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PRO Ganztags in die Grundschule - Knickbein

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Seite 6<br />

Stimmen<br />

<strong>PRO</strong><br />

Vorteile e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

• Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d zuverlässig „ganztags”<br />

betreut. Sie s<strong>in</strong>d am Nachmittag nicht<br />

auf sich alle<strong>in</strong>e gestellt und f<strong>in</strong>den klare<br />

Strukturen vor, <strong>die</strong> ihnen Halt und Orientierung<br />

geben.<br />

• Die K<strong>in</strong>der können e<strong>in</strong> warmes Mittagessen<br />

erhalten. Für Familien bedeutet <strong>die</strong>s<br />

e<strong>in</strong>e Entlastung <strong>in</strong> der Haushaltsführung,<br />

für e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der überhaupt e<strong>in</strong>e warme<br />

und vollwertige Mahlzeit zu erhalten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist <strong>die</strong>ses Angebot kostenpflichtig.<br />

• Der tägliche (Macht-)Kampf um Hausaufgaben<br />

wird aus den Familien herausgenommen.<br />

• Die Rhythmisierung des Tages entzerrt<br />

den Unterricht am Vormittag, da Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />

am Nachmittag gegeben<br />

werden können.<br />

• Durch <strong>die</strong> E<strong>in</strong>beziehung freier Träger und<br />

Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>die</strong> Betreuung, können K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Gruppen betreut werden.<br />

Damit ist auch e<strong>in</strong>e Spezialisierung der<br />

Angebote möglich. Diese besonderen Angebote<br />

gibt es derzeit schon <strong>in</strong> Schulen<br />

mit Ganztagesbetrieb.<br />

• Den K<strong>in</strong>dern wird <strong>die</strong> Möglichkeit der<br />

ganzheitlichen Bildung aus e<strong>in</strong>er Hand<br />

und an e<strong>in</strong>em Ort geboten (Vermittlung<br />

von personaler, sozialer und fachlicher<br />

Kompetenz). Damit haben alle K<strong>in</strong>der aus<br />

allen Bevölkerungsschichten <strong>die</strong> gleichen<br />

Bildungschancen. Alle K<strong>in</strong>der können<br />

unabhängig vom Geldbeutel oder den<br />

„Fahr<strong>die</strong>nsten” der Eltern an Sport-, Musik-<br />

oder Kreativangeboten teilnehmen.<br />

Dies entlastet <strong>die</strong> Familien.<br />

• Im Unterschied zum Hort sollen <strong>die</strong> pädagogischen<br />

Ziele <strong>in</strong> der Ganztagesschule<br />

<strong>in</strong>tensiver verfolgt werden.<br />

• Die Ganztagesschule steht den Familien<br />

kostenlos zur Verfügung, das heißt Betreuungskosten<br />

des Hortes würden für<br />

Familien wegfallen.<br />

• Das Betreuungsangebot wird übersichtlicher<br />

und damit für Eltern durchschaubarer<br />

gestaltet, als <strong>die</strong> Vielzahl der derzeitigen<br />

Möglichkeiten. [mh]<br />

E<strong>in</strong>blicken: SCHULE<br />

<strong>Ganztags</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Grundschule</strong><br />

E<strong>in</strong>führung der Ganztagesschule an <strong>Grundschule</strong>n geplant<br />

Von Monika Hertel<br />

Bis 2018, so das Ziel der Stadt Stuttgart, sollen<br />

alle <strong>Grundschule</strong>n <strong>in</strong> Ganztagesschulen umgewandelt<br />

werden. Was h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>sem Konzept<br />

steckt und wie <strong>die</strong> Umsetzung geplant ist beleuchtet<br />

<strong>die</strong>ser Artikel.<br />

Die staatlichen <strong>Grundschule</strong>n <strong>in</strong> Stuttgart s<strong>in</strong>d<br />

schon heute sogenannte „Verlässliche <strong>Grundschule</strong>n“.<br />

Das heißt, neben dem Unterrichtsblock bietet<br />

das Schulverwaltungsamt e<strong>in</strong>e mögliche Betreuung<br />

aller Schüler <strong>in</strong> der Zeit von ca. 7:30 Uhr bis 14:30<br />

Uhr an (Kernzeitbetreuung). Am Nachmittag f<strong>in</strong>det<br />

an <strong>Grundschule</strong>n ke<strong>in</strong> Unterricht statt. Wer über<br />

<strong>die</strong>se Kernzeit h<strong>in</strong>aus Betreuungsbedarf hat, muss<br />

se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Betreuungsangeboten freier Träger<br />

unterbr<strong>in</strong>gen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hort oder <strong>in</strong> der Hausaufgabenbetreuung<br />

anmelden.<br />

Das Konzept der Ganztagesgrundschule<br />

Derzeit s<strong>in</strong>d von den 72 <strong>Grundschule</strong>n <strong>in</strong> Stuttgart<br />

17 Ganztagesschulen. Die Stadt Stuttgart möchte<br />

nun, zur Befriedigung der steigenden Nachfrage<br />

nach ganztägiger Betreuung von Schulk<strong>in</strong>dern, alle<br />

ihre <strong>Grundschule</strong>n zu Ganztagesschulen ausbauen.<br />

Hierfür sollen bis zum Jahr 2018 jährlich bis zu zehn<br />

weitere Schulen zu Ganztagesschulen umgewandelt<br />

werden. Neben der sogenannten gebundenen,<br />

auch als „verb<strong>in</strong>dlich“ bezeichneten Ganztagesschule,<br />

<strong>in</strong> der alle Klassen als Ganztagesschule geführt<br />

werden, kann es zukünftig auch teilgebundene<br />

Ganztagesgrundschulen wie auch <strong>Grundschule</strong>n<br />

ganz ohne Ganztagesbetrieb geben. In e<strong>in</strong>er teilgebundenen<br />

Ganztagesschule werden e<strong>in</strong>zelne<br />

Züge (das ist e<strong>in</strong>e Parallelklasse von Klasse 1 bis<br />

4 durchgehend) nicht im Ganztagesbetrieb geführt.<br />

Den teilgebundenen <strong>Grundschule</strong>n und Schulen<br />

ganz ohne Ganztagesbetrieb bleibt es möglich, Angebote<br />

der Verlässlichen <strong>Grundschule</strong> e<strong>in</strong>zurichten<br />

unter den bekannten Voraussetzungen: max. bis 14<br />

Uhr, ohne Mittagessen, ke<strong>in</strong> Hortstandard sowohl <strong>in</strong><br />

räumlicher als auch <strong>in</strong> personeller H<strong>in</strong>sicht, ke<strong>in</strong>e<br />

Ferienbetreuung. So ist es bislang Stand der Überlegungen<br />

und <strong>in</strong> der Beschlussvorlage des Stuttgarter<br />

Geme<strong>in</strong>derats zur Neukonzeption der Betreuung für<br />

Grundschulk<strong>in</strong>der vom 13.07.2011 nachzulesen. Im<br />

Klartext bedeutet <strong>die</strong>s, dass Eltern künftig <strong>die</strong> Wahl<br />

haben zwischen e<strong>in</strong>er Ganztagesschule (bzw. dem<br />

Ganztagesschulzug) oder e<strong>in</strong>er Halbtagesschule<br />

ohne außerschulischen Leistungen wie nachmittägliche<br />

Hortbetreuung oder Mittagessen. Diese „Wahl”<br />

besteht allerd<strong>in</strong>gs nur dann, wenn <strong>in</strong> mittelbarer und<br />

damit erreichbarer Nähe zum Wohnort e<strong>in</strong>e <strong>Grundschule</strong><br />

verbleibt, <strong>die</strong> den Halbtagesbetrieb weiterh<strong>in</strong><br />

anbietet und e<strong>in</strong>em Umschulungsantrag dorth<strong>in</strong><br />

stattgegeben wird.<br />

Im Unterschied zum möglichen Ausbau an Hortplätzen<br />

als Antwort auf den steigenden Bedarf an<br />

ganztägigen Betreuungsplätzen von Schulk<strong>in</strong>dern<br />

könne mit dem Ausbau von <strong>Grundschule</strong>n zu Ganztagesschulen<br />

e<strong>in</strong>e „Koppelung von Betreuung mit<br />

Pädagogik zufriedenstellend gewährleistet“ werden,<br />

so der H<strong>in</strong>weis auf pädagogische Vorteile des neuen<br />

Konzepts <strong>in</strong> der Beschlussvorlage.<br />

Neben der pädagogischen Begründung zum Ausbau<br />

der <strong>Grundschule</strong>n zu Ganztagesschulen anstatt<br />

den Horten, mag auch e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Anreiz<br />

kommen, welcher sich aus der Absicht der neuen<br />

Landesregierung ergibt, <strong>die</strong> Ganztagesschulen im<br />

Schulgesetz zu verankern. Demnach müsste das<br />

Land Baden-Württemberg und nicht <strong>die</strong> Stadt <strong>die</strong><br />

sich durch <strong>die</strong> Umstellung ergebenden Kosten übernehmen<br />

und zum<strong>in</strong>dest <strong>die</strong> entstehenden Personalkosten<br />

tragen. Außerdem bedarf es für e<strong>in</strong>en Ausbau<br />

der Schülerhorte weiterer Grundstücke oder<br />

Immobilien. Bei E<strong>in</strong>richtung von Ganztagesschulen<br />

h<strong>in</strong>gegen werden bestehende Schulgebäude sowie<br />

<strong>die</strong> vorhandenen Pausenhöfe und Sporthallen zur<br />

Betreuung genutzt.<br />

Verbunden mit der s<strong>in</strong>kenden Nachfrage nach Hortplätzen<br />

bei Umsetzung der Ganztagesschule sollen<br />

<strong>die</strong> dadurch frei werdenden Räumlichkeiten für den<br />

Ausbau von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dplätzen genutzt werden.<br />

Daneben wird das Interesse an e<strong>in</strong>er pädagogischen<br />

Weiterentwicklung zur Ganztagesschule<br />

genannt. Die Ziele, <strong>die</strong> darunter zu verstehen s<strong>in</strong>d,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Entwicklung der sozialen Kompetenzen<br />

und Persönlichkeitsbilder unserer K<strong>in</strong>der mit der


Seite 7<br />

Stimmen<br />

KONTRA<br />

Nachteile e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

Teil 1<br />

Absicht, möglichst allen K<strong>in</strong>dern <strong>die</strong> gleichen Bildungschancen<br />

zu geben. Selbstverständlich wird<br />

dabei unterstellt, dass <strong>in</strong> den Ganztagesschulen<br />

neben den schulischen auch sozialpädagogische<br />

Inhalte berücksichtigt werden, wie <strong>die</strong>s z. B. <strong>die</strong><br />

Hortkonzepte tun.<br />

Der Bedarf<br />

Wann e<strong>in</strong> Bedarf für e<strong>in</strong>e Ganztagesschule besteht,<br />

ist im Beschluss recht unpräzise def<strong>in</strong>iert: Wenn<br />

zum Beispiel der Wunsch nach Errichtung oder Ausweitung<br />

der Verlässlichen <strong>Grundschule</strong> oder Hortbedarf<br />

vorhanden ist. Es ist nicht ausgeführt, wer<br />

<strong>die</strong>se Wünsche äußert oder <strong>in</strong> welcher Zahl e<strong>in</strong>e<br />

Nachfrage bestehen soll.<br />

Zur INFO<br />

Def<strong>in</strong>ition: Ganztagesschule<br />

„Ganztagesschulen s<strong>in</strong>d Bildungs- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen.<br />

Sie bieten an vier Tagen á acht<br />

Zeitstunden – <strong>in</strong> der Regel von 8 bis 16 Uhr – e<strong>in</strong>e bis<br />

auf das Mittagessen kostenlose <strong>in</strong>dividuelle Förderung<br />

und Forderung des K<strong>in</strong>des und geben den K<strong>in</strong>dern<br />

<strong>die</strong> Gelegenheit, Schule als ‚Lebensraum‘ zu erfahren.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil der Ganztagesschule<br />

ist e<strong>in</strong> rhythmisierter Stundenplan mit Bewegungsund<br />

Vesperpausen. Ergänzend zum Unterricht gibt<br />

es vielfältige Förder- und (freizeit-)pädagogische<br />

Angebote. Die Hausaufgaben werden <strong>in</strong> der Schule<br />

erledigt. Während der Mittagszeit hat das K<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

Gelegenheit, e<strong>in</strong> warmes Essen e<strong>in</strong>zunehmen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus können <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

zwischen mehreren offenen Angeboten (z. B. Spielen,<br />

Bewegen, Ausruhen, Basteln etc.) wählen oder <strong>die</strong><br />

Mittagspause auch komplett zu Hause verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Am Nachmittag f<strong>in</strong>den erneut Unterricht und (freizeit-)<br />

pädagogische Angebote im Wechsel statt."<br />

Quelle: Amtsblattbeilage vom 16.02.2012<br />

Die Umsetzung<br />

Dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung der Ganztagesgrundschulen<br />

mit Schwierigkeiten verbunden ist, ist offensichtlich.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie hängen <strong>die</strong>se mit der F<strong>in</strong>anzierung zusammen.<br />

Für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

braucht es Räumlichkeiten wie e<strong>in</strong>e Mensa oder<br />

zusätzliche Zimmer, <strong>die</strong> geplant und gebaut werden<br />

müssen. Auch muss das Personal entsprechend<br />

aufgestockt werden, da der den Ganztagesgrundschulen<br />

vorgeschriebene Betreuungsschlüssel im<br />

Hortstandard höher ist als bisher <strong>in</strong> der Schulk<strong>in</strong>dbetreuung<br />

der Verlässlichen <strong>Grundschule</strong>. Schließlich<br />

und letztendlich ist noch e<strong>in</strong> Rahmenkonzept zu<br />

erarbeiten, <strong>in</strong> welchem <strong>die</strong> sozialpädagogischen Inhalte<br />

<strong>in</strong> den schulischen Konzepten Beachtung f<strong>in</strong>den.<br />

Bislang wurde für jede der heute existierenden<br />

Ganztagesschule e<strong>in</strong> eigenes Konzept entwickelt.<br />

Schülerhäuser als Übergangslösung<br />

Schülerhäuser als Zwischenlösung zur Ganztagesschule<br />

sollen den wachsenden Bedarf an Ganztagesbetreuung<br />

decken und Standards schaffen, an<br />

welche <strong>die</strong> Ganztagesschulen anknüpfen können.<br />

Der Unterschied zum bestehenden Hort ist der,<br />

dass <strong>die</strong> Betreuung direkt im Schulgebäude stattf<strong>in</strong>det.<br />

Im Übrigen gelten für <strong>die</strong> Schülerhäuser<br />

<strong>die</strong> heutigen Hortstandards. Diese umfassen e<strong>in</strong>e<br />

Betreuung bis 17 Uhr, Ferienbetreuung und e<strong>in</strong><br />

Mittagsessensangebot. Auch der Personalschlüssel<br />

ist gleich, also zwei Betreuungskräfte während der<br />

Stoßzeiten, zusätzlich rund 0,5 Stellenanteile pro<br />

Gruppe.<br />

Die ideale räumliche Situation, wie wir sie <strong>in</strong> Möhr<strong>in</strong>gen<br />

an der Riedseeschule vorf<strong>in</strong>den und wie sie für<br />

<strong>die</strong> Schülerhäuser angestrebt wird, ist nämlich nicht<br />

überall gegeben: Hier bef<strong>in</strong>det sich der Hort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

zur Schule gehörenden Gebäude, damit ergeben<br />

sich für <strong>die</strong> Schüler kurze Wege, der Pausenhof<br />

und <strong>die</strong> Sporthalle können für Bewegungsangebote<br />

genutzt werden und <strong>die</strong> Hausaufgabenbetreuung<br />

kann eng mit der Schule verzahnt stattf<strong>in</strong>den.<br />

An <strong>in</strong>sgesamt 54 öffentlichen <strong>Grundschule</strong>n sollen<br />

<strong>die</strong>se Schülerhäuser e<strong>in</strong>gerichtet werden, viele<br />

davon schon zum kommenden Schuljahr, ist <strong>in</strong> der<br />

Amtsblattbeilage vom 16. Februar 2012 nachzulesen.<br />

Diese s<strong>in</strong>d kostenpflichtig. E<strong>in</strong>e Ferienbetreuung<br />

muss separat h<strong>in</strong>zugebucht werden.<br />

E<strong>in</strong>beziehung freier Träger und Vere<strong>in</strong>e nötig<br />

Bisher werden <strong>die</strong> Schülerhorte vom Jugendamt der<br />

Stadt Stuttgart oder freien Trägern der Jugendhilfe<br />

betrieben. Diese sollen auch zukünftig <strong>die</strong> Betreuungsangebote<br />

tragen. Daneben sollen aber auch<br />

Vere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>bezogen werden. Dies ist deshalb so<br />

wichtig, da <strong>die</strong> Grundschulk<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

am Nachmittag nicht mehr frei haben.<br />

Manche E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d deshalb bereits jetzt<br />

dabei, sich <strong>in</strong> das zukünftige Konzept des Ganztagesschulbetriebes<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Der Standortvorteil der Jugendfarm Möhr<strong>in</strong>gen-<br />

• Wunsch oder Wirklichkeit? Derzeit liegt <strong>in</strong><br />

Stuttgart ke<strong>in</strong> schlüssiges Konzept für <strong>die</strong><br />

pädagogische Verknüpfung von Schule<br />

und Ganztagesbetreuung vor. Es wurde<br />

e<strong>in</strong> Zeitplan angestrebt, der bereits jetzt<br />

nach h<strong>in</strong>ten korrigiert wurde.<br />

• „<strong>Ganztags</strong>” bedeutet e<strong>in</strong>e Betreuung an<br />

vier Tagen à acht Zeitstunden (e<strong>in</strong>e Betreuung<br />

von 7 bis 8 Uhr und nach 16 Uhr<br />

bis längstens 17 Uhr sowie am fünften<br />

Tag oder <strong>in</strong> den Ferien kann zusätzlich<br />

kostenpflichtig dazugebucht werden!).<br />

Damit bietet sich für Eltern nur theoretisch<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit der Vollerwerbsfähigkeit,<br />

mit der für das Konzept geworben wird.<br />

Wenn Betreuung dazugebucht werden<br />

muss, stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob das Angebot<br />

für alle Bedürftigen ausreichend ist.<br />

• Das Mittagessen ist kostenpflichtig. Damit<br />

wird quasi e<strong>in</strong> Schulgeld e<strong>in</strong>geführt, denn<br />

viele K<strong>in</strong>der werden nicht <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

haben, für e<strong>in</strong> Mittagessen nach Hause<br />

zu gehen, falls <strong>die</strong>s zulässig bleibt. Und<br />

trotzdem wird es K<strong>in</strong>der geben, <strong>die</strong> nur<br />

e<strong>in</strong> Vesper haben werden.<br />

• Für <strong>die</strong> Ganztagesschulen braucht man<br />

entsprechend ausgebildetes Personal.<br />

Bei den derzeitigen Gehaltsstrukturen <strong>in</strong><br />

der K<strong>in</strong>derbetreuung, sei es bei den Erziehern<br />

oder Sozialpädagogen, ist e<strong>in</strong>e<br />

Schwemme <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Berufen nicht zu<br />

erwarten.<br />

• Räumliche Enge: K<strong>in</strong>der, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Ganztagesschule gehen, werden den<br />

ganzen Tag unter der Woche <strong>in</strong> ihrem<br />

Bewegungsraum auf den Schulhof oder<br />

das Schulgebäude beschränkt bleiben.<br />

Im Ganztagesunterricht verbleiben <strong>die</strong><br />

K<strong>in</strong>der viel im Klassenzimmer, <strong>die</strong>s führt<br />

unter Umständen zu sozialen Streitigkeiten<br />

und Aggressionen. Mangelnder Bewegung<br />

und Haltungsschäden aufgrund<br />

des vielen Sitzens auf nicht allen K<strong>in</strong>derkörpern<br />

angepassten Schulmöbeln sollte<br />

gezielt entgegengewirkt werden.<br />

• Unternehmungen mit den Eltern bleiben<br />

auf das Wochenende beschränkt. [mh]


Seite 8<br />

Stimmen<br />

KONTRA<br />

Nachteile e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

Teil 2<br />

• Soziale Enge: K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d den ganzen<br />

Tag unter ihresgleichen, zusammen mit<br />

Klassenkameraden, <strong>die</strong> sie sich nicht<br />

ausgesucht haben und <strong>die</strong> das gleiche<br />

Alter haben. E<strong>in</strong> Spiel mit und Lernen<br />

von älteren oder jüngeren Freunden oder<br />

Geschwistern ist nicht möglich. Dadurch<br />

gehen Sozialkompetenzen verloren.<br />

• K<strong>in</strong>der und ihre Eltern haben ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

mehr darauf, wer ihr K<strong>in</strong>d unterrichtet<br />

(für sportliche, musische oder künstlerische<br />

Hobbys konnten Eltern bislang<br />

zwischen verschiedenen Vere<strong>in</strong>en oder<br />

Organisationen wählen).<br />

• Psychische Belastung: Die K<strong>in</strong>der stehen<br />

den ganzen Tag unter Beobachtung der<br />

„Bezugspersonen”, welche sie am Schuljahresende<br />

bewerten. Damit gibt es bestimmt<br />

K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> den ganzen Tag angespannt<br />

bleiben, und solche, <strong>die</strong> sich den<br />

ganzen Tag verstellen, um geliebt und anerkannt<br />

zu werden. Daneben werden K<strong>in</strong>der<br />

gezwungen, an – über e<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>maß<br />

des bisherigen Bildungskonzeptes<br />

h<strong>in</strong>ausgehenden – Angeboten sportlicher,<br />

musikalischer oder künstlerischer Betätigung<br />

teilzunehmen, unabhängig ihrer körperlichen<br />

Befähigung oder ihres Talents.<br />

Damit geht der Spaß für alle verloren.<br />

• Es wird ke<strong>in</strong>e Räumlichkeiten geben, <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sich für Arbeiten alle<strong>in</strong>e oder<br />

Entspannung zurückziehen können. K<strong>in</strong>der<br />

s<strong>in</strong>d ständig dem hohen Lärmpegel<br />

der Geme<strong>in</strong>schaft ausgesetzt, <strong>die</strong>s führt<br />

zu Stress und Erkrankungen.<br />

• Zeitliche Durchtaktung: In e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

wird der Tag <strong>in</strong> Schulstundene<strong>in</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong>geteilt. Selbst wenn das<br />

Konzept ganze freie Nachmittage zuließe,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der nach Wochentagen<br />

getaktet. E<strong>in</strong>e Beschäftigung mit e<strong>in</strong>er<br />

für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressanten Tätigkeit muss<br />

nach der Schulstunde unterbrochen werden<br />

oder kann am nächsten Tag nicht<br />

fortgeführt werden. Dagegen muss das<br />

K<strong>in</strong>d dem Stundenplan entsprechend<br />

werktäglich auf bestimmte D<strong>in</strong>ge „Lust”<br />

haben. [mh]<br />

Vaih<strong>in</strong>gen e. V., weit ab vom Schuss zu liegen und<br />

damit für K<strong>in</strong>derspiel besonders <strong>in</strong>teressant zu se<strong>in</strong>,<br />

gelangt dann zum Nachteil. Die K<strong>in</strong>der zwischen<br />

Unterrichtse<strong>in</strong>heiten am Nachmittag auf <strong>die</strong> Farm<br />

zu schicken, lohnt schon fast nicht, da selbst für<br />

Schüler der am nähesten gelegenen Riedseeschule<br />

zu wenig Zeit auf der Farm und bei den Tieren<br />

verbliebe. Für den Umgang mit Tieren ist es aber<br />

sehr wichtig, regelmäßig und täglich K<strong>in</strong>der auf der<br />

Farm zu haben. Die Jugendfarm plä<strong>die</strong>rt für e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>same Konzepterstellung von Schule, Betreuungsträger<br />

und allen Trägern und E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Sozialraum der K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> Angebote an Grundschulk<strong>in</strong>der<br />

machen. Das sei zwar etwas aufwendiger,<br />

letztlich aber auch e<strong>in</strong> Qualitätsmerkmal e<strong>in</strong>er<br />

guten und gelungenen Umsetzung und <strong>in</strong> Stuttgart<br />

mit Beispielen belegt, wie <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtungsleitung<br />

der Jugendfarm herausstellt.<br />

Auch Sportvere<strong>in</strong>e und Musikvere<strong>in</strong>e haben<br />

großes Interesse daran, am künftigen Konzept<br />

mitzuarbeiten. Deren Angebote <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schulen zu<br />

verlegen ist nur bed<strong>in</strong>gt praktikabel, nämlich nur für<br />

<strong>die</strong> Breitenförderung. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Förderung<br />

bedeutet jedoch, <strong>die</strong> talentierten K<strong>in</strong>der an <strong>die</strong> Stätten<br />

optimaler Förderung zu bekommen (bspw. an<br />

spezielle Sporthallen wie <strong>die</strong> Eiswelt Waldau) oder<br />

zusammenbr<strong>in</strong>gen zu können, z. B. für e<strong>in</strong>en Chor<br />

oder e<strong>in</strong> Orchester. Als möglicher Kompromiss wurde<br />

von Schulbürgermeister<strong>in</strong> Eisenmann e<strong>in</strong>e Freistellungsregelung<br />

angedacht:<br />

Für fachspezifische Bildungsveranstaltungen<br />

sollen begabte K<strong>in</strong>der von der Ganztagesschule<br />

freigestellt werden können, wenn <strong>die</strong> Schulleitung<br />

dem <strong>in</strong>dividuell zustimmt. Ob aber Schulleitungen<br />

Freistellungen genehmigen, wenn Kernfächer am<br />

Nachmittag unterrichtet werden, ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfallentscheidung.<br />

Wie wahrsche<strong>in</strong>lich jedoch wird<br />

es se<strong>in</strong>, dass alle Stuttgarter Schulen am selben<br />

Nachmittag ke<strong>in</strong>e Kernfächer unterrichten, um e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe talentierter K<strong>in</strong>der außerhalb der Schule<br />

zusammenzuführen? Für den Verband Stuttgarter<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendchöre besteht deshalb der e<strong>in</strong>zige<br />

Lösungsansatz dar<strong>in</strong>, dass der Kernunterricht<br />

um 15 Uhr <strong>in</strong> allen Schulen beendet se<strong>in</strong> muss und<br />

dass im Anschluss der Elternwille über den weiteren<br />

Verbleib des K<strong>in</strong>des entscheidet.<br />

Der 1. K<strong>in</strong>dersportvere<strong>in</strong> Stuttgart e. V. (KISS)<br />

macht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Brief an <strong>die</strong> Stadt Stuttgart<br />

deutlich, dass mit den derzeitigen von der Stadt<br />

gebotenen Stundensätzen für <strong>die</strong> Nachmittagsbetreuung<br />

<strong>in</strong> der Ganztagesschule ke<strong>in</strong> qualitativ<br />

hochwertiger Unterricht durchgeführt werden kann.<br />

Mit <strong>die</strong>sen Mitteln kann ke<strong>in</strong>e hauptamtlich beschäftigte<br />

Sportfachkraft f<strong>in</strong>anziert werden. Außerdem<br />

macht der Vere<strong>in</strong> deutlich, dass durch <strong>die</strong> Belegung<br />

der Schulsporthallen an den Nachmittagen durch<br />

<strong>die</strong> Ganztagesschulen spezielle Sportangebote<br />

auf Uhrzeiten ab 17:15 verlegt werden müssten.<br />

Für Grundschüler bedeutet <strong>die</strong>s, gar nicht mehr<br />

an solchen Angeboten teilnehmen zu können, da<br />

<strong>die</strong>sen aus pädagogischen Gründen Sportangebote<br />

nur bis 18 Uhr zugemutet werden können.<br />

Sportangebote für ältere K<strong>in</strong>der konkurrieren<br />

dann mit Hallenbelegungszeiten für Erwachsene.<br />

Endgültiges Konzept?<br />

Überlegenswert wäre es daher, statt der verpflich-<br />

tenden Ganztagesschulen den Schulen e<strong>in</strong>e offenere<br />

Gestaltungsmöglichkeit zu bieten, so dass<br />

jedes K<strong>in</strong>d wohnortnah se<strong>in</strong>en Bedürfnissen entsprechend<br />

ausgebildet wird. K<strong>in</strong>dern, welchen der<br />

geregelte Tagesablauf e<strong>in</strong>e Stütze bietet, könnten<br />

<strong>in</strong> <strong>Ganztags</strong>schulzüge gehen. Für K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> viel<br />

Freiraum für Spiel, Traum oder spezielle Förderung<br />

brauchen, bliebe <strong>die</strong> Halbtagsschule erhalten, verbunden<br />

mit der Möglichkeit e<strong>in</strong>er Betreuung über<br />

<strong>die</strong> Unterrichtszeit h<strong>in</strong>aus, wenn <strong>die</strong> Familie <strong>die</strong>s <strong>in</strong><br />

Anspruch nehmen muss. Dieses Konzept erfordert<br />

allerd<strong>in</strong>gs Fachkräfte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eltern <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>dung<br />

der für das K<strong>in</strong>d richtigen Schulart unterstützen sowie<br />

gegebenenfalls e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />

der Familien. Denkbar und <strong>in</strong>teressant ist auch<br />

e<strong>in</strong>e freiwillige Nachmittagsbetreuung <strong>in</strong> der Schule,<br />

ähnlich wie <strong>in</strong> der Möhr<strong>in</strong>ger Salzäckerschule<br />

praktiziert, <strong>in</strong> der gebuchte – dann aber kostenfreie<br />

– Angebote verb<strong>in</strong>dlich besucht werden müssen.<br />

Der Stuttgarter Geme<strong>in</strong>derat hat nun am 27. Juli<br />

2011 der „Neukonzeption Betreuung für Grundschulk<strong>in</strong>der”<br />

zugestimmt und somit e<strong>in</strong> Vorgehen<br />

beschlossen, das <strong>in</strong> Stuttgart dem gesellschaftlichen<br />

Druck nach Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf<br />

begegnen kann. Dass <strong>die</strong>ses Konzept als Rahmen<br />

gilt und noch weiterentwickelt und <strong>in</strong>haltlich<br />

ausgestaltet werden muss, betonen <strong>die</strong> Stuttgarter<br />

Stadträte. Es muss nachgebessert werden, wird <strong>in</strong><br />

der Beschlussfassung gefordert. Bis 2012 soll <strong>die</strong><br />

Stadtverwaltung das vorgelegte Konzept weiterentwickeln,<br />

und zwar zusammen mit dem Jugendamt,<br />

dem Schulverwaltungsamt und dem staatlichen<br />

Schulamt.<br />

Quellen:<br />

Beschlussvorlage „Neukonzeption Betreuung für Grundschulk<strong>in</strong>der“<br />

vom 13.07.2011<br />

Beschlussfassung „Neukonzeption Betreuung für Grundschulk<strong>in</strong>der“<br />

des Stuttgarter Geme<strong>in</strong>derats vom 27.07.2011<br />

<strong>Grundschule</strong>n<br />

im Stadtbezirk<br />

Möhr<strong>in</strong>gen<br />

Planungen zur Ganztagesschule<br />

Riedseeschule<br />

Die Riedseeschule möchte zwar Ganztagesschule<br />

werden, aber „so schnell geht nicht”, teilte Rektor<strong>in</strong><br />

Ingrid Willemsen im Februar auf e<strong>in</strong>em Informationsabend<br />

den Eltern der neuen Erstklässler mit.<br />

Da bis Herbst 2012 <strong>die</strong> Riedseeschule nicht Ganztagesschule<br />

werden wird, können derzeit e<strong>in</strong>zuschulende<br />

K<strong>in</strong>der an der Riedseeschule nur für <strong>die</strong><br />

Verlässliche <strong>Grundschule</strong> angemeldet werden. Derzeit<br />

müssen <strong>die</strong> Eltern für e<strong>in</strong>e Ganztagesbetreuung<br />

ihre K<strong>in</strong>der im Hort an der Riedseeschule anmelden<br />

und auf e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der drei Gruppen hoffen<br />

oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hort außerhalb der Schule (z. B. <strong>in</strong><br />

der Holdermannstraße) ihr Glück versuchen. Über<br />

<strong>die</strong> Kernzeit h<strong>in</strong>aus können K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hausaufgabenbetreuung<br />

geschickt werden, welche gegen<br />

ger<strong>in</strong>ge Gebühren an vier Tagen <strong>die</strong> Woche von


Seite 9<br />

14:30 bis 16:00 Uhr mit den K<strong>in</strong>dern Hausaufgaben<br />

macht und für Tests übt. Zahlreiche AGs erweitern<br />

<strong>die</strong> Betreuungsmöglichkeit am Nachmittag. Aufgrund<br />

der räumlichen Situation an der Riedseeschule,<br />

mit der Verknüpfung von Schule und Hort, liegen<br />

<strong>die</strong> Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e schnelle Umsetzung<br />

Richtung Ganztagesschule günstig. Bereits zum<br />

kommenden Schuljahr könnte das Schülerhaus<br />

verwirklicht werden. Verhandlungen hierfür s<strong>in</strong>d im<br />

Gange. Für e<strong>in</strong> Mittagessen für alle muss es aber<br />

noch e<strong>in</strong>e Lösung geben, denn neben den Hortk<strong>in</strong>dern<br />

kann derzeit nur e<strong>in</strong>e der beiden Gruppen<br />

der Kernzeitbetreuung aus räumlichen Gründen e<strong>in</strong><br />

warmes Mittagessen erhalten.<br />

Salzäckerschule<br />

Die Salzäckerschule bietet derzeit schon allen Eltern,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>s wünschen, garantiert <strong>die</strong> Ganztagesbetreuung<br />

durchgehend von 7 bis 17 Uhr an. Dieses<br />

Angebot kann tageweise gebucht werden, <strong>die</strong><br />

Gebühren werden gestaffelt erhoben. Wie Schulleiter<strong>in</strong><br />

Ulrike Wolff betont, schätzen Eltern gerade<br />

<strong>die</strong>se Flexibilität, <strong>die</strong> bei e<strong>in</strong>er Ganztagesschule<br />

nicht mehr besteht. Das täglich warme Mittagessen<br />

kann ebenfalls tageweise gegen Kostenbeteiligung<br />

h<strong>in</strong>zugebucht werden. Am Schuljahresanfang können<br />

sich <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der mit ihren Eltern für e<strong>in</strong>e oder<br />

mehrere der zahlreichen AGs an der Salzäckerschule<br />

entscheiden, an welchen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der dann<br />

das Schuljahr über gegen e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Beitrag<br />

teilnehmen sollen. (Für Bonuscard<strong>in</strong>haber kostet<br />

das Mittagessen e<strong>in</strong>en Euro pro Tag, <strong>die</strong> AGs s<strong>in</strong>d<br />

kostenfrei.) An den übrigen Wochentagen können<br />

<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der nach der Hausaufgabenbetreuung frei<br />

spielen, e<strong>in</strong> Unterricht am Nachmittag wie <strong>in</strong> der<br />

geplanten Ganztagesschule f<strong>in</strong>det nicht statt. Diese<br />

Art der Ganztagesbetreuung an der Salzäckerschule<br />

entspricht weitgehend dem Konzept des „Schülerhauses”<br />

und bietet jedem K<strong>in</strong>d garantiert e<strong>in</strong>e<br />

Betreuung bis 17 Uhr an.<br />

Fasanenhofschule<br />

Die derzeitige Leiter<strong>in</strong> der Fasanenhofschule, Luise<br />

Schimeczek, ist stolz darauf, bereits auf e<strong>in</strong>e<br />

jahrzehntelange Tradition als Ganztagesschule<br />

zurückblicken zu können. Nach der Schule und<br />

dem warmen Mittagessen können <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der bis<br />

14 Uhr frei spielen, bevor sie für e<strong>in</strong>e Stunde von<br />

den Lehrern betreut ihre Hausaufgaben machen.<br />

Am Nachmittag stehen den K<strong>in</strong>dern mehrere AGs<br />

aus den Bereichen Spiel und Sport zur Verfügung,<br />

<strong>die</strong> größtenteils von Lehrern durchgeführt und kostenfrei<br />

s<strong>in</strong>d; lediglich für das R<strong>in</strong>gen kommt der<br />

KV Vaih<strong>in</strong>gen und Mädchenfußball wird von e<strong>in</strong>em<br />

professionellen Tra<strong>in</strong>er durchgeführt. An e<strong>in</strong>em Tag<br />

<strong>in</strong> der Woche f<strong>in</strong>det Nachmittagsunterricht statt;<br />

zwei Stunden das Fach MNK (Mensch Natur und<br />

Kultur). Die Betreuung beg<strong>in</strong>nt täglich um 7:45 Uhr.<br />

Montags, <strong>die</strong>nstags und donnerstags endet <strong>die</strong> Betreuung<br />

am Nachmittag um 16:15 Uhr, freitags auf<br />

Wunsch der Eltern bereits um 15:30 Uhr. E<strong>in</strong>e Betreuung<br />

am Mittwochnachmittag kann h<strong>in</strong>zugebucht<br />

werden. Derzeit laufen <strong>die</strong> Verhandlungen mit dem<br />

Jugendhaus für e<strong>in</strong>e Betreuung bis 18 Uhr. Für<br />

<strong>die</strong>se Kooperation fehlt noch e<strong>in</strong>e Wegbegleitung<br />

der K<strong>in</strong>der von der Schule zum Jugendhaus. Wie<br />

Frau Schimeczek betont, baut <strong>die</strong> durchgehende<br />

Betreuung durch Lehrkräfte e<strong>in</strong> besseres Vertrauensverhältnis<br />

<strong>die</strong>ser zu den K<strong>in</strong>dern auf und bietet<br />

<strong>die</strong> Chance, durch pädagogische Spielangebote<br />

am Nachmittag gezielt e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>dividuell<br />

zu fördern und fordern.<br />

Eltern, <strong>die</strong> derzeit ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ganztagesschule<br />

br<strong>in</strong>gen möchten und nicht im Fasanenhof wohnen,<br />

bleibt damit nur der Weg des Umschulungantrages<br />

auf e<strong>in</strong>e andere Schule. Die nächstliegenden<br />

Kommentar<br />

Die weggesperrten K<strong>in</strong>der<br />

Von Monika Hertel<br />

Ob <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er verpflichtenden Ganztagesschule<br />

der richtige Weg für <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf ist, ist fraglich. Es mag ja Eltern<br />

geben, <strong>die</strong> aus f<strong>in</strong>anziellen oder organisatorischen,<br />

vielleicht auch aus erzieherischen Gründen<br />

oder aus Bequemlichkeit auf e<strong>in</strong>e Ganztagesschule<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d. Aber es gibt genug Familien,<br />

<strong>die</strong> als solche zusammenleben wollen und deshalb<br />

der Ausdehnung staatlicher E<strong>in</strong>flussnahme entgegenstehen,<br />

aus guten Gründen: Woh<strong>in</strong> schicken<br />

wir unsere K<strong>in</strong>der tatsächlich, wenn noch nicht<br />

e<strong>in</strong>mal das Rahmenkonzept zur Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Schule und sozialpädagogischen Aspekten steht?<br />

Wie mag es e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Persönlichkeitsentwicklung<br />

ergehen, das mit dem Schulsystem,<br />

den Lehrern oder den Klassenkameraden nicht<br />

klar kommt und den ganzen Tag gezwungen ist,<br />

mit <strong>die</strong>sen auszukommen? Wie hat e<strong>in</strong>e Schule<br />

<strong>Grundschule</strong>n mit Ganztagesbetrieb s<strong>in</strong>d derzeit<br />

neben der Fasanenhofschule, <strong>die</strong> <strong>Grundschule</strong><br />

Birkach, <strong>die</strong> Falkertschule im Westen oder e<strong>in</strong>e der<br />

drei Ganztagesschulen im Süden.<br />

Zukunft des Hortes Holdermannstraße?<br />

Wie lange es den Hort <strong>in</strong> der Holdermannstraße<br />

1 noch gibt, ist ungewiss. Den städtischen Hortmitarbeitern<br />

wurde mitgeteilt, dass mit E<strong>in</strong>führung<br />

der Schülerhäuser bzw. der Ganztagesschule <strong>die</strong><br />

Horte schrittweise aufgelöst werden. Die freiwerdenden<br />

Kapazitäten können dann eventuell für <strong>die</strong><br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dbetreuung genutzt werden. Wie <strong>die</strong> Stellvertreter<strong>in</strong><br />

der E<strong>in</strong>richtungsleitung Birgit Büschgens<br />

betont spielt <strong>die</strong> soziale Bildung und B<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> der<br />

Holdermannstraße 1 e<strong>in</strong>e sehr große Rolle. Außerhalb<br />

der Hausaufgabenbetreuungszeiten sollen<br />

den K<strong>in</strong>dern bewusst Freiräume erhalten bleiben,<br />

<strong>in</strong> denen sie Freundschaften pflegen und <strong>in</strong> Interessengruppen<br />

ihren Bildungsthemen nachgehen<br />

können. Es gibt zudem Freizeitangebote von Seiten<br />

der Erzieher. Auch <strong>die</strong> Ferienbetreuung ist auf <strong>die</strong><br />

Bedürfnisse der K<strong>in</strong>der abgestimmt und zeichnet<br />

sich durch e<strong>in</strong>e Mischung von Angeboten, Ausflügen<br />

und vom K<strong>in</strong>d frei gewählter Aktivität aus.<br />

auszusehen, <strong>in</strong> der <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der den ganzen Tag<br />

verbr<strong>in</strong>gen, welche sozialen E<strong>in</strong>richtungen braucht<br />

<strong>die</strong>se, wer entscheidet das und wann, und wann erfolgt<br />

<strong>die</strong> Umsetzung und mit welchen Mitteln? Wie<br />

verändert sich <strong>die</strong> Gesellschaft, <strong>in</strong> der <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />

den ganzen Tag weggesperrt s<strong>in</strong>d und nach gleichen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien erzogen werden (siehe „Schöne,<br />

neue Welt")? Wie überleben E<strong>in</strong>richtungen wie Jugendhäuser,<br />

Jugendfarmen, Abenteuerspielplätze,<br />

Sportvere<strong>in</strong>e oder kirchliche Jugendgruppen, <strong>die</strong><br />

nachmittags von K<strong>in</strong>dern gleicher Interessen und<br />

doch teilweise unterschiedlichen Alters besucht<br />

werden? Die Stadt Stuttgart tut gut daran, <strong>die</strong>sen<br />

Schritt zur Ganztagesschule nicht zu überstürzen<br />

und Eltern weiterh<strong>in</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit zu lassen, ihre<br />

Erziehungsideale vorzuleben und ihre K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>dividuell<br />

zu fördern.

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