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Revierkurier - Landesjagdverband Bayern

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B 47654 Hier kommt immer das Thema hin<br />

Ausgabe Nr. 2 • Mai 2013<br />

<strong>Revierkurier</strong><br />

Herausgeber: Bayerischer Jagdverband<br />

Liebe Jägerinnen<br />

und Jäger,<br />

verehrte Freunde<br />

der Jagd,<br />

Borkenkäfer sind schädlich. Sie<br />

können ganze Wälder vernichten.<br />

Das weiß jedes Kind. Da muss<br />

dann eben die Giftspritze her. Aber<br />

auch Schalenwild, insbesondere<br />

Rehe, machen viel Schaden. Sie<br />

fressen gerne die jungen Bäumchen<br />

ab. Und wenn die alle weg<br />

sind, fallen sie über die größeren<br />

Bäume her, ganz bestimmt.<br />

Da hilft nur noch abschießen, und<br />

zwar radikal. Rücksicht ist da fehl<br />

am Platz. Das geht sogar so weit,<br />

dass man jetzt die Schonzeiten<br />

nicht mehr großartig beachtet,<br />

die schon viele, viele Jahrzehnte<br />

gegolten haben. Sogar weibliches<br />

Wild trifft das, und damit auch<br />

Rehgeißen, die bereits ihre kleinen<br />

Kitze im Bauch haben. Wahrscheinlich<br />

ist das alternativlos.<br />

Irgendwie hat man das Gefühl,<br />

dass sich hier unsere „Gesellschaft“<br />

zurückentwickelt, ganz<br />

weit zurück, zurück in barbarische<br />

Zeiten. Wir werden eine Art Gesellschaft<br />

mit beschränkter Haftung.<br />

Was nach uns kommt, zählt<br />

nicht mehr.<br />

Und beim Tierschutz herrscht<br />

hierzu immer noch weitgehend<br />

dröhnendes Schweigen.<br />

Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident<br />

des Bayerischen Jagdverbandes<br />

n Rehwild<br />

Biologisch<br />

richtig bejagen<br />

Das Reh ist unsere älteste Hirschart. Es hat sich vor rund 25 Millionen<br />

Jahren zeitgleich mit dem Aufkommen der ersten Gehölze entwickelt.<br />

Aber immer noch gibt es interessante Facetten beim Reh zu entdecken.<br />

Dr. Michael Petrak, Leiter der Forschungsstelle für Jagdkunde und<br />

Wildschadenverhütung des Landes Nordrhein-Westfalen, schildert hier<br />

Details aus seinen Erkenntnissen, die mithelfen können, Rehe biologisch<br />

richtig zu bejagen.<br />

Zoologisch zählt das Reh zum so genannten<br />

Schlüpfertyp, das heißt es<br />

ist hinten leicht überbaut. Nahrungsökologisch<br />

gehört das Reh zu den<br />

Wiederkäuern vom Typ des Konzentratselektierers.<br />

Für das Fluchtverhalten<br />

sind das „sich Drücken“ und kurze<br />

Fluchten in die nächste Dickung charakteristisch<br />

– Eigenschaften, die ihm<br />

das Überleben in einer vom Menschen<br />

vielfach genutzten Landschaft erlaubt.<br />

Rehwild war in Mitteleuropa immer<br />

heimisch, wenngleich es durch frühere<br />

Nutzungen erheblich zurückgedrängt<br />

und lokal sogar ausgerottet war. Als<br />

Konzentratselektierer ist das Reh auf<br />

bekömmliche, leicht verdauliche inhaltsstoffreiche<br />

Äsung angewiesen, so<br />

dass früher die Nahrungskonkurrenz<br />

durch die robusteren Haustiere, insbesondere<br />

die Schafe, die Entwicklung<br />

der Bestände zusätzlich begrenzte.<br />

Das Reh hat bis zur Mitte der 20.<br />

Jahrhunderts als Grenzlinienbewohner<br />

von der früheren strukturreichen<br />

bäuerlichen Kulturlandschaft gut profitiert.<br />

Wie seine Umwelt damals aussah,<br />

ist auch aus einem ganz anderen<br />

Blickwinkel gut belegt. So hat sich der<br />

berühmte Forstmann, Jäger und wegweisende<br />

Buchautor Ferdinand von<br />

Raesfeld (1855 – 1929) zwar generell<br />

für den Kugelschuss auf Schalenwild<br />

ausgesprochen. Wegen der Unübersichtlichkeit<br />

der bäuerlichen Landwirtschaft<br />

mit den vielen Hecken und<br />

Gebüschen und unterschiedlichen Feldern<br />

plädierte er jedoch für den Schrotschuss<br />

auf Rehe in der bäuerlichen<br />

Feldjagd. Dieser historische Vergleich<br />

zeigt anschaulich, welche Auswirkungen<br />

die heutige großflächige Monotonisierung<br />

der Landwirtschaft im<br />

Gegensatz zur früheren Grünlandnutzung<br />

auf die Rehwildjagd hat.<br />

Artenarme Felder erhöhen die Bedeutung<br />

der Wälder und damit auch<br />

die Beäsung von Forstpflanzen. Für das<br />

n 1 <strong>Revierkurier</strong> 2/2013


Rehwild<br />

Die Aktivität des Rehwildes unterliegt einem Jahreszyklus,<br />

dem sich die Bejagung anpassen sollte. Sprich: Im Sommer<br />

und Hochwinter Jagdruhe!<br />

Foto: M. Breuer<br />

Rehwild sind die Entfaltung von Krautund<br />

Strauchschicht ganz entscheidend,<br />

wie zum Beispiel die Ergebnisse aus<br />

dem Forschungsrevier Wiehltalsperre<br />

zeigen. Alte Buchenwälder mit ihrer<br />

armen Kraut- und Strauchschicht bieten<br />

nur wenig Nahrung, während auf<br />

diesen Standorten im Bergischen Land<br />

die Entfaltung von Kraut- und Strauchschicht<br />

in den Fichtenbeständen deutlich<br />

besser ist. Die wichtigste Einsicht<br />

für die Praxis ist, dass auf den Flächen,<br />

die gerade in der Verjüngung stehen,<br />

eine Schwerpunktbejagung durchgeführt<br />

wird. Das Setzen von Bejagungsschwerpunkten<br />

ist für die Verjüngung<br />

im Wald in jedem Fall besser als eine<br />

generelle Erhöhung der Abschussvorgaben.<br />

Die generelle Forderung nach<br />

höheren Abschüssen auf Revierebene<br />

ist unter dem Aspekt der Entschärfung<br />

von Jagd-Forst-Konflikten wenig sinnvoll.<br />

Schwerpunktbejagung statt<br />

generelle Abschusserhöhung<br />

Zweifellos besteht ein Zusammenhang<br />

zwischen den Vorkommen von<br />

Wildtieren und ihrer Verwicklung in<br />

Verkehrsunfälle. Vor Ort lässt sich<br />

durch eine ausreichende und gezielte<br />

Bejagung und eine entsprechende Lebensraumgestaltung<br />

das Unfallrisiko<br />

reduzieren. Äsung und Deckung dürfen<br />

nicht durch die Straße getrennt werden.<br />

Rehe, die sich offensichtlich an den<br />

Straßenverkehr gut gewöhnt haben,<br />

sollten allerdings nicht erlegt werden.<br />

Im unmittelbar angrenzenden Bereich<br />

ist eine höhere Bejagungsintensität jedoch<br />

sinnvoll, um die Straßenfrequentierung<br />

zu reduzieren.<br />

Eine ausreichende Bejagung ist auch<br />

notwendig im Hinblick auf die Sozial-<br />

und Altersklassenstruktur: So hatte<br />

sich im Siebengebirge gezeigt, dass<br />

die zielgerichtete Jagdverschonung von<br />

Bockkitzen das Unfallrisiko der Jährlingsböcke<br />

im Straßenverkehr drastisch<br />

erhöhte: Gerade gut entwickelte Jährlinge<br />

werden in den Territorien nicht<br />

geduldet und sind gewissermaßen<br />

wie im „Dampfdrucktopf“ ständig im<br />

Stress. Damit erhöht sich auch das Unfallrisiko.<br />

Daraus kann man aber nicht<br />

ableiten, dass Wildunfälle die Populationsdichten<br />

widerspiegeln.<br />

Wildunfallstatistik ersetzt<br />

Streckenstatistik?<br />

Der Vorschlag, auf die Wildunfallstatistik<br />

als Ersatz für die Streckenstatistik<br />

zurückzugreifen, macht noch ein anderes<br />

methodisches Problem deutlich:<br />

Grundsätzlich ist zwischen statistischer<br />

Signifikanz und ursächlichen Zusammenhängen<br />

zu unterscheiden. Korrelationen<br />

lassen sich zwanglos auch<br />

zwischen Phänomenen zum Teil sogar<br />

mit ausgesprochen hoher Signifikanz<br />

feststellen, zwischen denen nachweislich<br />

kein ursächlicher Zusammenhang<br />

besteht. Als Beispiel sei nur auf die gute<br />

Korrelation zwischen Geburtenrückgang<br />

in Deutschland und dem Rückgang<br />

des Weißstorches hingewiesen.<br />

Und in Nordrhein-Westfalen fällt auf,<br />

dass die Unfallzahlen wesentlich stärker<br />

durch den hohen Kfz-Verkehr als das<br />

Wildvorkommen bestimmt werden. So<br />

ist die Unfallrate im dicht besiedelten<br />

Ballungsraum Rhein-Ruhr am höchsten.<br />

Bei einer optimalen Nutzung der<br />

Jagdzeit geht es vor allem darum, wildtiergerecht<br />

zu jagen. Es taucht aber oft<br />

auch das Argument auf, dass der Wildbretertrag<br />

stimmen müsse. Körpermessungen<br />

zeigen anschaulich, dass Rehe<br />

am Anfang sehr schnell wachsen und<br />

das, was für Feindverhalten und Flucht<br />

wichtig ist, am ehesten die Maße ausgewachsener<br />

Rehe erreicht, wie zum<br />

Beispiel Ohrlänge und Hinterfüßlinge.<br />

Interessant ist vor allem die Entwicklung<br />

der Kitzgewichte. Vor dem<br />

Haarwechsel erscheinen die Kitze noch<br />

sehr schwach, doch beträgt der tatsächliche<br />

Gewichtsunterschied vom<br />

September zum Dezember im Durchschnitt<br />

nur wenige 100 Gramm bis<br />

maximal ein Kilogramm. Da die Winterdecke<br />

wesentlich stärker aufträgt<br />

als die Sommerdecke, scheinen Kitze<br />

in der Winterdecke eben stärker als<br />

sie in Wahrheit sind. Dafür gelingt es<br />

aber beim Jagdbeginn im September<br />

viel eher, einige Kitze mehr zu schießen,<br />

was den Gewichtsunterschied<br />

Erlegt werden sollten die Rehe dort, wo<br />

der Verbiss reduziert werden soll.<br />

Grundsätzlich wirkt die Struktur des Lebensraums<br />

wildschadensmindernd.<br />

Foto: R. Dorn/piclease<br />

n 2 <strong>Revierkurier</strong> 2/2013


Rehwild<br />

mehr als ausgleicht. Es hat im Hinblick<br />

auf die körperliche Entwicklung und<br />

die Wildbretnutzung also keinen Sinn,<br />

die Erlegung jahreszeitlich nach hinten<br />

zu verlagern. Auf jeden Fall ist zu<br />

vermeiden, durch das Warten auf die<br />

Schwächeren die Abschusserfüllung zu<br />

gefährden.<br />

Beim Reh steht die Vorbeugung von<br />

Verbiss stets im Vordergrund. Zunächst<br />

geht es natürlich darum, Verbiss auch<br />

zuverlässig anzusprechen. Entscheidend<br />

ist aber, dass nach der Ursachenanalyse<br />

auch die richtigen Maßnahmen<br />

ergriffen werden. Eine entsprechende<br />

Lebensraumgestaltung mit äsungsreichen<br />

Strukturen, die möglichst auch<br />

Deckung bieten, entschärft die Situation<br />

wesentlich.<br />

Maximaler Jagderfolg während<br />

der Aktivitätsphase der Rehe<br />

Für das Wild problematisch ist die<br />

Situation immer, wenn gute Deckung<br />

und Nahrungsmangel zusammenfallen<br />

wie in bestimmten Forstkulturen.<br />

Zu den Maßnahmen gehört die Lebensraumgestaltung<br />

genauso wie die<br />

Bejagung. Bei der Bejagung ist es entscheidend,<br />

alles zu vermeiden, was das<br />

Rehwild weiter in den dichten Bestand<br />

drängt. Die Rehe sollten da erlegt werden,<br />

wo der Verbiss reduziert werden<br />

soll, jedoch nicht auf der vor der Dickung<br />

liegenden Äsungsfläche. Entscheidend<br />

ist darüber hinaus, alles zu<br />

unterlassen, was die Erlegung mit dem<br />

Menschen in Verbindung bringt. Es ist<br />

ganz einfach: Die Struktur des Lebensraumes<br />

wirkt wildschadensmindernd.<br />

Natürlicher Verbissschutz ist die bes-te<br />

Vorsorge. Gerade in Waldrevieren gilt<br />

es, auch in die Zukunft zu denken. Bestimmte<br />

Entwicklungsabläufe lassen<br />

sich vorhersehen. Wenn besondere Reviergestaltung<br />

und Bejagung hier einklinken,<br />

wird ein wesentlicher Beitrag<br />

zur Reduzierung des Wildschadensrisikos<br />

geleistet und trägt auch durch<br />

vorausschauendes Handeln zur Konfliktminimierung<br />

bei.<br />

Die Aktivität des Rehwildes und damit<br />

die Möglichkeit des Anblicks unterliegen<br />

einem Jahreszyklus. Daher ist es<br />

sinnvoll, die Jagdausübung in die Aktivitätsphase<br />

des Rehwildes zu legen. So<br />

wird ein größtmöglicher Überblick über<br />

den vorhandenen Bestand verbunden<br />

mit maximalem Jagderfolg erreicht.<br />

• 1. Mai bis Mitte Juni:<br />

Einzeljagd auf Böcke aller Altersklassen;<br />

auch auf den noch grauen<br />

Bock, da freiwerdende Einstände<br />

jetzt noch von anderen Böcken<br />

besetzt werden. Später im Jahr sind<br />

diese abgewandert. Ferner intensive<br />

Bejagung der Schmalrehe.<br />

• Mitte Juni bis Mitte Juli:<br />

Möglichst Jagdruhe.<br />

• Mitte Juli bis Mitte August:<br />

Einzeljagd auf Böcke.<br />

• Mitte August bis Ende August:<br />

Möglichst Jagdruhe.<br />

• 1. September bis Mitte Oktober:<br />

Vor allem in den ersten beiden Septemberwochen<br />

intensive Bejagung<br />

des weiblichen Wildes einschließlich<br />

der Kitze beiderlei Geschlechts.<br />

In dieser Zeit ist die Erfüllung des<br />

Abschusses durch die noch hohe<br />

Aktivität des weiblichen Wildes<br />

recht einfach. Außerdem wird die<br />

Wilddichte bereits vor Beginn der<br />

äsungsarmen Zeit deutlich abgesenkt.<br />

Die verbleibenden Rehe<br />

kommen besser in und durch den<br />

Winter, da sie die knappe Äsung<br />

nicht mit den Stücken teilen müssen,<br />

die später doch geschossen<br />

werden. Der besonders schädliche<br />

Winterverbiss lässt sich hierdurch<br />

merklich reduzieren.<br />

Für das Rehwild ist die Entfaltung von<br />

Kraut- und Strauchschicht ganz entscheidend.<br />

Rehe verstehen es, alle Nahrungspflanzen<br />

zu nutzen.<br />

• Mitte Oktober bis Mitte November<br />

(Laubfall): Möglichst Jagdruhe.<br />

• Mitte November bis 31. Dezember:<br />

Da es vor allem in geschlossenen<br />

Waldgebieten auch bei gekonnter<br />

Einzeljagd nicht immer gelingen<br />

wird, können nach dem Laubfall<br />

auch sorgfältig geplante und gut<br />

organisierte Gesellschaftsjagden<br />

mit erfahrenen Jägern durchgeführt<br />

werden.<br />

Auf jeden Fall muss die Jagdzeit<br />

spätestens Ende Dezember enden!<br />

Der komplette Beitrag ist zu<br />

finden im Band 20 der Schriftenreihe<br />

des <strong>Landesjagdverband</strong>es<br />

<strong>Bayern</strong>: Hege<br />

und Bejagung des<br />

Rehwilds<br />

Kostenlose Bestellung bei:<br />

Bayerischer Jagdverband<br />

Hohenlindner Str. 12<br />

85622 Feldkirchen<br />

Fax: 089/990234-37<br />

E-Mail: info@jagd-bayern.de<br />

Schriftenreihe<br />

des <strong>Landesjagdverband</strong>es<br />

<strong>Bayern</strong> e. V.<br />

Band 20<br />

Symposium<br />

des <strong>Landesjagdverband</strong>es <strong>Bayern</strong> –<br />

Bayerischer Jagdverband e.V.<br />

und der Bayerischen Akademie für Tierschutz,<br />

Umwelt- und Jagdwissenschaften<br />

Hege und Bejagung des Rehwildes<br />

18. Januar 2013<br />

in Augsburg<br />

<strong>Revierkurier</strong> 2/2013 3 n


Rebhuhnrückgang<br />

n Rebhuhnrückgang<br />

Wenn zu<br />

wenig kreucht<br />

und fleucht<br />

Die Überlebensrate der Küken ist ein Schlüsselfaktor<br />

im Populationsgeschehen des Rebhuhns.<br />

Das Überleben in den ersten drei Lebenswochen<br />

ist maßgeblich von der Versorgung mit Wirbellosen<br />

– insbesondere Insekten – abhängig.<br />

Dr. Jörg E. Tillmann von der Stiftung Tierärztliche<br />

Hochschule Hannover berichtet hierzu<br />

über seine Forschungsergebnisse.<br />

Foto: J. E. Tillmann<br />

Großräumige Untersuchungen zeigen<br />

den Zusammenhang zwischen<br />

dem Rückgang der Rebhühner<br />

durch zu wenige Insekten, verursacht<br />

durch Pestizide, insbesondere Insektizide.<br />

Aber auch Herbizide schaden,<br />

da die Insektendichte vom Vorhandensein<br />

von Wildkräutern abhängt.<br />

Weiterhin haben seit den 1950er Jahren<br />

die Dichte an Randstrukturen und<br />

der Flächenanteil von Ruderalfluren in<br />

der Agrarlandschaft als wichtige Nahrungshabitate<br />

für Rebhuhngesperre<br />

stark abgenommen.<br />

Reicht die Qualität und Quantität<br />

des den Rebhuhnküken zur Verfügung<br />

stehenden Proteins aus der tierischen<br />

Nahrung nicht aus, verringert sich die<br />

Wachstumsrate sowie die Entwicklung<br />

des Jugendgefieders. Dies führt zur<br />

Verlängerung der kritischen Periode,<br />

in der Auskühlung durch Nässe oder<br />

niedrige Temperaturen die Haupttodesursache<br />

ist. Die Verzögerung der<br />

Schwingenentwicklung verlängert<br />

ebenfalls die Zeit, in der die Rebhuhnküken<br />

nicht vor Raubwild durch einen<br />

Fluchtflug fliehen können.<br />

In dieser Untersuchung wurde<br />

die Nahrungsverfügbarkeit als<br />

kritischer Faktor für das Überleben von<br />

Rebhuhnküken in verschiedenen Biotoptypen<br />

der Agrarlandschaft vergleichend<br />

untersucht. Die Ermittlung der<br />

Nahrungsverfügbarkeit über auf den<br />

Menschen geprägte Rebhuhnküken<br />

ermöglicht eine realistische Bewertung<br />

der Nahrungshabitatqualität.<br />

Tendenz zum Gewichtsverlust<br />

Dazu wurden 60 Rebhuhnküken<br />

auf den Menschen geprägt und für<br />

30 Minuten in mobile Gehege in verschiedenen<br />

Biotoptypen eingesetzt,<br />

um über den Gewichtsvergleich vor<br />

und nach dem Einsatz das Gewicht der<br />

aufgenommenen Nahrung zu ermitteln.<br />

Als Biotoptypen wurden die Ränder<br />

von konventionellen Mais- und<br />

Weizenfeldern, der Rand von Wildpflanzenkulturen,<br />

die modellhaft als<br />

alternatives Substrat zur Vergärung<br />

in Biogasanlagen angebaut werden,<br />

sowie Graswege und Fehlstellen mit<br />

Wildkräutern in Winterweizenfeldern<br />

ausgewählt. Weiterhin wurde die Gewichtsentwicklung<br />

unter optimalen<br />

Bedingungen bei uneingeschränkter<br />

Fütterung und Tränkung als „Indoor“-<br />

Vergleich bestimmt.<br />

Die Versuchsreihe wurde ab dem<br />

vierten Lebenstag der Küken 14 Tage<br />

lang durchgeführt. Dann waren die<br />

Schwungfedern der Rebhuhnküken<br />

sehr gut ausgebildet und sie waren<br />

in der Lage, kurze Strecken zu fliegen<br />

und damit aus den mobilen Pferchen<br />

zu entweichen.<br />

Aus der Abbildung (s. S. 3) lässt sich<br />

erkennen, dass in allen Habitaten, mit<br />

Ausnahme von „Indoor“, insgesamt<br />

eher die Tendenz zum Gewichtsverlust<br />

vorliegt. Aus dem „Indoor“-Versuch<br />

mit uneingeschränkter Fütterung ist<br />

das Zunahmepotential der Rebhuhnküken<br />

für den Zeitraum von 30 Minuten<br />

unter optimalen Bedingungen<br />

abzulesen.<br />

Die optimale Ernährung von Rebhuhnküken<br />

kann nur durch eine<br />

ausreichende Menge und die Auswahlmöglichkeit<br />

verschiedener Insekten<br />

garantiert werden, was die große<br />

n 4 <strong>Revierkurier</strong> 2/2013


Hier kommt immer Rebhuhnrückgang<br />

das Thema hin<br />

Gewichtsverluste in Gramm in den einzelnen<br />

Habitaten. Punkte und Sterne zeigen<br />

die Ausreißer.<br />

Bedeutung der Vielfalt an Ackerwildkräutern<br />

und der damit verbundenen<br />

Insektengemeinschaft unterstreicht.<br />

Die Übersicht über die Gewichtsentwicklungen<br />

in Abhängigkeit vom<br />

Biotoptyp zeigt, dass in den Randbereichen<br />

der Wildpflanzenkultur<br />

und auf Fehlflächen mit Segetalflora<br />

der geringste Gewichtsverlust verzeichnet<br />

wurde, das heißt hier für die<br />

Rebhuhnküken die größte Nahrungsverfügbarkeit<br />

bestand. Die Wildpflanzenkulturen<br />

werden modellhaft als<br />

alternatives Gärsubstrat für Biogasanlagen<br />

zur Auflockerung von maisgeprägten<br />

Fruchtfolgen im Rahmen<br />

eines Forschungsprojektes der Bayerischen<br />

Landesanstalt für Wein- und<br />

Gartenbau gefördert und durch die<br />

Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe<br />

angebaut. Sie sollen zu einer<br />

ökonomisch und landwirtschaftlich<br />

tragfähigen und gleichzeitig ökologisch<br />

wertvollen Alternative zu dem besonders<br />

in den letzten Jahren örtlich extrem<br />

angestiegenen Maisanbau für die<br />

Biogasproduktion entwickelt werden.<br />

Die hier untersuchten Flächen im zweiten<br />

von bis zu fünf Standjahren zeichneten<br />

sich aufgrund der Artenvielfalt<br />

der angesäten Arten, der Bodenruhe<br />

und aufgrund des weggelassenen<br />

Betriebsmitteleinsatzes offensichtlich<br />

durch eine höhere Insektendichte und<br />

-vielfalt aus.<br />

Der geringste Gewichtsverlust wurde<br />

in der Fehlfläche verzeichnet. Dabei<br />

zeigte sich ein signifikant geringerer<br />

Gewichtsverlust zu den Habitaten<br />

Weizen, Mais und Grasweg. Auf den<br />

Fehlflächen fanden die Rebhuhnküken<br />

verhältnismäßig viel Nahrung. Zu erklären<br />

ist dies mit dem Vorhandensein<br />

der vielen verschiedenen Wildkrautarten,<br />

die einem breiten Spektrum von<br />

Insekten Lebensraum und Nahrung<br />

bieten. Im Weizen und Mais war die<br />

Nahrungsverfügbarkeit deutlich geringer,<br />

wobei der Mais noch besser als der<br />

für die Rebhuhnküken kaum durchdringbare<br />

Winterweizen der Hildesheimer<br />

Börde abschnitt.<br />

Das Habitat Mais bietet eine sehr<br />

gute Durchwanderbarkeit, aber dafür<br />

kaum Deckung und wenig Nahrung.<br />

Die Küken haben hier hauptsächlich<br />

Blattläuse gefressen, die sich am untersten<br />

Teil der Stängel der Maispflanzen<br />

befanden. Im Mais mit über 95<br />

Prozent offenem Boden verklumpten<br />

häufig die Zehen der Küken bei feuchter<br />

Witterung, was sie einerseits in ihrer<br />

Mobilität behinderte und andererseits<br />

aber auch die Ergebnisse verschoben<br />

haben könnte, da so das Gewicht der<br />

Küken nach dem Einsatz durch die anhängende<br />

Erde erhöht war.<br />

Durchwanderbarkeit wichtig<br />

Interessanterweise war wider Erwarten<br />

die Nahrungsverfügbarkeit auf den<br />

untersuchten Graswegen am geringsten.<br />

Eigentlich wurde erwartet, dass der<br />

Grasweg aufgrund der vielen verschiedenen<br />

Wildkrautarten eine hohe Dichte<br />

an Insekten bietet, trotzdem haben<br />

die Küken in diesem Habitat das meiste<br />

Gewicht verloren. Ein möglicher Grund<br />

ähnlich wie beim Weizen könnte in der<br />

schlechten Durchwanderbarkeit zu finden<br />

sein. Der Hauptanteil an Pflanzen<br />

auf diesen Flächen waren nicht Wildkräuter,<br />

sondern verschiedene dicht<br />

wachsende und Stickstoff liebende<br />

Grasarten. Die Dichte der Vegetation<br />

war in diesem Habitat am höchsten und<br />

ein Durchwandern damit offensichtlich<br />

erschwert. Außerdem trocknete die Vegetation<br />

schlecht ab und die Küken begannen<br />

bei niedriger Temperatur und<br />

feuchter Witterung schnell zu frieren.<br />

Auch wenn mit dieser Untersuchung<br />

zur Nahrungsverfügbarkeit mit auf den<br />

Menschen geprägten Rebhuhnküken<br />

nicht die exakte Habitatwahl freilebender<br />

Küken führender Rebhuhnpaare simuliert<br />

werden kann, so gibt sie doch<br />

einen guten Einblick in die relative Nahrungsverfügbarkeit<br />

in verschiedenen<br />

Biotoptypen. Sie macht auch auf die allgemein<br />

geringe Insektenbiomasse in der<br />

betrachteten Agrarlandschaft aufmerksam<br />

und trägt zur Klärung der geringen<br />

und weiterhin abnehmenden Rebhuhndichten<br />

bei. Vor diesem Hintergrund ist<br />

der Erhalt und die Wiederherstellung<br />

von dauerhaften Randstrukturen, Feld-<br />

Feld-Grenzen, Brachen, vielfältigen<br />

Fruchtfolgen und in den Ackerbau integrierten<br />

Naturschutzmaßnahmen<br />

– zum Beispiel reduzierter Betriebsmittelaufwand,<br />

Blühstreifen, Schwarzbrachestreifen,<br />

reduzierte Saatstärken<br />

beziehungsweise weitere Reihenabstände<br />

– von größter Bedeutung, soll<br />

der Charaktervogel der Feldlandschaft,<br />

das Rebhuhn, erhalten werden.<br />

Finanziell unterstützt wurde das Projekt<br />

von der Deutschen Delegation<br />

des Internationalen Rates zur Erhaltung<br />

des Wildes und der Jagd (CIC).<br />

<strong>Revierkurier</strong> 2/2013 5 n


Der Luchs<br />

n Der Luchs<br />

Pirschjäger mit<br />

Pinselohren<br />

Der Luchs fasziniert und polarisiert uns Menschen gleichzeitig.<br />

Für den Einen ist er ein spannender Teil der heimischen Tierwelt,<br />

für den Anderen ein unerwünschter Beutekonkurrent und<br />

für den Dritten schließlich ein Zeichen von Wildnis. Konfliktstoff<br />

liefert vor allem das Erbeuten von Wild- und Haustieren.<br />

Ein Grund für Dr. Marco Heurich vom Nationalpark Bayerischer<br />

Wald, sich mit dem Jagdverhalten des Luchses zu beschäftigen.<br />

Foto: R. Simonis<br />

Im Gegensatz zu Wölfen, die ihre<br />

Beutetiere über größere Strecken hetzen,<br />

sind Luchse, wie andere Katzen,<br />

Pirsch- und Lauerjäger, die ihre Beute<br />

mit einem gezielten Überraschungsangriff<br />

überwältigen. Dabei verlassen sie<br />

sich auf ihre sprichwörtlichen Sinnesleistungen<br />

– den ausgezeichneten Gehörsinn<br />

und die Fähigkeit, auch noch<br />

nachts gut zu sehen. Der schwedische<br />

Forscher Haglund hat sich bereits 1966<br />

mit dem Jagderfolg des Luchses beschäftigt<br />

und herausgefunden, dass<br />

die Erfolgsquote innerhalb der ersten<br />

20 Meter 70 Prozent beträgt. Bei längeren<br />

Verfolgungsjagden sinkt dieser<br />

Wert auf 38 Prozent. Offensichtlich ist<br />

der Luchs in der Lage, schneller zu beschleunigen<br />

als seine Beutetiere. Haben<br />

sich diese aber erst einmal in Bewegung<br />

gesetzt, sind sie ihm in Geschwindigkeit<br />

und Ausdauer überlegen.<br />

Die Beute tötet der Luchs mit einem<br />

gezielten Biss in die Drossel. Dieser so<br />

genannte Kehlbiss ist ein in Anpassung<br />

an große Beutetiere entwickeltes Ver-<br />

halten und wird von Katzen in Vollendung<br />

beherrscht. Der Tod tritt dabei<br />

durch Abdrücken oder Zerreißen der<br />

Luftröhre und der damit verbundenen<br />

Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr<br />

ein. Vermutlich stirbt das Beutetier jedoch<br />

bereits zuvor durch einen Schock,<br />

in Folge von Verletzungen der Halsschlagader<br />

und Nevenbahnen. Mit<br />

dieser Jagdtechnik können die Luchse<br />

Tiere erbeuten, die weit schwerer sind<br />

als sie selbst.<br />

Kleines Schalenwild bevorzugt<br />

Vor allem ernähren sich Luchse von<br />

pflanzenfressenden Säugetieren, aber<br />

auch andere Karnivoren und Vögel<br />

stehen auf ihrem Speisezettel. Je nach<br />

Beutetierangebot sieht die Nahrungszusammensetzung<br />

der Luchse recht<br />

unterschiedlich aus. Im borealen Nadelwald,<br />

wo vor allem Hasen leben,<br />

werden auch in 60 bis 80 Prozent der<br />

Fälle Hasen erbeutet. In weiten Gebieten<br />

Russlands ist der Schneehase deshalb<br />

die bedeutendste Nahrungsquelle.<br />

Sobald sich aber das Vorkommen des<br />

Luchses mit dem von Schalenwild überschneidet,<br />

wird dieses zu seiner wichtigsten<br />

Beute. Meist beträgt dessen<br />

Anteil dann mehr als 90 Prozent. Luchse<br />

sind zwar in der Lage, Schalenwild<br />

von der Größe eines Alttieres zu reißen,<br />

sie bevorzugen jedoch das kleinere<br />

Schalenwild. In Europa steht vor allem<br />

Rehwild ganz oben auf ihrem Speisezettel,<br />

in den Alpen spielt Gamswild<br />

eine wichtige Rolle und in Skandinavien<br />

auch Rentiere. Dies bestätigen auch<br />

die Forschungsergebnisse aus Ostbayern:<br />

Bei 496 gefundenen Rissen im Nationalpark<br />

Bayerischer Wald waren 82<br />

Prozent Rehwild, 13,7 Prozent Rotwild,<br />

2,4 Prozent Feldhasen, ein Prozent<br />

Schwarzwild und 0,8 Prozent Füchse.<br />

Berücksichtigt man auch die Analyse<br />

der gefunden Luchslosungen, ergibt<br />

sich folgendes Bild: 62 Prozent Rehwild,<br />

6,8 Prozent Rotwild, 6,8 Prozent<br />

Feldhase, 9,5 Prozent Schwarzwild und<br />

12,9 Prozent Kleinsäuger.<br />

n 6 <strong>Revierkurier</strong> 2/2013


Der Luchs<br />

Beim Rehwild ist der bei uns etwa 17<br />

bis 25 Kilogramm schwere Luchs in der<br />

Lage, alle Altersklassen und Geschlechter<br />

zu erbeuten, ein unerfahrenes Kitz<br />

ebenso wie ein starkes ausgewachsenes<br />

Männchen. Es spielt keine Rolle, ob die<br />

Tiere in guter Kondition sind oder durch<br />

Alter und Krankheit geschwächt. Im<br />

Gegensatz dazu sind Gämsen für den<br />

Luchs aufgrund ihres Gewichtes, das<br />

zwischen 30 und 50 Kilogramm liegt,<br />

schon weit schwieriger zu überwältigen.<br />

Deshalb werden hier vor allem<br />

junge, alte und geschwächte Tiere erbeutet.<br />

Noch deutlicher wird diese Tendenz<br />

beim Rotwild. Hier wiegen die<br />

Hirsche 100 bis 150 Kilogramm und<br />

selbst Kahlwild erreicht Gewichte zwischen<br />

60 und 80 Kilogramm. So starke<br />

und wehrhafte Tiere kann selbst der geschickte<br />

Jäger Luchs nicht mehr so einfach<br />

überwältigen, so dass vor allem<br />

Jungtiere mit einer schlechten Kondition<br />

erbeutet werden.<br />

Ein bis drei Kilogramm<br />

Fleisch am Tag<br />

Auch die Nahrungszusammensetzung<br />

von Kudern und Katzen unterscheidet<br />

sich bei großen Beutetieren.<br />

Im Bayerischen Wald erbeuteten die<br />

etwa ein Viertel schwereren Männchen<br />

signifikant mehr Rothirsche und weniger<br />

kleine Beutetiere als die Weibchen.<br />

Allerdings konzentrieren sich die Kuder<br />

vor allem auf Rothirschkälber und einjährige<br />

Tiere. Ausgewachsenes Kahlwild<br />

wird nur in geringem Umfang erbeutet,<br />

stärkere Hirsche nur ausnahmsweise.<br />

Der tägliche Nahrungsbedarf von<br />

Luchsen liegt zwischen 1,1 und 2,7<br />

Kilogramm Fleisch. Wurde ein Stück<br />

Schalenwild gerissen, kehren die Luchse<br />

oft über mehrere Tage, vor allem in<br />

der Abenddämmerung, zurück, um erneut<br />

zu fressen. Dabei können die Tiere<br />

innerhalb einer Stunde ihren Tagesbedarf<br />

an Fleisch decken. Bevor sie den<br />

Riss verlassen, decken sie ihn oft mit<br />

Laub, Gras, Moos, Schnee oder Haaren<br />

des Beutetieres ab, vermutlich um den<br />

Riss vor Aasfressern zu verbergen und<br />

die Fraßstellen vor Schmeißfliegen zu<br />

schützen.<br />

Luchse sind Pirschgänger und überwältigen<br />

ihre Beute mit einem Überraschungsangriff.<br />

Getötet wird das Beutetier dann<br />

mit einem gezielten Biss in die Drossel.<br />

Auch wenn uns der Mitjäger Luchs<br />

ein gehöriges Maß an Toleranz abfordert,<br />

so verdient diese faszinierende<br />

Tierart doch unsere besondere Aufmerksamkeit,<br />

unsere Fürsorge und das<br />

ernsthafte Bemühen, die mit seinem<br />

freien Leben in unserer Kulturlandschaft<br />

auftretenden Probleme so zu<br />

lösen, dass ein Miteinander auf Dauer<br />

möglich ist.<br />

Foto: H. Grunwald<br />

DER LUCHS IN BAYERN<br />

Die Luchspopulation im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge geht auf eine<br />

planmäßige Wiederansiedlung im Gebiet des heutigen Nationalparks Šumava in<br />

Tschechien zurück. Dort wurden zwischen 1982 und 1989 insgesamt 17 Wildfänge<br />

aus den Karpaten frei gelassen. In den folgenden Jahren breiteten sich<br />

die Tiere entlang des Grenzkamms in Richtung Oberpfälzer Wald und Österreich<br />

aus. Der Luchs ist also wiedergekehrt in seine angestammte Heimat, in<br />

der Mitte des 17. Jahrhunderts das letzte Tier erlegt wurde. Die beiden Nationalparke<br />

Šumava und Bayerischer<br />

Wald bilden mit den großflächigen<br />

Staatsforsten um Arber und Dreisessel<br />

den Kernlebensraum einer<br />

kleinen Luchspopulation. In den<br />

vorgelagerten Höhenzügen des<br />

Vorderen Bayerischen Waldes sowie<br />

in der Oberpfalz und im Fichtelgebirge<br />

konnten sich die Luchse bislang<br />

nicht etablieren.<br />

BUCHTIPP<br />

Der Luchs –<br />

Die Rückkehr der<br />

Pinselohren<br />

von Marco Heurich<br />

und Karl<br />

Friedrich Sinner<br />

Buch & Kunstverlag<br />

Oberpfalz, Mühlgasse 2,<br />

92224 Amberg,<br />

Telefon 09621/306196<br />

ISBN 978-3-935719-66-7,<br />

Format 26 x 24 cm, 140 Seiten,<br />

170 Farbbilder, 24,95 Euro<br />

E-Mail: info@buch-und-kunstverlag.<br />

de, www.buch-und-kunstverlag.de<br />

<strong>Revierkurier</strong> 2/2013 7 n


Wildtiermonitoring<br />

n Flächendeckende Erhebung<br />

Jäger erfassen Wildbestände<br />

Will man Wildtierpopulationen<br />

nachhaltig bejagen, sind Aussagen<br />

zu ihrem Vorkommen erforderlich.<br />

Eine geeignete Methode hierzu ist<br />

das seit 2006 bestehende Wildtiermonitoring<br />

des Bayerischen<br />

Jagdverbandes. Band 2 mit der<br />

Erhebung von 2009 bis 2012 ist<br />

vor Kurzem erschienen.<br />

Eine umfassende Aussage zur Populationsgröße<br />

der Tierarten ist<br />

nur dann möglich, wenn eine flächendeckende<br />

Erhebung im ganzen Land<br />

stattfindet. Diese stellt neben den<br />

Zählungen in ausgewählten Untersuchungsrevieren<br />

einen weiteren Baustein<br />

für das Wildtiermonitoring in<br />

<strong>Bayern</strong> dar.<br />

Grundlage sowohl für die nachhaltige<br />

Nutzung und damit ökosystemgerechte<br />

Bejagung von Wildtierpopulationen<br />

als auch für geeignete<br />

Schutzmaßnahmen sind nachvollziehbare<br />

Kenntnisse über ihren Bestand,<br />

ihre Vitalität und ihre Entwicklungstendenzen.<br />

Die örtliche Jägerschaft<br />

verfolgt in vielen Fällen über mehrere<br />

Jahrzehnte genauestens die Entwicklung<br />

von Fauna und Flora in der freien<br />

Landschaft und besitzt naturgemäß<br />

die notwendigen lokalen Informationen<br />

und die wesentlichen Quellen. Somit<br />

liefert sie einen unverzichtbaren<br />

Baustein für ein flächendeckendes<br />

Wildtierinformationssystem. Zudem<br />

kommen die Jäger in <strong>Bayern</strong> mit dem<br />

Wildtiermonitoring der Vorschrift zur<br />

Wildbestandsermittlung in § 13 der<br />

Ausführungsverordnung des Bayerischen<br />

Jagdgesetzes (AVBayJG) nach.<br />

Seit 2006 erfassen die örtlichen Jäger<br />

31 Arten auf Revierebene, zentral<br />

koordiniert über die Leiter der 750 Hegegemeinschaften<br />

in <strong>Bayern</strong>. Anschließend<br />

werden die gewonnenen Daten<br />

in der Landesgeschäftsstelle des Bayerischen<br />

Jagdverbandes (BJV) ausgewertet.<br />

Insgesamt beteiligen sich rund<br />

3.500 Jagdreviere an der flächendeckenden<br />

Erfassung.<br />

Ziel des BJV-Wildtiermonitorings ist<br />

es, die Verbreitung der betrachteten<br />

Arten in <strong>Bayern</strong> zu analysieren, um<br />

entsprechende Schutz- und Nutzungsstrategien<br />

abzuleiten.<br />

Unter den Tierarten befinden sich<br />

auch zahlreiche Arten, die nicht dem<br />

Jagd-, sondern dem Naturschutzrecht<br />

unterliegen. Einen solchen „Sonderstatus“<br />

stellen naturgemäß Großsäugetiere<br />

wie Elch, Braunbär, Wolf oder<br />

Luchs dar, deren Einwanderung sorgfältig<br />

erfasst werden muss. Ihr Monitoring<br />

und ihr Management sind ohne<br />

aktive Mithilfe der Jäger schlichtweg<br />

nicht möglich.<br />

WILDTIER<br />

MONITORING<br />

<strong>Bayern</strong><br />

Herausgegeben vom<br />

<strong>Landesjagdverband</strong> <strong>Bayern</strong> e.V.<br />

INFO<br />

Band 2<br />

Band 2 des Wildtiermonitorings<br />

<strong>Bayern</strong> ist kostenlos in der BJV-Geschäftsstelle<br />

erhältlich, E-Mail: info@<br />

jagd-bayern.de, Tel.: 089/990234-22.<br />

Der Erfassungsbogen zum Wildtiermonitoring<br />

<strong>Bayern</strong> 2013 ist zu finden<br />

unter www.jagd-bayern.de, Formulare.<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Forstingenieurin Marion Lenz,<br />

Tel.: 089/990234-38,<br />

Fax: 089/990234-35,<br />

E-Mail: marion.lenz@jagd-bayern.de<br />

Foto: J. Schumann/piclease<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Bayerischer Jagdverband (BJV) · Hohenlindner Straße 12 · 85622 Feldkirchen · Telefon 089 / 99 02 34 0 · Fax 089 / 99 02 34 37,<br />

Internet: www.jagd-bayern.de, E-mail: dr.reddemann@jagd-bayern.de<br />

Präsident des Bayerischen Jagdverbands: Prof. Dr. Jürgen Vocke<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Joachim Reddemann, BJV-Hauptgeschäftsführer • Redaktion: Stephanie Schlicht, Günter Heinz Mahr (Leitung)<br />

Layout: Doris Dröge • Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten (für Kreisgruppenvorsitzende und Hegegemeinschaftsleiter)<br />

n 8 <strong>Revierkurier</strong> 2/2013

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