vorwort - Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Erzbistum Köln
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V O R W O R T<br />
Liebe Leserin,<br />
Lieber Leser,<br />
I N H A L T<br />
das Magazin „KOMPAKT“ feiert sein erstes Jubiläum: Sie halten die 10.<br />
Ausgabe in Händen. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen glauben<br />
wir, dass sich diese Serviceleistung mittlerweile gut etabliert hat und<br />
gern gelesen wird. Natürlich sind wir für jede Anregung zur Weiterentwicklung<br />
und Verbesserung dankbar.<br />
Der Anlass für den Schwerpunkt dieser Ausgabe ist weniger erfreulich. Es<br />
ist erst wenige Wochen her, da machte die Nachricht von der Einführung<br />
der Offenen Ganztagsschule und der gleichzeitigen Schließung aller Horte<br />
die Runde. Hierzu haben wir einen längeren Hintergrundbericht verfasst,<br />
der unsere Sicht der Dinge benennt und auf die geplante Aktion „PRO<br />
HORT“ hinweist. Hier hoffen wir auf Ihre Unterstützung.<br />
Auch über andere Entwicklungen auf Landesebene (Bildungsvereinbarung,<br />
Kooperation Schule und <strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong>) möchten<br />
wir Sie informieren. Natürlich ist auch innerhalb unseres <strong>Erzbistum</strong>s viel<br />
passiert, dazu mehr <strong>im</strong> Abschnitt Aktuelles.<br />
Aus der Praxis haben wir einige sehr interessante Berichte erhalten, die<br />
wir Ihnen ganz besonders empfehlen können. Sie reichen diesmal von<br />
Karnevalszug bis Geburtstag. Auch <strong>im</strong> Abschnitt Impulse gibt es Neues zu<br />
entdecken: Wie finde ich Ehrenamtliche? Wie werden Eltern stark? Oder:<br />
Was hat es mit Märchencafé und Qualitätsmanagement auf sich? Wenn<br />
sie noch ein besonderes Augenmerk auf die Ausschreibung zum Projekt<br />
„Arme <strong>Kinder</strong>“ werfen, haben sie schwuppdiwupp das Ende der Jubiläumsausgabe<br />
erreicht.<br />
An dieser Stelle ein herzliches Dankschön an die AutorInnen der Praxisbeiträge,<br />
die Redaktionsgruppe und allen LeserInnen vorab für Ihr Interesse.<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> Schulalter sind uns wichtig! 3<br />
„Erfolgreich starten!“ ............................5<br />
Bildungsvereinbarung NRW .................5<br />
Der Übergang vom <strong>Kinder</strong>garten<br />
zur Grundschule .....................................6<br />
Alles für die Katz?..................................8<br />
Neuregelung der<br />
ErzieherInnenausbildung ......................9<br />
Internet-Portal erfolgreich...................10<br />
Rel.-päd. Zertifizierungskurs IV<br />
abgeschlossen ........................................10<br />
Zweijährige Zertifizierungsfortbildung<br />
für LeiterInnen.................11<br />
Die neue Fortbildungsrichtlinie<br />
zur KAVO..............................................11<br />
Auftaktveranstaltungen zum<br />
„Jahr der Bibel 2003“ ...........................12<br />
Aktuelles aus der Fortbildung.............13<br />
Pro Hort.................................................14<br />
Gemeinsam für <strong>Kinder</strong> ........................15<br />
Elternarbeit nach PISA .......................16<br />
Unsere Kirche hat Geburtstag............17<br />
Gemeinsam auf Qualitätskurs –<br />
weil uns <strong>Kinder</strong> wichtig sind................18<br />
Neue Wege für das Ehrenamt!............20<br />
Es war einmal ... ...................................21<br />
Projekt „Arme <strong>Kinder</strong> in<br />
<strong>Katholische</strong>n <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong>“ ist gestartet!......................22<br />
Ihr<br />
Outdoortraining für Teams..................23<br />
„Starke Eltern – Starke <strong>Kinder</strong>“ ........24<br />
Aus unserer Abteilung .........................24<br />
Leserbriefe ............................................25<br />
Matthias Vornweg<br />
Literatur.................................................26<br />
Impressum .............................................26<br />
2 KOMPAKT 1/2003
A K T U E L L E S<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>im</strong><br />
Schulalter<br />
sind uns wichtig!<br />
Was bringt die „Offene Ganztagsschule <strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>arbereich“<br />
und was wird aus unseren Horten?<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> Hort Neuss, Foto: Martin Steffen<br />
Das NRW Schulministerium hat die<br />
„Offene Ganztagsgrundschule“ gegen die<br />
Kritik der Opposition und vieler Verbände<br />
durchgesetzt. Der Runderlass „Offene<br />
Ganztagsschule <strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>arbereich“ und<br />
die entsprechende Förderrichtlinie sind<br />
am 12. 2. 2003 in Kraft getreten. Ist die<br />
„Offene Ganztagsgrundschule“ eine<br />
angemessene Antwort auf „Pisa“? Wie<br />
ist die Qualität dieses neuen Angebotes<br />
– sind die Rahmenbedingungen geeignet,<br />
um die hochgesteckten Ziele zu erreichen?<br />
Müssen die bewährten Horte aufgegeben<br />
werden oder können sie parallel erhalten<br />
bleiben? Diese und viele andere Fragen<br />
werden derzeit auf verschiedenen Ebenen<br />
intensiv diskutiert.<br />
Ziele und Grundsätze der offenen<br />
Ganztagsschule<br />
Die offene Ganztagsschule soll für ein<br />
umfassendes Bildungs- und Erziehungsangebot<br />
sorgen, das sich an dem jeweiligen<br />
Bedarf der <strong>Kinder</strong> und Eltern orientiert.<br />
Sie umfasst insbesondere:<br />
• Förder-, Betreuungs- und Freizeitangebote,<br />
• besondere Förderangebote für <strong>Kinder</strong><br />
aus bildungsbenachteiligten Familien<br />
und für <strong>Kinder</strong> mit besonderen Begabungen<br />
sowie<br />
• Angebote zur Stärkung der Familienerziehung.<br />
Ziel ist es, für 25% aller <strong>Kinder</strong> an<br />
Grundschulen einen Betreuungsplatz<br />
vorzuhalten. Bestehende, außerunterrichtliche<br />
Betreuungsangebote wie z.B.<br />
„Dreizehn Plus“, „SiT“ und Horte sollen<br />
– ggf. schrittweise – in der offenen<br />
Ganztagsschule zusammengeführt werden.<br />
Angebote der Ganztagsbetreuung<br />
für Schulkinder, die noch nicht in eine<br />
Ganztagsgrundschule eingebracht werden<br />
können, werden nach den jeweils<br />
geltenden rechtlichen Grundlagen (bis<br />
zum 31. 7. 2007) weiter gefördert.<br />
Die Rahmenbedingungen der offenen<br />
Ganztagsschule<br />
Träger der Maßnahme ist <strong>im</strong>mer der<br />
Schulträger (Kreis / Stadt / Gemeinde<br />
/ Ersatzschulträger). Für die Durchführung<br />
des Angebotes sollen Träger der<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfe, andere Träger<br />
oder Organisationen einbezogen werden.<br />
Die jeweilige Ausgestaltung erfolgt auf der<br />
Grundlage einer zwischen den Beteiligten<br />
abzuschließenden Kooperationsvereinbarung.<br />
Die Finanzierung trägt zu 2/3 das<br />
Land mit 820 EUR pro Schüler und Jahr,<br />
und zu 1/3 die Kommune mit 410 EUR<br />
pro Schüler und Jahr. Sozial gestaffelte<br />
Elternbeiträge von max<strong>im</strong>al 100 EUR<br />
pro Monat sowie die Eigenanteile der<br />
„übergeleiteten“ außerunterrichtlichen<br />
Betreuungsangebote können auf den<br />
Anteil der Kommune angerechnet werden.<br />
Die Öffnungszeiten sollen sich nach dem<br />
Bedarf der Erziehungsberechtigten richten,<br />
in der Regel an allen Unterrichtstagen<br />
von spätestens 8 Uhr bis 16 Uhr, bei Bedarf<br />
auch länger, mindestens aber bis 15 Uhr.<br />
Bei Bedarf soll ein (ggf. auch schulübergreifendes)<br />
Ferienprogramm organisiert<br />
werden. Die Gruppengröße richtet sich<br />
nach dem Inhalt des Angebots, soll jedoch<br />
die Zahl von 25 <strong>Kinder</strong>n nicht überschreiten.<br />
Als Personal für die Betreuung der<br />
Schulkinder kommen über LehrerInnen<br />
und Lehrer hinaus in Betracht: ErzieherInnen,<br />
SozialpädagogInnen, SozialarbeiterInnen,<br />
andere Professionen wie z.B.<br />
MusikschullehrerInnen, KünstlerInnen,<br />
ÜbungsleiterInnen usw. Auch ehrenamtlich<br />
tätige Personen, Senioren, Eltern oder<br />
Studierende können bei pädagogischer<br />
Eignung ergänzend tätig werden. Die<br />
Betreuung findet in geeigneten Räumen<br />
in oder <strong>im</strong> Umfeld von Schule statt. Für<br />
bauliche Investitionen und Ausstattung<br />
stellt der Bund für die Jahre 2003-2007<br />
Mittel zur Verfügung. Den vollständigen<br />
Erlass und die Förderrichtlinie finden Sie<br />
unter www.bildungsportal.nrw.de.<br />
Stellungnahmen<br />
Mittlerweile liegen zahlreiche Stellungnahmen<br />
verschiedener Verbände und<br />
Institutionen zum Thema offene Ganztagsschule<br />
vor. Die dort überwiegend geäußerte<br />
Kritik richtet sich in der Regel nicht<br />
gegen die Zielsetzung des Projektes „Offene<br />
Ganztagsschule <strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>arbereich“<br />
sondern gegen die Rahmenbedingungen,<br />
die nur unzureichend geeignet erscheinen,<br />
die hochgesteckten Ziele zu erreichen.<br />
Weiterer wichtiger Kritikpunkt ist die<br />
Gegenfinanzierung des Modells mit dem<br />
Wegfall derzeit bestehender, bewährter<br />
Betreuungsangebote wie z.B. der Horte. So<br />
hat z.B. die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände<br />
der Freien Wohlfahrtspflege<br />
des Landes NRW in ihrer Stellungnahme<br />
vom 15.01.2003 eine umfassende sozialpä-<br />
KOMPAKT 1/2003 3
A K T U E L L E S<br />
dagogische Ausrichtung einer zukünftigen<br />
offenen Ganztagsschule sowie den Erhalt<br />
bewährter Strukturen gefordert. Der Landschaftsverband<br />
Rheinland weist in seiner<br />
Stellungnahme vom 20. 12. 2002 auf die<br />
Gefahr hin, dass <strong>Kinder</strong> nach dem Unterricht<br />
vorrangig versorgt, beschäftigt und<br />
beaufsichtigt werden und dass der veranschlagte<br />
Kostenrahmen für das Personal<br />
bei weitem nicht ausreichend ist.<br />
Die Position des <strong>Erzbistum</strong>s Köln<br />
Die Position des <strong>Erzbistum</strong>s Köln wurde<br />
erstmals <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Katholische</strong>n Jugendhilfetagung<br />
am 31. 3. 2003 von Generalvikar<br />
Norbert Feldhoff vorgetragen:<br />
... „Finanzmittel, mit denen bisher sowohl<br />
Horte ... gefördert wurden, sollen künftig<br />
für Angebote der „Offenen Ganztagsschule“<br />
verwendet werden. ... Damit können<br />
wir uns als Träger von 170 Hortgruppen<br />
und 125 sog. großen altersgemischten<br />
Gruppen, in denen ca. 5500<br />
Schulkinder betreut werden nicht<br />
einverstanden erklären, zumal es keinerlei<br />
Kritik an deren pädagogischer<br />
Qualität gibt und die Nachfrage nach<br />
Plätzen deutlich höher ist als unser<br />
Angebot.“ Der Generalvikar ermutigte<br />
die Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen<br />
und alle Anwesenden,<br />
sich konstruktiv in die Diskussionen<br />
vor Ort einzumischen, ggf. auch neue<br />
Wege zu gehen, aber nicht vorschnell<br />
und um jeden Preis. Der vollständige<br />
Text des Positionspapiers findet sich auf<br />
unserer Internetseite kindergaerten.de<br />
www.katholische-<br />
.<br />
Veranstaltungen und Aktionen<br />
Zwischenzeitlich haben regional und<br />
überregional verschiedene Veranstaltungen<br />
und Aktionen zum Thema offene<br />
Ganztagsschule stattgefunden. Besonders<br />
intensiv wurde bei der Veranstaltung der<br />
„Grünen“ am 21. 2. 2003 in Köln-Deutz<br />
diskutiert. Das Thema „Offene Schule<br />
– Geschlossene Horte?“ erregte allseits<br />
die Gemüter. Auch bei einem Hearing in<br />
Neuss wurden überwiegend kritische St<strong>im</strong>men<br />
laut. Die Tageseinrichtung St. Konrad<br />
in Hilden machte mit einem spektakulären<br />
Auftritt <strong>im</strong> Hildener Karnevalszug auf das<br />
Thema aufmerksam (siehe Artikel in dieser<br />
Ausgabe). In Wuppertal planen Stadtdekanat<br />
und Caritasverband für den 14.<br />
Mai 2003 eine Podiumsdiskussion, die<br />
einen Beitrag zur Qualitätsdebatte der<br />
zukünftigen Schulkindbetreuung und zum<br />
Erhalt der <strong>Katholische</strong>n Horte leisten soll.<br />
Im Rahmen der <strong>Katholische</strong>n Jugendhilfetagung<br />
am 31. 3. 2003 <strong>im</strong> Maternushaus in<br />
Köln hat Generalvikar Norbert Feldhoff<br />
die Position des <strong>Erzbistum</strong>s Köln zur Diskussion<br />
um die „Offene Ganztagsschule“<br />
vorgetragen.<br />
Pro-Hort-Kampagne des <strong>Erzbistum</strong>s<br />
Köln<br />
Im <strong>Erzbistum</strong> Köln wird zum 7. Mai die<br />
Öffentlichkeitskampagne „Pro Hort“<br />
bistumsweit gestartet. Eine Pressekonferenz<br />
mit dem Generalvikar und die<br />
Aktion „Der gläserne Hort“ <strong>im</strong> Domforum<br />
bilden den Auftakt.<br />
Hierfür werden verschiedene Materialien<br />
entwickelt (Flyer, Broschüre, Plakate etc.)<br />
die dann vor Ort <strong>im</strong> Rahmen von Aktionen<br />
oder öffentlichkeitswirksam eingesetzt<br />
werden können. Ziel der Kampagne ist es,<br />
eine breite Öffentlichkeit für ein plurales,<br />
bedarfsgerechtes und differenziertes<br />
Bildungs- und Betreuungsangebot für<br />
Schulkinder zu gewinnen, in dem auch<br />
der Hort seinen Platz behält. Wir fordern:<br />
Mehr Qualität für mehr <strong>Kinder</strong> <strong>im</strong><br />
Schulalter. Im <strong>Erzbistum</strong> Köln werden ca.<br />
5500 schulaltrige <strong>Kinder</strong> in Horten und<br />
großen altersgemischten Gruppe betreut.<br />
Eine Internet-Seite soll über die gesamte<br />
Kampagne informieren.<br />
Aktuelle Details und Materialien unter<br />
www.katholische-kindergaerten.de.<br />
Gerda Rütten-Trompetter, Fachberaterin<br />
4 KOMPAKT 1/2003
„Erfolgreich starten!“<br />
Brücke zwischen <strong>Kinder</strong>garten und Grundschule<br />
Bereits <strong>im</strong> Rahmenkonzept „Bildung<br />
und Erziehung stärken“ des ehemaligen<br />
Ministeriums für Schule, Wissenschaft<br />
und Forschung des Landes NRW zu<br />
„Pisa 2000“ wurde die Entwicklung eines<br />
Schulfähigkeitsprofils angekündigt. Der<br />
Entwurf einer Handreichung für die Praxis<br />
unter dem Titel „Erfolgreich starten!<br />
Schulfähigkeitsprofil als Brücke zwischen<br />
<strong>Kinder</strong>garten und Grundschule” liegt nun<br />
vom Ministerium für Schule, Jugend und<br />
<strong>Kinder</strong> des Landes NRW vor.<br />
Das Schulfähigkeitsprofil soll <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten<br />
als Grundlage für die Förderziele<br />
und gezielte Förderangebote und in der<br />
Grundschule als Grundlage für die Entwicklung<br />
von Förderplänen in der flexiblen<br />
Schuleingangsphase dienen. Das Schulfähigkeitsprofil<br />
soll nicht als „Checkliste”<br />
verstanden werden, die Defizite be<strong>im</strong> Kind<br />
durch Abhaken erkenntlich machen.<br />
Das Schulfähigkeitsprofil umfasst sowohl<br />
die personellen und sozialen Kompetenzen<br />
als auch die kognitiven Kompetenzen<br />
Sprache und Mathematik. Es werden<br />
Bereiche und Aspekte aufgeführt, die<br />
<strong>im</strong> Zusammenhang mit der Schulfähigkeit<br />
eine besondere Bedeutung<br />
zukommen. Be<strong>im</strong> Lesen der Handreichung<br />
zum Schulfähigkeitsprofil<br />
fällt auf, dass der Schwerpunkt auf<br />
die kognitiven Kompetenzen Sprache<br />
und Mathematik liegt. Verstärkt wird<br />
dieser Eindruck durch die Beispiele<br />
für mögliche Übungsformen und -<br />
situationen, die sich zwar an der alltäglichen<br />
Arbeit orientieren, jedoch<br />
nur bei den kognitiven Kompetenzen<br />
Sprache und Mathematik zu finden<br />
sind. Es ist also noch an dem Entwurf<br />
zu arbeiten, dies hat sich eine AG des<br />
Ministeriums vorgenommen, in der<br />
auch Fachvertreter sind. Sobald wir<br />
mehr über das Schulfähigkeitsprofil<br />
in Erfahrung bringen, werden wir<br />
weiter berichten.<br />
Gisela Wedding, Fachberaterin<br />
Foto: Caritas<br />
Bildungsvereinbarung NRW<br />
Wie bereits in Kompakt 2/2002 berichtet,<br />
sollten als eine Konsequenz aus der<br />
PISA-Studie bis Ende des letzten Jahres<br />
verbindliche Leitlinien für die Bildung und<br />
Erziehung in <strong>Kinder</strong>gärten – die sogenannte<br />
Bildungsvereinbarung – verabschiedet<br />
werden.<br />
Seit dem 19. 11. 2002 liegt den Spitzenverbänden<br />
ein erster sehr umfangreicher<br />
Entwurf der „Vereinbarung zu den<br />
Grundsätzen über die Bildungsarbeit der<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> – Bildungsvereinbarung<br />
NRW“ als Diskussionspapier<br />
vor. Die Diskussion dieses Entwurfes verzögerte<br />
zunächst weitere Fortschritte.<br />
Am 24. 3. 2003 wurde den Spitzenverbänden<br />
vom Ministerium für Schule, Jugend und<br />
<strong>Kinder</strong> des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
ein neuer Entwurf der Bildungsvereinbarung<br />
vorgestellt. Er fußt auf dem Gesetz<br />
über <strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong>, der<br />
Betriebskostenverordnung und der Personalvereinbarung<br />
und beinhaltet u.a.:<br />
• Beschreibungen der Begriffe „Bildungsziele“,<br />
„Bildungskonzept“ und<br />
„Bildungsbereiche“,<br />
• Aussagen zu den Themen „Beobachtende<br />
Wahrnehmung“, „Gestaltung<br />
des Übergangs vom <strong>Kinder</strong>garten in<br />
die Grundschule“ und „Mitwirkung<br />
der Eltern oder anderer Erziehungsberechtigter“<br />
sowie<br />
• die Forderung einer kontinuierlichen<br />
Evaluation der Bildungsarbeit in <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen.<br />
Der Bildungsvereinbarung soll eine<br />
Handreichung zur Entwicklung trägerund<br />
einrichtungsspezifischer Bildungskonzepte<br />
als Anlage beigefügt werden.<br />
Wir werden über den Fortgang der<br />
Entwicklung der Bildungsvereinbarung<br />
NRW und – hoffentlich bald – über einen<br />
gelungenen Abschluss in den nächsten<br />
Kompaktausgaben berichten.<br />
Claudia Imhäuser, Fachberaterin<br />
KOMPAKT 1/2003 5
A K T U E L L E S<br />
Der Übergang vom<br />
<strong>Kinder</strong>garten zur Grundschule<br />
Eine alte Frage erhält eine neue Bedeutung: Wie sieht der Übergang vom <strong>Kinder</strong>garten in die Grundschule<br />
aus? „Pisa“ lässt grüßen.<br />
Viele unserer Einrichtungen haben sich<br />
schon <strong>im</strong>mer der Frage angenommen,<br />
aber leider kann man die Kooperation<br />
zwischen Grundschule und <strong>Kinder</strong>garten<br />
nicht als selbstverständliche Praxis<br />
bezeichnen. Dabei war die Beschäftigung<br />
mit dieser Aufgabe allerdings auch<br />
bisher nicht ins Belieben der Beteiligten<br />
gestellt. 1988 haben der Kultusminister<br />
und der Minister für Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales in einem gemeinsamen Erlass<br />
die Zusammenarbeit und gegenseitige<br />
Verständigung <strong>im</strong> Interesse der <strong>Kinder</strong><br />
gefordert. Mit dem z. Zt. beratenen<br />
Schulrechtsänderungsgesetz (Artikel 1<br />
– Änderung des Schulpflichtgesetzes)<br />
wird nun eine Facette der Zusammenarbeit<br />
gesetzlich fest geschrieben und erhält<br />
für die Schulen eine neue Verbindlichkeit:<br />
„... der Schulträger gemeinsam mit den<br />
LeiterInnen der <strong>Tageseinrichtungen</strong> für<br />
<strong>Kinder</strong> und Grundschulen“ lädt „zu einem<br />
Informationsgespräch ein, in dem<br />
die Erziehungsberechtigten über vorschulische<br />
Fördermöglichkeiten beraten<br />
werden sollen.“ Wie solche Gespräche<br />
ausgestaltet werden, wird sich vor Ort<br />
zeigen. Aus der bisherigen Praxis lassen<br />
sich schnell einige Ideen zur Gestaltung<br />
des Übergangs ergänzen: gegenseitiger<br />
Besuch der Institutionen <strong>im</strong> Alltagsgeschehen<br />
(Unterricht, Freispiel), Teilnahme<br />
von Lehrkräften an Elternabenden<br />
des KiGa, gegenseitige Teilnahme an<br />
Dienstbesprechungen, etc.<br />
Neben der rechtlichen Perspektive interessiert<br />
hier die psychosoziale Betrachtung<br />
dessen, was überhaupt in der Übergangsphase<br />
geschieht. Man darf diesen<br />
Abschnitt durchaus als eine „sensible<br />
Phase“ beschreiben, in der Unsicherheiten,<br />
Orientierungssuche und damit emotionale<br />
Labilität einhergehen. Im Mittelpunkt sehen<br />
wir das Kind, das von einer Institution<br />
an eine andere abgegeben wird, daneben<br />
die Eltern (und Familie), die diese Bewegung<br />
mit vollziehen müssen.<br />
Was macht die Unsicherheit aus?<br />
• Be<strong>im</strong> Kind:<br />
Freue ich mich auf die Schule oder wäre<br />
ich lieber noch geblieben? Finde ich<br />
Freunde in meiner neuen Klasse? Ist<br />
mein(e) Lehrer(in) nett? Macht es Spaß,<br />
was wir in der Schule lernen? Was ist, wenn<br />
ich die Aufgaben nicht lösen kann? Im<br />
<strong>Kinder</strong>garten war ich groß, in der Schule<br />
bin ich klein.<br />
• Bei den Eltern:<br />
Ist mein Kind schon soweit? Reicht die<br />
Vorbereitung des KiGa für die Schule? Ist<br />
der Schulweg einfach/schwierig? Wird es<br />
sich behaupten können? Sind bekannte<br />
<strong>Kinder</strong> und Familien dort? Zu welcher<br />
Lehrperson kommt mein Kind? Wird mein<br />
Kind auch individuell gefördert?<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> Hort Kaarst, Foto: Martin Steffen<br />
6 KOMPAKT 1/2003
<strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> Hort Kaarst, Foto: Martin Steffen<br />
• <strong>Kinder</strong>garten:<br />
Fällt die Trennung schwer oder wurde sie<br />
herbeigesehnt? Haben wir das Kind gut<br />
genug vorbereitet? Ist die Schule in der<br />
Lage, individuell die Stärken und Schwächen<br />
wahr zu nehmen? Wie wird unsere<br />
Arbeit von der Schule gesehen?<br />
• Schule:<br />
Freut man sich oder gibt es Vorbehalte<br />
zur Aufnahme? Was kann das Kind, was<br />
hat es gelernt und was nicht? Hat der<br />
<strong>Kinder</strong>garten die schulischen Erwartungen<br />
berücksichtigt? Sind die Eltern<br />
kooperativ?<br />
<strong>Kinder</strong>garten und Schulen sind in diesem<br />
Kontext die „Profis“. Gleichwohl zeigen<br />
die Beispielsfragen, dass auch ihnen<br />
keineswegs Sicherheit garantiert ist. Um<br />
wieviel schwerer haben es da <strong>Kinder</strong> und<br />
Eltern (zumindest be<strong>im</strong> ersten Kind), die<br />
einen unbekannten Weg zurückzulegen<br />
haben und darauf hoffen, von den „Profis“<br />
gut begleitet zu sein.<br />
Was sollte also eine gute Gestaltung des<br />
Übergangs leisten?<br />
• Die professionellen Beteiligten sorgen<br />
durch ihre Zusammenarbeit dafür, dass<br />
die Unsicherheiten bei <strong>Kinder</strong>n und<br />
Eltern auf ein Min<strong>im</strong>um reduziert werden<br />
können. Wo eine Zusammenarbeit<br />
bisher nicht existiert, muss sie initiiert<br />
werden.<br />
• Es ist nötig, dass KiGa und Schule auf<br />
der Fachebene jeweils ihr Konzept einschätzen<br />
und diskutieren können. „Wie<br />
wird <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten auf die Schule<br />
vorbereitet? Was erwartet das Kind<br />
in der Schule?“ Auf diese und andere<br />
Fragen sollten die Fachleute antworten<br />
können.<br />
• Idealer weise wird man sie bei einer<br />
Veranstaltung besprechen, bei denen<br />
alle Beteiligten mitwirken.<br />
• Für die Beratung von Einzelfällen<br />
sollten <strong>Kinder</strong>garten und Schule eine<br />
ähnliche Linie vertreten, damit Eltern<br />
sich daran orientieren können.<br />
• Ohne die Eltern sollten nicht nur aus<br />
Gründen des Datenschutzes kindspezifische<br />
Angelegenheiten nicht besprochen<br />
werden.<br />
Wenn es gelingt, diesen Erwartungen zu<br />
entsprechen, ist der Übergang für <strong>Kinder</strong><br />
und Familien eine <strong>im</strong> positiven Sinne<br />
spannende Phase des Lebens. So oder so<br />
wird sie bewältigt werden. Nur hängt die<br />
Qualität wie <strong>im</strong>mer davon ab, wie sich die<br />
Beteiligten darauf verständigen, eine <strong>im</strong><br />
Interesse des Kindes liegende Gestaltung<br />
zu ermöglichen oder ob sie eher <strong>im</strong> eigenen<br />
(institutionellen) Interesse handeln.<br />
Reinhold Gesing, Fachberater<br />
KOMPAKT 1/2003 7
A K T U E L L E S<br />
Alles für die Katz?<br />
Schlussauswertung der Erprobungsmaßnahmen nach § 21 GTK<br />
Abschließend soll heute erneut das Thema<br />
Erprobungsmaßnahmen aufgegriffen<br />
werden. Noch ein Mal zur Erinnerung: mit<br />
der Novelle des GTK am 1. Januar 1999 traten<br />
Erprobungsregelungen in Kraft, deren<br />
erklärtes Ziel die Weiterentwicklung der<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> sein sollte.<br />
Rund 180 katholische Einrichtungen aus<br />
dem <strong>Erzbistum</strong> Köln haben sich an diesem<br />
Weiterentwicklungsprozess beteiligt.<br />
Am 31. 12. 2002 sind nun auch die letzten<br />
Erprobungsmaßnahmen wie vorgesehen<br />
beendet worden. Alle betroffenen <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
mussten ihre Erfahrungen in<br />
einem Abschlussbericht zusammen fassen.<br />
Neben den Grunddaten der Einrichtung,<br />
die angegeben werden sollten, waren folgende<br />
Aussagen gefordert:<br />
• Bedarfserhebung/ Öffnungszeiten<br />
• Zufriedenheit der Eltern mit dem<br />
Angebot<br />
• Gestaltung der Mittagsmahlzeit<br />
• Gestaltung der pädagogischen Arbeit<br />
• Dienstzeiten und Personaleinsatz<br />
• Beratungsmöglichkeiten und (Weiter-)<br />
qualifizierung<br />
• Auswirkungen der Erprobungsmaßnahme.<br />
Insgesamt bleibt aus unserer Sicht festzustellen,<br />
dass sich <strong>im</strong> wesentlichen die<br />
Ergebnisse der Zwischenauswertung bestätigt<br />
haben. Wir verweisen dazu nochmals<br />
auf unsere Kompaktausgabe Nr. 5<br />
von Oktober 2000, in der wir ausführlich<br />
darüber berichtet haben. Mit der Vorlage<br />
eines landesweit gültigen Auswertungsberichtes<br />
aller Erprobungsmaßnahmen nach<br />
§ 21 GTK ist nach Angaben des Ministeriums<br />
<strong>im</strong> 2. Quartal 2003 zu rechnen.<br />
Wir haben <strong>im</strong> Rahmen der Fertigstellung<br />
der Abschlussberichte vielfältigen Kontakt<br />
mit den beteiligten Einrichtungen aufgenommen<br />
und dabei zu spüren bekommen,<br />
wie stark am Sinn eines solchen Berichtes<br />
zum jetzigen Zeitpunkt gezweifelt wurde.<br />
Angesichts des Umstandes, dass mit der<br />
sogenannten Budgetvereinbarung (BV)<br />
vom 29. 6. 2001 Ergebnissen einer noch<br />
ausstehenden Evaluation der Erprobungsmaßnahmen<br />
vorgegriffen wurde, entstand<br />
bei vielen Leitungskräften und Mitarbeiterinnen<br />
in den Gruppen der Eindruck,<br />
nur für den Papierkorb zu arbeiten. Da<br />
vermochte auch der Hinweis, dass ggf. noch<br />
nicht berücksichtigte Erfahrungswerte in<br />
einer Ergänzungsvereinbarung zur Budgetvereinbarung<br />
zusammengefasst werden<br />
könnten, kein wirklicher Trost sein.<br />
Die Begründung, man wolle mit der BV<br />
vorzeitig die Weiterführung einer Vielzahl<br />
von Erprobungen ermöglichen, hat sich<br />
auch für viele Teilnehmer nicht erfüllt.<br />
Betrachtet man den gerade vorgelegten<br />
Erlass und die Förderrichtlinien der Landesregierung<br />
zur Offenen Ganztagsschule<br />
<strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>arbereich, so wird unmissverständlich<br />
deutlich, dass Schulkindbetreuung<br />
zukünftig an der Schule verortet werden<br />
soll und die Betreuung von Schulkindern<br />
in <strong>Kinder</strong>gartengruppen nur ein kurzes<br />
Intermezzo ist und bleibt. Hier hat der<br />
politische Kurs den fachlichen Weiterentwicklungsprozess,<br />
der in 1999 angestoßen<br />
wurde, ins Abseits gestellt.<br />
Bei der Betreuung von <strong>Kinder</strong>n unter 3<br />
Jahren ergeben sich möglicherweise mittelbis<br />
langfristig Optionen, da der Ausbau<br />
von Plätzen für diese Alterstufe vorangetrieben<br />
werden soll. Die Arbeitsgruppe,<br />
die sich mit der „Betreuung Zweijähriger<br />
in <strong>Kinder</strong>gartengruppen“ beschäftigt hat,<br />
hat Empfehlungen erarbeitet, die wir allen<br />
Interessierten auf Wunsch gerne zur<br />
Verfügung stellen.<br />
Nicht verschwiegen werden soll an dieser<br />
Stelle auch, dass manche Träger und Mitarbeiterteams<br />
für ihr zusätzliches Engagement<br />
<strong>im</strong> Rahmen von Erprobungen heute<br />
mit dem verständlichen Frust und Ärger<br />
von Eltern über fehlende Anschlussangebote<br />
belohnt werden, weil die Kommunen<br />
eine Betreuung von <strong>Kinder</strong>n unter 3<br />
Jahren und über 6 Jahren <strong>im</strong> Rahmen der<br />
BV wegen fehlender <strong>Kinder</strong>gartenplätze<br />
nicht zulassen und sonstige alternative<br />
Angebote nicht zur Verfügung stehen.<br />
Manch ein Träger sah sich genötigt, zum<br />
Beispiel die Schulkinder mittels Ausnahmegenehmigungen<br />
zur Gruppenstärkenüberschreitung<br />
noch bis zum Ende des<br />
<strong>Kinder</strong>gartenjahres 2002/2003 zu betreuen,<br />
um wenigstens in den dringendsten Fällen<br />
eine weitere Betreuung sicher zu stellen.<br />
Lediglich die Einführung einer siebenstündigen<br />
geblockten Öffnungszeit in<br />
<strong>Kinder</strong>gartengruppen kann <strong>im</strong> wesentlichen<br />
als gelungen betrachtet werden.<br />
Dieses bedarfsgerechte Angebot ist in<br />
vielen unserer Einrichtungen mittlerweile<br />
fest installiert.<br />
Also, alles für die Katz und nichts als<br />
Ärger. Diese Bewertung drängt sich auf<br />
den ersten Blick tatsächlich auf. Dennoch<br />
möchten wir abschließend den Versuch<br />
starten, auch positive Aspekte der Erprobungsmaßnahmen<br />
aus der Sicht von<br />
Fachberatung zu resümieren:<br />
• Die beteiligten Einrichtungen haben<br />
durch die Erprobungsmaßnahmen<br />
umfangreiche Erfahrungswerte bei<br />
der systematischen Planung und<br />
Entwicklung neuer Dienstleistungsangebote,<br />
die sich ganz eng an der<br />
Lebenswirklichkeit von Familien orientierten,<br />
sammeln können.<br />
• Die Wünsche und Vorstellungen der<br />
Eltern und <strong>Kinder</strong>n wurden erhoben<br />
und mussten in Einklang gebracht<br />
werden mit gesetzlichen Vorgaben,<br />
fachlichen Standards und Rahmenbedingungen<br />
vor Ort.<br />
• Die Mitarbeiterinnen waren aufgefordert,<br />
an allen Entwicklungsschritten<br />
aktiv mitzuwirken.<br />
• Potenziale der MitarbeiterInnen <strong>im</strong><br />
Hinblick auf die fachlichen Anforderungen<br />
zur Realisierung neuer Angebote<br />
wurden neu bewertet und zum<br />
Einsatz gebracht.<br />
• Fehlenden Kompetenzen wurde durch<br />
Inanspruchnahme gezielt ausgewählter<br />
Fortbildung oder Beratung begegnet.<br />
• Vielerorts konnte auch ein zeitlich flexibler<br />
Einsatz von MitarbeiterInnen<br />
vereinbart werden.<br />
• Auch in gruppenübergreifendes Denken<br />
und Arbeiten wurde mehr investiert.<br />
8 KOMPAKT 1/2003
• In der Phase der konkreten Erprobung<br />
wurden die neuen Angebote auf ihre<br />
Praxistauglichkeit geprüft. Laufend<br />
fanden auf der Basis von Zwischenauswertungen<br />
Verbesserungen z. B.<br />
von Abläufen statt.<br />
• Bei der Abschlussbewertung war die<br />
Frage nach der Zufriedenheit von<br />
Eltern und Mitarbeiterinnen von<br />
zentraler Bedeutung.<br />
Im Wettbewerb der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
werden sich u. E. diejenigen<br />
behaupten, die mit ihrer Arbeit den<br />
Anforderungen eines modernen vom<br />
Qualitätsgedanken getragenen Dienstleistungskonzeptes<br />
entsprechen. Die<br />
Erprobungsmaßnahmen waren ein gutes<br />
Übungsfeld und haben die Einrichtungen<br />
auf diesen Weg geführt bzw. sie darin bestärken<br />
können, den eingeschlagenen Kurs<br />
fortzusetzen. Sie haben handlungsleitende<br />
Erfahrungswerte vermittelt, Kompetenzen<br />
erzeugt und eine Denkrichtung und<br />
Einstellung gefördert, wie sie zur Entwicklung<br />
bzw. Weiterentwicklung einer<br />
solchen Dienstleistungsqualität in kath.<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> benötigt werden.<br />
Insofern war unserer Ansicht nach doch<br />
nicht alles für die Katz, auch wenn nicht<br />
alle Erprobungsmaßnahmen, obwohl<br />
bedarfsgerecht und praxistauglich, in ein<br />
dauerhaft verlässliches Betreuungsangebot<br />
überführt werden konnten.<br />
Abschließend möchten wir allen MitarbeiterInnen<br />
und TrägervertreterInnen<br />
danken, die sich mit viel Engagement am<br />
Weiterentwicklungsprozess beteiligt haben<br />
bzw. beteiligen.<br />
Dorothea Herweg, Fachberaterin<br />
Neuregelung der ErzieherInnenausbildung<br />
Der Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />
vom 7. November 2002 hat die Fachschulen<br />
bundesweit neu geordnet. Dieser<br />
ist nun auch in Nordrhein-Westfalen umzusetzen.<br />
Die Neufassung der Regelung<br />
für die Bildungsgänge der Fachschulen, die<br />
APO-BK Anlage E, ist erforderlich. Ein<br />
Entwurf zur Änderung der Verordnung<br />
über die Ausbildung und Prüfung in den<br />
Bildungsgängen des Berufskollegs liegt<br />
bereits vor (Stand 21.01.2003).<br />
Laut dem Entwurf stehen nachfolgende<br />
Änderungen an: Die Fachschulen, dazu<br />
gehört auch die Fachschule für Sozialpädagogik,<br />
werden als Einrichtungen der Weiterbildung<br />
definiert, die an eine berufliche<br />
Erstausbildung und/oder an Berufserfahrungen<br />
anschließen. Dies bedeutet für die<br />
Fachschule für Sozialpädagogik, dass die<br />
Eingangsvoraussetzungen angehoben<br />
werden. Die zukünftige Ausbildung wird<br />
nicht mehr über den Einstieg eines Vorpraktikums<br />
möglich sein.<br />
In die Fachschule wird aufgenommen,<br />
wer mindestens<br />
1. eine einschlägige Berufsausbildung<br />
abgeschlossen hat und<br />
2. den Berufsschulabschluss, soweit während<br />
der Berufsausbildung die Pflicht<br />
zum Berufsschulbesuch bestand und<br />
3. eine Berufstätigkeit <strong>im</strong> Ausbildungsberuf<br />
von mindestens einem Jahr, die<br />
auch während der Fachschulausbildung<br />
abgeleistet werden kann, nachweist.<br />
Die einjährige Berufstätigkeit wird in<br />
den Fachschulen mit 2400 Unterrichtsstunden<br />
Fachtheorie und 1200 Stunden<br />
Praxis in Form eines gelenkten Praktikums<br />
während der Fachschulausbildung<br />
abgeleistet. Zu dieser Schulform gehört<br />
auch die Fachschule für Sozialpädagogik.<br />
Folglich bleibt das Berufsanerkennungsjahr<br />
erhalten. Für langjährige einschlägige<br />
Berufstätige als auch Studierende<br />
gibt es abweichende Regelungen zur<br />
Aufnahme in die Fachschule. Des Weiteren<br />
ist in allen Fachschulbildungsgängen<br />
eine Selbstlernphase <strong>im</strong> Umfang von bis<br />
zu 20% vorgesehen. Deshalb können in<br />
der ErzieherInnenausbildung bis zu 480<br />
Unterrichtsstunden des Pflichtbereiches<br />
als betreute und durch Lehrkräfte vorund<br />
nachbereitete andere Lernformen<br />
organisiert werden. Des Weiteren wird<br />
die strenge Trennung zwischen Vollzeitund<br />
Teilzeitform in den Fachschulen<br />
aufgehoben.<br />
Neben den allgemeinen Aufnahmevoraussetzungen<br />
erfordert die Aufnahme in die<br />
Fachschule für Sozialpädagogik zudem<br />
• die Fachoberschulreife und<br />
• die Vorlage eines Führungszeugnisses.<br />
Schon zu Beginn der Ausbildung haben<br />
sich die SchülerInnen zu entscheiden, ob<br />
sie neben der ErzieherInnenausbildung die<br />
Fachhochschulreife für Sozialpädagogik<br />
anstreben. Es ist offen, wann die Neuregelungen<br />
und ob sie in dieser Form in Kraft<br />
treten. Es wird davon gesprochen, dass<br />
dies frühestens zu Beginn des nächsten<br />
Schuljahres sei. Bei dem Übergang von<br />
der alten zur neuen Ausbildungsform wird<br />
es eine umfassende Übergangsregelung<br />
geben, die bis zum Schuljahr 2005/2006<br />
vorgesehen ist. Neben den veränderten<br />
Rahmenbedingungen zur Aufnahme in<br />
die Fachschule für Sozialpädagogik wird<br />
es auch inhaltliche Änderungen geben.<br />
Ein Entwurf vom 15.04.2002 wurde schon<br />
in der Fachöffentlichkeit diskutiert und<br />
wird noch überarbeitet. U. a. wird die<br />
Stundentafel neu erarbeitet. Das Fach<br />
„Projektarbeit“ soll neu hinzukommen.<br />
Die Abschlussprüfung wird ebenfalls<br />
neu geregelt. Es soll ein Fachschulexamen<br />
eingeführt werden. Die Prüfung<br />
soll nicht mehr auf Fächerebene durchgeführt<br />
werden. Aus den beruflichen<br />
Handlungsfeldern sollen die Arbeiten<br />
der Abschlussprüfung kommen und die<br />
Aspekte wie Reproduktion, Anwendung<br />
und Transfer mit berücksichtigen. In die<br />
Arbeit der Lehrplankommission wurden<br />
die Freien Wohlfahrtsverbände, das SPI,<br />
Fachverbände als auch die GEW eingebunden.<br />
Gisela Wedding, Fachberaterin<br />
KOMPAKT 1/2003 9
A K T U E L L E S<br />
Internet-Portal erfolgreich<br />
Nach welchem pädagogischen und pastoralen Konzept arbeitet die Tageseinrichtung?<br />
Wie ist die Anbindung an die Pfarrgemeinde? Wie viel Plätze, welche Öffnungszeiten,<br />
wann kann ich mir den <strong>Kinder</strong>garten anschauen? Diese und noch mehr Fragen haben<br />
Eltern, die einen Platz für ihren Nachwuchs suchen. Fragen, auf die es jetzt eine neue<br />
Antwort gibt: www.katholische-kindergaerten.de<br />
Das gemeinsame Portal wird bereits von 300 Einrichtungen zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
genutzt und wöchentlich von bis zu 5000 interessierten Eltern aufgerufen.<br />
Im ersten Teil finden sich allgemeine Informationen zum besonderen Profil der Einrichtungen,<br />
zum Statut, zu Elternbeiträgen und Möglichkeiten der Mitwirkung. Regionale<br />
Übersichten aller Einrichtungen und interessante Links runden das Angebot ab.<br />
Im zweiten Teil können sich die einzelnen Einrichtungen mit Foto und allen wichtigen<br />
Informationen auf mehreren Seiten präsentieren (gutes Beispiel: St. Pius, Bonn-Beuel).<br />
Selbstverständlich verlinken wir auch zur Internet-Präsenz des Trägers. Nach der Freischaltung<br />
können alle Daten jederzeit selbstständig aktualisiert werden. Hierzu benötigen<br />
Sie weder einen Computer in der Einrichtung noch spezielle EDV-Kenntnisse.<br />
Das Portal wird von uns ständig erweitert, zurzeit bereiten wir vor: Bildergalerien für<br />
Aktivitäten der Einrichtungen, Möglichkeiten zu örtlichen Verlinkungen, bistumsweite<br />
Stellenbörse ... Die einmalige Gebühr beträgt 145 Euro pro Einrichtung. Es entstehen<br />
keine Folgekosten. Für Träger mehrerer Einrichtungen werden Sonderkonditionen<br />
gewährt. Weitere Fragen beantwortet Ihnen gerne Ihre zuständige Fach beratung in<br />
unserer Abteilung.<br />
Markus Linden-Lützenkirchen, Fortbildungsreferent<br />
Religionspädagogischer Zertifizierungskurs IV abgeschlossen<br />
Foto: privat<br />
Am 24. Januar diesen Jahres fand die<br />
Abschlusspräsentation des vierten Zertifizierungskurses<br />
Religionspädagogik statt.<br />
Bei dieser Gelegenheit stellten die sieben<br />
Teilnehmerinnen des zweijährigen Kurses<br />
die Ergebnisse der Praxisprojekte vor, die<br />
sie <strong>im</strong> Zusammenhang der Fortbildung<br />
durchgeführt hatten. Wie schon in den vergangenen<br />
Jahren gab es viel Erstaunliches<br />
und Nachahmenswertes zu hören und zu<br />
sehen. Mit großer Mühe und Liebe zum<br />
Detail wurden vor Ort religionspädagogische<br />
Ideen entwickelt, für die konkrete<br />
Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n ausgearbeitet und in<br />
der Praxis der jeweiligen Tageseinrichtung<br />
für <strong>Kinder</strong> umgesetzt.<br />
Mit diesem vierten Zertifizierungskurs<br />
haben wir strukturell erstmals einen<br />
neuen Weg beschritten: Die Gruppe hat<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu den vorangegangenen<br />
Kursen stärker zusammenarbeiten. Unter<br />
der Leitung des theologischen Referenten<br />
Dr. Leinhäupl-Wilke wurden vier<br />
religionspädagogische Arbeitstage sowie<br />
zwei Besinnungstage durchgeführt. Zusätzlich<br />
konnten die Teilnehmerinnen<br />
vier Fortbildungstage und eine Forumsveranstaltung<br />
auswählen. Auf diese Weise<br />
entstand während der zwei Jahre eine sehr<br />
intensive Arbeit in der Seminargruppe mit<br />
entsprechenden Austausch- und Diskussionsmöglichkeiten.<br />
Wie die Teilnehmerinnen<br />
einst<strong>im</strong>mig resümierten, hat dieser<br />
Zertifizierungskurs das eigene theoretische<br />
Wissen <strong>im</strong> theologisch-religionspädagogischen<br />
Bereich erweitert und stellte eine<br />
Bereicherung und Orientierung für die<br />
persönliche Glaubenssituation dar.<br />
Den zweijährigen Kurs haben mit sehr gutem<br />
Erfolg abgeschlossen: Brunhild Blum<br />
(Bergisch Gladbach), Claudia Flottmeier<br />
(Bornhe<strong>im</strong>), Ulrike Haas (Engelskirchen),<br />
Sabine Klein (Hennef), Gabi Neuburg<br />
(Overath), Iris Thiemann (Köln), Maria<br />
Vagedes (Kürten).<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Matthias Vornweg, Abteilungsleiter<br />
10 KOMPAKT 1/2003
Zweijährige Zertifi zierungsfortbildung<br />
für LeiterInnen<br />
„Nach gut zwei Jahren intensiver Fortbildung<br />
hielten wir am 17. Januar 2003<br />
die Zertifizierung zur ‚Sozialmanagerin<br />
in <strong>Katholische</strong>n <strong>Tageseinrichtungen</strong> für<br />
<strong>Kinder</strong>‘ in unseren Händen. Für jede von<br />
uns bedeuteten die zwei Jahre eine persönliche<br />
Weiterentwicklung in der Rolle<br />
als Leiterin. Durch das ‚Baukastensystem‘<br />
konnten wir eigene Stärken ausbauen und<br />
Schwächen aufarbeiten“ lautet das Resümee<br />
aller Teilnehmerinnen.<br />
Begleitet wurden die Fortbildungen von<br />
regelmäßigen Supervisionssitzungen, die<br />
in zwei Gruppen statt fanden. Innerhalb<br />
dieser Zeit gab es fünf gemeinsame Fortbildungen.<br />
„Für die zukünftigen<br />
Kurse wären<br />
mehr Treffen innerhalb<br />
der Gesamtgruppe<br />
wün schenswert“ meint der Fortbildungsreferent,<br />
Markus Linden-Lützenkirchen,<br />
der die Veranstaltungsreihe begleitete.<br />
Die Vielfältigkeit als Ergebnis dieser zwei<br />
Jahre wurde <strong>im</strong> angenehmen Rahmen des<br />
Kardinal-Schulte-Hauses als Abschluss<br />
mit viel Professionalität, Freude und<br />
Spaß präsentiert. Einst<strong>im</strong>miges Fazit:<br />
„Die Mühe hat sich für uns ausgezahlt<br />
und bedeutet eine Qualifizierung unserer<br />
Leitungsfunktion.“<br />
Das Zertifikat haben erhalten: Maria<br />
Altrogge, Marlies Dahmen, Barbara<br />
Kölschbach, Gaby Kreuels, Ulla Mauren,<br />
Anne Nöhring, Margit Ortmann,<br />
Petra Osenau, Brigitte Ring, Ursula<br />
Schaffrath, Ursula Schiller, Rita Schulte,<br />
Elisabeth Welzel.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Matthias Vornweg, Abteilungsleiter<br />
Foto: privat<br />
Die neue Fortbildungsrichtlinie zur KAVO<br />
Im letzten Herbst wurde in der Regional-KODA eine Einfügung des § 6a KAVO<br />
beschlossen, der auf die neue Anlage 25 verweist. Sie gilt für alle Fortbildungen,<br />
die ab dem 1. 1. 2003 beschlossen werden.<br />
Die Neuregelungen waren vor allem nötig geworden, da eine Ungleichbehandlung<br />
von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten zu beseitigen war. Deshalb ist insbesondere<br />
der § 4 der Anlage 25 zur KAVO von Bedeutung. Darin sind die Arbeitsbefreiung und<br />
Kostenübernahme geregelt. Es sind drei Sachverhalte mit entsprechenden Folgen zu<br />
unterscheiden:<br />
Überwiegend dienstliches<br />
Interesse<br />
Gleichrangiges Interesse<br />
be<strong>im</strong> Dienstgeber und MA<br />
Überwiegendes Interesse<br />
be<strong>im</strong> MA<br />
Arbeitszeit<br />
Bei Ganztagesfortbildungen von Teilzeitkräften<br />
<strong>im</strong> überwiegend dienstlichen<br />
Interesse bedeutet dieses, dass über die<br />
Teilzeitbeschäftigung hinausgehende<br />
Zei ten der Fortbildung als Mehrarbeit<br />
gelten. Der Träger vor Ort ist insofern<br />
gehalten, die Definition zu leisten, ob<br />
und in welchem Umfang ein dienstliches<br />
Interesse vorliegt. Das bisher mit unserem<br />
Kosten der<br />
Maßnahme<br />
Reisekosten<br />
Voll Dienstgeber Dienstgeber<br />
50 / 50 50 / 50 50 / 50<br />
Nein, unbezahlte<br />
Freistellung<br />
möglich<br />
Mitarbeiter<br />
Mitarbeiter<br />
(ggf. 50% Beteiligung<br />
des DG)<br />
Fortbildungsreferat praktizierte Anmeldeverfahren<br />
mit Unterschrift des Trägers<br />
auf der Anmeldekarte ist laut Auffassung<br />
der Rechtsabteilung des EGV nicht zwingend<br />
einer Anordnung der Fortbildung<br />
oder einer Einstufung als überwiegend<br />
<strong>im</strong> dienstlichen Interesse zu werten.<br />
Eine juristische Prüfung soll aber noch<br />
erfolgen. Wenn – wie in § 7 der Anlage<br />
als Möglichkeit vorgesehen – keine Zusatzregelungen<br />
für den Erziehungsdienst<br />
erlassen werden, muss über die Vertretungsregelungen<br />
für die Fortbildung noch<br />
nachgedacht werden.<br />
Folgende Grundsätze sind außerdem zu<br />
beachten:<br />
• Der Mitarbeiter hat Anspruch auf fünf<br />
Arbeitstage Fort- oder Weiterbildung,<br />
entsprechend mehr oder weniger bei<br />
anderer Anzahl an Arbeitstagen in der<br />
Woche.<br />
• Fahrtzeiten sind Dienstzeiten, alle Pausenzeiten<br />
sind heraus zu rechnen, als<br />
Fortbildungszeit pro Woche dürfen 38,5<br />
Stunden nicht überschritten werden.<br />
• Die Teilnahme an Exerzitien und Einkehrtagen<br />
bleibt unberührt, ebenso<br />
Schulungsveranstaltungen für MAV<br />
oder Regional-KODA.<br />
• Freistellungen wegen Weiterbildung<br />
nach Landesrecht werden angerechnet.<br />
Wenn sich Änderungen <strong>im</strong> Verfahren ergeben,<br />
werden wir Sie rechtzeitig darüber<br />
informieren.<br />
Reinhold Gesing, Fachberater<br />
KOMPAKT 1/2003 11
A K T U E L L E S<br />
Auftaktveranstaltungen zum „Jahr der Bibel 2003“<br />
Im Jahr 2003 stellen alle christlichen<br />
Kirchen und Verbände die Bibel in den<br />
Mittelpunkt des Interesses. Mit gemeinsamen<br />
Veranstaltungen und Publikationen<br />
rufen sie dazu auf, die unverwechselbare<br />
Botschaft der Bibel zu einem öffentlichen<br />
Ereignis zu machen. Besonders<br />
für die katholischen <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong> bietet dieses Jahr der Bibel<br />
die Möglichkeit, einen Schwerpunkt auf<br />
biblische Themen zu legen und mögliche<br />
Initiativen und Projekte umzusetzen.<br />
Am 22. Januar diesen Jahres fand eine<br />
erste Auftaktveranstaltung zum Jahr<br />
der Bibel 2003 in den Räumen des Diözesancaritasverbandes<br />
statt. Zu dieser<br />
Veranstaltung, die geplant und durchgeführt<br />
wurde in Kooperation mit der<br />
Abteilung Gemeindepastoral des Erzbischöflichen<br />
Generalvikariates – waren<br />
sowohl die Mitarbeiter/innen aus den<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> als auch<br />
pastorale Mitarbeiter/Innen eingeladen.<br />
Die Resonanz war überwältigend: Von den<br />
170 Anmeldungen konnten wir zunächst<br />
leider nur 100 Anfragen bewältigen. Wir<br />
haben uns dann allerdings schnell dazu<br />
entschlossen eine zweite Eröffnungsveranstaltung<br />
anzubieten, die am 31. März<br />
stattfand.<br />
Beide Veranstaltungen hatten den<br />
gleichen Ablauf: Zu Beginn wurden in<br />
einem kurzen Vortrag die Idee und die<br />
Hintergründe zum Jahr der Bibel vorgestellt<br />
und die Möglichkeiten erörtert, die<br />
diese Initiative für die Vernetzung der<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> mit ihren<br />
jeweiligen Gemeinden anbietet. In der<br />
anschließenden Diskussion teilten viele<br />
Teilnehmer/innen ihre Pläne für das Jahr<br />
der Bibel mit und st<strong>im</strong>mten sie mit den<br />
Eindrücken aus dem Vortrag ab. Auf diese<br />
Weise entstand eine Art Ideenbörse aus<br />
der Praxis heraus.<br />
Im zweite Teil des Vormittags boten eine<br />
Reihe Referenten Workshops zu Möglichkeiten<br />
der eigenen Auseinandersetzung<br />
mit der Bibel an. Unter anderem konnte<br />
man sich informieren über: textbezogene<br />
Zugänge, Bibel teilen, erfahrungsbezogene<br />
Zugänge, die Methode der Religionspädagogischen<br />
Praxis, Methoden für die Arbeit<br />
in Gruppen („Västeras-Methode“, „Methode<br />
Bludesch“).<br />
Der gesamte Nachmittag war der Beschäftigung<br />
mit Fragen der Umsetzung in<br />
der Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n gewidmet. Auch<br />
hier konnten die Teilnehmer/innen verschiedene<br />
Workshops zu folgenden Themenbereichen<br />
besuchen: <strong>Kinder</strong>bibeln,<br />
<strong>Kinder</strong>bibeltage, Kreative Zugänge,<br />
Gemeindebibel, Verklanglichung von<br />
biblischen Texten, Einsatz von Alltagsmaterialien,<br />
Bibel und Kunst. Während<br />
des gesamten Tages hatten die Teilnehmer/<br />
innen die Gelegenheit, sich an einem reich<br />
bestückten Büchertisch über die aktuelle<br />
Literaturlage zu informieren. Zusätzlich<br />
lagen Broschüren, Zeitschriften und<br />
Informationsmaterial des <strong>Katholische</strong>n<br />
Bibelwerks zum Thema Jahr der Bibel<br />
2003 aus.<br />
Die Auftaktveranstaltung zum Jahr der<br />
Bibel war ein Volltreffer: Sowohl das Resümee<br />
der Vorbereitungsgruppe als auch<br />
die vielfältigen Rückmeldungen aus der<br />
Praxis fielen durchweg positiv aus. Mit<br />
dieser Veranstaltung konnten wir einen<br />
Startpunkt setzen für die zahlreichen Aktionen<br />
und Initiativen vor Ort. Das Jahr<br />
der Bibel bietet in der Tat die Chance,<br />
die biblische Botschaft einmal mehr auf<br />
die Tagesordnung zu setzen, und zwar<br />
<strong>im</strong> Sinne der Kooperation zwischen den<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> und den<br />
Gemeinden.<br />
Dr. Andreas Leinhäupl-Wilke, Fortbildungsreferent<br />
Foto: privat<br />
12 KOMPAKT 1/2003
A K T U E L L E S A U S D E R F O R T B I L D U N G<br />
Rückblick auf das Jahr 2002<br />
Direkt nach der Jahreswende halten wir <strong>im</strong><br />
Fortbildungsreferat einen Rückblick auf<br />
das abgelaufene Fortbildungsprogramm.<br />
Neben einer qualitativen Evaluation der<br />
Rückmeldungen der TeilnehmerInnen und<br />
ReferentInnen werden die quantitativen<br />
Daten und Zahlen ausgewertet. Auch <strong>im</strong><br />
letzten Jahr hat sich der allgemein positive<br />
Trend in der Fortbildung weiter fortgesetzt.<br />
Wir erhielten 5.800 Anmeldungen<br />
(Steigerung um fast 10%), konnten 4.400<br />
Seminarplätze anbieten, mussten aber<br />
auch 1.300 (+ 17%) Absagen verschicken.<br />
Aufgrund der Zahlen wird deutlich, dass<br />
der Bedarf an Personalentwicklung und<br />
Fortbildung, den Mitarbeiterinnen und<br />
Träger ausmachen, deutlich schneller<br />
steigt, als unser Angebot mit den derzeitigen<br />
finanziellen Ressourcen.<br />
Die Teilnehmerzufriedenheit konnte auf<br />
sehr hohem Niveau gehalten werden.<br />
Über 90% aller TeilnehmerInnen waren<br />
(sehr) zufrieden mit den besuchten<br />
Seminaren.<br />
Programm 2003<br />
Das diesjährige Programm ist wieder<br />
hervorragend in der Praxis angekommen.<br />
Die Zahl der Anmeldungen sprengt alle<br />
Rekorde. Die neue inhaltliche Gliederung<br />
des Programmheftes wird von den meisten<br />
InteressentInnen als sehr hilfreich<br />
empfunden. Natürlich haben wir auch<br />
noch Plätze frei. Schauen sie einfach<br />
mal in den aktuellen Buchungsstand.<br />
www.katholische-kindergaerten.de.<br />
Berater-Fortbildung<br />
Bereits <strong>im</strong> letzten Jahr gestartet, hat sich<br />
unser Pilotprojekt zur Beraterausbildung<br />
pr<strong>im</strong>a entwickelt. Ziel ist es, erfahrene Leitungskräfte<br />
so zu qualifizieren, dass sie<br />
sowohl mit ihrem Fachwissen als auch<br />
mit ihren persönlichen Kompetenzen<br />
befähigt werden, sich über ihre eigene<br />
Einrichtung hinaus zu engagieren. Dazu<br />
laufen derzeit neben Fortbildungen und<br />
Supervisionen die ersten Beratungsprojekte<br />
an. Diese wurden von den TeilnehmerInnen<br />
eigenverantwortlich akquiriert.<br />
Nach Abschluss umfangreicher Prüfungen<br />
kann dann zusammen mit den zuständigen<br />
FachberaterInnen mit dem Aufbau eines<br />
Netzes zur kollegialen Beratung und Prozessbegleitung<br />
begonnen werden.<br />
Reggio-Forum<br />
Mit der Veranstaltung am 23. Juli (noch<br />
Plätze frei) haben wir Großes <strong>im</strong> Sinn.<br />
Neben einem sehr abwechslungsreichen<br />
Programm, dass ein Tor in die Welt der<br />
Reggio-Pädagogik öffnen soll, möchten wir<br />
gemeinsam das Reggio-Regional-Forum<br />
West gründen. In Zukunft werden dann<br />
Angebote, Serviceleistungen und Informationen<br />
über das Internet miteinander<br />
ausgetauscht und regelmäßige Treffen<br />
angeboten. Ein offenes Angebot für alle,<br />
die sich mit KollegInnen über erste Schritte<br />
aber auch langjährige Erfahrungen in der<br />
Reggio-Arbeit austauschen möchten.<br />
Fachtagung<br />
Die nächste Fachtagung am 18. November<br />
wirft bereits ihre langen Schatten voraus.<br />
Die inhaltliche Planung ist so gut wie<br />
abgeschlossen, die Werbung liegt dieser<br />
Ausgabe bei. Auf vielfachen Wunsch bieten<br />
wir noch mehr Foren an. Dafür haben wir<br />
den Anteil an Vorträgen reduziert. auch<br />
das Rahmenprogramm wird spannend. Wir<br />
freuen uns auf Ihre Anmeldung.<br />
Markus Linden-Lützenkirchen,<br />
Fortbildungsreferent<br />
Nach einjähriger Entwicklungsarbeit ist sie nun auf dem<br />
Markt, die zweite Version des umfassenden Qualitätsmanagement-Systems<br />
QualityPack. Es versetzt Sie bereits jetzt<br />
in die Lage, die Forderungen der ISO-Norm zu erfüllen, die<br />
auch Grundlage des Rahmenhandbuches des KTK sind.<br />
Der einfache Weg von der<br />
Konzeption zum umfassenden<br />
Qualitätsmanagement<br />
Inhaltsangabe:<br />
• Begleitheft<br />
• Musterkonzeption<br />
• Qualitäts-Handbuch<br />
• 80 Prozessbeschreibungen<br />
• 100 Formulare und Dokumente<br />
Weitere Infos über www.qualitypack.de oder<br />
Markus Linden-Lützenkirchen, Tel: 02 21 / 20 10 275<br />
KOMPAKT 1/2003 13
P R A X I S K O N K R E T<br />
Fotos: privat<br />
Pro Hort<br />
Aktion der Tageseinrichtung<br />
St. Konrad in Hilden<br />
„Was soll das Theater? Wir lassen uns<br />
nicht auffressen!“ Das war unser Motto<br />
für den Hildener Karnevalszug, der am 3.<br />
März 2003 um 14.11 Uhr startete.<br />
Im Herbst 2002 erreichten uns die ersten<br />
Informationen darüber, dass die Existenz<br />
der Horte durch die Einrichtung der<br />
„offenen Ganztagsschule“ gefährdet ist.<br />
Nachdem der erste Schock überwunden<br />
war, beschlossen wir aktiv zu werden. Bei<br />
unserem Weihnachtsessen wurde die Idee<br />
geboren, am Karnevalszug teilzunehmen,<br />
um der Öffentlichkeit das brisante Thema<br />
bewusst zu machen. Nach einigen<br />
Ausflügen in die Ideenwelt entschieden<br />
wir uns für das o. g. Motto, das wie folgt<br />
dargestellt werden sollte: Ein gefräßiges<br />
Krokodil mit der Aufschrift „offene<br />
Ganztagsschule“ und weit aufgerissenem<br />
Maul sollte die Buchstaben HORT<br />
fressen. Den Gegenpol bildete eine Schar<br />
von Kasperfiguren (Erzieher, Eltern und<br />
<strong>Kinder</strong>), die sich nicht vom Krokodil fressen<br />
lassen wollte und die Institution Hort<br />
verteidigte. Außer der üblichen Kamelle<br />
wollten wir Informationen in Form eines<br />
Handzettels gezielt an Familien verteilen<br />
(eine Gegenüberstellung von Hort und<br />
offener Ganztagsschule). Damit dieser<br />
auch beachtet wurde, tackerten wir kleine<br />
Tütchen mit Süßigkeiten an. Mit viel Elan<br />
und Freude starteten wir am Rosenmontag.<br />
Die Menschenmenge bejubelte uns, als wir<br />
durch die Hildener Innenstadt zogen. Vom<br />
Balkon des Bürgerhauses aus begrüßte<br />
uns der Bürgermeister mit den Worten:<br />
„Na, wer will euch denn auffressen? Das<br />
muss ja schon etwas Großes sein!“ Darauf<br />
hin wiesen wir energisch auf das gefräßige<br />
Krokodil.<br />
Der Hinweis, den wir geben wollten,<br />
schien verstanden worden zu sein. Dies<br />
konnten wir dann in der Rheinischen Post<br />
am nächsten Tag auch lesen. „Wir lassen<br />
uns nicht auffressen,“ war die Antwort<br />
der wendigen Verfolgten, eine Breitseite<br />
gegen die offene Ganztagsschule.“ (Zitat<br />
R. P. vom 4. 3. 2003). Am Dienstagabend<br />
überreichte uns das Karnevalskomitee<br />
in der Stadthalle 50 Euro für den achten<br />
Platz bei den Fußgruppen.<br />
Zusammenfassend möchten wir zum<br />
Ausdruck bringen, dass es uns nicht<br />
darum geht, die offene Ganztagsschule<br />
zu verhindern. Es gibt wirklich zu wenig<br />
Betreuungsplätze für die Schulkinder.<br />
Jedoch müssen Lösungen gefunden werden,<br />
die es ermöglichen, die Trägervielfalt<br />
zu erhalten und die Hortangebote freier<br />
Träger in ihrer bewährten Qualität bestehen<br />
zu lassen. Andererseits wird den<br />
Familien die Möglichkeit genommen, für<br />
die <strong>Kinder</strong> eine individuelle Betreuungsform<br />
auszuwählen, die ihren christlichen<br />
und menschlichen Vorstellungen und<br />
Bedürfnissen entspricht.<br />
Ursula Ebelt, Leiterin, Petra Königschulte<br />
und Gabi Steiner, Erzieherinnen <strong>im</strong> Hort<br />
Informationsbroschüre der Hortkonferenz<br />
Wuppertal und Hilden<br />
Die Arbeitsgemeinschaft der katholischen<br />
HorterzieherInnen aus Wuppertal und<br />
Hilden informiert über die Betreuung<br />
von Schulkindern in Hortgruppen und<br />
großen altersgemischten Gruppen in <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong>. Nach einer<br />
Reihe von Statements zur allgemeinen<br />
gesellschaftlichen Entwicklung, z. B. zur<br />
veränderten Familiensituation, folgt eine<br />
kurze Darstellung der Ziele und Methoden<br />
der Hortarbeit. Die Ausführungen enden<br />
<strong>im</strong> Fazit mit der Forderung an die Politik,<br />
die qualifizierten Hortplätze zu erhalten<br />
und weiter auszubauen.<br />
Gerda Rütten-Trompetter, Fachberaterin<br />
14 KOMPAKT 1/2003
Gemeinsam für <strong>Kinder</strong><br />
Ein Konzept für die <strong>Kinder</strong>gartenpastoral <strong>im</strong> Pfarrverband Lerbach-Strunde<br />
Mit der Veröffentlichung des gemeinsamen<br />
Positionspapieres von DiCV und<br />
Generalvikariat zur <strong>Kinder</strong>gartenpastoral<br />
„Gemeinsam für <strong>Kinder</strong> – Gemeinden und<br />
ihre <strong>Kinder</strong>gärten entwickeln sich weiter<br />
...“ entdecken <strong>im</strong>mer mehr Seelsorgebereiche<br />
die Herausforderung und Chance<br />
einer gemeinsamen Erarbeitung eines<br />
<strong>Kinder</strong>gartenpastoralkonzeptes durch<br />
alle Verantwortlichen vor Ort. Diese<br />
Prozesse sehen oft sehr unterschiedlich<br />
aus, je nach den örtlichen Gegebenheiten<br />
und den Schwerpunkten, welche die<br />
Verantwortlichen hierbei setzen wollen.<br />
Der Seelsorgebereich Lerbach-Strunde<br />
war einer der ersten, der sich auf diesen<br />
Weg gemacht hat. Frau Massin, die<br />
Pastoralreferentin, berichtet von ihren<br />
Erfahrungen:<br />
Angesichts der gravierenden Umbrüche<br />
in Kirche und Gesellschaft erschien es<br />
uns – den Seelsorgerinnen und Seelsorgern<br />
<strong>im</strong> Pfarrverband Lerbach-Strunde<br />
– notwendig darüber zu beraten, welche<br />
Konsequenzen dies für unser pastorales<br />
Handeln haben muss.<br />
Im Rahmen einer Klausurtagung aller vier<br />
Pfarrgemeinderäte mit dem Pastoralteam<br />
haben wir uns mit dem Thema „Kirche<br />
in pluralistischer Gesellschaft – Konsequenzen<br />
für unsere Gemeindepastoral“<br />
auseinandergesetzt. Infolgedessen wurden<br />
Schwerpunkte für die Pastoral in unserem<br />
Pfarrverband erarbeitet. Wir haben uns<br />
dazu entschieden mit dem Schwerpunkt<br />
„Weitergabe des Glaubens an die kommende<br />
Generation“ zu beginnen. Dabei<br />
erschien es sinnvoll, bei den <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
in unserem Pfarrverband<br />
anzusetzen. Denn in keinem anderen<br />
Bereich der Pastoral gibt es eine so<br />
alltägliche und intensive Begegnung mit<br />
Familien. Ungefähr zeitgleich erhielten wir<br />
aus der Abteilung Gemeindepastoral des<br />
Generalvikariates das Papier „Eckpunkte<br />
<strong>Kinder</strong>gartenpastoral“ (Vorläuferpapier<br />
von „Gemeinsam für <strong>Kinder</strong> – Gemeinden<br />
und ihre <strong>Kinder</strong>gärten entwickeln<br />
sich weiter...“), das eine Entwicklung von<br />
Pastoralkonzepten anregen will. Für uns<br />
kam das wie gerufen und wir baten dort<br />
um Unterstützung bei unserer Konzeptionsentwicklung.<br />
Frau Tannebaum und in<br />
der Anfangsphase auch Herr Lohmann<br />
unterstützten uns intensiv.<br />
Ziel unserer Konzeptentwicklung ist ein<br />
Arbeitspapier, in dem die konkrete Zusammenarbeit<br />
<strong>im</strong> Bereich der <strong>Kinder</strong>gartenpastoral<br />
vor Ort sowie die Vernetzung auf<br />
Zukunft hin geplant und ein gemeinsames<br />
Ziel festgelegt wird. Das Arbeitspapier soll<br />
von allen Leiterinnen, allen PGR´s und<br />
dem Pastoralteam unterschrieben werden,<br />
wodurch es Verbindlichkeit erhält.<br />
Nach einem Auftakttreffen mit den<br />
Leiterinnen der vier <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
unseres Pfarrverbandes, dem<br />
Pastoralteam und einer Vertreterin der<br />
Pfarrverbandskonferenz folgte eine Phase<br />
der Bestandsaufnahme in den vier <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
und <strong>im</strong> Pastoralteam<br />
zur Situation der <strong>Kinder</strong>garten- und<br />
Familienpastoral. Die verschiedenen<br />
Sichtweisen der Bestandsaufnahme und<br />
Wünsche für die Konzepterarbeitung in<br />
der Zukunft wurden ausgetauscht.<br />
Im weiteren Verlauf beschäftigte sich das<br />
Pastoralteam einen Tag lang mit dem Thema<br />
<strong>Kinder</strong>garten- und Familienpastoral.<br />
An diesem Tag wurden die Zuständigkeiten<br />
des Pastoralteams geklärt: Wer<br />
übern<strong>im</strong>mt die Gesamtverantwortung?<br />
Wer ist pastorale/r Begleiter/in für welche<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtung? Diese Informationen<br />
wurden an die Leiterinnen der<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen weitergegeben<br />
und mit ihnen abgest<strong>im</strong>mt.<br />
Gemeinsam entschied man sich zusätzlich<br />
zu dem bereits existierenden Religionspädagogischen<br />
Arbeitskreis auf<br />
Pfarrverbandsebene einen Arbeitskreis<br />
<strong>Kinder</strong>gartenpastoral einzurichten, der<br />
die Vernetzung der <strong>Kinder</strong>gartenpastoral<br />
<strong>im</strong> Pfarrverband zum Ziel hat. Ihm<br />
gehören neben den Leiterinnen der<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen auch Pfarrgemeinderatsvertreter<br />
an. Die Leitung des<br />
Arbeitskreises übern<strong>im</strong>mt die zuständige<br />
Pastoralreferentin. Die pastoralen Begleiter<br />
der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen nehmen<br />
nicht an jedem Treffen des Arbeitskreises<br />
teil, sind in die Konzeptionsentwicklung<br />
aber dort einbezogen, wo es sinnvoll ist .<br />
Um auch die Gemeinden insgesamt stärker<br />
in den Prozess mit einzubeziehen, fand<br />
ein Pfarrgemeinderätewochenende zum<br />
Thema „<strong>Kinder</strong>garten- und Familienpastoral<br />
<strong>im</strong> Pfarrverband“ statt. Nach<br />
einer intensiven Auseinandersetzung<br />
mit diesem Thema fanden sich aus jedem<br />
Pfarrgemeinderat die Vertreter, die sich<br />
Fotos: privat<br />
KOMPAKT 1/2003 15
P R A X I S K O N K R E T<br />
jetzt <strong>im</strong> Arbeitskreis <strong>Kinder</strong>gartenpastoral<br />
engagieren.<br />
Der Arbeitskreis <strong>Kinder</strong>gartenpastoral<br />
beschäftigte sich zunächst mit den Fragen:<br />
Was macht wer bereits für <strong>Kinder</strong>?<br />
Wie nehmen wir unsere Arbeit gegenseitig<br />
wahr? Im weiteren Verlauf wurde die<br />
Zusammenarbeit genauer strukturiert<br />
und intensiviert. Es wurden die Leitziele<br />
für die <strong>Kinder</strong>gartenpastoral, die<br />
die Pfarrverbandskonferenz zu Beginn<br />
(s.o.) beschlossen hatte, diskutiert und<br />
bestätigt. Die Vernetzung von <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
und Pfarrgemeinden<br />
und die Vernetzung der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
untereinander wurden genauer<br />
in den Blick genommen. Die einzelnen<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen besprachen<br />
mit ihrem pastoralen Begleiter die Zusammenarbeit.<br />
Es wurde beschlossen einen<br />
Konzeptionstag mit allen Erzieherinnen,<br />
den PGR-Vertretern und dem gesamten<br />
Pastoralteam zu machen.<br />
An diesem Konzeptionstag wurden wesentliche<br />
Vereinbarungen über Grundaussagen<br />
zu folgenden Themen getroffen:<br />
Was ist Gemeinde? Wie ist unser Bild vom<br />
Kind? Was brauchen Familien? Was bedeutet<br />
das für uns in der <strong>Kinder</strong>garten- und<br />
Familienpastoral?<br />
Diese Grundaussagen sind eingeflossen<br />
in die schriftliche Vereinbarung zur <strong>Kinder</strong>gartenpastoral<br />
<strong>im</strong> Pfarrverband Lerbach-Strunde.<br />
Außerdem werden in der<br />
Vereinbarung von allen gemeinsam die<br />
Ziele und die Zusammenarbeit <strong>im</strong> Bereich<br />
der <strong>Kinder</strong>garten- und Familienpastoral<br />
festgelegt. Diese Vereinbarung wird am 1.<br />
April 2003 feierlich verabschiedet.<br />
Nach einer anfänglich sehr mühsamen<br />
Zusammenarbeit wurde der Prozess sehr<br />
lebendig. Das Engagement und Interesse<br />
aller Beteiligten an der Umsetzung unserer<br />
Vereinbarungen ist sehr hoch. Dafür ein<br />
ganz herzliches Dankeschön! Ein besonderes<br />
Dankeschön gilt Frau Tannebaum aus<br />
dem Referat Ehe/Familie/<strong>Kinder</strong>garten.<br />
Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass<br />
dieser Prozess möglich wurde.<br />
Ulla Massin, Pastoralreferentin,<br />
Bergisch Gladbach<br />
Foto: privat<br />
Elternarbeit<br />
nach PISA<br />
Neulich wurde ich von einem Vater gefragt:<br />
„Welche Lernprogramme bieten Sie den<br />
<strong>Kinder</strong>n an?“ Meine spontane Antwort<br />
darauf war: „Unser Lernprogramm heißt<br />
in der Hauptsache: Spielen.“ Natürlich war<br />
das Gespräch an diesem Punkt noch nicht<br />
zu Ende.<br />
Die kurze Frage brachte meine Kolleginnen<br />
und mich jedoch sehr zum Nachdenken.<br />
Wir stellten uns die Fragen: Wie<br />
können wir den Eltern deutlich machen,<br />
wieviel ihr Kind lernt, wenn es „nur“<br />
spielt? Wie schätzen die Eltern die Lernerfahrungen<br />
ein, die sich den <strong>Kinder</strong>n<br />
jeden Tag in der Einrichtung bieten? Ist<br />
den Eltern bekannt, was die <strong>Kinder</strong> an<br />
Möglichkeiten haben? Wie wäre es, wenn<br />
Erwachsene erleben könnten, was <strong>Kinder</strong><br />
erleben?<br />
Die Antwort, die wir fanden, ist sicher<br />
nicht neu und die in unserer Arbeit mit<br />
den <strong>Kinder</strong>n selbstverständliche „eigene<br />
Erfahrung“ sollte für uns der Schlüssel<br />
werden. Unter diesem Aspekt planten wir<br />
den jährlichen Informationsnachmittag<br />
für die Eltern der neuen <strong>Kinder</strong>gartenkinder.<br />
Nach der Begrüßung, einem Überblick<br />
über den Verlauf des Nachmittags, der<br />
Vorstellung des Teams und einer kurzen<br />
Erklärung zum pädagogischen Konzept,<br />
luden wir die Eltern mit speziellen Angeboten<br />
ein, zu erfahren, was die <strong>Kinder</strong> bei<br />
uns erleben und lernen. Zwischen folgenden<br />
Angeboten konnten sie wählen:<br />
1. Konstruieren einer Bewegungsstelle<br />
2. Erfinden und Vertonen einer Wettergeschichte<br />
3. Malen von Mandalas<br />
4. Bauen einer Kugelbahn<br />
5. Gesellschaftsspiele, Puzzle und mehr<br />
6. Burgenbau <strong>im</strong> Sandkasten<br />
Jedes Angebot war von zwei Kolleginnen<br />
vorbereitet worden und wurde auch von<br />
ihnen begleitet. Es war sehr spannend zu<br />
erlebend, wie die Eltern sich den Angeboten<br />
zuordneten und welche Prozesse dabei<br />
abliefen. Die Zeit von 30 Minuten verging<br />
schnell und so manch einer bedauerte es,<br />
nicht weiter spielen zu können. Die Aussagen<br />
der Eltern in unserer Abschlussrunde<br />
gaben die eigenen Erfahrungen lebendig<br />
wieder: Soziales Lernen durch Absprachen<br />
und Rücksichtnahme, Übung der Feinmotorik,<br />
Schulung der eigenen Wahrnehmung,<br />
Grenzen setzen und akzeptieren, Freude<br />
am eigenen Tun finden, Stolz sein etwas<br />
geschafft zu haben, mit anderen in Kommunikation<br />
sein und vieles mehr hatte<br />
jede/r selbst erfahren.<br />
Zum Schluss stellte sich für alle ein Grundgedanke<br />
heraus: Für jede/n war wichtig,<br />
was sie/er gemacht und dabei gelernt hatte.<br />
Es gab kein besser oder schlechter. Es war<br />
ein sowohl – als auch. Wenn wir das als<br />
Erwachsene verstanden haben, können wir<br />
das Spiel unserer <strong>Kinder</strong> sicher besser Wert<br />
schätzen. Wir als Team sind froh über die<br />
vielen positiven Erfahrungen, die wir mit<br />
diesem Nachmittag gemacht haben.<br />
Team des Martinus <strong>Kinder</strong>garten/Hort<br />
in Kaarst<br />
16 KOMPAKT 1/2003
Unsere Kirche hat Geburtstag<br />
50 Jahre St. Elisabeth Kirche!<br />
Ein vernetzes Gemeindeprojekt –<br />
Aufführung des Musicals<br />
„Elisabeth von Thüringen“<br />
Wie es dazu kam? Alle 2 Jahre findet in<br />
der Pfarre St. Elisabeth ein Pfarrfest statt,<br />
bei dem die beiden zur Pfarre gehörenden<br />
Kitas aktiv eingebunden sind. In der Einladung<br />
zum ersten Vorbereitungstreffen<br />
<strong>im</strong> Januar 2001 wurden alle Gremien und<br />
Gruppierungen aufgefordert, sich zur 50<br />
Jahrfeier etwas besonderes zu überlegen.<br />
An diesem Abend stellte ich meine Idee<br />
vor, gemeindevernetzend das Musical<br />
„Elisabeth von Thüringen“ in Musik<br />
und Szene zu setzen. Die Gemeinde<br />
verfügt über einen <strong>Kinder</strong>-, Jugend-,<br />
Kirchen- und Gospelchor und eine engagierte<br />
Kirchenmusikerin, so dass ich von<br />
einem großen Sängerpotential innerhalb<br />
der Gemeinde in meiner Vorüberlegung<br />
ausgegangen bin.<br />
Auf meiner Studienfahrt 1998 habe ich<br />
eine Einrichtung besuchen dürfen, die<br />
vernetzend Bibelwochen schon mehrere<br />
Jahre praktiziert. Diese Art des aktiven<br />
Miteinanders hat mich sehr angesprochen.<br />
In dieser Form innerhalb aller Altersgruppierungen<br />
christliches Miteinander und<br />
Gedankengut erlebbar zu machen, war<br />
mein Ziel. Das Musical „Elisabeth von<br />
Thüringen“ war mir vertraut, da ich es mit<br />
meiner Familie vor vielen Jahren <strong>im</strong> Rahmen<br />
eines Familienbildungswochenendes<br />
mit 20 anderen Familien, welche uns bis<br />
zu diesem Tage fremd waren, erarbeitet<br />
und aufgeführt hatte.<br />
Bei der Vorstellung meiner Idee in unserer<br />
Pfarrei gab es zunächst viel Skepsis<br />
hinsichtlich der Durchführung dieses Vorhabens.<br />
Dennoch erhielt ich eine Option<br />
zu prüfen, ob ich Verbündete finde. Die<br />
ersten beiden meldeten sich bereits an<br />
diesem Abend. Bis zum nächsten Treffen<br />
hatte ich Zeit, realistisch zu klären, ob es<br />
machbar ist. Außerdem war ich mir sicher,<br />
dass ich über die Kontakte der Eltern in<br />
der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung Interessierte<br />
finden würde.<br />
Fotos: privat<br />
Unsere Kirchenmusikerin fragte ich als<br />
erste an, denn ohne eine musikalische<br />
Fachkraft wäre es nicht möglich gewesen.<br />
Sie war sofort von der Idee begeistert und<br />
fragte ihrerseits zunächst den Jugendund<br />
<strong>Kinder</strong>chor. Der Jugendchor war<br />
sofort Feuer und Flamme und wollte<br />
die Solost<strong>im</strong>men stellen. Mit den beiden<br />
Frauen vom ersten Abend und der Kirchenmusikerin<br />
hatte ich nun schon drei<br />
Verbündete.<br />
Wir trafen uns zu einer Arbeitssitzung und<br />
besprachen die weitere Verlaufsplanung.<br />
Be<strong>im</strong> nächsten Vorbereitungstreffen des<br />
Pfarrfestgremiums stellte ich unsere Planung<br />
vor und erhielt grünes Licht für die<br />
Aufführung. Wir einigten uns an diesem<br />
Abend, nicht am Pfarrfest das Musical aufzuführen,<br />
sondern es in eine Festwoche<br />
zu integrieren. Das Pfarrfest sollte den<br />
Auftakt bieten und Abschluss sollte die<br />
Aufführung des Musicals in der Kirche<br />
am Sonntag danach sein.<br />
Am 02. Mai war es soweit. Mit Verteilung<br />
von vielen Handzetteln und Aushängen<br />
von Plakaten waren alle, die Lust hatten<br />
mitzumachen, zu einem ersten Treffen<br />
geladen. 17 TeilnehmerInnen sind gekommen.<br />
Ab da schlug die Idee <strong>im</strong>mer<br />
größere Wellen. An diesem Abend wurden<br />
KOMPAKT 1/2003 17
I M P U L S E<br />
vier Projektgruppen gebildet, Termine zum<br />
Proben festgelegt und jeder der mitmachte<br />
musste sich schriftlich verpflichten, zu den<br />
Probeterminen zu kommen. Während der<br />
Sommerferien fanden keine Proben statt,<br />
danach wurde es umso konkreter. Am 22.<br />
September 2001 um 15.30 Uhr war es soweit,<br />
unsere erste Aufführung löste eine<br />
Woge von Begeisterung aus. Mit gewaltigen<br />
St<strong>im</strong>men vor grandioser Kulisse, Topmusikern,<br />
teils Hobby-, teils Berufsmusikern,<br />
mit einer gigantischen Lichtanlage und<br />
einer fachlichen Tontechnik sowie hoch<br />
motivierten LaiendarstellerInnen <strong>im</strong> Alter<br />
von vier Jahren bis Großelternstatus haben<br />
mindestens 75 Gemeindemitglieder ihrer<br />
Gemeinde ein Riesengeschenk gemacht.<br />
Der Ruf nach einer Wiederholung war so<br />
massiv, dass wir es zum Patrozinium noch<br />
einmal aufgeführt haben. Bei beiden Vorstellungen<br />
war die Kirche bis zum letzten<br />
Platz besetzt.<br />
Das Besondere an diesem Projekt war,<br />
dass in allen Kleingruppen eine gute<br />
St<strong>im</strong>mung herrschte. Jeder identifizierte<br />
sich mit seiner Rolle und setzte sich voll<br />
für die Sache ein. Ich hoffe sehr, dass sich<br />
aus dieser lebendigen Gemeindeerfahrung<br />
andere Projekte zu biblischen Themen<br />
ableiten und durchführen lassen. Für die<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtung war es eine besondere<br />
Herausforderung. Das Ergebnis<br />
war mehr als nur mutmachend, sodass wir<br />
uns sehr gut vorstellen können, weitere<br />
gemeindevernetzende Projekte <strong>im</strong> Einbzw.<br />
Zweijahrestakt mit etwas weniger<br />
Aufwand zu planen.<br />
Wer alles mitgemacht hat: <strong>Kinder</strong>chor,<br />
Gospelchor, Jugendchor, <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
St. Elisabeth, Paramentenverein,<br />
Caritas-Seniorengruppe, Froschclub,<br />
KFD, Kirchenchor, Büchereiteam.<br />
Gertrud Hillebrand, Leiterin der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung<br />
St. Elisabeth<br />
Gemeinsam auf Qualitätskurs<br />
– weil uns <strong>Kinder</strong> wichtig sind<br />
Der Projektbericht schildert die Einführung eines Qualitäts manage ment-Systems (QMS) auf der Basis der<br />
DIN EN ISO 9001:2000 in den vier katholischen <strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> des Seelsorgebereiches<br />
Refrath-Frankenforst in Bergisch Gladbach.<br />
Anfrage<br />
Die Anfrage war eine Überraschung. Mitte<br />
des Jahres 2001 erreichte die Abteilung<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> eine<br />
schriftliche Bitte des Pastoralreferenten<br />
Martin Böller aus Refrath. Als Trägervertreter<br />
für drei <strong>Tageseinrichtungen</strong> für<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> Seelsorgebereich Refrath-Frankenforst<br />
äußerte er den Wunsch, in den<br />
Einrichtungen ein QMS einzuführen. Eine<br />
Trägerkonferenz unter der Leitung der<br />
zuständigen Fachberaterin, zum Thema<br />
„Qualitätsmanagement in <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong>“ hatte ihn dazu veranlasst,<br />
gemeinsam mit dem Kirchenvorstand<br />
„Mit Qualitätsmanagement sichern<br />
sich <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen langfristig<br />
ihren Erfolg. Neben den eigenen<br />
Zielen rücken die Bedürfnisse von Eltern<br />
und <strong>Kinder</strong>n in den Mittelpunkt.“<br />
(Dorothea Herweg, Fachberaterin)<br />
und den Leitungskräften dieses Projekt<br />
zu initiieren. Zusätzlich wurde noch eine<br />
Einrichtung in Ordensträgerschaft, die<br />
ebenfalls <strong>im</strong> Seelsorgebereich liegt, mit<br />
in den Verbund integriert.<br />
Rückblick<br />
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Abteilung <strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong><br />
hatten die ersten Unternehmungen,<br />
Vorhaben und Versuche <strong>im</strong> Feld des QM<br />
zunächst etwas Unbefangenes. Mit großer<br />
Neugier und Interesse beteiligten wir uns<br />
an den Diskussionen unter Pädagogen, ob<br />
QM nur eine schlechte Mode oder doch<br />
ein neuer Heilsbringer sei. Mitte der<br />
90er-Jahre taten wir uns zunächst schwer,<br />
eigene Veranstaltungen anzubieten und<br />
geeignete Referenten für unsere Tagungen<br />
zu finden. Nur die Opt<strong>im</strong>isten unter<br />
uns haben damit gerechnet, dass sich QM<br />
in den <strong>Tageseinrichtungen</strong> so schnell zu<br />
einem zentralen Thema entwickeln würde.<br />
Auf der Grundlage strategischer Überlegungen<br />
begannen wir eine Reihe von<br />
Vorhaben zu konzipieren und einen Weg<br />
der Auseinandersetzung zu planen:<br />
• Interne Schulung – alle Referenten<br />
der Abteilung wurden zu internen<br />
Auditoren ausgebildet<br />
• Information und Orientierung – auf der<br />
Grundlage des „QM-Kompasses“ wurden<br />
alle Leitungskräfte informiert<br />
• Fortbildung und Personalzertifizierung<br />
– etwa 300 Leitungskräfte haben sich<br />
über unsere QM-Fortbildungsmodule<br />
weiter qualifiziert<br />
• Hilfestellung bei der Einführung vor<br />
Ort – gemeinsam mit einer externen<br />
Beratungsagentur wurden Elemente<br />
eines praxisnahen QMS auf der Grundlage<br />
der ISO 9001:2000 entwickelt.<br />
Verlauf<br />
Die Anfrage aus der Praxis erreichte uns<br />
also genau zur richtigen Zeit. Der Idee<br />
eines Verbundprojektes zur Einführung<br />
eines zertifizierungsfähigen QMS konnten<br />
zügig klare Projektziele und Leitfragen<br />
zugeordnet werden.<br />
18 KOMPAKT 1/2003
Ziele des Modellprojektes<br />
Aufbau eines QMS, das<br />
• <strong>Kinder</strong>n, Eltern und Zuschussgebern<br />
die hohe Qualität der<br />
Dienstleistung „erziehen, bilden<br />
und betreuen“ garantiert<br />
• die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
der Einrichtungen<br />
sichert<br />
• die zentralen Merkmale der<br />
Norm umsetzt (Verantwortung<br />
von Träger und Leitung, Mitarbeiterbeteiligung,<br />
klare Organisationsstruktur,<br />
systematische<br />
Handlungsabläufe, Willen zur<br />
kontinuierlichen Verbesserung)<br />
• folgende positive Effekte hat<br />
(Transparenz der erbrachten<br />
Leistung nach innen und außen;<br />
systematische Förderung der<br />
Motivation, Qualifikation und<br />
Professionalität der Mitarbeiter/-<br />
innen; Legit<strong>im</strong>ation des Ressourceneinsatzes<br />
bei gleichzeitiger<br />
Opt<strong>im</strong>ierung desselben; Opt<strong>im</strong>ierung<br />
von Organisationsabläufen;<br />
Entwicklung eines eigenen Profils<br />
mit spez. Schwerpunkten; Stärkung<br />
des Vertrauens der Eltern<br />
in die Einrichtung)<br />
Leitfragen zum Projektverlauf<br />
• Eignet sich das methodische<br />
Vorgehen zur Einführung eines<br />
QM-Systems in <strong>Tageseinrichtungen</strong>?<br />
• Ist es auf andere Einrichtungen<br />
übertragbar?<br />
• Ist QualityPack anwendertauglich?<br />
• Eignet sich die ISO 9001:2000<br />
als QM-System für unsere <strong>Tageseinrichtungen</strong>?<br />
Wo liegen<br />
die Vor- und Nachteile?<br />
• Welche Vor- und Nachteile hat<br />
die Erarbeitung <strong>im</strong> Verbund?<br />
• Wie kann Fachberatung die Initiierung<br />
von QM unterstützen?<br />
Was ist notwendig? Was ist leistbar?<br />
Die fachliche Grundlage des Modellprojektes<br />
ist neben der ISO 9001:2000,<br />
das sogenannte „QualityPack“, das eine<br />
Übersetzung der Forderungen der Norm<br />
für den Bereich der <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong> liefert und mit vielfältigen Vorschlägen<br />
zur praxisnahen Realisierung von<br />
Prozessbeschreibungen, Formularen und<br />
Dokumenten aufwartet.<br />
Die Projektgruppe führt Regie<br />
„Ein Qualitätskonzept taugt nichts,<br />
wenn es sich nur auf die Erzieherinnen<br />
beschränkt. Der Träger muss Verantwortung<br />
übernehmen, sich zu seinen Zielen<br />
und Wertvorstellungen bekennen und sich<br />
am Entwicklungsprozess aktiv beteiligen.“<br />
Diese Auffassung hat die Fachberaterin<br />
sehr deutlich bei der Entwicklung des<br />
Projektes vertreten.<br />
In regelmäßigen monatlichen Arbeitssitzungen<br />
treffen sich daher neben Leitungskräften,<br />
der externen Projektleiterin und<br />
der Fachberaterin auch Trägervertreter/<br />
-innen, um die einzelnen Projektabschnitte<br />
abzust<strong>im</strong>men und das weitere Vorgehen in<br />
den vier Einrichtungen zu planen. Dabei<br />
wird besonders darauf geachtet, dass mögliche<br />
Synergien genutzt werden, nicht jede<br />
Einrichtung muss alles neu entwickeln.<br />
Nach der Schulung aller 30 Mitarbeiter/<br />
-innen und einiger Trägervertreter/<br />
-innen <strong>im</strong> Januar 2002 wurden vor Ort<br />
auf der Grundlage der teilweise vorhandenen<br />
Konzeptionen Qualitätskriterien,<br />
Prozessbeschreibungen, Formulare und<br />
Dokumente entwickelt.<br />
Erste Ergebnisse<br />
Im Rahmen einer Zwischenauswertung<br />
zum Jahreswechsel 2002/2003 wurden<br />
die Arbeitsergebnisse zusammen getragen<br />
und bewertet. Einiges kann hier<br />
benannt werden:<br />
• Die vom Team erbrachten Leistungen<br />
sind für die Träger sehr viel transparenter<br />
geworden.<br />
• Die eingerichteten Qualitätszirkel<br />
haben sich als effiziente Instrumente<br />
zur Qualitätsverbesserung erwiesen.<br />
• Die Kommunikation hat sich auf allen<br />
Ebenen verbessert.<br />
• Die Arbeitszufriedenheit hat sich erhöht.<br />
„In unseren katholischen Einrichtungen<br />
bildet auch in Zukunft der Beitrag<br />
zur Persönlichkeitsentwicklung des<br />
Kindes den wichtigsten Maßstab“.<br />
(Martin Böller, Pastoralreferent, zuständig<br />
f. d. Kath. Kitas der Kirchengemeinden<br />
<strong>im</strong> Seelsorgebereich Refrath<br />
-Frankenforst)<br />
„Wir haben mit einer umfassenden<br />
Überprüfung und Reflexion der vorhandenen<br />
Praxis mit dem Ziel einer<br />
Verbesserung begonnen.“<br />
(Irmgard Frank, Leiterin der Kath.<br />
Kita St. Maria Königin, Frankenforst)<br />
Fotos: privat<br />
KOMPAKT 1/2003 19
I M P U L S E<br />
• Arbeitsprozesse wurden klarer geregelt<br />
und vermitteln Handlungssicherheit.<br />
• Zuständigkeiten und Kompetenzen<br />
sind eindeutig festgelegt worden.<br />
• Offenheit für ‚Neues‘ und die Bereitschaft<br />
zur ständigen Verbesserung<br />
wurde gesteigert.<br />
• Elternwünsche werden gezielt und<br />
regelmäßig erfasst.<br />
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse<br />
fand in den ersten Wochen des Jahres<br />
2003 ein Klärungsprozess mit den einzelnen<br />
Einrichtungen statt, ob und wie<br />
das Modellprojekt weiter geführt werden<br />
„Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems<br />
bedeutet für<br />
unsere Einrichtung, den Grundsatz<br />
der ständigen Verbesserung und des<br />
lebenslangen Lernens zu akzeptieren.“<br />
(Dr. Eva Hunold, SAC, Trägervertreterin<br />
der Kath. Kita St. Josef, Bergisch<br />
Gladbach / Refrath)<br />
soll. Obwohl ein hoher zeitlicher Aufwand<br />
mit der Einführung des QMS verbunden<br />
ist, haben sich alle vier Projektorte entschlossen,<br />
das Projekt fortzuführen und<br />
<strong>im</strong> laufenden Jahr der Weiterarbeit eine<br />
noch höhere und verbindlichere Priorität<br />
<strong>im</strong> Alltag einzuräumen.<br />
Ausblick<br />
Auf der Grundlage eines einrichtungsspezifischen<br />
Pflichtenheftes, das durch die<br />
externe Beraterin in Zusammenarbeit mit<br />
der Fachabteilung erstellt wurde, arbeiten<br />
zurzeit alle vier Einrichtungen an der weiteren<br />
Realisierung ihres QMS. Ehrgeiziges<br />
Ziel bleibt die Zertifizierungsfähigkeit.<br />
Ob es dann tatsächlich zur Zertifizierung<br />
kommt, ist noch nicht entschieden<br />
und soll in die Gesamtstrategie des EBK<br />
eingebracht werden.<br />
Neben der offenen Finanzierung steht<br />
diese Entscheidung dann auch <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit der Entwicklung <strong>im</strong><br />
Verband <strong>Katholische</strong>r <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong> (KTK) – Bundesverband<br />
e. V. Im Laufe des Jahres erscheint das<br />
bundesweite Rahmenhandbuch für die<br />
katholischen <strong>Tageseinrichtungen</strong>, das<br />
dann auch Zertifizierungsgrundlage sein<br />
könnte.<br />
Für uns als Fachabteilung wird dann zu begutachten<br />
sein, wie unser Modellprojekt in<br />
diesen bundesweiten Rahmen hinein passt.<br />
Erst dann kann entschieden werden, wie<br />
die bisher sehr ermutigenden fachlichen<br />
Ergebnisse des Modellprojektes auch für<br />
die übrigen Einrichtungen <strong>im</strong> <strong>Erzbistum</strong><br />
Köln genutzt werden können.<br />
Ganz gleich, in welche Richtung die Überlegungen<br />
dann tendieren, die sehr große<br />
Anzahl an Einrichtungen und Trägern<br />
bringt es mit sich, dass jegliche Beratung<br />
und Begleitung von QM-Prozessen vor Ort<br />
mit einem erheblichen Personalaufwand<br />
verbunden sein wird. Auch dies hat der<br />
bisherige Projektverlauf verdeutlicht.<br />
Dorothea Herweg, Fachberaterin und<br />
Markus Linden-Lützenkirchen, Fortbildungsreferent<br />
Neue Wege für das Ehrenamt!<br />
Caritas bietet unter www.ehrenamtnet.de Vermittlungsbörse für Ehrenamtliche<br />
Gut zu wissen, dass man gebraucht wird.<br />
Noch besser, wenn man auch weiß, wo<br />
und wie. Es ist nicht <strong>im</strong>mer leicht, auf der<br />
einen Seite ehrenamtlich Engagierte mit<br />
spezifischen Neigungen und Fähigkeiten<br />
und konkrete Projekte mit besonderen<br />
Erfordernissen auf der anderen Seite<br />
zusammenzuführen. Der Diözesan-Caritasverband<br />
für das <strong>Erzbistum</strong> Köln hat<br />
deshalb eine neue Kommunikationsplattform<br />
für das Ehrenamt geschaffen. Unter<br />
der Internet-Adresse www.ehrenamtnet.de<br />
haben Ehrenamtliche Gelegenheit, sich<br />
über eine Vielzahl sozialer Projekte in<br />
ihrer Nähe zu informieren und sich für<br />
die Mithilfe in einem Projekt oder einer<br />
Initiative ihrer Wahl zu entscheiden.<br />
Aber auch der umgekehrte Weg ist möglich:<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong>, die<br />
Helferinnen und Helfer für unterschiedliche<br />
Projekte suchen, können sich in die<br />
Plattform einloggen und Felder ehrenamtlichen<br />
Engagements anbieten. Dabei<br />
kann es sich um aktuelle Anliegen handeln,<br />
wie zum Beispiel „Hilfe be<strong>im</strong> Aufbau des<br />
<strong>Kinder</strong>gartenfestes gesucht“. Genauso<br />
können aber auch auf Dauer angelegte<br />
Formen ehrenamtlichen Engagements<br />
aufgeführt werden, die ehrenamtliche<br />
Betreuung eines Menschen mit Behinderung<br />
gehört dazu. Auch inhaltlich soll<br />
das Spektrum breit angelegt sein. Es muss<br />
nicht <strong>im</strong>mer die Arbeit mit Menschen sein.<br />
Auch Garten- oder Verwaltungsarbeit ist<br />
wichtig und sollte getan werden. „Je breiter<br />
die Angebotspalette“ meint Dr. Thomas<br />
Möltgen, zuständiger Fachbereichsleiter<br />
<strong>im</strong> Diözesan-Caritasverband, „desto eher<br />
können wir den unterschiedlichen Erwartungen<br />
der vielen sozial engagierten<br />
Menschen gerecht werden. Mit unserem<br />
Ehrenamtsportal hoffen wir, den vielen<br />
Bedürfnissen von Ehrenamtlichen und<br />
Einrichtungen Wege ebnen zu können“.<br />
Bernhard Suda, Tel. 02 21 / 20 10-232,<br />
E-Mail: Bernhard.Suda@caritasnet.de<br />
20 KOMPAKT 1/2003
Es war<br />
einmal ...<br />
Märchen-Cafè<br />
So lautet ein Angebot für Familien mit<br />
<strong>Kinder</strong>n, <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten- und Grundschulalter,<br />
der Abteilung Gemeindepastoral<br />
des <strong>Erzbistum</strong>s Köln. Efi Goebel,<br />
Diplom-Theologin und Mitarbeiterin<br />
in der Abt. Gemeindepastoral (EGV)<br />
entwickelte diese Idee auf Grund von<br />
Beobachtungen, die sie <strong>im</strong> Rahmen ihrer<br />
Tätigkeit in der Ehe- und Familienpastoral<br />
machte.<br />
Junge Familien sind oft auf der Suche nach<br />
dem religiösen Aspekt in ihrem Leben. Sie<br />
fragen sich, was kann ich meinem Kind<br />
mitgeben als Schutz für sein Leben. Oft<br />
fehlt den jungen Eltern eine Kindheit, die<br />
geprägt war durch ein Werte vermittelndes<br />
religiöses Familienleben. Die Sehnsucht<br />
danach sowie eine religiöse Offenheit besteht<br />
aber. Die Hoffnung, dass es jemanden<br />
oder etwas gibt, das uns <strong>im</strong> Leben hält<br />
und trägt (Gott) ist vorhanden. Märchen<br />
kommen dieser Sehnsucht nahe. Sie sind<br />
Lebensweisheiten, die uns helfen, die Welt<br />
mit all ihren Facetten zu be-greifen. Es<br />
werden gleichermaßen Erwachsene und<br />
<strong>Kinder</strong> angesprochen. Sie können die Bilder,<br />
die Symbole auf sich wirken lassen<br />
und weiter verarbeiten.<br />
Anders als bei einem konkret religiösen<br />
Thema ist die Hemmschwelle, einen<br />
Nachmittag mit einem Märchen zu erleben,<br />
geringer. Hier finden sich Familien<br />
zusammen, die ein kulturelles Angebot<br />
wahrnehmen wollen. So begannen wir,<br />
d.h. Gisela Massop (Gemeindereferentin)<br />
und ich, Ursula Schiller, (Erzieherin) 1999,<br />
auf Anfrage einer Gemeinde als Referentinnen<br />
für das <strong>Erzbistum</strong>, diese Idee mit<br />
Leben zu füllen. Hier geht es nicht nur<br />
darum, ein Märchen zu hören, sondern<br />
es zu erspielen und erspüren, es mit allen<br />
Sinnen, also ganzheitlich, zu erfahren. Die<br />
Familie hat hier die Möglichkeit, nach ihren<br />
eigenen Bedürfnissen teilzunehmen.<br />
Für die einen ist es schön, einfach einen<br />
Nachmittag gemeinsam etwas zu unternehmen,<br />
für die anderen ist es wichtig, etwas<br />
tiefer einzusteigen in die Symbolik und den<br />
religiösen Gehalt des Märchens und diesen<br />
zum eigenen Leben in Bezug zu setzen.<br />
Jeder Teilnehmer best<strong>im</strong>mt also selber, wie<br />
weit er sich darauf einlassen möchte und<br />
kann. Damit es für alle Teilnehmer/innen<br />
zu einem guten Erleben wird, ist die Teilnahme<br />
auf ca. 10 Familien beschränkt und<br />
ist ein kostenfreies Angebot. Der Veranstalter<br />
sorgt für die Räumlichkeiten und<br />
für Kaffee und Kuchen.<br />
Wir beginnen einen Nachmittag in Gemeinde<br />
oder <strong>Kinder</strong>garten mit einer gemeinsamen<br />
Kennlernrunde und steigen<br />
dann mit einer Erfahrungsrunde langsam<br />
in ein Märchen (in der Regel mit einem<br />
Märchen der Gebrüder Gr<strong>im</strong>m) ein. Je<br />
nach Märchen wächst in unserer Mitte<br />
ein Wald, den die <strong>Kinder</strong> mit Leben<br />
füllen, oder es entsteht ein dunkler Weg<br />
wie bei dem Märchen „Sterntaler“, den<br />
die <strong>Kinder</strong> mit geschlossenen Augen erspüren<br />
und sich einbinden lassen in eine<br />
kleine meditative Übung. Es kann aber<br />
auch mit wenigen Mitteln, wie Tüchern<br />
und goldenen Kugeln ein Schloss mit all<br />
seinen Schätzen und Kostbarkeiten entstehen.<br />
Immer aber haben besonders die<br />
<strong>Kinder</strong> die Möglichkeit, durch Bewegung,<br />
und aktivem Mittun das Geschehen in sich<br />
aufzunehmen und mit zu gestalten.<br />
Während das Märchen erzählt wird,<br />
verändert sich das Bild in unserer Mitte,<br />
manchmal sehr sparsam, manchmal mehr,<br />
aber <strong>im</strong>mer mit Blick und Unterstützung<br />
auf die Aussagen des Märchens, auf das,<br />
was hinter den Worten steht oder stehen<br />
könnte. Im Anschluss an diesen Teil des<br />
Nachmittags gibt es eine Kaffeepause,<br />
in der alle die Spannung des Märchens<br />
noch nachklingen lassen können. Nach der<br />
Kaffeepause bieten wir für die <strong>Kinder</strong> ein<br />
kreatives Angebot passend zum Märchen<br />
an. Zu dem Märchen „Die drei Federn“<br />
werden Itschen (Kröten) gebastelt, die<br />
durch einen Ring springen können. Das<br />
Märchen „Die Alte <strong>im</strong> Wald“ lässt nachher<br />
ein bewegliches Bilderbuch entstehen,<br />
oder es entsteht ein gehe<strong>im</strong>nisvolles Märchenschloss<br />
in einem Kasten usw. Wichtig<br />
ist uns, dass alle Erwachsenen und <strong>Kinder</strong><br />
selber best<strong>im</strong>men, wie weit sie sich darauf<br />
einlassen. Die große Nachfrage aus<br />
<strong>Kinder</strong>gärten und aus Gemeinden, der<br />
Wunsch eine solche Veranstaltung zu<br />
wiederholen, zeigt dass hier die Chance<br />
besteht, dieser Sehnsucht der Menschen<br />
Nahrung zu geben.<br />
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />
wenden Sie sich einfach an Frau Goebel<br />
<strong>im</strong> Erzbischöflichen Generalvikariat.<br />
Ursula Schiller<br />
Foto: privat<br />
KOMPAKT 1/2003 21
I M P U L S E<br />
Projekt „Arme <strong>Kinder</strong> in <strong>Katholische</strong>n<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong>“ ist gestartet!<br />
Vom Leitbild zur Tat<br />
Ein gemeinsames Projekt des Diözesan-Caritasverbandes<br />
unter Mitarbeit<br />
der Abteilung Gemeindepastoral <strong>im</strong><br />
Erzbischöflichen Generalvikariat zum<br />
Thema Armut hat begonnen. Die <strong>im</strong><br />
Leitbild des Diözesan-Caritasverbandes<br />
verankerte Option zum Einsatz für arme<br />
Menschen und zur Stützung von Familien<br />
ist handlungsweisend für das begonnene<br />
Projekt „Arme <strong>Kinder</strong> in katholischen<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong>“. Ziel des<br />
Projektes ist es, unter wissenschaftlicher<br />
Begleitung und der Orientierung an dem<br />
Dreischritt „Sehen - Urteilen - Handeln“<br />
eine Bestandsaufnahme von verdeckten<br />
Armutslagen, von bereits vorhandenen<br />
Ansätzen und Initiativen zur Vermeidung<br />
bzw. zur Abschwächung von<br />
Armutslagen besonders in <strong>Katholische</strong>n<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong><br />
vorzunehmen, diese zu bewerten und<br />
Strategien zur Armutsprävention zu<br />
entwickeln.<br />
Die Laufzeit des Projektes beträgt<br />
insgesamt 20 Monate. Es arbeiten<br />
30 Einrichtungen über einen Zeitraum<br />
von 12 Monaten <strong>im</strong> Projekt<br />
mit. Während des Projektverlaufs<br />
werden ebenso Trägervertreter<br />
und weitere Experten einbezogen.<br />
Die begleitende Projektgruppe hat <strong>im</strong><br />
Dezember 2002 ihre Arbeit aufgenommen.<br />
Nach Sichtung verschiedener Untersuchungen<br />
und Sozialberichte ging es<br />
schwerpunktmäßig und an erster Stelle um<br />
die Definition des Begriffs Armut.<br />
Armut – was ist das?<br />
Ausgangspunkt ist die am Einkommen<br />
orientierte Definition der Europäischen<br />
Gemeinschaft: „Als arm gilt, wer weniger<br />
als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens<br />
in seinem Land zur Verfügung<br />
hat“. Das heißt, dass arme <strong>Kinder</strong> aus<br />
Familien kommen, deren Eltern trotz<br />
Erwerbstätigkeit nicht in der Lage sind,<br />
ein Einkommen oberhalb der Hälfte des<br />
Durchschnittseinkommens (Äquivalenzeinkommen)<br />
zu erwirtschaften, oder deren<br />
Eltern aufgrund von Arbeitslosigkeit Sozialhilfe<br />
beziehen (Relative Armut).<br />
Der zweite inhaltlich wichtigere Ausgangspunkt<br />
zum Erkennen armer <strong>Kinder</strong> ist eine<br />
mehrd<strong>im</strong>ensionale Armutsdefinition, welche<br />
die Lebenslagen unter Armutsbedingungen<br />
in den Fokus n<strong>im</strong>mt. Hier sind die<br />
folgende Bereiche von Bedeutung:<br />
• Materielle Versorgung (Wohnung,<br />
Nahrung, Kleidung, materielle Partizipationsmöglichkeiten)<br />
• Versorgung <strong>im</strong> kulturellen Bereich (kognitive<br />
Entwicklung, sprachliche und<br />
kulturelle Kompetenzen, Bildung)<br />
• Situation <strong>im</strong> sozialen Bereich (soziale<br />
Kontakte, soziale Kompetenzen)<br />
• Psychische und physische Lage<br />
(Gesundheitszustand, körperliche<br />
Entwicklung)<br />
<strong>Kinder</strong> brauchen Perspektiven<br />
<strong>Kinder</strong> brauchen für eine gelingende<br />
Kindheit ein zufriedenes und ausgeglichenes<br />
Herkunftsmilieu, materielle<br />
Sicherheit und die Vermittlung<br />
des Gefühls von Zuversicht und<br />
Zukunftsperspektive. Eine Unterversorgung<br />
in finanzieller Hinsicht geht<br />
häufig mit Unterversorgungslagen in<br />
den Bereichen Wohnen und Gesundheit<br />
einher und zieht Defizite in der<br />
Bildung und <strong>im</strong> beruflichen Werdegang<br />
nach sich. Armut von <strong>Kinder</strong>n ist nie<br />
isoliert zu sehen, sondern muss stets<br />
in ihrem familienspezifischen Kontext<br />
und in Zusammenhang mit den sozialräumlichen<br />
Strukturen analysiert<br />
werden. Die Erfahrung verlässlicher<br />
sozialer Beziehungen ist für <strong>Kinder</strong> in<br />
Armutssituationen besonders wichtig.<br />
Die Projektarbeit mit den beteiligten<br />
Einrichtungen wird ihren Fokus u.a. auf<br />
folgende Fragestellungen richten:<br />
• Wie kann eine differenzierte Betrachtung<br />
der unterschiedlichen Lebenslagen<br />
von <strong>Kinder</strong>n aussehen?<br />
• Wie kann eine besondere Sensibilität<br />
für die betroffenen <strong>Kinder</strong> und deren<br />
Familien in der Tageseinrichtung sowie<br />
in der Gemeinde entwickelt werden?<br />
• Welche konzeptionellen Veränderungen<br />
in der pädagogischen Arbeit sind<br />
notwendig, um adäquat auf die betroffenen<br />
<strong>Kinder</strong> und deren Familien zu<br />
reagieren?<br />
• Wie sehen die Möglichkeiten präventiver<br />
personen- und strukturbezogener<br />
Maßnahmen aus?<br />
Weitere Infos zum Verlauf der Projektarbeit<br />
werden Ihnen auch in unserem<br />
nächsten Kompakt-Heft begegnen.<br />
Sabine Richter, Fachberaterin<br />
22 KOMPAKT 1/2003
Outdoortraining für Teams<br />
Mit neuem Schwung das Team stärken<br />
Leistungsdruck und hohe Erwartungen,<br />
seit der PISA-Studie mit steigender<br />
Tendenz, Personalkürzungen, Konkurrenzkampf<br />
und ein neues Qualitätsmanagement<br />
spiegeln den Berufsalltag<br />
von pädagogischen Mitarbeiterinnen in<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen wieder.<br />
Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg. Diese<br />
Qualität kann nur ein starkes Team liefern.<br />
Ein Team, das von sich überzeugt ist, das<br />
handlungsfähig ist und auch in Krisensituationen<br />
zusammen steht und gemeinsam<br />
Lösungsstrategien entwickelt.<br />
Ein Outdoortraining für Teams unterstützt<br />
die Teamentwicklung und bietet<br />
außerdem ein völlig neues Erlebnis von<br />
Gemeinschaft unter anderen Bedingungen.<br />
Was den Managern und Mitarbeitern<br />
von Großkonzernen recht ist, soll auch für<br />
Kita-Teams möglich sein.<br />
‚Outdoor‘ heißt draußen und meint, in der<br />
Natur, einem Waldgelände, z. B. Gelände<br />
einer Jugendherberge oder <strong>Kinder</strong>tagesstätte<br />
oder <strong>im</strong> Hochseilgarten in Wissen/<br />
Sauerland. ‚Training‘ heißt ein spezielles<br />
Programm, bei dem es um verschiedene<br />
Aufgaben geht, die in einer Gruppe gemeinsam<br />
gelöst werden sollen. Es werden<br />
kooperative Spiele <strong>im</strong> Gelände oder auf<br />
Niedrig- oder Hochseilstationen mit einer<br />
Gruppe durchgeführt. Alle sind gefordert<br />
– mit ihren Stärken und Schwächen. Es<br />
geht nicht nur um körperliches Geschick,<br />
sondern um den Einsatz aller verfügbaren<br />
Kräfte und um die passende Strategie.<br />
Das Erleben des gemeinsamen Handelns<br />
<strong>im</strong> Team zeigt wie es funktioniert, wenn<br />
alle an einem Strang ziehen und welche<br />
Schritte nötig sind, um ein Ziel zu erreichen.<br />
Für den Transfer in den Kita-Alltag<br />
bedeutet das, bleibende Erfahrungen<br />
mitzunehmen für die zukünftige Zusammenarbeit<br />
<strong>im</strong> Team.<br />
Alle Aktivitäten unterliegen der Freiwilligkeit,<br />
sollen Mut machen, sich auf<br />
Neues einzulassen und garantieren viel<br />
Spaß und Abenteuer be<strong>im</strong> Erleben. Die<br />
Sicherheitsstandards von German Ropes<br />
Course Association werden garantiert.<br />
Outdoortrainings werden seit einigen Jahren <strong>im</strong> Fortbildungsprogramm<br />
der Abteilung <strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong> angeboten.<br />
Monika Wüsthoff, Referentin<br />
Fotos: privat<br />
KOMPAKT 1/2003 23
I M P U L S E<br />
Foto: Harry Vorsteher<br />
„Starke Eltern –<br />
Starke <strong>Kinder</strong>“<br />
Neue Elternkurse in den katholischen Bildungswerken<br />
Der Elternkurs „Starke Eltern – starke<br />
<strong>Kinder</strong>“ nach einem Konzept des<br />
Deutschen <strong>Kinder</strong>schutzbundes ist ein<br />
erprobtes, erfolgreiches Modell der<br />
Elternschulung. Es wurde von Paula<br />
Honkanen-Schoberth und Lotte Jennes-<br />
Rosenthal entwickelt. Erfahrungen in einer<br />
Vielzahl von Kursen und verschiedene<br />
wissenschaftliche Untersuchungen zeigen,<br />
dass dieser Kurs Eltern Entlastung und<br />
Sicherheit in der Erziehung geben kann<br />
– und dass er Eltern auch Spaß macht.<br />
Die Ziele der Elternkurse sind:<br />
• Einbringen von Offenheit, Klarheit<br />
und Humor in den Erziehungsalltag<br />
• Stärkung des Selbstvertrauens der<br />
Eltern als Erziehende<br />
• Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses<br />
und der Kommunikation<br />
in der Familie<br />
• Stärkung der Rechte und Bedürfnisse<br />
der <strong>Kinder</strong> (auch <strong>im</strong> Sinne der UN-<br />
<strong>Kinder</strong>rechtskonvention)<br />
• Verwirklichen von Mitbest<strong>im</strong>mungsund<br />
Gestaltungsmöglichkeiten in der<br />
Familie<br />
Der Kurs besteht aus 8 bis 10 Kursabenden<br />
(oder -nachmittagen) mit Gesprächen, kurzen<br />
Vorträgen und Übungen. Er vermittelt<br />
praktische Beispiele von Erziehungsmethoden,<br />
auch von Methoden der Grenzsetzung.<br />
Im Sinne eines „anleitenden“<br />
Erziehungsstils gibt er Ideen, wie Eltern<br />
ihre eigenen Lösungen und Wege suchen<br />
können, um dadurch mehr Sicherheit und<br />
Zufriedenheit <strong>im</strong> Umgang mit ihren <strong>Kinder</strong>n<br />
und Partnern zu entwickeln.<br />
Die katholischen Stadt- und Kreisbildungswerke<br />
beraten gerne über die<br />
Einrichtung eines Elternkurses in ihrer<br />
Tageseinrichtung für <strong>Kinder</strong> und vermitteln<br />
Kursleiterinnen, die erfahren sind in<br />
der Elternbildung und durch eine spezielle<br />
Schulung qualifiziert sind, die Elternkurse<br />
„Starke Eltern – Starke <strong>Kinder</strong>“ durchzuführen.<br />
Fragen sie nach!<br />
Astrid Gilles-Bacciu, Mitarbeiterin der<br />
Hauptabteilung Bildung des Erzbischöflichen<br />
Generalvikariates<br />
Personelle Veränderungen<br />
in unserer Abteilung<br />
Am 1. April diesen<br />
Jahres hat<br />
Frau Anne Klett<br />
ihren Dienst als<br />
Sachbearbeiterin<br />
in unserer<br />
Abteilung aufgenommen.<br />
Nach<br />
dem Abschluss<br />
der Höheren<br />
Handelsschule hat Frau Klett eine Ausbildung<br />
als Kauffrau für Bürokommunikation<br />
absolviert. Sie ist für die Beratungsbezirke<br />
von Frau Richter, Frau Imhäuser und Frau<br />
Herweg zuständig.<br />
Wir freuen uns über unsere neue Mitarbeiterin,<br />
heißen sie herzlich willkommen<br />
und wünschen ihr einen guten Start!<br />
Matthias Vornweg, Abteilungsleiter<br />
In der letzten Ausgabe hatte sich der Fehlerteufel<br />
eingeschlichen. Leider wurden<br />
die Fotos der neuen Fachberaterin, Frau<br />
Mechtild Linden, und der ausgeschiedenen<br />
Sachbearbeiterin, Frau Renate Steffens,<br />
miteinander vertauscht. Wir bitten dies zu<br />
entschuldigen.<br />
Freie Plätze<br />
<strong>im</strong> Fortbildungsprogramm 2003<br />
Anmeldungen unter 02 21 / 20 10 114<br />
1.3 Arbeit mit biblischen Erzählfiguren<br />
1.5 Mit der Bibel unterwegs<br />
1.6 Praxisbörse<br />
2.14 Im Spielraum der Liturgie<br />
2.24 Grundkurs Spiritualität<br />
4.2 Reggiopädagogik<br />
7.5B QualityPack<br />
7.20 Qualitätsexpertin<br />
24. Qualitäts-Auditorin<br />
7.26 Öffentlichkeitsarbeit<br />
11. Potenziale entdecken<br />
9.5.7 Zweisprachig aufwachsende<br />
<strong>Kinder</strong><br />
12.2/12.3 Altenberger Werkwoche<br />
13.9 B PowerPoint<br />
13.12 B Internet/E-Mail<br />
13.13 Internet-Workshop<br />
13.15 B Kitathek II<br />
24 KOMPAKT 1/2003
L E S E R B R I E F E<br />
Woran merkst du, dass du <strong>im</strong><br />
sozialen Bereich arbeitest?<br />
1. Du bist dir ganz sicher, dass Kürzungen<br />
nichts mit dem Schneiderhandwerk zu<br />
tun haben.<br />
2. Du bist dir ganz sicher, dass Schließungen<br />
nichts mit einem Schlüsseldienst<br />
zu tun haben.<br />
3. Du bist dir ganz sicher, dass wichtige<br />
Informationen, die deinen Arbeitsbereich<br />
betreffen, dich durch die<br />
Tagespresse erreichen. (Express vom<br />
Donnerstag, den 21.02.03: „Stadt Köln<br />
setzt 20 <strong>Kinder</strong>gartenkinder auf die<br />
Straße“)<br />
4. Du bist dir ganz sicher, dass man sich<br />
unter Kollegen nicht mehr mit der Tageszeit<br />
begrüßt, sondern mit folgenden<br />
Fragen: Um wieviel bist du gekürzt?<br />
Wie lange arbeitest du noch hier?<br />
5. Du bist dir ganz sicher, das alle weiter<br />
arbeiten, solange es geht.<br />
6. Du bist dir nicht sicher wie lange es<br />
noch geht.<br />
7. Du bist dir ganz sicher, dass du den ganzen<br />
Tag an unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />
arbeitest und am Abend<br />
kein sofort sichtbares Ergebnis hast.<br />
8. Du bist dir ganz sicher, dass die Qualität<br />
deiner Arbeit an den sofort sichtbaren<br />
Ergebnissen gemessen wird.<br />
9. Du bist dir ganz sicher, dass Gremien<br />
und Institutionen die dein Arbeitsergebnis<br />
verbessern wollen, gutwillig<br />
sind, aber meistens keine Ahnung<br />
haben.<br />
10. Du bist dir ganz sicher, dass nach Pisa<br />
Waterloo kommt.<br />
Lieber interessierter Leser,<br />
Lieber uninteressierter Leser,<br />
ich möchte zu den oben genannten Aussagen<br />
noch einige Erklärungen abgeben. Im<br />
sozialen Bereich wird seit einigen Jahren<br />
drastisch gekürzt. Mit viel Geschick und<br />
persönlichem Einsatz ist es uns bisher gelungen<br />
unsere Arbeit fortzuführen. Jetzt<br />
aber werden die Kürzungen so drastisch<br />
und können nicht mehr aufgefangen werden.<br />
Es wird zu zahlreichen Schließungen<br />
kommen. Grundproblem jeder Arbeit <strong>im</strong><br />
sozialen Bereich: sie ist nicht sofort sichtbar.<br />
Ein Arbeiter oder Angestellter bei<br />
einer Firma hat am Ende seines Arbeitstages<br />
etwas Sichtbares, Nachvollziehbares<br />
geleistet. Wir aber haben am Ende unseres<br />
Arbeitstages einen langwierigen Prozess<br />
nur in Gang gesetzt oder begleitet.<br />
Ein Kind in einer Tagesstätte: wir begleiten<br />
das Kind und seine Familie bis zum<br />
Schuleintritt, und wenn es den Hort besucht,<br />
weit darüber hinaus. Vieles gibt es<br />
hier zu beachten und gezielt zu fördern:<br />
Sprache, Wahrnehmung, Kulturtechniken,<br />
Konzentrationsfähigkeit, motorische Fähigkeiten,<br />
Sozialverhalten und noch vieles<br />
mehr. Hier wird schon der erste Schritt zur<br />
Chancengleichheit getan. Den Unterschied<br />
merken Sie am Ende des Prozesses und<br />
nicht an jedem einzelnen Tag. Familien<br />
werden von uns, in ganz unterschiedlichen<br />
Lebenssituationen unterstützt, beraten und<br />
begleitet. Vielen alleinstehenden Eltern<br />
(meistens Frauen) ermöglichen wir eine<br />
Berufstätigkeit und ersparen somit der<br />
Allgemeinheit die Kosten für die Sozialhilfe.<br />
Auch hier sieht man unsere Arbeit<br />
nicht, aber man wird spüren, wenn sie<br />
nicht mehr da ist.<br />
Vieles in unserem Bildungssystem läuft<br />
seit Jahren an den <strong>Kinder</strong>n und den Erkenntnissen<br />
der Entwicklungspsychologie<br />
vorbei. Wir fordern seit langem schon eine<br />
Möglichkeit der zusätzlichen Sprachförderung<br />
<strong>im</strong> Vorschulbereich. Solche Möglichkeiten<br />
gibt es jetzt endlich. Rechnet man<br />
die Finanzierung in den entsprechenden<br />
Anträgen durch, stellt man bei Anwendung<br />
einfacher Grundrechenarten fest, dass es<br />
hier Finanzierungslücken gibt. Nachfragen<br />
werden mit dem Hinweis der Nachfinanzierung<br />
beantwortet.<br />
Das lässt sich auch auf das „System der<br />
offenen Ganztagsschule“ übertragen.<br />
Neben einem Finanzierungsmodell, das<br />
erhebliche Lücken hat, gibt es nicht mal<br />
ein auch nur annähernd tragbares pädagogisches<br />
Konzept.<br />
Wer soll hier nachfinanzieren? Der Bund<br />
(fast pleite), die Kommunen (pleite) oder<br />
die Eltern (wo bleibt die Chancengleichheit<br />
für die <strong>Kinder</strong>, deren Eltern das nicht<br />
bezahlen können)?<br />
Viele Gremien und Institutionen haben<br />
die Pisa-Studie für ihre Zwecke entdeckt<br />
und versuchen, ihre gut gemeinten Ideen<br />
in die Tat umzusetzen: ob aus dem dringenden<br />
Wunsch heraus, die Fehler in dem<br />
bestehenden System zu verbessern oder<br />
aus Gründen der Öffentlichkeitswirksamkeit.<br />
Mir geht es hier um die Frage:<br />
wo bleiben die <strong>Kinder</strong> / Jugendlichen mit<br />
ihrem verbrieften Recht auf Bildung und<br />
Erziehung.<br />
Wird der derzeit eingeschlagene Weg<br />
der Kürzungen und der Schließungen,<br />
der undurchdachten Neuerungen weiter<br />
verfolgt, wird aus Pisa ein Waterloo.<br />
„Denk ich an Deutschland in der Nacht,<br />
bin ich um den Schlaf gebracht.“<br />
Iris Bienert, Leiterin der <strong>Kinder</strong>tagesstätte<br />
St. Johannes, Köln-Stammhe<strong>im</strong><br />
KOMPAKT 1/2003 25
L I T E R A T U R<br />
Bildung in <strong>Kinder</strong>tagesstätten<br />
„Für uns waren <strong>Kinder</strong>tagesstätten <strong>im</strong>mer<br />
schon Orte der Bildung. Deshalb<br />
begrüßen wir die aktuellen bildungspolitischen<br />
Diskussionen. Wir sehen diese<br />
Diskussion als Chance, um zur Erfüllung<br />
dieses Auftrages notwendige Arbeits- und<br />
Rahmenbedingungen zu benennen und<br />
durchzusetzen.“ Auf der Grundlage dieses<br />
Leitmotivs hat ein Autorenteam unter der<br />
Leitung von Fr. Prof. Dr. Maria-Eleonora<br />
Karsten (Universität Lüneburg) ein äußerst<br />
informative Broschüre zusammen<br />
gestellt. Dabei wird sowohl die fachliche als<br />
auch die politische Diskussion dargestellt<br />
und insgesamt in einen internationalen<br />
Zusammenhang gestellt. Zudem werden<br />
vielfältige Materialien zur Vertiefung und<br />
Weiterarbeit empfohlen. Da die Herausgeberschaft<br />
bei ver.di liegt, werden auch<br />
klare Zukunftserwartungen aus Sicht der<br />
MitarbeiterInnen in den <strong>Tageseinrichtungen</strong><br />
für <strong>Kinder</strong> benannt. Insgesamt<br />
ein kleines Kompendium, das informiert<br />
ohne zu ermüden.<br />
Bestelladresse: Harald Giesecke<br />
030 / 69 56-22 39, harald.giesecke@verdi.de<br />
F I L M B E S P R E C H U N G<br />
„Erzieherporträts“<br />
Ein Film von Donata Elschenbroich und Otto Schweitzer<br />
Impressum<br />
Man darf gespannt sein auf diesen Film.<br />
Natürlich verfolgen die Autoren des Films<br />
eine Absicht: „Das Kindheitsbild der Wissensgesellschaft<br />
erfordert eine Neudefinition<br />
des Berufs, der dem Wissensdurst<br />
der <strong>Kinder</strong> einen Weg bahnt.“ Wohin<br />
soll sich die Profession entwickeln? Man<br />
muss nicht befürchten, dass hier einem<br />
Idealtypus des Erziehers (natürlich sind<br />
hier <strong>im</strong>mer auch Erzieherinnen gemeint)<br />
nachgegangen werden soll. Man erfährt<br />
einiges über die Rahmenbedingungen der<br />
Vorschulerziehung und das Aufwachsen<br />
von <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong> Vorschulalter in den Ländern<br />
USA, Schweden und Italien.<br />
So unterschiedlich der Stil der Erzieher<br />
hierzulande ist, so unterschiedlich wird<br />
man die gezeigten Sequenzen über das<br />
Erziehungsgeschehen in den Beispielseinrichtungen<br />
bewerten. Die überzeugende<br />
Art der Nancy Hoenisch, die in einer<br />
Kleinstadt der USA in eigener Regie<br />
über Jahrzehnte eine intensiv strukturierte<br />
Anregung frühkindlicher Bildung entwickelt<br />
hat. Oder die beiden schwedischen<br />
Erzieher, eine Frau <strong>im</strong> mittleren Alter und<br />
ein junger Mann, die ihre Professionalität<br />
für Bildungsprozesse<br />
in<br />
einem Land<br />
mit hohen<br />
sozialstaatlichen<br />
Investitionen<br />
in Kindheit<br />
einbringen können. Beide fühlen sich<br />
gestärkt durch das gestiegene Ansehen<br />
ihres Berufs. In eine ganz andere Richtung<br />
geht der Blick auf eine Berufsanfängerin<br />
aus Norditalien. Sie verkörpert eine Weltoffenheit<br />
in Berufs- und Lebensplanung<br />
wie sie einer Beweglichkeit von offensichtlich<br />
mühelos dreisprachig aufwachsenden<br />
<strong>Kinder</strong>n in ihrer Grundschulklasse entspricht.<br />
Sie gehört zur ersten Generation<br />
von Erzieherinnen, die für ihren Beruf<br />
gemeinsam mit Grundschullehrern an<br />
Universitäten ausgebildet werden.<br />
Was <strong>im</strong>mer man in dem Film beeindruckend<br />
finden mag, allen darin dargestellten<br />
Erziehern ist gemeinsam ein großer<br />
Respekt vor dem einzelnen Kind.<br />
Reinhold Gesing, Fachberater<br />
Herausgeber<br />
Diözesan-Caritasverband<br />
für das <strong>Erzbistum</strong> Köln e.V.<br />
Abteilung<br />
<strong>Tageseinrichtungen</strong> für <strong>Kinder</strong><br />
Georgstr. 7, 50676 Köln<br />
Tel.: 0221/2010-272<br />
Fax.: 0221/2010-395<br />
Email: tanja.ludwig@caritasnet.de<br />
Redaktion<br />
Reinhold Gesing<br />
Dorothea Herweg<br />
Claudia Imhäuser<br />
Andreas Leinhäupl-Wilke<br />
Markus Linden-Lützenkirchen<br />
Sabine Richter<br />
Gerda Rütten-Trompetter<br />
Gisela Wedding<br />
Verantwortlich<br />
Matthias Vornweg<br />
Layout und Satz<br />
Alexander Schmid<br />
Grafikproduktion<br />
26 KOMPAKT 1/2003