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Süderhastedt Lieder : 455, 1 - 3; 112, 1 - hier

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O S T E R S O N N T A G 8.04.2007 Süderhastedt<br />

mit Posaunenchor<br />

Pastor Alfred Sinn<br />

<strong>Lieder</strong> : <strong>455</strong>, 1 - 3; <strong>112</strong>, 1 - 3 + 7 - 8; 99; 116, 1 - 5; 449, 2 + 8 + 12; <strong>112</strong>, 5 - 6<br />

Lesung: 1.Korinther 15, 1 - 11; Johannes 20, 1 - 10<br />

Liebe Gemeinde,<br />

Menschen gehen zu den Gräbern, sie betrauern ihre Toten. Auch heute morgen sind<br />

einige auf dem Friedhof gewesen, sie haben vielleicht geweint und geklagt. Sie haben sich<br />

nach dem Toten gesehnt und so sehr das Leben erhofft. An solchen Feiertagen wird die<br />

Trauer überaus groß. Auf dem Friedhof kann man an die lebendige Vergangenheit<br />

denken, doch das Leben in der Gegenwart bleibt Stückwerk und an Zukunft wagt man<br />

nicht zu hoffen. Der Tod ist übermächtig und überschattet alles. Gibt es kein bleibendes<br />

Leben?<br />

Den Toten suchen und das Leben finden! Gibt es das? Ist nicht dies die Botschaft von<br />

Ostern? Ja, genau, das ist sie! Und genau davon handelt ein Osterbericht in der Bibel.<br />

Hört was Johannes schreibt:<br />

Johannes 20, 11 - 18<br />

Teilnehmer: Männer - 23<br />

Frauen - 44<br />

Kinder - 15<br />

82<br />

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie<br />

in das Grab<br />

12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern<br />

zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.<br />

13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen<br />

Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.<br />

14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass<br />

es Jesus ist.<br />

15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der<br />

Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn<br />

hingelegt hast; dann will ich ihn holen.<br />

16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch:<br />

Rabbuni! , das heißt: Meister!<br />

17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum<br />

Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater<br />

und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.<br />

18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen,<br />

und das hat er zu mir gesagt.<br />

Maria von Magdala war früh am Morgen zum Grab gegangen. Als sie den Stein<br />

weggewälzt sieht, läuft sie davon und informiert Petrus. Petrus und Johannes begeben<br />

sich im Wettlauf zum Grab, blicken hinein und gehen wieder davon. Maria war<br />

zwischenzeitlich auch beim Grab angekommen. Die beiden Jünger gehen weg und lassen<br />

Maria allein zurück. Sie ist voller Trauer und weint. Mit verweinten Augen schaut sie ins<br />

Grab und erblickt zwei Engel. Die sprechen sie sofort an: Frau, was weinst du? Maria<br />

geht davon aus, daß der Leichnam weggenommen wurde. Während sie sich abwendet<br />

und weggehen will, tritt ihr Jesus in den Weg.


2<br />

Ostersonntag 2007<br />

Liebe Gemeinde, so mancher von <strong>hier</strong> dürfte sich in Maria vor dem Grab wiedererkennen:<br />

Mir wurde der Mann genommen, mir ist die Frau gestorben, mir wurde jegliche Hoffnung und Freude<br />

geraubt. Mir bleibt nichts als Weinen. Die Tränen verschleiern den Blick, auch das Denken ist verzerrt.<br />

Der Mensch ist in der Trauer aufgewühlt. Konzentrationsunfähigkeit und Ratlosigkeit<br />

beeinflussen die Stimmung. Selbst Engel werden nicht als solche erkannt. Weg von<br />

diesem Ort des Nichtseins, weiter auf der Suche nach dem Leben, nach dem Lebendigen.<br />

Der Tod verursacht eine rastlose Unruhe. Das ist an Maria Magdalena abzulesen. Immer<br />

wieder heißt es im Bericht: Sie wandte sich um. Maria ist in Bewegung, ständig ändert<br />

sich ihr Blickwinkel und demzufolge die Richtung. Dabei bleibt sie auf der Suche nach<br />

dem geliebten Meister. Maria bliebe in der Orientierungslosigkeit, wenn nicht der<br />

Lebendige nach ihr griffe und sie anspräche. Das aber ist es, was Maria festen Halt gibt.<br />

Die Weinende und Trauernde wird mit der anderen Welt konfrontiert. Die Engel<br />

sprechen sie auf ihre Situation an. Doch diese Begegnung erlöst sie nicht aus ihrer Starre.<br />

Maria will wieder weggehen. Und selbst als Jesus ihr begegnet, vermutet sie, er sei der<br />

Gärtner. Noch erkennt sie ihn nicht, dazu bedarf es der Ansprache durch Jesus. Dennoch<br />

ist festzuhalten – und das gilt allen Trauernden zum Trost - : während Maria noch<br />

trauert, ist Jesus schon da.<br />

Liebe Gemeinde, der Osterglaube gründet nicht auf Vermutungen, sondern auf<br />

Gewißheit. Die Gewißheit aber können wir nicht aus uns heraus haben, sondern nur,<br />

weil der Herr uns anspricht. Das heißt doch, man kann Engelserscheinungen haben, ohne<br />

von der überirdischen Realität in Beschlag genommen zu werden. Man kann gar Jesus<br />

begegnen, ohne ihn zu erkennen. Man kann im Begriff sein, sich von ihm abzuwenden,<br />

weil man es ja nur mit dem Gärtner, mit dem Pförtner, mit dem einfachsten Arbeiter zu<br />

tun hat. Von uns aus erkennen wir den Heiland nicht. Erst wenn er uns anspricht, wird<br />

die Sache klar. Hier haben wir einen weiteren Beleg dafür, daß es auf das Wort und auf<br />

das Hören ankommt. Die Esoteriker legen dagegen großen Wert auf Engelsbegegnungen,<br />

ohne an Jesus interessiert zu sein. Maria aber ist nur an Jesus interessiert. Was sollen ihr<br />

die Engel, wenn sie Jesus nicht hat. Sie will wissen, wo er ist. Dabei steht er schon längst<br />

neben ihr. Doch erst als er sie anspricht, mit Namen anspricht, erkennt sie ihn als<br />

solchen. Es ist das Hören, das Maria zur Erkenntnis führt, der Ruf des Herrn.<br />

Liebe Gemeinde, mit Ostern begegnet uns Jesus, und zwar als Auferstandener. In der<br />

Osterbotschaft, mit der Heiligen Schrift spricht er zu uns. Wir müssen nicht auf<br />

Engelserscheinungen warten. Auch Maria ist nicht durch die Engel gläubig geworden,<br />

sondern indem Jesus sie angesprochen hat. Mit dem, um was es an Ostern geht, spricht<br />

uns Jesus an. Hannes, Klaus, Gretchen, Laura, Daniel, Leon, Anna, usw., euch ruft der<br />

Heiland. Hört ihr seine An-Sprache? Hört ihr sein Reden, oder wendet ihr euch ab?<br />

Dem beabsichtigten Rückzug tritt Jesus in den Weg und fragt: Wen suchst du? Die Engel<br />

hatten Maria gefragt: Was weinst du? Jesus fragt: Wen suchst du? Manch einer muß erst<br />

entdecken, daß er ein Suchender ist. Einer sucht in der Bibel, ein anderer sucht in<br />

Schriften anderer Religionen, ein dritter sucht in der Zerstreuung, ein nächster sucht in<br />

Spiel und Spaß, ein anderer sucht in Reichtum und Macht. Allen ist eigen, daß sie das<br />

Leben suchen.<br />

Ich habe in den letzten Tagen an einer Studienreise in die USA teilgenommen.<br />

Wir haben Mega-Kirchen besucht, da kommen zwischen 5000-7000 Leute zum


3<br />

Ostersonntag 2007<br />

Gottesdienst. In einer anderen Gemeinde versammeln sich an jedem Freitag<br />

Morgen um 6 Uhr etwa 400 Männer, um sich zu einem Thema belehren zu lassen.<br />

An jenem Freitag ging es um das Thema „Freundschaft“. Geduldig haben diese<br />

Männer dem Lehrenden eine Stunde lang zugehört. Danach gingen sie für eine<br />

viertel Stunde in Kleingruppen, um anschließend zur Arbeit zu gehen.<br />

In den lutherischen Gemeinden, die wir besucht haben, gehen mehr als die Hälfte<br />

der Gemeindeglieder jeden Sonntag zur Kirche. Hinzu kommen die<br />

unterschiedlichen Veranstaltungen in der Woche. Was suchen diese Menschen?<br />

Wen suchen sie? Nun, sie machen mit, weil sie sich gerufen wissen, weil sie sich<br />

haben ansprechen lassen, weil sie im Gespräch bleiben wollen mit dem<br />

auferstandenen Herrn.<br />

Erstaunlich ist an den amerikanischen Gemeinden, mit welcher<br />

Selbstverständlichkeit der Glaube - und damit natürlich auch der Kirchgang -<br />

Bestandteil der Lebens ist. Hierin können wir von jenen Christen viel lernen.<br />

Ein 17-jähriges Mädchen aus Hamburg gehörte mit zu unserer Gruppe. Sie hatte<br />

schon mal ein Jahr als Austauschschülerin in Amerika verbracht. Als Kind wurde<br />

sie getauft, mit 15 konfirmiert, aber sie glaubte nicht wirklich an Gott – so ihr<br />

Selbstzeugnis. Daß es etwas Höheres über uns gibt, daran hat sie schon mal gedacht,<br />

aber der Glaube an Jesus war ihr fremd. Das hat sich in dem Jahr in Amerika<br />

geändert. Jugendliche hatten sie zum kirchlichen Jugendtreff eingeladen. Schon<br />

beim ersten Mal war sie völlig hin und weg. Sie war erstaunt, wie offen die<br />

Jugendlichen von ihrem Glauben redeten, wie sie sangen und beteten. Sie taten das<br />

freiwillig, ohne jeglichen Druck von Seiten der Eltern. Sie merkte, daß es in ihr<br />

selber leer war und sie wollte das kennenlernen, wovon die anderen Jugendlichen<br />

erfaßt waren. Sie begriff, daß es die Liebe Jesu war. Sie betonte immer wieder, daß<br />

dieses Jahr in Amerika sie völlig verändert hat. Ihre Sichtweise ist eine andere<br />

geworden. Nun will sie – wie sie sagt – in Deutschland eine Revolution auslösen, sie<br />

will vor allem jungen Menschen zeigen, wie interessant Glaube sein kann und daß<br />

Jesus kein Hirngespinst ist, sondern der lebendige Herr, der zu uns spricht. In der<br />

Pfadfinderarbeit, in der sie in Hamburg tätig ist, kann sie versuchen, das<br />

umzusetzen. Was wir an dieser jungen Dame beklagten, ist, daß sie sich in<br />

Amerika hat wiedertaufen lassen.<br />

Liebe Gemeinde, liebe Jugendliche, wir müssen nicht nach Amerika fahren, um zur<br />

Erkenntnis zu kommen, daß Jesus lebt. Das verkündigen wir auch in unseren Kirchen. In<br />

der Schrift und durch die Gottesdienste spricht er zu uns. Er ruft uns beim Namen. Das<br />

hat er schon bei der Taufe getan, als unser Verstand noch gar nicht ausgereift war. Nicht<br />

umsonst wird das Jesajawort aus Kapitel 43 gerne als Taufspruch genommen: „Fürchte dich<br />

nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Ein Säugling<br />

versteht nicht, was Vater und Mutter zu ihm sagen, und doch ist solches Reden für seine<br />

Entwicklung außerordentlich wichtig. Für unsere geistliche Entwicklung ist die An-<br />

Sprache des Herrn von Bedeutung. Wer sich dem nicht aussetzt, kann nicht wachsen,<br />

oder degeneriert sogar.<br />

Wer aber auf das Reden des Herrn eingeht, der wird in den Zeugendienst gerufen. Maria<br />

hat den Jüngern erzählt, was sie erlebt hat. Den Auftrag zur weltweiten Mission werden<br />

die Jünger vor der Himmelfahrt Christi erhalten.


4<br />

Ostersonntag 2007<br />

Liebe Ostergemeinde, der christliche Glaube ist nicht so sehr ein Glaube an eine Lehre,<br />

sondern an eine Person. Wir glauben an Jesus, der von den Toten auferstanden ist und<br />

der wiederkommen wird, um uns heimzuführen. Jesus ist der Lebendige, er ist nicht tot;<br />

er redet und seine Worte sind nicht widerlegt durch sein Sterben. Bis auf den heutigen<br />

Tag erfahren Menschen Trost und Halt in seinen Worten. Dazu will auch uns Ostern<br />

gereichen. Der Tod hat seinen Meister gefunden.<br />

Maria war zum Grab gegangen, sie wollte den Toten sehen, doch sie fand die<br />

Überwindung des Todes. Die Gewißheit, die Maria erfuhr, ist eine, die nicht von dieser<br />

Welt stammt. Am Anfang hat sie geweint, am Ende hat sie sich gefreut. Das soll auch den<br />

heute Trauernden gelten. Jetzt weint ihr, dann aber werdet ihr euch freuen.<br />

Vorausgesetzt ihr laßt euch auf Jesus ein. Jesus ist ins Leben eingegangen, und das ist<br />

nicht zum Weinen, sondern zum Freuen.<br />

Wenn wir an einem Grab stehen werden wir mit dem Rätsel unserer Existenz<br />

konfrontiert. „Was wir waren, das seid ihr; was wir sind, das werdet ihr sein!“ Ist das<br />

alles? Jesus dagegen sagt uns: Was ich bin, das sollt ihr auch sein, nämlich lebendig.<br />

Wenn ein Mensch stirbt, hört seine Wirksamkeit auf. Der Tod Jesu dagegen hat seine<br />

Wirksamkeit gesteigert. Er ist hinabgestiegen in das Totenreich und hat seinen Sieg<br />

proklamiert. Er ist von den Toten auferstanden und will sich an uns als der Lebendige<br />

wirkmächtig erweisen. Mit dem Glauben an ihn sind wir auf der Seite des Siegers.<br />

Von einem Mann wird gesagt, daß er lachte, als ihm gesagt wurde, die Flut habe sein<br />

Haus weggerissen. Unmöglich! meinte er, ich habe den Hausschlüssel in meiner Tasche.<br />

So ähnlich verhalten sich manche, die nur auf dieses Leben setzen. Ich habe mein Haus,<br />

ich habe mein Geld gut angelegt, ich habe Papiere in der Tasche, die belegen, daß ich gut<br />

abgesichert bin. Unmöglich, daß ich scheitere.<br />

Und dann kommt die Flut als Krankheit, Verlust oder Tod. Der Tod zumal schwemmt<br />

alles hinweg. Was bleibt? Nur Trauer und Weinen?! Nein, wenn wir wirklich Ostern<br />

feiern, dann dürfen wir lachen, dann werden wir uns freuen. Mit der Bibel haben wir ein<br />

Dokument, das schwarz auf weiß bezeugt, daß der Tod besiegt ist. Mit der Taufurkunde<br />

haben wir ein Papier in der Tasche, das belegt, daß dieser Sieg uns gilt. Mit der<br />

Konfirmationsurkunde haben wir ein Papier in der Tasche, das belegt, daß wir unseren<br />

Glauben bezeugen.<br />

Am Ende wird der Tod sich wundern, wenn er erfährt, daß er keine Macht über die im<br />

Herrn Verstorbenen hat. „Unmöglich, ich habe sie ja abgeführt.“ Doch den Schlüssel hat<br />

jetzt ein anderer. Und der sagt: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der<br />

Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des<br />

Todes und der Hölle“ (Offb. 1,17-18).<br />

Amen.

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