Integrationsagenturen gestalten Vielfalt. - Nordrhein-Westfalen direkt
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Integrationsagentur in Minden<br />
Im Gleichgewicht bleiben<br />
Für den Fahrradkurs hat Beatrix Dunker den Kreisverband<br />
des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC)<br />
angesprochen, der von der Idee gleich angetan war.<br />
Jürgen Bierbaum, Horst Droop und Werner Vette bringen<br />
den Frauen ehrenamtlich das Radfahren bei. Vom ADFC-<br />
Bundesverband sind sie als Radtourenleiter ausgebildet.<br />
„Anfangs haben wir das wie in der Schule gemacht“, erinnert<br />
sich Übungsleiter Jürgen Bierbaum. Nach den Erfahrungen<br />
mit dem ersten Kurs im Jahr 2009 „verfahren wir<br />
jetzt ganz individuell“.<br />
Manchen Frauen gelingt der Balanceakt schon beim dritten<br />
Versuch: Sie umkurven die Hindernisse und bremsen<br />
ordentlich. Andere müssen gestützt werden und brauchen<br />
etwas länger, bis sie sich sicher auf dem Rad bewegen.<br />
Am Anfang steht allerdings die Überwindung. Denn Erwachsene<br />
tun sich beim Radfahren schwerer als Kinder. Die<br />
Frauen müssen Mut fassen und ihre Angst überwinden.<br />
Geübt wird deswegen auf einem Platz, der gut erreichbar<br />
ist und einen gewissen Schutz vor neugierigen Blicken<br />
bietet. „Schließlich wird die Beherrschung des Rades<br />
schon bei Kindern stillschweigend vorausgesetzt“, meint<br />
Werner Vette, „und mancher verzieht die Augenbrauen,<br />
wenn er Erwachsene unsicher auf dem Fahrrad sieht.“ Ob<br />
jemand als Kind Radfahren lernen konnte, hängt unter<br />
anderem von der Herkunft ab. „Und manchmal auch vom<br />
Geschlecht“, wie Beatrix Dunker ergänzt.<br />
In vielen Herkunftsländern sind Frauen auf dem Fahrrad<br />
unüblich. Dass es dem einen oder anderen Mann immer<br />
noch ungehörig vorkommt, stört die Frauen nicht. „Meine<br />
Kinder finden Mama cool, weil sie Rad fahren kann“,<br />
berichtet Mahmuda Assadi, die ihre Kinder nun bei Ausflügen<br />
beglei ten kann.<br />
Der Kurs findet an einem Wochenende und an fünf darauf<br />
folgenden Abenden statt. Die 20 Übungseinheiten<br />
von jeweils 45 Minuten wurden von den ehrenamtlichen<br />
Übungs leitern des ADFC gemeinsam mit der Integrationsagentur<br />
in einem Konzept schriftlich formuliert. Aufund<br />
Absteigen wird geübt, sicheres Anhalten, Balancehalten,<br />
Losfahren sowie Kurvenfahren bis zum leichten<br />
Slalom. Die Verständigung ist bei den vielen Sprachen<br />
und den unterschiedlichen Deutschkenntnissen nicht<br />
immer einfach. „Wenn ich laut »treten« rufe, wissen die<br />
Frauen nicht unbedingt, was ich meine“, erzählt Jürgen<br />
Bierbaum schmunzelnd. Nebenbei ist der Fahrradunterricht<br />
also auch ein praktischer Sprachkurs, der allen<br />
großen Spaß macht. Sprachhemmnisse werden beim<br />
vergnüglichen Lernen und mit ausgiebigem Lachen über<br />
Missverständnisse und Fehler schnell abgebaut.<br />
Am Ende des Trainings sollen die Teilnehmerinnen ihr Fahrrad<br />
gut beherrschen und sich im Straßenverkehr sicher<br />
bewegen können. „Weil das Gleichgewicht das größte Problem<br />
ist, findet der Unterricht anfangs auf City-Rollern<br />
und später auf Minifalträdern statt“, erläutert Übungsleiter<br />
Horst Droop das Konzept. Die Sattel können problemlos<br />
heruntergestellt und die Pedale abgeschraubt werden,<br />
damit die Frauen mit herunterhängenden Beinen Balanceübungen<br />
machen können. Begonnen wird jede Einheit mit<br />
Aufwärmübungen ohne Fahrrad. Informiert wird selbstver<br />
ständlich auch über Verkehrsregeln oder Pannenhilfe.<br />
Zum Abschluss findet eine Fahrradtour unter realen<br />
Bedingungen statt.<br />
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