LED - Leibniz Universität Hannover
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Rüdiger Scholz<br />
Halbleiter-Diode<br />
Gottfried Wilhelm <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Hannover</strong>
Halbleiter-Diode<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Literatur ..................................................................................................................... 2<br />
1 Elektrolumineszenz ..................................................................................... 3<br />
2 Elektronenenergie im Festkörper ................................................................ 4<br />
2.1 Energiebänder ................................................................................................. 4<br />
2.2 Freies Elektronengas (ideales Fermi-Gas) ........................................................ 4<br />
2.3 Verbindung der Modelle: Ladungsträgerkonzentration im Halbleiter ........... 5<br />
2.4 Einfluss der Temperatur: Eigenleitung im reinen Halbleiter ......................... 6<br />
2.5 Opto-elektronische Übergänge zwischen den Bändern ................................... 6<br />
2.6 Wahrscheinlichkeit strahlender Übergänge: Direkte/indirekte Halbleiter .... 7<br />
2.7 Spektrale Energieverteilung der Band-Band-Übergänge ................................. 9<br />
3 Ladungsträgerbewegung in dotierten Halbleitern: Shockley-Theorie ........ 11<br />
3.1 Dotieren ........................................................................................................ 11<br />
3.2 Einfluss der Temperatur: Leitung in dotierten Halbleitern .......................... 11<br />
3.3 Diffusionsströme durch den pn-Kontakt im thermischen Gleichgewicht..... 12<br />
3.4 Der pn-Kontakt mit äußerer Spannung ........................................................ 13<br />
3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse bis zur Shockley-Formel ......................... 15<br />
3.6 Die reale Halbleiter-Diode ............................................................................ 17<br />
3.7 Messungen an Dioden ................................................................................... 18<br />
3.8 <strong>LED</strong> .............................................................................................................. 19<br />
3.9 h-Bestimmung aus der Linienmitte ............................................................... 20<br />
Anhang: Materialien .......................................................................................... 22<br />
Leiter – Halbleiter – Isolatoren ................................................................................ 22<br />
Materialparameter Si, Ge, GaAs (bei T0 = 300 K) .................................................... 22<br />
Binäre Verbindungshalbleiter .................................................................................. 22<br />
III/V Verbindungshalbleiter .................................................................................... 22<br />
Impressum ......................................................................................................... 24<br />
Bildverzeichnis ......................................................................................................... 24<br />
Literatur<br />
1. Feynman/Leighton/Sands; Feynman Lectures Of Physics, Bd. 3<br />
2. W. Demtröder; Experimentalphysik Bd. 3<br />
3. M. Alonso, E: J. Finn; Fundamental University Physics Bd. 3<br />
4. Gerthsen/Kneser/Vogel; Physik; Kap. 14.3.6<br />
5. K. Lehovec et. al., Physical Review 83, 603−607 (1951)<br />
6. Charles Kittel, Einführung in die Festkörperphysik, Oldenbourgh Verlag 2006<br />
7. E. Fred Schubert, www.LightEmittingDiodes.org und dort die Links zu den verschiedenen<br />
Darstellungen<br />
© November 2012 ⋅R. Scholz ⋅ PhysikPraktikum ⋅ <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Hannover</strong> ⋅ 2
Halbleiter-Diode<br />
1 Physical Review 83, 603−607 (1951)<br />
1 Elektrolumineszenz<br />
Die Lichtemission als Folge eines Stromes durch<br />
eine zweipolige Silizium-Carbid-Anordnung (SiC)<br />
wurde von dem Radioelektroniker und Erfinder<br />
Henry Joseph Round sehr zufällig entdeckt und<br />
in einer kurzen Notiz im Magazin „Electrical<br />
World“ veröffentlicht (Abb. 2). Heute würde<br />
man den Aufbau als „Diode“ bezeichnen. Damit<br />
war die erste <strong>LED</strong> im Betrieb gewesen.<br />
Allerdings keine pn-Halbleiterdiode, sondern eine<br />
Halbleiter-Metall-Diode.<br />
Erst im Jahr 1923 kam es zu einer Wiederentdeckung<br />
des Lichteffekts durch den<br />
russischen Ingenieur Oleg Vladimirovich Lossev<br />
im Rahmen genauer Untersuchungen der I-U-<br />
Kennlinie einer SiC-Diode (Abb. 3). Lossev<br />
konnte insbesondere darauf hinweisen, dass die<br />
Lichterscheinung keine Folge einer Aufheizung<br />
ist, sondern ein „Kaltlicht-Effekt“ − eben<br />
Lumineszenz. Knapp 30 Jahre nach Lossevs<br />
Publikation veröffentlichten K. Lehovec et. al.<br />
ein systematisches Experiment samt Theorie zur<br />
Elektrolumineszenz beim p-n-Übergang (Abb. 1).<br />
Nach heutiger Vorstellung geht bei der<br />
Lumineszenz ein Molekülverband aus einem<br />
angeregten Zustand in den Grundzustand über,<br />
wobei Energie frei wird und als Licht abgestrahlt<br />
wird. Merkmale dieses Effekts, die besondere<br />
Vorteile moderner <strong>LED</strong> darstellen:<br />
• Praktisch verzögerungsfrei schaltbar;<br />
• hoher thermischer Wirkungsgrad (geringe<br />
Abwärme).<br />
Wer die Hintergrundüberlegungen und<br />
Herleitungen überspringen will, kann direkt bei<br />
Kapitel 3.5, bei der Zusammenfassung der<br />
Ergebnisse einsteigen.<br />
2 Erste Veröffentlichung zum Phänomen der Elektrolumineszenz<br />
Quelle: Electrical World (1907 19 309)<br />
3 Das wohl erste Foto des Elektrolumineszenzeffekts von Oleg<br />
Vladimirovich Lossev<br />
Quelle: Wireless World and Radio Review 1924,271, 93<br />
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Halbleiter-Diode<br />
2 Elektronenenergie im Festkörper<br />
4 Energiebänder beim Festkörper allgemein 5 Fermiverteilung f(E), Gl. 2 für kBT = 0,05⋅EF<br />
(blau) und kBT = 0,2⋅EF (rot)<br />
2.1 Energiebänder<br />
Abb. 4 illustriert diese Modellvorstellung: Die Potentialtöpfe (ein periodisches Coulomb-Potential 1 )<br />
zwischen den Potentialbergen lokalisieren das Einflussgebiet der Atomrümpfe im Kristallgitter. Beim<br />
Kristallaufbau spalten elektronische Zustände in so viel dicht liegende Zustände auf, wie Atome das<br />
Kristallgitter bilden. Beim Zusammenrücken der Atome zum Festkörper entstehen so aus den diskreten<br />
Elektronenzuständen Energiebänder und dazwischen energetisch verbotene Zonen, die sog. Bandlücken.<br />
Nehmen Sie als Beispiel die Elektronenkonfiguration von Silizium, 1s 2 2s 2 2p 6 3s 2 3p 2 . Die 1s-, 2sund<br />
2p-Elektronen bilden tief in den Potentialtöpfen liegende Bänder: tight binding-Bereich (in Abb. 4<br />
schraffiert). Die 3s und 3p- Niveaus überlappen zu einem teilweise delokalisierten Energieband. Pro Atom<br />
vier Valenzelektronen bevölkern dieses Valenzband (VB). Jedes Si-Atom bietet für vier Nachbarn ein<br />
Bindungselektron. So wird mit 8 Elektronen die stabile Edelgaskonfiguration erreicht und das Band voll2.<br />
Nettoladungstransport (= Leitung) ist im Kristall nicht möglich. Elektronen der tief liegenden Bänder<br />
sind lokalisiert. Im Valenzband könnten Elektronen energetisch möglicherweise (wie in Abb. 4) die<br />
Potentialberge zwar überwinden. Das Band jedoch ist voll; zu jeder Elektronenwelle mit dem Impuls p<br />
gibt es damit eine Gegenwelle mit dem Impuls − p. Das nächste Band ist leer. Wenn durch Energieaufnahme<br />
Elektronen dorthin gelangen, sind sie beweglich, das Band wird ein Leitungsband (LB). Bei Leitern<br />
ist der Energieabstand zwischen VB und LB Null oder die Bänder überlappen. Ist der Abstand kleiner als<br />
etwa 1−2 eV spricht man von Halbleitern, ist er größer als 4 eV, hat man gute Isolatoren (s. Anhang).<br />
2.2 Freies Elektronengas (ideales Fermi-Gas)<br />
Dieses Modell der statistischen Physik klärt die Thermodynamik der Elektronen ohne Kristallfeinheiten 3 :<br />
(1) Die klassische Beziehung zwischen Elektronenenergie E und -impuls p = k bleibt erhalten:<br />
( k) 2<br />
2<br />
p<br />
= ⇒ = = <br />
p k E<br />
2m<br />
2m<br />
e<br />
e<br />
(nichtrelativistische Energien)<br />
(2) Abzählen der besetzbaren Energieeigenzustände im Phasenvolumen ergibt die räumliche Dichte<br />
D(E)⋅dE möglicher Zustände im Energieintervall dE:<br />
( )<br />
D E<br />
1 ⎛2m⎞<br />
=<br />
2 ⎜ 2 ⎟<br />
2π<br />
⎝ ⎠<br />
3/2<br />
E . (1)<br />
1<br />
Amorphe, also nicht kristalline, aber harte Materialien, sind in diesem Zusammenhang keine Festkörper, sondern „harte“ Flüssigkeiten.<br />
2<br />
Die Entstehung der Bänder wird in /1/ für einen sehr einfachen aber typischen und verallgemeinerbaren Fall vorgerechnet.<br />
3<br />
Für den Elektronenimpuls p setzt man in der Regel die Wellenzahl k der zugehörigen deBrogliewelle ein: p = ⋅k; die Herleitung der Formeln<br />
auf dieser Seite ist nicht schwierig, aber wichtig; Sie sollten sie unbedingt nachrechnen, vgl. /1/, /2/ und /3/.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
(3) Ein Festkörper hat mehr Eigenzustände als Elektronen zu ihrer Besetzung. Es sind daher nicht<br />
sämtliche Zustände besetzt. Je größer die Energie eines Zustandes ist, desto geringer ist die Besetzungswahrscheinlichkeit<br />
f(E). Je größer die Temperatur T, desto größer ist diese Wahrscheinlichkeit. Für ein<br />
ideales Gas freier Elektronen gilt die Fermi-Dirac-Statistik (s. dazu /2/ und /3/;vgl. Abb. 5 und Abb. 6):<br />
( exp ( / ) 1<br />
−<br />
) 1<br />
F B<br />
( ) ( )<br />
f E = E− E kT + ; k B = 1,38⋅10 − 23 J/K. (2a)<br />
E F liegt bei sehr kalten Halbleitern in der Mitte zwischen E C und E V: E F ≈ (E C + E V)/2 (s. u). Bei niedriger<br />
Temperatur befinden sich nur wenig Elektronen im LB, E C − E V > k BT. Einschränkungen durch das<br />
Pauliprinzip sind dann unbedeutend und es gilt guter Näherung (Fehler < 0,05) die Boltzmann-Näherung:<br />
−1<br />
( ( F B ) ) ( ( F ) B )<br />
( ) ( )<br />
f E = exp E− E / kT + 1 ≈exp − E− E / kT .<br />
(2b)<br />
2.3 Verbindung der Modelle: Ladungsträgerkonzentration im Halbleiter<br />
Abb. 6 zeigt die Kombination der Modelle. Der<br />
rote Ausschnitt in Abb. 4 wurde um die<br />
Fermiverteilung f(E) und die Zustandsdichte<br />
D(E) ergänzt. E C und E V stehen für die<br />
Bandkanten von LB und VB.<br />
Bei niedrigen Temperaturen fällt f(E) für<br />
E > E F noch innerhalb der Bandlücke schnell auf<br />
Null, alle Zustände im LB bleiben unbesetzt und<br />
das VB bleibt voll. Damit ist eine Ladungsträgerbewegung<br />
im Halbleiter nicht möglich und er<br />
isoliert. Mit zunehmender Temperatur<br />
„verschmiert“ die Fermigrenze (Abb. 5/6) und<br />
reicht schließlich bis in das LB hinein, d. h., die<br />
Besetzung von LB-Zuständen wird wahrscheinlicher.<br />
Jedes Elektron im LB hinterlässt ein Loch<br />
im VB. Die Eigenleitung von Halbleitern beruht<br />
auf der Beweglichkeit dieser Elektron-Loch-<br />
Paare.<br />
6 Halbleiter; links: Energie im Bändermodell, rechts: Energie im<br />
freien Elektronengas<br />
Zur Berechnung der mittleren Ladungsträgerdichte im LB und VB summieren Sie für jeden Energiewert<br />
das Produkt aus der Dichte möglicher Zustände im Intervall dE und der Wahrscheinlichkeit ihrer<br />
Besetzung zwischen den Bandgrenzen auf (vgl. /2/):<br />
*<br />
3/2<br />
e B C F C F<br />
2 ⎟<br />
C<br />
B<br />
B<br />
∞<br />
⎛2π<br />
mk T ⎞ ⎛ E −E ⎞ ⎛ E −E<br />
⎞<br />
n= ∫ D( E −EC) f ( E)<br />
dE ≈2⎜<br />
exp⎜− ⎟= N exp⎜−<br />
⎟<br />
h kT kT<br />
EC<br />
<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠<br />
N C<br />
*<br />
3/2<br />
p B F<br />
−<br />
V F<br />
−<br />
V<br />
2 ⎟<br />
V<br />
B<br />
B<br />
∞<br />
⎛2π<br />
mk T⎞ ⎛ E E ⎞ ⎛ E E ⎞<br />
p= ∫ D( EV<br />
−E) f ( E)<br />
dE ≈2 exp − = N exp − .<br />
⎜<br />
⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />
h kT kT<br />
E V<br />
<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠<br />
N V<br />
(3)<br />
Anschaulich bedeutet diese Vorgehensweise eine Konzentration der Energiebänder auf je einen<br />
Ladungsträgerzustand mit den Besetzungsdichten n bzw. p, den Energien E C bzw. E V und dem jeweiligen<br />
Entartungsgrad N C bzw. N V (so etwas wie effektive Zustandsdichten). Diese Entartungsgrade für die<br />
Löcher – und Elektronenzustände hängen schwach von der Temperatur ab (µT 3/2 ).<br />
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Halbleiter-Diode<br />
2.4 Einfluss der Temperatur: Eigenleitung im reinen Halbleiter<br />
Im thermischen Gleichgewicht sind Halbleiter<br />
neutral, die Löcher- und Elektronendichten somit<br />
gleich und gleich. Man bezeichnet diese<br />
Gleichgewichtskonzentration als intrinsische<br />
Ladungsträgerdichte n i: n = p = n i; n⋅p = n i<br />
2. n i<br />
nimmt nach Gl. 3 stark mit der Temperatur zu<br />
(Abb. 8).<br />
n⋅ p= n = N ⋅N<br />
⎛ E<br />
⋅exp<br />
−<br />
⎝<br />
2 G<br />
i C V ⎜<br />
kT<br />
B<br />
3<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
⎛ kT⎞ ⎛<br />
B<br />
E ⎛<br />
G<br />
1 1 ⎞⎞<br />
= ni0<br />
⋅⎜ ⎟ exp<br />
kT ⎜<br />
− ⋅⎜ − ⎟<br />
B 0<br />
kB T T ⎟<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎝ 0 ⎠⎠<br />
(4)<br />
8 Temperaturabhängigkeit der intrinsischen Ladungsträgerdichte<br />
bei Si, Ge und GaAs nach Gl. 4 (Fittwerte s. Anhang)<br />
Quelle: Mittelwerte verschiedener Lehrbücher<br />
Die erste Beziehung folgt direkt aus Gl. 3. Ausgehend von dem Wert n i0 = n i(T 0) bei T 0 = 300 K<br />
(s. Anhang für Ge/Si/GaAs) ergibt sich die zweite Beziehung. Die Fermi-Energie in Gl. 3 stellt sich so<br />
ein, dass die Neutralitätsbedingung n = p erfüllt ist; knapp unterhalb der Mitte zwischen LB und VB:<br />
⎛ EC −E ⎞ ⎛<br />
F<br />
EF −E ⎞<br />
V<br />
EG 1 ⎛ N ⎞<br />
V<br />
n= p⇔ NCexp⎜− ⎟= NVexp⎜− ⎟⇒ EF = EV + + kT<br />
B<br />
ln ⎜ ⎟.<br />
⎝ kT<br />
B ⎠ ⎝ kT<br />
B ⎠ 2 2 ⎝ NC<br />
⎠<br />
(5)<br />
Bei Si berechnen Sie für T = T 0 = 300 K: E F = E V + 0,49⋅E G.<br />
2.5 Opto-elektronische Übergänge zwischen den Bändern<br />
Absorption von Photonen: Die Bestrahlung von Halbleitern erhöht deren Leitfähigkeit (Photoleitfähigkeit).<br />
Durch die Absorption eines Photons werden bewegliche Ladungsträger erzeugt (Abb. 9), im LB<br />
ein bewegliches Elektron, im VB ein bewegliches Loch.<br />
Energiesatz:<br />
∆E = ⋅ω = E(n) − E(p) = h⋅c/λ > E G Die<br />
Photonenenergie ⋅ω muss dazu mindestens so<br />
groß wie die Bandlücke sein. Die optische<br />
Anregung gängiger Halbleiter erfordert<br />
Lichtwellenlängen von sichtbar bis infrarot:<br />
• Ge: E G = 0,7 eV/λ ≈ 1,8 µm;<br />
• Si: E G = 1,14 eV/λ ≈ 1,1 µm;<br />
• GaAs: E G = 1,5 eV/λ ≈ 827 nm;<br />
• GaP: E G = 2,3 eV/λ ≈ 540 nm.<br />
Impulssatz: Wie bei allen Übergangsprozessen<br />
muss nicht nur die Energie, sondern auch der<br />
Impuls des Systems erhalten bleiben.<br />
9 Absorption eines Photons − Thermalisierung − Emission eines<br />
2π<br />
6 −1<br />
Ein Photon der Wellenlänge λ = 1,1 µm trägt den Impuls ∆ pPhoton<br />
= ∆ k = = ⋅5,7 ⋅10 m . Nach<br />
λ<br />
der Unschärferelation führt die Bewegung von Elektronen im Si-Ionengitter mit der Gitterkonstante von<br />
a = 543 pm zu einer 2000fachen Impulsunschärfe:<br />
2π<br />
≤∆ ≤ = ⋅ ⋅<br />
a<br />
10 −1<br />
0 pElektron<br />
1, 2 10 m .<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Die auftretenden Photonenimpulse liegen sehr dicht beim Nullbereich dieser Unschärfe.<br />
∆p<br />
∆p<br />
Photon<br />
Elektron<br />
≈ 0.<br />
Die Absorption optischer Photonen ändert den Elektronenimpuls praktisch nicht.<br />
Emission: Elektronen erreichen durch sog. Thermalisierung (Zustandsübergänge innerhalb der Bänder;<br />
punktiert in Abb. 9) die Bandkante des LB (Löcher erreichen die VB-Bandkante). Dabei wird Energie und<br />
Impuls an das Ionengitter abgegeben (Anregung von sog. Phononen). Beim Rekombinieren der Elektron-<br />
Loch-Paare wird die Energiebilanz durch Aussenden eines Photons der Energie<br />
∆E’ = ħ⋅ω’ ≈ E G = E C − E V schließlich wieder hergestellt. Wie die Absorption ist auch die Emission eines<br />
Photons ein ∆k= 0-Prozess.<br />
2.6 Wahrscheinlichkeit strahlender Übergänge: Direkte/indirekte Halbleiter<br />
Im thermischen Gleichgewicht sind die Entstehungs- und Rekombinationsraten (Abbau an Ladungsträgerdichte<br />
pro Sekunde) der Elektron-Loch-Paare gleich. Strahlung wird im Halbleiter sofort reabsorbiert.<br />
Durch Störung des Gleichgewichts kann die<br />
Rekombinationsrate erheblich vergrößert werden.<br />
Eine Möglichkeit ist die Injektion von<br />
Ladungsträgern. Dieser Prozess wird bei<br />
Lumineszenzdioden verwendet und soll hier<br />
detailliert beschrieben werden.<br />
Die Rekombinationsrate R ist zum einen proportional zur Dichte vorhandener Elektron-Lochpaare<br />
R ∝ p⋅n = n i<br />
2. Weitere Einflussgrößen auf die Rekombinationsrate, nämlich Details der Gitterstruktur bei<br />
gleicher intrinsischer Ladungsträgerdichte n i, kommen über eine Proportionalitätskonstante herein. Man<br />
definiert auf diese Weise einen materialabhängigen Rekombinationskoeffizienten B 4 :<br />
R = B ⋅n⋅p.<br />
Bei gleicher Ladungsträgerdichte hängt die Photonenausbeute von diesem Rekombinationskoeffizienten B,<br />
also dem Halbleitermaterial ab5. Die Tabelle zeigt Werte für die Si, Ge und GaAs: Der Rekombinationskoeffizient<br />
B ist bei GaAs vier Zehnerpotenzen größer als beim Ge! Machen Sie sich klar, dass damit eben<br />
auch eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit von Band-Band-Übergängen gemacht wird.<br />
Es zeigt sich, dass Schwierigkeiten bei der Impulserhaltung bei optischen Übergängen diesen gewaltigen<br />
Unterschied erklären können. Der Einfluss der Impulse zeigt sich in der E = E(k)-Darstellung nach<br />
Abb. 10. Die Elektronenenergie ist dort als Funktion des Elektronenimpulses aufgetragen, wobei man<br />
statt des Impulses p üblicherweise die Wellenzahl k der deBrogliewelle p = ħ⋅k nimmt.<br />
Nach dem Modell des freien Elektronengases erwarten Sie für nichtrelativistische Energien Parabeln, wie<br />
in Abb. 10 dargestellt6<br />
. Die Löcherenergie nimmt auch in dieser Darstellung nach unten zu.<br />
2<br />
p ( k) 2<br />
E( k)<br />
= .<br />
2m<br />
= (6)<br />
2m<br />
e<br />
e<br />
Material B (cm 3 /s) bei T ≈ 300 K<br />
Ge ≈ 5⋅10 − 14<br />
Si ≈ 1⋅10 − 15<br />
GaAs ≈ 7⋅10 − 10<br />
Rekombinationskoeffizienten einiger Halbleitermaterialien<br />
4<br />
vgl. /2/<br />
5<br />
nach Y: P. Vashni, phys. sat. solidi 19, 459 (1967)<br />
6<br />
Eine Gleichung, die den Energie-Impulszusammenhang quantifiziert, E = E(k), wird als Dispersionsrelation bezeichnet. Die E(k)-Parabel für die<br />
Löcher ist in dieser Darstellung nach unten gekrümmt, das Energieminimum für die Löcher ist oben.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Weder Löcher noch Elektronen sind im Kristall jedoch wirklich frei. Die Potentiale der Ionenrümpfe<br />
stören das einfache Bild nach Abb. 10 vielfältig. Die oben durchgeführte Mittelwertbildung über die<br />
Bandstruktur lässt Details der Bandstruktur zu, wenn sie für jeweils unterschiedliche k-Werte<br />
durchgeführt wird. Man definiert so impulsabhängige effektive Massen m e<br />
* = m e<br />
*(k) bzw. m p<br />
* = m p<br />
*(k)<br />
und kann damit den realen Bandverlauf (s. Abb. 11) beschreiben:<br />
( k)<br />
( k)<br />
2 2<br />
2 2<br />
p<br />
p<br />
Ee( k)<br />
= EG + = EG + ; Ep( k)<br />
=− =− .<br />
* * * *<br />
2m 2m 2m 2m<br />
e e p p<br />
Halbleiter, bei denen die Energieminima der Bandkanten E C(k) bzw. E V(k) der Löcher im VB und der<br />
Elektronen im LB zum selben k-Wert gehören, also sich mit ∆k = 0 energetisch „senkrecht“ gegenüberliegen,<br />
heißen direkte Halbleiter, die andern nennt man indirekte Halbleiter. Da das LB praktisch leer ist,<br />
steht bei der Absorption eines Photons mit hoher Wahrscheinlichkeit ein freier Zustand zur Verfügung,<br />
der das Elektron samt Impuls k e aufnehmen kann. Nur in umgekehrter Richtung, bei der Emission, wird<br />
es schwierig. Die Wahrscheinlichkeit, im VB einen freien Zustand zu finden, der zufälligerweise den<br />
gleichen Impuls hat und energetisch passt, ist gering.<br />
10 Absorption eines Photons − Thermalisierung − Emission eines<br />
Photons; in der E(k)-Darstellung (Abszisse: Impuls)<br />
11 Elektronische Übergänge: Indirekter Übergang bei Ge,<br />
indirekter bei Si; direkter und indirekter bei GaAs.<br />
Strahlende Übergänge sind in direkten Halbleitern erheblich wahrscheinlicher als in<br />
indirekten. 7<br />
Betrachten Sie die Prozessfolge in dem hypothetischen direkten Halbleiter nach Abb. 10. Die Absorption<br />
des Photons ändert den Impuls k e also nicht. Das Elektron trägt den Impuls k e mit ins LB. Das Loch im<br />
Valenzband hat den Impuls k p. Der Impulserhaltungssatz erfordert k p = − k e (weißer Kreis mit Kreuz<br />
im VB). Bei der nachfolgenden Thermalisierung wandert das Elektron in das verfügbare Energieminimum<br />
des LB. Einhaltung des Impulssatzes ist problemlos, da die Gitterbausteine des Ionengitters als<br />
Stoßpartner den Elektronenimpuls k e aufnehmen. Bei Erreichen des Energieminimums hat das Elektron<br />
den Impuls k = 0. Da das VB-Maximum (Energieminimum für Löcher) ebenfalls bei k = 0 liegt, ist der<br />
Impulssatz bei der nun folgenden Photonemission (∆k = 0-Übergang in das VB) auch erfüllbar.<br />
Die Photonenemission erfordert also, etwas verallgemeinert, dass die Energieminima von LB und VB den<br />
gleichen Impulseigenwert haben. Dies ist allerdings in aller Regel bei realen Halbleitermaterialien nicht der<br />
Fall. Abb. 11 zeigt die recht stark verbogenen Leitungsbänder von Si. Ge und GaAs. Nur beim GaAs sind<br />
Band-Band-Übergänge mit ∆k = 0 möglich. GaAs ist in enger Umgebung des Minimums des LB noch<br />
annähernd ein „quadratischer“ Halbleiter nach Gl. 6, Si und Ge nicht.<br />
7<br />
Durch spezielle Maßnahmen im Rahmen des sog. Bandgap-Engeniering (Dotierungen, Gitterfehlstellungen) wurden jedoch inzwischen auch<br />
zahlreiche indirekte Halbleiter zum Leuchten gebracht.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
2.7 Spektrale Energieverteilung der Band-Band-Übergänge<br />
12 Auswertung der Gl. 8 für: EG = 1,9 eV und T = 300 K; die<br />
Abszisse ist in Einheiten von kB⋅T geteilt<br />
13 Die gleiche Spektralverteilung wie in Abb. 12 Abszisse in dieser<br />
Darstellung: die „echten“ λ-Werte<br />
Die spektrale Verteilung emittierter Photonen wird auch als Linienform der Band-Band-Übergänge<br />
bezeichnet. Ein prinzipieller Einblick in die Zusammenhänge ist relativ leicht möglich. Dazu schauen Sie<br />
sich die Spektralverteilung der Übergangsraten spontan strahlender Band-Band-Übergänge an.<br />
Die Emissionsrate, also die Übergangsrate r L→V(E Ph) spontan strahlender Strahlungsübergänge LB → VB<br />
unter Aussendung eines Photons der Energie E Ph = h⋅c/λ ist in erster Näherung proportional zur Dichte<br />
von freien Lochzuständen im VB (= D V(E(p))⋅(1 − fp(E(p))) und zu der entsprechenden Dichte besetzter<br />
Elektronenzustände im LB (= D C(E(n))⋅fn(E(n))):<br />
( ) ( ( )) n( ( )) ( )<br />
L V Ph C V<br />
besetzte Elektronenzustände im LB<br />
( )( p( ( )))<br />
r E ∝D E n ⋅ f E n ⋅D E p 1 − f E p .<br />
→<br />
<br />
freie Lochzustände im VB<br />
Für „quadratische“ Halbleiter nach Gl. 3 ist eine Berechnung der Linienform, also der spektralen<br />
Verteilung ohne großen Aufwand möglich 8 . Setzt man die Photonenenergie, als Differenz von Elektronen<br />
und Lochenergie E Ph = E(n) − E(p) ein, erhalten Sie mit Blick auf Gl. 1<br />
( ( )) ( )<br />
( ) ( ) ( )<br />
DC E n ⋅DV E p ∝ E n −EC ⋅ EV<br />
−E p<br />
<br />
DC<br />
( E E )<br />
Ph<br />
DV<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
= ⎜E( n) − E( p) + E( p) −E ⎟⋅ ⎜E − E( n) + E( n) −E( p)<br />
⎟<br />
⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎠<br />
= −<br />
C<br />
V<br />
= EPh<br />
≈−EG<br />
≈−EG<br />
EPh<br />
. G<br />
Liegt das Fermi-Niveau in der Bandlücke gilt: E(n) − E F » k BT und E F − E(p) » k BT. Die Besetzungswahrscheinlichkeiten<br />
nach Gl. 2 lassen sich damit wieder vereinfachen:<br />
⎛<br />
⎞<br />
f ( ( )) ⎜<br />
n<br />
E n = exp ( E( n)<br />
− EF ) / k T + 1 ≈exp − E n −EF<br />
/ k T<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝<br />
1<br />
⎠<br />
−1<br />
( ) ⎟<br />
B<br />
( ( ( ) ) B )<br />
⎛<br />
⎞<br />
f ( ( )) ⎜<br />
(( ( ) ) )<br />
⎟<br />
p<br />
E p = exp E p − EF / kBT + 1 ≈1−exp (( E( p)<br />
−EF<br />
) / kBT)<br />
.<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝<br />
1<br />
⎠<br />
−1<br />
(7)<br />
8<br />
z. B. /2/ und /3/<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Setzen Sie diese Verteilungen in die Gl.7 für r L→V ein, erhalten Sie eine übersichtliche Näherungslösung<br />
für die Emissionsrate und damit für die gesuchte Linienform:<br />
L→V<br />
L→V<br />
( )<br />
( ( )) V ( )<br />
( ( ))<br />
( ( )) 1 ( )<br />
r ∝D E n D E p ⋅ f E n − f E p<br />
C<br />
n<br />
p<br />
<br />
≈( EPh −EG )<br />
exp ( −( EPh −EG )/<br />
kT B )<br />
( Ph G ) ( ( Ph G ) B )<br />
r ∝ E −E ⋅exp − E −E / k T .<br />
Abb. 12 zeigt als Ergebnis eine auf I max= 1 normierte Linie. Aus der Bedingung dr/dE Ph = 0 berechnen<br />
Sie das Maximum für eine Energie E Ph = E G + k BT. Die volle Halbwertsbreite ist nicht analytisch<br />
bestimmbar, die nummerische Lösung ist ∆E ≈ 2,4⋅k BT 9 .<br />
Wie oben bereits angedeutet, werden die scharfe Linienkante bei E Ph = E G und die Lage des Maximums<br />
durch die Variation der Bänderkanten sowie durch die Abweichung der Dispersionsrelation von der<br />
quadratischen Lösung Gl. 6 „verschmiert“. Im Ergebnis ähneln die Spektralverteilungen damit gaussschen<br />
Glockenkurven. Die Lage des Maximums gibt in jedem Fall einen Hinweis auf die Energielücke des<br />
verwendeten Materials:<br />
E G ≈ E max − k BT.<br />
Abb. 13 zeigt die spektrale Verteilung in der häufigeren Darstellung der Intensität als Funktion der<br />
Wellenlänge λ. Für die Rechnung wurden in Gl. 8 folgende Parameter eingesetzt:<br />
E G = 1,9 eV; T = 300 K<br />
und damit<br />
λ max = h⋅c/E Ph = 644 nm.<br />
(8)<br />
Auswahl geeigneter Materialen<br />
Typische Halbleitermaterialien der IV. Gruppe<br />
des Periodensystems (Si, Ge, C) sind indirekte<br />
Halbleiter. Da bei diesen Halbleitern<br />
strahlungslose Übergänge die optischen weit<br />
überwiegen, sind diese sog. IV-Halbleiter nicht<br />
als <strong>LED</strong>-Materialien geeignet. Man verwendet<br />
binäre Mischkristalle, die aus jeweils einem<br />
Element der III. Gruppe (Ga, Al, In) und der V.<br />
Gruppe (As, P, Sb) gezogen werden, sog. III/V-<br />
Kristalle 10 .<br />
Abb. 14 zeigt eine Zusammenstellung der<br />
Merkmale dieser Kristalle. Die Linien zwischen<br />
den Punkten weisen auf Eigenschaften weiterer<br />
ternärer Mischkristalle hin (sog. Verbindungshalbleiter<br />
bestehend aus drei Elementen). Der<br />
rote Punkt zeichnet den Materialenbereich für<br />
rote CD-Laser und Laserpointer aus: GaAlAs<br />
und GaAsInP.<br />
14 III/V-Halbleiter; nach rechts ist die Energielücke EG in eV<br />
aufgetragen; Der rote Punkt gehört zu der Laser-Pointer-<strong>LED</strong><br />
mit dem quaternären Material AlGaLnP mit EG = 1,9 eV und<br />
λ = 644 nm<br />
Quelle: Gowar, Optical Communication Systems.<br />
9<br />
Probieren Sie es aus; plotten Sie die Intensditätsverteilung und überprüfen Sie den Wert für die volle Halbwertsbreite (FWHM).<br />
10<br />
Tatsächlich findet man in der Literatur inzwischen auch II/VI-Halbleiter.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
3 Ladungsträgerbewegung in dotierten Halbleitern: Shockley-Theorie<br />
3.1 Dotieren<br />
Durch Dotieren, ein dosiertes Einbringen von<br />
Fremdatomen, lässt sich die Leitfähigkeit des<br />
Halbleiters ziemlich willkürlich beeinflussen.<br />
Bei der n-Dotierung bringt man Fremdatome<br />
mit schwach gebundenen zusätzlichen<br />
Elektronen ein (Dichte der Donatoratome sei<br />
N n). Diese Elektronen besetzen also ein<br />
Donatorniveau mit einer Energie E d knapp unter<br />
dem Leitungsband und können bereits mit einer<br />
geringen Energie E C − E d ≈ 0,01 eV 116 K in<br />
das LB befördert werden, wo sie als Leitungselektronen<br />
beweglich sind (Abb. 15). Bei der p-<br />
Dotierung bringt man Atome mit einer<br />
zusätzlichen freien Elektronenbindung ein<br />
(Dichte der Akzeptoratome ist N p) und liefert<br />
sog. Akzeptorniveaus, die bereits mit geringer<br />
Energie E a ≈ 0,01eV von Elektronen aus dem VB<br />
besetzt werden und somit bewegliche Löcher im<br />
VB zurücklassen.<br />
15 Dotierte Halbleiter; rechts n-dotiert, links p-dotiert<br />
3.2 Einfluss der Temperatur: Leitung in dotierten Halbleitern<br />
Im dotierten Halbleiter unterscheidet man<br />
Majoritätsladungsträger (n(n), Elektronen im (n)-<br />
Halbleiter; p(p), Löcher im (p)-Halbleiter) und<br />
Minoritätsladungsträger (p(n), Löcher im (n)-<br />
Halbleiter und n(p), Elektronen im (p)-<br />
Halbleiter). Diese haben ein unterschiedliches<br />
Temperaturverhalten 11 (Abb. 16):<br />
• Freeze-out-Bereich: Bei Temperaturen<br />
k BT< E C − E d werden mit zunehmender<br />
Temperatur immer mehr Donatoratome<br />
ionisiert, die Elektronendichte n(n) nimmt<br />
zu, bis ab ca. 200 K alle Donatoratome<br />
ionisiert sind: n(n) = N n.<br />
• Extrinsischer Bereich: Bei mittleren<br />
Temperaturen E C − E d < k BT < E C − E V<br />
bleibt zunächst n(n) ≈ N n = const.<br />
• Intrinsischer Bereich: Wenn<br />
k BT > E C − E V, werden Elektronen aus<br />
dem VB direkt in das LB angeregt und es 16 Temperaturabhängige Ladungsträgerdichte im dotierten<br />
Halbleiter<br />
entstehen intrinsische Elektron-Loch-<br />
Paare. Abb. 16 zeigt diesen Teil mit dem<br />
Temperaturgang nach Gl. 4<br />
(n i ∝ exp(−E G/(2k BT)).<br />
Halbleiterbausteine für die hier vorgestellten Anwendungsbereiche werden meist extrinsisch betrieben 12 .<br />
11<br />
Hier als Beispiel für den (n)-Halbleiter beschrieben<br />
12<br />
Für tiefer gehende Erklärungen sei auf das Standardwerk von Ch. Kittel (vgl. /6/) verwiesen.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Eine Analyse der Leitungsvorgänge im Halbleiter beruht auf der Analyse von Ladungsträgerkonzentrationen<br />
(n, p), ihrer Temperaturabhängigkeit und ihrer Verschiebung durch Diffusionsprozesse infolge der<br />
Konzentrationsgefälle (dn/dx; dp/dx). Gegen die Verwirrung bei der „Ladungsträgerarithmetik“ soll<br />
zunächst eine Liste der verwendeten Bezeichnungen helfen:<br />
p 0(p)<br />
n 0(n)<br />
p 0(n)<br />
n 0(p)<br />
p(n)<br />
n(p)<br />
N p<br />
N n<br />
N C<br />
N V<br />
Löcherdichte im p-Halbl. im thermischen Gleichgewicht (Majoritätsladungsträger; MAT)<br />
Elektronendichte im n-Halbl. im thermischen Gleichgewicht (MAT)<br />
Löcherdichte im n-Halbl. im thermischen Gleichgewicht (Minoritätsladungsträger; MIT)<br />
Elektronendichte im p-Halbl. im thermischen Gleichgewicht (MIT)<br />
Löcherdichte im n-Halbleiter außerhalb des Gleichgewichts (es fehlt die „0“ im Index)<br />
Elektronendichte im p-Halbleiter außerhalb des Gleichgewichts (es fehlt die „0“ im Index)<br />
Dichte der Akzeptoratome<br />
Dichte der Donatoratome<br />
Effektive Zustandsdichte im Leitungsband (Entartungsgrad)<br />
Effektive Zustandsdichte im Valenzband (Entartungsgrad)<br />
Durch Dotieren verschieben sich die Ladungsträgerdichten.<br />
(1) Im extrinsischen Temperaturbereich sind alle Donatoratome ionisiert und die Majoritätsträgerdichten<br />
nehmen große Werte an: n 0(n) ≈ N n und p 0(p) ≈ N p. Die Fermi-Energie E F verschiebt sich in<br />
der Folge jeweils in die Nähe der Dotierungsniveaus (Verringerung von E C − E F bzw. E F − E V;<br />
vgl. Abb. 17). Aus Gl. 5 wird:<br />
⎛ E<br />
Nn ≈ n0 = NCexp⎜−<br />
⎝<br />
n-Seite: ( n)<br />
C<br />
− EF<br />
kT<br />
B<br />
( n)<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛ E<br />
Np ≈ p0 0 = NVexp⎜−<br />
⎝<br />
; p-Seite: ( )<br />
F<br />
( p)<br />
− E<br />
kT<br />
(2) Die Relation p 0⋅n 0 = n 2 i gilt für die Konzentrationen im thermischen Gleichgewicht − auch beim<br />
dotierten Halbleiter:<br />
2 2<br />
ni<br />
ni<br />
n-Halbleiter: n0( n ) = Nn; p0(n)<br />
= n n<br />
= N<br />
; p-Halbleiter: ( )<br />
2 2<br />
ni<br />
ni<br />
p0 p = Np; n0( p)<br />
= p p<br />
= N<br />
.<br />
( )<br />
0 n<br />
B<br />
( )<br />
V<br />
0 p<br />
3.3 Diffusionsströme durch den pn-Kontakt im thermischen Gleichgewicht<br />
Bringt man den (n)- und den (p)-Halbleiter zusammen, erhält man das elektronische Jahrhundertbauteil:<br />
die pn-Diode:<br />
Aufgrund ihrer jeweils größeren Anzahldichte<br />
diffundieren die Majoritätsträger auf die<br />
jeweilige Minoritätsseite: Elektronen in den (p)-<br />
Halbleiter, Stromdichte j diff(n) und entsprechend<br />
Löcher in den (p)-Halbleiter, Stromdichte<br />
. Dadurch gerät das Grenzgebiet (W D im<br />
j diff(p) 13<br />
Bild rechts) aus dem Ladungsgleichgewicht und<br />
es entsteht ein lokales E-Feld von (n) nach (p). In<br />
der Folge bilden sich zusätzlich Driftströme aus,<br />
den Diffusionsströmen entgegen, jE(n) und jE(p).<br />
Im thermischen Gleichgewicht kompensieren<br />
sich Diffusionsstrom und Driftstrom gerade:<br />
j diff(n) + jE(n) = j diff(p) + jE(p) = 0.<br />
⎞<br />
⎟.<br />
⎠<br />
17 pn-Übergang; oben: im thermischen Gleichgewicht,<br />
unten: externe Spannung U in Durchlassrichtung; Ordinate ist<br />
die Energie, Abszisse eine Ortskoordinate; rot ist die Bandlücke<br />
13<br />
Um die Formulierung zu vereinfachen, wird hier immer mal wieder nur eine Seite des Kontaktes dargestellt. Die Argumente für die jeweils<br />
andere Seite sind dann völlig analog (symmetrischer pn-Kontakt).<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Die Größe der Diffusionsspannung UD<br />
Die Energiedarstellung macht diesen Zustand durch einen Bänderknick erkennbar. Durch das lokale E-<br />
Feld baut sich eine elektrische Spannung U D auf, diese führt zu einem Potentialgefälle e⋅U D. Die<br />
Bandkante des (p)-Halbleiters hebt sich um ∆E = e⋅U D gegenüber der Bandkante des (n)-Halbleiters.<br />
Während im reinen Halbleiter die Minoritäts- und Majoritätsträgerdichten gleich sind, n 0(p) = n 0(n) bzw.<br />
p 0(n) = p 0(p), sinkt die Elektronendichte n 0(p) im energetisch angehobenen p-Halbleiter 14 ab (entsprechend<br />
die Löcherdichte im n-Halbleiter). Im thermischen Gleichgewicht (konstante Fermi-Energie im<br />
Kristall; vgl. Abb. 17) sinken die jeweiligen Minoritätsträgerdichten bis:<br />
( p) = ( n) ⋅exp ( − / )<br />
n n eU k T<br />
0 0 D B<br />
und p ( n) p ( p) exp ( eU / k T )<br />
= ⋅ − daraus folgt (10)<br />
0 0 D B<br />
U<br />
( n)<br />
( p)<br />
( )<br />
( n)<br />
( ) ( )<br />
kT ⎛n<br />
⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
B 0 kT p0 p<br />
B<br />
kT n0 n p0<br />
p<br />
B<br />
kT NnN<br />
B<br />
p<br />
= ⋅ ln ⎜<br />
⎟<br />
= ⋅ ln⎜ ⎟= ⋅ln⎜ ⎟≈ ⋅ln ⎜ ⎟.<br />
e ⎝n0 ⎠ e ⎝ p0 ⎠ e ⎝ ni ⎠ e ⎝ ni<br />
⎠<br />
D 2 2<br />
(11)<br />
(1) Ohne Dotierung ist n 0(n) = n 0(p) bzw. p 0(p) = p 0(n) und die Spannung Null.<br />
(2) Setzen Sie in Gl. 11 die Beziehung für n i<br />
2 aus Gl. 4 ein, finden Sie e⋅U D ≈ E G − Exk BT. Mit für<br />
T → 0 nähert sich das Diffusionspotential e⋅U D der Bandlücke: e⋅U D → E G.<br />
3.4 Der pn-Kontakt mit äußerer Spannung<br />
Durch eine zusätzliche externe Spannung (vgl. Abb. 17 unten) lässt sich die (n)-(p)-Energiestufe<br />
vergrößern: sog. Sperrpolung, (−) an (p) oder verringern: sog. Flusspolung, (+) an (p).<br />
Bei der Flusspolung werden aus der externen<br />
Ladungsquelle Ladungsträger in den pn-Kontakt<br />
injiziert und erzeugen im pn-Kontakt ein<br />
ständiges Ungleichgewicht. Eine mit dem Wert<br />
der äußeren Spannung U stark anwachsende<br />
Stromstärke wird dadurch kontinuierlich erhalten<br />
(Abb. 18). In der anderen Polungsrichtung sperrt<br />
der pn-Kontakt.<br />
Um den theoretischen Kennlinienverlauf<br />
nachzubilden, berechnet man die Ströme durch<br />
die Randzone des Raumladungsbereiches des pn-<br />
Kontakts. Ohne grundlegende Einsichten zu<br />
gefährden, wählt man einige vereinfachende<br />
Annahmen 15 :<br />
−1<br />
( ( F B ) ) ( ( F ) B )<br />
( ) ( )<br />
f E = exp E− E / kT + 1 ≈exp − E−E / kT .<br />
18 Diodenkennlinien in Flusspolung ; T = 295 K;<br />
a) Ge (EG ≈ 0,7 eV) b) Si (EG ≈ 1,1 eV) c) GaAs (EG ≈ 1,4 eV)<br />
d) GaAsP (EG ≈ 2 eV) e) GaInN (EG ≈ 2,9 eV)<br />
Quelle: Lit. /7/<br />
(1) Der pn-Wechsel erfolgt abrupt, spezielle Strukturen der Raumladungszone werden ignoriert.<br />
(2) Boltzmann-Näherung: Die Fermi-Energie liegt in der Bandlücke weit unterhalb der Bandkante E C:<br />
(3) Geringe Ladungsträgerinjektion, die Majoritätsladungsträgerdichten ändern sich durch die äußere<br />
Spannung nicht: Nur wenig Löcher diffundieren von (p) nach (n) und nur wenig Elektronen diffundieren<br />
von (n) nach (p): n 0(n) ≈ N n » p(n): p 0(p) ≈ N p » n(p)<br />
(4) Es findet praktisch keine Rekombination in der Raumladungszone W D statt.<br />
(5) Die Donatordichten sind sehr groß gegenüber den Eigenleitungsdichten: N n » n i und N p » n i.<br />
14<br />
Da sich alles im LB abspielt, wurde hier der Energienullpunkt auf E = EC(n) gelegt.<br />
15<br />
Nach William Bradford Shockley (Nobelpreis 1956 für die Arbeiten zu Halbleitern); die Grenzen dieser Näherungen werden zum Schluss des<br />
Skripts benannt. Wer mehr wissen möchte, recherchiere unter „Lösung der Poisson-Gleichung für den pn-Übergang“<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Anlegen einer externen Spannung<br />
Eine externe Spannung U bringt den pn-Kontakt aus dem Gleichgewicht. Da nach der Näherung (3) die<br />
Majoritätsträgerdichten ihren Gleichgewichtswert beibehalten (n(n) ≈ n 0(n) ≈ N n; p(p) ≈ p 0(p) ≈ N p),<br />
ändern sich die Minoritätsträgerdichten und Gl. 10 stimmt nicht mehr:<br />
( D<br />
B )<br />
( p) = ( n) ⋅exp − ( − ) / und ( ) ( ) ( )<br />
n n eU U kT<br />
( D<br />
B )<br />
pn = pp ⋅exp −eU − U / kT . (12)<br />
Der Rand der Raumladungszone (RLZ) ist feldfrei. Ströme durch diesen Randbereich sind damit<br />
Diffusionsströme aufgrund eines Konzentrationsgefälles. Mit zunehmender Entfernung x vom Rand der<br />
RLZ nähert sich die Minoritätsträgerkonzentration nx(p) (durch Rekombination) dem Gleichgewichtswert<br />
n 0(p) an. Für kleine Entfernungen von der RLZ dx mag Proportionalität gelten: dn/dx ≈ [nx(p) –<br />
n 0(p)]/Ln bzw. dp/dx ≈ [px(n) – p 0(n)]/Lp. Hier wurden als Proportionalitätsfaktoren die sog.<br />
Diffusionslängen Ln bzw. Lp eingeführt. Ihre Werte hängen stark von der Rekombinationsrate, von der<br />
Dotierung und der Reinheit des Kristalls ab und liegen typisch zwischen einigen µm bis mm.<br />
Unter diesen Voraussetzungen berechnen Sie die Stromdichten für Elektronen und Löcher, j(n) und j(p)<br />
und daraus die Gesamtstromdichte j = j(n) + j(p):<br />
( ) n ⎡n( p) − n0<br />
( p)<br />
dn<br />
p d<br />
⎤ Dn<br />
j ( n)<br />
=− qD<br />
n<br />
= eD<br />
n<br />
≈eD ⎣ ⎦<br />
n<br />
≈e ⎡n( n) ⋅exp ( −e( UD −U ) / kBT ) −n0( p)<br />
⎤<br />
dx dx L L ⎣<br />
⎦<br />
⎡<br />
⎤<br />
D ⎢ n0<br />
( n)<br />
⎥<br />
n<br />
≈e n0( p)<br />
⎢ ⋅exp ( −eU ( D<br />
−U)<br />
/ kT<br />
B ) −1⎥<br />
Ln<br />
⎢ n0<br />
( p)<br />
<br />
⎥<br />
⎢<br />
⎣=<br />
exp ( eU D/<br />
kBT<br />
)<br />
⎥<br />
⎦<br />
Dn<br />
j ( n) = n ( p) ⋅e ⋅⎡⎣exp ( eU / k T ) −1⎤⎦bzw. für den Löcherstrom auf der der n-Seite<br />
0 B<br />
L<br />
n<br />
Dp<br />
j( p) = p0<br />
( n)<br />
⋅ e exp ( eU / kBT<br />
) 1 .<br />
L ⋅⎡<br />
⎣<br />
− ⎤ ⎦<br />
p<br />
n<br />
n<br />
Also schließlich ( ) ( ) ⎡ ( )<br />
( p) ⋅ D ep<br />
0 ( n) ⋅<br />
en<br />
D<br />
0 n<br />
p<br />
j = j n + j p = j<br />
S<br />
⋅⎣exp eU / kBT − 1 ⎤⎦; j<br />
S<br />
= + .<br />
L L<br />
n<br />
p<br />
(13)<br />
Die Sättigungssperrstromstärke j S hängt exponentiell von der Temperatur ab. Um das einzusehen<br />
betrachten Sie die Größen in Gl.. 13. Die Temperaturanhängigkeit der Diffusionsgrößen Dn und D p bzw<br />
Ln und Lp bedarf einer speziellen Untersuchung, die hier nicht geleistet werden soll. Es zeigt, jedoch, das<br />
sie nur schwach ist (vgl. /2/). Entscheidend für den Einfluss der Temperatur ist exponentielle<br />
Abhängigkeit der intrinsischen Ladunsträgerdichte n i<br />
2 µ exp(-E G/k BT). Mit<br />
n 0(p) = n i<br />
2/p 0(p) ≈ n i<br />
2/N p und p 0(n) = n i<br />
2/n 0(n) ≈ n i<br />
2/N n<br />
erhalten Sie<br />
( p) ⋅<br />
0 ( n)<br />
⎛n ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />
0<br />
D p D<br />
n<br />
p D D<br />
n<br />
p 2<br />
jS<br />
= e + =− e +<br />
⎜ ⎟ ⎜ ni<br />
⎟<br />
⎝ Ln L<br />
p ⎠ ⎝ NL<br />
p n<br />
NL<br />
n p ⎠<br />
⎛ D D ⎞ ⎛ ⎛ ⎞⎞<br />
n<br />
p 2 EG<br />
1 1<br />
=− e<br />
+ ni<br />
0<br />
⋅exp ⎜<br />
− ⎜ −<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎟<br />
.<br />
⎝ NL<br />
p n<br />
NL<br />
n p ⎠ ⎝ kB ⎝T T0<br />
⎠<br />
<br />
⎠<br />
jS0<br />
(14)<br />
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Halbleiter-Diode<br />
3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse bis zur Shockley-Formel<br />
Energiebänder<br />
Energiebänder stehen als erlaubte Energieeigenwerte bei Kristallen zur Verfügung. Zwischen diesen<br />
Bändern liegen verbotene Zonen. Die Bänder entstehen, weil bei der Kristallbildung die diskreten<br />
atomaren Niveaus vielfach aufspalten und sich verschieben. Das letzte besetzte Band (Valenzband) ist bei<br />
Halbleitern vollständig mit Elektronen gefüllt (Edelgaskonfiguration durch kovalente Bindung im<br />
Kristall), das nächstfolgende erlaubte Band ist leer. Halbleiter haben bei T = 0 K keine freien<br />
Ladungsträger ihre Leitfähigkeit σ ist null. Werden Elektronen ins Leitungsband angeregt, wird der<br />
Halbleiter vom Isolator zum Leiter.<br />
Ladungsträgerarithmetik<br />
Beim dotierten Halbleiter ist die Konzentration (= Dichte) der Majoritätsträger durch die Dichte der<br />
Dotieratome gegeben n(n) = N n bzw. p(p) = N p; für die Dichte der Minoritätsträger gilt n(p)⋅p(n) = n i<br />
2:<br />
Dotierung Majoritätsträger Minoritätsträger<br />
p-Halbleiter p(p) = N p n(p) =n i<br />
2/N p<br />
n-Halbleiter n(n) = N n p(n) =n i<br />
2/N n<br />
Die Besetzungswahrscheinlichkeit von Zuständen wird durch Verteilungen gegeben<br />
Verteilung<br />
Majoritätsträger<br />
Maxwell-Boltzmann fMB<br />
( E) = exp ( −( E−EF<br />
) / kT<br />
B )<br />
( exp ( ) ) −<br />
F<br />
/<br />
B<br />
1<br />
f E = E− E kT +<br />
Fermi-Dirac ( ) ( )<br />
FD<br />
1<br />
Der Unterschied berücksichtigt das Pauli-Verbot bei Fermi-Teilchen. Ist die Elektronendichte sehr viel<br />
geringer als die Zustandsdichte, verschwindet dieser Unterschied.<br />
pn-Übergang<br />
Im pn-Kontakt bildet sich ein Fließgleichgewicht zwischen der konzentrationsbedingten Diffusion und<br />
der potentialbedingten Drift von Ladungsträger aus. Dabei entsteht im thermischen Gleichgewicht eine<br />
ladungsträgerverarmte Zone und über diese hinweg eine Potentialdifferenz U D aus.<br />
U<br />
( n)<br />
( p)<br />
( )<br />
( n)<br />
( ) ( )<br />
kT ⎛n<br />
⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
B 0 kT p0 p<br />
B<br />
kT n0 n p0<br />
p<br />
B<br />
kT NnN<br />
B<br />
p<br />
= ⋅ ln ⎜<br />
⎟<br />
= ⋅ ln⎜ ⎟= ⋅ln⎜ ⎟≈ ⋅ln ⎜ ⎟.<br />
e ⎝n0 ⎠ e ⎝ p0 ⎠ e ⎝ ni ⎠ e ⎝ ni<br />
⎠<br />
D 2 2<br />
Nicht vorgerechnet, aber zur Vollständigkeit hier sei erwähnt: Die Breite W D der Raumladungszone des<br />
abrupten pn-Übergangs können Sie berechnen:<br />
2ε ⎛ 1 1 ⎞<br />
WD<br />
= +<br />
U<br />
e ⎜ ⎟<br />
⎝ Np<br />
Nn<br />
⎠<br />
D<br />
.<br />
Für Silizium mit ε = 11,8, bei T = T 0 = 300 K; U D = 0,73 V und Dotierungswerten N n = 2⋅10 16 und<br />
N p = 1⋅10 16 ergibt sich W D = 3,8 µm.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Shockley-Formel für die Gleichrichterdiode<br />
Durch einen pn-Halbleiter-Übergang fließen bei externer Spannung U Ladungsträger. Die Stromstärke<br />
hängt dabei stark vom Halbleitermaterial (chemisches Element, Dotierung, Geometrie) und exponentiell<br />
von einer extern angelegten Spannung U und der Temperatur T ab. Eine brauchbare Näherung für die<br />
Stromstärke (Stromdichte j) im Halbleiter liefert die Shockley-Formel:<br />
( )<br />
j = j<br />
S<br />
⋅⎡⎣exp eU / kBT −1⎤⎦<br />
darin ist j s die Sperrstromstärke<br />
intrisische Ladungsträgerdichte<br />
⎛<br />
D<br />
D<br />
n<br />
p 2<br />
jS<br />
=− e + ni<br />
⎜<br />
NpLn<br />
NnL<br />
⎟<br />
p<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎠<br />
und n i die<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎛ ⎞⎞<br />
2 EG<br />
2 kT<br />
B<br />
EG<br />
1 1<br />
ni = NC ⋅NV ⋅exp⎜− ⎟= ni<br />
0⎜ ⎟ exp ⎜<br />
− ⎜ − ⎟<br />
⎟<br />
.<br />
⎝ kT<br />
B ⎠ ⎝kT B 0 ⎠ ⎝ kB ⎝T T0<br />
⎠⎠<br />
3<br />
Stromdichten sind nicht direkt messbar aber die Stromstärken, in die der Strömungsquerschnitt A eingeht<br />
(I = |A⋅j|). Gl. 14 wird daher auf eine Form gebracht, die die Diskussion der Einflussgrößen vereinfacht.<br />
Eine handliche Größe für die Diskussion ist dabei die sog. Thermospannung U th = k BT/e:<br />
• Diffusionsspannung U D, typische Werte liegen im Volt-Bereich;<br />
• Externe Spannung U; typische Werte −10 V < U < 1 V;<br />
• Bandlücke U G = E G/e; typische Werte liegen im Volt-Bereich (vgl. Anhang);<br />
• Thermospannung U th = k BT/e; bei Zimmertemperatur T 0 = 300 K ist U th0 = 25,8 mV.<br />
⎛ ⎛ 1 1 ⎞⎞<br />
I = A ⋅ j ⋅⎡⎣exp ( eU / k T ) − 1⎤⎦ = Aj ( T ) exp ⎜<br />
−U ⎜ − ⎟<br />
⎟<br />
⋅⎡⎣exp ( U / U ) −1 ⎤⎦.<br />
<br />
<br />
IS<br />
S B S0 G th<br />
th th0<br />
I<br />
⎝ ⎝U<br />
U ⎠⎠<br />
S0<br />
<br />
IS<br />
(15)<br />
(1) j S0 hängt schwächer als exponentiell von der<br />
Temperatur ab − wie genau, das wird von der<br />
Bauart der Diode bestimmt.<br />
(2) Die exponentielle Temperaturabhängigkeit<br />
I S =I S0 exp(−U G/U th) beschreibt die thermische<br />
Anregungswahrscheinlichkeit von Elektron-<br />
Lochpaaren über die Bandlücke hinweg:<br />
Sperrströme sind Minoritätsträgerströme, also<br />
ohne „Hilfe von der anderen Halbleiterseite“. I S0<br />
wird auch als Sättigungsstromstärke bezeichnet.<br />
19 Diodenkennlinien nach Gl. 15<br />
(3) Der Exponentialfaktor µ [exp(U/U th) − 1] beschreibt die Erhöhung der Dichten von Minoritätsladungsträgern<br />
durch den Diffusionsstrom durch den pn-Kontakt (Verbiegung der Bandkanten).<br />
Das elektronische Bauteil mit einem pn-Übergang wird als Halbleiter-Diode bezeichnet. Man<br />
unterscheidet, je nach Polung der externen Spannung Sperrrichtung der HL-Diode (U < 0) und<br />
Flussrichtung (U > 0). Die Sperrstromstärke hängt für |U| » U th nicht von der externen Spannung ab. In<br />
Flussrichtung gepolt, nimmt die Stromstärke exponentiell mit U zu. Die Kennlinienform ist für alle<br />
Halbleiterdioden gleich. Abb. 19 zeigt die nach Gl. 15 berechneten Diodenkennlinien. In jedem der Fälle<br />
finden Sie eine Exponentialfunktion ohne Schwellenwert. Der Faktor exp(−U G/U th) führt zu einer<br />
Verschiebung der Kennlinien parallel zur Abszisse, die Form bleibt jedoch gleich.<br />
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Halbleiter-Diode<br />
3.6 Die reale Halbleiter-Diode<br />
Um Ihnen ein Gespür für die Größenordnungen zu ermöglichen, finden Sie hier einige typische Werte für<br />
die Sättigungstromstärke bei T 0 = 300 K ;Ln= 0,1 mm; Lp = 0,01 mm; N n = 10⋅N p= 10 15 cm -3<br />
Si Ge GaAs<br />
Beweglichkeit Elektronen µn [cm 2 V -1 s -1 ] 1.350 3.900 8.000<br />
Beweglichkeit Löcher µp [cm 2 V -1 s -1 ] 480 1.800 300<br />
Dn = µn⋅kBT/e [cm 2 s -1 ] 35 101 207<br />
Dp = µp⋅kBT/e [cm 2 s -1 ] 12,4 46,5 7,8<br />
intrinsische Dichte ni [cm −3 ] 1,5⋅10 10 2,4⋅10 13 1,8⋅10 6<br />
jn0 [A/cm 2 ] 1,26⋅10 − 9 9,30⋅10 − 3 1,07⋅10 − 16<br />
jp0 [A/cm 2 ] 4,47⋅10 − 10 4,29⋅10 − 3 4,02⋅10 − 18<br />
jS0[A/cm 2 ] 1,70⋅10 -9 1,36⋅10 -3 1,11⋅10 -16<br />
Reale Kennlinien weichen von den Idealisierungen der Shockley-Theorie ab:<br />
(1) Durchbruch: Die Sperrschicht wird für große Sperrspannungen plötzlich leitfähig, da durch<br />
Stoßionisation lawinenartig Minoritätsladungsträger erzeugt werden. Dieser sog. Durchbruch wird hier<br />
nicht behandelt, führt aber in speziellen Dioden (Zenerdurchbruch in Zenerdioden) zu häufig<br />
verwendeten Bauteilen der Elektronik.<br />
(2) Kapazität: Die Sperrschicht erinnert an<br />
einen kleinen Kondensator. Tatsächlich hat die<br />
Sperrschicht eine Kapazität C S, die das<br />
Hochfrequenzverhalten von Halbleiterdioden<br />
bestimmt. Da die Größe der Sperrschicht durch<br />
U<br />
eine externe Spannung gesteuert werden kann,<br />
erhält man mit Halbleiterdioden spannungsgesteuerte<br />
Kapazitäten. Abb. 20 zeigt das<br />
Ersatzschaltbild realer Dioden.<br />
R B ⋅I<br />
(3) Rekombination: Bei kleinen Spannungen<br />
sind reale Stromstärken größer, da Ströme durch<br />
Rekombinationsvorgänge in der Raumladungszone<br />
messbar werden.<br />
20 Ersatzschaltbild realer Dioden<br />
(4) Majoritätsträgerströme: Bei großen Spannungen sind die Majoritätsträgerdichten nicht mehr<br />
unabhängig von der externen Spannung U. Die Niedriginjektionsnäherung gilt nicht mehr. Diesen Effekt,<br />
wie auch den unter Ziffer 3 kann man in Grenzen phänomenologisch dadurch beheben, dass man einen<br />
sog. Diodenfaktor einführt, der die Thermospannung erhöht: Uth → a⋅U th; 1 < a < 3:<br />
⎡ ⎛ U ⎞ ⎤ ⎛⎛ U ⎞ ⎞<br />
I = IS<br />
⋅ exp⎜ ⎟−1 →IS<br />
⋅exp ⎜⎜ ⎟−1 ⎢<br />
⎥<br />
⎟<br />
.<br />
⎣ ⎝Uth<br />
⎠ ⎦ ⎝⎝aUth<br />
⎠ ⎠<br />
Der Faktor a wird auf manchen Datenblättern ausgewiesen.<br />
Die Ziffern (1) bis (4) machen deutlich, dass im Rahmen des hier vorgestellten Modells zahlreiche<br />
Details der Ladungsträgerbewegung unberücksichtigt bleiben: Ladungsträgerbeweglichkeit, Streuung von<br />
Elektronen an Gitterschwingungen (Phononestreuung), unterschiedliche Rekombinationsmechanismen<br />
führen zu einer komplexen Situation, die hier nicht weiter analysiert werden soll. Eine sehr gute Näherung<br />
lässt sich in der Regel mit einer Taylorentwicklung in Gl. 14/15 und c i = 0 für i > 3 erreichen:<br />
( ) ( ) ⎛ 2 3<br />
⎛ T ⎞ ⎛ T ⎞ ⎛ T ⎞<br />
= ⋅ ⎜ + + + ...<br />
⎞<br />
⎟<br />
IS0 T IS0 T0 c0 c1 ⎜<br />
⎜ ⎟ c2 ⎜ ⎟ c3<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ ⎝T0 ⎠ ⎝T0 ⎠ ⎝T0<br />
⎠<br />
; c 0 = 1 – c 1 – c 2 – c 3 - ...<br />
⎟<br />
⎠<br />
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Halbleiter-Diode<br />
(5) Bahnwiderstand: Bei großen Stromstärken I wird der Bahnwiderstand R B der Diode spürbar<br />
(Abb. 21). R B kann als einfache ohmsche Komponente der verwendeten Materialien angesehen werden.<br />
Dieser Effekt hat deutliche Auswirkungen auf die Form der Kennlinien. Sie schmiegen sich für große<br />
Stromstärken an Geraden der Steigung I = U/R B an. Um das zu verstehen, lösen Sie Gl. 15 nach der<br />
Spannung U über der Diode auf und ergänzen den Term um den Spannungsabfall an R B:<br />
*<br />
⎛I + I ⎞ ⎛ ⎞<br />
S<br />
I<br />
U = U+ RI<br />
B<br />
= aUth ⋅ ln⎜ ⎟+ RI<br />
B<br />
→aUth ⋅ ln ⎜ ⎟+<br />
RI<br />
B<br />
.<br />
⎝ IS<br />
⎠ ⎝IS<br />
⎠<br />
Die Steigung der Kennlinie U = U(I), der differentielle Widerstand r, nähert sich immer mehr R B an:<br />
*<br />
dU<br />
1<br />
r= = a Uth ⋅ + RI<br />
B<br />
→RB.<br />
dI<br />
I<br />
Die Steigung der Kennlinie wird für große Stromstärken I also konstant. Abb. 21 zeigt diese Verformung.<br />
Aus der Kennliniensteigung für große Stromstärken (≈ 1/R B) können Sie jeweils für konstante<br />
Stromstärken I die idealisierte Kennlinienform bestimmen:<br />
*<br />
U= U − RI.<br />
B<br />
Diese Eigenschaft realer Dioden verschafft Ihnen<br />
auch eine lineare Kennliniennäherung 16 . Für<br />
einen von Ihnen gewählten Arbeitpunkt, (U A<br />
*|I A)<br />
bestimmen Sie eine sog. Schwellenspannung U Sch<br />
U<br />
Sch<br />
⎛I<br />
⎞<br />
A<br />
= a ⋅Uth<br />
⋅ ln⎜<br />
⎟=<br />
0,821 V .<br />
⎝ IS<br />
⎠<br />
Die Gerade mit der Steigung 1/R B durch den<br />
Punkt (0|U Sch) stellt eine für manche Zwecke<br />
brauchbare Näherung der I-U-Kennlinie dar<br />
(gestrichelt rot in Abb. 21). Die Werte für<br />
Abb. 21 entstammen dem Datenblatt der Diode<br />
1N4148 (Diodenfaktor a = 2,13, Arbeitspunkt<br />
(853 mV|77 mA); Sperrstromstärke I S = 24 nA).<br />
3.7 Messungen an Dioden<br />
In Abb. 22 sehen Sie die Stromstärken durch eine<br />
Si-Diode in Flussrichtung (links) und<br />
Sperrrichtung (rechts). Beachten Sie die<br />
unterschiedlichen Skalierungen der Abszissen.<br />
Auf diese Messung wird nun Gl. 15 angewendet.<br />
Sperrichtung (U < 0; |U| » U th):<br />
⎛ U ⎛ 1 1<br />
I = IS0<br />
⋅ − −<br />
⎝ ⎝<br />
⎞⎞<br />
G<br />
exp ⎜ ⎜ ⎟<br />
.<br />
a Uth<br />
U ⎟<br />
th0<br />
⎠⎠<br />
Diodenstrom (A)<br />
1<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />
Spannung (V)<br />
21 Reale Kennlinie: Wirkung des Bahnwiderstandes RB<br />
22 Diodenkennlinien; links Durchlass-, recht Sperrrichtung<br />
Quelle: /7/<br />
(16)<br />
16<br />
Andere Verfahren verwenden als Geradensteigung die Steigung der Tangente im Arbeitspunkt<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Die Auswertung des Kennlinienfeldes für die<br />
Sperrrichtung liefert z. B. für eine Messung des<br />
Sperrstroms als Funktion der Temperatur eine<br />
Darstellung wie in Abb. 23 gezeigt (Ordinate<br />
logarithmisch skaliert).<br />
Deutlich ist den Messwerten der Einfluss der<br />
Sperrspannung anzusehen, der in der Theorie<br />
dieses Skripts nicht analysiert wird.<br />
Flussrichtung (U > U th):<br />
Das Kennlinienfeld in Flussrichtung wertet man<br />
gut aus, indem die Spannungen für konstante<br />
Stromstärken und unterschiedliche Temperaturen<br />
betrachtet werden (Abb. 22 links). Die<br />
durchgezogenen Linien in Abb. 24 zeigen eine<br />
Simulation mit der folgen Gleichung:<br />
⎛ U ⎛ 1 1 ⎞⎞ ⎡ ⎛ U ⎞ ⎤<br />
I = IS0<br />
⋅<br />
⎜<br />
− −<br />
⎟<br />
⋅ −<br />
⎝ ⎝ ⎠⎠ ⎢⎣ ⎝ ⎠ ⎥⎦<br />
G<br />
exp⎜ ⎜ ⎟⎟ ⎢exp⎜ ⎟ 1 ⎥.<br />
a Uth<br />
Uth0<br />
aU<br />
th<br />
Bandlücke U G, Sperrstromstärke I S0 und<br />
Diodenfaktor a sind aus der Analyse der<br />
Sperrstromstärke übernommen.<br />
3.8 <strong>LED</strong><br />
Jetzt verstehen Sie die Elektrolumineszenz der<br />
Halbleiterdiode. Dazu sei noch einmal der<br />
historische Beitrag von O. V. Lossev von 1924<br />
zitiert. Im Rahmen sorgfältiger Messungen stieß<br />
der Elektroniker O. V. Lossev auf die<br />
Lumineszenz-Erscheinungen an der<br />
Kontaktstelle in der SiC-Diode (Abb. 25) und<br />
hatte etwas Mühe, das Phänomen zu verstehen.<br />
Sie wissen nun:<br />
Beim pn-Übergang in Durchlassrichtung (U < 0)<br />
werden Minoritätsladungsträger injiziert<br />
(n → n(p) und p → p(n)) und die so<br />
entstandenen Elektron-Loch-Paare rekombinieren<br />
unter Autssenden Photonen, deren Energie<br />
mehr oder weniger direkt durch den Wert der<br />
Bandlücke bestimmt ist (h⋅c/λ ≈ E G). Direkte<br />
Halbleiter haben einen hohen Wirkungsgrad.<br />
Durch das einschmelzen in Kunststoffkapseln<br />
mit passend gewählter Dispersion reduziert man<br />
Reflexionsverluste an den Halbleiteroberflächen.<br />
Sperrstrom (log(A))<br />
Diodenstromstärke (Log(A))<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
-11<br />
-12<br />
23 Sperrstrom durch die Diode; Messwerte aus Abb. 22;<br />
Simulation (rot) nach Gl. 16 mit : UG = 1,1 V; a = 1,45;<br />
IS0 = 3,47⋅10 − 11<br />
A. Die drei Messwertreihen gehören zu drei<br />
unterschiedlichen Sperrspannungen (0,1 V; 1 V; 10 V)<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
-11<br />
0 50 100 150 200<br />
Temperatur (°C)<br />
-12<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6<br />
Diodenspannung (V)<br />
24 Simulation der Flusskennlinien nach Gl. 17; Messwerte aus<br />
Abb. 22; Scharparameter Flussstromstärke:<br />
I =1,0⋅10 − 07<br />
/1,0⋅10 − 06<br />
/1,0⋅10 − 05<br />
/2,56⋅1,010 − 05<br />
/1,010 − 04<br />
A;<br />
Fitparameter: UG = 1,1 V; a = 1,45; IS0 = 3,47⋅10 -11 A.<br />
25 Lumineszenz-Erscheinungen beim historischen Experiment von<br />
Oleg Vladimirovich Lossev<br />
Quelle: Wireless World and Radio Review 1924,271, 93<br />
© November 2012 ⋅R. Scholz ⋅ PhysikPraktikum ⋅ <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Hannover</strong> ⋅ 19
Halbleiter-Diode<br />
Das Spektrum unterschiedlicher Bauformen von<br />
<strong>LED</strong>, um die verschiedensten Farbeffekte zu<br />
erzeugen, ist sehr groß. Ein Darstellung hier<br />
würde den Rahmen sprengen und wäre vor allem<br />
auch nicht aktuell, da „Bangap-Engineering“ und<br />
die Entwicklung neuer Verbindungshalbleiter<br />
derzeit rasante Fortschritte produzieren 17 . Bitte<br />
recherchieren Sie dazu in der aktuellen Literatur.<br />
Es stellt sich vielleicht aber noch die Frage, wie<br />
mit <strong>LED</strong> weißes Licht erzeugt werden kann. Im<br />
Prinzip stehen dazu drei Möglichkeiten zur<br />
Verfügung<br />
26 <strong>LED</strong> produzieren weißes Licht<br />
Quelle: /7/<br />
(1) Man mischt mehre Farben zu Weiß (Nachteil: unterschiedliche Lebensdauern der Einzelfarben führen<br />
mit der Zeit zu Farbfehlern) oder<br />
(2) eine UV-<strong>LED</strong> regt einen weiß leuchtenden Farbstoff an (Phosphor Down-Conversion, wie bei den<br />
Leuchtstofflampen) oder<br />
(3) ein gelb leuchtender Farbstoff wird blau angeregt. Gelb und Blau zusammen ergeben in unserer<br />
Farbwahrnehmung Weiß (Lumineszenzkonversion) Abb. 26 zeigt, wie es geht: Das blaue Lumineszenzlicht<br />
einer GaN-<strong>LED</strong> mit einer Peakwellenlänge von etwa 450 nm regt die breitbandige Emission des<br />
Leuchtstoffes an. Die beiden komplementären Farben ergeben zusammen den Farbeindruck<br />
Weiß − etwas sehr blau vielleicht, aber Weiß. Dieses Verfahren ist derzeit das effektivste und wird<br />
vielfältig eingesetzt (vgl. /7/). Es sind Weißlicvht-<strong>LED</strong> mit einer Effizienz von mehr als 60 lm/W<br />
erreichbar (7). Das Verfahren Nr. 1 hat den großen Nachteil, dass führen.<br />
3.9 h-Bestimmung aus der Linienmitte<br />
Aus Gl. 15 können Sie ein Verfahren zur Bestimmung des Planck’sche Wirkungsquantums aus einer<br />
Messung der Durchlasskennlinie und des <strong>LED</strong>-Spektrums abzuleiten. Dazu schreiben Sie Gl. 15 eibwebug<br />
um und setzen die Bedingung für die Linienmitte ein:<br />
⎛ ⎛ 1 1 ⎞⎞ ⎡ ⎛ U ⎞ ⎤<br />
I = IS0<br />
⋅exp ⎜<br />
−UG<br />
⎜ − ⎟ ⎟<br />
⋅ exp⎜ ⎟−1<br />
⎝ ⎝U th U<br />
th0 ⎠⎠ ⎢⎣ ⎝U<br />
th ⎠ ⎦⎥<br />
⎛ U ⎞ ⎛ − ⎞<br />
G<br />
U UG<br />
≈IS0<br />
⋅exp⎜ ⎟exp ⎜ ⎟.<br />
⎝Uth0<br />
⎠ ⎝ Uth<br />
⎠<br />
IG<br />
Hier ist I G eine Abkürzung für die Stromstärke durch die Diode im Fall U = U G. Auflösen nach U und<br />
Einsetzen der Bedingung für die Linienmitte einer <strong>LED</strong> (E max = E G + k BT, vgl. Abb. 12) liefern,<br />
⎛ I ⎞ E kT ⎛ I ⎞<br />
ln<br />
ln<br />
G B<br />
=<br />
G<br />
+<br />
th ⎜ ⎟= + ⎜ ⎟<br />
⎝IG<br />
⎠ e e ⎝IG<br />
⎠<br />
U U U<br />
E kT⎛ ⎛ I⎞ ⎞ h⋅c kT⎛ ⎛ I⎞<br />
⎞<br />
⎜<br />
ln 1 ⎟ ⎜<br />
ln 1 ⎟<br />
.<br />
⎝ ⎠ ⎝<br />
⎠<br />
max B B<br />
= + ⎜ ⎟− = + ⎜ ⎟−<br />
e e ⎝IG ⎠ e⋅<br />
λmax e ⎝IG<br />
⎠<br />
Umax<br />
ΔUkorr<br />
(17)<br />
17<br />
Vgl. /7/<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Bis auf einen (kleinen?) Korrekturterm ∆U korr liefert Gl. 17 für U = U(1/λ max) eine Gerade der Steigung<br />
h⋅c/e. Zur Abschätzung der Größe des Korrekturterms: Wird T in Kelvin angegeben, finden Sie mit den<br />
Werten von S. 16 für Silizium beispielsweise ∆U korr ≈ − 0,0016⋅T V, bei Zimmertemperatur also<br />
∆U korr ≈ −0,47 V. Da I < I G leicht einstellbar ist, hängt der Korrekturterm nur schwach von der<br />
Stromstärke I ab. Berücksichtigen Sie jetzt noch den Bahnwiderstand der Dioden, R B, gilt nach Ziffern 5,<br />
Seite 17:<br />
h⋅c<br />
kT⎛<br />
⎛ I⎞<br />
⎞<br />
ln 1 Δ .<br />
⋅<br />
⎝<br />
⎝ ⎠ ⎠<br />
B<br />
U = + RB I Umax Ukorr RB<br />
I<br />
e λmax<br />
e ⎜ ⎜ ⎟− + ⋅ = + + ⋅<br />
I ⎟<br />
G<br />
Umax<br />
ΔUkorr<br />
(19)<br />
Daraus ergibt sich das Verfahren zur h-<br />
Bestimmung:<br />
2,5<br />
1. Suchen Sie den linearen Teil der Kennlinie<br />
auf und verlängern Sie diesen rückwärts bis<br />
2<br />
zur U-Achse Schnittpunkt:<br />
1,5<br />
U Sch<br />
* = U max + ∆U korr.<br />
1<br />
2. Aus dem Sperrstrom der Kennlinie<br />
0,5<br />
bestimmen Sie ∆U korr oder alternativ<br />
2’. bestimmen Sie das Intensitätsmaximum<br />
0<br />
//<br />
der <strong>LED</strong>-Linie: U max = h⋅c/(e⋅λ max) mit<br />
Wellenlänge (1/∀m)<br />
dem Spektrometer und damit einen Wert 27 Bestimmung von h im PhysikPraktikum der LUH<br />
für ∆U korr.<br />
3. Führen Sie die Schritte 1/2 bzw. 1/2’ für verschiedene <strong>LED</strong> aus.<br />
4. Aus einem linearen Fit von U* − ∆U korr = f(1/λ max) bestimmen Sie die Steigung und damit h.<br />
Ein Messbeispiel aus dem Physikpraktikum der LUH:<br />
980 nm: U Sch = 1,0 V; 695 nm: U Sch = 1,4 V; 630 nm: U Sch = 1,6 V; 565 nm: U Sch = 1,8 V;<br />
520 nm: U Sch = 2,2 V.<br />
Damit erhalten Sie (Abb. 27)<br />
1<br />
Umax<br />
= ( 1, 26 ± 0,1 μm ) ⋅ ; ΔU<br />
korr<br />
0,35 =− V<br />
λ<br />
max<br />
1 1,2 1,4 1,6 1,8 2<br />
und daraus: h = (6,723 ±0,7)⋅10 -34 Js. Die Messunsicherheit von über 10 % zeigt die Grenzen dieses<br />
Verfahrens.<br />
U Sch (V)<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Anhang: Materialien<br />
Leiter – Halbleiter – Isolatoren<br />
Materialparameter Si, Ge, GaAs (bei T0 = 300 K)<br />
Si Ge GaAs<br />
effektive Elektronenmasse mn*/m e 1,08 0,55 0,067<br />
effektive Lochmasse mp*/m e 0,811 0,37 0,45<br />
Beweglichkeit Elektronen µn [cm 2 V -1 s -1 ] 1.350 3.600 8.000<br />
Beweglichkeit Löcher µn [cm 2 V -1 s -1 ] 480 1.800 300<br />
Effektive Zustandsdichte N C[cm − 3] 28,1⋅10 18 10,2⋅10 18 0,44⋅10 18<br />
Effektive Zustandsdichte N V [cm − 3] 18,3⋅10 18 5,6⋅10 18 7,6⋅10 18<br />
Bandabstand E G [eV] 1,1 eV 0,66 eV 1,42 eV<br />
intrinsische Dichte n i [cm − 3] 1,5⋅10 10 2,4⋅10 13 1,8⋅10 6<br />
Gitterkonstanten [nm] 0,543 0,566 0,565<br />
Rekombinationskoeffizient B [cm 3 /s] ≈ 1⋅10 − 15 5⋅10 − 14 ≈ 7⋅10 − 10<br />
Binäre Verbindungshalbleiter<br />
IV/IV SiC SiGe<br />
III/V GaAs AlAs InP GaP GaSb InAs GaN InN<br />
II/VI CdS CsSe CsTe ZnS ZnSe ZnTe<br />
IV/VI PbS PbTe<br />
III/V Verbindungshalbleiter<br />
Binäre Verbindungen GaAs InP GaSb<br />
Ternäre Verbindungen InxGa1-xAs AlxGa1-xAs<br />
Quaternäre Verbindungen: InxGa1-xAsyP1-y, (2*III, 2*V), InxAlyGa1-x-yAs (3*III, 1*V)<br />
Bandgap-enginering:<br />
λ max (nm) Matrial λ max (nm) Anwendung<br />
InGaN/SiC 465 GaAlAs/NdYag 808 Frequenzverdoppler<br />
InGaN/SiC 510 InGaAs 980 optische Verstärker<br />
GaAsP/GaAs 590 AlGaAs 1064 Fiberoptik<br />
GasP 610 InGaAsP 1310 optische Kommun.<br />
AlGaInP 640 DVD-Laufwerke InGaAsP 1480 optische Verstärker<br />
Laserpointer<br />
GaAlAs 665 InGaAsP 1512 Gassensor (NH 3)<br />
AlGaInP 670 Laserpointer InGaAsP 1550 Fiberoptik<br />
GaP 700 GaSbAs 2680 Gassensor (CO 2)<br />
AlGaInP 760 Gassensor (O 2) GaSbAs 3030 Gassensor (C 2H 2)<br />
GaAlAs 785 CD-Laufwerke GaSbAs 3330 Gassensor (CH 4)<br />
Einige <strong>LED</strong>-Materialien und ihre Anwendungen (Quelle: Internet-Recherche)<br />
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Halbleiter-Diode<br />
28 Bandlücken und Gitterkonstanten einiger Halbleitermaterialien; die roten Pfeile zeigen die wichtigen Infrarotquellen für die optische<br />
Kommunikation<br />
Quelle: /7/<br />
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Halbleiter-Diode<br />
Impressum<br />
Halbleiter-Diode<br />
herausgegeben von<br />
Rüdiger Scholz<br />
bearbeitet von<br />
Dr. Rüdiger Scholz<br />
© 2012 Rüdiger Scholz ⋅ <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Hannover</strong><br />
www.uni-hannover.de<br />
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Bildverzeichnis<br />
Bild 2 Electrical World (1907 19 309)<br />
Bild 3, 25 Wireless World and Radio Review 1924,271, 93<br />
Bild 14<br />
Gowar, Optical Communication Systems<br />
Bild 18, 22, 26, 28 E. Fred Schubert, www.LightEmittingDiodes.org<br />
alle anderen<br />
Archiv PhysikPraktikum<br />
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