Drei Gemeinschaften im Vergleich
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40 Landtechnik BLW 12 | 20. 3. 2009<br />
<strong>Drei</strong> <strong>Gemeinschaften</strong> <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong><br />
Erfahrungen rund um den Einsatz von Futtermischwagen<br />
Alle drei Mischwagengemeinschaften arbeiten – trotz verschiedener Technik<br />
und Voraussetzungen hinsichtlich Wegstrecken und baulichen Gegebenheiten –<br />
mit Vollkosten zwischen 29 bis 32 ct je GV und Tag. Um von den Erfahrungen<br />
zu profitieren, trafen sich die Praktiker zu einem Austausch-Gespräch.<br />
Unsere Mischwagengemeinschaft<br />
ist eine sehr gute Lösung,<br />
mit der wir alle zufrieden<br />
sind. Keines unserer Mitglieder<br />
möchte mehr mit eigener Technik<br />
füttern“, erklärt Helmut Hacker,<br />
Landwirt und Vorstand der<br />
Mischwagengemeinschaft Seulbitz.<br />
Neben günstigen Kosten bringt die<br />
überbetriebliche Fütterung vor<br />
allem Arbeitsentlastung. Um weitere<br />
Reserven des gemeinsamen<br />
Einsatzes von Futter mischwagen<br />
auszuloten und um noch besser zu<br />
werden, tauschten Praktiker dreier<br />
<strong>Gemeinschaften</strong> <strong>im</strong> MR Bayreuth-<br />
Pegnitz ihre Kenndaten aus und gaben<br />
Erkenntnisse aus der täglichen<br />
Praxis <strong>im</strong> Rahmen eines Info-<br />
Abends weiter.<br />
Die drei Mischwagengemeinschaften<br />
erreichen Vollkosten zwischen<br />
29 bis 32 ct je GV und Tag.<br />
„Bei vergleichbaren Betrieben in<br />
einer Größenordnung von 80 GV<br />
liegen die entsprechenden Kosten<br />
bei Eigenmechanisierung mit angehängtem<br />
Fräsmischwagen bei<br />
52 ct je GV und Tag. Der Unterschied<br />
von 20 ct summiert sich in<br />
nur einem Jahr auf über 5500 €“,<br />
rechnet MR-Geschäftsführer Johannes<br />
Scherm vor.<br />
Die überbetriebliche Fütterung<br />
bietet Vorteile für alle Größenklassen.<br />
Entsprechend haben sich in<br />
den <strong>Gemeinschaften</strong> kleinere wie<br />
auch größere Tierhaltungen zwischen<br />
38 und 130 GV zusammengetan.<br />
Steht der wirtschaftliche<br />
Einsatz der modernen Technik bei<br />
allen <strong>im</strong> Vordergrund, so schätzen<br />
insbesondere Landwirte und Familien<br />
in den größeren Betrieben die<br />
arbeitswirtschaftlichen Aspekte.<br />
Durch die komplette Auslagerung<br />
gewinnen sie Freiraum für Tätigkeiten<br />
in Stall, Hof oder Freizeit.<br />
Obwohl die Ergebnisse der <strong>Gemeinschaften</strong><br />
durchwegs positiv<br />
sind, wollen die Beteiligten weiteres<br />
Einsparungspotenzial ausschöpfen<br />
und sich zukunftsgerichtet<br />
entwickeln.<br />
Verschiedene Technik<br />
Prinzipiell weisen die <strong>Gemeinschaften</strong><br />
ähnliche Betriebsgrößen<br />
sowie vergleichbare Kostenstrukturen<br />
auf. Der älteste Zusammenschluss,<br />
die MWG R<strong>im</strong>las, wurde<br />
bereits vor zehn Jahren mit sechs<br />
Landwirten gegründet. Mittlerweile<br />
nahmen die Teilhaber 2007<br />
eine Ersatzinvestition in den 14-<br />
m3-Horizontalmischer Sgariboldi<br />
Typ MAV 2214 ST vor. Relativ<br />
jung ist die MWG Speichersdorf<br />
und Umgebung, die sich 2008 mit<br />
acht Betrieben formierte und einen<br />
12-m3-Horizontalmischer, den<br />
Faresin Pioneer, nutzt. Als Dritte<br />
<strong>im</strong> Bunde besteht die MWG Seulbitz<br />
seit 2006. Sieben Bauernhöfe<br />
werden hier mit einem 12-m3-Vertikalmischer,<br />
dem Meyer Siloking,<br />
bedient.<br />
Je nach örtlichen Bedingungen<br />
entschieden sich die einzelnen <strong>Gemeinschaften</strong><br />
für unterschiedliche<br />
Technikvarianten. Großes Gewicht<br />
kommt dem Service der Maschine<br />
zu. Schließlich ist die Zuverlässigkeit<br />
und Einsatzsicherheit des<br />
Futtermischwagens ein entscheidender<br />
Faktor für die Zufriedenheit.<br />
Die Leistungen der einzelnen<br />
Mischwagen gleichen sich und betragen<br />
rund 0,27 min/GV. So ist<br />
der Futter mischwagen <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
also 25 Minuten auf einem<br />
Betrieb mit 85 GV. Hierbei ist zu<br />
berücksichtigen, dass die Mischwägen<br />
in der Regel 1,5 Mischungen<br />
je Betrieb und Tag herstellen, d. h.<br />
laktierendes Milchvieh und Kälber<br />
werden täglich, Trockensteher<br />
und Jungvieh jeden zweiten Tag<br />
gefüttert.<br />
„Die Anforderungen hinsichtlich<br />
Komfort, Produktivität und Fahrgeschwindigkeit<br />
nehmen zu und entsprechend<br />
reagieren die Firmen“,<br />
ist sich Jörg Etterer, Vorstand der<br />
MWG Speichersdorf und Umgebung,<br />
sicher. Gewisse Schwachstellen<br />
wiesen alle Modelle auf,<br />
aber die <strong>Gemeinschaften</strong> trotzten<br />
den Problemen. „Wenn sich die<br />
Firmen kulant zeigen, der Service<br />
schnell parat steht, dann kommt<br />
man trotzdem gut über die Runden.<br />
Ein Ausfall ist sicher <strong>im</strong>mer<br />
ärgerlich, aber das passiert ebenso<br />
bei Eigenmechanisierung. Und in<br />
der Not können sich die <strong>Gemeinschaften</strong><br />
gegenseitig aushelfen“, ergänzt<br />
der erfahrene Vorstand der<br />
MWG R<strong>im</strong>las, Heinz Kolb.<br />
Bildeten sich die „älteren“ Gemeinschaft<br />
quasi auf Dorfebene, so<br />
liegen die Betriebe der MWG Speichersdorf<br />
und Umgebung weiter<br />
voneinander entfernt. Täglich muss<br />
der Futtermischwagen deshalb eine<br />
Fahrtstrecke von 19 km zurücklegen.<br />
Trotzdem ist der Wegstreckenanteil<br />
mit 16 Prozent von der<br />
täglichen Gesamtzeit <strong>im</strong> wirtschaftlich<br />
vertretbaren Rahmen. „Unser<br />
Schnellläufer mit 40 km/h sowie<br />
Allrad mit Hundeganglenkung<br />
wirken sich zusammen mit der guten<br />
Auslastung positiv aus“, freut<br />
sich Jörg Etterer. Größere Entfernungen<br />
der Betriebe hätten durchaus<br />
ihre Pluspunkte. „So haben wir<br />
keinen oder nur geringen Konkurrenzkampf<br />
um Flächen. Wir kannten<br />
uns vorher praktisch nicht – nun<br />
arbeiten wir ohne Probleme zusammen“,<br />
meint der rührige Landwirt.<br />
Dagegen empfindet es Heinz<br />
Kolb, Vorstand der MWG R<strong>im</strong>las,<br />
als recht angenehm, dass sich seine<br />
Gemeinschaft in kleinerem Umkreis<br />
von nur drei Kilometern bewegt.<br />
Man kenne sich von jeher,<br />
und das Ganze sei sozusagen sehr<br />
überschaubar.<br />
Unterschiede zeigen sich bei den<br />
einzelnen <strong>Gemeinschaften</strong> hinsichtlich<br />
des Kraftstoffverbrauchs, der je<br />
nach Futtermischwagen zwischen<br />
11,0 l/Std. und 13,2 l/Std. schwankt.<br />
Bei einer Auslastung von jährlich<br />
1600 Stunden macht dies auf eine<br />
Nutzungsdauer von sechs Jahren<br />
einen Mehrverbrauch von fast<br />
20 000 Liter Diesel aus. Deshalb<br />
sollten bei einer Anschaffung aufmerksam<br />
die zu erwartenden variablen<br />
Kosten geprüft werden.<br />
Waren sich in der MWG Speichersdorf<br />
alle acht Beteiligten einig,<br />
dass ihre beiden Fahrer auch<br />
am Wochenende die Fütterung<br />
übernehmen, so wird in den ande-<br />
Fortsetzung auf Seite 42<br />
Kennzahlen der drei Futtermischwagengemeinschaften<br />
<strong>im</strong> MR Bayreuth-Pegnitz<br />
Beteiligte Betriebe 6 Betriebe bis 8 Betriebe<br />
Gesamter Tierbestand 515 GV bis 700 GV<br />
durchschnittlicher Bestand 86 GV / Betr. bis 89 GV / Betr.<br />
Min<br />
38 GV<br />
Max<br />
130 GV<br />
Auslastung 1100 h / Jahr bis 1600 h / Jahr<br />
Leistung 0,27 min / GV bis 0,31 min / GV<br />
Ø Zeitanteil pro Betrieb und Tag 24 min bis 27 min<br />
Wegstreckenanteil (Zeit) 13 % bis 16 %<br />
Fahrtstrecke Entfernung 4 km bis 19 km<br />
tgl. Fahrtzeit 25 min bis 42 min<br />
Dieselverbrauch 11 l / h bis 13,5 l / h<br />
Vollkosten 29 ct / GV / Tag bis 32 ct / GV / Tag<br />
Die Futtergemeinschaft R<strong>im</strong>las mit dem Sgariboldi-Futtermischwagen.<br />
In Seulbitz setzt man auf den Siloking-Selbstfahrer.<br />
Fotos: Fick-Haas
42 Landtechnik BLW 12 | 20. 3. 2009<br />
<strong>Drei</strong> <strong>Gemeinschaften</strong> …<br />
Fortsetzung von Seite 40<br />
ren <strong>Gemeinschaften</strong> die Tour am<br />
Wochenende von jeweils einem<br />
Gemeinschaftsmitglied in regelmäßigem<br />
Wechsel gefahren. „Die<br />
Tendenz geht dazu samstags und<br />
sonntags ebenfalls die routinierten<br />
und erfahrenen Fahrer einzusetzen<br />
und so die ganze Woche von einer<br />
Fremd-AK füttern zu lassen“, beobachtet<br />
Johannes Scherm vom<br />
Maschinenring Bayreuth.<br />
Abrechnungsmodell<br />
Im Rahmen der Bruchteilsgemeinschaften<br />
werden bei allen drei<br />
Gruppen der Anschaffungspreis<br />
bzw. entsprechend die Abschreibung<br />
<strong>im</strong> Verhältnis der zu fütternden<br />
Großvieheinheiten auf die<br />
einzelnen Betriebe aufgeteilt. Verändert<br />
sich der Tierbestand jeweils<br />
um mehr als zehn Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr, so verschieben<br />
sich Anteile der Gemeinschaftsmitglieder.<br />
Damit können individuelle<br />
Betriebsentwicklungen berücksichtigt<br />
werden, und es ergibt sich ein<br />
fairer Ausgleich. Die variablen<br />
Kosten wie Treibstoff, Reparaturen<br />
und Unterstand werden indes nach<br />
der Zeit, die der Futtermischwagen<br />
am Hof ist, abgerechnet. Entsprechend<br />
ist jeder Betriebsleiter bemüht,<br />
die Futtermittel möglichst<br />
effizient bereitzustellen.<br />
Gute Beispiele dazu konnten<br />
die Teilnehmer am Info-Abend<br />
anhand zahlreicher Bilder sehen.<br />
„Bei manchen ist z. B. das Kraftfuttersilo<br />
mit Schnecke oder die Anbringung<br />
der Hinweistafeln für den<br />
Fahrer des Futtermischwagens sehr<br />
gut gelöst. Da kann man Verbesserungen<br />
übernehmen, die Zeit und<br />
damit letztlich Geld sparen“, berichtet<br />
Praktiker Helmut Hacker,<br />
Seulbitz. Angesprochen wurden<br />
hier ebenso die Zufahrtsmöglichkeiten<br />
von Hof- und Siloanlagen,<br />
insbesondere <strong>im</strong> Winter.<br />
Die Mitgliedslandwirte nutzen<br />
die Vorteile der gemeinsamen Fütterung<br />
und möchten nicht mehr<br />
auf die Gemeinschaft verzichten.<br />
So ist es durchaus erstaunlich,<br />
dass <strong>im</strong> Einzugsgebiet des MR<br />
Bayreuth nur sieben Prozent der<br />
Rinder überbetrieblich gefüttert<br />
werden „In vielen Dörfern gibt es<br />
noch Reserven, die genutzt werden<br />
sollten“, rät Helmut Hacker, Seulbitz.<br />
Die größte Hürde sei jedoch<br />
der Mensch selbst, der in einer Gemeinschaft<br />
offen und kompromissbereit<br />
auf andere zugehen muss.<br />
Viele Partner in Fütterungsgemeinschaften<br />
setzen auch in Futterbau<br />
und Ackerbau auf Zusammenarbeit.<br />
Schließlich wissen sie,<br />
dass sie sich aufeinander verlassen<br />
können. In diesem Zusammenhang<br />
bot der Info-Abend den Beteiligten<br />
des Weiteren Ausführungen zu Außenwirtschaftsgemeinschaften<br />
<strong>im</strong><br />
MR Fränkische Schweiz. „Das war<br />
sehr aufschlussreich. Schließlich sitzen<br />
wir alle in einem Boot und haben<br />
als gemeinsames Ziel, moderne<br />
Technik zu akzeptablen Preisen<br />
zu nutzen. Trotzdem ist diese Form<br />
Gülle aufbereiten und ausbringen<br />
Aktionstag am 8. April in Bayreuth<br />
Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten,<br />
das Amt für Landwirtschaft<br />
und Forsten Bayreuth<br />
und der MR Bayreuth-Pegnitz<br />
führen am 8. April wieder einen<br />
gemeinsamen Aktionstag durch,<br />
dieses Jahr zum Thema „Gülle<br />
und Gärreste – Aufbereitung und<br />
Ausbringung“. Denn durch das Betriebsgrößenwachstum,<br />
die vielen<br />
Biogasanlagen, die gestiegenen Minerialdüngerpreise<br />
und verschärfte<br />
Umweltanforderungen ist eine<br />
schlagkräftige Ausbringung von<br />
Gülle und Gärrest derzeit ein besonders<br />
wichtiges Arbeitsverfahren.<br />
Um 9.30 Uhr referiert an den<br />
Landwirtschaftlichen Lehranstalten<br />
Bayreuth Johannes Scherm,<br />
MR-Geschäftsführer Bayreuth-<br />
Pegnitz, über Gülleausbringtechnik<br />
sowie über Gülletechnik Dr. Stefan<br />
Neser von der LfL Landtechnik.<br />
Die Futtergemeinschaft<br />
Speichersdorf<br />
vor dem Faresin-Pioneer.<br />
für viele Kollegen noch ein Schritt<br />
zu weit. Aber wir sind ja erst am<br />
Anfang unserer gemeinsamen Entwicklung“,<br />
resümiert Jörg Etterer.<br />
„Der <strong>Vergleich</strong> der Erfolgszahlen<br />
und der Erfahrungsaustausch zwischen<br />
Mitgliedern analoger Maschinengemeinschaften<br />
dienen der<br />
Selbstbeobachtung und vor allem<br />
der Selbststeuerung. Indem Unterschiede,<br />
Stärken und Schwächen<br />
beleuchtet werden, trägt es<br />
zweifellos dazu bei die Leistungsfähigkeit<br />
und Effektivität zu verbessern.<br />
Modern ausgedrückt ist<br />
dies aktives Benchmarking und<br />
damit ein gängiges Instrument<br />
des Managements“, unterstützt<br />
Georg Thalhammer vom KBM<br />
e.V. derartige Veranstaltungen.<br />
Veronika Fick-Haas<br />
für KBM Neuburg<br />
Im praktischen Teil von 11 bis 13<br />
Uhr werden die Techniken zur Gülle-<br />
und Gärrestaufbereitung und -<br />
ausbringung <strong>im</strong> Einsatz demonstriert.<br />
Bei der Gülleaufbereitung<br />
und -homogenisierung kommen<br />
Schlepper- und Lkw-Auslegemixer<br />
sowie Tauchpumpen und Spaltenmixer<br />
zum Einsatz. Wichtige<br />
Anforderungen an die Unfallverhütung<br />
werden erläutert. Im Rahmen<br />
der Gülleausbringung liegt der<br />
Fokus zusätzlich zu den Standardverteilern<br />
incl. Schleppschlauch auf<br />
Spezialverteilern zum Einschlitzen<br />
und Einbringen in Grünland und<br />
Acker. Diesbezüglich werden sowohl<br />
Anbaugeräte am Schlepper<br />
als auch Selbstfahrerlösungen<br />
gezeigt.<br />
Im Anschluss an den praktischen<br />
Teil ist eine Ausstellermesse vorgesehen.<br />
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18568-07<br />
Am Gülleaktionstag in Bayreuth bekommen die Besucher fachliche<br />
Informationen und auch Praxisvorführungen zu sehen. Foto: Süß