Gemeindebrief - Evangelische Kirche in Mecklenburg-Vorpommern
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2 Zum Geleit<br />
Zum Geleit<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser!<br />
Frühl<strong>in</strong>g! Hell und bunt wird die Welt, die Sonne<br />
durchflutet Gärten und Gemüter. Doch vermag sie<br />
nie, alle W<strong>in</strong>terwehen zu vertreiben. Krankheit,<br />
Trauer und Tod, Sorge um die Zukunft, fehlende<br />
Gestaltungskraft: An den Rändern des Lebens bleibt<br />
es häufig f<strong>in</strong>ster und kalt.<br />
Paul Gerhardts Frühl<strong>in</strong>gslied „Geh aus me<strong>in</strong> Herz“<br />
beschreibt das Leben als Garten. Da gibt es doch<br />
manchmal h<strong>in</strong>ten diese Zäune, wo es wild wuchert,<br />
wo Jauche und Abfall sich sammeln, wo Brennesseln<br />
und Dornen den Durchlaß verwehren, wo es<br />
weder angenehm aussieht noch nützlich. Dieser<br />
ungeliebte Streifen kommt uns überflüssig vor, auch<br />
wenn er noch so dazugehört. Vielleicht ist das unser<br />
gewohntes Bild von Grenzen: Sie müssen wohl se<strong>in</strong>,<br />
aber sie wirken traurig oder pe<strong>in</strong>lich.<br />
nützlich und schön sei, störe die Vision vom perfekt<br />
genormten Leben. Dah<strong>in</strong>ter bleibe schließlich nur die<br />
Aschestreuwiese.<br />
Gott sagt das nicht. Gottes Garten blüht ganz<br />
wunderbar, wo wir Gestrüpp vermuten. Gott liebt das<br />
Knorrige und Verwelkte. Bei Gott s<strong>in</strong>d wir gut aufgehoben<br />
– mitsamt unseren schattigen, unaufgeräumten<br />
Rändern. Mitsamt unserem Schmerz, unserer<br />
Angst. Deshalb brauchen wir sie auch nicht meiden<br />
und verbergen. Wir dürfen sie Gott anbefehlen und<br />
sie mit Gott geme<strong>in</strong>sam erkunden. Und mit den Worten<br />
Paul Gerhardts können wir Gott bitten: „Verleihe,<br />
daß zu de<strong>in</strong>em Ruhm ich de<strong>in</strong>es Gartens schöne<br />
Blum´ und Pflanze möge bleiben.“<br />
Ihr Pfarrer Matthias Jehsert<br />
Monatsspruch Mai<br />
Alles, was Gott geschaffen hat,<br />
ist gut, und nichts ist verwerflich,<br />
was mit Danksagung empfangen<br />
wird. (1.Tim 4,4)<br />
Die Gartenbaukunst lehrt uns <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>en anderen<br />
Blick: Brennesseln und Brombeeren beherbergen<br />
Siebenschläfer und Meisen; Ruhezonen werten den<br />
Boden auf und tun dem Auge wohl. Wild-romantisch<br />
blühen da von Mäusen verschleppte Stauden; und<br />
der alte Quittenbaum dankt, daß ihn man zu roden<br />
vergaß.<br />
Das christliche Oster-Evangelium lehrt uns, die<br />
eigenen Grenzen anders anzusehen. Kraftlosigkeit,<br />
Zukunftsangst, Schmerz, Unrecht, Ausweglosigkeit,<br />
ja der Tod: All das steht ganz im Mittelpunkt des<br />
Neuen Testaments. Da geht es nicht um Allmacht und<br />
Perfektion. Mancher sagt: Was für e<strong>in</strong>e verlotterte<br />
Religion; e<strong>in</strong> Glaube für Sp<strong>in</strong>ner und Verlierer!<br />
Meisterhafte Lebensbeherrschung sehe ganz<br />
anders aus. Und die wilden Ecken, die müsse man<br />
verdrängen, möglichst gründlich. Was nicht mehr<br />
Das Titelbild:<br />
„Justice“, Hanna Cheriyan Varghese<br />
Bildrechte bei: Weltgebetstag der Frauen - Deutsches<br />
Komitee e.V.