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Notizen aus dem Paul Gerhardt Stift - Evangelisches Johannesstift

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IN DIESER AUSGABE<br />

„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen!“<br />

Elisabeth Scharfenberg im Interview, S. 14 +++ Helga Rohra über<br />

Demenz, S. 18 +++ Bürgerplattform „Wir sind da!“<br />

stellt sich vor, S. 21 +++<br />

N˚ 1<br />

2013<br />

März<br />

<strong>Notizen</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />

Teilhabe im Alter<br />

ermöglichen<br />

Die Geschichte des auferstandenen<br />

Christus ist eine Solidaritätsgeschichte<br />

mit denjenigen<br />

Menschen, die am Rande stehen.<br />

Dazu gehören in unserer Gesellschaft<br />

auch immer mehr alte und<br />

pflegebedürftige Menschen.<br />

Um sie soll es in diesem Heft in<br />

besonderer Weise gehen. Eine<br />

anregende Lektüre und gesegnete<br />

Kar- und Ostertage wünscht<br />

Ihnen,<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

Foto: paulthomass - Fotolia.com<br />

„Im Alter neu werden können“:<br />

Biblische Perspektiven und Lebenskunst im Alter<br />

von Martina Kumlehn Will man <strong>aus</strong> christlicher<br />

Perspektive Lebenskunst<br />

im Alter entwerfen, bietet sich zur Orientierung zunächst<br />

ein Blick in die biblische Tradition an. Sie lässt sich als<br />

interessante Gesprächspartnerin entdecken, weil sie eine<br />

Auseinandersetzung mit Altersbildern und –klischees<br />

poetisch und erzählend verdichtet und zu anregenden<br />

Perspektivenwechseln einlädt.<br />

Dabei ist zunächst der Aspekt der Differenzerfahrung<br />

ernst zu nehmen, der sich <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> kulturellen Abstand<br />

zum altorientalischen Ethos ergibt, das die biblischen<br />

Konstrukte vom Alter insbesondere im Alten Testament<br />

bestimmt. 1<br />

Ehrfurcht vor <strong>dem</strong> Alter – Ehrfurcht vor Gott<br />

Bemerkenswert ist allerdings die strukturelle Parallele,<br />

dass sich die Rolle der Alten und vor allem das<br />

adäquate Verhalten gegenüber den Älteren offenbar<br />

auch damals nicht von selbst verstand, sondern<br />

mit höchstem Nachdruck gefordert werden musste,<br />

in<strong>dem</strong> Ehrfurcht vor <strong>dem</strong> Alter und Ehrfurcht vor<br />

Gott unmittelbar in eins gesetzt wurden (vgl. Lev<br />

19,32: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen<br />

und die Alten ehren und sollst dich fürchten<br />

vor deinem Gott“; Spr 16,31: „Graue Haare sind<br />

eine Krone der Ehre“ und das vierte Gebot Dtn<br />

5, 16).<br />

• FORTSETZUNG AUF SEITE 3


eDitorial · inhalt notizen ··· März 2013 ··· SEiTE 2<br />

eDitorial<br />

inhalt<br />

titeltheMa<br />

„Im Alter neu werden können“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 1<br />

liebe leserinnen und leser,<br />

liebe freundinnen und freunde des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s,<br />

das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> ist in vielfältiger Weise mit den Themen<br />

„Alter“ und „Pflege“ verwoben, etwa durch das Angebot<br />

des Betreuten Wohnens, das Pflegewohnheim auf unserem<br />

Gelände oder durch die Öffnung unseres H<strong>aus</strong>es zum Stadtteil<br />

und damit zu den Seniorinnen und Senioren in der Nachbarschaft.<br />

Aus diesem Grund haben wir uns entschieden,<br />

mit dieser Ausgabe das Thema „Alter“ in den Mittelpunkt zu<br />

rücken. Trotz einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung,<br />

die die Potenziale und Stärken des Alter(n)s hervorhebt, ist<br />

die Situation vieler älterer Menschen von einer zunehmenden<br />

Einschränkung der Lebensqualität bestimmt. Beide Aspekte<br />

gilt es zu betrachten, um <strong>dem</strong> Phänomen „Alter“ in unserer<br />

Gesellschaft auf die Spur zu kommen. Der Leitartikel mit <strong>dem</strong><br />

Titel „im Alter neu werden können“ stammt <strong>aus</strong> der Feder der<br />

Rostocker Religionspädagogin Martina Kumlehn, die sich <strong>aus</strong><br />

biblisch-hermeneutischer Sicht mit <strong>dem</strong> Altern <strong>aus</strong>einandersetzt<br />

und Wege gelingender Lebenskunst aufzeigt. Eine wichtige<br />

Perspektive für ein besseres Verstehen von Menschen,<br />

die mit der Diagnose „Demenz“ leben, nimmt Helga Rohra ein.<br />

Die von Demenz betroffene Autorin schreibt in dieser Ausgabe<br />

über ihre Erfahrungen des gesellschaftlichen Umgangs mit<br />

der Krankheit. Einblicke in die politischen Strategien zur Gestaltung<br />

von Pflege und sozialer Teilhabe von älteren Menschen<br />

bietet das interview mit der Bundestagsabgeordneten<br />

Elisabeth Scharfenberg. Der Themenkreis wird durch weitere<br />

Beiträge zur Teilhabe im Alter ergänzt.<br />

im Familienzentrum startete im Februar das mit EU-Mitteln<br />

geförderte Projekt „Die FABEL“, in <strong>dem</strong> es u.a. um Lernförderung<br />

für Kinder und um die Unterstützung von Familien in<br />

der Nachbarschaft gehen wird. Wir werden das Projekt in der<br />

nächsten Ausgabe <strong>aus</strong>führlich skizzieren. in der Rubrik „Notiz<br />

nehmen“ stellen wir ihnen u.a. die Arbeit der Bürgerplattform<br />

„Wir sind da“ vor.<br />

Wir wünschen ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine anregende<br />

Lektüre und gesegnete Kar- und Ostertage.<br />

refuGiuM<br />

Studierende helfen Flüchtlingskindern –<br />

das Ehrenamtsprojekt im Refugium . . . . . . . . . . . . . . S. 5<br />

faMilienzentruM<br />

Neues <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Familienzentrum . . . . . . . . . . . . . . . . S. 6<br />

Vorgestellt: Çetin Şahin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 7<br />

Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 8<br />

Kultur<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> und Theodor Fliedner –<br />

zwei Porträts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 8<br />

Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 9<br />

GeiStlicheS leBen<br />

„…hör nicht auf mich zu fragen“ . . . . . . . . . . . . . . . S. 10<br />

Diakonissenjubiläen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 11<br />

Aktive Mitgestaltung:<br />

die diakonischen Gemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . S. 12<br />

Aus der Partnerschaft mit der<br />

Propstei Kaliningrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 12<br />

Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 13<br />

JunG unD alt<br />

„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen!“ . . . . . S. 14<br />

Fähigkeiten fördern – Teilhabe ermöglichen . . . . . . . S. 16<br />

Menschenwürde und Menschenrechte<br />

in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 17<br />

Trauer als Chance – trotzDEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 18<br />

Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 19<br />

Ausgewählte Literatur zum Titelthema. . . . . . . . . . . S. 20<br />

Segen zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 20<br />

notiz nehMen<br />

Gemeinsam für den Stadtteil!<br />

Die Bürgerplattform „Wir sind da!“ . . . . . . . . . . . . . S. 21<br />

(Fast) Angekommen –<br />

Die Wille im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 22<br />

Informationen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Mutterh<strong>aus</strong> . . . . . . . . . . . . . S. 23<br />

Kurz notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 24<br />

Geleitwort des Vorstands. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 24<br />

Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 24<br />

Ute Köpp-Wilhelmus<br />

Her<strong>aus</strong>geberin<br />

Stefan Kurzke-Maasmeier<br />

Redaktion


Titelthema notizen ··· März 2013 ··· Seite 3<br />

• FORTSETZUNG von SEITE 1<br />

„Im Alter neu werden können“<br />

Dazu fügt sich die Beobachtung, dass<br />

das Alter(n) in deutungsoffener Ambivalenz<br />

wahrgenommen wird. Angesichts<br />

einer durchschnittlichen Lebenserwartung<br />

von ca. 44 Jahren wird ein relativ<br />

hohes Alter als „eines der höchsten<br />

Güter“ 2 verstanden, d.h. als Segen<br />

und „Hinweis auf eine besondere Bedeutung<br />

und auf Gottes besondere Zuwendung“<br />

3 . Vor diesem Hintergrund<br />

die Lebensalter verändert und wie sich<br />

„carpe diem“ und „memento mori“ zueinander<br />

verhalten 5 .<br />

Weniger eindeutig als Koh 12 in der Konstruktion<br />

des Alternsbildes ist Ps 71,<br />

der als Gebet eines älteren Menschen<br />

in einem Wechsel von Dank und Klage<br />

Verlust und Chance des Alters nachzeichnet.<br />

Dabei spielt die lebendige<br />

Gottesbeziehung über den Lebenslauf<br />

lassen sich auch die mythologischen<br />

Altersangaben in der Genesis bzw. die<br />

Ansagen der Lebenserwartung in der<br />

Heilszeit bei Tritojesaja verstehen. (Vgl.<br />

Jes 65,20: „Es sollen keine Kinder mehr<br />

da sein, die nur einige Tage leben, oder<br />

Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern<br />

als Knabe gilt, wer hundert Jahre<br />

alt stirbt, und wer die hundert Jahre<br />

nicht erreicht, gilt als verflucht.“) Zugleich<br />

werden jedoch auch die Lasten<br />

und Beschwernisse des Alterns nicht<br />

verschwiegen, die am eindrücklichsten<br />

in der bildhaften Deutung in Koh 12,1-7<br />

zum Ausdruck kommen. Explizit wird<br />

hier die Jugend als Kontrast eingeführt<br />

und ermahnt: „Denke an deinen Schöpfer<br />

in den Tagen deiner Jugend, bevor<br />

die bösen Tage kommen und sich die<br />

Jahre einstellen, von denen du sagst:<br />

Keine Freude habe ich daran.“ (12,1) Es<br />

folgt die metaphorische Beschreibung<br />

zitternder Arme, krummer Beine, <strong>aus</strong>fallender<br />

Zähne, tauber Ohren, schwacher<br />

Stimme, weißer Haare, langsamen<br />

Ganges, versiegter Lust. Der Text wirkt<br />

wie eine Dekonstruktion heutiger Modelle<br />

des „erfolgreich Alterns“ und ist<br />

in dieser Weise auch als Widerlager gegen<br />

die Tendenz der Verharmlosung der<br />

Verlusterfahrungen des Alterns wahrzunehmen.<br />

Allerdings reizt er aufgrund der<br />

einseitigen Defizitorientierung des Alterns<br />

und der Glorifizierung der Jugend,<br />

die beide Zerrbilder der Wirklichkeit<br />

sind 4 , auch zum Widerspruch. Es wäre<br />

zu fragen, wie sich eigentlich das Verhältnis<br />

zum eigenen Geschöpfsein über<br />

hinweg eine zentrale Rolle. Sinn- und<br />

Zukunftsperspektive erwachsen hier<br />

<strong>aus</strong> den Erfahrungen mit <strong>dem</strong> Glauben,<br />

der auch im Alter auf Gottes Dabeibleiben<br />

hoffen lässt: „Denn du bist meine<br />

Zuversicht Herr, mein Gott, meine Hoffnung<br />

von meiner Jugend an. … Verwirf<br />

mich nicht in meinem Alter, verlass<br />

mich nicht, wenn ich schwach werde…<br />

Auch im Alter, Gott, verlass mich nicht,<br />

und wenn ich grau werde, bis ich deine<br />

Macht verkündige Kindeskindern und<br />

deine Kraft allen, die noch kommen<br />

sollen.“<br />

1 Vgl. z.B. Alfons Auer, Geglücktes Altern. Eine theologisch-ethische Ermutigung, Freiburg/Basel/Wien 1995, 91-93.<br />

2 A.a.O., 87.<br />

3 Ursula Schmitt-Pridik, Hoffnungsvolles Altern. Gerontologische Bibel<strong>aus</strong>legung, Neukirchen-Vluyn 2003, 92.<br />

4 Vgl. a.a.O., 162.<br />

5 Vgl. a.a.O., 168.


<strong>Notizen</strong> ··· März 2013 ··· Seite 4<br />

Eine „unmögliche“ Geschichte:<br />

Abraham und Sara<br />

Die existentielle Erfahrung, dass Gottes<br />

Dynamik alle tradierten Erwartungen an<br />

die soziokulturelle Rolle von Jugend und<br />

Alter bzw. alle Altersbilder durchbrechen<br />

und überraschende Neuaufbrüche initiieren<br />

bzw. ungeahnte Möglichkeitsräume<br />

eröffnen kann 6 , bestimmt die Erzählungen<br />

von Abraham und Sara in der Genesis<br />

und korrespondierend die Erzählungen<br />

von Zacharias und Elisabeth bzw. Simeon<br />

und Hanna im Lukasevangelium (Lk<br />

2,25-32.36-38), in denen sich das Alter<br />

in den verheißenen Kindern spiegelt<br />

und Glauben und Unglauben hinsichtlich<br />

der Möglichkeiten/Unmöglichkeiten<br />

des Noch-einmal-Neuwerden-Könnens<br />

durchgespielt werden. Angesichts der<br />

Verheißung eines Sohnes lacht Sara<br />

aufgrund der unmöglichen Möglichkeit:<br />

„Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe<br />

pflegen, und mein Herr ist auch alt“<br />

und muss sich von <strong>dem</strong> „Gottesboten“<br />

sagen lassen: „Sollte <strong>dem</strong> Herrn etwas<br />

unmöglich sein?“ Als sie ahnt, welche<br />

Dimensionen sich eröffnen, will sie ihr<br />

ungläubiges Lachen leugnen, wird aber<br />

nachdrücklich darauf behaftet. Zacharias<br />

wird ob seines Nicht-für-möglich-Haltens<br />

stumm bis er seinen Lobgesang nach der<br />

Geburt seines Sohnes anstimmen kann.<br />

Simeon dagegen wird zu einem friedlichen<br />

Abschied und Loslassen befähigt,<br />

nach<strong>dem</strong> er die Zukunft Gottes mit den<br />

Menschen in <strong>dem</strong> neugeborenen Jesus im<br />

Tempel erkannt hat.<br />

Das Alter als Erfahrungsraum für<br />

Bildung<br />

In Auseinandersetzung mit Altersbildern<br />

bleibt diese Hoffnungs- und<br />

Glaubensperspektive des Neu-Werden-<br />

Könnens in je<strong>dem</strong> Alter ein wesentliches<br />

Element, um sowohl eine differenzierte<br />

Wahrnehmung der vielschichtigen Realität<br />

des Alterns zu ermöglichen als auch<br />

Fixierungen und Stereotypen kritisch zu<br />

begegnen 7 . Entsprechend geht es z.B. im<br />

Zusammenhang religiöser Bildungsangebote<br />

für das dritte Lebensalter um das<br />

Grundanliegen einer hermeneutischen<br />

Lebenskunst, die mit den älteren Menschen<br />

im Ausgang von der eigenen Tradition<br />

und den Erfahrungen der eigenen<br />

Lebensgeschichte eine Wahrnehmungs-,<br />

Frage- und Vergewisserungskultur<br />

pflegt. Die Frage nach <strong>dem</strong> Selbst, den<br />

Erfahrungen seines Gewordenseins,<br />

den Suchbewegungen und den damit<br />

verbundenen Hoffnungen und Erwartungen<br />

für die verbleibende Zeit ist vorrangig<br />

Raum zu geben. Dabei können<br />

die pluralen gesellschaftlich prägenden<br />

Altersbilder und die eigenen Bilder vom<br />

gelingenden Altern auf ihre Herkunft<br />

kritisch befragt werden und konkurrierende<br />

Vorstellungen miteinander<br />

ins Gespräch gebracht werden. Gerade<br />

biographisch orientierte Bildungsarbeit<br />

hebt auf die in der Lebenskunst betonte<br />

Plastizität menschlichen Lebens ab und<br />

betont, dass die älteren Menschen einerseits<br />

eine lange Lebenserfahrung in den<br />

Bildungsprozess einbringen können und<br />

andererseits die Potenziale ungelebten<br />

Lebens in ihrer Biographie als außergewöhnliche<br />

Ressourcen für Bildungsprozesse<br />

nutzen können. Im christlichen<br />

Kontext müssen diesbezüglich die Spannungsfelder<br />

von Freiheit und Abhängigkeit,<br />

Aktivität und Passivität, Neuaufbruch<br />

und Beheimatung, schöpferischer<br />

Potenziale und zunehmender Verletzlichkeit,<br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und Entwicklungsgrenzen <strong>aus</strong>gelotet<br />

werden. Diese spezifische Erschließung<br />

der Möglichkeitsräume individueller Alterungsprozesse<br />

und ihrer Deutung im<br />

immer neuen Aufbau erzählender Identität<br />

inklusive einer intensiven Erinnerungskultur<br />

schließt selbstverständlich<br />

die Auseinandersetzung mit Schuld,<br />

Fragmentarität und Vergebung ein. Dabei<br />

sind die fragmentarische Existenz<br />

6 Vgl. EKD (Hg.), Im Alter neu werden können, Gütersloh 2009, 38-40.<br />

7 Vgl. Martina Kumlehn/Andreas Kubik (Hg.), Konstrukte gelingenden Alterns, Stuttgart 2012.


Titelthema · refugium notizen ··· März 2013 ··· Seite 5<br />

und die erhoffte offene Existenz im<br />

Lichte christlicher Anthropologie und<br />

Rechtfertigungsbotschaft in den Blick<br />

zu nehmen 8 .<br />

Lebenskunst im Alter<br />

Im Sinne der Selbstbildung ist dann genauer<br />

zu fragen, welche Problem- und<br />

Themenstellungen für die noch aktiven<br />

Alten zu Katalysatoren der Frage nach<br />

<strong>dem</strong> Selbst und seinen Quellen werden<br />

können und anhand welcher biblischer<br />

Traditionen bzw. anderer geeigneter<br />

Stoffe diese Fragen aufgenommen, verfremdet<br />

und vertieft werden können.<br />

Der Durchgang durch die Tradition verhindert<br />

als kritisches Widerlager zur eigenen<br />

Erfahrung, dass Selbstbildung mit<br />

Selbstbespiegelung verwechselt wird.<br />

Die Aufmerksamkeit für die Begleitung<br />

von Übergängen und erfahrenen Verlusten<br />

und Kränkungen ist nicht zuletzt<br />

in einer sich diakonisch verstehenden<br />

Altenarbeit aufgehoben. Ein hochrelevantes<br />

Feld ist z.B. die Frage nach der<br />

Bedeutung des Reisens im Alter, und den<br />

Möglichkeiten, darin spirituelle Sehnsüchte<br />

aufzuspüren und durch entsprechende<br />

Angebote in den Kirchen und der<br />

Urlauberbetreuung aufzunehmen. Gesundheit<br />

und Krankheit sowie die veränderten<br />

Erfahrungen eigener Leiblichkeit<br />

und ihre religiösen Deutungspotenziale<br />

sind darüber hin<strong>aus</strong> zentrale Themen.<br />

Weitere exemplarische Felder der Erkundung<br />

und Deutung wären Zeitwahrnehmung,<br />

das Generationenverhältnis bzw.<br />

die Bedeutung der Familie, die eigenen<br />

Orte oder auch Medien und Alter. 9<br />

Eine Radikalisierung der Frage nach <strong>dem</strong><br />

Selbst ergibt sich im vierten Lebensalter<br />

jenseits des 80sten Lebensjahres, wenn<br />

der Verlust des Selbst durch Formen der<br />

Demenz droht und auch sonst die Sorge<br />

um das eigene Selbst eben doch zumindest<br />

mit Blick auf den äußeren Menschen<br />

zunehmend in andere Hände gelegt werden<br />

muss. Hier dürfte auch die theologische<br />

Deutungskompetenz in Zukunft in<br />

höchstem Maße gefordert sein. Zu einer<br />

Lebenskunst im christlichen Sinne muss<br />

dabei immer die Kunst der Unterscheidung<br />

gehören, was in der Gestaltungskraft<br />

des Menschen liegt und was ihm<br />

unverfügbar bleibt. Und in diesem Sinne<br />

gilt es in bildender Absicht möglichst<br />

früh die Kunst abschiedlicher Existenz<br />

einzuüben. 10<br />

Professorin Dr. Martina Kumlehn ist<br />

Inhaberin des Lehrstuhls für Religionspädagogik<br />

an der Theologischen<br />

Fakultät der Universität Rostock.<br />

Zum Thema „Alter“ erschienen von<br />

ihr: Martina Kumlehn, Andreas Kubik<br />

(Hrsg.): Konstrukte gelingenden<br />

Alterns Stuttgart: Kohlhammer, 2012<br />

sowie Thomas Klie, Martina Kumlehn,<br />

Ralph Kunz (Hrsg.): Praktische Theologie<br />

des Alterns. Praktische Theologie<br />

im Wissenschaftsdiskurs – Practical<br />

Theology in the Discourse of the<br />

Humanities (PThW Bd. 4) Berlin/New<br />

York: Walter de Gruyter, 2009.<br />

8 Vgl. dazu Christian Mulia, Altern als Werden zu sich selbst. Philosophische und theologische Anthropologie im Angesicht des Alters, in: Martina<br />

Kumlehn/Thomas Klie (Hg.), Aging – Anti-Aging – Pro-Aging. Altersdiskurse in theologischer Deutung, Stuttgart 2009, 103-127.<br />

9 Vgl. dazu die verschiedenen Beiträge in: Thomas Klie/Martina Kumlehn/Ralph Kunz (Hg.), Praktische Theologie des Alterns, Berlin/New York<br />

2009.5 Vgl. a.a.O., 168.<br />

10 Vgl. Heinz Rüegger, Das eigene Sterben. Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst, Göttingen 2006.<br />

Refugium<br />

Studierende helfen Flüchtlingskindern –<br />

das Ehrenamtsprojekt im Refugium<br />

von Judith Drews<br />

Studentin (Mitte) mit zwei Nachhilfeschülerinnen<br />

Schon seit vielen Jahren gibt es im Refugium<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, die bei uns lebende Kinder in<br />

ihrer schulischen Entwicklung unterstützen.<br />

Wenn die Kinder mit ihren Familien<br />

ins Refugium einziehen, sind sie in den<br />

meisten Fällen relativ neu nach Deutschland<br />

eingereist und verfügen oft nur über<br />

geringe Kenntnisse der deutschen Sprache.<br />

Ein Schulbesuch im Heimatland war<br />

nicht immer lückenlos möglich, die Kinder<br />

bringen also sehr unterschiedliche<br />

Vorkenntnisse mit. In Deutschland besuchen<br />

die Kinder in der Regel kurz nach<br />

<strong>dem</strong> Einzug bei uns die Regelschule. Sie<br />

profitieren vom Schulbesuch, denn er


Refugium · Familienzentrum notizen ··· März 2013 ··· Seite 6<br />

gibt ihnen die Möglichkeit, in Kontakt<br />

mit der deutschen Sprache zu kommen<br />

und ihr soziales Umfeld zu erweitern.<br />

Gute Leistungen zu erbringen und damit<br />

erfolgreich in der Schule zu sein, ist<br />

jedoch für diese Kinder aufgrund ihrer<br />

Vorgeschichte nicht selbstverständlich<br />

und wird oft zum großen Problem.<br />

Fehlende Kenntnisse <strong>aus</strong> der Grundschulzeit<br />

werden zum Stolperstein beim<br />

Übergang in die weiterführende Schule.<br />

An diesem Punkt setzt unser Ehrenamtlichenprojekt<br />

an. In einer Eins-zu-Eins-<br />

Nachhilfe und H<strong>aus</strong>aufgabenbetreuung<br />

besuchen Studentinnen und Studenten<br />

der Berliner und Potsdamer Hochschulen<br />

die Kinder zu H<strong>aus</strong>e und widmen<br />

ihnen einen Nachmittag in der Woche,<br />

an <strong>dem</strong> zusammen gelesen, gelernt und<br />

gesprochen wird. Über die schulische<br />

Unterstützung hin<strong>aus</strong> entstehen so oft<br />

langfristige Kontakte zwischen den Studierenden<br />

und den Familien der Kinder.<br />

Die Mitarbeiterinnen des Refugiums<br />

gewinnen neue Ehrenamtliche, vermitteln<br />

den Kontakt und stehen während<br />

der Dauer des ehrenamtlichen Engagements<br />

als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.<br />

Gemeinsame Unternehmungen<br />

oder Fortbildungsangebote für die Ehrenamtlichen<br />

sind Teil unseres Projekts.<br />

Jetzt im Frühjahr planen wir Ausflüge<br />

mit unseren Ehrenamtlichen und den<br />

von ihnen betreuten Kindern. Über eine<br />

finanzielle Unterstützung würden wir<br />

uns sehr freuen und bedanken uns im<br />

Vor<strong>aus</strong> dafür. Falls Sie selbst im Rahmen<br />

der ehrenamtlichen Unterstützung tätig<br />

werden wollen, melden Sie sich bei uns.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Spendenkonto<br />

KD Bank | Konto 18 180 | BLZ 350 601 90|<br />

Stichwort „910 850 Refugium“<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> zu Berlin<br />

Refugium<br />

Regine Vogl, Dipl.-Pädagogin / Sozpäd.<br />

Judith Drews, Dipl.-Pädagogin / Sozpäd.<br />

Müllerstraße 56-58 | 13349 Berlin<br />

Tel.: 030 45005 104 | Fax.: 030 45005 100<br />

E-Mail: refugium@paulgerhardtstift.de<br />

www.paulgerhardtstift.de/<br />

Refugium.php<br />

Familienzentrum<br />

Neues <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Familienzentrum<br />

von Irma Leisle<br />

Die bereits bewährten Kurse und Angebote<br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> vergangenen Jahr führen<br />

wir auch 2013 weiter. Einige neue Angebote<br />

haben wir in das Programm aufgenommen<br />

und sind gespannt, wie die<br />

Resonanz darauf sein wird (siehe Termine).<br />

Das Familiencafé platzt zeitweise<br />

<strong>aus</strong> allen Nähten und so freuen wir uns<br />

jetzt schon auf die größeren Räume im<br />

Stadtteilzentrum nach <strong>dem</strong> Abschluss<br />

der Bauarbeiten im Herbst 2013.<br />

Verstärkung im Familienzentrum<br />

Wir freuen uns sehr, dass das Team im<br />

Familienzentrum in diesem Jahr Verstärkung<br />

u.a. finanziert vom Jobcenter<br />

erhält. Bettina Pankow arbeitet seit Januar<br />

im Verwaltungsbereich und in der<br />

Kinderbibliothek. Ebenfalls seit Januar<br />

übernimmt Andreas Klassen im Bereich<br />

der H<strong>aus</strong>technik tatkräftig viele Tätigkeiten<br />

für das Familienzentrum und seit<br />

Mitte Februar unterstützt uns Margot<br />

Wesche bei der Durchführung von Veranstaltungen<br />

und in der Kinderbetreuung.<br />

Als Sozialpädagoge ist seit <strong>dem</strong><br />

15.2.2013 Herr Çetin Şahin im Familienzentrum<br />

beschäftigt (s.u.).<br />

Irma Leisle begrüßt die ersten Gäste der Bibliothek


Familienzentrum notizen ··· März 2013 ··· Seite 7<br />

„Pippilothek“? – Eine Bibliothek<br />

wirkt Wunder.<br />

Kinder <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Schülerladen „Kleine<br />

Himmelswolke“ l<strong>aus</strong>chten gespannt<br />

der Geschichte von einer M<strong>aus</strong>, die <strong>dem</strong><br />

Fuchs erklärt, wofür eine Bibliothek<br />

gut ist. Als Bilderbuchkino wurde bei<br />

der Eröffnung der Kinderbibliothek mit<br />

Spieleverleih im Familienzentrum diese<br />

Geschichte von Lorenz <strong>Paul</strong>i und Kathrin<br />

Schärer erzählt. Dank zahlreicher Spenden,<br />

ehrenamtlichem Engagement und<br />

tatkräftiger Unterstützung unter anderen<br />

durch die Schiller-Bibliothek des Bezirks<br />

Mitte war es am 20. Februar 2013 nach<br />

intensiver Vorbereitung endlich soweit.<br />

Nach einer Begrüßung der Gäste durch<br />

die Leitung des Familienzentrums richtete<br />

Corinna Dernbach, Leiterin der<br />

Schiller-Bibliothek, ein Grußwort an die<br />

anwesenden Gäste. Die Geschäftsführerin<br />

des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>es, Ute Köpp-<br />

Wilhelmus, bedankte sich mit Blumen<br />

bei Corinna Dernbach und Irma Leisle für<br />

die Vorarbeiten. Bei Kaffee und Kuchen<br />

konnten die großen und kleinen Gäste<br />

nach <strong>dem</strong> Bilderbuchkino in aller Ruhe<br />

einen ersten Einblick in den schon recht<br />

vielfältigen Bücherbestand und die Spieleangebot<br />

erhalten.<br />

Mit <strong>dem</strong> Aufbau einer Kinderbibliothek<br />

mit Spieleverleih werden die Angebote<br />

im Familienzentrum für Eltern und Kinder<br />

erweitert. In überschaubarem Rahmen,<br />

in der vergleichsweise gemütlichen Atmosphäre<br />

des Familienzentrums, soll<br />

für Kinder und deren Eltern der Zugang<br />

zu Büchern, Medien und Gesellschaftsspielen<br />

erleichtert werden. Wenn die<br />

Nutzung der Kinderbibliothek im Familienzentrum<br />

selbstverständlich geworden<br />

ist, werden auch Besuche in die öffentliche<br />

Schiller-Bibliothek organisiert, um<br />

dort den weit<strong>aus</strong> umfangreicheren Bestand<br />

an Medien zu nutzen.<br />

Warum ist Leseförderung so wichtig? In<br />

einer Pressemitteilung der „<strong>Stift</strong>ung“ Lesen<br />

heißt es dazu: „Die frühe Förderung<br />

von Kindern und die Gewinnung der Eltern<br />

als Bildungspartner ist prägend für<br />

spätere Lesefreude. Ohne eine lebendige<br />

Bibliothekslandschaft kann erfolgreiche<br />

Leseförderung nicht gelingen (…) Wer in<br />

der Kindheit eine Bibliothek besucht hat,<br />

bleibt auch in seinem späteren Leben mit<br />

höherer Wahrscheinlichkeit Bibliotheksnutzer.<br />

Kinder müssen Bibliotheken also<br />

schon früh als selbstverständlichen Erlebnisort<br />

erfahren.“ Die Zielgruppe sind<br />

Kinder ab drei Jahren bis zum Ende der<br />

Grundschule – dann sind die Kinder 12<br />

Jahre alt. Den Eltern möchten wir hauptsächlich<br />

Freude und Begeisterung am<br />

Vorlesen vermitteln und anhand von<br />

Übungen zeigen, wie ihre Vorlesekompetenz<br />

verbessert werden kann. Durch<br />

die positiven Erlebnisse beim gemeinsamen<br />

Spielen können Eltern wie Kinder<br />

erfahren, wie viel Freude und Spaß<br />

sie miteinander haben können. Neben<br />

den regelmäßigen Öffnungszeiten für<br />

alle Interessierten nehmen wir mit den<br />

nahegelegenen Kitas und Grundschulen<br />

Kontakt auf und laden zu Besuchen<br />

in der Kinderbibliothek mit Vorlesen ein.<br />

Die Kinderbibliothek wird von ehrenamtlichen<br />

Personen geführt. Mit Heidrun<br />

Graczkowski haben wir bereits<br />

eine sehr engagierte ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterin gefunden. Sie hat gerade<br />

in der Zeit des Aufb<strong>aus</strong> eine wichtige<br />

Rolle übernommen. Um die geplanten<br />

Öffnungszeiten an drei Nachmittagen<br />

pro Woche in der Zeit von 14 bis 18 Uhr<br />

zu realisieren, sind wir noch auf weitere<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter angewiesen. Neben den<br />

organisatorischen Aufgaben stehen<br />

die Ehrenamtlichen während der Öffnungszeiten<br />

zum Vorlesen und Spielen<br />

für die Eltern und Kinder zur Verfügung.<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit Migrationsgeschichte<br />

wünschen wir uns als Kulturvermittler<br />

für Familien nichtdeutscher Herkunft.<br />

Auch Schülerinnen und Schüler <strong>aus</strong><br />

den umliegenden Oberschulen werden<br />

wir als Lesepaten ansprechen. Dadurch<br />

können Jugendliche erste Erfahrungen<br />

im Bereich ehrenamtlichen Engagements<br />

sammeln und eine positive Vorbildfunktion<br />

für die jüngeren Schülerinnen und<br />

Schüler einnehmen. Wir freuen uns auf<br />

engagierte Bürgerinnen und Bürger im<br />

Stadtteil, die die Familienarbeit des <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>es unterstützen möchten.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Vorgestellt: Çetin Şahin<br />

Mein Name ist Çetin Şahin, und ich bin<br />

seit <strong>dem</strong> 15. Februar 2013 als pädagogischer<br />

Mitarbeiter im Familienzentrum<br />

im Rahmen des Projekts „Die FABEL“<br />

tätig. Ich bin 42 Jahre alt, komme <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> kurdischen Gebiet der Türkei und<br />

lebe seit 1995 in Berlin. In Istanbul habe<br />

ich Germanistik studiert und im Jahr<br />

2006 das Studium der Sozialpädagogik<br />

an der Evangelischen Fachhochschule<br />

Berlin aufgenommen, das ich vor drei<br />

Jahren erfolgreich abschließen konnte.<br />

Ich habe fünf Jahre als Betreuer für Folteropfer<br />

gearbeitet, war freizeitpädagogischer<br />

Mitarbeiter für drogenabhängige<br />

Çetin Şahin<br />

Jugendliche in der stationären Therapieeinrichtung<br />

Nokta, begleitete als interkultureller<br />

Moderator die Schüler der<br />

Rütli-Schule und bot für die Industrieund<br />

Handelskammer Bewerbungstrainings<br />

an. Zuletzt war ich als Quartiersmanager<br />

im Soldiner Kiez (Wedding)<br />

tätig.<br />

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit<br />

mit den neuen und sehr netten Kolleginnen<br />

und Kollegen im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />

und insbesondere im Familienzentrum.<br />

Nähere Informationen zu unserem Projekt<br />

„Die FABEL“ folgen in der kommenden<br />

Ausgabe.


Terminvorschau · Kultur notizen ··· März 2013 ··· Seite 8<br />

Terminvorschau März bis Mai 2013<br />

Dienstag, 5.3.2013 von 9 bis 12 Uhr:<br />

Freitag, 8.3.2013 von 15 bis 17 Uhr:<br />

Samstag, 9.3.2013 von 14 bis 17 Uhr:<br />

Donnerstag, 14.3.2013 von 9 bis 15 Uhr:<br />

Samstag, 16.3.2013 von 13 bis 17 Uhr:<br />

Dienstag, 19.3.2013 von 16 bis 18 Uhr:<br />

Samstag, 23.3.2013 von 14 bis 17 Uhr:<br />

Montag, 25.3 bis Mittwoch 27.3.2013<br />

jeweils von 10 bis 13 Uhr:<br />

Samstag, 13.4.2013 von 15 bis 17 Uhr:<br />

Samstag, 20.4.2013 von 11 bis 14 Uhr:<br />

Dienstag, 23.4.2013 von 9 bis 15 Uhr:<br />

Donnerstag, 25.4.2013 von 9 bis 16 Uhr:<br />

Samstag, 4.5. 2013 von 17 bis 21 Uhr:<br />

Samstag, 25.5.2013 von 11 bis 14 Uhr:<br />

Donnerstag, 30.5.2013 -16 bis 18 Uhr:<br />

Beginn des Ernährungskurses<br />

„Grenzen setzen in der Erziehung“<br />

Malkurs für Familien<br />

Fortbildung für pädagogische Fachkräfte zum Thema<br />

„Mit Energie in den Job und in den Feierabend“<br />

„Der kleine Baby- & Kinderflohmarkt“<br />

Probetermin für den Kindertheaterkurs (Beginn des Kurses am 9. April um 16 Uhr)<br />

„Osterbasteln für die ganze Familie“<br />

„Entdecke Deine Stadt“ – ein literarischer Spaziergang<br />

für Kinder von 8 bis 10 Jahren<br />

„Pubertät - die Zeit der Wandlung“<br />

„Kleine Bilder mit Nadel und Faden“<br />

Fortbildung für Erzieher/innen zum Thema<br />

„Kommunikationstraining nach Marshall Rosenberg“<br />

Fortbildung für pädagogische Fachkräfte zum Thema „Wie spreche ich Familien auf<br />

den Verdacht einer Kindeswohlgefährdung an?“<br />

Lange Nacht der Familie „Gespenstergeschichten auf <strong>dem</strong> Weg“<br />

„Kleine Bilder mit Nadel und Faden“<br />

Das erweiterte Familiencafe zum Thema „Geschwisterkonflikte“<br />

Anmeldungen sowie Informationen zu den Angeboten und zum Familienzentrum unter 030 45005-131,<br />

familienzentrum@paulgerhardtstift.de<br />

Sie können für die Arbeit des Familienzentrums spenden: KD-Bank, BLZ 350 601 90, Konto 18 180,<br />

Stichwort „Familienzentrum“. Vielen Dank!<br />

kultur<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> und Theodor Fliedner – zwei Porträts<br />

von Sr. Siegrid Fellechner<br />

Wer kennt diese beiden Herren? Wer<br />

weiß wie alt sie sind? Beide Bilder gehörten<br />

traditionell zur Ausstattung des<br />

Wohnzimmers der Oberin. Sie waren,<br />

wie die gesamte Ausstattung des Wohnraumes,<br />

ein Geschenk beim Einzug 1888<br />

von Frl. von Rochow, einem Kuratoriumsmitglied.<br />

Jahrzehnte lang hingen diese<br />

Bilder im Fenster dieses Zimmers. Etwa<br />

1971 haben die beiden Herren den Platz<br />

in den „Kleinen Saal“ gewechselt. Das<br />

hat den Vorteil, dass alle, die uns besuchen<br />

an ihnen vorbeigehen. So mancher<br />

fragt dann auch mal, wer das eigentlich<br />

ist. Bei <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> wissen dann einige<br />

etwas zu sagen, aber bei Theodor<br />

Fliedner fällt das schon schwerer. Beide<br />

Persönlichkeiten haben für das <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> eine große Bedeutung,<br />

wobei die Lebzeiten der beiden Männer<br />

fast 200 Jahre <strong>aus</strong>einander lagen.<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong>, unser Namensgeber,<br />

wurde am 12. März 1607 geboren. Er<br />

war Pfarrer in Mittenwalde, Berlin und<br />

Lübben und einer der größten evangelischen<br />

Liederdichter. Am 27. Mai 1676<br />

verstarb er. Seine Zeit war durch den<br />

30-jährigen Krieg geprägt. Vier seiner<br />

fünf Kinder starben noch vor ihrer<br />

Volljährigkeit. Trotz allem Kummer und<br />

aller Not sind seine Lieder von großer<br />

Glaubenskraft geprägt. Sie geben Kraft,<br />

Lebensmut, Zuversicht sowie Trost und<br />

haben weltweit in vielen – evangelischen<br />

wie katholischen – Gesangbüchern ihren<br />

Platz gefunden. Bis heute werden<br />

sie gern gesungen. Unser Gründungstag


Kultur notizen ··· März 2013 ··· Seite 9<br />

ist die 200ste Wiederkehr seiner Beerdigung.<br />

Der damalige Gründungsaufruf<br />

ist uns bis heute eine grundlegende<br />

Verpflichtung.<br />

Theodor Fliedner wurde am 21. Januar<br />

1800 geboren und starb am 9. Oktober<br />

1864. Auch er war Theologe, den die<br />

Armut der Menschen nicht in Ruhe ließ.<br />

Im Jahr 1836 gründete er das erste Diakonissenmutterh<strong>aus</strong><br />

in Kaiserswerth<br />

bei Düsseldorf. Die soziale Not in der<br />

Zeit der Industrialisierung breitete sich<br />

<strong>aus</strong>. Immer mehr Diakonissenhäuser<br />

entstanden. Viele holten sich Rat und<br />

Hilfe in Kaiserswerth und nannten sich<br />

„Mutterh<strong>aus</strong> nach der Kaiserswerther<br />

Grundordnung“. Theodor Fliedner gab<br />

den jungen Frauen vorwiegend in sozialen<br />

Berufen eine Ausbildungschance.<br />

Heute gehören der 1861 ins Leben gerufenen<br />

Kaiserswerther Generalkonferenz<br />

weltweit mehr als 100 diakonische Gemeinschaften<br />

an. Wenn vom 1. bis zum<br />

8. Juli 2013 die Weltkonferenz Diakonia<br />

in Berlin tagt, treffen sich die diakonischen<br />

Gemeinschaften <strong>aus</strong> aller Welt<br />

im <strong>Johannesstift</strong> in Spandau unter <strong>dem</strong><br />

Thema: „Diakonie – Heilung und Segen<br />

für die Welt“. Theodor Fliedner jun. und<br />

seine Frau waren die ersten H<strong>aus</strong>eltern<br />

des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s. Fünf Jahre, von<br />

1879 bis 1884, war er Vorsteher unseres<br />

H<strong>aus</strong>es, das damals noch in Kreuzberg<br />

beheimatet war.<br />

Ein Blick auf die Fenster verrät: sie sind<br />

ganz schön alt, die beiden Herren, doch<br />

bis heute nicht vergessen. Die Lieder<br />

und die Gemeinschaften leben weiter.<br />

Unsere beiden Fensterbilder sind in die<br />

Jahre gekommen und die Bleiverglasung<br />

muss erneuert werden. Deshalb soll ein<br />

Teil des Basarerlöses <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> letzten<br />

Jahr für die Restaurierung verwendet<br />

werden. Allen Spenderinnen und Spendern<br />

gilt unser Dank, denn durch das<br />

Geld können die wertvollen Portraits<br />

auch für die Zukunft erhalten bleiben.<br />

Die Bilder befinden sich nun zur fachgerechten<br />

Überarbeitung in der Bleiglaswerkstatt<br />

Graw & Meibert, wo auch unsere<br />

Kirchenfenster nach den Entwürfen<br />

von Erica Feist hergestellt wurden, die<br />

wiederum Meditationen zu den Liedern<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong>s verbildlichen. Wir hoffen<br />

darauf, dass <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> und Theodor<br />

Fliedner spätestens zum Jahresfest wieder<br />

„zu H<strong>aus</strong>e“ sind.<br />

Terminvorschau<br />

Freitag, 10. Mai um 17 Uhr<br />

Chormusik <strong>aus</strong> Dänemark mit <strong>dem</strong> renommierten<br />

„Brahetrolleborgkoret“ <strong>aus</strong><br />

Faaborg: Geistliche und weltliche Stücke<br />

zwischen Barock und neuer nordischer<br />

Musik von Th. Tallis und F. Mendelssohn<br />

bis N. W. Gade und O. Gjeilo<br />

Eintritt frei, Spende erbeten<br />

Kirche des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s<br />

zu Berlin, Müllerstraße 56-58,<br />

13359 Berlin-Wedding<br />

Der Brahetrolleborgkoret ist am 10. Mai zu Gast im <strong>Stift</strong><br />

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eine starke Gemeinschaft!<br />

Die etwas andere Krankenkasse, speziell für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im kirchlichen Bereich, bietet:<br />

• Individuelle Beratung statt Call-Center<br />

• Kostenlosen Zahnersatz und Gesundheitswochen<br />

statt Einheitsbehandlung<br />

• Ganzheitliches Denken und Naturheilkunde<br />

statt Massenmedizin<br />

Werden und werben Sie ein Mitglied.<br />

Es lohnt sich!<br />

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Geistliches Leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 10<br />

Geistliches Leben<br />

„…hör nicht auf mich zu fragen“<br />

Über Auferstehung<br />

Sie fragen mich nach der auferstehung<br />

sicher sicher gehört hab ich davon<br />

daß ein mensch <strong>dem</strong> tod nicht mehr entgegenrast<br />

daß der tod hinter einem sein kann<br />

weil vor einem die liebe ist<br />

daß die angst hinter einem sein kann<br />

die angst verlassen zu bleiben<br />

weil man selber gehört hab ich davon<br />

so ganz wird daß nichts da ist<br />

das fortgehen könnte für immer<br />

Ach fragt nicht nach der auferstehung<br />

ein märchen <strong>aus</strong> uralten zeiten<br />

das kommt dir schnell <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> sinn<br />

ich höre denen zu<br />

die mich <strong>aus</strong>trocknen und kleinmachen<br />

ich richte mich ein<br />

auf die langsame Gewöhnung ans totsein<br />

in der geheizten wohnung<br />

den großen stein vor der tür<br />

Ach frag du mich nach der auferstehung<br />

ach hör nicht auf mich zu fragen<br />

Dorothee Sölle 1<br />

von Nancy Horn-Gittel<br />

Die mutige Feministin, Pazifistin und Befreiungstheologin<br />

Dorothee Sölle starb<br />

am 27. April vor zehn Jahren im Alter von<br />

73 Jahren. „Ich spreche zu Ihnen als eine<br />

Frau, die <strong>aus</strong> einem der reichsten Länder<br />

der Welt kommt; einem Land mit einer<br />

blutigen, nach Gas stinkenden Geschichte“,<br />

so begann sie einen Vortrag im Jahre<br />

1983 vor <strong>dem</strong> Ökumenischen Rat der<br />

Kirchen in Vancouver. Ihr Vortrag löste<br />

einen Skandal <strong>aus</strong>. „Reich ist die Welt, in<br />

der ich lebe, vor allem an Tod und besseren<br />

Möglichkeiten zu töten“, hieß es darin<br />

weiter. Nichts böten wir den Kindern<br />

als „Konsum-Sand“. Die westliche Welt?<br />

„Verödete Zentren der Kultur“.<br />

Sölle vertrat eine Theologie, die nicht<br />

von einem „Gott[,] der da oben in aller<br />

Herrlichkeit thronen soll[,]“ <strong>aus</strong>ging und<br />

uns auf das Jenseits vertröstet sondern<br />

von einem Gott, der uns durch Jesus<br />

Christus aufruft gegen das Elend in dieser<br />

Welt aufzustehen und die Stimme<br />

für die Schwachen in der Gesellschaft<br />

zu erheben. Die Aufgabe der Christen sei<br />

es, „das Veränderbare zu benennen und<br />

als veränderbar zu kennzeichnen“. So ist<br />

Theologie immer zwangsläufig politisch<br />

und auf „Diesseitigkeit“ geeicht. Ihr<br />

Verständnis von Theologie war insofern<br />

zeitgemäß, als sie den Verzicht auf ein<br />

überholtes Gottesbild postulierte und<br />

in Jesus Christus die Figur erkennt, die<br />

den abwesenden Gott vertreten muss.<br />

„Christus vertritt den abwesenden Gott,<br />

solange dieser sich nicht bei uns sehen<br />

lässt. Vorläufig steht er für Gott ein, und<br />

zwar für den Gott, der sich nicht mehr<br />

unmittelbar gibt (…).“ 2<br />

Dorothee Sölle hat später sogar mit der<br />

Formel eines „atheistischen Glaubens<br />

an Gott“ provoziert, mit der sie jedoch<br />

nicht die Nichtexistenz Gottes meinte.<br />

Vielmehr ging es Sölle um eine Absage<br />

an eine Vertröstung mit <strong>dem</strong> Jenseits,<br />

denn die Wahrheit sei immer „konkret“<br />

und Theologie nicht zuletzt die Suche<br />

nach befreiender Gerechtigkeit und nach<br />

einer Wandlung der Gesellschaft.<br />

Dorothee Sölle war eine Kritikerin des<br />

selbstgefälligen Glaubensverständnisses,<br />

ein Star der Friedensbewegung und<br />

ein Vorbild für viele Oppositionelle in<br />

der Kirche. Ihr gegenüber standen zahlreiche<br />

Kritiker und die Tatsache, dass<br />

1 Dorothee Sölle: fliegen lernen, gedichte. Fietkau-Verlag, 1979, S.35<br />

2 Dorothee Sölle: Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach <strong>dem</strong> „Tode Gottes“. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1982, S. 151.


geistliches leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 11<br />

sie aufgrund ihrer unkonventionellen<br />

Zugänge zur Theologie trotz Habilitation<br />

nie einen ordentlichen Lehrstuhl in<br />

Deutschland erhielt.<br />

Was kann uns das gedankliche Erbe von<br />

Dorothee Sölle zum Fest der „Auferstehung<br />

– Ostern“ bedeuten? Der Kreuzestod<br />

des Nazareners ist nach Sölle „das<br />

Auslöschen der Vision von einem anderen<br />

Leben, das Menschen miteinander<br />

führen können“. Wo immer Geschöpfe,<br />

ob wir selbst oder unser Nächster, ge<strong>dem</strong>ütigt,<br />

gequält, unterdrückt oder<br />

getötet werden, sind wir am und beim<br />

Kreuz von Golgatha. Die Auferstehung<br />

beinhaltet dann zwangsläufig die Wiederbelebung<br />

der Hoffnung „von einem<br />

anderen Leben, das Menschen miteinander<br />

führen können“. Sie impliziert für<br />

mich das „Auf – Stehen“ für eine Welt,<br />

in der wir die Schöpfung bewahren und<br />

uns als Geschöpfe untereinander achten,<br />

in der das „Ein – Stehen“ für unseren<br />

Nächsten als primäre Aufgabe für uns<br />

Christen verstanden wird.<br />

Das aufgerichtete Kreuz und das leere<br />

Grab<br />

Hoffnungslosigkeit und Hoffnung<br />

Ende und Neubeginn<br />

Das Fest der Auferstehung Jesu ist die<br />

unzerstörbare Hoffnung auf Leben für<br />

die ganze Schöpfung im Gedächtnis an<br />

Gott, der uns alle als freie und denkende<br />

Geschöpfe erschaffen hat. Es liegt an<br />

uns, ob wir bereit sind, dieser „Vision“<br />

zu folgen.<br />

Immer wieder – und immer wieder neu<br />

beginnend.<br />

„Ach frag du mich nach der auferstehung<br />

ach hör nicht auf mich zu fragen“<br />

Amen<br />

Diakonissenjubiläen<br />

von Tabea Langguth<br />

Sr. Hildegard Oelke Sr. Siegrid Fellechner Sr. Irene Schönemann<br />

Mit <strong>dem</strong> 85. Geburtstag von unserer<br />

Altoberin Sr. Hildegard Oelke am 10.<br />

Dezember 2012 hat eine Zeit voller Jubiläen,<br />

die gebührend gefeiert werden<br />

wollen, für unsere Diakonissen begonnen.<br />

Wir freuen uns darüber, diese besonderen<br />

Tage mit unseren Diakonissen<br />

gemeinsam feiern zu dürfen. Sr. Hildegard<br />

Oelke ist in Sinjin in Südchina geboren<br />

und führte als Oberin seit 1969<br />

für 30 Jahre das Mutterh<strong>aus</strong>. Ihr steht<br />

in diesem Jahr ihr 58. Einsegnungstag<br />

bevor.<br />

Am Sonntag, den 24. Februar 2013,<br />

wurde im Gottesdienst an das 50-jährige<br />

Diakonissen-Jubiläum unserer Oberin<br />

Sr. Siegrid Fellechner erinnert, die<br />

durch ihr jahrelanges Engagement das<br />

Profil des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s geprägt<br />

hat. Sie ist in Berlin-Niederschöneweide<br />

geboren und hat 1956 das Mutterh<strong>aus</strong> im<br />

Wedding zu ihrer Wahlheimat gemacht,<br />

in<strong>dem</strong> sie als Oberin weiterhin tatkräftig<br />

mitwirkt. Ihren 75. Geburtstag am 11. August<br />

2013 werden wir im sonntäglichen<br />

Gottesdienst in unserer Kapelle feiern.<br />

Ein weiteres Jubiläum in diesem Jahr<br />

ist das 55-jährige Diakonissen-Jubiläum<br />

von Sr. Irene Schönemann, die als<br />

Krankenpflegerin den Menschen im<br />

Wedding über 50 Jahre geholfen hat.<br />

Sie ist am 16.02.1931 in Lehnin geboren<br />

und lebt seit 1953 im Mutterh<strong>aus</strong>.<br />

Im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> ist es Tradition,<br />

die Diakonissen-Jubiläen beim Jahresfest<br />

zu feiern.<br />

Diese Tradition soll auch in diesem<br />

Jahr beim 137. Jahresfest fortgesetzt<br />

werden.


Geistliches Leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 12<br />

Aktive Mitgestaltung: die diakonischen Gemeinschaften<br />

von Gabriela Labede<br />

Seit Erscheinen der letzten <strong>Notizen</strong> fanden<br />

wieder einige Treffen des Konvents<br />

sowie des Schwestern- und Brüderrats<br />

statt, die sich in unterschiedlicher Weise<br />

mit <strong>dem</strong> Thema „Glauben und Gemeinschaft“<br />

<strong>aus</strong>einandersetzten. Auf Einladung<br />

der Direktorin des Diakonischen<br />

Werkes Frau Susanne Kahl-Passoth<br />

begann das neue Jahr mit einem Gottesdienst<br />

am 20. Januar 2013 in der Kaiser-<br />

Wilhelm-Gedächtniskirche. Bischof Dr.<br />

Markus Dröge hielt die Predigt über das<br />

Wort <strong>aus</strong> 1. Petrus 3, Vers 15: „Seid allezeit<br />

bereit zur Verantwortung vor jedermann,<br />

der von euch Rechenschaft<br />

fordert über die Hoffnung, die in euch<br />

ist“. Ziel und Sinn sollte sein, die geistlichen<br />

Gemeinschaften mehr in den Blick<br />

der Öffentlichkeit zu bringen, damit ihre<br />

Arbeit besser wahrgenommen wird. Die<br />

vielen Schwestern und Brüder auf <strong>dem</strong><br />

gleichem Weg mit <strong>dem</strong> gleichen Ziel zu<br />

sehen, hat auch die Mitglieder des <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong> Konvents und die anwesenden<br />

Diakonissen gestärkt!<br />

Die geistlichen Gemeinschaften haben<br />

am 1. März zu<strong>dem</strong> aktiv am Weltgebetstag<br />

teilgenommen und werden sich<br />

auch im Rahmen der internationalen<br />

Konferenz Diakonia engagieren, die<br />

vom 01. bis zum 08. Juli 2013 im Evangelischen<br />

<strong>Johannesstift</strong> stattfinden<br />

wird. Im Oktober ist zu<strong>dem</strong> wieder ein<br />

Einkehrwochenende geplant. Ansonsten<br />

bleiben die Gemeinschaften <strong>dem</strong> <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> mit geistlichen und praktischen<br />

Aufgaben eng verbunden. Der<br />

Konvent wird in diesem Jahr eine Sprechstunde<br />

einrichten. Jutta Pamp dürfen wir<br />

als neues vorläufiges Mitglied im Konvent<br />

begrüßen. Am 137. Jahresfest feiert<br />

unsere Diakonisse Irene Schönemann ihr<br />

55-jähriges Diakonissenjubiläum und unsere<br />

Oberin Diakonisse Siegrid Fellechner<br />

ihr 50-jähriges Diakonissenjubiläum.<br />

Dietmar und Elisabeth Gerts feiern 10<br />

Jahre Mitgliedschaft im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

Konvent.<br />

Eine wesentliche Aufgabe für das Jahr<br />

2013 ist es, Wege zu finden, wie die diakonische<br />

Gemeinschaft im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> zukunftsfähiger entwickelt werden<br />

kann.<br />

Die Treffen des Konvents sind im Monatsblatt<br />

des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s zu<br />

finden. Gäste sind herzlich willkommen!<br />

Aus der Partnerschaft mit der Propstei Kaliningrad<br />

von Winfried Gayko<br />

Am 21. Februar tagte im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> die Geberkonferenz zur<br />

Finanzierung der Arbeit der Propstei<br />

Kaliningrad. Vertreten waren die EKD<br />

(Oberkirchenrat Michael Hübner), die<br />

Nordkirche (Pastorin Christa Hunzinger<br />

vom Europareferat beim Zentrum<br />

für Mission und Ökumene), das Gustav<br />

Adolf-Werk Sachsen (Vorsitzender Dr.<br />

Arndt Haubold, Geschäftsführerin Marga<br />

Reichold-Kanig), das Ev.-luth. Kirchenamt<br />

Sachsen (Oberkirchenrat Frie<strong>dem</strong>ann<br />

Oehme), der Königsberghilfe<br />

Bonn e. V. (Pfarrer i.R. Robert Wachowsky),<br />

der e.V. Gemeinschaft ev. Ostpreußen<br />

(Propst i.R. Erhard Wolfram),<br />

die Propstei Kaliningrad (Propst Thomas<br />

Vieweg) sowie das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> und der Kaiserswerther Verband<br />

(für beide Winfried Gayko).<br />

Propst Vieweg schilderte die angespannte<br />

finanzielle Situation vor Ort.<br />

Bis Mitte des Jahres soll ein <strong>aus</strong>geglichener<br />

H<strong>aus</strong>halt vorgelegt werden,<br />

was jedoch nur mit umfangreichen<br />

Sparmaßnahmen möglich ist. Es wurde<br />

festgestellt, dass das Spendenaufkommen<br />

in Deutschland rückläufig ist<br />

und somit wurden Wege erörtert, wie<br />

die Finanzierung der Arbeit vor Ort gesichert<br />

werden kann. Dazu müssen auch<br />

die russischen Gemeinden beitragen.<br />

Verabredet wurden eine verbesserte<br />

Kommunikation unter den Partnern und<br />

mit der Propstei sowie eine verbesserte<br />

Transparenz im Spendenaufkommen.<br />

Zum 23.02.13 hatte das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> zum Treffen der Kontaktgruppe<br />

Mitte (Spender und Partner <strong>aus</strong> den<br />

mittleren Bundesländern) eingeladen.<br />

Es trafen sich 24 Vertreter <strong>aus</strong> 16<br />

Gemeinden bzw. Einrichtungen. Ausführlich<br />

berichteten Propst Vieweg,


geistliches leben notizen ··· März 2013 ··· Seite 13<br />

die Verwaltungsleiterin Olesja Sadoroshnaja<br />

sowie die Vorsitzende des<br />

Propsteirats Tatjana Iljenko <strong>aus</strong> der<br />

Propstei. Es gibt zurzeit in 38 Gemeinden<br />

ca. 1000 Gemeindeglieder. Durch<br />

einen einschneidenden Rückgang des<br />

Spendenaufkommens für das Straßenkinderzentrum<br />

Jablonka muss dieses<br />

zum 28.02.13 geschlossen werden.<br />

Auch wenn die Zahl der Straßenkinder<br />

zurückgegangen ist, bleibt das eine<br />

schmerzliche Entscheidung. Eine Fortsetzung<br />

der Jugendarbeit auf ambulanter<br />

Grundlage wäre wünschenswert.<br />

Sehr positiv entwickelt sich hingegen<br />

die Gemeindediakonie, besonders in<br />

den Zentren Kaliningrad (Königsberg),<br />

Tschernjachowsk (Insterburg) und Gusew<br />

(Gumbinnen). In Kaliningrad leistet<br />

besonders die Diakonieverantwortliche<br />

der Propstei, Elena Evdokimova, gute<br />

Arbeit. Ihre Stelle wird vom <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> finanziert. Eine zunehmend<br />

größere Rolle spielt die Propstei durch<br />

Ausbildungsangebote in der Pflege.<br />

Viele Probleme sind in der Propstei zu<br />

lösen: Die finanzielle Lage, die wirtschaftliche<br />

Verwertung der Immobilien,<br />

die Bewältigung der Arbeit mit<br />

wesentlich weniger Personal. Propst<br />

Vieweg sieht jedoch eine von der Diakonie<br />

geprägte und von Bildungsangeboten<br />

getragene Zukunft für die<br />

Beratungen der Geberkonferenz<br />

ev.-luth. Diasporakirche im Kaliningrader<br />

Gebiet.<br />

Die Partner sicherten den Delegierten<br />

<strong>aus</strong> Kaliningrad weitere Unterstützung<br />

zu und dankten insbesondere für den<br />

offenen Bericht. Während der Tagung<br />

erreichte den Propst die Nachricht,<br />

dass die Leiterin der Kirchengemeinde<br />

Jasnaja Poljana (Trakehnen) mit Mann<br />

und vier Kindern durch einen Brand<br />

H<strong>aus</strong> und Habe verloren hat. Durch Kollekten<br />

und Spenden konnten den Delegierten<br />

345,00 € mitgegeben werden.<br />

Ein Abendmahlsgottesdienst schloss<br />

die Tagung ab. Das nächste Treffen soll<br />

am 22. April 2014 stattfinden.<br />

Gottesdienste in der Osterzeit<br />

Donnerstag, 28. März<br />

Gründonnerstag<br />

18 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Herr Pfarrer von Essen<br />

Freitag, 29.März – Karfreitag<br />

15 Uhr Gottesdienst zur Sterbestunde<br />

Fr. Diakonin Horn-Gittel<br />

Sonntag, 31. März – Ostern<br />

10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Fr. Diakonin Horn-Gittel<br />

Wir laden Sie ebenfalls herzlich ein zu<br />

unseren täglichen Gebetszeiten ein:<br />

8 Uhr Morgenandacht<br />

12 Uhr Mittagsgebet jeden<br />

Dienstag 15 Uhr Fürbitten-Gebet


Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 14<br />

Jung und Alt<br />

„Den Menschen in den Mittelpunkt stellen!“<br />

Die grüne Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg über Gerechtigkeit in der Altenpflege<br />

und die Aufgaben kirchlicher Träger<br />

Sehr geehrte Frau Scharfenberg, Sie<br />

sind von H<strong>aus</strong>e <strong>aus</strong> Sozialarbeiterin<br />

und nun seit beinahe acht Jahren als<br />

Bundestagsabgeordnete mit Gesetzesvorhaben,<br />

Ausschussarbeit und in diesen<br />

Tagen auch mit Wahlkampf beschäftigt.<br />

Wie gelingt es Ihnen, wie kann es Politikerinnen<br />

und Politikern allgemein gelingen,<br />

die Perspektive der Menschen<br />

nicht <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Auge zu verlieren, die<br />

eher am unteren Rand der Gesellschaft<br />

stehen und die ihre Interessen nicht<br />

so lautstark formulieren können, wie<br />

dies die unzähligen Lobbygruppen tun?<br />

Wie bürgernah kann Bundespolitik sein?<br />

Durch meine Arbeit habe ich ja immer<br />

noch Kontakt zu den Menschen vor Ort.<br />

Ich sehe sogar mehr als früher. Ich bin<br />

aber auch mehr als früher darauf angewiesen,<br />

dass die Menschen mir mitteilen,<br />

wo der Schuh drückt. Bei meinen<br />

Besuchen, bspw. in Pflegeeinrichtungen<br />

und Krankenhäusern interessiert mich<br />

natürlich nicht nur die Einrichtung an<br />

sich, sondern vor allem die Menschen,<br />

die diese mit Leben füllen. Die Bewohnerinnen<br />

und Patienten, die Pflegekräfte<br />

und H<strong>aus</strong>wirtschaftler usw. sind für mich<br />

die Gesprächspartner. Man muss den<br />

Mensch, den Verbraucher immer wieder<br />

in den Fokus stellen und sich klar darüber<br />

sein, dass gerade die Schwächsten<br />

eine Stimme benötigen und eben oft keine<br />

schlagkräftige Lobby haben. Es liegt<br />

an je<strong>dem</strong> sich immer wieder klar zu werden,<br />

dass man mit einem Bundestagsmandat<br />

ein Vertreter des Volkes ist und<br />

das versuche ich jeden Tag neu.<br />

machen wir Politik für alle Generationen.<br />

Aber zurück zu Ihrer Frage: Da sprechen<br />

Sie zwei große Themen an, bei denen<br />

man nicht eben so in zwei Sätzen die Lösungen<br />

darstellen kann. Die Pflege kann<br />

ein sehr erfüllender Beruf sein, da man<br />

als Lebensbegleiter, Kümmerer und Seelsorger<br />

seiner Berufung nachgehen kann.<br />

Das sollte man als Gesellschaft einmal<br />

Elisabeth Scharfenberg wünscht sich mehr Anerkennung für den Pflegeberuf<br />

In Ihrer Arbeit setzen Sie sich insbesondere<br />

für die Belange von älteren und pflegebedürftigen<br />

Menschen ein. Diese größer werdende<br />

Gruppe gehörte bislang nicht zum<br />

klassischen Wählerklientel Ihrer Partei.<br />

Welche Rezepte bieten Sie ihnen gegen<br />

wachsende Probleme wie den sogenannten<br />

Pflegenotstand oder zunehmende<br />

Altersarmut?<br />

Wir waren schon immer eine Partei der<br />

Generationengerechtigkeit und deshalb<br />

anerkennen. Pflege ist weiterhin der Beruf<br />

mit Zukunft und dazu noch krisensicher.<br />

Wir müssen dafür sorgen, dass die<br />

Ausbildung der Pflegekräfte gesichert<br />

ist, beispielsweise bei der Finanzierung.<br />

Durch eine Ausbildungsumlage in der<br />

Altenpflege und der Finanzierung der<br />

gesamten Umschulung zur Pflegekraft<br />

ist schon ein großer Schritt getan. Es<br />

braucht aber auch mehr Ausbildungsplätze<br />

und gute Arbeitsplätze – da sind<br />

auch die Arbeitgeber gefragt. Wir müssen<br />

aber auch schon bei der Vermeidung<br />

von Pflegebedürftigkeit ansetzen, denn<br />

je gesünder wir älter werden, umso geringer<br />

fällt der Personalmangel <strong>aus</strong>. Bei<br />

der Altersarmut will ich auf unser grünes<br />

Konzept hinweisen. Mit der "Grünen Garantierente"<br />

lässt sich Altersarmut bekämpfen:<br />

Die Bedingungen sind so gesetzt,<br />

dass sie von Männern und Frauen<br />

erreicht werden können. Wer mindestens<br />

30 Versicherungsjahre hat, erwirbt einen<br />

Anspruch auf eine Rente in Höhe von<br />

mindestens 850 Euro.<br />

Einige Experten sprechen sich dafür<br />

<strong>aus</strong>, Alten- und Pflegepolitik nicht mehr<br />

defizitorientiert auf bestimmte Gesundheitsfragen<br />

oder Einschränkungen der<br />

Lebensqualität zu fokussieren, sondern


Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 15<br />

sie als Mehrgenerationen- und Präventionspolitik<br />

zu verstehen. Eine künftige<br />

Politik für Menschen im Alter setze auf<br />

differenzierte Unterstützungsformen<br />

und auf bürgerschaftliche Aktivierung,<br />

Prävention und Selbstbestimmung. Wie<br />

wird die „Generation 65plus“ im Jahr<br />

2030 Ihrer Auffassung nach leben?<br />

Die Generation 65plus im Jahr 2030 wird<br />

bunt, medial vernetzt und sehr heterogen<br />

sein. Es gibt nicht „die Alten“, sondern<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten im<br />

Alter zu leben. Wir müssen uns von unserem<br />

einseitigen Bild des hilfebedürftigen<br />

älteren Menschen natürlich lösen,<br />

weil es so nicht mehr stimmt oder noch<br />

nie richtig war. Das ist auch das Problem<br />

an den existierenden Altersgrenzen<br />

im Ehrenamt, auf <strong>dem</strong> Arbeitsmarkt,<br />

der Weiterbildung und so weiter. Sie<br />

sind zu unflexibel und verfolgen ein bestimmtes,<br />

meist defizitäres Altersbild.<br />

Wir dürfen aber auch nicht alle als aktive<br />

und fitte Senioren zusammenfassen.<br />

Das wird denjenigen nicht gerecht, die<br />

auf Hilfe und Unterstützung im Alter angewiesen<br />

sind. Zumeist entscheidet der<br />

Foto: © Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen/ Stefan Kaminski<br />

Gesundheitszustand ja über die Art und<br />

Weise wie dieser Lebensabschnitt sich<br />

gestaltet. Es wird also auch im Jahr 2030<br />

alles geben, wie heute auch schon. Und<br />

unsere Aufgabe ist es, diese Vielfalt im<br />

Blick zu behalten und mitzudenken.<br />

In Deutschland werden etwa Zweidrittel<br />

der pflegebedürftigen Menschen zu<br />

H<strong>aus</strong>e versorgt. Hier wird häufig Unglaubliches<br />

geleistet. Es ist ein „Pflegealltag<br />

im Verborgenen“, wie es in einem<br />

Filmebeitrag von Herbert Link heißt.<br />

Zum einen fehlt die soziale und finanzielle<br />

Anerkennung für die pflegenden Familienangehörigen,<br />

zum anderen aber<br />

bleiben auch die Probleme verborgen,<br />

die mit der häuslichen Pflege manchmal<br />

verbunden sind: Erschöpfung, Gewalt<br />

gegen die pflegebedürftigen durch die<br />

pflegenden Familienmitglieder – und<br />

umgekehrt – , soziale Isolation oder<br />

mangelnde Unterstützung. Wie können<br />

pflegende Angehörige entlastet werden<br />

und welche Aufgaben kommen Gesellschaft<br />

und Politik dabei zu?<br />

Interessant, dass der Pflegealltag im<br />

Verborgenen angesprochen wird, denn<br />

genau dieses Thema treibt mich gerade<br />

um. Wichtig ist, dass wir offen über die<br />

Probleme reden. Nur dann können Hilfe<br />

und Unterstützung angeboten werden<br />

und sich neue Formen her<strong>aus</strong>bilden.<br />

Unserer Meinung nach brauchen wir<br />

eine Entlastungsoffensive für pflegende<br />

Angehörige. Viele B<strong>aus</strong>teine sind nötig,<br />

wie beispielsweise eine Pflegezeit, in<br />

der steuerfinanziert eine Lohnersatzleistung<br />

gezahlt wird. Weiterhin brauchen<br />

die Menschen ein Recht auf Rückkehr<br />

auf den alten Arbeitsplatz und Arbeitszeit,<br />

wenn sie aufgrund der Pflege <strong>aus</strong>gesetzt<br />

oder zeitweise reduziert haben.<br />

Angebote wie Tages- und Nachtpflege<br />

oder Verhinderungspflege sind noch viel<br />

zu wenig bekannt und werden zu wenig<br />

genutzt und gefördert. Es braucht unabhängige<br />

Pflegeberatung und Pflegebegleitung,<br />

damit Überforderungssituationen<br />

rechtzeitig erkannt werden können.<br />

Es bedarf ganz unterschiedlicher Lösungen<br />

und die Wahlmöglichkeiten. Die<br />

Gesellschaft ist aber auch gefragt – ich<br />

muss mich dafür interessieren, wie es<br />

meinem Nachbarn geht. Ich muss mich<br />

auch einbringen. Aktiv in meinem Kiez,<br />

meiner Nachbarschaft einen Beitrag<br />

leisten, damit es sich dort gut leben<br />

lässt. Wenn es mir egal ist, was um mich<br />

herum passiert, dann darf ich mich auch<br />

nicht wundern, wenn im Alter auch keiner<br />

auf mich schaut.<br />

In welcher Rolle sehen Sie Akteure wie<br />

kirchliche <strong>Stift</strong>ungen und Einrichtungen<br />

bei der Entwicklung nachhaltiger Pflege-<br />

und Wohnmodelle? Tun die Kirchen<br />

mit Caritas und Diakonie als große Arbeitgeber<br />

im Pflegebereich genug, damit<br />

eine menschenwürdige Pflege und<br />

ein gutes Leben im Alter möglich sind?<br />

Die Wohlfahrtsverbände haben eine<br />

wichtige Rolle in der Versorgung der älteren<br />

Menschen. Gerade die kirchlichen<br />

Träger sind als Arbeitgeber in der Pflege<br />

gefragt, einen Kontrapunkt im Umgang<br />

mit den Mitarbeitern zu setzen. Dazu gehört<br />

eine <strong>aus</strong>reichende Bezahlung und<br />

da bemerke ich, dass das nicht bei allen<br />

so selbstverständlich ist. Der Christliche<br />

Gewerkschaftsbund hat die Politik ja<br />

dazu angehalten, die Arbeits- und Einkommensbedingungen<br />

der Altenpflegekräfte<br />

deutlich zu verbessern. Da stellt<br />

sich mir die Frage, warum einige Arbeitgeber<br />

unter den jetzigen Bedingungen<br />

schon heute gute Gehälter zahlen können<br />

und andere nicht. Aber keine Frage,<br />

die Entgeltverteilungsdiskussion muss<br />

einmal geführt werden. Bei den Arbeitsbedingungen<br />

muss nicht nur die Politik<br />

in die Pflicht genommen werden sondern<br />

auch der Arbeitgeber.<br />

Ich kenne hier Träger und Einrichtungen,<br />

die mit einer Vielzahl an Arbeitszeitmodellen,<br />

an Präventionsangeboten, mit<br />

Erfolgsprämien und beim betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement richtig gut<br />

sind. Ich wünsche mir, dass das mehr<br />

Verbreitung und Nachahmer findet.<br />

Personalpflege ist kein Selbstläufer und<br />

nur Personal, das gut gepflegt ist, kann<br />

auch gut pflegen. Hier schließt sich der<br />

Kreis.<br />

Ich erwarte mir auch, dass Caritas und<br />

Diakonie quer denken und den Mensch<br />

und Verbraucher in den Mittelpunkt setzen,<br />

auch wenn sich hier ein Dilemma<br />

ergibt, weil sie ja auf der anderen Seite<br />

auch Dienstleister und Anbieter sind –<br />

also Wirtschaftsakteure.<br />

Die Fragen stellte Stefan<br />

Kurzke-Maasmeier.


Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 16<br />

Fähigkeiten fördern – Teilhabe ermöglichen<br />

von Carsten Glöckner<br />

Wenn ich auf <strong>dem</strong> Weg zur Schule meinen<br />

Freund abholte oder wir uns nachmittags<br />

trafen, um miteinander loszuziehen, ist<br />

mir seine Großmutter oft begegnet. Mein<br />

Freund lebte mit seiner Familie in einem<br />

altmodischen Bauernh<strong>aus</strong>, auf einem Hof<br />

ca. 80 Kilometer nördlich von Berlin. Zu<br />

<strong>dem</strong> Hof gehörte das alte Bauernh<strong>aus</strong>,<br />

ein kleiner Stall, ein Heuboden auf <strong>dem</strong><br />

man wunderbar toben konnte, eine Wiese,<br />

ein großer Gemüsegarten mit einem<br />

herrlich begrünten Staketenzaun, eine<br />

Schar Hühner, Enten, die Weihnachtsgans,<br />

drei Schweine, ein kleiner Taubenschlag,<br />

Kaninchen, Rex der Schäferhund,<br />

eine Kuh und ein paar Morgen Land. Die<br />

Familie lebte anfangs mit drei und später<br />

vier Generationen unter einem Dach:<br />

mein Freund, seine Eltern, seine Schwester<br />

und die Großmutter.<br />

Neben der großen Menge Unfug, den wir<br />

als Kinder und Jugendliche angestellt<br />

haben, ist mir die Großmutter in besonderer<br />

Erinnerung geblieben. Sie war<br />

eine kleine drahtige Frau mit gebeugten<br />

Gang, dünnem Haar, Dutt und Hornbrille.<br />

Auf Grund ihres Alters hörte und sah sie<br />

nicht mehr so gut und wegen ihrer mecklenburgischen<br />

Herkunft verstand ich sie<br />

als hochdeutsch sprechender und verstehender<br />

Jugendlicher auch nur teilweise,<br />

weil sie das schönste und reinste Platt<br />

sprach, was ich jemals gehört habe. Für<br />

mich war die Verständigung immer wieder<br />

eine Frage von<br />

höchster Konzentration,<br />

wenn es<br />

mal dazu kam. Für<br />

die Familie meines<br />

Freundes war<br />

es eine Selbstverständlichkeit,<br />

miteinander<br />

zu sprechen,<br />

zu lachen und auch mal Tacheles<br />

zu reden.<br />

Die Großmutter ist mir <strong>aus</strong> vielerlei Gründen<br />

in besonderer Erinnerung: Sie war<br />

pflichtbewusst und von einer lebenslang<br />

geübten Ordnung geprägt. Sie stand morgens<br />

auf, hatte ihre täglichen Aufgaben<br />

zur Versorgung der Tiere auf <strong>dem</strong> Hof und<br />

kümmerte sich um das Mittagessen. Sie<br />

saß mit am Tisch, wenn es Kaffee gab<br />

und wenn der Kuchen angeschnitten<br />

wurde. Sie sagte ihre Meinung und teilte<br />

ihre Erfahrungen mit, wenn es ihres Ratschlags<br />

bedurfte. Sie kannte die Tiere<br />

auf <strong>dem</strong> Hof und hatte ein Gespür dafür,<br />

wenn es einem Tier nicht gut ging. Unterhielt<br />

sich die Familie, dann wechselte<br />

Diakonisches<br />

Pflegewohnheim Schillerpark im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />

Ein familiäres und herzliches Zuh<strong>aus</strong>e · liebevolle Pflege · Aktiv das Leben gestalten<br />

• 112 Einzelzimmer und 22 Doppelzimmer in einem wohnlichen Ambiente<br />

• auf Wunsch eigene Möbel<br />

• kompetente, persönliche Beratung durch unsere Sozialdienste<br />

• individuelle therapeutische Angebote, zahlreiche Aktivitäten<br />

• ein stiftseigener Park zum Spazieren und Verweilen<br />

• nebenan der erholsame Schillerpark<br />

• Andachten und liebevolle, seelsorgerische Betreuung<br />

Diakonisches Pflegewohnheim Schillerpark – Müllerstraße 56/58 – 13349 Berlin<br />

Eine Fähigkeit die nicht täglich<br />

gefördert wird, geht<br />

täglich ein Stück zurück<br />

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die Sprache selbstverständlich zwischen<br />

hochdeutsch und platt, so dass die Großmutter<br />

immer mit einbezogen wurde und<br />

nie das Gefühl hatte, in die Welt um sich<br />

herum nicht mehr eingebunden zu sein<br />

oder sie nicht verstehen<br />

zu können.<br />

Nachmittags klagte<br />

sie des Öfteren<br />

über ihre schlechten<br />

Augen und<br />

über ihre Beine,<br />

die nicht mehr so<br />

wollten, wie sie<br />

es sich wünschte. Aber wehe, wenn ihre<br />

Tochter sagte „…dann ruh dich doch <strong>aus</strong>“<br />

oder „…bleib morgen liegen, Du brauchst<br />

doch nicht…“<br />

Sie werden fragen, was das mit <strong>dem</strong> heutigen<br />

Pflegealltag zu tun hat und warum<br />

ich Ihnen von der Großmutter erzähle. Die<br />

Erinnerung an die 1980er Jahren hat aufgrund<br />

der gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

in Deutschland scheinbar nichts mehr<br />

mit der heutigen Zeit zu tun. Gleichzeitig<br />

zeigt sie aber, wie wir uns heutzutage idealerweise<br />

einen gemeinsamen Umgang<br />

mit unserer Großelterngeneration als<br />

Betroffene, Angehörige und auch als Verantwortliche<br />

in der Altenhilfe wünschen.<br />

Das, was für die Großmutter selbstverständlich<br />

war, sollte auch für ein aktives<br />

Leben im Alter tägliche Normalität sein.<br />

Sicher, nicht jeder hat Hühner zu versorgen<br />

oder ein Gemüsebeet auf <strong>dem</strong> Balkon.<br />

Was zählt ist etwas anderes. Fragen<br />

Sie sich, wie Sie sich ein Leben im Alter<br />

vorstellen. Was ist Ihnen wichtig? Wollen<br />

Sie im Alter dazugehören oder wollen Sie<br />

in Ruhe gelassen werden? Wollen Sie mit<br />

einbezogen werden, miteinander lachen,<br />

reden, sich <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen können? Was<br />

braucht es Ihrer Meinung nach dazu?<br />

In der Zeit vor 26 Jahren gab es in unserer<br />

Gegend keine <strong>aus</strong>geprägte Infrastruktur<br />

für eine pflegerische und soziale Versorgung<br />

von Pflegebedürftigen. Es gab<br />

nur das Zuh<strong>aus</strong>e, die Kirchgemeinde,<br />

christliche Altersheime oder Heime des<br />

DRK und der Volkssolidarität und das war<br />

es. Zu einem großen Teil hat das <strong>aus</strong>gereicht,<br />

weil die Menschen wussten, dass<br />

es nichts anderes gibt. Die Kinder waren<br />

da und haben in den meisten Fällen dafür<br />

(chinesisches Sprichwort)


Jung und Alt · Notiz Nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 17<br />

gesorgt, dass ihre Eltern im Alter gut versorgt<br />

wurden. Heute ist vieles anders und<br />

erst recht in einer Großstadt wie Berlin.<br />

Vielfach leben unsere Familien heute<br />

weit <strong>aus</strong>einander. Wir sind durch unsere<br />

Biografien, unsere Familien und durch<br />

die Arbeit eingebunden und machen oft<br />

eine Überstunde mehr im Betrieb, als<br />

eine Stunde mehr in der Familie. An die<br />

Stelle der Familien sind in den vergangenen<br />

Jahrzehnten mehr und mehr Institutionen<br />

und professionelle Anbieter<br />

getreten, so auch die <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />

Pflege gGmbH und unsere Partner <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> Sunpark.<br />

Trotz der vielen Angebote für professionelle<br />

Pflegedienstleistungen wollen wir<br />

nicht mit vermeintlichen Lösungen aufwarten,<br />

wenn diese noch nicht gewollt<br />

sind oder wenn es noch <strong>aus</strong>reichende<br />

Möglichkeiten zur Selbsthilfe gibt. Unser<br />

Ziel ist es, unsere Mitmenschen in unserem<br />

Kiez genau dann zu unterstützen,<br />

wenn sie sich mit der Bitte um Hilfe an uns<br />

wenden. Wir wollen unsere pflege- und<br />

betreuungsbedürftigen Nachbarn darin<br />

© <strong>Evangelisches</strong> <strong>Johannesstift</strong> Altenhilfe gGmbH<br />

begleiten, ihre Fähigkeiten zu behalten,<br />

um so lange wie möglich eigenständig<br />

leben zu können. Wenn Sie dazu unsere<br />

Unterstützung brauchen, dann wenden<br />

Sie sich an uns, wir sind für Sie da.<br />

Bleiben Sie aktiv und behalten Sie Ihre<br />

Fähigkeiten!<br />

Carsten Glöckner ist Geschäftsführer<br />

der <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> Pflege gGmbH.<br />

Menschenwürde und Menschenrechte in der Pflege<br />

von Stefan Kurzke-Maasmeier<br />

In Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es<br />

bekanntlich: „Die Würde des Menschen<br />

ist unantastbar. Sie zu achten und zu<br />

schützen ist Verpflichtung aller staatlichen<br />

Gewalt“ (Abs. 1). Dass eine gute<br />

Pflege sich an der Fundamentalnorm der<br />

Menschenwürde zu orientieren hat, ist<br />

im öffentlichen Diskurs weithin unumstritten.<br />

Allerdings bedeutet dies leider<br />

nicht, dass die Würde von zu pflegenden<br />

Personen tatsächlich unangetastet bliebe.<br />

Denn die Probleme – seien es solche,<br />

die die strukturelle Versorgungssituation<br />

oder solche, die den Nahbereich der<br />

Pflege betreffen – sind tatsächlich und<br />

empirisch belegbar vorhanden und nicht<br />

<strong>aus</strong>schließlich Ergebnis einer negativ<br />

gefärbten Berichterstattung über die<br />

Situation insbesondere in stationären<br />

Einrichtungen.<br />

Jeder Mensch möchte im Falle einer<br />

Pflegebedürftigkeit so versorgt werden,<br />

dass seine Würde gewahrt bleibt<br />

und hohes Maß an Selbstbestimmung<br />

und Teilhabe möglich wird. Gleichzeitig<br />

können sich viele Menschen – auch<br />

Zweidrittel der professionellen Pflegenden<br />

selbst – nur schwer oder gar nicht<br />

vorstellen, die letzte Phase ihres Lebens<br />

in einem Pflegeheim zu verbringen.<br />

Dazu tragen Berichte und Forschungen<br />

über skandalöse Zustände in manchen<br />

Pflegeheimen oder ambulanten Pflegestationen<br />

bei. Es werden darin Situationen<br />

hilfebedürftiger, häufig <strong>dem</strong>enzerkrankter<br />

Menschen beschrieben, die<br />

nicht <strong>aus</strong>reichend oder falsch versorgt,<br />

allein gelassen und fixiert werden.<br />

Diese Umstände tasten die Menschenwürde<br />

der Pflegebedürftigen an. Gleichwohl<br />

können sie nicht <strong>aus</strong>schließlich auf<br />

das Fehlverhalten von Pflegepersonen<br />

zurückgeführt werden. Auch das gegenwärtigen<br />

System der Pflegeversicherung<br />

und die Fehlsteuerungen<br />

von Trägern (fehlende Fortschreibung<br />

von Stellenschlüsseln, zu wenig Fortbildung<br />

und Supervision etc.) können<br />

Mängel hervorrufen. Auch der Aspekt<br />

der Rehabilitation, also der Wieder-Bewürdung,<br />

wird häufig vernachlässigt,<br />

da das bisherige Pflegestufensystem<br />

das Zurückgewinnen von Kompetenzen<br />

nicht in den Blick nimmt und jene Träger<br />

finanziell „bestraft“, die alternative<br />

Konzepte anbieten. Die Förderung von<br />

Selbstbestimmung und die sozialen<br />

Bedürfnisse kommen noch immer zu<br />

wenig in den Blick. Mit <strong>dem</strong> Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />

wird nun immerhin<br />

die Versorgung von Menschen mit<br />

einer Demenzerkrankung verbessert<br />

und die Leistungen werden insgesamt<br />

<strong>aus</strong>geweitet.<br />

Es ist an der Zeit, das Thema Pflege und<br />

die Gestaltung gerechter Strukturen<br />

für eine gute Pflege in den Kontext der<br />

Menschenrechte zu stellen. Menschenrechte<br />

sind die Antwort auf strukturelle<br />

Beschädigungsversuche menschlicher<br />

Würde. Soziale Menschenrechte, zu<br />

denen auch ein Grundrecht auf gute<br />

Pflege zu zählen ist, stellen politische


Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 18<br />

Gestaltungsprinzipien dar, die <strong>dem</strong><br />

Staat Infrastrukturmaßnahmen abverlangen,<br />

die dazu geeignet sind, dass<br />

Menschen ihre Grundrechte in vollem<br />

Umfang und unter Beachtung ihrer Autonomie<br />

und ihres Selbstbestimmungsrechts<br />

auch wahrnehmen können. Das<br />

bedeutet: der Staat und die von ihm beauftragten<br />

Wohlfahrtsakteure stehen in<br />

einer Gewährleistungspflicht, das Menschenrecht<br />

auf gute Pflege nicht nur zu<br />

beachten, sondern es auch effektiv zu<br />

schützen und seine Durchsetzung strukturell<br />

zu ermöglichen.<br />

Notwendig ist eine gesellschaftliche<br />

Diskussion über den tatsächlichen<br />

Stellenwert der menschlichen Würde<br />

im konkreten Pflegealltag. Wie viel<br />

ist uns eine gute Pflege wert? Neben<br />

den Verbesserungen der Leistungen<br />

gehört dazu auch, dass die Pflege als<br />

Beruf aufgewertet und besser entlohnt<br />

wird. Ein ganz praktisches Instrument<br />

ist die sogenannte „Charta der Rechte<br />

hilfe- und pflegebedürftiger Menschen<br />

(Pflege-Charta)“. Die Charta buchstabiert<br />

die fundamentalen Grundrechte<br />

bezogen auf die Pflege in neuer Weise<br />

<strong>aus</strong>. Danach ist das normative Ziel einer<br />

guten Pflege, die Garantie der Selbstbestimmung<br />

sowie die Möglichkeit zur<br />

Information, Aufklärung und Kommunikation,<br />

z.B. durch die Teilhabe Pflegebedürftiger<br />

an der Gestaltung der Pflegeeinrichtung<br />

(Essen zubereiten etc.).<br />

Wie die Charta in Einrichtungen und<br />

Diensten umgesetzt werden kann, zeigt<br />

ein Leitfaden zur Selbstbewertung.<br />

Eine menschenwürdige Pflege kann ermöglicht<br />

werden, wenn der politische<br />

Wille, ein Struktur- und Kulturwandel in<br />

den großen (kirchlichen) Einrichtungen,<br />

eine Aufwertung des Pflegeberufs und<br />

der Aufbau von zivilgesellschaftlichen<br />

Netzwerken ineinander greifen.<br />

Informationen:<br />

www.pflege-charta.de<br />

www.buendnis-fuer-gute-pflege.de<br />

www.dbfk.de/download/<br />

ICN-Ethikkodex-DBfK.pdf<br />

Trauer als Chance – trotzDEM<br />

Gefühle und Gedanken nach einer Demenzdiagnose<br />

von Helga Rohra<br />

Gefühle<br />

Und dann sind diese Tage, diese Minuten<br />

….es geht ganz schnell. Ohne einen<br />

bestimmten Vorfall, ohne irgendwelche<br />

Ereignisse, da sind sie. Sie umgeben und<br />

umhüllen dich. Du stehst im Schatten.<br />

Mehr noch – du findest dich in der Dunkelheit<br />

nicht mehr. Die dominante Farbe<br />

ist grau, schwarz. Du bist nicht mehr du.<br />

Es ist nur dieses „Etwas“ nach der Diagnose.<br />

Was bist du noch wert? Wofür<br />

wirst du geliebt? Wer lobt dich? Diese<br />

Zweifel an dir, an allem, an je<strong>dem</strong>. Eine<br />

tiefe Trauer umgibt dich, aber du kannst<br />

doch noch denken. Du willst dich retten,<br />

Du – nur du allein kannst es!<br />

Denke nicht an das, was war. Setze dir<br />

ein Ziel, ein kleines. Mache den Schritt,<br />

freue dich über jeden kleinen Erfolg.<br />

Lobe dich, klopfe dir auf die Schulter<br />

und freue dich darüber was du gerade<br />

jetzt kannst, was du gerade bist. Weine<br />

nicht <strong>dem</strong> Verlorenen nach, freue dich<br />

über das was da ist! Vergiss nicht, dass<br />

du einmalig bist. Deine Demenz ist auch<br />

einmalig. Du kannst so stolz sein auf<br />

dich. Auf jeden kleinen Schritt, den du<br />

alleine geschafft hast. Das ist es doch,<br />

was wirklich zählt. Du bist ein Kämpfer!<br />

Eigentlich ist es ja so wie bei allem, mit<br />

Foto: © Michael Hagedorn


Jung und Alt · Notiz Nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 19<br />

oder ohne Demenz. An einer Her<strong>aus</strong>forderung<br />

wachsen wir, reifen wir. Und<br />

es ist eine Frage der Zeit, aber auch<br />

du schaffst es. Und dann: Du lebst es,<br />

du liebst es dein Leben trotz Demenz,<br />

trotzDEM.<br />

Reflexionen<br />

Für den Arzt und die Kassen sind wir Demenzerkrankte<br />

eine Her<strong>aus</strong>forderung!<br />

Die Diagnose ist kaum mehr als eine<br />

klinische Erfassung. Ein Präparat soll<br />

beruhigen. Unverträglichkeiten und<br />

Präferenzen sind bei Kassenpatienten<br />

unwichtig. Ich habe meine Erfahrungen<br />

gemacht und es gibt einiges, was ich den<br />

Ärzten zurufen möchte.<br />

Und was ist mit den Arbeits- und Integrationsämtern?<br />

Für die ist Demenz ein<br />

Fremdwort. Die Sachbearbeiter kennen<br />

nur Alzheimer. Was sie gleichsetzen mit:<br />

hilflos, verwirrt. Es ist so traurig. Beratungsgespräche<br />

werden erst gar nicht<br />

mehr geführt. Sie fühlen sich ungerecht<br />

behandelt, werden nicht gehört, sondern<br />

<strong>aus</strong>sortiert. Natürlich ist es für die<br />

Ämter eine Her<strong>aus</strong>forderung. Doch auch<br />

sie müssen informiert sein, kompetent<br />

– und uns vielleicht als Behinderte mit<br />

allen Rechten einstufen.<br />

Werden wir <strong>dem</strong>enzfreundlich<br />

Demenz ist eine nicht sichtbare Behinderung<br />

und deshalb ist ein Sensibilisieren<br />

unserer Gesellschaft nötig. Es ist eine<br />

Her<strong>aus</strong>forderung für uns alle – auch<br />

für Sie, die Sie diese Zeilen lesen. Wir<br />

werden in Zukunft konfrontiert werden<br />

mit immer jüngeren Dementen. Sie sind<br />

auch eine ethische Her<strong>aus</strong>forderung für<br />

uns. Haben wir Mut zur Selbstreflexion,<br />

werden wir <strong>dem</strong>enzfreundlich!<br />

Es geht ganz einfach, seien Sie einfach<br />

menschenfreundlich! Vielleicht bin ich<br />

ein Beispiel dafür, dass Demenz nicht<br />

nur eine Diagnose ist – es ist mein eigener<br />

Weg mit Demenz umzugehen. Ich<br />

möchte Ihnen Mut machen, auch wenn<br />

Sie die Diagnose hätten … sehen Sie sie<br />

als Her<strong>aus</strong>forderung. Sie können noch<br />

vieles.<br />

Die Autorin Helga Rohra erhielt die<br />

Diagnose „Demenz“ mit 54 Jahren.<br />

Heute ist sie als Demenzaktivistin und<br />

als Sprecherin aller Demenzbetroffenen<br />

europaweit unterwegs. Über<br />

ihre Erfahrungen mit der Demenz hat<br />

sie ein Buch geschrieben. Es trägt<br />

den Titel “Aus <strong>dem</strong> Schatten treten“,<br />

ISBN: 9783940529862, 133 Seiten, 2.<br />

Auflage, Mabuse-Verlag 2012.<br />

Veranstaltungsreihe „Gut zu wissen“ des Evangelischen<br />

<strong>Johannesstift</strong>s<br />

Das Evangelische <strong>Johannesstift</strong> hat eine Veranstaltungsreihe mit Fachleuten zu Fragen und Themen rund um das Alter<br />

aufgelegt. Hierzu sind alle eingeladen, die sich angesprochen fühlen: Senioren, deren Angehörige und alle anderen<br />

Interessierten. Die Veranstaltungen sind kostenlos und dauern ca. 90 Minuten. Sie können sich unverbindlich unter<br />

030 · 33609-319 anmelden. Gerne können Sie ein oder mehrere Begleitpersonen mitbringen.<br />

Nächste Termine im Diakonischen Pflegewohnheim Schillerpark im<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>, Müllerstraße 56-58, 13349 Berlin, Beginn um 16.30 Uhr<br />

11.06. Vererben und Erben. Was muss ich beim Testament beachten?<br />

22.10. Sicherheit im Alter – Wie ich mich vor Trickbetrügern und Dieben schütze<br />

Nächste Termine im Evangelischen <strong>Johannesstift</strong>,<br />

Hotel Christophorus, Beginn um 16.30 Uhr<br />

16.04. Vererben und Erben. Was muss ich beim Testament beachten?<br />

28.05. Im Alter zu H<strong>aus</strong>e leben. H<strong>aus</strong>notruf, ambulante Dienste u.v.m.<br />

04.06. Demenz - Frühdiagnostik und Möglichkeiten der Beschäftigung<br />

10.09. Einsam und gemeinsam im Alter - Aufgabe, Her<strong>aus</strong>forderung<br />

oder Schicksal?<br />

15.10. Patientenverfügung. Was sollte ich beachten?<br />

Kontakt<br />

Lisa Tembrink, Tel. 030 33609 319, freundeskreis@evangelisches-johannestift.de


Jung und Alt notizen ··· März 2013 ··· Seite 20<br />

Ausgewählte Literatur zum Titelthema<br />

Valentin Aichele,<br />

Jakob Schneider:<br />

Soziale Menschenrechte<br />

älterer Personen in<br />

Pflege. Berlin 2008.<br />

Silvia Bovenschen:<br />

Älter werden – <strong>Notizen</strong>.<br />

Frankfurt am Main 2006.<br />

Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

(Hrsg.): Wohnen für<br />

(Mehr)Generationen:<br />

Gemeinschaft stärken -<br />

Quartier beleben.<br />

Berlin 2013<br />

Diakonisches Werk<br />

der EKD: Altern in der<br />

Mitte der Gesellschaft.<br />

Aus <strong>dem</strong> Leben schöpfen.<br />

Für mich und für<br />

andere. Handreichung<br />

für Gemeindearbeit,<br />

Stuttgart 2012<br />

Elisabeth Fix, Stefan<br />

Kurzke-Maasmeier<br />

(Hrsg.): Das Menschenrecht<br />

auf gute Pflege.<br />

Selbstbestimmung und<br />

Teilhabe verwirklichen.<br />

Freiburg 2009<br />

Generali Altersstudie<br />

2013: Wie ältere Menschen<br />

leben, denken<br />

und sich engagieren.<br />

Broschiert, 320 Seiten,<br />

Fischer Taschenbuch<br />

Verlag, Frankfurt 2013<br />

Anselm Grün: Leben<br />

ist Jetzt: Die Kunst des<br />

Älterwerdens, Herder-<br />

Verlag, Freiburg 2009<br />

Andreas Kruse<br />

(Hrsg.): Leben im Alter<br />

– Eigen- und Mitverantwortlichkeit<br />

<strong>aus</strong><br />

der Perspektive von<br />

Gesellschaft, Kultur und<br />

Politik, Heidelberg 2010<br />

Helga Rohra: Aus<br />

<strong>dem</strong> Schatten treten, 2.<br />

Auflage, Mabuse-Verlag<br />

2012<br />

Martina Kumlehn, Andreas<br />

Kubik (Hrsg.):<br />

Konstrukte gelingenden<br />

Alterns. Stuttgart: Kohlhammer,<br />

2012<br />

Scherf, Henning: Altersreise.<br />

Wie wir altern<br />

wollen, Herder-Verlag,<br />

Freiburg 2013<br />

Manfred Wolfersdorf/<br />

Michael Schüler:<br />

Depressionen im Alter.<br />

Diagnostik, Therapie,<br />

Angehörigenarbeit,<br />

Fürsorge, Gerontopsychiatrische<br />

Depressionsstationen.<br />

Stuttgart:<br />

Kohlhammer, 2005<br />

Segen zum Geleit<br />

Im Übrigen meine ich,<br />

dass Gott uns<br />

das Geleit geben möge immerdar...<br />

Er möge unseren kleinen Alltag betrachten,<br />

den wir mal recht und mal schlecht bestehen müssen,<br />

die zwölf Stunden Unrast<br />

und die zwölf Stunden Ruhe vor <strong>dem</strong> Sturm.<br />

Er hat den Tag und die Nacht geschaffen,<br />

hat auch den Alltag gemacht und den Schlaf,<br />

und die zwölf Stunden<br />

eilen und kümmern<br />

und laufen und sorgen<br />

und streiten und ärgern und schweigen<br />

und die zwölf Stunden <strong>aus</strong>ruhen<br />

und nichts mehr sehen und hören...<br />

Er möge sich unser erbarmen<br />

am Tage und in der Nacht,<br />

in der großen Welt und in der kleinen Welt<br />

unseres Alltags,<br />

in den Parlamenten,<br />

in den Chefetagen der Industrie<br />

und in unseren Küchen.<br />

Er möge uns unsere Krankheiten überstehen lassen<br />

und uns in der Jugend und im Alter seine Schulter geben,<br />

damit wir uns von Zeit zu Zeit,<br />

von Gegenwart zu Gegenwart<br />

an ihn anlehnen können,<br />

getröstet - gestärkt -<br />

und ermutigt.<br />

Hanns Dieter Hüsch


Notiz nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 21<br />

Notiz nehmen<br />

Gemeinsam für den Stadtteil!<br />

Die Bürgerplattform „Wir sind da!“<br />

von Christiane Schraml<br />

Die Bürgerplattform „Wir sind da!“<br />

Wedding/Moabit wurde im November<br />

2008 gegründet und ist eine von drei<br />

Bürgerplattformen in Berlin. Zur Bürgerplattform<br />

„Wir sind da!“ gehören<br />

knapp 40 Mitgliedsgruppen (z.B. lokale<br />

39,2% der Schüler verlassen die Schule<br />

ohne jeglichen Abschluss (berlinweit:<br />

9,5%). Die Mitglieder <strong>aus</strong> den Gemeinden<br />

und Vereinen erleben täglich, was<br />

diese Zahlen bedeuten: schlechte Aussichten<br />

auf <strong>dem</strong> Arbeitsmarkt, Stress<br />

im Jobcenter oder Jugendliche ohne<br />

Zukunftsperspektive.<br />

Agentur für Arbeit, auch der Staatssekretär<br />

für Bildung, Mark Rackles,<br />

teilnahm. Die Mitglieder der Bürgerplattform<br />

stellten insbesondere ihr<br />

Engagement für Bildung vor: Zusammenarbeit<br />

mit staatlichen Schulen<br />

und Aufbau einer Freien Bürgerschule<br />

für den Wedding (Oberschule). Die Freie<br />

Wir sind da! Bürgerplattform Wedding/Moabit<br />

Vereine, Moschee- und Kirchengemeinden<br />

sowie soziale Organisationen). In<br />

der Bürgerplattform arbeiten Menschen<br />

mit afrikanischen, arabischen,<br />

asiatischen, deutschen und türkischen<br />

Wurzeln zusammen. Oft wird über fehlende<br />

Integration oder Parallelgesellschaften<br />

geklagt – die Bürgerplattform<br />

zeigt hingegen, dass Menschen für ihre<br />

Ziele auch über Grenzen hinweg konstruktiv<br />

zusammenarbeiten. Die Ziele<br />

setzen sich die Menschen selbst. Her<strong>aus</strong>forderungen<br />

gibt es viele: Der Anteil<br />

von Menschen die Leistungen nach<br />

<strong>dem</strong> SGB II erhalten, liegt im Wedding<br />

bei bis zu 43,8%. Betroffen sind vor allem<br />

Kinder, so leben in Wedding bis zu<br />

68,5% aller Kinder in Armut und bis zu<br />

Die Mitglieder der Bürgerplattform<br />

gehen diese Probleme an und verhandeln<br />

mit Politikern auf Augenhöhe<br />

über strukturelle Lösungen und<br />

Verbesserungen. Unterstützt wird die<br />

Bürgerplattform von zahlreichen Partnern.<br />

Von Anfang an war auch das <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> ein wichtiger Partner der<br />

Bürgerplattform. Gerade im Bereich Bildung<br />

gibt es viele gemeinsame Ziele.<br />

Um diese umzusetzen, werden in der<br />

Bürgerplattform „normale Bürger“ zu<br />

kompetenten Vertretern für die gemeinsamen<br />

Interessen.<br />

Zuletzt konnte man dies bei einer<br />

großen Veranstaltung im November<br />

2012 erleben an der, neben Vertretern<br />

des Bezirks, des Jobcenters und der<br />

Bürgerschule soll ein Modell für gemeinsame<br />

Bildungsverantwortung von<br />

Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

sein und gerechtere Bildungschancen<br />

für Kinder bieten, damit Erfolg nicht von<br />

der Herkunft abhängt. Die Bürgerplattform<br />

arbeitet zu<strong>dem</strong> mit <strong>dem</strong> Jobcenter<br />

und der Bundesagentur für Arbeit<br />

an besseren Arbeitschancen für junge<br />

Erwachsene sowie neu an <strong>dem</strong> Thema<br />

Mieten.<br />

Für weitere Informationen und Kontakt:<br />

Christiane Schraml,<br />

Organizerin,<br />

schraml-dico@gmx.de;<br />

0177/8619185.


Notiz nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 22<br />

(Fast) Angekommen – Die Wille im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong><br />

von Bernd Moltzan<br />

Seit Januar dieses Jahres sieht es in der<br />

ehemaligen „Studenten-WG“ in der<br />

dritten Etage der Müllerstraße 58 etwas<br />

anders <strong>aus</strong> als früher. Büromöbel haben<br />

Einzug gehalten, 19 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der Die Wille gGmbH haben<br />

hier vorläufig ihren Arbeitsplatz eingerichtet,<br />

da unsere neuen Büroräumen<br />

in der ersten Etage des Röntgenh<strong>aus</strong>es<br />

noch nicht fertiggestellt werden konnten.<br />

Die Wille hat ihre Ursprünge in der offenen<br />

Gemeindearbeit mit Jugendlichen in<br />

© Die Wille gGmbH<br />

den 1970er Jahren. Vielfältige Angebote<br />

im wenig genutzten Gemeindeh<strong>aus</strong> der<br />

Dreifaltigkeitsgemeinde in der Wilhelmstraße<br />

bereicherten das Leben der Kinder<br />

und Jugendlichen. Schnell machte<br />

ein „geflügeltes“ Wort die Runde – „he,<br />

komm´ste mit in die Wille!“ Bald war klar<br />

„die Wille“ muss auch „Die Wille“ heißen<br />

und so wurde 1976 das Evangelische Jugendzentrum<br />

durch den Evangelischen<br />

Kirchenkreis Kreuzberg in Kooperation<br />

mit den Gemeinden Dreifaltigkeit und<br />

Zum Heiligen Kreuz gegründet.<br />

Zu den Freizeitangeboten im Rahmen der<br />

offenen Jugendarbeit kamen schnell Angebote<br />

zur Berufsorientierung für Schulabgänger<br />

und arbeitslose Jugendliche<br />

sowie im Jugendhilfebereich. In der Zeit<br />

von 1988 bis 1994 wurde von der Wille<br />

der gesamte Gebäudekomplex in der<br />

Wilhelmstraße über ein Beschäftigungsund<br />

Qualifizierungsprojekt für Jugendliche,<br />

junge Erwachsene und ältere Langzeitarbeitslose<br />

umgebaut und saniert.<br />

Während des Projektes konnten über<br />

250 Teilnehmer beschäftigt und qualifiziert<br />

werden. Im Dezember 1997 wurde<br />

das Jugendzentrum in eine gemeinnützige<br />

GmbH umgewandelt und entwickelte<br />

sich im Laufe der Jahre zu einem anerkannten<br />

Träger der Jugendhilfe in Kreuzberg<br />

und in anderen Bezirken Berlins<br />

und Brandenburgs. Im Jahr 2002 wurden<br />

die Arbeitsfelder der Die Wille gGmbH<br />

um die Bereiche Arbeitsförderung und<br />

Bildung erweitert. Seit der Gründung<br />

des Forums für interreligiöse Bildung<br />

im Jahre 2003 bilden interkulturelle und<br />

interreligiöse Bildungsangebote einen<br />

Schwerpunkt im Bildungsbereich. 2012<br />

erhielten wir dafür den Präventionspreis<br />

der <strong>Stift</strong>ung „Bündnis für Kinder“.<br />

Seit zehn Jahren realisiert Die Wille ECO-<br />

PC Werkstätten in der Jugendstrafanstalt<br />

Berlin (JSA) und der Justizvollzugsanstalt<br />

für Frauen in Berlin (JVAF). Der Erfolg<br />

von ECO-PC in Berlin war 2005/2006<br />

Anlass, die Idee auf zwei weitere Standorte<br />

in der JVA Luckau-Duben und der<br />

JVA Cottbus-Dissenchen zu übertragen.<br />

Das ECO-PC Projekt widmet sich <strong>dem</strong><br />

Recycling von Computertechnik unter<br />

ökologischen und sozialen Gesichtspunkten.<br />

Noch brauchbare Computer<br />

werden auf- und umgerüstet. Nicht mehr<br />

verwendbare PCs werden fachgerecht<br />

<strong>dem</strong>ontiert und einer umweltgerechten<br />

kontrollierten Entsorgung zugeführt.<br />

Gleichzeitig werden den inhaftierten<br />

Frauen und Männern durch die praktische<br />

Werkstattarbeit und handlungsorientierte<br />

Vermittlung grundlegender<br />

Fach- und Alltagskompetenzen Schlüsselqualifikationen<br />

zur Vorbereitung auf<br />

das Berufsleben und zur Bewältigung<br />

von Alltagssituationen nach der Haftentlassung<br />

vermittelt. Seit 2007 sind der<br />

Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte<br />

und das Evangelische <strong>Johannesstift</strong><br />

Gesellschafter des Unternehmens.<br />

Die Angebote in den Bereichen Hilfen<br />

zur Erziehung und Ganztagsbetreuung<br />

werden seit 2010 in der neu gegründeten<br />

<strong>Evangelisches</strong> <strong>Johannesstift</strong> Jugendhilfe<br />

gGmbH durchgeführt.<br />

Unsere langjährige Praxis als Beschäftigungsträger<br />

können wir bis heute in<br />

den Bezirken Spandau, Friedrichshain-<br />

Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg,<br />

Reinickendorf und Pankow umsetzen.<br />

Am Standort <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> haben<br />

wir ein Praxiscenter initiiert, das ein<br />

niedrigschwelliges Werkstattangebot<br />

für Teilnehmerinnen und Teilnehmer in<br />

Beschäftigungsmaßnahmen umfasst.<br />

Mit unseren Bildungs- und Beschäftigungsangeboten<br />

wollen wir einen aktiven<br />

Beitrag liefern, um der Vision vom<br />

Zukunftsh<strong>aus</strong> Wedding des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong>s ein Gesicht zu geben. Wir<br />

hoffen auf zukunftsträchtige Kontakte zu<br />

den Akteuren hier auf <strong>dem</strong> Gelände des<br />

<strong>Stift</strong>es und neue Ideen für gemeinsame<br />

Unternehmungen, um bei der Etablierung<br />

eines lebendigen <strong>aus</strong>strahlungsfähigen<br />

Stadtteilzentrums im Wedding<br />

zu helfen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.diewille.de<br />

PS: Gerne nehmen wir alte Computertechnik<br />

als Spende entgegen.<br />

Bitte melden Sie sich bei uns unter<br />

Telefon 030-264 762 66 oder<br />

Mail bernd.moltzan@diewille.de


Notiz nehmen notizen ··· März 2013 ··· Seite 23<br />

Informationen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Mutterh<strong>aus</strong><br />

Bauen:<br />

Die Bauarbeiten für das geplante Stadtteilzentrum<br />

sind in vollem Gange. Die Räume<br />

unterhalb des großen Saals sind nun<br />

entkernt, die Geschosse im H<strong>aus</strong> werden<br />

mit einem neuen Fahrstuhl verbunden. Die<br />

Bauarbeiten sollen noch im Sommer abgeschlossen<br />

sein, so dass im Herbst das<br />

neue Stadtteilzentrum eröffnet werden<br />

kann. Es werden zweckmäßige Seminarräume<br />

und ein neues Café entstehen.<br />

Gäste:<br />

Seit <strong>dem</strong> Sommer vergangenen Jahres<br />

kommen durch eine Zusammenarbeit<br />

mit <strong>dem</strong> Deutschen Herzzentrum in<br />

Berlin immer wieder internationale<br />

Gäste in das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>, die als<br />

Ärztinnen und Ärzte ihre Fachkenntnisse<br />

erweitern und vertiefen.<br />

In diesem Jahr konnten wir schon Gäste<br />

<strong>aus</strong> Syrien, Somalia, China und anderen<br />

Ländern begrüßen. Die Medizinerinnen<br />

und Mediziner wohnen jeweils für einige<br />

Wochen im <strong>Stift</strong> und fühlen sich<br />

nach eigenen Angaben im Mutterh<strong>aus</strong><br />

sehr wohl.<br />

Bewegung:<br />

Viele Jahre lang hat Karin Rudolph eine<br />

Sportgruppe für Senioren im <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> angeboten, bis sie diese vor<br />

einigen Monaten <strong>aus</strong> Krankheitsgründen<br />

an Frau Sylke Palitzsch abgeben musste.<br />

Frau Rudolph hat diese Gruppe aufgebaut<br />

und immer wieder neue Seniorinnen<br />

und Senioren für die regelmäßigen Bewegungsübungen<br />

gewonnen. Mit viel<br />

Energie und Freude hat sie den Grundstein<br />

für Sportangebote für Menschen<br />

in der zweiten Lebenshälfte gelegt. Wir<br />

wünschen Frau Rudolph weiterhin gute<br />

Genesung und freuen uns, dass sie <strong>dem</strong><br />

<strong>Stift</strong> verbunden bleiben wird.<br />

Personal:<br />

Das <strong>Stift</strong> begrüßt Çetin Şahin (siehe Familienzentrum),<br />

Margot Wesche, Bettina<br />

Pankow, Andreas Klassen und Marcus<br />

Rieger als neue Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter.<br />

Nach ihrer Elternzeit leitet seit Anfang Februar<br />

nun wieder Regine Vogl die Geschicke<br />

der Flüchtlingsarbeit im <strong>Stift</strong>. Damit endet<br />

die Tätigkeit von Barbara Jung, die in dieser<br />

Zeit das Projekt tatkräftig unterstützt<br />

hat.<br />

Wir danken Frau Jung für ihren engagierten<br />

Einsatz und wünschen ihr für ihren<br />

weiteren Weg alles Gute!<br />

Foto: © oki-architekten - gesellschaft von architekten mbh<br />

Spenden und andere Formen der Unterstützung<br />

Wenn auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, für das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> spenden möchten, können Sie dies jederzeit<br />

durch eine Überweisung auf folgendes Konto tun: KD-Bank, BLZ 250 601 90, Kontonummer 18180. Wir freuen uns sehr<br />

darüber! Ohne einen Vermerk auf <strong>dem</strong> Überweisungsträger werden wir die Gelder nach aktuellem Bedarf für unsere<br />

sozialen Projekte einsetzen. Sie erhalten selbstverständlich eine Spendenbescheinigung!<br />

Sie können die Arbeit des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s auch durch ein Testament, ein Vermächtnis oder eine Schenkung<br />

unterstützen. Gemeinnützige Organisationen und <strong>Stift</strong>ungen wie das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> sind von der Erbschafts- und<br />

Schenkungssteuer befreit. Eine Zuwendung an das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> kommt somit ohne steuerliche Abzüge unseren<br />

Projekten zu Gute.<br />

Wenn Sie dazu Informationen wünschen: Kommen Sie auf uns zu, gern sprechen wir mit Ihnen über Ihre Fragen!<br />

Wenden Sie sich bitte an die Geschäftsführerin, Frau Ute Köpp-Wilhelmus, 030 45005 118 / -101 oder<br />

ute.koepp-wilhelmus@paulgerhardtstift.de.


notiz nehMen notizen ··· März 2013 ··· SEiTE 24<br />

Kurz notiert<br />

GeleitWort DeS vorStanDS<br />

Auch bis in euer Alter<br />

bin ich derselbe,<br />

und ich will euch tragen,<br />

bis ihr grau werdet.<br />

Ich habe es getan;<br />

ich will euch heben<br />

und tragen<br />

und erretten.<br />

Jes. 46, 4<br />

iMPreSSuM<br />

Her<strong>aus</strong>geber Martin von Essen (Direktor),<br />

Andreas Arentzen (Kaufm. Vorstand),<br />

Ute Köpp-Wilhelmus (Geschäftsführerin)<br />

Adresse Müllerstraße 56 – 58, 13349 Berlin<br />

Telefon 030 45005 - 101,<br />

info@paulgerhardtstift.de<br />

www.paulgerhardtstift.de<br />

Redaktion Stefan Kurzke-Maasmeier (Ltg.),<br />

Tabea Langguth<br />

Fotos soweit nicht angegeben: <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> zu Berlin, fotolia.de; Titelthema: Christopher<br />

Walker, The Old Lady and the Birds,<br />

Some rights reserved, Quelle: www.pics.<br />

de (S. 3), Pedro Ribeiro Simões, Fisherman<br />

profile, Some rights reserved, Quelle: www.<br />

pics.de (S. 4), ©Till Krech, Entry to the church<br />

tower, Some rights reserved, Quelle: www.<br />

pics.de (S. 10), Klick, Old and tired, Some<br />

rights reserved, Quelle: www.pics.de (S. 18),<br />

kk+, Ricky, Some rights reserved, Quelle:<br />

www.pics.de (S.24)<br />

Layout · Satz verbum GmbH<br />

www.verbum-berlin.de<br />

Druck Union Sozialer Einrichtungen<br />

www.u-s-e.org<br />

Blick zurück nach vorn<br />

Mit <strong>dem</strong> neuen Jahr steht das <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong> vor neuen Aufgaben und Her<strong>aus</strong>forderungen.<br />

Mit <strong>dem</strong> Ausbau der<br />

Arbeit im Familien- und Stadtteilzentrum<br />

wird sich das Gesicht des <strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong><br />

<strong>Stift</strong>s ändern, es wird „jünger“ und<br />

„bunter“. Aber auch die traditionellen<br />

Arbeitsfelder wie das Betreute Wohnen<br />

und das Refugium sollen erhalten und<br />

gestärkt werden. Ein weiterer Bereich<br />

sozial-diakonischer Arbeit auf unserem<br />

Gelände ist mit <strong>dem</strong> Einzug der „Die Wille<br />

gGmbH“, einer Tochtergesellschaft<br />

des Evangelischen <strong>Johannesstift</strong>s, geschaffen<br />

worden. „Die Wille“ engagiert<br />

sich in der interkulturellen Arbeit sowie<br />

in vielen Bildungs- und Beschäftigungsprojekten<br />

insbesondere für Jugendliche.<br />

Wir heißen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

im <strong>Stift</strong> herzlich willkommen.<br />

Mit <strong>dem</strong> Ausbau eigener Arbeitsfelder<br />

und mit neuen Angeboten unserer Kooperationspartner<br />

ist die berechtigte<br />

Hoffnung verbunden, dass das <strong>Stift</strong>sgelände<br />

ein starker Anziehungspunkt für<br />

den Stadtteil wird. Dieses Jahr ist zu<strong>dem</strong><br />

geprägt von Feiern und Jubiläen, allen<br />

ihre<br />

Pfarrer Martin von Essen<br />

Direktor<br />

voran der 50. Jahrestag der Einsegnung<br />

unserer Oberin Sr. Siegrid Fellechner<br />

am 24. Februar, die im August zu<strong>dem</strong><br />

ihren 75. Geburtstag feiern wird. Vor 55<br />

Jahren, am 20.04.1958 wurde Sr. irene<br />

Schönemann eingesegnet. Bereits im<br />

vorigen Dezember konnten wir den 85.<br />

Geburtstag unserer Altoberin Sr. Hildegard<br />

Oelke feiern. Allen Diakonissen<br />

möchten wir an dieser Stelle noch einmal<br />

<strong>aus</strong>drücklich für ihre geleistete Arbeit im<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong> danken und ihnen<br />

Gottes reichen Segen wünschen. Am<br />

9. Juni begehen wir schließlich das 137.<br />

Jahresfest des <strong>Stift</strong>s. Das Fest beginnt<br />

mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der<br />

Kirche des <strong>Stift</strong>s mit anschließen<strong>dem</strong><br />

Empfang, in dessen Rahmen wir auch die<br />

Jubiläen der Diakonissen feiern werden.<br />

Liebe Freundinnen und Freunde des <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong> <strong>Stift</strong>s, der Blick auf die vergangenen<br />

137 Jahre zeigt, wie sehr sich das<br />

<strong>Stift</strong> immer wieder wandeln und zum<br />

Teil neu erfinden musste. Wir sind der<br />

Überzeugung, dass die Öffnung unseres<br />

H<strong>aus</strong>es zum Stadtteil essenzieller ein<br />

Ausdruck des diakonischen Auftrags<br />

ist. Das diakonisch-soziale Handeln in<br />

den „Brennpunkten“ ist mit Karl Barth<br />

sogar die Herzmitte des Glaubens: „Gotteserkenntnis<br />

ist kein Entrinnen in die<br />

sichere Höhe reiner ideen, sondern ein<br />

mitleidendes und mitschaffendes und<br />

mithoffendes Eintreten auf die Not der<br />

jetzigen Welt“.<br />

Wir laden Sie ein, daran mitzuwirken und<br />

freuen uns über ihre Unterstützung und<br />

Hilfe.<br />

Andreas Arentzen<br />

Kaufmännischer Vorstand<br />

Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritik! Bitte schreiben Sie uns<br />

unter info@paulgerhardtstift.de oder rufen uns an 030 45005 136.<br />

Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2013 ist der 16. August 2013.

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