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Prio C Endbericht final.pdf - ISG

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Evaluierung der Umsetzung des<br />

ESF-Programms für Nordrhein-Westfalen<br />

in der Förderperiode 2007-2013<br />

Abschließender <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

im Auftrag des Ministeriums<br />

für Arbeit, Integration und Soziales<br />

des Landes NRW<br />

mitfinanziert aus Mitteln<br />

des Landes NRW<br />

und des Europäischen Sozialfonds<br />

18. Januar 2013


Evaluierung der Umsetzung des<br />

ESF-Programms für Nordrhein-Westfalen<br />

in der Förderperiode 2007-2013<br />

Abschließender <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Impressum<br />

Erstellung:<br />

<strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung<br />

und Gesellschaftspolitik GmbH<br />

Büro Berlin<br />

Gorgasring 2<br />

13599 Berlin<br />

Bearbeiter/innen:<br />

Dr. Martin Rosemann, Eva Roth und Marco Puxi<br />

Gesamtkoordination:<br />

Marco Puxi<br />

18. Januar 2013


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>ISG</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Verzeichnis der Übersichten ............................................................................................................ IV<br />

Verzeichnis der Abbildungen .......................................................................................................... VII<br />

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. VIII<br />

0. Vorbemerkung und Aufgabenstellung ............................................................................ 1<br />

1. Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Rahmen<br />

einer Stärken-Schwächen-Analyse und im Kontext anderer Förderangebote ............... 5<br />

1.1 Aufgabenstellung ............................................................................................................ 5<br />

1.2 Sozioökonomische Entwicklungen ................................................................................. 6<br />

1.2.1 Gebiet und Bevölkerung sowie makroökonomischer Kontext ........................................ 6<br />

1.2.2 Beschäftigungssystem ................................................................................................. 15<br />

1.2.3 Humankapitalentwicklung ............................................................................................. 27<br />

1.2.4 Arbeitslosigkeit ............................................................................................................. 37<br />

1.2.5 Soziale Eingliederung ................................................................................................... 46<br />

1.2.6 Szenarien zur künftigen Entwicklung der Beschäftigung und Arbeitslosigkeit ............. 58<br />

1.3 Die ESF-Förderangebote des Landes in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

im Verhältnis zur Förderung des Bundes ..................................................................... 59<br />

1.3.1 Förderangebote von Bund und Land im Überblick ....................................................... 59<br />

1.3.2 Förderalternativen im spezifischen Ziel C1: Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen .................................... 59<br />

1.3.3 Förderalternativen im spezifischen Ziel C2: Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen ............... 63<br />

1.3.4 Förderalternativen im spezifischen Ziel C3: Weiterentwicklung der<br />

zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik................................................................... 75<br />

1.3.5 Schlussfolgerungen aus der Gegenüberstellung von ESF-Förderangeboten<br />

des Landes in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C mit der Förderung des Bundes ........................... 76<br />

1.4 Analyse der Stärken/Schwächen und Chancen/Risiken im Land NRW<br />

mit Bezug zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes .......................................... 78<br />

1.4.1 Stärken- und Schwächenanalyse zu den allgemeinen Rahmenbedingungen ............. 79<br />

1.4.2 Stärken- und Schwächenanalyse zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

„Zugang zu Beschäftigung und soziale Eingliederung“ ................................................ 81<br />

1.5 Zusammenfassung der Aktualisierung von sozioökonomischer Analyse und<br />

SWOT-Analyse und Schlussfolgerungen für die Relevanz und Kohärenz<br />

der OP-Strategie .......................................................................................................... 84<br />

2. Ergebnisse und Wirkungen der Umsetzung von Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zwischen 2007 und 2011 ........................................................... 86<br />

- I -


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>ISG</strong><br />

2.1 Vorbemerkungen .......................................................................................................... 86<br />

2.2 Finanzieller Abwicklungsstand ..................................................................................... 86<br />

2.3 Materieller Umsetzungsstand ....................................................................................... 90<br />

2.3.1 Materieller Umsetzungsstand im spezifischen Ziel „Verbesserung<br />

der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ ............................. 90<br />

2.3.2 Materieller Umsetzungsstand im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen“ .............. 94<br />

2.3.3 Materieller Umsetzungsstand im spezifischen Ziel „Weiterentwicklung<br />

der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“ ........................................................... 97<br />

2.3.4 Zusammenfassung des materiellen Umsetzungsstands in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C ........ 98<br />

2.4 Ergebnisse der Umsetzung von Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

hinsichtlich der quantifizierten Ziele ............................................................................. 99<br />

2.4.1 Ergebnisse der Umsetzung im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ ................................... 99<br />

2.4.2 Ergebnisse der Umsetzung im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen“ ............ 100<br />

2.4.3 Ergebnisse der Umsetzung im spezifischen Ziel „Weiterentwicklung der<br />

zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“ ............................................................... 101<br />

2.4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der Umsetzung<br />

von Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C ...................................................................... 101<br />

2.5 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse ........................................................ 102<br />

2.5.1 Vorbemerkungen ........................................................................................................ 102<br />

2.5.2 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse zum spezifischen Ziel<br />

„Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ .. 102<br />

2.5.3 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse zum spezifischen Ziel<br />

„Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten<br />

und schwerbehinderten Menschen“ ........................................................................... 105<br />

2.5.4 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse zum spezifischen Ziel<br />

„Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“ .......................... 107<br />

2.6 Bewertung der Erreichung strategischer und spezifischer Ziele<br />

durch die Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW ................. 111<br />

2.6.1 Vorbemerkung ............................................................................................................ 111<br />

2.6.2 Relevanz und Kohärenz der in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C verfolgten<br />

spezifischen Ziele und Querschnittsziele ................................................................... 113<br />

2.6.3 Bewertung der Eignung der in <strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten<br />

Maßnahmen zur Erreichung relevanter Ziele ............................................................. 114<br />

2.6.4 Schlussfolgerungen aus der Befragung von Expertinnen und Experten .................... 116<br />

2.7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen ............................................................. 116<br />

- II -


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>ISG</strong><br />

3. Querschnittsziele ........................................................................................................ 123<br />

3.1 Vorbemerkungen ........................................................................................................ 123<br />

3.2 Querschnittsziel Chancengleichheit ........................................................................... 123<br />

3.3 Querschnittsziel „Nachhaltigkeit“ ................................................................................ 128<br />

3.4 Querschnittsziel „Transnationalität“ ............................................................................ 129<br />

3.5 Querschnittsziel „Innovation“ ...................................................................................... 130<br />

3.6 Einschätzungen von Expertinnen und Experten der Arbeits- und<br />

Beschäftigungspolitik in NRW zur Erreichung der Querschnittsziele<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C .............................................................................................. 131<br />

3.7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen ............................................................. 135<br />

4. Gemeinschaftlicher Mehrwert der Umsetzung des ESF-Programms<br />

des Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C ................................................................. 138<br />

4.1 EU-Benchmarks ......................................................................................................... 138<br />

4.2 Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zu den Zielen der Europäischen<br />

Beschäftigungsstrategie und den Kohäsionsleitlinien ................................................ 139<br />

4.2.1 Strategiebewertung .................................................................................................... 139<br />

4.2.2 Bewertung der bisherigen Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

in Bezug zu den relevanten EU-Zielen ....................................................................... 140<br />

4.3 Zusammenfassung ..................................................................................................... 141<br />

5. Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung von Indikatoren zur Bewertung<br />

der Umsetzung von zielgruppenorientierten ESF-Maßnahmen<br />

der Arbeitsmarktpolitik ................................................................................................ 142<br />

5.1 Vorbemerkung ............................................................................................................ 142<br />

5.2 Ergebnisse der Arbeiten und Empfehlungen zur Weiterentwicklung<br />

der Indikatorik in <strong>Prio</strong>ritätsachse C ............................................................................. 142<br />

6. Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse und<br />

Handlungsempfehlungen zur Optimierung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C .............................. 144<br />

Literatur ................................................................................................................................... 155<br />

Anhang: Fragebogen zur durchgeführten Befragung von Experten/innen und Experten ......... 158<br />

Übersichten zur Gegenüberstellung von ESF-geförderten Angeboten in der<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C und Förderangeboten des Bundes und der BA.............................. 162<br />

- III -


Verzeichnis der Übersichten<br />

<strong>ISG</strong><br />

Verzeichnis der Übersichten<br />

Übersicht 1-1:<br />

Übersicht 1-2:<br />

Übersicht 1-3:<br />

Übersicht 1-4:<br />

Übersicht 1-5:<br />

Übersicht 1-6:<br />

Übersicht 1-7:<br />

Übersicht 1-8:<br />

Übersicht 1-9:<br />

Entwicklung der Bevölkerung in NRW, Westdeutschland und<br />

Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2011 (jeweils Stichtag 31.12.)<br />

nach Altersgruppen ................................................................................................. 7<br />

Prognose der Bevölkerungsentwicklung in NRW, Westdeutschland und<br />

Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2030 nach Altersgruppen .................. 8<br />

Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt und Produktivität in NRW,<br />

Westdeutschland und Deutschland insgesamt<br />

zwischen 2005 und 2010 [WZ 03] ......................................................................... 10<br />

Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt und Produktivität in NRW,<br />

Westdeutschland und Deutschland insgesamt<br />

zwischen 2008 und 2011 [WZ 08] ......................................................................... 11<br />

Entwicklung der Erwerbstätigenzahl, der Zahl der Bevölkerung<br />

im erwerbsfähigen Alter und der Erwerbstätigenquote in NRW,<br />

Westdeutschland und Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2011 ............ 12<br />

Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach<br />

Beschäftigtengrößenklassen in NRW und Westdeutschland – 2005 bis 2011 ..... 14<br />

Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen, der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten, der ausschließlich geringfügig Beschäftigten sowie der<br />

Selbständigen in NRW und Westdeutschland zwischen 2005 und 2011 .............. 16<br />

Entwicklung der Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter<br />

nach dem Geschlecht in NRW, Westdeutschland und Deutschland<br />

insgesamt zwischen 2005 und 2011 (jeweils zum 30.06. des Jahres) ................. 18<br />

Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach<br />

Voll- und Teilzeit sowie geringfügig entlohnte Beschäftigte nach Geschlecht –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Deutschland insgesamt 2005 bis 2011 ............... 21<br />

Übersicht 1-10: Entwicklung der Beschäftigung nach Sektoren in NRW, Bundesgebiet West<br />

und Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2010 ......................................... 23<br />

Übersicht 1-11: Entwicklung des Bestandes an gemeldeten Stellen der Bundesagentur<br />

für Arbeit nach Sektoren in NRW, Bundesgebiet West und<br />

Deutschland insgesamt zwischen 2010 und 2012 ................................................ 26<br />

Übersicht 1-12: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss und<br />

Geschlecht 2005 bis 2010 in NRW, dem Bundesgebiet West und dem<br />

Bundesgebiet insgesamt ....................................................................................... 28<br />

Übersicht 1-13: Entwicklung der Abgänger/innen allgemeinbildender Schulen nach Art des<br />

Schulabschlusses und Geschlecht in NRW, im Bundesgebiet West und im<br />

Bundesgebiet insgesamt zwischen 2005 und 2010 .............................................. 30<br />

Übersicht 1-14: Prognose der Abgänger/innen allgemeinbildender Schulen nach Art des<br />

Schulabschlusses in NRW, im Bundesgebiet West und im Bundesgebiet<br />

insgesamt bis 2020 ............................................................................................... 31<br />

- IV -


Verzeichnis der Übersichten<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-15: Erwerb allgemeinbildender Schulabschlüsse im Berufsbildungs- und<br />

Übergangssystem 2006 bis 2010 in NRW, im Bundesgebiet West und im<br />

Bundesgebiet insgesamt ....................................................................................... 32<br />

Übersicht 1-16: Übersicht zur Entwicklung der Ausbildungsplätze und Bewerber/innen<br />

der Jahre 2005 – 2011 für NRW und das Bundesgebiet West ............................. 36<br />

Übersicht 1-17: Übergänge von Ausbildungsstellenbewerber/innen nach Art<br />

des Übergangs 2005 bis 2011 – NRW und Deutschland insgesamt .................... 37<br />

Übersicht 1-18: Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2005 bis 2011 – NRW,<br />

Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ................................................ 38<br />

Übersicht 1-19: Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 2005 bis 2011<br />

in Prozent – NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ................. 43<br />

Übersicht 1-20: Langzeitarbeitslosigkeit nach Rechtskreisen 2006 bis 2011 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ..................................... 45<br />

Übersicht 1-21: Langzeitarbeitslosigkeit von Jugendlichen unter 25 Jahren 2007 bis 2011 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ..................................... 46<br />

Übersicht 1-22: Bedarfsgemeinschaften und Leistungsempfangende 2005 bis 2011 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ..................................... 48<br />

Übersicht 1-23: Armutsgefährdungsquote 1) nach Personengruppen 2005 bis 2010 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ..................................... 49<br />

Übersicht 1-24: Nicht-deutsche Bevölkerung 2005 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet West<br />

und Bundesgebiet insgesamt ................................................................................ 51<br />

Übersicht 1-25: Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2005 bis 2011 – NRW<br />

und Bundesgebiet insgesamt ................................................................................ 52<br />

Übersicht 1-26: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Nicht-Deutsche 2005 bis 2011 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ..................................... 53<br />

Übersicht 1-27: Arbeitslosigkeit von Nicht-Deutschen 2005 bis 2011 – NRW,<br />

Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ................................................ 53<br />

Übersicht 1-28: Anteil Abgänger/innen mit Hochschulzugangsberechtigung und<br />

ohne Abschluss an allen Abgänger/innen 2005 bis 2010 – NRW,<br />

Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ................................................ 54<br />

Übersicht 1-29: Beschäftigte Menschen mit Schwerbehinderung und Gleichgestellte<br />

in NRW 2005 bis 2010 nach Geschlecht, Alter und Personengruppen ................ 56<br />

Übersicht 1-30: Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Menschen mit Schwerbehinderung<br />

2006 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt .......... 57<br />

Übersicht 1-31: Schüler/innen an Förderschulen nach Förderschwerpunkt<br />

in den Schuljahren 2005/2006 bis 2010/2011 – NRW,<br />

Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt ................................................ 57<br />

Übersicht 1-32: Aktualisierte Stärken- und Schwächenanalyse<br />

zu den allgemeinen Rahmenbedingungen ............................................................ 80<br />

- V -


Verzeichnis der Übersichten<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-33: Aktualisierte Stärken- und Schwächenanalyse zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

„Zugang zu Beschäftigung und soziale Eingliederung“ ......................................... 82<br />

Übersicht 2-1:<br />

Übersicht 2-2:<br />

Übersicht 2-3:<br />

Übersicht 3-1:<br />

Übersicht 3-2:<br />

Übersicht 3-3:<br />

Übersicht 3-4:<br />

Übersicht 4-1:<br />

Mittelbindungsstand bis zum 31.12.2011 nach spezifischem Ziel<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes NRW ...................................... 89<br />

Quantifizierte Ziele und Zielerreichung im spezifischen Ziel „Verbesserung<br />

der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ ..................... 93<br />

Quantifizierte Ziele und Zielerreichung im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen“ ....... 95<br />

Gegenüberstellung der im ESF-OP des Landes NRW formulierten Ziele zur<br />

Beteiligung von Frauen an den Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und der<br />

tatsächlichen Einbeziehung von Frauen in die Maßnahmen .............................. 125<br />

Anteil von Teilnehmenden spezifischer Zielgruppen an allen Teilnehmenden<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und insgesamt in % - Angaben auf Basis kumulierter<br />

Eintritte bis zum 31.12.2011 ................................................................................ 128<br />

Einschätzungen von Berater/innen sowie von Kammerkoordinatoren und<br />

-koordinatorinnen des Programms Jugend in Arbeit plus zum<br />

Querschnittsziel Chancengleichheit von Frauen und Männern –<br />

Ergebnisse der G.I.B.-Befragung aus dem Jahr 2012 in % ................................ 133<br />

Ein inschätzungen von Berater/innen sowie von Kammerkoordinatoren und<br />

-koordinatorinnen des Programms Jugend in Arbeit plus zum<br />

Querschnittsziel Chancengleichheit von Menschen mit Migrationshintergrund –<br />

Ergebnisse der G.I.B.-Befragung aus dem Jahr 2012 in % ................................ 134<br />

Entwicklung der EU-Benchmarks mit Bezug zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

in Nordrhein-Westfalen 2005 bis 2010 ................................................................ 139<br />

Übersicht A-1: Angebote der Förderung der Arbeitsmarktchancen und Integration<br />

benachteiligter Personen im Vergleich zu Jugend in Arbeit plus ........................ 162<br />

Übersicht A-2: Vergleich des ESF-geförderten Angebots Stützlehrer mit dem<br />

Regelangebot der Jugendwerkstätten ................................................................ 164<br />

Übersicht A-3: Angebote der Ausbildungsförderung für Menschen mit Behinderung<br />

im Vergleich zur Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze ............................... 165<br />

Übersicht A-4: Angebote der Förderung des Übergangs Schule-Beruf im Vergleich zu ILJA .... 170<br />

Übersicht A-5: Angebote der Erwerbslosenberatung im Vergleich zu<br />

Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren ........................................... 173<br />

- VI -


Verzeichnis der Abbildungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abbildung 1-1: Angebot-Nachfrage-Relation in NRW und Bundesgebiet West ............................ 35<br />

Abbildung 2-1: Stand der ESF-Mittelbindungen bis zum 31.12.2011<br />

nach <strong>Prio</strong>ritätsachsen des ESF-OP des Landes NRW ......................................... 88<br />

Abbildung 2-2: Auszahlungsstand 2007/2008 bis 2011<br />

nach <strong>Prio</strong>ritätsachsen des ESF-OP des Landes NRW ......................................... 88<br />

Abbildung 2-3: Bewertung des eigenen Informationsstands zum ESF-OP des Landes NRW .... 112<br />

Abbildung 2-4: Einschätzung der Wichtigkeit spezifischer Ziele und Querschnittsziele<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C durch die Experten/innen der Arbeits- und<br />

Beschäftigungspolitik in NRW – Angaben in% .................................................... 114<br />

Abbildung 2-5: Einschätzung der Eignung der Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

zur Erreichung der jeweiligen Zielsetzungen – Einschätzung der<br />

Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW in% .................. 115<br />

Abbildung 3-1: Erfolgreiche Austritte von Männern und Frauen aus den Programmen<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze und Projekte für behinderte Menschen<br />

2008 bis 2010 ...................................................................................................... 126<br />

Abbildung 3-2: Einschätzung der Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

in NRW zum Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zu den Querschnittszielen – in% ..... 132<br />

- VII -


Abkürzungsverzeichnis<br />

<strong>ISG</strong><br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

abH<br />

Ausbildungsbegleitende Hilfen<br />

Ah<br />

Aktivierungshilfen für Jüngere<br />

AK ETR<br />

Arbeitskreis „Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder“<br />

AZR<br />

Ausländerzentralregister<br />

BA<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

BaE<br />

Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen<br />

BerEb<br />

Berufseinstiegsbegleitung<br />

BIP<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

BISAM<br />

Basisinformationssystem für die Arbeitsmarktpolitik<br />

BMAS<br />

Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

BMBF<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

BMFSFJ<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

BMWi<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

BvB<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

bzw.<br />

beziehungsweise<br />

ca.<br />

circa<br />

d.h.<br />

das heißt<br />

EBS<br />

Europäische Beschäftigungsstrategie<br />

ESF<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

EU<br />

Europäische Union<br />

Eurostat<br />

Statistisches Amt der Europäischen Union<br />

f./ff.<br />

folgende / fortfolgende<br />

FuE<br />

Forschung und Entwicklung<br />

GDR<br />

Gemeinsamen Durchführungsrichtlinie<br />

G.I.B.<br />

Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH<br />

Hrsg.<br />

Herausgeber<br />

IdA<br />

Integration durch Ausbildung<br />

IHK<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

i.d.R.<br />

in der Regel<br />

IAB<br />

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

<strong>ISG</strong><br />

Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH<br />

JA plus<br />

Jugend in Arbeit plus<br />

JMD<br />

Jugendmigrationsdienst<br />

KMU<br />

Kleine und mittlere Unternehmen<br />

MAGS<br />

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

MAIS<br />

Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

MGFFI<br />

Ministeriums für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Mio. / Mrd.<br />

Millionen / Milliarden<br />

MSO<br />

Migrantenselbstorganisationen<br />

NRW<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

OECD<br />

Organisation for Economic Co-operation and Development<br />

(= Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)<br />

OP<br />

Operationelles Programm<br />

- VIII -


Abkürzungsverzeichnis<br />

<strong>ISG</strong><br />

PISA<br />

Programme for International Student Assessment<br />

(= Programm zur internationalen Schülerbewertung)<br />

rd.<br />

rund<br />

S. Seite<br />

SGB III<br />

Sozialgesetzbuch Drittes Buch – Arbeitsförderung<br />

SGB II<br />

Sozialgesetzbuch Zweites Buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende<br />

SpB<br />

Sozialpädagogische Begleitung<br />

SVC<br />

Aufbau, Erprobung und Weiterentwicklung von Angebotsformen des<br />

Selbstvermittlungscoachings im SGB II<br />

SWOT<br />

Strength-Weaknesses-Opportunities-Threats<br />

(= Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken)<br />

u.a.<br />

unter anderem<br />

v.a.<br />

vor allem<br />

vgl.<br />

vergleiche<br />

VGR<br />

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />

WfbM<br />

Werkstätte für behinderte Menschen<br />

WSJ<br />

Werkstattjahr<br />

WZ 03 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003<br />

WZ 08 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008<br />

z.B.<br />

zum Beispiel<br />

z.T.<br />

zum Teil<br />

- IX -


Kapitel 0: Vorbemerkung<br />

<strong>ISG</strong><br />

0. Vorbemerkung und Aufgabenstellung<br />

Am 19.12.2007 genehmigte die EU-Kommission das vom damaligen Ministerium für Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) vorgelegte Operationelle<br />

Programm zur Umsetzung des Europäischen Sozialfonds in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase<br />

2007 bis 2013 (ESF-OP). Für die Umsetzung des ESF-OP stehen in NRW für die Förderperiode<br />

2007-2013 rd. 684 Mio. Euro an reinen ESF-Mitteln zur Verfügung. Rechnet man hierzu die<br />

nationale Kofinanzierung aus öffentlichen und privaten Mitteln, beträgt das insgesamt zur Verfügung<br />

stehende ESF-Budget rd. 1,4 Mrd. Euro für den gesamten Förderzeitraum. 1<br />

Im Vergleich zur vorangehenden Förderphase 2000-2006 hat sich damit das für ESF-Maßnahmen<br />

verfügbare ESF-Mittelvolumen um rd. 40% reduziert. Diese Reduzierung, v.a. aber die vergleichsweise<br />

späte Genehmigung des ESF-OP durch die EU-Kommission haben dazu geführt, dass die<br />

Finanzierung von ESF-Projekten im Jahr 2007 in erster Linie noch aus dem ESF-Budget der Förderperiode<br />

2000-2006 erfolgte und Maßnahmen des „neuen“ ESF-OP erst ab 2008 verstärkt umgesetzt<br />

werden konnten. 2<br />

Im Dezember 2011 wurde das <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH<br />

(<strong>ISG</strong>) vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAIS<br />

NRW) beauftragt, die Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für Nordrhein-Westfalen in<br />

der Förderperiode 2007-2013 mit Bezug zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C „Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung<br />

sowie der sozialen Eingliederung von benachteiligten Personen“ durchzuführen. Der<br />

als Meta-Evaluation angelegte Untersuchungsauftrag hat eine Laufzeit vom 01.01.2012 bis einschließlich<br />

31.12.2012 und konzentrierte sich auf die Evaluation der Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C, die bis zum 31.12.2011 durchgeführt wurden. Insgesamt wurden hierbei fünf Arbeitspakete<br />

umgesetzt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Arbeitspaket 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der jeweiligen <strong>Prio</strong>ritätsachse im Rahmen<br />

einer Stärken-Schwächen-Analyse und im Kontext anderer Förderangebote;<br />

Arbeitspaket 2: Bewertung der Umsetzung der jeweiligen <strong>Prio</strong>ritätsachse und der Ergebnisse<br />

der geförderten Maßnahmen hinsichtlich ihres Beitrags zu den jeweiligen strategischen und<br />

spezifischen Zielen;<br />

Arbeitspaket 3: Bewertung der Umsetzung der jeweiligen <strong>Prio</strong>ritätsachse hinsichtlich ihres Beitrags<br />

zu ausgewählten Querschnittszielen;<br />

Arbeitspaket 4: Bewertung der Umsetzung der jeweiligen <strong>Prio</strong>ritätsachse und der Ergebnisse<br />

der geförderten Maßnahmen hinsichtlich ihres Beitrags zu den Zielen der Lissabon-Strategie<br />

und der Europäischen Beschäftigungsstrategie.<br />

Arbeitspaket 5: Analyse des bestehenden Indikatorensystems in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C, dessen<br />

Steuerungsrelevanz und dessen „Handhabbarkeit“.<br />

Das <strong>ISG</strong> legt hiermit vereinbarungsgemäß den <strong>Endbericht</strong> in abschließender Fassung zur Evaluation<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C vor, in dem die Analyseergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlun-<br />

1<br />

2<br />

Vgl. Landesregierung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), EU-Strukturfonds für NRW und das NRW-Programm Ländlicher Raum, EU-Förderung<br />

2007–2013, Düsseldorf 2007, S. 52<br />

Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Durchführungsbericht 2008 zum ESF-<br />

Programm Nordrhein-Westfalen 2007-2013, 22.07.2009, Düsseldorf 2009, S. 4<br />

- 1 -


Kapitel 0: Vorbemerkung<br />

<strong>ISG</strong><br />

gen der Arbeitspakete zusammenfassend dargestellt werden. Der vorliegende Bericht gliedert sich<br />

in insgesamt sechs Kapitel:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kapitel 1 fasst die wirtschaftlichen und arbeitsmarktbezogenen Entwicklungen seit der OP-Erstellung<br />

zusammen und bewertet, in welchem Maße die OP-Strategie im Allgemeinen und in<br />

Bezug auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Besonderen weiterhin adäquat in der Lage ist, die vorhandenen<br />

Stärken des Landes auszubauen und Schwächen zu reduzieren. Hierzu wurden sowohl<br />

die dem OP zugrunde liegende sozioökonomische Analyse als auch die SWOT-Analyse einer<br />

Aktualisierung unterzogen.<br />

Kapitel 2 bewertet den Umsetzungsstand des ESF-OP des Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C bis zum 31.12.2011 und analysiert, in welchem Maße es gelungen ist, die im OP gesetzten<br />

Ziele zu erreichen, welcher Handlungsbedarf ggf. besteht und wie einzelne Maßnahmen aus<br />

Sicht der externen Evaluation ggf. modifiziert werden könnten, um die gesetzten Ziele im weiteren<br />

Verlauf der Interventionsperiode oder aber auch in der neuen Förderperiode zu realisieren.<br />

Kapitel 3 greift die in Kapitel 2 beschriebenen Analysen auf und bewertet die Umsetzung des<br />

ESF-OP in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C hinsichtlich des Beitrags zu den Querschnittszielen des ESF-<br />

OP.<br />

In Kapitel 4 wird auf Basis der vorliegenden Befunde der Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und der<br />

dort umgesetzten Maßnahmen zu den zentralen Zielen der Europäischen Union, wie sie sich<br />

beispielsweise aus der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS) und dem Lissabon-Prozess<br />

bzw. der Strategie Europa 2020 ergeben, bewertet.<br />

Kapitel 5 beinhaltet die im Rahmen eines „Indikatorenworkshops“ erarbeiteten Schlussfolgerungen<br />

zur Anpassung des Indikatorensystems der in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten ESF-<br />

Förderangebote. Bei dem am 07.012.2012 durchgeführten Workshop ging es in erster Linie<br />

darum, die Schlussfolgerungen des <strong>ISG</strong> aus umfangreichen Dokumenten- und Literaturanalysen<br />

sowie aus ergänzenden leitfadengestützten Interviews in einem größeren Kreis von Experten<br />

und Expertinnen der Arbeitsmarktpolitik in NRW zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Die<br />

Ergebnisse aller Arbeitsschritte – also Literatur- und Dokumentenanalysen, leitfadengestützte<br />

Interviews und Indikatorenworkshop – wurden in einem eigenständigen thematischen Papier<br />

des <strong>ISG</strong> zusammengefasst. 3<br />

Kapitel 6 beinhaltet nach einer Zusammenfassung aller wichtigen Ergebnisse Handlungsempfehlungen<br />

zur Optimierung des Programms und der Maßnahmen in <strong>Prio</strong>ritätsachse C.<br />

Dieser abschließende <strong>Endbericht</strong> beruht auf der im November 2012 vertragsgemäß vorgelegten<br />

vorläufigen Berichtsfassung. Anmerkungen zum vorläufigen Bericht aus der Begleitausschusssitzung<br />

am 11.12.2012 und der Sitzung der Arbeitsgruppe ESF-Evaluation am 26.11.2012 wurden<br />

bei der Erstellung der des abschließenden <strong>Endbericht</strong>s aufgenommen; zudem wurden schriftliche<br />

Stellungnahmen der G.I.B. und der Fachreferate II A 4 und II B 3, die dem <strong>ISG</strong> am 27.12.2012<br />

zugleitet wurden, für die Endfassung berücksichtigt.<br />

Grundlagen dieses <strong>Endbericht</strong>s bilden neben umfangreichen Analysen der amtlichen Statistiken,<br />

des Monitoringsystems (BISAM) sowie programmspezifischer Erfassungssysteme die Ergebnisse<br />

3<br />

Vgl. <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für<br />

Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013 – <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Konzeptpapier zur Indikatorik in <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Berlin<br />

2013 (unveröffentlicht)<br />

- 2 -


Kapitel 0: Vorbemerkung<br />

<strong>ISG</strong><br />

ergänzender Erhebungen, wie sie z.B. von der G.I.B. zu Jugend in Arbeit plus durchgeführt wurden.<br />

Aufgrund des Charakters des Forschungsvorhabens als Meta-Evaluation wurde vom <strong>ISG</strong> für<br />

die durchgeführten Analysen vorwiegend auf diese externen Informationsgrundlagen zurückgegriffen.<br />

Eigenständige Erhebungen des <strong>ISG</strong> bildeten somit die Ausnahme und blieben auf die Befragung<br />

von 280 Experten/innen der Arbeits-, Beschäftigungs- und Bildungspolitik im Land zur Beurteilung<br />

der Erreichung von strategischen, spezifischen und Querschnittszielen der Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C beschränkt. An der im Frühjahr 2012 durchgeführten Befragung nahmen insgesamt<br />

90 Experten/innen der Arbeits-, Beschäftigungs- und Bildungspolitik in NRW teil. Der Rücklauf,<br />

der den Auswertungen zugrunde liegt, beläuft sich damit auf 32,4%. Hinzu kamen im November/Dezember<br />

2012 durchgeführte Interviews mit Experten und Expertinnen der Arbeitsmarktpolitik<br />

in NRW im Rahmen der Bewertung des Indikatorensystems.<br />

Bei der Einordnung der hier vorgelegten Analyseergebnisse sollten folgende Aspekte beachtet<br />

werden:<br />

<br />

Dem ESF kommt im Vergleich zu den Förderangeboten von Bund und BA eine wichtige qualitative<br />

Rolle zu. Dass das ESF-OP NRW eine ergänzende Funktion gegenüber den Förderprogrammen<br />

von Bund und BA hat, zeigt sich z.B. daran, dass allein das in den Eingliederungsbilanzen<br />

für NRW ausgewiesene Budget für „Leistungen der aktiven Arbeitsförderung“ 4 in den<br />

Rechtskreisen SGB III und SGB II im Jahr 2011 ein Mittelvolumen von insgesamt 1,849 Mrd.<br />

Euro umfasst, 5 während das ESF-OP in der gesamten ESF-Förderperiode (also sieben Jahre)<br />

über ein Budget an reinen ESF Mitteln von rd. 684 Mio. Euro verfügt. 6 Rechnet man zu den<br />

SGB II- und SGB III-Mitteln noch weitere Ausgaben des Bundes – z.B. 87,224 Mio. Euro an<br />

Bundes-ESF-Mitteln in 2010 7 – hinzu, dürfte das ESF-OP NRW nicht mehr als vier bis fünf<br />

Prozent der jährlich in NRW insgesamt zum Einsatz kommenden Finanzmittel für beschäftigungspolitische<br />

Maßnahmen ausmachen.<br />

Zwar hat sich gezeigt, dass die Konsequenzen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009<br />

auch Nordrhein-Westfalen in weniger starkem Maße belastet hat, als dies zu Beginn der Krise<br />

befürchtet wurde, bereits der erste Bericht der Programmevaluation zeigte jedoch, dass sich<br />

die NRW-Wirtschaft im Vergleich zur westdeutschen und bundesweiten Entwicklung langsamer<br />

erholt. Für die nächsten Jahre ist offen, in welchem Maße die massive Staatsschuldenkrise<br />

einiger europäischer Mitgliedstaaten auf den Finanzsektor und schließlich auf realwirtschaftliche<br />

Prozesse durchschlagen wird. Ein erneuter Druck auf die Unternehmen in NRW<br />

kann damit auch vor dem Hintergrund der erst jüngst nach unten korrigierten Prognosen zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland 8 nicht ausgeschlossen werden.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Hierunter fallen im SGB III Leistungen aus dem Eingliederungstitel, der weiteren Ermessensleistungen sowie der Förderung der<br />

selbständigen Tätigkeit und im SGB II Leistungen zur Eingliederung in Arbeit nach § 16 SGB II.<br />

Für den Rechtskreis SGB III weist die Bundesagentur für Arbeit in der Eingliederungsbilanz nach § 11 SGB III im Jahr 2011 Ist-Ausgaben<br />

in Höhe von 883.998 Euro (2010: 1.026.887 Euro) und für den Rechtskreis SGB II in der Eingliederungsbilanz nach § 54 SGB<br />

II von 964.773 Euro (2010: 1.323.354 Euro, die Angaben zum SGB II beinhalten auch Ist-Ausgaben der zugelassenen kommunalen<br />

Träger) aus. Vgl. Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Eingliederungsbilanz nach § 11 SGB III, Tabelle 1:<br />

Bewirtschaftungsdaten für die Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsförderung, Berichtsjahr: 2011, Nürnberg 2012 sowie<br />

Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Eingliederungsbilanzen nach § 54 SGB II - Deutschland, West- und Ostdeutschland,<br />

Länder, Typen (ab 2008) - mit Daten der zkT, Tabelle 1a: Zugewiesene Mittel und Ausgaben nach der arbeitsmarktlichen<br />

Schwerpunktsetzung, Nordrhein-Westfalen, Berichtsjahr 2011, Nürnberg 2011<br />

Entsprechend des indikativen Finanzplans des Operationellen Programms.<br />

Ohne sog. virtuelle Projekte sowie Bagatellprojekte.<br />

Vgl. z.B. bayme Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V.; vbm Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-<br />

Industrie e. V.; vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (Hrsg.), Herbstgutachten 2012 der Wirtschaftsforschungsinstitute,<br />

München 2012 sowie Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Hrsg.), Deutsche Wirtschaft trotzt stürmischen Zeiten,<br />

Pressemitteilung vom 17.10.2012, Berlin 2012, URL: http://www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did=517622.html<br />

- 3 -


Kapitel 0: Vorbemerkung<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

Mit Blick auf die Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zur Eingliederung von Menschen mit besonderen<br />

Schwierigkeiten in den Arbeitsmarkt, zeigen die zur Verfügung stehenden Informationen<br />

immer deutlicher, dass die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahren<br />

nur marginal mit einer substanziellen Verbesserung der Beschäftigungsperspektiven für diese<br />

Personengruppen verknüpft waren. Demnach steigen die Anteile von Langzeitarbeitslosen,<br />

von Älteren, von Menschen mit Migrationshintergrund und von Menschen ohne abgeschlossene<br />

Berufsausbildung unter den Arbeitslosen – insbesondere im SGB II – weiter an. Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C gewinnen vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung, denn<br />

ganz offensichtlich ist die Regelförderung der Arbeitsverwaltung – also SGB II und SGB III –<br />

nicht bzw. nicht in angemessener Weise in der Lage, auf die Herausforderungen in der Arbeitsmarktintegration<br />

der o.g. Personengruppen zu reagieren.<br />

Nicht Gegenstand dieses <strong>Endbericht</strong>s ist ein weiteres thematisches Papier, das das <strong>ISG</strong> am<br />

29.08.2012 dem MAIS vorgelegt hat und in dem ein Vorschlag für die Durchführung von Kontrollund<br />

Vergleichsgruppenanalysen zur Bewertung der (Netto-)Wirkungen der ESF-geförderten Interventionen<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C (und darüber hinaus) unterbreitet wird. 9<br />

Das <strong>ISG</strong> dankt allen Akteuren in NRW für die Unterstützung bei der Umsetzung der Forschungsarbeiten:<br />

In besonderem Maße gilt dies für die an den Befragungen teilnehmenden Personen und Institutionen<br />

sowie für die Mitarbeiter/innen der G.I.B. für die kollegiale Zusammenarbeit und insbesondere<br />

für die umfassende Bereitstellung von programm- und umsetzungsrelevanten Informationen.<br />

Berlin, 18. Januar 2013<br />

<strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung<br />

und Gesellschaftspolitik GmbH<br />

9<br />

Vgl. <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für<br />

Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013 – <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Vergleichsgruppenansätze zur Evaluation der Umsetzung<br />

des ESF in <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Köln/Berlin 2012 (unveröffentlicht)<br />

- 4 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

1. Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im<br />

Rahmen einer Stärken-Schwächen-Analyse und im Kontext<br />

anderer Förderangebote<br />

1.1 Aufgabenstellung<br />

Hauptaufgabe dieses Evaluationsschwerpunkts ist die Analyse von sozioökonomischen Veränderungen<br />

und weiteren Rahmenbedingungen [z.B. Konsequenzen von Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

sowie Staatsschuldenkrise, Veränderungen im Einsatz und Zuschnitt relevanter Förderinstrumente<br />

des Bundes (einschl. ESF) und der BA, die seit Erstellung des OP eingetreten sind], um abzuschätzen,<br />

ob sich hinsichtlich der im ESF-OP des Landes NRW gewählten Strategie ein entsprechender<br />

Änderungsbedarf ergibt. Im Kern geht es also um die Frage, ob die im OP verankerte<br />

Strategie weiterhin relevant und konsistent ist. Um diese Frage zu beantworten, wurden drei Arbeitsschritte<br />

umgesetzt:<br />

<br />

In einem ersten Arbeitsschritt (vgl. Kapitel 1.2) erfolgt eine Fortschreibung der sozioökonomischen<br />

Analyse des OP. Hierbei wird für die zentralen, im OP genannten Daten und Indikatoren<br />

eine Aktualisierung vorgenommen und bewertet, welche Entwicklungen welchen Beitrag zu<br />

diesen Veränderungen geleistet haben. Im Vordergrund stehen bei den Arbeiten zur <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C hierbei neben den Daten zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung insbesondere<br />

solche zur Arbeitsmarktsituation von Personengruppen mit besonderen Schwierigkeiten hinsichtlich<br />

der Arbeitsmarktintegration. In die Aktualisierung der sozioökonomischen Analyse<br />

werden dabei sowohl die unterschiedlichen Entwicklungen in den Rechtskreisen SGB III und<br />

SGB II betrachtet als auch die Entwicklung der Arbeitslosigkeit beispielsweise von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund, von Älteren oder von Menschen mit Behinderungen. Darüber hinaus<br />

fällt in den ersten Arbeitsschritt die Analyse der Entwicklungen hinsichtlich der EU-Benchmarkwerte<br />

sowie die Überprüfung, ob die für das OP berechneten Szenarien zur demografischen<br />

Entwicklung noch aktuell sind oder gegebenenfalls angepasst werden müssen.<br />

Bei der Aktualisierung der sozioökonomischen Analyse wird im Wesentlichen der Gliederung<br />

des ESF-OP des Landes NRW gefolgt. Grundlage der Analysen sind Daten der amtlichen Statistik.<br />

Aufgegriffen werden u.a. Indikatoren wie:<br />

- Bevölkerungsstand und -entwicklung;<br />

- Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung;<br />

- Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung;<br />

- Entwicklung der offenen Stellen;<br />

- Entwicklung der Abgänger/innen aus dem allgemein- und berufsbildenden Schulsystem<br />

sowie des Übergangssystems und Verteilung erworbener Abschlüsse;<br />

- Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage nach Ausbildungsbereichen;<br />

- Entwicklung der Zahl nicht vermittelter Bewerber/innen um Ausbildungsplätze;<br />

- Entwicklung der Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge nach Ausbildungsbereichen;<br />

- Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit;<br />

- Entwicklung der Hilfebedürftigkeit im SGB II, der Zahl an Bedarfsgemeinschaften und ihrer<br />

Strukturen;<br />

- 5 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

- Entwicklung der Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen und von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

Beobachtet wird grundsätzlich der Zeitraum von 2005 bis einschließlich 2011, wobei allerdings<br />

in der amtlichen Statistik Informationen am aktuellen Rand zum Berichtszeitpunkt z.T. noch lückenhaft<br />

waren. In diesen Fällen – z.B. differenzierte Informationen zu den Ausbildungsstellenbewerberinnen<br />

und -bewerbern für das Bewerbungsjahr 2011/2012 – wird für die Betrachtung<br />

das jeweils letzte Berichtsjahr ausgewiesen, für das Daten zur Verfügung stehen. Zur<br />

besseren Einordnung der Entwicklungen seit 2005 wird in jedem Kapitel außerdem eine kurze<br />

Zusammenfassung der wesentlichen Befunde aus der dem ESF-OP des Landes NRW zugrunde<br />

liegenden sozioökonomischen Analyse für den Zeitraum bis 2005 gegeben.<br />

Ausgehend von diesen Analysen wird im zweiten Arbeitsschritt die SWOT-Bewertung des<br />

ESF-OP überprüft und gegebenenfalls angepasst (vgl. Kapitel 1.4). Dies bildet den erforderlichen<br />

Referenzrahmen für die Entwicklung von Vorschlägen für eine unter Umständen notwendige<br />

Anpassung von Programmstrategie und -prioritäten sowie der innerhalb der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C umgesetzten Maßnahmen.<br />

Im dritten Arbeitsschritt werden schließlich auf Basis der Ergebnisse der sozioökonomischen<br />

Analyse, der SWOT-Bewertung sowie der Entwicklung im Land NRW Bereiche identifiziert, in<br />

denen der Bedarf an beschäftigungspolitischen Interventionen zukünftig mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

zu- oder abnimmt (vgl. Kapitel 1.5). Dabei wird vor allem auch berücksichtigt, wo<br />

sich evtl. neue Aktionsfelder ergeben, die besondere Chancen für das Land bieten. Abschließend<br />

werden daraus – soweit erforderlich – konkrete Vorschläge für eine evtl. erforderliche<br />

Anpassung der Strategie in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C entwickelt. Bei der Entwicklung von Vorschlägen<br />

soll explizit berücksichtigt werden, ob vor dem Hintergrund von (vergleichsweise neuen<br />

ESF- und/oder national finanzierten) Bundesprogrammen (vgl. Kapitel 1.4) Förderlücken<br />

entstanden oder Bereiche zu identifizieren sind, in denen das Land sein Engagement zurückfahren<br />

könnte.<br />

1.2 Sozioökonomische Entwicklungen<br />

1.2.1 Gebiet und Bevölkerung sowie makroökonomischer Kontext<br />

1.2.1.1 Gebiet und Bevölkerung<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Im ESF-OP wurde für den Zeitraum 2000 bis 2005 u.a. festgestellt, dass sich der Bevölkerungsstand<br />

in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2005 nur geringfügig verändert hatte und sich<br />

dies auch in der seinerzeit zugrunde gelegten Prognose bis 2015 nur marginal ändern würde. In<br />

Bezug auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zeigten die bei Erstellung des ESF-OP verwendeten<br />

Prognosedaten zwischen 2005 und 2015 einen Bevölkerungsanstieg, der sich erst nach<br />

2015 in einen Bevölkerungsrückgang umkehrt. Hinter dieser Gesamtentwicklung verbergen sich jedoch<br />

unterschiedliche Trends für einzelne Altersgruppen: So wurde für den Zeitraum 2005 bis<br />

2020 in NRW ein Rückgang der Bevölkerungszahl in der Altersgruppe der unter 25-Jährigen um<br />

- 6 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

16% prognostiziert (Bundesgebiet insgesamt: 11%), während die Bevölkerung über 59 Jahre im<br />

gleichen Zeitraum um 15% ansteigt (Bundesgebiet insgesamt: 16%). 10<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Wie in Übersicht 1-1 dargestellt, zeigt sich hinsichtlich der Entwicklung der Bevölkerungszahl für<br />

NRW zwischen 2005 und 2011 ein leichter Bevölkerungsrückgang um 1,2% auf rd. 17,8 Mio. Einwohner/innen.<br />

Im Vergleich zum Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer sowie des Bundesgebiets<br />

insgesamt, mit einem Rückgang um 0,2% bzw. 0,7%, sank die Zahl der Einwohner/innen<br />

in NRW etwas stärker. Dieser Bevölkerungsrückgang ist v.a. auf den Rückgang der Bevölkerung<br />

im erwerbsfähigen Alter, insbesondere der Jüngeren unter 25 Jahren zurückzuführen,<br />

während sich in der Altersgruppe der über 59-Jährigen Zuwächse feststellen lassen, die in NRW<br />

allerdings weniger stark ausgeprägt sind als im Bundesgebiet insgesamt und in den westdeutschen<br />

Bundesländern.<br />

Übersicht 1-1: Entwicklung der Bevölkerung in NRW, Westdeutschland und Deutschland<br />

insgesamt zwischen 2005 und 2011 (jeweils Stichtag 31.12.) nach Altersgruppen<br />

Jahr 2005 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Veränderung<br />

2005/2011<br />

in%<br />

NRW<br />

insgesamt 18.058.105 17.996.621 17.933.064 17.872.763 17.845.154 17.841.956 -1,2<br />

männlich 8.797.188 8.774.797 8.746.419 8.719.694 8.711.858 8.718.019 -0,9<br />

weiblich 9.260.917 9.221.824 9.186.645 9.153.069 9.133.296 9.123.937 -1,5<br />

darunter im Alter:<br />

… unter 25 Jahren 4.796.252 4.696.980 4.646.388 4.596.772 4.557.560 4.512.932 -5,9<br />

… über 59 Jahre 4.462.898 4.497.565 4.528.281 4.572.520 4.617.673 4.662.723 4,5<br />

… von 15 bis unter<br />

65 Jahren<br />

11.857.496 11.805.101 11.764.735 11.726.127 11.752.783 11.784.173 -0,6<br />

Bundesgebiet West<br />

insgesamt 65.698.012 65.664.272 65.541.396 65.422.008 65.425.769 65.539.949 -0,2<br />

darunter im Alter:<br />

… unter 25 Jahren 17.395.986 17.060.003 16.896.120 16.733.209 16.604.689 16.460.889 -5,4<br />

… über 59 Jahre 16.069.320 16.290.500 16.451.945 16.653.562 16.865.425 17.068.414 6,2<br />

… von 15 bis unter<br />

65 Jahren<br />

43.355.485 43.232.227 43.137.703 43.047.854 43.213.165 43.401.323 0,1<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

insgesamt 82.437.995 82.217.837 82.002.356 81.802.257 81.751.602 81.843.743 -0,7<br />

darunter im Alter:<br />

… unter 25 Jahren 21.339.469 20.780.160 20.518.575 20.274.163 20.077.586 19.872.470 -6,9<br />

… über 59 Jahre 20.540.098 20.769.672 20.957.744 21.209.336 21.493.730 21.778.791 6,0<br />

… von 15 bis unter<br />

65 Jahren<br />

54.918.049 54.417.397 54.134.237 53.877.881 53.966.108 54.131.105 -1,4<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2012, Genesis Datenbank; eigene Berechnungen.<br />

Diese Entwicklungen zeigen, dass der im ESF-OP erst für 2015 prognostizierte Bevölkerungsrückgang<br />

vor dem Hintergrund aktuellerer Daten bereits deutlich früher einsetzt (bzw. bereits einge-<br />

10<br />

Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds. Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 6-7<br />

- 7 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

setzt hat) und insbesondere Jüngere und die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter betrifft. Darüber<br />

hinaus weisen aktualisierte Prognosedaten 11 darauf hin, dass der bei Erstellung des ESF-OP angenommene<br />

Bevölkerungsrückgang bis 2015 vermutlich stärker als prognostiziert ausfallen wird<br />

(vgl. Übersicht 1-2). Legt man das Jahr 2005 als Basisjahr zugrunde, wird die Bevölkerungszahl in<br />

NRW bis 2015 insgesamt um 1,7% und bis 2020 um 2,5% zurückgehen. Besonders stark – allerdings<br />

in deutlich geringerem Maße als noch bei Erstellung des ESF-OP NRW angenommen – sinkt<br />

die Bevölkerungszahl bei den Einwohner/innen unter 25 Jahren, und zwar um 8,2% bis 2015 bzw.<br />

14,0% bis 2020. Im gleichen Zeitraum sinkt die Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um<br />

3,0% bzw. 5,2%. Gegenüber den prognostizierten Entwicklungen im Bundesgebiet insgesamt zeigt<br />

sich, dass der Bevölkerungsrückgang in NRW einerseits weniger stark ausgeprägt ist und die Bevölkerung<br />

andererseits etwas langsamer altert als im Bundesdurchschnitt. Im Vergleich zum Bundesgebiet<br />

West lässt sich jedoch eine ungünstigere Entwicklung nachzeichnen, d.h. dass die Bevölkerung<br />

in NRW stärker schrumpft und altert als im westdeutschen Durchschnitt.<br />

Übersicht 1-2: Prognose der Bevölkerungsentwicklung in NRW, Westdeutschland und<br />

Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2030 nach Altersgruppen<br />

Altersgruppen 2005 1) 2015 2020 2030<br />

NRW in 1.000<br />

Veränderung<br />

2005/2015<br />

in%<br />

Veränderung<br />

2005/2020<br />

in%<br />

Insgesamt 18.058 17.750 17.598 17.190 -1,7 -2,5<br />

darunter im Alter:<br />

…unter 25 Jahren 4.717 4.331 4.059 3.744 -8,2 -14,0<br />

…über 59 Jahren 4.463 4.789 5.119 6.026 7,3 14,7<br />

…von 15 bis unter 65<br />

Jahren<br />

Bundesgebiet West in 1.000<br />

12.108 11.740 11.481 10.392 -3,0 -5,2<br />

Insgesamt 65.698 64.945 64.506 62.958 -1,1 -1,8<br />

darunter im Alter:<br />

…unter 25 Jahren 17.817 14.682 13.984 13.079 -17,6 -21,5<br />

…über 59 Jahren 16.650 17.815 19.226 22.628 7,0 15,5<br />

…von 15 bis unter 65<br />

Jahren<br />

Bundesgebiet insgesamt in 1.000<br />

43.601 42.820 41.761 37.404 -1,8 -4,2<br />

Insgesamt 82.438 80.749 79.882 77.311 -2,0 -3,1<br />

darunter im Alter:<br />

…unter 25 Jahren 21.340 17.571 16.889 15.743 -17,7 -20,9<br />

…über 59 Jahren 20.540 22.801 24.538 28.462 11,0 19,5<br />

…von 15 bis unter 65<br />

Jahren<br />

56.101 52.987 51.249 45.500 -5,6 -8,6<br />

1) Die Bevölkerungszahlen für das Jahr 2005 sind der Bevölkerungsfortschreibung entnommen und stellen als Ist-Daten<br />

das letzte Jahr der Berechnungsgrundlage für die Prognose dar. Quellen: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung<br />

und Erwerbstätigkeit - Bevölkerung in den Bundesländern, dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern bis<br />

2060, Wiesbaden 2010; Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Bevölkerungsvorausberechnung<br />

2011 bis 2030/2050 nach Altersjahren und Geschlecht, Düsseldorf 2013 sowie Statistisches Bundesamt, Sonderauswertung<br />

- Bevölkerung nach Altersjahren und Bundesländern 2005-2010, Wiesbaden 2011; eigene Berechnungen.<br />

11 Auf Basis des Bevölkerungsstands zum 31.12.2008<br />

- 8 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Schlussfolgerungen<br />

Zusammenfassend deutet damit die Fortschreibung des Bevölkerungsstands in NRW gegenüber<br />

den zur ESF-OP-Erstellung verwendeten Daten auf keine erheblichen Veränderungen bis Ende<br />

2010 in der demografischen Entwicklung hin. Bevölkerungsrückgang und Alterung der Gesellschaft<br />

haben in NRW zwar etwas früher eingesetzt als 2005 bei Erstellung des ESF-OP angenommen,<br />

und im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern fallen diese Entwicklungen in NRW etwas<br />

deutlicher aus. Allerdings zeigen die Prognosedaten für den aktuellen Förderzeitraum auch, dass<br />

der Bevölkerungsrückgang weniger stark ausgeprägt sein wird, als dies 2005 absehbar war.<br />

Gleichwohl sind die Bevölkerungsverluste insbesondere bei den Jüngeren unter 25 Jahren mit einem<br />

geschätzten Rückgang um 8,4% sowie bei der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit einem<br />

Rückgang um 3,0% bis 2015 nach wie vor als erheblich zu bezeichnen.<br />

1.2.1.2 Entwicklung von Wachstum, Produktivität und Gesamtbeschäftigung<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Das ESF-OP zeigte für den Zeitraum 2000 bis 2006 eine gegenüber den westdeutschen Bundesländern<br />

sowie dem Bundesgebiet insgesamt unterdurchschnittliche wirtschaftliche Entwicklung. So<br />

lag das Pro-Kopf-Einkommen unter den entsprechenden Vergleichsniveaus, Steigerungsraten von<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) sowie Produktivität fielen geringer aus und die Erwerbsquoten lagen sowohl<br />

insgesamt als auch in Bezug auf Frauen und Ältere unter den Vergleichswerten der westdeutschen<br />

Bundesländer sowie des Bundesgebiets insgesamt. 12<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Aufgrund einer Revision der Berechnungen des Arbeitskreis „Erwerbstätigenrechnung des Bundes<br />

und der Länder“ (AK ETR), bei der die Erwerbstätigenrechnung auf die Ausgabe 2008 der Klassifikation<br />

der Wirtschaftszweige (WZ 08) umgestellt wurde, sind die Werte zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />

am aktuellen Rand nur eingeschränkt mit Angaben aus dem ESF-OP vergleichbar.<br />

Gleichwohl wird ersichtlich, dass sich im Vergleich zur Ausgangssituation bis 2005 keine grundlegenden<br />

Veränderungen ergeben haben. Das BIP pro Einwohner liegt insgesamt weiterhin unter<br />

dem bundesdeutschen Niveau (vgl. Übersichten 1-3 und 1-4).<br />

Die Entwicklung des Wirtschaftswachstums zwischen 2005 und 2010 verlief in NRW, gemessen an<br />

den vorliegenden Daten zum preisbereinigten BIP nach WZ 03, überdurchschnittlich dynamisch.<br />

Nach einem vergleichsweise geringen Wachstum in den Jahren 2005 und 2006 übertraf NRW<br />

2007 und 2008 die Wachstumsraten von West- und Gesamtdeutschland. Die Auswirkungen der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise nahmen hier 2009 allerdings auch größere Ausmaße an als im<br />

Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und des Bundesgebiets insgesamt. Während das<br />

BIP in NRW zwischen 2008 und 2009 um 5,2% zurückgegangen war, fiel der Rückgang des BIP<br />

im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer mit 4,9% sowie im Bundesdurchschnitt mit 4,4%<br />

geringer aus als in NRW. Die daran anschließende Erholung war 2010 in NRW mit einem erneut<br />

positiven Wachstum von 3,6% schließlich weniger stark als im Bundesgebiet West (4,0%) und im<br />

gesamten Bundesgebiet (3,8%) ausgeprägt. Die vorliegenden revidierten Daten nach WZ 08 zeigen<br />

ein geringfügig stärkeres Zurückbleiben NRWs hinter dem Bundesgebiet im Jahr 2010 (3,4%<br />

12<br />

Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds. Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 8-9<br />

- 9 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

gegenüber 3,8%). Während im Jahr 2011 sowohl auf bundes- als auch auf NRW-Ebene das BIP<br />

weiter steigt, wird nach wie vor erkennbar, dass die Wirtschaft in NRW nicht ganz mit der Bundesdeutschen<br />

Wirtschaft Schritt halten kann (2,7% gegenüber 3%).<br />

Übersicht 1-3: Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt und Produktivität in NRW, Westdeutschland<br />

und Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2010 [WZ 03]<br />

Jahr<br />

Bundesgebiet<br />

NRW<br />

West<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

- in jeweiligen Preisen je Einwohner in Euro -<br />

Bundesgebiet<br />

insgesamt<br />

2005 27.029 28.976 27.190<br />

2006 27.868 30.057 28.246<br />

2007 29.505 31.429 29.569<br />

2008 30.443 32.066 30.214<br />

2009 29.220 30.923 29.278<br />

2010 30.421 32.340 30.566<br />

Veränderung<br />

2005/2010 in%<br />

12,5 11,6 12,4<br />

Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt, verkettet) - je Einwohner<br />

- Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in% -<br />

2005 0,1 0,7 0,8<br />

2006 2,6 3,4 3,5<br />

2007 3,6 2,7 2,8<br />

2008 2,0 1,0 1,2<br />

2009 -5,2 -4,9 -4,4<br />

2010 3,6 4,0 3,8<br />

Produktivität: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen je Arbeitsstunde der Erwerbstätigen<br />

- Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in% -<br />

2005 1,5 2,0 2,1<br />

2006 2,9 3,3 3,5<br />

2007 4,0 2,6 2,8<br />

2008 1,6 0,7 0,8<br />

2009 -1,9 -1,2 -0,9<br />

2010 1,5 1,9 1,6<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (Hrsg.), Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung<br />

in den Ländern und Ost-West-Großraumregionen Deutschlands 1991 bis 2010, Reihe 1, Band 1, Stuttgart 2011; eigene<br />

Berechnungen.<br />

Analog zeigen sich die Entwicklungen auch bei der Produktivität 13 : Lagen die für NRW nachweisbaren<br />

Produktivitätszuwächse in den Jahren 2005 und 2006 gemessen an den vorliegenden Daten<br />

nach WZ 03 noch unter dem Niveau der westdeutschen Bundesländer bzw. des Bundesgebiets<br />

insgesamt, so erreichte NRW 2007 mit + 4,0% deutlich höhere Zuwächse als das westliche<br />

(+ 2,6%) bzw. das gesamte Bundesgebiet (+ 2,8%). Auch 2008 verzeichnete NRW insgesamt<br />

überdurchschnittlich hohe Produktivitätssteigerungen. Demgegenüber sank jedoch während der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise die Produktivität zwischen 2008 und 2009 stärker als im westlichen<br />

und gesamten Bundesgebiet. Nach der Krise fiel das erneute Produktivitätswachstum in NRW<br />

(+ 1,5%) etwas niedriger aus als im westdeutschen (+ 1,9%) bzw. im Bundesdurchschnitt (+ 1,6%).<br />

Auch die revidierten Daten nach WZ 08 bestätigen diesen Trend, wobei das Produktivitätswachs-<br />

13 Gemessen an der prozentualen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in jeweiligen Preisen je Arbeitsstunde der Erwerbstätigen im<br />

Vergleich zum Vorjahr.<br />

- 10 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

tum für die drei betrachteten Gebietseinheiten durch die neue Berechnungsgrundlage jeweils etwas<br />

höher ausfällt (+2,0%, +2,6% und +2,3%). Im Jahr 2011 nahm die Produktivität weiter zu – in<br />

NRW sogar annähernd auf dem Niveau der westdeutschen Bundesländer (1,5% gegenüber 1,6%).<br />

Übersicht 1-4: Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt und Produktivität in NRW, Westdeutschland<br />

und Deutschland insgesamt zwischen 2008 und 2011 [WZ 08]<br />

Jahr NRW Bundesgebiet West Bundesgebiet insgesamt<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

- in jeweiligen Preisen je Einwohner in Euro -<br />

2008 30.839 32.042 30.124<br />

2009 29.543 30.719 29.002<br />

2010 30.721 32.152 30.294<br />

2011 31.893 33.365 31.440<br />

Veränderung<br />

2008/2011 in%<br />

3,4 4,1 4,4<br />

Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt, verkettet) - je Einwohner<br />

- Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in% -<br />

2009 -5,2 k.A. -4,8<br />

2010 3,4 k.A. 3,8<br />

2011 2,7 k.A. 3<br />

Produktivität: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen je Arbeitsstunde der Erwerbstätigen<br />

- Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in% -<br />

2009 -2,2 -1,9 -1,8<br />

2010 2,0 2,6 2,3<br />

2011 1,5 1,6 1,8<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (Hrsg.), Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung<br />

in den Ländern der Bundesrepublik 2008 bis 2011, Reihe 1, Ländergebnisse Band 1, Ergebnisse der Revision<br />

2011; Stuttgart 2012; Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Bruttoinlandsprodukt - preisbereinigt<br />

verkettet, 2012<br />

Hinsichtlich der Entwicklung der Erwerbstätigenquote 14 zeigen die aktuell verfügbaren Daten eine<br />

Fortführung des bis 2005 bestehenden positiven Trends: Die Erwerbstätigenquote steigt in NRW<br />

weiter an, und zwar von 64,1% (2005) auf 70,4% (2011). Damit konnte im Jahr 2011 das Lissabon-<br />

Ziel einer Erwerbstätigenquote von 70% erreicht werden. Nach wie vor liegt die Quote allerdings<br />

unter der Erwerbstätigenquote der westdeutschen Bundesländer (2011: 74,0%) und des gesamtdeutschen<br />

Durchschnitts (2011: 73,8%) (vgl. Übersicht 1-5).<br />

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich für die Erwerbstätigenquote der Frauen: Sie stieg in NRW<br />

zwischen 2005 und 2011 von 57,0% auf 64,4% weiter an und liegt damit – seit 2007 – zwar über<br />

dem EU-Benchmark von 60%, jedoch weiterhin – um rd. vier Prozentpunkte – unterhalb des Niveaus<br />

der westdeutschen Bundesländer sowie des Bundesgebiets insgesamt. Darüber hinaus ist<br />

zu berücksichtigen, dass der weit überwiegende Teil der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen<br />

weiterhin auf die Ausweitung von Teilzeitarbeitsverhältnissen zurückzuführen ist (vgl. hierzu im<br />

Detail auch die Ausführungen in Kapitel 1.2.2.2).<br />

14 Im ESF-OP des Landes NRW finden als Synonym für die Erwerbstätigenquote als prozentualen Anteil der Erwerbstätigen an der<br />

Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter auch die Begriffe „Beschäftigtenquote“ sowie „Gesamtbeschäftigungsquote“ Verwendung.<br />

- 11 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-5: Entwicklung der Erwerbstätigenzahl, der Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />

Alter und der Erwerbstätigenquote in NRW, Westdeutschland und<br />

Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2011<br />

NRW Bundesgebiet West Bundesgebiet insgesamt<br />

Jahr<br />

Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt<br />

Erwerbstätige insgesamt, in 1.000<br />

2005 4.248 3.390 7.637 16.310 13.070 29.380 20.135 16.432 36.566<br />

2006 4.313 3.475 7.788 16.554 13.433 29.987 20.477 16.867 37.344<br />

2007 4.401 3.565 7.966 16.861 13.774 30.636 20.890 17.272 38.163<br />

2008 4.487 3.606 8.093 17.109 13.993 31.102 21.188 17.546 38.734<br />

2009 4.416 3.631 8.047 16.915 14.099 31.012 20.972 17.690 38.662<br />

2010 4.408 3.637 8.045 16.952 14.269 31.220 21.048 17.891 38.938<br />

2011 4.499 3.769 8.268 17.346 14.702 32 048 21.499 18.370 39.869<br />

Veränderung<br />

2005-2011 5,9 11,2 8,3 6,4 12,5 9,1 6,8 11,8 9,0<br />

in%<br />

Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 65 Jahren, in 1.000<br />

2005 5.960 5.952 11.912 21.869 21.618 43.486 27.828 27.301 55.129<br />

2006 5.932 5.908 11.839 21.829 21.535 43.364 27.714 27.144 54.858<br />

2007 5.918 5.903 11.821 21.758 21.510 43.268 27.533 27.016 54.549<br />

2008 5.919 5.890 11.809 21.753 21.501 43.254 27.457 26.936 54.393<br />

2009 5.887 5.866 11.754 21.697 21.459 43.160 27.308 26.795 54.103<br />

2010 5.866 5.833 11.698 21.659 21.441 43.097 27.201 26.700 53.902<br />

2011 5.879 5.857 11.738 21.754 21.532 43.292 27.273 26.772 54.044<br />

Veränderung<br />

2005-2011 -1,4 -1,6 -1,5 -0,5 -0,4 -0,4 -2,0 -1,9 -2,0<br />

in%<br />

Erwerbstätigenquote<br />

- Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in% -<br />

2005 71,3 57,0 64,1 74,6 60,5 67,6 72,4 60,2 66,3<br />

2006 72,7 58,8 65,8 75,8 62,4 69,2 73,9 62,1 68,1<br />

2007 74,4 60,4 67,4 77,5 64,0 70,8 75,9 63,9 70,0<br />

2008 75,8 61,2 68,5 78,7 65,1 71,9 77,2 65,1 71,2<br />

2009 75,0 61,9 68,5 78,0 65,7 71,9 76,8 66,0 71,5<br />

2010 75,1 62,4 68,8 78,3 66,6 72,4 77,4 67,0 72,2<br />

2011 76,5 64,4 70,4 79,7 68,3 74,0 78,8 68,6 73,8<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in %<br />

5,2 7,4 6,3 5,1 7,8 6,4 6,4 8,4 7,5<br />

Quellen: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Sonderauswertung: Erwerbstätige nach Alter und Staatsangehörigkeit, Ergebnisse<br />

der Mikrozensen 2005 bis 2010, Wiesbaden 2011; Statistisches Bundesamt (Hrsg.),Mikrozensus, Genesis Datenbank;<br />

NRW und Bundesgebiet West sowie Zulieferungen des Statistischen Bundesamts; eigene Berechnungen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung in NRW war zwischen 2005 und 2009 insgesamt durch eine grundsätzlich<br />

positive Wachstumsdynamik geprägt: Für Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner, preisbereinigtes<br />

BIP und Produktivität ergaben sich für den Betrachtungszeitraum positive Zuwachsraten, die<br />

insbesondere in den Jahren 2007 und 2008 stärker ausfielen als im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer bzw. des Bundesgebiets insgesamt. Gleichwohl scheint die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

die Wirtschaft in NRW in stärkerem Maße negativ beeinträchtigt zu haben, denn das<br />

preisbereinigte BIP und die Produktivität gingen zwischen 2008 und 2009 in NRW deutlicher zurück<br />

als in Westdeutschland bzw. im Bundesgebiet insgesamt, und die ab 2010 einsetzende wirtschaftliche<br />

Belebung fiel in NRW schwächer aus als in Westdeutschland und im Bundesgebiet ins-<br />

- 12 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

gesamt. Damit ist die NRW-Wirtschaft aufgrund der wirtschaftsstrukturellen Besonderheiten positiv<br />

wie negativ in stärkerem Maße von konjunkturellen Entwicklungen betroffen.<br />

Dies schlägt sich offensichtlich auch in der Entwicklung der Erwerbstätigkeit nieder: Während es in<br />

Westdeutschland und im Bundesgebiet West 2010 bereits wieder zu einer Erhöhung der Erwerbstätigenzahlen<br />

gegenüber 2009 kam, gingen sie in NRW weiter zurück. Im Jahr 2011 konnte NRW<br />

im Vergleich zum Vorjahr 2010 jedoch geringfügig höhere Zuwachsraten der Erwerbstätigen verzeichnen<br />

als das Bundesgebiet insgesamt (2,8% gegenüber 2,4%). Insgesamt nahm in NRW zwischen<br />

2008 und 2011 die Zahl der Erwerbstätigen aber in geringerem Maße zu (um 2,2%) als im<br />

gleichen Zeitraum in Westdeutschland bzw. im Bundesgebiet insgesamt (um 3,0% bzw. 2,9%).<br />

Die Erwerbstätigenquoten – insgesamt sowie bezogen auf unterschiedliche Erwerbstätigengruppen<br />

– haben sich seit 2005 in NRW insgesamt erhöht. Allerdings liegen sie nach wie vor unter den<br />

allgemeinen und spezifischen Erwerbstätigenquoten Westdeutschlands sowie des Bundesgebiets<br />

insgesamt. Analog hierzu gab es in NRW mit Blick auf die gesetzten EU-Benchmarks zwischen<br />

2005 und 2011 weitere Fortschritte: Das Benchmark zur frauenspezifischen Erwerbsquote und das<br />

Ziel einer 70%-igen allgemeinen Erwerbsquote konnten mit Werten von 64,4% bzw. 70,4% überschritten<br />

bzw. erreicht werden.<br />

1.2.1.3 Beschäftigte nach Betriebsgrößen<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Grundsätzlich wird in der dem ESF-OP zugrunde liegenden sozioökonomischen Analyse die Prägung<br />

der Wirtschaft des Landes durch Klein- und Kleinstbetriebe (mit maximal 49 Beschäftigten)<br />

mit einem Anteil von 95% an allen Betrieben betont. In Bezug auf die Entwicklung der Zahl von<br />

nach Beschäftigtengrößenklassen differenzierten Unternehmen sowie der in diesen Unternehmen<br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigten Mitarbeiter/innen stellte das ESF-OP für den Zeitraum<br />

von 2000 bis 2005 jeweils Rückgänge fest. In besonderem Maße betroffen waren hierbei Betriebe<br />

mit 10 bis 49 Beschäftigten sowie Großbetriebe mit mehr als 250 Beschäftigten. Die Reduzierung<br />

der Zahl von Betrieben und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fiel dabei in NRW stärker<br />

aus als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Nach wie vor ist die Wirtschaft des Landes NRW von Kleinst- und Kleinbetrieben geprägt: So waren<br />

insgesamt 38,6% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2011 in Betrieben mit bis zu<br />

49 Beschäftigten tätig. Rechnet man hierzu noch die Beschäftigten aus Betrieben mit 50 bis unter<br />

250 Beschäftigte, waren 2011 knapp über vier Mio. Personen in KMU beschäftigt, was einem Anteil<br />

von über zwei Dritteln (67,1%) aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in NRW entspricht.<br />

Wie wichtig mittelständische Unternehmen für die Beschäftigungsentwicklung im Land<br />

sind, zeigt sich auch daran, dass in Betrieben mit 50 bis unter 250 Beschäftigte in 2011 über 11%<br />

mehr Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt wurden als noch 2005. Damit waren Betriebe<br />

in dieser Betriebsgrößenklasse diejenigen mit den insgesamt größten Beschäftigungsgewinnen.<br />

Überdurchschnittlich stark – mit einer Veränderung von 7,6% – stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten dabei auch in Betrieben mit zehn bis unter 50 Beschäftigte (vgl.<br />

Übersicht 1-6).<br />

Der differenzierte Blick auf die Daten der amtlichen Statistik macht allerdings auch deutlich, dass<br />

der Aufwärtstrend in NRW insgesamt, aber auch in Bezug auf die unterschiedlichen Beschäftig-<br />

- 13 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

tengrößenklassen verhaltener ausgefallen ist als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer:<br />

Während der Zuwachs im Schnitt der westdeutschen Bundesländer zwischen 2005 und 2011<br />

bei 8,4% lag, fiel der Anstieg an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen in<br />

NRW mit einer Zunahme um 7,3% im selben Zeitraum verhaltener aus.<br />

Übersicht 1-6: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach<br />

Beschäftigtengrößenklassen in NRW und Westdeutschland – 2005 bis 2011<br />

Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

Jahr<br />

1-9 10-49 50-249 250-499<br />

500 und<br />

mehr<br />

Insgesamt<br />

NRW<br />

2005 949.065 1.236.288 1.528.238 617.891 1.224.788 5.556.270<br />

2006 943.137 1.232.205 1.554.849 618.053 1.212.714 5.560.958<br />

2007 951.179 1.251.435 1.601.911 643.863 1.217.252 5.665.640<br />

2008 956.604 1.281.251 1.646.767 663.145 1.250.657 5.798.424<br />

2009 962.478 1.291.795 1.617.195 636.553 1.258.840 5.766.861<br />

2010 965.407 1.301.565 1.648.710 645.854 1.258.499 5.820.035<br />

2011 971.591 1.330.690 1.698.558 672.377 1.290.387 5.963.603<br />

Veränderung 2005-<br />

2011 in%<br />

2,4 7,6 11,1 8,8 5,4 7,3<br />

Veränderung 2010-<br />

2011 in%<br />

0,6 2,2 3,0 4,1 2,5 2,5<br />

Bundesgebiet West<br />

2005 3.751.102 4.830.685 5.617.703 2.204.011 4.802.557 21.206.058<br />

2006 3.744.166 4.853.836 5.716.377 2.234.700 4.790.803 21.339.882<br />

2007 3.775.461 4.940.032 5.886.952 2.304.886 4.829.896 21.737.227<br />

2008 3.796.442 5.041.136 6.065.265 2.361.729 4.974.247 22.238.819<br />

2009 3.818.807 5.112.632 5.964.931 2.307.723 4.959.544 22.163.637<br />

2010 3.840.056 5.174.411 6.068.257 2.357.952 4.972.949 22.413.625<br />

2011 3.862.697 5.298.069 6.264.772 2.429.823 5.134.113 22.989.474<br />

Veränderung 2005-<br />

2011 in%<br />

3,0 9,7 11,5 10,2 6,9 8,4<br />

Veränderung 2010-<br />

2011 in%<br />

0,6 2,4 3,2 3,0 3,2 2,6<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit - Statistik (Hrsg.): Arbeitsmarkt in Zahlen - Beschäftigungsstatistik, Zahl der Betriebe<br />

und ihrer Beschäftigten nach Größenklassen 1999-2010, Nürnberg 2011;Bundesagentur für Arbeit - Statistik (Hrsg.): Arbeitsmarkt<br />

in Zahlen - Beschäftigungsstatistik, Betriebe und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Land Nordrhein-Westfalen,<br />

Stichtag 30. Juni 2011, Nürnberg 2012; eigene Berechnungen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Auch nach 2005 bleiben Kleinst- und Kleinunternehmen wichtige Säulen der Wirtschaft und des<br />

Beschäftigungssystems in NRW: Insgesamt ergab sich eine Zunahme der sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung in Betrieben mit bis zu 249 Beschäftigte zwischen 2005 und 2011 um<br />

7,7%. Diese Zunahme fiel im Vergleich zur Beschäftigungsentwicklung insgesamt mit einem Plus<br />

von 7,3% überdurchschnittlich aus. Allerdings konnte im Betrachtungszeitraum in NRW weniger<br />

Beschäftigung aufgebaut werden als im Schnitt der westdeutschen Bundesländer, in denen 2011<br />

8,4% mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gezählt wurden als noch<br />

2005.<br />

- 14 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

1.2.2 Beschäftigungssystem<br />

1.2.2.1 Gesamtbeschäftigung, Selbständigkeit und sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Für den Zeitraum von 2000 bis 2005 wies die sozioökonomische Analyse des ESF-OP des Landes<br />

NRW einen Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sowie der Erwerbstätigen<br />

insgesamt bei einer gleichzeitigen Zunahme geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse sowie der<br />

Zahl an Selbständigen aus. Diese Entwicklungen waren dabei in NRW stärker ausgeprägt als im<br />

Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer. 15<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Im Gegensatz zur Entwicklung bis 2005 belegen die Daten der amtlichen Statistik sowohl für die<br />

Zahl der Erwerbstätigen insgesamt als auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig und (ausschließlich)<br />

geringfügig Beschäftigten sowie Selbständigen zwischen 2005 und 2011 Zuwächse:<br />

So stieg im Betrachtungszeitraum die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt in NRW um 4,9%.<br />

Dieser Zuwachs ist dabei weniger stark ausgeprägt als im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer mit einem Anstieg um 5,6% (vgl. Übersicht 1-7).<br />

<br />

<br />

<br />

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich in NRW um 7,3% und<br />

wies damit eine verhaltenere Dynamik auf als der Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer<br />

(+ 8,4%).<br />

Ein Zuwachs ist auch bei der Zahl (ausschließlich) geringfügig Beschäftigter in NRW festzustellen.<br />

Hier stieg die Zahl zwischen 2005 und 2011 mit + 4,1% etwas stärker als in Westdeutschland<br />

(+ 3,3%).<br />

Hinsichtlich der Zahl an Selbständigen zeigt sich für den Zeitraum von 2005 bis 2011 für NRW<br />

ein Anstieg um insgesamt 3,4%, womit NRW über dem westdeutschen Bundesgebiet (+ 2,6%)<br />

liegt.<br />

Die vorliegenden statistischen Informationen deuten darüber hinaus darauf hin, dass die Finanzund<br />

Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 das Beschäftigungssystem des Landes NRW<br />

stärker belastet hat als in den westdeutschen Bundesländer insgesamt. Gleichzeitig schlägt sich<br />

die in 2009 einsetzende, am aktuellen Rand jedoch wieder abflauende konjunkturelle Belebung offensichtlich<br />

in NRW etwas weniger stark in steigenden Beschäftigtenzahlen nieder als im Schnitt<br />

der westdeutschen Bundesländer: So nimmt in NRW die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2009<br />

und 2011 um 1,8% gegenüber 2,0% im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und die<br />

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 3,4% gegenüber 3,7% zu.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Das Beschäftigungssystem hat sich im Betrachtungszeitraum – wie bereits oben beschrieben –<br />

zwischen 2005 und 2011 durch eine zunehmende Stabilisierung ausgezeichnet. Die Zahl von Erwerbstätigen<br />

insgesamt (+ 4,9%), von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (+ 7,3%), von geringfügig<br />

Beschäftigten (+ 4,1%) sowie von Selbständigen (+ 3,4%) waren jeweils durch einen Anstieg<br />

gekennzeichnet. Beschäftigungsbereiche, die in NRW stärker gewachsen sind als im Durch-<br />

15<br />

Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds. Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 11-12<br />

- 15 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

schnitt der westdeutschen Bundesländer, waren die geringfügige Beschäftigung sowie die wirtschaftliche<br />

Selbständigkeit.<br />

Die Entwicklungen im Beschäftigungssystem zeigen jedoch auch, dass sich die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

in den Jahren 2008 und 2009 stärker in NRW ausgewirkt hat als im Durchschnitt der<br />

westdeutschen Bundesländer. Die in 2009 einsetzende wirtschaftliche Belebung hat sich gleichzeitig<br />

in NRW in etwas geringerem Maße positiv auf das Beschäftigungssystem ausgewirkt.<br />

Übersicht 1-7: Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen, der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten, der ausschließlich geringfügig Beschäftigten sowie der<br />

Selbständigen in NRW und Westdeutschland zwischen 2005 und 2011<br />

1)<br />

Jahr<br />

Erwerbstätige<br />

insgesamt ¹)<br />

(in Tausend)<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte ²)<br />

Ausschließlich<br />

geringfügig<br />

Beschäftigte²<br />

Selbständige ³)<br />

(in Tausend)<br />

NRW<br />

2005 8.402,5 5.556.270 1.203.144 858,8<br />

2006 8.428,5 5.560.958 1.233.300 866,1<br />

2007 8.564,3 5.665.640 1.243.197 877,4<br />

2008 8.667,7 5.798.424 1.245.226 874,6<br />

2009 8.654,3 5.766.861 1.255.251 870,5<br />

2010 8.688,9 5.820.035 1.253.265 876,2<br />

2011 8.812,3 5.963.603 1.252.832 887,9<br />

Veränderungen<br />

2005-2011 in %<br />

4,9 7,3 4,1 3,4<br />

Bundesgebiet West<br />

2005 31.805,8 21.206.058 4.096.025 3.565,6<br />

2006 31.962,2 21.339.882 4.174.248 3.585,1<br />

2007 32.508,4 21.737.227 4.203.543 3.624,4<br />

2008 32.930,0 22.238.819 4.210.849 3.611,1<br />

2009 32.933,3 22.163.637 4.253.362 3.599,6<br />

2010 33.087,1 22.413.625 4.238.509 3.613,5<br />

2011 33.599,7 22.989.474 4.232.128 3.659,4<br />

Veränderungen<br />

2005-2011 in %<br />

5,6 8,4 3,3 2,6<br />

Erwerbstätige nach dem Inlandskonzept auf Basis der Ergebnisse des Arbeitskreis „Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der<br />

Länder“ (AK ETR) revidierte Ergebnisse; 2) Angaben jeweils zum Stichtag 30.06. des Jahres auf Basis der Beschäftigtenstatistik der BA;<br />

3) Angaben auf Basis der Ergebnisse des AK ETR einschließlich mithelfender Familienangehöriger, revidierte Ergebnisse. Quellen:<br />

Bundesagentur für Arbeit - Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, - Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

nach ausgewählten Merkmalen, Zeitreihe, Nürnberg 2012; Bundesagentur für Arbeit - Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik,<br />

- geringfügig entlohnte Beschäftigte nach ausgewählten Merkmalen, Zeitreihe, Nürnberg 2012; Statistische Ämter des<br />

Bundes und der Länder: Erwerbstätigenrechnung: Erwerbstätige in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland 1991 bis 2011. Erste<br />

vorläufig revidierte Ergebnisse. Berechnungsstand August 2011/Februar 2012, Wiesbaden 2012; eigene Berechnungen.<br />

1.2.2.2 Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit<br />

Zwischen 2000 und 2005 stieg die Zahl der erwerbstätigen Frauen in NRW auf 3,39 Mio. an. Damit<br />

verbunden war eine Erhöhung des Anteils von Frauen an allen Erwerbstätigen auf 44,4%. Der<br />

Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag mit 43,9% im Jahr 2005 knapp<br />

unter dem Erwerbstätigenanteil. Die zwischen 2000 und 2005 feststellbare Zunahme der Zahl erwerbstätiger<br />

Frauen wird in der sozioökonomischen Analyse im Wesentlichen auf die Ausweitung<br />

von Teilzeitarbeitsverhältnissen – insbesondere im Dienstleistungsbereich – sowie von geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen zurückgeführt.<br />

- 16 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Entwicklung seit 2005<br />

Der Anstieg der Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Frauen fiel in NRW zwischen 2005<br />

und 2011 – mit einem Zuwachs von 9,4% – im Vergleich zur allgemeinen sowie der männerspezifischen<br />

Veränderungsrate (+ 7,3% bzw. + 5,8%) überdurchschnittlich hoch aus. Damit nahm die<br />

Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in NRW in etwa gleich hohem Maße zu<br />

wie im gesamten Bundesgebiet insgesamt (+ 9,5%). Im Vergleich zur Entwicklung in den westdeutschen<br />

Bundesländern ist dieser Anstieg jedoch unterdurchschnittlich. Hier stieg die Zahl der<br />

Frauen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen um 10,1%.<br />

Dieser Anstieg ist sowohl in NRW als auch in den westdeutschen Bundesländern und im Bundesgebiet<br />

insgesamt v.a. auf die Ausweitung von sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung<br />

zurückzuführen. Die Zahl solcher Beschäftigungsverhältnisse stieg dabei in NRW zwischen 2005<br />

und 2011 um 23,9%, im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer um 24,7% und im Bundesgebiet<br />

insgesamt um 26,2% an (vgl. Übersicht 1-8).<br />

Zwar wird auch in NRW die weit überwiegende Zahl von sozialversicherungspflichtigen Teilzeitarbeitsverhältnissen<br />

von Frauen besetzt, ihr Anteil an diesen Arbeitsverhältnissen geht jedoch im<br />

Zeitverlauf zurück, und zwar von 84,6% (2005) auf 82,2% (2011). Gleichzeitig verzeichnen die von<br />

Männern besetzten Teilzeitarbeitsverhältnisse überdurchschnittliche Zuwachsraten: Zwischen<br />

2005 und 2011 stieg in NRW die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer um<br />

annähernd die Hälfte (+ 47,3%).<br />

Ein ähnlicher Verlauf zeigt sich mit Blick auf die (ausschließlich) geringfügig entlohnte Beschäftigung.<br />

Zwar sind die Zuwächse dieser Beschäftigungsverhältnisse zwischen 2005 und 2011 mit<br />

4,1% in NRW bzw. rd. 3,3% in den westdeutschen Bundesländern und im Bundesgebiet insgesamt<br />

vergleichsweise moderat, allerdings sind sie insbesondere auf den Anstieg der von Männern besetzten<br />

geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse zurückzuführen. Der Anstieg in NRW war mit<br />

8,7% gegenüber der Entwicklung in den westdeutschen Bundesländern (+ 8,0%) und im Bundesgebiet<br />

insgesamt (+ 7,0%) dabei überdurchschnittlich hoch. Während die Anzahl der ausschließlich<br />

geringfügig beschäftigten Frauen in NRW seit 2009 leicht rückläufig ist, stieg die Anzahl der<br />

Männer in diesem Beschäftigungssegment seit 2005 kontinuierlich an, der Männeranteil in NRW<br />

erhöhte sich entsprechend von 31,8% (2005) auf 33,2% (2011).<br />

Die dargestellten Entwicklungen verdeutlichen, dass sich die zunehmende Erwerbsbeteiligung von<br />

Frauen nicht mehr – wie noch bis 2005 – ausschließlich auf Basis von Teilzeitarbeit und geringfügiger<br />

Beschäftigung, sondern in zunehmendem Maße auf den Ausbau von Vollzeitbeschäftigung zurückführen<br />

lässt. Gleichwohl ist aus gleichstellungspolitischer Sicht darauf hinzuweisen, dass noch<br />

immer der überwiegende Teil der in Vollzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Männer<br />

sind. Frauen hatten in NRW zuletzt an solchen Beschäftigungsverhältnissen einen Anteil von<br />

35,2%. Demgegenüber sind sowohl bei den sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten als<br />

auch den (ausschließlich) geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen Frauen mit Anteilen von<br />

82,2% bzw. von 66,8% überproportional vertreten.<br />

- 17 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-8: Entwicklung der Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter nach dem<br />

Geschlecht in NRW, Westdeutschland und Deutschland insgesamt zwischen<br />

2005 und 2011 (jeweils zum 30.06. des Jahres)<br />

NRW Bundesgebiet West Bundesgebiet insgesamt<br />

Jahr Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt<br />

Sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte<br />

2005 3.004.942 1.652.981 4.657.923 11.274.565 6.344.740 17.619.305 13.622.758 8.179.363 21.802.121<br />

2006 3.000.223 1.633.199 4.633.422 11.325.287 6.307.177 17.632.464 13.696.820 8.117.691 21.814.511<br />

2007 3.069.259 1.630.815 4.700.074 11.567.964 6.293.506 17.861.470 13.986.362 8.083.719 22.070.081<br />

2008 3.124.119 1.663.109 4.787.228 11.779.052 6.411.168 18.190.220 14.234.381 8.208.316 22.442.697<br />

2009 3.050.531 1.667.771 4.718.302 11.548.337 6.416.354 17.964.691 13.959.646 8.205.625 22.165.271<br />

2010 3.055.793 1.678.636 4.734.429 11.607.184 6.457.249 18.064.433 14.052.339 8.253.704 22.306.043<br />

2011 3.119.524 1.697.206 4.816.730 11.863.803 6.533.626 18.397.429 14.351.108 8.332.171 22.683.279<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in%<br />

3,8 2,7 3,4 5,2 3,0 4,4 5,3 1,9 4,0<br />

Sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigte<br />

2005 137.842 758.488 896.330 526.898 3.050.090 3.576.988 657.081 3.707.563 4.364.644<br />

2006 149.623 775.606 925.229 575.046 3.123.905 3.698.951 721.328 3.808.386 4.529.714<br />

2007 158.344 804.579 962.923 611.364 3.255.728 3.867.092 776.851 3.996.317 4.773.168<br />

2008 167.808 840.256 1.008.064 642.643 3.396.529 4.039.172 822.277 4.180.515 5.002.792<br />

2009 175.771 870.060 1.045.831 670.868 3.518.619 4.189.487 862.416 4.339.343 5.201.759<br />

2010 186.761 895.732 1.082.493 709.630 3.628.131 4.337.761 914.497 4.474.133 5.388.630<br />

2011 203.104 939.571 1.142.675 771.221 3.802.980 4.574.201 990.501 4.679.247 5.669.748<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in%<br />

47,3 23,9 27,5 46,4 24,7 27,9 50,7 26,2 29,9<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte insgesamt<br />

2005 3.143.908 2.412.362 5.556.270 11.807.041 9.399.017 21.206.058 14.286.258 11.892.008 26.178.266<br />

2006 3.151.199 2.409.759 5.560.958 11.905.216 9.434.666 21.339.882 14.423.814 11.930.522 26.354.336<br />

2007 3.229.166 2.436.474 5.665.640 12.184.530 9.552.697 21.737.227 14.769.842 12.084.724 26.854.566<br />

2008 3.293.758 2.504.666 5.798.424 12.427.263 9.811.556 22.238.819 15.063.590 12.394.125 27.457.715<br />

2009 3.227.945 2.538.916 5.766.861 12.224.531 9.939.106 22.163.637 14.829.273 12.550.823 27.380.096<br />

2010 3.244.564 2.575.471 5.820.035 12.323.322 10.090.303 22.413.625 14.975.593 12.734.894 27.710.487<br />

2011 3.325.101 2.638.502 5.963.603 12.644.690 10.344.784 22.989.474 15.355.644 13.025.699 28.381.343<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in%<br />

5,8 9,4 7,3 7,1 10,1 8,4 7,5 9,5 8,4<br />

Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte<br />

2005 382.235 820.909 1.203.144 1.282.866 2.813.159 4.096.025 1.559.473 3.187.410 4.746.883<br />

2006 393.035 840.265 1.233.300 1.304.636 2.869.612 4.174.248 1.590.142 3.263.454 4.853.596<br />

2007 394.010 849.187 1.243.197 1.303.877 2.899.666 4.203.543 1.585.326 3.296.209 4.881.535<br />

2008 395.276 849.950 1.245.226 1.310.668 2.900.181 4.210.849 1.589.296 3.292.877 4.882.173<br />

2009 405.399 849.852 1.255.251 1.350.687 2.902.675 4.253.362 1.637.616 3.294.167 4.931.783<br />

2010 412.255 841.010 1.253.265 1.368.582 2.869.927 4.238.509 1.656.334 3.260.153 4.916.487<br />

2011 415.360 837.472 1.252.832 1.385.196 2.846.932 4.232.128 1.668.056 3.226.266 4.894.322<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in%<br />

8,7 2,0 4,1 8,0 1,2 3,3 7,0 1,2 3,1<br />

Quellen: Bundesagentur für Arbeit - Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, - Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte nach ausgewählten Merkmalen, Zeitreihe, Nürnberg 2012; Bundesagentur für Arbeit - Statistik<br />

(Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, - geringfügig entlohnte Beschäftigte nach ausgewählten Merkmalen,<br />

Zeitreihe, Nürnberg 2012; eigene Berechnungen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die zwischen 2005 und 2011 steigenden Beschäftigtenzahlen bei Frauen deuten zunächst auf zunehmende<br />

Beschäftigungschancen für Frauen in NRW, aber auch darüber hinaus in Westdeutschland<br />

und dem Bundesgebiet insgesamt hin. Den überwiegenden Anteil an der zunehmenden sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung von Frauen hat weiterhin die Ausweitung von Teilzeitar-<br />

- 18 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

beitsverhältnissen. Allerdings spielen solche Arbeitsverhältnisse – wie auch die geringfügige Beschäftigung<br />

– eine immer größer werdende Rolle auch für Männer.<br />

Damit lässt sich die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen nicht mehr – wie noch bis 2005 –<br />

ausschließlich auf die Ausweitung von Teilzeitarbeit und geringfügiger Beschäftigung, sondern in<br />

steigendem Maße auf den Aufbau von Vollzeitbeschäftigung zurückführen. Gleichwohl ist aus<br />

gleichstellungspolitischer Sicht darauf hinzuweisen, dass Frauen sowohl bei der sozialversicherungspflichtigen<br />

Teilzeitbeschäftigung als auch den (ausschließlich) geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen<br />

mit Anteilen in Höhe von 82,2% bzw. von 66,8% in 2011 überdurchschnittlich stark<br />

vertreten sind.<br />

1.2.2.3 Entwicklung von Teilzeitbeschäftigung, befristeter Beschäftigung und Minijobs<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Der Anteil sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse in Teilzeit an allen sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen erhöhte sich in NRW zwischen 2000 und 2005<br />

um 2,3% auf 15,7% und lag damit 0,8 Prozentpunkte unter dem westdeutschen Durchschnitt. Die<br />

steigende Bedeutung von Teilzeitbeschäftigung wurde im ESF-OP des Landes NRW v.a. auf den<br />

weiter steigenden Anteil von Frauen in solchen Arbeitsverhältnissen zurückgeführt. So stieg die<br />

Teilzeitquote von Frauen in den Jahren 2000 bis 2005 um 3,3% auf einen Anteil von 84,4%.<br />

Im Vergleich verschiedener Wirtschaftsabschnitte zeigt sich eine hohe Bedeutung der Teilzeitbeschäftigung<br />

insbesondere für den Dienstleistungsbereich. Annähernd die Hälfte der Beschäftigten<br />

im zweiten Quartal 2005 war in diesem Bereich teilzeitbeschäftigt. Von besonderer Relevanz war<br />

die Teilzeitbeschäftigung dabei für die öffentlichen und sozialen Dienstleistungen, wo sie einen Anteil<br />

von 23,7% aller Beschäftigungsverhältnisse ausmachten. Demgegenüber spielen Minijobs –<br />

mit einem Anteil von 30,9% aller Arbeitsverhältnisse – eine wichtige Rolle im personenbezogenen<br />

Dienstleistungsbereich.<br />

Die geringfügige Beschäftigung nahm – analog zur Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung – zwischen<br />

2000 und 2005 in NRW zu. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Minijobber<br />

stieg in der Zeit von 2000 bis 2005 um 17,9% auf 1,2 Mio. Ihr Anteil an der geringfügigen Beschäftigung<br />

(einschließlich der im Nebenjob geringfügig entlohnten Minijobber/innen) betrug im Juni<br />

2005 75,3% und lag damit um 2,3 Prozentpunkte über dem Anteil Westdeutschlands mit 72,5%.<br />

Der Frauenanteil an der geringfügigen Beschäftigung fiel mit gut 80% ebenso hoch aus wie der<br />

Anteil von Frauen an der Teilzeitbeschäftigung. Das ESF-OP des Landes NRW führt dies auf den<br />

Wunsch vieler Frauen nach Beschäftigungsmöglichkeiten zurück, die die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf ermöglichen.<br />

Für den Zeitraum 2000 bis 2005 konnte schließlich festgestellt werden, dass die geringfügige Beschäftigung<br />

zum großen Teil von Geringqualifizierten ausgeübt wird. Demnach waren in NRW im<br />

zweiten Quartal des Jahres 2005 28,4% der geringfügig Beschäftigten gering qualifiziert. Im Vergleich<br />

hierzu betrug der Anteil Geringqualifizierter an allen Vollzeiterwerbstätigen lediglich 13,6%.<br />

Befristete Arbeitsverhältnisse nahmen zwischen 2000 und 2005 in NRW an Bedeutung zu. Ihr Anteil<br />

an allen Arbeitsverträgen stieg um 1,3% auf 13,5%. In absoluten Zahlen wurden in NRW im<br />

Jahr 2005 911.778 befristete Arbeitsverträge geschlossen. Im Vergleich zum Bundesgebiet West<br />

zeigte sich für NRW eine überdurchschnittlich starke Zunahme der Zahl befristeter Arbeitsverträge.<br />

- 19 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Die Steigerungsrate von 9,9% fiel in NRW gegenüber dem Bundesgebiet West um 2,4 Prozentpunkte<br />

höher aus.<br />

Die Befristungsquote von Männern lag im Jahr 2005 mit 13,3% auf vergleichbarer Höhe zur Quote<br />

der Frauen mit 13,6%. Deutlichere Unterschiede ergaben sich jedoch zwischen Personen mit deutscher<br />

und nicht-deutscher Staatsangehörigkeit: Die Befristungsquote bei Personen ohne deutscher<br />

Staatsangehörigkeit lag mit 11,9% gut vier Prozentpunkte über der von Personen mit deutscher<br />

Staatsangehörigkeit.<br />

Ein deutlicher Unterschied ergibt sich ebenso zur Befristungsquote von Beschäftigten ohne Berufsabschluss,<br />

die überdurchschnittlich häufig von einer befristeten Beschäftigung betroffen waren. Im<br />

ESF-OP des Landes NRW wird dies v.a. darauf zurückgeführt, dass sie als Flexibilitätsinstrument<br />

begriffen werden dürften, die durch kurze Anlernzeiten besonders attraktiv für die Abdeckung von<br />

Auftragsspitzen angesehen werden.<br />

Bei Betrachtung unterschiedlicher Wirtschaftsabschnitte kann festgestellt werden, dass überdurchschnittlich<br />

häufig Mitarbeiter/innen im öffentlichen Dienst befristet beschäftigt werden. Hier liegt die<br />

Befristungsquote bei 12,1% gegenüber 7,8% bei den privaten Dienstleistungen und 6,2% im Produzierenden<br />

Gewerbe (inkl. Landwirtschaft).<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung setzt sich – wie im vorangehenden<br />

Kapitel und in Übersicht 1-10 dargestellt – auch über das Jahr 2005 hinaus fort, wobei<br />

gleichzeitig die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Vollzeit zwar ebenfalls gestiegen<br />

ist, allerdings mit deutlich geringeren Zuwachsraten als bei der Teilzeitbeschäftigung. So stieg die<br />

Teilzeitbeschäftigungsquote 16 in NRW von 16,1% (2005) bis 2011 um weitere 3,1 Prozentpunkte<br />

auf nunmehr 19,2% an. Damit fällt die Steigerung in NRW etwa analog zu der im Bundesgebiet<br />

West (3,0 Prozentpunkte) aus und liegt geringfügig unter der des Bundesgebietes insgesamt (3,3<br />

Prozentpunkte). Der Anteil der Teilzeit- an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im<br />

Jahr 2011 in NRW mit 19,2% leicht unter dem westdeutschen und gesamtdeutschen Durchschnitt<br />

von 19,9 bzw. 20,0%.<br />

Differenziert nach Geschlecht zeigt sich in NRW, dass die Erhöhung der Teilzeitbeschäftigung zwischen<br />

2005 und 2011 im Wesentlichen von Frauen getragen wird. Bei Frauen stieg die Beschäftigungsquote<br />

im Bereich der Teilzeit von 31,4% im Jahr 2005 auf 35,6% im Jahr 2011. Diese Steigerung<br />

um 4,2 Prozentpunkte fällt im Vergleich zu Westdeutschland und Gesamtdeutschland jedoch<br />

geringer aus. Im Bundesgebiet West stieg diese Teilzeitbeschäftigung um 4,3 Prozentpunkte<br />

auf das Niveau von 36,8%, im gesamten Bundesgebiet um 4,7 Prozentpunkte auf 35,9% im Jahr<br />

2011 (vgl. Übersicht 1-9).<br />

Betrachtet man die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Anteile an der Teilzeitbeschäftigung<br />

zeigt sich folgendes Bild: Zwischen 2005 und 2011 geht der Frauenanteil unter den Teilzeitbeschäftigten<br />

auf 82,2% zurück, was einen Rückgang um 2,4 Prozentpunkte ausmacht. Damit spiegelt<br />

NRW die Entwicklung im gesamten Bundesgebiet sowie des westdeutschen Bundesgebietes<br />

mit Rückgängen um 2,2 Prozentpunkte auf 83,1% bzw. ebenfalls 2,4 Prozentpunkte auf 82,5% wider.<br />

Im Umkehrschluss bedeutet dies einen Zuwachs des Männeranteils an den Beschäftigungsverhältnissen<br />

in Teilzeit.<br />

16 Gemessen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt.<br />

- 20 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-9: Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Vollund<br />

Teilzeit sowie geringfügig entlohnte Beschäftigte nach Geschlecht –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Deutschland insgesamt 2005 bis 2011<br />

Jahr<br />

NRW Bundesgebiet West Bundesgebiet insgesamt<br />

Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt<br />

Anteil sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigter an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

2005 95,6 68,5 83,8 95,5 67,5 83,1 95,4 68,8 83,3<br />

2006 95,2 67,8 83,3 95,1 66,9 82,6 95,0 68,0 82,8<br />

2007 95,0 66,9 83,0 94,9 65,9 82,2 94,7 66,9 82,2<br />

2008 94,8 66,4 82,6 94,8 65,3 81,8 94,5 66,2 81,7<br />

2009 94,5 65,7 81,8 94,5 64,6 81,1 94,1 65,4 81,0<br />

2010 94,2 65,2 81,3 94,2 64,0 80,6 93,8 64,8 80,5<br />

2011 93,8 64,3 80,8 93,8 63,2 80,0 93,5 64,0 79,9<br />

Veränderung<br />

2005-2011 -1,8 -4,2 -3,1 -1,7 -4,3 -3,1 -1,9 -4,8 -3,4<br />

in %<br />

Anteil Sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigter an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

2005 4,4 31,4 16,1 4,5 32,5 16,9 4,6 31,2 16,7<br />

2006 4,7 32,2 16,6 4,8 33,1 17,3 5,0 31,9 17,2<br />

2007 4,9 33,0 17,0 5,0 34,1 17,8 5,3 33,1 17,8<br />

2008 5,1 33,5 17,4 5,2 34,6 18,2 5,5 33,7 18,2<br />

2009 5,4 34,3 18,1 5,5 35,4 18,9 5,8 34,6 19,0<br />

2010 5,8 34,8 18,6 5,8 36,0 19,4 6,1 35,1 19,4<br />

2011 6,1 35,6 19,2 6,1 36,8 19,9 6,5 35,9 20,0<br />

Veränderung<br />

2005-2011 1,7 4,2 3,0 1,6 4,3 3,0 1,9 4,7 3,3<br />

in %<br />

Anteil ausschließlich geringfügig entlohnter Beschäftigter an allen Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

2005 12,2 34,0 21,7 10,9 29,9 19,3 10,9 26,8 18,1<br />

2006 12,5 34,9 22,2 11,0 30,4 19,6 11,0 27,4 18,4<br />

2007 12,2 34,9 21,9 10,7 30,4 19,3 10,7 27,3 18,2<br />

2008 12,0 33,9 21,5 10,5 29,6 18,9 10,6 26,6 17,8<br />

2009 12,6 33,5 21,8 11,0 29,2 19,2 11,0 26,2 18,0<br />

2010 12,7 32,7 21,5 11,1 28,4 18,9 11,1 25,6 17,7<br />

2011 12,5 31,7 21,0 11,0 27,5 18,4 10,9 24,8 17,2<br />

Veränderung<br />

2005-2011 0,3 -2,3 -0,6 0,1 -2,4 -0,9 -0,1 -2,0 -0,9<br />

in %<br />

Anteil Ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten an geringfügig entlohnten Beschäftigten<br />

2005 68,0 79,2 75,3 65,4 76,1 72,4 67,4 76,3 73,1<br />

2006 66,8 78,1 74,1 63,8 74,9 71,0 66,0 75,2 71,9<br />

2007 64,9 77,1 72,8 61,9 73,8 69,7 64,1 74,1 70,6<br />

2008 63,3 75,8 71,3 60,2 72,4 68,1 62,5 72,6 69,0<br />

2009 64,2 74,9 71,1 61,0 71,4 67,7 63,2 71,6 68,6<br />

2010 63,8 74,1 70,4 60,2 70,4 66,8 62,3 70,6 67,6<br />

2011 62,5 73,2 69,3 59,0 69,2 65,5 60,9 69,4 66,3<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in %<br />

-5,5 -6,0 -6,0 -6,4 -6,9 -6,9 -6,5 -6,9 -6,9<br />

Quellen: Bundesagentur für Arbeit - Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, - Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte nach ausgewählten Merkmalen, Zeitreihe, Nürnberg 2012; Bundesagentur für Arbeit - Statistik<br />

(Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, - geringfügig entlohnte Beschäftigte nach ausgewählten Merkmalen,<br />

Zeitreihe, Nürnberg 2012; eigene Berechnungen.<br />

Ähnliche Entwicklungen wie bei der Teilzeitbeschäftigung lassen sich auch hinsichtlich der geringfügigen<br />

Beschäftigung nachzeichnen: So stieg in NRW die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten<br />

zwischen 2005 und 2011 um 4,1% auf 1.252.832 Personen (vgl. Übersicht 1-8). Dieser<br />

Anstieg war in NRW stärker als in den westdeutschen Bundesländern (+ 3,3%) und im Bundesgebiet<br />

insgesamt (+ 3,1%) ausgeprägt.<br />

- 21 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Nach dem Geschlecht differenziert lässt sich feststellen, dass in NRW analog zur Entwicklung in<br />

den westdeutschen Bundesländern und im Bundesgebiet insgesamt vermehrt Männer einer ausschließlich<br />

geringfügig entlohnten Beschäftigung nachgehen, die sich beispielsweise in einer leichten,<br />

aber kontinuierlichen Erhöhung des Männeranteils an solchen Beschäftigungsverhältnissen<br />

niederschlägt.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Zusammenfassend zeigen die Analysen zur Entwicklung der unterschiedlichen Arten von Beschäftigungsverhältnissen<br />

einen zunehmenden Bedeutungsverlust der Vollzeitbeschäftigung zu Gunsten<br />

der Teilzeitbeschäftigung, wobei sich seit 2005 die Zahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen<br />

insgesamt erhöht hat. Im Zeitverlauf steigt gleichzeitig die Bedeutung<br />

der geringfügigen Beschäftigung deutlich. Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse sowie geringfügige<br />

Beschäftigungsverhältnisse spielen dabei eine immer größere Rolle für Männer. Die dargestellten<br />

Entwicklungen sind seit 2005 weitgehend stabil, so dass scheinbar die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

ohne nennenswerte Auswirkungen auf das Beschäftigungssystem insgesamt geblieben ist, wobei<br />

sich – wie gesagt – Verschiebungen zu Gunsten der Teilzeitbeschäftigung und damit zu Lasten<br />

der Vollzeitbeschäftigung erkennen lassen. Inwieweit dieser Trend auch vor dem Hintergrund der<br />

Staatsschuldenkrise Bestand hat, kann derzeit nicht abschließend bewertet werden.<br />

1.2.2.4 Entwicklung der Beschäftigung nach Sektoren<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Die Erwerbstätigenentwicklung in NRW bis 2005 war – im bundesweiten Trend liegend – gekennzeichnet<br />

von einem zunehmenden Tertiärisierungsprozess. Während sich im Primärsektor eine geringe<br />

Zunahme der Erwerbstätigenzahl ergab, war für das Produzierende Gewerbe eine weitere<br />

Abnahme zu beobachten. Entscheidend war jedoch die Zunahme der Zahl an Erwerbstätigen im<br />

Dienstleistungsbereich. Durch deutliche Zunahmen zeichneten sich hierbei v.a. die Bereiche Finanzierung,<br />

Vermietung und Verpachtung sowie öffentliche und private einerseits und unternehmensbezogene<br />

Dienstleistungen andererseits aus, die in NRW stärker als im westdeutschen<br />

Durchschnitt ausfielen. Die „klassischen“ Dienstleistungsbereiche wie Handel, Gast- und Verkehrsgewerbe<br />

wiesen hingegen zwischen 2000 und 2005 leichte Rückgänge auf, die in NRW stärker<br />

ausgeprägt waren als im westdeutschen Bundesgebiet.<br />

Vom allgemeinen Trend der Tertiärisierung haben vor allem Frauen profitiert: Die Zahl erwerbstätiger<br />

Frauen im Dienstleistungsbereich stieg zwischen 1980 und 2002 um 1,1 Mio. von 1,6 Mio. auf<br />

2,7 Mio. Hingegen stieg die Zahl erwerbstätiger Männer im gleichen Zeitraum um 0,5 Mio. auf 2,3<br />

Mio. Der Anteil aller erwerbstätiger Frauen im Dienstleistungsbereich betrug in NRW im Jahr 2002<br />

83,1%, der der Männer 53,4%.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die bis 2005 dargestellte Erwerbstätigenentwicklung in den Wirtschaftssektoren hält auch nach<br />

2005 weiter an. So zeigt sich im Primärsektor insgesamt eine Zunahme der Erwerbstätigenzahl um<br />

2,7% auf 129.300 Beschäftigte. Im sekundären Sektor setzt sich der 2000 bis 2005 vorherrschende<br />

Trend insbesondere im Produzierenden Gewerbe weiterhin fort. Hierbei war ein Rückgang der<br />

- 22 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Beschäftigten zwischen 2005 und 2010 17 um 6,3% zu beobachten, der deutlich stärker als im Bundesgebiet<br />

West (- 3,9%) sowie im Bundesgebiet insgesamt (- 3,0%) ausfiel (vgl. Übersicht 1-10).<br />

Übersicht 1-10: Entwicklung der Beschäftigung nach Sektoren in NRW, Bundesgebiet West<br />

und Deutschland insgesamt zwischen 2005 und 2010<br />

Jahr<br />

Insgesamt<br />

Land- und<br />

Forstwirtschaft,<br />

Fischerei,<br />

Fischzucht<br />

Produzierendes<br />

Gewerbe<br />

ohne Baugewerbe<br />

Baugewerbe<br />

Handel,<br />

Gastgewerbe<br />

und<br />

Verkehr<br />

Finanzierung,<br />

Vermietung u.<br />

Unternehmensdienstleistungen<br />

Öffentliche<br />

und private<br />

Dienstleister<br />

Nordrhein-Westfalen (in 1000)<br />

2005 8.420,0 125,9 1.715,4 396,5 2.216,0 1.432,0 2.534,1<br />

2006 8.445,0 124,6 1.684,5 391,9 2.221,2 1.477,8 2.544,9<br />

2007 8.572,1 127,6 1.690,5 398,8 2.253,6 1.529,2 2.572,4<br />

2008 8.689,6 129,4 1.704,9 400,1 2.276,5 1.578,1 2.600,5<br />

2009 8.673,1 131,2 1.651,4 405,0 2.276,6 1.551,3 2.657,5<br />

2010 8.711,9 129,3 1.606,8 413,3 2.264,2 1.595,0 2.703,4<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

3,5 2,7 -6,3 4,2 2,2 11,4 6,7<br />

in%<br />

Bundesgebiet West (in 1000)<br />

2005 31.684,4 680,2 6.821,8 1.637,2 8.078,1 5.234,3 9.232,9<br />

2006 31.865,9 670,2 6.749,1 1.637,9 8.099,3 5.408,3 9.301,3<br />

2007 32.387,7 681,1 6.804,9 1.667,4 8.221,7 5.593,3 9.419,6<br />

2008 32.863,5 689,7 6.896,6 1.659,6 8.308,1 5.749,0 9.560,4<br />

2009 32.846,8 695,3 6.703,9 1.664,6 8.341,4 5.666,8 9.774,5<br />

2010 33.014,4 681,3 6.558,3 1.694,3 8.306,0 5.819,2 9.955,2<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

4,2 0,2 -3,9 3,5 2,8 11,2 7,8<br />

in%<br />

Bundesgebiet insgesamt (in 1000)<br />

2005 38.835,0 853,0 7.894,0 2.179,0 9.776,0 6.363,0 11.770,0<br />

2006 39.075,0 837,0 7.826,0 2.174,0 9.799,0 6.586,0 11.853,0<br />

2007 39.724,0 850,0 7.911,0 2.209,0 9.953,0 6.821,0 11.980,0<br />

2008 40.279,0 860,0 8.030,0 2.193,0 10.046,0 7.010,0 12.140,0<br />

2009 40.265,0 866,0 7.814,0 2.200,0 10.082,0 6.922,0 12.381,0<br />

2010 40.482,9 846,9 7.659,9 2.234,1 10.048,9 7.119,9 12.572,8<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

in%<br />

4,2 -0,7 -3,0 2,5 2,8 11,9 6,8<br />

Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Erwerbstätige und Arbeitnehmer (Inland)<br />

nach Wirtschaftsabschnitten, Düsseldorf 2010; eigene Berechnungen.<br />

Im Baugewerbe hingegen nahm die Beschäftigung eine positive Entwicklung und stieg um 4,2%.<br />

Sie lag damit knapp zwei Prozentpunkte über dem Anstieg im Bundesgebiet insgesamt.<br />

Der Dienstleistungsbereich entwickelte sich im Vergleich deutlich positiver, was sich besonders in<br />

der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Bereich der Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen<br />

widerspiegelt. In diesem Bereich stieg die Zahl der Beschäftigten weiter an.<br />

Der Zuwachs fiel mit +11,4% geringfügig stärker aus als der Durchschnitt des westdeutschen Bundesgebiets<br />

und lag leicht unter dem Zuwachs im Bundesgebiet insgesamt (+11,9%). Eine ebenfalls<br />

positive Entwicklung nahmen die Bereiche Handel, Gast- und Verkehrsgewerbe sowie öffent-<br />

17 Aktuelle Zahlen für 2011 lagen zum Berichtslegungszeitpunkt nicht vor. Sollten von IT.NRW entsprechende Daten vorgelegt werden,<br />

werden diese bei der Überarbeitung des Berichts eingearbeitet.<br />

- 23 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

liche und private Dienstleistungen mit Steigerungsraten von 2,2% bzw. 6,7%. Diese Steigerungsraten<br />

liegen allerdings leicht unter dem west- bzw. bundesdeutschen Durchschnitt.<br />

Im Krisenjahr 2009 bzw. dem Folgejahr 2010 verzeichneten mit Ausnahme der öffentlichen und<br />

privaten Dienstleistungen alle Wirtschaftsbereiche Beschäftigungsrückgänge. Diese fallen im primären<br />

und sekundären Sektor, mit Ausnahme des Baugewerbes, besonders stark aus und verstärken<br />

im Produzierenden Gewerbe (ohne Bausektor) 2009 und 2010 dessen rückläufige Entwicklung.<br />

Im Baugewerbe verzeichnete NRW im Gegensatz zum westdeutschen und gesamten<br />

Bundesgebiet keinen Beschäftigungsrückgang. Insgesamt erlebte NRW im Jahr 2009 einen überdurchschnittlichen<br />

Beschäftigungsrückgang und der Wiederanstieg fiel 2010 vergleichsweise niedrig<br />

aus.<br />

Nach Geschlecht differenziert zeigt sich, dass auch nach 2005 die Zahl der beschäftigten Frauen<br />

im Tertiären Sektor deutlich stärker steigt, als die der Männer. Davon ausgenommen bleiben das<br />

Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr. Demgegenüber<br />

sinkt der Anteil der Frauen überproportional im primären und sekundären Sektor sowie im<br />

Baugewerbe. Insgesamt profitieren daher Frauen, wie schon im Beobachtungszeitraum von 2000<br />

bis 2005, weiterhin am stärksten von der Tertiärisierung.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen nach den Wirtschaftsbereichen seit 2005 setzt die bereits<br />

im ESF-OP des Landes NRW beschriebenen Trends einer zunehmenden Tertiärisierung fort.<br />

Insgesamt verliert das Produzierende Gewerbe weiter an Bedeutung, während die Zahl der Erwerbstätigen<br />

im Dienstleistungsbereich steigt. Allerdings ist die Entwicklung innerhalb der Dienstleistungen<br />

nicht einheitlich: Während z.B. die unternehmensbezogenen Dienstleistungen von besonders<br />

starken Zuwächsen in der Erwerbstätigenzahl gekennzeichnet sind, steigt diese in anderen<br />

Dienstleistungsbereichen (z.B. Handel, Gastgewerbe und Verkehr) in vergleichsweise moderatem<br />

Umfang.<br />

1.2.2.5 Offene Stellen und Mismatch-Probleme<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Wichtiger Indikator zur Abbildung von Mismatch-Problemen auf dem Arbeitsmarkt ist die Zahl der<br />

bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen. Laut sozioökonomischer Analyse<br />

des ESF-OP des Landes NRW zeichnete sich für NRW trotz der Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt<br />

eine zunehmende Bedeutung von Problemen in der Besetzung offener Stellen ab. Im<br />

September 2006 war demzufolge ein Bestand von 116.686 unbesetzten Stellen gemeldet.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Auch nach 2005 zeigt sich für NRW ein anhaltend hoher Bestand an unbesetzten Stellen. Bereits<br />

im Juni 2010 waren den Arbeitsagenturen rd. 75.000 unbesetzte Stellen gemeldet. Diese Zahl<br />

stieg bis Juni 2012 weiter auf einen Wert von etwas über 102.000 an. Der Zuwachs zwischen 2010<br />

und 2012 war damit in NRW (+35,8%) etwas stärker ausgeprägt als im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer (+32,5%) sowie des Bundesgebiets insgesamt (+34,9%). Die Veränderungen<br />

in der Zahl offener Stellen betrafen dabei die einzelnen Wirtschaftsabschnitte in unterschiedlichem<br />

Maße (vgl. Übersicht 1-11):<br />

- 24 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

So verzeichnete der Sektor Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen in<br />

NRW mit insgesamt 48.736 Stellenangeboten im Juni 2012 einen Zuwachs von + 58,0% im<br />

Vergleich zum Juni 2010. Dieser Zuwachs liegt um 19,4 bzw. 13,0 Prozentpunkte über der<br />

Zuwachsrate des Bundesgebiets West bzw. des Bundesgebiets insgesamt.<br />

Im Vergleich zu West- und Deutschland insgesamt verzeichnet NRW zwischen Juni 2010 und<br />

Juni 2012 darüber hinaus stark überdurchschnittliche Zuwachsraten an gemeldeten offenen<br />

Stellen in den Bereichen Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (+36,6%<br />

auf 1.509 offene Stellen gegenüber Zuwächsen in West von 5,8% und im Bundesgebiet von<br />

8,0%) sowie im Sektor Verkehr und Lagerei (+48,2% auf 3.694 offene Stellen, das sind 16,3<br />

bzw. 13,2 Prozentpunkte mehr als im Bundesgebiet West bzw. insgesamt).<br />

Ebenfalls deutliche Zuwachsraten gab es im Verarbeitenden Gewerbe (+45,4% auf 7.327 offene<br />

Stellen) und im Sektor Information und Kommunikation (+37,1% auf 2.181 offene Stellen),<br />

welche in NRW jedoch unter dem westdeutschen bzw. bundesdeutschen Durchschnitt liegen.<br />

Im Vergleich zum Bundesgebiet West und dem Bundesgebiet insgesamt verzeichneten die<br />

Bereiche Handel, Instandhaltung, und Reparatur von Kraftfahrzeugen (9.012 offene Stellen),<br />

Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (4.741<br />

offene Stelle), Baugewerbe (4.231 offene Stellen) sowie Gastgewerbe (4.476) in NRW unterdurchschnittliche<br />

Zuwachsraten.<br />

Im Gesundheits- und Sozialwesen (8.855 offene Stellen) sowie im Bereich Öffentliche Verwaltung,<br />

Verteidigung; Sozialversicherung (1.710 offene Stellen) entsprechen die Zuwachsraten in<br />

NRW (+13,0% bzw. +26,8%) den allgemeinen Entwicklungstrends im Bundesgebiet West bzw.<br />

im Bundesgebiet insgesamt.<br />

Weniger offene Stellen als im Juni 2010 waren in NRW in den Bereichen Erbringung von sonstigen<br />

Dienstleistungen (-9,4%, 2.652 offene Stellen im Juni 2012), Erziehung und Unterricht<br />

(-7,0%, 1.306 offene Stellen) sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung (-22,4%, 564 offene<br />

Stellen) gemeldet. Im Bereich Erbringung von sonstigen Dienstleistungen sank auch im Bundesgebiet<br />

West die Anzahl der offenen Stellen, wohingegen sowohl Bundesgebiet West als<br />

auch Bundesgebiet insgesamt ansonsten in den genannten Bereichen Zuwächse verzeichnen<br />

konnten.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Insgesamt hat sich in den letzten Jahren das Niveau im Bestand offener Stellen gegenüber der<br />

Ausgangssituation 2005 deutlich verringert. Die Verringerung des Bestands an offenen Stellen<br />

spiegelt grundsätzlich die zunehmend positiven Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt in NRW wider.<br />

Allerdings ist die Zahl offener Stellen zwischen Juni 2010 und Juni 2012 fast durchgängig in den<br />

Wirtschaftsbereichen des Landes wieder gestiegen, und zwar insgesamt um etwas mehr als ein<br />

Drittel auf nunmehr knapp über 102.000 offene Stellen. Besonders stark und gleichzeitig quantitativ<br />

bedeutsam waren die Zuwächse dabei beispielsweise in den Bereichen Erbringung von sonstigen<br />

wirtschaftlichen Dienstleistungen, Verkehr und Lagerei, Verarbeitendes Gewerbe sowie Handel;<br />

Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen.<br />

- 25 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-11: Entwicklung des Bestandes an gemeldeten Stellen der Bundesagentur für Arbeit nach Sektoren in NRW, Bundesgebiet<br />

West und Deutschland insgesamt zwischen 2010 und 2012<br />

Nordrhein-Westfalen Bundesgebiet West Bundesgebiet insgesamt<br />

Veränderunrunrung<br />

Verände-<br />

Verände-<br />

Wirtschaftsabschnitt<br />

2012 2011 2010<br />

2012 2011 2010<br />

2012 2011 2010<br />

2012-2010<br />

2012-2010<br />

2012-2010<br />

in %<br />

in %<br />

in %<br />

Arbeitsstellen insgesamt 102.208 99.891 75.271 35,8 407.499 394.278 307.613 32,5 499.167 479.527 370.047 34,9<br />

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 265 251 249 6,4 1.343 1.420 1.652 -18,7 2.425 2.683 4.330 -44,0<br />

Bergbau u. Gewinnung v. Steinen u. Erden 25 25 18 38,9 207 201 138 50,0 246 251 172 43,0<br />

Verarbeitendes Gewerbe 7.327 7.412 5.039 45,4 34.528 34.250 22.472 53,6 43.087 42.543 28.179 52,9<br />

Energieversorgung 154 97 74 108,1 816 758 551 48,1 948 904 698 35,8<br />

Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und<br />

Beseitigung von Umweltverschmutzungen<br />

223 279 207 7,7 1.072 1.017 1.004 6,8 1.402 1.349 1.248 12,3<br />

Baugewerbe 4.231 4.344 3.545 19,4 21.125 20.505 15.572 35,7 27.297 26.631 20.351 34,1<br />

Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen<br />

9.012 9.782 7.219 24,8 39.508 37.157 28.410 39,1 47.057 43.908 33.653 39,8<br />

Verkehr und Lagerei 3.694 3.922 2.492 48,2 13.900 15.431 10.537 31,9 17.029 18.282 12.615 35,0<br />

Gastgewerbe 4.476 4.500 4.313 3,8 24.413 24.872 22.050 10,7 30.514 30.738 26.731 14,2<br />

Information und Kommunikation 2.181 1.751 1.591 37,1 7.867 6.854 5.215 50,9 9.515 8.293 6.110 55,7<br />

Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen<br />

1.509 1.168 1.105 36,6 4.518 4.240 4.272 5,8 5.452 5.152 5.047 8,0<br />

Grundstücks- und Wohnungswesen 400 428 332 20,5 1.278 1.215 1.120 14,1 1.734 1.668 1.515 14,5<br />

Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und<br />

technischen Dienstleistungen<br />

Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen<br />

4.741 4.197 3.979 19,2 20.456 17.023 13.366 53,0 24.190 20.309 16.117 50,1<br />

48.736 46.502 30.841 58,0 173.252 169.327 125.002 38,6 210.313 203.570 145.015 45,0<br />

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung 1.710 1.774 1.349 26,8 8.840 8.060 6.915 27,8 11.086 10.327 8.514 30,2<br />

Erziehung und Unterricht 1.306 1.278 1.405 -7,0 6.179 5.583 5.836 5,9 8.032 7.237 7.425 8,2<br />

Gesundheits- und Sozialwesen 8.855 8.621 7.834 13,0 34.105 32.440 30.066 13,4 41.420 38.864 36.134 14,6<br />

Kunst, Unterhaltung und Erholung 564 731 727 -22,4 2.887 3.104 2.661 8,5 3.608 3.730 3.258 10,7<br />

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 2.652 2.632 2.928 -9,4 10.480 9.929 10.575 -0,9 12.986 12.088 12.727 2,0<br />

Exterritoriale Organisationen und Körperschaften 10 8 3 233,3 78 154 147 -46,9 84 160 152 -44,7<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Gemeldete Stellen nach Wirtschaftsgruppen - Deutschland, West- und Ostdeutschland, Länder,<br />

Nürnberg (Stand 30.06.2011); Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitsmarktstatistik, Gemeldete Stellen nach Wirtschaftszweigen, Juni 2012<br />

und Juni 2011, Nürnberg; eigene Berechnungen.<br />

- 26 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

1.2.3 Humankapitalentwicklung<br />

1.2.3.1 Qualifikationsstruktur der Beschäftigten<br />

Wichtiger Indikator zur Einschätzung der Qualifikationsstruktur ist die in der sozioökonomischen<br />

Analyse des ESF-OP des Landes NRW dargestellte Entwicklung der formalen Qualifikation der<br />

Beschäftigten. Gegenüber dem Bundesgebiet insgesamt zeichnete sich NRW bis 2005 durch einen<br />

unterdurchschnittlichen Anteil der Beschäftigten mit (Fach-)Hochschulabschluss bei einem<br />

gleichzeitig überdurchschnittlich hohen Anteil von Beschäftigten ohne Berufsabschluss aus.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die strukturellen Unterschiede in der Qualifikationsstruktur sozialversicherungspflichtig Beschäftigter<br />

zwischen NRW und den westdeutschen Bundesländern bzw. dem Bundesgebiet insgesamt bestehen<br />

auch nach 2005 fort. Insgesamt zeigt sich für den Zeitraum 2005 bis 2010 folgendes Bild<br />

(vgl. Übersicht 1-12):<br />

<br />

<br />

<br />

Die Anzahl der Beschäftigten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sank in NRW gegenüber<br />

2005 um 2,2% auf 3.140.718 in 2010. Dies entspricht einem Anteil an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten von 54,8%. In Bundesgebiet West lag dieser Anteil dagegen<br />

bei 57,2%, im gesamten Bundesgebiet bei 57,9%.<br />

Die Entwicklung der Beschäftigten mit einem Abschluss an einer Fach-, Fachhoch- oder<br />

Hochschule spiegelt in NRW ebenfalls die Entwicklung des gesamten Bundesgebietes und<br />

Westdeutschlands wider. Der Anteil der Beschäftigten mit entsprechenden Abschlüssen stieg<br />

in NRW zwischen 2005 und 2010 leicht um einen Prozentpunkt auf 10,1% im Jahr 2010. In<br />

den westdeutschen Bundesländern lag dieser Wert bei 10,4% und im gesamten Bundesgebiet<br />

bei 10,6%.<br />

Der Anteil Beschäftigter ohne Berufsausbildung lag in NRW im Jahr 2010 bei 15,7% und fiel<br />

somit im Vergleich zum Jahr 2005 um 1,6 Prozentpunkte. In den westlichen Bundesländern<br />

sowie im gesamten Bundesgebiet lässt sich eine vergleichbare Entwicklung beobachten, allerdings<br />

fiel der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter ohne Berufsausbildung an allen<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bundesgebiet West mit 15,3% und im Bundesgebiet<br />

insgesamt mit 13,9% im Jahr 2009 geringer als in NRW aus. 18<br />

Schlussfolgerungen<br />

Strukturelle Unterschiede in der Qualifikationsstruktur sozialversicherungspflichtig Beschäftigter<br />

zwischen NRW und den westdeutschen Bundesländern bzw. dem Bundesgebiet bestehen auch<br />

nach 2005 fort. Zwar gleicht sich das Qualifikationsniveau der Beschäftigten in NRW dem Durchschnitt<br />

der westdeutschen Bundesländer sowie des Bundesgebiets an, nach wie vor ist NRW jedoch<br />

von einem überdurchschnittlichen Anteil an Beschäftigten ohne Berufsabschluss geprägt.<br />

18<br />

Fasst man alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach dem vorliegenden Berufsabschluss zusammen, ergibt sich eine<br />

Summe, die geringer als 100% ist. Dies erklärt sich damit, dass 2008 für 18% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keine<br />

Angaben über den Berufsabschluss vorlagen.<br />

- 27 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-12: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss und Geschlecht 2005 bis 2010 in NRW, dem Bundesgebiet<br />

West und dem Bundesgebiet insgesamt<br />

Ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />

Lehr-o.Anlernausbildung / Abschluss an Berufsfach-<br />

/ Fachschule<br />

Abschluss an höherer Fach-, Fachhochoder<br />

Hochschule<br />

Insgesamt<br />

Jahr<br />

Insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich<br />

NRW<br />

2005 945.036 559.175 385.861 3.212.431 1.750.970 1.461.461 492.299 322.730 169.569 5.460.175 3.079.036 2.381.139<br />

2006 918.353 545.772 372.581 3.182.308 1.732.977 1.449.331 501.604 326.866 174.738 5.466.893 3.088.358 2.378.535<br />

2007 924.485 553.622 370.863 3.183.596 1.745.726 1.437.870 519.575 335.472 184.103 5.575.603 3.168.931 2.406.672<br />

2008 933.248 559.865 373.383 3.198.619 1.748.988 1.449.631 544.561 346.749 197.812 5.702.469 3.231.077 2.471.392<br />

2009 896.816 530.010 366.806 3.150.978 1.699.561 1.451.417 564.307 354.176 210.131 5.675.245 3.170.041 2.505.204<br />

2010 898.790 531.896 366.894 3.140.718 1.685.947 1.454.771 581.646 360.299 221.347 5.732.053 3.188.587 2.543.466<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

in %<br />

-4,9 -4,9 -4,9 -2,2 -3,7 -0,5 18,1 11,6 30,5 5,0 3,6 6,8<br />

Bundesgebiet West<br />

2005 3.561.602 1.942.441 1.619.161 12.565.729 6.833.219 5.732.510 1.910.960 1.287.313 623.647 20.801.817 11.523.486 9.278.331<br />

2006 3.490.293 1.914.665 1.575.628 12.517.263 6.809.037 5.708.226 1.963.448 1.310.871 652.577 20.925.737 11.614.207 9.311.530<br />

2007 3.482.652 1.919.508 1.563.144 12.578.800 6.887.878 5.690.922 2.039.617 1.349.430 690.187 21.323.938 11.890.517 9.433.421<br />

2008 3.506.846 1.940.348 1.566.498 12.687.275 6.923.441 5.763.834 2.132.630 1.393.523 739.107 21.814.203 12.125.523 9.688.680<br />

2009 3.376.212 1.843.309 1.532.903 12.545.932 6.759.294 5.786.638 2.214.230 1.425.046 789.184 21.751.524 11.933.725 9.817.799<br />

2010 3.358.412 1.843.577 1.514.835 12.584.913 6.748.143 5.836.770 2.281.877 1.450.613 831.264 22.017.223 12.042.233 9.974.990<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

in %<br />

-5,7 -5,1 -6,4 0,2 -1,2 1,8 19,4 12,7 33,3 5,8 4,5 7,5<br />

Bundesgebiet gesamt<br />

2005 4.113.505 2.247.362 1.866.143 15.911.629 8.485.374 7.426.255 2.488.188 1.595.687 892.501 26.060.665 14.207.452 11.853.213<br />

2006 4.032.224 2.216.743 1.815.481 15.860.190 8.474.282 7.385.908 2.548.702 1.620.975 927.727 26.231.091 14.342.193 11.888.898<br />

2007 4.017.070 2.218.926 1.798.144 15.960.119 8.586.022 7.374.097 2.638.558 1.664.393 974.165 26.738.879 14.691.986 12.046.893<br />

2008 4.038.081 2.238.260 1.799.821 16.098.931 8.640.203 7.458.728 2.748.508 1.714.714 1.033.794 27.342.715 14.986.159 12.356.556<br />

2009 3.883.938 2.123.909 1.760.029 15.915.146 8.432.963 7.482.183 2.844.266 1.750.199 1.094.067 27.263.255 14.750.589 12.512.666<br />

2010 3.839.455 2.108.483 1.730.972 15.988.020 8.447.700 7.540.320 2.926.279 1.780.251 1.146.028 27.599.714 14.901.247 12.698.467<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

-6,7 -6,2 -7,2 0,5 -0,4 1,5 17,6 11,6 28,4 5,9 4,9 7,1<br />

in %<br />

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.), Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort nach Geschlecht, Nationalität und Art der Ausbildung –<br />

Stichtag 30.06., Düsseldorf 2012; eigene Berechnungen.<br />

- 28 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

1.2.3.2 Leistungsfähigkeit des Bildungssystems<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Als Indikator für die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems wurde in der sozioökonomischen Analyse<br />

des ESF-OP des Landes NRW die Verteilung von Schulabschlüssen eines Abgangsjahrgangs<br />

herangezogen. Hierbei zeigte sich in 2004 für NRW eine überdurchschnittlich hohe Abiturienten/innenquote:<br />

Von allen Absolventen/innen schlossen in diesem Jahr 30,3% mit der allgemeinen<br />

Hochschulreife und weitere 21,5% mit der Fachhochschulreife ab. Der westdeutsche Durchschnitt<br />

lag hingegen im selben Jahr bei 27,7% bzw. 15,2%.<br />

Die Zahl der Abgänger/innen ohne (Fach-)Abitur hat sich jedoch demografiebedingt in den letzten<br />

Jahren verringert, wobei bis 2004 ein gleichzeitiger Anstieg der Abgänger/innen ohne Schulabschluss<br />

zu verzeichnen war. Bei einem genaueren Blick auf den Schulerfolg von Schüler/innen zeigen<br />

sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern sowie insbesondere nach dem Migrationshintergrund.<br />

Die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems kann zudem über die erreichten Kompetenzniveaus<br />

im Rahmen der sog. PISA-Indikatoren abgebildet werden. Die PISA-Untersuchungen erfassen das<br />

ausgewählte Kompetenzniveau von 15-jährigen Schüler/innen aller Schulformen. Hierbei wies<br />

NRW in allen Kompetenzstufen unterdurchschnittliche Werte im bundesdeutschen Vergleich auf.<br />

Besonders auffallend ist v.a. das unterdurchschnittliche Abschneiden der Schüler/innen in NRW<br />

bei der Lesekompetenz, wobei Deutschland insgesamt unter dem OECD-Schnitt liegt. Zurückzuführen<br />

sei dies auf den hohen Anteil an Schüler/innen mit Migrationshintergrund, der in NRW mit<br />

30,4% deutlich über dem bundesdeutschen Vergleichswert von 22,2% liegt.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die positive Entwicklung bei den Abschlüssen von Absolventen/innen folgte in NRW auch über<br />

2005 hinaus der oben beschriebenen Entwicklung. Im Schuljahr 2009/2010 stieg der Anteil der<br />

Absolventen/innen mit allgemeiner bzw. Fachhochschulreife auf 36,0%, was eine Steigerung um<br />

6,3 Prozentpunkte gegenüber dem Schuljahr 2005/2006 bedeutet (vgl. Übersicht 1-13). Der Anteil<br />

von Frauen mit Hochschulzugangsberechtigung unter allen Absolventen/innen fällt mit 40,2% deutlich<br />

höher aus als der der Männer (31,8%).<br />

Es schließen also anteilig weiterhin mehr weibliche Absolventen mit einer Hochschulzugangsberechtigung<br />

ab männliche. Im Vergleich zum westdeutschen Bundesgebiet und dem Bundesgebiet<br />

insgesamt fallen die Absolventen- und Absolventinnenzahlen mit Hochschulzugangsberechtigung<br />

in NRW im Schuljahr 2009/2010 rd. drei bis vier Prozentpunkte höher aus.<br />

Demgegenüber stehen Schulabgänger/innen, die die Schule ohne einen Schulabschluss verlassen<br />

haben. Deren Anteil hat sich in NRW weiter rückläufig entwickelt und liegt im Schuljahr 2009/2010<br />

bei 5,5%. Bei männlichen Absolventen ohne Hauptschulabschluss fällt diese Quote höher aus als<br />

bei weiblichen. Der Anteil der Absolventen/innen ohne Schulabschluss liegt in NRW etwa auf dem<br />

Niveau des Bundesgebiets West und um 0,7 Prozentpunkte unter dem des Bundesgebiets insgesamt.<br />

Im Vergleich der Schuljahre 2005/2006 und 2009/2010 zeigt sich, dass die Zahl der Absolventen<br />

und Absolventinnen mit allgemeiner Hochschulreife in NRW um 17,8% zu- und die der Abgänger/innen<br />

mit Hauptschulabschluss um 19,2% abgenommen hat.<br />

- 29 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-13: Entwicklung der Abgänger/innen allgemeinbildender Schulen nach Art des Schulabschlusses und Geschlecht in<br />

NRW, im Bundesgebiet West und im Bundesgebiet insgesamt zwischen 2005 und 2010<br />

2005 2008 2009 2010 Veränderung 2005-2010<br />

Schulabschlüsse männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich Insgesamt<br />

NRW<br />

Insgesamt 108.313 105.524 213.837 111.780 111.665 223.445 109.849 109.226 219.075 108.457 107.679 216.136 0,1 2,0 1,1<br />

Ohne Abschluss 9.300 5.441 14.741 8.615 5.681 14.296 8.027 5.365 13.392 7.141 4.841 11.982 -23,2 -11,0 -18,7<br />

Hauptschulabschluss 27.842 20.072 47.914 25.718 19.295 45.013 23.736 17.921 41.657 22.328 16.357 38.685 -19,8 -18,5 -19,3<br />

Realschulabschluss 43.704 45.118 88.822 45.139 45.784 90.923 44.450 44.687 89.137 44.548 43.194 87.742 1,9 -4,3 -1,2<br />

Fachhochschulreife 3.369 3.528 6.897 3.639 4.279 7.918 3.658 3.938 7.596 3.697 3.928 7.625 9,7 11,3 10,6<br />

Allg. Hochschulreife 24.098 31.365 55.463 28.669 36.626 65.295 29.978 37.315 67.293 30.743 39.359 70.102 27,6 25,5 26,4<br />

Anteil mit allg. Hochschulreife<br />

in %<br />

22,2 29,7 25,9 28,9 36,6 32,8 30,6 37,8 34,2 31,8 40,2 36,0 9,5 10,5 10,0<br />

Anteil ohne Abschluss<br />

in %<br />

8,6 5,2 6,9 7,7 5,1 6,4 7,3 4,9 6,1 6,6 4,5 5,5 -2,0 -0,7 -1,3<br />

Bundesgebiet West<br />

Insgesamt 378.082 364.287 742.369 386.148 375.219 761.367 378.734 371.813 750.547 375.602 367.530 743.132 -0,7 0,9 0,1<br />

Ohne Abschluss 36.270 21.378 57.648 30.596 19.551 50.147 27.920 18.155 46.075 25.539 16.275 41.814 -29,6 -23,9 -27,5<br />

Hauptschulabschluss 114.453 86.495 200.948 104.650 78.590 183.240 95.956 71.955 167.911 90.583 66.588 157.171 -20,9 -23,0 -21,8<br />

Realschulabschluss 146.845 153.817 300.662 156.160 158.339 314.499 154.909 157.334 312.243 153.376 152.621 305.997 4,4 -0,8 1,8<br />

Fachhochschulreife 5.489 6.026 11.515 5.854 6.914 12.768 5.854 6.373 12.227 5.944 6.544 12.488 8,3 8,6 8,4<br />

Allg. Hochschulreife 75.025 96.571 171.596 88.888 111.825 200.713 94.095 117.996 212.091 100.160 125.502 225.662 33,5 30,0 31,5<br />

Anteil mit allg. Hochschulreife<br />

in %<br />

19,8 26,5 23,1 24,5 31,6 28,0 26,4 33,4 29,9 28,2 35,9 32,0 8,4 9,4 8,9<br />

Anteil ohne Abschluss<br />

in %<br />

9,6 5,9 7,8 7,9 5,2 6,6 7,4 4,9 6,1 6,8 4,4 5,6 -2,8 -1,4 -2,1<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Insgesamt 484.862 467.987 952.849 465.990 455.489 921.479 445.818 439.720 885.538 433.303 423.916 857.219 -10,6 -9,4 -10,0<br />

Ohne Abschluss 49.756 28.396 78.152 39.872 25.046 64.918 35.505 22.849 58.354 32.351 20.707 53.058 -35,0 -27,1 -32,1<br />

Hauptschulabschluss 134.059 99.334 233.393 116.950 87.473 204.423 106.401 79.680 186.081 100.242 73.577 173.819 -25,2 -25,9 -25,5<br />

Realschulabschluss 195.225 202.471 397.696 185.656 186.178 371.834 178.840 180.781 359.621 175.428 173.759 349.187 -10,1 -14,2 -12,2<br />

Fachhochschulreife 5.888 6.506 12.394 6.480 7.593 14.073 6.318 6.889 13.207 6.334 6.971 13.305 7,6 7,1 7,4<br />

Allg. Hochschulreife 99.934 131.280 231.214 117.032 149.199 266.231 118.754 149.521 268.275 118.948 148.902 267.850 19,0 13,4 15,8<br />

Anteil mit allg. Hochschulreife<br />

in %<br />

20,6 28,1 24,3 26,5 34,4 30,4 28,1 35,6 31,8 28,9 36,8 32,8 8,3 8,7 8,5<br />

Anteil ohne Abschluss<br />

in %<br />

10,3 6,1 8,2 8,6 5,5 7,0 8,0 5,2 6,6 7,5 4,9 6,2 -2,8 -1,2 -2,0<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Regionaldatenbank, Statistik der allgemeinbildenden Schulen - Absolventen/Abgänger: Bundesländer, Schuljahr, Geschlecht, Schulabschlüsse,<br />

Wiesbaden, Stand 26.07.2011, eigene Berechnungen.<br />

- 30 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Nach den letzten verfügbaren Prognosen der Kultusminister/innenkonferenz zur Entwicklung der<br />

Absolventen/innenzahlen aus dem Jahr 2011 (vgl. Übersicht 1-14) wird der Anteil der Abgänger/innen<br />

ohne Hauptschulabschluss zukünftig weiter abnehmen und sich in NRW auf einem Niveau<br />

von rund fünfeinhalb Prozent verfestigen. Dass gleichzeitig der Anteil von Abgänger/innen mit<br />

Fach- bzw. allgemeiner Hochschulreife zukünftig vergleichsweise konstant bei rd. 40% liegen wird,<br />

spricht dafür, dass mit den im Bildungssystem eingeführten qualitätssichernden Maßnahmen ein<br />

anhaltend hohes Niveau von schulisch gut qualifizierten jungen Menschen in NRW gewährleistet<br />

wird.<br />

Übersicht 1-14: Prognose der Abgänger/innen allgemeinbildender Schulen nach Art des<br />

Schulabschlusses in NRW, im Bundesgebiet West und im Bundesgebiet<br />

insgesamt bis 2020<br />

Anteil der Schulabgänger/innen allgemeinbildender Schulen<br />

nach Art des Abschlusses – Prognose - in %<br />

Art des Schulabschlusses<br />

2005 1) 2008 1) Entwicklung<br />

2011 2014 2017 2020<br />

2011 - 2020<br />

NRW<br />

Ohne Hauptschulabschluss 6,9 6,7 5,7 5,4 5,3 5,5 -0,2<br />

Hauptschulabschluss 22,5 21,1 17,4 15,8 15,6 15,6 -1,8<br />

Realschulabschluss 41,7 42,7 39,1 38,6 39,0 38,6 -0,4<br />

Fachhochschulreife 3,2 3,7 3,8 4,0 3,9 4,0 0,2<br />

Allgemeine Hochschulreife 26,0 30,7 34,0 36,3 36,2 36,3 2,3<br />

Bundesgebiet West<br />

Ohne Hauptschulabschluss 7,6 6,6 5,5 5,5 5,3 5,5 0,0<br />

Hauptschulabschluss 26,5 24,2 20,3 18,3 17,4 17,6 -2,7<br />

Realschulabschluss 39,6 41,5 37,6 42,0 41,1 40,6 3,0<br />

Fachhochschulreife 1,5 1,7 1,8 1,9 2,0 2,0 0,3<br />

Allgemeine Hochschulreife 22,6 26,5 34,9 32,3 34,2 34,3 -0,5<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Ohne Hauptschulabschluss 8,8 7,3 6,2 6,2 6,0 6,1 -0,1<br />

Hauptschulabschluss 26,2 23,0 19,8 18,1 17,1 17,3 -2,5<br />

Realschulabschluss 44,7 41,8 37,3 41,2 40,2 39,9 2,6<br />

Fachhochschulreife 1,4 1,6 1,6 1,7 1,8 1,8 0,2<br />

Allgemeine Hochschulreife 26,0 29,9 35,0 32,7 34,9 34,9 -0,1<br />

1)<br />

Bei den für die Jahre 2005 und 2008 dargestellten Werten handelt es sich um Ist-Werte. Bei den ab 2011 dargestellten<br />

Daten handelt es sich demgegenüber um Prognoseergebnisse. Quellen: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistik der<br />

allgemeinbildenden Schulen - Absolventen/Abgänger: Bundesländer, Schuljahr, Geschlecht, Schulabschlüsse 2005 und<br />

2008, Wiesbaden 2011 sowie KMK (Hrsg.), Dokumentation Nr. 192 - Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen<br />

2010 – 2025, Berlin 2011; eigene Berechnungen.<br />

Werden die im Berufsbildungs- und Übergangssystem erworbenen allgemeinbildenden Schulabschlüsse<br />

mit berücksichtigt, steigt die Zahl der Absolventen/innen mit allgemeiner und Fachhochschulreife<br />

in NRW auf 120.910 im Jahr 2010. Hiermit wird über ein Drittel der allgemeinen und<br />

Fachhochschulzugangsberechtigungen im Berufsbildungs- und Übergangssystem erworben<br />

(35,7%). Dieser Anteil liegt etwas unter dem Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer<br />

(39,6%) sowie des Bundesgebiets insgesamt (38,7%) (vgl. Übersicht 1-15).<br />

Darüber hinaus ist die Zahl der im Berufsbildungs- und Übergangssystem erworbenen Hauptschulabschlüsse<br />

interessant, welche in NRW 19,1% der im Jahre 2010 insgesamt erworbenen<br />

Hauptschulabschlüsse darstellt. Dieser Anteil fällt im Durchschnitt des westdeutschen sowie des<br />

gesamten Bundesgebiets mit 15,1% bzw. 16,6% etwas niedriger aus. Insgesamt wurden in NRW<br />

2009 etwas mehr als ein Viertel (27,9%) der allgemeinbildenden Schulabschlüsse im Berufsbildungs-<br />

und Übergangssystem erworben.<br />

- 31 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-15: Erwerb allgemeinbildender Schulabschlüsse im Berufsbildungs- und Übergangssystem<br />

2006 bis 2010 in NRW, im Bundesgebiet West und im Bundesgebiet<br />

insgesamt<br />

Absolventen/<br />

Abgänger<br />

Veränderung<br />

2006 2008 2009 2010<br />

2006-2010 in %<br />

insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich<br />

NRW<br />

insgesamt 102.162 46.176 62.055 30.622 75.467 38.757 78.931 40.512 -22,7 -12,3<br />

...davon mit<br />

Hauptschulabschluss 54.869 23.307 7.929 3.042 9.036 3.612 9.140 3.389 -83,3 -85,5<br />

Realschulabschluss 14.235 7.876 21.539 11.884 24.885 13.444 26.608 14.575 86,9 85,1<br />

Fachhochschulreife 30.156 13.490 28.328 13.490 34.726 18.168 35.593 18.641 18,0 38,2<br />

Allgemeine Hochschulreife<br />

-ohne Fachhochschulreife<br />

2.902 1.503 4.259 2.206 6.820 3.533 7.590 3.907 161,5 159,9<br />

Bundesgebiet West<br />

insgesamt 272.036 124.420 240.772 114.492 255.551 123.885 270.116 130.131 -0,7 4,6<br />

...davon mit<br />

Hauptschulabschluss 77.486 31.715 27.856 10.858 26.426 10.502 27.886 10.694 -64,0 -66,3<br />

Realschulabschluss 70.165 35.903 83.595 42.207 84.290 42.753 86.374 43.899 23,1 22,3<br />

Fachhochschulreife 93.706 41.450 95.855 44.309 106.521 50.772 114.770 54.259 22,5 30,9<br />

Allgemeine Hochschulreife<br />

-ohne Fachhochschulreife<br />

30.679 15.352 33.466 17.118 38.314 19.858 41.086 21.279 33,9 38,6<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

insgesamt 316.689 144.852 281.542 133.338 294.856 142.491 306.997 147.300 -3,1 1,7<br />

...davon mit<br />

Hauptschulabschluss 88.121 35.304 36.094 13.621 34.126 13.199 34.551 13.013 -60,8 -63,1<br />

Realschulabschluss 80.709 41.096 93.276 46.786 93.214 47.130 95.236 48.126 18,0 17,1<br />

Fachhochschulreife 109.314 49.044 110.685 51.759 121.396 58.265 129.173 61.246 18,2 24,9<br />

Allgemeine Hochschulreife<br />

-ohne Fachhochschulreife<br />

38.545 19.408 41.487 21.172 46.160 23.897 48.037 24.915 24,6 28,4<br />

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.), Absolventen/Abgänger beruflicher Schulen mit zusätzlich<br />

erworbenem allgemeinbildenden Abschluss nach Schuljahr und regionalen Ebenen, Düsseldorf [Regionaldatenbank].<br />

In Bezug zu den PISA-Indikatoren, die u.a. zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen<br />

herangezogen werden, liegen keine neuen Daten im Vergleich zu denen vor, die bereits<br />

Gegenstand des <strong>Endbericht</strong>s zur Evaluation der Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW in der<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse B 19 waren. Daher werden an dieser Stelle die wichtigsten Ergebnisse lediglich in<br />

zusammenfassender Form wiedergegeben:<br />

<br />

Demnach zeigte sich, dass das Bildungssystem in Deutschland insgesamt weiterhin vor der<br />

Herausforderung eines hohen Anteils an 15-jährigen Schüler/innen (18,5%) steht, die über lediglich<br />

rudimentäre (sog. „sehr basale“) Lesekenntnisse auf oder unterhalb der niedrigsten<br />

Kompetenzstufe verfügen. Für diese Schüler/innen wird im Rahmen der PISA-Studie in diesem<br />

Zusammenhang vermutet, dass sie den Anforderungen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes<br />

zukünftig nicht gewachsen sind. Hierbei ist der Einfluss der sozialen Schicht- sowie<br />

der ethnischen Gruppenzugehörigkeit nach wie vor sehr deutlich ausgeprägt. Gerade einmal<br />

die Hälfte der Hauptschüler/innen in Deutschland erreichen die Kompetenzstufen II oder höher<br />

liegende Ergebnisse in der Lesekompetenz.<br />

19 <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für Nordrhein-Westfalen<br />

in der Förderperiode 2007-2013, <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse B, Berlin 2012<br />

- 32 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vergleicht man die Leistungsmittelwerte der Lesekompetenz in den einzelnen Bundesländern,<br />

lagen die Schüler/innen in NRW auf Platz 10. 20<br />

Unter Berücksichtigung soziodemografischer Merkmale der Schüler/innen und des Bildungsstandes<br />

der Eltern erreichten die Schüler/innen mit Migrationshintergrund (bei der Lesekompetenz<br />

sowie bei der mathematisch-naturwissenschaftlichen Kompetenz) ein deutlich niedrigeres<br />

Kompetenzniveau als vergleichbare Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Im Ländervergleich<br />

der Leistungsmittelwerte im Bereich Lesekompetenz fällt in NRW der Leistungsunterschied<br />

zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund sehr deutlich aus. Der Abstand<br />

ist jedoch etwas geringer ausgeprägt als im bundesdeutschen Durchschnitt insgesamt. 21<br />

Im Kompetenzbereich Zuhören ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Jugendlichen ohne Migrationshintergrund<br />

erreichen in NRW bessere Ergebnisse als der Bundesdurchschnitt, der Unterschied<br />

gegenüber den Jugendlichen mit Migrationshintergrund fällt in NRW dagegen stärker<br />

aus als im Durchschnitt der gesamten Bundesländer. 22<br />

Der im ESF-OP zu PISA 2003 beobachtete Rückstand NRWs gegenüber dem Bundesgebiet<br />

besteht in den Kompetenzbereichen Lesen und Zuhören weiterhin. Wie bereits im ESF-OP<br />

vermutet, kann dies auch auf das schlechtere Abschneiden der Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

zurückgeführt werden, deren Leistungsmittelwerte deutlich unter dem entsprechenden<br />

Bundesdurchschnitt liegen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Auch nach 2005 setzt sich der Trend höherer schulischer Abschlüsse bei den Absolventen und<br />

Absolventinnen des allgemeinbildenden Schulsystems in NRW fort. Positiv herauszustellen ist<br />

gleichzeitig der seit dem Schuljahr 2005/2006 sinkende Anteil von Abgängern und Abgängerinnen<br />

aus dem allgemeinbildenden Schulsystem ohne schulischen Abschluss. Dieser lag zuletzt bei<br />

5,5% und somit auf dem Niveau des westdeutschen Vergleichswerts und unterhalb des Referenzwerts<br />

für das Bundesgebiet insgesamt. Nach wie vor zeigt sich, dass junge Frauen die Schule mit<br />

besseren schulischen Ergebnissen verlassen als Männer: Zum einen haben sie einen stärkeren<br />

Anteil am (Fach-)Abitur, zum anderen verlassen sie seltener die Schule ohne Abschluss. Mit Blick<br />

auf die Bewertung der Kompetenzniveaus von Schüler/innen zeigen die bereits 2009 vorgelegten<br />

PISA-Ergebnisse, dass NRW weiterhin im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld liegt. Hinsichtlich<br />

der Lesekompetenz liegen 15-jährige Schüler/innen aus NRW im Ländervergleich auf dem 10.<br />

Rang. Auffällig sind die weiterhin zwischen Schüler/innen mit und ohne Migrationshintergrund bestehenden<br />

deutlichen Unterschiede. Die bereits bei der Erstellung des ESF-OP für das Land NRW<br />

dargestellten Herausforderungen an das Bildungssystem zur Schaffung gleicher Bildungschancen<br />

sind vor diesem Hintergrund nach wie vor aktuell.<br />

1.2.3.3 Ausbildungsstellenmarkt<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Die Entwicklung des Ausbildungsstellenmarktes bis zum Jahr 2005 war geprägt von einem sinkenden<br />

Angebot und einer gleichzeitig steigenden Nachfrage nach Ausbildungsstellen. Im Jahr 2005<br />

20<br />

21<br />

22<br />

Vgl. Köller et al. (Hrsg.), Sprachliche Kompetenzen im Ländervergleich, Münster 2010, S. 6<br />

Vgl. ders., S. 26<br />

Vgl. ebd.<br />

- 33 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

sank die Zahl der Ausbildungsplätze in NRW um 14,8% im Vergleich zum Jahr 2000 auf 113.906.<br />

Dieser Rückgang fiel im Vergleich zur Entwicklung Westdeutschlands mit 10,1% deutlich höher<br />

aus.<br />

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen stieg hingegen in NRW im Zeitraum 2000-2004 deutlich<br />

an, was auf die steigende Anzahl der Schulabgänger/innen zurückzuführen ist. Demzufolge wurden<br />

die Ausbildungsplätze in NRW knapper, und die Zahl der nicht vermittelten Bewerber/innen<br />

stieg seit 2003 deutlich an, wobei NRW überdurchschnittlich betroffen war.<br />

Bemerkbar macht sich dies u.a. an der steigenden Bedeutung von Alternativen zu einer Ausbildung<br />

im Dualen System: So stieg die Zahl der Eintritte in vorberufliche Bildungsangebote deutlich.<br />

Zunehmend wichtiger wurden – gemessen an der Zahl der Neuzugänge – darüber hinaus auch die<br />

vollzeitschulischen Angebote, die zu einem anerkannten Ausbildungsabschluss insbesondere im<br />

Sozial- und Gesundheitswesen führen. Von allen Ausbildungsstellenbewerber/innen des Jahres<br />

2004 mündeten 53,1% in eine anerkannte duale oder vollzeitschulische Ausbildung ein. Für fast<br />

die Hälfte (46,9%) der Ausbildungsstellenbewerber/innen dieses Jahres war damit der Übergang in<br />

eines der unterschiedlichen vorberuflichen Angebote erforderlich.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes nach 2005 verlief in NRW positiv. Entfielen noch im Jahr<br />

2005 auf 100 Nachfrager/innen nach Ausbildungsplätzen rechnerisch 95 Ausbildungsplatzangebote,<br />

war die Angebots-Nachfrage-Relation zuletzt im Jahr 2011 mit 100 Angeboten vollständig ausgeglichen<br />

(vgl. Abbildung 1-1). Im Vergleich hierzu entfielen in Westdeutschland durchschnittlich<br />

103 Nachfrager/innen auf 100 angebotene Ausbildungsplätze.<br />

Die positive Entwicklung am Ausbildungsstellungsmarkt zeigt sich auch anhand der Zunahme der<br />

Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in NRW um insgesamt 13,8% zwischen<br />

2005 und 2011. Hiermit fällt der Zuwachs in NRW um rd. zwei Prozentpunkte höher aus als im<br />

Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer (vgl. Übersicht 1-16).<br />

Der erfreulich starke Anstieg in der Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge betrifft dabei<br />

die einzelnen Ausbildungsbereiche in unterschiedlichem Maße: Besonders deutliche Zuwächse<br />

gab es zwischen 2005 und 2011 insbesondere in Industrie und Handel mit einem Plus von 21,0%,<br />

während die Erhöhung in Handwerk (+ 7,3%) und Landwirtschaft (+11,2%) zwar immer noch deutlich,<br />

aber unterdurchschnittlich ausfiel. Demgegenüber sank die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge<br />

im öffentlichen Dienst (-14,6%) sowie – besonders deutlich – in der Hauswirtschaft<br />

(-26,5%).<br />

Parallel zur steigenden Zahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen sank die Zahl der unversorgten<br />

Bewerber/innen für Ausbildungsstellen in NRW wie auch den westdeutschen Bundesländern<br />

insgesamt deutlich. Sie fiel im Zeitraum zwischen 2005 und 2011 (jeweils zum Ende des<br />

Berichtsjahres, d.h. zum 30.09.) in NRW um 58,9% auf einen Wert von zuletzt 3.754 unversorgten<br />

Bewerberinnen und Bewerbern und in Westdeutschland mit - 71,6% noch etwas stärker.<br />

Allerdings zeigen die Entwicklungen am aktuellen Rand, dass die Zahl der unversorgter Lehrstellenbewerber/innen<br />

seit 2010 in NRW wieder steigt: Während Ende September 2010 noch 3.253<br />

Jugendliche ohne Ausbildungsplatz waren, waren es ein Jahr später bereits 3.750. Die aktuellsten<br />

- 34 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Daten belegen einen erneuten Anstieg der Zahl unversorgter Lehrstellenbewerber/innen auf 4.694<br />

Jugendliche im September 2012. 23<br />

Abbildung 1-1: Angebot-Nachfrage-Relation in NRW und Bundesgebiet West<br />

104<br />

103<br />

102<br />

100<br />

99<br />

101 102 102<br />

99 99 100<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

95<br />

96 96<br />

94<br />

96<br />

92<br />

90<br />

88<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

NRW<br />

Bundesgebiet West<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Ausbildungsmarkt - Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge - Zeitreihe<br />

1998 bis 2008, Nürnberg 2009 sowie Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), Ausbildungsstellenangebot, Ausbildungsstellennachfrage<br />

und Angebots-Nachfrage-Relation nach Ländern 2009 und 2010, sowie 2010 und 2011, Bonn<br />

(Stand 14.12.2011); eigene Berechnungen.<br />

Dass sich die Situation am Ausbildungsstellenmarkt in NRW jedoch seit 2005 insgesamt deutlich<br />

entspannt hat, zeigt sich auch an der sinkenden Zahl von Übergängen in das sog. „Übergangssystem“:<br />

Insgesamt ging deren Zahl um 19,8% zwischen 2005 und 2011 zurück. Dieser Rückgang<br />

war dabei nicht so stark ausgeprägt wie im bundesweiten Durchschnitt (-29,5%). Entgegen der<br />

Entwicklung im Bundesgebiet insgesamt kam es in NRW im Betrachtungszeitraum zu einer Erhöhung<br />

der Übergänge in das Schulberufssystem (vgl. Übersicht 1-17). Die Übergänge in das Duale<br />

System nehmen in NRW seit 2005 in stärkerem Maße zu (+15,4%) als im Bundesgebiet (+1,4%).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Im Zuge der allgemeinen Entwicklungen am Arbeitsmarkt und aufgrund der sich verringernden<br />

Zahl von Absolventen/innen aus dem allgemeinbildenden Schulsystem hat sich der Ausbildungsstellenmarkt<br />

in NRW seit 2005 merklich entspannt: Die Angebots-Nachfrage-Relation ist mittlerweile<br />

ausgeglichen, so dass rein rechnerisch für jede/n Ausbildungsstellenbewerber/in ein Ausbildungsplatz<br />

zur Verfügung steht. Spürbar zurückgegangen ist im Betrachtungszeitraum sowohl die<br />

Zahl der unversorgten Lehrstellenbewerber/innen, als auch die Zahl der Jugendlichen, die mangels<br />

Ausbildungsplätzen in das sog. „Übergangssystem“ einmünden, also in i.d.R. einjährige vorberufliche<br />

Ausbildungsgänge, die auch bei erfolgreichem Abschluss nicht auf eine spätere Ausbildungszeit<br />

anerkannt werden.<br />

23<br />

Vgl. Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), Ausbildungsmarkt in Zahlen, Ausbildungsstellenmarkt, Bewerber und Berufsausbildungsstellen<br />

in Nordrhein-Westfalen, September 2012, S. 4, Nürnberg 2012<br />

- 35 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-16: Übersicht zur Entwicklung der Ausbildungsplätze und Bewerber/innen der Jahre 2005 – 2011 für NRW und das Bundesgebiet<br />

West<br />

NRW<br />

Bundesgebiet West<br />

Neu abgeschlossene<br />

Ausbildungsverträge<br />

davon:<br />

2005 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in %<br />

2005 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in %<br />

111.190 132.032 131.902 121.504 122.310 126.553 13,8 434.162 500.787 502.441 467.006 468.410 485.645 11,9<br />

Industrie und Handel 64.412 78.368 80.028 72.461 73.597 77.914 21,0 244.095 289.372 296.933 271.025 273.904 289.428 18,6<br />

Handwerk 30.035 36.359 34.759 32.385 32.039 32.236 7,3 127.679 147.561 142.481 133.539 132.724 134.963 5,7<br />

Öffentlicher Dienst 3.041 2.679 2.807 2.694 2.805 2.596 -14,6 10.951 10.145 10.096 10.562 10.751 9.892 -9,7<br />

Landwirtschaft 2.181 2.714 2.502 2.574 2.329 2.425 11,2 10.095 11.357 11.063 11.133 10.668 10.772 6,7<br />

Freie Berufe 10.747 11.162 11.116 10.638 10.911 10.813 0,6 38.377 39.018 38.678 37.537 37.477 37.864 -1,3<br />

Hauswirtschaft 774 750 690 752 629 569 -26,5 2.685 3.006 2.896 2.942 2.662 2.494 -7,1<br />

Seeschifffahrt - - - - - - / 280 328 294 268 224 232 -17,1<br />

Unbesetzte Berufsausbildungsstellen¹<br />

2.716 2.978 3.412 2.263 2.785 4.393 61,7 11.786 15.953 16.664 14.496 15.833 24.385 106,9<br />

Gesamtangebot 113.906 135.010 135.314 123.768 125.095 130.946 15,0 445.948 516.740 519.105 479.809 484.130 510.030 14,4<br />

96.496 103.847 101.272 88.495 100.278 105.854 9,7 371.161 393.866 401.850 358.829 394.650 424.903 14,5<br />

9.135 8.096 4.447 4.065 3.253 3.750 -58,9 29.334 23.077 10.124 11.254 8.489 8.446 -71,2<br />

Gesamtnachfrage³ 120.325 140.128 136.349 124.441 125.563 130.303 8,3 463.496 523.864 512.565 472.212 476.786 494.091 6,6<br />

Gemeldete Berufsausbildungsstellen<br />

Noch unversorgte/nicht<br />

vermittelte Bewerber²<br />

Gemeldete Bewerber für<br />

Berufsausbildungsstellen<br />

Angebots-Nachfrage-<br />

Relation in %<br />

146.206 154.552 141.630 132.734 136.944 131.323 -10,2 538.075 547.362 482.113 432.139 457.089 448.104 -16,7<br />

94,7 96,3 99,2 99,5 99,6 100,5 / 96,2 98,6 101,3 101,6 101,5 103,2 /<br />

¹ nur Ausbildung im dualen System und ohne jene unbesetzten Ausbildungsstellen, die für die Bundesagentur für Arbeit regional nicht zuzuordnen sind. ² nur Ausbildung im<br />

Dualen System und ohne Bewerber/innen mit Wohnsitz im Ausland. ³ Aus Gründen der Vergleichbarkeit im Rahmen der Zeitreihe nach alter Definition.<br />

Quellen: Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Ausbildungsmarkt - Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge - Zeitreihe 1998 bis 2008, Nürnberg 2009; Bundesinstitut<br />

für Berufsbildung (Hrsg.), Ausbildungsstellenangebot, Ausbildungsstellennachfrage und Angebots-Nachfrage-Relation nach Ländern 2009 und 2010 sowie 2010 und 2011,<br />

Bonn (Stand 09.2011 bzw. 14.12.2011); Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), Unbesetzte Berufsbildungsstellen und noch nicht vermittelte Bewerber und Bewerberinnen differenziert<br />

nach Ländern 2009 bis 2011, Bonn (Stand 14.12.2011) sowie Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Ausbildungsstellenmarkt - Bewerber<br />

und Berufsausbildungsstellen NRW und Westdeutschland August 2011, Düsseldorf 2011; Bundesinstitut für Berufsbildung, Ausbildungsmarkt, Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge<br />

nach Zuständigkeitsbereichen nach Bundesländern, Stand 14.12.2011; Bundesinstitut für Berufsbildung, Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012; eigene<br />

Berechnungen.<br />

- 36 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-17: Übergänge von Ausbildungsstellenbewerber/innen nach Art des Übergangs<br />

2005 bis 2011 – NRW und Deutschland insgesamt<br />

Jahr<br />

Insgesamt<br />

Anfänger im Ausbildungsgeschehen<br />

Duales System<br />

Schulberufssystem<br />

NRW<br />

Übergangssystem<br />

Erwerb HZB<br />

Studium<br />

2005 443.941 104.521 45.341 88.614 124.562 80.903<br />

2006 445.675 108.355 45.358 90.609 126.209 75.144<br />

2007 460.581 120.285 48.313 88.294 126.121 77.568<br />

2008 465.296 122.228 47.964 82.445 127.962 84.697<br />

2009 467.500 112.517 48.651 82.592 132.500 91.240<br />

2010 529.935 116.472 49.952 77.889 187.956 97.666<br />

2011* 497.267 120.572 49.747 71.083 136.379 119.486<br />

Veränderung**<br />

2005-2011<br />

12,0 15,4 9,7 -19,8 9,5 47,7<br />

in %<br />

Bundesgebiet Gesamt<br />

2005 1.977.461 517.342 221.807 417.647 454.423 366.242<br />

2006 1.985.818 531.471 220.092 412.083 466.700 355.472<br />

2007 2.016.419 569.460 219.433 390.552 463.464 373.510<br />

2008 2.051.776 558.502 216.182 362.058 514.434 400.600<br />

2009 2.024.260 509.832 214.109 346.780 525.539 428.000<br />

2010 2.052.620 509.900 219.673 320.013 554.699 448.335<br />

2011* 2.060.004 524.778 217.370 294.294 504.291 519.271<br />

Veränderung**<br />

2005-2011<br />

in %<br />

4,2 1,4 -2,0 -29,5 11,0 41,8<br />

* Vorläufige Ergebnisse; ** Bei den Veränderungen sind die im Rahmen von G8 verdoppelten Abgänger/innenjahrgänge<br />

2010 zu beachten. Quellen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Integrierte Ausbildungsberichterstattung -<br />

Anfänger im Ausbildungsgeschehen in Deutschland und NRW 2005 bis 2009, Wiesbaden 2010; für 2010 und 2011 wurden<br />

die vorläufigen Ergebnisse der gleichnamigen Schnellmeldung von 2012 herangezogen; eigene Berechnungen.<br />

1.2.4 Arbeitslosigkeit<br />

1.2.4.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Arbeitslosenquoten insgesamt<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Das ESF-OP des Landes NRW stellte für den Zeitraum von 2000 bis 2004 eine Zunahme der Arbeitslosigkeit<br />

aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und dem damit<br />

verbundenen Beschäftigungsabbau, der geringen Wachstumsraten der Wirtschaft sowie des<br />

gesunkenen Arbeitsvolumens in NRW fest. Die Zahl der Arbeitslosen stieg in diesem Zeitraum um<br />

15,2% auf 898.807 Personen. Dieser Anstieg wurde teilweise auf die Einführung des SGB II zum<br />

01.01.2005 und der damit verbundenen statistischen Offenlegung von Arbeitslosigkeit aus den beiden<br />

System der Arbeitslosen- und Sozialhilfe zurückgeführt.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Arbeitslosigkeit ist in den Jahren 2005 bis 2008 kontinuierlich zurückgegangen: Die Zahl der<br />

Arbeitslosen in NRW ging dabei spürbar von 1.057.649 Personen auf 757.200 um 28,4% zurück.<br />

Während es zwischen 2008 und 2009 zu einem Anstieg (um 5,7%) kam, ist seit 2009 die Arbeits-<br />

- 37 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

losigkeit wieder rückläufig, und zwar um 9,0% zwischen 2009 und 2011. Insgesamt waren 2011<br />

jahresdurchschnittlich 728.637 Personen in NRW arbeitslos.<br />

Übersicht 1-18: Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2005 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet West<br />

und Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in %<br />

NRW<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt 1.057.649 1.012.773 851.725 757.200 800.306 779.456 728.637 -31,1<br />

Männer 581.847 539.572 436.025 389.426 438.153 424.973 389.307 -33,1<br />

Frauen 475.672 473.189 415.686 367.772 362.152 354.483 339.330 -28,7<br />

Deutsche 833.690 801.469 673.300 593.833 631.390 616.982 574.359 -31,1<br />

Nicht-Deutsche 202.418 199.208 175.631 161.488 167.083 161.148 153.099 -24,4<br />

Schwerbehinderte k.A. 46.840 42.879 40.515 41.286 44.107 46.103 -1,6*<br />

Rechtskreis SGB II 642.691 677.836 609.550 562.210 557.071 556.978 542.452 -15,6<br />

Rechtskreis SGB III 414.958 334.936 242.175 194.990 243.235 222.478 186.185 -55,1<br />

15 bis U20 22.023 22.088 16.685 14.756 15.052 13.170 11.853 -46,2<br />

15 bis U25 117.922 108.258 82.989 73.077 84.913 77.437 69.005 -41,5<br />

50 bis U65 258.995 256.209 214.216 188.264 198.953 207.956 207.977 -19,7<br />

Bundesgebiet West<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt 3.246.755 3.007.158 2.475.236 2.138.521 2.313.879 2.227.091 2.026.087 -37,6<br />

Männer 1.746.968 1.567.063 1.240.643 1.085.799 1.262.067 1.204.973 1.070.549 -38,7<br />

Frauen 1.499.568 1.440.060 1.234.551 1.052.713 1.051.810 1.022.118 955.539 -36,3<br />

Deutsche 2.573.228 2.416.764 1.995.859 1.712.338 1.860.324 1.794.477 1.624.908 -36,9<br />

Nicht-Deutsche 582.519 556.635 474.277 421.932,0 448.295 428.618 398.234 -31,6<br />

Schwerbehinderte 134.515 135.752 127.902 118.662 122.007 129.226 133.161 -1,0<br />

Rechtskreis SGB II 1.805.209 1.849.151 1.619.586 1.457.366 1.447.171 1.437.813 1.378.808 -23,6<br />

Rechtskreis SGB III 1.441.547 1.158.008 855.648 681.155 866.710 789.276 647.278 -55,1<br />

15 bis U20 85.496 76.325 57.339 45.820 47.130 40.751 35.371 -58,6<br />

15 bis U25 411.706 346.873 259.863 216.054 255.025 223.232 190.625 -53,7<br />

50 bis U65 787.343 758.008 625.978 541.352 591.044 619.096 609.586 -22,6<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt 4.860.909 4.487.305 3.760.076 3.258.453 3.414.531 3.238.421 2.975.823 -38,8<br />

Männer 2.603.003 2.337.511 1.893.285 1.662.822 1.862.683 1.759.672 1.585.914 -39,1<br />

Frauen 2.257.639 2.149.729 1.866.719 1.595.621 1.551.848 1.478.749 1.389.909 -38,4<br />

Deutsche 4.046.676 3.795.399 3.198.123 2.757.897 2.886.310 2.732.201 2.501.870 -38,2<br />

Nicht-Deutsche 672.801 645.150 555.845 495.382 522.026 500.831 470.212 -30,1<br />

Schwerbehinderte 179.990 184.008 178.310 165.990 168.096 175.356 180.307 0,2<br />

Rechtskreis SGB II 2.769.901 2.824.605 2.515.506 2.252.543 2.224.626 2.162.985 2.083.948 -24,8<br />

Rechtskreis SGB III 2.091.008 1.662.700 1.244.570 1.005.910 1.189.905 1.075.436 891.875 -57,3<br />

15 bis U20 124.055 109.158 82.821 66.646 65.476 55.268 47.746 -61,5<br />

15 bis U25 620.132 523.906 402.544 338.524 375.800 325.379 278.886 -55,0<br />

50 bis U65 1.210.675 1.161.273 984.132 858.825 914.376 931.048 923.106 -23,8<br />

* Veränderungsraten für Schwerbehinderte in NRW bezogen auf den Zeitraum 2006 bis 2011. Quellen: Bundesagentur<br />

für Arbeit, Statistik: Arbeitsmarkt in Zahlen, Jahreszahlen, Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf 2011, Nürnberg 2012; Bundesagentur<br />

für Arbeit, Statistik: Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitsmarktstatistik: Arbeitslose nach Rechtskreisen Deutschland<br />

nach Ländern, Jahreszahlen 2011, 2010, 2009, 2008; Statistisches Bundesamt, Genesis Online, Wiesbaden 2012, Datengrundlage<br />

Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen.<br />

Die Entwicklung verlief im Bundesgebiet West und im Bundesgebiet insgesamt analog. Allerdings<br />

war der Rückgang der Arbeitslosigkeit zwischen 2005 und 2008 hier deutlicher als in NRW: Im<br />

Bundesgebiet West nahm die Arbeitslosigkeit um 34,1% und damit um fast sechs Prozentpunkte<br />

mehr als in NRW ab. Im gesamten Bundesgebiet ging die Arbeitslosigkeit um 33,0% zurück. Im<br />

Vergleich zu NRW sind dies 4,6-Prozentpunkte mehr. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr<br />

- 38 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

2009 fiel dagegen in NRW um 2,5 Prozentpunkte geringer aus als im Bundesgebiet West und lag<br />

nur geringfügig über dem Wert des Bundesgebietes insgesamt (-0,9 Prozentpunkte). Seit 2009 fallen<br />

die Rückgänge der Arbeitslosigkeit in NRW rund 3,5% bzw. 4% geringer aus als im Bundesgebiet<br />

West und im gesamten Bundesgebiet.<br />

Die auf alle zivilen Erwerbspersonen bezogene Arbeitslosenquote von 12,0% im Jahr 2005 ging in<br />

NRW entsprechend auf 8,1% bis 2011 zurück. Im Vergleich zu Westdeutschland und dem Bundesgebiet<br />

insgesamt fällt diese im Jahr 2011 um zwei bzw. einen Prozentpunkte höher aus (Bundesgebiet<br />

West: 6,0%; Bundesgebiet insgesamt: 7,1%).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Zwischen 2005 und 2011 konnte die Arbeitslosigkeit in NRW merklich abgebaut werden: Insgesamt<br />

ging die Zahl an Arbeitslosen fast ein Drittel zurück, und die Arbeitslosenquote reduzierte<br />

sich von 12,0% in 2005 auf 8,1% in 2011. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit war jedoch in NRW<br />

weniger stark ausgeprägt als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und im Bundesgebiet<br />

insgesamt.<br />

1.2.4.2 Arbeitslosigkeit nach Personengruppen<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Differenziert man die Arbeitslosigkeit in NRW nach verschiedenen Gruppen von Arbeitslosen, zeigte<br />

die sozioökonomische Analyse des ESF-OP voneinander z.T. sehr abweichende Betroffenheitsgrade.<br />

Im Einzelnen kann für den Zeitraum, auf den sich das ESF-OP des Landes NRW in seiner<br />

Analyse bezieht, folgendes Bild nachgezeichnet werden:<br />

• Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern<br />

Grundsätzlich verweist das ESF-OP des Landes NRW mit Bezug auf einen Anteil von Frauen<br />

an der stillen Reserve in Höhe von 63,7% auf den Umstand, dass die Erwerbspotenziale von<br />

Frauen bis 2005 in nur geringem Maße genutzt wurden. Stellen sie ihre Arbeitskraft auf dem<br />

Arbeitsmarkt zur Verfügung, geschieht dies deutlich häufiger als bei Männern in geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen sowie in Teilzeitbeschäftigung. Im Vergleich zu Männern waren<br />

allerdings Frauen gleichzeitig weniger vom zwischen 2000 und 2005 dargestellten Arbeitsplatzabbau<br />

betroffen: So stieg die Zahl arbeitsloser Männer im Betrachtungszeitraum mit<br />

21,7% deutlich stärker als die der Frauen (+ 7,6%). Analog hierzu lag die Arbeitslosenquote<br />

von Frauen mit 12,7% unterhalb der männerspezifischen Arbeitslosenquote (13,7%). Überdurchschnittlich<br />

häufig arbeitslos waren unter den Frauen u.a. solche mit hohem allgemeinbildenden<br />

Abschluss, aber ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Arbeitsmarktprobleme waren<br />

darüber hinaus besonders häufig für Berufsrückkehrerinnen festzustellen. Gleichzeitig waren<br />

bis 2005 Frauen jedoch vergleichsweise seltener von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.<br />

• Arbeitslosigkeit von Jüngeren unter 25 Jahren<br />

Der Anteil der jungen Menschen unter 25 Jahren an den Arbeitslosen lag zwischen 2000 und<br />

2004 weitgehend konstant bei rd. 9,0%, um in 2005 auf 11,9% anzusteigen. Jugendarbeitslosigkeit<br />

war gleichzeitig in NRW stärker ausgeprägt als im Schnitt der westdeutschen Bundesländer.<br />

So lag beispielsweise die Arbeitslosenquote der Jugendlichen unter 20 Jahren in NRW<br />

(7,4%) über dem Vergleichswert für die westdeutschen Bundesländer (6,3%). Darüber hinaus<br />

stellt das ESF-OP des Landes NRW fest, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit von Jugendli-<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

chen in NRW im Vergleich zu Westdeutschland höher ausfällt: So waren in NRW im September<br />

2007 22,1% der unter 25-Jährigen länger als sechs Monate arbeitslos (Bundesgebiet<br />

West: 18,3%).<br />

• Arbeitslosigkeit von Älteren<br />

Die Arbeitslosigkeit von Älteren (50 bis 65 Jahre) hat zwischen 2000 und 2004 in NRW an Bedeutung<br />

verloren. Demnach sank der Anteil der älteren Arbeitslosen an allen Arbeitslosen von<br />

33,9% im Jahr 2000 auf 24,7% im Jahr 2004. Zurückzuführen ist die Abnahme der Zahl älterer<br />

Arbeitsloser v.a. auf die Regelungen des § 428 SGB III, die v.a. für die 55- bis 60-Jährigen als<br />

Möglichkeit für einen vorzeitigen Übergang in den Ruhestand genutzt wurden.<br />

• Arbeitslosigkeit von Menschen mit Schwerbehinderung<br />

Die Zahl arbeitsloser Menschen mit Schwerbehinderung nahm zwischen 2000 und 2004 in<br />

NRW um 9,0% (Bundesgebiet West: - 7,1%) ab. Der Anteil der Menschen mit Schwerbehinderung<br />

an den Arbeitslosen lag bei rd. 5,0%.<br />

• Arbeitslosigkeit von Spätaussiedler/innen<br />

Die Zahl arbeitsloser Spätaussiedler/innen ging in NRW in den letzten Jahren fortlaufend zurück,<br />

was u.a. auf sinkende Zuzugszahlen zurückzuführen ist. Zwischen 2000 und 2004 ergab<br />

sich ein Rückgang von 32,7% in NRW bzw. von 30,5% in den westdeutschen Bundesländern.<br />

• Arbeitslosigkeit von Nicht-Deutschen<br />

Die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Nicht-Deutschen nahm in NRW deutlich zu, und<br />

zwar um 12,1% zwischen 2000 und 2004. Der Anteil an allen Arbeitslosen betrug im Jahr 2004<br />

rd. 18,0%, die spezifische Arbeitslosenquote von Nicht-Deutschen lag im selben Jahr bei<br />

23,0%. Die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit ist für diese Gruppe damit zum einen größer als<br />

für Arbeitslose mit deutscher Staatsbürgerschaft. Zum anderen stellt das ESF-OP des Landes<br />

NRW aber auch fest, dass Arbeitslosigkeit von Nicht-Deutschen in NRW stärker ausgeprägt ist<br />

als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit von<br />

Nicht-Deutschen war zwischen 2000 und 2004 dadurch gekennzeichnet, dass zunehmend<br />

auch Nicht-Deutsche mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

waren.<br />

• Arbeitslosigkeit nach Qualifikationsniveau<br />

Der Anteil der Arbeitslosen mit abgeschlossener Berufsausbildung erhöhte sich in NRW zwischen<br />

2000 und 2004 um 4,5 Prozentpunkte und lag im Jahr 2004 bei 55,0%. Von diesen Personen<br />

hatten 80,8% eine betriebliche Ausbildung absolviert, 1,4% mehr als 2000. Auch der<br />

Anteil der arbeitslosen Fachhochschul-/Hochschulabsolventen/innen war seit 2000 angestiegen<br />

und lag im Jahr 2004 bei 10,4% (ebenfalls +1,4 Prozentpunkte). Arbeitslose mit Berufsfach-/Fachschulabschluss<br />

machten 2004 einen Anteil von 8,8% aus (-0,9 Prozentpunkte gegenüber<br />

dem Jahr 2000).<br />

Der Anteil Arbeitsloser ohne abgeschlossene Berufsausbildung ging im Vergleich zu 2000 zurück<br />

und belief sich im Jahr 2004 auf 45,0%. Dieser Rückgang wird im OP v.a. darauf zurückgeführt,<br />

dass Arbeitslose ohne Berufsausbildung häufiger eine geringfügige Beschäftigung<br />

aufnehmen als Arbeitslose mit Berufsabschluss. Auch wird die Inanspruchnahme der Regelung<br />

des § 428 SGB III durch ältere Arbeitslose, die keine Berufsausbildung aufweisen als<br />

mögliche Ursache dafür genannt, dass der Anteil der Arbeitslosen ohne Berufsausbildung seit<br />

2000 rückläufig war.<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Im Vergleich mit dem Bundesgebiet West zeigte sich 2004, dass Personen ohne Berufsausbildung<br />

in NRW ein deutlich höheres Arbeitslosigkeitsrisiko aufweisen.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Fortschreibung der Daten zur Arbeitslosigkeit zeigt, differenziert nach den unterschiedlichen<br />

Personengruppen, folgende Entwicklungen (vgl. hierzu auch die Übersichten 1-18 und 1-19):<br />

• Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern<br />

Der bis 2005 dargestellte überdurchschnittliche Rückgang der Arbeitslosigkeit von Frauen<br />

setzte sich in den Folgejahren weiter fort: So ging die Arbeitslosenquote von Frauen bis 2011<br />

um 3,7 Prozentpunkte gegenüber 2005 auf 8,1% zurück. Die Arbeitslosenquote von Männern<br />

reduzierte sich im selben Zeitraum etwas stärker, und zwar um 4,0 Prozentpunkte und lag<br />

2011 ebenfalls bei 8,1%.<br />

Insgesamt nahm die Zahl arbeitsloser Frauen zwischen 2005 und 2011 stark ab, und zwar um<br />

28,7%. Noch deutlicher fiel der Rückgang im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer<br />

(- 36,3%) bzw. des Bundesgebiets insgesamt (- 38,4%) aus.<br />

• Arbeitslosigkeit von Jüngeren unter 25 Jahren<br />

Die Arbeitslosigkeit bei Jüngeren unter 25 Jahren nahm ebenfalls ab. Waren im Jahr 2005<br />

noch 177.922 Jugendliche im Alter von 15 bis unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet, reduzierte<br />

sich der Bestand bis 2011 auf 69.005 um 41,5%. Im Vergleich zum Bundesgebiet West und<br />

zum Bundesgebiet insgesamt zeigte NRW jedoch einen unterdurchschnittlichen Rückgang der<br />

Jugendarbeitslosigkeit: So verringerte sich die Jugendarbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum in<br />

den westdeutschen Bundesländern um 53,7% und im Bundesgebiet insgesamt um 55,0%. Der<br />

Anteil von Jugendlichen an allen Arbeitslosen belief sich in NRW im Jahr 2011 auf 9,5% und<br />

lag damit um 1,6 Prozentpunkte niedriger als 2005. Der Rückgang fiel im Vergleich hierzu im<br />

Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und des Bundesgebiets insgesamt mit einem<br />

Rückgang um 3,3 bzw. 3,4 Prozentpunkte deutlicher aus.<br />

• Arbeitslosigkeit von Älteren<br />

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer ist im Beobachtungszeitraum insgesamt rückläufig.<br />

So nahm die Zahl der Arbeitslosen in der Kohorte der 50- bis 65-Jährigen zwischen 2005 und<br />

2011 um 19,7% ab und umfasste in NRW im Jahr 2011 207.977 Personen. Während die Arbeitslosigkeit<br />

Älterer zwischen 2005 und 2008 in vergleichbarer Höhe zurückging wie die Arbeitslosigkeit<br />

insgesamt (-27,3% bzw. -28,4%) hat sich die Situation für Ältere seither nicht<br />

entsprechend entspannt: Die Arbeitslosigkeit Älterer erhöhte sich seit 2008 um 10,5%, während<br />

die Arbeitslosigkeit insgesamt seit 2009 um 9% zurückging. Im Bundesgebiet West sowie<br />

im Bundesgebiet insgesamt sind vergleichbare Entwicklungen zu beobachten, jedoch ist die<br />

Arbeitslosigkeit Älterer seit 2010 wieder leicht rückläufig (- 1,5% im Bundesgebiet West und<br />

- 0,9% im Bundesgebiet). Der Anteil der Älteren an allen Arbeitslosen in NRW stieg zwischen<br />

2005 und 2011 um 4,1 Prozentpunkte und lag zuletzt bei 28,5%. Im Vergleich zum Bundesgebiet<br />

West (+ 5,8 Prozentpunkte auf 30,1%) und zum Bundesgebiet insgesamt (+ 6,1 Prozentpunkte<br />

auf 31,0%) fällt dieser Zuwachs in NRW jedoch verhaltener aus.<br />

• Arbeitslosigkeit von Menschen mit Schwerbehinderungen<br />

Der Anteil von Personen mit Schwerbehinderung an allen Arbeitslosen war zwischen 2006 und<br />

2011 von einem Anstieg um 1,7 Prozentpunkte geprägt. Insgesamt waren in NRW im Jahr<br />

2011 6,3% aller Arbeitslosen schwerbehindert. Im Bundesgebiet West lag der Anteil der Men-<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

schen mit Schwerbehinderung an allen Arbeitslosen 2011 etwas höher (6,6%) und im Bundesgebiet<br />

insgesamt geringfügig niedriger (6,1%). Die Entwicklung der Anzahl arbeitsloser Menschen<br />

mit Schwerbehinderung ist in NRW, im Bundesgebiet West sowie im Bundesgebiet insgesamt<br />

durch Rückgänge bis 2008 gekennzeichnet. Seitdem steigt die Anzahl wieder an,<br />

bleibt aber 2011 unter dem Niveau von 2006, so dass sich insgesamt in der Zeitspanne von<br />

2006 bis 2011 Rückgänge um 1,6% (NRW) bzw. 0,7% (Bundesgebiet West) und 0,8% (Bundesgebiet<br />

insgesamt) ergeben. Dabei war sowohl der Rückgang als auch die Zunahme der<br />

Arbeitslosigkeit von Menschen mit Schwerbehinderung in NRW stärker ausgeprägt als in den<br />

beiden Vergleichsgebieten (vgl. zur Situation von Menschen mit Schwerbehinderungen am Arbeitsmarkt<br />

insbesondere Kapitel 1.2.5.3).<br />

• Arbeitslosigkeit von Spätaussiedler/innen<br />

Arbeitslosigkeit von Spätaussiedler/innen wird seit dem Jahr 2008 nicht mehr von der Bundesagentur<br />

für Arbeit ausgewiesen, auch weil die Betroffenheit dieser Gruppe im Zeitverlauf<br />

deutlich abgenommen hat und deren statistische Erfassung zunehmend schwieriger wird. Für<br />

das letzte Jahr, zu dem Informationen vorliegen, wurden in NRW 5.936 Spätaussiedler/innen<br />

als Arbeitslose ausgewiesen (2007), was einem Anteil an allen Arbeitslosen von 0,7% entsprach.<br />

Die entsprechenden Anteilswerte im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer<br />

sowie des Bundesgebiets insgesamt hatten ähnliche Größenordnungen.<br />

• Arbeitslosigkeit nach Qualifikationsniveau<br />

Im Jahr 2011 verfügten in NRW 55,2% der Arbeitslosen nicht über eine abgeschlossene berufliche<br />

oder eine akademische Ausbildung. Demgegenüber hatten 41,6% der Arbeitslosen in<br />

NRW eine abgeschlossene Ausbildung. 24 89,7% dieser ausgebildeten Arbeitslosen verfügen<br />

dabei über einen beruflichen Ausbildungsabschluss, 10,3% über eine akademischer Ausbildung.<br />

Diese anhand der Statistik der BA errechneten Anteilswerte zeigen ein anderes Bild von<br />

der Qualifikationsstruktur der Arbeitslosen in NRW als dies sich zur Zeit der OP-Erstellung<br />

darstellte: Denn der Anteil der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung liegt um<br />

10 Prozentpunkte höher als 2004. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass im ESF-OP des<br />

Landes NRW Werte aus dem Jahr 2004 zugrunde gelegt werden, d.h. aus der Zeit vor der Arbeitsmarktreform<br />

des Jahres 2005. Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe<br />

ergab sich ein (statistischer) Anstieg der Arbeitslosigkeit dadurch, dass „verdeckte Arbeitslosigkeit“<br />

sichtbar wurde. 25 Eine direkte Vergleichbarkeit der Werte ist daher entsprechend<br />

nicht gegeben.<br />

Im Vergleich mit dem Bundesgebiet West zeigt sich in 2011, dass in NRW ein größerer Anteil<br />

der Arbeitslosen nicht über eine Berufsausbildung verfügt: Im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer haben 49,8% der Arbeitslosen keine Ausbildung, der Wert liegt also in NRW um<br />

5,4 Prozentpunkte höher.<br />

• Arbeitslosigkeit von Nicht-Deutschen<br />

Die Arbeitslosigkeit von Nicht-Deutschen ging zwischen 2005 und 2011 entsprechend des allgemeinen<br />

Trends – jedoch auf anhaltend hohem Niveau – zurück. Waren im Jahr 2005 noch<br />

24 Bundesagentur für Arbeit, Statistik, Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitslose nach Rechtskreisen, Deutschland nach Ländern 2011, Nürnberg<br />

2012; eigene Berechnungen. Die Differenz der Summe zu 100% machen 3,2% der Arbeitslosen aus, bei denen Angaben zur<br />

Berufsausbildung nicht vorliegen.<br />

25 Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds. Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S.24<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

202.418 Nicht-Deutsche in NRW arbeitslos gemeldet, so sank diese Zahl bis 2011 um 24,4%<br />

auf 153.099 Arbeitslose. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl Nicht-Deutscher war in NRW weniger<br />

stark ausgeprägt als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und des Bundesgebiets<br />

insgesamt, wo die Abnahme um 7,2 bzw. 5,7 Prozentpunkte höher ausfiel. Der Anteil<br />

der nicht-deutschen Arbeitslosen an allen Arbeitslosen stieg jedoch im Betrachtungszeitraum<br />

um 1,9 Prozentpunkte auf 21,0% und lag damit um 1,3 bzw. rd. fünf Prozentpunkte höher als<br />

die entsprechenden Anteilswerte im Bundesgebiet West bzw. im Bundesgebiet insgesamt.<br />

Übersicht 1-19: Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 2005 bis 2011<br />

in Prozent – NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 2008 2009 2010 2011<br />

NRW<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

Veränderung<br />

2008-2011<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt<br />

12,0 8,5 8,9 8,7 8,1 -3,9 -0,4<br />

Männer 12,1 8,1 9,1 8,8 8,1 -4,0 0,0<br />

Frauen 11,8 8,9 8,7 8,5 8,1 -3,7 -0,8<br />

Deutsche k.A. 7,3 7,7 7,5 7,0 k.A. -0,3<br />

Nicht-Deutsche k.A. 20,1 20,8 20,0 18,9 k.A. -1,2<br />

Rechtskreis SGB II 7,3 6,3 6,2 6,2 6,0 -1,3 -0,3<br />

Rechtskreis SGB III 4,7 2,2 2,7 2,5 2,1 -2,6 -0,1<br />

15 bis U20 k.A. 5,0 5,1 4,6 4,3 k.A. -0,7<br />

15 bis U25 k.A. 7,4 8,5 7,8 7,0 k.A. -0,4<br />

50 bis U 65 k.A. 8,8 9,0 9,0 8,6 k.A. -0,2<br />

Bundesgebiet West<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt<br />

6,4 6,9 6,6 6,0<br />

-0,4<br />

Männer 6,1 7,0 6,7 6,0 -0,1<br />

Frauen 6,8 6,7 6,5 6,0 -0,8<br />

Deutsche 5,6 6,1 5,8 5,3 -0,4<br />

Nicht-Deutsche k.A. 14,8 15,7 14,8 13,7 k.A.<br />

-1,1<br />

Rechtskreis SGB II 4,4 4,3 4,3 4,1 -0,3<br />

Rechtskreis SGB III 2,0 2,6 2,3 1,9 -0,1<br />

15 bis U20 3,7 3,8 3,3 3,0 -0,7<br />

15 bis U25 5,7 6,6 5,8 5,0 -0,7<br />

50 bis U 65 8,4 7,1 7,1 6,8 -1,7<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

11,7 7,8 8,1 7,7 7,1 -4,6 -0,7<br />

Männer 11,7 7,4 8,3 7,9 7,1 -4,6 -0,3<br />

Frauen 11,8 8,2 7,9 7,5 7,0 -4,8 -1,2<br />

Deutsche k.A. 7,1 7,4 7,0 6,4 k.A. -0,7<br />

Nicht-Deutsche k.A. 15,8 16,6 15,7 14,6 k.A. -1,2<br />

Rechtskreis SGB II 6,7 5,4 5,3 5,1 4,9 -1,8 -0,4<br />

Rechtskreis SGB III 5,0 2,4 2,8 2,6 2,1 -2,9 -0,3<br />

15 bis U20 k.A. 4,4 4,3 3,8 3,5 k.A. -0,9<br />

15 bis U25 k.A. 7,0 7,8 6,8 5,9 k.A. -1,1<br />

50 bis U 65 k.A. 8,4 8,6 8,4 8,0 k.A. -0,4<br />

Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitsmarktstatistik: Arbeitslose nach Rechtskreisen,<br />

Deutschland nach Ländern, Jahreszahlen 2007, 2008, 2009, 2010, 2011; Bundesagentur für Arbeit, Statistik: Arbeitsmarkt<br />

in Zahlen, Jahreszahlen, Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf 2011, Nürnberg 2012; eigene Berechnungen.<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Schlussfolgerungen<br />

Grundsätzlich zeigt die Analyse für den Zeitraum zwischen 2005 und 2011, dass von der Entspannung<br />

auf dem Arbeitsmarkt im Grundsatz alle Personengruppen erfasst wurden. Ausnahmen hierfür<br />

bilden die Gruppe der Menschen mit Schwerbehinderung und die Gruppe der Älteren zwischen<br />

50 und 65 Jahren, deren Betroffenheit von Arbeitslosigkeit zuletzt wieder zugenommen hat. Darüber<br />

hinaus zeigt sich, dass von der Entspannung am Arbeitsmarkt die jeweiligen Personengruppen<br />

in unterschiedlichem Maße profitierten. Grundsätzlich fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit<br />

unterschiedlicher Personengruppen des Arbeitsmarkts geringer aus als im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer und im Bundesgebiet insgesamt. Überdurchschnittlich hoch ist nach wie<br />

vor die Arbeitslosigkeit unter Nicht-Deutschen. Gegenüber dem Durchschnitt der Westdeutschen<br />

Bundesländer fällt zudem der hohe Anteil an Arbeitslosen ohne Berufsabschluss auf. Darüber hinaus<br />

bleiben die unterschiedlichen Betroffenheitsgrade für die jeweiligen Personengruppen, wie sie<br />

bereits im ESF-OP des Landes NRW für die Zeit bis 2005 festgestellt wurden, in NRW im Wesentlichen<br />

bestehen, allerdings ging die Arbeitslosigkeit bei Frauen zuletzt nicht mehr in stärkerem<br />

Maße zurück als bei Männern.<br />

1.2.4.3 Langzeitarbeitslosigkeit<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Die Zahl der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Personen nahm im Verlauf der Jahre 2000<br />

bis 2004 in NRW zu. So wurden mit 418.052 Personen in 2004 insgesamt 7,4% (Bundesgebiet<br />

West: + 5,0%) mehr als Langzeitarbeitslose registriert als 2000. Der Anteil an allen Arbeitslosen<br />

belief sich auf 40,3% (Bundesgebiet West: 35,0%).<br />

Überdurchschnittlich häufig sind Ältere von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, wobei Frauen in dieser<br />

Gruppe unterdurchschnittlich vertreten sind. Ältere Langzeitarbeitslose verfügen in NRW häufiger<br />

über eine Berufsausbildung als Arbeitslose in jüngeren Altersgruppen. Gegenüber dem Durchschnitt<br />

der Arbeitslosen spielen gesundheitliche Einschränkungen für Ältere eine größere Rolle.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ging nach 2005 in NRW deutlich zurück und lag zuletzt – im Jahr<br />

2011 – bei 308.563 Personen (vgl. Übersicht 1-20). Allein zwischen 2007 und 2011 sank die Zahl<br />

der Langzeitarbeitslosen in NRW um insgesamt 30,3%, und der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen<br />

Arbeitslosen reduzierte sich im selben Zeitraum ebenfalls von 52,0% auf zuletzt 42,3% (Bundesgebiet<br />

West: 36,0%; Bundesgebiet insgesamt: 35,5%).<br />

Betrachtet man ausschließlich die Langzeitarbeitslosigkeit von Jüngeren unter 25 Jahren (vgl.<br />

Übersicht 1-21), kann festgestellt werden, dass diese deutlich seltener von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

betroffen sind als die Gesamtheit aller Arbeitslosen, wobei Langzeitarbeitslosigkeit von Jugendlichen<br />

bedeutet, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit über sechs Monate (bei über 25-Jährigen und<br />

älter: über zwölf Monate) liegen muss. Insgesamt waren 2011 in NRW 30,7% aller unter 25-<br />

jährigen Arbeitslosen länger als sechs Monate ohne Beschäftigung. Die Referenzwerte für das<br />

Bundesgebiet West (23,5%) und für das Bundesgebiet insgesamt (24,1%) fallen demgegenüber<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

deutlich niedriger aus. 26 Langzeitarbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist damit in NRW ein wesentlich<br />

größeres Problem als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer.<br />

Übersicht 1-20: Langzeitarbeitslosigkeit 1) nach Rechtskreisen 2007 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet<br />

West und Bundesgebiet insgesamt<br />

2007 2008 2009 2010 2011<br />

Veränderung<br />

2007-2010 in %<br />

NRW<br />

Arbeitslose insgesamt 851.725 757.200 800.306 779.456 728.637 -14,5<br />

Langzeitarbeitslose (LZA) 442.883 356.101 317.299 322.989 308.563 -30,3<br />

davon SGB III 64.124 29.857 25.042 30.688 29.399 -54,2<br />

davon SGB II 378.759 326.244 292.257 292.300 279.164 -26,3<br />

Anteil LZA an allen Arbeitslosen<br />

in %<br />

52,0 47,0 39,7 41,4 42,3 -9,7<br />

Bundesgebiet West<br />

Arbeitslose insgesamt 2.475.234 2.138.521 2.313.877 2.227.090 2.026.087 -18,1<br />

Langzeitarbeitslose 1.134.762 866.630 760.596 775.552 729.158 -35,7<br />

davon SGB III 205.290 91.639 80.417 102.628 96.322 -53,1<br />

davon SGB II 929.472 774.992 680.179 672.925 632.836 -31,9<br />

Anteil LZA an allen Arbeitslosen<br />

in %<br />

45,9 40,5 32,9 34,8 36,0 -9,9<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Arbeitslose insgesamt 3.760.076 3.258.453 3.414.531 3.238.421 2.975.836 -20,9<br />

Langzeitarbeitslose 1.722.376 1.327.455 1.136.964 1.130.446 1.055.353 -38,7<br />

davon SGB III 332.864 168.368 134.531 158.810 145.788 -56,2<br />

davon SGB II 1.389.512 1.159.087 1.002.433 971.636 909.565 -34,5<br />

Anteil LZA an allen Arbeitslosen<br />

in %<br />

45,8 40,7 33,3 34,9 35,5 -10,3<br />

1) Nach §18 Abs. 1 SGB III werde Langzeitarbeitslose als Arbeitslose definiert, die ein Jahr und länger arbeitslos sind.<br />

Jugendliche im Alter von 15 bis unter 25 Jahren, die über sechs Monate arbeitslos sind (vgl. Übersicht 1-21), sind hier<br />

also nicht enthalten. Angaben beinhalten Daten der zkT und beziehen sich auf die Summe aus SGB III und SGB II. Quelle:<br />

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Bestand an Arbeitslosen nach der Dauer der<br />

Arbeitslosigkeit, ausgewählten Altersgruppen und Rechtskreis, Nürnberg, Februar 2013, Sonderauswertung; eigene Berechnungen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Langzeitarbeitslosigkeit konnte seit 2007 in NRW zwar deutlich abgebaut werden, allerdings bleibt<br />

der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen überdurchschnittlich hoch und steigt seit<br />

2009 wieder an. Während die wirtschaftliche Belebung der letzten Jahre also v.a. den „Kurzzeitarbeitslosen“<br />

zugutekommt, konnten Langzeitarbeitslose – insbesondere im Rechtskreis SGB II –<br />

hiervon kaum profitieren. In 2011 waren in NRW 42,3% aller arbeitslos gemeldeten Personen im<br />

SGB II und SGB III bereits länger als ein Jahr ohne Beschäftigung. Der Anteilswert Langzeitarbeitsloser<br />

lag in NRW um rd. sechs bis sieben Prozentpunkte höher als im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer und des Bundesgebiets insgesamt. Ähnliche Aussagen lassen sich für<br />

die Langzeitarbeitslosigkeit unter Jugendlichen treffen, wobei hier als langzeitarbeitslos gilt, wer<br />

länger als sechs Monate arbeitslos ist: Die Langzeitarbeitslosigkeit von Jugendlichen ist zwar deutlich<br />

seltener als bei Arbeitslosen, die 25 Jahre und älter sind, jedoch waren in NRW zuletzt rd. 30%<br />

der unter 25-Jährigen langzeitarbeitslos und damit deutlich mehr als im westdeutschen Durchschnitt<br />

sowie im Bundesgebiet insgesamt mit Anteilen von rd. 24%.<br />

26 Bundesagentur für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf – Deutschland, Länder, Nürnberg 2011; Bundesagentur<br />

für Arbeit – Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarktstatistik: Arbeitslose nach ausgewählten Personengruppen sowie Arbeitslosenquote – Jahresdurchschnitt,<br />

Nürnberg 2011 (Stand 27.07.2011); eigene Berechnungen.<br />

- 45 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-21: Langzeitarbeitslosigkeit von Jugendlichen unter 25 Jahren 2007 bis 2011 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt<br />

Arbeitslose im Alter von 15<br />

bis unter 25 Jahren<br />

2007 2008 2009 2010 2011<br />

NRW<br />

Veränderung<br />

2007-2011 in<br />

%<br />

82.989 73.077 84.913 77.437 69.005 -16,9<br />

dar. Langzeitarbeitslos 1) 28.780 22.005 24.606 24.147 21.185 -26,4<br />

Anteil in % 34,7 30,1 29,0 31,2 30,7 -4,0<br />

Arbeitslose im Alter von 15<br />

bis unter 25 Jahren<br />

Bundesgebiet West<br />

259.863 216.055 255.026 223.232 190.624 -26,6<br />

dar. langzeitarbeitslos 1) 76.701 54.033 58.513 55.020 44.858 -41,5<br />

Anteil in % 29,5 25,0 22,9 24,7 23,5 -6,0<br />

Arbeitslose im Alter von 15<br />

bis unter 25 Jahren<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

402.544 338.525 375.801 325.378 278.886 -30,7<br />

dar. langzeitarbeitslos 1) 122.250 88.086 89.923 81.103 67.315 -44,9<br />

Anteil in % 30,4 26,0 23,9 24,9 24,1 -6,3<br />

Angaben beinhalten Daten der zkT und beziehen sich auf die Summe aus SGB III und SGB II. 1) Jugendliche im Alter<br />

von 15 bis unter 25 Jahren, die über sechs Monate arbeitslos sind. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.),<br />

Arbeitsmarkt in Zahlen, Bestand an Arbeitslosen nach der Dauer der Arbeitslosigkeit, ausgewählten Altersgruppen und<br />

Rechtskreis, Nürnberg, Februar 2013, Sonderauswertung; eigene Berechnungen.<br />

1.2.5 Soziale Eingliederung<br />

1.2.5.1 Armutsquote und Entwicklung im Bereich des SGB II<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Als Indikatoren für die Entwicklung der Armutsquote wird in der sozioökonomischen Analyse des<br />

ESF-OP des Landes NRW auf die Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften im SGB II zurückgegriffen.<br />

Hierbei zeigte sich für NRW im März 2006 eine Anzahl an Bedarfsgemeinschaften von<br />

901.033 mit insgesamt rund 1,7 Mio. Hilfebedürftigen. Hilfebedürftigkeit in NRW war im Vergleich<br />

zu Westdeutschland dabei stärker ausgeprägt: Denn der Anteil der Hilfebedürftigen an der Bevölkerung<br />

in NRW lag mit einem Wert von 9,4% im Vergleich zum Bundesgebiet West (7,3%.)<br />

deutlich höher. Von zunehmender Bedeutung war in NRW darüber hinaus der Anstieg der Zahl<br />

von hilfebedürftigen jungen Menschen sowie alleinerziehenden Hilfebedürftigen, der im Vergleich<br />

zum Bundesgebiet West überdurchschnittlich stark ausgeprägt war. Die überdurchschnittlich hohen<br />

Zuwachsraten in der Zahl alleinerziehender Hilfebedürftiger wurde im ESF-OP des Landes<br />

NRW u.a. auf die fehlenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung zurückgeführt. Ferner fiel auf, dass<br />

die Struktur von Bedarfsgemeinschaften in NRW von einem vergleichsweise hohen Kinderanteil<br />

geprägt ist: So lebten im März 2006 in mehr als 30% der Bedarfsgemeinschaften Kinder unter 15<br />

Jahren. Bezieht man zusätzlich Jugendliche unter 25 Jahren ein, so sind 42% der Personen in Bedarfsgemeinschaften<br />

Kinder und Jugendliche. Insgesamt machten Kinder und Jugendliche im<br />

ALG II-Bezug rd. 15% der Bevölkerung im gleichen Alter aus. Damit sind Kinder und Jugendliche<br />

in NRW auch im Vergleich zum Bundesgebiet West in besonderer Weise von Armut betroffen.<br />

Aber auch Erwerbstätige in geringfügiger Beschäftigung, Teilzeitarbeit sowie in Arbeitsverhältnissen<br />

mit Befristung und/oder geringen Stundenlöhnen sind zunehmend auf ergänzende Hilfen zum<br />

Lebensunterhalt angewiesen. Das Armutsrisiko – so stellte das ESF-OP fest – war entsprechend<br />

- 46 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

in Haushalten mit niedrigen Einkommensniveaus besonders stark ausgeprägt. Laut Sozialbericht<br />

NRW des Jahres 2004 waren 33,7% der als „arm“ eingestuften Personen erwerbstätig. 27 Die dem<br />

ESF-OP zugrunde liegenden Analysen zeigten ferner, dass von einem steigenden Armutsrisiko mit<br />

sinkender formaler Qualifikation auszugehen ist: So verfügten 2004 insgesamt 42,6% der Personen,<br />

die sich unterhalb der relativen Armutsschwelle befanden, über keinen beruflichen Abschluss.<br />

Im Vergleich dazu lag dieser Wert bei der „nicht armen“ Bevölkerung bei 16,7%.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften hat sich insgesamt in NRW zwischen 2005 bis 2011 kaum<br />

verändert, wobei jedoch innerhalb der einzelnen Jahre nicht unerhebliche Schwankungen festzustellen<br />

waren: Nach einem leichten Anstieg zwischen 2005 und 2007 um 1,4% ging die Zahl der<br />

Bedarfsgemeinschaft zunächst wieder zurück – und zwar um 2,8% bis 2008 – um danach allerdings<br />

wieder deutlich zu steigen (vgl. Übersicht 1-22). Der Anstieg zwischen 2008 und 2010 um rd.<br />

4% ist dabei mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen.<br />

Am aktuellen Rand ist demgegenüber wieder eine Entspannung festzustellen. Bis<br />

Ende 2011 ging die Zahl der Bedarfsgemeinschaft um 2,3% zurück und liegt annähernd auf dem<br />

Niveau von 2005.<br />

Deutlich günstigere Entwicklungen lassen sich für das Bundesgebiet West und das Bundesgebiet<br />

insgesamt verzeichnen: Während in Westdeutschland die Zahl der Bedarfsgemeinschaften zwischen<br />

2005 und 2011 um 5,3% abnahm, war der Rückgang im Bundesgebiet insgesamt mit -7,9%<br />

noch deutlicher ausgeprägt.<br />

Nach wie vor zeigt sich für NRW eine überdurchschnittliche Bedeutung des SGB II-Hilfebezugs in<br />

der Bevölkerung: Während in NRW der Anteil der Hilfebedürftigen an der Bevölkerung in 2011 bei<br />

9,0% liegt, lassen sich für Westdeutschland Anteilswerte in Höhe von 6,6% und für das Bundesgebiet<br />

insgesamt von 7,8% ermitteln.<br />

Die Struktur der Bedarfsgemeinschaften hat sich im Verlauf der Jahre nach 2005 nicht wesentlich<br />

verändert. So zeigt sich für NRW ein Anteil von Bedarfsgemeinschaften mit Kindern unter 15 Jahren<br />

von 31,5% in 2011, was eine Steigerung um einen Prozentpunkt gegenüber dem Jahr 2005<br />

bedeutet. Im Vergleich zum Bundesgebiet insgesamt (29,5%) fällt in NRW der Anteil der Bedarfsgemeinschaften<br />

mit Kindern unter 15 Jahren an allen Bedarfsgemeinschaften ebenfalls überdurchschnittlich<br />

aus.<br />

Der Anteil von Jugendlichen unter 25 Jahren an den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von<br />

19,2% liegt in NRW 2011 höher als die Vergleichswerte für das Bundesgebiet West (18,5%) und<br />

das Bundesgebiet insgesamt (17,4%). Seit 2005 streut der Anteil der unter 25-Jährigen an allen<br />

erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in NRW relativ konstant bei knapp einem Fünftel. Auch der<br />

im Zeitverlauf vergleichsweise konstant bei rd. 13% liegende Anteil von Alleinerziehenden deutet<br />

auf zunehmende Verfestigungstendenzen in der Struktur der SGB II-Hilfebeziehenden hin.<br />

27<br />

Vgl. Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Sozialbericht NRW 2004.<br />

Armuts- und Reichtumsbericht, Düsseldorf 2004, S. 213<br />

- 47 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-22: Bedarfsgemeinschaften und Leistungsempfangende 2005 bis 2011 – NRW,<br />

Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 2007 2008 2009 2010 2011 Veränderung<br />

NRW<br />

2005-2011<br />

in %<br />

Anzahl der Bedarfsgemeinschaften 821.568 833.315 810.264 817.176 842.474 822.862 0,2<br />

darunter: Bedarfsgemeinschaften<br />

mit Kindern unter 15 Jahren<br />

250.657 281.438 272.003 262.444 267.639 259.610 3,6<br />

Anteil BG mit Kindern U15 30,5 33,8 33,6 32,1 31,8 31,5 1,0<br />

Personen in Bedarfsgemeinschaften 1.538.918 1.690.942 1.639.714 1.619.639 1.659.545 1.607.420 4,5<br />

darunter Männer 781.176 835.881 801.679 795.618 820.361 791.068 1,3<br />

darunter Frauen 757.742 855.060 838.035 824.021 839.184 816.352 7,7<br />

Erwerbsfähige Leistungsberechtigte 1.107.712 1.199.905 1.160.749 1.156.642 1.185.344 1.145.254 3,4<br />

darunter Männer 561.142 584.346 556.459 558.648 577.706 554.843 -1,1<br />

darunter Frauen 546.568 615.558 604.290 597.994 607.639 590.411 8,0<br />

darunter unter 25-Jährige 220.321 239.321 229.379 228.281 231.476 220.080 -0,1<br />

darunter Alleinerziehende k.A. 154.324 153.538 150.862 151.909 151.493 -1,8*<br />

Nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte 431.206 491.037 478.965 462.998 474.200 462.166 7,2<br />

darunter Männer 220.033 251.534 245.220 236.970 242.655 236.224 7,4<br />

darunter Frauen 211.174 239.503 233.745 226.027 231.545 225.942 7,0<br />

darunter unter 15-Jährige 418.017 473.535 460.023 442.168 452.442 439.115 5,0<br />

darunter ab 15-Jährige 12.930 17.502 18.942 20.830 21.758 23.051 78,3<br />

Bundesgebiet West<br />

Anzahl der Bedarfsgemeinschaften 2.387.712 2.395.128 2.301.709 2.318.411 2.364.833 2.261.841 -5,3<br />

darunter: Bedarfsgemeinschaften<br />

mit Kindern unter 15 Jahren<br />

732.011 812.167 777.924 748.863 750.242 711.397 -2,8<br />

Anteil BG mit Kindern U15 30,7 33,9 33,8 32,3 31,7 31,5 0,8<br />

Personen in Bedarfsgemeinschaften 4.441.163 4.796.683 4.593.778 4.525.896 4.574.030 4.332.125 -2,5<br />

darunter Männer 2.249.257 2.362.166 2.236.303 2.215.893 2.250.701 2.118.388 -5,8<br />

darunter Frauen 2.191.906 2.434.486 2.357.469 2.310.003 2.323.329 2.213.737 1,0<br />

Erwerbsfähige Leistungsberechtigte 3.186.115 3.394.638 3.241.229 3.224.817 3.265.763 3.086.243 -3,1<br />

darunter Männer 1.607.570 1.643.010 1.542.650 1.548.877 1.580.425 1.480.216 -7,9<br />

darunter Frauen 1.578.531 1.751.600 1.698.574 1.675.940 1.685.338 1.606.027 1,7<br />

darunter unter 25-Jährige 639.020 664.475 627.337 619.747 616.201 570.366 -10,7<br />

darunter Alleinerziehende k.A. 464.422 460.054 449.201 446.072 436.170 -6,1*<br />

Nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte 1.255.048 1.402.045 1.352.550 1.301.079 1.308.267 1.245.882 -0,7<br />

darunter Männer 641.672 719.228 693.727 667.031 670.278 638.172 -0,5<br />

darunter Frauen 613.375 682.813 658.821 634.048 637.989 607.710 -0,9<br />

darunter unter 15-Jährige 1.213.818 1.352.237 1.300.606 1.245.313 1.250.961 1.186.876 -2,2<br />

darunter ab 15-Jährige 40.428 49.807 51.943 55.766 57.306 59.006 46,0<br />

Bundesgebiet<br />

Anzahl der Bedarfsgemeinschaften 3.717.108 3.726.104 3.577.717 3.559.836 3.583.624 3.422.691 -7,9<br />

darunter: Bedarfsgemeinschaften<br />

mit Kindern unter 15 Jahren<br />

1.059.195 1.168.187 1.119.695 1.070.267 1.064.330 1.011.049 -4,5<br />

Anteil BG mit Kindern U15 28,5 31,4 31,3 30,1 29,7 29,5 1,0<br />

Personen in Bedarfsgemeinschaften 6.756.097 7.241.250 6.908.991 6.726.800 6.712.953 6.353.482 -6,0<br />

darunter Männer 3.453.306 3.608.423 3.408.490 3.335.127 3.342.145 3.145.554 -8,9<br />

darunter Frauen 3.302.791 3.632.786 3.500.489 3.391.672 3.370.808 3.207.929 -2,9<br />

Erwerbsfähige Leistungsberechtigte 4.981.748 5.277.556 5.011.438 4.909.085 4.894.219 4.615.057 -7,4<br />

darunter Männer 2.545.200 2.600.752 2.434.591 2.403.051 2.410.249 2.254.953 -11,4<br />

darunter Frauen 2.436.525 2.676.769 2.576.841 2.506.034 2.483.970 2.360.105 -3,1<br />

darunter unter 25-Jährige 1.030.639 1.037.033 956.289 913.330 883.162 804.776 -21,9<br />

darunter Alleinerziehende k.A. 665.863 656.659 637.178 630.932 617.604 -7,2*<br />

Nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte 1.774.349 1.963.694 1.897.553 1.817.715 1.818.734 1.738.425 -2,0<br />

darunter Männer 908.077 1.007.732 973.938 932.099 931.898 890.600 -1,9<br />

darunter Frauen 866.268 955.956 923.608 885.614 886.836 847.825 -2,1<br />

darunter unter 15-Jährige 1.713.100 1.894.540 1.825.995 1.741.882 1.741.363 1.658.728 -3,2<br />

darunter ab 15-Jährige 60.088 69.152 71.552 75.832 77.371 79.698 32,6<br />

* Veränderung 2007-2011; Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistik der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach<br />

SGB II, Zeitreihe zu Strukturwerten SGB II nach Ländern, Berichtsmonat Juni 2012, Nürnberg; eigene Berechnungen.<br />

- 48 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-23: Armutsgefährdungsquote 1) nach Personengruppen 2005 bis 2010 – NRW,<br />

Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Veränderung<br />

2005-2010<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Insgesamt 14,6 14,0 14,5 14,6 14,9 14,7 0,1<br />

Männlich 14,3 13,8 14,1 14,2 14,4 14,1 -0,2<br />

Weiblich 14,9 14,2 14,8 15,0 15,3 15,2 0,3<br />

Unter 18 20,6 19,8 19,9 20,1 20,6 19,9 -0,7<br />

nach Haushaltstyp<br />

Eine erwachsene Person mit Kindern 38,6 35,8 40,0 39,5 40,5 38,8 0,2<br />

Zwei Erwachsene und ein Kind 11,3 10,5 11,4 9,8 10,1 10,5 -0,8<br />

Zwei Erwachsene und zwei Kinder 12,9 13,5 11,7 12,2 12,3 12,8 -0,1<br />

Zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder 30,3 27,1 27,5 29,6 28,2 25,9 -4,4<br />

nach Erwerbsstatus<br />

Erwerbstätige 6,8 6,9 7,1 7,0 7,0 7,1 0,3<br />

Erwerbslose 48,4 49,0 52,4 56,0 52,8 51,7 3,3<br />

nach Qualifikationsniveau 2) der Person mit dem höchsten Einkommen im Haushalt (haupteinkommensbeziehende Person)<br />

Niedrig (ISCED 0 bis 2) 31,7 31,7 33,8 34,7 36,1 36,2 4,5<br />

Mittel (ISCED 3 und 4) 12,3 11,3 11,8 12,0 12,6 12,4 0,1<br />

Hoch (ISCED 5 und 6) 4,9 4,7 4,3 4,5 4,3 3,8 -1,1<br />

Bundesgebiet West<br />

Insgesamt 14,8 14,2 14,3 14,5 14,8 14,7 -0,1<br />

Männlich 14,0 13,5 13,6 13,7 14,0 13,9 -0,1<br />

Weiblich 15,5 14,7 15,1 15,3 15,5 15,5 0,0<br />

Unter 18 19,6 18,8 18,7 18,8 19,2 18,8 -0,8<br />

nach Haushaltstyp<br />

Eine erwachsene Person mit Kindern 40,5 38,6 41,2 41,2 41,4 40,5 0,0<br />

Zwei Erwachsene und ein Kind 10,9 10,8 10,3 9,9 9,8 9,7 -1,2<br />

Zwei Erwachsene und zwei Kinder 11,9 11,5 11,1 10,7 11,0 11,0 -0,9<br />

Zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder 27,5 25,5 25,1 26,0 25,8 24,9 -2,6<br />

nach Erwerbsstatus<br />

Erwerbstätige 7,1 7,0 7,2 7,3 7,4 7,4 0,3<br />

Erwerbslose 47,9 48,2 52,0 55,1 51,7 52,3 4,4<br />

nach Qualifikationsniveau 2) der Person mit dem höchsten Einkommen im Haushalt (haupteinkommensbeziehende Person)<br />

Niedrig (ISCED 0 bis 2) 24,7 24,0 25,7 26,8 27,5 28,5 3,8<br />

Mittel (ISCED 3 und 4) 10,0 9,6 10,0 10,3 10,6 10,6 0,6<br />

Hoch (ISCED 5 und 6) 5,5 5,0 4,8 4,9 5,0 4,9 -0,6<br />

Deutschland<br />

Insgesamt 14,7 14,0 14,3 14,4 14,6 14,5 -0,2<br />

Männlich 14,3 13,7 13,8 13,9 14,1 14,0 -0,3<br />

Weiblich 15,1 14,4 14,8 15,0 15,1 15,0 -0,1<br />

Unter 18 19,5 18,6 18,4 18,4 18,7 18,2 -1,3<br />

nach Haushaltstyp<br />

Eine erwachsene Person mit Kindern 19,5 18,6 18,4 18,4 18,7 18,2 -1,3<br />

Zwei Erwachsene und ein Kind 11,6 11,4 10,7 10,4 10,2 9,6 -2,0<br />

Zwei Erwachsene und zwei Kinder 12,0 11,6 11,1 10,5 10,6 10,7 -1,3<br />

Zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder 26,3 24,3 23,8 24,5 24,1 23,2 -3,1<br />

nach Erwerbsstatus<br />

Erwerbstätige 7,3 7,1 7,4 7,4 7,5 7,5 0,2<br />

Erwerbslose 49,6 49,4 53,5 56,0 53,7 54,0 4,4<br />

nach Qualifikationsniveau 2) der Person mit dem höchsten Einkommen im Haushalt (haupteinkommensbeziehende Person)<br />

Niedrig (ISCED 0 bis 2) 32,0 30,5 32,8 34,2 35,1 35,6 3,6<br />

Mittel (ISCED 3 und 4) 13,8 13,2 13,5 13,8 14,1 14,0 0,2<br />

Hoch (ISCED 5 und 6) 5,5 5,0 4,7 4,9 4,8 4,8 -0,7<br />

1)Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten<br />

am Ort der Hauptwohnung. Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet. 2) Das Qualifikationsniveau<br />

wird entsprechend der nationalen Klassifikation des Bildungswesens (ISCED) bestimmt. Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder:<br />

Sozialberichterstattung, Datengrundlage: Mikrozensus. Url: http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de; eigene Berechnungen.<br />

- 49 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Ähnliche Schlussfolgerungen lassen sich auch der Sozialberichterstattung von Bund und Ländern<br />

entnehmen: Demnach weisen v.a. Erwerbslose, Geringqualifizierte, Familien mit Kindern und Personen<br />

mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Armutsrisiko auf, das sich im Zeitverlauf für diese<br />

Gruppen kaum verändert. Insgesamt waren in NRW 51,7% der Erwerbslosen von Armut betroffen,<br />

gefolgt von gering qualifizierten Personen (36,1%). Demgegenüber sind Personen, die über eine<br />

höherwertige Qualifizierung verfügen, mit 3,8% deutlich seltener von Armut betroffen. Weiterhin ist<br />

das Armutsrisiko von Personen mit minderjährigen Kindern ebenfalls überdurchschnittlich hoch: So<br />

waren Personen in sog. „Ein-Eltern-Familien“ mit minderjährigen Kindern zu 38,8% einkommensarm<br />

(vgl. Übersicht 1-23).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Arbeitsmarktbelebung zwischen 2005 und 2008 und dann wieder seit 2010 hat nicht zu einer<br />

substanziellen Reduzierung der Hilfebedürftigkeit in NRW beigetragen. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften<br />

lag 2011 wieder annähernd auf dem Niveau von 2005, während es im Bundesgebiet<br />

West und im Bundesgebiet insgesamt zumindest zu einer leichten Abnahme kam. Gleichzeitig hat<br />

der SGB II-Hilfebezug in NRW – gemessen am Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften an<br />

der Bevölkerung – im selben Zeitraum an Bedeutung zugenommen: Zuletzt (2011) waren 9,0% der<br />

Einwohner/innen im Land NRW auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen, rd. 0,5 Prozentpunkte<br />

mehr als noch 2005. Von besonderer Relevanz ist in diesem Zusammenhang, dass sich<br />

die Bedürftigkeit bestimmter Personengruppen im Zeitverlauf verfestigt: Rund ein Fünftel aller Hilfebeziehenden<br />

sind nach wie vor Jugendliche unter 25 Jahren, und der Anteil der Alleinerziehenden<br />

unter den Hilfebezieher/innen stagniert bei rd. 13%. Von Armut in besonderem Maße betroffen<br />

bleiben darüber hinaus neben den Erwerbslosen weiterhin Menschen mit geringer Qualifizierung,<br />

Familien mit Kindern und Erwerbslose.<br />

1.2.5.2 Nicht-Deutsche und Menschen mit Migrationshintergrund<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Die Zahl der in NRW lebenden Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft war nach hohen Zuzugsraten<br />

in den 1990er Jahren im Verlauf der Jahre 2000 bis 2004 leicht rückläufig. Der Anteil der<br />

Nicht-Deutschen an der Bevölkerung reduzierte sich daher im Betrachtungsraum von 11,1% auf<br />

10,8%. Insgesamt liegt der Anteil der in NRW lebenden Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft<br />

über dem bundesdeutschen (8,9%) und dem westdeutschen Durchschnitt (10,2%).<br />

Bezogen auf Erwerbspersonen lag der Anteil der Nicht-Deutschen mit 11,3% ebenfalls leicht über<br />

den Vergleichswerten für das Bundesgebiet West und das Bundesgebiet insgesamt. Ein großer<br />

Teil der in NRW lebenden Nicht-Deutschen war bis 2004 in zunehmendem Maße von Erwerbslosigkeit<br />

betroffen, was auch durch die deutliche Abnahme in der Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Nicht-Deutschen zum Ausdruck kommt. Der Anteil der Nicht-Deutschen an den<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen sank bis 2004 auf 7,5%. Ungünstige<br />

Entwicklungen zeigten sich auch im Bildungssystem: So lag beispielsweise der Anteil der Nicht-<br />

Deutschen an den Gymnasien in 2004 bei lediglich 3,8%. Gleichzeitig verließen überdurchschnittlich<br />

viele nicht-deutsche Schüler/innen die allgemeinbildenden Schulen in NRW ohne schulischen<br />

Abschluss. Ihr Anteil lag mit 14,4% im Jahr 2004 mehr als doppelt so hoch im Vergleich zum Anteil<br />

der Abgänger/innen des allgemeinbildenden Schulsystems mit deutscher Staatsbürgerschaft<br />

(6,8%). Auch im Ausbildungssystem sind Nicht-Deutsche nur unterdurchschnittlich vertreten: So<br />

- 50 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

ging der Anteil der Nicht-Deutschen an allen Auszubildenden zwischen 2000 und 2004 von 8,3%<br />

auf 5,9% zurück.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Die Zahl der in NRW lebenden Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft verringerte sich auf<br />

Basis der Daten der Bevölkerungsfortschreibung auch nach 2005 weiterhin leicht, und zwar um<br />

1,4% auf rd. 1,9 Mio. Menschen in 2011. Werden hingegen die Informationen aus dem Ausländerzentralregister<br />

(AZR) zugrunde gelegt, zeigt sich ein leichter Anstieg für den Zeitraum von 2005 bis<br />

2011 um 0,6%. Insgesamt lag 2011 der Anteil der Nicht-Deutschen an der Bevölkerung in NRW<br />

bei rd. einem Zehntel und damit weiterhin gut zwei Prozentpunkte über dem bundesdeutschen und<br />

rd. einen Prozentpunkt über dem westdeutschen Durchschnitt (vgl. Übersicht 1-24).<br />

Übersicht 1-24: Nicht-deutsche Bevölkerung 2005 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet West und<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Bevölkerung<br />

Anteil der Nicht-<br />

Nicht-deutsche Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

Deutschen in %<br />

Nach Bevölkerungsfortschreibung<br />

nach AZR<br />

NRW<br />

2005 18 058 105 1 927 383 1 814 379 10,0<br />

2006 18 028 745 1 914 424 1 814 744 10,1<br />

2007 17 996 621 1 908 193 1 814 747 10,1<br />

2008 17 933 064 1 886 864 1 806 201 10,1<br />

2009 17 872 763 1 868 770 1 789 607 10,0<br />

2010 17 845 154 1 877 513 1 794 549 10,1<br />

2011 17 844 472 1 900 162 1 825 059 10,2<br />

Änderung 2005/11 in % -1,2 -1,4 0,6 /<br />

Bundesgebiet West<br />

2005 65 698 012 6 501 926 6 090 228 9,3<br />

2006 65 666 642 6 463 054 6 086 982 9,3<br />

2007 65 664 272 6 464 000 6 070 478 9,2<br />

2008 65 541 396 6 396 158 6 046 344 9,2<br />

2009 65 422 008 6 350 601 6 005 165 9,2<br />

2010 64 826 535 6 317 616 5 950 672 9,2<br />

2011 64 913 779 6 462 832 6 108 933 9,4<br />

Änderung 2005/11 in % -1,2 -0,6 0,3 /<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 82 437 995 7 289 149 6 755 811 8,2<br />

2006 82 314 906 7255949 6 751 002 8,2<br />

2007 82 217 837 7 257 028 6 744 879 8,2<br />

2008 82 002 356 7 185 860 6 727 618 8,2<br />

2009 81 802 257 7 130 919 6 694 776 8,2<br />

2010 81 751 602 7 198 946 6 753 621 8,3<br />

2011 81 830 839 7 369 909 6 930 896 8,5<br />

Änderung 2005/11 in % -0,7 1,1 2,6 /<br />

Ausländische Bevölkerung nach Bevölkerungsfortschreibung bzw. Ausländerzentralregister (AZR) zum Stand 31.12. des jeweiligen Jahres; Daten<br />

der Bevölkerungsfortschreibung für 2011 beziehen sich auf den Stand 30.09.2011. Quelle: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit,<br />

Ausländische Bevölkerung, Ergebnisse des Ausländerzentralregisters, 2011, Wiesbaden 2012; eigene Berechnungen.<br />

Die Betrachtung der amtlichen Statistikinformationen zur Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />

zeigt, dass sich diese zwischen 2005 und 2011 in NRW um 3,0% auf rd. 4,3 Mio.<br />

Menschen erhöht hat. Damit hatten knapp ein Viertel aller Menschen in NRW – und damit deutlich<br />

mehr als im Bundesdurchschnitt (19,5%) – einen Migrationshintergrund (vgl. Übersicht 1-25).<br />

- 51 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-25: Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2005 bis 2011 – NRW und Bundesgebiet<br />

insgesamt<br />

Jahr<br />

Bevölkerung mit<br />

Migrationshintergrund (in Mio.)<br />

Anteil an der Bevölkerung<br />

insgesamt in %<br />

NRW<br />

2005 4.192 23,2<br />

2006 4.188 23,2<br />

2007 4.219 23,4<br />

2008 4.273 23,8<br />

2009 4.299 24,0<br />

2010 4.272 23,9<br />

2011 4.316 24,2<br />

Veränderung 2005-2011 in % 3,0 1,0<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 15.057 18,3<br />

2006 15.143 18,4<br />

2007 15.411 18,7<br />

2008 15.566 19,0<br />

2009 15.703 19,2<br />

2010 15.746 19,3<br />

2011 15.962 19,5<br />

Veränderung 2005-2011 in % 6,0 1,2<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Fachserie 1 Reihe 2.2, Bevölkerung mit Migrationshintergrund,<br />

– Ergebnisse des Mikrozensus, Berichtsjahre 2005-2011, Wiesbaden; eigene Berechungen.<br />

Vom Beschäftigungsaufbau zwischen 2005 und 2011 konnten Nicht-Deutsche in erheblichem Maße<br />

profitieren: So stieg in NRW die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Nicht-<br />

Deutschen im Betrachtungszeitraum um 13,3% und damit deutlich stärker im Vergleich zur Zuwachsrate<br />

sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse insgesamt (+ 7,3%). Gleichzeitig<br />

nahm der Anteil der Nicht-Deutschen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen<br />

2005 und 2009 leicht um 0,5 Prozentpunkte auf zuletzt 8,1% zu.<br />

Die Zuwächse in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von Nicht-Deutschen fallen allerdings<br />

in NRW vergleichsweise gering aus: So erhöhte sich in Westdeutschland die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten zwischen 2005 und 2011 um 16,1% und im Bundesgebiet<br />

insgesamt um 17,8%. Der Anteil der Nicht-Deutschen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

insgesamt lag darüber hinaus in Westdeutschland mit 8,4% geringfügig über dem Anteilswert<br />

von 8,1% in NRW (vgl. Übersicht 1-26).<br />

Analog hierzu reduzierte sich für Nicht-Deutsche die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit: Insgesamt<br />

war in NRW ein Rückgang zwischen 2005 und 2011 um ein knappes Viertel zu verzeichnen. Diese<br />

Abnahme war jedoch sowohl gegenüber der Entwicklung von Arbeitslosen insgesamt in NRW<br />

(- 31,1%) als auch gegenüber der Entwicklung der von Arbeitslosigkeit betroffenen Nicht-<br />

Deutschen im Bundesgebiet West (- 31,1%) sowie im Bundesgebiet insgesamt (- 30,1%) weniger<br />

stark ausgeprägt (vgl. Übersicht 1-27).<br />

- 52 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-26: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Nicht-Deutsche 2005 bis 2011 –<br />

NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt<br />

Jahr<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte insgesamt 1)<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigte Nicht-Deutsche<br />

Anteil nicht-deutscher<br />

Beschäftigte an allen<br />

Beschäftigen in %<br />

NRW<br />

2005 5.556.270 424.159 7,6<br />

2007 5.665.640 442.549 7,8<br />

2009 5.766.861 445.899 7,7<br />

2010 5.820.035 452.759 7,8<br />

2011 5.963.603 480.419 8,1<br />

Änderung 2005/11 in % 7,3 13,3 /<br />

Bundesgebiet West<br />

2005 21.206.058 1.653.821 7,8<br />

2007 21.737.227 1.731.113 8,0<br />

2009 22.163.637 1.758.468 7,9<br />

2010 22.413.625 1.797.266 8,0<br />

2011 22.989.474 1.919.800 8,4<br />

Änderung 2005/11 in % 8,4 16,1 /<br />

Bundesgebiet<br />

2005 26.178.266 1.749.425 6,7<br />

2007 26.854.566 1.837.763 6,8<br />

2009 27.380.096 1.878.995 6,9<br />

2010 27.710.487 1.925.024 6,9<br />

2011 28.381.343 2.060.661 7,3<br />

Änderung 2005/11 in % 8,4 17,8 /<br />

1)<br />

Angaben jeweils zum Stichtag 30.06. des Jahres. Quelle: BA-Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte nach ausgewählten Merkmalen, Zeitreihe, Nürnberg 2012; eigene Berechnungen.<br />

Übersicht 1-27: Arbeitslosigkeit von Nicht-Deutschen 2005 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet<br />

West und Bundesgebiet insgesamt<br />

2005 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Veränderung<br />

2005-2011<br />

in %<br />

Veränderung<br />

2008-2011<br />

in %<br />

NRW<br />

Arbeitslose insgesamt 1.057.649 851.725 757.200 800.306 779.456 728.637 -31,1 -3,8<br />

Nicht-Deutsche 202.418 175.631 161.488 167.083 161.148 153.099 -24,4 -5,2<br />

Anteil Nicht-Deutsche in % 19,1 20,6 21,3 20,9 20,7 21,0 1,9 -0,3<br />

Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen - in Prozent -<br />

Arbeitslose insgesamt 12,0 9,5 8,5 8,9 8,7 8,1 -3,9 -0,4<br />

Nicht-Deutsche k.A. k.A. 20,1 20,8 20,0 18,9 k.A. -1,2<br />

Bundesgebiet West<br />

Arbeitslose insgesamt 3.246.755 2.475.236 2.138.521 2.313.879 2.227.091 2.026.087 -37,6 -18,1<br />

Nicht-Deutsche 582.519 474.277 421.932,0 448.295 428.618 398.234 -31,6 -16,0<br />

Anteil Nicht-Deutsche in % 17,9 19,2 19,7 19,4 19,2 19,7 1,7 -0,1<br />

Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen - in Prozent -<br />

Arbeitslose insgesamt k.A. 7,5 6,4 6,9 6,6 6,0 k.A. -0,4<br />

Nicht-Deutsche k.A. k.A. 14,8 15,7 14,8 13,7 k.A. -1,1<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Arbeitslose insgesamt 4.860.909 3.760.076 3.258.453 3.414.531 3.238.421 2.975.823 -38,8 -20,9<br />

Nicht-Deutsche 672.801 555.845 495.382 522.026 500.831 470.212 -30,1 -15,4<br />

Anteil Nicht-Deutsche in % 13,8 14,8 15,2 15,3 15,5 15,8 2,0 0,6<br />

Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen - in Prozent -<br />

Arbeitslose insgesamt 11,7 9,0 7,8 8,1 7,7 7,1 -4,6 -0,7<br />

Nicht-Deutsche k.A. k.A. 15,8 16,6 15,7 14,6 k.A. -1,2<br />

Quellen: BA-Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Jahreszahlen, Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf 2011, Nürnberg 2012; Bundesagentur für Arbeit<br />

(Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitsmarktstatistik: Arbeitslose nach Rechtskreisen, Deutschland nach Ländern, Jahreszahlen 2007 bis 2011;<br />

BA-Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Jahreszahlen, Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf 2011, Nürnberg 2012; eigene Berechnungen.<br />

- 53 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Widersprüchliche Trends zeigen sich für Jugendliche ohne deutsche Staatsbürgerschaft im Bildungssystem:<br />

So verringerte sich u.a. der Anteil nicht-deutscher Schüler/innen an Gymnasien in<br />

NRW auf 4,1% in 2011 (2005: 4,8%). 28 Gleichzeitig erhöhte sich jedoch der Anteil der nichtdeutschen<br />

Schulabgänger/innen mit allgemeiner Hochschulzugangsberechtigung und Fachhochschulreife<br />

an allen nicht-deutschen Abgängern/Abgängerinnen von 13,3% (2005) auf 16,9%<br />

(2010), während der Anteil derer, die ohne Abschluss die Schule verlassen von 14,1% (2005) auf<br />

12,3% (2010) zurückging. Allerdings liegt der Anteil von Schüler/innen mit deutscher Staatsbürgerschaft,<br />

die 2011 das allgemeinbildende Schulsystem ohne Hauptschulabschluss verlassen haben,<br />

in NRW mit 5,5% nach wie um rd. das zweieinhalbfache unter dem Vergleichswert für alle Schüler/innen.<br />

Positiv herauszustellen ist die vergleichsweise günstige Entwicklung, die sich für NRW im Vergleich<br />

zum Bundesgebiet West und zum Bundesgebiet insgesamt nachweisen lässt: So liegt der<br />

Anteil der Abgänger/innen mit Studienzugangsberechtigung in NRW seit 2005 kontinuierlich über<br />

den Vergleichswerten für das Bundesgebiet West und das Bundesgebiet insgesamt. Demgegenüber<br />

verlassen in NRW weniger nicht-deutsche Jugendliche die Schule ohne Abschluss als im<br />

Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und des Bundesgebiets insgesamt (vgl. Übersicht<br />

1-28).<br />

Übersicht 1-28: Anteil Abgänger/innen mit Hochschulzugangsberechtigung und ohne Abschluss<br />

an allen Abgänger/innen 2005 bis 2010 – NRW, Bundesgebiet West<br />

und Bundesgebiet insgesamt<br />

Anteil der Abgänger/innen mit<br />

Fachhochschulreife/allgemeiner<br />

Hochschulzugangsberechtigung<br />

Anteil der Abgänger/innen ohne<br />

Hauptschulabschluss<br />

Anteil der Abgänger/innen mit<br />

Fachhochschulreife/allgemeiner<br />

Hochschulzugangsberechtigung<br />

Anteil der Abgänger/innen ohne<br />

Hauptschulabschluss<br />

Anteil der Abgänger/innen mit<br />

Fachhochschulreife/allgemeiner<br />

Hochschulzugangsberechtigung<br />

Anteil der Abgänger/innen ohne<br />

Hauptschulabschluss<br />

2005 2007 2009 2010<br />

Nicht-<br />

Nichtinsgesamt<br />

Deutsche<br />

Deutsche insgesamt Nicht-<br />

Deutsche insgesamt Nicht-<br />

Deutsche<br />

insgesamt<br />

NRW<br />

13,3 25,9 14,1 30,6 17,0 34,2 16,9 36,0<br />

14,1 6,9 14,2 6,5 13,1 6,1 12,3 5,5<br />

Bundesgebiet West<br />

9,6 23,1 10,5 26,5 12,0 29,9 13,2 32,0<br />

17,0 7,8 15,7 7,0 13,8 6,1 12,6 5,6<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

10,1 24,3 11,0 28,5 12,2 31,8 14,0 32,8<br />

17,4 8,2 16,0 7,4 13,9 6,6 12,8 6,2<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 1, Bildung und Kultur, Allgemeinbildende Schulen, Schuljahre<br />

2005/06 bis 2010/11; eigene Berechnungen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Bei der Integration Nicht-Deutscher in das Bildungssystem sowie auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich<br />

seit 2005 positive Veränderungen: So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

aus dieser Gruppe deutlich stärker zwischen 2005 und 2011 an, als die Zahl aller sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnisse insgesamt. Positive Entwicklungen zeigen<br />

sich teilweise auch im Bildungssystem: Der Anteil von jungen Menschen ohne deutsche Staatsbür-<br />

28<br />

Vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11 Reihe 1, Bildung und Kultur, Statistik der allgemeinbildenden Schulen, Schuljahr<br />

2011/2012, Wiesbaden 2012<br />

- 54 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

gerschaft mit (Fach-)Abitur ist gestiegen, und ihr Anteil an den Absolventen und Absolventinnen,<br />

die das allgemeinbildende Schulsystem ohne Hauptschulabschluss verlassen, ging kontinuierlich<br />

zurück. Nach wie vor verlassen jedoch Jugendliche ohne deutschen Pass etwa zweieinhalb Mal so<br />

häufig wie deutsche Schüler/innen die Schule ohne Abschluss.<br />

1.2.5.3 Menschen mit Behinderungen<br />

Ergänzend zu den im ESF-OP des Landes NRW diskutierten Entwicklungen soll an dieser Stelle<br />

auf die Situation von Menschen mit Behinderungen in NRW hingewiesen werden, da das ESF-OP<br />

des Landes NRW der Integration von Menschen mit Behinderungen in das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem<br />

mit den Maßnahmen und Förderangeboten des spezifischen Ziels 2 besondere<br />

Beachtung zukommen lässt.<br />

Ausgangslage bis 2005<br />

Zwar wurde im ESF-OP des Landes NRW festgestellt, dass sich bis 2005 die Arbeitsmarktsituation<br />

von Menschen mit Schwerbehinderungen entspannt hatte, im Vergleich zum westdeutschen<br />

Durchschnitt wurde jedoch auf die stärkere Ausgeprägtheit der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit<br />

für Menschen mit Schwerbehinderungen in NRW hingewiesen.<br />

Entwicklung seit 2005<br />

Seit 2005 ist die Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderungen kontinuierlich gestiegen.<br />

Entsprechend der Statistik aus dem Anzeigeverfahren gemäß § 80 Abs. 2 SGB IX zeigt sich, dass<br />

in 2011 insgesamt 212.046 Menschen mit Behinderungen und ihnen Gleichgestellte in nordrheinwestfälischen<br />

Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beschäftigt waren. Gegenüber<br />

2005 ist dies ein Anstieg in Höhe von 13,6%. Überdurchschnittlich stark stieg dabei die<br />

Beschäftigung von Frauen mit Schwerbehinderungen (und ihnen Gleichgestellte) sowie die Beschäftigung<br />

von Jugendlichen unter 25 Jahren an (vgl. Übersicht 1-29).<br />

Trotz dieser günstigen Entwicklungen ist der Anteil von Menschen mit Schwerbehinderung an den<br />

Arbeitslosen insgesamt in den letzten Jahren nicht gesunken. Ausschlaggebend hierfür ist mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit die wesentlich stärker sinkende Zahl an Arbeitslosen insgesamt im Vergleich<br />

zur Zahl von Arbeitslosen mit Schwerbehinderung (vgl. Übersicht 1-30), d.h. dass die insgesamt<br />

günstigen wirtschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahren v.a. Arbeitslosen mit vergleichsweise<br />

weniger stark ausgeprägten Vermittlungshemmnissen zu Gute gekommen ist: So<br />

ging der jahresdurchschnittliche Bestand an Arbeitslosen insgesamt in NRW zwischen 2006 und<br />

2011 um 31,1% zurück, der Bestand an Arbeitslosen mit Schwerbehinderungen hingegen nur um<br />

1,6%. Folge hieraus ist der steigende Anteil der Arbeitslosen mit Schwerbehinderungen an allen<br />

Arbeitslosen von 4,6% (2006) auf 6,3% (2011). Dieser Anteil liegt dabei zwischen den Vergleichswerten<br />

für das Bundesgebiet West (6,6%) und das Bundesgebiet insgesamt (6,1%).<br />

In Bezug auf die durch das spezifische Ziel C2 des ESF-OP des Landes NRW angesprochene<br />

Zielgruppe von Jugendlichen mit besonderem Unterstützungsbedarf erscheint auch die Entwicklung<br />

der Zahl an Schüler/innen an nordrhein-westfälischen Förderschulen relevant: Diese ging<br />

zwischen den Schuljahren 2005/2006 und 2010/2011 um knapp 5% auf einen Bestand von rd.<br />

98.500 Schüler/innen zurück (vgl. Übersicht 1-31). Der Rückgang war in NRW dabei weniger stark<br />

ausgeprägt als im Bundesgebiet West (- 6,8%) und im Bundesgebiet insgesamt (- 9,2%).<br />

- 55 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-29: Beschäftigte Menschen mit Schwerbehinderung und Gleichgestellte in NRW 2005 bis 2010 nach Geschlecht, Alter<br />

und Personengruppen<br />

2005 2007 2009 2010<br />

Veränderung<br />

2005-2010 in %<br />

Insg. Männer Frauen Insg. Männer Frauen Insg. Männer Frauen Insg. Männer Frauen Insg. Männer Frauen<br />

Menschen mit Schwerbehinderungen<br />

und<br />

Gleichgestellte insgesamt<br />

186.696 115.845 70.851 191.240 117.929 73.311 203.817 123.324 80.493 212.046 125.951 86.095 13,6 8,7 21,5<br />

nach Alter in Jahren<br />

15-19 348 234 114 375 242 133 430 256 174 467 316 151 34,2 35,0 32,5<br />

20-24 1.753 985 768 1.867 1.078 789 1.963 1.134 829 2.187 1.268 919 24,8 28,7 19,7<br />

25-29 3.457 1.805 1.652 3.302 1.780 1.522 3.428 1.870 1.558 3.576 1.940 1.636 3,4 7,5 -1,0<br />

30-34 6.840 3.839 3.001 5.935 3.279 2.656 5.678 3.077 2.601 5.832 3.085 2.747 -14,7 -19,6 -8,5<br />

35-39 15.620 9.334 6.286 13.194 7.770 5.424 11.072 6.275 4.797 10.089 5.546 4.543 -35,4 -40,6 -27,7<br />

40-44 24.723 15.521 9.202 23.771 14.556 9.215 22.828 13.470 9.358 22.512 12.987 9.525 -8,9 -16,3 3,5<br />

45-49 33.367 20.999 12.368 34.425 21.800 12.625 36.320 22.456 13.864 37.054 22.497 14.557 11,0 7,1 17,7<br />

50-54 40.404 24.166 16.238 41.320 24.577 16.743 43.936 25.845 18.091 46.073 26.631 19.442 14,0 10,2 19,7<br />

55-59 44.348 28.022 16.326 47.938 29.767 18.171 52.348 31.576 20.772 55.152 32.643 22.509 24,4 16,5 37,9<br />

60 und älter 15.745 10.884 4.861 18.973 12.997 5.976 25.761 17.332 8.429 29.068 19.015 10.053 84,6 74,7 106,8<br />

Alter unplausibel / / / 140 83 57 53 33 20 / / / / / /<br />

nach Personengruppe<br />

AZUBIs 1.142 674 468 1.240 / / 1.390 / / 1.553 962 591 36,0 42,7 26,3<br />

Menschen mit<br />

Schwerbehinderungen<br />

Den Menschen mit<br />

Schwerbehinderungen<br />

gleichgestellte<br />

Menschen<br />

161.744 97.620 64.124 165.879 99.582 66.297 177.887 104.801 73.086 185.209 107.148 78.061 14,5 9,8 21,7<br />

18.556 12.301 6.255 19.310 12.800 6.510 19.806 12.955 6.851 20.647 13.208 7.439 11,3 7,4 18,9<br />

Sonstige Personen 5.254 5.250 4 4.811 / / 4.734 / / 4.637 4.633 4 -11,7 -11,8 0,0<br />

1) Stichtagsdaten jeweils zum 31. Oktober des Jahres entsprechend der Statistik aus dem Anzeigeverfahren gemäß § 80 Abs. 2 SGB IX – Arbeitgeber mit 20 und mehr Arbeitsplätzen.<br />

Quelle: BA-Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik, vorläufige Zahlen, Schwerbehinderte Menschen in Beschäftigung (Anzeigeverfahren SGB<br />

IX), Land Nordrhein-Westfalen, Berichtsjahre 2005 bis 2010, Nürnberg laufend; eigene Berechnungen.<br />

- 56 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-30: Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Menschen mit Schwerbehinderung<br />

2006 bis 2011 – NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet insgesamt<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

NRW<br />

Veränderung<br />

2006-2011<br />

in %<br />

Arbeitslose insgesamt 1.012.773 851.725 757.200 800.306 779.456 728.637 -31,1<br />

Schwerbehinderte 46.840 42.879 40.515 41.286 44.107 46.103 -1,6<br />

Anteil Schwerbehinderte in % 4,6 5,0 5,4 5,2 5,7 6,3 1,7<br />

Bundesgebiet West<br />

Arbeitslose insgesamt 3.007.158 2.475.236 2.138.521 2.313.879 2.227.091 2.026.087 -37,6<br />

Schwerbehinderte 134.145 122.841 118.662 121.210 129.226 133.161 -0,7<br />

Anteil Schwerbehinderte in % 4,5 5,0 5,5 5,2 5,8 6,6 2,1<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

Arbeitslose insgesamt 4.487.305 3.760.076 3.258.453 3.414.531 3.238.421 2.975.823 -38,8<br />

Schwerbehinderte 181.784 171.397 165.990 167.118 175.356 180.307 -0,8<br />

Anteil Schwerbehinderte in % 4,1 4,6 5,1 4,9 5,4 6,1 2,0<br />

Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Statistik: Arbeitsmarkt in Zahlen, Jahreszahlen, Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf 2011,<br />

Nürnberg 2012; BA-Statistik (Hrsg.), Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitsmarktstatistik: Arbeitslose nach Rechtskreisen<br />

Deutschland nach Ländern, Jahreszahlen 2008 bis 2011, Nürnberg laufend; eigene Berechnungen.<br />

Übersicht 1-31: Schüler/innen an Förderschulen nach Förderschwerpunkt in den Schuljahren<br />

2005/2006 bis 2010/2011 – NRW, Bundesgebiet West und Bundesgebiet<br />

insgesamt<br />

Schuljahr<br />

Schüler/innen<br />

an Förderschulen<br />

1) insgesamt<br />

Schüler/innen<br />

insgesamt<br />

ohne Kranke<br />

Schüler/innen an<br />

Förderschulen mit<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

Anteil Schüler/innen<br />

mit Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

an allen Förderschüler/innen<br />

in %<br />

Anteil ausländische<br />

mit Förderschüler/innen<br />

Lernen an allen<br />

Schüler/innen mit<br />

Förderscherpunkt<br />

Lernen<br />

ohne Kranke: Anteil<br />

Schüler/innen mit<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen an allen Förderschüler/innen<br />

in %<br />

NRW<br />

2005/2006 103.341 100.927 48.410 46,8 28,4 48,0<br />

2006/2007 103.052 100.496 46.440 45,1 28,2 46,2<br />

2007/2008 102.691 100.157 44.349 43,2 27,3 44,3<br />

2008/2009 101.753 99.269 42.080 41,4 26,3 42,4<br />

2009/2010 100.920 98.375 39.862 39,5 25,5 40,5<br />

2010/2011 98.483 96.022 37.173 37,7 24,0 38,7<br />

Veränderung<br />

2005-2011 in %<br />

-4,7 -4,9 -23,2 -9,1 -4,3 -9,3<br />

Bundesgebiet West<br />

2005/2006 328.249 319.447 150.726 45,9 24,8 47,2<br />

2006/2007 324.662 315.359 143.512 44,2 24,4 45,5<br />

2007/2008 320.616 311.048 136.247 42,5 23,7 43,8<br />

2008/2009 316.612 307.474 129.909 41,0 22,8 42,3<br />

2009/2010 313.294 303.898 123.875 39,5 21,8 40,8<br />

2010/2011 305.867 296.548 117.435 38,4 20,4 39,6<br />

Veränderung<br />

2005-2011 in %<br />

-6,8 -7,2 -22,1 -7,5 -4,4 -7,6<br />

Bundesgebiet insgesamt<br />

2005/2006 416.213 406.780 201.553 48,4 19,4 49,5<br />

2006/2007 408.085 398.024 190.167 46,6 19,3 47,8<br />

2007/2008 400.481 390.180 179.554 44,8 18,9 46,0<br />

2008/2009 393.491 383.582 171.113 43,5 18,3 44,6<br />

2009/2010 387.792 377.561 163.363 42,1 17,5 43,3<br />

2010/2011 377.922 367.747 154.959 41,0 16,4 42,1<br />

Veränderung<br />

2005-2011 in %<br />

-9,2 -9,6 -23,1 -7,4 -3,0 -7,4<br />

1) Förderschulen mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sehen, Hören, Sprache, körperliche und motorische Entwicklung,<br />

geistige Entwicklung, emotionale und soziale Entwicklung sowie Förderschwerpunktübergreifende Schulen; Statistisches<br />

Bundesamt (Hrsg.), Bildung und Kultur, Fachserie 11, Reihe 1, Allgemeinbildende Schulen, Schuljahr 2010-2011,<br />

Wiesbaden 2012; eigene Berechnungen.<br />

- 57 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Hierbei gilt es zu beachten, dass der Anteil der Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf,<br />

die eine Förderschule besuchen, in nahezu allen Bundesländern zurückgeht und entsprechend<br />

die Tendenz zum „Gemeinsamen Unterricht“ an Regelschulen steigt. Allerdings ist der Anteil<br />

der Schüler/innen mit Förderbedarf, die eine Förderschule besuchen, in NRW immer noch vergleichsweise<br />

hoch, im Schuljahr 2010/2011 lag er bei 83,1% und damit im Ranking der Länder an<br />

vierter Stelle. 29<br />

Der Rückgang zwischen den Schuljahren 2005/2006 und 2010/2011 nahm dabei in NRW<br />

(- 23,2%) ähnliche Größenordnungen an wie im Bundesgebiet West (- 22,1%) und im Bundesgebiet<br />

insgesamt (- 23,1%). Analog zu dieser Entwicklung ging der Anteil der Schüler/innen im Förderschwerpunkt<br />

Lernen an allen Förderschüler/innen zurück, und zwar in NRW von 46,8%<br />

(2005/2006) auf 37,7% (2010/2011). Damit ist in NRW der Anteil der Förderschüler/innen mit Förderschwerpunkt<br />

Lernen weniger stark ausgeprägt als im Bundesgebiet West (38,4%) und im Bundesgebiet<br />

insgesamt (41,0%).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Auch nach 2005 lässt sich hinsichtlich der Situation von Menschen mit Schwerbehinderungen feststellen,<br />

dass ihre Betroffenheit von Arbeitslosigkeit zwar in absoluten Zahlen rückläufig ist. Allerdings<br />

war der Rückgang zwischen 2005 und 2011 deutlich weniger stark ausgeprägt als bei den<br />

Arbeitslosen insgesamt. Die insgesamt günstigen wirtschaftlichen Entwicklungen in den letzten<br />

Jahren kommen demnach v.a. Arbeitslosen zugute, die über vergleichsweise weniger stark ausgeprägte<br />

Vermittlungshemmnisse verfügen. Der Anteil der Arbeitslosen mit Schwerbehinderungen an<br />

allen Arbeitslosen stieg daher in den letzten Jahren kontinuierlich an und erreichte in 2011 mit einem<br />

Wert von 6,3% einen neuen Höchststand in NRW. Rückläufig war in den letzten Jahren auch<br />

die Zahl der Schüler/innen an nordrhein-westfälischen Förderschulen. Sie lag im Schuljahr<br />

2010/2011 um 4,7% unter dem Niveau des Schuljahres 2010/2011. Dieser Rückgang war jedoch<br />

deutlich weniger stark ausgeprägt als im Bundesgebiet West sowie im Bundesgebiet insgesamt.<br />

Die Zahl der Förderschüler/innen im Förderschwerpunkt Lernen, die in besonderem Maße durch<br />

die Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes NRW angesprochen werden,<br />

ging zwischen den Schuljahren 2005/2006 und 2010/2011 deutlich zurück, und zwar um ein knappes<br />

Viertel.<br />

1.2.6 Szenarien zur künftigen Entwicklung der Beschäftigung und Arbeitslosigkeit<br />

In der sozioökonomischen Analyse des ESF-OP des Landes NRW wurde davon ausgegangen,<br />

dass der Arbeitsmarkt in NRW langfristig von einer verfestigten Unterbeschäftigungssituation gekennzeichnet<br />

sein würde, die sich jedoch aufgrund der demographischen Entwicklung in ihrer Bedeutung<br />

rückläufig entwickelt. Auf Basis der IAB-Projektionen 30 aus dem Jahre 2005 wurde in diesem<br />

Zusammenhang u.a. auch eine Erhöhung der Zahl Erwerbstätiger bis zum Jahr 2015 auf 1,2<br />

Mio. berechnet, was im Vergleich zu 2005 eine Steigerung um 5,1% bedeutet.<br />

Für die sektorale Beschäftigungsentwicklung wurde dabei prognostiziert, dass sich die Grundtendenzen<br />

des Strukturwandels mit einer Tertiärisierung in NRW weiter fortsetzen würden und inner-<br />

29 Vgl. Statistisches Bundesamt, Schulen auf einen Blick, Wiesbaden 2012, S.22<br />

30<br />

Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) (Hrsg.), IAB Kurzbericht: Besserung langfristig möglich, Arbeitsmarktbilanz bis<br />

2020, Ausgabe Nr. 24, Nürnberg 2005<br />

- 58 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

halb des Sektors private Dienstleistungen an Bedeutung zu- und öffentliche und halböffentliche<br />

Dienstleistungen an Bedeutung abnehmen würden. Insgesamt – so die IAB-Projektion aus dem<br />

Jahr 2005 – verlaufen diese Veränderungsprozesse in NRW jedoch mit einer im Vergleich zur Entwicklung<br />

in Westdeutschland etwas geringeren Dynamik. Für NRW sah die IAB-Projektion gleichzeitig<br />

auch eine im Vergleich zu Westdeutschland eher verhaltene Beschäftigungsentwicklung voraus,<br />

die sich aus dem in NRW unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum ableiten lässt. Dieses<br />

könne ggf. auch zu vergleichsweise höheren Beschäftigungseinbußen im Produzierenden Gewerbe<br />

führen.<br />

Aktuellere Prognosen des IAB liegen nicht vor. Die in den vorangehenden Kapiteln beschriebenen<br />

Entwicklungen zwischen 2005 und 2011 deuten jedoch darauf hin, dass die Schlussfolgerungen<br />

aus den 2005 erstellten Prognosen die langfristigen strukturellen Veränderungsprozesse in NRW<br />

im Wesentlichen verlässlich abbilden.<br />

1.3 Die ESF-Förderangebote des Landes in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im<br />

Verhältnis zur Förderung des Bundes<br />

1.3.1 Förderangebote von Bund und Land im Überblick<br />

Von wichtiger Bedeutung für die Beantwortung der Frage, ob die im ESF-OP des Landes NRW gewählte<br />

Strategie (weiterhin) zielführend ist, ist die Ausgestaltung der Förderpolitik auf Bundes- und<br />

Landesebene und die Bewertung, in welchem Verhältnis Bundes- und Landesprogramme zueinander<br />

stehen, und zwar insbesondere dann, wenn Bundes- und Landesprogramme ähnliche oder<br />

vergleichbare Zielstellungen verfolgen. Zu berücksichtigen ist hierbei zum einen, dass die Förderung<br />

des Landes auch aufgrund des ESF-Mittelvolumens als ergänzende Förderoption zu Bundesprogrammen<br />

zu verstehen ist. Auch deshalb ist die Landesförderung – sowohl nach den EU-<br />

Vorgaben, dem Operationellen Programm sowie den relevanten Förderrichtlinien – zum anderen<br />

stets als nachrangig im Verhältnis zu den Förderangeboten des Bundes zu betrachten. In dem<br />

Maße, in dem also Bund und BA bestehende Förderangebote verändern, einstellen oder neu einführen,<br />

stellt sich die Frage, inwieweit diese Förderangebote unterschiedlicher Ebenen komplementär<br />

zueinander sind oder es möglicherweise zu einem wenig sinnvollen Förderwettbewerb zwischen<br />

Förderansätzen des Bundes und des Landes kommt.<br />

Im Folgenden wird daher analysiert, ob zu den Förderangeboten des Landes-ESF in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C ähnliche Fördermöglichkeiten des Bundes oder des Landes zur Verfügung stehen und in<br />

welchem Maße Förderung von Land und Bund ineinandergreifen bzw. klar voneinander abgegrenzt<br />

sind. Hierbei kommen grundsätzlich sowohl Programme der Bundesagentur für Arbeit, Förderangebote<br />

im Rahmen des Bundes-ESF als auch solche der Bundesministerien in Frage, die<br />

aus „reinen“ Bundesmitteln finanziert werden. Betrachtet werden darüber hinaus auch umlagefinanzierte<br />

und auf Bundesebene geregelte Programme, wie sie in NRW z.B. von den Landschaftsverbänden<br />

für Menschen mit Schwerbehinderung - aus der Ausgleichsabgabe - umgesetzt werden.<br />

1.3.2 Förderalternativen im spezifischen Ziel C1: Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen<br />

Im Bereich des spezifischen Ziels 1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ werden aus dem ESF des Landes NRW die Programme Jugend in Arbeit plus<br />

- 59 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

sowie Stützlehrer aufgelegt. Im Folgenden werden die auf Bundesseite für diese beiden ESF-<br />

Landesprogramme bestehenden alternativen Förderangebote auf Bundesebene vorgestellt und<br />

diskutiert, inwiefern ein Förderwettbewerb zwischen Bundes- und Landesförderung besteht.<br />

1.3.2.1 Förderalternativen zum Programm Jugend in Arbeit Plus<br />

Das Programm Jugend in Arbeit plus unterstützt arbeitslose junge Menschen unter 25 Jahren mit<br />

Vermittlungshemmnissen 31 beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Charakteristisch für Jugend in Arbeit<br />

plus ist ein umfassender Coaching-Ansatz, bei dem individuumszentriert über die Dauer von bis zu<br />

neun Monaten zunächst Defizite für den Einstieg ins Berufsleben beseitigt, speziell auf einen bestimmten<br />

Arbeitsplatz vorbereitet, die Beschäftigungsaufnahme aktiv begleitet und eine nach Beschäftigungsaufnahme<br />

erfolgende bis zu zwölfmonatige Begleitung umgesetzt werden (vgl. hierzu<br />

im Anhang Übersicht A-1). Vergleichbare Zielsetzungen verfolgt u.a. die BA mit den Aktivierungshilfen<br />

für Jüngere (Ah). Auch die Programme Kompetenzagenturen und Stärken vor Ort im Rahmen<br />

des ESF-Bundesprogramms in Regie des BMFSFJ haben die berufliche Integration junger<br />

Menschen ins Berufssystem zum Ziel.<br />

<br />

<br />

<br />

Aktivierungshilfen für Jüngere (Ah)<br />

Jugendliche ohne berufliche Erstausbildung im Alter von bis zu unter 25 Jahren sollen an den<br />

Arbeitsmarkt herangeführt und ins Arbeitsleben integriert werden. Den Jugendlichen werden<br />

niederschwellige, sozialpädagogisch begleitete Angebote in verschiedenen Bereichen gemacht,<br />

wie z.B. im Bereich Suchtprävention oder Sprachförderung.<br />

Jugend Stärken: Kompetenzagenturen<br />

Ziel der Kompetenzagenturen ist die passgenaue berufliche und soziale Integration von besonders<br />

benachteiligten Jugendlichen nach Beendigung der Schule am Übergang in den Beruf.<br />

Als besonders benachteiligt gelten dabei Jugendliche, die mehrere individuelle und/oder<br />

soziale Benachteiligungsmerkmale aufweisen. Die Kompetenzagenturen nehmen für diese Jugendliche<br />

eine Beratungs-, Vermittlungs- und Lotsenfunktion ein. Dabei wird mit der Methode<br />

des Case Managements gearbeitet; ein weiteres Ziel ist es, bestehende Strukturen der Benachteiligtenförderung<br />

im Rahmen der Netzwerkarbeit miteinander zu verzahnen.<br />

Stärken vor Ort<br />

Stärken vor Ort ist Teil der Initiative Jugend Stärken des BMFSFJ und richtet sich allgemein an<br />

Jugendliche „mit schlechteren Startchancen“ sowie an Frauen mit besonderen Problemen<br />

beim Zugang zum Arbeitsmarkt. Ziel ist die Verbesserung der sozialen, schulischen und beruflichen<br />

Integration. Das Projekt verfolgt zur Förderung der Zielgruppen den Ansatz, Mikroprojekte<br />

kleiner, lokaler Initiativen mit einer Summe von maximal 10.000 € pro Jahr zu unterstützen.<br />

Als Projektträger können Einzelpersonen, (Stadtteil-)Initiativen, Vereine, Bildungsträger,<br />

örtliche Unternehmen und weitere lokale Akteure fungieren. Projektanträge werden von lokalen<br />

Koordinierungsstellen bearbeitet. In NRW gibt es in 45 Kommunen bzw. Landkreisen solche<br />

Koordinierungsstellen. Zahlreiche Projekte, die sich an Berufseinsteiger/innen richten,<br />

wurden in NRW gefördert.<br />

31 Die Zielgruppe von Jugend in Arbeit plus wurde nach der aktuellen „Information zur Umsetzung“ des MAIS NRW vom 24.4. 2012 (1.<br />

Änderung vom 1.9. 2012), verändert. Demnach richtet sich das Förderangebot an „Jugendliche mit Unterstützungsbedarf, die zum<br />

Zeitpunkt der Zuweisung das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben“.<br />

- 60 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Im Folgenden wird diskutiert, in welchem Verhältnis das Programm Jugend in Arbeit plus zu den<br />

genannten Förderangeboten steht.<br />

<br />

<br />

<br />

Aktivierungshilfen für Jüngere und Jugend in Arbeit plus<br />

Die beiden Programme Aktivierungshilfen für Jüngere und Jugend in Arbeit plus sehen sozialpädagogische<br />

Begleitung zur Heranführung benachteiligter Jugendlicher an die Arbeitswelt<br />

vor. Das Ziel dieser Begleitung ist aber bei Jugend in Arbeit plus mit Integration in Beschäftigung<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt klar vorgegeben, während die Aktivierungshilfen je nach<br />

Entwicklung der Jugendlichen vorrangig zu Qualifizierungsmaßnahmen oder Ausbildungen<br />

führen können. Entsprechend können auch Jugendliche, die schon eine berufliche Erstausbildung<br />

absolviert haben, die Unterstützung durch Jugend in Arbeit plus in Anspruch nehmen.<br />

Zudem bietet Jugend in Arbeit plus insbesondere Jugendlichen, für die eine Ausbildung voraussichtlich<br />

keine Perspektive (mehr) ist, eine Chance auf nachhaltige Erwerbsintegration.<br />

Die Aktivierungshilfen für Jüngere hingegen richten sich eher an Jugendliche, die eine (Erst-<br />

)Ausbildung anstreben. Darüber hinaus ist bei den Aktivierungshilfen keine zusätzliche, passgenaue<br />

Vermittlungsarbeit vorgesehen, wie sie bei Jugend in Arbeit plus von den Kammerfachkräften<br />

geleistet wird.<br />

Kompetenzagenturen und Jugend in Arbeit plus<br />

Die Kompetenzagenturen erfüllen eine Mittlerfunktion, die verschiedene Unterstützungsangebote<br />

vernetzen und den Jugendlichen als Lotsen beim Übergang in die Arbeitswelt zur Seite<br />

stehen sollen. Im Gegensatz zu Jugend in Arbeit plus bleibt bei den Kompetenzagenturen, wie<br />

bei den Aktivierungshilfen auch, zunächst offen, welche Art der Beschäftigung oder Maßnahme<br />

für die Jugendlichen angestrebt wird. Stellenakquisetätigkeiten, wie sie bei Jugend in Arbeit<br />

plus durch die Kammerfachkräfte geleistet werden, sind im Rahmen der Kompetenzagenturen<br />

nicht vorgesehen.<br />

Während die Kompetenzagenturen regional vor allem im Bereich der Rheinschiene und im<br />

Ruhrgebiet vertreten sind, ist „Jugend in Arbeit plus“ durch die Zusammenarbeit von Agenturen<br />

für Arbeit, Jobcentern, Kammern und Regionalagenturen flächendeckend vertreten.<br />

Stärken vor Ort und Jugend in Arbeit plus<br />

Während das BMFSFJ-Programm Stärken vor Ort v.a. auf die Eingliederung von Jugendlichen<br />

in die Berufsausbildung zielt – und somit im Übergangssystem verortet ist – zielt Jugend in Arbeit<br />

plus v.a. auf die berufliche Integration Jugendlicher mit Vermittlungshemmnissen, für die<br />

eine Berufsausbildung voraussichtlich keine Perspektive (mehr) ist. Die Zielstellungen und die<br />

Zielgruppe beider Programme weichen daher deutlich voneinander ab.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Jugend in Arbeit plus unterscheidet sich von den anderen Programmen durch einen eindeutigen<br />

Fokus auf die Vorbereitung auf und Vermittlung in reguläre Arbeitsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt,<br />

während die anderen Programme allgemeiner den Übergang der Jugendlichen in die<br />

Arbeitswelt unterstützen. Hierzu zählen auch und v.a. Integrationen in Ausbildung oder in Stabilisierungs-<br />

oder Qualifizierungsmaßnahmen, wenn dies der Situation der Jugendlichen entspricht.<br />

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Jugend in Arbeit plus ist die Kombination aus sozialpädagogischer<br />

Beratung und parallel erfolgender passgenauer Stellenakquise. Etwa die Hälfte der während<br />

der Begleitung durch Jugend in Arbeit plus erfolgten Arbeitsaufnahmen kam durch die eigens<br />

akquirierten Stellen zu Stande. Eine weitere Besonderheit des Programms ist die mögliche Kombi-<br />

- 61 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

nation mit Eingliederungszuschüssen der BA: Rund 38% (2010) bzw. 35% (2009) der Vermittlungen<br />

wurden mit ergänzender Lohnkostenförderung des Bundes (Eingliederungszuschuss) realisiert.<br />

32 Besonders für Jugendliche, die trotz absolvierter Ausbildung keine Arbeit finden, bietet Jugend<br />

in Arbeit plus somit eine gezieltere Unterstützung, als die anderen Förderprogramme leisten<br />

können. Gleiches gilt im Fall von Jugendlichen ohne berufliche Erstausbildung, die möglicherweise<br />

schon mehrere Maßnahmen der Arbeitsförderung zur Qualifizierung oder Heranführung an den<br />

Arbeitsmarkt durchlaufen haben und bei denen eine Ausbildung (noch) nicht bzw. nicht (mehr) in<br />

Frage kommt.<br />

1.3.2.1 Förderalternativen zum Programm Stützlehrer<br />

Mit dem Programm Stützlehrer wird Stützlehrpersonal in nordrhein-westfälischen Jugendwerkstätten<br />

finanziert. Laut Begünstigtenverzeichnis werden an 30 der insgesamt 48 Jugendwerkstätten in<br />

NRW Stützlehrer/innen durch den ESF gefördert. Aufgabe des Stützunterrichts ist es, Teilnehmende<br />

der Jugendwerkstätten bei Bedarf in kleinen Lerngruppen in berufsbezogener Allgemeinbildung<br />

zu unterrichten. Hierbei stellt sich die Frage, ob dieser Unterricht integraler Bestandteil von Jugendwerkstätten<br />

ist, inwieweit also die Fördervoraussetzung der Zusätzlichkeit erfüllt ist. Dies wird<br />

im Folgenden diskutiert.<br />

Die nordrhein-westfälischen Jugendwerkstätten sind ein Angebot der Jugendhilfe, das über den<br />

Kinder- und Jugendförderplan des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. 33 Die Jugendwerkstätten<br />

sollen soziale Benachteiligungen ausgleichen bzw. abmildern und bei den jugendlichen<br />

Teilnehmer/innen zur Stabilisierung der Persönlichkeit und zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen<br />

(vgl. hierzu im Anhang Übersicht A-2). Durch die Teilnahme an den Jugendwerkstätten sollen<br />

Kompetenzen und Fähigkeiten gefördert werden, „die die Voraussetzung für gelingende Bildungsprozesse,<br />

Lebensgestaltung und berufliche Integration sind“. 34<br />

Der Zugang der Jugendlichen erfolgt in der Regel freiwillig. Schulen, Berufsberater/innen bzw.<br />

Fallmanager/innen, der Allgemeine Soziale Dienst oder Streetworker/innen regen Jugendliche zur<br />

Teilnahme an den Angeboten an. Teilweise gelangen Jugendliche auch auf „behördlichen Druck“<br />

(z.B. im Rahmen von Bewährungsauflagen) in die Jugendwerkstätten. Die Teilnehmenden der Jugendwerkstätten<br />

können bis zu zwölf Monate in der Maßnahme verbleiben und erhalten dort spezifische<br />

sozialpädagogische Förderung und werden werkpädagogisch z.B. in handwerklichen Projekten<br />

betreut.<br />

Der allgemeinbildende Unterricht, der von den Stützlehrkräften geleitet wird, ergänzt das primär<br />

werkpädagogische Angebot dergestalt, dass Jugendliche ohne Schulabschluss (wieder) an schulische<br />

Inhalte herangeführt und zum Schulabschluss hin geführt werden oder ihre Grundkenntnisse<br />

32<br />

33<br />

34<br />

Der Anteil der Jugendlichen, die durch die Teilnahme an „Jugend in Arbeit plus“ in Arbeit vermittelt werden, schwankt regional. Von<br />

den beratenen Jugendlichen mündeten im Jahr 2010 besonders viele in den Regionalagentur-Regionen Märkische Region und in<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe in Arbeit (61,8%; 63,2%). Die geringsten Vermittlungszahlen [Anteil der Vermittelten an allen Beratenen]<br />

wurden in den Regionalagentur-Regionen MEO und Nieder-Rhein erzielt (35,9%; 24,7%). Vgl. hierzu G.I.B. Gesellschaft für innovative<br />

Beschäftigungsförderung, Jugend in Arbeit plus. Jahresbericht 2010., 2011 URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/arbeit/ja_bericht.<strong>pdf</strong><br />

sowie G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hrsg.), Jugend in Arbeit plus. Jahresbericht 2009, 2010<br />

URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/arbeit/ja_jahresbericht_2009.<strong>pdf</strong><br />

Position 2.4: „Schul- und berufsbezogene Jugendsozialarbeit“ (Rechtsgrundlage: §13 SGB VIII)<br />

LWL-Landesjugendamt Westfalen und LVR-Landesjugendamt Rheinland 2009 Jugendsozialarbeit. Beratungsstellen, Jugendwerkstätten<br />

und Schulmüdenprojekte. Auswertung der Jahresstatistik 2009. URL: http://www.lvr.de/de/nav_main/jugend_2/jugendfrderung/jugendsozialarbeit/jugendsozialarbeit_1.html,<br />

S.5<br />

- 62 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

z.B. in Deutsch und Mathematik auffrischen. 35 Dieser Unterricht ergänzt entsprechend das primär<br />

werkpädagogische Angebot, das die Jugendwerkstätten laut Kinder- und Jugendförderplan vorhalten,<br />

36 in sinnvoller Weise um den Aspekt des allgemeinbildenden Lernens.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Das ESF-geförderte Angebot Stützlehrer vermittelt allgemeinbildenden Unterricht für Jugendliche<br />

in Jugendwerkstätten. Dieser Stützunterricht in Kleingruppen ergänzt das primär werkpädagogische<br />

Angebot der Jugendwerkstätten nach dem Kinder- und Jugendförderplan dergestalt, dass<br />

Jugendliche ohne Schulabschluss (wieder) an schulische Inhalte herangeführt und zum Schulabschluss<br />

hin geführt werden oder ihre Grundkenntnisse z.B. in Deutsch und Mathematik auffrischen.<br />

1.3.3 Förderalternativen im spezifischen Ziel C2: Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen<br />

Das spezifische Ziel C2 des ESF-OP 2007-2013 „Verbesserung der beruflichen Integration von<br />

behinderten und schwerbehinderten Menschen“, wird durch die Ausbildungsprogramme 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze, ILJA – Integration lernbehinderter Jugendlicher in Ausbildung und<br />

(Modell-)Projekte für behinderte Menschen verfolgt. Im Folgenden werden eine Übersicht zu diesen<br />

Programmen und ihnen ähnelnde Programme auf Bundes- und Landesebene gegeben und ihre<br />

Komplementarität bzw. eventuell bestehende Förderwettbewerbe diskutiert. 37<br />

1.3.3.1 Förderalternativen zum Ausbildungsprogramm 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

Für die Förderung der Schaffung von Ausbildungsplätzen für Jugendliche und junge Menschen mit<br />

Behinderung stehen neben der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche<br />

und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen (im Folgenden abgekürzt als Aktion 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze) eine Reihe weiterer Förderangebote zur Verfügung (vgl. hierzu im<br />

Anhang Übersicht A-3). Hierbei handelt es sich um fünf Bundesprogramme, darunter drei Fördermöglichkeiten<br />

der BA und zwei Förderprogramme des BMAS. Zudem gibt es noch ein weiteres<br />

Angebot der Landschaftsverbände.<br />

Bei der Vielzahl der Förderangebote stellt sich neben der Frage, ob sich durch inhaltliche Überschneidungen<br />

Förderkonkurrenzen ergeben, auch die Frage, wie viel Förderbedarf eigentlich insgesamt<br />

besteht, d.h. wie groß die Zielgruppe der Jugendlichen mit Behinderung ist, die an der ersten<br />

Schwelle Unterstützung benötigen, und wie sich die Situation am Ausbildungsmarkt insgesamt<br />

darstellt.<br />

Im Berichtsjahr 2009/2010 waren 1.022 schwerbehinderte Bewerber/innen für Berufsausbildungsstellen<br />

in NRW gemeldet. In Ausbildung bei einem Arbeitgeber mit mindestens 20 Arbeitsplätzen<br />

waren im Oktober 2010 1.553 Auszubildende, darunter 962 Männer und 591 Frauen angezeigt. 38<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

Im Jahr 2009 hatten 50% der Teilnehmenden keinen Schulabschluss. 7% der Abgänger/innen aus den Jugendwerkstätten erwarben<br />

nach Abschluss der Maßnahme den Hauptschulabschluss (vgl. ebd. , S.16).<br />

Laut Zuwendungszweck der Richtlinien für die Förderung nach dem Kinder- und Jugendförderplan sind „sozialpädagogische Angebote<br />

für sozial benachteiligte junge Menschen mit dem Ziel, deren soziale und berufliche Integration zu fördern sowie zur Stärkung<br />

von deren Persönlichkeit beizutragen“ förderfähig.<br />

Die Projekte für behinderte Menschen werden aufgrund der breiten Möglichkeiten der Förderung hier nicht weiter betrachtet, da es<br />

sich um spezifische Förderansätze handelt, für die aus der Regelförderung des SGB IX i.d.R. keine Finanzierungsmöglichketen.<br />

Statistik aus dem Anzeigeverfahren gemäß § 80 Abs. 2 SGB IX.<br />

- 63 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Die BA fördert die Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderung u.a. im Rahmen der rehaspezifischen<br />

Berufsausbildung. 39 Jugendliche mit Behinderung, die die entsprechenden Voraussetzungen<br />

erfüllen, können mit einer Berufsausbildung für Menschen mit besonderem Förderbedarf<br />

40 in einer außerbetrieblichen Berufsausbildung gefördert werden. Zu nennen sind außerdem<br />

die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) als ein weiteres Instrument der BA, das sich möglicherweise<br />

mit der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze überschneidet, obwohl abH nicht auf die<br />

Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen begrenzt ist. Mit den beiden BMAS-Programmen Initiative<br />

Inklusion und Job 4000 wird demgegenüber gezielt die Ausbildung von Jugendlichen mit<br />

Behinderung gefördert. Das Land NRW unterstützt außerdem aus eigenen Mitteln die Ausbildung<br />

Jugendlicher mit Behinderung mit dem sog. Sonderprogramm aktion 5. Auch der Landschaftsverband<br />

Rheinland hält mit dem Programm Übergang 500plus ein weiteres ergänzendes Angebot vor.<br />

Im Folgenden werden die angesprochenen Programme skizziert und anschließend im Vergleich<br />

zur Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze diskutiert.<br />

<br />

<br />

Berufsausbildung für Menschen mit besonderem Förderungsbedarf (außerbetriebliche<br />

Berufsausbildung)<br />

Die Berufsausbildung für Menschen mit besonderem Förderungsbedarf ermöglicht lernbeeinträchtigten<br />

und sozial benachteiligten Jugendlichen eine außerbetriebliche Ausbildung. Jugendliche<br />

mit Behinderung kommen für eine solche Ausbildung in Frage, wenn sie die entsprechenden<br />

Voraussetzungen erfüllen.<br />

Die fachtheoretische Ausbildung findet in Werkstätten von Bildungsträgern 41 statt. Der fachpraktische<br />

Teil der Ausbildung wird entweder ebenso beim Bildungsträger absolviert („integratives<br />

Modell“) oder findet in einem anerkannten Ausbildungsbetrieb statt („kooperatives Modell“).<br />

Die Auszubildenden werden von Ausbildungs- und Lehrkräften unterrichtet und betreut.<br />

Ergänzend erfolgt eine Begleitung durch sozialpädagogische Fachkräfte des Bildungsträgers.<br />

Es wird ihnen Nachhilfeunterricht in Theorie und Praxis angeboten, und die Auszubildenden<br />

werden besonders auf Klassenarbeiten und Prüfungen vorbereitet. Zudem erhalten sie Unterstützung<br />

bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Die sozialpädagogischen Fachkräfte vermitteln<br />

bei Bedarf zwischen den Auszubildenden und ihren Ausbildungs- und Lehrkräften sowie<br />

den Eltern.<br />

Bis zum 31.03.2012 war die Voraussetzung für die Aufnahme in eine außerbetriebliche Berufsausbildung<br />

die vorherige Teilnahme an einer mindestens sechsmonatigen, auf einen Beruf<br />

vorbereitenden Bildungsmaßnahme. Diese Voraussetzung wurde im Rahmen der Instrumentenreform<br />

der BA aufgehoben.<br />

Reha-spezifische Berufsausbildung<br />

Die Reha-spezifische Berufsausbildung wird – wie bereits für die Berufsausbildung für Menschen<br />

mit besonderem Förderungsbedarf ausgeführt – in den beiden Varianten des integrativen<br />

und kooperativen Modells angeboten. Die fachtheoretische Ausbildung findet analog zur<br />

Berufsausbildung für Menschen mit besonderem Förderungsbedarf ebenso in Werkstätten von<br />

Bildungsträgern 36 statt. Die reha-spezifische außerbetriebliche Ausbildung kann von Menschen<br />

mit Behinderung absolviert werden, die aufgrund ihrer Behinderung auf besondere Unterstüt-<br />

39<br />

40<br />

41<br />

Nach den §§ 97 ff SGB III bis zum 31.03.2012 und den §§ 112 ff SGB III seit dem 01.04.2012.<br />

Nach § 242 SGB III bis zum 31.3.2012 bzw. § 76 SGB III seit dem 01.04.2012.<br />

Träger können Berufsbildungswerke (BBW) oder Berufsförderungswerke (BfW) sein.<br />

- 64 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

zung angewiesen sind, die durch das Angebot der Berufsausbildung für Menschen mit besonderem<br />

Förderungsbedarf nicht gedeckt werden kann.<br />

Ausbildungszuschuss 42<br />

Ausbildungsbetriebe, die schwerbehinderte oder behinderte Menschen ausbilden, werden<br />

durch Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung in Höhe von 80 bis 100% finanziell unterstützt.<br />

Wenn der ausbildende Betrieb einen Auszubildenden mit Schwerbehinderung nach Abschluss<br />

der Ausbildung übernimmt, kann ein weiterer (Lohnkosten-)Zuschuss für ein Jahr gewährt<br />

werden.<br />

Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) 43<br />

<br />

abH haben zum Ziel, lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Auszubildende bei der Aufnahme,<br />

Fortsetzung und dem erfolgreichen Abschluss einer erstmaligen betrieblichen Berufsausbildung<br />

zu unterstützen. Schwerpunktmäßig sollen dabei AZUBIs gefördert werden, bei<br />

denen ohne Förderung ein Abbruch der Ausbildung droht. Die Kernelemente der abH sind<br />

Stützunterricht und sozialpädagogische Hilfen im Rahmen von drei bis acht Stunden pro Woche.<br />

abH richten sich an einen breiten Kreis von Jugendlichen und sind daher nicht auf Jugendliche<br />

z.B. mit (schweren) Behinderungen begrenzt.<br />

Initiative Inklusion<br />

Die Initiative Inklusion ist ein Programm, mit dem die Förderung der Teilhabe schwerbehinderter<br />

Menschen am Arbeitsleben in den drei Handlungsfeldern „Berufsorientierung“, „Schaffung<br />

neuer Ausbildungsplätze“ und „Arbeitsplätze für ältere schwerbehinderte Menschen“ gefördert<br />

ird. Zusätzlich werden Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern sowie Landwirtschaftskammern<br />

beim Aufbau von „Inklusions-Kompetenz“ unterstützt.<br />

Im ersten Handlungsfeld werden Schüler/innen bei der Berufsorientierung und dem Übergang<br />

in das Arbeitsleben gefördert, z.B. durch Potenzialanalysen und die Förderung von Praktika in<br />

Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. In den Prozess der Berufsorientierung werden<br />

dabei alle Beteiligten eingebunden. Im zweiten und dritten Handlungsfeld werden demgegenüber<br />

Betriebe und Dienststellen, die Ausbildungsplätze bzw. Arbeitsplätze schaffen, finanziell<br />

unterstützt. Die Förderung von neuen Ausbildungsplätzen soll dabei zur Übernahme in ein sozialversicherungspflichtiges<br />

Beschäftigungsverhältnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen.<br />

Job 4000<br />

Job 4000 ist ein Programm „zur besseren beruflichen Integration besonders betroffener<br />

schwerbehinderter Menschen“, 44 das auf die dauerhafte Integration schwerbehinderter Menschen<br />

auf den allgemeinen Arbeitsmarkt durch konkrete, direkte und dauerhafte Hilfen zielt.<br />

Die Bundesagentur für Arbeit soll mit Job 4000 bei der Durchführung ihrer gesetzlichen Aufgaben<br />

im Rahmen der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung unterstützt werden.<br />

Dabei werden drei Handlungsfelder in den Fokus gerückt: Erstens die Schaffung von<br />

bundesweit mindestens 1.000 neuen Arbeitsplätzen für schwerbehinderte Menschen, zweitens<br />

die Schaffung von bundesweit mindestens 500 neuen Ausbildungsplätzen für schwerbehinder-<br />

42<br />

Nach § 235a SGB III bis zum 31.03.2012 bzw. § 73 SGB III seit dem 01.04.2012.<br />

43<br />

Nach § 241 SGB III bis zum 31.03.2012 bzw. § 75 SGB III seit dem 01.04.2012.<br />

44<br />

Vgl. BMAS,,Job4000. Programm zur besseren beruflichen Integration besonders betroffener schwerbehinderter Menschen.o.J.<br />

URL: http://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/job4000-flyer.html<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

te Jugendliche und drittens die Unterstützung schwerbehinderter Menschen durch Integrationsfachdienste.<br />

Über die Integrationsdienste sollen bundesweit mindestens 2.500 Integrationen<br />

in den allgemeinen Arbeitsmarkt, also in Ausbildung oder Beschäftigung erreicht werden.<br />

In den ersten beiden Handlungsfeldern erhalten Arbeitgeber bei der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

Zuschüsse für eine Dauer von bis zu fünf Jahren. Die Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

wird im Rahmen der Auszahlung von Prämien zu Beginn der Ausbildung und bei Weiterbeschäftigung<br />

nach Ende der Ausbildung gefördert. Im dritten Handlungsfeld wird den Integrationsfachdiensten<br />

eine monatliche Fallpauschale von bis zu 250 € pro Unterstützungsfall gewährt.<br />

aktion 5<br />

Das Programm aktion 5 ist ein eigenständiges Förderprogramm der Landschaftsverbände und<br />

verfolgt das Ziel, anerkannt schwerbehinderte oder gleichgestellte Menschen beim Einstieg in<br />

den allgemeinen Arbeitsmarkt zu unterstützen, und zwar unter ausdrücklicher Beachtung<br />

schwerbehinderter arbeitsloser Frauen. Der Schwerpunkt der Förderung liegt bei besonders<br />

betroffenen Menschen im Übergang aus (Förder-)Schulen, Werkstätten für behinderte Menschen<br />

(WfbM) und psychiatrischen Einrichtungen auf den ersten Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung<br />

oder Ausbildung von Personen aus der Zielgruppe wird über Prämien gefördert. Ergänzend<br />

können Menschen mit einer Schwerbehinderung ein sog. „Integrationsbudget“ erhalten,<br />

über das Leistungen finanziert werden können, die zur Begründung eines Ausbildungs- oder<br />

Beschäftigungsverhältnisses führen, z.B. durch Arbeitstrainings, Maßnahmen der Behinderungsverarbeitung<br />

oder der Stärkung sozialer Kompetenzen. Schwerbehinderte Schüler/innen<br />

werden zudem mit Leistungen in Form eines individuellen Vorbereitungsbudgets bereits vor<br />

der Schulentlassung unterstützt, so dass z.B. durch individuelle berufsrelevante Qualifizierungsmaßnahmen<br />

der Übergang in Ausbildung erleichtert wird.<br />

Zudem werden über aktion 5 Projekte und besondere Vorhaben für die Zielgruppen gefördert,<br />

so z.B. integrationsunterstützende Bildungsmaßnahmen oder Projekte zur Qualifizierung von<br />

unterstützenden Personen.<br />

Im Folgenden wird diskutiert, in welchem Verhältnis die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

zu den genannten Förderangeboten des Bundes und des Landes NRW steht, ob ein wenig zielführender<br />

Förderwettbewerb entsteht oder zukünftig absehbar ist und inwieweit die Notwendigkeit besteht,<br />

die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze gegenüber den Förderalternativen des Bundes<br />

noch stärker abzugrenzen und zu profilieren.<br />

<br />

Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und außerbetriebliche Berufsausbildung der<br />

BA<br />

Die Angebote der BA der außerbetrieblichen Berufsausbildung – Berufsausbildung für Menschen<br />

mit besonderem Förderungsbedarf und Reha-spezifische Berufsausbildung – werden im<br />

Folgenden aufgrund ihrer inhaltlichen Überschneidung gemeinsam betrachtet und der Aktion<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze gegenübergestellt.<br />

Die außerbetriebliche Berufsausbildung richtet sich – wie oben gezeigt – an Jugendliche mit<br />

besonderem Förderbedarf bzw. an Jugendliche mit Behinderung. Die Zielgruppe der Aktion<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze – behinderte junge Erwachsene mit Rehabilitandenstatus –<br />

könnte also durchaus auch das Angebot der BA nutzen. Die Konzeption der Aktion 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze ähnelt der der BA-Angebote: Bei beiden Programmen werden<br />

Ausbildungsverträge mit Bildungsträgern geschlossen, und beide Programme zeichnen sich<br />

- 66 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

durch intensive sozialpädagogische Betreuung der Auszubildenden aus. Diese Ähnlichkeiten<br />

waren allerdings bei der Konzeption der Förderaktion beabsichtigt. Denn die Erfahrung mit der<br />

außerbetrieblichen Berufsausbildung zeigte, dass sich für die Absolventen und Absolventinnen<br />

der Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt nach der Ausbildung schwierig gestaltet. Entsprechend<br />

wurde die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze im Jahr 2007 in gemeinsamer<br />

Verantwortung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (jetzt:<br />

MAIS) und der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit aufgelegt. Gemeinsam<br />

verfolgen Land und BA das Ziel, den AZUBIs betriebliche „Alltagserfahrungen“ zu ermöglichen:<br />

Mindestens 50% der berufspraktischen Ausbildung in der Aktion muss entsprechend in Wirtschaftsunternehmen<br />

erfolgen.<br />

Zwar bietet die BA bietet die außerbetrieblichen Ausbildung in einer praxisnäheren Variante<br />

an: Im kooperativen Modell absolvieren die Auszubildenden den fachpraktischen Teil in anerkannten<br />

Ausbildungsbetrieben. Die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze unterscheidet<br />

sich aber von dem Angebot der BA auch im kooperativen Modell, denn die Auswahl an Ausbildungsgängen<br />

ist wesentlich breiter. In der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze können<br />

zudem auch drei- und dreieinhalbjährige Ausbildungen gefördert werden, während die BA nur<br />

für bis zu zweijährige Ausbildungsgänge unterstützt. Eine weitere Besonderheit der Aktion ist,<br />

dass sie erst nach Beginn des eigentlichen Ausbildungsjahres startet. Damit erhalten Bewerber/innen<br />

der Zielgruppe, die unversorgt geblieben sind, die Chance, trotzdem noch eine Ausbildung<br />

zu beginnen. Die Gefahr von Förderkonkurrenzen wird daher auch aufgrund der unterschiedlichen<br />

Eintrittstermine reduziert.<br />

Zusammenfassend folgt aus den Analysen, dass die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

insgesamt keine Konkurrenz, sondern vielmehr als zielführende Erweiterung des Regelangebots<br />

der BA angesehen werden kann.<br />

Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und Ausbildungszuschuss<br />

Auch mit dem Ausbildungszuschuss soll die Anzahl der Ausbildungsplätze für junge Menschen<br />

mit Behinderung erhöht werden. Hierbei handelt es sich allerdings um eine rein finanzielle Zuschussförderung<br />

ausbildender Betriebe. Eine besondere Betreuung der Auszubildenden oder<br />

eine Entlastung der Betriebe, z.B. von der Personalverantwortung oder durch zusätzliche Unterstützung<br />

über die Fachdienste der Bildungsträger, wie dies über die Aktion 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze möglich ist, erfolgen nicht. Vor diesem Hintergrund kann angenommen<br />

werden, dass der Ausbildungszuschuss für junge Menschen mit Rehabilitandenstatus, die aufgrund<br />

ihrer Behinderung eine besondere Unterstützung während der Ausbildung benötigen,<br />

nicht hinreichend ist. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass die Aktion 100<br />

zusätzliche Ausbildungsplätze mit ihrem breiten Unterstützungsangebot eine Ausbildung für<br />

Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf aufgrund einer Behinderung eher möglich<br />

macht, als der ausschließlich auf die Finanzierung betrieblicher Ausbildungsplätze fokussierte<br />

Ausbildungszuschuss.<br />

Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)<br />

Die abH richtet sich als BA-Regelinstrument nicht speziell an Menschen mit Behinderungen,<br />

sondern an lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Auszubildende. Mit dem Stützunterricht<br />

sollen eine Ausbildung ermöglicht und ein Ausbildungsabbruch verhindert werden. Im<br />

Vergleich der beiden Förderangebote wird deutlich, dass die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

über eine deutlich breitere Unterstützungspalette für AZUBIs verfügt als abH. So-<br />

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Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

wohl die AZUBIs als auch die Betriebe werden durch Bildungsträger und Ausbildungscoaches<br />

intensiv betreut. Es ist deshalb anzunehmen, dass durch die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

Jugendlichen eine Ausbildung ermöglich wird, bei denen eine Unterstützung<br />

durch abH allein nicht hinreichend wäre, um den Ausbildungserfolg zu sichern.<br />

Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und Initiative Inklusion<br />

Die Initiative Inklusion sieht im Handlungsfeld 2 u.a. die Schaffung von neuen Ausbildungsplätzen<br />

für Schwerbehinderte vor und verfolgt damit grundsätzlich das gleiche Ziel wie die Aktion<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze, jedoch begrenzt auf die Zielgruppe der Menschen mit<br />

Schwerbehinderung. Im Rahmen der Initiative ist vorgesehen, im Land NRW von 2011 bis<br />

2016 mindestens 260 neue Ausbildungsplätze für Schwerbehinderte zu schaffen. Die Anzahl<br />

der Förderfälle ist also aufs Jahr gerechnet – mit rd. 44 Ausbildungsplätzen – geringer als bei<br />

der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze. Auch der Ansatz, der zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze<br />

gewählt wurde, unterscheidet sich von der Aktion. Denn es handelt sich um rein<br />

betriebliche Ausbildungen, d.h. es werden keine Träger involviert, und es wird auch keine spezielle<br />

Betreuung der Auszubildenden oder Arbeitgeber aus dem Programm Initiative Inklusion<br />

finanziert. 45 Die Förderung ist rein finanzieller Art: Betriebe und Dienststellen werden mit Fördersummen<br />

von bis zu 10.000 Euro pro Ausbildungsplatz unterstützt.<br />

Darüber hinaus zeigen die Analysen, dass die Initiative Inklusion erst Ende 2011 angelaufen<br />

ist, so dass ein Förderwettbewerb überhaupt erst ab dem Ausbildungsjahr 2012/13 auftreten<br />

könnte. Dieser ergäbe sich auch nur für die Zielgruppe der Schwerbehinderten, denn die Aktion<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze richtet sich an Menschen mit Rehabilitandenstatus.<br />

Durch die unterschiedlichen Ansätze – rein finanzielle Unterstützung der betrieblichen Ausbilder<br />

hier und intensive Beratung und Begleitung von Auszubildenden und Arbeitgebern unter<br />

Einschaltung von Trägern dort – kann angenommen werden, dass die Aktion 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze Betriebe, die noch keine Erfahrung in der Ausbildung Jugendlicher mit Behinderung<br />

haben, eher anspricht. Denn den ausbildenden Betrieben wird durch die Aktion eine<br />

größere Handlungssicherheit geboten als bei der Initiative Inklusion, da sie bei Bedarf in den<br />

Trägern einen kompetenten Ansprechpartner haben.<br />

Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und Job 4000<br />

Job 4000 sieht im Handlungsfeld 2 die Schaffung von neuen Ausbildungsplätzen für Schwerbehinderte<br />

vor. Ähnlich wie bei der Initiative Integration handelt es sich um eine rein finanzielle<br />

Förderung der ausbildenden Betriebe. Diese erhalten zu Beginn der Ausbildung eines schwerbehinderten<br />

jungen Menschen eine Prämie von bis zu 3.000 € und im Fall einer Übernahme<br />

des Auszubildenden nach Beendigung der Ausbildung eine weitere Prämienzahlung von bis zu<br />

5.000 €. Entsprechend wären hier die oben im Vergleich mit der Initiative Inklusion dargestellten<br />

Unterschiede zu wiederholen.<br />

Wird allerdings die finanzielle Förderung der Ausbildung entsprechend Handlungsfeld 2 mit der<br />

fachdienstlichen Förderung, wie sie im Handlungsfeld 3 vorgesehen ist, kombiniert, so wäre<br />

die Betreuung ähnlich der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze. Dann nämlich könnte die<br />

finanzielle Förderung des Betriebs mit einer zusätzlich geförderten Betreuung bzw. Begleitung<br />

45 Allerdings unterstützen die beiden Landschaftsverbände durch ihre Kammerberater und Integrationsfachdienste die Initiative durch<br />

Akquise und Beratung von Betrieben.<br />

- 68 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

von AZUBIs und Betrieben durch Integrationsfachdienste gekoppelt werden. Allerdings werden<br />

bei Job 4000 keine Bildungsträger involviert.<br />

Die Anzahl der im Programm Job 4.000 in NRW geförderten Ausbildungsstellen ist – mit etwas<br />

mehr als jährlich 200 Stellen zwischen 2007 und 2009 – in etwa vergleichbar mit der Aktion<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze. Da keine Informationen darüber vorliegen, dass die beiden<br />

Förderangebote z.B. hinsichtlich der regionalen Fokussierung oder der Ausbildungsberufe eindeutig<br />

voneinander abgegrenzt sind, kann jedenfalls für Jugendliche mit Schwerbehinderung<br />

im Fall der Kombination der Fördermöglichkeiten von Job 4000 in den Handlungsfeldern 2 und<br />

3 ein Förderwettbewerb mit der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze nicht ausgeschlossen<br />

werden, ist allerdings aufgrund der unterschiedlichen Aufnahmezeitpunkte in die Programme<br />

– Aktion 100 beginnt nach dem Ausbildungsjahr – sowie aufgrund der Einbindung von<br />

Bildungsträgern und Vorrangigkeitsprüfung kaum zu erwarten. 46<br />

Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und aktion 5<br />

Ähnlich wie im Programm Job 4000 sieht auch die aktion 5 Prämienzahlungen für Betriebe vor,<br />

die neue Ausbildungsplätze für Schwerbehinderte schaffen. Die Anzahl der geförderten Ausbildungsstellen<br />

war im Jahr 2009 mit 74 nur geringfügig niedriger als bei der Aktion 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze. Ähnlich wie bei Job 4000 ist eine spezifische fachliche Betreuung<br />

der Arbeitgeber und Auszubildenden nicht automatisch in die Förderung eingeschlossen. Wird<br />

allerdings ein Auszubildender eines durch aktion 5 geförderten Ausbildungsplatzes gleichzeitig<br />

mit dem Integrationsbudget der aktion 5 gefördert, so würde die Ausbildung in ähnlicher Weise<br />

betreut wie im Rahmen der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze. Die berufspraktische<br />

Ausbildung findet aber wie auch in den Programmen Initiative Inklusion und Job 4000 vollständig<br />

in Betrieben und nicht bei Trägern statt. Analog zu den Ausführungen für das Programm<br />

Job 4000 lassen sich auch hinsichtlich des Vergleichs zwischen der Aktion 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze einerseits und aktion 5 andererseits damit nicht vollständig ausschließen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die größten Ähnlichkeiten zur Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze weisen die Fördermöglichkeiten<br />

der BA im Rahmen der außerbetrieblichen Ausbildungsplatzangebote auf. Allerdings<br />

wurde die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze – in enger Abstimmung zwischen dem Land<br />

NRW und der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit – von Beginn an bewusst als<br />

Erweiterung der Regelförderangebote der BA konzipiert. Als Alleinstellungsmerkmale von 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze können u.a. das vergleichsweise breite Angebot an Ausbildungsgängen<br />

einerseits und die Möglichkeit der Ausbildung in drei- und dreieinhalbjährige Ausbildungsgängen<br />

andererseits angeführt werden. Keines der anderen Förderangebote – Initiative Inklusion, Job<br />

4.000 und aktion 5 – beinhaltet Ausbildungsanteile bei einem Träger. Bei diesen Angeboten handelt<br />

es sich um Förderungen, die eine im Betrieb stattfindende Ausbildung unterstützen, teils durch<br />

finanzielle Zuschüsse, teils durch fachdienstliche und (sozial-)pädagogische Angebote.<br />

Überschneidungen in Zielgruppe, Zielen und Fördermöglichkeiten lassen sich dabei insbesondere<br />

zwischen der Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze einerseits und Job 4.000 sowie aktion 5<br />

andererseits ausmachen, und zwar dann, wenn die dort bestehenden Zuschussfördertatbestände<br />

mit Unterstützungsleistungen gekoppelt werden, die den Jugendlichen und/oder den Unternehmen<br />

46 Nach Aussagen des Referats II B3 kommt hinzu, dass Job 4000 zwar das Laufzeitende erst im Dezember 2013 hat, faktisch aber die<br />

Mittel im Laufe des Jahres 2011 bereits ausgeschöpft worden sind.<br />

- 69 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

zugute kommen. Hier scheinen die ergänzend zur Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze bestehenden<br />

Förderangebote noch nicht hinreichend trennscharf voneinander abgegrenzt zu sein, so<br />

dass Förderkonkurrenzen auf Basis des zur Verfügung stehenden Informationsmaterials nicht<br />

ausgeschlossen werden können.<br />

1.3.3.2 Förderalternativen zum Programm ILJA – Integration lernbehinderter Jugendlicher<br />

in Ausbildung<br />

Die Zielgruppe des Programms ILJA 47 sind Jugendliche mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf<br />

Lernen am Ende ihrer Schulzeit und nach Beendigung der Schule. Auf Basis der Auswertung<br />

von Förderschulstatistiken 48 zeigt sich, dass rd. 38% der Schüler/innen, die in NRW eine Förderschule<br />

besuchen, in Klassen mit dem Förderschwerpunkt Lernen unterrichtet werden. Im Abgangsjahr<br />

2010 beendeten 10.088 Schüler/innen aller Förderschwerpunkte die Förderschule. Davon gingen<br />

3.282 Schüler/innen mit dem Hauptschulabschluss ab (33% der Abgänger/innen) und 4.437<br />

mit dem Abschluss für Lernbehinderte (44% der Abgänger/innen). 49<br />

Eine ähnliche Zielsetzung wie das Programm ILJA – also die nachhaltige und systematische Gestaltung<br />

des Übergangs Schule-Ausbildung für Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen, zu<br />

denen Jugendliche mit dem Förderbedarf Lernen zu zählen sind – wird von einer Reihe anderer<br />

Förderprogramme des Bundes, der BA und des Landes NRW verfolgt. Zu nennen sind hier von<br />

Seiten des Bundes das Programm Jugend Stärken – Kompetenzagenturen, das vom BMFSFJ im<br />

Rahmen des ESF-Bundesprogramms aufgelegt wurde, sowie das Sonderprogramm Berufsausbildungsbegleitung<br />

im Rahmen der BMBF-Initiative Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis<br />

zum Ausbildungsabschluss (im Folgenden kurz „Bildungsketten“). Ein weiteres Bundesprogramm,<br />

das Ähnlichkeiten zu ILJA aufweist, ist das oben bereits beschriebene Programm Job 4000 des<br />

BMAS. Von Seiten der BA werden mit Zielsetzungen, die denen von ILJA ähneln, die ausbildungsbegleitenden<br />

Hilfen, die sozialpädagogische Begleitung und die Berufseinstiegsbegleitung nach<br />

§ 421s SGB III angeboten. Von Seiten des Landes ist erneut auf das Sonderprogramm Aktion 5<br />

hinzuweisen (vgl. hierzu im Anhang Übersicht A-4). Im Folgenden werden die Programme der Berufseinstiegsbegleitung<br />

sowie die BA-Förderung über sozialpädagogische Begleitung kurz vorgestellt.<br />

50<br />

Berufsausbildungsbegleitung („Bildungsketten“) und Berufseinstiegsbegleitung 51<br />

Die beiden Programme zur Berufsausbildungs- bzw. -einstiegsbegleitung werden hier gemeinsam<br />

vorgestellt, da es sich um inhaltlich annähernd identische Förderangebote handelt. Die<br />

Ähnlichkeit war von den konzeptionierenden Stellen so angestrebt worden: Die Angebote sollten<br />

unabhängig von der Rechtsgrundlage möglichst einheitlich ausgestaltet werden, wobei die<br />

Berufsausbildungsbegleitung im Rahmen der Initiative Bildungsketten das bisherige Angebot<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

Im Zuge der geplanten Umgestaltung der Angebote am Übergang Schule-Beruf wird ILJA voraussichtlich in der jetzigen Form nicht<br />

wie ursprünglich geplant über vier Jahre bestehen, sondern in das geplante Übergangssystem einfließen.<br />

Dabei ist zu beachten, dass ein Teil der Jugendlichen mit Förderbedarfen integrative Schulen besucht (16,1% der Schülerinnen und<br />

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in NRW besuchen keine Förderschule, (Statistisches Bundesamt 2012: Schulen auf<br />

einen Blick, S.22)<br />

Vgl. Statistisches Bundesamt 2011: Fachserie 11 Reihe 1, Tab. 3.9 und Tab. 1.1; eigene Berechnungen<br />

Die Programme Jugend stärken – Kompetenzagenturen, Job 4000 sowie ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) wurden bereits weiter<br />

oben – vgl. hierzu Kapitel 1.3.2.1 und 1.3.3.1 – dargestellt.<br />

Nach § 421s SGB III bis zum 31.03.2012 bzw. nach § 49 SGB III seit dem 01.04.2012.<br />

- 70 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

der BA ergänzen sollte. 52 In beiden Programmen sind Berufseinstiegsbegleiter/innen an bundesweit<br />

etwa 1.000 Schulen vorgesehen. Insgesamt nehmen rd. 200 Schulen in NRW an einem<br />

der beiden Programme teil, so dass rd. 400 Schulen in NRW über Berufseinstiegsbegleiter/innen<br />

verfügen. 53<br />

Bei der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III handelt es sich um ein von der BA finanziertes,<br />

zeitlich befristetes Modellvorhaben, das im Februar 2009 startete und Teilnehmer/innen<br />

bis Ende Dezember 2011 in die Förderung aufnahm. Da die Maximaldauer der Begleitung<br />

dreieinhalb Jahre beträgt, wird die Berufseinstiegsbegleitung auf dieser Rechtsgrundlage<br />

noch bis zum Sommer 2014 laufen. Die Berufsausbildungsbegleitung im Rahmen der Initiative<br />

Bildungsketten begann knapp zwei Jahre später, nämlich im November 2010. Aufnahmen<br />

in die Förderung werden bis Ende Dezember 2014 möglich sein. Dieses Programm wird<br />

aus Mitteln des BMBF finanziert; mit der Durchführung wurde jedoch wiederum die BA beauftragt.<br />

Die beiden Angebote haben zum Ziel, leistungsschwächeren Jugendlichen die berufliche Eingliederung<br />

zu erleichtern, indem sie den Übergangsprozess von der allgemeinbildenden Schule<br />

in eine Berufsausbildung stabilisieren. Die Hilfen richten sich nach dem individuellen Bedarf<br />

des/der zu unterstützenden Jugendlichen – so z.B. beim Erreichen des allgemeinbildenden<br />

Schulabschlusses, bei der Berufsorientierung und Berufswahl, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.<br />

Nach Aufnahme einer Ausbildung können die Jugendlichen weiter von den Berufseinstiegsbegleitern<br />

bzw. -begleiterinnen betreut werden.<br />

Unterschiede zwischen den Programmen bestehen hauptsächlich bezüglich des Unterstützungsbeginns<br />

und -endes. Das Angebot im Rahmen der Initiative Bildungsketten ermöglicht<br />

die Begleitung schon ab den letzten zwei Schuljahren der allgemeinbildenden Schule 54 und bis<br />

zum Ende des ersten Ausbildungsjahres. 55 Zudem ist bei der Initiative Bildungsketten im Vorfeld<br />

der Berufseinstiegsbegleitung eine Potenzialanalyse vorgesehen. Ein weiteres „Kettenglied“<br />

der Initiative Bildungsketten ist die Berufsorientierung ab Klassenstufe 8.<br />

Eine Vernetzung und Kooperation mit anderen Akteuren, die auf dem Feld der Gestaltung des<br />

Übergangs Schule-Beruf tätig sind, ist in beiden Programmen erwünscht.<br />

Sozialpädagogische Begleitung (SpB)<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

Die sozialpädagogische Begleitung (SpB) können lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte<br />

Jugendliche, die sich in einer Berufsausbildungsvorbereitung nach dem BBiG oder in einer<br />

mit Qualifizierungszuschuss geförderten Beschäftigung befinden, in Anspruch nehmen. Sie erhalten<br />

ein umfangreiches Betreuungsangebot, dass Hilfestellung und Beratung bei Problemlagen<br />

im sozialen Umfeld und im Betrieb bietet. Darüber hinaus bietet die SpB auch den Betrie-<br />

Vgl. hierzu: Bundesagentur für Arbeit, Fachkonzept Berufseinstiegsbegleitung im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA), 2011<br />

URL: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A04-Vermittlung/A042-Vermittlung/Publikation/<strong>pdf</strong>/Fachkonzept-Berufseinstiegsbegleitung-im-Auftrag-der-BA.<strong>pdf</strong>,<br />

S.4<br />

21% der Schulen bundesweit, an denen Berufseinstiegsbegleitung im Rahmen der Bildungsketten durchgeführt werden, sind Förderschulen<br />

(Bundesagentur für Arbeit, (Thate, Evelyn), Berufseinstiegsbegleitung (§ 421s SGB III) - Entstehung und Hintergrundinformationen,<br />

in: Internationaler Bund, Dokumentation Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III – Erfahrungen mit einem neuen<br />

Instrument im Übergang Schule/Beruf. Bundesweite Fachtagung im Rahmen des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit am 29.<br />

Oktober 2009 in Frankfurt am Main, 2009. URL: http://www.forum-beratung.de/cms/upload/Veroeffentlichungen/Dokumentationen/IB_Doku_Berufseinstiegsbegleitung.<strong>pdf</strong>,<br />

S.16.<br />

Im sog. Vorabgangsjahr nach § 421s SGB III.<br />

Bis sechs Monate nach Ausbildungsaufnahme nach § 421s SGB III.<br />

- 71 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

ben eine Ansprechperson bei Problemen im Zusammenhang mit der betrieblichen Ausbildung<br />

Jugendlicher.<br />

Im Folgenden wird diskutiert, in welchem Verhältnis das Programm ILJA zu den genannten Förderangeboten<br />

des Bundes und zu anderen Angeboten des Landes NRW steht. Betrachtet wird dabei<br />

auch die Frage, ob Förderkonkurrenzen bestehen oder zukünftig absehbar sind. Zudem wird<br />

eine Einschätzung abgegeben, ob die Notwendigkeit besteht, das Programm ILJA gegenüber den<br />

Förderalternativen des Bundes noch stärker abzugrenzen und zu profilieren.<br />

<br />

Programm ILJA und Kompetenzagenturen<br />

Beide Programme verfolgen das Ziel, Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern.<br />

Die Zielgruppe der Kompetenzagenturen – dies sind besonders benachteiligte Jugendliche<br />

– ist dabei deutlich breiter gefasst als die von ILJA, das sich ausschließlich an Jugendliche<br />

mit Förderbedarf Lernen richtet. Nicht nur in der Definition der Zielgruppe unterscheiden sich<br />

die Programme, auch im Zeitpunkt, an dem die Unterstützung ansetzt: Während ILJA im Sinne<br />

eines präventiven Ansatzes schon Förderschüler/innen ab Klasse 8 in die Zielgruppe aufnimmt,<br />

richtet sich die Arbeit der Kompetenzagenturen auf die Zeit nach Verlassen der Schule.<br />

Übereinstimmungen zwischen beiden Förderangeboten bestehen allerdings beim Ziel, für die<br />

Zielgruppe auf kommunaler bzw. regionaler Ebene bereits bestehende Unterstützungsangebote<br />

zu vernetzen und zu koordinieren:<br />

• Im Programm ILJA wird dazu eine kommunale Ansprechperson innerhalb der beteiligten<br />

Stadt- bzw. Kreisverwaltung bestimmt, die die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure<br />

des lokalen bzw. regionalen Übergangssystems – allen voran mit den Förderschulen,<br />

aber auch mit der BA, Trägern, Kammern, etc. – koordinieren und moderieren soll. Dazu<br />

werden mit den relevanten Akteuren Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen. Die Akteure<br />

erarbeiten Strukturen der regelmäßigen Zusammenarbeit im Bereich der Jugendlichen<br />

mit Förderbedarf Lernen.<br />

• Im Rahmen der Kompetenzagenturen ist eine vertraglich festgelegte Kooperation mit der<br />

Jugendhilfe, der Agentur für Arbeit, dem Träger der Grundsicherung, dem Schulamt oder<br />

einzelnen Schulen und – soweit vorhanden – den vom BMFSFJ geförderten Projekten Jugendmigrationsdienst<br />

(JMD) und Schulverweigerung – Die 2. Chance vorgesehen. Dabei<br />

werden allerdings keine neuen Strukturen aufgebaut, sondern vorhandene genutzt. Zur<br />

Kooperation kommt es vor allem bei der Fallbearbeitung einzelner Fälle.<br />

Neben der Vernetzung der Akteure ist außerdem in beiden Programmen eine individuelle Begleitung<br />

der Jugendlichen vorgesehen. Die Kompetenzagenturen sehen eine sozialpädagogische<br />

Betreuung mit der Methode des Case Managements vor, um eine individuell passende<br />

Lösung für die einzelnen Jugendlichen zu erreichen und um die Zusammenarbeit der jeweils<br />

beteiligten Akteure der verschiedenen Förderangebote zu systematisieren. ILJA setzt für die<br />

individuelle Betreuung auf ehrenamtliche Mitarbeitende, die ein Vertrauensverhältnis zu den<br />

Jugendlichen aufbauen und sie ggf. zur Teilnahme an passenden Förderangeboten motivieren<br />

sollen.<br />

Während die Kompetenzagenturen in 27 Kreisen mit insgesamt 47 Standorten in NRW breit<br />

vertreten sind (v.a. allerdings im Ruhrgebiet und der Rheinschiene), sind bisher lediglich zehn<br />

kreisfreie Städte bzw. Kreise im Rahmen der Pilotphase an ILJA beteiligt. In sieben dieser<br />

zehn Kreise bzw. kreisfreien Städte gibt es auch eine Kompetenzagentur. Parallelstrukturen<br />

können vor diesem Hintergrund für die sieben Kreise, in denen beide Programme angesiedelt<br />

- 72 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

sind, 56 grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Die Koordinierungsarbeit der Kompetenzagenturen<br />

und von ILJA dürfte sich jedoch inhaltlich kaum überschneiden, da die Kompetenzagenturen<br />

im Gegensatz zu ILJA nur in Ausnahmefällen direkt an Schulen tätig sind. Eine<br />

Überlappung der Zielgruppe könnte sich bestenfalls für Jugendliche mit Förderbedarf Lernen<br />

ergeben, die nach Beendigung der Schule keinen Ausbildungsplatz finden. Da die Akteure<br />

beider Programme die Koordinierung der Angebote verfolgen, erscheint eine Doppelbetreuung<br />

einzelner Jugendlicher allerdings eher unwahrscheinlich. Allerdings könnte eine Ausweitung<br />

von ILJA die Gefahr von Doppelförderstrukturen – bezogen auf die Zielgruppe der Jugendlichen<br />

mit Förderbedarf Lernen – zukünftig erhöhen. Vor diesem Hintergrund könnten in den<br />

einzelnen Regionen – also den Kreisen und kreisfreien Städten – schriftlich fixierte Absprachen<br />

57 zwischen den Koordinatoren der beiden Programmangebote beispielsweise zur Zielgruppe<br />

helfen, die Risiken zu minimieren bzw. gänzlich auszuschließen.<br />

Programm ILJA und Berufseinstiegsbegleitung<br />

Die beiden Programme zur Berufseinstiegsbegleitung sehen eine individuelle Begleitung von<br />

Schüler/innen in der letzten Schulphase und Schulabgänger/innen auf ihrem Weg in das Ausbildungs-<br />

und Berufssystem vor. ILJA verfolgt neben dem Ansatz, lokale Akteure zu vernetzen,<br />

auch das Ziel, Jugendliche der Zielgruppe individuell zu begleiten, und zwar durch ehrenamtliche<br />

Lotsen.<br />

Die Zielgruppe von ILJA – Jugendliche mit Förderbedarf Lernen – ist im Vergleich zu der der<br />

Berufseinstiegsbegleitung allerdings enger gefasst, denn diese richtet sich generell an Jugendliche<br />

mit schwachen schulischen Leistungen, bei denen Schwierigkeiten beim Berufseinstieg<br />

zu erwarten sind.<br />

In der Berufseinstiegsbegleitung ist eine Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Ausbildungspaten<br />

und -patinnen möglich und erwünscht. 58 Da beide Programme die Vernetzung und Kooperation<br />

der verschiedenen Förderakteure anstreben, kann davon ausgegangen werden, dass im<br />

Fall einer Doppelbetreuung Berufseinstiegsbegleiter/innen und ehrenamtliche ILJA-Paten und<br />

-Patinnen fallbezogen untereinander in Austausch treten und sich somit sinnvoll ergänzen<br />

können. Für die Berufseinstiegsbegleitung im Rahmen der Initiative Bildungsketten ist, um<br />

Doppelbetreuungen vorzubeugen, zudem vorgesehen, dass in Fällen, in denen die Betreuung<br />

anderweitig sichergestellt werden kann, die Verlängerungsoption, die nach zwölf Monaten<br />

normalerweise möglich ist, nicht gewährt wird.<br />

Die Einbindung in regionale Kooperationsstrukturen ist in den Programmen zur Berufseinstiegsbegleitung<br />

erwünscht und könnte sich somit gut in die durch ILJA vorgesehene regionale<br />

Vernetzung eingliedern.<br />

Zusammenfassend kann also davon ausgegangen werden, dass ILJA und die Berufseinstiegsbegleitung<br />

sich dann gegenseitig sinnvoll ergänzen, wenn vor Ort entsprechende Ab-<br />

56 Diese sind: Essen, Dortmund, Mülheim an der Ruhr, Münster, Recklinghausen, Soest und Unna. Düsseldorf sowie die Kreise<br />

Herford und Warendorf sind nur an ILJA beteiligt und haben keine Kompetenzagentur.<br />

57 Oder alternativ die Aufnahme entsprechend spezifischer Hinweise in den Kooperationsvereinbarungen, die zwischen den Kommunen<br />

und dem MAIS geschlossen werden.<br />

58 Vgl. Bundesagentur für Arbeit 2010, Berufseinstiegsbegleitung. Übersicht über die wesentlichen Unterschiede zwischen der Berufseinstiegsbegleitung<br />

nach § 421s SGB III und der Berufseinstiegsbegleitung – Bildungsketten gem. Richtlinie zur Durchführung des<br />

Sonderprogramms Berufseinstiegsbegleitung i. R. der BMBF-Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“<br />

vom 31.05.2010 (RL). URL: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/E-Mail-Infos/<strong>pdf</strong>/E-Mail-Info-2010-08-<br />

11-Anlage-6.<strong>pdf</strong> S.2<br />

- 73 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

stimmungen zwischen den Verantwortlichen beider Programmangebote getroffen werden. Inwieweit<br />

dies durchgängig der Fall ist, kann nicht eingeschätzt werden.<br />

Programm ILJA und Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)<br />

Die abH zielen darauf, AZUBIs mit besonderem Förderbedarf ausbildungsplatzbezogene Hilfestellungen<br />

anzubieten. Hierzu gehören fachtheoretischer und fachpraktischer Stützunterricht<br />

genauso wie die Unterstützung bei Problemen im sozialen oder betrieblichen Umfeld. Der<br />

ganzheitliche Ansatz von ILJA, Jugendliche während der Berufsfindungsphase und darüber<br />

hinaus einen Lotsen als Vertrauensperson an die Seite zu stellen, geht also über das Angebot<br />

der auf die Ausbildungszeit selbst begrenzten abH hinaus. Die abH stellen dementsprechend<br />

kein Konkurrenzangebot dar, sondern könnten möglicherweise die Betreuung durch ILJA nach<br />

dem Antritt einer Ausbildung ablösen.<br />

Programm ILJA und Sozialpädagogische Begleitung (SpB)<br />

Zwar verfügen sowohl SpB als auch ILJA über einen ähnlich umfassenden Betreuungsansatz,<br />

jedoch bezieht sich SpB ausschließlich auf die eng eingegrenzte Zielgruppe von Teilnehmenden<br />

einer BvB sowie Beschäftigte, die mit dem Qualifizierungszuschuss gefördert werden. Die<br />

SpB greift also erst, wenn Jugendliche bereits in einer der genannten Maßnahmen eingemündet<br />

sind. ILJA dagegen führt die Jugendlichen auch an passende Maßnahmen heran. Theoretisch<br />

denkbar wäre, dass Jugendliche, die durch ILJA betreut werden, in eine der genannten<br />

Maßnahmen einmünden. In diesem Fall könnte eine Doppelbetreuung durch die ILJA-<br />

Integrationslotsen einerseits und SpB andererseits nicht ausgeschlossen werden. Allerdings<br />

sind die Fallzahlen der SpB-Teilnehmenden sehr gering, so dass insgesamt nicht von einem<br />

Förderwettbewerb ausgegangen werden kann. Um diesen gänzlich zu verhindern, könnte ein<br />

Ausschluss der gleichzeitigen Förderung aus ILJA und SpB in die ESF-Richtlinie des Landes<br />

NRW aufgenommen werden.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Der Ansatz von ILJA, zum einen die kommunale bzw. regionale Koordination der bestehenden<br />

Förderangebote für Jugendliche mit Förderbedarf Lernen zu moderieren und zum anderen Jugendliche<br />

der Zielgruppe durch ehrenamtliche Lotsen intensiv zu begleiten, findet sich in dieser<br />

Form zwar in keinem der weiteren Förderangebote von Bund und Land. Das Angebot und die Zielsetzung<br />

der Kompetenzagenturen ähnelt dem von ILJA jedoch sehr: Auch hierbei wird die Optimierung<br />

des Übergangssystems durch Koordinierung der Akteure angestrebt, wobei gleichzeitig Jugendliche<br />

individuell unterstützt werden. Die Kompetenzagenturen richten sich allerdings nicht nur<br />

an Jugendliche mit Förderbedarf Lernen. Zudem setzen sie erst nach der allgemeinbildenden<br />

Schule an. Entsprechend wird durch ILJA ein wichtiger Beitrag zur Koordinierung der Hilfen für Jugendliche<br />

mit Lernbedarf geleistet. Theoretisch nicht gänzlich auszuschließende Parallelstrukturen<br />

vor Ort könnten v.a. bei einer Ausweitung der ILJA-Standorte durch schriftlich fixierte Absprachen<br />

zwischen den Koordinatoren der beiden Programmangebote verhindert werden.<br />

Die weiteren vorgestellten Programme zielen weniger auf strukturelle Veränderungen ab, sondern<br />

ähneln ILJA in Bezug auf den individuellen Betreuungsansatz von Jugendlichen in der Übergangsphase<br />

von der Schule in den Beruf. Allerdings scheint bei ILJA bislang von der Möglichkeit einer<br />

Betreuung durch ehrenamtliche Lotsen nur in geringem Maße Gebrauch gemacht worden zu sein.<br />

Auf dieses Angebot, das im Übrigen in ähnlicher Form auch über die Berufseinstiegsbegleitung<br />

verfügbar ist, könnte entsprechend bei ILJA verzichtet werden.<br />

- 74 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

1.3.4 Förderalternativen im spezifischen Ziel C3: Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Das spezifische Ziel C3 des ESF-OP des Landes NRW setzt mit den Erwerbslosenberatungsstellen<br />

und Arbeitslosenzentren sowie mit Einzelprojekten und dem Kombilohn/Jobperspektive Anreize<br />

zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik. Im Folgenden werden die<br />

Förderalternativen zu den Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren genauer betrachtet.<br />

Die Einzelprojekte sowie Kombilohn/Jobperspektive werden an dieser Stelle nicht weiter<br />

betrachtet, da es sich zum einen bei den Einzelprojekten i.d.R. um vereinzelte Modellvorhaben<br />

handelt, die nach strengen Regeln durch die AG Innovation ausgewählt werden und für die die<br />

Regelförderangebote von Bund, BA und Land üblicherweise auch aufgrund des innovativen Ansatzes<br />

keine adäquaten Finanzierungsmöglichkeiten bieten. Zum anderen ist mit Bezug zu Kombilohn/Jobperspektive<br />

darauf hinzuweisen, dass dieses Förderangebot zwischenzeitlich ausgelaufen<br />

ist. Eine weitere Betrachtung ist daher wenig zielführend.<br />

Bereits zwischen 1995 und 2007 wurden in NRW unabhängige Erwerbslosenberatungsstellen und<br />

Arbeitslosenzentren durch Zuschüsse des Landes und des ESF gefördert. Nachdem die Förderung<br />

aufgehoben worden war, wurden entsprechende Dienstleistungen durch die bis dahin geförderten<br />

Einrichtungen entweder eingeschränkt oder gänzlich eingestellt. 2011 wurde die Landes-<br />

ESF-Förderung wieder aufgenommen. Die derzeit 149 geförderten Einrichtungen verteilen sich auf<br />

alle Kreise und kreisfreien Städte des Landes. Mit dem Angebot verfolgt die Landesregierung das<br />

Ziel einer trägerunabhängigen, qualitätsgesicherten und lebensweltbezogenen Beratung und Begleitung<br />

erwerbsloser Personen.<br />

In den Erwerbslosenberatungsstellen sollen dabei erwerbslose Menschen, von Arbeitslosigkeit bedrohte<br />

Menschen, Berufsrückkehrende und Beschäftigte mit aufstockenden SGB II-Leistungen<br />

hinsichtlich ihrer beruflichen Entwicklung, zu Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

sowie bei Problemen im Bereich der wirtschaftlichen und psychosozialen Situation beraten werden.<br />

Darüber hinaus sind auch Beratungen in rechtlichen Fragen möglich.<br />

Die Arbeitslosenzentren bieten demgegenüber niedrigschwellige Begegnungsmöglichkeiten für die<br />

o.g. Zielgruppe und fördern soziale Kontakte insbesondere unter den Erwerbslosen. Diese sollen<br />

im Sinne einer Selbsthilfe zur aktiven Beteiligung an der Gesellschaft ermutigt und an weitere Beratungsmöglichkeiten<br />

herangeführt werden. Das Angebot der Arbeitslosenzentren geht entsprechend<br />

über die Beratungs- und Vermittlungsleistungen der Arbeitsverwaltung hinaus und zeichnet<br />

sich besonders durch seinen niedrigschwelligen Ansatz aus. Bei dem Angebot der Erwerbslosenberatung<br />

stellt sich jedoch die Frage, inwieweit durch dieses Angebot eine Parallelstruktur zu den<br />

Beratungsangeboten der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter gefördert wird. Im Folgenden wird<br />

diskutiert, inwieweit die ESF-geförderten Beratungsstellen in Konkurrenz zu diesen Angeboten<br />

(vgl. hierzu im Anhang Übersicht A-5) stehen bzw. inwieweit sie das Angebot sinnvoll ergänzen<br />

und erweitern.<br />

Erwerbslosenberatungsstellen und Beratungsangebote der Agenturen für Arbeit und der<br />

Jobcenter<br />

Die Agenturen für Arbeit halten neben der Beratung von Leistungsempfängern und -empfängerinnen<br />

von ALG I auch ein Beratungsangebot für Arbeitnehmer/innen vor, die sich beruflich umorientieren<br />

wollen und keine Leistungen im Rechtskreis SGB III beziehen. Darüber hinaus verfügen die<br />

Agenturen über Beratungsangebote gezielt für Personen, die sich beruflich erstmals orientieren.<br />

- 75 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Die Beratungsangebote der Jobcenter stehen hingegen nur Leistungsempfängerinnen und -empfängern<br />

aus dem Rechtskreis SGB II offen.<br />

Eine intensive Betreuung von Personen mit besonderen Schwierigkeiten beim Zugang zum Arbeitsmarkt,<br />

wie sie das Fallmanagement im Rechtskreis SGB II vorsieht, gibt es für Nicht-<br />

Leistungsempfänger/innen nicht. Hier erfüllen die Erwerbslosenberatungsstellen also eine Funktion,<br />

die die Leistungen der Arbeitsverwaltung erweitert und Beratungslücken bewusst schließt.<br />

Denn die Erwerbslosenberatungsstellen sind offen auch für Personen, die keine Leistungen nach<br />

dem SGB III oder SGB II erhalten.<br />

Allen Beratungsangeboten, die im Zusammenhang mit dem Leistungsbezug im SGB III, v.a. aber<br />

im SGB II stehen, ist gemein, dass den Leistungsempfangenden bei „Pflichtverletzung“ Sanktionen<br />

in Form von Leistungskürzungen drohen. Dies kann sich – v.a. bei Personen mit besonderen Vermittlungsschwierigkeiten<br />

– nachteilig auf den Beratungs- und Vermittlungsprozess auswirken, insbesondere<br />

dann, wenn dadurch das Vertrauensverhältnis gestört wird. In den Erwerbslosenberatungsstellen<br />

können die Beratungsfachkräfte dagegen „frei von Zwängen“ und unabhängig vom<br />

Grundsicherungsträger mit den Personen arbeiten.<br />

Die Sozialgesetzgebung sieht vor, dass Arbeitslose auch von privaten Arbeitsvermittlungen betreut<br />

werden können (Vermittlungsgutschein). Auch diese Arbeitsvermittlungen bieten unabhängige Beratungen.<br />

Sie sind jedoch auf Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt fokussiert und weisen nicht<br />

den lebensweltbezogenen, niederschwelligen Ansatz auf, der für die Erwerbslosenberatungsstellen<br />

charakteristisch ist. Zudem besteht ein Rechtsanspruch auf einen Vermittlungsgutschein nur<br />

für ALG I-Empfänger/innen, für ALG II-Beziehende hingegen sind Vermittlungsgutscheine eine<br />

Ermessensleistung. ALG II-Beziehende haben also nur unter Umständen die Möglichkeit, die<br />

Dienste einer privaten Arbeitsvermittlung kostenfrei in Anspruch zu nehmen. Nichtleistungsempfänger/innen<br />

sind hingegen von der Inanspruchnahme des Vermittlungsgutscheins gänzlich ausgeschlossen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Erwerbslosenberatungsstellen besonders für<br />

Nichtleistungsempfänger/innen eine wichtige Anlaufstelle zur unabhängigen, individuumszentrierten<br />

Beratung bieten. Für Leistungsbeziehende hingegen stellen sie eine Ergänzung zum Regelangebot<br />

der Arbeitsverwaltung dar. Besonders die Unabhängigkeit der durchführenden Träger zeichnet<br />

die Beratungen für viele der Ratsuchenden aus, insbesondere da – anders als bei den Grundsicherungsträgern<br />

– Sanktionen irrelevant sind. Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass das Angebot<br />

der Arbeitslosenzentren mit dem sehr niederschwelligen sowie auf gesellschaftliche Teilhabe<br />

orientierten Ansatz keine klassische Beratung darstellt. Das Angebot kann für die Arbeitslosen<br />

bzw. Arbeitsuchenden ein erster Schritt sein, Beratungsangebote anderer Träger gezielt in Anspruch<br />

zu nehmen. Insofern zeigen sich auch hier keine Förderkonkurrenzen zu den Beratungsangeboten<br />

im SGB II oder SGB III.<br />

1.3.5 Schlussfolgerungen aus der Gegenüberstellung von ESF-Förderangeboten<br />

des Landes in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C mit der Förderung des Bundes<br />

Aus der in den vorangehenden Abschnitten durchgeführten Gegenüberstellung von Förderangeboten<br />

des Landes in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes NRW mit Förderangeboten des<br />

- 76 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Bundes und des Landes geht hervor, dass die ESF-Förderung des Landes im Grundsatz andere<br />

Förderangebote in sinnvoller Weise ergänzt. Doppelförderungen, Förderkonkurrenzen oder Doppelstrukturen<br />

sind nicht erkennbar.<br />

Zur Verfolgung des spezifischen Ziels C1 Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen wurden im ESF die Programme Jugend in Arbeit plus und Stützlehrer aufgelegt.<br />

Die Analyse zeigte, dass sich Jugend in Arbeit plus von anderen Angeboten dadurch abhebt,<br />

dass Jugendliche mit und ohne berufliche Erstausbildung an den Arbeitsmarkt herangeführt<br />

werden und parallel dazu für die Einzelnen passgenaue Stellen akquiriert werden. Beim Programm<br />

Stützlehrer unterstützt die ESF-Förderung die Arbeitsmarktorientierung der Jugendwerkstätten.<br />

Denn die Klientel der Jugendwerkstätten ist tendenziell beim Eintritt in die Maßnahme arbeitsmarktfern.<br />

Indem der werkpädagogische Unterricht, der im Kinder- und Jugendförderplan vorgesehen<br />

ist, wo nötig durch allgemeinbildende, basale Unterrichtsinhalte z.B. in Deutsch und Mathe ergänzt<br />

wird, erhöht sich die Chance der Teilnehmenden, zu einem späteren Zeitpunkt einen Einstieg<br />

in den Ausbildungsmarkt zu schaffen.<br />

Im spezifischen Ziel C2 des ESF-OP wird die Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten<br />

und schwerbehinderten Menschen verfolgt. Die Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

und das Programm ILJA wurden zur Verfolgung dieses Ziels entwickelt.<br />

ILJA setzt zur Verfolgung des Ziels der beruflichen Integration dabei schon früh an, nämlich während<br />

der (Förder-)Schulzeit. Die Übergänge aus der Schule in Angebote des Übergangs- oder<br />

Ausbildungssystems sollen für die Schulabgänger/innen der Zielgruppe Förderbedarf Lernen möglichst<br />

fließend verlaufen. Entsprechend wird die Koordinierung der vorhandenen Angebote in Zusammenarbeit<br />

mit den Förderschulen verfolgt. Neben der Koordinierung der Akteure wird aber<br />

auch einzelnen Jugendlichen ein individueller ehrenamtlicher Lotse als Vertrauensperson zur Seite<br />

gestellt, wobei bislang nur selten von der Möglichkeit der individuellen Begleitung Gebrauch gemacht<br />

wurde. Mit dem strukturwirksamen Ansatz der Koordinierung der Angebote fügt sich ILJA<br />

grundsätzlich in das Übergangssystem ein. Fraglich ist allerdings, ob die ehrenamtlichen Lotsen<br />

nicht in einem Feld eingesetzt werden, in dem Case Manager (z.B. der Kompetenzagenturen) oder<br />

Berufseinstiegsbegleiter/innen im Rahmen der Berufseinstiegsbegleitung bereits hinreichend und<br />

mit professionellem Know-how tätig sind. Bei einer Ausweitung von ILJA sollten zur Vermeidung<br />

von Doppelförderstrukturen vor Ort im Rahmen von schriftlichen Vereinbarungen die Schnittstellen,<br />

Zielgruppen und Handlungsfelder klar voneinander abgegrenzt werden.<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze setzt im Vergleich zu ILJA später an, nämlich beim Übergang<br />

von Schule in Ausbildung. Die Aktion richtet sich an die Zielgruppe der Jugendlichen mit Rehabilitandenstatus<br />

und ergänzt die im Bereich der Ausbildung von Menschen mit Behinderung vorhandene<br />

Regelförderung durch ein breiteres Spektrum angebotener Ausbildungsgänge und bietet Jugendlichen<br />

mit Behinderung die Möglichkeit, betriebliche Arbeitserfahrung zu sammeln.<br />

Anreize zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik sollen innerhalb des<br />

spezifischen Ziels C3 des ESF-OP des Landes NRW gesetzt werden. Die Erwerbslosenberatungsstellen<br />

bieten dabei der Zielgruppe der Arbeitslosen innerhalb und außerhalb des SGB II und<br />

SGB III, aber auch Beschäftigten eine unabhängige und v.a. sanktionsfreie Beratung, die es in diesem<br />

Umfang außerhalb der Arbeitsverwaltung kaum gibt. Zudem werden über die Arbeitslosenzentren<br />

mit niederschwelligen Angeboten Begegnungs- und Kontaktmöglichkeiten für Arbeitslose<br />

geschaffen, mit denen sozialen Kompetenzen verbessert, die die Arbeitsmarktorientierung unterstützt<br />

und die Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe erhöht werden.<br />

- 77 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Insgesamt legen die Analysen den Schluss nahe, dass die Angebote des ESF-Landesprogramms<br />

in NRW grundsätzlich weder Doppelförderungen begünstigen noch in nennenswerte Förderkonkurrenz<br />

zu anderen Angeboten von Bund, BA und Land treten. Die Gefahr solcher Förderkonkurrenzen<br />

bleibt auf ganz spezifische Situationen begrenzt, z.B. dann, wenn – wie bei ILJA – parallel die<br />

Begleitung von Jugendlichen zur und während der Berufsausbildung durch ehrenamtliche Lotsen<br />

oder Berufseinstiegsbegleiter/innen usw. möglich oder Parallelen zur sozialpädagogischen Begleitung<br />

der Arbeitsagenturen nicht ausgeschlossen sind. Allerdings könnten die eher gering zu bewertenden<br />

Risiken zukünftig durch vergleichsweise einfach umzusetzende, klare und schriftlich fixierte<br />

Absprachen der handelnden Akteure und Projektträger vor Ort vollständig vermieden werden.<br />

Ein klarer Ausschluss der Kombinationsmöglichkeit der ESF-Landesprogramme mit Regelangeboten<br />

von Bund und BA in den Richtlinien können ebenfalls hierzu beitragen.<br />

Aus strategischer (Programm-)Sicht ist herauszustellen, dass mit den Förderangeboten der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C ganz bestimmte Gruppen von am Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt benachteiligten<br />

Personen in den Fokus gerückt werden: Hierbei handelt es sich v.a. um arbeitslose Jugendliche<br />

und Menschen mit Behinderung. Andere Zielgruppen des Arbeitsmarkts können zwar – v.a.<br />

über die Angebote des spezifischen Ziels C3 – erreicht werden, eine direkte Ansprache solcher<br />

Zielgruppen erfolgt jedoch nicht. Denkbar wäre z.B. die Ausrichtung von Programmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C auf Personengruppen, die – wie auch die sozioökonomische Analyse zeigt (vgl. hierzu<br />

im Detail Kapitel 1.2.5.2) – als besonders benachteiligt gelten können: Angesprochen seien an<br />

dieser Stellen insbesondere Personen mit Migrationshintergrund.<br />

1.4 Analyse der Stärken/Schwächen und Chancen/Risiken im Land<br />

NRW mit Bezug zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes<br />

Nachfolgend wird eine Aktualisierung der im ESF-OP des Landes NRW dargelegten SWOT-Analyse<br />

vorgenommen. Diese bezieht sich auf die im ESF-OP des Landes NRW dargestellten allgemeinen<br />

Rahmenbedingungen sowie auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse C „Verbesserung des Humankapitals“ 59<br />

und basiert auf der aktualisierten sozioökonomischen Analyse (vgl. Kapitel 1.1 und 1.2). Grundsätzlich<br />

ist festzuhalten, dass sich die Rahmenbedingungen für das Wirtschaftsgeschehen und den<br />

Arbeits- sowie den Ausbildungsstellenmarkt seit Erstellung des OP in NRW deutlich verbessert<br />

haben. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat in den Jahren 2008 und 2009 diesen Prozess zwar<br />

empfindlich gestört und unterbrochen, die Folgen waren jedoch weniger stark ausgeprägt als befürchtet,<br />

und die Erholung setzte früher ein als erwartet. Auch die Staatsschuldenkrise scheint<br />

NRW – wie auch Deutschland insgesamt – in weit schwächerem Maße negativ zu beeinflussen als<br />

andere Mitgliedstaaten der Union. Gleichwohl hat sich in 2012 die wirtschaftliche Dynamik merklich<br />

verlangsamt, und für 2013 wird auch für Deutschland wieder mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit<br />

gerechnet. Entscheidend ist aber, dass trotz der positiven wirtschaftlichen und arbeitsmarktbezogenen<br />

Entwicklungen der letzten Jahre die strukturellen Nachteile des Landes NRW im Vergleich<br />

zu den westdeutschen Bundesländern und zum Bundesgebiet insgesamt weiterhin Bestand haben.<br />

Das Land NRW weist demnach auch aktuell gegenüber den westdeutschen Bundesländern<br />

und dem Bundesgebiet im Wesentlichen dieselben Stärken und Schwächen auf und steht vor denselben<br />

Chancen und Risiken wie zum Zeitpunkt der Erstellung des ESF-OP des Landes NRW.<br />

59 Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds. Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 35-39<br />

- 78 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Daher ist die dort vorgelegte SWOT-Analyse grundsätzlich weiter gültig. In den Punkten, in denen<br />

die Aktualisierung der sozioökonomischen Analyse eine Neubewertung von Stärken, Schwächen,<br />

Chancen und Risiken notwendig macht, werden diese im Folgenden kurz diskutiert. Die im ESF-<br />

OP des Landes NRW vorgestellten Übersichten werden an den entsprechenden Stellen ergänzt.<br />

Ergänzungen und Änderungen sind kursiv hervorgehoben, Löschungen durch Streichung kenntlich<br />

gemacht.<br />

1.4.1 Stärken- und Schwächenanalyse zu den allgemeinen Rahmenbedingungen<br />

Grundsätzlich lassen sich kaum Veränderungen in der Stärken-Schwächen-Matrix auf Basis aktualisierter<br />

Daten für die allgemeinen Rahmenbedingungen in NRW feststellen. Hervorzuheben sind<br />

jedoch folgende Aspekte (vgl. Übersicht 1-32):<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Im ESF-OP des Landes NRW wurde mit Hinweis auf die zum Zeitpunkt der OP-Erstellung vorliegenden<br />

Bevölkerungsprognosen noch von einer bis 2015 steigenden Erwerbspersonenzahl<br />

ausgegangen. Die aktuell vorliegenden Zahlen verdeutlichen jedoch, dass es bereits zwischen<br />

2005 und 2010 zu einem Rückgang gekommen ist, der sich – nach neueren Prognosen – auch<br />

bis 2015 (und später) fortsetzt. Allerdings ist der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />

Alter in NRW weniger stark ausgeprägt als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer<br />

sowie des Bundesgebiets insgesamt (vgl. Kapitel 1.2.1.1).<br />

Analog hierzu fällt auch die bei Erstellung des ESF-OP des Landes NRW angenommene Abnahme<br />

der Bevölkerung unter 25 Jahren weniger stark aus. Wurde im ESF-OP des Landes<br />

NRW noch von einem Rückgang um 12,5% bis 2015 ausgegangen, liegt die Abnahme mit<br />

- 8,4% nach aktuellen Berechnungen deutlich darunter (vgl. Kapitel 1.2.1.1).<br />

Die im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern unterdurchschnittliche Entwicklung<br />

des BIP in NRW hat auch für den Zeitraum von 2005 bis 2009 weiter Bestand. Dasselbe gilt<br />

für eine in NRW vergleichsweise geringe Produktivität (vgl. Kapitel 1.2.1.2).<br />

Hinsichtlich der Schwächen weist das ESF-OP des Landes NRW in Bezug auf die ungünstige<br />

Branchenstruktur darauf hin, dass diese das Erreichen von Wachstumsraten erschwere, mit<br />

denen zusätzliche Beschäftigung entsteht. Hierzu sei angemerkt, dass eine kausale Wirkung<br />

von Wirtschaftswachstum auf Beschäftigung tatsächlich wissenschaftlich nicht nachweisbar ist.<br />

Die sog. „Beschäftigungsschwelle“ ist lediglich ein gedankliches Konstrukt, mit dem Wirtschaftswachstum<br />

und Beschäftigungsentwicklung unzulässigerweise in einen kausalen Bezug<br />

gesetzt werden, obwohl aus wissenschaftlicher Sicht lediglich eine statistische Korrelation, also<br />

ein Zusammenhang, gemessen werden kann. Über Kausalitäten lassen sich daher genauso<br />

wenig fundierte Aussagen treffen wie zur Höhe des Wirtschaftswachstums, ab dem zusätzliche<br />

Beschäftigung entsteht. Bereits der <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse B 60 zeigt jedoch einen<br />

für NRW im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern geringeren Tertiärisierungsgrad,<br />

sowohl gemessen am Anteil an der Bruttowertschöpfung als auch an den Beschäftigten. Möglicherweise<br />

führt also der in NRW nach wie vor höhere Anteil des auf exogene und konjunkturelle<br />

Einflüsse stärker reagierenden Produzierenden Gewerbes zu begrenzten Möglichkeiten<br />

des Beschäftigungsaufbaus.<br />

60<br />

Vgl. <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für<br />

Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013, <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse B, Köln/Berlin 2012, S. 12-15<br />

- 79 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-32: Aktualisierte Stärken- und Schwächenanalyse zu den allgemeinen Rahmenbedingungen<br />

Allgemeine<br />

Rahmenbedingungen<br />

Befund Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

NRW als bevölkerungsreichstes<br />

Bundesland mit der<br />

höchsten Bevölkerungsdichte<br />

Gegenüber dem Bundestrend<br />

unterdurchschnittlich<br />

stark schrumpfende Bevölkerung<br />

im erwerbsfähigen<br />

Alter Leicht wachsende erwerbsfähige<br />

Bevölkerung bis<br />

2015 – entgegen dem Bundestrend<br />

Rückgang der Bevölkerung<br />

unter 25 Jahren von 2005-15<br />

um 8,4% 12,4%<br />

Unterdurchschnittliche Entwicklung<br />

des BIP NRWs<br />

2005-2010 2000-2005<br />

Geringere Produktivität<br />

Überdurchschnittlicher Anteil<br />

des Dienstleistungssektors<br />

an der Bruttowertschöpfung<br />

Gute Infrastruktur: dichtes<br />

und gutes Verkehrsnetz<br />

Ausgebaute Kommunikationsnetzwerke<br />

Kulturelle Infrastruktur<br />

Im Volumen hohe Kaufkraft<br />

Grundsätzliche Verfügbarkeit<br />

von Arbeitskräften<br />

Gut entwickelter Dienstleistungssektor<br />

als Wachstumsfaktor<br />

Begrenzte Passfähigkeit der<br />

bestehenden Qualifikationsstruktur<br />

mit den bestehenden<br />

und zukünftigen Anforderungen<br />

Geburtenrate liegt in Westdeutschland<br />

seit Jahrzehnten<br />

unter der Reproduktionsrate<br />

Branchenstruktur der Betriebe<br />

in NRW grenzt Potenziale<br />

für hemmt die Realisierung<br />

hoher Wachstumsraten über<br />

der Grenze, ab der zusätzliche<br />

Beschäftigung ein entsteht<br />

Expansivster Bereich der Unternehmensdienstleistungen<br />

ist leicht unterdurchschnittlich<br />

ausgeprägt<br />

Wirtschaftsstrukturelle Defizite<br />

gegenüber den westdeutschen<br />

Bundesländern verfestigen<br />

sich im Zeitverlauf<br />

Nutzung der Vorteile, die<br />

sich aus der guten Infrastruktur<br />

in Verbindung mit<br />

der zentraleuropäischen Lage<br />

ergeben, z. B. in den Bereichen<br />

Logistik, Freizeitwirtschaft<br />

und (Städte-)Tourismus<br />

Teilweise Deckung des<br />

Fachkräftebedarfs durch<br />

Angebot und Nutzung (lebenslanges<br />

Lernen) qualitativ<br />

hochwertiger Weiterbildungsangebote<br />

Mittelfristige Entlastung des<br />

Lehrstellenmarkts an der Zuflussseite,<br />

allerdings großer<br />

Bestand an Altbewerbern<br />

Nutzung des Arbeitsplatzpotenzials<br />

durch Unterstützung<br />

des Ausbaus der Dienstleistungsgesellschaft<br />

(insb. in<br />

Zusammenhang mit dem demografischen<br />

Wandel: Gesundheits-<br />

und Seniorenwirtschaft)<br />

Anhaltender Druck auf den<br />

Arbeitsmarkt bei geringfügiger<br />

Entlastung (IAB-Projektion<br />

der Arbeitsmarktbilanz)<br />

Vergrößerung des Mismatch<br />

vorhandener zu benötigten<br />

Qualifikationen durch den<br />

steigenden Bedarf an hochqualifizierten<br />

Tätigkeiten in<br />

Verbindung mit der Alterung<br />

der Erwerbsbevölkerung<br />

Verknappung des Angebots<br />

an nachrückenden jungen<br />

Arbeitskräften mit guten und<br />

aktuellen Fachkenntnissen<br />

Wachsende Lücke zwischen<br />

der Zahl der Erwerbspersonen<br />

und der Zahl der Erwerbstätigen<br />

Zurückbleiben im expansiven<br />

Bereich der unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen<br />

und einseitige Entwicklung<br />

des Dienstleistungssektors in<br />

traditionellen Bereichen<br />

<strong>ISG</strong> 2011 auf Basis der Stärken- und Schwächenanalyse des ESF-OP des Landes NRW. Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer<br />

Sozialfonds. Operationelles Programm zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, Kap. 2.<br />

- 80 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

Hinsichtlich der Chancen wurde der Hinweis auf die mittlerweile tatsächlich eingetretene Entlastung<br />

des Lehrstellenmarktes gestrichen (vgl. Kap. 1.2.3.3).<br />

Mit Bezug auf die Risiken wurde im ESF-OP des Landes NRW auf ein Zurückbleiben der expansiven<br />

unternehmensbezogenen Dienstleistungen bei einer gleichzeitig einseitigen Entwicklung<br />

traditioneller Dienstleistungen hingewiesen. Diese Risiken werden unter Zugrundelegung<br />

der aktuellen Daten nicht gesehen: Die Dienstleistungen entwickeln sich in NRW – wenn auch<br />

unterdurchschnittlich im Vergleich zum westdeutschen Durchschnitt – zunehmend positiv. Dies<br />

gilt auch und in besonderem Maße für die unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Eher<br />

traditionelle Bereiche innerhalb der Dienstleistungen – wie Handel, Gastgewerbe etc. – sind<br />

z.B. hinsichtlich der Erwerbstätigenzahlen ebenfalls von Zuwächsen geprägt, allerdings fallen<br />

die Zuwachsraten zwischen 2005 und 2010 geringer aus als bei den unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen (vgl. Kap. 1.2.2.4).<br />

1.4.2 Stärken- und Schwächenanalyse zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C „Zugang zu<br />

Beschäftigung und soziale Eingliederung“<br />

Aus den in Kapitel 1.2.4 dargestellten Entwicklungen seit 2005 geht hervor, dass die im ESF-OP<br />

des Landes NRW für die <strong>Prio</strong>ritätsachse C „Zugang zu Beschäftigung und soziale Eingliederung“<br />

vorgenommene Stärken- und Schwächenanalyse einigen Veränderungen unterliegt. Aus den aktuell<br />

vorliegenden Daten lassen sich hinsichtlich der seinerzeit erarbeiteten SWOT-Analyse folgende<br />

Hinweise für eine entsprechende Anpassung ableiten (vgl. Übersicht 1-33):<br />

<br />

Zunächst einmal ist darauf hinzuweisen, dass sich der bis 2005 feststellbare Trend eines Anstiegs<br />

der Arbeitslosigkeit seit 2005 umgekehrt hat (vgl. Kapitel 1.2.4.1). Von den insgesamt<br />

positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt konnten aber nicht alle Personengruppen gleichermaßen<br />

profitieren. In besonderem Maße kam diesbezüglich die Arbeitsmarktbelebung Arbeitslosen<br />

im SGB III, Männern sowie Jugendlichen zugute.<br />

Während durchschnittlich die Zahl der Arbeitslosen in NRW um rd. ein Drittel zwischen 2005<br />

und 2011 zurückging, gab es deutlich unterdurchschnittliche Abnahmen insbesondere im<br />

Rechtskreis SGB II sowie für arbeitslose Nicht-Deutsche, arbeitslose Ältere sowie arbeitslose<br />

Schwerbehinderte (vgl. Kapitel 1.2.4.2).<br />

<br />

<br />

<br />

Der bis 2005 feststellbare Trend steigender Arbeitslosigkeit von Jugendlichen konnte – analog<br />

zur allgemeinen Entspannung auf dem Arbeitsmarkt – umgekehrt werden.<br />

Schließlich sollte bei den Befunden zum einen darauf hingewiesen werden, dass sich zwischenzeitlich<br />

auch bei den Menschen mit Migrationshintergrund bzw. ohne deutsche Staatsbürgerschaft<br />

Arbeitslosigkeit reduziert hat. Allerdings waren die Rückgänge unterdurchschnittlich,<br />

und auch 2011 liegt die Arbeitslosenquote von Nicht-Deutschen ungefähr zweieinhalb Mal<br />

höher als die der Deutschen.<br />

Zum anderen lässt sich für NRW weiterhin ein überdurchschnittlicher Anteil von Langzeitarbeitslosen<br />

an allen Arbeitslosen bestätigen. Dieser ging zwar seit 2005 zurück, allerdings weniger<br />

stark im Bundesgebiet West und im Bundesgebiet insgesamt.<br />

- 81 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 1-33: Aktualisierte Stärken- und Schwächenanalyse zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C „Zugang zu Beschäftigung und soziale Eingliederung“<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C:<br />

Zugang zu Beschäftigung<br />

und soziale<br />

Eingliederung<br />

Befund Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

Deutliche Entspannung am<br />

Arbeitsmarkt, von der v.a.<br />

Männer, Arbeitslose im SGB<br />

III und Jugendliche profitieren<br />

Überdurchschnittlicher<br />

Anstieg der Arbeitslosigkeit,<br />

insbesondere von Männern<br />

und überdurchschnittlich<br />

hohe Arbeitslosenquote<br />

Nur marginaler Rückgang<br />

der Arbeitslosigkeit im SGB<br />

II, bei älteren Arbeitslosen,<br />

Nicht-Deutschen und<br />

Schwerbehinderten<br />

Überdurchschnittliche starker<br />

Rückgang der Arbeitslosigkeit<br />

und überdurchschnittlicher<br />

Anstieg der Arbeitslosenquote<br />

von bei den<br />

unter20- 25-Jährigen<br />

Anstieg des Unterdurchschnittlicher<br />

Anteils der Arbeitslosen<br />

mit abgeschlossener<br />

Berufsausbildung<br />

Arbeitsmarkt ist partiell zur<br />

Aufnahme von Menschen<br />

mit Vermittlungshemmnissen<br />

in der Lage<br />

Formal hohe Qualifikationsstruktur<br />

der Arbeitslosen<br />

Mangel an Arbeitsplätzen<br />

und arbeitsplatzschaffendem<br />

Wachstum Arbeitsplatzwachstum<br />

erreicht<br />

kaum den Rechtskreis SGB<br />

II und Personengruppen mit<br />

Vermittlungshemmnissen<br />

Die positiven Entwicklungen<br />

ergeben sich weniger aus<br />

einer verbesserten Arbeitsmarktlage,<br />

als aus rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen<br />

zum Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt,<br />

demographischen<br />

Veränderungen (Alterung)<br />

und Übergängen in<br />

die „Stille Reserve“ Mangelnde<br />

Aufnahmefähigkeit<br />

des Arbeitsmarktes für Zielgruppen<br />

Relativ geringe Offenheit<br />

des Arbeitsmarktes an der<br />

„2. Schwelle“ für Jugendliche<br />

ohne Abschluss<br />

Verstärkte Freisetzung von<br />

Fachkräften, deren Qualifikation<br />

nicht der Nachfrage<br />

entspricht (Anstieg des<br />

Mismatch) durch den Strukturwandel,<br />

insbesondere im<br />

Produzierenden Gewerbe<br />

Erschließung dieses Erwerbspotenzials<br />

vor dem<br />

Hintergrund des Fachkräftemangels<br />

Erschließung dieses Erwerbspotenzials<br />

vor dem<br />

Hintergrund des Fachkräftemangels<br />

z.B. in Verbindung<br />

mit zielgruppenspezifischer<br />

Arbeitsplatzgestaltung<br />

Eine höhere Basisqualifikation<br />

der Arbeitslosen erleichtert<br />

ihre berufliche Wiedereingliederung<br />

Anhaltender Abkoppelung<br />

von Arbeitsmarktzielgruppen<br />

vom Beschäftigungsaufbau<br />

Druck auf dem Arbeitsmarkt<br />

Demographischer Wandel<br />

kann zur Vergrößerung des<br />

Mismatch führen<br />

Wiederanstieg der Arbeitslosenquoten<br />

Zunehmende Verfestigung<br />

von Arbeitslosigkeit<br />

für dieser Zielgruppen bei erneuten<br />

Änderungen der<br />

Rahmenbedingungen<br />

Verlust von Erfahrungswissen<br />

durch dauerhafte Ausgrenzung<br />

vom Arbeitsmarkt<br />

Sich verfestigende Ausgrenzung<br />

junger Erwerbsfähiger<br />

vom Arbeitsmarkt<br />

Verfestigung der Arbeitslosigkeit<br />

bei anhaltend unzureichendem<br />

Arbeitsplatzangebot,<br />

insbesondere auch für<br />

ältere Fachkräfte<br />

Verschlechterung der beruflichen<br />

Entwicklungsperspektiven<br />

durch anhaltende ersatzweise<br />

Aufnahme geringfügiger<br />

Beschäftigung<br />

- 82 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Fortsetzung Übersicht 1-32: Aktualisierte Stärken- und Schwächenanalyse zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C „Zugang zu Beschäftigung und soziale<br />

Eingliederung“<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C:<br />

Zugang zu Beschäftigung<br />

und soziale<br />

Eingliederung<br />

Befund Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

Überdurchschnittlicher Anteil<br />

von Personen mit Migrationshintergrund<br />

und überdurchschnittliche<br />

Arbeitslosenquote<br />

von Ausländer/innen<br />

Überdurchschnittlicher Anstieg<br />

Unterdurchschnittlicher<br />

Rückgang der Arbeitslosenquote<br />

von Ausländer/innen<br />

Überproportionaler Anteil<br />

der jugendlichen Ausländer/innen<br />

an den Hauptschüler/innen<br />

und Schulabbrecher/innen<br />

und Schulabgänger/innen<br />

ohne Schulabschluss<br />

Überdurchschnittlicher Anteil<br />

an Langzeitarbeitslosen und<br />

überdurchschnittlicher Anstieg<br />

unterdurchschnittlicher<br />

Rückgang des Anteils der<br />

Langzeitarbeitslosen<br />

Überdurchschnittlicher Anteil<br />

an Bedarfsgemeinschaften<br />

gemäß SGB II<br />

Relativ hoher Anteil niederer<br />

Qualifikationen bei ausländischen<br />

Arbeitskräften<br />

Höherer Anteil bildungsferner<br />

Sozialisationserfahrungen<br />

ausländischer Jugendlicher<br />

Begrenzte Aufnahmefähigkeit<br />

des Arbeitsmarktes gegenüber<br />

ausländischen Arbeitskräften<br />

bzw. Arbeitskräften<br />

mit Migrationshintergrund<br />

Hohe strukturelle Arbeitslosigkeit<br />

Nutzung der Migrationserfahrung<br />

als zusätzliche<br />

Kompetenz in übernationalen<br />

und multikulturellen Beschäftigungsfeldern<br />

Erschließung des Humankapitals<br />

ausländischer Arbeitskräfte<br />

durch Sprachförderung<br />

Verbesserung der Bildungsangebote<br />

durch adressatenbezogene<br />

Förderkonzepte<br />

Leitbild-Effekt beruflich erfolgreicher<br />

Ausländer für die<br />

2. und 3. Generation<br />

Wachsender Druck auf dem<br />

Lehrstellen- und Arbeitsmarkt<br />

für Personen mit Migrationshintergrund<br />

aufgrund ihrer<br />

geringeren Teilhabe an höhere<br />

Bildung<br />

Verstärkte Segregation des<br />

Arbeitsmarktes entlang des<br />

Kriteriums Nationalität bzw.<br />

nationaler Herkunft<br />

Weitere Verfestigung der Arbeitslosigkeit,<br />

v.a. auch der<br />

Langzeitarbeitslosigkeit,<br />

durch mit Dequalifizierung<br />

einhergehenden, sinkenden<br />

Integrationschancen<br />

Relative Verknappung der<br />

verfügbaren arbeitspolitischen<br />

Mittel<br />

Verfestigung familialer Armut<br />

Anstieg der Zahl von Kindern<br />

und Jugendlichen mit geringeren<br />

Bildungschancen<br />

<strong>ISG</strong> 2012 auf Basis der Stärken- und Schwächenanalyse des ESF-OP des Landes NRW. Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer<br />

Sozialfonds. Operationelles Programm zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, Kap. 2.<br />

- 83 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Aufbauend auf diesen Befunden lässt sich als neue Stärke im Bereich der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

die Fähigkeit der Betriebe in NRW ableiten, bei günstigen wirtschaftlichen Entwicklungen auch<br />

Personen mit Vermittlungshemmnissen Beschäftigungsperspektiven zu eröffnen. Diese Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch durch den demographisch<br />

bedingten Fachkräftemangel positiv beeinflusst (vgl. hierzu v.a. Kapitel 1.2.1 und 1.2.2).<br />

Hinsichtlich der Schwächen zeigt jedoch die sozioökonomische Analyse deutlich, dass bestimmte<br />

Personengruppen unter den Arbeitslosen nur in (sehr) geringem Maße von den Arbeitsmarktbelebungen<br />

profitieren konnten. Hier gehören v.a. die SGB II-Arbeitslosen, aber<br />

auch die bereits genannten Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Schwerbehinderungen.<br />

Ähnliches gilt für Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Im Vergleich<br />

zum Bundesgebiet West zeigt sich entsprechend ein in NRW unterdurchschnittlicher<br />

Anteil von Arbeitslosen mit abgeschlossener Berufsausbildung.<br />

Während im Vergleich zu den Ausführungen des ESF-OP keine neuen Chancen in Bezug auf<br />

die <strong>Prio</strong>ritätsachse C erkennbar sind, zeichnet sich die zunehmende Abkoppelung der o.g.<br />

Personengruppen vom Arbeitsmarkt ab (vgl. v.a. Kapitel 1.2.4 und 1.2.5). Der Bedarf an entsprechenden<br />

zielgruppenbezogenen Unterstützungsangeboten in Ergänzung zu den Förderangeboten<br />

des SGB II und SGB III scheint vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen weiter<br />

gegeben zu sein.<br />

Hinsichtlich der Chancen wurde in der SWOT-Matrix des ESF-OP des Landes NRW eine kleinere<br />

Änderung dergestalt vorgenommen, als nach modernen personalwirtschaftlichen Konzepten<br />

nach dem Diversity Management-Ansatz die Nutzung der Migrationserfahrung nicht auf<br />

übernationale und multikulturelle Beschäftigungsfelder beschränkt ist, sondern der Nutzen allgemeiner<br />

Art ist. Der entsprechende Bezug wurde entsprechend gestrichen.<br />

1.5 Zusammenfassung der Aktualisierung von sozioökonomischer<br />

Analyse und SWOT-Analyse und Schlussfolgerungen für die Relevanz<br />

und Kohärenz der OP-Strategie<br />

Auf Basis der vorliegenden Daten und der darauf aufbauenden Aktualisierung von sozioökonomischer<br />

Analyse und SWOT-Analyse lässt sich folgendes zusammenfassende Fazit ziehen: Im Gegensatz<br />

zu den eher negativen ökonomischen und arbeitsmarktbezogenen Entwicklungen vor<br />

2005, die die Grundlage für die Erstellung des ESF-OP des Landes NRW gebildet haben, ist das<br />

Land NRW seit 2005 grundsätzlich von einem anhaltenden wirtschaftlichen Erholungsprozess gekennzeichnet,<br />

der sich zunehmend positiv auf den Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt ausgewirkt<br />

hat. Finanz- und Wirtschaftskrise sowie in jüngerer Zeit die Staatsschuldenkrise haben diesen<br />

wirtschaftlichen Erholungsprozess dabei zwar verlangsamt, die zur Verfügung stehenden Daten<br />

belegen jedoch, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt in NRW weiterhin – wenn auch langsam –<br />

wachsen.<br />

Die Aktualisierung von sozioökonomischer Analyse und SWOT-Analyse zeigt zum einen jedoch<br />

auch, dass die strukturellen Probleme des Landes im Vergleich zum Durchschnitt der westdeutschen<br />

Bundesländer und zum Bundesgebiet insgesamt seit 2005 nach wie vor Bestand haben: Bei<br />

den zentralen wirtschaftlichen Kenngrößen wie Produktivität und Wirtschaftswachstum konnte das<br />

strukturelle Defizit im Vergleich zum westdeutschen Durchschnitt weiter nicht entscheidend abgebaut<br />

werden. Bereits im <strong>Endbericht</strong> zur Evaluation der <strong>Prio</strong>ritätsachse B wurde diesbezüglich auf<br />

die vergleichsweise geringe Dynamik bei Innovationen, Forschung und Entwicklung und auf die<br />

- 84 -


Kapitel 1: Bewertung der Umsetzungsstrategie der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

eher ungünstige sektorale Wirtschaftsstruktur – mit einem überdurchschnittlichen Anteil des Produzierenden<br />

Gewerbes, das in besonderem Maße auf konjunkturelle Schwankungen reagiert und<br />

einem vergleichsweise weniger bedeutenden Dienstleistungssektor – hingewiesen, die als Gründe<br />

für die eher unterdurchschnittliche wirtschaftliche Performance zu sehen sind.<br />

Zum anderen kann auf Basis der deskriptiven Analysen herausgestellt werden, dass die positiven<br />

Arbeitsmarktentwicklungen nicht allen Gruppen unter den Arbeitslosen in gleichem Maße zugutegekommen<br />

sind: Während Arbeitslosigkeit insbesondere im SGB III sowie bei Männern und Jugendlichen<br />

deutlich abgebaut werden konnte, war z.B. der Rückgang der Zahl arbeitsloser Frauen<br />

deutlich schwächer ausgeprägt. Von der Arbeitsmarktbelebung der letzten Jahre konnten insbesondere<br />

Arbeitslose im SGB II, arbeitslose Migranten und Migrantinnen sowie schwerbehinderte<br />

Männer und Frauen kaum oder nur in sehr unterdurchschnittlichem Maße profitieren. Die zukünftigen<br />

Herausforderungen dürften daher im Wirkungsfeld der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auf Handlungsfeldern<br />

liegen, mit denen – ergänzend zum Instrumentarium der Arbeitsmarktpolitik des Bundes und<br />

der BA – nachhaltige Übergänge in Beschäftigung für diese Zielgruppen erreicht werden können.<br />

Insgesamt weist NRW auch aktuell gegenüber den westdeutschen Bundesländern und dem Bundesgebiet<br />

im Wesentlichen dieselben Stärken und Schwächen auf und steht vor denselben Chancen<br />

und Risiken, wie zum Zeitpunkt der Erstellung des ESF-OP des Landes NRW. Daher ist die<br />

dort vorgelegte SWOT-Analyse im Grundsatz weiter gültig.<br />

Von zunehmender Bedeutung und schneller als erwartet wirken sich jedoch in NRW die Konsequenzen<br />

des demografischen Wandels auf die Sicherung des Fachkräftebedarfs aus: Der Ausbildungsstellenmarkt<br />

ist rein rechnerisch ausgeglichen, und der Wettbewerb der Unternehmen um<br />

geeignete und qualifizierte Fachkräfte wird bei der Besetzung offener Stellen weiter steigen. Von<br />

zentraler Bedeutung ist es daher weiterhin sei, alle Potenziale von Jugendlichen, aber auch der<br />

o.g. Zielgruppen des Arbeitsmarktes zur Reduzierung der Fachkräftelücke zu nutzen.<br />

- 85 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

2. Ergebnisse und Wirkungen der Umsetzung von Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zwischen 2007 und 2011<br />

2.1 Vorbemerkungen<br />

Ziel dieses Kapitels ist die umfassende Bewertung der Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zwischen 2007 und 2011. Hierzu gehören die Bewertung des finanziellen<br />

Umsetzungsstands sowie die Überprüfung, in welchem Maße die im Operationellen Programm<br />

festgelegten Zielwerte auf der Output-Ebene erreicht werden konnten. Zentral ist darüber hinaus<br />

die Bewertung der Umsetzung der Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C hinsichtlich der Erreichung<br />

der anvisierten Ergebnisse und Wirkungen. Ausgangsbasis bilden hier die im ESF-OP des Landes<br />

genannten strategischen und spezifischen Ziele sowie darüber hinaus weitere maßnahmebezogene<br />

Zielsetzungen. Der Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C in ihrer bisherigen Umsetzung zu<br />

den relevanten Querschnittszielen ist hingegen Gegenstand des Kapitels 3, während der Beitrag<br />

zu den sog. EU-Benchmarks in Kapitel 4 überprüft wird.<br />

Für die Analyse wurden unterschiedliche Daten- und Informationsgrundlagen genutzt: Die Bewertung<br />

der finanziellen und materiellen (outputbezogenen) Abwicklung erfolgt im Wesentlichen auf<br />

Basis der vorliegenden Monitoringdaten und der von der Verwaltungsbehörde zwischenzeitlich vorgelegten<br />

Durchführungsberichte für die Jahre 2007/2008 bis 2011. Zusätzlich wurden für einige<br />

Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C Ergebnisse von Untersuchungen der G.I.B. herangezogen.<br />

Zusätzliche Informationen liegen aus der vom <strong>ISG</strong> durchgeführten Befragung von Expertinnen und<br />

Experten vor: In dieser werden die subjektiven Einschätzungen von beschäftigungspolitisch relevanten<br />

Akteuren im Land NRW zum Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und der dort umgesetzten Maßnahmen<br />

zu den strategischen und spezifischen Zielen des ESF-OP des Landes NRW wiedergegeben.<br />

Aufgrund der methodisch begründeten Schwierigkeiten, wissenschaftlich valide Effizienzbewertungen<br />

durchzuführen, wurde hierauf in den durchgeführten Analysearbeiten verzichtet. Entscheidend<br />

hierfür waren die Erfahrungen, die im Zusammenhang mit der Evaluation der Umsetzung des ESF-<br />

OP des Landes NRW in den <strong>Prio</strong>ritätsachsen A und B gemacht wurden. 61 In beiden Evaluierungen<br />

ergaben sich Probleme zum einen daraus, dass ein Vergleich von ESF-geförderten Personen mit<br />

Nicht-ESF-geförderten Personen nicht möglich ist, so dass keine – für Effizienzbewertungen i.e.S.<br />

notwendigen – Nettoeffekte der Förderung ermittelt werden konnten. Zum anderen zeigte sich<br />

auch in einer „einfachen“ Effizienzbetrachtung, dass die Ergebnisse wenig robust sind oder aber<br />

aufgrund der unterschiedlichen Förderansätze auch im Sinne eines Benchmarkings kaum untereinander<br />

vergleichbar sind.<br />

2.2 Finanzieller Abwicklungsstand<br />

Für die Analyse des finanziellen Mittelabflusses wird zunächst als Grundlage (Referenzwert) der<br />

insgesamt zur Verfügung stehende Finanzrahmen zugrunde gelegt. Hierbei handelt es sich um alle<br />

Mittel des ESF, des Landes, sonstiger nationaler bzw. öffentlicher Quellen (Bund/BA, Kommunen)<br />

sowie private Kofinanzierungsmittel. Der insgesamt zur Verfügung stehende Finanzrahmen für die<br />

61 Vgl. hierzu <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms<br />

für Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013, <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse B, Berlin 2012, S. 100-106 sowie <strong>ISG</strong> Institut<br />

für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für Nordrhein-<br />

Westfalen in der Förderperiode 2007-2013, Abschließender <strong>Endbericht</strong>, Berlin 2011, S. 139-141<br />

- 86 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW wurde zwischen dem Land NRW und der EU-Kommission<br />

im indikativen Finanzplan, der Gegenstand des OP ist, auf Ebene der <strong>Prio</strong>ritätsachsen für den<br />

Förderzeitraum 2007-2013 festgelegt. Ohne Berücksichtigung der Technischen Hilfe (<strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

D) stehen für die Umsetzung demnach 1,314 Mrd. Euro zur Verfügung. Hiervon entfallen 382,0<br />

Mio. Euro auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse A (29,1%), 674,0 Mio. Euro auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse B (51,3%) und<br />

rd. 258 Mio. auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse C (19,6%).<br />

Geht man von einer Gleichverteilung des im indikativen Finanzplan festgelegten Budgets des ESF-<br />

OP des Landes NRW auf die einzelnen Interventionsjahre aus – auf ein Jahr entfällt damit ein<br />

Siebtel aller für die zur Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW zur Verfügung stehenden Finanzmittel<br />

– beliefe sich das Finanzvolumen pro Jahr im Durchschnitt auf insgesamt rd. 187,14<br />

Mio. Euro.<br />

Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass das ESF-OP des Landes NRW erst am 14.12.2007 von der<br />

EU-Kommission genehmigt wurde. Eine Umsetzung ESF-geförderter Maßnahmen aus dem Förderzeitraum<br />

2007-2013 war damit im Wesentlichen erst ab 2008 möglich, so dass tatsächlich nur<br />

vier Umsetzungsjahre bis Ende 2011 zur Verfügung standen. Wenn also im Folgenden zur Abbildung<br />

des finanziellen (und später auch des materiellen) Verlaufs als Referenzgrößen die auf ein<br />

Jahr entfallenden Sollwerte dargestellt werden, handelt es sich um rein rechnerische Größen, die<br />

sich aus dem ESF-Gesamtbudget für die siebenjährige Förderperiode in Bezug auf ein Jahr beziehen.<br />

Rein rechnerisch hätte damit für die Jahre 2007 bis 2011 das fünffache Finanzvolumen des jährlichen<br />

Sollwerts, insgesamt also 935,70 Mio. Euro für die Umsetzung des ESF-OP des Landes<br />

NRW zur Verfügung gestanden. Analog zu dieser Rechnung standen an reinen ESF-Mitteln als Finanzvolumen<br />

für die <strong>Prio</strong>ritätsachsen A, B und C für den Zeitraum zwischen 2007 und 2011<br />

469,29 Mio. Euro zur Verfügung. De facto war deren Verausgabung – wie dargestellt – kaum möglich,<br />

da Mittel aus dem neuen Förderzeitraum erst in 2008 zum Einsatz kommen konnten.<br />

Abbildung 2-1 zeigt den Anteil der reinen ESF-Mittelbindungen bis zum 31.12.2011 an dem oben<br />

aufgeführten rechnerischen Wert für die Jahre 2007 bis 2011 (insgesamt 469,29 Mio. Euro) in Bezug<br />

auf die aktuelle Förderperiode. Demnach wurden insgesamt rd. 380,62 Mio. Euro an reinen<br />

ESF-Mitteln gebunden, was einem Anteil von 81,1% des (nur theoretisch) zur Verfügung stehenden<br />

ESF-Mittelvolumens dieser fünf Jahre entspricht. Der finanzielle Bindungsstand deutet demnach<br />

darauf hin, dass die Umsetzung des ESF in zufriedenstellender Weise erfolgt. Die <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C weist dabei jedoch den niedrigsten Mittelbindungsstand aus (50,4%).<br />

- 87 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Abbildung 2-1: Stand der ESF-Mittelbindungen bis zum 31.12.2011 nach <strong>Prio</strong>ritätsachsen<br />

des ESF-OP des Landes NRW<br />

Quelle: Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-<br />

Programm Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Stand: 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 11; eigene Berechnungen<br />

Abbildung 2-2: Auszahlungsstand 2007/2008 bis 2011 nach <strong>Prio</strong>ritätsachsen des ESF-OP<br />

des Landes NRW<br />

Quelle: Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-<br />

Programm Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Stand 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 10; eigene Berechnungen<br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn die bis zum 31.12.2011 insgesamt von den Begünstigten ausgezahlten<br />

förderfähigen Ausgaben am ESF-Gesamtvolumen (ESF-Mittel und nationale Kofinanzierung)<br />

in Relation zum (theoretisch) verfügbaren Finanzrahmen aus ESF-Mitteln und nationaler Ko-<br />

- 88 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

finanzierung für die ersten fünf Interventionsjahre gesetzt werden. Abbildung 2-2 zeigt, dass der<br />

entsprechende Anteil bis Ende 2011 für das Gesamtprogramm 65,1% betrug. Der auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C bezogene Referenzwert lag dabei mit 32,6% ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt.<br />

Auch nach dieser Darstellung ist der Auszahlungsstand für die <strong>Prio</strong>ritätsachse C damit wenig<br />

zufriedenstellend.<br />

Bei einem differenzierten Blick auf die finanzielle Umsetzung innerhalb der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zeigen<br />

sich zwischen dem spezifischen Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ und den beiden anderen spezifischen Zielen deutliche Unterschiede:<br />

So werden in den spezifischen Zielen C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten<br />

und schwerbehinderten Menschen“ und C3 „Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik“ bis Ende 2011 Mittelbindungsstände von 101,5% bzw. 131,2%. Hier sind die<br />

für die ersten fünf Jahre zur Verfügung stehenden Mittel deutlich überzeichnet, wohingegen im<br />

spezifischen Ziel C1 lediglich rd. ein Fünftel der ESF-Mittel für die ersten fünf Jahre der Interventionsperiode<br />

gebunden werden konnten.<br />

Übersicht 2-1:<br />

Mittelbindungsstand bis zum 31.12.2011 nach spezifischem Ziel in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C des ESF-OP des Landes NRW<br />

Spezifisches Ziel<br />

C1: Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von<br />

langzeitarbeitslosen Jugendlichen<br />

C2: Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von<br />

behinderten und schwerbehinderten<br />

Menschen<br />

C3: Weiterentwicklung der<br />

zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

Zur Verfügung stehender Finanzrahmen<br />

(ausschließlich ESF-Mittel) in Euro<br />

insgesamt<br />

2007-2013<br />

bezogen auf<br />

fünf<br />

Umsetzungsjahre<br />

Bis 31.12.2011<br />

bewilligte<br />

ESF-Mittel<br />

Bewilligungen<br />

im Verhältnis zum<br />

zur Verfügung stehenden<br />

Finanzrahmen für<br />

vier Umsetzungsjahre<br />

in%<br />

90.000.000 64.285.714 13.700.039 21,3<br />

18.000.000 12.857.143 13.048.841 101,5<br />

21.000.000 15.000.000 19.685.629 131,2<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C insgesamt 129.000.000 92.142.857 46.685.629 50,4<br />

Quellen: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds, Operationelles<br />

Programm zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 70 sowie<br />

Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-<br />

Programm Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Düsseldorf (Stand 31.05.2012), S. 10; eigene Berechnungen<br />

Die Ursache für den insgesamt unbefriedigenden Mittelbindungs- und -auszahlungsstand liegt also<br />

ganz offensichtlich v.a. in der Umsetzung des spezifischen Ziels C1 begründet: Von besonderer<br />

Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Wegfall des – finanziell bedeutsamen – Lohnkostenzuschusses,<br />

der im Rahmen des Programms Jugend in Arbeit plus noch zu Beginn der Förderperiode<br />

gewährt wurde. Durch den Wegfall der Finanzierung des Lohnkostenzuschusses aus ESF-<br />

Mitteln (bzw. durch Übernahme dieses Fördertatbestands durch die Arbeitsverwaltung) konnten<br />

die zur Verfügung stehenden Mittel in diesem spezifischen Ziel nicht entsprechend gebunden werden.<br />

Als mögliche andere Erklärung könnte auch ein rückläufiger Bedarf an arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie der sozialen Eingliederung<br />

von benachteiligten Personen aufgrund der insgesamt positiven Arbeitsmarktentwicklungen seit<br />

2005 in Frage kommen. Möglicherweise könnte dies – gemeinsam mit dem Wegfall des ESFgeförderten<br />

Lohnkostenzuschusses in 2008 – die im Zeitverlauf sinkende Inanspruchnahme von<br />

- 89 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Jugend in Arbeit plus erklären: So stieg zunächst die Zahl von Jugendlichen, die über Jugend in<br />

Arbeit plus beraten wurden, von zunächst 3.504 in 2008 auf 4.777 in 2009, um danach allerdings<br />

wieder deutlich auf 4.053 (2010) bzw. 3.496 (2011) zurückzugehen. 62<br />

Darauf hinzuweisen ist gleichzeitig auf die Ende 2010 (wieder-)aufgenommene Förderung von Erwerbslosenberatungsstellen<br />

und Arbeitslosenzentren im Rahmen des spezifischen Ziels C3 der<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C. Bis Ende 2011 konnten mit dieser Förderung allein 6,2 Mio. Euro gebunden werden,<br />

63 so dass bei weiterer Fortschreibung der zur Verfügung stehenden finanzbezogenen Informationen<br />

gute Chancen bestehen, den „Rückstand“ der finanziellen Entwicklung in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C zumindest partiell wieder aufzuholen. Hierbei könnten auch ergänzende Programme zur<br />

Integration spezifischer Zielgruppen z.B. für Menschen mit Migrationshintergrund beitragen, sofern<br />

nicht ausreichend Unterstützungsmöglichkeiten über entsprechende Maßnahmen des Bundes zur<br />

Verfügung stehen.<br />

2.3 Materieller Umsetzungsstand<br />

Für die Analyse des materiellen Abwicklungsstands werden dieselben Datengrundlagen verwendet,<br />

auf denen auch der Jahresbericht 2011 der Verwaltungsbehörde an die EU-Kommission basiert.<br />

Hierbei handelt es sich um Daten aus dem Monitoring- und Begleitsystem, die von der G.I.B.<br />

aufbereitet und dem <strong>ISG</strong> im März 2012 zur Verfügung gestellt wurden. Der über diese Datenquelle<br />

abgebildete materielle Verlauf wird den Output-Indikatoren des Operationellen Programms gegenübergestellt,<br />

indem die realisierten Output-Werte der ersten fünf Umsetzungsjahre bis zum<br />

31.12.2011 den entsprechend auf diese Jahre bezogenen Zielwerten gegenübergestellt werden.<br />

2.3.1 Materieller Umsetzungsstand im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“<br />

Die Erreichung des spezifischen Ziels „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ wird über zwei Förderangebote umgesetzt, und zwar über Jugend in Arbeit<br />

plus sowie über Stützlehrer.<br />

Das OP benennt als Indikator für das spezifische Ziel C1 die Zahl und Struktur von Teilnehmenden.<br />

Bis zum Ende der aktuellen Förderperiode sollen demnach 9.000 Personen von der Förderung<br />

profitieren. Nach Personengruppen differenziert, wird das Ziel verfolgt, ausnahmslos Jugendliche<br />

bis zum Ende der Förderperiode einzubeziehen. Weitere Zielvorgaben bestehen auf der Output-Seite<br />

darin, dass mit der Förderung im spezifischen Ziel zu einem Drittel Frauen erreicht werden<br />

(quantifiziertes Ziel: 3.000 Frauen). Darüber hinaus soll es sich bei 1.800 Teilnehmenden bis<br />

zum Ende der Förderperiode um Menschen mit Migrationshintergrund handeln. Zielstellung der<br />

Förderangebote im spezifischen Ziel C1 ist ebenfalls das Erreichen von Personen mit Behinderungen<br />

oder mit bestimmten Bildungsniveaus. Allerdings werden hier keine – genauso wenig wie in<br />

Bezug auf den vorangehenden Erwerbsstatus der Teilnehmenden – quantifizierten Ziele im ESF-<br />

62 Vgl. hierzu G.I.B. Gesellschaft für Innovative Beschäftigungsförderung mbH (Hrsg.), Untersuchung des Programms „Jugend in Arbeit<br />

plus“ im Rahmen der Evaluation des NRW-ESF-Programms 2007 – 2013, Bottrop 2012, S. 12: Nach ergänzenden Aussagen des<br />

Fachreferats IIA4 war die Hauptursache des Rückgangs die nach Wegfall des Lohnkostenzuschusses geänderte Zugangssteuerung<br />

seitens der zuweisenden Stellen.<br />

63 Vgl. Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-Programm<br />

Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Stand: 31.05.2012, S. 53<br />

- 90 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

OP des Landes NRW vorgegeben. 64 Als typische Förderaktivität im spezifischen Ziel C1 definiert<br />

das ESF-OP des Landes NRW die Beschäftigungsförderung für langzeitarbeitslose Jugendliche.<br />

Zwar werden im spezifischen Ziel C1 mit Jugend in Arbeit plus einerseits und Stützlehrer andererseits<br />

zwei Förderangebote realisiert, durch die Engführung der in den quantifizierten Zielen genannten<br />

Zielgruppe auf langzeitarbeitslose Jugendliche können sich Indikatoren und quantifizierte<br />

Ziele jedoch ausschließlich auf das Programm Jugend in Arbeit plus beziehen. Denn mit dem Förderangebot<br />

Stützlehrer werden Jugendliche in Jugendwerkstätten – und damit nicht Langzeitarbeitslose<br />

– angesprochen. Das Förderangebot Stützlehrer „entzieht“ sich damit einer Bewertung<br />

auf der Output-Ebene. Vor diesem Hintergrund lässt sich in Bezug auf die Zielerreichung im spezifischen<br />

Ziel C1 – also für das Programm Jugend in Arbeit plus – bis zum 31.12.2011 folgendes<br />

Bild zeichnen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

In Bezug auf die absolute Zahl an Teilnehmenden ergibt sich für die ersten fünf Jahre der<br />

ESF-Umsetzung ein (rechnerischer) Zielwert von rd. 6.430 Personen. Bis zum 31.12.2011<br />

nahmen nach Auswertungen der BISAM-Datenbank tatsächlich 15.800 Jugendliche an Jugend<br />

in Arbeit plus teil. Damit wurde das rechnerische Soll um das Eineinhalbfache übertroffen. Der<br />

Umsetzungsstand von Jugend in Arbeit plus zeigt zudem, dass der für die gesamte Interventionsperiode<br />

geplante Zielwert an Teilnehmenden (9.000) ebenfalls bereits deutlich überschritten<br />

werden konnte (vgl. Übersicht 2-2).<br />

Bei allen an Jugend in Arbeit plus teilnehmenden Personen handelt es sich um langzeitarbeitslose<br />

Jugendliche, die über die Arbeitsverwaltung (Arbeitsagenturen oder Jobcenter) in das<br />

Programm zugewiesen werden. Damit wurde auch das Output-Ziel, ausschließlich Jugendliche<br />

in das Programm einzubeziehen, ebenfalls erreicht.<br />

Im ESF-OP des Landes NRW wurde zudem eine Abdeckungsquote als Zielwert für die Reichweite<br />

der Interventionen definiert: Beabsichtigt ist, dass jährlich 12,5% der langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen mit den Interventionen im spezifischen Ziel C1 erreicht werden. Die Gegenüberstellung<br />

der Zahl an Teilnehmenden in Jugend in Arbeit plus einerseits mit der Zahl langzeitarbeitsloser<br />

Jugendlicher andererseits zeigt, dass dieser Zielwert in allen Jahren deutlich übertroffen<br />

werden konnte: So wurden in 2008 und 2009 jeweils über ein Fünftel und in 2010 und<br />

2011 rd. 16% aller langzeitarbeitslosen Jugendlichen in NRW über Jugend in Arbeit plus unterstützt.<br />

Der Erfolg auf Output-Ebene zeigt sich analog hinsichtlich der Erreichung von jungen Frauen<br />

durch Jugend in Arbeit plus: Als rein rechnerisches Soll lässt sich für die ersten fünf Jahre der<br />

Umsetzung des ESF-OP ein Wert von 2.140 ermitteln. Tatsächlich erreicht wurden bis zum<br />

31.12.2012 insgesamt rd. 6.400 Frauen. Damit wurden etwa dreimal so viele Frauen erreicht<br />

wie ursprünglich geplant. Der Frauenanteil liegt bei rd. 40% und damit ebenfalls höher als die<br />

Zielvorgabe aus dem ESF-OP von einem Drittel.<br />

Analog hierzu zeigt sich auch eine erfolgreiche Umsetzung von Jugend in Arbeit plus hinsichtlich<br />

der Erreichung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Auswertungen aus dem ESF-<br />

Monitoring zeigen, dass der quantifizierte Zielwert von 1.800 Jugendlichen über die gesamte<br />

Förderperiode bereits erreicht werden konnte. Mit insgesamt 5.582 teilnehmenden Jugendli-<br />

64 Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds. Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 69<br />

- 91 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

chen mit Migrationshintergrund wurde der auf die ersten fünf Umsetzungsjahre der Förderperiode<br />

normierte Zielwert um das 4,3-fache übertroffen.<br />

Das ESF-OP formuliert darüber hinaus den Anspruch, Nicht-Deutsche, Menschen mit Behinderungen,<br />

Jugendliche mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen und Jugendliche mit unterschiedlichem<br />

Erwerbsstatus im spezifischen Ziel C1 zu berücksichtigen. Hierzu lassen sich<br />

folgende Aussagen treffen:<br />

• Der Erwerbsstatus von Jugendlichen in Jugend in Arbeit plus ist insofern vorgegeben, als<br />

sich dieses Förderangebot explizit an jugendliche Langzeitarbeitslose richtet. Die bisherige<br />

Umsetzung zeigt diesbezüglich – wie oben dargestellt – eine erfolgreiche Zielerreichung.<br />

• Hinsichtlich der Staatsbürgerschaft lässt sich feststellen, dass Nicht-Deutsche einen Anteil<br />

von rd. 16% an allen über Jugend in Arbeit plus geförderten Jugendlichen ausmachen<br />

(2010: 16,9%). Allerdings ist die Differenzierung nach Menschen mit und solchen ohne<br />

Migrationshintergrund eher geeignet, die Zielgruppenerreichung zu bewerten. Der Anteil<br />

an Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt bei etwas mehr als einem Drittel (2010:<br />

36,9%). Diesbezüglich wurde weiter oben auf die erfolgreiche Umsetzung von Jugend in<br />

Arbeit plus hingewiesen, da der quantifizierte Zielwerte für die gesamte Förderperiode bereits<br />

deutlich übertroffen werden konnte.<br />

• Hinsichtlich des Merkmals Bildungsniveau gibt das ESF-OP keine Hinweise, welche Bildungsniveaus<br />

in Maßnahmen des spezifischen Ziels C1 und damit in Jugend in Arbeit plus<br />

besonders im Fokus stehen (sollen). Quantifizierte Ziele formuliert das ESF-OP des Landes<br />

NRW nicht. Jedoch ist die Annahme naheliegend, dass mit Jugend in Arbeit plus die<br />

Chancen einer Arbeitsmarktintegration v.a. von Jugendlichen ohne Abschluss erhöht werden<br />

sollen. Diesbezüglich zeigt die Auswertung der Monitoring-Daten, dass es sich bei<br />

12,8% aller Teilnehmenden an Jugend in Arbeit plus um Jugendliche ohne Schulabschluss<br />

handelte (2010). Dieser Anteil liegt (deutlich) höher als der Anteil von Jugendlichen, die<br />

das allgemeinbildende Schulsystem in NRW ohne Abschluss verlassen (2010: 5,5%). 65<br />

Damit liegt der Schluss nahe, dass über Jugend in Arbeit plus der Unterstützung des Zugangs<br />

von Jugendlichen mit niedrigem Bildungsniveau in den Arbeitsmarkt besondere Bedeutung<br />

zukommt.<br />

• Analog enthält das ESF-OP des Landes NRW auch Hinweise auf die Förderung von Jugendlichen<br />

mit Behinderung, ohne jedoch auch hier quantifizierte Zielvorgaben zu definieren.<br />

Jugendliche mit Behinderungen spielen zumindest in Jugend in Arbeit plus eine insgesamt<br />

eher untergeordnete Rolle. Auswertungen der Monitoring-Daten zeigen, dass der<br />

Anteil von Jugendlichen mit Schwerbehinderungen – andere Auswertungen sind nicht<br />

möglich – an allen Teilnehmenden von Jugend in Arbeit plus bei 1,2% (in 2010) lag. Allerdings<br />

ist auf die vielfältigen Fördermöglichkeiten im Rahmen des spezifischen Ziels C2<br />

hinzuweisen (vgl. hierzu auch Kapitel 2.3.2), in dem v.a. die berufliche Integration von<br />

Menschen mit Behinderungen im Vordergrund steht. Insofern ist der vergleichsweise niedrige<br />

Anteil von Jugendlichen mit Schwerbehinderungen an den Teilnehmenden an Jugend<br />

in Arbeit plus nicht negativ zu werten.<br />

65 Vgl. hierzu Übersicht 1-13 in Kapitel 1.2.3.1.<br />

- 92 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 2-2: Quantifizierte Ziele und Zielerreichung im spezifischen Ziel „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“<br />

Spezifisches<br />

Ziel<br />

Indikator<br />

Quelle<br />

Quantifizierter<br />

Zielwert<br />

Baseline<br />

Informationsgrundlage<br />

Art der Information<br />

Umsetzungsstand<br />

Bewertung<br />

Empfehlung<br />

Output<br />

Anzahl der Teilnehmenden<br />

insgesamt<br />

2007-2013: 9.000<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 1.300<br />

Keine.<br />

Insgesamt (2007 bis 2011):<br />

15.827, davon:<br />

2008: 3.753<br />

2009: 4.676<br />

2010: 3.901<br />

2011: 3.497<br />

Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen<br />

Anzahl der<br />

(langzeitarbeitslosen)<br />

Jugendlichen<br />

Anzahl der weiblichen<br />

Teilnehmenden<br />

Anzahl der Teilnehmenden<br />

mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Anzahl der Teilnehmenden<br />

nach Nationalität<br />

(Migrationshintergrund),<br />

Behinderung<br />

und<br />

Bildungsniveau<br />

ESF-OP<br />

des<br />

Landes<br />

NRW<br />

2007-2013: 9.000<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 1.300<br />

Abdeckungsquote:<br />

12% der LZA-<br />

Jugendlichen.<br />

2007-2013: 3.000<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 430<br />

2.007-2013: 1.800<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 260<br />

Keine.<br />

10.582 langzeitarbeitslose<br />

Jugendliche (2005)<br />

Keine.<br />

Monitoring- und<br />

Begleitsystem<br />

Für Abdeckungsquote<br />

zusätzlich:<br />

BA-Statistik<br />

Repräsentativ und<br />

belastbar<br />

Abdeckungsquote:<br />

2008: 22,2%<br />

2009: 23,7%<br />

2010: 16,2%<br />

2011: 16,5%<br />

Insgesamt (2007 bis 2011):<br />

6.431, davon:<br />

2008: 1.652<br />

2009: 1.800<br />

2010: 1.482<br />

2011: 1.497<br />

Insgesamt (2007 bis 2011):<br />

5.582, davon:<br />

2008: 1.335<br />

2009: 1.768<br />

2010: 1.392<br />

2011: 1.087<br />

Anteil Nicht-Deutsche 2010:<br />

16,9%<br />

Anteil Migrationshintergrund:<br />

2010: 36,9%<br />

Anteil Menschen mit Behinderungen<br />

2010: 1,2%<br />

Anteil Jugendliche ohne Schulabschluss<br />

2010: 12,8%<br />

Quantifiziertes Soll für gesamte<br />

Förderperiode bereits<br />

deutlich überschritten.<br />

Keine quantifizierten<br />

Ziele formuliert.<br />

Keine.<br />

Ergebnis<br />

Übergang in (geförderte)<br />

Beschäftigung<br />

(Jugend in Arbeit<br />

plus)<br />

ESF-OP<br />

des<br />

Landes<br />

NRW<br />

45% Keine.<br />

Monitoring- und<br />

Begleitsystem<br />

Belastbar<br />

Übergang in (geförderte oder<br />

ungeförderte) Beschäftigung<br />

Insgesamt: 45,2%<br />

2008: 44,6%<br />

2009: 39,4%<br />

2010: 48,3%<br />

2011: 49,8%<br />

Zielwert insgesamt erreicht.,<br />

seit 2010 überdurchschnittliche<br />

Zielerreichung.<br />

Auf Basis des G.I.B.-<br />

Berichts: Ggf. Einleitung<br />

von Maßnahmen<br />

zur Qualitätserhöhung.<br />

- 93 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

2.3.2 Materieller Umsetzungsstand im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen“<br />

Die Erreichung des spezifischen Ziels C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten<br />

und schwerbehinderten Menschen“ wird über die Förderangebote 100 zusätzliche Ausbildungsplätze,<br />

ILJA sowie (Modell-)Projekte für behinderte Menschen umgesetzt. Insgesamt lässt<br />

sich in Bezug auf die Zielerreichung im spezifischen Ziel C2 bis zum 31.12.2011 folgendes Bild<br />

zeichnen, wobei einschränkend darauf hingewiesen werden muss, dass sich im Monitoring zur<br />

Verfügung stehende Daten ausschließlich auf die Förderangebote 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

sowie (Modell-)Projekte für behinderte Menschen beziehen und ILJA nicht berücksichtigt<br />

wird:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Im ESF-OP des Landes NRW ist vorgesehen, dass insgesamt 4.200 Personen an Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C2 teilnehmen. Für die ersten fünf Jahre der ESF-Umsetzung ergibt<br />

sich damit ein (rechnerischer) Zielwert von rd. 3.000 Personen. Bis zum 31.12.2011 nahmen<br />

nach Auswertungen der BISAM-Datenbank tatsächlich 1.790 Menschen mit Behinderungen an<br />

den Förderangeboten der <strong>Prio</strong>ritätsachse C2 teil. Damit konnten nur knapp 60% der geplanten<br />

Teilnehmendenzahl erreicht werden (vgl. Übersicht 2-3). Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass<br />

seit 2011 für Projekte für behinderte Menschen keine Eintritte zu verzeichnen waren.<br />

Bei allen an Projekten des spezifischen Ziels C2 teilnehmenden Personen handelt es sich um<br />

Menschen mit Behinderungen oder schweren Behinderungen. Da hier dieselben Ziele gelten,<br />

wie für die Teilnehmenden insgesamt, sind auch die Schlussfolgerungen identisch: Die geplanten<br />

Zahl an Teilnehmenden in Höhe von 600 Personen pro Jahr bzw. von 3.000 bis Ende 2012<br />

wurden nur zu knapp 60% erreicht.<br />

Im ESF-OP des Landes NRW wurde zudem eine Abdeckungsquote als Zielwert für die Reichweite<br />

der Interventionen im spezifischen Ziel C2 definiert: Beabsichtigt ist, dass jährlich 1,4%<br />

der Arbeitslosen mit schweren Behinderungen über Projekte des spezifischen Ziels C2 unterstützt<br />

werden. Die Gegenüberstellung der Zahl an Teilnehmenden in Projekten des spezifischen<br />

Ziels C2 mit der Zahl an Arbeitslosen mit schweren Behinderungen andererseits verdeutlicht,<br />

dass die Abdeckungsquote lediglich in den ersten beiden Jahren, in denen aus dem<br />

aktuellen Förderzeitraum ESF-Mittel eingesetzt wurden, der Zielwert erreicht (2008: 1,5%)<br />

bzw. übertroffen (2009: 2,2%) wurde. Seit 2010 lässt sich hingegen eine klare Unterschreitung<br />

der geplanten Abdeckungsquote feststellen: So lag der Anteil der Geförderten an allen Menschen<br />

mit Schwerbehinderungen bei 0,4% in 2010 und 0,3% in 2011.<br />

Analoge Entwicklungen zeigen sich auch hinsichtlich der Erreichung von Frauen durch die<br />

Förderangebote des spezifischen Ziels C2: Als rein rechnerisches Soll lässt sich für die ersten<br />

fünf Jahre der Umsetzung des ESF-OP ein Wert von 1.000 Teilnehmerinnen ermitteln. Tatsächlich<br />

erreicht wurden bis zum 31.12.2012 jedoch nur 655 Frauen. Damit konnten bislang<br />

nur knapp zwei Drittel der anvisierten Zahl an Frauen mit (schweren) Behinderungen über die<br />

Förderung des spezifischen Ziels 2 erreicht werden.<br />

Ein konträres Bild liefert die Analyse der Monitoring-Daten in Bezug auf Jugendliche: Insgesamt<br />

hätten rein rechnerisch bis Ende 2011 insgesamt 430 Jugendliche mit schweren Behinderungen<br />

in die Angebote des spezifischen Ziels C2 eintreten sollen. Tatsächlich lag deren<br />

Zahl bei 688, so dass hier der Zielwert um 60% übertroffen werden konnte.<br />

- 94 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C <strong>ISG</strong><br />

Übersicht 2-3: Quantifizierte Ziele und Zielerreichung im spezifischen Ziel „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten<br />

und schwerbehinderten Menschen“<br />

Spezifisches<br />

Ziel<br />

Indikator<br />

Quelle<br />

Quantifizierter<br />

Zielwert<br />

Baseline<br />

Informationsgrundlage<br />

Art der Information<br />

Umsetzungsstand<br />

Bewertung<br />

Empfehlung<br />

Output<br />

Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen<br />

Anzahl der Teilnehmenden<br />

insgesamt<br />

Anzahl der<br />

(langzeitarbeitslosen)<br />

Jugendlichen<br />

Anzahl der weiblichen<br />

Teilnehmenden<br />

Anzahl der jugendlichen<br />

Teilnehmenden<br />

Anzahl der Teilnehmenden<br />

nach Nationalität<br />

(Migrationshintergrund),<br />

Erwerbsstatus<br />

und<br />

Bildungsniveau<br />

Ergebnis<br />

Integration in<br />

Ausbildung oder<br />

Beschäftigung 6<br />

Monate nach<br />

Maßnahmeende<br />

ESF-OP<br />

des<br />

Landes<br />

NRW<br />

ESF-OP<br />

des<br />

Landes<br />

NRW<br />

2007-2013: 4.200<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 600<br />

2007-2013: 4.200<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 600<br />

Abdeckungsquote:<br />

1,4% der schwerbehinderten<br />

Arbeitslosen<br />

2007-2013: 1.400<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 200<br />

2.007-2013: 600<br />

Rechnerischer Wert<br />

pro Jahr: rd. 86<br />

Keine.<br />

Keine.<br />

43.044 schwerbehinderte Arbeitslose<br />

im Jahresdurchschnitt 2005<br />

Keine.<br />

35% Keine.<br />

Monitoring- und<br />

Begleitsystem<br />

Für Abdeckungsquote<br />

zusätzlich:<br />

BA-Statistik<br />

Monitoring- und<br />

Begleitsystem<br />

Repräsentativ und<br />

belastbar<br />

Belastbar<br />

Insgesamt (2007 bis 2011):<br />

1.790, davon:<br />

2008: 591<br />

2009: 914<br />

2010: 160<br />

2011: 125<br />

Abdeckungsquote:<br />

2008: 1,5%<br />

2009: 2,2%<br />

2010: 0,4%<br />

2011: 0,3%<br />

Insgesamt (2007 bis 2011):<br />

655, davon:<br />

2008: 189<br />

2009: 367<br />

2010: 54<br />

2011: 45<br />

Insgesamt (2007 bis 2011):<br />

689, davon:<br />

2008: 208<br />

2009: 200<br />

2010: 183<br />

2011: 98<br />

Anteil Nicht-Deutsche: k.A.<br />

Anteil Migrationshintergrund:2010:16,1%<br />

Anteil ohne Schulabschluss<br />

(2010): 15,3%<br />

Übergang in Beschäftigung<br />

nach 6 Monaten<br />

Insgesamt: 33,3%<br />

2008: 41,7%<br />

2009: 29,1%<br />

2010: 41,3%<br />

Quantifiziertes Soll seit 2010<br />

deutlich unterschritten. Bei<br />

Fortschreibung der bisherigen<br />

Entwicklung Erreichbarkeit<br />

der Gesamtziele unwahrscheinlich.<br />

Keine quantifizierten<br />

Ziele formuliert.<br />

Zielwert annähernd<br />

erreicht.<br />

Keine.<br />

Keine.<br />

- 95 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

Das ESF-OP formuliert darüber hinaus den Anspruch, Nicht-Deutsche bzw. Menschen mit<br />

Migrationshintergrund sowie Menschen nach unterschiedlichen Bildungsabschlüssen und solche<br />

mit unterschiedlichem Erwerbsstatus zu berücksichtigen. Während nach dem Erwerbsstatus<br />

vor Eintritt in die Maßnahmen sowie nach der Staatsbürgerschaft keine Informationen vorliegen,<br />

lässt sich hinsichtlich des Merkmals Migrationshintergrund ein Anteil von 16,1% der in<br />

Maßnahmen des spezifischen Ziels C2 eintretenden Menschen mit Behinderungen feststellen<br />

(2010). Der Anteil derjenigen ohne Schulabschluss lag – ebenfalls mit Bezug zum Jahr 2010 –<br />

bei 15,3%.<br />

Zusammenfassend legen die Auswertungsbefunde den Schluss nahe, dass im spezifischen Ziel<br />

C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen“<br />

nicht von einem planmäßigen materiellen Verlauf gesprochen werden kann. Die anvisierten Zielwerte<br />

erscheinen bei Fortschreibung der bisherigen Entwicklungen weder insgesamt noch in Bezug<br />

auf Frauen oder einzelne Zielgruppen erreichbar. Über dem Soll liegen die quantitativen Output-Ergebnisse<br />

allein für die Gruppe der Jugendlichen. Hinsichtlich der geplanten Abdeckungsquote<br />

ist nicht zu erwarten, dass der Zielwert – wie noch 2008 und 2009 – in den verbleibenden beiden<br />

Umsetzungsjahren der aktuellen Förderperiode erreichbar sein wird, denn zu groß sind die<br />

Abstände zwischen den Ist-Werten der Jahre 2010 (0,4%) und 2011 (0,3%) und dem Zielwert<br />

(1,4%).<br />

Ursachen für diesen insgesamt unbefriedigenden quantitativen Verlauf der Förderung im spezifischen<br />

Ziel C2 könnten zum einen darin begründet liegen, dass die zunehmende Entspannung auf<br />

dem Ausbildungsstellenmarkt mehr und mehr Chancen auch für Jugendliche mit Behinderungen<br />

eröffnet. Aus dem Monitoring lässt sich diesbezüglich ableiten, dass die Zahl der Jugendlichen mit<br />

Behinderungen, die seit 2009 in das Programm 100 zusätzliche Ausbildungsplätze eingetreten<br />

sind, tatsächlich gesunken ist, und zwar von 119 Eintritten in 2009 auf zunächst 104 in 2010 und<br />

nur noch 76 in 2011. Gleichzeitig ist jedoch beispielsweise die Zahl der Ausbildungszuschüsse<br />

nach § 73 SGB III (ehemals: § 235a SGB III) nicht nennenswert gestiegen, und zwar weder für<br />

Rehabilitanden noch für AZUBIs mit Schwerbehinderung insgesamt (vgl. hierzu auch Übersicht A-<br />

3 im Anhang). Auch die vergleichsweise geringe Zahl von ausbildungsbegleitenden Hilfen für<br />

AZUBIs mit Schwerbehinderungen deutet nicht darauf hin, dass Jugendliche mit Schwerbehinderungen<br />

in stark steigendem Maße betriebliche Ausbildungsplätze angetreten hätten. Möglicherweise<br />

könnte die vom BMAS in 2011 aufgelegte Initiative Inklusion, über deren Inanspruchnahme<br />

(noch) keine Informationen vorliegen, dafür verantwortlich sein, dass die Zahl der Geförderten über<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze gesunken ist. Eine weitere Erklärung könnte in einer gewissen<br />

qualitativen Attraktivität der von Bund und Land finanzierten Programme Job 4000 sowie Aktion 5<br />

liegen. Zumindest für Job 4000 ist bekannt, dass deutlich mehr Ausbildungsplätzen gefördert werden<br />

(insgesamt 208), als ursprünglich geplant waren (117). Gegen die These sprechen jedoch die<br />

vergleichsweise umfassenden Fördermöglichkeiten im Programm 100 zusätzliche Ausbildungsplätze.<br />

So liegt dort der Subventionswert pro Ausbildungsplatz und Monat bei rd. 2.000 Euro, während<br />

bei der Initiative Inklusion, Job 4000 oder Aktion 5 einmalig maximal 10.000 Euro pro Ausbildungsplatz<br />

als Zuschuss gewährt werden. Selbst die Zuschüsse an Träger für eine BaE liegen mit<br />

rd. 1.100 Euro monatlich pro Ausbildungsplatz deutlich unter dem Transfervolumen von 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze.<br />

Zum anderen könnten für die abnehmenden Eintrittszahlen im spezifischen Ziel C2 jedoch auch<br />

Förderalternativen für Menschen mit (schweren) Behinderungen insgesamt verantwortlich sein.<br />

Faktisch sind in 2011 keine Neueintritte in dieses ESF-kofinanzierte Förderangebot im spezifi-<br />

- 96 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

schen Ziel C2 zu verzeichnen. Alternative könnten Job 4000 sowie Aktion 5 und Initiative Inklusion<br />

sein, in denen ebenfalls die Einrichtung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung sowie<br />

die Übernahme von AZUBIs mit Behinderung in Beschäftigungsverhältnisse gefördert werden.<br />

Dies könnte dazu geführt haben, dass die Fördermöglichkeiten des ESF im Rahmen der (Modell-)<br />

Projekte für behinderte Menschen mit vergleichsweise „strengen“ Zugangskriterien zur Förderung<br />

im Zeitverlauf weniger stark in Anspruch genommen worden sind. Gesicherte Erkenntnisse hierzu<br />

liegen jedoch nicht vor.<br />

2.3.3 Materieller Umsetzungsstand im spezifischen Ziel „Weiterentwicklung<br />

der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

Die Erreichung des spezifischen Ziels C3 „Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

erfolgt über die Förderangebote Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren,<br />

den mittlerweile ausgelaufenen Kombilohn NRW/Jobperspektive sowie über die Einzelprojekte<br />

und innovativen Vorhaben. 66<br />

Als einziges Output-Ziel wurde im spezifischen Ziel C3 die Zahl von 180 bis zum Ende der Förderperiode<br />

zu unterstützenden innovativen Vorhaben und Projekte im ESF-OP des Landes NRW formuliert.<br />

Bis Ende 2011 hätten damit rein rechnerisch rd. 130 solcher Projekte gefördert werden sollen.<br />

Tatsächlich liegt die Zahl der unterstützten innovativen Vorhaben bei 40 Projekten und damit<br />

deutlich unter dem im ESF-OP verankerten Zielwert. Um den Sollwert für die gesamte Förderperiode<br />

zu erreichen, bietet sich in der weiteren Umsetzung des Landes-ESF die verstärkte Nutzung<br />

von Ideenwettbewerben an. Wie bereits in Kapitel 1 dargestellt wurde, wurde im Rahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C kein expliziter Fokus beispielsweise auf die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in den Arbeitsmarkt gelegt. Möglicherweise könnten hier über Ideenwettbewerbe<br />

Lösungen erarbeitet und modellhaft Umsetzungswege erprobt werden, mit denen spezifische Integrationswege<br />

für diese Zielgruppe – aber auch andere – umgesetzt werden können.<br />

Hinsichtlich innovativer Vorhaben ist darauf hinzuweisen, dass zu deren Steuerung 2007 unter Federführung<br />

des MAIS eine eigene Arbeitsgruppe Innovation (AG Innovation) eingerichtet wurde, an<br />

der neben der G.I.B. und der ESF-Verwaltungsbehörde alle Referate beteiligt sind, die für Förderangebote<br />

des ESF im Land NRW fachlich zuständig sind. Die AG Innovation ist damit prioritätsachsenübergreifend<br />

für alle innovativen Vorhaben zuständig, die in der laufenden Interventionsperiode<br />

aus Mitteln des ESF finanziell unterstützt werden. Die Aufgaben der AG Innovation lagen zunächst<br />

in der Erarbeitung und Abstimmung von Kriterien zur Auswahl innovativer Vorhaben für eine<br />

Förderung auf Basis der jeweiligen Projektkonzeptionen. Zu solchen Bewertungs- und Auswahlkriterien<br />

gehören auf inhaltlicher Ebene beispielsweise Innovationsgehalt und erwartete<br />

Nachhaltigkeit des Vorhabens, die Ausrichtung an den regionalen Bedarfen und der Beitrag zum<br />

Chancengleichheitsziel. Formale Auswahlkriterien beziehen sich darüber hinaus auf die Plausibilität<br />

von Zielen und die Realisierbarkeit des Vorhabens, auf die vorhandene Erfahrung des Projekt-<br />

66 Alle innovativen Vorhaben werden fachlich begleitet, und zwar entweder von der G.I.B. oder vom Landesinstitut Arbeit und Gesundheit<br />

(LIGA), falls es sich um Vorhaben handelt, die einen engen Bezug zu den Themen Gesundheit, Gesundheitspolitik oder Sicherheit<br />

und Gesundheitsschutz in der Arbeitswelt aufweisen. Die fachliche Begleitung erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den Regionalagenturen<br />

(bei regional ausgerichteten Projekten) und dem fachlich zuständigen Förderreferat. Ihre Aufgabe liegt darin, im Rahmen<br />

einer kontinuierlichen und dialogorientierten Abstimmung mit den Verantwortlichen der innovativen Vorhaben den Projektfortschritt<br />

entsprechend der projektspezifischen Zielsetzungen und Meilensteine nachzuhalten, bei im Projektverlauf auftretenden Problemstellungen<br />

unterstützend tätig zu werden und den Transfer von Ergebnissen des innovativen Vorhabens über das Vorhaben<br />

selbst hinaus zu sichern.<br />

- 97 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

trägers, die Beteiligung von regional relevanten Akteuren der Beschäftigungspolitik, die Unternehmensnähe<br />

und die Beteiligungsorientierung.<br />

Grundsätzlich können innovative Vorhaben nur dann finanziell aus den Mitteln des ESF des Landes<br />

NRW gefördert werden, wenn sie:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

strukturbildend und nachhaltig sind,<br />

ein Bezug zum regionalen Bedarf gegeben ist,<br />

innovativ – im Sinne von „noch nicht erprobt“ – sind,<br />

nicht auf andere ausreichende Finanzierungen zurückgreifen können und<br />

die Vorgaben des Gender-Mainstreamings verbindlich einhalten. 67<br />

Die strengen Kriterien, die hinsichtlich der Auswahl innovativer Vorhaben zugrunde gelegt werden,<br />

bedeuten für die antragstellenden Einrichtungen hohe Hürden, die bis 2007 nicht in diesem Maße<br />

bestanden. Hieraus erklärt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der vergleichsweise hohe Zielwert in<br />

Bezug auf den quantitativen Output, der im ESF-OP des Landes im spezifischen Ziel C3 formuliert<br />

wurde.<br />

Aus den dargestellten Aufgaben von AG Innovation und fachlicher Begleitung sowie aus den o.g.<br />

Förderkriterien und den Kriterien zur Auswahl von innovativen Vorhaben geht hervor, dass strukturelle<br />

Voraussetzungen geschaffen wurden, mit denen einzelne maßnahmebezogenen Ziele bereits<br />

durch die übergeordneten Steuerungsmechanismen erreicht werden können. Dies betrifft insbesondere<br />

Aspekte der Nachhaltigkeit, Innovation, des Transfers sowie der Gleichstellung. Von Belang<br />

ist in diesem Zusammenhang auch, dass zur Förderung innovativer Vorhaben entsprechend<br />

der Förderkriterien auch eine fachliche Stellungnahme der jeweiligen regionalen Akteure notwendig<br />

ist, so dass der regionale Bezug gewährleistet ist. Überdies wird der Transfer der Projekte<br />

direkt über die fachliche Begleitung abgesichert.<br />

Zusammenfassend zeigt sich zwar, dass die im ESF-OP des Landes NRW formulierten quantitativen<br />

Output-Ziele nicht erreicht worden sind (und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht bis<br />

zum Ende der Förderperiode erreichbar scheinen), aufgrund der geschaffenen Strukturen auf<br />

Steuerungs- und Umsetzungsebene (AG Innovation, kontinuierliche und externe fachliche Begleitung<br />

sowie Förderbedingungen) kann jedoch von qualitativen Impulsen zur Weiterentwicklung der<br />

zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik ausgegangen werden. Allerdings sollten die Möglichkeiten<br />

im spezifischen Ziel C3 genutzt werden, z.B. über Ausschreibungen Wege der nachhaltigen Integration<br />

spezifischer Zielgruppen am Arbeitsmarkt – z.B. für Menschen mit Migrationshintergrund<br />

– zu erproben und umzusetzen.<br />

2.3.4 Zusammenfassung des materiellen Umsetzungsstands in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C<br />

Insgesamt lässt sich aus den vorangestellten Einzelbefunden ein gemischtes Fazit ziehen: Während<br />

die Umsetzung des spezifischen Ziels C1 als überdurchschnittlich hinsichtlich der Zahl an<br />

Teilnehmenden insgesamt sowie nach einzelnen Personengruppen zu bewerten ist, fällt die Bewertung<br />

der Umsetzung im spezifischen Ziel C2 eher nüchtern aus: Den hohen gesetzten Output-<br />

67<br />

Vgl. G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (Hrsg.), Förderdatenbank: Innovative Projekte, Fundstelle:<br />

http://www.gib.nrw.de/service/foerderprogramme/innovative_projekte_beschaeftigungsfaehigkeit<br />

- 98 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Ziele konnte mit der bisherigen Umsetzung – mit Ausnahme der erreichten Zahl an Jugendlichen –<br />

nicht entsprochen werden. Konkrete Begründungszusammenhänge lassen sich auf Basis der für<br />

die Analyse zur Verfügung stehenden Informationen nicht formulieren, so dass ein allgemein abnehmender<br />

Bedarf an entsprechenden Förderangeboten – möglicherweise auch begünstigt durch<br />

Alternativen auf Bundes- und Landesebene – nicht auszuschließen ist. Für das spezifische Ziel C3<br />

zeigt sich ebenfalls ein quantitativ auf den ersten Blick enttäuschendes Ergebnis, wenn die vergleichsweise<br />

geringe Zahl bislang umgesetzter innovativer Vorhaben zugrunde gelegt wird. Jedoch<br />

muss an dieser Stelle auf die hohen Anforderungen hingewiesen werden, die an innovative<br />

Vorhaben gestellt werden. Da diese erst nach der Quantifizierung der Zielvorgaben des ESF-OP<br />

festgelegt wurden, könnten die quantitativen Output-Erwartungen zum damaligen Zeitpunkt zu<br />

hoch angesetzt gewesen sein. In jedem Fall kann jedoch aufgrund der geschaffenen Strukturen<br />

auf Steuerungs- und Umsetzungsebene und der regionalen Verankerung der ausgewählten Projekte<br />

von qualitativen Impulsen zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

ausgegangen werden. Gleichwohl könnten die bestehenden Fördermöglichkeiten noch stärker<br />

genutzt werden, um Strategien zur nachhaltigen Integration von bestimmten Zielgruppen – wie<br />

z.B. Menschen mit Migrationshintergrund - weiterzuentwickeln.<br />

Zusammenfassend ist es mit der bisherigen Umsetzung von Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

bis Ende 2011 in NRW gelungen,<br />

<br />

<br />

<br />

knapp 16.000 langzeitarbeitslose Jugendliche in Jugend in Arbeit plus einzubeziehen, darunter<br />

40,6% Frauen und<br />

rd. 1.800 Menschen mit schweren Behinderungen, darunter 36,6% Frauen in Förderangeboten<br />

einzubeziehen sowie<br />

40 innovative Vorhaben zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

umzusetzen.<br />

2.4 Ergebnisse der Umsetzung von Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C hinsichtlich der quantifizierten Ziele<br />

In diesem Kapitel erfolgt eine systematische Auswertung und Analyse der zur Verfügung stehenden<br />

Informationen zu den Ergebnissen, die sich aus der bisherigen Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C bis Ende 2011 hinsichtlich der quantifizierten Ergebnisziele des ESF-Programms ergeben.<br />

2.4.1 Ergebnisse der Umsetzung im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“<br />

Wie bereits in Kapitel 2.3.1 dargestellt, erfolgt die Erreichung des Ziels „Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ über die Förderangebote Jugend in Arbeit<br />

plus sowie Stützlehrer. Hinsichtlich des im ESF-OP des Landes NRW zugrunde gelegten Ergebnisziels,<br />

das sich ausschließlich auf Jugend in Arbeit plus bezieht, ergibt sich folgendes Bild:<br />

Das ESF-OP des Landes NRW gab ursprünglich als Ziel vor, dass drei Viertel der Teilnehmenden<br />

an Jugend in Arbeit plus sechs Monate nach Teilnahmeende in Ausbildung oder Beschäftigung<br />

einmünden sollten. Aufgrund der Änderung der Förderbedingungen ab dem Jahr 2008 wurde dieses<br />

Ziel inzwischen umformuliert. Denn bis 2008 wurde für alle vermittelten Jugendlichen ein<br />

Lohnkostenzuschuss aus ESF-Mitteln gewährt. Seither gibt es diese Förderung nicht mehr in die-<br />

- 99 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

ser Form, sondern die Bundesagentur für Arbeit kann in jedem Einzelfall einen Eingliederungszuschuss<br />

gewähren. 68 In Folge dieser Umstellung wurde die Bezugsgröße zur Bestimmung des Integrationserfolges<br />

geändert: Gemessen wird nun der Übergang in (geförderte oder ungeförderte)<br />

Beschäftigung nach Ende der Vermittlungsphase. Insgesamt kann dem Vorschlag des MAIS, das<br />

Ergebnisziel im spezifischen Ziel C1 auf 45% festzusetzen vor dem Hintergrund der tatsächlich erreichten<br />

Integrationsquoten der letzten Jahre zugestimmt werden.<br />

Die tatsächlich realisierten Übergänge Beschäftigung streuten zwischen knapp 40 und 50% zwischen<br />

2008 und 2011 und erreichen im Mittel eine Integrationsquote in Beschäftigung von 45,2%<br />

(vgl. Übersicht 2-2). Die aktuell von der G.I.B. veröffentlichte Untersuchung zu Jugend in Arbeit<br />

plus (vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 2.5.2) lässt auf qualitative Optimierungspotenziale<br />

schließen, mit denen der Übergang in Beschäftigung weiter erhöht werden könnte. So scheinen<br />

die Angebote von Jugend in Arbeit plus nicht in angemessener Weise auf den steigenden<br />

bzw. sich qualitativ verändernden Unterstützungsbedarf der Jugendlichen zu reagieren, so dass<br />

bestehende Vermittlungshemmnisse weniger stark abgebaut werden können, als es für eine Arbeitsmarktintegration<br />

notwendig wäre. Chancen auf höhere Verbleibswerte könnten in der Vergangenheit<br />

auch deshalb ungenutzt geblieben sein, da – wie in der Untersuchung der G.I.B. gezeigt –<br />

mitunter eine nicht optimale Vernetzung der Verantwortlichen von Jugend in Arbeit plus mit anderen<br />

im regionalen Kontext relevanten Akteuren besteht. Auch ein veränderter Zuschnitt der Kammerbezirke<br />

pro Kammerkoordinator/in wurde von der G.I.B. als Möglichkeit genannt, den Programmerfolg<br />

zu optimieren. 69<br />

2.4.2 Ergebnisse der Umsetzung im spezifischen Ziel „Verbesserung der<br />

beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten<br />

Menschen“<br />

Die Erreichung des spezifischen Ziels C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten<br />

und schwerbehinderten Menschen“ erfolgt – wie oben beschrieben – über ein Maßnahmenbündel,<br />

zu dem neben dem Förderangebot 100 zusätzliche Ausbildungsplätze auch ILJA sowie<br />

(Modell-)Projekte für behinderte Menschen gehören. Als Ergebnisziel wurde festgelegt, dass über<br />

die Fördermöglichkeiten von 100 zusätzliche Ausbildungsplätze einerseits und (Modell-)Projekte<br />

für behinderte Menschen andererseits eine Integration in Ausbildung oder Beschäftigung sechs<br />

Monate nach Maßnahmeende von 35% der Teilnehmenden erreicht wird.<br />

Hinsichtlich des tatsächlich realisierten Erfolgs liegen Informationen für den Zeitraum von 2008 bis<br />

2010 vor: Demnach lag die Integration der Teilnehmenden in Beschäftigung sechs Monate nach<br />

Maßnahmeende bei über 40% in den Jahren 2008 und 2010 und damit deutlich über dem Zielwert.<br />

Lediglich in 2009 wurde der Zielwert mit einem Übergang in Beschäftigung von knapp unter 30%<br />

unterschritten. Insgesamt ergab sich eine Verbleibsquote in Beschäftigung von durchschnittlich einem<br />

Drittel der Teilnehmenden. Der Zielwert von 35% wurde damit nur leicht unterschritten, so<br />

dass insgesamt eine zufriedenstellende Ergebniserreichung festgestellt werden kann.<br />

68<br />

69<br />

Vgl. Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-Programm<br />

Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Stand: 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 56<br />

Das Fachreferat IIA4 weist zudem darauf hin, dass Chancen auf höhere Verbleibswerte ungenutzt blieben, da eine hohe Personalfluktuation<br />

bei den beteiligten (zuweisenden) Stellen gegeben gewesen sei.<br />

- 100 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

2.4.3 Ergebnisse der Umsetzung im spezifischen Ziel „Weiterentwicklung<br />

der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

Für das spezifische Ziel C2 „Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

wurden bislang keine Ergebnisziele festgelegt. Vor dem Hintergrund, dass zu Beginn der Förderperiode<br />

mit dem Kombilohn NRW/Jobperspektive ein mit dem Bund bzw. der BA abgestimmtes<br />

Förderinstrument in einem zeitlich begrenztem Umfang umgesetzt wurde und von Einzelprojekten<br />

und innovativen Vorhaben zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

kaum übergreifende und somit übergreifend messbare Erfolge erwartet werden können, erscheint<br />

das Fehlen solcher Ergebnisindikatoren grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings wurde bereits in<br />

der Evaluation der Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW mit Schwerpunkt auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

A in ähnlichem Zusammenhang zur Erfolgsmessung innovativer Vorhaben die „Einführung<br />

eines Erfolgsindikators empfohlen, mit dem (…) auch für innovative Vorhaben die Praxisrelevanz<br />

und Lösungsorientierung gemessen und bewertet werden kann“. 70 Die dort empfohlenen Indikatoren:<br />

<br />

<br />

„Anteil der innovativen Vorhaben, deren Ergebnisse konkrete Lösungen für die entsprechende<br />

Problemstellung erarbeitet haben“ und<br />

„Anteil der innovativen Vorhaben, deren Ergebnisse in Regelförderangebote umgesetzt werden“<br />

71<br />

könnten auch in Bezug auf innovative Vorhaben der <strong>Prio</strong>ritätsachse C angewendet werden.<br />

Darüber hinaus könnten ergänzende Indikatoren zur Messung des Erfolgs im spezifischen Ziel C3<br />

für Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren aus der aktuell in Auftrag gegebenen<br />

Evaluation dieses Programms ermittelt werden.<br />

2.4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der Umsetzung von Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Hinsichtlich der bisherigen Erreichung von Ergebniszielen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C ist eine differenzierte<br />

Bewertung notwendig:<br />

Das ursprünglich in Bezug auf das spezifische Ziel C1 der „Verbesserung der beruflichen Integration<br />

von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ formulierte Ziel wurde zwischenzeitlich vor dem Hintergrund<br />

geänderter Förderkonditionen – insbesondere aufgrund des Wegfalls des ESFgeförderten<br />

Lohnkostenzuschusses in 2008 – verändert. Angestrebt wird eine 45%-ige Integrationsquote<br />

der über Jugend in Arbeit plus geförderten Personen sechs Monate nach Maßnahmeende.<br />

Dieser Zielwert wurde zwischen 2008 und 2011 insgesamt erreicht. Seit 2010 wird das quantifizierte<br />

Ziel übertroffen.<br />

Allerdings sollten bei Jugend in Arbeit plus die Möglichkeiten zur Optimierung dieses Förderangebots,<br />

wie sie sich z.B. aus der aktuell von der G.I.B. vorgelegten Untersuchung ableiten lassen,<br />

nicht ungenutzt bleiben, um die Unterstützung noch stärker an den individuellen Bedarfen der Jugendlichen<br />

zu orientieren und erfolgreiche Übergänge wahrscheinlicher zu machen.<br />

70 Vgl. <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für<br />

Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013, Abschließender <strong>Endbericht</strong>, Stand: 04.05.2011, Berlin 2011, S. 105<br />

71 Ebd.<br />

- 101 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Auch für das spezifische Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen“ lässt sich vor dem Hintergrund der annähernd im Plan liegenden<br />

Verbleibsquote von einem Drittel (Ziel: 35%) eine befriedigende Entwicklung feststellen.<br />

Hinsichtlich des Erfolgs der Maßnahmen im spezifischen Ziel C3 lassen sich keine Aussagen treffen,<br />

denn hier wurden im ESF-OP des Landes NRW keine Erfolgsindikatoren definiert. Als Indikatoren<br />

zur Erfolgsmessung werden hier – auch mit Blick auf die neue Förderperiode – für die innovativen<br />

Vorhaben (a) der Anteil der innovativen Vorhaben vorgeschlagen, deren Ergebnisse konkrete<br />

Lösungen für die entsprechende Problemstellung erarbeitet haben und (b) der Anteil von innovativen<br />

Vorhaben, deren Ergebnisse in Regelförderangebote umgesetzt werden. Weitere Erfolgsindikatoren<br />

könnten sich auch auf Basis der in 2013 durchzuführenden Evaluation von Erwerbslosenberatungsstellen<br />

und Arbeitslosenzentren ergeben.<br />

Fasst man die zur Verfügung stehenden Informationen zu den bis Ende 2011 in <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

vorliegenden Ergebnisinformationen zusammen, lassen sich in Bezug auf die im ESF-OP des Landes<br />

NRW festgelegten Ziele folgende Erfolge darstellen:<br />

<br />

<br />

Rund 7.150 ehemals langzeitarbeitslose Jugendliche konnten mit der ESF-Förderung aus der<br />

aktuellen Interventionsperiode im Rahmen von Jugend in Arbeit plus eine Beschäftigung nach<br />

Maßnahmeende aufnehmen.<br />

Knapp 600 Menschen mit (schweren) Behinderungen haben nach ihrer Teilnahme an den<br />

Maßnahmen im spezifischen Ziel C2 eine Beschäftigung begonnen.<br />

2.5 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse<br />

2.5.1 Vorbemerkungen<br />

Ergänzend zu den im ESF-OP des Landes NRW quantifizierten Output- und Ergebniszielen wurde<br />

im Rahmen zusätzlicher Untersuchungen zu ausgewählten Förderangeboten der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

der Frage nachgegangen, welche Ergebnisse und Erfolge erreicht worden sind.<br />

Ziel dieses Kapitels ist daher die zusammenfassende Darstellung und Bewertung solcher zusätzlichen<br />

Studien und Untersuchungen. Diese beziehen sich dabei insbesondere auf die beiden Förderangebote<br />

im spezifischen Ziel C1, also auf Jugend in Arbeit plus sowie auf Stützlehrer. Untersuchungs-<br />

und Auswertungsergebnisse liegen zum anderen auch für das Förderangebot 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze und die Projekte für behinderte Menschen im spezifischen Ziel C2 einerseits<br />

und für innovative Vorhaben sowie für Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren<br />

im spezifischen Ziel C3 andererseits vor.<br />

2.5.2 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse zum spezifischen Ziel<br />

„Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“<br />

Jugend in Arbeit plus<br />

Zur Bewertung des Programms Jugend in Arbeit plus liegt eine Untersuchung der G.I.B. aus dem<br />

Jahr 2012 vor, die im Auftrag des MAIS bzw. der dort eingerichteten AG Evaluation erstellt wur-<br />

- 102 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

de. 72 In der Untersuchung, die sich auf den Zeitraum von 2008-2011 bezieht, werden u.a. Einflussfaktoren<br />

identifiziert, die eine erfolgreiche Umsetzung des Programms, d.h. die Integration der teilnehmenden<br />

Jugendlichen in Erwerbstätigkeit, begünstigen. Untersucht wurden dabei Einflussfaktoren<br />

auf Ebene der Teilnehmenden, der Berater/innen und der Beratung sowie auf regionaler<br />

Ebene.<br />

Nach den Untersuchungsergebnissen der G.I.B. haben rd. 12.000 Teilnehmende Jugend in Arbeit<br />

plus zwischen 2009 und 2011 abgeschlossen, davon gingen 42,4% in Erwerbstätigkeit ab. Etwa<br />

die Hälfte der Erwerbsintegrationen kam unter Einschaltung der Kammerkoordinator/innen zu<br />

Stande, die andere Hälfte der Integrationen erfolgte ohne Vermittlung durch die Kammern. Ein etwas<br />

größerer Teil der Vermittlungen durch Kammerkoordinator/innen erfolgte mit Eingliederungsbzw.<br />

Lohnkostenzuschüssen (EGZ).<br />

Individuelle Merkmale der teilnehmenden Jugendlichen können – so ein Ergebnis der Untersuchung<br />

– einen erfolgreichen Maßnahmeabschluss nur begrenzt erklären. Deutlich wurde, dass z.B.<br />

Aussiedler/innen höhere Chancen auf Erwerbsintegration haben als Deutsche und dass Frauen<br />

eine geringere Chance haben als Männer. Insgesamt aber wird die Erklärungskraft der Teilnehmendenmerkmale<br />

für die Erwerbsintegration als relativ gering eingeschätzt.<br />

In der Untersuchung der G.I.B. werden darüber hinaus vier Bereiche identifiziert, in denen Merkmale<br />

der Berater/innen und der Beratung den Erfolg von Jugend in Arbeit plus bzw. die Erwerbsintegration<br />

der Teilnehmenden beeinflussen. Wie erfolgreich die Berater/innen sind, 73 hängt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

erstens von den institutionellen Ressourcen der Berater/innen ab: Erfolgsfördernd wirkt sich<br />

hierbei insbesondere das Vorhandensein von Informationen über offene Stellen aus;<br />

zweitens von der verfügbaren Arbeitszeit der Berater/innen pro Teilnehmenden ab: Mit zunehmender<br />

Arbeitszeit münden demnach anteilig mehr Teilnehmende an Jugend in Arbeit plus<br />

in Beschäftigung ein;<br />

drittens davon ab, in welche Maße die Berater/innen mit den anderen beteiligten Akteuren kooperieren:<br />

Vor allem eine intensive Kooperation mit Mitarbeitenden der Agenturen für Arbeit<br />

und der Jobcenter führen dabei zu einer höheren Erfolgsquote;<br />

viertens von den Einschätzungen der Berater/innen zu Änderungsbedarfen des Programms<br />

ab: So sehen besonders erfolgreiche Berater/innen entweder geringen oder sehr hohen Änderungsbedarf.<br />

Dies, so die Untersuchung, weise zum einen darauf hin, dass eine Zufriedenheit<br />

mit der Programmumsetzung die Erwerbsintegration begünstigt und zum anderen darauf, dass<br />

auf anderen Ebenen weitere Faktoren den Programmerfolg beeinflussen.<br />

Entsprechend wurden in der dritten Analysestufe Merkmale auf regionaler Ebene – z.B. Arbeitsmarktmerkmale<br />

und auf regionaler Ebene aggregierte Angaben der Kammerkoordinator/innen und<br />

Berater/innen – auf ihren Einfluss untersucht. Hierbei ergaben die Analysen der G.I.B., dass besonders<br />

in Regionen mit positiv dynamischer Arbeitsmarktentwicklung eine Erwerbsintegration der<br />

Teilnehmenden gelingt. Auf den regionalen Erfolg wirken sich zudem die Zuständigkeiten der<br />

Kammerkoordinator/innen aus: Je mehr Regionen von einer/einem Kammerkoordinator/in betreut<br />

werden, desto geringer sind dabei die Vermittlungserfolge. Daneben wurde auch die regionale<br />

72 G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, Untersuchung des Programms „Jugend in Arbeit plus“ im Rahmen der<br />

Evaluation des NRW-ESF-Programms 2007 – 2013, Bottrop 2012<br />

73 Gemessen an der Erfolgsquote der Berater/innen, d.h. der Anteil der Teilnehmenden die in Erwerbstätigkeit gehen an allen Teilnehmenden<br />

eines Beraters/einer Beraterin.<br />

- 103 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

EGZ-Quote als Einflussfaktor auf den Integrationserfolg ermittelt, allerdings in einer von der G.I.B.<br />

nicht erwarteten Richtung: Je mehr Teilnehmende in einer Region EGZ bekommen, desto geringere<br />

Erfolgsquoten weisen die Berater/innen auf. Dies, so die Untersuchung, könne dahingehend interpretiert<br />

werden, dass die Gewährung eines EGZ nicht der entscheidende Grund für Arbeitgeber<br />

ist, Teilnehmende einzustellen. Schließlich wirkt sich auch die Zusammenarbeit der Akteure „im<br />

Tagesgeschäft“ auf den regionalen Erfolg des Programms aus: Je intensiver die Kammerkoordinator/innen<br />

mit den zuweisenden Stellen in der Vermittlungsphase zusammenarbeiten, desto geringer<br />

ist die Erfolgsquote der Berater/innen. Dies lasse vermuten, so die Untersuchung, dass Vermittlungsbemühungen<br />

der Kammerkoordinator/innen für besonders arbeitsmarktferne Teilnehmende<br />

einen großen Teil der Ressourcen binden.<br />

Aus den Ergebnissen leitet die G.I.B. in der vorliegenden Untersuchung folgenden Handlungsempfehlungen<br />

ab:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Arbeitsbeziehungen verbessern: Da die Untersuchung gezeigt hat, dass sich eine positive Bewertung<br />

der Kooperation der Berater/innen und Kammerkoordinator/innen untereinander und<br />

der Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden der Arbeitsverwaltung positiv auf den Programmerfolg<br />

auswirkt, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeitsbeziehungen zu verbessern.<br />

Hierfür wird die stärkere Nutzung des „Runden Tischs JA plus“ empfohlen.<br />

Finanzierungsstruktur ändern: Bei der Finanzierung sollten Leistungen der Berater/innen stärker<br />

berücksichtigt werden. Denn der Anteil arbeitsmarktferner Teilnehmender hat sich erhöht,<br />

was eine intensivere Betreuung notwendig macht. Bislang wird die Vergütung der Berater/innen<br />

aber von Vermittlungserfolgen der Kammervermittler/innen mitbestimmt.<br />

Anzahl Beratungskräfte reduzieren, Mindestzahl an Teilnehmenden pro Berater/in festlegen:<br />

Der Arbeitszeitumfang der einzelnen Berater/innen richtet sich auch nach der Zahl der beratenden<br />

Teilnehmenden. Da sich in der Untersuchung gezeigt hat, dass Berater/innen, die mit<br />

einem hohen Arbeitszeitumfang für Jugend in Arbeit plus tätig sind, tendenziell hohe Erfolgsquoten<br />

aufweisen, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um eine höhere Teilnehmendenzahl<br />

je Berater/in zu erreichen.<br />

Anzahl der Regionen begrenzen, die eine Kammerkoordinator/in zu betreuen hat: Da Berater/innen<br />

in Regionen, in denen Kammerkoordinatoren/innen nur wenige Regionen zu betreuen<br />

haben, bessere Erfolgsquoten erzielen, sollte die Anzahl der Regionen (also Landkreise,<br />

kreisfreie Städte) pro Kammerkoordinator/in begrenzt werden.<br />

Stützlehrer<br />

Zum Programm Stützlehrer liegt ein schriftlicher Bericht des (ehemaligen) Ministeriums für Generationen,<br />

Familien, Frauen und Integration (MGFFI) des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr<br />

2009 vor. 74 Darin wird festgehalten, dass die Arbeit der Stützlehrer/innen zur nachhaltigen Verbesserung<br />

der Integrationschancen der an Jugendwerkstätten teilnehmenden Jugendlichen beiträgt,<br />

da diese wegen einer hohen Problemdichte mit schulischen Angeboten meist nicht (mehr) erreicht<br />

74 Vgl. Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Finanzierung von<br />

Stützlehrerinnen und Stützlehrern, Schriftlicher Bericht des Ministeriums für Generationen, Familien, Frauen und Integration des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen zur Sitzung des Ausschusses für Generationen, Familie und Integration des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen am 29. Oktober 2009, Düsseldorf 2009<br />

- 104 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

werden. Das zielgerichtete Nachholen von schulischen Bildungsinhalten über den Einsatz von<br />

Stützlehrer/innen wird entsprechend als wichtiger Bestandteil der Jugendwerkstätten gewertet.<br />

Informationen zu der Teilnehmendenstruktur der Jugendwerkstätten finden sich in der Auswertung<br />

der Jahresstatistik der Jugendsozialarbeit 2009 des LWL-Landesjugendamts Westfalen und des<br />

LVR-Landesjugendamts Rheinland. 75 Diese Auswertung unterstützt die im o.g. schriftlichen Bericht<br />

getätigten Aussagen: Denn 50% der Teilnehmenden an Jugendwerkstätten hatten im Kursjahr<br />

2008/2009 keinen Schulabschluss erworben. 76 Entsprechend zeigte sich, dass der schlechte oder<br />

nicht vorhandene Bildungsabschluss das zentrale Problem von Jugendlichen in Jugendwerkstätten<br />

ist. Weitere Probleme, die gehäuft auftreten, sind familiäre sowie gesundheitliche Probleme. Insgesamt<br />

48% der Teilnehmenden sind gesundheitlich – die überwiegende Mehrheit dabei psychisch<br />

– beeinträchtigt.<br />

2.5.3 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse zum spezifischen Ziel<br />

„Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen“<br />

100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in<br />

Nordrhein-Westfalen (100 zusätzliche Ausbildungsplätze)<br />

Zur Bewertung des Programms 100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und<br />

junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen liegen zwei Arbeitspapiere der G.I.B. vor, die im Rahmen<br />

der fachlichen Begleitung erstellt wurden. 77 Das Angebot des Programms trifft nach Einschätzungen<br />

der G.I.B. – zumindest auf Basis der Analysen bis 2009 – auf einen Bedarf an zusätzlichen<br />

Ausbildungsplätzen für Jugendliche mit Behinderung. Denn regelmäßig konnte dieses Angebot in<br />

der Nachvermittlungsphase auf dem Ausbildungsmarkt in NRW von den Agenturen für Arbeit „ausreichend“<br />

bedient werden. 78 Diese Einschätzungen der G.I.B. haben auch nach 2009 weiter Bestand:<br />

Während in 2008 insgesamt 97 Ausbildungsplätze geschaffen und in 2009 weitere 100 Jugendliche<br />

eine geförderte Ausbildung im Rahmen dieses Programms begonnen haben, lag die<br />

Zahl entsprechender Ausbildungsplätze nach Auswertungen der Monitoring-Daten in 2010 bei 133<br />

und in 2011 bei 112.<br />

An den bisher erreichten – quantitativen, aber auch qualitativen – Erfolgen haben nach Einschätzung<br />

der fachlichen Begleitung die beteiligten, in der reha-spezifischen Ausbildung erfahrenen<br />

Träger einen „zentralen Anteil“. Die Koordinierung der Lernorte, die Unterstützung der Auszubildenden<br />

und die Auswahl passender Kooperationsbetriebe sei den Trägern nahezu durchgehend<br />

75 Vgl. LWL-Landesjugendamt Westfalen und LVR-Landesjugendamt Rheinland (Hrsg.), Jugendsozialarbeit, Beratungsstellen, Jugendwerkstätten<br />

und Schulmüdenprojekte, Auswertung der Jahresstatistik 2009, 2009. URL: http://www.lvr.de/de/nav_main/jugend_2/jugendfrderung/jugendsozialarbeit/jugendsozialarbeit_1.html<br />

76 Weitere 18% gingen während der Teilnahme noch zur Schule.<br />

77 Vgl. G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hrsg.), Arbeitspapiere 28, Materialien zur Integration behinderter<br />

Menschen, Förderaktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-<br />

Westfalen“, Zwischenbilanz zum 31. Dezember 2008, Bottrop 2009, URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Arbeitspapiere_28.<strong>pdf</strong><br />

; sowie G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hrsg.), Arbeitspapiere 31, Materialien zur Integration<br />

behinderter Menschen, Förderaktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen“,<br />

Betriebliche Kooperation in der Ausbildung, Bottrop 2009, URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Arbeitspapiere_31.<strong>pdf</strong><br />

78 Vgl. G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hrsg.), Arbeitspapiere 28, Materialien zur Integration behinderter<br />

Menschen, Förderaktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-<br />

Westfalen“, Zwischenbilanz zum 31. Dezember 2008, Bottrop 2009, URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Arbeitspapiere_28.<strong>pdf</strong>,<br />

S.14<br />

- 105 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

gelungen. Besonders hervorgehoben werden von der G.I.B. einige Aspekte, die den Erfolg der<br />

Maßnahme belegen sollen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

In den Jahren 2007 bis 2010 wurden mehr als 400 Ausbildungsverträge abgeschlossen, bis<br />

Ende 2010 wurden insgesamt 116 Auszubildende zur Prüfung angemeldet, von denen 103<br />

(89%) die Prüfung bestanden haben. Im Sommer 2009 konnte die Hälfte der 44 Auszubildenden<br />

mit erfolgreicher Abschlussprüfung in Beschäftigung oder weitergehende Ausbildungen<br />

übergehen.<br />

Der Frauenanteil am Programm liegt auf dem Niveau des in Reha-Maßnahmen üblichen Frauenanteils<br />

von einem Drittel, dabei ist jedoch besonders herauszustellen, dass das qualitativ<br />

breite Angebot an Ausbildungsgängen die weiblichen Auszubildenden nicht auf traditionelle<br />

Frauenberufe festlegt.<br />

Rund zwei Drittel der Auszubildenden sind im Alter zwischen 18 und 21 Jahren. Dies zeigt,<br />

dass die Zielgruppe des Programms oftmals nicht direkt nach dem Schulbesuch in eine Ausbildung<br />

einmünden kann.<br />

Das Spektrum der angebotenen und wahrgenommenen Ausbildungsgänge ist – wie oben bereits<br />

angedeutet – wesentlich breiter als in außerbetrieblichen Ausbildungen der BA. 79<br />

Herausforderungen bei der weiteren Umsetzung sieht die G.I.B. hinsichtlich des „Klebeeffekts“ des<br />

Programms, der sich bislang noch nicht im erhofften Maß eingestellt hat. 80 Nach Einschätzungen<br />

der G.I.B. zeigen die bisherigen Erfahrungen außerdem, dass Betriebe unabhängig von ihrer Größe<br />

eher bereit sind, einen Jugendlichen mit Behinderung auszubilden, wenn sie in „geeigneter<br />

Weise“ über die zu erwartenden Beeinträchtigungen der Auszubildenden und über mögliche öffentliche<br />

Leistungen aufgeklärt werden, mit denen die behinderungsbedingten Auswirkungen kompensiert<br />

werden können. 81<br />

Förderprojekte zur Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt<br />

Zu den Förderprojekten zur Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt liegt<br />

ein Bericht der G.I.B. vor, in dem Ergebnisse einer Projektbefragung dargestellt werden. 82 Demnach<br />

unterscheidet sich dieses ESF-Förderprogramm des Landes NRW von den anderen Programmen<br />

innerhalb des Ziels C2 durch einen breiten Förderansatz, der unterschiedliche Zielgruppen<br />

und Förderkonstellationen zulässt. Seit 2007 konzentrieren sich die Projekte auf die Handlungsschwerpunkte<br />

(a) Ausbau der Integrationsprojekte, (b) Verbesserung des Übergangs der Beschäftigten<br />

aus Werkstätten für behinderte Menschen in den allgemeinen Arbeitsmarkt sowie (c)<br />

arbeitsmarktpolitische Integration behinderter Mädchen und Frauen. 83<br />

Als Erfolg der Projekte wurde aufgrund der Heterogenität der Zielgruppen und Zielstellungen in der<br />

Untersuchung der G.I.B. nicht zwangsläufig (nur) der Übergang der Teilnehmenden in sozialversi-<br />

79 Vgl. ders., S.14 ff.<br />

80 G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, Arbeitspapiere 31, Materialien zur Integration behinderter Menschen.<br />

Förderaktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen“. Betriebliche<br />

Kooperation in der Ausbildung, Bottrop 2009, URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Arbeitspapiere_31.<strong>pdf</strong>, S.11<br />

81 Ebd.<br />

82 Vgl. G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, Arbeitspapiere 42, Materialien zu Monitoring und Evaluation, Förderprojekte<br />

zur Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt Ergebnisse einer Projektbefragung in Nordrhein-<br />

Westfalen, Bottrop 2012<br />

83 Vgl. ebd., S. 3<br />

- 106 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

cherungspflichtige Beschäftigung gewertet, sondern je nach Projekt auch der Übergang in Beschäftigung<br />

in den 2. Arbeitsmarkt sowie das Erreichen von Berufsabschlüssen oder Anschlussperspektiven<br />

in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen. 84 Als übergreifendes Ziel, das alle<br />

Projekte vereint, nennt die G.I.B. den Ausbau der Teilnahme der Zielgruppe am Arbeitsleben und<br />

die Verbesserung ihrer Beschäftigungsperspektiven. 85<br />

Die Auswertung der Projektbefragung zeigt Unterschiede in den Arbeitsweisen der Projektträger,<br />

aus denen die G.I.B. über die Untersuchung bivariater Zusammenhänge Merkmale erfolgreicher<br />

Projektarbeit abgeleitet hat. Diese liegen in den Feldern (1) individualisiertes Vorgehen, (2) Betriebsorientierung<br />

und (3) Kooperation.<br />

<br />

<br />

<br />

Individualisiertes Vorgehen: Insbesondere eine flexible Organisationsform der Projekte (modularer<br />

Aufbau), eine hohe Personalkontinuität sowie ein professionell durchgeführtes Profiling<br />

stellen Merkmale einer erfolgversprechenden individualisierten Förderung dar. Projekte, die an<br />

der Auswahl der Teilnehmenden beteiligt waren, waren zudem tendenziell erfolgreicher. Als<br />

wahrscheinlich wird eingeschätzt, dass die Träger gezielt solche Teilnehmende aufnehmen,<br />

auf deren Bedürfnisse sie mit ihrem Projektansatz besonders gut eingehen können.<br />

Betriebsorientierung: In jedem Projekt sind Praktikumsphasen vorgesehen. Es zeigt sich, dass<br />

erfolgreiche Träger die Akquise der Praktikumsplätze i.d.R. übernehmen und die Teilnehmenden<br />

passgenau vermitteln, wobei dies nicht selten mit einer betriebsorientierten Praktikumsberatung<br />

verknüpft ist. Schon in der Vor-Praktikumsphase waren die erfolgreicheren Träger stärker<br />

an der betrieblichen Wirklichkeit orientiert, zudem verstärkten sie die Begleitung der Teilnehmenden<br />

während der Praktikumsphase.<br />

Kooperation: Es hat sich gezeigt, dass diejenigen Projekte erfolgreicher waren, bei denen die<br />

Träger über gute Kooperationsbeziehungen zu anderen Akteuren des i.d.R. komplexen Systems<br />

von Unterstützungs- und Förderangeboten für Menschen mit Behinderung verfügten. 86<br />

Auch vielfältige Kontakte und Kooperationen mit Unternehmen wirkten sich positiv auf den Integrationserfolg<br />

aus.<br />

2.5.4 Ergänzende maßnahmenbezogene Ergebnisse zum spezifischen Ziel<br />

„Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

Innovative Projektvorhaben<br />

Zu innovativen Projektvorhaben, 87 die seit 2007 umgesetzt worden sind, wurden von der G.I.B.<br />

sog. Kurzbeschreibungen in einer eigenständigen Publikation veröffentlicht. Hieraus geht hervor,<br />

dass innerhalb der Fördermöglichkeit für innovative Projektvorhaben ein breites Spektrum an Fördermaßnahmen<br />

realisierbar ist. Die Projekte zeichnen sich durch modellhafte, innovative Ansätze<br />

aus, unterscheiden sich aber in der konkreten Ausgestaltung stark. Die Mehrzahl der Projekte zielt<br />

auf die Integration der Teilnehmenden in Arbeitsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt. Teilwei-<br />

84 Vgl. ebd., S.29<br />

85 Vgl. ebd. S.29<br />

86 Genannt werden insbesondere Integrationsfachdienste, psychologisch oder medizinische Dienste sowie die Grundsicherungsträger<br />

und Agenturen für Arbeit<br />

87 G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, Kurzbeschreibungen innovative Projektvorhaben ab 2007 – Zielgruppen/Brücken<br />

bauen (nach Bewilligung durch Bezirksregierung)<br />

- 107 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

se wird auch die Qualifizierung bzw. das „Fit-machen“ für den Arbeitsmarkt als Zielsetzung genannt.<br />

Zu den Zielgruppen der vorgestellten Projekte zählen insbesondere arbeitslose Personen, darunter<br />

häufig Migranten und Migrantinnen, wobei innerhalb der entsprechenden Projekte unterschiedliche<br />

Zielgruppen innerhalb der Migrantinnen und Migranten angesprochen werden, wie z.B. Geringqualifizierte,<br />

Jugendliche, Berufsrückkehrer/innen, aber auch Familien bzw. größere Bedarfsgemeinschaften<br />

im SGB II. Ein Projekt richtet sich darüber hinaus gezielt an Strafgefangene. Die angestrebten<br />

Teilnehmendenzahlen unterscheiden sich zwischen den Projekten ebenfalls stark und<br />

streuen zwischen der Mindestzahl 20 und mehreren hundert Teilnehmenden. Neben Projekten mit<br />

Teilnehmendenbezug finden sich auch Projekte, durch die die Netzwerkarbeit relevanter Arbeitsmarktakteure<br />

– z.B. zum Thema „Familienfreundlichkeit“ – forciert wird.<br />

Projektergebnisse finden sich in dieser Publikation der G.I.B. nicht. Allerdings zeigen Sonderauswertungen<br />

zu einigen innovativen Projektvorhaben, dass es mit der Förderung innovativer Vorhaben<br />

im spezifischen Ziel C3 gelungen ist, Impulse zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik in NRW zu setzen. Darauf weisen jedenfalls Untersuchungen zu den Projekten<br />

„Aufbau, Erprobung und Weiterentwicklung von Angebotsformen des Selbstvermittlungscoachings<br />

im SGB II“ (SVC), „Aristoteles“ und „Perestrojka“ hin:<br />

Zum innovativen Vorhaben SVC liegt ein Evaluationsbericht des IAQ aus dem Jahr 2012 vor. 88<br />

Der innovative Charakter des Projekts liegt darin begründet, dass Langzeitarbeitslosen im<br />

SGB II-Leistungsbezug mit mehreren Vermittlungshemmnissen über spezielle Coaching-<br />

Ansätze Handlungsweisen der Selbstvermarktung vermitteln werden. Die Teilnehmenden sollen<br />

dadurch befähigt werden, informelle Suchwege zu erschließen, um eigeninitiativ Stellen auf<br />

dem ‚verdeckten’ Arbeitsmarkt zu finden, und zwar in einem vorab von den Teilnehmenden definierten<br />

Zielberuf. Dadurch soll neben der Quantität der Integrationen auch die Qualität bzw.<br />

Nachhaltigkeit der Integrationen erhöht werden. Neben dem Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt<br />

sollen durch die Vermittlung der neuen Suchstrategien darüber hinaus die Einstellungen<br />

und Verhaltensweisen der Teilnehmenden hin zu mehr Selbstvertrauen und Motivation<br />

verändert werden.<br />

Die Integrationsergebnisse sind mit 11,4% Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen<br />

in etwa vergleichbar mit denen anderer Projekte mit ähnlichen Zielgruppen. Eine<br />

höhere Integrationsquote als in der ‚klassischen’ Vermittlungsarbeit konnte durch den gewählten<br />

innovativen Ansatz also nicht erreicht werden. Die Integrationsquote sechs Monate<br />

nach Maßnahmeende jedoch, die etwas höher ausfällt als direkt nach dem Ende, sowie die<br />

Tatsache, dass nach sechs Monaten 92% der Teilnehmenden, die direkt nach der Maßnahme<br />

eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen hatten, noch immer sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigt waren, weist allerdings darauf hin, dass die Integrationen tendenziell<br />

nachhaltig sind. Zudem haben sich auch Erfolge ‚unterhalb’ von Erwerbsintegrationen<br />

eingestellt, so wurden individuelle Fortschritte in Bezug auf Motivation und Selbstbewusstsein<br />

der Teilnehmenden festgestellt, insbesondere auch bei besonders arbeitsmarktfernen Personen.<br />

88<br />

Vgl. Jaehrling, Karen /Mesaros, Leila /Slomka, Christine: Evaluation des Modellprojekts „Aufbau, Erprobung und Weiterentwicklung<br />

von Angebotsformen des Selbstvermittlungscoachings im SGB II“ – <strong>Endbericht</strong>. Hrsg. vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Duisburg-Essen,<br />

2012; vgl. auch: Der Paritätische NRW, Das Modellprojekt Selbstvermittlungscoaching (SVC), Kurzübersicht über die<br />

Ergebnisse und Transferüberlegungen, Düsseldorf, 2012<br />

- 108 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Die insgesamt zwar als zufriedenstellend eingeschätzten, aber hinter den Erwartungen zurückgebliebenen<br />

Integrationszahlen weisen aus Sicht der Evaluatoren darauf hin, dass die<br />

Vorbehalte von Betrieben gegenüber arbeitsmarktfernen Bewerbern und Bewerberinnen allein<br />

durch „unkonventionelle“ Suchstrategien nicht hinreichend überwunden werden können. Die<br />

Evaluatoren empfehlen entsprechend, die innovativen Suchmethoden mit anderen, auch klassischen,<br />

Such- und Bewerbungsmethoden zu kombinieren, um die Integrationschancen der<br />

Teilnehmenden zu erhöhen. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass im Projekt erprobte<br />

Coaching-Elemente (insbesondere die während des Projekts entwickelte Methode „SVC“), die<br />

zu einer höheren Eigenaktivität und Motivation der Langzeitarbeitslosen geführt haben, sich für<br />

den Transfer in die Regelförderung eignen könnten. Von den Projektträgern wurde mit dem<br />

Ziel, die Transferfähigkeit des Projekts zu gewährleisten, ein Praxishandbuch 89 entwickelt, das<br />

die Coachingmethode darstellt. Denn laut dem Paritätischen NRW sei die Methode überall<br />

einsetzbar, „wo es um berufliche Erst-, Um- oder Neuorientierung geht“ 90<br />

<br />

Auch das Modellprojekt Aristoteles wurde vom IAQ evaluiert. 91 Aristoteles hat zum Ziel, Bedarfsgemeinschaften,<br />

die aufstockende Leistungen erhalten, dahingehend zu unterstützen,<br />

dass sie den Leistungsbezug verlassen können. Der innovative Charakter des Projekts liegt in<br />

der Anwendung eines systemischen Beratungsansatzes, der die gesamte Bedarfsgemeinschaft<br />

und ihre Umwelt (Jobcenter, Träger, Arbeitgeber, Bekannte, Nachbarschaft etc.) einbezieht.<br />

Auch die Eigenverantwortlichkeit der Bedarfsgemeinschaftsmitglieder soll gefördert werden.<br />

Den Leistungsbezug verlassen konnten 34% der Bedarfsgemeinschaften. Für etwa zwei Drittel<br />

der Bedarfsgemeinschaften konnten spezifische Problemlagen reduziert werden. Insbesondere<br />

Problemlagen von Frauen wurden nach Ansicht der Evaluatoren angemessen berücksichtigt.<br />

Förderliche Faktoren für den Projekterfolg, die in dem Evaluationsbericht genannt werden, beziehen<br />

sich neben dem systemischen Ansatz auf die personellen Ressourcen der Coaches<br />

(Qualifikation, Erfahrung und Betreuungsschlüssel), auf die Berücksichtigung aller Mitglieder<br />

der Bedarfsgemeinschaft, die aktive Mitarbeit der Teilnehmenden, die Unterstützung der Bedarfsgemeinschaften<br />

bei der Kommunikation mit Dritten sowie auf ein flexibles Angebot der<br />

Beratungstermine.<br />

Hemmende Faktoren wurden vor allem bei Schnittstellen zur Arbeitsverwaltung und anderen<br />

institutionellen Akteuren gesehen und liegen v.a. im unzureichenden Informationsaustausch<br />

und widersprüchlichen Anforderungen. Als hemmend wird auch die Teilnahmepflicht bewertet,<br />

da diese zu einer eher skeptischen Haltung der Bedarfsgemeinschaften gegenüber dem Projektansatz<br />

geführt habe.<br />

Die Evaluatoren bescheinigen dem Projekt eine erfolgreiche Wirkung bei der Erwerbsintegration<br />

von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen und ziehen das Fazit, dass der systemische Beratungsansatz<br />

erfolgreich angewendet wurde. In besonderem Maße zeichne sich der systemi-<br />

89<br />

90<br />

91<br />

Vgl. Der Paritätische NRW, Kursbuch Selbstvermittlungscoaching. Wie man Menschen unterstützt, neue Wege in Arbeit zu gehen.<br />

Ergebnisse des Modellprojekts „Aufbau, Erprobung und Weiterentwicklung von Angebotsformen des Selbstvermittlungscoachings im<br />

SGB II, Wuppertal 2012<br />

Vgl. Der Paritätische NRW, Das Modellprojekt Selbstvermittlungscoaching (SVC), Kurzübersicht über die Ergebnisse und Transferüberlegungen,<br />

Düsseldorf, 2012<br />

Vgl. Worthmann, Georg, Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des innovativen Modellprojektes „Aristoteles“, <strong>Endbericht</strong>,<br />

Hrsg. vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Duisburg, März 2011<br />

- 109 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

sche Ansatz dadurch aus, dass er auf sehr unterschiedliche Situationen und Problemlagen hin<br />

angepasst werden kann und damit in verschiedensten Kontexten ein erfolgversprechendes<br />

Beratungs- und Unterstützungsinstrument darstellt. Entsprechend ist der systemische Ansatz<br />

ein Element des Projekts, das sich für einen Transfer in die Regelförderung eignen könnte.<br />

Zum Modellvorhaben Perestrojka liegt eine Evaluation aus dem Jahr 2010 vor. 92 Das Projekt<br />

zielte auf die Verzahnung von integrations- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, um die<br />

arbeitsmarktbezogene und sozialräumliche Integration von jugendlichen Migrantinnen und<br />

Migranten aus der GUS in Ostwestfalen-Lippe zu verbessern. Innovativ an dem Projektansatz<br />

ist neben der Verknüpfung der Themen Arbeitsmarktintegration und sozialräumliche Integration<br />

die Einbeziehung von Migrantenselbstorganisationen (MSO), wodurch das sog. „Empowerment“<br />

der Teilnehmenden gestärkt werden soll.<br />

Zum Zeitpunkt der Berichtslegung lagen noch keine endgültigen Vermittlungszahlen durch das<br />

Projekt vor, so dass hierzu keine Aussagen getroffen werden. Anhand von qualitativen Erhebungen<br />

kommt die Evaluation jedoch u.a. zu dem Ergebnis, dass sich der im Projekt verfolgte<br />

Ansatz der Verknüpfung von arbeitsmarktbezogenen und sozialräumlichen Integrationsbemühungen<br />

in Verbindung mit dem Ziel des Empowerments bewährt hat. Da sich gezeigt hat, dass<br />

die Problemlagen der Zielgruppe denen von Migrantinnen und Migranten anderer Herkunftsregionen<br />

als der GUS ähneln, geht die Evaluation davon aus, dass der Projektansatz entsprechend<br />

auch für andere Zielgruppen nutzbar gemacht werden kann. Daher könnten im Projekt<br />

gemachte Erfahrungen der Zusammenarbeit von Arbeitsverwaltung und anderen Akteuren,<br />

insbesondere MSO, zukünftig stärker in der Regelförderung genutzt werden.<br />

Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren<br />

Aus dem Sachstandsbericht des MAIS NRW zum Programm Erwerbslosenberatungsstellen und<br />

Arbeitslosenzentren 93 lassen sich folgende Befunde ableiten:<br />

<br />

<br />

<br />

Seit Wiederaufnahme der Förderung Ende 2010 wurden insgesamt 96 Anträge auf Förderung<br />

einer Erwerbslosenberatungsstelle gestellt, von denen 72 bewilligt werden konnten.<br />

78 Anträge wurden auf Förderung eines Arbeitslosenzentrums gestellt. 73 Anträge wurden bewilligt.<br />

Da das regionale Kontingent in sechs Arbeitsmarktregionen nicht ausgeschöpft wurde,<br />

waren für diese weitere elf Antragsstellungen im Jahr 2011 geplant.<br />

Über die Hälfte der eingereichten Anträge für Arbeitslosenzentren und Erwerbslosenberatungsstellen<br />

wurden von Trägern der freien Wohlfahrtspflege gestellt. Viele der Träger wurden<br />

auch schon vor 2007 im Rahmen der bis dahin geltenden Fördermöglichkeiten unterstützt.<br />

Bei der Auswahl der Träger lagen Förderkriterien zugrunde, die insbesondere Erfahrungen der<br />

Träger mit erwerbslosen Menschen voraussetzen; daneben waren die konzeptionelle Ausrichtung<br />

und die Rahmenbedingungen sowie die Finanzierung und die Einbindung der Träger in die Arbeitsmarktregionen<br />

ausschlaggebend. Im Sachstandsbericht des MAIS wird zudem betont, dass sich<br />

die Arbeitslosenzentren durch einen niederschwelliger Ansatz auszeichnen und die Förderung zivilgesellschaftlichen<br />

Engagements mit Selbsthilfecharakter im Mittelpunkt steht.<br />

92<br />

Vgl. van Elten, Katharina, Universität Bielefeld, Evaluation des Landesmodellprojektes „Perestrojka“, Laufzeit 01.11.2008 –<br />

30.04.2010, Detmold, 2010<br />

93 MAIS NRW, Sachstandsbericht zur Umsetzung des Landesprogramms „Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren“,<br />

Düsseldorf 2011<br />

- 110 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Über Ergebnisse bzw. erzielte Wirkungen der Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren<br />

werden in dem Sachstandsbericht keine Aussagen gemacht. Ein Bericht der G.I.B. aus dem<br />

Jahr 2012 stellt einige Ergebnisse zu dem Teilbereich der Erwerbslosenberatungen dar: 94<br />

<br />

<br />

<br />

Im Zeitraum vom 01.01.2011 bis zum 13.04.2012 wurden insgesamt 33.405 Personen durch<br />

die Beratungsstellen erreicht, davon etwas mehr als die Hälfte Frauen (56,6%). In 19.021 Fällen<br />

kam es nach der Erstberatung zu Folgeberatungen. Den größten Teil der Ratsuchenden<br />

machten Arbeitslosengeldgeld II-Beziehende aus (63%). Daneben suchten ALG-I Empfangende<br />

und Arbeitslose ohne Leistungsbezug die Beratungsstellen auf. Etwa ein Viertel der Beratenen<br />

übte eine Erwerbstätigkeit aus; bei 4% aller Ratsuchenden handelte es sich um Berufsrückkehrer/innen.<br />

In den Beratungen wurde besonders häufig rechtskreisübergreifende Unterstützung bei rechtlichen<br />

Fragestellungen erbeten (40,6%). Daneben waren Informationen über Qualifizierungsund<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten Thema, sowie Beratungen zur wirtschaftlichen oder zur psychosozialen<br />

Situation.<br />

Als häufigstes Ergebnis der Beratungen stellte sich anhand der Auswertungen der G.I.B. die<br />

Weitergabe von Informationen heraus (45,3% der Nennungen). In einem Viertel der Beratungen<br />

zeigen die Beratungsstellen Wege zu weiteren Hilfsangeboten auf.<br />

Eine separate, qualitativ ausgerichtete Evaluation der Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren<br />

wurde im Herbst 2012 ausgeschrieben. Die Evaluation startet im Januar 2013, und<br />

für Ende 2013 wird die Vorlage von Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Förderansatzes erwartet.<br />

2.6 Bewertung der Erreichung strategischer und spezifischer Ziele<br />

durch die Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

in NRW<br />

2.6.1 Vorbemerkung<br />

In Ergänzung zu den Analysen von Monitoring- und Begleitsysteminformationen – vgl. die Kapitel<br />

2.2 bis 2.4 – sowie der zusätzlich durchgeführten Untersuchungen der G.I.B. – vgl. Kapitel 2.5 –<br />

wurde vom <strong>ISG</strong> im Frühjahr 2012 eine Befragung von Expertinnen und Experten durchgeführt.<br />

Diese Befragung hatte das Ziel, das praktische Erfahrungswissen von Akteuren der Steuerung und<br />

Umsetzung des ESF in NRW zur Bewertung des Beitrags der Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

zu den spezifischen und strategischen Zielen des ESF-OP des Landes NRW zu nutzen. Einbezogen<br />

wurden 290 Akteure der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW. Hierbei handelte es sich<br />

um solche, die entweder in den Facharbeits- und Lenkungskreisen der 16 Arbeitsmarktregionen<br />

oder aber auf Landesebene über den ESF-Begleitausschuss die Umsetzung des ESF begleiten.<br />

Für Auswertungszwecke standen die Antworten von 90 Befragten zur Verfügung. Die Rücklaufquote<br />

entspricht damit einem knappen Drittel aller angeschriebenen Expertinnen und Experten<br />

(32,4%).<br />

Im Rahmen der Befragung wurde den Experten/innen ein differenziertes Set von Indikatoren mit<br />

der Aufforderung vorgelegt, diese jeweils auf einer Viererskala zu bewerten. 95 Diese Vorgehens-<br />

94 G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH, Erwerbslosenberatungsstellen in NRW, Ratsuchende und Beratungen<br />

2011 bis 13. April 2012, Bottrop, 2012<br />

- 111 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

weise führt zu einer verlässlichen und breiten Einschätzung von Stärken und Schwächen der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C und der hier eingesetzten Förderinstrumente. Die ausgewählten Indikatoren wurden<br />

mit den Vertreter/innen der Arbeitsgruppe Evaluation (AG Evaluation) sowie dem Auftraggeber abgestimmt.<br />

Ebenfalls abgestimmt wurde der Kreis der in die Befragung von Expertinnen und Experten<br />

einzubeziehenden Akteure.<br />

Bei der Interpretation der Befragungsergebnisse ist zu berücksichtigen, dass es sich – wie häufig<br />

bei solchen Befragungen – um subjektive Einschätzungen der Befragten handelt. Diese stellen also<br />

jeweils Bewertungen vor dem konkreten Erfahrungshintergrund der Befragten dar und sind daher<br />

in ihrer Summe als Tendenzaussagen zu den abgefragten Indikatoren zu werten.<br />

Um ein hohes Maß der Verwertbarkeit der Befragungsergebnisse zu sichern, wurde bereits in der<br />

Konzeption des Erhebungsinstruments den eigentlichen Kernaspekten der Befragung eine Eingangsfrage<br />

vorangestellt, in der die Befragten um eine Einschätzung ihres persönlichen Kenntnisstands<br />

zu ausgewählten Aspekten der ESF-Umsetzung in NRW gebeten wurden. Hierbei wurden<br />

als gut bis sehr gut informierte Akteure solche subsumiert, die in einer Eingangsfrage zu allen abgefragten<br />

Aspekten 96 einen „hohen“ oder „sehr hohen“ Informationsstand angaben. Wurde nur in<br />

einem abgefragten Item der Eingangsfrage ein „niedriger“ oder „sehr niedriger“ Kenntnisstand angegeben,<br />

wurde der jeweilige Fragebogen der Gruppe der weniger gut Informierten zugeordnet.<br />

Sofern Einschätzungen abgegeben wurden, fielen diese für die Befragten mit „niedrigem“ oder<br />

„sehr niedrigem“ Kenntnisstand im Vergleich zu den Befragten mit „sehr hohem“ oder „hohem“<br />

Kenntnisstand sehr ähnlich aus. Auf eine differenzierte Darstellung wird daher im Folgenden verzichtet.<br />

Abbildung 2-3: Bewertung des eigenen Informationsstands zum ESF-OP des Landes NRW<br />

<strong>ISG</strong> 2012: Befragung von Expertinnen und Experten zur Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes<br />

NRW. Auswertung auf Basis der Antworten von 90 Befragten.<br />

Gleichzeitig wurde in der Befragung erhoben, in welchem Maße die Befragungspersonen Kenntnisse<br />

zu zentralen Dokumente der ESF-Förderung des Landes NRW im Allgemeinen sowie zu<br />

spezifischen Publikationen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C haben. Die Auswertung hierzu zeigte, dass regelmäßig<br />

über drei Viertel der Befragten „gut“ oder „sehr gut“ über ausgewählte Publikationen in-<br />

95 Ein Muster des Fragebogens findet sich im Anhang.<br />

96 Hierbei handelt es sich um die Items (i) „Ziele, die die EU mit dem ESF verfolgt“, (ii) „Förderstrategie, die das Land NRW mit dem<br />

ESF verfolgt“, (iii) „Fördermöglichkeiten des ESF 2007-2013 in NRW“, (iv) „Zielgruppen des ESF in NRW“ sowie (v) „Strukturen und<br />

Ansprechpartner/innen des ESF in NRW“.<br />

- 112 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

formiert sind (vgl. Abbildung 2-3). Einzige Ausnahme ist hierbei allein das ESF-OP des Landes<br />

NRW: Hier wird ein sehr guter oder guter Informationsstand von insgesamt 73% der Befragten bestätigt.<br />

2.6.2 Relevanz und Kohärenz der in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C verfolgten spezifischen<br />

Ziele und Querschnittsziele<br />

Zur Überprüfung der Relevanz und Kohärenz der in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C verfolgten Ziele wurden<br />

die Expertinnen und Experten der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW dazu befragt, für wie<br />

wichtig sie die einzelnen, im ESF-OP des Landes NRW festgelegten Ziele einschätzen.<br />

Die Einschätzungen der Befragten bestätigen, dass grundsätzlich alle im ESF-OP des Landes<br />

NRW gewählten Zielstellungen wichtig sind. Vergleicht man die Zustimmungswerte zu den einzelnen<br />

Zielen, sind jedoch aus Sicht der befragten Expertinnen und Experten Unterschiede in der Bedeutung<br />

dieser Ziele zu erkennen. Wichtigste Ziele der <strong>Prio</strong>ritätsachse C sind – bei Betrachtung<br />

des Anteils von Befragten mit Zustimmung in den Antwortkategorien „sehr wichtig“ oder „wichtig“ –<br />

demnach:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Das spezifische Ziel C1 des ESF-OP des Landes NRW Verbesserung der beruflichen Integration<br />

langzeitarbeitsloser Jugendlicher, das von 99% der Befragten als „sehr wichtig“ oder<br />

„wichtig“ eingeschätzt wird;<br />

die Förderung von Migranten und Migrantinnen beim Übergang in Ausbildung und Beschäftigung.<br />

Der entsprechende Zustimmungswert liegt auch hier bei 99% der Befragten;<br />

die Verhinderung der Verfestigung von Arbeitslosigkeit und des Ausschlusses von gesellschaftlicher<br />

Teilhabe bei langzeitarbeitslosen Jugendlichen mit einem Zustimmungswert von<br />

98% der Befragten<br />

das spezifische Ziel C2 des ESF-OP des Landes NRW Verbesserung der beruflichen Integration<br />

von behinderten und schwerbehinderten Menschen. Insgesamt waren 97% der Befragten<br />

der Einschätzung, dass dies ein wichtiges oder sehr wichtiges Ziel der ESF-Förderung des<br />

Landes NRW sei (vgl. Abbildung 2-4).<br />

Ebenfalls bedeutsam sind mit Zustimmungswerten von über 90% die Unterstützung von Schülern<br />

und Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf beim Übergang in Ausbildung (94%)<br />

und die Erprobung von Angeboten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf (93%).<br />

Eine hohe Zustimmung – mit Werten zwischen 80 und 90% der Befragten – erhielten auch das<br />

spezifische Ziel C3 der <strong>Prio</strong>ritätsachse C Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

(90%), sowie die Ziele:<br />

Berufliche Integration von Frauen und Männern nach der Familienphase (90%),<br />

<br />

<br />

<br />

Beitrag zum Abbau von Diskriminierung und/oder Vorbehalten gegenüber behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen (85%),<br />

Eröffnung des Zugangs zu Beschäftigung und die Chance auf gleichberechtigte Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben (83%) sowie<br />

Entwicklung und Erprobung neuer Ansätze in der Zielgruppenförderung zur Verbesserung des<br />

Zugangs zum Arbeitsmarkt (80%).<br />

- 113 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Abbildung 2-4: Einschätzung der Wichtigkeit spezifischer Ziele und Querschnittsziele in der<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C durch die Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

in NRW – Angaben in%<br />

<strong>ISG</strong> 2012: Befragung von Expertinnen und Experten zur Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes<br />

NRW. Auswertung auf Basis der Antworten von 90 Befragten.<br />

Im Vergleich hierzu fällt die Relevanz des Ziels Förderung transferfähiger Ansätze zur Weiterentwicklung<br />

der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik etwas zurück. Mit 72% bestätigten hier<br />

deutlich weniger Befragte, dass dieses Ziel wichtig oder sehr wichtig sei.<br />

Zusammenfassend zeigt sich, dass nach Einschätzung der befragten Akteure der Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

in NRW die strategische Ausrichtung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und die dort bestehenden<br />

spezifischen Ziele kohärent und wichtig sind. Auffällig ist die hohe Bedeutung, die der Integration<br />

von Migranten und Migrantinnen sowie der sozialen Inklusion beigemessen wird. Hierbei<br />

handelt es sich um Ziele, die bislang nicht als spezifische Ziele im ESF-OP des Landes NRW formuliert<br />

waren, die aber in der Wahrnehmung der Expertinnen und Experten eine sehr hohe Bedeutung<br />

haben.<br />

2.6.3 Bewertung der Eignung der in <strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten Maßnahmen<br />

zur Erreichung relevanter Ziele<br />

In einem weiteren Fragenblock wurden die Akteure der Arbeits- und Beschäftigungspolitik um eine<br />

Einschätzung der Eignung von Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C in Bezug auf die jeweils für diese<br />

Maßnahmen relevanten spezifischen Zielsetzungen gebeten. Hierbei zeigt sich, dass:<br />

<br />

im spezifischen Ziel C1 Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen<br />

die befragten Expertinnen und Experten Jugend in Arbeit plus deutlich häufiger als<br />

- 114 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

„eher geeignet“ oder „sehr geeignet“ (91%) einschätzen, um das spezifische Ziel zu erreichen,<br />

als das Förderangebot Stützlehrer. Hier liegt der Zustimmungswert bei drei Viertel der Befragten<br />

(vgl. Abbildung 2-5).<br />

Abbildung 2-5: Einschätzung der Eignung der Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zur Erreichung<br />

der jeweiligen Zielsetzungen – Einschätzung der Experten/innen der<br />

Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW in%<br />

91%<br />

75%<br />

70%<br />

75%<br />

85%<br />

36%<br />

81%<br />

53%<br />

<strong>ISG</strong> 2012: Befragung von Expertinnen und Experten zur Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes<br />

NRW. Auswertung auf Basis der Antworten von 90 Befragten.<br />

<br />

<br />

Für die Förderangebote, die dem spezifischen Ziel C2 Verbesserung der beruflichen Integration<br />

von behinderten und schwerbehinderten Menschen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zugeordnet<br />

sind, zeigt sich, dass v.a. Projekte für behinderte Menschen als „eher geeignet“ oder „sehr geeignet“<br />

angesehen werden, dieses spezifische Ziel zu erreichen. Der Zustimmungswert liegt<br />

bei 85%. Es folgt ILJA mit einem Zustimmungswert von drei Viertel der Befragten. Dem gegenüber<br />

liegt der Anteil derer, die bestätigen, dass 100 zusätzliche Ausbildungsplätze „sehr<br />

geeignet“ oder „eher geeignet“ sei, um die Integration von behinderten und schwerbehinderten<br />

Menschen zu erreichen, auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau (70%).<br />

Auch in Bezug auf das spezifische Ziel C3 Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

zeigen sich bei der Bewertung der Eignung der unterschiedlichen Förderangebote<br />

deutliche Unterschiede: Während die innovativen Projekte von den befragten Expertinnen<br />

und Experten als besonders geeignet eingeschätzt werden – 81% geben für die innovativen<br />

Vorhaben an, sie seien „sehr geeignet“ oder „eher geeignet“, um die zielgruppenorientierte<br />

Arbeitsmarktpolitik in NRW weiterzuentwickeln, werden das mittlerweile ausgelaufene Ergänzungsangebot<br />

zur JobPersektive (Kombilohn NRW) und die Ende 2010 (wieder) angelaufene<br />

Förderung von Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren eher selten als geeignet<br />

eingeschätzt, zum spezifischen Ziel C3 beizutragen. Die hier erreichten Zustimmungswerte<br />

von 53% (Kombilohn/JobPersektive) und 36% (Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren)<br />

sind die niedrigsten aller in <strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten Förderangebote.<br />

- 115 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

2.6.4 Schlussfolgerungen aus der Befragung von Expertinnen und Experten<br />

Die Ergebnisse der bei Expertinnen und Experten der nordrhein-westfälischen Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

durchgeführten Befragung bestätigen die Schlussfolgerungen aus der sozioökonomischen<br />

Analyse sowie der SWOT-Analyse dahingehend, dass die im ESF-OP des Landes<br />

NRW gewählte Strategie in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Grundsatz relevant und schlüssig ist.<br />

Werden die drei spezifischen Ziele der <strong>Prio</strong>ritätsachse C nach der von den befragten Expertinnen<br />

und Experten eingeschätzten Relevanz in eine Reihenfolge gebracht, so steht die Verbesserung<br />

der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen im Vordergrund. 99% der Befragten<br />

schätzen dieses spezifische Ziel als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein. Es folgt das spezifische<br />

Ziel der Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen<br />

mit einem Zustimmungsanteil von 97% der Befragten. Eine im Vergleich zu diesen beiden<br />

spezifischen Zielen etwas geringere Wichtigkeit wird dem Ziel der Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik beigemessen, wobei aber auch hier der Zustimmungsanteil von<br />

90% der Befragten zeigt, dass dieses Ziel alles andere als nebensächlich ist.<br />

Interessant an den Befunden ist der sehr hohe Zustimmungswert für die Förderung von Migranten<br />

zur Integration in Ausbildung und Beschäftigung: Wie auch beim spezifischen Ziel C1 entfiel auf<br />

dieses Ziel ein Zustimmungswert von 99%, was darauf hindeutet, dass Experten und Expertinnen<br />

der Arbeitsmarktpolitik in NRW nach wie vor einen gewissen Handlungsdruck sehen. Ähnliches gilt<br />

vor dem Hintergrund eines Zustimmungswerts von 98% für das Ziel, die Verfestigung von Arbeitslosigkeit<br />

zu vermeiden.<br />

Gleichzeitig lassen die Ergebnisse der Befragung bei Expertinnen und Experten erkennen, dass<br />

die einzelnen ESF-Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C offensichtlich in unterschiedlicher Intensität<br />

zur Erreichung der drei spezifischen Ziele beitragen: So wird Jugend in Arbeit plus von den befragten<br />

Expertinnen und Experten als besonders geeignet eingeschätzt, um die berufliche Integration<br />

von langzeitarbeitslosen Jugendlichen zu verbessern: 91% der Befragten bestätigen, dass Jugend<br />

in Arbeit plus hierfür ein „sehr geeignetes“ oder „eher geeignetes“ Instrument ist. In Bezug<br />

auf das spezifische Ziel der Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen leisten nach Meinung der befragten Expertinnen und Experten insbesondere<br />

die Projekte für behinderte Menschen einen sehr wichtigen Beitrag. Der Zustimmungswert<br />

von 85% liegt dabei deutlich höher als für die beiden anderen Förderangebote dieses spezifischen<br />

Ziels. Zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik werden von den<br />

befragten Experten und Expertinnen darüber hinaus die innovativen Vorhaben als besonders geeignet<br />

eingeschätzt: Der Zustimmungswert von 81% liegt hier weit über den Vergleichswerten für<br />

Kombilohn/JobPerspektive einerseits und Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren andererseits.<br />

2.7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Finanzieller Verlauf der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Die Entwicklung der gebundenen ESF-Mittel im Vergleich zu den Planungen aus dem ESF-OP des<br />

Landes NRW deutet auf eine insgesamt unbefriedigende Umsetzung des ESF in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C hin. Werden die bis zum 31.12.2011 bewilligten ESF-Mittel in Relation zu den rein rechnerisch<br />

für die ersten fünf Interventionsjahre zur Verfügung stehenden ESF-Mittel gesetzt, lag der<br />

sich ergebende Mittelbindungsstand bei lediglich der Hälfte (50,4%) gegenüber einem durchschnittlichen<br />

Mittelbindungsstand für das Gesamtprogramm von 81,1%.<br />

- 116 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn die bis zum 31.12.2011 insgesamt von den Begünstigten ausgezahlten<br />

förderfähigen Ausgaben am ESF-Gesamtvolumen (ESF-Mittel und nationale Kofinanzierung)<br />

in Relation zum (theoretisch) verfügbaren Finanzrahmen aus ESF-Mitteln und nationaler Kofinanzierung<br />

für die ersten fünf Interventionsjahre gesetzt werden. Der entsprechende Auszahlungsstand<br />

lag Ende 2011 bei nur 32,6% und damit deutlich unter dem Durchschnittswert des Gesamtprogramms<br />

(65,1%). Auch der Auszahlungsstand kann demnach für die <strong>Prio</strong>ritätsachse C als<br />

wenig zufriedenstellend bewertet werden.<br />

Ein differenzierter Blick auf die finanzielle Umsetzung nach den spezifischen Zielen zeigt, dass der<br />

schleppende finanzielle Umsetzungsstand insbesondere auf die Entwicklungen im spezifischen<br />

Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ zurückzuführen<br />

ist. Hier lag der Bewilligungsstand – bezogen auf die zur Verfügung stehenden ESF-<br />

Mittel – bei lediglich rd. einem Fünftel (21,3%), während für die beiden anderen spezifischen Ziele<br />

bereits eine Überzeichnung der Mittel erfolgte. So lag der Bewilligungsstand an ESF-Mitteln im<br />

spezifischen Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten<br />

Menschen“ Ende Dezember 2011 bei 101,5% und im spezifischen Ziel C3 „Weiterentwicklung<br />

der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“ bei 131,2%.<br />

Die Ursache für den insgesamt unbefriedigenden Mittelbindungs- und -auszahlungsstand liegt also<br />

ganz offensichtlich v.a. in der Umsetzung des spezifischen Ziels C1 begründet: Von besonderer<br />

Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Wegfall des – finanziell bedeutsamen – Lohnkostenzuschusses,<br />

der im Rahmen des Programms Jugend in Arbeit plus noch zu Beginn der Förderperiode<br />

gewährt wurde. Durch den Wegfall der Finanzierung des Lohnkostenzuschusses aus ESF-<br />

Mitteln bei gleichzeitig gegebener Lohnkostenzuschussfördermöglichkeit durch die Arbeitsverwaltung<br />

konnten konsequenterweise die zur Verfügung stehenden Mittel in diesem spezifischen Ziel<br />

nicht entsprechend gebunden werden. Allerdings wurde im spezifischen Ziel C3 Ende 2010 die<br />

Förderung von Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren (wieder-)aufgenommen. Bis<br />

Ende 2011 konnten mit dieser Förderung allein 6,2 Mio. Euro gebunden werden, so dass bei weiterer<br />

Fortschreibung der zur Verfügung stehenden finanzbezogenen Informationen gute Chancen<br />

bestehen, den „Rückstand“ der finanziellen Entwicklung in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zumindest partiell<br />

wieder aufzuholen. Hierbei könnten auch ergänzende Programme zur Integration spezifischer<br />

Zielgruppen z.B. für Menschen mit Migrationshintergrund beitragen, die das vorhandene Angebot<br />

entsprechender Maßnahmen des Bundes komplementär erweitern, also strukturelle und qualitative<br />

„Lücken“ der Bundesangebote schließen.<br />

Materieller Umsetzungsstand und quantifizierte Zielvorgaben<br />

Zusammenfassend ist es mit der bisherigen Umsetzung von Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

bis Ende 2011 in NRW gelungen,<br />

<br />

<br />

<br />

knapp 16.000 langzeitarbeitslose Jugendliche in Jugend in Arbeit plus einzubeziehen, darunter<br />

40,6% Frauen und<br />

rd. 1.800 Menschen mit schweren Behinderungen, darunter 36,6% Frauen in Förderangeboten<br />

einzubeziehen sowie<br />

40 innovative Vorhaben zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

umzusetzen.<br />

- 117 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Zum materiellen Umsetzungsstand bis Ende 2011 lässt sich in Bezug zu den im ESF-OP des Landes<br />

NRW seinerzeit gesetzten Zielen ein gemischtes Fazit ziehen: Während die Umsetzung des<br />

spezifischen Ziels C1 als überdurchschnittlich hinsichtlich der Zahl an Teilnehmenden insgesamt<br />

sowie nach einzelnen Personengruppen zu bewerten ist, fällt die Bewertung der Umsetzung im<br />

spezifischen Ziel C2 anders aus: Den hohen gesetzten Output-Zielen konnte mit der bisherigen<br />

Umsetzung – mit Ausnahme der erreichten Zahl an Jugendlichen – nicht entsprochen werden.<br />

Konkrete Begründungszusammenhänge lassen sich auf Basis der für die Analyse zur Verfügung<br />

stehenden Informationen nicht formulieren, so dass ein allgemein abnehmender Bedarf an entsprechenden<br />

Förderangeboten – möglicherweise auch begünstigt durch Alternativen auf Bundesund<br />

Landesebene – nicht auszuschließen ist.<br />

Auch im spezifischen Ziel C3 konnten die gesetzten Ziele auf den ersten Blick nicht erreicht werden,<br />

wenn die vergleichsweise geringe Zahl bislang umgesetzter innovativer Vorhaben zugrunde<br />

gelegt wird. Jedoch ist an dieser Stelle auf die hohen Anforderungen hinzuweisen, die an innovative<br />

Vorhaben gestellt werden. Da diese erst nach der Quantifizierung der Zielvorgaben des ESF-<br />

OP festgelegt wurden, könnten die quantitativen Output-Erwartungen zum damaligen Zeitpunkt zu<br />

hoch angesetzt gewesen sein. Aufgrund der geschaffenen Strukturen auf Steuerungs- und Umsetzungsebene<br />

und der regionalen Verankerung der ausgewählten Projekte kann auch auf Basis<br />

der hohen Zugangsvoraussetzungen von qualitativen Impulsen zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik ausgegangen werden. Gleichwohl könnten die bestehenden<br />

Fördermöglichkeiten noch stärker genutzt werden, um Strategien zur nachhaltigen Integration<br />

von bestimmten Zielgruppen – wie z.B. Menschen mit Migrationshintergrund - weiterzuentwickeln.<br />

Ergebnisse der Umsetzung und quantifizierte Ziele<br />

Werden die zur Verfügung stehenden Informationen zu den bis Ende 2011 in <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

vorliegenden Ergebnisinformationen zusammengefasst, lassen sich in Bezug auf die im ESF-OP<br />

des Landes NRW festgelegten Ziele folgende Erfolge darstellen:<br />

<br />

<br />

Rund 7.150 ehemals langzeitarbeitslose Jugendliche konnten mit der ESF-Förderung aus der<br />

aktuellen Interventionsperiode im Rahmen von Jugend in Arbeit plus eine Beschäftigung nach<br />

Maßnahmeende aufnehmen.<br />

Knapp 600 Menschen mit (schweren) Behinderungen haben nach ihrer Teilnahme an den<br />

Maßnahmen im spezifischen Ziel C2 eine Beschäftigung begonnen.<br />

Auch diese Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der im ESF-OP des Landes formulierten Ziele<br />

differenziert zu bewerten: Zunächst ist in Bezug auf das spezifische Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ auf den angepassten Indikator hinzuweisen,<br />

da der ursprünglich aus dem ESF-geförderte Lohnkostenzuschuss entfallen ist. Dem Vorschlag<br />

des MAIS, ein gegenüber den ursprünglichen Planungen des OP abweichendes Berechnungsmodell<br />

zur Bewertung des Erfolgs zugrunde zu legen – 45%-ige Integration der Teilnehmenden<br />

in Beschäftigung zum Zeitpunkt von sechs nach Maßnahmeende – kann mit Blick auf die<br />

bislang erreichten Integrationsquoten in ähnlicher Größenordnung gefolgt werden. Allerdings sollten<br />

bei Jugend in Arbeit plus die Möglichkeiten zur Optimierung dieses Förderangebots, wie sie<br />

sich z.B. aus der aktuell von der G.I.B. vorgelegten Untersuchung ableiten lassen, nicht ungenutzt<br />

bleiben, um die Unterstützung noch stärker an den individuellen Bedarfen der Jugendlichen zu<br />

orientieren und die Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Übergänge in Beschäftigung zu erhöhen.<br />

- 118 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

Für das spezifische Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen“ lässt sich vor dem Hintergrund der annähernd im Plan liegenden<br />

Verbleibsquote von einem Drittel (Ziel: 35%) eine befriedigende Entwicklung feststellen.<br />

Hinsichtlich des Erfolgs der Maßnahmen im spezifischen Ziel C3 lassen sich keine Aussagen treffen,<br />

denn hier wurden im ESF-OP des Landes NRW keine Erfolgsindikatoren definiert. Als Indikatoren<br />

zur Erfolgsmessung werden hier – auch mit Blick auf die neue Förderperiode – für die innovativen<br />

Vorhaben (a) der Anteil der innovativen Vorhaben vorgeschlagen, deren Ergebnisse konkrete<br />

Lösungen für die entsprechende Problemstellung erarbeitet haben und (b) der Anteil von<br />

Vorhaben, deren innovativen Ansätze in Regelförderangebote umgesetzt werden.<br />

Ergänzende Informationen zur Beurteilung der Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

In Ergänzung zur Überprüfung der Erreichung spezifischer Ziele der <strong>Prio</strong>ritätsachse C wurden weitere<br />

Informationen und Untersuchungen zum Erfolg einzelner Förderangebote analysiert.<br />

Mit Bezug zum spezifischen Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ liegt u.a. zum Förderangebot Jugend in Arbeit plus eine aktuelle Studie der<br />

G.I.B. vor. Hierbei zeigen sich in Bezug auf das zentrale Ziel der Integration in Beschäftigung von<br />

Teilnehmenden an Jugend in Arbeit plus folgende Befunde: Individuelle Merkmale der teilnehmenden<br />

Jugendlichen können einen erfolgreichen Maßnahmeabschluss nur begrenzt erklären. Wichtigen<br />

Einfluss auf die Erwerbsintegration haben demnach auch Merkmale der Berater/innen und der<br />

Beratung selbst, aber auch regionale Faktoren. Aus den Ergebnissen leitet die G.I.B. in der vorliegenden<br />

Untersuchung folgende Handlungsempfehlungen ab:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Da die Intensität der Integrationen offensichtlich mit einer positiven Bewertung der Kooperation<br />

der Berater/innen und Kammerkoordinator/innen untereinander und der Zusammenarbeit mit<br />

Mitarbeitenden der Arbeitsverwaltung korreliert, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die<br />

Arbeitsbeziehungen zu verbessern.<br />

Da sich der Anteil arbeitsmarktferner Teilnehmender an Jugend in Arbeit plus erhöht hat, kann<br />

davon ausgegangen werden, dass eine intensivere Betreuung notwendig ist, um die Wahrscheinlichkeit<br />

auf Integrationen zu erhöhen. Bislang wird die Vergütung der Berater/innen aber<br />

von Vermittlungserfolgen der Kammervermittler/innen und nicht von der Betreuungsintensität<br />

mitbestimmt. Empfohlen wird diesbezüglich, die Vergütung stärker an der Betreuungsintensität<br />

zu orientieren.<br />

Da sich in der Untersuchung der G.I.B. zeigt, dass Berater/innen, die mit einem hohen Arbeitszeitumfang<br />

für Jugend in Arbeit plus tätig sind, tendenziell hohe Erfolgsquoten aufweisen, sollten<br />

Maßnahmen ergriffen werden, um eine höhere Teilnehmendenzahl je Berater/in zu erreichen.<br />

Da Berater/innen in Regionen, in denen Kammerkoordinatoren/innen nur wenige Regionen zu<br />

betreuen haben, bessere Erfolgsquoten erzielen, sollte die Anzahl von Landkreisen und kreisfreien<br />

Städten pro Kammerkoordinator/in begrenzt werden.<br />

Ebenfalls mit Bezug zum spezifischen Ziel C1 des ESF-OP des Landes NRW liegen auch zum<br />

Programm Stützlehrer ergänzende Informationen vor, in denen vom ehemaligen MGFFI festgehalten<br />

wird, dass die Arbeit der Stützlehrer/innen zur nachhaltigen Verbesserung der Integrationschancen<br />

der an Jugendwerkstätten teilnehmenden Jugendlichen beiträgt, da diese aufgrund einer<br />

hohen Problemdichte mit schulischen Angeboten meist nicht (mehr) erreicht werden. Das zielge-<br />

- 119 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

richtete Nachholen von schulischen Bildungsinhalten über den Einsatz von Stützlehrer/innen wird<br />

entsprechend als wichtiger Bestandteil der Jugendwerkstätten gewertet. Diese Einschätzung wird<br />

durch ergänzende Analysen der Landesjugendämter Westfalen und Rheinland aus dem Jahr 2009<br />

gestützt.<br />

In Bezug auf das spezifische Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ liegen ergänzende Informationen zu den Programmen 100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze sowie Projekte für behinderte Menschen vor:<br />

<br />

<br />

Insgesamt erfolgt in zwei Berichten der G.I.B. eine positive Bewertung des als bedarfsgerecht<br />

eingeschätzten Förderangebots 100 zusätzliche Ausbildungsplätze, auch aufgrund des bislang<br />

realisierten Anteils an erfolgreichen Abschlüssen und Übergängen in Beschäftigung. An den<br />

bisher erreichten – quantitativen, aber auch qualitativen – Erfolgen haben die beteiligten Träger<br />

aufgrund ihrer Erfahrungen in der Rehabilitationsarbeit großen Anteil. Herausforderungen<br />

bei der weiteren Umsetzung sieht die G.I.B. hinsichtlich des „Klebeeffekts“ des Programms.<br />

Nach Einschätzungen der G.I.B. zeigen die bisherigen Erfahrungen außerdem, dass Betriebe<br />

unabhängig von ihrer Größe eher bereit sind, einen Jugendlichen mit Behinderung auszubilden,<br />

wenn sie in „geeigneter Weise“ über die zu erwartenden Beeinträchtigungen der Auszubildenden<br />

und über mögliche öffentliche Leistungen aufgeklärt werden, mit denen die behinderungsbedingten<br />

Auswirkungen kompensiert werden können.<br />

Zu den Projekten für behinderte Menschen liegt ebenfalls ein Bericht der G.I.B. vor, in dem der<br />

breite Förderansatz herausgestellt wird, mit dem unterschiedliche Zielgruppen angesprochen<br />

und passgenaue Förderkonstellationen umgesetzt werden können. Als Erfolg der Projekte<br />

wurde aufgrund der Heterogenität der Zielgruppen und Zielstellungen nicht zwangsläufig (nur)<br />

der Übergang der Teilnehmenden in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gewertet,<br />

sondern je nach Projekt auch der Übergang in Beschäftigung in den 2. Arbeitsmarkt sowie das<br />

Erreichen von Berufsabschlüssen oder Anschlussperspektiven in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Die Auswertung der Projektbefragung zeigt Unterschiede in den Arbeitsweisen<br />

der Projektträger, aus denen die G.I.B. ein individualisiertes Vorgehen, ein hohes Maß<br />

Betriebsorientierung sowie die Intensität der Kooperation mit anderen Akteuren als zentrale Erfolgsfaktoren<br />

ableitet.<br />

Hinsichtlich des spezifischen Ziels C3 „Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

liegen schließlich ergänzende Befunde zu den innovativen Vorhaben einerseits und<br />

den Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren andererseits vor:<br />

<br />

So zeigen Kurzbeschreibungen, die die G.I.B. in Bezug auf ausgewählte innovative Vorhaben<br />

veröffentlicht hat, dass mit diesem Förderangebot ein breites Spektrum an Fördermaßnahmen<br />

realisierbar ist. Die Projekte zeichnen sich durch modellhafte, innovative Ansätze aus, unterscheiden<br />

sich aber in der konkreten Ausgestaltung stark. Die Mehrzahl der Projekte zielt dabei<br />

auf die Integration der Teilnehmenden in Arbeitsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt.<br />

Teilweise wird aber auch die Qualifizierung bzw. das „Fit-machen“ für den Arbeitsmarkt als<br />

Zielsetzung genannt. Heterogen sind auch die in den Projekten einbezogenen Zielgruppen.<br />

Angesprochen werden Migranten und Migrantinnen, Geringqualifizierte, Jugendliche, Berufsrückkehrer/innen,<br />

aber auch Familien bzw. größere Bedarfsgemeinschaften im SGB II sowie<br />

Strafgefangene. Einige Projekte zielen auch auf die Verbesserung der Netzwerkarbeit relevanter<br />

Arbeitsmarktakteure – z.B. zum Thema „Familienfreundlichkeit“ – in den Regionen. Die<br />

breite thematische Palette und die Unterschiedlichkeit der Projektansätze lässt insgesamt darauf<br />

schließen, dass es mit der Förderung innovativer Vorhaben im spezifischen Ziel C3 mög-<br />

- 120 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

lich ist, wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

in NRW zu setzen. Sonderauswertungen zu einzelnen innovativen Modellvorhaben („SVC“,<br />

„Aristoteles“ und „Perestrojka“) zeigen, dass es mit den betrachteten Projekten gelungen ist,<br />

innovative Ansätze zu erproben. Es lassen sich jeweils Ansatzpunkte herausarbeiten, die ggf.<br />

in die Regelförderung integriert werden könnten:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Im Projekt SVC wurde ein Praxishandbuch entwickelt, dass als Grundlage dienen könnte,<br />

um Coaching-Projektbestandteile als Ergänzung zu ‚klassischen’ Integrationsbemühungen<br />

für Langzeitarbeitslose in die Regelförderung einzubringen.<br />

Im Projekt Aristoteles hat sich der systemische Ansatz für die Unterstützung von Bedarfsgemeinschaften<br />

als erfolgversprechend gezeigt. Ein Transfer von systemischen Beratungsansätzen<br />

in die Regelförderung könnte sich bei besonders komplexen Problemkonstellationen<br />

eignen.<br />

Perestrojka erprobte die Verknüpfung von arbeitsmarktbezogenen und sozialräumlichen<br />

Integrationsbemühungen unter Einbeziehung von Migrantenselbstorganisationen (MSO).<br />

Im Projekt gemachte Erfahrungen der Zusammenarbeit der Arbeitsverwaltung mit im sozialen<br />

Bereich aktiven Akteuren sowie mit Methoden des „Empowerments“ der Zielgruppe<br />

könnte auch für andere Zielgruppen mit ähnlichen Problemlagen für die Regelförderung<br />

genutzt werden.<br />

Zu den Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren wird in einem Sachstandsbericht<br />

des MAIS neben der flächendeckenden Förderung entsprechender Angebote in NRW v.a. darauf<br />

hingewiesen, dass sich die Arbeitslosenzentren durch einen niederschwelligen Ansatz<br />

auszeichnen und die Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements mit Selbsthilfecharakter<br />

im Mittelpunkt steht. Aus ersten Ergebnissen der G.I.B. zu den Beratungsleistungen der Erwerbslosenberatungsstellen<br />

geht hervor, dass insbesondere Arbeitslosengeld-II-Beziehende<br />

die Beratungsstellen aufsuchen. Ein Viertel der Ratsuchenden ist allerdings erwerbstätig. Insgesamt<br />

stehen häufig rechtliche Fragestellungen im Mittelpunkt der Beratungen. Zur Bewertung<br />

von Ergebnissen und Wirkungen der Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren<br />

wurde im Herbst 2012 eine Evaluation ausgeschrieben, von der Empfehlungen zur Weiterentwicklung<br />

des Förderansatzes in 2013 erwartet werden können.<br />

Einschätzung von Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik im Land NRW zur<br />

Erreichung der spezifischen Ziele und Querschnittsziele in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Die Ergebnisse der bei Expertinnen und Experten der nordrhein-westfälischen Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

durchgeführten Befragung bestätigen die Schlussfolgerungen aus der sozioökonomischen<br />

Analyse sowie der SWOT-Analyse dahingehend, dass die im ESF-OP des Landes<br />

NRW gewählte Strategie in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Grundsatz relevant und schlüssig ist.<br />

Werden die drei spezifischen Ziele der <strong>Prio</strong>ritätsachse C nach der von den befragten Expertinnen<br />

und Experten eingeschätzten Relevanz in eine Reihenfolge gebracht, so steht die Verbesserung<br />

der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen im Vordergrund. 99% der Befragten<br />

schätzen dieses spezifische Ziel als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein. Es folgt das spezifische<br />

Ziel der Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen<br />

mit einem Zustimmungsanteil von 97% der Befragten. Eine im Vergleich zu diesen beiden<br />

spezifischen Zielen etwas geringere Wichtigkeit wird dem Ziel der Weiterentwicklung der zielgrup-<br />

- 121 -


Kapitel 2: Ergebnisse und Wirkungen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

penorientierten Arbeitsmarktpolitik beigemessen, wobei aber auch hier der Zustimmungsanteil von<br />

90% der Befragten zeigt, dass dieses Ziel alles andere als nebensächlich ist.<br />

Interessant an den Befunden ist der sehr hohe Zustimmungswert für die Förderung von Migranten<br />

zur Integration in Ausbildung und Beschäftigung: Wie auch beim spezifischen Ziel C1 entfiel auf<br />

dieses Ziel ein Zustimmungswert von 99%, was darauf hindeutet, dass Experten und Expertinnen<br />

der Arbeitsmarktpolitik in NRW nach wie vor einen gewissen Handlungsdruck sehen. Ähnliches gilt<br />

vor dem Hintergrund eines Zustimmungswerts von 98% für das Ziel, die Verfestigung von Arbeitslosigkeit<br />

zu vermeiden.<br />

Gleichzeitig lassen die Ergebnisse der Befragung bei Expertinnen und Experten erkennen, dass<br />

die einzelnen ESF-Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C offensichtlich in unterschiedlicher Intensität<br />

zur Erreichung der drei spezifischen Ziele beitragen: So wird Jugend in Arbeit plus von den befragten<br />

Expertinnen und Experten als besonders geeignet eingeschätzt, um die berufliche Integration<br />

von langzeitarbeitslosen Jugendlichen zu verbessern: 91% der Befragten bestätigen, dass Jugend<br />

in Arbeit plus hierfür ein „sehr geeignetes“ oder „eher geeignetes“ Instrument ist. In Bezug<br />

auf das spezifische Ziel der Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen leisten nach Meinung der befragten Expertinnen und Experten insbesondere<br />

die Projekte für behinderte Menschen einen sehr wichtigen Beitrag. Der Zustimmungswert<br />

von 85% liegt dabei deutlich höher als für die beiden anderen Förderangebote dieses spezifischen<br />

Ziels. Zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik werden von den<br />

befragten Experten und Expertinnen darüber hinaus die innovativen Vorhaben als besonders geeignet<br />

eingeschätzt: Der Zustimmungswert von 81% liegt hier weit über den Vergleichswerten für<br />

Kombilohn/JobPerspektive einerseits und Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren andererseits.<br />

- 122 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

3. Querschnittsziele<br />

3.1 Vorbemerkungen<br />

Ziel dieses Kapitels ist es, die bereits in den Kapiteln 1 und 2 dargestellten Informationen zur Erreichung<br />

der Querschnittsziele zusammenzufassen und zu diskutieren, aus welchen Gründen bestimmte<br />

Querschnittsziele innerhalb der in <strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten Maßnahmen in der bisherigen<br />

Umsetzung erreicht oder nicht erreicht werden konnten, welche fördernden und hemmenden<br />

Faktoren wirksam sind und wie sich die Erreichung der Querschnittsziele zukünftig weiter optimieren<br />

lässt. Entsprechend der Darstellung im ESF-OP des Landes NRW bezieht sich dieses Kapitel<br />

auf die Querschnittsziele:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chancengleichheit,<br />

Nachhaltigkeit,<br />

Transnationalität und<br />

Innovation.<br />

3.2 Querschnittsziel Chancengleichheit<br />

Vorbemerkungen<br />

Im Unterschied zu Operationellen Programmen anderer Bundesländer legt das ESF-OP des Landes<br />

NRW zwar hinsichtlich des Querschnittsziels Chancengleichheit ebenfalls einen deutlichen<br />

Schwerpunkt auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern, es fasst jedoch grundsätzlich<br />

unter das Thema Chancengleichheit auch den Abbau von im Beschäftigungssystem unabhängig<br />

vom Geschlecht bestehenden Diskriminierungen bestimmter Personengruppen. Hierzu zählen u.a.<br />

Ältere, Geringqualifizierte oder Menschen mit Migrationshintergrund. In Bezug auf die <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C verweist das ESF-OP des Landes NRW jedoch ausschließlich auf zwei Dimensionen von<br />

Chancengleichheit, die sich auf Chancengleichheit von Frauen und Männern beziehen. Es handelt<br />

sich um:<br />

<br />

<br />

Die Erprobung von Angeboten, die zu einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

führen, die zur Chancengleichheit beitragen.<br />

Ebenfalls zur Chancengleichheit trägt die Förderung spezifischer Projekte zur Integration insbesondere<br />

von Frauen nach der Familienphase in den Arbeitsmarkt bei.<br />

Im Folgenden werden entlang dieser Chancengleichheitsdimensionen die aus dem Monitoring-<br />

System sowie aus ergänzenden Untersuchungen der fachlichen Begleitung zur Verfügung stehenden<br />

Informationen gezielt ausgewertet und dargestellt.<br />

Chancengleichheit von Frauen und Männern<br />

Zur Erreichung des Ziels „Chancengleichheit von Frauen und Männern“ ist grundsätzlich herauszustellen,<br />

dass das ESF-OP des Landes NRW den Gender-Mainstreaming-Ansatz 97 verfolgt. Von<br />

besonderer Bedeutung ist hierbei die bereits in früheren Interventionsperioden begonnene und im<br />

Zeitverlauf ausgeweitete konzeptionelle, inhaltliche und praxisbezogene Arbeit der G.I.B., die auf<br />

97<br />

Vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Europäischer Sozialfonds, Operationelles Programm<br />

zur Umsetzung in Nordrhein-Westfalen in der Förderphase 2007 bis 2013, Düsseldorf 2008, S. 52<br />

- 123 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

sehr unterschiedlichen Ebenen zur strukturellen Verankerung des Gender-Mainstreaming-Ansatzes<br />

beiträgt. Herausgestellt sei zum einen die Unterstützung von Projektträgern im Rahmen von<br />

Arbeitshilfen, mit denen Chancengleichheit von Frauen und Männern bereits bei der Konzeption<br />

von Projekten „mitgedacht“, in Folge auch umgesetzt sowie der gleichstellungspolitische Erfolg der<br />

Umsetzung auch bewertet werden kann. 98 Zum anderen wurden Arbeitshilfen erarbeitet, mit denen<br />

bei der Auswahl von zu fördernden Projekten Kriterien für die Beurteilung des Gender-Mainstreamings<br />

in den Projektkonzeptionen zur Verfügung gestellt wurden. 99 Ohnehin kann eine Förderung<br />

von ESF-Projekten nur erfolgen, wenn das Gender-Mainstreaming-Prinzip beachtet wird.<br />

Schließlich organisiert die G.I.B. zur Erhöhung der Gender-Kompetenz Workshops und Gender-<br />

Trainings über einen eigenen Pool an Experten/innen und ist darüber hinaus Teil des vom Zentrum<br />

Frau in Beruf und Technik (ZFBT) landesweit koordinierten Gender-Netzwerks NRW. 100<br />

Eine Folge der Anwendung des Gender-Mainstreaming-Ansatzes ist beispielsweise, dass für die<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C und genauer für die beiden spezifischen Ziele C1 „Verbesserung der beruflichen<br />

Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ und C2 „Verbesserung der beruflichen Integration<br />

von behinderten und schwerbehinderten Menschen“ auf der Output-Ebene nach dem Geschlecht<br />

differenzierte Zielvorgaben im ESF-OP des Landes festgelegt wurden. Hierbei handelt es<br />

sich um nach dem Geschlecht differenzierte Informationen, mit denen die Frage beantwortet werden<br />

kann, in welchem Maße Frauen und Männer an ESF-geförderten Maßnahmen partizipieren<br />

konnten. Auf der Ergebnisebene werden hingegen im ESF-OP des Landes NRW keine quantifizierten<br />

Ziele vorgegeben. Für die beiden o.g. spezifischen Ziele können folgende Feststellungen<br />

getroffen werden:<br />

<br />

Für Maßnahmen im spezifischen Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ zeigt sich, dass das quantitative Soll von 3.000 teilnehmenden<br />

Frauen bis zum Ende der Förderperiode bereits deutlich überschritten worden ist: mit 6.431 bis<br />

Ende 2011 in Jugend in Arbeit plus eingetretenen Frauen wurde der Zielwert bereits um über<br />

das Doppelte übertroffen. Der Anteil der Frauen an allen über Jugend in Arbeit plus Geförderten<br />

lag – ebenfalls bis Ende Dezember 2011 – mit 40,6% ebenfalls deutlich über dem Zielwert<br />

von einem Drittel (vgl. Übersicht 3-1).<br />

Im spezifischen Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen“ wurde auf der Output-Ebene ebenfalls die Zahl von Frauen an<br />

den Geförderten als Indikator festgelegt. Als Zielwert wurde bis zum Ende der Förderperiode<br />

festgelegt, dass 1.400 Frauen über die Förderangebote im spezifischen Ziel C2 unterstützt<br />

werden sollen. Bis Ende 2011 ergibt sich damit ein rechnerischer Zielwert von 1.000 zu fördernden<br />

Frauen. Tatsächlich konnten bis zum 31.12.2011 insgesamt 655 Frauen unterstützt<br />

werden. Damit wurde der Zielwert um rd. ein Drittel (-34,5%) unterschritten.<br />

<br />

Für das spezifische Ziel C3 „Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

sieht das ESF-OP des Landes NRW keine eigenständigen quantifizierten Ziele zur Chancengleichheit<br />

vor. Jedoch zeigen die von der G.I.B. veröffentlichten Kurzbeschreibungen zu den<br />

innovativen Vorhaben, dass sich ein Teil der Projekte explizit auf die Erwerbsintegration von<br />

98<br />

Vgl. G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (Hrsg.), Umsetzung von Gender Mainstreaming in Projekten,<br />

Leitfaden zur Selbstklärung und Selbstevaluation der Projektdurchführenden, Bottrop 2008<br />

99<br />

Vgl. G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (Hrsg.), Innovation: Beschäftigungsfähigkeit - Antrags- und Bewertungsverfahren<br />

für Projekte, in: Regionalagenturen info 1/2005 zur Umsetzung der ESF-kofinanzierten Arbeitspolitik, Bottrop<br />

2005<br />

100<br />

Vgl. http://www.gib.nrw.de/arbeitsbereiche/themenuebergreifend/geschlechtergleichheit?darstellungsart=themen&fieldset=arbeit<br />

- 124 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

Berufsrückkehrenden richtet. In anderen Ansätzen stehen größere Bedarfsgemeinschaften im<br />

SGB II im Fokus der innovativen Vorhaben. Darüber hinaus wird über regionale Netzwerkprojekte<br />

das Thema „Familienfreundlichkeit“ aufgegriffen. Die Möglichkeiten, die sich zur Förderung<br />

der Chancengleichheit im spezifischen Ziel C3 stellen, wurden demnach in der Vergangenheit<br />

durchaus genutzt. Unklar ist jedoch, in welchem Maße die umgesetzten Projekte tatsächlich<br />

einen substanziellen Beitrag zur Förderung der Chancengleichheit leisten können.<br />

Übersicht 3-1: Gegenüberstellung der im ESF-OP des Landes NRW formulierten Ziele zur<br />

Beteiligung von Frauen an den Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und der<br />

tatsächlichen Einbeziehung von Frauen in die Maßnahmen<br />

Spezifisches<br />

Ziel<br />

C1: Verbesserung<br />

der beruflichen<br />

Integration<br />

von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen<br />

Indikator<br />

Anzahl der weiblichen<br />

Teilnehmenden<br />

Zielwert<br />

3.000 (2007-2013)<br />

Ergebnis der Auswertung von<br />

Monitoringdaten<br />

2008-2011: 6.431<br />

(Jugend in Arbeit plus)<br />

Bewertung<br />

<br />

C2: Verbesserung<br />

der beruflichen<br />

Integration<br />

von behinderten<br />

und<br />

schwerbehinderten<br />

Menschen<br />

Anzahl der weiblichen<br />

Teilnehmenden<br />

1.400 (2007-2013)<br />

2008-2011: 655<br />

(100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

und Projekte für behinderte<br />

und schwerbehinderte Menschen)<br />

<br />

C3: Weiterentwicklung<br />

der<br />

zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C<br />

insgesamt<br />

Kein Indikator festgelegt<br />

Keine Festlegung gleichstellungsrelevanter<br />

Indikatoren<br />

Kein Zielwert<br />

festgelegt.<br />

Keine Festlegung<br />

gleichstellungsrelevanter<br />

Zielwerte<br />

Unter den innovativen Vorhaben<br />

werden u.a. zielgruppenorientierte<br />

Projekte für Berufsrückkehrende<br />

und Bedarfsgemeinschaften im<br />

SGB II durchgeführt. Darüber hinaus<br />

zielen regionale Netzwerkprojekte<br />

auf die Verbesserung der<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf.<br />

Zudem ist bekannt, dass von den<br />

in Erwerbslosenberatungsstellen<br />

beratenen Personen knapp die<br />

Hälfte (48,2%) Frauen sind. 1)<br />

Insgesamt 47,8% aller bis Ende<br />

2011 in <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Geförderten sind Frauen<br />

<br />

o<br />

= Ergebnis liegt über dem Zielwert; o = Keine Einschätzung möglich; = Ergebnis liegt unter dem Zielwert; 1) Vgl.<br />

Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-<br />

Programm Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Stand 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 56 und 57<br />

Insgesamt weist der Durchführungsbericht für das Jahr 2011 darauf hin, dass von den insgesamt<br />

bis zum 31.12.2011 in Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden 48.700 Personen 47,8%<br />

Frauen sind. Dieser Frauenanteil liegt deutlich über dem Durchschnittswert des Gesamtprogramms<br />

(39,4%) sowie dem Vergleichswert der <strong>Prio</strong>ritätsachse B (29,5%). Allein an Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse A nahmen anteilig mehr Frauen teil (59,0%). 101<br />

101 Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-Programm Nordrhein-Westfalen<br />

2007-2013, Stand 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 12<br />

- 125 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

Neben den Ergebnissen auf der Outputebene zeigen Sonderauswertungen der G.I.B. für den<br />

Durchführungsbericht 2011 im spezifischen Ziel C2 auch Ergebnisse auf der Ergebnisebene nach<br />

Männern und Frauen differenziert. 102 Abbildung 3-1 zeigt die Auswertung des nach dem Geschlecht<br />

differenzierten Ergebnisindikators für die Programme 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

und Projekte für behinderte und schwerbehinderte Menschen.<br />

Abbildung 3-1: Erfolgreiche Austritte 1) von Männern und Frauen aus den Programmen 100<br />

zusätzliche Ausbildungsplätze und Projekte für behinderte Menschen 2008<br />

bis 2010<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

49,1%<br />

45,5%<br />

40,0%<br />

32,8%<br />

33,9%<br />

30,0%<br />

20,0%<br />

27,6%<br />

23,9%<br />

Männer<br />

Frauen<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

2008 2009 2010<br />

Austrittsjahr<br />

1) Als erfolgreiche Austritte zählen Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt (einschl. Minijobs), betriebliche Ausbildung, Selbstständigkeit,<br />

Beschäftigung am 2. Arbeitsmarkt (einschl. Beschäftigung und Qualifizierung) sowie außerbetriebliche Ausbildung.<br />

Quelle: G.I.B. Sonderauswertung<br />

Hinsichtlich des Erfolgs sechs Monate nach Austritt 103 lässt sich anhand der Ergebnisse festhalten,<br />

dass die Integrationschancen von Frauen mit Behinderung schlechter sind als die von Männern mit<br />

Behinderung. Denn in allen Austrittsjahren verzeichnen die männlichen Teilnehmenden sechs Monate<br />

nach Maßnahmeaustritt höhere Erfolgsquoten. Hierbei gilt allerdings zu beachten, dass die<br />

Fallzahlen für 2008 gering sind (insgesamt 55 ausgetretene Männer und 29 ausgetretene Frauen).<br />

2009 war das Jahr mit der größten Anzahl ausgetretener Teilnehmer/innen (495 gegenüber 84 in<br />

2008 und 160 in 2010). Für ein Drittel aller ausgetretenen Männer konnte ein erfolgreicher Verbleib<br />

verzeichnet werden, Frauen verblieben nur zu knapp einem Viertel erfolgreich. 2010<br />

Zusammenfassend kann die Frage, in welchem Maße es mit den Förderangeboten der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C gelingt, die Chancengleichheit von Frauen und Männern tatsächlich zu erhöhen, auf Basis<br />

der zur Verfügung stehenden Informationen nicht abschließend beantwortet werden. Die strukturel-<br />

102<br />

Hierbei handelt es sich um Integration in den Arbeitsmarkt sechs Monaten nach Maßnahmeende.<br />

103<br />

Gemessen als Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt (auch Minijobs), betriebliche Ausbildung, Selbstständigkeit, Beschäftigung am 2.<br />

Arbeitsmarkt (einschl. Beschäftigung u. Qualifizierung) sowie außerbetriebliche Ausbildung.<br />

- 126 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

len Vorkehrungen und entsprechende Aktivitäten der fachlichen Begleitung deuten jedoch auf Mechanismen<br />

hin, mit denen die Grundlagen für eine gleichstellungsfördernde Umsetzung des ESF-<br />

OP des Landes NRW gegeben zu sein scheint. Ergänzend erlaubt insbesondere die Fördermöglichkeit<br />

der innovativen Vorhaben die Umsetzung spezifischer Projekte, in denen Fragen der<br />

Chancengleichheit von Frauen und Männern gezielt angesprochen werden können. Beispielhaft<br />

genannt seien modellhafte Ansätze, die die Erwerbsintegration von Berufsrückkehrenden thematisieren.<br />

Zu nennen sind auch Projekte zur Aktivierung von Bedarfsgemeinschaften im SGB II oder<br />

Netzwerkprojekte, in denen spezifische Ansätze zur verbesserten Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf erprobt werden.<br />

Vor diesem Hintergrund liegt der Schluss nahe, dass strukturelle Weichenstellungen durch die<br />

fachliche Begleitung einerseits und durch die Umsetzung von innovativen Vorhaben im spezifischen<br />

Ziel C3 anderseits einen Beitrag zur Chancengleichheit durch Angebote zur Verbesserung<br />

der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wahrscheinlich machen, so z.B. durch Projekte zur Integration<br />

insbesondere von Frauen nach der Familienphase in den Arbeitsmarkt. Konkrete Ergebnisse<br />

und Belege hierzu lassen sich auf Basis der vorliegenden Informationen jedoch nicht finden.<br />

Bekannt ist lediglich, dass die Beteiligung von Frauen in den Förderangeboten des spezifischen<br />

Ziels C1 und hier insbesondere im Förderangebot Jugend in Arbeit plus deutlich über dem geplanten<br />

Zielwert liegt. Eine deutliche Zielunterschreitung zeigt sich dem gegenüber für Maßnahmen im<br />

spezifischen Ziel C2, wobei diese Zielunterschreitung für alle im spezifischen Ziel C2 formulierten<br />

Output-Ziele gilt.<br />

Verbesserung der Chancengleichheit von Zielgruppen des Arbeitsmarkts<br />

Das ESF-OP des Landes NRW strebt im Zusammenhang mit dem Querschnittsziel „Chancengleichheit“<br />

jenseits gleichstellungspolitisch relevanter Fragen auch eine gezielte Unterstützung von<br />

Personengruppen an, die im Ausbildungs- oder Beschäftigungssystem aufgrund unterschiedlicher<br />

Merkmale vergleichsweise geringere Chancen auf eine Erwerbsintegration aufweisen. Daher soll<br />

im Folgenden der Frage nachgegangen werden, inwiefern arbeitsmarktrelevante Zielgruppen Gegenstand<br />

der ESF-Förderangebote in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C gewesen sind. Die Analysen zeigen<br />

folgende Befunde:<br />

<br />

<br />

Im spezifischen Ziel C1 spricht v.a. Jugend in Arbeit plus gezielt langzeitarbeitslose Jugendliche<br />

an. Von besonderer Bedeutung innerhalb der Zielgruppe der langzeitarbeitslosen Jugendlichen<br />

sind dabei Nicht-Deutsche bzw. Jugendliche mit Migrationshintergrund mit Anteilen von<br />

über 16% bzw. von über einem Drittel an den Geförderten. Die Zielgruppe der Teilnehmenden<br />

an Jugend in Arbeit plus zeichnet sich darüber hinaus sehr häufig durch nicht vorliegende<br />

schulische Abschlüsse aus: So lag 2010 der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss in<br />

Jugend in Arbeit plus mit einem Wert von knapp 13% der Geförderten anteilig mehr als das<br />

zweieinhalbfache höher als der Anteil von Jugendlichen, die in NRW das allgemeinbildende<br />

Schulsystem ohne Schulabschluss verlassen. Jugend in Arbeit plus bietet darüber hinaus auch<br />

– in begrenztem Maße – Jugendlichen mit (schweren) Behinderungen die Möglichkeit zur Förderung.<br />

Für Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen oder Schwerbehinderungen stehen in<br />

besonderem Maße die Förderangebote im spezifischen Ziel C2 zur Verfügung. Auch hier spielen<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen ohne schulischen Abschluss eine<br />

wichtige Rolle: So lag in 2010 der Anteil der Migranten und Migrantinnen in den Förderangebo-<br />

- 127 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

ten 100 zusätzliche Ausbildungsplätze einerseits und Projekte für behinderte Menschen andererseits<br />

bei 16,1%. 15,2% der an den beiden genannten Förderinstrumenten teilnehmenden<br />

Personen hatten – ebenfalls bezogen auf das Jahr 2010 – keinen schulischen Abschluss.<br />

Insgesamt weist der Durchführungsbericht des Landes NRW für das Jahr 2011 aus, dass von allen<br />

in Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden Personen drei Viertel vor Eintritt arbeitslos gemeldet<br />

waren und Langzeitarbeitslose einen Anteil von rd. einem Drittel hatten. Damit wurden in<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C – wie nicht anders zu erwarten – Arbeitslose und Langzeitarbeitslose deutlich<br />

häufiger erreicht als in den anderen <strong>Prio</strong>ritätsachsen, in denen v.a. Beschäftigte und Jugendliche<br />

vor oder an der ersten Schwelle im Fokus stehen. Arbeitslose machten diesbezüglich 8,0% und<br />

Langzeitarbeitslose 3,6% aller in ESF-Maßnahmen eintretenden Personen bis Ende 2011 aus. Im<br />

Vergleich zur Umsetzung des ESF insgesamt konnten in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auch Menschen mit<br />

Migrationshintergrund sowie Menschen mit Schwerbehinderung deutlich häufiger erreicht werden.<br />

Während Menschen mit Migrationshintergrund unter den in Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

eintretenden Personen einen Anteil von 34,3% ausmachten, lag der Referenzwert unter allen ESF-<br />

Geförderten bei lediglich 13,6%. Darüber hinaus stand dem Anteil von 8,6% von Menschen mit<br />

Schwerbehinderungen in <strong>Prio</strong>ritätsachse C lediglich ein Vergleichswert von 1,4% in Bezug auf alle<br />

ESF-Teilnehmenden bis Ende 2011 gegenüber (vgl. Übersicht 3-2).<br />

Übersicht 3-2: Anteil von Teilnehmenden spezifischer Zielgruppen an allen Teilnehmenden<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C und insgesamt in % - Angaben auf Basis kumulierter<br />

Eintritte bis zum 31.12.2011<br />

Zielgruppe<br />

Teilnehmende an Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Teilnehmende<br />

insgesamt<br />

Arbeitslose 75,0 8,0<br />

Langzeitarbeitslose 33,5 3,6<br />

Menschen mit Migrationshintergrund 34,3 13,6<br />

Menschen mit schweren Behinderungen 8,7 1,4<br />

Quelle: Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-<br />

Programm Nordrhein-Westfalen 2007-2013, Stand 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 13 und 15, eigene Berechnungen<br />

3.3 Querschnittsziel „Nachhaltigkeit“<br />

Das Querschnittsziel Nachhaltigkeit umfasst im Sinne des ESF-OP des Landes NRW sowohl den<br />

ökonomischen, als auch den sozialen Kontext, wobei in besonderem Maße den Herausforderungen<br />

Rechnung getragen wird, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben und die zur Förderung<br />

des Lebenslangen Lernens beitragen.<br />

<br />

<br />

Konkret formuliert das ESF-OP für die <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Hinblick auf die ökonomische Dimension<br />

von Nachhaltigkeit den Anspruch, Arbeitslose (wieder) in den Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />

Die Entlastung der sozialen Sicherungssysteme einerseits und die Verbesserung der finanziellen<br />

Perspektive der beteiligten Arbeitnehmer/innen andererseits markieren dabei wesentliche<br />

Aspekte der ökonomischen Nachhaltigkeit.<br />

Demgegenüber soll die soziale Nachhaltigkeit ihren Ausdruck darin finden, dass Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C sowohl den Zugang zum Beschäftigungssystem für die Betroffenen als<br />

auch die Chance auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eröffnen.<br />

Wie bereits in den Kapiteln 2.4.1 und 2.4.2 dargestellt, liegen Ergebnisse zur Integration von Teilnehmenden<br />

aus 100 zusätzliche Ausbildungsplätze und Projekte für Menschen mit Behinderungen<br />

- 128 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

(im spezifischen Ziel C2) in Ausbildung bzw. Beschäftigung zum Zeitpunkt sechs Monate nach Ende<br />

der der Maßnahme vor. Zur Integration von Teilnehmenden aus Jugend in Arbeit plus liegen<br />

Ergebnisse zur Integration in Beschäftigung nach Austritt aus der Maßnahme vor. Hierbei ist zu<br />

beachten, dass es sich eher um kurzfristige Verbleibsindikatoren handelt, aus denen nur bedingt<br />

Rückschlüsse in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Förderung gezogen werden können. Daher kann<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass sich die aus dem Monitoring-System ableitbaren Verbleibsquoten<br />

in Höhe von rd. 45% im spezifischen Ziel C1 bzw. von rd. einem Drittel im spezifischen Ziel<br />

C2 mit zunehmendem zeitlichem Abstand zum Maßnahmeende weiter erhöhen. Inwieweit es sich<br />

dabei um kausal auf die Maßnahme rückführbare Ergebnisse handelt, kann nicht eingeschätzt<br />

werden. 104<br />

Darüber hinaus lassen sich auf Basis der genannten Verbleibsquoten keine wissenschaftlich fundierten<br />

Aussagen dazu treffen, inwieweit aufgrund der Erwerbsintegrationen ein substanzieller Beitrag<br />

zur Entlastung der sozialen Sicherungssysteme geleistet werden kann, da – wie gesagt – der<br />

Verbleibsindikator eher kurzfristiger Natur ist und sich eine spürbare Entlastung der sozialen Sicherungssysteme<br />

erst bei nachhaltigen Integrationserfolgen einstellt. Zur Frage der sozialen<br />

Nachhaltigkeit liegen ebenfalls keine belastbaren Informationen auf Ergebnisebene vor: Zwar liegt<br />

die Vermutung nahe, dass bei erfolgreicher Arbeitsmarktintegration die Chancen auf Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben genauso steigen, wie beispielsweise bei der Nutzung der niederschwelligen<br />

Angebote der Arbeitslosenzentren. Wissenschaftliche Evidenz hierzu gibt es jedoch nicht, da<br />

die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bislang nicht als Indikator im Monitoring der ESF-Umsetzung<br />

vorgesehen ist. Diesbezüglich haben die Literatur- und Dokumentenanalysen, die leitfadengestützten<br />

Interviews sowie der am 07.12.2012 durchgeführte Indikatorenworkshop den Bedarf<br />

bestätigt, für die zukünftige Umsetzung ESF-geförderter Maßnahmen der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik Indikatoren zu entwickeln, mit denen Entwicklungsfortschritte von Teilnehmenden,<br />

z.B. bei der Beschäftigungsfähigkeit abgebildet werden können. Die in Interviews und Workshop<br />

einbezogenen Akteure sprachen sich hier insbesondere dafür aus, im Rahmen von Modellvorhaben<br />

entsprechende Konzepte zu erarbeiten, mit denen für einzelne Förderansätze bzw. -instrumente<br />

und ggf. auf Zielgruppen bezogen solche Entwicklungsfortschritte dokumentiert und<br />

gemessen werden können. 105<br />

3.4 Querschnittsziel „Transnationalität“<br />

In Bezug auf das Querschnittsziel Transnationalität wird im ESF-OP des Landes die Bedeutung<br />

der grenzüberschreitenden Mobilität hervorgehoben. Das ESF-OP des Landes NRW sieht diesbezüglich<br />

neben Kooperationen von Akteuren der Weiterbildung auch Pilotvorhaben vor, die darauf<br />

ausgerichtet sind, Personalbedarfe durch die grenzüberschreitende Vermittlung von Arbeitsuchenden<br />

und Beschäftigten zu decken. In diesem Zusammenhang verweist das ESF-OP des Landes<br />

NRW auf die Bereiche soziale Dienstleistungen und Bauwirtschaft. Als wesentlich wird dabei eingeschätzt,<br />

dass spezifische Rahmenbedingungen der Arbeitskultur und der Qualifikationsanforde-<br />

104 Hierzu sind Nettoeffektanalysen im Rahmen von Vergleichs- oder Kontrollgruppenansätzen notwendig. Einen entsprechenden Vorschlag<br />

zur Durchführung solcher Ansätze hat das <strong>ISG</strong> im Rahmen der programmbegleitenden Evaluation der Umsetzung des ESF-<br />

OP des Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Rahmen eines eigenständigen Konzeptpapiers der ESF AG Evaluation vorgelegt.<br />

105<br />

Vgl. <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für<br />

Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013 – <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Konzeptpapier zur Indikatorik in <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Berlin<br />

2013 (unveröffentlicht), S. 33<br />

- 129 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

rungen (aus den Nachbarländern) in vorgelagerten Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

bzw. Einarbeitungsphasen den Teilnehmenden vermittelt werden sollen.<br />

Im Rahmen der bisherigen transnationalen Aktivitäten wurde bis Ende 2011 eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen<br />

umgesetzt, die sich im Wesentlichen auf strukturbildende Ansätze in Federführung<br />

der fachlichen Begleitung konzentrierten. Aus dem ESF-Durchführungsbericht für das Jahr 2011 106<br />

geht mit Bezug zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C beispielsweise hervor, dass:<br />

<br />

<br />

<br />

Recherchen in den Niederlanden, Belgien, Schweden, Dänemark, Irland und Großbritannien<br />

zur Ermittlung innovativer Ansätze und guter Praxis im Rahmen der fachlichen Begleitung<br />

durch die G.I.B. durchgeführt wurden. Unter anderem bezogen sich diese Recherchen auf Ansätze<br />

öffentlich geförderter Beschäftigung, die Integration behinderter Menschen in Ausbildung<br />

und Arbeit sowie auf Sozialfirmen bzw. soziale Unternehmen. Die Rechercheergebnisse wurden<br />

zur weiteren Diskussion und Erprobung in unterschiedlichen Medien der (Fach-)Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Auf die Recherchearbeiten folgten vertiefende Studienbesuche u.a. in Schweden,<br />

den Niederlanden und Dänemark;<br />

im transnationalen Kontext zwei Veranstaltungen – zum einen eine Konferenz für Träger zum<br />

BMAS-Förderprogramm XENOS, zum anderen ein Experten- und Expertinnenworkshop zum<br />

Evaluationsinstrument SROI 107 – durchgeführt wurden;<br />

darüber hinaus von der G.I.B. in Abstimmung mit dem MAIS zu unterschiedlichen Programmen<br />

– z.B. Leonardo da Vinci oder INTERREG IV c - transnationale Projektideen entwickelt<br />

und entsprechende Förderanträge eingereicht wurden.<br />

3.5 Querschnittsziel „Innovation“<br />

Beim Querschnittsziel Innovation geht es in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C insbesondere darum, einen Anstoß<br />

für transferfähige Ansätze zugunsten der Weiterentwicklung zielgruppenorientierter Arbeitsmarktpolitik<br />

geben zu können.<br />

Neben den im vorangehenden Kapitel 3.4 analysierten Instrumenten zur Erwerbsintegration von<br />

Zielgruppen des Arbeitsmarkts aus dem europäischen Ausland (vgl. Kapitel 3.4) wurde in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C innerhalb der Fördermöglichkeit für innovative Vorhaben im spezifischen Ziel C3 ein<br />

breites Spektrum an Fördermaßnahmen realisiert, mit dem v.a. Migranten und Migrantinnen, geringqualifizierte<br />

Jugendliche, Berufsrückkehrer/innen, Strafgefangene, aber auch Familien bzw.<br />

größere Bedarfsgemeinschaften im SGB II einbezogen wurden (vgl. Kapitel 2.5.4). Neben dieser<br />

Zielgruppenorientierung konnten in den bislang umgesetzten 40 Projekten auch Ansätze zur Verbesserung<br />

der Netzwerkkooperation von regional relevanten Trägern der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik umgesetzt werden.<br />

Zwar liegen nur für einige wenige dieser innovativen Vorhaben Informationen zum Erfolg und für<br />

keines der Vorhaben Informationen zum tatsächlichen Transfer erfolgreich erprobter Modelle vor,<br />

jedoch lässt sich auf Basis der abgedeckten Themenbreite und der Unterschiedlichkeit der Projektansätze<br />

darauf schließen, dass es mit der Förderung innovativer Vorhaben im spezifischen Ziel<br />

C3 möglich ist, wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpo-<br />

106 Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Durchführungsbericht 2011 zum ESF-Programm Nordrhein-Westfalen<br />

2007-2013, Stand 31.05.2012, Düsseldorf 2012, S. 25 f.<br />

107 SROI=Social Return on Investment ist ein Messverfahren, mit der die „Sozialrendite“ von Investitionen aus öffentlichen und privaten<br />

Quellen ermittelt werden kann<br />

- 130 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

litik in NRW zu setzen. Dies dürfte auch dadurch begünstigt werden, dass für eine Förderung aus<br />

ESF-Mitteln das Erfüllen hoher Qualitätskriterien, die durch die AG Innovation gesetzt werden, erforderlich<br />

ist. Darüber hinaus ist ein regionaler Bedarf zu belegen.<br />

3.6 Einschätzungen von Expertinnen und Experten der Arbeits- und<br />

Beschäftigungspolitik in NRW zur Erreichung der Querschnittsziele<br />

in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Analog zu den Ausführungen in Kapitel 2.6.1 wurden zur Absicherung der Analyseergebnisse auf<br />

Basis der Informationen aus dem Monitoringsystem und der ergänzenden Materialien der G.I.B. im<br />

Rahmen der durchgeführten Befragung von Expertinnen und Experten der Arbeits- und Beschäftigungspolitik<br />

NRW diese um ihre Einschätzungen des Beitrags der bisherigen Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C zu den Querschnittszielen des ESF-OP des Landes NRW gebeten. Darüber hinaus<br />

wurden im Rahmen der Untersuchung der G.I.B. zu Jugend in Arbeit plus ergänzende Fragen zur<br />

Relevanz von Querschnittszielen in den Befragungen von Berater/innen und Kammerkoordinatoren<br />

und -koordinatorinnen abgefragt.<br />

Die Auswertung der Ergebnisse der vom <strong>ISG</strong> durchgeführten Befragung von Expertinnen und Experten<br />

der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik in NRW bestätigt im Wesentlichen die in den<br />

vorangegangenen Kapiteln dargestellten Befunde (vgl. Abbildung 3-2):<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Demnach leistet die <strong>Prio</strong>ritätsachse C v.a. einen Beitrag zur Förderung transferfähiger Ansätze<br />

zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik. Insgesamt 70% aller befragten<br />

Expertinnen und Experten sagten aus, dass die <strong>Prio</strong>ritätsachse C zu diesem Ziel einen<br />

„sehr hohen“ oder einen „überdurchschnittlichen“ Beitrag leistet.<br />

Fast genauso wichtig ist aus Sicht der befragten Expertinnen und Experten die <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C für eine Eröffnung des Zugangs zu Beschäftigung und die Chance auf gleichberechtigte<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Hier stimmten 68% der Befragten der Aussage zu, die<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C leiste einen „sehr hohen“ oder „überdurchschnittlichen“ Beitrag.<br />

Ebenfalls wichtig mit Zustimmungswerten von etwas über 60% der Befragten ist der Beitrag<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zum Abbau von Diskriminierung und/oder von Vorbehalten gegenüber<br />

behinderten und schwerbehinderten Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und<br />

langzeitarbeitslosen Jugendlichen (61%) sowie zur Förderung von Migrantinnen und Migranten<br />

beim Übergang in Ausbildung und Beschäftigung (62%).<br />

Einen dem gegenüber geringeren Beitrag leistet die <strong>Prio</strong>ritätsachse C aus Sicht der Expertinnen<br />

und Experten hinsichtlich der beruflichen Integration von Frauen und Männern nach der<br />

Familienphase sowie zur Erprobung von Angeboten zur besseren Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf. Die Zustimmungswerte lagen hierbei jeweils knapp über der Hälfte der Befragten.<br />

- 131 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

Abbildung 3-2: Einschätzung der Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in<br />

NRW zum Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zu den Querschnittszielen – in%<br />

54%<br />

54%<br />

61%<br />

68%<br />

62%<br />

70%<br />

<strong>ISG</strong> 2012: Befragung von Expertinnen und Experten zur Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C des ESF-OP des Landes<br />

NRW. Auswertung auf Basis der Antworten von 90 Befragten.<br />

Ergänzend zu diesen Befunden liegen Ergebnisse der G.I.B.-Befragung von Berater/innen einerseits<br />

sowie von Kammerkoordinatoren und Kammerkoordinatorinnen des Programms Jugend in<br />

Arbeit plus vor. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Interpretationsfähigkeit der Ergebnisse der<br />

Befragung von Kammerkoordinatoren und Kammerkoordinatorinnen aufgrund der vergleichsweise<br />

geringen Zahl auswertbarer Fragebögen (n=27) eingeschränkt ist. Insofern werden in den folgenden<br />

Ausführungen v.a. die Befunde aus der Befragung von Berater/innen zugrunde gelegt. Aus der<br />

Auswertung der Befragung von Berater/innen im Förderangebot Jugend in Arbeit plus zur Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern ergeben sich folgende Befunde:<br />

<br />

<br />

Die Einschätzungen der Berater/innen im Förderangebot Jugend in Arbeit plus zeigen, dass<br />

(junge) Frauen und Männer gleiche Zugangsmöglichkeiten zum Programm haben. Fast alle<br />

Befragten stimmen dieser Aussage „voll“ oder „teilweise“ zu.<br />

Rund die Hälfte aller befragten Berater/innen bestätigt darüber hinaus, dass zum einen in der<br />

eigenen Organisation Führungspositionen zwischen Frauen und Männern gleich verteilt sind<br />

und dass zum anderen schriftlich fixierte Konzepte zur Förderung der Chancengleichheit von<br />

Frauen und Männern bestehen.<br />

- 132 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

<br />

<br />

Etwa ein Drittel führt ergänzend aus, dass bei Planung, Umsetzung und Controlling von Jugend<br />

in Arbeit plus in der jeweiligen Einrichtung das Chancengleichheitskonzept zugrunde gelegt<br />

wurde und dass eine personelle Verankerung – z.B. in Form eines/einer Gleichstellungsbeauftragten<br />

– erfolgt.<br />

Eher selten entfaltet das Querschnittsziel Chancengleichheit von Frauen und Männern dem<br />

gegenüber jedoch eine Steuerungsrelevanz: Lediglich ein Fünftel der Befragten bestätigt diesbezüglich<br />

die Existenz entsprechender quantifizierter Ziele, und 27% führen aus, dass solche<br />

Ziele laufend hinsichtlich der Zielerreichung überprüft würden.<br />

Während die Kombination der Beratungsangebote von Jugend in Arbeit plus z.B. mit dem EGZ<br />

weder in nennenswertem Maße auf Frauen noch Männer konzentriert zu sein scheint – jeweils<br />

unter 10% der Berater/innen stimmen dem „voll“ oder „teilweise“ zu -, kommt durch die Aussagen<br />

von rd. einem Viertel der Befragten ein verkürztes Verständnis von Gender Mainstreaming<br />

zum Ausdruck, in dem Gender Mainstreaming mit Frauenförderung gleichgesetzt wird (vgl.<br />

Übersicht 3-3).<br />

Übersicht 3-3: Einschätzungen von Berater/innen sowie von Kammerkoordinatoren und<br />

-koordinatorinnen des Programms Jugend in Arbeit plus zum Querschnittsziel<br />

Chancengleichheit von Frauen und Männern – Ergebnisse der G.I.B.-<br />

Befragung aus dem Jahr 2012 in %<br />

Aussagen<br />

In unserer Einrichtung existiert ein schriftlich fixiertes Konzept<br />

zur Förderung der Chancengleichheit zwischen Frauen<br />

und Männern.<br />

Das Chancengleichheitskonzept unserer Einrichtung wurde<br />

bei Planung, Umsetzung und Controlling von Jugend in<br />

Arbeit plus zugrunde gelegt.<br />

In unserer Einrichtung gibt es eine für Fragen der Chancengleichheit<br />

zuständige Person / Gender-Mainstreaming<br />

ist personell verankert.<br />

Für Jugend in Arbeit plus bestehen für Männer und Frauen<br />

gleiche Zugangschancen.<br />

Die Kombination der Teilnahme an Jugend in Arbeit plus<br />

und EGZ erfolgt bei uns v.a. bei weiblichen Teilnehmenden.<br />

Die Kombination der Teilnahme an Jugend in Arbeit plus<br />

und an weiteren vermittlungsunterstützenden Angeboten/Maßnahmen<br />

erfolgt bei uns v.a. bei männlichen Teilnehmenden.<br />

Für Jugend in Arbeit plus setzen wir uns zur Förderung<br />

der Chancengleichheit von Frauen und Männern quantitative<br />

Ziele.<br />

Die Erreichung der projektspezifischen Chancengleichheitsziele<br />

wird laufend von uns überprüft.<br />

Gender-Mainstreaming bedeutet für uns v.a. die Förderung<br />

spezifischer Frauenprojekte.<br />

Anteil der Befragten, die die Aussage mit „trifft<br />

voll zu“ sowie mit „trifft teilweise zu“ bestätigen<br />

Kammerkoordinatoren<br />

Berater/innen<br />

und -koordinatorinnen<br />

47 33<br />

35 13<br />

35 54<br />

92 75<br />

4 4<br />

6 4<br />

20 8<br />

27 13<br />

24 13<br />

In unserer Einrichtung sind die Führungspositionen gleich<br />

50 17<br />

zwischen den Geschlechtern verteilt.<br />

Quelle: Ergebnisse der Befragung der G.I.B. bei Berater/innen und Kammerkoordinatoren/Kammerkoordinatorinnen im<br />

Rahmen des Programms Jugend in Arbeit plus aus dem Jahr 2012. Auswertung auf Basis der Antworten von 120 Berater/innen<br />

und 27 Kammerkoordinatoren/Kammerkoordinatorinnen; eigene Darstellung.<br />

- 133 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

Aus der Auswertung der Befragung von Berater/innen im Förderangebot Jugend in Arbeit plus zur<br />

Chancengleichheit von Menschen mit Migrationshintergrund lassen sich ergänzend folgende Ergebnisse<br />

ableiten:<br />

<br />

Immerhin drei Viertel der befragten Berater/innen bestätigen, dass zweisprachige Mitarbeiter/innen<br />

in ihrer Einrichtung beschäftigt sind, und von 41% wird „voll“ oder „teilweise“ der Aussage<br />

zugestimmt, dass gezielt Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund in der eigenen Einrichtung<br />

eingestellt werden.<br />

Übersicht 3-4: Einschätzungen von Berater/innen sowie von Kammerkoordinatoren und<br />

-koordinatorinnen des Programms Jugend in Arbeit plus zum Querschnittsziel<br />

Chancengleichheit von Menschen mit Migrationshintergrund – Ergebnisse<br />

der G.I.B.-Befragung aus dem Jahr 2012 in %<br />

Aussagen<br />

Unsere Einrichtung hat den Diversity Management-Ansatz<br />

in der Unternehmensphilosophie verankert.<br />

Wir arbeiten bei Jugend in Arbeit plus nach dem<br />

Cultural-Mainstreaming-Ansatz.<br />

Unsere Einrichtung arbeitet eng mit dem Jugendmigrationsdienst<br />

zusammen.<br />

Unsere Einrichtung arbeitet eng mit Migranten- und<br />

Migrantinnenorganisationen zusammen.<br />

In unserer Einrichtung bestehen gezielte zusätzliche Angebote<br />

für Jugendliche mit Migrationshintergrund, z.B.<br />

Sprachkurse, Integrationskurse etc.<br />

Die Mitarbeiter/innen unserer Einrichtung werden gezielt<br />

zu Themen wie Interkulturalität, Nichtdiskriminierung, Integration<br />

oder Migration weitergebildet.<br />

In unserer Einrichtung werden gezielt Mitarbeiter/innen mit<br />

Migrationshintergrund eingestellt.<br />

Unsere Einrichtung verfügt über bilinguale Mitarbeiter/innen.<br />

Anteil der Befragten, die die Aussage mit „trifft<br />

voll zu“ sowie mit „trifft teilweise zu“ bestätigen<br />

Kammerkoordinatoren<br />

Berater/innen<br />

und -koordinatorinnen<br />

37 21<br />

36 17<br />

63 29<br />

66 46<br />

52 38<br />

65 25<br />

41 21<br />

75 58<br />

Quelle: Ergebnisse der Befragung der G.I.B. bei Berater/innen und Kammerkoordinatoren/Kammerkoordinatorinnen im<br />

Rahmen des Programms Jugend in Arbeit plus aus dem Jahr 2012. Auswertung auf Basis der Antworten von 120 Berater/innen<br />

und 27 Kammerkoordinatoren/Kammerkoordinatorinnen; eigene Darstellung.<br />

<br />

<br />

<br />

Die Befragungsergebnisse lassen zudem auf eine gute Vernetzung von Jugend in Arbeit plus<br />

auf inhaltlicher und struktureller Ebene schließen: So bestätigten jeweils rd. zwei Drittel der<br />

Befragten eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendmigrationsdienst oder mit Migrantenoder<br />

Migrantinnenorganisationen, und etwas mehr als die Hälfte der Befragten führt aus, dass<br />

es in der jeweiligen Einrichtung zusätzliche Angebote für Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

gibt.<br />

Um den spezifischen Anforderungen der Arbeit mit Migranten und Migrantinnen adäquat zu<br />

entsprechen, wird von den Befragten die Bedeutung von Mitarbeiter/innenschulungen zu Themen<br />

wie Interkulturalität, Nichtdiskriminierung oder Integration hervorgehoben. Etwa zwei Drittel<br />

der Befragten stimmen diesbezüglich der Aussage „voll“ oder „teilweise“ zu, dass entsprechende<br />

Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter/innen bei der Trägereinrichtung bestehen.<br />

Eher selten scheint die Arbeit mit Migranten und Migrantinnen dem gegenüber auch auf konzeptioneller<br />

Ebene abgesichert zu sein: So bestätigen nur etwas über ein Drittel der Befragten<br />

- 134 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

die Verankerung des Diversity Management Ansatzes in der Einrichtung oder die Arbeit nach<br />

Cultural Mainstreaming-Aspekten (vgl. Übersicht 3-4).<br />

3.7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Das ESF-OP des Landes NRW beabsichtigt, einen Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele<br />

Chancengleichheit, Nachhaltigkeit, Transnationalität und Innovation zu leisten. Zum Querschnittsziel<br />

Chancengleichheit ist für das ESF-OP des Landes NRW ein qualitativer Unterschied im Vergleich<br />

zu anderen ESF-kofinanzierten Landesprogrammen festzustellen: Denn das Querschnittsziel<br />

Chancengleichheit legt nicht ausschließlich einen deutlichen Schwerpunkt auf die Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern und die Anwendung der Strategie Gender-Mainstreaming, es<br />

fasst unter das Thema Chancengleichheit vielmehr auch den Abbau von im Ausbildungs- oder Beschäftigungssystem<br />

unabhängig vom Geschlecht bestehenden Diskriminierungen bestimmter Personengruppen.<br />

In Bezug auf das Querschnittsziel der Chancengleichheit von Frauen und Männern wurden im<br />

ESF-OP des Landes NRW auf der Output-Ebene, nicht jedoch auf der Ergebnis-Ebene, quantifizierte<br />

Ziele vorgegeben. Diese beziehen sich auf die spezifischen Ziele C1 und C2. Die Überprüfung<br />

des Umsetzungsstands bis zum 31.12.2011 erlaubt folgende Schlussfolgerungen:<br />

<br />

Für Maßnahmen im spezifischen Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ zeigt sich, dass das quantitative Soll von 3.000 teilnehmenden<br />

Frauen bis zum Ende der Förderperiode bereits deutlich überschritten worden ist: mit 6.431 bis<br />

Ende 2011 in Jugend in Arbeit plus eingetretenen Frauen wurde der Zielwert bereits um über<br />

das Doppelte übertroffen. Der Anteil der Frauen an allen über Jugend in Arbeit plus Geförderten<br />

lag – ebenfalls bis Ende Dezember 2011 – mit 40,6% ebenfalls deutlich über dem Zielwert<br />

von einem Drittel (vgl. Übersicht 3-1).<br />

Im spezifischen Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen“ wurde auf der Output-Ebene ebenfalls die Zahl von Frauen an<br />

den Geförderten als Indikator festgelegt. Als Zielwert wurde bis zum Ende der Förderperiode<br />

festgelegt, dass 1.400 Frauen über die Förderangebote im spezifischen Ziel C2 unterstützt<br />

werden sollen. Bis Ende 2011 ergibt sich damit ein rechnerischer Zielwert von 1.000 zu fördernden<br />

Frauen. Tatsächlich konnten bis zum 31.12.2011 insgesamt 655 Frauen unterstützt<br />

werden. Damit wurde der Zielwert um rd. ein Drittel (-34,5%) unterschritten.<br />

Insgesamt weist der Durchführungsbericht für das Jahr 2011 darauf hin, dass von den insgesamt<br />

bis zum 31.12.2011 in Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden 48.700 Personen 47,8%<br />

Frauen sind. Dieser Frauenanteil liegt deutlich über dem Durchschnittswert des Gesamtprogramms<br />

(39,4%) sowie dem Vergleichswert der <strong>Prio</strong>ritätsachse B (29,5%). Allein an Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse A nahmen anteilig mehr Frauen teil (59,0%). In welchem Maße es mit den Förderangeboten<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C gelingt, die Chancengleichheit von Frauen und Männern tatsächlich<br />

zu erhöhen, kann auf Basis der zur Verfügung stehenden Informationen nicht abschließend<br />

beantwortet werden. Die strukturellen Vorkehrungen und entsprechende Aktivitäten der fachlichen<br />

Begleitung deuten zwar auf Mechanismen hin, mit denen die Grundlagen für eine gleichstellungsfördernde<br />

Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW gegeben zu sein scheint. Ergänzend<br />

erlaubt insbesondere die Fördermöglichkeit der innovativen Vorhaben die Umsetzung spezifischer<br />

Projekte, in denen Fragen der Chancengleichheit von Frauen und Männern gezielt angesprochen<br />

- 135 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

werden können. Solche Projekte sind damit durchaus möglich, konkrete Ergebnisse und Belege für<br />

den Erfolg der Ansätze lassen sich auf Basis der vorliegenden Informationen jedoch nicht finden.<br />

In Bezug auf die Förderung der Chancengleichheit von Zielgruppen des Arbeitsmarkts zeigen die<br />

Analysen, dass von allen in Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden Personen drei Viertel<br />

vor Eintritt arbeitslos gemeldet waren und Langzeitarbeitslose einen Anteil von rd. einem Drittel<br />

hatten. Die Anteile von Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen lagen damit deutlich über den entsprechenden<br />

Referenzwerten aller Teilnehmenden an ESF-geförderten Maßnahmen bis Ende<br />

2011. Im Vergleich zur Umsetzung des ESF insgesamt konnten in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auch<br />

Menschen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Schwerbehinderung deutlich häufiger erreicht<br />

werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C Menschen mit Migrationshintergrund<br />

mit einen Anteil von über einem Drittel aller Teilnehmenden (ESF insgesamt:<br />

13,6%). Auch der Anteil von Menschen mit Schwerbehinderungen lag in <strong>Prio</strong>ritätsachse C deutlich<br />

über dem Durchschnittswert des Gesamtprogramms.<br />

Zum Querschnittsziel Nachhaltigkeit lassen die auf Programmebene vorliegenden Informationen<br />

kaum wissenschaftlich gesicherte Schlussfolgerungen zu: Denn die für die spezifischen Ziele C1<br />

und C2 ausgewiesenen Verbleibsindikatoren beziehen sich zum einen nur auf ausgewählte Förderangebote.<br />

Zum anderen handelt es sich eher um kurzfristige Verbleibsindikatoren, aus denen<br />

nur bedingt Rückschlüsse in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Förderung gezogen werden können.<br />

Schließlich ist unklar, in welchem Maße das (Verbleibs-)Ergebnis auf die Maßnahmeteilnahme<br />

selbst zurückzuführen ist. Auch zur Frage der sozialen Nachhaltigkeit liegen keine belastbaren Informationen<br />

auf Ergebnisebene vor, da bislang keine entsprechenden Indikatoren im Monitoring<br />

der ESF-Umsetzung vorgesehen sind. Die Notwendigkeit zur Entwicklung solcher Indikatoren, mit<br />

denen Entwicklungsfortschritte innerhalb der jeweiligen Förderangebote und bezogen auf unterschiedliche<br />

Zielgruppen des Arbeitsmarktes abgebildet und bewertet werden können, wurde im<br />

Rahmen von Experten- und Expertinneninterviews sowie des darauf aufbauenden Indikatorenworkshops<br />

am 07.12.2012 bestätigt. Angeregt wurde in diesem Zusammenhang die Durchführung<br />

entsprechender Modellvorhaben auf Ebene der jeweiligen ESF-Förderangebote.<br />

In Bezug auf das Querschnittsziel Transnationalität ist auf eine Vielzahl von Aktivitäten insbesondere<br />

der G.I.B. hinzuweisen, mit denen strukturbildende Ansätze zur Integration von Zielgruppen<br />

des Arbeitsmarkts aus dem europäischen Ausland recherchiert, analysiert und mit dem Ziel der<br />

Übertragung in entsprechende Projektansätze in NRW diskutiert werden. Über konkrete Ergebnisse<br />

liegen keine Informationen vor.<br />

Hinsichtlich des Querschnittsziels Innovation ist insbesondere auf die Fördermöglichkeit entsprechender<br />

innovativer Projektvorhaben im spezifischen Ziel C3 hinzuweisen. In diesem Zusammenhang<br />

wurde in bislang 40 Projekten ein breites Spektrum an sehr heterogenen Fördermaßnahmen<br />

– in Bezug sowohl auf einbezogene Zielgruppen als auch auf Projektansätze – realisiert. Zwar liegen<br />

Informationen zum Erfolg dieser innovativen Vorhaben nur für einige wenige Projekte vor und<br />

keine Informationen zum tatsächlichen Transfer erfolgreich erprobter Modelle, jedoch lässt sich auf<br />

Basis der abgedeckten Themenbreite und der Unterschiedlichkeit der Projektansätze darauf<br />

schließen, dass es mit der Förderung innovativer Vorhaben im spezifischen Ziel C3 möglich ist,<br />

wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik in NRW zu<br />

setzen. Dies dürfte auch dadurch begünstigt werden, dass für eine Förderung aus ESF-Mitteln das<br />

Erfüllen hoher Qualitätskriterien, die durch die AG Innovation gesetzt werden, erforderlich ist. Darüber<br />

hinaus ist ein regionaler Bedarf zu belegen.<br />

- 136 -


Kapitel 3: Querschnittsziele<br />

<strong>ISG</strong><br />

Die zu den Querschnittszielen dargestellten Befunde werden durch die Einschätzung von Experten/innen<br />

der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW im Wesentlichen bestätigt: Demnach leistet<br />

die <strong>Prio</strong>ritätsachse C insbesondere einen Beitrag zur Förderung transferfähiger Ansätze zur<br />

Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik sowie zur Eröffnung des Zugangs<br />

zu Beschäftigung und die Chance auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.<br />

Ebenfalls wichtig ist aus Sicht der Befragten der Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zum Abbau von<br />

Diskriminierung und/oder von Vorbehalten gegenüber behinderten und schwerbehinderten Menschen,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und langzeitarbeitslosen Jugendlichen sowie zur Förderung<br />

von Migrantinnen und Migranten beim Übergang in Ausbildung und Beschäftigung. Hierbei<br />

dürfte v.a. das Förderangebot Jugend in Arbeit plus im Vordergrund stehen, bei dem es sich bei<br />

über einem Drittel aller Teilnehmenden um Jugendliche mit Migrationshintergrund handelt.<br />

Ein dem gegenüber geringer Beitrag lässt sich hingegen hinsichtlich der beruflichen Integration<br />

von Frauen und Männern nach der Familienphase sowie der Erprobung von Angeboten zur besseren<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf feststellen. Diesbezüglich scheinen die bisherigen Rahmenbedingungen<br />

auf konzeptioneller und fördertechnischer Ebene, die Angebote der fachlichen<br />

Begleitung und die Aktivitäten der Träger selbst noch keine für die befragten Expertinnen und Experten<br />

der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sichtbaren Ergebnisse entfaltet zu haben.<br />

- 137 -


Kapitel 4: Gemeinschaftlicher Mehrwert<br />

<strong>ISG</strong><br />

4. Gemeinschaftlicher Mehrwert der Umsetzung des ESF-Programms des<br />

Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Aufbauend auf den Analyseergebnissen der vorangehenden Kapitel wird im Folgenden bewertet,<br />

inwieweit mit der bisherigen Umsetzung der Maßnahmen in <strong>Prio</strong>ritätsachse C ein Beitrag zum sog.<br />

gemeinschaftlichen Mehrwert geleistet worden ist. Bezugsbasis bilden hier v.a. die zwischen der<br />

EU und den Mitgliedstaaten festgelegten EU-Benchmarks sowie die beschäftigungspolitischen<br />

Leitlinien und Kohäsionsleitlinien.<br />

4.1 EU-Benchmarks<br />

Das Land NRW ist den sog. EU-Benchmarks verpflichtet, da – aus Sicht der EU-Kommission – der<br />

ESF das zentrale Instrument zur Erreichung der gesetzten Gemeinschaftsziele darstellt. Die EU-<br />

Benchmarks 108 stellen Makrogrößen dar, auf die durch ein vom Mittelvolumen vergleichsweise<br />

„kleines“ ESF-Programm kaum Einfluss genommen werden kann. Die Annahme solcher Effekte ist<br />

zwar durchaus plausibel, die „Sichtbarmachung“ im Sinne kausal auf den ESF-Einsatz rückführbarer<br />

Wirkungen ist jedoch aus methodischer Sicht – wie bereits im <strong>Endbericht</strong> der Evaluation der<br />

Umsetzung des ESF-OP in der <strong>Prio</strong>ritätsachse B gezeigt 109 – nur in Ansätzen möglich. Trotzdem<br />

erscheint es sinnvoll, die Entwicklung der für die <strong>Prio</strong>ritätsachse C zentralen EU-Benchmarks als<br />

Standortbestimmung für die weitere Programmgestaltung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C in ihrer Entwicklung<br />

seit 2005 darzustellen, soweit hierzu Daten der amtlichen Statistik zur Verfügung stehen.<br />

Insgesamt zeigt sich folgendes Bild:<br />

<br />

<br />

<br />

Zum Indikator, jeder erwachsenen Person binnen zwölf und jedem/jeder Jugendlichen binnen<br />

sechs Monaten nach Eintritt in Arbeitslosigkeit ein Angebot der aktiven Arbeitsmarktpolitik zu<br />

machen, liegen zwar grundsätzlich Controlling-Informationen der BA vor. Allerdings dienen<br />

diese der internen Steuerung und werden nicht nach außen kommuniziert. Darüber hinaus stehen<br />

– nach Rechtskreisen differenziert – für das Jahr 2005 lediglich Aggregatinformationen auf<br />

Bundesebene, nicht aber auf Ebene einzelner Länder zur Verfügung. Eine Bewertung ist daher<br />

nicht möglich.<br />

Tendenziell im Zeitverlauf verbessert, aber noch mit einem Abstand zum Benchmark entwickelte<br />

sich die Teilnahmequote von Langzeitarbeitslosen an Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung.<br />

Der EU-Benchmark von einem Viertel wurde in 2005 mit einem erreichten Wert von<br />

14% 110 deutlich unterschritten. Mit knapp 19% konnte der Anteil bis 2008 97 zwar erhöht werden,<br />

er lag jedoch weiter unter dem EU-Benchmark. Neuere Daten, die sowohl SGB III- als auch<br />

SGB II-Langzeitarbeitslosigkeit berücksichtigen, liegen nicht vor.<br />

Eine leicht positive Entwicklung lässt sich in Bezug auf die Entwicklung des Armutsrisikos in<br />

NRW feststellen: Hier kam es zwischen 2006 und 2011 zu einer geringfügigen Entspannung.<br />

Die SGB II-Quote – als Anteil der Empfänger/innen von ALG II bzw. Sozialgeld nach dem SGB<br />

II an der Bevölkerung im Alter von 0 bis unter 65 Jahren – sank von 11,7% im Dezember 2006<br />

auf 11,0% im Dezember 2011.<br />

108 Ursprünglich im Rahmen der Lissabon-Strategie festgelegten Benchmarks wurden zwischenzeitlich im Rahmen der Strategie Europa<br />

2020 fortgeschrieben.<br />

109 <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für Nordrhein-Westfalen<br />

in der Förderperiode 2007-2013, <strong>Endbericht</strong> zur <strong>Prio</strong>ritätsachse B, Berlin 2012, S. 106-111<br />

110 Ohne Langzeitarbeitslose und langzeitarbeitslose Maßnahmeteilnehmer/innen in zkT/kommunalen Jobcentern.<br />

- 138 -


Kapitel 4: Gemeinschaftlicher Mehrwert<br />

<strong>ISG</strong><br />

Übersicht 4-1: Entwicklung der EU-Benchmarks mit Bezug zur <strong>Prio</strong>ritätsachse C in Nordrhein-Westfalen<br />

2005 bis 2010<br />

Benchmark<br />

Nr.<br />

4<br />

5<br />

10<br />

Indikator Ziel 2005 2011<br />

Jedem Arbeitslosen wird ein Neuanfang ermöglicht,<br />

und zwar binnen sechs Monaten nach Eintritt der<br />

Arbeitslosigkeit im Fall von Jugendlichen und binnen<br />

zwölf Monaten im Fall von Erwachsenen in<br />

Form einer Ausbildung, einer Umschulung, Berufserfahrung,<br />

eines Arbeitsplatzes oder einer anderen<br />

Beschäftigungsmaßnahme, gegebenenfalls in<br />

Kombination mit einer kontinuierlichen Unterstützung<br />

bei der Arbeitssuche<br />

25 % der Langzeitarbeitslosen sollen an einer aktiven<br />

Maßnahme in Form einer Ausbildung, einer<br />

Umschulung, Berufserfahrung oder einer anderen<br />

Beschäftigungsmaßnahme teilnehmen, mit dem<br />

Ziel, den Durchschnitt der drei führenden Mitgliedstaaten<br />

zu erreichen<br />

100 %<br />

25 %<br />

Armutsrisiko (SGB II-Quote=Personen in Bedarfsgemeinschaften<br />

bezogen auf Bevölkerung insgesamt)<br />

Reduzierung<br />

D:<br />

Ü25:<br />

98,3<br />

U25:<br />

97,3<br />

14,0% 1)<br />

SGB II:<br />

8,6%<br />

SGB III:<br />

27,0%<br />

11,7%<br />

(2006)<br />

k.A.<br />

2008<br />

18,6 % 1)<br />

SGB II:<br />

17,7%<br />

SGB III:<br />

27,1%<br />

Bewertung<br />

O<br />

<br />

11,0% <br />

= Ziel erreicht oder übertroffen; = Ziel noch nicht erreicht; O = Keine Aussage möglich, keine Daten vorhanden<br />

1)<br />

Eigene Berechnungen nach den in den Eingliederungsbilanzen SGB II und SGB III für das Land NRW ausgewiesenen<br />

Werten jahresdurchschnittlicher Bestände an Langzeitarbeitslosen im jeweiligen Rechtskreis sowie jahresdurchschnittlichen<br />

Bestände an Langzeitarbeitslosen des jeweiligen Rechtskreises in Maßnahmen der Arbeitsagenturen und Jobcenter,<br />

allerdings ohne zkT. Der entsprechende Anteil im SGB II lag (ohne zkT) bei 17,7%, für SGB III-Langzeitarbeitslose<br />

demgegenüber bei 27,1%. Die von der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesenen Daten enthalten keine Angaben der<br />

zkT. Quellen: Eingliederungsbilanzen nach § 54 SGB II sowie nach § 11 SGB III für das Berichtsjahr 2008 in NRW unter:<br />

http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/e.html; Statistische Ämter des Bundes und der Länder<br />

(Hrsg.), Sozialberichterstattung, Armut und soziale Ausgrenzung, SGB II Quote, URL: http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/B2sgbII-quote.html<br />

4.2 Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zu den Zielen der Europäischen Beschäftigungsstrategie<br />

und den Kohäsionsleitlinien<br />

4.2.1 Strategiebewertung<br />

In der <strong>Prio</strong>ritätsachse C werden mit den Förderangeboten Jugend in Arbeit plus und Stützlehrer im<br />

spezifischen Ziel C1, mit den Programmen 100 zusätzliche Ausbildungsplätze, ILJA sowie Projekte<br />

für behinderte Menschen im spezifischen Ziel C2 sowie mit den Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren,<br />

den innovativen Vorhaben und dem mittlerweile ausgelaufenen Kombilohn<br />

NRW/JobPerspektive drei spezifische Ziele verfolgt:<br />

<br />

<br />

<br />

Berufliche Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen;<br />

Berufliche Integration von behinderten und schwerbehinderten Menschen;<br />

Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik.<br />

Diese spezifischen Ziele und die in diesen spezifischen Zielen umgesetzten Förderangebote stehen<br />

auf strategischer und konzeptioneller Ebene im Einklang mit folgenden EU-relevanten und nationalen<br />

Zielvorgaben:<br />

<br />

3. Kohäsionsleitlinie „Mehr und bessere Arbeitsplätze“, insbesondere:<br />

o<br />

Leitlinie 3.1 „Mehr Menschen in Arbeit zu bringen und zu halten und die Sozialschutzsysteme<br />

zu modernisieren“ und hier v.a. mit:<br />

- 139 -


Kapitel 4: Gemeinschaftlicher Mehrwert<br />

<strong>ISG</strong><br />

<br />

• Dem Instrument 3.1.2 „Einen lebenszyklusorientierten Ansatz in der Beschäftigungspolitik<br />

fördern“;<br />

• Dem Instrument 3.1.3 „Integrative Arbeitsmärkte schaffen, Arbeit attraktiver und für<br />

Arbeit Suchende auch für benachteiligte Menschen und Nichterwerbstätige lohnend<br />

machen“;<br />

• Dem Instrument 3.1.4 „Den Arbeitsmarkterfordernissen besser gerecht werden“.<br />

Besonders hervorgehoben werden in der 3. Kohäsionsleitlinie spezielle Maßnahmen, um Migranten<br />

und Migrantinnen in stärkerem Maße Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewähren und ihre<br />

soziale Integration zu erleichtern, wobei u.a. Schulungen und auf die individuelle Situation zugeschnittene<br />

Beratung als konkrete Instrumente genannt werden.<br />

Als weitere wichtige <strong>Prio</strong>rität wird die Arbeitsmarktintegration von benachteiligten oder von sozialer<br />

Ausgrenzung bedrohten Menschen genannt, wobei hier u.a. Schulabbrecher/innen,<br />

Langzeitarbeitslose, Minderheiten und Behinderte im Vordergrund stehen. Hierbei empfiehlt<br />

die EU den Mitgliedstaaten die Umsetzung einer breiten Palette von Maßnahmen, mit denen<br />

auch auf die Beschäftigungsfähigkeit von Betroffenen positiv Einfluss genommen werden soll.<br />

Zu diesen Maßnahmen gehören beispielsweise Fortbildung, Umschulung, soziale Hilfs- und<br />

Betreuungsdienste oder die Förderung der Akzeptanz der Vielfalt am Arbeitsplatz durch themenbezogene<br />

Schulungen.<br />

Darüber hinaus stehen die spezifischen Ziele des ESF-OP des Landes NRW im Einklang mit<br />

der beschäftigungspolitischen Leitlinie 10 „Förderung der sozialen Eingliederung und Bekämpfung<br />

der Armut“.<br />

Wird ergänzend der Nationale Strategische Rahmenplan berücksichtigt, leisten die Maßnahmen<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auf strategischer Ebene einen Beitrag zur thematischen <strong>Prio</strong>rität 6<br />

„Verbesserung der Arbeitsmarktchancen und Integration benachteiligter Personen“, und hier<br />

insbesondere zu folgenden Ansatzpunkten:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Ansatzpunkt 6.1: „Aktive und präventive Maßnahmen zur Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

und zur Unterstützung von Berufsrückkehrerinnen“;<br />

Ansatzpunkt 6.2: „Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit durch flankierende Maßnahmen“;<br />

Ansatzpunkt 6.6: „Spezifische Förderungen für bestimmte arbeitsmarktpolitische Zielgruppen<br />

wie Behinderte, Strafgefangene usw.“.<br />

4.2.2 Bewertung der bisherigen Umsetzung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C in Bezug<br />

zu den relevanten EU-Zielen<br />

In Bezug zur bisherigen Umsetzung der Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zeigen die durchgeführten<br />

Analysen auf der Output-Ebene, dass es bis zum 31.12.2011 gelungen ist, dass von den<br />

insgesamt knapp 48.700 in die unterschiedlichen Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden<br />

Personen Langzeitarbeitslose einen Anteil von einem Drittel, Menschen mit Migrationshintergrund<br />

von 34,3% und Menschen mit (schweren) Behinderungen von 8,7% hatten. Während die<br />

Maßnahmen Jugend in Arbeit plus und Stützlehrer im spezifischen Ziel C1 v.a. auf langzeitarbeitslose<br />

Jugendliche einerseits und auf lernbenachteiligte Jugendliche in Jugendwerkstätten andererseits<br />

gerichtet sind, sprechen die Förderangebote des spezifischen Ziels C2 insbesondere Men-<br />

- 140 -


Kapitel 4: Gemeinschaftlicher Mehrwert<br />

<strong>ISG</strong><br />

schen mit Behinderungen und schweren Behinderungen an. Mit den Programmen Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren<br />

werden zudem im spezifischen Ziel C3 ergänzende Beratungs-<br />

aber auch Aktivierungsangebote umgesetzt, mit denen die aktivierende Unterstützung und<br />

gesellschaftliche Eingliederung von Arbeitslosen, Langzeitarbeitslosen und Nicht-Leistungsbeziehenden<br />

unterstützt wird. Auch die innovativen Vorhaben im spezifischen Ziel C3 ermöglichen die<br />

Entwicklung und Erprobung von Ansätzen zur gezielten Integration von Zielgruppen des Arbeitsmarktes.<br />

4.3 Zusammenfassung<br />

Grundsätzlich zeigen die Analysen zur „Bewertung des gemeinschaftlichen Mehrwerts“, dass die in<br />

<strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten Maßnahmen auf strategischer Ebene – wie auch im ESF-OP des<br />

Landes NRW beschrieben – eindeutige Bezüge zu den relevanten EU-Zielen aufweisen, wie sie<br />

insbesondere in den EU-Benchmarks, den Kohäsionszielen, den Beschäftigungspolitischen Leitlinien<br />

sowie den Zielen des Nationalen Strategischen Rahmenplans für die Bundesrepublik<br />

Deutschland verankert wurden.<br />

- 141 -


Kapitel 5: Indikatorik in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

5. Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung von Indikatoren zur Bewertung<br />

der Umsetzung von zielgruppenorientierten ESF-<br />

Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik<br />

5.1 Vorbemerkung<br />

Aufgabe der Programmevaluation der Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C war unter anderem auch die Durchführung einer kritischen Bestandsaufnahme bestehender<br />

Indikatoren sowie die Erarbeitung von Eckpunkten für Weiterentwicklung von Indikatoren zur<br />

zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik in NRW. Diese sollten mit Blick auf die neue Interventionsperiode<br />

2014-2020 nicht nur den Informationsbedürfnissen der EU-Kommission entgegenkommen,<br />

sondern auch den praktischen Steuerungs- und ggf. Nachjustierungserfordernissen ESFgeförderter<br />

Interventionen genügen.<br />

Hierzu wurde ein mehrstufiges Vorgehen festgelegt, das aus insgesamt vier Teilschritten bestand:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

In einem ersten Schritt wurden Indikatoren, über die im Bereich der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auf Programmebene,<br />

im Begleitausschuss und in den jährlichen Durchführungsberichten der ESF-<br />

Verwaltungsbehörde an die EU-Kommission berichtet wird, einer Dokumentenanalyse unterzogen;<br />

Ergänzende Indikatoren für Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C, die sich auf Instrumenten- bzw.<br />

Förderprogrammebene aus den Durchführungsrichtlinien, Programmbeschreibungen, Evaluationsberichten<br />

etc. ergeben, wurde im Rahmen einer weiteren Dokumentanalyse bewertet;<br />

In einem dritten Schritt erfolgte die Bewertung der in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zur Verfügung stehenden<br />

Indikatoren hinsichtlich Aussagekraft, Verwertbarkeit und Steuerungsrelevanz anhand<br />

von insgesamt leitfadengestützten Interviews mit Vertretern und Vertreterinnen von MAIS,<br />

G.I.B., Verbänden und Trägern. Die Interviews wurden im Zeitraum Ende November / Anfang<br />

Dezember 2012 durchgeführt und anschließend ausgewertet;<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen der eigenen Dokumentenanalysen Analysen sowie der Interviews<br />

mit Expertinnen und Experten wurde am 07.12.2012 ein eintägiger Indikatorenworkshop<br />

mit 20 für die Umsetzung von Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C relevanten Akteuren in NRW<br />

durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse aller Analyseschritte wurden in einem eigenständigen Papier 111 zusammengefasst<br />

und dem Auftraggeber in überarbeiteter Form am 17.01.2013 zugeleitet. Die zentralen Schlussfolgerungen<br />

und Empfehlungen aus diesem Papier werden im Folgenden kursorisch wiedergegeben.<br />

5.2 Ergebnisse der Arbeiten und Empfehlungen zur<br />

Weiterentwicklung der Indikatorik in <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Die Schlussfolgerungen und Empfehlungen, die sich aus den durchgeführten Dokumentenanalysen,<br />

den leitfadengestützten Interviews mit Experten und Expertinnen sowie dem Indikatorenworkshop<br />

ergeben, lassen sich im Wesentlichen drei thematischen Bereichen zuordnen:<br />

1. Qualitative Weiterentwicklung des Monitorings<br />

111<br />

Vgl. <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH (Hrsg.), Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für<br />

Nordrhein-Westfalen in der Förderperiode 2007-2013 – <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Konzeptpapier zur Indikatorik in <strong>Prio</strong>ritätsachse C, Berlin<br />

2013 (unveröffentlicht)<br />

- 142 -


Kapitel 5: Indikatorik in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

<strong>ISG</strong><br />

2. Erfassung der Nachhaltigkeit einer Arbeitsmarktintegration<br />

3. Erfassung von Zwischenerfolgen im Sinne der Beschäftigungsfähigkeit<br />

Im Einzelnen ergeben sich innerhalb dieser drei Kernbereiche folgende Empfehlungen:<br />

<br />

<br />

<br />

Qualitative Weiterentwicklung des Monitorings<br />

Im Hinblick auf die qualitative Weiterentwicklung des Monitoring sollten zukünftig Doppelerfassungen<br />

von Monitoring-Informationen vermieden und den Trägern Auswertungsroutinen zugänglich<br />

gemacht werden, mit denen diese die Ergebnisse ihres Projekts mit einem Benchmark<br />

(z.B. Durchschnitt aller Projekte eines Förderangebots) vergleichen können. Der Zugriff<br />

von Trägern auf projektbezogene Monitoring-Informationen könnte dabei auch für konkrete<br />

Aufgaben des projektbezogenen Qualitätsmanagements durch die Träger selbst. Ein weiterer<br />

Ansatzpunkt zur qualitativen Weiterentwicklung von Indikatoren könnte sich außerdem daraus<br />

ergeben, dass das Monitoring-System konsequent auf Individualdaten aufbaut und parallele<br />

Erfassungsinstrumente und -systeme vermieden werden.<br />

Erfassung der Nachhaltigkeit einer Arbeitsmarktintegration<br />

Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Ergebnis-Indikatoren sollten der Nachhaltigkeit der Arbeitsmarktintegration<br />

und ihrer Erfassung in Zukunft eine stärkere Bedeutung zukommen. Dabei<br />

sollte die Erfassung zeitlich über den bisherigen Betrachtungszeitraum von einem halben<br />

Jahr nach Maßnahmeende hinausgehen. Zur Lösung von organisatorisch-technischen Problemen<br />

– insbesondere der Frage, wie Träger oder Bewilligungsbehörden nach zwölf Monaten<br />

oder mehr auf verlässliche Teilnehmendendaten zurückgreifen können – und zur Minimierung<br />

des Aufwands, der bei Erhebungen entstehen würde, sollte die Erfassung des Verbleibs von<br />

Teilnehmenden an ESF-geförderten Projekten zukünftig über den Zugriff auf Prozessdaten der<br />

Bundesagentur für Arbeit erfolgen. Hierzu wäre es – wie in einem Konzeptpapier des <strong>ISG</strong> zur<br />

Organisation und Durchführung von Vergleichsgruppenanalysen dargestellt – erforderlich, die<br />

Teilnahmekenntnis an ESF-geförderten Programmen mit den BA-Prozessdaten zu verknüpfen.<br />

Dies ist im Rahmen so genannter Record-Linkage-Verfahren möglich, bei denen ein Abgleich<br />

von Namen und Geburtsdaten der Teilnehmenden an z.B. ESF-Projekten mit den Datenbeständen<br />

der Bundesagentur für Arbeit erfolgt.<br />

Erfassung von Zwischenerfolgen im Sinne der Beschäftigungsfähigkeit<br />

Zur Vermeidung einer einseitig auf Integrationen ausgerichteten Bewertung von zielgruppenorientierten<br />

Förderangeboten sollten zukünftig Teilhabeaspekte i.w.S. auch im Indikatorenund<br />

Monitoring-System deutlich aufgewertet werden. Ein für alle Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C allgemeingültiges Konzept erscheint dabei aufgrund der unterschiedlichen Lebenslagen<br />

und soziostrukturellen Gegebenheiten von Teilnehmenden einerseits und aufgrund der<br />

Spezifika von Förderangeboten kaum realistisch. Fraglich ist auch, ob eine Erfassung von<br />

Zwischenerfolgen im Rahmen eines integrierten Monitoring-Systems erfolgen kann.<br />

Daher wird empfohlen, zunächst innerhalb der jeweiligen Förderangebote exemplarisch und<br />

modellhaft Ansätze zu erproben, mit denen Entwicklungsfortschritte – z.B. zur Beschäftigungsfähigkeit<br />

von Menschen mit Behinderungen in Abhängigkeit von der Art der Behinderung oder<br />

zur gesellschaftlichen Teilhabe bei Nutzung der Angebote von Arbeitslosenzentren – erprobt<br />

werden. Hierbei sollen bewusst unterschiedliche Methoden zur Anwendung kommen, um nach<br />

Abschluss der Modellvorhaben bewerten zu können, welcher Ansatz unter welchen Voraussetzungen<br />

hinsichtlich der Messung von Entwicklungserfolgen am effektivsten ist.<br />

- 143 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

6. Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen<br />

zur Optimierung der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

Vorbemerkung<br />

(1) Im Dezember 2011 wurde das <strong>ISG</strong> Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH<br />

(<strong>ISG</strong>) vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

(MAIS) beauftragt, die „Evaluierung der Umsetzung des ESF-Programms für Nordrhein-Westfalen<br />

in der Förderperiode 2007-2013 – <strong>Prio</strong>ritätsachse C“ durchzuführen. Der als Meta-Evaluation angelegte<br />

Untersuchungsauftrag hat eine Laufzeit vom 01.01.2012 bis einschließlich 31.12.2012 und<br />

bewertet die Umsetzung der Maßnahmen des ESF-OP des Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C.<br />

(2) Das <strong>ISG</strong> legt hiermit vereinbarungsgemäß den <strong>Endbericht</strong> vor, in dem die Analyseergebnisse,<br />

Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Arbeitspakete zusammenfassend dargestellt werden.<br />

Grundlagen dieses <strong>Endbericht</strong>s bilden neben umfangreichen Analysen der amtlichen Statistiken<br />

sowie des Monitoringsystems die Ergebnisse ergänzender Erhebungen, wie sie z.B. von der G.I.B.<br />

durchgeführt wurden. Aufgrund des Charakters des Forschungsvorhabens als Meta-Evaluation<br />

wurde vom <strong>ISG</strong> für die durchgeführten Analysen vorwiegend auf diese externen Informationsgrundlagen<br />

zurückgegriffen.<br />

(3) Eigenständige Erhebungen des <strong>ISG</strong> blieben auf eine Befragung von 290 Expertinnen und Experten<br />

der Arbeits- und Beschäftigungspolitik im Land zur Beurteilung der Erreichung von strategischen,<br />

spezifischen und Querschnittszielen der Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C beschränkt. An<br />

der Befragung nahmen insgesamt 94 Expertinnen und Experten teil. Der Rücklauf, der den Auswertungen<br />

zugrunde liegt, beläuft sich damit auf 32,4%. Darüber hinaus wurden zur Bewertung<br />

und Weiterentwicklung der Indikatorik in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C leitfadengestützte Interviews sowie<br />

ein Indikatorenworkshop durchgeführt und ausgewertet.<br />

(4) In diesem <strong>Endbericht</strong> wird u.a. auch Bezug auf weitere Berichte genommen, die dem Auftraggeber<br />

im Verlauf der Programmevaluation zur Verfügung gestellt wurden. Neben einem Sachstandsbericht<br />

zum 30.05.2012 gehören hierzu das am 29.08.2012 vorgelegte Konzeptpapier zur<br />

Indikatorik in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C, das im Rahmen der im November/Dezember 2012 durchgeführten<br />

Experten- und Expertinneninterviews sowie des darauf aufbauenden Indikatorenworkshops<br />

am 07.12.2012 fortgeschrieben wurde sowie um ein am 11.09.2012 vorgelegtes Papier zur Durchführbarkeit<br />

von Vergleichsgruppenansätzen zur Evaluation der Umsetzung des ESF in <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C.<br />

Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlungen auf Basis der soziökonomischen<br />

Analyse und der SWOT-Analyse<br />

(5) Die Aktualisierung von sozioökonomischer Analyse und SWOT-Analyse erlaubt folgendes zusammenfassendes<br />

Fazit: Im Gegensatz zu den eher negativen ökonomischen und arbeitsmarktbezogenen<br />

Entwicklungen vor 2005, die die Grundlage für die Erstellung des ESF-OP des Landes<br />

NRW gebildet haben, ist das Land NRW seit 2005 grundsätzlich von einem anhaltenden wirtschaftlichen<br />

Erholungsprozess gekennzeichnet, der sich zunehmend positiv auf den Arbeits- und<br />

Ausbildungsstellenmarkt ausgewirkt hat. Finanz- und Wirtschaftskrise sowie in jüngerer Zeit die<br />

Staatsschuldenkrise haben diesen wirtschaftlichen Erholungsprozess dabei zwar verlangsamt, die<br />

zur Verfügung stehenden Daten belegen jedoch, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt in NRW weiterhin<br />

– wenn auch langsam – wachsen.<br />

- 144 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

(6) Die Analysen zeigen jedoch auch, dass die strukturellen Probleme des Landes im Vergleich<br />

zum Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer und zum Bundesgebiet insgesamt seit 2005<br />

nach wie vor Bestand haben: Bei den zentralen wirtschaftlichen Kenngrößen wie Produktivität und<br />

Wirtschaftswachstum konnte das strukturelle Defizit im Vergleich zum westdeutschen Durchschnitt<br />

weiter nicht entscheidend abgebaut werden.<br />

(7) Darüber hinaus zeigt sich, dass die positiven Arbeitsmarktentwicklungen der letzten Jahre nicht<br />

allen Gruppen unter den Arbeitslosen in gleichem Maße zugutegekommen sind: Während Arbeitslosigkeit<br />

insbesondere im SGB III sowie bei Männern und Jugendlichen deutlich abgebaut werden<br />

konnte, war z.B. der Rückgang der Zahl arbeitsloser Frauen deutlich schwächer ausgeprägt. Von<br />

der Arbeitsmarktbelebung der letzten Jahre konnten insbesondere Arbeitslose im SGB II, arbeitslose<br />

Migranten und Migrantinnen sowie schwerbehinderte Männer und Frauen kaum oder nur in<br />

sehr unterdurchschnittlichem Maße profitieren. Die zukünftigen Herausforderungen dürften daher<br />

im Wirkungsfeld der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auf Handlungsfeldern liegen, mit denen – ergänzend zum<br />

Instrumentarium der Arbeitsmarktpolitik des Bundes und der BA – nachhaltige Übergänge in Beschäftigung<br />

für diese Zielgruppen erreicht werden können.<br />

(8) Insgesamt weist NRW auch aktuell gegenüber den westdeutschen Bundesländern und dem<br />

Bundesgebiet im Wesentlichen dieselben Stärken und Schwächen auf und steht vor denselben<br />

Chancen und Risiken, wie zum Zeitpunkt der Erstellung des ESF-OP des Landes NRW. Daher ist<br />

die dort vorgelegte SWOT-Analyse im Grundsatz weiter gültig.<br />

(9) Von zunehmender Bedeutung und schneller als erwartet wirken sich jedoch in NRW die Konsequenzen<br />

des demografischen Wandels auf die Sicherung des Fachkräftebedarfs aus: Der Ausbildungsstellenmarkt<br />

ist rein rechnerisch ausgeglichen, und der Wettbewerb der Unternehmen um<br />

geeignete und qualifizierte Fachkräfte wird bei der Besetzung offener Stellen weiter steigen. Von<br />

zentraler Bedeutung ist es daher weiterhin, alle Potenziale von Jugendlichen, aber auch der o.g.<br />

Zielgruppen der Arbeitsmarktpolitik zur Reduzierung der Fachkräftelücke zu nutzen.<br />

Finanzieller Umsetzungsstand der <strong>Prio</strong>ritätsachse C bis zum 31.12.2011<br />

(10) Die Entwicklung der gebundenen ESF-Mittel im Vergleich zu den Planungen aus dem ESF-<br />

OP des Landes NRW deutet auf eine insgesamt unbefriedigende Umsetzung des ESF in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C hin. Werden die bis zum 31.12.2011 bewilligten ESF-Mittel in Relation zu den rein<br />

rechnerisch für die ersten fünf Interventionsjahre zur Verfügung stehenden ESF-Mittel gesetzt, lag<br />

der sich ergebende Mittelbindungsstand bei lediglich der Hälfte (50,4%) gegenüber einem durchschnittlichen<br />

Mittelbindungsstand für das Gesamtprogramm von 81,1%.<br />

(11) Ein ähnliches Bild ergibt sich hinsichtlich der an die Begünstigten ausgezahlten förderfähigen<br />

Ausgaben: Ihr Anteil an den (rechnerisch) für die ersten fünf Umsetzungsjahre zur Verfügung stehenden<br />

Mittel lag Ende 2011 bei nur 32,6% und damit deutlich unter dem Durchschnittswert des<br />

Gesamtprogramms (65,1%). Auch der Auszahlungsstand kann demnach für die <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

als wenig zufriedenstellend bewertet werden.<br />

(12) Der schleppende finanzielle Umsetzungsstand lässt sich insbesondere auf die Entwicklungen<br />

im spezifischen Ziel C1 zurückzuführen. Hier lag der Bewilligungsstand – bezogen auf die zur Verfügung<br />

stehenden ESF-Mittel – bei lediglich rd. einem Fünftel (21,3%), während für die beiden anderen<br />

spezifischen Ziele bereits eine Überzeichnung der Mittel erfolgte.<br />

- 145 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

(13) Der niedrige Mittelbindungs- und -auszahlungsstand dürfte sich v.a. durch den Wegfall des –<br />

finanziell bedeutsamen – Lohnkostenzuschusses erklären lassen, der im Rahmen des Programms<br />

Jugend in Arbeit plus bis 2008 gewährt wurde. Zwischenzeitlich hat das Land NRW mit den Erwerbslosenberatungsstellen<br />

und Arbeitslosenzentren ein Förderprogramm (wieder-)aufgenommen,<br />

mit dem bis Ende 2011 bereits 6,2 Mio. Euro gebunden wurden. Bei weiterer Fortschreibung der<br />

zur Verfügung stehenden finanzbezogenen Informationen bestehen gute Chancen, den „Rückstand“<br />

der finanziellen Entwicklung in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zumindest partiell wieder aufzuholen.<br />

Hierbei könnten auch ergänzende Programme zur Integration spezifischer Zielgruppen, z.B. für<br />

Menschen mit Migrationshintergrund, beitragen, sofern nicht ausreichend Unterstützungsmöglichkeiten<br />

über entsprechende Maßnahmen des Bundes zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse der<br />

sozioökonomischen Analyse bestätigen einen nach wie vor hohen Unterstützungsbedarf für diese<br />

– aber auch andere – Zielgruppen des Arbeitsmarkts.<br />

Materieller Umsetzungsstand und quantifizierte Zielvorgaben<br />

(14) Zusammenfassend ist es mit der bisherigen Umsetzung von Maßnahmen in der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C bis Ende 2011 in NRW gelungen,<br />

<br />

<br />

<br />

knapp 16.000 langzeitarbeitslose Jugendliche in Jugend in Arbeit plus einzubeziehen, darunter<br />

40,6% Frauen und<br />

rd. 1.800 Menschen mit schweren Behinderungen, darunter 36,6% Frauen in Förderangeboten<br />

einzubeziehen sowie<br />

40 innovative Vorhaben zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

umzusetzen.<br />

(15) Zum materiellen Umsetzungsstand bis Ende 2011 lässt sich in Bezug zu den im ESF-OP des<br />

Landes NRW seinerzeit gesetzten Zielen ein gemischtes Fazit ziehen: Während die Umsetzung<br />

des spezifischen Ziels C1 als überdurchschnittlich hinsichtlich der Zahl an Teilnehmenden insgesamt<br />

sowie nach einzelnen Personengruppen zu bewerten ist, fällt die Bewertung der Umsetzung<br />

im spezifischen Ziel C2 eher nüchtern aus: Den hohen gesetzten Output-Zielen konnte mit der bisherigen<br />

Umsetzung – mit Ausnahme der erreichten Zahl an Jugendlichen – nicht entsprochen werden.<br />

(16) Konkrete Begründungszusammenhänge für die Unterschreitung der quantifizierten Ziele im<br />

spezifischen Ziel C2 lassen sich auf Basis der für die Analyse zur Verfügung stehenden Informationen<br />

nicht formulieren, so dass ein allgemein abnehmender Bedarf an entsprechenden Förderangeboten<br />

– möglicherweise auch begünstigt durch Alternativen auf Bundes- und Landesebene – nicht<br />

auszuschließen ist.<br />

(17) Auch im spezifischen Ziel C3 konnten die gesetzten Ziele auf den ersten Blick nicht erreicht<br />

werden, wenn die vergleichsweise geringe Zahl bislang umgesetzter innovativer Vorhaben zugrunde<br />

gelegt wird. Jedoch ist an dieser Stelle auf die hohen Anforderungen hinzuweisen, die an innovative<br />

Vorhaben gestellt werden. Da diese erst nach der Quantifizierung der Zielvorgaben des<br />

ESF-OP festgelegt wurden, könnten die quantitativen Output-Erwartungen zum damaligen Zeitpunkt<br />

zu hoch angesetzt gewesen sein. Aufgrund der geschaffenen Strukturen auf Steuerungsund<br />

Umsetzungsebene und der regionalen Verankerung der ausgewählten Projekte kann auch auf<br />

Basis der hohen Zugangsvoraussetzungen von qualitativen Impulsen zur Weiterentwicklung der<br />

zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik ausgegangen werden. Gleichwohl könnten die beste-<br />

- 146 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

henden Fördermöglichkeiten noch stärker genutzt werden, um Strategien zur nachhaltigen Integration<br />

von bestimmten Zielgruppen – wie z.B. Menschen mit Migrationshintergrund – weiterzuentwickeln.<br />

Ergebnisse der Umsetzung und quantifizierte Ziele<br />

(18) Werden die zur Verfügung stehenden Informationen zu den bis Ende 2011 in <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C vorliegenden Ergebnisinformationen zusammengefasst, lassen sich in Bezug auf die im ESF-<br />

OP des Landes NRW festgelegten Ziele folgende Erfolge darstellen:<br />

<br />

<br />

Rund 7.150 ehemals langzeitarbeitslose Jugendliche konnten mit der ESF-Förderung aus der<br />

aktuellen Interventionsperiode im Rahmen von Jugend in Arbeit plus eine Beschäftigung nach<br />

Maßnahmeende aufnehmen.<br />

Knapp 600 Menschen mit (schweren) Behinderungen haben nach ihrer Teilnahme an den<br />

Maßnahmen im spezifischen Ziel C2 eine Beschäftigung begonnen.<br />

(19) Auch diese Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der im ESF-OP des Landes formulierten<br />

Ziele differenziert zu bewerten: Zunächst ist in Bezug auf das spezifische Ziel C1 „Verbesserung<br />

der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen“ auf den angepassten Indikator<br />

hinzuweisen, da der ursprünglich aus dem ESF-geförderte Lohnkostenzuschuss entfallen ist. Dem<br />

Vorschlag des MAIS, ein gegenüber den ursprünglichen Planungen des OP abweichendes Berechnungsmodell<br />

zur Bewertung des Erfolgs zugrunde zu legen – 45%-ige Integration der Teilnehmenden<br />

in Beschäftigung zum Zeitpunkt von sechs nach Maßnahmeende – kann mit Blick auf die<br />

bislang erreichten Integrationsquoten in ähnlicher Größenordnung gefolgt werden. Allerdings sollten<br />

bei Jugend in Arbeit plus die Möglichkeiten zur Optimierung dieses Förderangebots, wie sie<br />

sich z.B. aus der aktuell von der G.I.B. vorgelegten Untersuchung ableiten lassen, nicht ungenutzt<br />

bleiben, um die Unterstützung noch stärker an den individuellen Bedarfen der Jugendlichen zu<br />

orientieren und die Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Übergänge in Beschäftigung zu erhöhen.<br />

(20) Demgegenüber lässt sich für das spezifische Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration<br />

von behinderten und schwerbehinderten Menschen“ vor dem Hintergrund der annähernd im<br />

Plan liegenden Verbleibsquote von einem Drittel (Ziel: 35%) eine befriedigende Entwicklung feststellen.<br />

(21) Hinsichtlich des Erfolgs der Maßnahmen im spezifischen Ziel C3 lassen sich keine Aussagen<br />

treffen, denn hier wurden im ESF-OP des Landes NRW keine Erfolgsindikatoren definiert. Als Indikatoren<br />

zur Erfolgsmessung werden hier – auch mit Blick auf die neue Förderperiode – für die innovativen<br />

Vorhaben (a) der Anteil der innovativen Vorhaben vorgeschlagen, deren Ergebnisse<br />

konkrete Lösungen für die entsprechende Problemstellung erarbeitet haben und (b) der Anteil von<br />

Vorhaben, deren innovativen Ansätze in Regelförderangebote umgesetzt werden.<br />

Ergänzende Informationen zur Beurteilung der Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

(22) In Ergänzung zur Überprüfung der Erreichung spezifischer Ziele der <strong>Prio</strong>ritätsachse C wurden<br />

weitere Informationen und Untersuchungen zum Erfolg einzelner Förderangebote analysiert.<br />

(23) So zeigt eine aktuelle Studie der G.I.B. zu Jugend in Arbeit plus u.a., dass individuelle Merkmale<br />

der teilnehmenden Jugendlichen eine Erwerbsintegration nach Maßnahmeende nur begrenzt<br />

erklären können. Wichtigen Einfluss auf die Erwerbsintegration haben demnach auch Merkmale<br />

- 147 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

der Berater/innen und der Beratung selbst, aber auch regionale Faktoren. Aus den Ergebnissen<br />

leitet die G.I.B. in der vorliegenden Untersuchung folgende Handlungsempfehlungen zu Optimierung<br />

des Programms ab:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Da die Intensität der Integrationen offensichtlich mit einer positiven Bewertung der Kooperation<br />

der Berater/innen und Kammerkoordinator/innen untereinander und der Zusammenarbeit mit<br />

Mitarbeitenden der Arbeitsverwaltung korreliert, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die<br />

Arbeitsbeziehungen zu verbessern.<br />

Da sich der Anteil arbeitsmarktferner Teilnehmender an Jugend in Arbeit plus erhöht hat, kann<br />

davon ausgegangen werden, dass eine intensivere Betreuung notwendig ist, um die Wahrscheinlichkeit<br />

auf Integrationen zu erhöhen. Bislang wird die Vergütung der Berater/innen aber<br />

von Vermittlungserfolgen der Kammervermittler/innen und nicht von der Betreuungsintensität<br />

mitbestimmt. Empfohlen wird diesbezüglich, die Vergütung stärker an der Betreuungsintensität<br />

zu orientieren.<br />

Da sich in der Untersuchung der G.I.B. zeigt, dass Berater/innen, die mit einem hohen Arbeitszeitumfang<br />

für Jugend in Arbeit plus tätig sind, tendenziell hohe Erfolgsquoten aufweisen, sollten<br />

Maßnahmen ergriffen werden, um eine höhere Teilnehmendenzahl je Berater/in zu erreichen.<br />

Da Berater/innen in Regionen, in denen Kammerkoordinatoren/innen nur wenige Regionen zu<br />

betreuen haben, bessere Erfolgsquoten erzielen, sollte die Anzahl von Landkreisen und kreisfreien<br />

Städten pro Kammerkoordinator/in begrenzt werden.<br />

(24) Ebenfalls mit Bezug zum spezifischen Ziel C1 des ESF-OP des Landes NRW liegen zum Programm<br />

Stützlehrer ergänzende Informationen vor, in denen vom ehemaligen MGFFI festgehalten<br />

wird, dass die Arbeit der Stützlehrer/innen zur nachhaltigen Verbesserung der Integrationschancen<br />

der an Jugendwerkstätten teilnehmenden Jugendlichen beiträgt, da diese aufgrund einer hohen<br />

Problemdichte mit schulischen Angeboten meist nicht (mehr) erreicht werden. Das zielgerichtete<br />

Nachholen von schulischen Bildungsinhalten über den Einsatz von Stützlehrer/innen wird entsprechend<br />

als wichtiger Bestandteil der Jugendwerkstätten gewertet. Diese Einschätzung wird durch<br />

ergänzende Analysen der Landesjugendämter Westfalen und Rheinland aus dem Jahr 2009 gestützt.<br />

(25) In Bezug auf Maßnahmen im spezifischen Ziel C2 lassen sich folgende Aussagen treffen:<br />

<br />

<br />

Insgesamt erfolgt in zwei Berichten der G.I.B. eine positive Bewertung des als bedarfsgerecht<br />

eingeschätzten Förderangebots 100 zusätzliche Ausbildungsplätze, auch aufgrund des bislang<br />

realisierten Anteils an erfolgreichen Abschlüssen und Übergängen in Beschäftigung. An den<br />

bisher erreichten – quantitativen, aber auch qualitativen – Erfolgen haben die beteiligten Träger<br />

aufgrund ihrer Erfahrungen in der Rehabilitationsarbeit großen Anteil. Herausforderungen<br />

bei der weiteren Umsetzung sieht die G.I.B. hinsichtlich des „Klebeeffekts“ des Programms.<br />

Nach Einschätzungen der G.I.B. zeigen die bisherigen Erfahrungen außerdem, dass Betriebe<br />

unabhängig von ihrer Größe eher bereit sind, einen Jugendlichen mit Behinderung auszubilden,<br />

wenn sie in „geeigneter Weise“ über die zu erwartenden Beeinträchtigungen der Auszubildenden<br />

und über mögliche öffentliche Leistungen aufgeklärt werden, mit denen die behinderungsbedingten<br />

Auswirkungen kompensiert werden können.<br />

Zu den Projekten für behinderte Menschen liegt ebenfalls ein Bericht der G.I.B. vor, in dem der<br />

breite Förderansatz herausgestellt wird, mit dem unterschiedliche Zielgruppen angesprochen<br />

und passgenaue Förderkonstellationen umgesetzt werden können. Als Erfolg der Projekte<br />

- 148 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

wurde aufgrund der Heterogenität der Zielgruppen und Zielstellungen nicht zwangsläufig (nur)<br />

der Übergang der Teilnehmenden in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gewertet,<br />

sondern je nach Projekt auch der Übergang in Beschäftigung in den 2. Arbeitsmarkt sowie das<br />

Erreichen von Berufsabschlüssen oder Anschlussperspektiven in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Die Auswertung der Projektbefragung zeigt Unterschiede in den Arbeitsweisen<br />

der Projektträger, aus denen die G.I.B. ein individualisiertes Vorgehen, ein hohes Maß<br />

an Betriebsorientierung sowie die Intensität der Kooperation mit anderen Akteuren als zentrale<br />

Erfolgsfaktoren ableitet.<br />

(26) Hinsichtlich des spezifischen Ziels C3 „Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik“<br />

liegen die folgenden ergänzenden Befunde vor:<br />

<br />

<br />

Kurzbeschreibungen, die die G.I.B. in Bezug auf ausgewählte innovative Vorhaben veröffentlicht<br />

hat, zeigen, dass mit diesem Förderangebot ein breites Spektrum an Fördermaßnahmen<br />

realisierbar ist. Die Projekte zeichnen sich durch modellhafte, innovative Ansätze aus, unterscheiden<br />

sich aber in der konkreten Ausgestaltung stark. Die Mehrzahl der Projekte zielt dabei<br />

auf die Integration der Teilnehmenden in Arbeitsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt.<br />

Teilweise wird aber auch die Qualifizierung bzw. das „Fit-machen“ für den Arbeitsmarkt als<br />

Zielsetzung genannt. Heterogen sind auch die in den Projekten einbezogenen Zielgruppen.<br />

Angesprochen werden Migranten und Migrantinnen, Geringqualifizierte, Jugendliche, Berufsrückkehrer/innen,<br />

aber auch Familien bzw. größere Bedarfsgemeinschaften im SGB II sowie<br />

Strafgefangene. Einige Projekte zielen auch auf die Verbesserung der Netzwerkarbeit relevanter<br />

Arbeitsmarktakteure – z.B. zum Thema „Familienfreundlichkeit“ – in den Regionen. Die<br />

breite thematische Palette und die Unterschiedlichkeit der Projektansätze lässt insgesamt darauf<br />

schließen, dass es mit der Förderung innovativer Vorhaben im spezifischen Ziel C3 möglich<br />

ist, wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik<br />

in NRW zu setzen.<br />

Zu den Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren wird in einem Sachstandsbericht<br />

des MAIS neben der flächendeckenden Förderung entsprechender Angebote in NRW v.a. darauf<br />

hingewiesen, dass sich die Arbeitslosenzentren durch einen niederschwelligen Ansatz<br />

auszeichnen und die Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements mit Selbsthilfecharakter<br />

im Mittelpunkt steht. Zur Bewertung von Ergebnissen und Wirkungen der Erwerbslosenberatungsstellen<br />

und Arbeitslosenzentren wurde im Herbst 2012 eine Evaluation ausgeschrieben,<br />

von der Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Förderansatzes in 2013 erwartet werden<br />

können.<br />

Einschätzung von Experten/innen der Arbeits- und Beschäftigungspolitik im Land NRW zur<br />

Erreichung der spezifischen Ziele und Querschnittsziele in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C<br />

(27) Die Ergebnisse der bei Expertinnen und Experten der nordrhein-westfälischen Arbeits- und<br />

Beschäftigungspolitik durchgeführten Befragung bestätigen die Schlussfolgerungen aus der sozioökonomischen<br />

Analyse sowie der SWOT-Analyse dahingehend, dass die im ESF-OP des Landes<br />

NRW gewählte Strategie in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C im Grundsatz relevant und schlüssig ist.<br />

(28) Werden die drei spezifischen Ziele der <strong>Prio</strong>ritätsachse C nach der von den befragten Expertinnen<br />

und Experten eingeschätzten Relevanz in eine Reihenfolge gebracht, so steht die Verbesserung<br />

der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen im Vordergrund. 99% der<br />

Befragten schätzen dieses spezifische Ziel als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein. Es folgt das spezifi-<br />

- 149 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

sche Ziel der Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und schwerbehinderten<br />

Menschen mit einem Zustimmungsanteil von 97% der Befragten. Eine im Vergleich zu diesen beiden<br />

spezifischen Zielen etwas geringere Wichtigkeit wird dem Ziel der Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik beigemessen, wobei aber auch hier der Zustimmungsanteil<br />

von 90% der Befragten zeigt, dass dieses Ziel alles andere als nebensächlich ist.<br />

(29) Interessant an den Befunden ist der sehr hohe Zustimmungswert für die Förderung von Migranten<br />

zur Integration in Ausbildung und Beschäftigung: Wie auch beim spezifischen Ziel C1 entfiel<br />

auf dieses Ziel ein Zustimmungswert von 99%, was darauf hindeutet, dass Experten und Expertinnen<br />

der Arbeitsmarktpolitik in NRW nach wie vor einen gewissen Handlungsdruck sehen.<br />

Ähnliches gilt vor dem Hintergrund eines Zustimmungswerts von 98% für das Ziel, die Verfestigung<br />

von Arbeitslosigkeit zu vermeiden.<br />

(30) Gleichzeitig lassen die Ergebnisse der Befragung bei Expertinnen und Experten erkennen,<br />

dass die einzelnen ESF-Förderangebote der <strong>Prio</strong>ritätsachse C offensichtlich in unterschiedlicher<br />

Intensität zur Erreichung der drei spezifischen Ziele beitragen: So wird Jugend in Arbeit plus von<br />

den befragten Expertinnen und Experten als besonders geeignet eingeschätzt, um die berufliche<br />

Integration von langzeitarbeitslosen Jugendlichen zu verbessern: 91% der Befragten bestätigen,<br />

dass Jugend in Arbeit plus hierfür ein „sehr geeignetes“ oder „eher geeignetes“ Instrument ist. In<br />

Bezug auf das spezifische Ziel der Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen leisten nach Meinung der befragten Expertinnen und Experten insbesondere<br />

die Projekte für behinderte Menschen einen sehr wichtigen Beitrag. Der Zustimmungswert<br />

von 85% liegt dabei deutlich höher als für die beiden anderen Förderangebote dieses spezifischen<br />

Ziels. Zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik werden von den<br />

befragten Experten und Expertinnen darüber hinaus die innovativen Vorhaben als besonders geeignet<br />

eingeschätzt: Der Zustimmungswert von 81% liegt hier weit über den Vergleichswerten für<br />

Kombilohn/JobPerspektive einerseits und Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren andererseits.<br />

Querschnittsziele<br />

(31) Das ESF-OP des Landes NRW beabsichtigt, einen Beitrag zur Erreichung der Querschnittsziele<br />

Chancengleichheit, Nachhaltigkeit, Transnationalität und Innovation zu leisten. Für das Querschnittsziel<br />

Chancengleichheit ist darauf hinzuweisen, dass dieses neben dem deutlichen Schwerpunkt<br />

auf Chancengleichheit von Frauen und Männern und die Anwendung der Strategie Gender-<br />

Mainstreaming auch den Abbau von im Ausbildungs- oder Beschäftigungssystem unabhängig vom<br />

Geschlecht bestehenden Diskriminierungen bestimmter Personengruppen betont.<br />

(32) In Bezug auf das Querschnittsziel der Chancengleichheit von Frauen und Männern wurden im<br />

ESF-OP des Landes NRW auf der Output-Ebene, nicht jedoch auf der Ergebnis-Ebene, quantifizierte<br />

Ziele vorgegeben. Output-Ziele beziehen sich dabei auf die spezifischen Ziele C1 und C2.<br />

Die Überprüfung des Umsetzungsstands bis zum 31.12.2011 erlaubt folgende Schlussfolgerungen:<br />

<br />

Für Maßnahmen im spezifischen Ziel C1 „Verbesserung der beruflichen Integration von langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen“ zeigt sich, dass das quantitative Soll von 3.000 teilnehmenden<br />

Frauen bis zum Ende der Förderperiode bereits deutlich überschritten worden ist: Mit 6.431 bis<br />

Ende 2011 in Jugend in Arbeit plus eingetretenen Frauen wurde der Zielwert bereits um über<br />

das Doppelte übertroffen. Der Anteil der Frauen an allen über Jugend in Arbeit plus Geförder-<br />

- 150 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

ten lag – ebenfalls bis Ende Dezember 2011 – mit 40,6% ebenfalls deutlich über dem Zielwert<br />

von einem Drittel.<br />

Im spezifischen Ziel C2 „Verbesserung der beruflichen Integration von behinderten und<br />

schwerbehinderten Menschen“ wurde auf der Output-Ebene ebenfalls die Zahl von Frauen an<br />

den Geförderten als Indikator festgelegt. Als Zielwert wurde bis zum Ende der Förderperiode<br />

festgelegt, dass 1.400 Frauen über die Förderangebote im spezifischen Ziel C2 unterstützt<br />

werden sollen. Bis Ende 2011 ergibt sich damit ein rechnerischer Zielwert von 1.000 zu fördernden<br />

Frauen. Tatsächlich konnten bis zum 31.12.2011 insgesamt 655 Frauen unterstützt<br />

werden. Damit wurde der Zielwert um rd. ein Drittel (-34,5%) unterschritten.<br />

(33) Insgesamt weist der Durchführungsbericht für das Jahr 2011 darauf hin, dass von den insgesamt<br />

bis zum 31.12.2011 in Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden 48.700 Personen<br />

47,8% Frauen sind. Dieser Frauenanteil liegt deutlich über dem Durchschnittswert des Gesamtprogramms<br />

(39,4%) sowie dem Vergleichswert der <strong>Prio</strong>ritätsachse B (29,5%).<br />

(34) In welchem Maße es mit den Förderangeboten der <strong>Prio</strong>ritätsachse C gelingt, die Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern tatsächlich zu erhöhen, kann auf Basis der zur Verfügung stehenden<br />

Informationen nicht abschließend beantwortet werden. Die strukturellen Vorkehrungen und<br />

entsprechende Aktivitäten der fachlichen Begleitung deuten zwar auf Mechanismen hin, mit denen<br />

die Grundlagen für eine gleichstellungsfördernde Umsetzung des ESF-OP des Landes NRW gegeben<br />

zu sein scheint. Ergänzend erlaubt insbesondere die Fördermöglichkeit der innovativen Vorhaben<br />

die Umsetzung spezifischer Projekte, in denen Fragen der Chancengleichheit von Frauen und<br />

Männern gezielt angesprochen werden können. Solche Projekte sind damit durchaus möglich,<br />

konkrete Ergebnisse und Belege für den Erfolg der Ansätze lassen sich auf Basis der vorliegenden<br />

Informationen jedoch nicht finden.<br />

(35) In Bezug auf die Förderung der Chancengleichheit von Zielgruppen des Arbeitsmarkts zeigen<br />

die Analysen, dass von allen in Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse C eintretenden Personen drei<br />

Viertel vor Eintritt arbeitslos gemeldet waren und Langzeitarbeitslose einen Anteil von rd. einem<br />

Drittel hatten. Die Anteile von Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen lagen damit deutlich über den<br />

entsprechenden Referenzwerten aller Teilnehmenden an ESF-geförderten Maßnahmen bis Ende<br />

2011. Im Vergleich zur Umsetzung des ESF insgesamt konnten in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auch Menschen<br />

mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Schwerbehinderung deutlich häufiger erreicht<br />

werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C Menschen mit Migrationshintergrund<br />

mit einen Anteil von über einem Drittel aller Teilnehmenden (ESF insgesamt:<br />

13,6%). Auch der Anteil von Menschen mit Schwerbehinderungen lag in <strong>Prio</strong>ritätsachse C deutlich<br />

über dem Durchschnittswert des Gesamtprogramms.<br />

(36) Zum Querschnittsziel Nachhaltigkeit lassen die auf Programmebene vorliegenden Informationen<br />

kaum wissenschaftlich gesicherte Schlussfolgerungen zu: Denn die für die spezifischen Ziele<br />

C1 und C2 ausgewiesenen Verbleibsindikatoren beziehen sich zum einen nur auf ausgewählte<br />

Förderangebote. Zum anderen handelt es sich eher um kurzfristige Verbleibsindikatoren, aus denen<br />

nur bedingt Rückschlüsse in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Förderung gezogen werden<br />

können. Schließlich ist unklar, in welchem Maße das (Verbleibs-)Ergebnis auf die Maßnahmeteilnahme<br />

selbst zurückzuführen ist. Auch zur Frage der sozialen Nachhaltigkeit liegen keine belastbaren<br />

Informationen auf Ergebnisebene vor, da bislang keine entsprechenden Indikatoren im Monitoring<br />

der ESF-Umsetzung vorgesehen sind. Die Notwendigkeit zur Entwicklung solcher Indikatoren,<br />

mit denen Entwicklungsfortschritte innerhalb der jeweiligen Förderangebote und bezogen auf<br />

unterschiedliche Zielgruppen des Arbeitsmarktes abgebildet und bewertet werden können, wurde<br />

- 151 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

im Rahmen von Experten- und Expertinneninterviews sowie des darauf aufbauenden Indikatorenworkshops<br />

am 07.12.2012 bestätigt. Angeregt wurde in diesem Zusammenhang die Durchführung<br />

entsprechender Modellvorhaben auf Ebene der jeweiligen ESF-Förderangebote.<br />

(37) In Bezug auf das Querschnittsziel Transnationalität ist auf eine Vielzahl von Aktivitäten insbesondere<br />

der G.I.B. hinzuweisen, mit denen strukturbildende Ansätze zur Integration von Zielgruppen<br />

des Arbeitsmarkts aus dem europäischen Ausland recherchiert, analysiert und mit dem Ziel<br />

der Übertragung in entsprechende Projektansätze in NRW diskutiert werden. Über konkrete Ergebnisse<br />

liegen keine Informationen vor.<br />

(38) Hinsichtlich des Querschnittsziels Innovation ist insbesondere auf die Fördermöglichkeit entsprechender<br />

innovativer Projektvorhaben im spezifischen Ziel C3 hinzuweisen. In diesem Zusammenhang<br />

wurde in bislang 40 Projekten – wie oben gezeigt – ein breites Spektrum an sehr heterogenen<br />

Fördermaßnahmen – in Bezug sowohl auf die einbezogenen Zielgruppen, als auch auf Projektansätze<br />

– realisiert. Zwar liegen keine Informationen zum Erfolg dieser innovativen Vorhaben<br />

und zum tatsächlichen Transfer erfolgreich erprobter Modelle vor, jedoch lässt sich auf Basis der<br />

abgedeckten Themenbreite und der Unterschiedlichkeit der Projektansätze darauf schließen, dass<br />

es mit der Förderung innovativer Vorhaben im spezifischen Ziel C3 möglich ist, wichtige Impulse<br />

zur Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik in NRW zu setzen. Dies dürfte<br />

auch dadurch begünstigt werden, dass für eine Förderung aus ESF-Mitteln das Erfüllen hoher<br />

Qualitätskriterien, die durch die AG Innovation gesetzt werden, erforderlich ist. Darüber hinaus ist<br />

ein regionaler Bedarf zu belegen.<br />

(39) Die zu den Querschnittszielen dargestellten Befunde werden durch die Einschätzung von Experten/innen<br />

der Arbeits- und Beschäftigungspolitik in NRW im Wesentlichen bestätigt: Demnach<br />

leistet die <strong>Prio</strong>ritätsachse C insbesondere einen Beitrag zur Förderung transferfähiger Ansätze zur<br />

Weiterentwicklung der zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik sowie zur Eröffnung des Zugangs<br />

zu Beschäftigung und die Chance auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.<br />

Ebenfalls wichtig ist aus Sicht der Befragten der Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zum Abbau von<br />

Diskriminierung und/oder von Vorbehalten gegenüber behinderten und schwerbehinderten Menschen,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und langzeitarbeitslosen Jugendlichen sowie zur Förderung<br />

von Migrantinnen und Migranten beim Übergang in Ausbildung und Beschäftigung. Hierbei<br />

dürfte v.a. das Förderangebot Jugend in Arbeit plus im Vordergrund stehen, bei dem es sich bei<br />

über einem Drittel aller Teilnehmenden um Jugendliche mit Migrationshintergrund handelt.<br />

(40) Ein demgegenüber geringer Beitrag lässt sich hingegen hinsichtlich der beruflichen Integration<br />

von Frauen und Männern nach der Familienphase sowie der Erprobung von Angeboten zur besseren<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf feststellen. Diesbezüglich scheinen – zumindest aus Sicht<br />

der befragten Expertinnen und Experten der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik in NRW – weder<br />

die bisherigen Rahmenbedingungen auf konzeptioneller und fördertechnischer Ebene, noch<br />

die Angebote der fachlichen Begleitung oder die Aktivitäten der Träger selbst sichtbare Ergebnisse<br />

entfaltet zu haben.<br />

Gemeinschaftlicher Mehrwert<br />

(41) Grundsätzlich zeigen die Analysen zur Bewertung des gemeinschaftlichen Mehrwerts, dass<br />

die in <strong>Prio</strong>ritätsachse C umgesetzten Maßnahmen auf strategischer Ebene – wie auch im ESF-OP<br />

des Landes NRW beschrieben – eindeutige Bezüge zu den relevanten EU-Zielen aufweisen. Von<br />

besonderer Bedeutung ist der Beitrag der <strong>Prio</strong>ritätsachse C auf strategischer und umsetzungsbe-<br />

- 152 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

zogener Ebene dabei zur Kohäsionsleitlinie 3.1 „Mehr Menschen in Arbeit zu bringen“, der beschäftigungspolitischen<br />

Leitlinie 10 „Förderung der sozialen Eingliederung und Bekämpfung der<br />

Armut“ sowie der thematischen <strong>Prio</strong>rität 6 „Verbesserung der Arbeitsmarktchancen und Integration<br />

benachteiligter Personen“.<br />

Indikatorik<br />

(42) Um das Indikatoren- und Monitoring-System in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C zu optimieren, sollten<br />

zukünftig Doppelerfassungen von Monitoring-Informationen vermieden und den Trägern Auswertungsroutinen<br />

zugänglich gemacht werden, mit denen diese die Ergebnisse ihres Projekts mit einem<br />

Benchmark (z.B. Durchschnitt aller Projekte eines Förderangebots) vergleichen können. Darüber<br />

hinaus sollte das Monitoring-System zukünftig konsequent auf Individualdaten aufgebaut und<br />

parallele Erfassungsinstrumente und -systeme vermieden werden.<br />

(43) Hinsichtlich einer verbesserten Abbildbarkeit nachhaltiger Integrationserfolge bietet sich an,<br />

zukünftig die vorhandenen Individualdaten zu Teilnehmenden an ESF-geförderten Projekten des<br />

Landes NRW in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C mit Prozessdaten der BA zu verknüpfen. Dies ist über ein<br />

sog. Record-Linkage-Verfahren unter Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen technisch<br />

möglich und hat den Vorteil, dass einheitlich generierte und verlässliche Daten genutzt werden<br />

können. Darüber hinaus reduziert sich der Aufwand im Vergleich zur Erhebung von Individualdaten<br />

im Rahmen von z.B. CATI-gestützten repräsentativen Befragungen.<br />

(44) Zur Vermeidung einer einseitig auf Integrationen ausgerichteten Bewertung von zielgruppenorientierten<br />

Förderangeboten sollten zukünftig Teilhabeaspekte i.w.S. auch im Indikatoren- und<br />

Monitoring-System deutlich aufgewertet werden. Da es kaum möglich sein wird, Indikatoren zu bilden,<br />

die für alle Zielgruppen, die in <strong>Prio</strong>ritätsachse C gefördert werden, und Förderansätze gleichermaßen<br />

anwendbar sind, sollten zunächst innerhalb der jeweiligen Förderangebote exemplarisch<br />

und modellhaft Ansätze zur Erfassung und Messung von Entwicklungsfortschritten entwickelt und<br />

erprobt werden.<br />

Zentrale Empfehlungen<br />

(45) Vor dem Hintergrund der weiterhin gültigen strategischen Ausrichtung des ESF-OP des Landes<br />

NRW besteht derzeit keine Notwendigkeit zur generellen Anpassung der allgemeinen Strategie<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C.<br />

(46) Allerdings sollte überprüft werden, ob mit den vorhandenen Finanzmitteln angesichts des bislang<br />

unbefriedigenden Mittelabflusses ergänzende Fördermöglichkeiten gezielt für die Zielgruppe<br />

der Menschen mit Migrationshintergrund eingerichtet werden können. Diese stellen zwar bereits<br />

einen großen Teil der an Jugend und Arbeit plus teilnehmenden Jugendlichen. Dies allein scheint<br />

allerdings nicht ausreichend, um der verfestigten Arbeitslosigkeit und der besonderen Betroffenheit<br />

der Menschen über 25 Jahren mit Migrationshintergrund von Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit<br />

angemessen zu entsprechen. Dem bestehenden Bedarf könnte durch daher durch<br />

spezifische Förderangebote begegnet werden.<br />

(47) Hinsichtlich des Querschnittsziels der Chancengleichheit von Frauen und Männern lassen<br />

zwar strukturellen Vorkehrungen und entsprechende Aktivitäten der fachlichen Begleitung auf Mechanismen<br />

schließen, mit denen die Grundlagen für eine gleichstellungsfördernde Umsetzung des<br />

ESF-OP des Landes NRW möglich ist, die vorliegenden empirischen Befunde legen jedoch den<br />

- 153 -


Kapitel 6: Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

<strong>ISG</strong><br />

Schluss nahe, dass die vorhandenen Möglichkeiten in der Projektumsetzung noch nicht optimal<br />

und systematisch genutzt werden. So schätzt nur rd. die Hälfte der in NRW befragten Experten<br />

und Expertinnen der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik ein, dass die Maßnahmen der <strong>Prio</strong>ritätsachse<br />

C einen substanziellen Beitrag auf klassische Themen der Gleichstellungsförderung –<br />

wie Vereinbarkeit oder berufliche Integration nach der Familienphase – leisten. Darüber hinaus bestätigen<br />

nur 47% der befragten Berater/innen im Programm Jugend in Arbeit plus, dass Gender<br />

Mainstreaming konzeptionell und lediglich rd. ein Drittel (35%), dass Gender-Mainstreaming personell<br />

in ihren Einrichtungen verankert ist. Dass überdies ein Viertel der Befragten Gender<br />

Mainstreaming mit Frauenförderung gleichsetzt könnte darauf hindeuten, dass Bedarf für eine Intensivierung<br />

von Informations-, Sensibilisierungs- und fachbezogenen Fortbildungsangeboten bei<br />

den Trägern und Akteuren besteht.<br />

(48) In Bezug auf die bislang in der <strong>Prio</strong>ritätsachse C genutzten Indikatoren lässt sich feststellen,<br />

dass diese im Wesentlichen auf der Output-Ebene angesiedelt sind. Ergebnisindikatoren beschränken<br />

sich auf einen (kurzfristigen) Indikator zur Messung der Integration in Ausbildung oder<br />

Beschäftigung. Auch in Vorbereitung auf die neue Förderperiode sollten v.a. für die Zielgruppenförderung<br />

der <strong>Prio</strong>ritätsachse C die Implementierung von Indikatoren in Erwägung gezogen werden,<br />

mit denen im Vorfeld der Erwerbsintegration entsprechende Entwicklungsfortschritte – z.B. in Bezug<br />

auf Beschäftigungsfähigkeit, soziale Stabilisierung oder gesellschaftliche Teilhabe – abgebildet<br />

werden können.<br />

- 154 -


Literatur<br />

<strong>ISG</strong><br />

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van Elten, Katharina, Universität Bielefeld, Evaluation des Landesmodellprojektes „Perestrojka“, Laufzeit<br />

01.11.2008 – 30.04.2010, Detmold, 2010<br />

Worthmann, Georg, Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des innovativen Modellprojektes „Aristoteles“,<br />

<strong>Endbericht</strong>, Hrsg. vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Duisburg, März 2011<br />

- 157 -


Anhang<br />

<strong>ISG</strong><br />

Anhang:<br />

Fragebogen zur durchgeführten Befragung<br />

von Experten/innen und Experten<br />

- 158 -


Anhang<br />

<strong>ISG</strong><br />

- 159 -


Anhang<br />

<strong>ISG</strong><br />

- 160 -


Anhang<br />

<strong>ISG</strong><br />

- 161 -


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-1: Angebote der Förderung der Arbeitsmarktchancen und Integration benachteiligter Personen im Vergleich zu Jugend in<br />

Arbeit plus<br />

Ziel<br />

Zielgruppe<br />

Programm Jugend in Arbeit plus Aktivierungshilfen (Ah) für Jüngere<br />

Fördergegenstand<br />

Vermittlung von Jugendlichen in sozialversicherungspflichtige,<br />

tariflich/ortsüblich entlohnte Arbeitsverhältnisse<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

Arbeitslose Jugendliche U25,<br />

die mindestens ein Vermittlungshemmnis aufweisen<br />

oder<br />

mindestens sechs Monate erwerbslos sind und<br />

an keiner geförderten arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahme teilnehmen<br />

(sei t 2012 ist Arbeitslosigkeit keine zwingende<br />

Voraussetzung für den Zugang in das Programm)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Heranführung und Eingliederung von Jugendlichen<br />

in das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem<br />

Jugendliche U25 ohne berufliche Erstausbildung,<br />

die auf andere Weise nicht für eine berufliche Qualifizierung<br />

motiviert werden können<br />

Sozialpädagogische Beratung und Begleitung zur<br />

Vorbereitung der Aufnahme einer Beschäftigung<br />

Passgenaue Vermittlung in Betriebe (Stellenakquise<br />

Niederschwelliges Angebot im Vorfeld von Ausbil-<br />

durch Kammerfachkräfte erfolgt parallel dung, Qualifizierung und Beschäftigung<br />

zum Beratungsprozess)<br />

Berufsorientierung<br />

Koordination der Zusammenarbeit der sozialpädagogischen<br />

Suchtprävention<br />

Fachkräfte und der Kammerfach-<br />

Schuldenprävention<br />

kräfte durch die 16 Regionalagenturen<br />

Grundlagen gesunder Lebensführung<br />

Laufzeit: 9 Monate (nach erfolgreicher Vermittlung<br />

Sprachförderung<br />

weitere Begleitung bis zu 12 Monaten mög-<br />

Allgemeiner Grundlagenbereich<br />

lich)<br />

Bewerbungstraining<br />

Seit 2008 keine Lohnkostenzuschüsse mehr, Betriebliche Erfahrungen (mit sozialpädagogische<br />

aber EGZ wird im Einzelfall und im Ermessen der<br />

Begleitung)<br />

zuweisenden Stelle (Jobcenter/Agentur für Arbeit)<br />

gewährt<br />

Art der Förderung Festbetragsfinanzierung Vollfinanzierung<br />

Finanzierungsgeber<br />

ESF-Programm des Landes; bei Vermittlung nach individueller<br />

Prüfung ggf. zusätzliche Förderung durch<br />

Eingliederungszuschuss<br />

JUGEND STÄRKEN –<br />

Kompetenzagenturen<br />

Passgenaue berufliche und soziale Integration<br />

am Übergang Schule – Beruf<br />

„Besonders benachteiligte Jugendliche“ die<br />

mehrere Benachteiligungsmerkmale aufweisen,<br />

die sich maximal in der letzten Klassenstufe<br />

befinden oder nach der Schule<br />

Benachteiligungsmerkmale<br />

Soziale Benachteiligungen wie z.B. kein<br />

Schulabschluss, Langzeitarbeitslosigkeit,<br />

Sozialisationsdefizite oder Migrationshintergrund<br />

Individuelle Beeinträchtigungen, wie z.B.<br />

Lern- und Leistungsbeeinträchtigungen<br />

(Legasthenie, funktionaler Analphabetismus,<br />

Dyskalkulie usw.), Entwicklungsstörungen,<br />

körperliche Behinderungen<br />

oder psychische Krankheiten<br />

Netzwerkarbeit zur Optimierung der regionalen<br />

Angebotsstrukturen in der Benachteiligtenförderung<br />

Sozialpädagogische Beratungs-, Vermittlungs-<br />

und Lotsentätigkeit:<br />

(Aufsuchende) Jugendarbeit<br />

Case Management<br />

Kooperationen mit anderen Akteuren<br />

Anteilsfinanzierung<br />

(KoFi: nationale Mittel, in den neuen Bundesländern<br />

in Höhe von 36,5% und in den alten<br />

Bundesländern in Höhe von 55,0%)<br />

STÄRKEN vor Ort<br />

Verbesserung der sozialen, schulischen und beruflichen<br />

Integration von jungen Menschen mit<br />

schlechteren Startchancen sowie des Einstiegs<br />

und Wiedereinstiegs von Frauen in das Erwerbsleben<br />

Junge Menschen und Frauen mit besonderen<br />

Problemen beim Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mikroprojekte, in denen z.B. folgende Ansätze<br />

gefördert werden: Angebote zur Ausbildungsvorbereitung<br />

Angebote zur Vermittlung von Schlüsseloder<br />

Sozialkompetenzen<br />

Kulturelle Angebote<br />

EDV-Kurse<br />

Spezielle Angebote für junge Mütter<br />

Angebote, die den Aufbau von Netzwerken<br />

in den Bereichen fördern<br />

Festbetragsfinanzierung (max 10.000 € pro Mikroprojekt)<br />

Bundesagentur für Arbeit ESF-Bundesprogramm (BMFSFJ) ESF-Bundesprogramm (BMFSFJ)<br />

- 162 -


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-1: Fortsetzung<br />

Förderhöhe<br />

Programm Jugend in Arbeit plus Aktivierungshilfen (Ah) für Jüngere<br />

Förderfälle pro Jahr<br />

Gesamtvolumen: Bis zu 8 Mio. € jährlich<br />

Festbeträge in Form von Pauschalen<br />

BISAM-Datenbank:<br />

Ausgaben: 17.120.684 € (2008-2011)<br />

Beratungen<br />

2010: 3.901 (davon männl. 61%, weibl. 37,9%)<br />

Vermittlungen:<br />

2009: 1.824<br />

2010: 2.003<br />

Förderung der Berufsausbildung „Übergangs- u. Aktivierungshilfen“:<br />

Durchschnittliche Ausgaben je Arbeitnehmer pro<br />

Monat (2009): SGB III: 303 €, SGB II 915 €<br />

„Teilnahmen an Maßnahmen zur Aktivierung<br />

und berufl. Eingliederung“ U25 (SGB II und<br />

SGB III): Durchschnittlicher Bestand pro Monat<br />

9.896 Personen<br />

Förderung der Berufsausbildung über Aktivierungshilfen:<br />

127 Zugänge im SGB III und 1.944<br />

Zugänge im SGB II im Jahr 2008<br />

Förderung der Berufsausbildung Benachteiligter<br />

über Übergangs- und Aktivierungshilfen: 9<br />

Zugänge im SGB III und 897 Zugänge im SGB<br />

II (Restabwicklung). In 2009 395 Zugänge im<br />

SGB III.<br />

Nicht bekannt.<br />

JUGEND STÄRKEN –<br />

Kompetenzagenturen<br />

Eintritte nach dem Monitoring des ESF-<br />

Bundesprogramms (ADELE):<br />

2008: m: 1.681; w:1.173<br />

2009: m: 4.729; w: 3.522<br />

2010: m: 3.529, w:4.751<br />

Standorte in NRW:<br />

Kompetenzagenturen in 27 Kreisen mit insgesamt<br />

47 Standorten (z.T. mehrere Standorte<br />

in einer kreisfreien Stadt/in einem Landkreis),mit<br />

regionalen Konzentration im Ruhrgebiet<br />

und in der Rheinschiene<br />

STÄRKEN vor Ort<br />

Mikroprojekte mit einer Förderhöhe von bis<br />

zu 10.000,- EUR p.a.<br />

Eintritte nach dem Monitoring des ESF-<br />

Bundesprogramms 2009: m: 4.044, w:<br />

4.990<br />

2010: m:4.627; w: 6.210<br />

Quellen: MAIS NRW: RdErl. des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 31.05.2011 – Az.: II 1 – 2602.11 032 – in der geänderten Fassung vom<br />

30.09.2011: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen der Arbeitspolitik und der Aus- und Weiterbildung unter Einbeziehung von Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />

URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/esf/esf_foerderrichtlinie.<strong>pdf</strong> ; MAIS NRW: Jugend in Arbeit plus. URL: http://www.arbeit.nrw.de/arbeit/wege_in_arbeit_finden/jugend_in_arbeit/index.php; MAIS<br />

NRW: Jugend in Arbeit plus. Informationen für Unternehmen. URL: https://broschueren.nordrheinwestfalendirekt.de/broschuerenservice/mais/jugend-in-arbeit-plus/1173 ; MAIS NRW: Jugend in Arbeit<br />

plus. Informationen für Jugendliche. URL: http://www.arbeit.nrw.de/arbeit/wege_in_arbeit_finden/jugend_in_arbeit/index.php; MAIS NRW: Netzwerkmodell für hochwertige Vermittlungsarbeit entstanden<br />

– Interview mit dem G.I.B.-Berater Jürgen Kempken. URL: http://www.arbeit.nrw.de/arbeit/wege_in_arbeit_finden/jugend_in_arbeit/interview_kempken/index.php; Handwerksblatt 2011: Trotz Hemmnis<br />

schnell ins Arbeitsleben. URL: http://www.handwerksblatt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=15604&Itemid=77 ; G.I.B.:Jugend in Arbeit plus. URL: http://www.gib.nrw.de/arbeitsbereiche/jugend_und_beruf/jugend_in_arbeit_plus?darstellungsart=themen&fieldset=arbeit;<br />

G.I.B. 2011 (Hrsg.; Autor: Jürgen Kempken): Jugend in Arbeit plus. Jahresbericht 2010. URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/arbeit/ja_bericht.<strong>pdf</strong><br />

; G.I.B. 2010 (Hrsg.; Autor: Jürgen Kempken): Jugend in Arbeit plus. Jahresbericht 2009. URL http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/arbeit/ja_jahresbericht_2009.<strong>pdf</strong> ; G.I.B.<br />

2012: Jugend und Beruf. Übersicht über zentrale Förderprogramme http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Programmuebersicht_JuB.<strong>pdf</strong> ; Aktivierungshilfen (Ah) für Jüngere; Bundesagentur für Arbeit:<br />

Förderung der Berufsausbildung. URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_26178/Navigation/zentral/Buerger/Behinderungen/Aus-Weiterbildung/Aus-Weiterbildung-Nav.html#d1.3 ; Bundesagentur für<br />

Arbeit: Arbeitsmarkt in Zahlen. Förderstatistik. Ausgewählte arbeitsmarktpolitische Instrumente für Personen unter 25 Jahre. Nordrhein-Westfalen insgesamt. November 2011. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/nn_30652/SiteGlobals/Forms/Themenauswahl/themenauswahl-Form.html?view=processForm&resourceId=210342&input_=&pageLocale=de&regionInd=05&year_month=201202&topicId=17436&topicId.GROUP=1&search=Suchen<br />

; Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §11 SGB III. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/eb/sgbiii-dwo-ebsgbiii/eb-sgbiii-05-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong><br />

; Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §54 SGB II . URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Eingliederungsbilanzen/zu-den-Daten/zu-den-Daten-Nav.html?year_month=200812;<br />

BMAS: Kompetenzagenturen. URL: http://www.esf.de/portal/generator/820/programm__kompetenzagenturen.html; BMFSFJ 2011: Förderleitlinien.<br />

Weiterentwicklung der Initiative Jugend Stärken. URL: http://www.esf.de/portal/generator/16098/property=data/11__03__11__foerderleitlinien__jugend__staerken.<strong>pdf</strong>; BMFSFJ: Kompetenzagenturen.<br />

URL: http://www.kompetenzagenturen.de/ ; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 2009: Werkstattbericht 2008 „Kompetenzagenturen“ (Durchführungsphase) Strukturen · Erfahrungen<br />

· Ergebnisse. URL: http://www.kompetenzagenturen.de/esf_kompetenzagenturen/content/e769/e1991/e2585/Werkstattbericht_2008.<strong>pdf</strong>; BMFSFJ 2012: Standortkarte der ESF-Programme.<br />

URL: http://www.esf-regiestelle.eu/standortkarte/index_ger.html ; BMFSFJ: Programm Kompetenzagenturen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Übersicht der geförderten<br />

Kompetenzagenturen der Förderphase 2011-2013 http://www.kompetenzagenturen.de/esf_kompetenzagenturen/content/e769/e1991/e3782/bersichtgefrderteKA2011-2013.<strong>pdf</strong>; BMAS: Stärken vor<br />

Ort. URL: http://www.esf.de/portal/generator/9324/programm__staerken__vor__ort.html ; BMFSFJ (2010): Stärken vor Ort. URL: http://www.svo-hef-rof.de/<strong>pdf</strong>/flyer_bund_svo.<strong>pdf</strong> ; BMFSFJ 2012:<br />

Standorte Stärken vor Ort. URL: http://www.staerken-vor-ort.de/standorte_des_programms/ ; BMFSFJ: Das Programm Stärken vor Ort. URL: http://www.staerken-vor-ort.de/ ; BMBFSFJ: Suche nach Mikroprojekten.<br />

Datenbank. URL: http://www.staerken-vor-ort.de/suche_nach_mikroprojekten/index_html?fa=&p1_2_FederalState=Nordrhein-Westfalen&p5_2_A_QualifizierungBereich_Text=&operator=OR&btn=Neu<br />

- 163 -


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-2: Vergleich des ESF-geförderten Angebots Stützlehrer mit dem Regelangebot der Jugendwerkstätten<br />

Ziel<br />

Zielgruppe<br />

Fördergegenstand<br />

Programm Stützlehrer Jugendwerkstätten<br />

Verbesserung der Integrationschancen von Jugendlichen in Jugendwerkstätten<br />

Teilnehmende in Jugendwerkstätten gem. Landesjugendplan Nordrhein-Westfalen, die aufgrund<br />

hoher Problemdichte Bedarf für Stützunterricht in berufsbezogener Allgemeinbildung<br />

haben<br />

<br />

<br />

Stützunterricht durch Stützlehrer/innen in Jugendwerkstätten, der der Verbesserung<br />

der berufsbezogenen Allgemeinbildung dient (Ziel des Stützunterrichts: Schulabschluss)<br />

Lernförderung und Unterricht in kleinen Lerngruppen oder Einzelförderung durch eine<br />

Stützlehrkraft mit dem Ziel, einen Schulabschluss zu erreichen<br />

Art der Förderung Festbetragsfinanzierung Festbetragsfinanzierung<br />

Finanzierungsgeber ESF-Programm des Landes Land NRW (Kinder- und Jugendplan)<br />

Förderhöhe<br />

„Der Festbetrag beträgt 53.783 € je Fachkraft und Jahr“ (Förderrichtlinie)<br />

Lt. BISAM-Datenbank: Gesamtausgaben i.H.v. 6.335.264 € (2009-2012)<br />

BISAM-Datenbank:<br />

Förderfälle pro Jahr<br />

Insgesamt 3.432 Teilnehmende, davon 1.154 Frauen und 2.278 Männer (2009-2012)<br />

<br />

Geförderte Jugendwerkstätten lt. Begünstigtenverzeichnis: 2010: 30<br />

1. Stabilisierung der Persönlichkeit<br />

2. Erlernen von Schlüsselqualifikationen (Pünktlichkeit, Lernbereitschaft, Problemlösungsstrategien)<br />

3. Erkennen der eigenen Kompetenzen<br />

4. Lebensweltorientierung<br />

5. Berufs- und Arbeitsmarktorientierung<br />

Jugendliche mit Brüchen im Sozialisationsprozess<br />

Ausländische Jugendliche (Kinder ausländischer Arbeitnehmer/innen und Flüchtlingenach § 6 KJHG<br />

sowie Aussiedler/innen mit mangelhafter schulischer Sozialisation<br />

Haupt- und Sonderschüler/innen mit schlechtem oder ohne Abschluss<br />

Sonderschulabgänger/innen<br />

Abbrecher/innen schulischer und beruflicher Bildungsgänge<br />

Junge Menschen aus Klassen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, sog. Jungarbeiterklassen<br />

Jugendliche mit Delinquenz/Drogenerfahrung<br />

Schüler/innen, die der Schulpflicht nicht mehr nachkommen und sich zum Zwecke der Reintegration<br />

in die Schule in der Jugendwerkstatt aufhalten<br />

Jugendliche aus dem Bereich der erzieherischen Hilfen<br />

Körperlich Behinderte, seelisch Behinderte (nach § 10 KJHG), einschließlich der Abgänger/innen aus<br />

Berufsbildungswerken<br />

„Niederschwellige ‚Vorschalt’-Maßnahmen“ nach §13 SGB VIII, werkpädagogische Bildungs- und Erziehungsarbeit,<br />

zielgerichtetes Nachholen von schulischen Bildungsinhalten durch Stützunterricht, Werk-,<br />

Sozial- und Förderpädagogik im Rahmen von:<br />

handwerklichen Projekte,<br />

spezifischer sozialpädagogischer Förderung und allgemeinbildendem Unterricht.<br />

2009: Die Jugendwerkstätten, und weitere Angebote (Beratungsstellen und Projekte und Angebote zur<br />

Vermeidung schulischen Scheiterns) wurden mit 11,3 Millionen Euro gefördert<br />

2009: 48 Jugendwerkstätten (17 in Westfalen–Lippe; 31 im Rheinland)<br />

Teilnehmende im Kursjahr 2008/2009: 2.203<br />

Quellen: MAIS NRW: RdErl. des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 31.05.2011 – Az.: II 1 – 2602.11 032 – in der geänderten Fassung vom<br />

30.09.2011: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen der Arbeitspolitik und der Aus- und Weiterbildung unter Einbeziehung von Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />

URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/esf/esf_foerderrichtlinie.<strong>pdf</strong>; LWL-Landesjugendamt Westfalen und LVR-Landesjugendamt Rheinland 2009: Jugendsozialarbeit. Beratungsstellen, Jugendwerkstätten<br />

und Schulmüdenprojekte. Auswertung der Jahresstatistik 2009. URL: http://www.lvr.de/media/wwwlvrde/jugend/jugendfrderung/jugendsozialarbeit/dokumente_69/Jugendsozialarbeit_Statistik_2009.<strong>pdf</strong>;<br />

Landschaftsverband Rheinland 2001: Stützunterricht. Rahmenkonzeption für den Unterricht in Jugendwerkstätten gemäß Landesjugendplan NRW Pos. VIII. http//www.lvr.de/<br />

app/resources/jsozarb2.<strong>pdf</strong>; LWL-Landesjugendamt Westfalen und LVR-Landesjugendamt Rheinland 2009: Jugendsozialarbeit. Beratungsstellen, Jugendwerkstätten und Schulmüdenprojekte. Auswertung<br />

der Jahresstatistik 2009. URL: http://www.lvr.de/de/nav_main/jugend_2/jugendfrderung/jugendsozialarbeit/jugendsozialarbeit_1.html (PDF); Landschaftsverband Rheinland 2001: Stützunterricht.<br />

Rahmenkonzeption für den Unterricht in Jugendwerkstätten gemäß Landesjugendplan NRW Pos. VIII. URL: http://www.lvr.de/app/resources/jsozarb2.<strong>pdf</strong><br />

164


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-3: Angebote der Ausbildungsförderung für Menschen mit Behinderung im Vergleich zur Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

Ziel<br />

Programm<br />

Zielgruppe<br />

Fördergegenstand<br />

Ausbildung für 100 behinderte Jugendliche<br />

„100 zusätzliche Ausbildungsplätze“<br />

Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in betriebliche Ausbildung<br />

bringen<br />

Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung mit Rehabilitandenstatus,<br />

z.B. mit Körperbehinderung, Sinnesbehinderung/Kommunikationsbehinderung,<br />

psychischer Behinderung, Mehrfachbehinderung;<br />

[Lernbehinderung nur bei Vorliegen einer weiteren Behinderung]<br />

Ausbildung von Menschen mit Behinderung, die bei Bildungsträgern (Berufsbildungs-<br />

und Berufsförderungswerke) und in Ausbildungsbetrieben absolviert<br />

wird. Mindestens 50% der praktischen Ausbildung findet in Betrieben<br />

statt, der Ausbildungsvertrag wird aber mit dem Träger abgeschlossen.<br />

Die Träger akquirieren passende Betriebe für die Teilnehmenden, schließen<br />

Kooperationsvereinbarungen mit ihnen ab, beraten sie in der behindertengerechten<br />

Ausbildung und bei Problemen. Sie koordinieren zudem die Ausbildung<br />

an den verschiedenen Lernorten und führen individuellen Stützunterricht<br />

durch. Die Auszubildenden werden durch Ausbildungscoaches des<br />

Trägers beraten und begleitet.<br />

Art der Förderung Festbetragsfinanzierung<br />

ESF-Programm des Landes, ergänzt durch Agenturen für Arbeit (SGB III)<br />

Finanzierungsgeber<br />

im dritten Ausbildungsjahr<br />

Förderhöhe<br />

Berufsausbildung für Menschen<br />

mit besonderem Förderungsbedarf:<br />

Außerbetriebliche Ausbildung<br />

(§ 242 SGB III)<br />

Ausbildung für Jugendliche mit<br />

besonderem Förderbedarf ermöglichen<br />

Lernbeeinträchtigte und sozial<br />

Benachteiligte, Jugendliche mit<br />

Behinderung, die die Voraussetzungen<br />

erfüllen<br />

Reha-spezifische Ausbildung<br />

(§§ 97 ff. SGB III)<br />

Ausbildung für Jugendliche mit<br />

Behinderung ermöglichen<br />

Behinderte Jugendliche und junge<br />

Erwachsene, die wegen ihrer Behinderung<br />

besondere Leistungen<br />

zur Teilhabe am Arbeitsleben bedürfen<br />

Ausbildung bei einem Bildungsträger, der die Auszubildenden mit<br />

Ausbildungs- und Lehrkräften sowie sozialpädagogischem Fachpersonal<br />

begleitet. Die Ausbildung findet entweder in den Werkstätten<br />

des Bildungsträgers (integratives Modell) oder in Kooperation<br />

mit einem anerkannten Ausbildungsbetrieb (kooperatives Modell)<br />

statt<br />

Vollfinanzierung<br />

Ausbildungszuschuss nach<br />

§ 235 a SGB III<br />

(neu: § 73 SGB III)<br />

Förderung betrieblicher Ausbildung<br />

für Schwerbehinderte<br />

Schwerbehinderte Menschen<br />

Finanzielle Unterstützung von<br />

Ausbildungsbetrieben, die<br />

Menschen mit Schwerbehinderung<br />

ausbilden.<br />

Bei Übernahme des Auszubildenden<br />

nach Beendigung<br />

der Ausbildung kann ein weiterer<br />

finanzieller Zuschuss für<br />

ein Jahr gewährt werden.<br />

Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung<br />

(80-100%)<br />

Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)<br />

Jungen Menschen die Aufnahme, Fortsetzung<br />

und den erfolgreichen Abschluss<br />

einer erstmaligen betrieblichen Berufsausbildung<br />

in anerkannten Ausbildungsberufen<br />

ermöglichen und Ausbildungsabbrüche<br />

verhindern<br />

Lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte<br />

Auszubildende, die wegen in ihrer<br />

Person liegenden Gründen ohne<br />

die Förderung eine Berufsausbildung<br />

bzw. Einstiegsqualifizierung nicht beginnen,<br />

fortsetzen oder erfolgreich beenden<br />

können<br />

Auszubildende, bei denen ohne eine<br />

Förderung ein Abbruch ihrer Ausbildung<br />

droht<br />

Begleitung (auch bei Einsstiegsqualifizierung)<br />

in kleinen Lerngruppen oder in<br />

Einzelunterricht (regelmäßiger Stützund<br />

Förderunterricht 3 bis 8 Stunden<br />

wöchentlich)<br />

Hilfestellung bei Lücken und Lernschwierigkeiten<br />

in der Fachtheorie und<br />

-praxis, bei Sprachproblemen und bei<br />

Problemen im sozialen oder betrieblichen<br />

Umfeld<br />

Vollfinanzierung<br />

Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit<br />

Festbetrag von 1.330 € (ESF) und 640 € (Land) für Personal- und Sachkosten<br />

Ausgaben pro TN pro Monat im Ausgaben pro TN pro Monat im<br />

pro Ausbildungsplatz pro Monat; in dreijährigen Ausbildungsgängen ent-<br />

Durchschnitt: 1.143 € (insge-<br />

Durchschnitt: 1.143 € (insgesamt<br />

fällt die Förderung im dritten Jahr und aufgrund der vollständigen Übernahme<br />

durch die Agenturen für Arbeit<br />

samt BaE) [Fördergeldempfänger:<br />

Bildungsträger]<br />

BaE) [Fördergeldempfänger: Bildungsträger]<br />

Förderung der Ausbildung: „Zuschüsse<br />

an Arbeitgeber zur Förderung<br />

der Teilnahme behinderter<br />

Menschen am Arbeitsleben“:<br />

Durchschnittliche Ausgaben<br />

2009 pro Teilnehmenden und<br />

Monat: 370 € (SGB III) bzw. 362<br />

€ (SGB II)<br />

Ausgaben pro Teilnehmenden und Monat<br />

im Durchschnitt: 174 € (2010)<br />

165


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-3: Fortsetzung<br />

Programm<br />

Förderfälle<br />

Jahr<br />

Ausbildung für 100 behinderte Jugendliche<br />

„100 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze“<br />

Eintritte (nach BISAM-Datenbank):<br />

2008: 99; dar. weiblich: 31<br />

pro<br />

2009: 119; dar. weiblich: 35<br />

2010: 104; dar. weiblich: 31<br />

2011: 76; dar. weiblich: 28<br />

Berufsausbildung für Menschen mit besonderem<br />

Förderungsbedarf:<br />

Außerbetriebliche Ausbildung (§ 242 SGB III)<br />

Auf Rehabilitanden bezogene Zugangsdaten:<br />

2010: Insgesamt: 342; darunter 19 Schwerbehinderte.<br />

Zugangsdaten insgesamt:<br />

2010: Insgesamt: 9.816; darunter 54 Schwerbehinderte<br />

Reha-spezifische Ausbildung (§§<br />

97 ff. SGB III)<br />

Keine Informationen verfügbar.<br />

Ausbildungszuschuss nach<br />

§ 235 a SGB III<br />

(neu: § 73 SGB III)<br />

Auf Rehabilitanden bezogene Zugangsdaten:<br />

2010: 745, darunter 180 Schwerbehinderte<br />

2011: 751, darunter 161 Schwerbehinderte<br />

Zugangsdaten insgesamt:<br />

2010: 983, darunter 354. Schwerbehinderte<br />

2011: 1.001, darunter 358 Schwerbehinderte<br />

Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)<br />

Zugang: 2010:<br />

Insgesamt 10.214; dar. 3.583 Frauen:<br />

Schwerbehinderte.: 220, dar. 78 schwerbehinderte<br />

Frauen<br />

166


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-3: Fortsetzung<br />

Ziel<br />

Programm Initiative Inklusion Job 4.000 Aktion 5<br />

Zielgruppe<br />

Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben<br />

in drei Handlungsfeldern:<br />

1. Berufsorientierung<br />

2. Schaffung neuer Ausbildungsplätze<br />

3. Schaffung von Arbeitsplätzen für ältere schwerbehinderte<br />

Menschen<br />

Schwerbehinderte Menschen,<br />

Schwerbehinderte Menschen:<br />

<br />

Schwerbehinderte mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

(Handlungsfeld 1)<br />

Schwerbehinderte junge Menschen mit dem Ziel Ausbildung<br />

(Handlungsfeld 2)<br />

<br />

Schwerbehinderte ältere Frauen und ältere schwerbehinderte <br />

Empfänger/innen von Grundsicherung (Handlungsfeld 3)<br />

<br />

Förderung<br />

von Schüler/innen bei der Berufsorientierung (Handlungsfeld<br />

1)<br />

<br />

Fördergegenstand von Betrieben und Dienststellen, die Ausbildungsplätze bzw.<br />

Arbeitsplätze schaffen (Handlungsfeld 2 und 3) von<br />

Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, sowie<br />

Landwirtschaftskammern, die Inklusions-Kompetenz<br />

<br />

aufbauen<br />

Art der Förderung<br />

Bezuschusst werden ausbildende Betriebe bzw. Dienststellen mit<br />

bis zu 10.000 € pro Ausbildungsplatz<br />

Förderung der beruflichen Integration besonders betroffener<br />

schwerbehinderter Menschen in drei Handlungsfeldern:<br />

1. Schaffung neuer Arbeitsplätze für schwerbehinderte<br />

Menschen<br />

Unterstützung des Einstiegs schwerbehinderter Menschen in den allgemeinen Arbeitsmarkt unter<br />

2. Schaffung neuer Ausbildungsplätze für<br />

schwerbehinderte Jugendliche<br />

ausdrücklicher Beachtung schwerbehinderter arbeitsloser Frauen<br />

3. Unterstützung schwerbehinderter Menschen durch<br />

Integrationsfachdienste<br />

Schwerbehinderte, die Unterstützung am Arbeitsmarkt<br />

dauerhaft nötig haben (§ 72 Abs. 1 Nr. 1 SGB IX)<br />

(Handlungsfeld 1)<br />

Schwerbehinderte mit dem Ziel Ausbildung<br />

(Handlungsfeld 2)<br />

Schwerbehinderte mit Unterstützungsbedarf bei der<br />

Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt (§<br />

109 Abs. 2 SGB IX) (Handlungsfeld 3)<br />

Arbeitsplatzbezogene finanzielle Förderung für<br />

Arbeitgeber über die Dauer von bis zu fünf Jahren<br />

(Handlungsfeld 1)<br />

Finanzielle Förderung von Ausbildungsbetrieben mit <br />

Prämien zu Beginn der Ausbildung und bei Übernahme<br />

in Beschäftigung nach der Ausbildung (Handlungsfeld<br />

2)<br />

Unterstützungsfallbezogene finanzielle Förderung von<br />

Integrationsfachdiensten (Handlungsfeld 3)<br />

Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe sowie Integrationsfachdienste<br />

werden bezuschusst<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Besonders betroffene schwerbehinderten Menschen (§ 109 Abs. 2 und 3 SGB IX)<br />

Schwerbehinderte Beschäftigte von WfbM, die auf den 1. AM wechseln<br />

Schwerbehinderte Schulabgänger/innen beim Wechsel in den 1. AM<br />

Arbeitsuchende schwerbehinderte Menschen mit einer seelischen Erkrankung nach erfolgter<br />

medizinischer Behandlung oder Rehabilitation<br />

Arbeitgeber erhalten Prämien bei Einstellung einer schwerbehinderten Person (Ausbildung<br />

und Beschäftigung)<br />

Schwerbehinderte Schüler/innen, die vor der Schulentlassung stehen, erhalten Leistungen<br />

in Form eines individuellen Vorbereitungsbudgets, z.B. individuelle berufsrelevante Qualifizierungsmaßnahmen<br />

(nachrangig zu Schulischen und Rehabiliationsleistungen)<br />

Im Rahmen des Integrationsbudgets zur Begründung eines Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnisses<br />

erhalten Schwerbehinderte Unterstützungsleistungen vor und nach<br />

Beginn eines Arbeitsverhältnisses, wie z.B. Arbeitstrainings, Maßnahmen der Behinderungsverarbeitung<br />

oder der Stärkung sozialer Kompetenzen (in Ergänzung zu den Regelleistungen)<br />

Projekte oder besondere Vorhaben für die Zielgruppen werden im Rahmen der Freien<br />

Förderung unterstützt (z.B. integrationsunterstützende Bildungsmaßnahmen oder Qualifizierung<br />

von unterstützenden Personen)<br />

Arbeitgeberprämien: Pauschalisierte Beträge<br />

Individuelles Vorbereitungsbudget und Integrationsbudget: Förderung in individuell festzulegender<br />

Höhe<br />

Freie Förderung: Zuschüsse<br />

167


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Übersicht A-3: Fortsetzung<br />

Programm Initiative Inklusion Job 4.000 Aktion 5<br />

BMAS (Durchführung in Verantwortung der Länder)<br />

Finanzierungsgeber BMAS<br />

Landschaftsverbände (LWL und LVR)<br />

Förderhöhe<br />

1. 40 Mio. € für 2 Jahre für Berufsorientierung<br />

von jährlich 10.000 Schüler/innen deutschlandweit<br />

2. Bis zu 10.000 € pro Ausbildungsplatz<br />

3. Bis zu 10.000 € pro Arbeitsplatz<br />

4. 5 Mio. für 2 Jahre für Kammerberatung und<br />

Stellenakquise<br />

Informationen liegen nicht vor, da Förderung<br />

Förderfälle pro Jahr<br />

erst Ende 2011 gestartet ist.<br />

<br />

<br />

<br />

Handlungsfeld 1: Max. 36.000 € pro Arbeitsplatz<br />

Handlungsfeld 2: Prämie zu Ausbildungsbeginn: Bis zu 3.000 €; Prämie bei<br />

Übernahme: bis zu 5.000 € (unbefristete Anstellung) bzw. bis zu 2.500 €<br />

(befristete Anstellung)<br />

Handlungsfeld 3: Integrationsfachdienste bekommen bis zu 250 € monatlich<br />

pro Unterstützungsfall für eine Dauer von bis zu 18 Monaten<br />

Umsetzung in NRW (01.01.2007-31.12.2009):<br />

Arbeitsplätze: 412 (Soll: 234)<br />

Ausbildungsplätze: 208 (Soll: 117)<br />

Über das Soll hinausgehende Plätze wurden über aktion 5 finanziert<br />

Begleitung durch Integrationsfachdienste: 937 Fälle (Soll: 583)<br />

Einstellungsprämien:<br />

Bei unbefristeter sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung: 4.000 € und bei befristeter<br />

sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung: 2.000 €<br />

Bei Ausbildung in Höhe von 3.000 € als Startprämie und bei Übernahme in Höhe von<br />

5.000 € (unbefristete Anstellung) bzw. 2.500 € (befristete Anstellung)<br />

Laufende Leistungen für Abgänger/innen aus WfbM:<br />

Monatlich 300 € bei einem nicht nach § 34 Abs.3 SGB IX geförderten Beschäftigungsverhältnis<br />

und pauschalierte Erstattung des bes. betrieblichen Betreuungsaufwandes<br />

in Höhe von 210 €<br />

2009:<br />

Einstellungsprämien: 413 (davon 237 für unbefristete Beschäftigung und 176 für befristete<br />

Beschäftigung; darunter 124 in Integrationsunternehmen)<br />

Ausbildungsprämien: 74 Startprämien und 5 Erfolgsprämien nach beendeter Ausbildung<br />

und Übernahme<br />

Laufende Leistungen für Werkstattwechsler/innen: 39, davon 11 zur Vermeidung einer<br />

Beschäftigung in WfbM und 28 für Wechsler/innen aus WfbM<br />

Vorbereitungsbudgets: 30<br />

Integrationsbudgets:52<br />

Freie Förderung: 22 Projekte<br />

168


Anhang <strong>ISG</strong><br />

Quellen: MAIS NRW: RdErl. des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 31.05.2011 – Az.: II 1 – 2602.11 032 – in der geänderten Fassung vom<br />

30.09.2011: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen der Arbeitspolitik und der Aus- und Weiterbildung unter Einbeziehung von Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />

URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/esf/esf_foerderrichtlinie.<strong>pdf</strong> ; MAIS NRW 2011: Unterstützte betriebliche Ausbildung. Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und<br />

junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen“. URL: https://broschueren.nordrheinwestfalendirekt.de/broschuerenservice/mais/unterstuetzte-betriebliche-ausbildung/1083; G.I.B. Arbeitspapiere 28 (Juli<br />

2009): Materialien zur Integration behinderter Menschen. Förderaktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen“. Zwischenbilanz<br />

zum 31. Dezember 2008. URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Arbeitspapiere_28.<strong>pdf</strong> ; G.I.B. Arbeitspapiere 31 (Dezember 2009): Materialien zur Integration behinderter Menschen. Förderaktion<br />

„100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen“. Betriebliche Kooperation in der Ausbildung. URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Arbeitspapiere_31.<strong>pdf</strong><br />

; MAIS NRW: Ausbildung mit Behinderung: Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze. URL: http://www.arbeit.nrw.de/ausbildung/ausbildung_foerdern/ausbildung_mit_behinderung/index.php<br />

; G.I.B.: Aktion 100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in NRW. URL:<br />

http://www.gib.nrw.de/service/foerderprogramme/100_zusaetzliche_ausbildungsplaetze; Bundesagentur für Arbeit 2010: Berufsausbildung für Menschen mit besonderem Förderungsbedarf. Information<br />

für Jugendliche. URL: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/Veroeffentlichungen/Ausbildung/Flyer-Berufsausbildung-Foerderbedarf.<strong>pdf</strong> ; Bundesagentur für Arbeit: Förderung der Berufsausbildung<br />

http://www.arbeitsagentur.de/nn_26178/Navigation/zentral/Buerger/Behinderungen/Aus-Weiterbildung/Aus-Weiterbildung-Nav.html#d1.2 ; Bundesagentur für Arbeit 2007: Berufsausbildung in außerbetrieblichen<br />

Einrichtungen (BaE) nach den §§ 240 Nr.1, 241 (2), 241 (4), 242 (1) Nr. 1 + (2), 243 (1), 244, 245, 246 Nr. 1 + 3 SGB III. Geschäftsanweisungen (Stand: August 2007). URL:<br />

http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/HEGA-Internet/A05-Berufl-Qualifizierung/Publikation/HEGA-08-2007-VA-GA-ausb-Massn-Anlage-BaE.<strong>pdf</strong> ; Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz<br />

nach §11 SGB III [2010]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/eb/sgbiii-dwo-eb-sgbiii/eb-sgbiii-05-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach § 54<br />

SGB II SGB III [2010]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Eingliederungsbilanzen/zu-den-Daten/zu-den-Daten-Nav.html?year_month=200812; Bundesagentur<br />

für Arbeit: Finanzielle Hilfen: URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_26268/zentraler-Content/A03-Berufsberatung/A035-Arbeitgeber/Allgemein/Ausbildung-Finanzielle-Hilfen-Arbeitgeber.html ;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §11 SGB III [2009]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/200912/eb/sgbiii-dwo-eb-sgbiii/eb-sgbiii-05-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong> ; Bundesagentur<br />

für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §54 SGB II [2008]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Eingliederungsbilanzen/zu-den-Daten/zu-den-Daten-<br />

Nav.html?year_month=200812; Bundesagentur für Arbeit: Förderung der Berufsausbildung. URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_26178/Navigation/zentral/Buerger/Behinderungen/Aus-Weiterbildung/Aus-Weiterbildung-Nav.html<br />

; Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §11 SGB III [2010]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/eb/sgbiii-dwo-eb-sgbiii/ebsgbiii-05-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong><br />

; Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §54 SGB II [2010]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Eingliederungsbilanzen/zuden-Daten/zu-den-Daten-Nav.html?year_month=200812<br />

; Bundesagentur für Arbeit 2011: [ANBA] Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit. Arbeitsstatistik 2010. Jahreszahlen. URL:<br />

http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/arbeitsstatistik/arbeitsstatistik-d-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong> ; BMBF 2005: Berufliche Qualifizierung Jugendlicher mit besonderem Förderbedarf – Benachteiligtenförderung.<br />

URL: http://www.bmbf.de/pub/berufliche_qualifizierung_jugendlicher.<strong>pdf</strong> ; BMAS: Richtlinie zur Initiative Inklusion. URL: http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-behinderter-Menschen/Meldungen/initiatve-inklusion-richtlinie.html?cms_searchArchive=0&cms_sortString=-score_&cms_searchIssued=0&cms_templateQueryString=Initiative+Inklusion<br />

; BMAS: Initiative Inklusion.<br />

URL: http://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/a743-initiative-inklusion-infoblatt.html;jsessionid=BD8DC917F4555ACBE1953A9893AAFA4B; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL): LWL und<br />

LVR wollen die „Initiative Inklusion“ des Bund und Länder umsetzen. URL: http://www.lwl.org/abt61-download/PDF/Aktuelles_Internetauftritt/Inklusion/Initiative_Inklusion.<strong>pdf</strong>; BMAS NRW 2011: Bekanntmachung<br />

der Richtlinie Initiative Inklusion. Verbesserung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. In: Elektronischer Bundesanzeiger, 9. September<br />

2011. URL: http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Meldungen/richtlinie-initiative-inklusion.<strong>pdf</strong>;jsessionid=BD8DC917F4555ACBE1953A9893AAFA4B?__blob=publicationFile;<br />

Bundesagentur für Arbeit 2011: HEGA 09/11 - 04 - Initiative Inklusion des BMAS zur Verbesserung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben. URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_165870/zentraler-Content/HEGA-Internet/A05-Berufl-Qualifizierung/Dokument/HEGA-09-2011-Initiative-Inklusion.html<br />

; Bundesagentur für Arbeit 2011: Eckpunkte der Initiative Inklusion des<br />

BMAS Anlage 1 zur HEGA 09/2011 – 04. URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_165870/zentraler-Content/HEGA-Internet/A05-Berufl-Qualifizierung/Dokument/HEGA-09-2011-Initiative-Inklusion.html;<br />

BMAS: Programm Job4000. URL: http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-behinderter-Menschen/Initiative-Jobs-ohne-Barrieren/Programm-Job4000/inhalt.html ; BMAS: Job4000. Programm zur besseren<br />

beruflichen Integration besonders betroffener schwerbehinderter Menschen. URL: http://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/job4000-flyer.html; Gesamtbetreuung Job4000 (2009): Zwischenbericht<br />

der Gesamtbetreuung zum 31.3.2010. Stand: 31.12.2009. URL: http://www.bag-ub.de/projekte/job4000/download/10-0429-Job4000%20Bericht%20Version%20April%202010.<strong>pdf</strong>; BMAS: Bekanntmachung<br />

der Richtlinie für „Job 4000“ —Programm zur besseren beruflichen Integration besonders betroffener schwerbehinderter Menschen Vom 26. Juli 2006. In: Bundesanzeiger Nr. 145 vom 4.<br />

August 2006 (S. 5427). URL: http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/job-4000-bekanntmachung-der-richtlinie-fuer-job-4000.<strong>pdf</strong>?__blob=publicationFile ; BMAS: Job4000 - Infos für Arbeitnehmer/Arbeitnehmerinnen<br />

und Auszubildende. URL: http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-behinderter-Menschen/Initiative-Jobs-ohne-Barrieren/Programm-Job4000/job4000-infos-fuer-arbeitnehmerund-auszubildende.html<br />

; Integrationsamt Köln: Begründung der Vorlage Nr. 12/1822. URL: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=integrationsamt%20nrw%20richtlinie%20job4000&source=web&cd=3&ved=0CC4QFjAC&url=https%3A%2F%2Fdom.lvr.de%2Flvis%2Flvr_rechercheWWW.nsf%2F643AE723D1BEDB3BC125720A00340DBC%2F%24file%2FBegr%25C3%25BCndung12-1822.rtf&ei=ADFXT6GDOsTEtAab6fztCw&usg=AFQjCNEvSQMwoeOJlBH_NhYMF-UNkKUlLg&cad=rja;<br />

Landschaftsverband Rheinland und Landschaftsverband Westfalen-<br />

Lippe: Aktion 5. URL: http://www.aktion5.de/ ; Gesamtbetreuung Job4000 (2009): Zwischenbericht der Gesamtbetreuung zum 31.3.2010. Stand: 31.12.2009. URL: http://www.bag-ub.de/projekte/job4000/download/10-0429-Job4000%20Bericht%20Version%20April%202010.<strong>pdf</strong><br />

; G.I.B.: aktion5. Berufliche Integration Schwerbehinderter. URL: http://www.gib.nrw.de/service/foerderprogramme/berufliche_integration_schwerbehinderter<br />

; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL): Aktion5. NRW-Sonderprogramm. URL: http://www.lwl.org/LWL/Soziales/integrationsamt/leistungen/aktion5/ ;<br />

Landschaftsverband Rheinland und Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Aktion5. Richtlinien. URL: http://www.lwl.org/LWL/Soziales/integrationsamt/leistungen/aktion5/ ; LWL 2010: Programme zur beruflichen<br />

Integration schwerbehinderter Menschen. Aktion5. Aus: Jahresbericht des LWL-Integrationsamt Westfalen 2009. URL: www.lwl.org/LWL/Soziales/integrationsamt/leistungen/aktion5/<br />

169


Übersicht A-4: Angebote der Förderung des Übergangs Schule-Beruf im Vergleich zu ILJA<br />

Ziel<br />

Programm<br />

Zielgruppe<br />

Fördergegenstand<br />

Art der Förderung<br />

Finanzierungsgeber<br />

Förderhöhe<br />

Förderfälle pro Jahr<br />

ILJA – Integration lernbehinderter<br />

Jugendlicher in Ausbildung<br />

Weiterentwicklung förderlicher Rahmenbedingungen,<br />

die eine nachhaltige und systematische<br />

Gestaltung des Übergangs Schule-Beruf<br />

für lernbehinderte Jugendliche ermöglichen<br />

Individuelle Förderung und Begleitung aller<br />

lernbehinderten Jugendlichen ab Klasse 8<br />

Alle Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

Lernen, die nicht über die BA oder andere<br />

Wege in eine Berufsausbildung einmünden<br />

und präventiv vor Schulabschluss ab Klasse 8<br />

Aufbau einer regionalen kommunalen Koordinierung<br />

von Förderprozessen zur Organisation<br />

und Begleitung von Übergängen an den<br />

Schnittstellen zwischen Schule, Berufsvorbereitung<br />

und Berufsausbildung<br />

Individuelle Förderung von Schüler/innen durch<br />

ehrenamtliche Lotsen zur Erlangung der Ausbildungsreife<br />

und Entwicklung geeigneter Anschlussperspektiven<br />

Anteilfinanzierung (80%)<br />

Ausnahme: Festbetragsfinanzierung für ehrenamtliche<br />

Lotsen.<br />

ESF-Programm des Landes und Regelinstrumente<br />

im Rahmen der Entscheidung der beteiligten<br />

Akteure<br />

Pro Region 50.000 € für Personal- und Sachkosten;<br />

120 € pro Lotse und Jahr als Aufwandsentschädigung<br />

Keine Informationen vorhanden.<br />

Die Förderung bezieht sich auf Essen, Dortmund,<br />

Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr, Münster,<br />

Recklinghausen, Kreis Herford, Kreis Soest, Kreis<br />

Unna, Kreis Warendorf<br />

JUGEND STÄRKEN – Kompetenzagenturen<br />

Passgenaue berufliche und soziale Integration am<br />

Übergang Schule-Beruf<br />

„Besonders benachteiligte Jugendliche“ nach der<br />

Schule oder in Ausnahmefällen in der letzten Klassenstufe,<br />

die mehrere Benachteiligungsmerkmale<br />

aufweisen:,<br />

Soziale Benachteiligungen wie z.B. kein Schulabschluss,<br />

Langzeitarbeitslosigkeit, Sozialisationsdefizite<br />

oder Migrationshintergrund<br />

Individuelle Beeinträchtigungen, wie z.B. Lernund<br />

Leistungs-beeinträchtigungen (Legasthenie,<br />

funktionaler Analphabetismus, Dyskalkulie<br />

usw.), Entwicklungsstörungen, körperliche Behinderungen<br />

oder psychische Krankheiten<br />

Netzwerkarbeit zur Optimierung der regionalen<br />

Angebotsstrukturen in der Benachteiligtenförderung<br />

Sozialpädagogische Beratungs-, Vermittlungs- und<br />

Lotsentätigkeit:<br />

(Aufsuchende) Jugendarbeit<br />

Case Management<br />

Kooperationen mit anderen Akteuren<br />

Anteilsfinanzierung (KoFi: nationale Mittel, in den<br />

neuen Bundesländern in Höhe von 36,5% und in<br />

den alten Bundesländern 55,0%)<br />

Berufsausbildungsbegleitung nach<br />

§ 421s SGB III<br />

Erleichterung der berufliche n Eingliederung durch Stabilisierung<br />

des Übergangsprozesses von der allgemeinbildenden<br />

Schule in eine betriebliche oder vergleichbare Berufsausbildung<br />

Leistungsschwächere Schüler/innen in den teilnehmenden<br />

Schulen ab der Vorabgangsklasse, die einen Haupt- oder Förderschulabschluss<br />

anstreben und voraussichtlich Schwierigkeiten<br />

haben werden, diesen zu erlangen<br />

Individuelle Begleitung und Unterstützung förderungsbedürftiger<br />

Jugendlicher, insbesondere bei<br />

Erreichen des allgemeinbildenden Schulabschlusses<br />

Berufsorientierung und Berufswahl<br />

Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses<br />

Unterstützung bei der Herstellung der Ausbildungsreife<br />

Einbindung in das regionale Netzwerk/Kooperation mit anderen<br />

Akteuren im Feld Übergang Schule-Beruf und mit den<br />

Lehrer/innen<br />

Vollfinanzierung<br />

ESF-Bundesprogramm (BMFSFJ) Bundesagentur für Arbeit BMBF<br />

Keine Daten vorhanden.<br />

Eintritte nach ESF-Monitoring des Bundes (ADE-<br />

LE):<br />

2008: m: 1.681; w:1.173<br />

2009: m: 4.729; w: 3.522<br />

2010: m: 3.529, w:4.751<br />

Ausgaben 2009: 8.178.000 €<br />

Ausgaben 2010: 12.322.000 €<br />

(Eingliederungsbilanzen der BA für NRW, SGB III)<br />

Zugänge lt. Eingliederungsbilanz BA SGB III:<br />

2009: 6.837 (dar. 2.867 Frauen);<br />

2010: 2.875 ( dar. 1.225 Frauen)<br />

Berufsausbildungsbegleitung<br />

im Rahmen der Initiative<br />

Bildungsketten<br />

Erleichterung der berufliche n Eingliederung<br />

durch Stabilisierung des Übergangsprozesses<br />

von der allgemeinbildenden Schule in<br />

eine betriebliche oder vergleichbare Berufsausbildung<br />

Leistungsschwächere Schüler/innen innen in<br />

den teilnehmenden Schulen z.T. schon ab<br />

der Vor-Vorabgangsklasse, die einen Hauptoder<br />

Förderschulabschluss anstreben und<br />

voraussichtlich Schwierigkeiten haben werden,<br />

diesen zu erlangen<br />

Ergämzend zur Berufsausbildungsbegleitung<br />

nach § 421s SGB III:<br />

Durchführung von Potenzialanalysen für gesamte<br />

Klassen, wenn diese in der Schule<br />

nicht ohnehin durchgeführt werden<br />

Vollfinanzierung<br />

360 Millionen € bundesweit (bis 2014)<br />

Insgesamt sollen bundesweit30 000 Schülerinnen<br />

und Schüler mit Förderbedarf begleitet<br />

werden


Übersicht A-4: Fortsetzung<br />

Ziel<br />

Programm Sozialpädagogische Begleitung (SpB) Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)<br />

Zielgruppe<br />

Fördergegenstand<br />

Förderfälle pro Jahr<br />

Herstellung eines positiven Lern- und Arbeitsverhaltens der Teilnehmenden von Berufsausbildungsvorbereitungen<br />

und mit Qualifizierungszuschuss geförderten Beschäftigung, um eine nachhaltige und dauerhafte Integration<br />

zu erreichen<br />

Lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte Jugendliche, die sich in einer Berufsausbildungsvorbereitung<br />

nach dem Berufsbildungsgesetz oder in einer mit Qualifizierungszuschuss geförderten Beschäftigung befinden<br />

Zu den Angeboten gehören insbesondere:<br />

Hilfestellung bei Problemlagen im sozialen Umfeld und im Betrieb<br />

Konfliktbewältigung<br />

Elternarbeit<br />

Alltagshilfen<br />

Entwicklungsfördernde Beratung und Einzelfallhilfe<br />

Verhaltenstraining<br />

Suchtprävention<br />

Angebote zur Förderung der Selbständigkeit<br />

Regelmäßige Sprechstundenangebote<br />

Ansprechpartner für Betriebe bei ggf. auftretende Schwierigkeiten im Ausbildungs- /Arbeitsverhältnis<br />

Ermöglichung der Aufnahme, Fortsetzung und des erfolgreichen Abschlusses einer erstmaligen betrieblichen<br />

Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen und Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen<br />

von jungen Menschen<br />

Lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Auszubildende, die wegen in ihrer Person liegenden<br />

Gründen ohne die Förderung eine Berufsausbildung bzw. Einstiegsqualifizierung nicht beginnen, fortsetzen<br />

oder erfolgreich beenden können<br />

Auszubildende, bei denen ohne eine Förderung ein Abbruch ihrer Ausbildung droht<br />

Begleitung (auch bei Einsstiegsqualifizierung) in kleinen Lerngruppen oder in Einzelunterricht (regelmäßiger<br />

Stütz- und Förderunterricht 3 bis 8 Stunden wöchentlich)<br />

Hilfestellung bei Lücken und Lernschwierigkeiten in der Fachtheorie und -praxis, bei Sprachproblemen<br />

und bei Problemen im sozialen oder betrieblichen Umfeld<br />

Art der Förderung Vollfinanzierung Vollfinanzierung<br />

Finanzierungsgeber Bundesagentur für Arbeit<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

Förderhöhe Keine Angaben für das SGB III, für das SGB II 2.000 € pro Förderfall in 2009 Ausgaben pro Teilnehmenden und Monat im Durchschnitt: 174 € (2010)<br />

SGB III:<br />

2007:134<br />

2008:45<br />

2009: 76<br />

2010: 0<br />

SGB II<br />

2007:41<br />

2008:12<br />

2009:41<br />

2010: 49m darunter 4 Frauen4<br />

Zugang im SGB III 2010: 9.396, darunter 3.247<br />

Zugang im SGB III 2010: 818, darunter 336 Frauen


Quellen: MAIS NRW: RdErl. des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 31.05.2011 – Az.: II 1 – 2602.11 032 – in der geänderten Fassung vom<br />

30.09.2011: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen der Arbeitspolitik und der Aus- und Weiterbildung unter Einbeziehung von Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />

URL: http://www.arbeit.nrw.de/<strong>pdf</strong>/esf/esf_foerderrichtlinie.<strong>pdf</strong>; G.I.B.: ILJA. URL http://www.gib.nrw.de/arbeitsbereiche/jugend_und_beruf/ilja?fieldset=programm; MAIS NRW (Juli 2010) (hrsg.):<br />

ILJA - Integration lernbehinderter Jugendlicher in Ausbildung, Präsentation. Düsseldorf. URL: http://www.gib.nrw.de/arbeitsbereiche/jugend_und_beruf/ilja?fieldset=programm; G:I:B: (Oktober 2010):<br />

Ein-Topf, ILJA und STAR im Vergleich. URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/ein-topf-ilja-star-im-vergleich; MAIS NRW: Kernelemente von ILJA – Integration lernbehinderter Jugendlicher in<br />

Ausbildung/berufliche Qualifizierung. URL: http://www.gib.nrw.de/arbeitsbereiche/jugend_und_beruf/ilja?fieldset=programm; MAIS NRW: ILJA. URL: http://www.arbeit.nrw.de/ausbildung/uebergang_schule_beruf/ilja/index.php;<br />

MAIS NRW: Kooperationsabkommen im Rahmen des Landesvorhabens ILJA. URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/kooperationsvereinbarung-zu-ilja; G.I.B.:<br />

ILJA – FAQ. URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/ilja-faq; MAIS NRW: Aufgaben- und persönliches Profil ehrenamtlicher Lotsen im Rahmen von ILJA – Integration lernbehinderter Jugendlicher<br />

in Ausbildung. URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/lotsenprofil-von-ilja; G.I.B.: ILJA Regionen. URL: http://www.flexstrat.de/service/downloads/ilja-regionen; BMAS: Kompetenzagenturen.<br />

URL: http://www.esf.de/portal/generator/820/programm__kompetenzagenturen.html; BMFSFJ 2011: Förderleitlinien.Weiterentwicklung der Initiative Jugend Stärken. URL: http://www.esf.de/portal/generator/16098/property=data/11__03__11__foerderleitlinien__jugend__staerken.<strong>pdf</strong>;<br />

BMFSFJ: Kompetenzagenturen. Verfügbar unter: http://www.kompetenzagenturen.de/; Deutsches Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt e.V. 2009: Werkstattbericht 2008 „Kompetenzagenturen“ (Durchführungsphase) Strukturen · Erfahrungen · Ergebnisse. URL: http://www.kompetenzagenturen.de/esf_kompetenzagenturen/content/e769/e1991/e2585/Werkstattbericht_2008.<strong>pdf</strong>;<br />

BMFSFJ 2012: Standortkarte der ESF-Programme. URL: http://www.esf-regiestelle.eu/standortkarte/index_ger.html; BMFSFJ: Programm<br />

Kompetenzagenturen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Übersicht der geförderten Kompetenzagenturen der Förderphase 2011-2013 http://www.kompetenzagenturen.de/esf_kompetenzagenturen/content/e769/e1991/e3782/bersichtgefrderteKA2011-2013.<strong>pdf</strong>;<br />

Boockmann, Bernhard (IAW) et al. (2011): Evaluation der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III.<br />

Zwischenbericht Juli 2011. URL: http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/fb-fb414.<strong>pdf</strong>?__blob=publicationFile; Internationaler Bund (2009):Dokumentation Berufseinstiegsbegleitung<br />

nach § 421s SGB III – Erfahrungen mit einem neuen Instrument im Übergang Schule/Beruf. Bundesweite Fachtagung im Rahmen des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit am 29. Oktober<br />

2009 in Frankfurt am Main. URL: http://www.forum-beratung.de/cms/upload/Veroeffentlichungen/Dokumentationen/IB_Doku_Berufseinstiegsbegleitung.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur für Arbeit (2010): Berufseinstiegsbegleitung.<br />

Übersicht über die wesentlichen Unterschiede zwischen der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III und der Berufseinstiegsbegleitung – Bildungsketten gem. Richtlinie zur<br />

Durchführung des Sonderprogramms Berufseinstiegsbegleitung i. R. der BMBF-Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“ vom 31.05.2010 (RL). URL:<br />

http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/E-Mail-Infos/<strong>pdf</strong>/E-Mail-Info-2010-08-11-Anlage-6.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur für Arbeit (2011): Fachkonzept Berufseinstiegsbegleitung im Auftrag der Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA). URL: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A04-Vermittlung/A042-Vermittlung/Publikation/<strong>pdf</strong>/Fachkonzept-Berufseinstiegsbegleitung-im-Auftrag-der-BA.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur<br />

für Arbeit (2010): Berufseinstiegsbegleitung. Übersicht über die wesentlichen Unterschiede zwischen der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III und der Berufseinstiegsbegleitung – Bildungsketten<br />

gem. Richtlinie zur Durchführung des Sonderprogramms Berufseinstiegsbegleitung i. R. der BMBF-Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“<br />

vom 31.05.2010 (RL). URL: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/E-Mail-Infos/<strong>pdf</strong>/E-Mail-Info-2010-08-11-Anlage-6.<strong>pdf</strong>; G.I.B. (2012): Jugend und Beruf. Übersicht über zentrale Förderprogramme.<br />

URL: http://www.gib.nrw.de/service/downloads/Programmuebersicht_JuB.<strong>pdf</strong>; BMBF (2010): Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und der Bundesagentur für Arbeit über die Durchführung<br />

eines Sonderprogramms Berufseinstiegsbegleitung im Rahmen der BMBF-Initiative "Abschluss und Anschluss -Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss" . URL:<br />

http://www.bmbf.de/pubRD/verwaltungsvereinbarung_bildungsketten.<strong>pdf</strong>; Servicestelle Bildungsketten beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) (2011): Bildungsketten. URL http://www.bmbf.de/pub/flyer_bildungskett en.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur für Arbeit 2011: Fachkonzept Berufseinstiegsbegleitung im Auftrag der Bundesagentur für<br />

Arbeit (BA). URL: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A04-Vermittlung/A042-Vermittlung/Publikation/<strong>pdf</strong>/Fachkonzept-Berufseinstiegsbegleitung-im-Auftrag-der-BA.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur für Arbeit:<br />

Förderung der Berufsausbildung. Sozialpädagogische Begleitung (SpB) URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_26178/Navigation/zentral/Buerger/Behinderungen/Aus-Weiterbildung/Aus-Weiterbildung-Nav.html#d1.1;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §11 SGB III. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/eb/sgbiii-dwo-eb-sgbiii/eb-sgbiii-05-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong>;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §54 SGB II [2010]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Eingliederungsbilanzen/zu-den-Daten/zu-den-<br />

Daten-Nav.html?year_month=200812; Bundesagentur für Arbeit: Förderung der Berufsausbildung. Ausbildungsbegleitende Hilfen. URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_26178/Navigation/zentral/Buerger/Behinderungen/Aus-Weiterbildung/Aus-Weiterbildung-Nav.html#d1.1;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §11 SGB III. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/eb/sgbiii-dwo-eb-sgbiii/eb-sgbiii-05-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong>;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Eingliederungsbilanz nach §54 SGB II [2010]. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistiknach-Themen/Eingliederungsbilanzen/zu-den-Daten/zu-den-Daten-Nav.html?year_month=200812;<br />

Bundesagentur für Arbeit 2011: [ANBA] Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit. Arbeitsstatistik<br />

2010. Jahreszahlen. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/arbeitsstatistik/arbeitsstatistik-d-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong>


Übersicht A-5: Angebote der Erwerbslosenberatung im Vergleich zu Erwerbslosenberatungsstellen/Arbeitslosenzentren<br />

Ziel<br />

Programm<br />

Zielgruppe<br />

Art der Förderung<br />

Finanzierungsgeber<br />

Erwerbslosenberatungsstellen<br />

/<br />

Arbeitslosenzentren<br />

Trägerunabhängige, qualitätsgesicherte,<br />

lebensweltbezogene<br />

Beratung und Begleitung<br />

erwerbsloser Personen<br />

Erwerbslose Menschen, von<br />

Arbeitslosigkeit bedrohte<br />

Menschen, Berufsrückkehrende<br />

sowie Beschäftigte mit<br />

aufstockenden SGB II-<br />

Leistungen<br />

Fördergegenstand<br />

Erwerbslosenberatungsstellen:<br />

Beratung hinsichtlich beruflicher<br />

Entwicklung,<br />

Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />

wirtschaftlicher und<br />

psychosozialer Situation<br />

sowie Unterstützung bei<br />

rechtlichen Fragen<br />

Arbeitslosenzentren:<br />

Niedrigschwelliger Ansatz<br />

Bieten Begegnungsmöglichkeiten<br />

Schaffen Möglichkeiten<br />

der sozialen Teilhabe<br />

Beratung und<br />

Vermittlung<br />

(Agenturen für Arbeit)<br />

Beratung der von Arbeitslosigkeit<br />

bedrohten<br />

Personen und solchen,<br />

die sich beruflich umorientieren<br />

wollen<br />

Alle Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer<br />

Auskunft und Rat in allen<br />

Fragen der Arbeitsplatzwahl,<br />

der beruflichen<br />

Entwicklung, zum<br />

Berufs- und Arbeitsplatzwechsel,<br />

zur Lage<br />

und Entwicklung des<br />

Arbeitsmarktes und der<br />

Berufe, zu individuellen<br />

Vermittlungsmöglichkeiten,<br />

zu den Möglichkeiten<br />

der beruflichen Bildung<br />

und zu Leistungen<br />

der Arbeitsförderung<br />

Berufsberatung<br />

(Agenturen für Arbeit)<br />

Berufsorientierung und Beratung<br />

in beruflichen Belangen<br />

Schüler/innen aller Schularten,<br />

Auszubildende,<br />

Studierende und Hochschulabsolventen<br />

sowie alle<br />

Personen, die erstmals<br />

eine Berufsausbildung anstreben<br />

oder sich beruflich<br />

neu orientieren wollen<br />

Beratung bei:<br />

Fragen zu Ausbildungsoder<br />

Studieninhalten<br />

Suche nach Ausbildungsstellen<br />

Berufsorientierung<br />

Fragen zum Ausbildungs-<br />

oder Arbeitsmarkt<br />

Berufswahltest<br />

Fragen zur Bewerbung<br />

Suche nach Alternativberufen<br />

Fragen bei gesundheitlichen<br />

oder schulischen<br />

Schwierigkeiten<br />

Beratung/Vermittlung für ALG<br />

I Empfänger/innen<br />

(Agenturen für Arbeit)<br />

Vermittlung in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

Alg I-Empfänger/innen<br />

Berufsberatung, Vermittlung in<br />

Ausbildung oder Arbeit<br />

Beratungsangebot<br />

(Jobcenter)<br />

Vermittlung in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

Personen, die Alg II erhalten<br />

oder in einer Bedarfsgemeinschaft<br />

mit einer Alg IIbeziehenden<br />

Person leben<br />

Beratung durch persönliche Ansprechpartner/innen<br />

(pAp)<br />

Abschluss einer Eingliederungsvereinbarung<br />

Übermittlung von, Stellenangeboten<br />

Vereinbarung von notwendigen<br />

Förderleistungen<br />

Information über weitergehende<br />

Beratungsangebote<br />

und Dienstleistungen<br />

Vermittlungsunterstützende<br />

Leistungen<br />

–Vermittlungsgutschein<br />

(§§ 421g, 14,15 und<br />

§ 16 Abs. 1 SGB II)<br />

Vermittlung in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

Personen, die einen Alg I-<br />

Anspruch von mehr als 6<br />

Monaten haben und nach<br />

6 Wochen (innerhalb der<br />

letzten drei Monate) noch<br />

nicht von der Arbeitsagentur<br />

oder einer privaten Arbeitsvermittlung<br />

vermittelt<br />

wurden<br />

Personen, die Alg II erhalten<br />

Stellenvermittlung durch private<br />

Arbeitsvermittlungen<br />

Beschäftigungsorientiertes<br />

Fallmanagement<br />

(§§ 14 und 15 SGB II)<br />

Vermittlung in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

Personen mit vielfachen Einschränkungen,<br />

die Alg II erhalten<br />

oder in einer Bedarfsgemeinschaft<br />

mit einer Alg II beziehenden<br />

Person leben<br />

Intensive und persönliche<br />

Betreuung bei unterschiedlichen<br />

Schwierigkeiten wie<br />

ungeklärter Kinderbetreuung<br />

bei Alleinerziehenden,<br />

familiären oder sozialen<br />

Problemen, Verschuldung,<br />

Suchtproblematiken, drohendem<br />

Verlust der Wohnung;<br />

Wege zum Abbau der Einschränkungen<br />

bei der Integration<br />

durch intensive<br />

und häufige Beratungsgespräche<br />

sowie durch die<br />

Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern,<br />

z.B. Beratungsstellen<br />

(Schulden,<br />

Sucht), Wohnungsamt etc.<br />

Anteilfinanzierung Vollfinanzierung Vollfinanzierung Vollfinanzierung Vollfinanzierung Festbetragsfinanzierung Vollfinanzierung<br />

ESF-Programm des Landes<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit<br />

Bundesagentur für<br />

Arbeit<br />

Bundesagentur für Arbeit


Übersicht A-5: Fortsetzung<br />

Programm<br />

Förderhöhe<br />

Förderfälle pro<br />

Jahr<br />

Erwerbslosenberatungsstellen<br />

/<br />

Arbeitslosenzentren<br />

Erwerbslosenberatungsstellen:<br />

Bis zu 80% der zuwendungsfähigen<br />

Gesamtausgaben.<br />

Für Sachausgaben:<br />

Höchstbetrag von<br />

15.600 € pro Jahr und<br />

Stelle<br />

Arbeitslosenzentren:<br />

Bis zu 50% der zuwendungsfähigen<br />

Gesamtausgaben.<br />

Höchstbetrag:<br />

31.200 €<br />

73 Erwerbslosenberatungsstellen;<br />

76 Arbeitslosenzentren;<br />

1/2011 – 4/2012: 24.000<br />

Personen; 38.000 Kontakte<br />

Beratung und<br />

Vermittlung<br />

(Agenturen für Arbeit)<br />

Berufsberatung<br />

(Agenturen für Arbeit)<br />

Beratung/Vermittlung für ALG<br />

I Empfänger/innen<br />

(Agenturen für Arbeit)<br />

Keine Angaben Keine Angaben Keine Angaben Keine Angaben<br />

TN-Zahlen NRW (September<br />

2010)in Bezug<br />

auf Beratung und Unterstützung<br />

der Arbeitssuche<br />

(SGB III): 9.034<br />

TN-Zahlen NRW (September<br />

2010) in Bezug auf Berufsberatung<br />

und Förderung<br />

der Berufsausbildung:<br />

72.613 im SGB III<br />

und 8.754 im SGB II<br />

Im Jahresdurchschnitt 2010<br />

400.411 (darunter: 175.854<br />

Frauen) Arbeitsuchende und<br />

222.484 Arbeitslose (darunter<br />

93.763 Frauen) sowie 54.473<br />

arbeitslose Nichtleistungsempfänger/innen<br />

(darunter 25.803<br />

Frauen)<br />

Beratungsangebot<br />

(Jobcenter)<br />

Im Jahresdurchschnitt 2010<br />

1.185.344 erwerbsfähige<br />

Leistungsberechtigte (2009:<br />

1.156.642).<br />

Vermittlungsunterstützende<br />

Leistungen<br />

–Vermittlungsgutschein<br />

(§§ 421g, 14,15 und<br />

§ 16 Abs. 1 SGB II)<br />

2000€ pro Vermittlung (im<br />

Einzelfall 2500€); wird bei<br />

Vermittlung an den Vermittler<br />

ausbezahlt<br />

ANBA:<br />

Vergütungen an private Vermittler<br />

im Rahmen des Gutscheinverfahrens<br />

(§ 421g<br />

SGB III)<br />

2010: 7390.000€<br />

2009: 6312.000€<br />

In 2010 10.044 eingelöste bei<br />

insgesamt 149.252 ausgegebenen<br />

Vermittlungsgutscheinen.<br />

Beschäftigungsorientiertes<br />

Fallmanagement<br />

(§§ 14 und 15 SGB II)<br />

Keine Angaben<br />

Keine Angaben<br />

Quellen: G.I.B.: Minister Schneider: 24.000 Langzeitarbeitslose erhalten in unseren Beratungsstellen mehr als 38.000 mal Rat und Hilfe. G.I.B.-Newsletter Nr. 248. URL: http://www.gib.nrw.de/service/newsletter/gib-newsletter/newsletter_archiv/g-i-b-newsletter-nr-248/und_sonst/minister-schneider-24-000-langzeitarbeitslose-erhalten-in-unseren-beratungsstellen-mehr-als-38-000-mal-rat-und-hilfe;<br />

G.I.B.: Roundtable Gespräch: Förderung von Erwerbslosenberatungsstellen und Arbeitslosenzentren. URL: http://www.alz-dortmund.de/<strong>pdf</strong>/verein/Foerderung%20von%20Erwerbslosenberatungsstellen%20und%20Arbeitslosenzentren-G-I-B.<strong>pdf</strong>;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Beratung und Vermittlung. URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_25874/Navigation/zentral/Buerger/Arbeitslos/Beratung/Beratung-Nav.html;<br />

Bundesagentur für Arbeit: Beratungsservice http://www.arbeitsagentur.de/nn_26016/Navigation/zentral/Buerger/Ausbildung/Berufsberatung/Berufsberatung-Nav.html; Bundesagentur für<br />

Arbeit: Was? Wie viel? Wer? 2011. Finanzielle Hilfen auf einen Blick. [SGB III]; Bundesagentur für Arbeit: Was? Wie viel? Wer? SGB II. Finanzielle Hilfen auf einen Blick 2011; Bundesagentur für Arbeit:<br />

Methodenbericht der Statistik der BA. Aktivierung in den Rechtskreisen SGB III und SGB II. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Methodenberichte/Arbeitsmarkt-Arbeitsmarktpolitik/Generische-Publikationen/Methodenbericht-Aktivierung-in-den-Rechtskreisen-SGBIII-und-SGBII.<strong>pdf</strong>;<br />

Bundesagentur für Arbeit 2011: [ANBA] Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Arbeitsstatistik 2010. Jahreszahlen. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201012/arbeitsstatistik/arbeitsstatistik-d-0-<strong>pdf</strong>.<strong>pdf</strong>; Bundesagentur für Arbeit 2011: Arbeitsmarkt in<br />

Zahlen. Frauen und Männer. Land Nordrhein-Westfalen. 2010. URL: http://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche_Form.html?nn=32022&year_month=201012&pageLocale=de&view=processForm&topicId=217956&regionInd=05<br />

(xls); Bundesagentur für Arbeit : Arbeitsmarkt in Zahlen. Vermittlungsgutscheine nach § 421 g SGB III. Berichtsjahr 2010. URL:<br />

http://statistik.arbeitsagentur.de/nn_255226/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche_Form.html?view=processForm&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=255230&-<br />

year_month=201012&year_month.GROUP=1&search=Suchen; Bundesagentur für Arbeit 2011: Eine Chance mehr: Die private Arbeitsvermittlung. Vermittlungsgutschein. Info für Arbeitssuchende. URL:<br />

http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/Veroeffentlichungen/Vermittlung/Vermittlungsgutschein-Hinweise-fuer-Arbe-1.<strong>pdf</strong>

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