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7. SONNTAG NACH TRINITATIS 22.<strong>07</strong>.20<strong>07</strong> Süderhastedt<br />
Pastor Horst Seivert, Nienburg/Weser<br />
Lieder : 473, 1 – 4; 483; 209, 1 - 4; 395, 1 - 3; 228,1 - 3; 571,1 - 3<br />
Lesung: Apostelg. 2, 41 - 47; Lukas 24, 13 - 35<br />
Teilnehmer: Männer - 16<br />
Frauen - 39<br />
Kinder - 29<br />
Lukas 24, 13 - 35<br />
84<br />
13<br />
Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem<br />
etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus.<br />
14<br />
Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten.<br />
15<br />
Und es geschah, als sie so redeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Jesus<br />
selbst und ging mit ihnen.<br />
16<br />
Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.<br />
17<br />
Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt<br />
unterwegs? Da blieben sie traurig stehen.<br />
18<br />
Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige<br />
unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?<br />
19<br />
Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von<br />
Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk;<br />
20<br />
wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt<br />
haben.<br />
21<br />
Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der<br />
dritte Tag, dass dies geschehen ist.<br />
22<br />
Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab<br />
gewesen,<br />
23<br />
haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von<br />
Engeln gesehen, die sagen, er lebe.<br />
24<br />
Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden’s so, wie die Frauen sagten; aber<br />
ihn sahen sie nicht.<br />
25<br />
Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die<br />
Propheten geredet haben!<br />
26<br />
Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?<br />
27<br />
Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen<br />
Schrift von ihm gesagt war.<br />
28<br />
Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er<br />
weitergehen.<br />
29<br />
Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der<br />
Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.<br />
30<br />
Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und<br />
gab’s ihnen.<br />
31<br />
Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.<br />
32<br />
Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf<br />
dem Wege und uns die Schrift öffnete?<br />
33<br />
Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die<br />
Elf versammelt und die bei ihnen waren;<br />
34<br />
die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.<br />
35<br />
Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen<br />
erkannt wurde, als er das Brot brach.
2 7. Son.n.<strong>Trin</strong>, 22.<strong>07</strong>.20<strong>07</strong><br />
Liebe Gemeinde,<br />
Die Emmausgeschichte ist eine Unterwegsgeschichte. Wenn man sie verstehen will, wäre<br />
es das Beste, man würde einfach den Weg mitgehen. Aber da das <strong>hier</strong> in der Kirche nicht<br />
geht, habe ich Ihnen ein Blatt Papier mitgebracht, auf dem uns dieser Weg bildlich vor<br />
Augen geführt wird. Wir können dabei innerlich auf diesem Weg mitgehen und am Ende<br />
zurückblicken und erkennen, ob uns dieser Weg ein Stück weiter gebracht hat.<br />
Der Ausgangspunkt<br />
Diese Geschichte fängt da an, wo die meisten Geschichten aufhören; mit dem Tod. Wir<br />
kennen das. Ein lieber Angehöriger ist gestorben und nichts ist mehr so wie es war. Die<br />
Gedanken kreisen um das, was einen mit dem Verstorbenen verbunden hat und die<br />
Erinnerungen tragen einen schwarzen Trauerrand, der sich schwer um das Herz legt.<br />
So ist das auch bei den Jüngern Jesu. Als sie hören, dass Jesus tot ist, da ist es ihnen als<br />
müsste die Zeit stehen bleiben, als wäre nun auch ihr Leben zu Ende. Wie gelähmt sind<br />
sie, sie trauen sich nicht aus dem Haus, trauen sich nicht ein Wort zu sagen, einen Schritt<br />
zu gehen.<br />
Ihr Herr und Meister, an den sie so viel Hoffnung geknüpft hatten, ist tot und sie mit<br />
ihrem Weg am Ende.<br />
Viele kennen das gut. Und wenn dann solche Sätze kommen wie: „Das Leben geht<br />
weiter, Kopf hoch, es nützt ja alles nichts!“, dann kann das sehr weh tun. Und doch<br />
stimmt es. Das Leben geht weiter, fragt sich nur wie.<br />
Das Leben ging weiter, auch für die Jünger. Sie konnten doch nicht immer wie gelähmt<br />
sitzen bleiben. Zwei von ihnen fassen sich ein Herz, sie stehen auf und gehen los. Ihr<br />
Ziel ist das Dorf Emmaus. Zwei Stunden Fußweg, normalerweise. Aber sie brauchen<br />
dafür länger, so traurig wie sie sind.<br />
Es ist gut, in solchen schwierigen Situationen zu zweit auf dem Weg zu sein, darüber zu<br />
sprechen, was einen bewegt, gemeinsam zu schweigen, gemeinsam zu weinen. Zu zweit<br />
lässt sich der Schmerz besser ertragen, denn „geteiltes Leid ist halbes Leid“, sagt das<br />
Sprichwort.<br />
Die Begegnung<br />
Irgendwann werden sie von einem Dritten eingeholt. Ein Unbekannter begegnet ihnen.<br />
Wird das gut gehen? Manchmal kann ein Fremder stören, vor allem wenn er das<br />
Schwierige, das einen getroffen hat, nicht selbst erlebt hat, aber dennoch glaubt, das<br />
Rezept und alle Antworten zu wissen. Solche gut meinenden (dritten) Menschen gibt es<br />
viele. Manchmal gehören auch wir dazu. Vielleicht in bester Absicht. Der Dritte <strong>hier</strong> ist<br />
von ganz anderer Art: behutsam, fragend, zuhörend, der aber auch Neues ins Gespräch<br />
bringt. Er lässt sich auf ihr langsames Tempo ein und wird so ihr einfühlsamer<br />
Wegbegleiter.<br />
Stehen bleiben<br />
Sie kommen ins Gespräch miteinander, der Fremde und die beiden Jünger. Und sie
3 7. Son.n.<strong>Trin</strong>, 22.<strong>07</strong>.20<strong>07</strong><br />
sprechen so intensiv über so wichtige Dinge, dass sie stehen bleiben auf ihrem Weg.<br />
Der Fremde stellt seine Fragen freundlich und voller Verständnis. Da fangen sie an zu<br />
erzählen und sie sagen ihm alles, was ihnen auf dem Herzen lastet. Sie erzählen von<br />
Jesus, der ihr Freund war. Sie wundern sich, dass er von seinem Tod nichts gehört hat, wo<br />
doch ganz Jerusalem von der Kreuzigung spricht. Und sie sagen ihm, dass sie ohne Jesus<br />
nicht leben können.<br />
Es ist wichtig, wenn man trauert, dass man einen Menschen hat, dem man alles erzählen<br />
kann und dem man sagen kann, was einem der Verstorbene bedeutet hat. Wie gut, dass<br />
die Jünger so einen gefunden hatten.<br />
Sich erinnern<br />
Die Jünger erinneren sich an das, was sie mit Jesus erlebt haben.<br />
„Weißt du noch?...“ Einmal trafen wir einen blinden Mann. Er bettelte an der<br />
Hauptstraße, niemand kannte ihn. Keiner hat ihn beachtet. Dann kam Jesus. Er hat seine<br />
Augen berührt. Da konnte er sehen, der Bartimäus. Jesus rettet aus dem Elend, das<br />
Krankheit mit sich bringt.<br />
„Weißt du noch?...“ Einmal kamen Kinder zu Jesus. Wir wollten sie fortjagen, die<br />
Schreihälse. Jesus hat sie zu sich gerufen und auf den Arm genommen. Für mich hat sich<br />
da ein neuer Weg aufgetan. Jesus ist der Retter. Bei ihm werden auch die Kleinsten ernst<br />
genommen.<br />
„Weißt du noch?...“ Alle hatten Hunger. Ein paar tausend Leute. Wir wollten sie<br />
heimschicken. Jesus sagte: Gebt ihnen zu essen. Alle teilten. Alle wurden satt. Für mich<br />
hat sich da ein neuer Weg aufgetan.. Jesus ist der Retter. Er befreit von Hunger und<br />
Ungerechtigkeit.<br />
Der Fremde hört zu und sagt ihnen dann die großen Worte der Hoffnung, die uns die<br />
Propheten überliefert haben; dass alles, was mit Jesus geschehen war, bereits lange<br />
vorher in den heiligen Schriften vorausgesagt war und eine Bedeutung für uns Menschen<br />
hat<br />
Bleib doch!<br />
So kommen sie am Abend in Emmaus an. Wie sie den Weg wohl geschafft haben? Keiner<br />
weiß das so recht. Am Anfang waren doch alle wie gelähmt. Ja, es war einer<br />
mitgegangen. Das hatte gut getan. Sie konnten sich aussprechen. Einer war da, dem man<br />
alles erzählen konnte. Er hörte zu. Sie hörten Neues. Der Fremde erklärte ihnen die Worte<br />
der Bibel. Nun sind sie in Emmaus. Die Jünger finden die richtigen Worte: „Herr, bleibe<br />
bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“ Und er bleibt. Er<br />
nimmt das Brot, bricht es in Stücke und gibt es ihnen. Er nimmt den Kelch, spricht das<br />
Gebet, als wäre er der Hausherr. Da erkennen sie ihn. Er ist es wirklich, ihr Herr Christus.<br />
Er ist es, ihr Gastgeber, der sie an seinen Tisch einlädt und ihnen Gemeinschaft schenkt.<br />
So ist Jesus ihnen also begegnet. Sie meinten, er sei tot und ihr Weg am Ende. Er aber<br />
stand ihnen zur Seite, ging ihren Weg mit, erst unerkannt als Fremder, dann erkannt als<br />
ihr auferstandener Herr.
4 7. Son.n.<strong>Trin</strong>, 22.<strong>07</strong>.20<strong>07</strong><br />
Rückweg<br />
Und dann kehren sie zurück. Ja sie eilen zurück. Wie weggewischt ist ihre Trauer, ihre<br />
Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit. Sie laufen zurück, um auch den anderen die Freude<br />
zu bringen. Das neue Leben ist angebrochen. Der Herr ist auferstanden.<br />
Liebe Gemeinde!<br />
Auch wir sind auf den Wegen unseres Lebens nicht allein, mögen wir noch so<br />
hoffnungslos sein. Unser lebendiger Herr Jesus geht mit uns – auch wenn er uns ferne<br />
scheint, auch wenn unser verschlossenes Herz ihn nicht wahrnimmt, wenn wir nur noch<br />
Leiden und Kreuz sehen und eine dunkle Zukunft vor Augen haben.<br />
Wir können mit ihm reden, uns ihm anvertrauen mit allem, ihm sagen, was uns bedrängt<br />
und bedrückt, was uns zweifeln und verzweifeln lässt; unsere Enttäuschungen und unsere<br />
Trauer.<br />
Er hört uns zu und er spricht zu uns. Er möchte uns aufrichten, trösten und ermutigen.<br />
Er spricht zu uns im Wort der Bibel und er spricht zu uns durch andere Menschen. Und er<br />
schenkt sich uns selbst in dem Brot, das wir brechen, in dem Wein, den wir trinken, in<br />
Heiligen Abendmahl, das er mit uns feiert und in dem er uns seine Nähe leibhaftig<br />
erfahren lässt. Im Gebet, im Wort der Bibel (und im Abendmahl) schenkt uns der<br />
lebendige Herr seine Gemeinschaft. Er schenkt uns sich selbst. Wo das geschieht, da ist<br />
Gottesdienst. Die besondere Weise, in der der lebendige Herr gegenwärtig ist, wo er uns<br />
begegnet, uns anspricht, die Herzen öffnet und uns Zuversicht und Freude schenkt.<br />
Und da brauchen wir uns nicht verunsichern lassen von anderen, die uns ab erkennen,<br />
eine Kirche zu sein. Wir sind Kirche. Überall da ist Kirche, wo zwei oder drei in seinem,<br />
in Jesu Christi Namen versammelt sind, wo Gottes Wort „lauter und rein“ gepredigt wird,<br />
wo gebetet wird und die Sakramente verwaltet werden.<br />
Die beiden Jünger erlebten auf ihrem Weg eine Verwandlung. Unterwegs wurden sie zu<br />
anderen Menschen. Aus traurigen, zaghaften und trauernden wurden hoffnungsfrohe und<br />
zuversichtliche Menschen. Der Grund: Jesus Christus lebt, er ist gegenwärtig und bleibt<br />
ihr Weggefährte.<br />
Das geschah damals, auf dem Weg nach Emmaus. Und es geschieht seither immer wieder<br />
aufs Neue.<br />
Mögen wir Jesus Christus immer wieder als den Lebendigen erfahren, der uns aus der<br />
Vergangenheit herausführt zur Hoffnung, aus der Trauer zur Freude, aus dem Tod zum<br />
Leben.<br />
Amen