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Redebeitrag von Bernd Müller-Weathersby

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20.Parteitag der DKP, 02.03.2013, Mörfelden<br />

Schriftlich eingereichter <strong>Redebeitrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Bernd</strong> Müller-<strong>Weathersby</strong>, Frankfurt<br />

Zur Parteidiskussion!<br />

Hallo, mein Name ist <strong>Bernd</strong> Müller-<strong>Weathersby</strong> und bin Kreisverantwortlicher des<br />

Kreises Frankfurt Main.<br />

Wahlaufruf !<br />

Am 25. März 1871 erlässt das Zentralkomitee der Nationalgarde der Pariser<br />

Kommune den Aufruf zur KommuneWahl:<br />

Vergesst nicht, dass diejenigen Menschen euch am besten dienen werden,<br />

die ihr aus eurer eigenen Mitte wählen werdet,<br />

die das gleiche Leben wie ihr führen, und die die gleichen Leiden ertragen,<br />

wie ihr...<br />

Hütet euch vor Leuten, die zu viel reden, und vermeidet vom Schicksal<br />

Begünstigte, denn selten nur will derjenige, der ein Vermögen besitzt, im<br />

Arbeitenden seinen Bruder sehen.<br />

Wählt eher diejenigen, die sich um eure Stimme nicht bewerben.<br />

Der wahre Verdienst ist bescheiden,<br />

und es ist die Sache der Wähler, ihre Kandidaten zu kennen<br />

und nicht der Kandidaten, sich erst vorzustellen.<br />

Liebe Genossinnen und Genossen,<br />

ich bin seit 1977 Mitglied in der DKP und stehe ich heute hier vor euch auf diesen<br />

Parteitag und möchte euch meinen Standpunkt zu Parteidiskussion darlegen. Mit 14<br />

in die SDAJ und mit 16 Jahren in die DKP eingetreten, habe ich mir ein Leitspruch<br />

des ehemaligen Gewerkschafters „ Willi Bleichers“ zu eigen gemacht: „ Du sollst dich<br />

nie vor einen lebendigen Menschen bücken.“ Das Lebensmotto hat dazu geführt, das<br />

ich mindestens aus 5 Betrieben wegen gewerkschaftlicher oder parteipolitischer<br />

Betätigung geflogen bin. Ich sage dies deshalb hier am Anfang, nicht um zu protzen,<br />

sondern um die Lächerlichlichkeit aufzuzeigen, das mir <strong>von</strong> einigen Revolutionären<br />

in dieser Partei unterstellt wird, mich zum Reformisten gewandelt zu haben.<br />

Ich befürchte fast, das dies meine letzte Diskussion in dieser Partei sein wird, wenn<br />

es diesen Parteitag nicht gelingen wird, die Angriffe gegen die bisherige<br />

Parteiführung zurück zuweisen. Dieser Parteitag wurde bisher in einer nie<br />

dagewesenen Weise <strong>von</strong> den sogenannten besseren Kommunisten in allen<br />

möglichen parteifremden Medien zu einem Machtkampf hochstilisiert.<br />

Ob in T+P, in Red Globe, Scharf-Links, den Blog <strong>von</strong> Sepp Aigner, der jungen Welt,<br />

der Rotfuchs, ja sogar auf der Website eines ausgewiesenen DKP Feindes wie<br />

Anton Ackerman auf Kommunisten-online liest man:<br />

Stellvertretender Parteivorsitzender der DKP Patrik Köbele ist Opfer<br />

einer Schmutzkampagne der Revisionisten<br />

Steckt dahinter der Parteirechte Leo Mayer?<br />

Sehr wahrscheinlich. Mayer, der Landesvorsitzender der DKP in Bayern ist,<br />

hat sich offenbar hier aus Revision seinen trotzkistischen Steigbügelhaltern<br />

und anderen Intriganten, eine Hausmacht aufgebaut, vor der aus er seine


schmutzigen Intrigen gegen Kommunisten in der DKP spinnt. Dabei<br />

schmückt er sich damit, dass er mal in grauer Vorzeit Betriebsrat bei – so<br />

habe ich gelesen – bei Siemens war. Na und? Nicht jeder Betriebsrat war/ist<br />

ein guter Betriebsrat für die Kollegen und es gibt eine Menge unter ihnen, die<br />

sich kaufen ließen oder mit den rechten Gewerkschaftsführen ihr<br />

Techtelmechtel haben.<br />

Leo Mayer ist der Rechtsausleger der DKP, seine Vorstellungen sind alles<br />

andere, als Kommunistisch.<br />

Ach ja: In Bayern ist auf der Schmutzfink Heribert Thomalla beheimatet.<br />

Das ist der, der antikommunistische Lügen verbreitet (K-online berichtete<br />

darüber [1]).<br />

Muss man sich nicht die Frage stellen, ob man ernsthaft<br />

kommunistische tätig sein kann, wenn man mit Leuten wie Mayer,<br />

Thomalla, Ulrich Sander und Nina Hager in einer Partei ist?<br />

Red. K.-online (17. Februar 2013)<br />

Dann wird unter der Überschrift „ Patrik Köbele antwortet auf Verleumdungen“<br />

Patrick Antwort auf den Aufruf <strong>von</strong> Gewerkschaftern zum PT zitiert.<br />

Patrick hat sich meines Wissens bis heute nicht <strong>von</strong> solchen Veröffentlichungen bei<br />

diesem ausgewiesen DKP Feind distanziert, der schon Heinz Stehr als Vorsitzenden<br />

öffentlich als Liqidator der Partei dargestellt hat.<br />

Aus allen diesen Vorgängen lässt sich für mich nur ein Schluss ziehen:<br />

Es geht hierbei schon lange nicht mehr um irgendwelche inhaltlichen<br />

Auseinandersetzungen, sondern darum, nicht passende Meinungen und deren<br />

Vertreter aus der Partei zu entfernen. Dabei ist jede Lüge, jede Schmutzkampagne<br />

erlaubt, wenn es nur diesen einem Ziel dient.<br />

Ich musste das leider auch am eigenen Leib erfahren, da ich als<br />

Kreisverantwortlicher der DKP Frankfurt auf der BDK Hessen nach einer guten<br />

inhaltlichen Diskussion einfach nicht mehr in den Bezirksvorstand gewählt wurde. Da<br />

ging es sicherlich nicht darum, das ich in Frankfurt eine schlechte politische Arbeit<br />

mache, sondern darum, das ich in der Vergangenheit bemüht war, eine inhaltliche<br />

Diskussion zur Parteifrage in Frankfurt eben unter anderen auch mit Leo Mayer zu<br />

organisieren.<br />

Wie mittlerweile gearbeitet wird, sieht man daran, das es Geheimbriefe <strong>von</strong><br />

Frankfurter BDK-Delegierten an Ersatzdelegierte in Frankfurt gab, doch bitte<br />

bestimmte Personen nicht zu wählen, da sie für bestimmte Positionen in der Partei<br />

stehen. Robert Steigerwald, eine <strong>von</strong> mir bisher hoch geachtete Autorität in der<br />

Partei, hat sich auf den letzten Parteitag hingestellt und erklärt, der PT sollte nun die<br />

Vertreter der Fraktion in den PV wählen um eine gemeinsame Arbeit in der Leitung<br />

zu ermöglichen. Dies ist ja bekanntermassen daraufhin geschehen. Letzte Woche<br />

schreibt er in einer Mail:<br />

Liebe Genossen, ihr erinnert Euch:<br />

Zum Zeitpunkt des 19. Parteitags gab es in der Partei zwei Strömungen und<br />

gar manche aber immer noch mehr oder weniger ordentlich geführte Debatte.<br />

Bettina versprach bei ihrem "Amtsantritt" Aktivitäten zur Zusammenführung


der Partei. Jetzt, unter ihrer Führung, ist die Partei tiefer gespalten als vor<br />

dem und während des 19. Parteitags.<br />

Das kann man natürlich nicht einer einzelnen Person anlasten, aber ich kann<br />

mich auch nicht erinnern, dass unter Bettinas Führung ernsthafte Schritte zur<br />

Zusammenführung der verschiedenen Strömungen in der Partei - es gab und<br />

gibt ja nicht nur eine linksradikale (die aber kommunistisch ist) und eine<br />

rechte, die ich nicht ohne weiteres als kommunistisch qualifizieren möchte,<br />

sondern auch noch ein "Zentrum", dem es um die Einheit der Partei auf der<br />

Grundlage des Parteiprogramms geht.<br />

Nur <strong>von</strong> Nina gab es in dieser Zeit Versuche zu integrieren, ansonsten nichts<br />

<strong>von</strong> Belang.<br />

Als ich das las, hab ich mich dann gefragt, wie unreflektiert so ein Genosse sein<br />

eigenes Verhalten sieht. Er als Schiedsrichter, Zentrum der Partei, qualifiziert eine<br />

linksradikale (aber kommunistische) und eine mittlerweile rechte, nicht<br />

kommunistische Strömung. Bettina wird als Person zuspitzend disqualifiziert. Auf die<br />

Überlegung, dass seine Strategie des 19. PT vielleicht gescheitert ist, und wieviel<br />

persönlichen Anteil er daran hat, kommt er keinen Augenblick. Sein Protege und<br />

„Zentrumsmitglied“ Hans Peter Brenner, der sich diesen PT als stellvertretender<br />

Vorsitzender vorschlägt, verbringt übrigens fast mehr Zeit damit, in der jungen Welt<br />

Artikel zur Parteidiskussion zu veröffentlichen, als in der U.Z.<br />

Für mich sind das Beispiele dafür, wie zerstört mittlerweile das Markenzeichen einer<br />

kommunistischen Partei wie der DKP, nämlich ihre innere Solidarität ist. Die Leute,<br />

die immer wieder <strong>von</strong> einer Partei leninschen Typ schwadronieren, unterschlagen<br />

einfach, das dazu ein hoher moralischer Charakter der Genossen vorhanden sein<br />

muss, wie das Prinzip der Kritik und gleichzeitig Selbstkritik (wo ist die denn<br />

eigentlich), Führen <strong>von</strong> offenen Diskussionen, Beschlussfassung und gemeinsamer<br />

Umsetzung. Wo ist das geschehen? Individuelle Beliebigkeit ist in der Partei<br />

eingezogen. Da wurden in Berlin einfach zentrale Wahlplakate zur Eu-Wahl<br />

verändert. Anstatt sich an Finanzmiseren des Pressefestes zu beteiligen, wird die<br />

Schiedskommisson angerufen. Da wird jede politisch nicht genehme Stellungnahme<br />

<strong>von</strong> Bettina oder Leo, wie zum Beispiel die Grusschreiben zur Griechenlandwahl<br />

sofort öffentlich torpediert. Da wird mit T+P eine Fraktionsplattform vom hessischen<br />

Bezirksvorsitzenden seit Jahren mitgestaltet, ohne das es dazu jemals eine<br />

Diskussion oder Beschlussfassung im hessischen Bezirksvorstand gegeben hat. Da<br />

werden Lügen über den jugendpolitischen Ratschlag per Mail verbreitet, die dann als<br />

Wahrheit auf der hessischen BDK verkauft werden.<br />

Das nun geforderte Auswechseln <strong>von</strong> Personen zu einer Verbesserung der Situation<br />

führen soll, glaubt doch nur derjenige, der kleinbürgerlichen und<br />

sozialdemokratischen Parteivorstellungen anhängt.<br />

Noch eine Bemerkung zu dem <strong>von</strong> Beate Münder und anderen so hoch angesehen<br />

Antrag des Berliner Landesverbandes an diesen Parteitag: Ich habe mir mal die<br />

Mühe gemacht, auf den ersten eineinhalb Din a 4 Seiten bestimmte Wiederholungen<br />

zu zählen. Da wird 5 mal die deutsche Monopolbourgeoisie, 4 mal<br />

Monopolbourgeoisie, 3 mal deutscher Imperialismus, 1mal Imperialismus aufgezählt.<br />

Wer glaubt, durch Wiederholungen <strong>von</strong> WORTHÜLSEN käme man der<br />

sozialistischen Revolution näher ist genauso fundamentalistisch wie die Kleriker der<br />

katholischen Kirche, die seit über 2000 Jahren an die Bibel und Gottes Reich<br />

glauben.


Wozu denn nun all diese Ausführungen? Eigentlich könnte ich ja auch sagen: „der<br />

letzte macht das Licht aus!“ Ich habe ehrlich gesagt immer noch ein wenig Hoffnung,<br />

dass die hier anwesenden Delegierten so klug sind und so verantwortlich handeln,<br />

dass bei den Wahlen hinterher der hier vorliegende Personalvorschlag des PV im<br />

grossen und ganzen angenommen wird. Ich jedenfalls werde so wählen und finde<br />

dies die einzige Chance, dass die Partei halbwegs heil aus diesen Parteitag<br />

rausgehen wird. Wenn nicht, soll keiner der hier anwesenden Delegierten hinterher<br />

sagen, er hätte es nicht anders gewusst und muss eben dann damit leben.<br />

Zum Schluss noch ein Brief eines Produktionsarbeiters und Gewerkschafters an<br />

mich, der nach einer Diskussion vor 3 Wochen auf einer MV in der Gruppe Mitte<br />

Frankfurt kam.<br />

Hallo <strong>Bernd</strong>,<br />

für mich als noch aussenstehenden ist der innerparteiliche Zwist in der DKP<br />

eher nervig und abstoßend. Natürlich muss man über programmatische<br />

Fragen, sofern sie tatsächlich relevant sind, diskutieren. Allerdings habe ich<br />

den Eindruck nach all dem was ich gelesen habe, dass es eher um<br />

kleinbürgerliche Eitelkeiten und innerparteiliche Macht geht. Fakt ist, dass<br />

eine kommunistische Partei es sich nicht leisten kann, Fraktionen zu bilden.<br />

Lenin schrieb dazu klare Aufsätze und Schriften.<br />

Für mich ist maßgebend, ob die Einheit <strong>von</strong> Theorie und Praxis nach der<br />

dialektischen Lehre gelingt, oder nicht. Ganz gleich wie stark oder schwach<br />

der organisatorische Grad der Partei ist. Allerdings muss man objektiv die<br />

Bedingungen in der BRD sehen. Und da steht die DKP nicht allein in der<br />

Defensive. Die LINKE, Gewerkschaften und andere linke/fortschrittliche<br />

Kräfte haben nach wie vor keine Massenwirkung auf die arbeitende Klasse.<br />

Klassenbewusstsein ist in der BRD,in der alltäglichen Praxis eher die<br />

Ausnahme. Das hat mit den spezifischen Bedingungen in der BRD zu tun.<br />

Diese objektiven Bedingungen kann man aber der DKP per se nicht anlasten.<br />

Insofern verstehe ich die Absage <strong>von</strong> einigen Kräften innerhalb der DKP an<br />

die Bündnispolitik der Partei nicht.<br />

Die raffinierte und kühl durchdachte bürgerliche Ideologie, die jeden Tag aufs<br />

neue offen oder subtil die Menschen negativ beeinflusst, hat in der BRD<br />

einen Sonderstatus, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Dies ist<br />

ein politisches aber auch ein soziologisches Problem, was trotz der<br />

Zuspitzung <strong>von</strong> Widersprüchen in der kapitalistischen Produktionsweise, nicht<br />

genug analysiert wurde. Wenn wir die Menschen im allgemeinen und die<br />

proletarische Klasse im speziellen erreichen wollen, müssen wir jeden Tag<br />

aufs neue die Widersprüche des Kapitalismus und die Lügen der bürgerlichen<br />

Medien, ob im privaten, am Arbeitsplatz, in Vereinen oder auf der Strasse<br />

ansprechen.<br />

Dieser Arbeiter hat diese Woche trotzdem ein Aufnahmeantrag in die DKP gestellt!<br />

Das spricht <strong>von</strong> wirklichenm Klassenbewusstsein, <strong>von</strong> dem sich einige hier<br />

anwesende wirklich eine Scheibe abschneiden sollten. Mir macht es Mut, und<br />

beweißt , das die Erde sich dreht.<br />

Danke

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