11.03.2014 Aufrufe

pdf-Datei - IWF - ETH Zürich

pdf-Datei - IWF - ETH Zürich

pdf-Datei - IWF - ETH Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Entwicklung einer Methode zur Analyse, Vorhersage und Bekämpfung<br />

thermisch verursachter Verlagerungen auf Werkzeugmaschinen<br />

Messung - Simulation - Kompensation<br />

Einführung<br />

Thermische bedingte Verlagerungen am TCP (Tool Centre<br />

Point) von Werkzeugmaschinen verursachen nicht selten<br />

bis zu 80% der am Werkstück entstehenden Abweichungen.<br />

Deshalb rücken thermische Phänomene auf<br />

Werkzeugmaschinen vermehrt in den Vordergrund neuer<br />

Forschungsvorhaben. Ziel in diesem Projekt ist es, dem<br />

Werkzeugmaschinenhersteller Unterstützung bei der<br />

Erfassung, der Simulation (Bild 1) und der Kompensation<br />

thermischer Phänomene an Werkzeugmaschinen zu<br />

geben.<br />

Messtechnik<br />

Die Beurteilung des thermischen Verhaltens von Werkzeugmaschinen<br />

erfolgt heute meist durch die Erfassung der<br />

zwischen Werkzeug und Werkstück an der Zerspanstelle<br />

auftretenden Relativverlagerungen. Gleichzeitig wird an<br />

verschiedenen Stellen der Struktur die Temperatur mit<br />

meist punktuellen Messsensoren erfasst. Das heute einzige<br />

wirklich anwendungsfreundliche Messmittel zur flächigen<br />

Erfassung der Temperaturverteilung an den Oberflächen<br />

von Strukturen und Bauteilen stellen Infrarotkameras dar.<br />

Die heute noch sehr hohen Anschaffungskosten schrecken<br />

Maschinenhersteller meist von deren Verwendung ab.<br />

Pyrometrische Messsysteme (z.B. IR-Kamera) lassen sich<br />

nicht ohne Weiteres auf metallischen Oberflächen<br />

anwenden. Unterschiedlichste Reflektions- und Absorptionskoeffizienten<br />

der Oberflächen führen dazu, dass sich<br />

die praktische Bestimmung der Temperaturverteilung als<br />

teilweise schwierig erweisst. Im Projekt wird daher der<br />

Umgang mit pyrometrischen Messsystemen auf Werkzeugmaschinen<br />

erprobt und Richtlinien für deren Anwendung<br />

erstellt.<br />

Simulation<br />

Die in der Vergangenheit entwickelten und auf Werkzeugmaschinen<br />

angewendeten Simulationsmodelle beruhen<br />

meist auf der Finiten Elemente Methode (FEM). Generell<br />

werden ausschliesslich Wärmetransport- und Stoffübertragungsprobleme<br />

gerne, auf Grund der Form ihrer<br />

Differenzialgleichung, mit der Methode der Finiten<br />

Differenzen berechnet (FDM). Diese erwies sich als eine<br />

sehr effiziente und elegante Methode um reine<br />

Stoffübertragungs- und Wärmetransportphänomene zu<br />

berechnen. Spannungsbehaftete Probleme, wie die<br />

Deformation von Bauteilen auf Grund von Krafteinwirkung<br />

etc., werden üblicherweise, wegen des guten Erforschungsstandes<br />

und der Durchdringung im industriellen<br />

Umfeld, mit FEM gelöst.<br />

Die am <strong>IWF</strong> der <strong>ETH</strong> Zürich entwickelte serielle<br />

Simulationsmethode Finite Differenzen Element Methode<br />

(FDEM) kombiniert die vorteiligen Eigenschaften von FDM<br />

und FEM. Im ersten Schritt werden die transienten<br />

Wärmetransportphänomene mit Hilfe der FDM gelöst. Als<br />

Ergebnis erhält man die berechnete Temperaturverteilung<br />

in den Bauteilen zu diskreten Zeitpunkten (Bsp. Bild 2). In<br />

einem zweiten Schritt wird das spannungsbehaftete<br />

Problem der Deformation der Bauteile mit Hilfe der FEM<br />

gelöst. Mit der Temperaturverteilung aus dem ersten Schritt<br />

werden die Volumenkräfte im Modell berechnet, woraus die<br />

entsprechenden Deformationen zu den im ersten Schnitt<br />

definierten Zeitpunkten folgen.<br />

Bild 1: Deformations- und Temperaturdarstellung einer<br />

Fräsmaschine<br />

Bild 2: Temperaturverteilung an Kugelumlaufspindel bei<br />

Pendelbewegungen<br />

Im Gegensatz zur oft üblichen Fokussierung auf den<br />

stationären Gleichgewichtszustand ist für Werkzeugmaschinen<br />

das transiente Verhalten von grosser Bedeutung,<br />

welches durch die im Betrieb ständig wechselnden<br />

Temperaturverteilungen hervorgerufen wird.


Als Resultat der bisher durchgeführten Arbeiten hat sich<br />

gezeigt, dass das ortsabhängige thermische Verhalten<br />

insbesondere beim Vorhandensein von Dreh- und<br />

Schwenkachsen eine genauere Analyse erfordert:<br />

Abhängig von den kinematischen Gegebenheiten führen<br />

unterschiedliche Achsstellungen zu stark variierenden<br />

resultierenden Abweichungen am Bauteil. Die Untersuchung<br />

der TCP-Relativverlagerungen erweist sich auch in<br />

diesem Fall als wichtiges Analysemittel.<br />

Auf Basis der FDEM soll im weiteren Verlauf des Projektes<br />

ein online fähiges Kompensationssystem (Schema Bild 5)<br />

für Werkzeugmaschinen entwickelt werden.<br />

Bild 3: Deformations- und Temperaturdarstellung einer<br />

Fünfachs-Kinematik<br />

Die simulative Untersuchung von Strömungsverhältnissen<br />

(CFD) in ausgewählten Fällen hat im Rahmen des Projekts<br />

dazu beigetragen, das Verständnis der beobachteten<br />

thermischen Verlagerungen zu erweitern.<br />

Bild 4: Entwicklung der Temperaturverteilung in einem<br />

Maschinengehäuse im Betrieb der Maschine<br />

Kompensationsmethode<br />

Einer der grössten Vorteile der oben dargestellten FDEM<br />

sind die kurzen Berechnungszeiten. So konnte das<br />

transiente thermische Verhalten eine Werkzeugmaschine,<br />

modelliert mit annähernd 5000 Elementen, über einen<br />

Zeitraum von 24 Stunden mit weniger als fünf Minuten<br />

Rechenzeit ermittelt werden. Die Integration des<br />

Differenzengleichungssystems zur Bestimmung der<br />

Temperaturverteilung über den Zeitbereich beanspruchte<br />

hierbei weniger als eine Minute.<br />

Bild 5: Schematik der Kompensationsmethode<br />

Im ersten Schritt wird die Temperaturverteilung in den<br />

Bauteilen entsprechend der Methode FDEM mit Hilfe der<br />

FDM berechnet.<br />

Im zweiten Schritt wird jedoch nur noch die TCP-Verlagerung<br />

mit einem stark reduzierten Gleichungssystem<br />

berechnet. Die Temperaturverteilung aus dem ersten<br />

Schritt wird auf mehrere reduzierte FEM- Gleichungssysteme<br />

angewendet und so die TCP- Verlagerung an<br />

unterschiedlichsten diskreten Punkten im Arbeitsraum<br />

berechnet. Für die TCP-Punkte dazwischen, wird die<br />

Verlagerung durch (z.B. lineare) Interpolation ermittelt.<br />

Status<br />

Das Projekt ist im November 2008 mit einer Laufzeit von 24<br />

Monaten begonnen worden. Die Messungen an den<br />

Maschinen der Projektpartner wurden durchgeführt und<br />

Modifikationsvorschläge wurden erarbeitet und simulativ<br />

evaluiert. Weitere Arbeiten zur Erstellung von<br />

Makroelementen zur effizienten Nachbildung des<br />

Verhaltens ganzer Baugruppen sind im Gange.<br />

Die Projektdauer wurde inzwischen auf 33 Monate<br />

ausgedehnt, um so die, bei thermischen Untersuchungen<br />

sehr zeitaufwändigen Arbeiten besser durchführen und<br />

abschliessen zu können.<br />

Projektpartner<br />

AGIE:<br />

Rollomatic:<br />

Schaublin:<br />

Willemin-Macodel:<br />

WZM-Hersteller, Losone/CH<br />

WZM-Hersteller, Le Landeron/CH<br />

WZM-Hersteller, Bévilard/CH<br />

WZM-Hersteller, Bassecourt/CH<br />

Kontakt<br />

Dr. Josef Mayr<br />

<strong>IWF</strong> Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung<br />

<strong>ETH</strong> Zürich<br />

CLA G15.1<br />

Tannenstrasse 3<br />

CH-8092 Zürich<br />

Tel +41 1 632 30 63<br />

Fax +41 1 632 11 25<br />

Email mayr@iwf.mavt.ethz.ch<br />

September 2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!