Notizen aus dem Paul Gerhardt Stift - Evangelisches Johannesstift
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Notizen aus dem Paul Gerhardt Stift - Evangelisches Johannesstift
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IN DIESER AUSGABE<br />
„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen!“<br />
Elisabeth Scharfenberg im Interview, S. 14 +++ Helga Rohra über<br />
Demenz, S. 18 +++ Bürgerplattform „Wir sind da!“<br />
stellt sich vor, S. 21 +++<br />
N˚ 1<br />
2013<br />
März<br />
<strong>Notizen</strong><br />
<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />
Teilhabe im Alter<br />
ermöglichen<br />
Die Geschichte des auferstandenen<br />
Christus ist eine Solidaritätsgeschichte<br />
mit denjenigen<br />
Menschen, die am Rande stehen.<br />
Dazu gehören in unserer Gesellschaft<br />
auch immer mehr alte und<br />
pflegebedürftige Menschen.<br />
Um sie soll es in diesem Heft in<br />
besonderer Weise gehen. Eine<br />
anregende Lektüre und gesegnete<br />
Kar- und Ostertage wünscht<br />
Ihnen,<br />
Ihr Redaktionsteam<br />
Foto: paulthomass - Fotolia.com<br />
„Im Alter neu werden können“:<br />
Biblische Perspektiven und Lebenskunst im Alter<br />
von Martina Kumlehn Will man <strong>aus</strong> christlicher<br />
Perspektive Lebenskunst<br />
im Alter entwerfen, bietet sich zur Orientierung zunächst<br />
ein Blick in die biblische Tradition an. Sie lässt sich als<br />
interessante Gesprächspartnerin entdecken, weil sie eine<br />
Auseinandersetzung mit Altersbildern und –klischees<br />
poetisch und erzählend verdichtet und zu anregenden<br />
Perspektivenwechseln einlädt.<br />
Dabei ist zunächst der Aspekt der Differenzerfahrung<br />
ernst zu nehmen, der sich <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> kulturellen Abstand<br />
zum altorientalischen Ethos ergibt, das die biblischen<br />
Konstrukte vom Alter insbesondere im Alten Testament<br />
bestimmt. 1<br />
Ehrfurcht vor <strong>dem</strong> Alter – Ehrfurcht vor Gott<br />
Bemerkenswert ist allerdings die strukturelle Parallele,<br />
dass sich die Rolle der Alten und vor allem das<br />
adäquate Verhalten gegenüber den Älteren offenbar<br />
auch damals nicht von selbst verstand, sondern<br />
mit höchstem Nachdruck gefordert werden musste,<br />
in<strong>dem</strong> Ehrfurcht vor <strong>dem</strong> Alter und Ehrfurcht vor<br />
Gott unmittelbar in eins gesetzt wurden (vgl. Lev<br />
19,32: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen<br />
und die Alten ehren und sollst dich fürchten<br />
vor deinem Gott“; Spr 16,31: „Graue Haare sind<br />
eine Krone der Ehre“ und das vierte Gebot Dtn<br />
5, 16).<br />
• FORTSETZUNG AUF SEITE 3
eDitorial · inhalt notizen ··· März 2013 ··· SEiTE 2<br />
eDitorial<br />
inhalt<br />
titeltheMa<br />
„Im Alter neu werden können“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 1<br />
liebe leserinnen und leser,<br />
liebe freundinnen und freunde des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s,<br />
das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> ist in vielfältiger Weise mit den Themen<br />
„Alter“ und „Pflege“ verwoben, etwa durch das Angebot<br />
des Betreuten Wohnens, das Pflegewohnheim auf unserem<br />
Gelände oder durch die Öffnung unseres H<strong>aus</strong>es zum Stadtteil<br />
und damit zu den Seniorinnen und Senioren in der Nachbarschaft.<br />
Aus diesem Grund haben wir uns entschieden,<br />
mit dieser Ausgabe das Thema „Alter“ in den Mittelpunkt zu<br />
rücken. Trotz einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung,<br />
die die Potenziale und Stärken des Alter(n)s hervorhebt, ist<br />
die Situation vieler älterer Menschen von einer zunehmenden<br />
Einschränkung der Lebensqualität bestimmt. Beide Aspekte<br />
gilt es zu betrachten, um <strong>dem</strong> Phänomen „Alter“ in unserer<br />
Gesellschaft auf die Spur zu kommen. Der Leitartikel mit <strong>dem</strong><br />
Titel „im Alter neu werden können“ stammt <strong>aus</strong> der Feder der<br />
Rostocker Religionspädagogin Martina Kumlehn, die sich <strong>aus</strong><br />
biblisch-hermeneutischer Sicht mit <strong>dem</strong> Altern <strong>aus</strong>einandersetzt<br />
und Wege gelingender Lebenskunst aufzeigt. Eine wichtige<br />
Perspektive für ein besseres Verstehen von Menschen,<br />
die mit der Diagnose „Demenz“ leben, nimmt Helga Rohra ein.<br />
Die von Demenz betroffene Autorin schreibt in dieser Ausgabe<br />
über ihre Erfahrungen des gesellschaftlichen Umgangs mit<br />
der Krankheit. Einblicke in die politischen Strategien zur Gestaltung<br />
von Pflege und sozialer Teilhabe von älteren Menschen<br />
bietet das interview mit der Bundestagsabgeordneten<br />
Elisabeth Scharfenberg. Der Themenkreis wird durch weitere<br />
Beiträge zur Teilhabe im Alter ergänzt.<br />
im Familienzentrum startete im Februar das mit EU-Mitteln<br />
geförderte Projekt „Die FABEL“, in <strong>dem</strong> es u.a. um Lernförderung<br />
für Kinder und um die Unterstützung von Familien in<br />
der Nachbarschaft gehen wird. Wir werden das Projekt in der<br />
nächsten Ausgabe <strong>aus</strong>führlich skizzieren. in der Rubrik „Notiz<br />
nehmen“ stellen wir ihnen u.a. die Arbeit der Bürgerplattform<br />
„Wir sind da“ vor.<br />
Wir wünschen ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine anregende<br />
Lektüre und gesegnete Kar- und Ostertage.<br />
refuGiuM<br />
Studierende helfen Flüchtlingskindern –<br />
das Ehrenamtsprojekt im Refugium . . . . . . . . . . . . . . S. 5<br />
faMilienzentruM<br />
Neues <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Familienzentrum . . . . . . . . . . . . . . . . S. 6<br />
Vorgestellt: Çetin Şahin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 7<br />
Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 8<br />
Kultur<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> und Theodor Fliedner –<br />
zwei Porträts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 8<br />
Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 9<br />
GeiStlicheS leBen<br />
„…hör nicht auf mich zu fragen“ . . . . . . . . . . . . . . . S. 10<br />
Diakonissenjubiläen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 11<br />
Aktive Mitgestaltung:<br />
die diakonischen Gemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . S. 12<br />
Aus der Partnerschaft mit der<br />
Propstei Kaliningrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 12<br />
Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 13<br />
JunG unD alt<br />
„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen!“ . . . . . S. 14<br />
Fähigkeiten fördern – Teilhabe ermöglichen . . . . . . . S. 16<br />
Menschenwürde und Menschenrechte<br />
in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 17<br />
Trauer als Chance – trotzDEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 18<br />
Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 19<br />
Ausgewählte Literatur zum Titelthema. . . . . . . . . . . S. 20<br />
Segen zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 20<br />
notiz nehMen<br />
Gemeinsam für den Stadtteil!<br />
Die Bürgerplattform „Wir sind da!“ . . . . . . . . . . . . . S. 21<br />
(Fast) Angekommen –<br />
Die Wille im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 22<br />
Informationen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Mutterh<strong>aus</strong> . . . . . . . . . . . . . S. 23<br />
Kurz notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 24<br />
Geleitwort des Vorstands. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 24<br />
Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 24<br />
Ute Köpp-Wilhelmus<br />
Her<strong>aus</strong>geberin<br />
Stefan Kurzke-Maasmeier<br />
Redaktion
Titelthema notizen ··· März 2013 ··· Seite 3<br />
• FORTSETZUNG von SEITE 1<br />
„Im Alter neu werden können“<br />
Dazu fügt sich die Beobachtung, dass<br />
das Alter(n) in deutungsoffener Ambivalenz<br />
wahrgenommen wird. Angesichts<br />
einer durchschnittlichen Lebenserwartung<br />
von ca. 44 Jahren wird ein relativ<br />
hohes Alter als „eines der höchsten<br />
Güter“ 2 verstanden, d.h. als Segen<br />
und „Hinweis auf eine besondere Bedeutung<br />
und auf Gottes besondere Zuwendung“<br />
3 . Vor diesem Hintergrund<br />
die Lebensalter verändert und wie sich<br />
„carpe diem“ und „memento mori“ zueinander<br />
verhalten 5 .<br />
Weniger eindeutig als Koh 12 in der Konstruktion<br />
des Alternsbildes ist Ps 71,<br />
der als Gebet eines älteren Menschen<br />
in einem Wechsel von Dank und Klage<br />
Verlust und Chance des Alters nachzeichnet.<br />
Dabei spielt die lebendige<br />
Gottesbeziehung über den Lebenslauf<br />
lassen sich auch die mythologischen<br />
Altersangaben in der Genesis bzw. die<br />
Ansagen der Lebenserwartung in der<br />
Heilszeit bei Tritojesaja verstehen. (Vgl.<br />
Jes 65,20: „Es sollen keine Kinder mehr<br />
da sein, die nur einige Tage leben, oder<br />
Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern<br />
als Knabe gilt, wer hundert Jahre<br />
alt stirbt, und wer die hundert Jahre<br />
nicht erreicht, gilt als verflucht.“) Zugleich<br />
werden jedoch auch die Lasten<br />
und Beschwernisse des Alterns nicht<br />
verschwiegen, die am eindrücklichsten<br />
in der bildhaften Deutung in Koh 12,1-7<br />
zum Ausdruck kommen. Explizit wird<br />
hier die Jugend als Kontrast eingeführt<br />
und ermahnt: „Denke an deinen Schöpfer<br />
in den Tagen deiner Jugend, bevor<br />
die bösen Tage kommen und sich die<br />
Jahre einstellen, von denen du sagst:<br />
Keine Freude habe ich daran.“ (12,1) Es<br />
folgt die metaphorische Beschreibung<br />
zitternder Arme, krummer Beine, <strong>aus</strong>fallender<br />
Zähne, tauber Ohren, schwacher<br />
Stimme, weißer Haare, langsamen<br />
Ganges, versiegter Lust. Der Text wirkt<br />
wie eine Dekonstruktion heutiger Modelle<br />
des „erfolgreich Alterns“ und ist<br />
in dieser Weise auch als Widerlager gegen<br />
die Tendenz der Verharmlosung der<br />
Verlusterfahrungen des Alterns wahrzunehmen.<br />
Allerdings reizt er aufgrund der<br />
einseitigen Defizitorientierung des Alterns<br />
und der Glorifizierung der Jugend,<br />
die beide Zerrbilder der Wirklichkeit<br />
sind 4 , auch zum Widerspruch. Es wäre<br />
zu fragen, wie sich eigentlich das Verhältnis<br />
zum eigenen Geschöpfsein über<br />
hinweg eine zentrale Rolle. Sinn- und<br />
Zukunftsperspektive erwachsen hier<br />
<strong>aus</strong> den Erfahrungen mit <strong>dem</strong> Glauben,<br />
der auch im Alter auf Gottes Dabeibleiben<br />
hoffen lässt: „Denn du bist meine<br />
Zuversicht Herr, mein Gott, meine Hoffnung<br />
von meiner Jugend an. … Verwirf<br />
mich nicht in meinem Alter, verlass<br />
mich nicht, wenn ich schwach werde…<br />
Auch im Alter, Gott, verlass mich nicht,<br />
und wenn ich grau werde, bis ich deine<br />
Macht verkündige Kindeskindern und<br />
deine Kraft allen, die noch kommen<br />
sollen.“<br />
1 Vgl. z.B. Alfons Auer, Geglücktes Altern. Eine theologisch-ethische Ermutigung, Freiburg/Basel/Wien 1995, 91-93.<br />
2 A.a.O., 87.<br />
3 Ursula Schmitt-Pridik, Hoffnungsvolles Altern. Gerontologische Bibel<strong>aus</strong>legung, Neukirchen-Vluyn 2003, 92.<br />
4 Vgl. a.a.O., 162.<br />
5 Vgl. a.a.O., 168.
<strong>Notizen</strong> ··· März 2013 ··· Seite 4<br />
Eine „unmögliche“ Geschichte:<br />
Abraham und Sara<br />
Die existentielle Erfahrung, dass Gottes<br />
Dynamik alle tradierten Erwartungen an<br />
die soziokulturelle Rolle von Jugend und<br />
Alter bzw. alle Altersbilder durchbrechen<br />
und überraschende Neuaufbrüche initiieren<br />
bzw. ungeahnte Möglichkeitsräume<br />
eröffnen kann 6 , bestimmt die Erzählungen<br />
von Abraham und Sara in der Genesis<br />
und korrespondierend die Erzählungen<br />
von Zacharias und Elisabeth bzw. Simeon<br />
und Hanna im Lukasevangelium (Lk<br />
2,25-32.36-38), in denen sich das Alter<br />
in den verheißenen Kindern spiegelt<br />
und Glauben und Unglauben hinsichtlich<br />
der Möglichkeiten/Unmöglichkeiten<br />
des Noch-einmal-Neuwerden-Könnens<br />
durchgespielt werden. Angesichts der<br />
Verheißung eines Sohnes lacht Sara<br />
aufgrund der unmöglichen Möglichkeit:<br />
„Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe<br />
pflegen, und mein Herr ist auch alt“<br />
und muss sich von <strong>dem</strong> „Gottesboten“<br />
sagen lassen: „Sollte <strong>dem</strong> Herrn etwas<br />
unmöglich sein?“ Als sie ahnt, welche<br />
Dimensionen sich eröffnen, will sie ihr<br />
ungläubiges Lachen leugnen, wird aber<br />
nachdrücklich darauf behaftet. Zacharias<br />
wird ob seines Nicht-für-möglich-Haltens<br />
stumm bis er seinen Lobgesang nach der<br />
Geburt seines Sohnes anstimmen kann.<br />
Simeon dagegen wird zu einem friedlichen<br />
Abschied und Loslassen befähigt,<br />
nach<strong>dem</strong> er die Zukunft Gottes mit den<br />
Menschen in <strong>dem</strong> neugeborenen Jesus im<br />
Tempel erkannt hat.<br />
Das Alter als Erfahrungsraum für<br />
Bildung<br />
In Auseinandersetzung mit Altersbildern<br />
bleibt diese Hoffnungs- und<br />
Glaubensperspektive des Neu-Werden-<br />
Könnens in je<strong>dem</strong> Alter ein wesentliches<br />
Element, um sowohl eine differenzierte<br />
Wahrnehmung der vielschichtigen Realität<br />
des Alterns zu ermöglichen als auch<br />
Fixierungen und Stereotypen kritisch zu<br />
begegnen 7 . Entsprechend geht es z.B. im<br />
Zusammenhang religiöser Bildungsangebote<br />
für das dritte Lebensalter um das<br />
Grundanliegen einer hermeneutischen<br />
Lebenskunst, die mit den älteren Menschen<br />
im Ausgang von der eigenen Tradition<br />
und den Erfahrungen der eigenen<br />
Lebensgeschichte eine Wahrnehmungs-,<br />
Frage- und Vergewisserungskultur<br />
pflegt. Die Frage nach <strong>dem</strong> Selbst, den<br />
Erfahrungen seines Gewordenseins,<br />
den Suchbewegungen und den damit<br />
verbundenen Hoffnungen und Erwartungen<br />
für die verbleibende Zeit ist vorrangig<br />
Raum zu geben. Dabei können<br />
die pluralen gesellschaftlich prägenden<br />
Altersbilder und die eigenen Bilder vom<br />
gelingenden Altern auf ihre Herkunft<br />
kritisch befragt werden und konkurrierende<br />
Vorstellungen miteinander<br />
ins Gespräch gebracht werden. Gerade<br />
biographisch orientierte Bildungsarbeit<br />
hebt auf die in der Lebenskunst betonte<br />
Plastizität menschlichen Lebens ab und<br />
betont, dass die älteren Menschen einerseits<br />
eine lange Lebenserfahrung in den<br />
Bildungsprozess einbringen können und<br />
andererseits die Potenziale ungelebten<br />
Lebens in ihrer Biographie als außergewöhnliche<br />
Ressourcen für Bildungsprozesse<br />
nutzen können. Im christlichen<br />
Kontext müssen diesbezüglich die Spannungsfelder<br />
von Freiheit und Abhängigkeit,<br />
Aktivität und Passivität, Neuaufbruch<br />
und Beheimatung, schöpferischer<br />
Potenziale und zunehmender Verletzlichkeit,<br />
Entwicklungsmöglichkeiten<br />
und Entwicklungsgrenzen <strong>aus</strong>gelotet<br />
werden. Diese spezifische Erschließung<br />
der Möglichkeitsräume individueller Alterungsprozesse<br />
und ihrer Deutung im<br />
immer neuen Aufbau erzählender Identität<br />
inklusive einer intensiven Erinnerungskultur<br />
schließt selbstverständlich<br />
die Auseinandersetzung mit Schuld,<br />
Fragmentarität und Vergebung ein. Dabei<br />
sind die fragmentarische Existenz<br />
6 Vgl. EKD (Hg.), Im Alter neu werden können, Gütersloh 2009, 38-40.<br />
7 Vgl. Martina Kumlehn/Andreas Kubik (Hg.), Konstrukte gelingenden Alterns, Stuttgart 2012.
Titelthema · refugium notizen ··· März 2013 ··· Seite 5<br />
und die erhoffte offene Existenz im<br />
Lichte christlicher Anthropologie und<br />
Rechtfertigungsbotschaft in den Blick<br />
zu nehmen 8 .<br />
Lebenskunst im Alter<br />
Im Sinne der Selbstbildung ist dann genauer<br />
zu fragen, welche Problem- und<br />
Themenstellungen für die noch aktiven<br />
Alten zu Katalysatoren der Frage nach<br />
<strong>dem</strong> Selbst und seinen Quellen werden<br />
können und anhand welcher biblischer<br />
Traditionen bzw. anderer geeigneter<br />
Stoffe diese Fragen aufgenommen, verfremdet<br />
und vertieft werden können.<br />
Der Durchgang durch die Tradition verhindert<br />
als kritisches Widerlager zur eigenen<br />
Erfahrung, dass Selbstbildung mit<br />
Selbstbespiegelung verwechselt wird.<br />
Die Aufmerksamkeit für die Begleitung<br />
von Übergängen und erfahrenen Verlusten<br />
und Kränkungen ist nicht zuletzt<br />
in einer sich diakonisch verstehenden<br />
Altenarbeit aufgehoben. Ein hochrelevantes<br />
Feld ist z.B. die Frage nach der<br />
Bedeutung des Reisens im Alter, und den<br />
Möglichkeiten, darin spirituelle Sehnsüchte<br />
aufzuspüren und durch entsprechende<br />
Angebote in den Kirchen und der<br />
Urlauberbetreuung aufzunehmen. Gesundheit<br />
und Krankheit sowie die veränderten<br />
Erfahrungen eigener Leiblichkeit<br />
und ihre religiösen Deutungspotenziale<br />
sind darüber hin<strong>aus</strong> zentrale Themen.<br />
Weitere exemplarische Felder der Erkundung<br />
und Deutung wären Zeitwahrnehmung,<br />
das Generationenverhältnis bzw.<br />
die Bedeutung der Familie, die eigenen<br />
Orte oder auch Medien und Alter. 9<br />
Eine Radikalisierung der Frage nach <strong>dem</strong><br />
Selbst ergibt sich im vierten Lebensalter<br />
jenseits des 80sten Lebensjahres, wenn<br />
der Verlust des Selbst durch Formen der<br />
Demenz droht und auch sonst die Sorge<br />
um das eigene Selbst eben doch zumindest<br />
mit Blick auf den äußeren Menschen<br />
zunehmend in andere Hände gelegt werden<br />
muss. Hier dürfte auch die theologische<br />
Deutungskompetenz in Zukunft in<br />
höchstem Maße gefordert sein. Zu einer<br />
Lebenskunst im christlichen Sinne muss<br />
dabei immer die Kunst der Unterscheidung<br />
gehören, was in der Gestaltungskraft<br />
des Menschen liegt und was ihm<br />
unverfügbar bleibt. Und in diesem Sinne<br />
gilt es in bildender Absicht möglichst<br />
früh die Kunst abschiedlicher Existenz<br />
einzuüben. 10<br />
Professorin Dr. Martina Kumlehn ist<br />
Inhaberin des Lehrstuhls für Religionspädagogik<br />
an der Theologischen<br />
Fakultät der Universität Rostock.<br />
Zum Thema „Alter“ erschienen von<br />
ihr: Martina Kumlehn, Andreas Kubik<br />
(Hrsg.): Konstrukte gelingenden<br />
Alterns Stuttgart: Kohlhammer, 2012<br />
sowie Thomas Klie, Martina Kumlehn,<br />
Ralph Kunz (Hrsg.): Praktische Theologie<br />
des Alterns. Praktische Theologie<br />
im Wissenschaftsdiskurs – Practical<br />
Theology in the Discourse of the<br />
Humanities (PThW Bd. 4) Berlin/New<br />
York: Walter de Gruyter, 2009.<br />
8 Vgl. dazu Christian Mulia, Altern als Werden zu sich selbst. Philosophische und theologische Anthropologie im Angesicht des Alters, in: Martina<br />
Kumlehn/Thomas Klie (Hg.), Aging – Anti-Aging – Pro-Aging. Altersdiskurse in theologischer Deutung, Stuttgart 2009, 103-127.<br />
9 Vgl. dazu die verschiedenen Beiträge in: Thomas Klie/Martina Kumlehn/Ralph Kunz (Hg.), Praktische Theologie des Alterns, Berlin/New York<br />
2009.5 Vgl. a.a.O., 168.<br />
10 Vgl. Heinz Rüegger, Das eigene Sterben. Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst, Göttingen 2006.<br />
Refugium<br />
Studierende helfen Flüchtlingskindern –<br />
das Ehrenamtsprojekt im Refugium<br />
von Judith Drews<br />
Studentin (Mitte) mit zwei Nachhilfeschülerinnen<br />
Schon seit vielen Jahren gibt es im Refugium<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, die bei uns lebende Kinder in<br />
ihrer schulischen Entwicklung unterstützen.<br />
Wenn die Kinder mit ihren Familien<br />
ins Refugium einziehen, sind sie in den<br />
meisten Fällen relativ neu nach Deutschland<br />
eingereist und verfügen oft nur über<br />
geringe Kenntnisse der deutschen Sprache.<br />
Ein Schulbesuch im Heimatland war<br />
nicht immer lückenlos möglich, die Kinder<br />
bringen also sehr unterschiedliche<br />
Vorkenntnisse mit. In Deutschland besuchen<br />
die Kinder in der Regel kurz nach<br />
<strong>dem</strong> Einzug bei uns die Regelschule. Sie<br />
profitieren vom Schulbesuch, denn er
Refugium · Familienzentrum notizen ··· März 2013 ··· Seite 6<br />
gibt ihnen die Möglichkeit, in Kontakt<br />
mit der deutschen Sprache zu kommen<br />
und ihr soziales Umfeld zu erweitern.<br />
Gute Leistungen zu erbringen und damit<br />
erfolgreich in der Schule zu sein, ist<br />
jedoch für diese Kinder aufgrund ihrer<br />
Vorgeschichte nicht selbstverständlich<br />
und wird oft zum großen Problem.<br />
Fehlende Kenntnisse <strong>aus</strong> der Grundschulzeit<br />
werden zum Stolperstein beim<br />
Übergang in die weiterführende Schule.<br />
An diesem Punkt setzt unser Ehrenamtlichenprojekt<br />
an. In einer Eins-zu-Eins-<br />
Nachhilfe und H<strong>aus</strong>aufgabenbetreuung<br />
besuchen Studentinnen und Studenten<br />
der Berliner und Potsdamer Hochschulen<br />
die Kinder zu H<strong>aus</strong>e und widmen<br />
ihnen einen Nachmittag in der Woche,<br />
an <strong>dem</strong> zusammen gelesen, gelernt und<br />
gesprochen wird. Über die schulische<br />
Unterstützung hin<strong>aus</strong> entstehen so oft<br />
langfristige Kontakte zwischen den Studierenden<br />
und den Familien der Kinder.<br />
Die Mitarbeiterinnen des Refugiums<br />
gewinnen neue Ehrenamtliche, vermitteln<br />
den Kontakt und stehen während<br />
der Dauer des ehrenamtlichen Engagements<br />
als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.<br />
Gemeinsame Unternehmungen<br />
oder Fortbildungsangebote für die Ehrenamtlichen<br />
sind Teil unseres Projekts.<br />
Jetzt im Frühjahr planen wir Ausflüge<br />
mit unseren Ehrenamtlichen und den<br />
von ihnen betreuten Kindern. Über eine<br />
finanzielle Unterstützung würden wir<br />
uns sehr freuen und bedanken uns im<br />
Vor<strong>aus</strong> dafür. Falls Sie selbst im Rahmen<br />
der ehrenamtlichen Unterstützung tätig<br />
werden wollen, melden Sie sich bei uns.<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Spendenkonto<br />
KD Bank | Konto 18 180 | BLZ 350 601 90|<br />
Stichwort „910 850 Refugium“<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> zu Berlin<br />
Refugium<br />
Regine Vogl, Dipl.-Pädagogin / Sozpäd.<br />
Judith Drews, Dipl.-Pädagogin / Sozpäd.<br />
Müllerstraße 56-58 | 13349 Berlin<br />
Tel.: 030 45005 104 | Fax.: 030 45005 100<br />
E-Mail: refugium@paulgerhardtstift.de<br />
www.paulgerhardtstift.de/<br />
Refugium.php<br />
Familienzentrum<br />
Neues <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Familienzentrum<br />
von Irma Leisle<br />
Die bereits bewährten Kurse und Angebote<br />
<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> vergangenen Jahr führen<br />
wir auch 2013 weiter. Einige neue Angebote<br />
haben wir in das Programm aufgenommen<br />
und sind gespannt, wie die<br />
Resonanz darauf sein wird (siehe Termine).<br />
Das Familiencafé platzt zeitweise<br />
<strong>aus</strong> allen Nähten und so freuen wir uns<br />
jetzt schon auf die größeren Räume im<br />
Stadtteilzentrum nach <strong>dem</strong> Abschluss<br />
der Bauarbeiten im Herbst 2013.<br />
Verstärkung im Familienzentrum<br />
Wir freuen uns sehr, dass das Team im<br />
Familienzentrum in diesem Jahr Verstärkung<br />
u.a. finanziert vom Jobcenter<br />
erhält. Bettina Pankow arbeitet seit Januar<br />
im Verwaltungsbereich und in der<br />
Kinderbibliothek. Ebenfalls seit Januar<br />
übernimmt Andreas Klassen im Bereich<br />
der H<strong>aus</strong>technik tatkräftig viele Tätigkeiten<br />
für das Familienzentrum und seit<br />
Mitte Februar unterstützt uns Margot<br />
Wesche bei der Durchführung von Veranstaltungen<br />
und in der Kinderbetreuung.<br />
Als Sozialpädagoge ist seit <strong>dem</strong><br />
15.2.2013 Herr Çetin Şahin im Familienzentrum<br />
beschäftigt (s.u.).<br />
Irma Leisle begrüßt die ersten Gäste der Bibliothek
Familienzentrum notizen ··· März 2013 ··· Seite 7<br />
„Pippilothek“? – Eine Bibliothek<br />
wirkt Wunder.<br />
Kinder <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Schülerladen „Kleine<br />
Himmelswolke“ l<strong>aus</strong>chten gespannt<br />
der Geschichte von einer M<strong>aus</strong>, die <strong>dem</strong><br />
Fuchs erklärt, wofür eine Bibliothek<br />
gut ist. Als Bilderbuchkino wurde bei<br />
der Eröffnung der Kinderbibliothek mit<br />
Spieleverleih im Familienzentrum diese<br />
Geschichte von Lorenz <strong>Paul</strong>i und Kathrin<br />
Schärer erzählt. Dank zahlreicher Spenden,<br />
ehrenamtlichem Engagement und<br />
tatkräftiger Unterstützung unter anderen<br />
durch die Schiller-Bibliothek des Bezirks<br />
Mitte war es am 20. Februar 2013 nach<br />
intensiver Vorbereitung endlich soweit.<br />
Nach einer Begrüßung der Gäste durch<br />
die Leitung des Familienzentrums richtete<br />
Corinna Dernbach, Leiterin der<br />
Schiller-Bibliothek, ein Grußwort an die<br />
anwesenden Gäste. Die Geschäftsführerin<br />
des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>es, Ute Köpp-<br />
Wilhelmus, bedankte sich mit Blumen<br />
bei Corinna Dernbach und Irma Leisle für<br />
die Vorarbeiten. Bei Kaffee und Kuchen<br />
konnten die großen und kleinen Gäste<br />
nach <strong>dem</strong> Bilderbuchkino in aller Ruhe<br />
einen ersten Einblick in den schon recht<br />
vielfältigen Bücherbestand und die Spieleangebot<br />
erhalten.<br />
Mit <strong>dem</strong> Aufbau einer Kinderbibliothek<br />
mit Spieleverleih werden die Angebote<br />
im Familienzentrum für Eltern und Kinder<br />
erweitert. In überschaubarem Rahmen,<br />
in der vergleichsweise gemütlichen Atmosphäre<br />
des Familienzentrums, soll<br />
für Kinder und deren Eltern der Zugang<br />
zu Büchern, Medien und Gesellschaftsspielen<br />
erleichtert werden. Wenn die<br />
Nutzung der Kinderbibliothek im Familienzentrum<br />
selbstverständlich geworden<br />
ist, werden auch Besuche in die öffentliche<br />
Schiller-Bibliothek organisiert, um<br />
dort den weit<strong>aus</strong> umfangreicheren Bestand<br />
an Medien zu nutzen.<br />
Warum ist Leseförderung so wichtig? In<br />
einer Pressemitteilung der „<strong>Stift</strong>ung“ Lesen<br />
heißt es dazu: „Die frühe Förderung<br />
von Kindern und die Gewinnung der Eltern<br />
als Bildungspartner ist prägend für<br />
spätere Lesefreude. Ohne eine lebendige<br />
Bibliothekslandschaft kann erfolgreiche<br />
Leseförderung nicht gelingen (…) Wer in<br />
der Kindheit eine Bibliothek besucht hat,<br />
bleibt auch in seinem späteren Leben mit<br />
höherer Wahrscheinlichkeit Bibliotheksnutzer.<br />
Kinder müssen Bibliotheken also<br />
schon früh als selbstverständlichen Erlebnisort<br />
erfahren.“ Die Zielgruppe sind<br />
Kinder ab drei Jahren bis zum Ende der<br />
Grundschule – dann sind die Kinder 12<br />
Jahre alt. Den Eltern möchten wir hauptsächlich<br />
Freude und Begeisterung am<br />
Vorlesen vermitteln und anhand von<br />
Übungen zeigen, wie ihre Vorlesekompetenz<br />
verbessert werden kann. Durch<br />
die positiven Erlebnisse beim gemeinsamen<br />
Spielen können Eltern wie Kinder<br />
erfahren, wie viel Freude und Spaß<br />
sie miteinander haben können. Neben<br />
den regelmäßigen Öffnungszeiten für<br />
alle Interessierten nehmen wir mit den<br />
nahegelegenen Kitas und Grundschulen<br />
Kontakt auf und laden zu Besuchen<br />
in der Kinderbibliothek mit Vorlesen ein.<br />
Die Kinderbibliothek wird von ehrenamtlichen<br />
Personen geführt. Mit Heidrun<br />
Graczkowski haben wir bereits<br />
eine sehr engagierte ehrenamtliche<br />
Mitarbeiterin gefunden. Sie hat gerade<br />
in der Zeit des Aufb<strong>aus</strong> eine wichtige<br />
Rolle übernommen. Um die geplanten<br />
Öffnungszeiten an drei Nachmittagen<br />
pro Woche in der Zeit von 14 bis 18 Uhr<br />
zu realisieren, sind wir noch auf weitere<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter angewiesen. Neben den<br />
organisatorischen Aufgaben stehen<br />
die Ehrenamtlichen während der Öffnungszeiten<br />
zum Vorlesen und Spielen<br />
für die Eltern und Kinder zur Verfügung.<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit Migrationsgeschichte<br />
wünschen wir uns als Kulturvermittler<br />
für Familien nichtdeutscher Herkunft.<br />
Auch Schülerinnen und Schüler <strong>aus</strong><br />
den umliegenden Oberschulen werden<br />
wir als Lesepaten ansprechen. Dadurch<br />
können Jugendliche erste Erfahrungen<br />
im Bereich ehrenamtlichen Engagements<br />
sammeln und eine positive Vorbildfunktion<br />
für die jüngeren Schülerinnen und<br />
Schüler einnehmen. Wir freuen uns auf<br />
engagierte Bürgerinnen und Bürger im<br />
Stadtteil, die die Familienarbeit des <strong>Paul</strong><br />
<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>es unterstützen möchten.<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Vorgestellt: Çetin Şahin<br />
Mein Name ist Çetin Şahin, und ich bin<br />
seit <strong>dem</strong> 15. Februar 2013 als pädagogischer<br />
Mitarbeiter im Familienzentrum<br />
im Rahmen des Projekts „Die FABEL“<br />
tätig. Ich bin 42 Jahre alt, komme <strong>aus</strong><br />
<strong>dem</strong> kurdischen Gebiet der Türkei und<br />
lebe seit 1995 in Berlin. In Istanbul habe<br />
ich Germanistik studiert und im Jahr<br />
2006 das Studium der Sozialpädagogik<br />
an der Evangelischen Fachhochschule<br />
Berlin aufgenommen, das ich vor drei<br />
Jahren erfolgreich abschließen konnte.<br />
Ich habe fünf Jahre als Betreuer für Folteropfer<br />
gearbeitet, war freizeitpädagogischer<br />
Mitarbeiter für drogenabhängige<br />
Çetin Şahin<br />
Jugendliche in der stationären Therapieeinrichtung<br />
Nokta, begleitete als interkultureller<br />
Moderator die Schüler der<br />
Rütli-Schule und bot für die Industrieund<br />
Handelskammer Bewerbungstrainings<br />
an. Zuletzt war ich als Quartiersmanager<br />
im Soldiner Kiez (Wedding)<br />
tätig.<br />
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit<br />
mit den neuen und sehr netten Kolleginnen<br />
und Kollegen im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />
und insbesondere im Familienzentrum.<br />
Nähere Informationen zu unserem Projekt<br />
„Die FABEL“ folgen in der kommenden<br />
Ausgabe.
Terminvorschau · Kultur notizen ··· März 2013 ··· Seite 8<br />
Terminvorschau März bis Mai 2013<br />
Dienstag, 5.3.2013 von 9 bis 12 Uhr:<br />
Freitag, 8.3.2013 von 15 bis 17 Uhr:<br />
Samstag, 9.3.2013 von 14 bis 17 Uhr:<br />
Donnerstag, 14.3.2013 von 9 bis 15 Uhr:<br />
Samstag, 16.3.2013 von 13 bis 17 Uhr:<br />
Dienstag, 19.3.2013 von 16 bis 18 Uhr:<br />
Samstag, 23.3.2013 von 14 bis 17 Uhr:<br />
Montag, 25.3 bis Mittwoch 27.3.2013<br />
jeweils von 10 bis 13 Uhr:<br />
Samstag, 13.4.2013 von 15 bis 17 Uhr:<br />
Samstag, 20.4.2013 von 11 bis 14 Uhr:<br />
Dienstag, 23.4.2013 von 9 bis 15 Uhr:<br />
Donnerstag, 25.4.2013 von 9 bis 16 Uhr:<br />
Samstag, 4.5. 2013 von 17 bis 21 Uhr:<br />
Samstag, 25.5.2013 von 11 bis 14 Uhr:<br />
Donnerstag, 30.5.2013 -16 bis 18 Uhr:<br />
Beginn des Ernährungskurses<br />
„Grenzen setzen in der Erziehung“<br />
Malkurs für Familien<br />
Fortbildung für pädagogische Fachkräfte zum Thema<br />
„Mit Energie in den Job und in den Feierabend“<br />
„Der kleine Baby- & Kinderflohmarkt“<br />
Probetermin für den Kindertheaterkurs (Beginn des Kurses am 9. April um 16 Uhr)<br />
„Osterbasteln für die ganze Familie“<br />
„Entdecke Deine Stadt“ – ein literarischer Spaziergang<br />
für Kinder von 8 bis 10 Jahren<br />
„Pubertät - die Zeit der Wandlung“<br />
„Kleine Bilder mit Nadel und Faden“<br />
Fortbildung für Erzieher/innen zum Thema<br />
„Kommunikationstraining nach Marshall Rosenberg“<br />
Fortbildung für pädagogische Fachkräfte zum Thema „Wie spreche ich Familien auf<br />
den Verdacht einer Kindeswohlgefährdung an?“<br />
Lange Nacht der Familie „Gespenstergeschichten auf <strong>dem</strong> Weg“<br />
„Kleine Bilder mit Nadel und Faden“<br />
Das erweiterte Familiencafe zum Thema „Geschwisterkonflikte“<br />
Anmeldungen sowie Informationen zu den Angeboten und zum Familienzentrum unter 030 45005-131,<br />
familienzentrum@paulgerhardtstift.de<br />
Sie können für die Arbeit des Familienzentrums spenden: KD-Bank, BLZ 350 601 90, Konto 18 180,<br />
Stichwort „Familienzentrum“. Vielen Dank!<br />
kultur<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> und Theodor Fliedner – zwei Porträts<br />
von Sr. Siegrid Fellechner<br />
Wer kennt diese beiden Herren? Wer<br />
weiß wie alt sie sind? Beide Bilder gehörten<br />
traditionell zur Ausstattung des<br />
Wohnzimmers der Oberin. Sie waren,<br />
wie die gesamte Ausstattung des Wohnraumes,<br />
ein Geschenk beim Einzug 1888<br />
von Frl. von Rochow, einem Kuratoriumsmitglied.<br />
Jahrzehnte lang hingen diese<br />
Bilder im Fenster dieses Zimmers. Etwa<br />
1971 haben die beiden Herren den Platz<br />
in den „Kleinen Saal“ gewechselt. Das<br />
hat den Vorteil, dass alle, die uns besuchen<br />
an ihnen vorbeigehen. So mancher<br />
fragt dann auch mal, wer das eigentlich<br />
ist. Bei <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> wissen dann einige<br />
etwas zu sagen, aber bei Theodor<br />
Fliedner fällt das schon schwerer. Beide<br />
Persönlichkeiten haben für das <strong>Paul</strong><br />
<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> eine große Bedeutung,<br />
wobei die Lebzeiten der beiden Männer<br />
fast 200 Jahre <strong>aus</strong>einander lagen.<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong>, unser Namensgeber,<br />
wurde am 12. März 1607 geboren. Er<br />
war Pfarrer in Mittenwalde, Berlin und<br />
Lübben und einer der größten evangelischen<br />
Liederdichter. Am 27. Mai 1676<br />
verstarb er. Seine Zeit war durch den<br />
30-jährigen Krieg geprägt. Vier seiner<br />
fünf Kinder starben noch vor ihrer<br />
Volljährigkeit. Trotz allem Kummer und<br />
aller Not sind seine Lieder von großer<br />
Glaubenskraft geprägt. Sie geben Kraft,<br />
Lebensmut, Zuversicht sowie Trost und<br />
haben weltweit in vielen – evangelischen<br />
wie katholischen – Gesangbüchern ihren<br />
Platz gefunden. Bis heute werden<br />
sie gern gesungen. Unser Gründungstag
Kultur notizen ··· März 2013 ··· Seite 9<br />
ist die 200ste Wiederkehr seiner Beerdigung.<br />
Der damalige Gründungsaufruf<br />
ist uns bis heute eine grundlegende<br />
Verpflichtung.<br />
Theodor Fliedner wurde am 21. Januar<br />
1800 geboren und starb am 9. Oktober<br />
1864. Auch er war Theologe, den die<br />
Armut der Menschen nicht in Ruhe ließ.<br />
Im Jahr 1836 gründete er das erste Diakonissenmutterh<strong>aus</strong><br />
in Kaiserswerth<br />
bei Düsseldorf. Die soziale Not in der<br />
Zeit der Industrialisierung breitete sich<br />
<strong>aus</strong>. Immer mehr Diakonissenhäuser<br />
entstanden. Viele holten sich Rat und<br />
Hilfe in Kaiserswerth und nannten sich<br />
„Mutterh<strong>aus</strong> nach der Kaiserswerther<br />
Grundordnung“. Theodor Fliedner gab<br />
den jungen Frauen vorwiegend in sozialen<br />
Berufen eine Ausbildungschance.<br />
Heute gehören der 1861 ins Leben gerufenen<br />
Kaiserswerther Generalkonferenz<br />
weltweit mehr als 100 diakonische Gemeinschaften<br />
an. Wenn vom 1. bis zum<br />
8. Juli 2013 die Weltkonferenz Diakonia<br />
in Berlin tagt, treffen sich die diakonischen<br />
Gemeinschaften <strong>aus</strong> aller Welt<br />
im <strong>Johannesstift</strong> in Spandau unter <strong>dem</strong><br />
Thema: „Diakonie – Heilung und Segen<br />
für die Welt“. Theodor Fliedner jun. und<br />
seine Frau waren die ersten H<strong>aus</strong>eltern<br />
des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s. Fünf Jahre, von<br />
1879 bis 1884, war er Vorsteher unseres<br />
H<strong>aus</strong>es, das damals noch in Kreuzberg<br />
beheimatet war.<br />
Ein Blick auf die Fenster verrät: sie sind<br />
ganz schön alt, die beiden Herren, doch<br />
bis heute nicht vergessen. Die Lieder<br />
und die Gemeinschaften leben weiter.<br />
Unsere beiden Fensterbilder sind in die<br />
Jahre gekommen und die Bleiverglasung<br />
muss erneuert werden. Deshalb soll ein<br />
Teil des Basarerlöses <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> letzten<br />
Jahr für die Restaurierung verwendet<br />
werden. Allen Spenderinnen und Spendern<br />
gilt unser Dank, denn durch das<br />
Geld können die wertvollen Portraits<br />
auch für die Zukunft erhalten bleiben.<br />
Die Bilder befinden sich nun zur fachgerechten<br />
Überarbeitung in der Bleiglaswerkstatt<br />
Graw & Meibert, wo auch unsere<br />
Kirchenfenster nach den Entwürfen<br />
von Erica Feist hergestellt wurden, die<br />
wiederum Meditationen zu den Liedern<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong>s verbildlichen. Wir hoffen<br />
darauf, dass <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> und Theodor<br />
Fliedner spätestens zum Jahresfest wieder<br />
„zu H<strong>aus</strong>e“ sind.<br />
Terminvorschau<br />
Freitag, 10. Mai um 17 Uhr<br />
Chormusik <strong>aus</strong> Dänemark mit <strong>dem</strong> renommierten<br />
„Brahetrolleborgkoret“ <strong>aus</strong><br />
Faaborg: Geistliche und weltliche Stücke<br />
zwischen Barock und neuer nordischer<br />
Musik von Th. Tallis und F. Mendelssohn<br />
bis N. W. Gade und O. Gjeilo<br />
Eintritt frei, Spende erbeten<br />
Kirche des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s<br />
zu Berlin, Müllerstraße 56-58,<br />
13359 Berlin-Wedding<br />
Der Brahetrolleborgkoret ist am 10. Mai zu Gast im <strong>Stift</strong><br />
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und Mitarbeiter im kirchlichen Bereich, bietet:<br />
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statt Einheitsbehandlung<br />
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Geistliches Leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 10<br />
Geistliches Leben<br />
„…hör nicht auf mich zu fragen“<br />
Über Auferstehung<br />
Sie fragen mich nach der auferstehung<br />
sicher sicher gehört hab ich davon<br />
daß ein mensch <strong>dem</strong> tod nicht mehr entgegenrast<br />
daß der tod hinter einem sein kann<br />
weil vor einem die liebe ist<br />
daß die angst hinter einem sein kann<br />
die angst verlassen zu bleiben<br />
weil man selber gehört hab ich davon<br />
so ganz wird daß nichts da ist<br />
das fortgehen könnte für immer<br />
Ach fragt nicht nach der auferstehung<br />
ein märchen <strong>aus</strong> uralten zeiten<br />
das kommt dir schnell <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> sinn<br />
ich höre denen zu<br />
die mich <strong>aus</strong>trocknen und kleinmachen<br />
ich richte mich ein<br />
auf die langsame Gewöhnung ans totsein<br />
in der geheizten wohnung<br />
den großen stein vor der tür<br />
Ach frag du mich nach der auferstehung<br />
ach hör nicht auf mich zu fragen<br />
Dorothee Sölle 1<br />
von Nancy Horn-Gittel<br />
Die mutige Feministin, Pazifistin und Befreiungstheologin<br />
Dorothee Sölle starb<br />
am 27. April vor zehn Jahren im Alter von<br />
73 Jahren. „Ich spreche zu Ihnen als eine<br />
Frau, die <strong>aus</strong> einem der reichsten Länder<br />
der Welt kommt; einem Land mit einer<br />
blutigen, nach Gas stinkenden Geschichte“,<br />
so begann sie einen Vortrag im Jahre<br />
1983 vor <strong>dem</strong> Ökumenischen Rat der<br />
Kirchen in Vancouver. Ihr Vortrag löste<br />
einen Skandal <strong>aus</strong>. „Reich ist die Welt, in<br />
der ich lebe, vor allem an Tod und besseren<br />
Möglichkeiten zu töten“, hieß es darin<br />
weiter. Nichts böten wir den Kindern<br />
als „Konsum-Sand“. Die westliche Welt?<br />
„Verödete Zentren der Kultur“.<br />
Sölle vertrat eine Theologie, die nicht<br />
von einem „Gott[,] der da oben in aller<br />
Herrlichkeit thronen soll[,]“ <strong>aus</strong>ging und<br />
uns auf das Jenseits vertröstet sondern<br />
von einem Gott, der uns durch Jesus<br />
Christus aufruft gegen das Elend in dieser<br />
Welt aufzustehen und die Stimme<br />
für die Schwachen in der Gesellschaft<br />
zu erheben. Die Aufgabe der Christen sei<br />
es, „das Veränderbare zu benennen und<br />
als veränderbar zu kennzeichnen“. So ist<br />
Theologie immer zwangsläufig politisch<br />
und auf „Diesseitigkeit“ geeicht. Ihr<br />
Verständnis von Theologie war insofern<br />
zeitgemäß, als sie den Verzicht auf ein<br />
überholtes Gottesbild postulierte und<br />
in Jesus Christus die Figur erkennt, die<br />
den abwesenden Gott vertreten muss.<br />
„Christus vertritt den abwesenden Gott,<br />
solange dieser sich nicht bei uns sehen<br />
lässt. Vorläufig steht er für Gott ein, und<br />
zwar für den Gott, der sich nicht mehr<br />
unmittelbar gibt (…).“ 2<br />
Dorothee Sölle hat später sogar mit der<br />
Formel eines „atheistischen Glaubens<br />
an Gott“ provoziert, mit der sie jedoch<br />
nicht die Nichtexistenz Gottes meinte.<br />
Vielmehr ging es Sölle um eine Absage<br />
an eine Vertröstung mit <strong>dem</strong> Jenseits,<br />
denn die Wahrheit sei immer „konkret“<br />
und Theologie nicht zuletzt die Suche<br />
nach befreiender Gerechtigkeit und nach<br />
einer Wandlung der Gesellschaft.<br />
Dorothee Sölle war eine Kritikerin des<br />
selbstgefälligen Glaubensverständnisses,<br />
ein Star der Friedensbewegung und<br />
ein Vorbild für viele Oppositionelle in<br />
der Kirche. Ihr gegenüber standen zahlreiche<br />
Kritiker und die Tatsache, dass<br />
1 Dorothee Sölle: fliegen lernen, gedichte. Fietkau-Verlag, 1979, S.35<br />
2 Dorothee Sölle: Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach <strong>dem</strong> „Tode Gottes“. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1982, S. 151.
geistliches leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 11<br />
sie aufgrund ihrer unkonventionellen<br />
Zugänge zur Theologie trotz Habilitation<br />
nie einen ordentlichen Lehrstuhl in<br />
Deutschland erhielt.<br />
Was kann uns das gedankliche Erbe von<br />
Dorothee Sölle zum Fest der „Auferstehung<br />
– Ostern“ bedeuten? Der Kreuzestod<br />
des Nazareners ist nach Sölle „das<br />
Auslöschen der Vision von einem anderen<br />
Leben, das Menschen miteinander<br />
führen können“. Wo immer Geschöpfe,<br />
ob wir selbst oder unser Nächster, ge<strong>dem</strong>ütigt,<br />
gequält, unterdrückt oder<br />
getötet werden, sind wir am und beim<br />
Kreuz von Golgatha. Die Auferstehung<br />
beinhaltet dann zwangsläufig die Wiederbelebung<br />
der Hoffnung „von einem<br />
anderen Leben, das Menschen miteinander<br />
führen können“. Sie impliziert für<br />
mich das „Auf – Stehen“ für eine Welt,<br />
in der wir die Schöpfung bewahren und<br />
uns als Geschöpfe untereinander achten,<br />
in der das „Ein – Stehen“ für unseren<br />
Nächsten als primäre Aufgabe für uns<br />
Christen verstanden wird.<br />
Das aufgerichtete Kreuz und das leere<br />
Grab<br />
Hoffnungslosigkeit und Hoffnung<br />
Ende und Neubeginn<br />
Das Fest der Auferstehung Jesu ist die<br />
unzerstörbare Hoffnung auf Leben für<br />
die ganze Schöpfung im Gedächtnis an<br />
Gott, der uns alle als freie und denkende<br />
Geschöpfe erschaffen hat. Es liegt an<br />
uns, ob wir bereit sind, dieser „Vision“<br />
zu folgen.<br />
Immer wieder – und immer wieder neu<br />
beginnend.<br />
„Ach frag du mich nach der auferstehung<br />
ach hör nicht auf mich zu fragen“<br />
Amen<br />
Diakonissenjubiläen<br />
von Tabea Langguth<br />
Sr. Hildegard Oelke Sr. Siegrid Fellechner Sr. Irene Schönemann<br />
Mit <strong>dem</strong> 85. Geburtstag von unserer<br />
Altoberin Sr. Hildegard Oelke am 10.<br />
Dezember 2012 hat eine Zeit voller Jubiläen,<br />
die gebührend gefeiert werden<br />
wollen, für unsere Diakonissen begonnen.<br />
Wir freuen uns darüber, diese besonderen<br />
Tage mit unseren Diakonissen<br />
gemeinsam feiern zu dürfen. Sr. Hildegard<br />
Oelke ist in Sinjin in Südchina geboren<br />
und führte als Oberin seit 1969<br />
für 30 Jahre das Mutterh<strong>aus</strong>. Ihr steht<br />
in diesem Jahr ihr 58. Einsegnungstag<br />
bevor.<br />
Am Sonntag, den 24. Februar 2013,<br />
wurde im Gottesdienst an das 50-jährige<br />
Diakonissen-Jubiläum unserer Oberin<br />
Sr. Siegrid Fellechner erinnert, die<br />
durch ihr jahrelanges Engagement das<br />
Profil des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s geprägt<br />
hat. Sie ist in Berlin-Niederschöneweide<br />
geboren und hat 1956 das Mutterh<strong>aus</strong> im<br />
Wedding zu ihrer Wahlheimat gemacht,<br />
in<strong>dem</strong> sie als Oberin weiterhin tatkräftig<br />
mitwirkt. Ihren 75. Geburtstag am 11. August<br />
2013 werden wir im sonntäglichen<br />
Gottesdienst in unserer Kapelle feiern.<br />
Ein weiteres Jubiläum in diesem Jahr<br />
ist das 55-jährige Diakonissen-Jubiläum<br />
von Sr. Irene Schönemann, die als<br />
Krankenpflegerin den Menschen im<br />
Wedding über 50 Jahre geholfen hat.<br />
Sie ist am 16.02.1931 in Lehnin geboren<br />
und lebt seit 1953 im Mutterh<strong>aus</strong>.<br />
Im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> ist es Tradition,<br />
die Diakonissen-Jubiläen beim Jahresfest<br />
zu feiern.<br />
Diese Tradition soll auch in diesem<br />
Jahr beim 137. Jahresfest fortgesetzt<br />
werden.
Geistliches Leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 12<br />
Aktive Mitgestaltung: die diakonischen Gemeinschaften<br />
von Gabriela Labede<br />
Seit Erscheinen der letzten <strong>Notizen</strong> fanden<br />
wieder einige Treffen des Konvents<br />
sowie des Schwestern- und Brüderrats<br />
statt, die sich in unterschiedlicher Weise<br />
mit <strong>dem</strong> Thema „Glauben und Gemeinschaft“<br />
<strong>aus</strong>einandersetzten. Auf Einladung<br />
der Direktorin des Diakonischen<br />
Werkes Frau Susanne Kahl-Passoth<br />
begann das neue Jahr mit einem Gottesdienst<br />
am 20. Januar 2013 in der Kaiser-<br />
Wilhelm-Gedächtniskirche. Bischof Dr.<br />
Markus Dröge hielt die Predigt über das<br />
Wort <strong>aus</strong> 1. Petrus 3, Vers 15: „Seid allezeit<br />
bereit zur Verantwortung vor jedermann,<br />
der von euch Rechenschaft<br />
fordert über die Hoffnung, die in euch<br />
ist“. Ziel und Sinn sollte sein, die geistlichen<br />
Gemeinschaften mehr in den Blick<br />
der Öffentlichkeit zu bringen, damit ihre<br />
Arbeit besser wahrgenommen wird. Die<br />
vielen Schwestern und Brüder auf <strong>dem</strong><br />
gleichem Weg mit <strong>dem</strong> gleichen Ziel zu<br />
sehen, hat auch die Mitglieder des <strong>Paul</strong><br />
<strong>Gerhardt</strong> Konvents und die anwesenden<br />
Diakonissen gestärkt!<br />
Die geistlichen Gemeinschaften haben<br />
am 1. März zu<strong>dem</strong> aktiv am Weltgebetstag<br />
teilgenommen und werden sich<br />
auch im Rahmen der internationalen<br />
Konferenz Diakonia engagieren, die<br />
vom 01. bis zum 08. Juli 2013 im Evangelischen<br />
<strong>Johannesstift</strong> stattfinden<br />
wird. Im Oktober ist zu<strong>dem</strong> wieder ein<br />
Einkehrwochenende geplant. Ansonsten<br />
bleiben die Gemeinschaften <strong>dem</strong> <strong>Paul</strong><br />
<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> mit geistlichen und praktischen<br />
Aufgaben eng verbunden. Der<br />
Konvent wird in diesem Jahr eine Sprechstunde<br />
einrichten. Jutta Pamp dürfen wir<br />
als neues vorläufiges Mitglied im Konvent<br />
begrüßen. Am 137. Jahresfest feiert<br />
unsere Diakonisse Irene Schönemann ihr<br />
55-jähriges Diakonissenjubiläum und unsere<br />
Oberin Diakonisse Siegrid Fellechner<br />
ihr 50-jähriges Diakonissenjubiläum.<br />
Dietmar und Elisabeth Gerts feiern 10<br />
Jahre Mitgliedschaft im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
Konvent.<br />
Eine wesentliche Aufgabe für das Jahr<br />
2013 ist es, Wege zu finden, wie die diakonische<br />
Gemeinschaft im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> zukunftsfähiger entwickelt werden<br />
kann.<br />
Die Treffen des Konvents sind im Monatsblatt<br />
des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s zu<br />
finden. Gäste sind herzlich willkommen!<br />
Aus der Partnerschaft mit der Propstei Kaliningrad<br />
von Winfried Gayko<br />
Am 21. Februar tagte im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> die Geberkonferenz zur<br />
Finanzierung der Arbeit der Propstei<br />
Kaliningrad. Vertreten waren die EKD<br />
(Oberkirchenrat Michael Hübner), die<br />
Nordkirche (Pastorin Christa Hunzinger<br />
vom Europareferat beim Zentrum<br />
für Mission und Ökumene), das Gustav<br />
Adolf-Werk Sachsen (Vorsitzender Dr.<br />
Arndt Haubold, Geschäftsführerin Marga<br />
Reichold-Kanig), das Ev.-luth. Kirchenamt<br />
Sachsen (Oberkirchenrat Frie<strong>dem</strong>ann<br />
Oehme), der Königsberghilfe<br />
Bonn e. V. (Pfarrer i.R. Robert Wachowsky),<br />
der e.V. Gemeinschaft ev. Ostpreußen<br />
(Propst i.R. Erhard Wolfram),<br />
die Propstei Kaliningrad (Propst Thomas<br />
Vieweg) sowie das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> und der Kaiserswerther Verband<br />
(für beide Winfried Gayko).<br />
Propst Vieweg schilderte die angespannte<br />
finanzielle Situation vor Ort.<br />
Bis Mitte des Jahres soll ein <strong>aus</strong>geglichener<br />
H<strong>aus</strong>halt vorgelegt werden,<br />
was jedoch nur mit umfangreichen<br />
Sparmaßnahmen möglich ist. Es wurde<br />
festgestellt, dass das Spendenaufkommen<br />
in Deutschland rückläufig ist<br />
und somit wurden Wege erörtert, wie<br />
die Finanzierung der Arbeit vor Ort gesichert<br />
werden kann. Dazu müssen auch<br />
die russischen Gemeinden beitragen.<br />
Verabredet wurden eine verbesserte<br />
Kommunikation unter den Partnern und<br />
mit der Propstei sowie eine verbesserte<br />
Transparenz im Spendenaufkommen.<br />
Zum 23.02.13 hatte das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> zum Treffen der Kontaktgruppe<br />
Mitte (Spender und Partner <strong>aus</strong> den<br />
mittleren Bundesländern) eingeladen.<br />
Es trafen sich 24 Vertreter <strong>aus</strong> 16<br />
Gemeinden bzw. Einrichtungen. Ausführlich<br />
berichteten Propst Vieweg,
geistliches leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 13<br />
die Verwaltungsleiterin Olesja Sadoroshnaja<br />
sowie die Vorsitzende des<br />
Propsteirats Tatjana Iljenko <strong>aus</strong> der<br />
Propstei. Es gibt zurzeit in 38 Gemeinden<br />
ca. 1000 Gemeindeglieder. Durch<br />
einen einschneidenden Rückgang des<br />
Spendenaufkommens für das Straßenkinderzentrum<br />
Jablonka muss dieses<br />
zum 28.02.13 geschlossen werden.<br />
Auch wenn die Zahl der Straßenkinder<br />
zurückgegangen ist, bleibt das eine<br />
schmerzliche Entscheidung. Eine Fortsetzung<br />
der Jugendarbeit auf ambulanter<br />
Grundlage wäre wünschenswert.<br />
Sehr positiv entwickelt sich hingegen<br />
die Gemeindediakonie, besonders in<br />
den Zentren Kaliningrad (Königsberg),<br />
Tschernjachowsk (Insterburg) und Gusew<br />
(Gumbinnen). In Kaliningrad leistet<br />
besonders die Diakonieverantwortliche<br />
der Propstei, Elena Evdokimova, gute<br />
Arbeit. Ihre Stelle wird vom <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> finanziert. Eine zunehmend<br />
größere Rolle spielt die Propstei durch<br />
Ausbildungsangebote in der Pflege.<br />
Viele Probleme sind in der Propstei zu<br />
lösen: Die finanzielle Lage, die wirtschaftliche<br />
Verwertung der Immobilien,<br />
die Bewältigung der Arbeit mit<br />
wesentlich weniger Personal. Propst<br />
Vieweg sieht jedoch eine von der Diakonie<br />
geprägte und von Bildungsangeboten<br />
getragene Zukunft für die<br />
Beratungen der Geberkonferenz<br />
ev.-luth. Diasporakirche im Kaliningrader<br />
Gebiet.<br />
Die Partner sicherten den Delegierten<br />
<strong>aus</strong> Kaliningrad weitere Unterstützung<br />
zu und dankten insbesondere für den<br />
offenen Bericht. Während der Tagung<br />
erreichte den Propst die Nachricht,<br />
dass die Leiterin der Kirchengemeinde<br />
Jasnaja Poljana (Trakehnen) mit Mann<br />
und vier Kindern durch einen Brand<br />
H<strong>aus</strong> und Habe verloren hat. Durch Kollekten<br />
und Spenden konnten den Delegierten<br />
345,00 € mitgegeben werden.<br />
Ein Abendmahlsgottesdienst schloss<br />
die Tagung ab. Das nächste Treffen soll<br />
am 22. April 2014 stattfinden.<br />
Gottesdienste in der Osterzeit<br />
Donnerstag, 28. März<br />
Gründonnerstag<br />
18 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />
Herr Pfarrer von Essen<br />
Freitag, 29.März – Karfreitag<br />
15 Uhr Gottesdienst zur Sterbestunde<br />
Fr. Diakonin Horn-Gittel<br />
Sonntag, 31. März – Ostern<br />
10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />
Fr. Diakonin Horn-Gittel<br />
Wir laden Sie ebenfalls herzlich ein zu<br />
unseren täglichen Gebetszeiten ein:<br />
8 Uhr Morgenandacht<br />
12 Uhr Mittagsgebet jeden<br />
Dienstag 15 Uhr Fürbitten-Gebet
Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 14<br />
Jung und Alt<br />
„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen!“<br />
Die grüne Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg über Gerechtigkeit in der Altenpflege<br />
und die Aufgaben kirchlicher Träger<br />
Sehr geehrte Frau Scharfenberg, Sie<br />
sind von H<strong>aus</strong>e <strong>aus</strong> Sozialarbeiterin<br />
und nun seit beinahe acht Jahren als<br />
Bundestagsabgeordnete mit Gesetzesvorhaben,<br />
Ausschussarbeit und in diesen<br />
Tagen auch mit Wahlkampf beschäftigt.<br />
Wie gelingt es Ihnen, wie kann es Politikerinnen<br />
und Politikern allgemein gelingen,<br />
die Perspektive der Menschen<br />
nicht <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Auge zu verlieren, die<br />
eher am unteren Rand der Gesellschaft<br />
stehen und die ihre Interessen nicht<br />
so lautstark formulieren können, wie<br />
dies die unzähligen Lobbygruppen tun?<br />
Wie bürgernah kann Bundespolitik sein?<br />
Durch meine Arbeit habe ich ja immer<br />
noch Kontakt zu den Menschen vor Ort.<br />
Ich sehe sogar mehr als früher. Ich bin<br />
aber auch mehr als früher darauf angewiesen,<br />
dass die Menschen mir mitteilen,<br />
wo der Schuh drückt. Bei meinen<br />
Besuchen, bspw. in Pflegeeinrichtungen<br />
und Krankenhäusern interessiert mich<br />
natürlich nicht nur die Einrichtung an<br />
sich, sondern vor allem die Menschen,<br />
die diese mit Leben füllen. Die Bewohnerinnen<br />
und Patienten, die Pflegekräfte<br />
und H<strong>aus</strong>wirtschaftler usw. sind für mich<br />
die Gesprächspartner. Man muss den<br />
Mensch, den Verbraucher immer wieder<br />
in den Fokus stellen und sich klar darüber<br />
sein, dass gerade die Schwächsten<br />
eine Stimme benötigen und eben oft keine<br />
schlagkräftige Lobby haben. Es liegt<br />
an je<strong>dem</strong> sich immer wieder klar zu werden,<br />
dass man mit einem Bundestagsmandat<br />
ein Vertreter des Volkes ist und<br />
das versuche ich jeden Tag neu.<br />
machen wir Politik für alle Generationen.<br />
Aber zurück zu Ihrer Frage: Da sprechen<br />
Sie zwei große Themen an, bei denen<br />
man nicht eben so in zwei Sätzen die Lösungen<br />
darstellen kann. Die Pflege kann<br />
ein sehr erfüllender Beruf sein, da man<br />
als Lebensbegleiter, Kümmerer und Seelsorger<br />
seiner Berufung nachgehen kann.<br />
Das sollte man als Gesellschaft einmal<br />
Elisabeth Scharfenberg wünscht sich mehr Anerkennung für den Pflegeberuf<br />
In Ihrer Arbeit setzen Sie sich insbesondere<br />
für die Belange von älteren und pflegebedürftigen<br />
Menschen ein. Diese größer werdende<br />
Gruppe gehörte bislang nicht zum<br />
klassischen Wählerklientel Ihrer Partei.<br />
Welche Rezepte bieten Sie ihnen gegen<br />
wachsende Probleme wie den sogenannten<br />
Pflegenotstand oder zunehmende<br />
Altersarmut?<br />
Wir waren schon immer eine Partei der<br />
Generationengerechtigkeit und deshalb<br />
anerkennen. Pflege ist weiterhin der Beruf<br />
mit Zukunft und dazu noch krisensicher.<br />
Wir müssen dafür sorgen, dass die<br />
Ausbildung der Pflegekräfte gesichert<br />
ist, beispielsweise bei der Finanzierung.<br />
Durch eine Ausbildungsumlage in der<br />
Altenpflege und der Finanzierung der<br />
gesamten Umschulung zur Pflegekraft<br />
ist schon ein großer Schritt getan. Es<br />
braucht aber auch mehr Ausbildungsplätze<br />
und gute Arbeitsplätze – da sind<br />
auch die Arbeitgeber gefragt. Wir müssen<br />
aber auch schon bei der Vermeidung<br />
von Pflegebedürftigkeit ansetzen, denn<br />
je gesünder wir älter werden, umso geringer<br />
fällt der Personalmangel <strong>aus</strong>. Bei<br />
der Altersarmut will ich auf unser grünes<br />
Konzept hinweisen. Mit der "Grünen Garantierente"<br />
lässt sich Altersarmut bekämpfen:<br />
Die Bedingungen sind so gesetzt,<br />
dass sie von Männern und Frauen<br />
erreicht werden können. Wer mindestens<br />
30 Versicherungsjahre hat, erwirbt einen<br />
Anspruch auf eine Rente in Höhe von<br />
mindestens 850 Euro.<br />
Einige Experten sprechen sich dafür<br />
<strong>aus</strong>, Alten- und Pflegepolitik nicht mehr<br />
defizitorientiert auf bestimmte Gesundheitsfragen<br />
oder Einschränkungen der<br />
Lebensqualität zu fokussieren, sondern
Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 15<br />
sie als Mehrgenerationen- und Präventionspolitik<br />
zu verstehen. Eine künftige<br />
Politik für Menschen im Alter setze auf<br />
differenzierte Unterstützungsformen<br />
und auf bürgerschaftliche Aktivierung,<br />
Prävention und Selbstbestimmung. Wie<br />
wird die „Generation 65plus“ im Jahr<br />
2030 Ihrer Auffassung nach leben?<br />
Die Generation 65plus im Jahr 2030 wird<br />
bunt, medial vernetzt und sehr heterogen<br />
sein. Es gibt nicht „die Alten“, sondern<br />
eine Vielzahl von Möglichkeiten im<br />
Alter zu leben. Wir müssen uns von unserem<br />
einseitigen Bild des hilfebedürftigen<br />
älteren Menschen natürlich lösen,<br />
weil es so nicht mehr stimmt oder noch<br />
nie richtig war. Das ist auch das Problem<br />
an den existierenden Altersgrenzen<br />
im Ehrenamt, auf <strong>dem</strong> Arbeitsmarkt,<br />
der Weiterbildung und so weiter. Sie<br />
sind zu unflexibel und verfolgen ein bestimmtes,<br />
meist defizitäres Altersbild.<br />
Wir dürfen aber auch nicht alle als aktive<br />
und fitte Senioren zusammenfassen.<br />
Das wird denjenigen nicht gerecht, die<br />
auf Hilfe und Unterstützung im Alter angewiesen<br />
sind. Zumeist entscheidet der<br />
Foto: © Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen/ Stefan Kaminski<br />
Gesundheitszustand ja über die Art und<br />
Weise wie dieser Lebensabschnitt sich<br />
gestaltet. Es wird also auch im Jahr 2030<br />
alles geben, wie heute auch schon. Und<br />
unsere Aufgabe ist es, diese Vielfalt im<br />
Blick zu behalten und mitzudenken.<br />
In Deutschland werden etwa Zweidrittel<br />
der pflegebedürftigen Menschen zu<br />
H<strong>aus</strong>e versorgt. Hier wird häufig Unglaubliches<br />
geleistet. Es ist ein „Pflegealltag<br />
im Verborgenen“, wie es in einem<br />
Filmebeitrag von Herbert Link heißt.<br />
Zum einen fehlt die soziale und finanzielle<br />
Anerkennung für die pflegenden Familienangehörigen,<br />
zum anderen aber<br />
bleiben auch die Probleme verborgen,<br />
die mit der häuslichen Pflege manchmal<br />
verbunden sind: Erschöpfung, Gewalt<br />
gegen die pflegebedürftigen durch die<br />
pflegenden Familienmitglieder – und<br />
umgekehrt – , soziale Isolation oder<br />
mangelnde Unterstützung. Wie können<br />
pflegende Angehörige entlastet werden<br />
und welche Aufgaben kommen Gesellschaft<br />
und Politik dabei zu?<br />
Interessant, dass der Pflegealltag im<br />
Verborgenen angesprochen wird, denn<br />
genau dieses Thema treibt mich gerade<br />
um. Wichtig ist, dass wir offen über die<br />
Probleme reden. Nur dann können Hilfe<br />
und Unterstützung angeboten werden<br />
und sich neue Formen her<strong>aus</strong>bilden.<br />
Unserer Meinung nach brauchen wir<br />
eine Entlastungsoffensive für pflegende<br />
Angehörige. Viele B<strong>aus</strong>teine sind nötig,<br />
wie beispielsweise eine Pflegezeit, in<br />
der steuerfinanziert eine Lohnersatzleistung<br />
gezahlt wird. Weiterhin brauchen<br />
die Menschen ein Recht auf Rückkehr<br />
auf den alten Arbeitsplatz und Arbeitszeit,<br />
wenn sie aufgrund der Pflege <strong>aus</strong>gesetzt<br />
oder zeitweise reduziert haben.<br />
Angebote wie Tages- und Nachtpflege<br />
oder Verhinderungspflege sind noch viel<br />
zu wenig bekannt und werden zu wenig<br />
genutzt und gefördert. Es braucht unabhängige<br />
Pflegeberatung und Pflegebegleitung,<br />
damit Überforderungssituationen<br />
rechtzeitig erkannt werden können.<br />
Es bedarf ganz unterschiedlicher Lösungen<br />
und die Wahlmöglichkeiten. Die<br />
Gesellschaft ist aber auch gefragt – ich<br />
muss mich dafür interessieren, wie es<br />
meinem Nachbarn geht. Ich muss mich<br />
auch einbringen. Aktiv in meinem Kiez,<br />
meiner Nachbarschaft einen Beitrag<br />
leisten, damit es sich dort gut leben<br />
lässt. Wenn es mir egal ist, was um mich<br />
herum passiert, dann darf ich mich auch<br />
nicht wundern, wenn im Alter auch keiner<br />
auf mich schaut.<br />
In welcher Rolle sehen Sie Akteure wie<br />
kirchliche <strong>Stift</strong>ungen und Einrichtungen<br />
bei der Entwicklung nachhaltiger Pflege-<br />
und Wohnmodelle? Tun die Kirchen<br />
mit Caritas und Diakonie als große Arbeitgeber<br />
im Pflegebereich genug, damit<br />
eine menschenwürdige Pflege und<br />
ein gutes Leben im Alter möglich sind?<br />
Die Wohlfahrtsverbände haben eine<br />
wichtige Rolle in der Versorgung der älteren<br />
Menschen. Gerade die kirchlichen<br />
Träger sind als Arbeitgeber in der Pflege<br />
gefragt, einen Kontrapunkt im Umgang<br />
mit den Mitarbeitern zu setzen. Dazu gehört<br />
eine <strong>aus</strong>reichende Bezahlung und<br />
da bemerke ich, dass das nicht bei allen<br />
so selbstverständlich ist. Der Christliche<br />
Gewerkschaftsbund hat die Politik ja<br />
dazu angehalten, die Arbeits- und Einkommensbedingungen<br />
der Altenpflegekräfte<br />
deutlich zu verbessern. Da stellt<br />
sich mir die Frage, warum einige Arbeitgeber<br />
unter den jetzigen Bedingungen<br />
schon heute gute Gehälter zahlen können<br />
und andere nicht. Aber keine Frage,<br />
die Entgeltverteilungsdiskussion muss<br />
einmal geführt werden. Bei den Arbeitsbedingungen<br />
muss nicht nur die Politik<br />
in die Pflicht genommen werden sondern<br />
auch der Arbeitgeber.<br />
Ich kenne hier Träger und Einrichtungen,<br />
die mit einer Vielzahl an Arbeitszeitmodellen,<br />
an Präventionsangeboten, mit<br />
Erfolgsprämien und beim betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement richtig gut<br />
sind. Ich wünsche mir, dass das mehr<br />
Verbreitung und Nachahmer findet.<br />
Personalpflege ist kein Selbstläufer und<br />
nur Personal, das gut gepflegt ist, kann<br />
auch gut pflegen. Hier schließt sich der<br />
Kreis.<br />
Ich erwarte mir auch, dass Caritas und<br />
Diakonie quer denken und den Mensch<br />
und Verbraucher in den Mittelpunkt setzen,<br />
auch wenn sich hier ein Dilemma<br />
ergibt, weil sie ja auf der anderen Seite<br />
auch Dienstleister und Anbieter sind –<br />
also Wirtschaftsakteure.<br />
Die Fragen stellte Stefan<br />
Kurzke-Maasmeier.
Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 16<br />
Fähigkeiten fördern – Teilhabe ermöglichen<br />
von Carsten Glöckner<br />
Wenn ich auf <strong>dem</strong> Weg zur Schule meinen<br />
Freund abholte oder wir uns nachmittags<br />
trafen, um miteinander loszuziehen, ist<br />
mir seine Großmutter oft begegnet. Mein<br />
Freund lebte mit seiner Familie in einem<br />
altmodischen Bauernh<strong>aus</strong>, auf einem Hof<br />
ca. 80 Kilometer nördlich von Berlin. Zu<br />
<strong>dem</strong> Hof gehörte das alte Bauernh<strong>aus</strong>,<br />
ein kleiner Stall, ein Heuboden auf <strong>dem</strong><br />
man wunderbar toben konnte, eine Wiese,<br />
ein großer Gemüsegarten mit einem<br />
herrlich begrünten Staketenzaun, eine<br />
Schar Hühner, Enten, die Weihnachtsgans,<br />
drei Schweine, ein kleiner Taubenschlag,<br />
Kaninchen, Rex der Schäferhund,<br />
eine Kuh und ein paar Morgen Land. Die<br />
Familie lebte anfangs mit drei und später<br />
vier Generationen unter einem Dach:<br />
mein Freund, seine Eltern, seine Schwester<br />
und die Großmutter.<br />
Neben der großen Menge Unfug, den wir<br />
als Kinder und Jugendliche angestellt<br />
haben, ist mir die Großmutter in besonderer<br />
Erinnerung geblieben. Sie war<br />
eine kleine drahtige Frau mit gebeugten<br />
Gang, dünnem Haar, Dutt und Hornbrille.<br />
Auf Grund ihres Alters hörte und sah sie<br />
nicht mehr so gut und wegen ihrer mecklenburgischen<br />
Herkunft verstand ich sie<br />
als hochdeutsch sprechender und verstehender<br />
Jugendlicher auch nur teilweise,<br />
weil sie das schönste und reinste Platt<br />
sprach, was ich jemals gehört habe. Für<br />
mich war die Verständigung immer wieder<br />
eine Frage von<br />
höchster Konzentration,<br />
wenn es<br />
mal dazu kam. Für<br />
die Familie meines<br />
Freundes war<br />
es eine Selbstverständlichkeit,<br />
miteinander<br />
zu sprechen,<br />
zu lachen und auch mal Tacheles<br />
zu reden.<br />
Die Großmutter ist mir <strong>aus</strong> vielerlei Gründen<br />
in besonderer Erinnerung: Sie war<br />
pflichtbewusst und von einer lebenslang<br />
geübten Ordnung geprägt. Sie stand morgens<br />
auf, hatte ihre täglichen Aufgaben<br />
zur Versorgung der Tiere auf <strong>dem</strong> Hof und<br />
kümmerte sich um das Mittagessen. Sie<br />
saß mit am Tisch, wenn es Kaffee gab<br />
und wenn der Kuchen angeschnitten<br />
wurde. Sie sagte ihre Meinung und teilte<br />
ihre Erfahrungen mit, wenn es ihres Ratschlags<br />
bedurfte. Sie kannte die Tiere<br />
auf <strong>dem</strong> Hof und hatte ein Gespür dafür,<br />
wenn es einem Tier nicht gut ging. Unterhielt<br />
sich die Familie, dann wechselte<br />
Diakonisches<br />
Pflegewohnheim Schillerpark im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />
Ein familiäres und herzliches Zuh<strong>aus</strong>e · liebevolle Pflege · Aktiv das Leben gestalten<br />
• 112 Einzelzimmer und 22 Doppelzimmer in einem wohnlichen Ambiente<br />
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Diakonisches Pflegewohnheim Schillerpark – Müllerstraße 56/58 – 13349 Berlin<br />
Eine Fähigkeit die nicht täglich<br />
gefördert wird, geht<br />
täglich ein Stück zurück<br />
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die Sprache selbstverständlich zwischen<br />
hochdeutsch und platt, so dass die Großmutter<br />
immer mit einbezogen wurde und<br />
nie das Gefühl hatte, in die Welt um sich<br />
herum nicht mehr eingebunden zu sein<br />
oder sie nicht verstehen<br />
zu können.<br />
Nachmittags klagte<br />
sie des Öfteren<br />
über ihre schlechten<br />
Augen und<br />
über ihre Beine,<br />
die nicht mehr so<br />
wollten, wie sie<br />
es sich wünschte. Aber wehe, wenn ihre<br />
Tochter sagte „…dann ruh dich doch <strong>aus</strong>“<br />
oder „…bleib morgen liegen, Du brauchst<br />
doch nicht…“<br />
Sie werden fragen, was das mit <strong>dem</strong> heutigen<br />
Pflegealltag zu tun hat und warum<br />
ich Ihnen von der Großmutter erzähle. Die<br />
Erinnerung an die 1980er Jahren hat aufgrund<br />
der gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
in Deutschland scheinbar nichts mehr<br />
mit der heutigen Zeit zu tun. Gleichzeitig<br />
zeigt sie aber, wie wir uns heutzutage idealerweise<br />
einen gemeinsamen Umgang<br />
mit unserer Großelterngeneration als<br />
Betroffene, Angehörige und auch als Verantwortliche<br />
in der Altenhilfe wünschen.<br />
Das, was für die Großmutter selbstverständlich<br />
war, sollte auch für ein aktives<br />
Leben im Alter tägliche Normalität sein.<br />
Sicher, nicht jeder hat Hühner zu versorgen<br />
oder ein Gemüsebeet auf <strong>dem</strong> Balkon.<br />
Was zählt ist etwas anderes. Fragen<br />
Sie sich, wie Sie sich ein Leben im Alter<br />
vorstellen. Was ist Ihnen wichtig? Wollen<br />
Sie im Alter dazugehören oder wollen Sie<br />
in Ruhe gelassen werden? Wollen Sie mit<br />
einbezogen werden, miteinander lachen,<br />
reden, sich <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen können? Was<br />
braucht es Ihrer Meinung nach dazu?<br />
In der Zeit vor 26 Jahren gab es in unserer<br />
Gegend keine <strong>aus</strong>geprägte Infrastruktur<br />
für eine pflegerische und soziale Versorgung<br />
von Pflegebedürftigen. Es gab<br />
nur das Zuh<strong>aus</strong>e, die Kirchgemeinde,<br />
christliche Altersheime oder Heime des<br />
DRK und der Volkssolidarität und das war<br />
es. Zu einem großen Teil hat das <strong>aus</strong>gereicht,<br />
weil die Menschen wussten, dass<br />
es nichts anderes gibt. Die Kinder waren<br />
da und haben in den meisten Fällen dafür<br />
(chinesisches Sprichwort)
Jung und Alt · Notiz Nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 17<br />
gesorgt, dass ihre Eltern im Alter gut versorgt<br />
wurden. Heute ist vieles anders und<br />
erst recht in einer Großstadt wie Berlin.<br />
Vielfach leben unsere Familien heute<br />
weit <strong>aus</strong>einander. Wir sind durch unsere<br />
Biografien, unsere Familien und durch<br />
die Arbeit eingebunden und machen oft<br />
eine Überstunde mehr im Betrieb, als<br />
eine Stunde mehr in der Familie. An die<br />
Stelle der Familien sind in den vergangenen<br />
Jahrzehnten mehr und mehr Institutionen<br />
und professionelle Anbieter<br />
getreten, so auch die <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />
Pflege gGmbH und unsere Partner <strong>aus</strong><br />
<strong>dem</strong> Sunpark.<br />
Trotz der vielen Angebote für professionelle<br />
Pflegedienstleistungen wollen wir<br />
nicht mit vermeintlichen Lösungen aufwarten,<br />
wenn diese noch nicht gewollt<br />
sind oder wenn es noch <strong>aus</strong>reichende<br />
Möglichkeiten zur Selbsthilfe gibt. Unser<br />
Ziel ist es, unsere Mitmenschen in unserem<br />
Kiez genau dann zu unterstützen,<br />
wenn sie sich mit der Bitte um Hilfe an uns<br />
wenden. Wir wollen unsere pflege- und<br />
betreuungsbedürftigen Nachbarn darin<br />
© <strong>Evangelisches</strong> <strong>Johannesstift</strong> Altenhilfe gGmbH<br />
begleiten, ihre Fähigkeiten zu behalten,<br />
um so lange wie möglich eigenständig<br />
leben zu können. Wenn Sie dazu unsere<br />
Unterstützung brauchen, dann wenden<br />
Sie sich an uns, wir sind für Sie da.<br />
Bleiben Sie aktiv und behalten Sie Ihre<br />
Fähigkeiten!<br />
Carsten Glöckner ist Geschäftsführer<br />
der <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> Pflege gGmbH.<br />
Menschenwürde und Menschenrechte in der Pflege<br />
von Stefan Kurzke-Maasmeier<br />
In Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es<br />
bekanntlich: „Die Würde des Menschen<br />
ist unantastbar. Sie zu achten und zu<br />
schützen ist Verpflichtung aller staatlichen<br />
Gewalt“ (Abs. 1). Dass eine gute<br />
Pflege sich an der Fundamentalnorm der<br />
Menschenwürde zu orientieren hat, ist<br />
im öffentlichen Diskurs weithin unumstritten.<br />
Allerdings bedeutet dies leider<br />
nicht, dass die Würde von zu pflegenden<br />
Personen tatsächlich unangetastet bliebe.<br />
Denn die Probleme – seien es solche,<br />
die die strukturelle Versorgungssituation<br />
oder solche, die den Nahbereich der<br />
Pflege betreffen – sind tatsächlich und<br />
empirisch belegbar vorhanden und nicht<br />
<strong>aus</strong>schließlich Ergebnis einer negativ<br />
gefärbten Berichterstattung über die<br />
Situation insbesondere in stationären<br />
Einrichtungen.<br />
Jeder Mensch möchte im Falle einer<br />
Pflegebedürftigkeit so versorgt werden,<br />
dass seine Würde gewahrt bleibt<br />
und hohes Maß an Selbstbestimmung<br />
und Teilhabe möglich wird. Gleichzeitig<br />
können sich viele Menschen – auch<br />
Zweidrittel der professionellen Pflegenden<br />
selbst – nur schwer oder gar nicht<br />
vorstellen, die letzte Phase ihres Lebens<br />
in einem Pflegeheim zu verbringen.<br />
Dazu tragen Berichte und Forschungen<br />
über skandalöse Zustände in manchen<br />
Pflegeheimen oder ambulanten Pflegestationen<br />
bei. Es werden darin Situationen<br />
hilfebedürftiger, häufig <strong>dem</strong>enzerkrankter<br />
Menschen beschrieben, die<br />
nicht <strong>aus</strong>reichend oder falsch versorgt,<br />
allein gelassen und fixiert werden.<br />
Diese Umstände tasten die Menschenwürde<br />
der Pflegebedürftigen an. Gleichwohl<br />
können sie nicht <strong>aus</strong>schließlich auf<br />
das Fehlverhalten von Pflegepersonen<br />
zurückgeführt werden. Auch das gegenwärtigen<br />
System der Pflegeversicherung<br />
und die Fehlsteuerungen<br />
von Trägern (fehlende Fortschreibung<br />
von Stellenschlüsseln, zu wenig Fortbildung<br />
und Supervision etc.) können<br />
Mängel hervorrufen. Auch der Aspekt<br />
der Rehabilitation, also der Wieder-Bewürdung,<br />
wird häufig vernachlässigt,<br />
da das bisherige Pflegestufensystem<br />
das Zurückgewinnen von Kompetenzen<br />
nicht in den Blick nimmt und jene Träger<br />
finanziell „bestraft“, die alternative<br />
Konzepte anbieten. Die Förderung von<br />
Selbstbestimmung und die sozialen<br />
Bedürfnisse kommen noch immer zu<br />
wenig in den Blick. Mit <strong>dem</strong> Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />
wird nun immerhin<br />
die Versorgung von Menschen mit<br />
einer Demenzerkrankung verbessert<br />
und die Leistungen werden insgesamt<br />
<strong>aus</strong>geweitet.<br />
Es ist an der Zeit, das Thema Pflege und<br />
die Gestaltung gerechter Strukturen<br />
für eine gute Pflege in den Kontext der<br />
Menschenrechte zu stellen. Menschenrechte<br />
sind die Antwort auf strukturelle<br />
Beschädigungsversuche menschlicher<br />
Würde. Soziale Menschenrechte, zu<br />
denen auch ein Grundrecht auf gute<br />
Pflege zu zählen ist, stellen politische
Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 18<br />
Gestaltungsprinzipien dar, die <strong>dem</strong><br />
Staat Infrastrukturmaßnahmen abverlangen,<br />
die dazu geeignet sind, dass<br />
Menschen ihre Grundrechte in vollem<br />
Umfang und unter Beachtung ihrer Autonomie<br />
und ihres Selbstbestimmungsrechts<br />
auch wahrnehmen können. Das<br />
bedeutet: der Staat und die von ihm beauftragten<br />
Wohlfahrtsakteure stehen in<br />
einer Gewährleistungspflicht, das Menschenrecht<br />
auf gute Pflege nicht nur zu<br />
beachten, sondern es auch effektiv zu<br />
schützen und seine Durchsetzung strukturell<br />
zu ermöglichen.<br />
Notwendig ist eine gesellschaftliche<br />
Diskussion über den tatsächlichen<br />
Stellenwert der menschlichen Würde<br />
im konkreten Pflegealltag. Wie viel<br />
ist uns eine gute Pflege wert? Neben<br />
den Verbesserungen der Leistungen<br />
gehört dazu auch, dass die Pflege als<br />
Beruf aufgewertet und besser entlohnt<br />
wird. Ein ganz praktisches Instrument<br />
ist die sogenannte „Charta der Rechte<br />
hilfe- und pflegebedürftiger Menschen<br />
(Pflege-Charta)“. Die Charta buchstabiert<br />
die fundamentalen Grundrechte<br />
bezogen auf die Pflege in neuer Weise<br />
<strong>aus</strong>. Danach ist das normative Ziel einer<br />
guten Pflege, die Garantie der Selbstbestimmung<br />
sowie die Möglichkeit zur<br />
Information, Aufklärung und Kommunikation,<br />
z.B. durch die Teilhabe Pflegebedürftiger<br />
an der Gestaltung der Pflegeeinrichtung<br />
(Essen zubereiten etc.).<br />
Wie die Charta in Einrichtungen und<br />
Diensten umgesetzt werden kann, zeigt<br />
ein Leitfaden zur Selbstbewertung.<br />
Eine menschenwürdige Pflege kann ermöglicht<br />
werden, wenn der politische<br />
Wille, ein Struktur- und Kulturwandel in<br />
den großen (kirchlichen) Einrichtungen,<br />
eine Aufwertung des Pflegeberufs und<br />
der Aufbau von zivilgesellschaftlichen<br />
Netzwerken ineinander greifen.<br />
Informationen:<br />
www.pflege-charta.de<br />
www.buendnis-fuer-gute-pflege.de<br />
www.dbfk.de/download/<br />
ICN-Ethikkodex-DBfK.pdf<br />
Trauer als Chance – trotzDEM<br />
Gefühle und Gedanken nach einer Demenzdiagnose<br />
von Helga Rohra<br />
Gefühle<br />
Und dann sind diese Tage, diese Minuten<br />
….es geht ganz schnell. Ohne einen<br />
bestimmten Vorfall, ohne irgendwelche<br />
Ereignisse, da sind sie. Sie umgeben und<br />
umhüllen dich. Du stehst im Schatten.<br />
Mehr noch – du findest dich in der Dunkelheit<br />
nicht mehr. Die dominante Farbe<br />
ist grau, schwarz. Du bist nicht mehr du.<br />
Es ist nur dieses „Etwas“ nach der Diagnose.<br />
Was bist du noch wert? Wofür<br />
wirst du geliebt? Wer lobt dich? Diese<br />
Zweifel an dir, an allem, an je<strong>dem</strong>. Eine<br />
tiefe Trauer umgibt dich, aber du kannst<br />
doch noch denken. Du willst dich retten,<br />
Du – nur du allein kannst es!<br />
Denke nicht an das, was war. Setze dir<br />
ein Ziel, ein kleines. Mache den Schritt,<br />
freue dich über jeden kleinen Erfolg.<br />
Lobe dich, klopfe dir auf die Schulter<br />
und freue dich darüber was du gerade<br />
jetzt kannst, was du gerade bist. Weine<br />
nicht <strong>dem</strong> Verlorenen nach, freue dich<br />
über das was da ist! Vergiss nicht, dass<br />
du einmalig bist. Deine Demenz ist auch<br />
einmalig. Du kannst so stolz sein auf<br />
dich. Auf jeden kleinen Schritt, den du<br />
alleine geschafft hast. Das ist es doch,<br />
was wirklich zählt. Du bist ein Kämpfer!<br />
Eigentlich ist es ja so wie bei allem, mit<br />
Foto: © Michael Hagedorn
Jung und Alt · Notiz Nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 19<br />
oder ohne Demenz. An einer Her<strong>aus</strong>forderung<br />
wachsen wir, reifen wir. Und<br />
es ist eine Frage der Zeit, aber auch<br />
du schaffst es. Und dann: Du lebst es,<br />
du liebst es dein Leben trotz Demenz,<br />
trotzDEM.<br />
Reflexionen<br />
Für den Arzt und die Kassen sind wir Demenzerkrankte<br />
eine Her<strong>aus</strong>forderung!<br />
Die Diagnose ist kaum mehr als eine<br />
klinische Erfassung. Ein Präparat soll<br />
beruhigen. Unverträglichkeiten und<br />
Präferenzen sind bei Kassenpatienten<br />
unwichtig. Ich habe meine Erfahrungen<br />
gemacht und es gibt einiges, was ich den<br />
Ärzten zurufen möchte.<br />
Und was ist mit den Arbeits- und Integrationsämtern?<br />
Für die ist Demenz ein<br />
Fremdwort. Die Sachbearbeiter kennen<br />
nur Alzheimer. Was sie gleichsetzen mit:<br />
hilflos, verwirrt. Es ist so traurig. Beratungsgespräche<br />
werden erst gar nicht<br />
mehr geführt. Sie fühlen sich ungerecht<br />
behandelt, werden nicht gehört, sondern<br />
<strong>aus</strong>sortiert. Natürlich ist es für die<br />
Ämter eine Her<strong>aus</strong>forderung. Doch auch<br />
sie müssen informiert sein, kompetent<br />
– und uns vielleicht als Behinderte mit<br />
allen Rechten einstufen.<br />
Werden wir <strong>dem</strong>enzfreundlich<br />
Demenz ist eine nicht sichtbare Behinderung<br />
und deshalb ist ein Sensibilisieren<br />
unserer Gesellschaft nötig. Es ist eine<br />
Her<strong>aus</strong>forderung für uns alle – auch<br />
für Sie, die Sie diese Zeilen lesen. Wir<br />
werden in Zukunft konfrontiert werden<br />
mit immer jüngeren Dementen. Sie sind<br />
auch eine ethische Her<strong>aus</strong>forderung für<br />
uns. Haben wir Mut zur Selbstreflexion,<br />
werden wir <strong>dem</strong>enzfreundlich!<br />
Es geht ganz einfach, seien Sie einfach<br />
menschenfreundlich! Vielleicht bin ich<br />
ein Beispiel dafür, dass Demenz nicht<br />
nur eine Diagnose ist – es ist mein eigener<br />
Weg mit Demenz umzugehen. Ich<br />
möchte Ihnen Mut machen, auch wenn<br />
Sie die Diagnose hätten … sehen Sie sie<br />
als Her<strong>aus</strong>forderung. Sie können noch<br />
vieles.<br />
Die Autorin Helga Rohra erhielt die<br />
Diagnose „Demenz“ mit 54 Jahren.<br />
Heute ist sie als Demenzaktivistin und<br />
als Sprecherin aller Demenzbetroffenen<br />
europaweit unterwegs. Über<br />
ihre Erfahrungen mit der Demenz hat<br />
sie ein Buch geschrieben. Es trägt<br />
den Titel “Aus <strong>dem</strong> Schatten treten“,<br />
ISBN: 9783940529862, 133 Seiten, 2.<br />
Auflage, Mabuse-Verlag 2012.<br />
Veranstaltungsreihe „Gut zu wissen“ des Evangelischen<br />
<strong>Johannesstift</strong>s<br />
Das Evangelische <strong>Johannesstift</strong> hat eine Veranstaltungsreihe mit Fachleuten zu Fragen und Themen rund um das Alter<br />
aufgelegt. Hierzu sind alle eingeladen, die sich angesprochen fühlen: Senioren, deren Angehörige und alle anderen<br />
Interessierten. Die Veranstaltungen sind kostenlos und dauern ca. 90 Minuten. Sie können sich unverbindlich unter<br />
030 · 33609-319 anmelden. Gerne können Sie ein oder mehrere Begleitpersonen mitbringen.<br />
Nächste Termine im Diakonischen Pflegewohnheim Schillerpark im<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>, Müllerstraße 56-58, 13349 Berlin, Beginn um 16.30 Uhr<br />
11.06. Vererben und Erben. Was muss ich beim Testament beachten?<br />
22.10. Sicherheit im Alter – Wie ich mich vor Trickbetrügern und Dieben schütze<br />
Nächste Termine im Evangelischen <strong>Johannesstift</strong>,<br />
Hotel Christophorus, Beginn um 16.30 Uhr<br />
16.04. Vererben und Erben. Was muss ich beim Testament beachten?<br />
28.05. Im Alter zu H<strong>aus</strong>e leben. H<strong>aus</strong>notruf, ambulante Dienste u.v.m.<br />
04.06. Demenz - Frühdiagnostik und Möglichkeiten der Beschäftigung<br />
10.09. Einsam und gemeinsam im Alter - Aufgabe, Her<strong>aus</strong>forderung<br />
oder Schicksal?<br />
15.10. Patientenverfügung. Was sollte ich beachten?<br />
Kontakt<br />
Lisa Tembrink, Tel. 030 33609 319, freundeskreis@evangelisches-johannestift.de
Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 20<br />
Ausgewählte Literatur zum Titelthema<br />
Valentin Aichele,<br />
Jakob Schneider:<br />
Soziale Menschenrechte<br />
älterer Personen in<br />
Pflege. Berlin 2008.<br />
Silvia Bovenschen:<br />
Älter werden – <strong>Notizen</strong>.<br />
Frankfurt am Main 2006.<br />
Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend<br />
(Hrsg.): Wohnen für<br />
(Mehr)Generationen:<br />
Gemeinschaft stärken -<br />
Quartier beleben.<br />
Berlin 2013<br />
Diakonisches Werk<br />
der EKD: Altern in der<br />
Mitte der Gesellschaft.<br />
Aus <strong>dem</strong> Leben schöpfen.<br />
Für mich und für<br />
andere. Handreichung<br />
für Gemeindearbeit,<br />
Stuttgart 2012<br />
Elisabeth Fix, Stefan<br />
Kurzke-Maasmeier<br />
(Hrsg.): Das Menschenrecht<br />
auf gute Pflege.<br />
Selbstbestimmung und<br />
Teilhabe verwirklichen.<br />
Freiburg 2009<br />
Generali Altersstudie<br />
2013: Wie ältere Menschen<br />
leben, denken<br />
und sich engagieren.<br />
Broschiert, 320 Seiten,<br />
Fischer Taschenbuch<br />
Verlag, Frankfurt 2013<br />
Anselm Grün: Leben<br />
ist Jetzt: Die Kunst des<br />
Älterwerdens, Herder-<br />
Verlag, Freiburg 2009<br />
Andreas Kruse<br />
(Hrsg.): Leben im Alter<br />
– Eigen- und Mitverantwortlichkeit<br />
<strong>aus</strong><br />
der Perspektive von<br />
Gesellschaft, Kultur und<br />
Politik, Heidelberg 2010<br />
Helga Rohra: Aus<br />
<strong>dem</strong> Schatten treten, 2.<br />
Auflage, Mabuse-Verlag<br />
2012<br />
Martina Kumlehn, Andreas<br />
Kubik (Hrsg.):<br />
Konstrukte gelingenden<br />
Alterns. Stuttgart: Kohlhammer,<br />
2012<br />
Scherf, Henning: Altersreise.<br />
Wie wir altern<br />
wollen, Herder-Verlag,<br />
Freiburg 2013<br />
Manfred Wolfersdorf/<br />
Michael Schüler:<br />
Depressionen im Alter.<br />
Diagnostik, Therapie,<br />
Angehörigenarbeit,<br />
Fürsorge, Gerontopsychiatrische<br />
Depressionsstationen.<br />
Stuttgart:<br />
Kohlhammer, 2005<br />
Segen zum Geleit<br />
Im Übrigen meine ich,<br />
dass Gott uns<br />
das Geleit geben möge immerdar...<br />
Er möge unseren kleinen Alltag betrachten,<br />
den wir mal recht und mal schlecht bestehen müssen,<br />
die zwölf Stunden Unrast<br />
und die zwölf Stunden Ruhe vor <strong>dem</strong> Sturm.<br />
Er hat den Tag und die Nacht geschaffen,<br />
hat auch den Alltag gemacht und den Schlaf,<br />
und die zwölf Stunden<br />
eilen und kümmern<br />
und laufen und sorgen<br />
und streiten und ärgern und schweigen<br />
und die zwölf Stunden <strong>aus</strong>ruhen<br />
und nichts mehr sehen und hören...<br />
Er möge sich unser erbarmen<br />
am Tage und in der Nacht,<br />
in der großen Welt und in der kleinen Welt<br />
unseres Alltags,<br />
in den Parlamenten,<br />
in den Chefetagen der Industrie<br />
und in unseren Küchen.<br />
Er möge uns unsere Krankheiten überstehen lassen<br />
und uns in der Jugend und im Alter seine Schulter geben,<br />
damit wir uns von Zeit zu Zeit,<br />
von Gegenwart zu Gegenwart<br />
an ihn anlehnen können,<br />
getröstet - gestärkt -<br />
und ermutigt.<br />
Hanns Dieter Hüsch
Notiz nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 21<br />
Notiz nehmen<br />
Gemeinsam für den Stadtteil!<br />
Die Bürgerplattform „Wir sind da!“<br />
von Christiane Schraml<br />
Die Bürgerplattform „Wir sind da!“<br />
Wedding/Moabit wurde im November<br />
2008 gegründet und ist eine von drei<br />
Bürgerplattformen in Berlin. Zur Bürgerplattform<br />
„Wir sind da!“ gehören<br />
knapp 40 Mitgliedsgruppen (z.B. lokale<br />
39,2% der Schüler verlassen die Schule<br />
ohne jeglichen Abschluss (berlinweit:<br />
9,5%). Die Mitglieder <strong>aus</strong> den Gemeinden<br />
und Vereinen erleben täglich, was<br />
diese Zahlen bedeuten: schlechte Aussichten<br />
auf <strong>dem</strong> Arbeitsmarkt, Stress<br />
im Jobcenter oder Jugendliche ohne<br />
Zukunftsperspektive.<br />
Agentur für Arbeit, auch der Staatssekretär<br />
für Bildung, Mark Rackles,<br />
teilnahm. Die Mitglieder der Bürgerplattform<br />
stellten insbesondere ihr<br />
Engagement für Bildung vor: Zusammenarbeit<br />
mit staatlichen Schulen<br />
und Aufbau einer Freien Bürgerschule<br />
für den Wedding (Oberschule). Die Freie<br />
Wir sind da! Bürgerplattform Wedding/Moabit<br />
Vereine, Moschee- und Kirchengemeinden<br />
sowie soziale Organisationen). In<br />
der Bürgerplattform arbeiten Menschen<br />
mit afrikanischen, arabischen,<br />
asiatischen, deutschen und türkischen<br />
Wurzeln zusammen. Oft wird über fehlende<br />
Integration oder Parallelgesellschaften<br />
geklagt – die Bürgerplattform<br />
zeigt hingegen, dass Menschen für ihre<br />
Ziele auch über Grenzen hinweg konstruktiv<br />
zusammenarbeiten. Die Ziele<br />
setzen sich die Menschen selbst. Her<strong>aus</strong>forderungen<br />
gibt es viele: Der Anteil<br />
von Menschen die Leistungen nach<br />
<strong>dem</strong> SGB II erhalten, liegt im Wedding<br />
bei bis zu 43,8%. Betroffen sind vor allem<br />
Kinder, so leben in Wedding bis zu<br />
68,5% aller Kinder in Armut und bis zu<br />
Die Mitglieder der Bürgerplattform<br />
gehen diese Probleme an und verhandeln<br />
mit Politikern auf Augenhöhe<br />
über strukturelle Lösungen und<br />
Verbesserungen. Unterstützt wird die<br />
Bürgerplattform von zahlreichen Partnern.<br />
Von Anfang an war auch das <strong>Paul</strong><br />
<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> ein wichtiger Partner der<br />
Bürgerplattform. Gerade im Bereich Bildung<br />
gibt es viele gemeinsame Ziele.<br />
Um diese umzusetzen, werden in der<br />
Bürgerplattform „normale Bürger“ zu<br />
kompetenten Vertretern für die gemeinsamen<br />
Interessen.<br />
Zuletzt konnte man dies bei einer<br />
großen Veranstaltung im November<br />
2012 erleben an der, neben Vertretern<br />
des Bezirks, des Jobcenters und der<br />
Bürgerschule soll ein Modell für gemeinsame<br />
Bildungsverantwortung von<br />
Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />
sein und gerechtere Bildungschancen<br />
für Kinder bieten, damit Erfolg nicht von<br />
der Herkunft abhängt. Die Bürgerplattform<br />
arbeitet zu<strong>dem</strong> mit <strong>dem</strong> Jobcenter<br />
und der Bundesagentur für Arbeit<br />
an besseren Arbeitschancen für junge<br />
Erwachsene sowie neu an <strong>dem</strong> Thema<br />
Mieten.<br />
Für weitere Informationen und Kontakt:<br />
Christiane Schraml,<br />
Organizerin,<br />
schraml-dico@gmx.de;<br />
0177/8619185.
Notiz nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 22<br />
(Fast) Angekommen – Die Wille im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />
von Bernd Moltzan<br />
Seit Januar dieses Jahres sieht es in der<br />
ehemaligen „Studenten-WG“ in der<br />
dritten Etage der Müllerstraße 58 etwas<br />
anders <strong>aus</strong> als früher. Büromöbel haben<br />
Einzug gehalten, 19 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der Die Wille gGmbH haben<br />
hier vorläufig ihren Arbeitsplatz eingerichtet,<br />
da unsere neuen Büroräumen<br />
in der ersten Etage des Röntgenh<strong>aus</strong>es<br />
noch nicht fertiggestellt werden konnten.<br />
Die Wille hat ihre Ursprünge in der offenen<br />
Gemeindearbeit mit Jugendlichen in<br />
© Die Wille gGmbH<br />
den 1970er Jahren. Vielfältige Angebote<br />
im wenig genutzten Gemeindeh<strong>aus</strong> der<br />
Dreifaltigkeitsgemeinde in der Wilhelmstraße<br />
bereicherten das Leben der Kinder<br />
und Jugendlichen. Schnell machte<br />
ein „geflügeltes“ Wort die Runde – „he,<br />
komm´ste mit in die Wille!“ Bald war klar<br />
„die Wille“ muss auch „Die Wille“ heißen<br />
und so wurde 1976 das Evangelische Jugendzentrum<br />
durch den Evangelischen<br />
Kirchenkreis Kreuzberg in Kooperation<br />
mit den Gemeinden Dreifaltigkeit und<br />
Zum Heiligen Kreuz gegründet.<br />
Zu den Freizeitangeboten im Rahmen der<br />
offenen Jugendarbeit kamen schnell Angebote<br />
zur Berufsorientierung für Schulabgänger<br />
und arbeitslose Jugendliche<br />
sowie im Jugendhilfebereich. In der Zeit<br />
von 1988 bis 1994 wurde von der Wille<br />
der gesamte Gebäudekomplex in der<br />
Wilhelmstraße über ein Beschäftigungsund<br />
Qualifizierungsprojekt für Jugendliche,<br />
junge Erwachsene und ältere Langzeitarbeitslose<br />
umgebaut und saniert.<br />
Während des Projektes konnten über<br />
250 Teilnehmer beschäftigt und qualifiziert<br />
werden. Im Dezember 1997 wurde<br />
das Jugendzentrum in eine gemeinnützige<br />
GmbH umgewandelt und entwickelte<br />
sich im Laufe der Jahre zu einem anerkannten<br />
Träger der Jugendhilfe in Kreuzberg<br />
und in anderen Bezirken Berlins<br />
und Brandenburgs. Im Jahr 2002 wurden<br />
die Arbeitsfelder der Die Wille gGmbH<br />
um die Bereiche Arbeitsförderung und<br />
Bildung erweitert. Seit der Gründung<br />
des Forums für interreligiöse Bildung<br />
im Jahre 2003 bilden interkulturelle und<br />
interreligiöse Bildungsangebote einen<br />
Schwerpunkt im Bildungsbereich. 2012<br />
erhielten wir dafür den Präventionspreis<br />
der <strong>Stift</strong>ung „Bündnis für Kinder“.<br />
Seit zehn Jahren realisiert Die Wille ECO-<br />
PC Werkstätten in der Jugendstrafanstalt<br />
Berlin (JSA) und der Justizvollzugsanstalt<br />
für Frauen in Berlin (JVAF). Der Erfolg<br />
von ECO-PC in Berlin war 2005/2006<br />
Anlass, die Idee auf zwei weitere Standorte<br />
in der JVA Luckau-Duben und der<br />
JVA Cottbus-Dissenchen zu übertragen.<br />
Das ECO-PC Projekt widmet sich <strong>dem</strong><br />
Recycling von Computertechnik unter<br />
ökologischen und sozialen Gesichtspunkten.<br />
Noch brauchbare Computer<br />
werden auf- und umgerüstet. Nicht mehr<br />
verwendbare PCs werden fachgerecht<br />
<strong>dem</strong>ontiert und einer umweltgerechten<br />
kontrollierten Entsorgung zugeführt.<br />
Gleichzeitig werden den inhaftierten<br />
Frauen und Männern durch die praktische<br />
Werkstattarbeit und handlungsorientierte<br />
Vermittlung grundlegender<br />
Fach- und Alltagskompetenzen Schlüsselqualifikationen<br />
zur Vorbereitung auf<br />
das Berufsleben und zur Bewältigung<br />
von Alltagssituationen nach der Haftentlassung<br />
vermittelt. Seit 2007 sind der<br />
Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte<br />
und das Evangelische <strong>Johannesstift</strong><br />
Gesellschafter des Unternehmens.<br />
Die Angebote in den Bereichen Hilfen<br />
zur Erziehung und Ganztagsbetreuung<br />
werden seit 2010 in der neu gegründeten<br />
<strong>Evangelisches</strong> <strong>Johannesstift</strong> Jugendhilfe<br />
gGmbH durchgeführt.<br />
Unsere langjährige Praxis als Beschäftigungsträger<br />
können wir bis heute in<br />
den Bezirken Spandau, Friedrichshain-<br />
Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg,<br />
Reinickendorf und Pankow umsetzen.<br />
Am Standort <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> haben<br />
wir ein Praxiscenter initiiert, das ein<br />
niedrigschwelliges Werkstattangebot<br />
für Teilnehmerinnen und Teilnehmer in<br />
Beschäftigungsmaßnahmen umfasst.<br />
Mit unseren Bildungs- und Beschäftigungsangeboten<br />
wollen wir einen aktiven<br />
Beitrag liefern, um der Vision vom<br />
Zukunftsh<strong>aus</strong> Wedding des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong>s ein Gesicht zu geben. Wir<br />
hoffen auf zukunftsträchtige Kontakte zu<br />
den Akteuren hier auf <strong>dem</strong> Gelände des<br />
<strong>Stift</strong>es und neue Ideen für gemeinsame<br />
Unternehmungen, um bei der Etablierung<br />
eines lebendigen <strong>aus</strong>strahlungsfähigen<br />
Stadtteilzentrums im Wedding<br />
zu helfen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.diewille.de<br />
PS: Gerne nehmen wir alte Computertechnik<br />
als Spende entgegen.<br />
Bitte melden Sie sich bei uns unter<br />
Telefon 030-264 762 66 oder<br />
Mail bernd.moltzan@diewille.de
Notiz nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 23<br />
Informationen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Mutterh<strong>aus</strong><br />
Bauen:<br />
Die Bauarbeiten für das geplante Stadtteilzentrum<br />
sind in vollem Gange. Die Räume<br />
unterhalb des großen Saals sind nun<br />
entkernt, die Geschosse im H<strong>aus</strong> werden<br />
mit einem neuen Fahrstuhl verbunden. Die<br />
Bauarbeiten sollen noch im Sommer abgeschlossen<br />
sein, so dass im Herbst das<br />
neue Stadtteilzentrum eröffnet werden<br />
kann. Es werden zweckmäßige Seminarräume<br />
und ein neues Café entstehen.<br />
Gäste:<br />
Seit <strong>dem</strong> Sommer vergangenen Jahres<br />
kommen durch eine Zusammenarbeit<br />
mit <strong>dem</strong> Deutschen Herzzentrum in<br />
Berlin immer wieder internationale<br />
Gäste in das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>, die als<br />
Ärztinnen und Ärzte ihre Fachkenntnisse<br />
erweitern und vertiefen.<br />
In diesem Jahr konnten wir schon Gäste<br />
<strong>aus</strong> Syrien, Somalia, China und anderen<br />
Ländern begrüßen. Die Medizinerinnen<br />
und Mediziner wohnen jeweils für einige<br />
Wochen im <strong>Stift</strong> und fühlen sich<br />
nach eigenen Angaben im Mutterh<strong>aus</strong><br />
sehr wohl.<br />
Bewegung:<br />
Viele Jahre lang hat Karin Rudolph eine<br />
Sportgruppe für Senioren im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> angeboten, bis sie diese vor<br />
einigen Monaten <strong>aus</strong> Krankheitsgründen<br />
an Frau Sylke Palitzsch abgeben musste.<br />
Frau Rudolph hat diese Gruppe aufgebaut<br />
und immer wieder neue Seniorinnen<br />
und Senioren für die regelmäßigen Bewegungsübungen<br />
gewonnen. Mit viel<br />
Energie und Freude hat sie den Grundstein<br />
für Sportangebote für Menschen<br />
in der zweiten Lebenshälfte gelegt. Wir<br />
wünschen Frau Rudolph weiterhin gute<br />
Genesung und freuen uns, dass sie <strong>dem</strong><br />
<strong>Stift</strong> verbunden bleiben wird.<br />
Personal:<br />
Das <strong>Stift</strong> begrüßt Çetin Şahin (siehe Familienzentrum),<br />
Margot Wesche, Bettina<br />
Pankow, Andreas Klassen und Marcus<br />
Rieger als neue Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter.<br />
Nach ihrer Elternzeit leitet seit Anfang Februar<br />
nun wieder Regine Vogl die Geschicke<br />
der Flüchtlingsarbeit im <strong>Stift</strong>. Damit endet<br />
die Tätigkeit von Barbara Jung, die in dieser<br />
Zeit das Projekt tatkräftig unterstützt<br />
hat.<br />
Wir danken Frau Jung für ihren engagierten<br />
Einsatz und wünschen ihr für ihren<br />
weiteren Weg alles Gute!<br />
Foto: © oki-architekten - gesellschaft von architekten mbh<br />
Spenden und andere Formen der Unterstützung<br />
Wenn auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, für das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> spenden möchten, können Sie dies jederzeit<br />
durch eine Überweisung auf folgendes Konto tun: KD-Bank, BLZ 250 601 90, Kontonummer 18180. Wir freuen uns sehr<br />
darüber! Ohne einen Vermerk auf <strong>dem</strong> Überweisungsträger werden wir die Gelder nach aktuellem Bedarf für unsere<br />
sozialen Projekte einsetzen. Sie erhalten selbstverständlich eine Spendenbescheinigung!<br />
Sie können die Arbeit des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s auch durch ein Testament, ein Vermächtnis oder eine Schenkung<br />
unterstützen. Gemeinnützige Organisationen und <strong>Stift</strong>ungen wie das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> sind von der Erbschafts- und<br />
Schenkungssteuer befreit. Eine Zuwendung an das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> kommt somit ohne steuerliche Abzüge unseren<br />
Projekten zu Gute.<br />
Wenn Sie dazu Informationen wünschen: Kommen Sie auf uns zu, gern sprechen wir mit Ihnen über Ihre Fragen!<br />
Wenden Sie sich bitte an die Geschäftsführerin, Frau Ute Köpp-Wilhelmus, 030 45005 118 / -101 oder<br />
ute.koepp-wilhelmus@paulgerhardtstift.de.
notiz nehMen notizen ··· März 2013 ··· SEiTE 24<br />
Kurz notiert<br />
GeleitWort DeS vorStanDS<br />
Auch bis in euer Alter<br />
bin ich derselbe,<br />
und ich will euch tragen,<br />
bis ihr grau werdet.<br />
Ich habe es getan;<br />
ich will euch heben<br />
und tragen<br />
und erretten.<br />
Jes. 46, 4<br />
iMPreSSuM<br />
Her<strong>aus</strong>geber Martin von Essen (Direktor),<br />
Andreas Arentzen (Kaufm. Vorstand),<br />
Ute Köpp-Wilhelmus (Geschäftsführerin)<br />
Adresse Müllerstraße 56 – 58, 13349 Berlin<br />
Telefon 030 45005 - 101,<br />
info@paulgerhardtstift.de<br />
www.paulgerhardtstift.de<br />
Redaktion Stefan Kurzke-Maasmeier (Ltg.),<br />
Tabea Langguth<br />
Fotos soweit nicht angegeben: <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> zu Berlin, fotolia.de; Titelthema: Christopher<br />
Walker, The Old Lady and the Birds,<br />
Some rights reserved, Quelle: www.pics.<br />
de (S. 3), Pedro Ribeiro Simões, Fisherman<br />
profile, Some rights reserved, Quelle: www.<br />
pics.de (S. 4), ©Till Krech, Entry to the church<br />
tower, Some rights reserved, Quelle: www.<br />
pics.de (S. 10), Klick, Old and tired, Some<br />
rights reserved, Quelle: www.pics.de (S. 18),<br />
kk+, Ricky, Some rights reserved, Quelle:<br />
www.pics.de (S.24)<br />
Layout · Satz verbum GmbH<br />
www.verbum-berlin.de<br />
Druck Union Sozialer Einrichtungen<br />
www.u-s-e.org<br />
Blick zurück nach vorn<br />
Mit <strong>dem</strong> neuen Jahr steht das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong> vor neuen Aufgaben und Her<strong>aus</strong>forderungen.<br />
Mit <strong>dem</strong> Ausbau der<br />
Arbeit im Familien- und Stadtteilzentrum<br />
wird sich das Gesicht des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />
<strong>Stift</strong>s ändern, es wird „jünger“ und<br />
„bunter“. Aber auch die traditionellen<br />
Arbeitsfelder wie das Betreute Wohnen<br />
und das Refugium sollen erhalten und<br />
gestärkt werden. Ein weiterer Bereich<br />
sozial-diakonischer Arbeit auf unserem<br />
Gelände ist mit <strong>dem</strong> Einzug der „Die Wille<br />
gGmbH“, einer Tochtergesellschaft<br />
des Evangelischen <strong>Johannesstift</strong>s, geschaffen<br />
worden. „Die Wille“ engagiert<br />
sich in der interkulturellen Arbeit sowie<br />
in vielen Bildungs- und Beschäftigungsprojekten<br />
insbesondere für Jugendliche.<br />
Wir heißen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
im <strong>Stift</strong> herzlich willkommen.<br />
Mit <strong>dem</strong> Ausbau eigener Arbeitsfelder<br />
und mit neuen Angeboten unserer Kooperationspartner<br />
ist die berechtigte<br />
Hoffnung verbunden, dass das <strong>Stift</strong>sgelände<br />
ein starker Anziehungspunkt für<br />
den Stadtteil wird. Dieses Jahr ist zu<strong>dem</strong><br />
geprägt von Feiern und Jubiläen, allen<br />
ihre<br />
Pfarrer Martin von Essen<br />
Direktor<br />
voran der 50. Jahrestag der Einsegnung<br />
unserer Oberin Sr. Siegrid Fellechner<br />
am 24. Februar, die im August zu<strong>dem</strong><br />
ihren 75. Geburtstag feiern wird. Vor 55<br />
Jahren, am 20.04.1958 wurde Sr. irene<br />
Schönemann eingesegnet. Bereits im<br />
vorigen Dezember konnten wir den 85.<br />
Geburtstag unserer Altoberin Sr. Hildegard<br />
Oelke feiern. Allen Diakonissen<br />
möchten wir an dieser Stelle noch einmal<br />
<strong>aus</strong>drücklich für ihre geleistete Arbeit im<br />
<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> danken und ihnen<br />
Gottes reichen Segen wünschen. Am<br />
9. Juni begehen wir schließlich das 137.<br />
Jahresfest des <strong>Stift</strong>s. Das Fest beginnt<br />
mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der<br />
Kirche des <strong>Stift</strong>s mit anschließen<strong>dem</strong><br />
Empfang, in dessen Rahmen wir auch die<br />
Jubiläen der Diakonissen feiern werden.<br />
Liebe Freundinnen und Freunde des <strong>Paul</strong><br />
<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s, der Blick auf die vergangenen<br />
137 Jahre zeigt, wie sehr sich das<br />
<strong>Stift</strong> immer wieder wandeln und zum<br />
Teil neu erfinden musste. Wir sind der<br />
Überzeugung, dass die Öffnung unseres<br />
H<strong>aus</strong>es zum Stadtteil essenzieller ein<br />
Ausdruck des diakonischen Auftrags<br />
ist. Das diakonisch-soziale Handeln in<br />
den „Brennpunkten“ ist mit Karl Barth<br />
sogar die Herzmitte des Glaubens: „Gotteserkenntnis<br />
ist kein Entrinnen in die<br />
sichere Höhe reiner ideen, sondern ein<br />
mitleidendes und mitschaffendes und<br />
mithoffendes Eintreten auf die Not der<br />
jetzigen Welt“.<br />
Wir laden Sie ein, daran mitzuwirken und<br />
freuen uns über ihre Unterstützung und<br />
Hilfe.<br />
Andreas Arentzen<br />
Kaufmännischer Vorstand<br />
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritik! Bitte schreiben Sie uns<br />
unter info@paulgerhardtstift.de oder rufen uns an 030 45005 136.<br />
Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2013 ist der 16. August 2013.