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K A B D I Ö Z E S A N V E R B A N D (5) Seite 06 „Skandal-Urteil“ noch zu milde ausgedrückt Fulda/Kassel/Hanau. Als „Armutszeugnis der Gesinnung“ verurteilt der Fuldaer Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Michael Schmitt das Frankfurter Urteil vom 4. Mai, das die Geräuschkulisse fußballspielender Kinder zu einer Mietminderung in Höhe von 5 % führe. „Es ist schon schlimm genug, dass eine solche Klage anhängig wird, aber noch viel schlimmer ist es, dass es Richter gibt, die solch perfides Gedankengut unterstützen“ so Schmitt. Mit diesem Urteil, egal wie er es begründet, liegt der Richter nach Meinung des KAB´lers „voll neben jeglichem sozialen Denken“. Ähnliche Urteile ziehen sich seit Jahren durch die Rechtsprechung, so z. B. das Urteil des Hamburger Amtsgerichtes vom 27. Juli 1973, das einem Kläger bezüglich des nachbarschaftlichen Kindergartenlärms eine Mietminderung von 15-20 % zusprach. Gerade dieser Zeitraum zwischen den Urteilen mache deutlich, so der KAB Sekretär, dass es nicht ausreicht, an die Vernunft zu appellieren. Unbestritten sei die Tatsache, dass eine Gesellschaft nur dann existieren könne, wenn Kinder nicht nur vorhanden sind, sondern auch gefördert werden. Die demografische Entwicklung in Deutschland mache dies überdeutlich. „Den Menschen in das Bewusstsein zu reden einerseits, Familienleistungen zu fördern andererseits, beides reicht offensichtlich nicht mehr aus, dem grundgesetzlichen Schutz der Familie und damit auch der Kinder, genüge zu tun. Nun ist der Gesetzgeber gefordert“ führt Schmitt aus. „Wenn schon nicht die Vernunft vorhanden ist, dann muss es per Gesetz festgelegt werden, dass die Geräuschkulisse von Kindern nicht der Lärmbelästigung von Rasenmähern gleichgesetzt werden kann.“ Seit Jahren fordert die KAB mit dem Slogan „Familie hat Vorfahrt“ eine Besserstellung von Familien. Hierbei gehe es darum, Familienleistungen
K A B D I Ö Z E S A N V E R B A N D (6) gerechter zu honorieren, aber auch eine „kinderfreundlichere“ Mentalität zu fördern. „Dies haben zwischenzeitlich alle Parteien erkannt“ so Schmitt und weiter „umso bedauerlicher ist es, dass Richter, die zu den höchstbezahltesten Beamten unseres Staatssystems gehören, die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben“. Zwar ist es nicht zu verkennen, dass Kinder dem Leben mehr Sinn und Seite 07 Inhalt und damit auch Freude geben, aber dennoch sind Kinder nicht ausschließlich eine „Privatangelegenheit“ sondern ein „Muss“ zum Fortbestand unseres Gesellschaftssystems. Insbesondere das „Schwächeln“ der Rentenversicherung sei ein Zeichen, wohin sich eine auf Solidarität aufgebaute Gesellschaft ent-wickle, wenn Kindersegen nur etwas für „Exoten“ sei. (tt) Zum Vergleichen … Mietminderungsurteile … 0 – 20 % Minderung gerechtfertigt, z. B. Kindergarten (Lärmbelästigung) AG Hamburg 1973 15-20 % Gelegentlicher Fäkalienrückfluss in Toilette – AG Schöneberg 1991 5 % Baulärm am Nachbargrundstück, länger anhaltend AG Tiergarten, 1991 3 % Hundekot im Sandspielplatz und im Treppenhaus (Kot lag teilweise tagelang im Treppenhaus; der Sandspielplatz für Kleinkinder war nicht mit frischem Sand versehen und der Hunde und Katzenkot ist daraus nicht regelmäßig entfernt worden) AG Kiel, 1990 5 % Küchenherd defekt LG Berlin, 1981 5 % Es geht auch anders: 0 % Mietminderung Die von einem Spielplatz in der Wohnanlage ausgehenden Geräusche spielender Kinder und Jugendlicher sind hinzunehmen und mindern nicht die Miete BGH, 1993 – OVG Koblenz, 1985 – OVG Münster, 1986 – VG Münster, 1981 – LG München I, 1985 – AG Aachen, 1986 – AG Köln, 1993 – AG Neukölln, 1988 Bitte beachten Sie, dass es sich bei den angegebenen Entscheidungen immer um Einzelfälle handelt, die nicht exakt auf andere Fälle angewendet werden können. Die Entscheidungen stellen daher lediglich eine Orientierungshilfe dar. (tt)
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