FaszinationHinteres Lauterbrunnental - UNESCO Welterbe ...
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WISSENSCHAFT UND BERGWELT<br />
Einblick in den Aufbau der Alpen<br />
Der Talhintergrund, also das Gebiet hinter Stechelberg,<br />
liegt am nördlichen Rand des Aarmassivs.Durch Erosion<br />
sind hier ältere geologische Einheiten wie durch ein Fenster<br />
aufgeschlossen und lassen einen Blick in den Aufbau<br />
der Alpen zu.<br />
Im Talboden breitet sich das Lauterbrunner Kristallin<br />
mit seinen zahlreichen älteren Einschlüssen aus.Darüber<br />
folgt ein Sedimentmantel mit Ablagerungen der Trias,des<br />
Juras und des Tertiärs. Die Grenze zwischen Kristallin<br />
und Sedimenten steigt von Stechelberg gegen Obersteinberg,<br />
führt dann weiter zum Schafläger, vor der<br />
Zunge des Tschingelgletschers hindurch und quert die<br />
Nordwände vom Breithorn bis zur Jungfrau.Vom Rottal<br />
senkt sich die Kontaktzone wieder gegen Stechelberg ab.<br />
Besonders deutlich lässt sich dieser Grenzverlaufanhand<br />
des gelb angewitterten Trias-Dolomitbandes nachvollziehen.<br />
Auf der Südseite ist die älteste geologische Einheit,<br />
das Altkristallin,aufgeschlossen.Es baut die Gipfelregionen<br />
von Mutthorn,Tschingelhorn bis zur Äbeni Flue auf.<br />
Im Laufe der Alpenfaltung wurden hier ältere kristalline<br />
Gesteine aufjüngere Sedimente aufgeschoben.<br />
In den eisenreichen Oolith-Schichten des Doggers<br />
wurden auf beiden Talseiten Blei- und Eisenerze im<br />
Untertageabbau gefördert. Hinter Trachsellauenen entstanden<br />
Baubaracken und ein Schmelzofen.Die gewonnenen<br />
Mengen blieben aber unbedeutend,sodass im Jahre<br />
1805 der Betrieb eingestellt wurde.Heute findet man nur<br />
noch Spuren der einstigen Bergbautätigkeit wie z.B.das<br />
restaurierte Fundament des Schmelzofens oder eingestürzte<br />
Stollen und Abraumhalden.<br />
Vielfältige Flora<br />
Foto: zvg / Bibliothek SAC Sektion Bern<br />
«Der alte Schmelzofen und<br />
Trachsellauinen 1325 m»,<br />
fotografiert von Jules Beck<br />
Die speziellen geologischen Verhältnisse mit dem Vorhandensein<br />
von kristallinen und kalkreichen Gesteinen<br />
wirken sich auch auf die floristische Vielfalt aus.Weitere<br />
Faktoren wie der Grad der Bodenbildung,die Feuchtigkeits-<br />
und Nährstoffverhältnisse, das Relief (Kuppe,<br />
Senke), die Exposition usw. modifizieren das höhenabhängige<br />
Vorkommen eines Vegetationstypes.<br />
Die potenzielle Wald- bzw. Baumgrenze liegt im<br />
östlichen Berner Oberland auf etwa 2100 m ü.M.Diese<br />
Marke wird im Hinteren <strong>Lauterbrunnental</strong> nicht ganz<br />
erreicht, da an den steilen Flanken günstige Standorte<br />
grösstenteils fehlen. Zudem verhindern oder erschweren<br />
Lawinenniedergänge und auch Steinschlag das Aufkommen<br />
eines geschlossenenWaldes.Die regelmässige Beweidung<br />
sorgt ebenfalls für eine Herabsetzung der Baumgrenze.<br />
Oberhalb von etwa 1800 m haben sich alpine Rasenund<br />
Zwergstrauchgesellschaften entwickelt. Auf dem<br />
Obersteinberg und an den Hängen des Spitzhorns dominieren<br />
Pflanzenarten,die kalkreichen Untergrund bevorzugen,<br />
wie Blaugras, Alpen-Akelei, Strauss-Glockenblume,Alpen-Aster<br />
und Edelweiss.<br />
Im Bereich der Vorfelder von Tschingel-, Wetterlücken-,<br />
Breithorn- und der beiden Schmadrigletscher<br />
kann man eine Sukzession beobachten:In unmittelbarer<br />
Nähe der Gletscherzungen finden sich neben Moosen<br />
erste Pionierpflanzen wie Fleischers Weidenröschen,<br />
Schild-Ampfer und Kleearten. Je weiter vom Gletscher<br />
entfernt – und damit je länger die Zeit der Eisbedeckung<br />
zurückliegt –, desto geschlossener wird die Vegetation.<br />
Deutlich zeigt sich dies im Breithorngletschervorfeld,wo<br />
die Vegetation innerhalb eines Moränenwalles recht lückenhaft<br />
ausgebildet und ausserhalb schon weiter entwickelt<br />
ist.Eine mehr oder weniger geschlossene alpine Matte<br />
trifft man aber nur auf der südexponierten Seite des<br />
Tschingelgletschervorfeldes im Bereich des Schaflägers<br />
an.<br />
Eine augenfällige Vegetationsgrenze ist zwischen<br />
Oberhornsee und Oberhornalp im Bereich eines Moränenzuges<br />
zu sehen.Die Gletscherablagerungen bestehen<br />
zur Hauptsache aus kalkreichen Gesteinen, ausserhalb<br />
findet sich an der Oberfläche das Lauterbrunner Kristallin.Die<br />
Pflanzenarten aufdem Moränenwall wie Blaugras<br />
und Wundklee bilden einen scharfen Kontrast zum Bewuchs<br />
der anschliessenden Rundhöckerflur mit Säure liebenden<br />
Arten.<br />
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DIE ALPEN 11/2002