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GdG-KMSfB Wels-Stadt ECHT.STARK. Ausgabe Nr. 7 / März 2014

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Für unser Land 23<br />

Ihr<br />

Ernst Kirchmayr<br />

Undercover Betriebsrat -<br />

Altenpflege<br />

Sie verordnen keine Medikamente<br />

und führen kein Skalpell. Dafür<br />

kümmern AltenpflegerInnen sich<br />

hautnah um die Patienten. Rund<br />

um die Uhr. Sie sprechen Mut zu,<br />

sorgen für unser Wohlbefinden,<br />

unterstützen bei der Körperpflege,<br />

assistieren bei der Behandlung<br />

und ja, sie retten auch Leben.<br />

Ich selbst hatte die Chance, in den<br />

verschiedenen Häusern der Seniorenbetreuung<br />

mitarbeiten zu dürfen.<br />

Ich habe einen kurzen aber dennoch<br />

intensiven Einblick in diesen Beruf<br />

erhalten. Ich konnte am eigenen Leib<br />

spüren, wie anstrengend dieser Job<br />

ist. Ein großes Dankeschön an alle<br />

MitarbeiterInnen, die soviel Geduld<br />

mit mir hatten.<br />

Mit der fortschreitenden Überalterung<br />

unserer Gesellschaft spielt<br />

auch die Altenpflege eine immer<br />

größere Rolle. Altenpfleger bzw. Altenpflegerinnen<br />

sind in der heutigen<br />

Zeit gefragt wie selten zuvor. Denn<br />

immer mehr alte und pflegebedürftige<br />

Menschen benötigen professionelle<br />

Unterstützung, um die letzten<br />

Jahre ihres Lebens zu meistern. Doch<br />

die Zahl der Pfleger ist begrenzt,<br />

auch weil die Bezahlung oftmals in<br />

keinem angemessenen Verhältnis<br />

zur geleisteten Arbeit steht. Denn<br />

die Arbeit in der Altenpflege ist<br />

ohne Frage ein harter Job - sowohl<br />

physisch als auch psychisch.<br />

Kein Wunder also, dass der Beruf AltenpflegerIn<br />

bei vielen jungen Menschen<br />

nicht gerade als Traumjob gilt.<br />

Doch warum werden überhaupt so<br />

viele Pfleger benötigt und vor allen<br />

Dingen warum wird immer mehr<br />

Pflegepersonal benötigt? Während<br />

zu früheren Zeiten im Regelfall die<br />

Familie die Pflege übernahm, sind<br />

heute Alten- und Pflegeheime aus<br />

unserem sozialen System gar nicht<br />

mehr wegzudenken. Und dies hat<br />

auch nicht zwangsläufig nur mit sozialer<br />

Kälte in der heutigen Zeit zu<br />

tun. Unsere Gesellschaft hat sich in<br />

den letzten Jahrzehnten einfach verändert,<br />

weg von der Großfamilie hin<br />

zur Kleinfamilie. Oftmals sind in Partnerschaften<br />

zudem beide Partner erwerbstätig,<br />

so dass eine Vollzeitpflege<br />

durch einen Familienangehörigen<br />

nur noch selten in Frage kommt.<br />

Außerdem gibt es heutzutage immer<br />

mehr ältere und immer weniger jüngere<br />

Menschen. Dies hat zum einen<br />

damit zu tun, dass die Geburtenzahl<br />

in den letzten 40 Jahren immer weiter<br />

zurückgegangen ist. Zum anderen<br />

hat sich aber auch die medizinische<br />

Entwicklung und allgemein<br />

der Lebensstandard kontinuierlich<br />

verbessert. Dies hat zur Folge, dass<br />

die Menschen immer älter werden -<br />

oder auch durch die verbesserte Gesundheitsversorgung,<br />

besser gesagt,<br />

am Leben erhalten werden und dann<br />

eine Vollzeitpflege benötigen, die zu<br />

Hause gar nicht mehr erfolgen kann.<br />

Der Beruf AltenpflegerIn ist also<br />

ohne Frage ein Beruf mit Zukunft.<br />

Denn die Nachfrage nach Pflegepersonal<br />

dürfte auch in den nächsten<br />

Jahren das Angebot deutlich übersteigen.<br />

Am höchsten belastet fühlten sich<br />

die Altenpflegekräfte durch zu wenig<br />

Zeit für den einzelnen Bewohner,<br />

durch hohen Zeitdruck und umfangreiche<br />

Dokumentationsarbeiten.<br />

Ich bin daher auch der Ansicht, dass<br />

die pflegerechtlichen Bestimmungen<br />

überarbeitet werden müssten,<br />

da sich die Pflegesituation in den<br />

letzten Jahren stark verändert hat.<br />

Ein großes Problem ist die immer<br />

mehr zunehmende Dokumentation,<br />

einerseits dient sie dem Schutz<br />

der MitarbeiterInnen, andererseits<br />

nimmt sie Zeit für die Pflege weg.<br />

Die Bevölkerung schätzt die<br />

Pflegenden sehr, aber deren Arbeitsalltag<br />

ist seit Jahren von<br />

chronischer Überlastung, hohem<br />

Zeitdruck und geringer Autonomie<br />

geprägt. Will man mehr Menschen<br />

für die Pflegeberufe gewinnen,<br />

muss man genau an diesen<br />

Stellschrauben drehen.<br />

Abschließend darf ich Ihnen allen<br />

großen Respekt vor der Altenarbeit<br />

aussprechen und ich<br />

wünsche mir, dass Ihre Arbeit<br />

gesellschaftlich noch viel mehr<br />

hervorgehoben wird.

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