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Löwenzahn fürs Kaninchen<br />

Bundesweites Pilotprojekt im AWO-Heim Arbergen untersucht Nutzen von<br />

Kleintieren in der Pflege<br />

Streicheleinheiten: Edith Reichelt (rechts) und<br />

Margarethe Kluge freuen sich über den tierischen Besuch.Foto: Gnuschke<br />

Von Elisabeth Gnuschke<br />

BREMEN "Gucken Se mal, der ist zufrieden", sagt Irmtraud Steigerwald und deutet<br />

auf das schlafende Meerschweinchen auf ihrem Schoß. Die 79-Jährige vom<br />

Niederrhein lebt seit einigen Jahren im AWO-Pflegeheim in Arbergen. Und dort gibt<br />

es seit Anfang September zweimal in der Woche tierischen Besuch.<br />

Irmtraud Steigerwald gefällt der Besuch, das Kuscheln mit den Tieren,<br />

außerordentlich gut. "So haben wir Abwechslung", freut sich die muntere<br />

Rheinländerin. Die 79-Jährige freut sich aber nicht nur über die fünf<br />

Meerschweinchen und drei Kaninchen, mit denen Cornelia Drees aus Worpswede<br />

jetzt regelmäßig kommt. Auch Peggy hat es ihr angetan. Peggy ist die Hauskatze,<br />

liegt schon mal bei Heimleiterin Doris Kutschker auf dem Schreibtisch oder tigert<br />

durchs Haus. "Sie fährt sogar allein Fahrstuhl. Nur drücken müssen wir", erzählt<br />

Irmtraud Steigerwald lachend.<br />

Im AWO-Pflegeheim läuft für drei Monate das bundesweite Pilotprojekt "Kleintiere in<br />

Altenheimen". Tiere in Altenheimen - <strong>zum</strong> Glück findet man sie hier immer häufiger.<br />

Manche Heime, so der ASB am Osterdeich, bekommen regelmäßig Besuch von<br />

Hunden. "Das Besondere an diesem Projekt ist die wissenschaftliche Begleitung<br />

durch die Uni Bremen", erläutert Sozialsenatorin und Schirmherrin Karin Röpke<br />

(SPD). Prof. Dr. Stefan Görres, Leiter des Instituts für angewandte Pflegeforschung,<br />

untersucht gemeinsam mit dem Diplom-Psychologen Markus Al-Diwany, wie der<br />

Einsatz von Kleintieren in der Pflege alter Menschen wirkt. "Über Tiere wird oft<br />

Kommunikation aufgebaut. Das weiß jeder, der mit seinem Hund spazierengeht", so<br />

Röpke, "die Menschen öffnen sich." Die positiven Auswirkungen sollen nun<br />

wissenschaftlich belegt werden. Die Idee entstand in Zusammenarbeit mit dem<br />

Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft (Bremen) und dem Institut Soziales<br />

Lernen mit Tieren. Unterstützt wird das Projekt von der Firma Vitakraft. Die<br />

Erkenntnisse der Studie sollen laut Görres dazu dienen, die wissenschaftliche<br />

Schiene weiterzuentwickeln.<br />

Wer die alten Menschen mit den Meerschweinchen und Kaninchen sieht, muss nicht<br />

weiter vom Erfolg überzeugt werden. Sie streicheln die Tiere, füttern sie mit<br />

Löwenzahn, lächeln, entspannen sich. Erika Bunke beispielsweise krault das<br />

hellbraune Meerschweinchen, auch wenn es kein Ersatz für das Pferd ist, was sie


früher einmal besaß. Edith Reichelt (73) ist zwar ein wenig traurig, keinen Hund mehr<br />

haben zu können, aber die kleinen Vierbeiner muntern sie auf.<br />

Kleintierexpertin Cornelia Drees bezieht auch demente Bewohner ins Projekt ein und<br />

hat hier ebenfalls positive Reaktionen festgestellt: "Sie empfinden das Streicheln als<br />

sehr angenehm. Das trainiert zugleich die Bewegungen." Möglicherweise verbessere<br />

sich über Tiere der Zugang zu Dementen, so Stefan Görres. "Gerade dabei ist<br />

unkonventionelles Denken gefragt."<br />

Kreiszeitung Syke, 20.10.2005

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