die Mittagszeit und um Mitternacht<br />
stehen die beiden Zeiger einer Uhr übereinander.<br />
Wie oft stehen sie zwischen Mittag<br />
und Mitternacht übereinander?<br />
Auflösung von August<br />
Streicht man sieben Buchstaben aus der<br />
Rechnung, bleibt IV PLUS IX PLUS V stehen,<br />
was als Summe 18 ergibt.<br />
Freiwirtschaftliche Bewegung<br />
Schweiz (FBS)<br />
Mo, 19. November <strong>2001</strong>, 14.00-17.00 Uhr<br />
Kramerstiftung, Röslistr. 2, 8006 Zürich<br />
(Tram 11 oder 14 ab ZH HB bis Krone<br />
Unterstraße Rtg. Oerlikon/Seebach)<br />
Mitgliedertreff,<br />
es sind auch Gäste willkommen<br />
Hauptthema: Das Reformprogramm der<br />
Humanwirtschaftspartei D<br />
Vorankündigung/Einladung<br />
INWO Schweiz: Gesprächs-Runden<br />
Der Vorstand der INWO Schweiz plant, in<br />
lockerer Folge, für jedermann/frau zugängliche<br />
Gesprächs-Runden zu organisieren.<br />
Diskutieren wollen wir z.B. über kurz- und<br />
langfristige Ziele, Teilziele und Schwerpunkte.<br />
Provisorische Themenvorschläge:<br />
Der Raubtierkapitalismus wird immer gefährlicher<br />
/ Rund um das Geld / Marktwirtschaft<br />
ja, aber.. / Bodenrecht / Privatvermögen<br />
ohne Grenzen? / Tobin-Steuer /<br />
Geld und Ökologie, H-Energie... /<br />
und: Strategien und Projekte zur schrittweisen<br />
Umsetzung.<br />
Termine Österreich<br />
Di, 20. November <strong>2001</strong>, 17.00 Uhr<br />
Wirtschaftssimulation mit dem Geldspiel<br />
DKKT, Wirtschaftsuniversität Wien,<br />
Ökumenischer Raum<br />
Augasse 2-6, <strong>10</strong>90 Wien, Info:<br />
E-Mail an gerhard.margreiter@EUnet.at<br />
Termine<br />
Deutschland<br />
Fehlstrukturen unserer<br />
Geldordnung<br />
Fr, 9. November <strong>2001</strong>, 19.00 Uhr<br />
Vortrag mit Helmut Creutz<br />
Hotel Handelshof, Münsterstr. 3<br />
Senden bei Münster/Westfalen<br />
Auskunft: 02597-690492<br />
Wenn das Wasser knapp wird...<br />
Sa/So, 24.-25. November <strong>2001</strong>, Tagung<br />
Tagungsstätte Bad Boll<br />
Ein Beitrag zu den Kosten wird erbeten<br />
(Richtsatz DM 50,-)<br />
Info und Anmeldung:<br />
Seminar für freiheitliche Ordnung e.V.,<br />
Tel.: 071 64 - 35 73,<br />
E-Mail: info@sffo.de<br />
Wirtschaftliche Triebkräfte von<br />
Rüstung und Krieg<br />
Mi, 31. Oktober <strong>2001</strong> in Berlin<br />
Abendvortrag von Helmut Creutz im Rahmen<br />
einer Ringvorlesung an der FU Berlin,<br />
veranstaltet von Prof. Roland Reich<br />
Auskunft: 030-838-55333<br />
Apollo 8 - ein Seminar zur Geldreform<br />
für Einsteiger<br />
Fr – So, 16. bis 18. November <strong>2001</strong><br />
(neuer Termin!)<br />
Jugendherberge Neuss-Uedesheim<br />
8. Einsteigerseminar der INWO, mit Helmut<br />
Creutz und Klaus Popp<br />
Die Teilnahme am Seminar ist kostenfrei.<br />
Übernachtung und Essen: 80,20 DM (VP)<br />
Info + Anmeldung:<br />
Klaus Popp, Tel.: 0211-304<strong>10</strong>5, E-Mail:<br />
klaus.popp@debitel.net<br />
Weitere Informationen auf der INWO-<br />
Homepage: http://www.inwo.de<br />
Arbeitslosigkeit – Staatsverschuldung<br />
– Umwelt<br />
Do, 22. November <strong>2001</strong>, 19.30 Uhr in Heidelberg,<br />
Abendvortrag von Helmut Creutz<br />
über die Rolle des Geldes<br />
Veranstalter: Hegau-Institut Hofmann<br />
Auskunft: 07731-955085<br />
Mensch - Natur - Gesellschaft<br />
Do, 3. Januar 2002, 18.00-21.15 Uhr<br />
Ein Abend mit Stephen Zarlenga und Hans<br />
Christoph Binswanger in der gleichnamigen<br />
Veranstaltungsreihe (Info: Prof. Bernd<br />
Senf), Fachhochschule für Wirtschaft,<br />
Berlin, Badensche Str. 50<br />
<strong>23</strong><br />
evolution • Alternativen zum Kapitalismus • Nr.3 / Okt./Nov. <strong>2001</strong>
Bestellcoupon<br />
Ich bestelle . . .<br />
❑ ein r-evolution-Jahres-Abo (<strong>10</strong> Hefte pro Kalenderjahr) ab der nächsten Ausgabe zum Preis von sFr. 45.- frei Haus. Bei<br />
Abo-Bestellungen, die nicht zu Beginn des Jahres erfolgen, zahle ich ab dem Bestelldatum sFr 4,50 pro Ausgabe bis<br />
Ende des Kalenderjahres.<br />
❑ weiteres Informationsmaterial über Ziele und Arbeit der INWO, da mich der Verein interessiert.<br />
❑ Ich möchte Mitglied der INWO Schweiz werden. Bitte schicken Sie mir ein Beitrittsformular. Die r-evolution erhalte ich<br />
dann im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft.<br />
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Datum, Unterschrift Bitte unbedingt hier unterschreiben<br />
Weil es für alle einfacher ist und Bankgebühren spart, erteile ich der INWO hiermit eine Einzugsermächtigung, die ich<br />
jederzeit widerrufen kann.<br />
Impressum<br />
r-evolution - Alternativen zum Kapitalismus<br />
1. Jahrgang, Nummer 3/<strong>2001</strong><br />
Redaktion<br />
INWO Schweiz<br />
Redaktion r-evolution<br />
Dr. Walter Meier<br />
Postfach<br />
CH-5001 Aarau<br />
E-Mail: meier-solfrian@bluewin.ch<br />
INWO Deutschland<br />
Redaktion r-evolution<br />
Beate Bockting (V.i.S.d.P.)<br />
Postfach 291133<br />
48089 Münster<br />
E-Mail: bockting@muenster.de<br />
INWO Österreich<br />
Redaktion r-evolution<br />
Gerhard Margreiter<br />
c/o HIFA-Austria<br />
Staudingergasse 11<br />
1200 Wien<br />
E-Mail: gerhard.margreiter@EUnet.at<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder.<br />
Redaktionsschluss für Dezember<br />
16. November <strong>2001</strong><br />
Für unverlangte Manuskripte etc. wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Auflage<br />
3.000 Exemplare<br />
Erscheinungsweise<br />
<strong>10</strong> Ausgaben pro Jahr<br />
Layout<br />
Umbach Grafik und Mediendesign, Münster<br />
Druck u. Versand<br />
Joh. Burlage, Münster<br />
Bezug<br />
Die r-evolution ist im Jahresabonnement zu beziehen<br />
bei:<br />
INWO Schweiz (sFr. 45.-)<br />
INWO Österreich (Euro 25.-)<br />
INWO Deutschland (Euro 25.-)<br />
Die r-evolution ist gleichzeitig Mitgliederzeitschrift<br />
der INWO Schweiz und INWO Deutschland.<br />
Herausgeberin<br />
INWO International<br />
Sektion Deutschland<br />
INWO e.V.<br />
Max-Bock-Str. 55<br />
60320 Frankfurt/M.<br />
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Bank<br />
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Datum, Unterschrift Bitte unbedingt hier unterschreiben BLZ<br />
Diese Bestellung kann ich innerhalb von <strong>10</strong> Tagen nach Bestelldatum widerrufen. Falls ich r-evolution nach Ablauf des Bezugjahres<br />
nicht mehr lesen möchte, genügt eine schriftliche Benachrichtigung an die INWO Schweiz spätestens 3 Monate<br />
vor Ablauf meines Abonnements.<br />
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❑ ein r-evolution-Jahres-Abo (<strong>10</strong> Hefte pro Kalenderjahr) ab der nächsten Ausgabe zum Preis von Euro 25.- frei Haus. Bei<br />
Abo-Bestellungen, die nicht zu Beginn des Jahres erfolgen, zahle ich ab dem Bestelldatum Euro 2,50 pro Ausgabe bis<br />
Ende des Kalenderjahres.<br />
❑ weiteres Informationsmaterial über Ziele und Arbeit der INWO, da mich der Verein interessiert.<br />
❑ Ich möchte Mitglied der INWO Österreich werden. Bitte schicken Sie mir ein Beitrittsformular.<br />
Weil es für alle einfacher ist und Bankgebühren spart, erteile ich der INWO hiermit eine Einzugsermächtigung, die ich<br />
jederzeit widerrufen kann.<br />
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vor Ablauf meines Abonnements.<br />
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❑ ein r-evolution-Jahres-Abo (<strong>10</strong> Hefte pro Kalenderjahr) ab der nächsten Ausgabe zum Preis von Euro 25.- frei Haus. Bei<br />
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Ende des Kalenderjahres.<br />
❑ weiteres Informationsmaterial über Ziele und Arbeit der INWO, da mich der Verein interessiert.<br />
❑ Ich möchte Mitglied der INWO Deutschland werden. Bitte schicken Sie mir ein Beitrittsformular. Die r-evolution erhalte<br />
ich dann im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft.<br />
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jederzeit widerrufen kann.<br />
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Kto.nr.<br />
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Straße, Hausnummer<br />
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E-Mail<br />
INWO Schweiz<br />
r-evolution<br />
Postfach<br />
5001 Aarau<br />
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INWO Österreich<br />
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1200 Wien<br />
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E-Mail<br />
INWO Deutschland<br />
Versand<br />
Sambach 180<br />
96178 Pommersfelden
zu guter Letzt<br />
zu guter Letzt<br />
PVST, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, D 56949<br />
...und kommen und gehen und... Hendrik Barth, 1998