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KOMPETENZENTWICKLUNG VON JUGENDLICHEN<br />

MIT BESONDEREM FÖRDERBEDARF –<br />

QUALIFIZIERUNGSKONZEPT FÜR LEHRKRÄFTE<br />

Berufskolleg Südstadt<br />

Zugweg 48<br />

50677 Köln<br />

Zeughausstraße 2-10<br />

50667 Köln<br />

Tel. +49-(0)221-147-2516<br />

Fax. +49-(0)221-147-2893<br />

E-Mail: eu-ges@netcologne.de<br />

http://www.eu-ges.bezregkoeln.de


Dr Barbara Wolf und Christiane Levold<br />

Abschlussbericht<br />

! ! “Qualifizierungskonzept für Lehrkräfte”<br />

Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf und<br />

Bildungsberatung<br />

! November 2007<br />

Knoten MC Escher


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Das Projekt wurde im Bildungsgang Einzelhandel am Berufskolleg Südstadt von Februar 2006<br />

bis Dezember 2007 durchgeführt.<br />

Projektverantwortliche:<br />

Bildungsgangleiterin:<br />

Schulleiterin:<br />

Christiane Levold und Dr. Barbara Wolf<br />

Gudrun Schulz<br />

Dorothea Scherer<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Gliederung<br />

Seite<br />

1. Formale Angaben 1<br />

1.1 Bildungsgang / Organisation / Maßnahme 1<br />

1.2 Projektverantwortliche der Schule 1<br />

1.3 Lehrerteam 1<br />

1.4 Klassengröße und besondere Bedingungen 3<br />

2. Bedarfsanalyse für den Bildungsgang 4<br />

2.1 Evaluationsmaßnahmen und Produkte 4<br />

2.2 Unterrichtsziele 5<br />

2.2.1 Kognitive Ziele 6<br />

2.2.2 Affektive Ziele 7<br />

2.2.3 Psychomotorische Ziele 7<br />

2.2.4 Soziale Ziele 8<br />

2.2.5 Ethische Ziele 8<br />

2.3 Schulprogrammziele 8<br />

3. Inhaltliche Schwerpunkte der Kompetenzentwicklung 10<br />

3.1 Lernsituationen berufsorientierter Bildung (Gestaltungsprinzipien) 11<br />

3.2 Besondere Maßnahmen der Kompetenzentwicklung in der Schule 12<br />

3.2.1 Erlebnispädagogik 13<br />

3.2.2 Gewaltfreie Kommunikation 15<br />

3.3 Beratungskonzepte 17<br />

3.3.1 Systemische Beratung 17<br />

3.3.2 Profilingstunden 19<br />

3.4 Elemente der Sprachförderung im Unterricht 20<br />

3.5 Elemente der Werteerziehung im Unterricht 21<br />

3.6 Elemente des mathematisch-praktischen Denkens im Unterricht 22<br />

4. Qualifizierungskonzept 23<br />

4.1 Struktur- und prozessbezogenes Projektmanagement im Bildungsgang 23<br />

4.1.1 Zuständigkeiten und Absprachen 24<br />

4.1.2 Meilensteinplanung 25<br />

4.1.3. Entwicklungsprozess von Lernsituationen 26<br />

4.1.4 Fortbildungsplanung 26<br />

5. Resümee 27<br />

Anhang<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

1. Formale Angaben<br />

1.1 Bildungsgang / Organisation / Maßnahme<br />

Die Klassen 1 für Schülerinnen und Schüler ohne Berufsausbildungsverhältnis<br />

(KSoB) sind am Berufskolleg Südstadt (BKS) dem Bildungsgang ‚Einzelhandel’<br />

angegliedert. Die SchülerInnen kommen zwei Tage die Woche an unsere<br />

Schule und werden neben dem Unterricht in den Fächern Deutsch, Politik,<br />

Religion, Wirtschaft und Mathematik speziell auf den Bereich ‚Handel’ vorbereitet.<br />

Ausgangspunkt bilden beruflich identifizierte Lernsituationen, die eine<br />

Zusammenarbeit zwischen dem berufsbezogenen Lernbereich und den berufsübergreifenden<br />

Fächern erfordern. Fächerübergreifende Lernsituationen<br />

ermöglichen ein flexibles, an den Bedürfnissen der Jugendlichen und des Arbeitsmarktes<br />

orientiertes Unterrichten. Soziale Kompetenzen wie Pünktlichkeit,<br />

Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit stehen neben der Verbesserung der<br />

sprachlichen Kommunikationsfähigkeit und des Kommunikationsstils im Mittelpunkt<br />

des Unterrichts.<br />

Das Berufskolleg Südstadt arbeitet zur Zeit mit zwei Trägern, dem IB (Internationaler<br />

Bund) und dem isbb (Institut für schulische und berufliche Bildung)<br />

zusammen. 2 Die Inhalte und Zielsetzungen werden in Kooperationsgesprächen<br />

zwischen den Klassenlehrerinnen und den Trägern abgesprochen.<br />

Durch den ständigen Austausch zwischen dem Berufskolleg Südstadt und den<br />

Trägern ist es uns möglich, berufliche Wünsche und Fähigkeiten der Schüler-<br />

Innen einzuschätzen und individuell zu fördern. In Praktika können die SchülerInnen<br />

ausprobieren, ob ihnen der gewünschte Beruf auch liegt und erste<br />

Kontakte zu Ausbildungsbetrieben knüpfen. Diese Praktika führen am ehesten<br />

zu einem Ausbildungsvertrag.<br />

1.2 Projektverantwortliche der Schule<br />

Verantwortlich für die Planung und Durchführung des Projekts sowie für<br />

das Verfassen des Abschlussberichts sind Christiane Levold und Dr. Barbara<br />

Wolf.<br />

1.3 Lehrerteam<br />

Grundsätzlich gilt das Prinzip der Freiwilligkeit bei der Mitarbeit im Team, da<br />

es nach unserer Meinung keinen Sinn macht, diese Klassen ohne persönliches<br />

Engagement zu unterrichten. Darüber hinaus ist eine kleine Teamgruppe<br />

für die jeweilige Klasse von Vorteil, da die SchülerInnen vertraute AnsprechpartnerInnen<br />

benötigen.<br />

Die Klassenleitung wird gemeinsam von zwei KollegInnen übernommen, die<br />

1<br />

Ab 2007/08 werden es drei Klassen sein. Evaluiert werden in diesem Bericht aber nur die<br />

Erfahrungen, die mit den beiden bisherigen Klassen gewonnen wurden.<br />

2<br />

In der Vergangenheit haben wir auch mit anderen Trägern zusammengearbeitet.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 1


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

in zwei Unterrichtsstunden im Teamteaching unterrichten. Im Idealfall unterrichten<br />

beide KlassenleiterInnen jeweils die erste Stunde eines Unterrichtstages<br />

gemeinsam. Das Teamteaching dient dazu, bei Krisen direkt zu intervenieren.<br />

Unserer Erfahrung nach bringen die SchülerInnen Störungen mit in die<br />

Schule, die sich durch den gesamten Schultag ziehen, wenn sie nicht sofort<br />

aufgefangen werden können. Zudem ist eine gezielte Binnendifferenzierung<br />

zur individuellen Förderung im Teamteaching einfacher, da wir zum Teil Schüler<br />

mit Lernbehinderung neben Schülern mit abgebrochenem Abitur in einer<br />

Klasse unterrichten.<br />

Neben den Teamteachingstunden unterrichten die KlassenlehrerInnen jeweils<br />

zwei Stunden zusätzlich ihr jeweiliges Fach in den Klassen, um eine beständige<br />

und wertschätzende Lernatmosphäre zu arrangieren. Diese finden idealerweise<br />

im Anschluss an die erste Stunde statt, da dann die Unterrichtsinhalte<br />

aus der ersten Stunde direkt weiter geführt werden können.<br />

Zwei Klassenlehrerinnen haben im Jahr 2007 an der im Rahmen des E-<br />

qual2-Projekts von der EU-Geschäftsstelle organisierten Weiterbildung in systemischer<br />

Beratung teilgenommen 3 . Diese trägt deutlich dazu bei, Konflikte<br />

lösungsorientiert anzugehen. Die Lehrerteams nutzen die Möglichkeit der individuellen<br />

Beratung einzelner Schüler sowie der kollegialen Fallberatung in<br />

speziellen Profiling-Stunden, die einmal in der Woche zu einem festen Zeitpunkt<br />

stattfinden.<br />

Folgende LehrerInnen arbeiten als Team in den KSoB--Klassen:<br />

Christiane Levold (Allgemeine Wirtschaftslehre)<br />

Dr. Barbara Wolf (Deutsch/Kommunikation, Politik/Gesellschaftslehre)<br />

Dagmar Kutsch (Religion)<br />

Christa Küppers (Mathematik)<br />

Marcus Elfers (Verkaufskunde)<br />

Silvia Kraus-Thiemann (Allgemeine Wirtschaftslehre)<br />

Nicole Over (Verkaufskunde)<br />

Dr. Barbara Wolf (Deutsch)<br />

Dr. Peter Bosse (Religion)<br />

Rufai Karakaya (Mathe, Politik)<br />

Britta Fritz (Allgemeine Wirtschaftslehre)<br />

Christa Küppers (Mathe)<br />

Rufai Karakaya (Politik)<br />

Dagmar Kutsch (Religion)<br />

Nicole Over (Verkaufskunde)<br />

Reimar Rehse (Deutsch)<br />

Elli Schröder (Sozialpädagogin)<br />

3<br />

Frau Levold macht die umfassende Ausbildung zur systemischen Beratungslehrerin bereits seit 2006<br />

bei Frau Hubrig und Herrn Herrmann bei ISIS und hat diese Weiterbildung bei der EU-Geschäftsstelle<br />

angeregt.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 2


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Seit dem Schuljahr 2006/07 bieten wir Religionsunterricht an, der von vielen<br />

SchülerInnen auch nicht-christlicher Religionszugehörigkeit gerne angenommen<br />

wird, da in den Stunden vor allem auch Lebensberatung angeboten wird.<br />

Für ein Sportangebot haben wir momentan nicht die ausreichenden personellen<br />

und räumlichen Kapazitäten. Den Teil der Gesundheitserziehung 4 (v.a. das<br />

Thema gesunde Ernährung) haben wir in die Teamteaching-Stunden<br />

integriert. 5<br />

1.4 Klassengröße und besondere Bedingungen<br />

Wir haben die Anzahl der Schülerinnen und Schüler auf eine Zahl von ca.<br />

20 begrenzt, um in den Klassen angemessen unterrichten zu können. Allerdings<br />

durchlaufen innerhalb eines Schuljahres 35 oder gar mehr SchülerInnen<br />

die Klassen. Diese hohe Durchlässigkeit ist von der Bundesagentur für Arbeit<br />

gewünscht, da diejenigen SchülerInnen frühzeitig wechseln sollen, die<br />

feststellen, dass sie in einem anderen Berufsfeld besser aufgehoben sind.<br />

SchülerInnen, die einen Ausbildungsvertrag erhalten, scheiden meist direkt<br />

aus oder wechseln zu der Berufsschule, an der dieser Beruf angeboten wird.<br />

Manche SchülerInnen müssen nach der dritten Abmahnung die Maßnahme<br />

verlassen. Für alle diese SchülerInnen rücken neue SchülerInnen nach. Die<br />

permanente Integration neuer SchülerInnen stellt für die Gruppe jedes Mal<br />

eine neue soziale Herausforderung dar, die umso leichter bewältigt werden<br />

kann, je eher der Gruppenfindungsprozess gleich zu Beginn des Schuljahrs<br />

erfolgreich statt gefunden hat. In unseren Profiling-Stunden werden die neu<br />

hinzugekommen SchülerInnen aufgefangen und intensiv betreut, um ihnen die<br />

Integration in die Gruppe und das Nacharbeiten der Unterrichtsinhalte zu erleichtern.<br />

Durch die hohe Fluktuation werden an den Aufbau des Unterrichts besondere<br />

Anforderungen gestellt. Nach unseren Erfahrungen ist es sinnvoll, Module<br />

anzubieten, die nicht zwangsläufig aufeinander aufbauen, sondern in kurzen<br />

zeitlichen Abschnitten abgeschlossene Einheiten darstellen. Erfolgreich<br />

war in dieser Hinsicht die Durchführung von Projekten zu bestimmten Themen<br />

(zB: Struktur des Einzelhandels, Zielperson Kunde, Warenpräsentation, Wohnungssuche,<br />

Sozialversicherung, Klimawandel, Deliktfähigkeit), die fächerübergreifend<br />

an einem oder zwei Unterrichtstagen behandelt werden.<br />

Um die Klassen besser an unserer Schule integrieren zu können, mussten<br />

dafür notwendige räumliche und personelle Rahmenbedingungen geschaffen<br />

werden:<br />

Die SchülerInnen müssen im Hauptgebäude unterrichtet werden, da sie<br />

sich sonst leicht abgeschoben oder als zweite Wahl fühlen. Container sind<br />

zu hellhörig, als dass eine solche Klasse, die erfahrungsgemäß lauter ist<br />

als andere, anderen Klassen zuzumuten wäre. Ideal sind daher Räume,<br />

die im Erdgeschoss des Hauptgebäudes liegen.<br />

4<br />

S.APO-BK, §6 (2)<br />

5<br />

Die SchülerInnen wissen meist nicht, welchen Einfluss die Ernährung auf ihre Gesundheit und damit<br />

auch auf ihre Leistungsfähigkeit hat.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 3


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Die SchülerInnen müssen an einem Unterrichtstag in demselben Klassenraum<br />

unterrichtet werden. Jede Raumänderung bringt Unruhe und verunsichert<br />

die SchülerInnen. Da zudem Projekte über mehrere Stunden verfolgt<br />

werden, brauchen Lehrerteam und Klasse ein äußeres Kontinuum,<br />

um den Fortlauf der Arbeit nicht zu gefährden.<br />

Wichtig für die LehrerInnenteams ist eine enge Zusammenarbeit sowohl<br />

fachlich als auch methodisch. Während der Projektphase ist die Kommunikation<br />

ohnehin sehr hoch, da die Übergabe besprochen werden muss.<br />

Aber auch Störungen müssen bzw. können nur gemeinsam bearbeitet<br />

werden. Insgesamt ist es notwendig, dass die LehrerInnenteams sich<br />

auch selbst als ein Team verstehen und Spaß an der gemeinsamen Arbeit<br />

haben, sich gegenseitig unterstützen, den Unterricht der anderen wertschätzend<br />

reflektieren und natürlich ähnliche erzieherische Zielsetzungen<br />

haben. Dies funktioniert nur mit einem sich freundlich und wertschätzend<br />

zugewandtem Team.<br />

2. Bedarfsanalyse für den Bildungsgang<br />

Die Wahl der Schulleitung, die Klassen der Jugendlichen ohne Ausbildungsplätze<br />

im Bildungsgang Einzelhandel zuzuordnen, hatte maßgeblich zwei<br />

Gründe. Die Jugendlichen haben beim Arbeitsamt den Bereich ‚Handel und<br />

Lager’ als ihren Berufsfeldwunsch angegeben. Nach Gesprächen und verschiedenen<br />

Testungen bei den Trägern wurden sie als geeignet für dieses Berufsfeld<br />

eingestuft. Die meisten KollegInnen, die im Bildungsgang Einzelhandel<br />

arbeiten, haben selbst eine kaufmännische Ausbildung absolviert und verfügen<br />

so über das nötige Praxiswissen. Gerade bei den SchülerInnen, die sich<br />

noch nicht so sicher sind, ob sie wirklich in diesem Berufsfeld arbeiten möchten,<br />

haben die LehrerInnen eine beratende Funktion auf der Basis eigener Erfahrungen<br />

und damit auch eine authentischere Vorstellung der Möglichkeiten<br />

in diesem Berufsfeld. Das steigert unsere Glaubwürdigkeit und vor allem unsere<br />

Akzeptanz bei den SchülerInnen. Viele SchülerInnen haben noch keine<br />

oder nur geringe Vorstellungen über die verschiedenen Berufsfelder insbesondere<br />

ihre Möglichkeiten im Bereich ‚Handel’. Unser Ziel ist es, auch eine<br />

Erweiterung des Berufswahlspektrums bei den SchülerInnen zu implementieren.<br />

Dazu bieten wir individuelle Beratung, insbesondere bei der Entscheidungsfindung<br />

und der Planung und Vorbereitung des Überganges in Ausbildung<br />

und die Vermittlung fachpraktischer und fachtheoretischer Grundkenntnisse<br />

und -fertigkeiten an.<br />

Ein weiterer Grund ist die Organisation und der Ablauf der Maßnahme. Da die<br />

SchülerInnen an zwei Tagen die Woche an unserer Schule sind und die restliche<br />

Zeit entweder im Praktikum oder beim Träger sind, folgt die Maßnahme<br />

der Struktur der dualen Berufsausbildung.<br />

2.1 Evaluationsmaßnahmen und Produkte<br />

Bei der Evaluation geht es uns darum, die Lernsituationen und Lernarrangements,<br />

die erstellten Materialien, die einzelnen Aktionen, die wir durchführen<br />

und die Ergebnisse, die wir erzielen, zu hinterfragen, zu überprüfen, zu<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 4


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

reflektieren und zu bewerten. Es ist uns ganz wichtig, dass die Evaluierung<br />

schon während des Unterrichts und nicht erst nach einer abgeschlossenen<br />

Unterrichtsreihe erfolgt. So sind wir in der Lage, schon während des Prozesses<br />

korrigierend einzuwirken. Wir überprüfen unsere Lernsituationen auf ihre<br />

Zielsetzung und auf die Erreichbarkeit dieser Ziele. Es ist wichtig zu sehen,<br />

ob die Situationen bzw. Problemstellungen anschlussfähig an die Lebenswirklichkeit<br />

der SchülerInnen sind und die Lösungsstrategien auch für die berufliche<br />

Orientierung der Schüler eine Relevanz besitzen. Wir haben im Team<br />

verschiedene Lernsituationen entwickelt und sie in kleinere Einheiten, den<br />

Lernarrangements, zerlegt. Diese haben wir in speziellen Ordnern zusammengestellt.<br />

So ist es möglich, ein Projekt auch über mehrere Stunden oder<br />

Tage durchzuführen und jeder Lehrer kann mühelos einsteigen und den Prozess<br />

weiter begleiten. Treten Schwierigkeiten auf, werden diese sofort im<br />

Team besprochen und die Materialen werden daraufhin modifiziert. Dies kann<br />

bedeuten, dass die Lernarrangements nochmals überarbeitet werden oder<br />

auch, dass eine Lernsituation durch eine andere ausgetauscht wird, die besser<br />

geeignet erscheint, um bestimmte Ziele zu erreichen. Gerade durch die<br />

inhaltlichen und methodischen Rückmeldungen unserer SchülerInnen ist diese<br />

Verfahrensweise ein sehr dynamischer Prozess.<br />

Auf Grund dieser Vorgehensweise verfügen wir mittlerweile über verschiedene<br />

Materialordner, auf die wir bei bestimmten Interventionsanlässen zurückgreifen<br />

können. Stellen wir fest, dass einige SchülerInnen in der Klasse<br />

zum Beispiel starke Konzentrationsprobleme oder Kommunikationsprobleme<br />

haben, können wir Übungen und kleine Einheiten einsetzen und zeitnah intervenieren.<br />

Neben der Anpassung der Unterrichtsmaterialien an die Progression der<br />

SchülerInnen sind wir im Lehrerteam stetig dabei unsere Materialien und Interventionsmöglichkeiten<br />

zu erweitern und zu verbessern.<br />

Besonders gute Erfolge haben wir mit unseren Teamteaching-Stunden. Eine<br />

Lehrerin initiiert oder begleitet den Prozess und die andere kann gezielt<br />

intervenieren. Damit lassen sich die Unterrichtsstörungen minimieren und ein<br />

zielorientierter Unterricht wird ermöglicht.<br />

Hinzu kommt, dass die Lehrer, die im Team unterrichten, einander nach<br />

den Unterrichtsstunden ein Feedback geben können. So ist es möglich auf<br />

Grund von bestimmten Beobachtungsaufträgen unser Verhalten in bestimmten<br />

Situationen zu analysieren und in der Kollegialen Fallberatung zu besprechen.<br />

Im Lehrerteam versuchen wir, unseren Anforderungen gerecht zu werden<br />

und den Unterricht inhaltlich und methodisch abwechslungsreich und interessant<br />

zu gestalten, so dass die Lernsituationen schülernah, problemorientiert<br />

sowie gegenwarts- und zukunftsrelevant sind.<br />

2.2 Unterrichtsziele<br />

Zu den wesentlichen Zielen unserer Schule zählt die Verbesserung der Bildungs-<br />

und Integrationschancen für unsere SchülerInnen sowie die Förderung<br />

der Motivation und Qualifikation zur Aufnahme und Durchführung einer Ausbildung.<br />

Auffällig ist, dass die Schülergruppen zu Beginn des Schuljahres neben<br />

fachlichen Mängeln zum Teil sehr große Defizite im Sozialverhalten und<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 5


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

bei der Einstellung zu Arbeit und Leistung aufweisen. Wichtig ist daher, die<br />

SchülerInnen so zu fördern, dass sie ein Bewerbungsverfahren erfolgreich<br />

bestehen und eine Berufsausbildung überhaupt zielgerichtet angehen und<br />

diese auch zu Ende führen können. Dazu gehört neben der Förderung und<br />

Einübung von Einstellungen und Fähigkeiten, die für eine erfolgreiche Bewältigung<br />

einer Ausbildung oder einer Arbeitnehmertätigkeit notwendig sind, die<br />

Stärkung der sozialen Kompetenz und Unterstützung bei der Bewältigung von<br />

Problemen. Zudem sollen sie auch ihr Alltagsleben und ihr Leben in der Gesellschaft<br />

selbstbestimmt und selbstverantwortlich bewältigen.<br />

Auf Grund der Heterogenität und des nicht vorhersehbaren Leistungsniveaus<br />

der Klasse kann die didaktische Jahresplanung immer nur einen Entwurf<br />

für das jeweilige Schuljahr darstellen, der sich im Zeitablauf dynamisch<br />

an die Situation anpasst. Ist zum Beispiel der MigrantInnenanteil in einer<br />

Klasse erheblich höher als erwartet und sind bei einem Großteil der Schüler<br />

deutliche Sprach- und Verhaltensdefizite festzustellen, müssen die Lernsituationen<br />

und damit die didaktische Jahresplanung daraufhin modifiziert werden.<br />

Die Vermittlung berufsspezifischer Inhalte wird dann zugunsten der Vermittlung<br />

von Sprachkompetenz und dem Abbau von Verhaltensauffälligkeiten zurückgestellt.<br />

Stellen wir also während des Prozesses massive Defizite in bestimmten<br />

Bereichen fest, richten wir unsere Planung situativ darauf ein. Das<br />

gleiche gilt damit natürlich auch für die angestrebten Unterrichtsziele.<br />

Die SchülerInnen erhalten auch bei den Trägern Unterricht in berufsbezogenen<br />

und berufsübergreifenden Fächern. Wir stehen mit den Trägern in enger<br />

Absprache darüber, wer wann die Vermittlung bestimmter Inhalte bzw.<br />

Kompetenzen oder Qualifikationen übernimmt.<br />

Unsere Lernsituationen stellen unabhängige und aufeinander aufbauende<br />

Lernarrangements dar, die sich an den individuellen Bedürfnissen der SchülerInnen<br />

und an deren Stärken und Schwächen orientieren.<br />

2.2.1 Kognitive Ziele<br />

Die Ziele und Inhalte unserer Lernsituationen orientieren sich zum einen an<br />

den bestehenden Lehrplänen für die Berufsausbildung im Einzelhandel und<br />

hier speziell dem Verkäufer bzw. der Verkäuferin im Einzelhandel und berücksichtigen<br />

dabei das Leistungsvermögen der Jugendlichen, zum anderen an<br />

den Richtlinien und Lehrplänen für SchülerInnen ohne Berufsausbildungsverhältnis.<br />

Berufsübergreifende vermitteln den SchülerInnen Kompetenzen, die<br />

zwar auf beruflich verwertbare Inhalte abzielen, aber nicht unmittelbar einem<br />

bestimmten Berufsfeld zugeordnet werden können. Hier finden sich vor allem<br />

Inhalte, die der Allgemeinbildung dienen und grundlegende berufliche Handlungsfähigkeit<br />

vermitteln wie zum Beispiel mathematische, sprachliche, ökonomische<br />

und methodische Qualifikationen. Welche Themenschwerpunkte<br />

wir bearbeiten, vereinbaren wir mit den SchülerInnen in Absprache mit dem<br />

Lehrerteam. Wir orientieren uns an dem Prinzip der vollständigen Handlung 6<br />

und folgen dem Grundsatz der kleinen Schritte.<br />

Wichtig sind dabei beispielsweise:<br />

6<br />

siehe hierzu 3.1 Lernsituationen berufsorientierter Bildung<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 6


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Grundkenntnisse elementarer rechtlicher und wirtschaftlicher Zusammenhänge<br />

erwerben und anwenden<br />

Mathematische Kenntnisse - insbesondere zur Vertiefung aller Kenntnisse,<br />

die in Einstellungtests erforderlich sind - verbessern<br />

Grundlagen des kaufmännischen Rechnungswesens kennen lernen<br />

Lese- und Schreibfertigkeit verbessern<br />

den allgemein- und fachsprachlichen Wortschatz bereichern und diversifizieren<br />

die Kommunikationsfähigkeit verbessern<br />

Arbeitsergebnisse adressatenorientiert präsentieren<br />

2.2.2 Affektive Ziele<br />

Die SchülerInnen sollen Kompetenzen erlangen, die der Entwicklung ihrer<br />

Persönlichkeit dienen, ihr Arbeiten in beruflichen Teams unterstützen und die<br />

Stärkung ihrer Ausbildungsfähigkeit ermöglichen. Hier finden sich vor allem<br />

Inhalte und Methoden, die der Kompensation von Ausbildungshindernissen<br />

dienen.<br />

Wichtig sind dabei beispielsweise:<br />

Arbeits- und Sozialverhalten verbessern<br />

Leistungsbereitschaft und -fähigkeit<br />

anspornen<br />

sich geistigen Anforderungen stellen<br />

lernen<br />

selbständiges Arbeiten mit Fleiß, E-<br />

nergie, Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Stringenz fördern<br />

Selbstvertrauen aufbauen<br />

Freude am Lernen entwickeln<br />

geistige Beweglichkeit stärken<br />

Anstrengungen, Rückschläge und Unklarheiten durchstehen<br />

Sich über einen längeren Zeitraum intensiv mit einer Sache beschäftigen<br />

Lösungsstrategien entwickeln<br />

Reflexionsfähigkeit und Reflexionsbereitschaft ausbilden<br />

Kritikfähigkeit gegenüber der eigenen Leistung sensibilisieren<br />

2.2.3 Psychomotorischer Ziele<br />

In Bewerbungstrainings arbeiten die Jugendlichen an ihrem persönlichen<br />

Auftreten bei Vorstellungsgesprächen. Durch die Möglichkeit, Bewerbungstraining<br />

mit Video aufzunehmen und ein direktes Feedback zu geben, können<br />

die SchülerInnen ihr Auftreten in verschiedenen Situationen modellieren.<br />

Wichtig sind dabei beispielsweise:<br />

Begrüßungsregeln anwenden<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 7


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

eigene Körperhaltung reflektieren und situationsangemessen steuern<br />

Mimik und Gestik situationsangemesen einsetzen<br />

auf Umgangsformen achten<br />

auf Fragen angemessen reagieren<br />

2.2.4 Soziale Ziele<br />

Die Lernsituationen sollen Gelegenheit bieten, soziale Kompetenzen aufzubauen,<br />

die das Zusammenleben und Zusammenarbeiten fördern. Wir haben<br />

mit dem Einsatz von Erlebnispädagogischen Einheiten sehr gute Erfolge<br />

erzielen und die Sozialkompetenz unserer SchülerInnen wesentlich verbessern<br />

können. 7<br />

Wichtig sind dabei beispielsweise:<br />

mit anderen im Team arbeiten<br />

respektvollen und wertschätzenden<br />

Umgang einüben<br />

zu und mit anderen konstruktive und<br />

wechselseitig befriedigende Beziehungen<br />

aufbauen<br />

2.2.5 Ethische Ziele<br />

Im Bereich der Werterziehung orientieren wir uns an dem Konzept von<br />

Lawrence Kohlberg zur Förderung der moralisch-demokratischen Entwicklung<br />

und der moralischen Urteilsfähigkeit. Wir haben verschiedene Dilemmasituationen<br />

erstellt, die im Laufe des Jahres durchgespielt werden und eine Zunahme<br />

der moralischen Urteilsfähigkeit zu ermöglichen. 8<br />

-<br />

Wichtig sind dabei beispielsweise:<br />

Regeln achten und einhalten<br />

Recht und Unrechtsbewusstsein auf der Basis unseres Grundgesetzes<br />

entwickeln<br />

Unterschiede erkennen und akzeptieren<br />

Erziehung zu Toleranz und respektvollem Umgang mit anderen<br />

2.3 Schulprogrammziele<br />

Das Schulprogramm unserer Schule wurde im Februar 2006 überarbeitet.<br />

Im folgenden werden diejenigen Zielsetzungen, auf deren Basis wir das Konzept<br />

für den Unterricht für Jugendliche ohne Ausbildung entwickelt haben,<br />

aufgeführt und kurz erläutert. Von Bedeutung sind für unsere Arbeit vor allem<br />

7<br />

Siehe hierzu Kapitel 3.2.1 Erlebnispädagorik<br />

8<br />

Siehe herzu Kapitel 3.5 Elemente der Werterziehung im Unterricht<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 8


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

die Punkte Unterrichtsentwicklung und Teamarbeit, Teamtraining, Zivilcouragetraining<br />

und Interkulturelles Lernen sowie der Sprachförderung.<br />

Unterrichtsentwicklung und Evaluation von Unterricht<br />

Die Befähigung der SchülerInnen zu eigenverantwortlichem Lernen und Arbeiten<br />

(EVA) steht im Mittelpunkt des Unterrichts. Im Schulprogramm werden<br />

ergänzend dazu die folgenden Schlüsselqualifikationen aufgeführt: „Selbständigkeit,<br />

Methodenkompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit,<br />

Kreativität und Eigeninitiative“ 9 . Voraussetzung dafür ist ein Team, das sich<br />

gemeinsam für den Unterricht verantwortlich fühlt und insbesondere Wert darauf<br />

legt, den SchülerInnen ein Repertoire an Kenntnissen und Methoden zu<br />

vermitteln, „um den immer schwieriger gewordenen Lebensalltag und die<br />

ständig wechselnden beruflichen Anforderungen erfolgreich bewältigen zu<br />

können.“ Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zur kollegialen Zusammenarbeit<br />

und ein „Grundkonsens für die pädagogische Arbeit“. 10<br />

Ein wichtiger Aspekt dabei sind Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung<br />

zur Verbesserung der schulischen Arbeit und des Unterrichts. Diese basiert<br />

zum einen auf die gesamtschulische und regionale Entwicklung wie auch auf<br />

die Systematisierung der Selbstreflexion.<br />

Teamtraining<br />

„Team- und Kommunikationsfähigkeit sind Grundvoraussetzungen für das Eigenverantwortliche<br />

Arbeiten (EVA) und gelten daher als Schlüsselqualifikationen<br />

in Schule, Ausbildung und Beruf.“ 11 Für die Handelsschule, die Unterstufen<br />

der HöHa und der dreijährigen Fremdsprachenassistenten werden vier<br />

Projektziele genannt, die auch für die JoA-Klassen Gültigkeit haben:<br />

- Teamarbeit erleben sowie Sinn und Nutzen verstehen<br />

- Begeisterung für Neues und Veränderung wecken<br />

- Kommunikationsfähigkeit und –bereitschaft verbessern<br />

- Konflikt- und Feedbackfähigkeit verbessern<br />

Zivilcouragetraining und Interkulturelles Lernen<br />

Unsere Schule möchte eine „gewaltfreie Schule“ sein und bleiben. Dafür ist<br />

die Gewaltprävention wichtig, die u.a. in folgenden Bereichen erfolgt 12 :<br />

- Konflikthandhabung für sich im eigenen Leben und dem sozialen Miteinander<br />

in der eigenen Klasse und in der zukünftigen Berufsgruppe<br />

- Thematisierung der Problematik „Verbale Gewalt“ und Entwicklung<br />

möglicher Strategien für den Umgang mit dieser Problematik<br />

- Opferzentriertes Training, welches bei den eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Eigenschaften ansetzt<br />

9<br />

Schulprogramm, S. 4<br />

10<br />

Schulprogrammm, S. 59<br />

11<br />

Schulprogramm, S. 7<br />

12<br />

Schulprogramm, S. 8<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 9


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

- Frühzeitig deutliche Grenzen setzen, sich und seine Grenzen kennen<br />

und Möglichkeiten für die verschiedensten Lebenslagen für sich herausfinden<br />

- Thematisierung von Opferverhalten und Täterverhalten<br />

- Hilfe- und Helferverhalten<br />

Durch den Sprachenschwerpunkt in den Bildungsgängen Kaufmännische<br />

Assistenten/Assistentinnen und Höhere Handelsschule hat interkulturelles<br />

Lernen eine lange Tradition an unserer Schule. Im Schulprogramm wird aber<br />

auch die demokratische Erziehung unserer SchülerInnen ins Auge gefasst,<br />

wenn es um das Bekämpfen von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus geht.<br />

In den Phasen interkulturellen Lernens geht es darum, die SchülerInnen erkennen<br />

zu lassen, dass<br />

- es eine generelle Kulturgebundenheit menschlichen Handelns gibt<br />

- fremdkulturelle Muster wertneutral wahrgenommen werden können<br />

- es eigene Kulturstandards gibt, die in Konfrontation mit einer Fremdkultur<br />

anders wahrgenommen werden kann<br />

- Verständnis und Respekt gegenüber anderen Kulturen grundlegend<br />

sind<br />

- es sinnvoll ist, eigene kulturelle Optionen zu erweitern. 13<br />

Sprachförderung<br />

„Deutsch gilt als durchgehendes Prinzip der Lernarbeit“ 14 . Dieser zentrale<br />

Satz spiegelt die Einsicht wider, dass Sprachförderung nicht nur im Deutschunterricht<br />

stattfindet, sondern in allen Lernbereichen. Grundlegend ist die<br />

Durchführung des methodischen Schwerpunkts „Lesetechnik“ zu Beginn der<br />

Schulzeit, deren Lern- und Arbeitstechniken in allen Fächern eingesetzt werden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erarbeitung der Besonderheiten von<br />

Fachsprache, bei dem es sinnvoll ist, dass Fachlehrer und Deutschlehrer eng<br />

zusammen arbeiten.<br />

3 Inhaltliche Schwerpunkte der Kompetenzentwicklung<br />

Wir vermitteln unseren SchülerInnen die Kompetenzen und Qualifikationen,<br />

die notwendig und hilfreich für die Aufnahme in das Berufs- und Arbeitsleben<br />

sind. Neben diesen berufsfachlichen Kompetenzen stellen wir uns aber auch<br />

unserem Erziehungsauftrag. Aus diesem Grunde haben wir im Team vereinbart,<br />

der Vermittlung der sogenannten Primär- 15 und Sekundärtugenden einen<br />

gleichwertigen Anteil am Unterrichtsablauf einzuräumen. Diese eher persönlichkeitsbildenden<br />

Qualifikationen und Kompetenzen finden sich sowohl<br />

auf der inhaltlichen als auch auf der methodischen Ebene. In den folgenden<br />

13<br />

Schulprogramm, S. 12<br />

14<br />

Schulprogramm, S.17<br />

15<br />

Wir folgen hier der Auffassung von Johan Friedrich Herbart, der Tapferkeit ( heute eher: Zivilcourage),<br />

Freiheit, Güte und Gerechtigkeit als die Kardinaltugenden definiert hat.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 10


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Kapiteln zeigen wir zunächst auf, wie wir die Lernsituationen gestalten und<br />

dann folgen unsere inhaltlichen Schwerpunkte.<br />

3.1 Lernsituationen berufsorientierter Bildung (Gestaltungsprinzipien)<br />

Der Lernprozess der SchülerInnen steht bei uns im Mittelpunkt des Unterrichts.<br />

Um diesen Prozess optimal zu fördern, muss die Lernumgebung dynamisch<br />

gestaltet sein. Unter einer Lernumgebung verstehen wir neben dem<br />

Einbezug der individuellen Kenntnisse und Erfahrungen auch die Erschließung<br />

von neuem Wissen und stellen entsprechende Lernmaterialien und Medien<br />

zur Verfügung. Unsere Aufgabe als LehrerInnen ist es, eine offene, förderliche<br />

und wertschätzende Lernumgebung zu schaffen und zu bewahren, in<br />

der sich die SchülerInnen mit ihren Vorerfahrungen, Kenntnissen und individuellen<br />

Fähigkeiten möglichst authentischen Anforderungssituationen aussetzen.<br />

Wir treten als BeraterInnen bzw. als ModeratorInnen in diesem dynamischen<br />

Prozess auf und intervenieren gezielt bei Störungen. Gerade in<br />

unseren Modulen, die entweder über einen oder mehrere Berufschultage gehen,<br />

orientieren wir uns an der vollständigen Handlung in der Gestaltung unserer<br />

Lernsituationen. Neben der Fachkompetenz haben die überfachlichen<br />

Kompetenzen einen großen Stellenwert. Die Sozial- und Methodenkompetenz<br />

sind wesentliche Bestandteile des handlungsorientierten Lernens.<br />

Da neues Wissen immer nur in Verbindung mit bereits vorhandenem Wissen<br />

und vorhandenen Konstruktionen entstehen kann, bauen unsere Lernsituationen<br />

auf den privaten Handlungsfeldern aus der Lebenswirklichkeit unserer<br />

SchülerInnen auf. Diese Handlungsfelder werden so ausgewählt, dass sie<br />

mit den beruflichen Handlungsfeldern kombiniert bzw. angereichert und in<br />

verschiedene Lernsituationen zerlegt werden können. Die Erfahrung hat uns<br />

gezeigt, dass die wenigsten SchülerInnen Einblicke in berufliche Abläufe oder<br />

Prozesse haben. Der Bereich ‚Handel’ ist ihnen nur durch ihre eigene, meist<br />

unreflektierte Konsumentensicht bekannt. In den Praktika verrichten sie Tätigkeiten,<br />

die ihnen auch nur einen kleinen Einblick in diesen Bereich geben<br />

können. Für uns ist es wichtig, den SchülerInnen durch einen Perspektivenwechsel<br />

hier vertiefende Einblicke in kaufmännische Tätigkeiten und damit<br />

wirtschaftliche Handlungsfelder zu ermöglichen, die sie dann auch direkt im<br />

Praktikum erproben und umsetzen können.<br />

Die Anforderungs- bzw. Lernsituationen sollten dem Prinzip der vollständigen<br />

Handlung folgen:<br />

Zunächst ist die Zielsetzung zu klären. Hier ist es wichtig, dass die<br />

SchülerInnen eine Lösung des Problems auch als erstrebenswert ansehen.<br />

Können sie sich mit dem Problem nicht identifizieren oder keinen<br />

Sinn in der Entwicklung einer Lösung sehen, sind sie auch nicht<br />

motiviert.<br />

Die Ausgestaltung der verschiedenen Lernsituationen und die Entwicklung<br />

des Problems erfolgen bei uns im Team. Die Lernsituation muss über Freiheitsgrade<br />

verfügen, die in der Phase der Planung verschiedene Handlungsalternativen<br />

zulassen. Gerade in Klassen mit großer Heterogenität bereichert<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 11


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Handlungsalternativen die individuellen<br />

Problemlösungsstrategien.<br />

Die Phase der Entscheidung ist für viele SchülerInnen die schwierigste.<br />

Die verschiedenen Handlungsalternativen müssen anhand von<br />

selbst erstellten Kriterien bewertet und gegenübergestellt werden. Viele<br />

Schüler handeln „aus dem Bauch heraus“ und sind sich der Kriterien<br />

ihrer Entscheidungsfindung meist nicht bewusst. Erst durch ein Bewusstwerden<br />

und Verschriftlichen dieser Kriterien beginnen die Schüler<br />

ihre Entscheidungsgrundsätze zu reflektieren.<br />

Unsere Rolle als Lehrer ist an dieser Stelle eher zurückhaltend. Für uns<br />

ist es wichtig, Entscheidungen nicht zu lenken oder Lösungswege von SchülerInnen<br />

zu bewerten bzw. zu beenden. Das Scheitern eines Weges ist ein<br />

weiterer Lernanlass. Die SchülerInnen machen sich durch die Reflexion bewusst,<br />

was an ihrem Lösungsweg problematisch war, und suchen dann nach<br />

Alternativen. Da die Problemstellungen sowohl die individuellen als auch die<br />

beruflichen Situationen beschreiben, ergeben sich Synergien bei der Entwicklung<br />

von Kompetenzen in beiden Bereichen.<br />

Die Durchführungsphase ist durch die Beschaffung und Verarbeitung<br />

von Informationen charakterisiert. Während dieser Phase müssen die<br />

getroffenen Entscheidungen überprüft und hinterfragt werden. Gegebenenfalls<br />

müssen diese dann auch korrigiert werden.<br />

Da wir oft Partner- oder Kleingruppenarbeit anbieten, können die Schüler-<br />

Innen einüben, mit anderen zu kooperieren, zu kommunizieren und zu interagieren.<br />

Hier zeigen sich deutlich die verschiedenen Konfliktstrategien der<br />

SchülerInnen, die dann entweder in der Kleingruppe reflektiert oder im gesamten<br />

Klassenverband thematisiert werden können. Wir haben die Möglichkeit,<br />

in den Profiling-Stunden die Konflikte vertiefend zu bearbeiten.<br />

In der Phase der Kontrolle wird der gesamte Arbeitsprozess reflektiert.<br />

Hier wird herausgestellt, was besonders gut gelaufen ist. Erst<br />

dann wird auf das geschaut, was noch nicht so gut gelaufen ist.<br />

Da die meisten SchülerInnen kein positives Selbstbild haben, ist es für<br />

uns wichtig, die Reflexion ressourcenorientiert durchzuführen.<br />

Diese Vorgehensweise wird bei jeder Lernsituation angewandt, die nach dem<br />

Prinzip der vollständigen Handlung aufgebaut ist. 16<br />

3.2 Besondere Maßnahmen der Kompetenzentwicklung in der Schule<br />

Um die Kompetenzentwicklung unserer SchülerInnen besser initiieren, begleiten<br />

und reflektieren zu können, haben wir als Lehrerteam einige Fortbildungen<br />

zur Erlebnispädagogik und zur gewaltfreien Kommunikation an unse-<br />

16<br />

Bestimmte Aufgabenstellungen, die zum Training für die Einstellungstest oder der Förderung bestimmter<br />

mathematischer, sprachlicher oder grammatikalischer Defizite gestaltet sind, unterliegen nicht<br />

dem Prinzip der vollständigen Handlung.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 12


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

rer Schule durchgeführt. Diese Fortbildungen waren motivierende Handlungsorientierungen<br />

für den Unterrichtsalltag und haben unser Methodenrepertoire<br />

erweitert. Daneben haben uns die Fortbildungen, die von der EU-Geschäftsstelle<br />

organisiert wurden, sehr in unserer Arbeit unterstützt. Nennen möchten<br />

wir die Fortbildung von Herrn Prof. Lind zur Dilemmamethode und den Vortrag<br />

von Frau Dr. Benholz zum Thema “sprachliche Anforderungen in der beruflichen<br />

Bildung und Konsequenzen für die Sprachförderung an Berufskollegs“.<br />

Die Tagungen zur Mathematikförderung waren eine gelungene Mischung zwischen<br />

professionell vermittelter Mathematikdikdaktik und konkreten praktischen<br />

Umsetzungen. Die fachdidaktische Analyse von Anwendungsaufgaben<br />

wurde dabei als gewinnbringend empfunden. Besonders hervorheben möchten<br />

wir die zehntägige Weiterbildung zur systemisch-lösungsorientierten Beratung,<br />

an der 2007 zwei Klassenlehrerinnen teilnehmen konnten und für die<br />

zwei weitere in der nächsten Staffel angemeldet sind. Wir haben dadurch eine<br />

neue und wohltuend andere Sichtweise auf lernund<br />

verhaltensauffällige SchülerInnen bekommen<br />

und unser methodisches Repertoire erweitert, Störungen<br />

im Unterricht angemessen anzusprechen<br />

und lösungsorientierte Konflikt- und Beratungsgespräche<br />

durchzuführen.<br />

Die Kompetenzen, die unsere SchülerInnen verbessern<br />

wollen und sollen, lassen sich unserer<br />

Meinung nach am besten handelnd im Umgang<br />

miteinander erlernen. Daher haben wir mehrere<br />

Unterrichtsprojekte entwickelt, die das fördern. 17<br />

3.2.1 Erlebnispädagogik<br />

Die Erlebnispädagogik dient vorrangig der Entwicklung und Förderung der<br />

Sozialkompetenz. Sie geht von der unbewussten Wirkung von Erlebnissen auf<br />

Verhalten, Einstellungen und das Wertesystem aus, wobei das Erfahrungslernen<br />

das Grundprinzip des erlebnispädagogischen Lernens ist. Wir initiieren<br />

Lernprozesse, in denen durch bestimmte Erlebnisse Veränderungen von Meinungen,<br />

Gefühlen und des Verhaltens angestrebt werden. Es ist das ganzheitliche<br />

Lernen, bei dem der Schüler<br />

mit „Kopf, Herz und Hand“<br />

im Mittelpunkt steht. Unser Ziel<br />

ist die Persönlichkeitsentwicklung<br />

und die Ausbildung der sozialen<br />

Kompetenz unserer<br />

SchülerInnen, ihre Charakterförderung<br />

und eine Erziehung<br />

zum verantwortungsvollen Denken<br />

und Handeln. In den einzelnen<br />

Übungen schulen die<br />

SchülerInnen ihre Teamfähig-<br />

17<br />

S. Didaktische Jahresplanung, EP<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 13


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

keit, da eine optimale Lösung nur im Zusammenspiel in der Gruppe möglich<br />

ist. Sie müssen lernen, Verantwortung für sich und für die Gruppe zu übernehmen.<br />

Daneben gibt es Situationen, in denen sie sich führen lassen, an andere<br />

die Verantwortung abgeben und sich damit in die „Hände“ der Anderen<br />

begeben müssen. Dies schafft Zusammenhalt in der Gruppe und wechselseitiges<br />

Vertrauen.<br />

Dabei steht für uns die Stärkung des Individuums in der Gruppe im Vordergrund,<br />

welches durch den besonderen Anforderungscharakter der Aufgaben<br />

nicht aus seiner sozialen Verantwortung entlassen wird. Die eigene Grenzerfahrung<br />

rückt stärker in den Vordergrund. Sie fördert die Entdeckung der persönlichen<br />

verborgenen Fähigkeiten und soll die SchülerInnen dazu anregen,<br />

die Grenzen der eigenen Handlungskompetenz zu erproben und zu erweitern.<br />

Bestanden die Handlungsfelder der Erlebnispädagogik vormals nur aus Bergwandern,<br />

Klettern, Kanu-, Segel- oder Schlauchboot fahren, gewinnen gerade<br />

für uns in Schule auf Grund der besseren Operationalisierbarkeit verschiedene<br />

Kurzinterventionen an Bedeutung. Unsere Erfahrungen haben gezeigt,<br />

dass auch bei den Kurzinterventionen die Förderung und Festigung der angestrebten<br />

Handlungskompetenzen möglich ist.<br />

Bei der Erstellung handlungsorientierter Lehr-Lern-Situationen müssen die<br />

drei Ebenen: kognitiv, emotional und<br />

motorisch gleichermaßen berücksichtigt<br />

werden. In den Fortbildungen, die<br />

Sven Schlebusch und Bernd Schuster<br />

vom Team Transparenz an unserer<br />

Schule durchgeführt haben, haben wir<br />

neben dem Ablauf und dem Aufbau<br />

verschiedener Kurzinterventionen und<br />

deren Einsatzmöglichkeiten verschiedene<br />

Interventions- und Evaluationstechniken<br />

kennen gelernt.<br />

Die Fortbildungen waren in folgenden Punkten sehr lohnend und hilfreich für<br />

alle:<br />

- Alle TeilnehmerInnen wurden mit den Elementen und dem Ablauf der<br />

Erlebnispädagogik vertraut gemacht.<br />

- Möglichkeiten und Grenzen der Erlebnispädagogik wurden diskutiert.<br />

- Die TeilnehmerInnen lernten verschiedene Kennlernspiele, Warming-<br />

Ups, Kooperations- und Strategiespiele, Vertrauensübungen, Problemlösungsspiele<br />

und Auffrischer kennen und konnten deren Wirkungen<br />

beurteilen (learning by doing).<br />

- Die verschiedenen Spiele wurden auf ihre Nützlichkeit zur Kompetenzerweiterung<br />

unserer Schüler und Übertragbarkeit in unseren Unterrichtsalltag<br />

bewertet.<br />

- Die Teambereitschaft und das Teamgefühl wurden durch das eigene<br />

Durchführen der Spiele gefestigt.<br />

- Der aktive Austausch mit den KollegInnen anderer Schulen (aber gleichen<br />

Schülergruppen) wurde gefördert.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 14


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

- Einsatzbeispiele für Interventionstechniken und deren Zielsetzung wurden<br />

demonstriert.<br />

- Die TeilnehmerInnen wurden mit zirkulären Fragetechniken und anderen<br />

Evaluationstechniken vertraut gemacht.<br />

- Die TeilnehmerInnen lernten die Prozesse und Ergebnisse der eingesetzten<br />

Aktionen in den Gruppen ergebnisorientiert zu reflektieren.<br />

- Die TeilnehmerInnen planten vollständige erlebnispädagogische Unterrichtseinheiten,<br />

führten diese in der Fortbildungsgruppe durch und reflektierten<br />

ihre Erfahrungen.<br />

Wir haben in unserem Team verschiedene erlebnispädagogische Unterrichtseinheiten<br />

und Kurzinterventionen gestaltet und setzen diese regelmäßig<br />

im Unterricht ein. Sie helfen uns bei Problemen in der Gruppe zu intervenieren<br />

und das Gruppenverhalten nachhaltig zu verbessern. Sie dienen aber<br />

auch der gezielten Kompetenzförderung unserer SchülerInnen. Nicht zuletzt<br />

lockern diese Spiele den Unterricht auf und helfen den SchülerInnen wieder<br />

in konzentrierte Arbeitsphasen zu<br />

kommen. Diese Einheiten werden<br />

durch den regelmäßigen Erfahrungsaustausch<br />

in unserem Team<br />

stetig überarbeitet, ergänzt und<br />

weiterentwickelt. Auch der Austausch<br />

mit Lehrern anderer Schulen,<br />

besonders des Werner von<br />

Siemens-Kollegs, führt zu einer<br />

Erweiterung unserer Qualifikationen<br />

in diesem Bereich.<br />

3.2.2 Gewaltfreie Kommunikation<br />

Ausgehend von den Methoden Carl Rogers hat der amerikanische Psychologe<br />

Marshall Rosenberg 18 seinen Ansatz einer gewaltfreien Kommunikation<br />

entwickelt. Sie basiert auf der Annahme, dass unsere Alltagssprache mit Beund<br />

Verurteilungen angefüllt ist, die das gegenseitige und das eigene<br />

Verständnis beeinträchtigen. Mit Hilfe dieses Ansatzes werden diagnostizierende<br />

und beurteilende Sprache erkennbar und veränderbar und somit Wertschätzung,<br />

Aufmerksamkeit und Einfühlung gefördert.<br />

Die Methode besteht im wesentlichen aus vier Komponenten:<br />

1. Beobachten ohne Beurteilung und Bewertung<br />

2. Feststellung von Gefühlen, die mit unseren Beobachtung verbunden<br />

sind<br />

3. Formulierung von hinter diesen Gefühlen stehenden Bedürfnissen<br />

4. Aussprechen einer verhaltensbezogenen Bitte an Andere, die das Bedürfnis<br />

befriedigen kann.<br />

18 Marshall Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation, Neue Wege in der Mediation und im Umgang mit<br />

Konflikten, Paderborn: Junfermann 2004.<br />

Marshall Rosenberg , Konflikte lösen mit gewaltfreier .Kommunikation, Freiburg i.B.: Herder TB<br />

2004.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 15


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Unter der Leitung des Dozenten Herbert Warmbier (raum 4:<br />

www.raumpunkt4.de) fanden 2006 zwei Einführungen in das Konzept der<br />

‚Gewaltfreien Kommunikation’ von Marshall Rosenberg statt. Teil nahmen daran<br />

17 Kolleginnen und Kollegen des BKS, darunter das komplette KSoB-<br />

Team der Schule.<br />

Drei Aspekte haben uns besonders interessiert:<br />

- Motivation von Gruppen, die nicht freiwillig<br />

zu einer Veranstaltung kommen, sondern<br />

nur, weil sie Konsequenzen (Abmahnungen)<br />

fürchten. 19<br />

- Reflexion der eigenen Sprache im schulischen<br />

Kontext<br />

- Anwendung der vier Schritte der GFK bei<br />

Konflikten<br />

Die Fortbildungen waren in folgenden Punkten lohnend und hilfreich:<br />

- Alle TeilnehmerInnen wurden an das Modell von Rosenberg herangeführt<br />

und dessen unterrichtliche Umsetzungsmöglichkeiten<br />

- Die Übungen ließen viele Aha-Erlebnisse zu, in denen klar wurde, dass<br />

wir häufig - ohne es zu wollen - durch unseren Sprachgebrauch beund<br />

verurteilen, wodurch Konflikte verstärkt werden.<br />

- Konfliktsituationen, die mit den SchülerInnen aufgetreten waren, konnten<br />

wir im Team besprechen und Lösungsmöglichkeiten unter Anleitung<br />

des Dozenten weiter entwickeln.<br />

- Die Bedeutung des Erkennens eigener Bedürfnisse sowie die der<br />

SchülerInnen wurde klar als Grundlage erkannt, um davon ausgehend<br />

Konflikte in Verständnis und Übereinkunft umzuwandeln.<br />

- Wir lernten mit „dirty fighting“ eine Möglichkeit der Konfliktmoderation<br />

unter SchülerInnen kennen 20 .<br />

Die Erkenntnisse aus der ‚Gewaltfreien Kommunikation’ flossen in die Unterrichtsreihen<br />

‚Gewaltprävention’ und ‚Gewaltfreie Kommunikation’ ein, indem<br />

wir vermehrt das sprachliche Bewusstsein der SchülerInnen zu schärfen suchten.<br />

Durch Übungen und Rollenspiele ließen wir die SchülerInnen die eskalierende<br />

und Wirkung der Sprache in Konfliktsituationen spüren. Bei Konflikten<br />

unter SchülerInnen konnten wir mit der Konfliktmoderation des „Dirty Fighting“<br />

den SchülerInnen ein Modell vorstellen, die Konflikte untereinander gewaltfrei<br />

zu lösen. Wir nahmen dieses Modell auch in unser Beratungskonzept auf.<br />

Insgesamt achteten wir LehrerInnen vermehrt auf unseren Sprachgebrauch<br />

unseren SchülerInnen gegenüber. Wertungsfreie Sprache, die sich auf nachvollziehbaren<br />

Beobachtungen stützt, können unserer Erfahrung nach die<br />

SchülerInnen in Konfliktsituationen viel besser annehmen, da sie sich nicht<br />

angegriffen fühlen. Auch die Spiegelung ihrer Gefühle bewirkt bei den Schü-<br />

19<br />

Rosenberg hat diese in einem Interview als Gruppe B bezeichnet (Konflikte lösen mit GFK, S.145)<br />

20<br />

S. Anhang<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 16


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

lerInnen das Gefühl, verstanden zu werden. Diese Verständnisebene wirkt<br />

sich konstruktiv aus, da Lösungen schneller angezielt werden können.<br />

3.3 Beratungskonzepte<br />

Bei Fragen zur Berufsorientierung, beruflichen und schulischen Laufbahnberatung,<br />

Lern- und Leistungsschwierigkeiten, schulischen und privaten<br />

Krisensituationen, Problemen in den Praktikabetrieben und Verhaltensproblemen<br />

stehen wir LehrerInnen unseren SchülerInnen als BeraterInnen unterstützend<br />

zur Seite. Unsere SchülerInnen in den KSoB-Klassen kennen meist<br />

mehrere dieser Problemsituationen. Sie kommen zum größten Teil aus Familien<br />

mit Migrationshintergrund und/oder sozial schwachen Familien, haben<br />

Leistungsdefizite im sprachlichen als auch im mathematischen Bereich und<br />

zeigen Verhaltensauffälligkeiten im sozialen Kontakt. Durch ihre Biografien,<br />

die meist von Stigmatisierung, Diskriminierung, Ressourcenmangel und das<br />

Lernen von “falschen“ Handlungsmustern geprägt ist, produziert sich häufig<br />

ein sich wiederholender Teufelskreis. Die Wohngebiete, in welchen ihre meist<br />

von Armut betroffenen Familien leben, beeinflussen die Jugendlichen am<br />

stärksten. In diesem Umfeld werden Verhaltensweisen in den Peer-Groups<br />

belohnt, die im schulischen und beruflichen Kontext als problematische Verhaltensauffälligkeiten<br />

gelten. Zeigen sich im Unterricht diese Verhaltensauffälligkeiten,<br />

ist es uns wichtig, den SchülerInnen zu zeigen, dass dieses Verhalten<br />

nicht schlecht an sich ist, sondern ihnen in dieser Situation nur nicht dienlich<br />

ist. Arbeitslosigkeit trifft junge Menschen in der schwierigen Phase der I-<br />

dentitätssuche. Diese Phase ist von großer Unsicherheit geprägt. Diese Unsicherheit<br />

versuchen die SchülerInnen mit probaten Verhaltensmustern zu minimieren.<br />

Wir müssen als Team den SchülerInnen das Gefühl der Sicherheit,<br />

der Wertschätzung und manchmal auch der Geborgenheit geben, damit sie<br />

andere Verhaltensweisen ausprobieren, deren Wirkungen reflektieren und ihr<br />

Verhaltensrepertoire erweitern können.<br />

Um diese Prozesse zu gestalten und begleiten zu können, führen die Klassenlehrer<br />

eine Ausbildung zum systemisch-lösungsorientierten Beratungslehrer<br />

durch. In speziellen Profiling-Stunden können individuell oder in Kleingruppen<br />

an verschiedenen Problemstellungen gearbeitet werden.<br />

3.3.1 Systemische Beratung 21<br />

Die systemische Beratung arbeitet mit den Grundannahmen des radikalen<br />

Konstruktivismus und der Systemtheorie. Das heißt, das Erleben und Verhalten<br />

von unseren SchülerInnen wird entscheidend durch die Wechselwirkungen<br />

mit dem jeweiligen Kontext, in dem sie sich bewegen, beeinflusst. Viele<br />

unserer SchülerInnen aus den KSoB-Klassen kommen mit dem Selbstbild, sie<br />

21<br />

Im Rahmen dieser Abschlussdokumentation können wir die systemische Beratung leider nur sehr<br />

rudimentär vorstellen. Das Buch: Lösungen in der Schule Systemisches Denken in Unterricht, Beratung<br />

und Schulentwicklung von Christa Hubrig und Peter Herrmann , Carl Auer Verlag , 2005 gibt einen<br />

umfangreichen Überblick über das systemische Arbeiten im Kontext Beratung an Schule. Hier sind die<br />

Methoden und Techniken, die wir im Unterricht anwenden ausführlich beschrieben.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 17


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

hätten ‚Konzentrationsstörungen’, ‚Leistungsstörungen’ in bestimmten Fächern<br />

oder ‚Verhaltensstörungen’. Diese Zuschreibungen haben sie meist<br />

schon aus ihren Zubringerschulen erhalten und sind irgendwann zu Glaubenssätzen<br />

in der Selbstwahrnehmung geworden. Die Erfahrung, trotz mehrfacher<br />

Bewerbung keine Lehrstelle bekommen zu haben, verstärkt diese<br />

Glaubenssätze und löst Resignations- und Ohnmachtsgefühle aus, die sich oft<br />

in Aggressionen wenden.<br />

Erlebnis- und Verhaltensweisen - auch solche, die für uns LehrerInnen zunächst<br />

unverständlich oder gar pathologisch erscheinen - können bezogen auf<br />

den Kontext, in dem sie entstanden sind, als angemessene und vertretbare<br />

Handlung verstanden werden. Verhaltensauffälligkeiten sind daher keine „Störung<br />

an sich“, sondern können als in ihrem Entstehungskontext angemessene<br />

Handlungen verstanden werden, die allerdings im schulischen oder beruflichen<br />

Zusammenhang störend wirken. Die Aufgabe in der systemischen Beratung<br />

ist es, die Leistung, die hinter dem ‚Problemverhalten’ steht, herauszuarbeiten<br />

und den SchülerInnen das dem Verhalten immanente Kommunikationsund<br />

Beziehungsmuster bewusst zu machen. Jedes Verhalten stellt eine kontextabhängige<br />

Bewältigungsstrategie dar, die für die SchülerInnen einen Vorteil<br />

birgt. Hauptaufgabe der lösungsorientierten Beratung ist es, den Schüler-<br />

Innen Zugang zu ihren Ressourcen zu ermöglichen und den Fokus von den<br />

Problemen zu nehmen. Aufmerksamkeitsfokussierung auf Ziele statt auf Ursachen<br />

und das hypothetische Erproben von Möglichkeiten in der Zukunft regen<br />

den Lösungsprozess an. Diese veränderte Sichtweise auf das Problem<br />

lässt vielfach andere, neue Lösungsmöglichkeiten zu, die SchülerInnen ausprobieren<br />

können.<br />

Steigt man als LehrerIn oder als BeraterIn aus dem Problemmuster (Kommunikationsmuster)<br />

aus und zeigt konsequent ein anderes Verhalten, hat dies<br />

Rückwirkungen auf das Verhalten der SchülerInnen. Das gewohnte, automatisierte<br />

und tradierte Kommunikations- und Beziehungsmuster, das die Erwartungen<br />

geprägt hat, ist verstört.<br />

Christiane Levold hat im August 2006 eine Fortbildung zur Systemisch-lösungsorientierten<br />

Beratungslehrerin im Institut für systemische Lösungen in<br />

der Schule (ISIS) begonnen. Durch die positiven Erfahrungen mit der Fortbildung<br />

hat sie angeregt, eine systemische Fortbildung für alle LehrerInnen des<br />

Projektes durchzuführen, was seit Februar 2007 dank des Einsatzes unseres<br />

zuständigen Ansprechpartners Peter Maurer über die Bezirksregierung realisiert<br />

werden konnte. Barbara Wolf und Nicole Over nehmen an dieser Fortbildung<br />

teil. Silvia Kraus-Thiemann und Christa Küppers werden an der nächsten<br />

Fortbildung teilnehmen, sodass fast alle Klassenlehrer über eine systemische<br />

Beratungslehrerausbildung verfügen.<br />

Die lösungsorientierte Beratungs- und Interventionsansätze umfassen verschiedene<br />

Methoden aus der<br />

Systemischen Therapie<br />

Ericksonschen Hypnotherapie<br />

Gestalttherapie<br />

Körpertherapie sowie dem<br />

NLP<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 18


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Wir haben durch die erlernten Kommunikationstechniken und das erweiterte<br />

Methodenrepertoire die Möglichkeit gewonnen, auf Störungen sofort zu reagieren<br />

und diese dann auch im Beratungskontext lösungsorientiert zu bearbeiten.<br />

3.3.2 Profiling-Stunden<br />

Seit dem Schuljahr 2007/08 stehen zwei Profiling-Stunden im Stundenplan<br />

von zwei KSoB-Klassen. Dieses Konzept soll auch auf die dritte Klasse übertragen<br />

werden. In diesen Stunden können wir unsere Qualifikationen und<br />

Kompetenzen schülerorientiert einsetzen. Diese Profiling-Stunden stehen auf<br />

mehreren Säulen:<br />

Integration<br />

Bei den besonderen Bedingungen für die Klassen haben wir bereits darauf<br />

hingewiesen, dass wir das gesamte Schuljahr hindurch SchülerInnen abgeben<br />

und neue aufnehmen. Die Eingliederung der Quereinsteiger ist jedes Mal sowohl<br />

sozial als auch fachlich zu bewältigen.<br />

Die fachliche Integration wird in Profiling-Stunden durch speziellen Förderunterricht<br />

aufgefangen, indem die Inhalte unter Anleitung nachgearbeitet werden,<br />

um einen Anschluss an die Lerngruppe zu ermöglichen. Dazu dienen<br />

auch Lernpatenschaften, bei denen SchülerInnen, die den Unterrichtsstoff gut<br />

verstanden haben, als ExpertInnen eingesetzt werden. Das stärkt die ExpertInnen<br />

und fördert ein Verantwortungsgefühl für das neue Mitglied der Klasse.<br />

Falls es Schwierigkeiten mit der sozialen Integration von neuen SchülerInnen<br />

gibt, werden geeignete Aktionen des Teamtrainings eingesetzt, um diese<br />

im Klassenverband oder der Kleingruppe zu fördern oder gezielte Beratung für<br />

die SchülerInnen angeboten.<br />

Projekte<br />

Die Profiling-Stunden sind für alle Klassen zur gleichen Zeit geblockt, so<br />

dass nicht nur die Klassenleitungen zur Verfügung stehen, sondern insgesamt<br />

mit den verschiedenen Klassen in gemischten Gruppen verschiedene Lernarrangements<br />

durchgeführt werden können. Neben erlebnispädagogischen Aktionen<br />

in der Großgruppe, die die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit<br />

fördern sollen, werden auch Dilemmasituationen in größerem Rahmen<br />

durchgeführt. Die Erfahrung, dass ein Mitglied der ‚anderen’ Gruppe die SchülerIn<br />

bei der Dilemmadiskussion in ihrer Argumentation unterstützt oder ihre<br />

Gruppe bei den erlebnispädagogischen Aktionen weiterbringt, hilft Vorurteile<br />

abzubauen und einen wertschätzenderen Blick auf die ‚anderen’ zu werfen.<br />

Berufsorientierung<br />

Ein wichtiges Anliegen der SchülerInnen ist die Hilfe bei der Berufsorientierung<br />

und der Ausbildungsplatzsuche. Sie möchten einen Ausbildungsplatz o-<br />

der eine Arbeitsstelle, die ihren Fähigkeiten entsprechen und in denen sie sich<br />

wohlfühlen können. Sicherlich ist es vor allem die Aufgabe der Träger, eine<br />

Eignungsanalyse durchzuführen und die BewerberInnen auf die erfolgreiche<br />

Bewerbung vorzubereiten. Die Erfahrungen und Rückmeldungen der Schüler-<br />

Innen zeigen aber, dass darüber hinaus noch Bedarf an Unterstützung bes-<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 19


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

teht. Zu Beginn des Schuljahrs sind in den Profiling-Stunden daher Simulationen<br />

von Bewerbungsgesprächen und Einstellungstests geplant. Da wir über<br />

eine Mitschauanlage verfügen, können wir den SchülerInnen eine direkte<br />

Rückmeldung zu ihrem Auftreten geben. Durch gezieltes Coachen können wir<br />

die SchülerInnen nach Absagen auffangen und gemeinsam mit ihnen an ihrem<br />

Auftreten in Bewerbungsgesprächen arbeiten. Die Erkenntnis, dass sie<br />

alte, negative Handlungsmuster durchbrechen können, ist für die SchülerInnen<br />

grundlegend, um mit Perspektive in neue Bewerbungsverfahren zu gehen.<br />

Kooperation mit der Arbeitsförderungsklasse am BK Südstadt<br />

Ab Ende November läuft ein Projekt an, bei dem SchülerInnen aus der O-<br />

berstufe der Arbeitsförderklassen, die am BK Südstadt unterrichtet werden,<br />

die Ausbildungsplatzsuche in Tandems mit den KSoB-SchülerInnen begleiten<br />

sollen. Die Arbeitsförderungsklassen betreuen die JKSoB-Klassen. Die SchülerInnen<br />

der Arbeitsförderungsklassen setzen sich mit verschiedenen kaufmännischen<br />

Berufsfeldern, deren Anforderungsprofilen und Ausbildungsmöglichkeiten<br />

auseinander. Angedacht ist, dass die KSoB--SchülerInnen Unterstützung<br />

erhalten bei der Bewerbung und den Vorbereitungen auf die Vorstellungsgespräche.<br />

Ein solches Projekt ist an der Berufsschule für Versicherungswesen in München<br />

erfolgreich angelaufen, wo sich die SchülerInnen der Arbeitsförderung<br />

um die SchülerInnen der 9. Klasse einer Hauptschule kümmern.<br />

Beratung<br />

Eine wichtige Säule der Profiling-Stunden ist die Möglichkeit intensiver<br />

Einzelgespräche bei Lern- und Verhaltensauffälligkeiten. In den Feedbacks<br />

der SchülerInnen der vergangenen Klassen wurde deutlich, dass sie sich in<br />

den Einzelgesprächen gut aufgehoben und beraten fühlten, dies aber auch<br />

stärker hätten nutzen wollen. Durch die institutionalisierten Stunden können<br />

wir diese wichtigen Beratungsgespräche ohne Zeitdruck halten. Bei Bedarf ist<br />

das Klassenleiterteam vollständig anwesend, in schwierigen Fällen können<br />

auch die anderen Klassenleitungen hinzugezogen werden.<br />

Ressourcen:<br />

Es wird sich sicher nicht vermeiden lassen, dass wir LehrerInnen uns im<br />

Lehrerzimmer oder zwischen Tür und Angel mit Schwierigkeiten und Problemen<br />

in den Klassen beschäftigen. Aber im Zusammenhang mit den Profiling-<br />

Stunden ist eine Kollegiale Fallberatung angedacht, so dass wir uns mit größeren<br />

oder immer wiederkehrenden Problemen gegenseitig unterstützen können.<br />

Die Techniken zur Kollegialen Fallberatung haben wir in unseren Beratungslehrerausbildungen<br />

gelernt und können diese in der weiteren Ausbildung<br />

zum Supervisor, die im Sommer 2008 bei ISIS anläuft, ausbauen.<br />

3.4 Elemente der Sprachförderung im Unterricht<br />

Durch das Equal 1-Projekt, an dem unsere KollegInnen Tanja Gröhn, Renate<br />

Hoppe-Hänschke, Karin Nolzen-Bieda, Reimar Rehse und Willi Weitz für<br />

das BKS federführend teilgenommen haben, ist das Bewusstsein der fäche-<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 20


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

rübergreifenden Sprachförderung am BK Südstadt sehr groß. Das zeigt auch<br />

unser Schulprogramm, in dem dieser Punkt besonders betont wird.<br />

Sprachförderung wird auch bei den KSoB-Klassen als übergreifendes Prinzip<br />

angesehen. Bei der mündlichen und schriftlichen Kommunikation achten<br />

alle LehrerInnen des Teams darauf, dass sich die SchülerInnen adäquat äußern.<br />

Dazu gehört auch, dass die SchülerInnen in ganzen Sätzen schreiben.<br />

Durch eine häufige Verschriftlichung von Unterrichtsergebnissen soll der<br />

sprachliche Ausdruck gefördert werden.<br />

Auf Sprachtests zu Beginn der Schulzeit verzichten wir im Team allerdings<br />

bewusst, da die SchülerInnen bereits beim Träger eingehend getestet werden.<br />

Die individuellen Förderansätze lassen sich durch die Eingangssequenz ‚Freies<br />

Schreiben’ gut ermitteln, ohne dass die SchülerInnen das Gefühl bekommen,<br />

erneut geprüft zu werden. Durch Rücksprachen mit den Trägern bekommen<br />

wir ggf. zusätzliche Informationen zu den Leistungsständen.<br />

Abweichend von der Regel in den „normalen“ Vollzeit- und Teilzeitklassen<br />

am BK Südstadt verzichten wir auf einen Punktabzug für mangelnde sprachliche<br />

Fertigkeiten bei den Klausuren in den beruflichen Fächern, um die fachliche<br />

Note nicht dadurch zu beeinträchtigen.<br />

In einem Klassenteam wird Deutsch mit dem Unterricht in Verkaufskunde<br />

oder allgemeiner Wirtschaftslehre eng verknüpft, was dazu führt, dass die Arbeiten<br />

der SchülerInnen gesondert fachlich und auf die sprachliche Ausdrucksfähigkeit<br />

hin bewertet werden. Das gelingt aber vor allem durch die enge<br />

unterrichtliche Verknüpfung.<br />

In der Lernberatung werden die SchülerInnen darauf hingewiesen, in welchen<br />

Feldern (Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung, Ausdruck, Aufbau<br />

und Gliederung) sie ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern können. In<br />

den Profiling-Stunden werden diese SchülerInnen durch angeleitete Portfolio-<br />

Arbeit gezielt gefördert.<br />

3.5 Elemente der Werteerziehung im Unterricht<br />

Unsere Schule sieht sich bewusst als ein Teil der Lebenswirklichkeit der<br />

SchülerInnen. Wir bieten ihnen Möglichkeiten und Chancen zum Erlernen von<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen, die auf mündige demokratische Partizipation<br />

hinwirken. Dies streben wir an, indem wir fachliches Lernen und erzieherisches<br />

Handeln in verschiedenen Lernsituationen miteinander verbinden. Wir<br />

haben zu einigen Themen nichtfiktive Dilemmasituationen entwickelt, die wir<br />

als Tagesfälle bearbeiten können. Die Dilemmasituationen sind Geschichten,<br />

die aus der Lebenswirklichkeit der Schüler kommen bzw. kommen könnten.<br />

Die SchülerInnen thematisieren aber auch Probleme, die sie selbst betreffen<br />

und die zu Konflikten geführt haben. In der Gruppe werden Lösungsvorschläge<br />

erarbeitet und auf soziale Tragfähigkeit und Verlässlichkeit geprüft. Die<br />

SchülerInnen entwickeln gemeinsam in der Klasse für alle akzeptierbare Regelungen<br />

für das gemeinsame Zusammenleben. Dieser Prozess beginnt bei<br />

uns schon zum Anfang des Schuljahres, indem wir einen Wertevertrag aufstellen,<br />

bei dem verbindliche Regeln gemeinsam für alle aufgestellt und verabschiedet<br />

werden. Der Wertevertrag wird im Laufe des Schuljahres an realen<br />

Konflikten und Problemen immer weiter modifiziert. Diese gemeinsam in der<br />

Klasse entwickelten und akzeptierten Regelverfahren haben exemplarischen<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 21


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Charakter. Die bearbeiteten Konflikte dienen dann als Referenzsystem, um an<br />

die Begründungen der Regelungen anzuknüpfen und deren Bedeutung und<br />

Akzeptanz zu unterstützen.<br />

In unseren LehrerInnenteams herrscht ein großer Konsens im Hinblick auf<br />

unsere pädagogisch-erzieherischen Leitideen. Unsere Lernatmosphäre ist<br />

wertschätzend und durch soziale Zuwendung charakterisiert. Viele SchülerInnen<br />

der KSoB--Klassen sind besonders gefährdet, wenn es um Ausländerfeindlichkeit<br />

und Rassismus geht, wobei es sowohl um Opfer- als auch um<br />

Täterverhalten gehen kann. Die SchülerInnen haben nicht das Gefühl, etwas<br />

Sinnvolles bewirken zu können. Sie kommen meist aus einem privaten Umfeld,<br />

in dem Vorurteile unreflektiert zu Glaubenssätzen kultiviert werden.<br />

Durch unsere Lernarrangements werden diese Glaubenssätze perturbiert und<br />

die SchülerInnen entwickeln auf Grund der neuen Erfahrung, die in bzw. mit<br />

ihren bisherigen Denkmustern nicht problemlos und ohne Widersprüche integriert<br />

werden können, ein höheres Kompetenzniveau durch mehr Handlungsalternativen.<br />

3.6 Elemente des mathematisch-praktischen Denkens im Unterricht<br />

An mehreren Fortbildungen, die von der EU-Geschäftsstelle organisiert<br />

wurden, haben sich die KollegInnen Herr Elfers, Frau Küppers und Frau Over<br />

weiter gebildet. Dabei ging es um die konkrete Umsetzung eines modernen<br />

und praktischen Mathematikunterrichts in Klassen mit speziellem Förderbedarf.<br />

Vorträge von Professoren ermöglichten einen erweiterten Blickwinkel,<br />

der anschließende intensive Austausch mit Fachkollegen erlaubte uns, in Arbeitsgruppen<br />

diese Impulse umzusetzen.<br />

Um die Erkenntnisse zu bündeln und für unsere SchülerInnen in konkrete<br />

Lernsituationen umzusetzen, hat unser Team sich zum Ziel gesetzt, durch<br />

praktische und lebensnahe Lernsituationen das Interesse der Schüler zu wecken.<br />

Gerade in den KSOB-Klassen ist es häufig zunächst notwendig, das<br />

Vertrauen der SchülerInnen zu den eigenen mathematischen Fähigkeiten herzustellen,<br />

da sie z.T. starke negative Vorerfahrungen mitbringen. Im Rahmen<br />

von kaufmännischen Handlungssituationen vertiefen die SchülerInnen ihre<br />

mathematischen Grundlagen und erkennen neue konkrete Bezüge zu ihrem<br />

Berufsleben. Dabei führen wir bewusst den Perspektivwechsel in die Praxis<br />

durch, um den SchülerInnen neue Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, die<br />

sie bereits innerhalb ihrer Praktika erproben können.<br />

Durch die zunehmende Komplexität der Aufgaben sollen die Schüler sich<br />

verstärkt der Gesamtzusammenhänge bewusst werden und erkennen, dass<br />

nicht immer eindeutige Lösungen möglich und sinnvoll sind. Gerade die Diskussion<br />

über die Lösungen führt zu neuen Lernanlässen. Grundlage für dieses<br />

Handeln ist die Schaffung einer wertschätzenden Lernumgebung, die wir<br />

durch ein unterstützendes Miteinander ermöglichen. Dabei wird auf die im<br />

Rahmen der Sprachförderung eingeführten Regeln der wertschätzenden und<br />

gewaltfreien Kommunikation zurückgegriffen. Individuelle Förderungen einzelner<br />

Schüler können im Rahmen der Profiling-Stunden stattfinden.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 22


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

4 Qualifizierungskonzept<br />

Wie unsere Meilensteinplanungen 22 verdeutlichen, stand zu Beginn des E-<br />

qual2-Projekts für unser Lehrerteam der Input an Fortbildungen im Vordergrund.<br />

Unsere Erfahrungen mit den bisherigen Klassen hatten gezeigt, dass<br />

wir für diese Schülergruppe zusätzliche Qualifikationen benötigen. Diese lagen<br />

vor allem in zwei Bereichen. Zum einen suchten wir Unterstützung, um<br />

bei Konflikten adäquat agieren zu können, zum anderen brauchten wir grundlegende<br />

Kenntnisse in der Erlebnispädagogik, um aktive gruppendynamische<br />

Lernarrangements mit den SchülerInnen durchführen zu können. Anders als<br />

an gewerblichen Berufskollegs stehen uns für handelnde Lernarrangements<br />

keine Werkstatträume zur Verfügung. Um den SchülerInnen die Konsequenzen<br />

aus mangelnder Absprache zu verdeutlichen, hat sich der Einsatz von erlebnispädagogischen<br />

Unterrichtseinheiten als sinnvoll erwiesen.<br />

So holten wir uns zu Beginn des Projektes für beide Bereiche externe Berater<br />

an unsere Schule. Verstärkt wurden diese Projekte durch die Fortbildungen,<br />

die von der EU-Geschäftsstelle organisiert wurden. Die KollegInnen, die an<br />

den Fortbildungen teilnahmen, wurden zu Multiplikatoren innerhalb des KSoB-<br />

Teams, mittlerweile aber auch bildungsgangübergreifend für alle KollegInnen<br />

unserer Schule. 23<br />

Im weiteren Verlauf des Projekts stand die Erstellung von Unterrichtsmaterialien<br />

im Vordergrund, in denen wir unsere neu erworbenen Erkenntnisse und<br />

Erfahrungen zusammen trugen und umgesetzt haben, sodass das gesamte<br />

Lehrerteam davon profitieren kann. In Sammelordnern stehen diese Materialien<br />

über unser Lehrerteam hinaus auch anderen KollegInnen unseres BKs zur<br />

Verfügung.<br />

Darüber hinaus wurden strukturelle Änderungen notwendig. So haben wir mit<br />

Teamteaching und den Profiling-Stunden Rahmenbedingungen geschaffen,<br />

die nicht nur die schülerindividuelle Förderung ermöglichen, sondern, und dies<br />

nicht zuletzt, eine wesentliche Grundlage der Teamentwicklung darstellen.<br />

4.1 Struktur- und prozessbezogenes Projektmanagement im Bildungsgang<br />

Unsere Arbeit war eine gelungene, anregende und erfolgreiche Teamarbeit,<br />

die auch über die Dauer des Projektes hinaus Bestand haben wird. Durch den<br />

eminenten Einsatz aller KollegInnen haben wir nicht nur unsere Kompetenzen<br />

erweitert, sondern auch mit viel Begeisterung und Spaß die Planung und<br />

Durchführung des Projektes vorangetrieben. Wir denken, dass sich dies auch<br />

in unserem Unterricht und an den von uns erstellten Unterrichtseinheiten und<br />

-materialien zeigt. Gerade durch unsere Vorerfahrungen als LehrerInnen in<br />

den Klassen der Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag waren uns die Chancen<br />

und Möglichkeiten durch ein solches Projekt bewusst. Die Entscheidung<br />

zur Projektdurchführung wurde bei den Projektverantwortlichen bei der Schul-<br />

22<br />

Siehe Anhang<br />

23<br />

Unser Unterricht ist grundsätzlich für alle KollegInnen offen. Neben der Möglichkeit der Hospitationen<br />

bieten wir aber auch bei Bedarf Interventionsanregungen an.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 23


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

leitung durch eine erfahrungsbasierte Problemanalyse angeregt. Wir haben<br />

unseren Fortbildungsbedarf im Team diskutiert und in den Meilensteinplanungen<br />

festgehalten. Nach den Fortbildungen haben wir unsere neuen Erfahrungen<br />

evaluiert und weitere Qualifizierungsmöglichkeiten ermittelt. Der kollegiale<br />

Erfahrungsaustausch in den regelmäßigen Teamsitzungen führte bei uns neben<br />

einer Verbesserung unserer Professionalität auch und nicht zuletzt zu einer<br />

Verbesserung unserer Arbeitszufriedenheit. Gerade der Rückhalt im Team<br />

hilft, mit schwierigen Situationen stressfreier und damit professioneller umzugehen.<br />

4.1.1 Zuständigkeiten und Absprachen<br />

Die Projektverantwortlichen haben gemeinschaftlich das Projekt geleitet,<br />

wobei sich unterschiedliche Verantwortlichkeiten herausgebildet haben.<br />

Gemeinsam geleistet wurden:<br />

- Planung der Fortbildungen<br />

- Aufstellen der Meilensteinplanungen<br />

- Verfassen von Texten und Evaluationsberichten<br />

- Gestaltung der Bausteine<br />

- Erstellung von Unterrichtsreihen und -materialien<br />

- Einteilung des Budgets<br />

- Anschaffungen der Materialien<br />

- Besuch der Veranstaltungen<br />

- Absprachen mit den Trägern<br />

- Organisation und Durchführung von Austauschforen mit KollegInnen<br />

anderer Schulen<br />

Christiane Levold war besonders verantwortlich für:<br />

- die Organisation der Erlebnispädagogik-Fortbildungen<br />

- den Bereich Fotografie<br />

- Anregungen und Kontaktherstellung für Fortbildungen im Bereich der<br />

Werteerziehung und im Bereich der systemischen Beratung für die Bezirksregierung<br />

Barbara Wolf war besonders verantwortlich für<br />

- die Organisation der Fortbildungen in Gewaltfreier Kommunikation<br />

- Implementierung von Lerntechniken und Konzentrationsübungen in den<br />

Fachunterricht<br />

- Ausbau und Verknüpfung fachsprachlicher Kompetenzen im Deutschunterricht<br />

und Sprachförderung im Fachunterricht<br />

Silvia Kraus-Thiemann und Nicole Over waren verantwortlich für die Absprachen<br />

mit den Trägern ihrer SchülerInnen.<br />

Alle Klassenlehrer waren verantwortlich für die Absprachen in ihren Teams.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 24


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

4.1.2 Meilensteinplanung<br />

Unsere Meilensteinplanungen setzten sich aus folgenden Modulen zusammen:<br />

Basismodul 1 Gewaltfreie Kommunikation<br />

Im Vordergrund standen zwei wesentliche Arbeitsfelder. Zum einen ging es<br />

um die Entwicklung verschiedener Unterrichtseinheiten zur gewaltfreien<br />

Kommunikation. Es ist sehr schwierig, die Schüler für gewaltfreie Kommunikation<br />

zu sensibilisieren, da die eingefahrenen Kommunikationsstrukturen nur<br />

sehr schwer aufzubrechen sind. Ein großer Schritt für die SchülerInnen ist<br />

schon die Erkenntnis, dass sie selbst für ihre Reaktionen verantwortlich sind<br />

und dass Handlungsalternativen in den verschiedenen Kontexten bestehen.<br />

Zum anderen haben wir durch die Kollegiale Fallberatung unsere eigenen<br />

Kommunikationsmuster reflektieren und erweitern können.<br />

Basismodul 2 Erlebnispädagogik<br />

Bei der Erlebnispädagogik ging es uns um die Gestaltung von Unterrichtseinheiten<br />

unter bestimmten erzieherischen Zielsetzungen und die Weiterentwicklung<br />

unseres Methodenrepertoires. Besonders wichtig waren uns die Reflektionsmethoden<br />

bei der Evaluierung von Gruppenprozessen. Denn nur<br />

durch den Einsatz von nach- oder zwischengeschalteten Reflektionseinheiten<br />

ermöglicht den SchülerInnen sowohl ihr individuelles als auch ihr Gruppenverhalten<br />

wahrzunehmen und gegebenenfalls zu verändern. Durch das Teamteaching<br />

in diesen Unterrichtseinheiten und durch die Kollegiale Fallberatung<br />

konnten wir unsere Methodenkompetenz erweitern und festigen.<br />

Basismodul 3 Deutschförderung<br />

Die Deutschförderung hat an unserer Schule Tradition. In den JoA-Klassen<br />

wurde das Konzept auf die besonderen Bedürfnisse der SchülerInnen abgestimmt.<br />

Die Erstellung eines Kriterienkataloges für die sprachliche Beurteilung<br />

von Fachklausuren wurde zu Gunsten von Richtlinien für eine angemessene<br />

Bearbeitung von Aufgabenstellungen verworfen. Durch die Profiling-Stunden<br />

konnten wir die äußeren Rahmenbedingungen schaffen, um eine individuelle<br />

Förderung zu gewährleisten. Fachlehrer und Deutschlehrer erstellten gemeinsam<br />

Fachtexte und Aufgabenstellungen. Diese wurden dann auch gemeinsam<br />

korrigiert.<br />

Basismodul 4 Werteerziehung<br />

Wertschätzung ist für unser Lehrerteam das durchgängige Prinzip im Umgang<br />

mit unseren SchülerInnen. Wir nehmen unseren Auftrag zur Werteerziehung<br />

sehr ernst. Um besser auf den doch zunehmenden Werteverlust bei unseren<br />

SchülerInnen reagieren zu können, haben wir verschiedene Dilemmasituationen<br />

entwickelt. Durch die Fortbildung der EU-Geschäftsstelle konnten<br />

wir diese Methode weiter verbessern.<br />

Basismodul 5 Matheförderung<br />

Durch die Fortbildungen, die von der EU-Geschäftsstelle organisiert und<br />

begleitet wurden, bekamen unsere Mathematiklehrer Anregungen, ihre Unterrichtskonzeption<br />

neu zu überdenken und die Vermittlung mathematischer<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 25


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Kenntnisse in Lernsituationen aufzubereiten, die der Zielgruppe entsprechen.<br />

In den Profiling-Stunden werden SchülerInnen darüber hinaus individuell gefördert.<br />

Beratung 1<br />

Die Fortbildung in Systemischer Beratung bei Lern- und Verhaltensauffälligkeiten<br />

war die Grundlage unseres Konzeptes der Kollegialen Fallberatung<br />

und der Beratung der Schüler. Der dazu notwendige institutionelle Rahmen<br />

wurde mit der Integration der Profiling-Stunden in den Stundenplan geschaffen.<br />

Durch die Fortbildungen konnten wir unsere Beratungskompetenzen aufbauen.<br />

Die erworbenen Techniken ermöglichten uns, mit Störungen im Unterricht<br />

professioneller umzugehen und in den daran anschließenden Einzelgesprächen<br />

die Konflikte bzw. Probleme zielorientiert zu bearbeiten.<br />

Beratung 2<br />

Hauptanliegen unserer SchülerInnen ist die erfolgreiche Suche nach einem<br />

Ausbildungsplatz. Um sie dabei zu unterstützen, bieten wir nicht nur die Vorbereitung<br />

auf Einstellungstests und –gespräche, sondern arbeiten mit den Arbeitsförderungsklassen<br />

unseres Berufskollegs zusammen. Wir nutzen die<br />

Kompetenz der SchülerInnen aus den Arbeitsförderungsklassen, um unseren<br />

SchülerInnen gezielt Perspektiven aufzuzeigen und ihren Prozess der Ausbildungsfindung<br />

zu aktivieren. Dieses Projekt startet im November 2007.<br />

4.1.3 Entwicklungsprozess von Lernsituationen<br />

Unsere Didaktische Jahresplanung 24 ist in Absprache mit allen beteiligten<br />

KollegInnen des KSoB-Teams entwickelt und ausgestaltet worden. In unseren<br />

gemeinsamen Sitzungen wurde besprochen, in welchen beruflichen Handlungsfeldern<br />

unsere SchülerInnen arbeiten werden und welche fachlichen<br />

Kompetenzen sie dazu benötigen. Zudem wurde auch diskutiert, welche fächerübergreifenden<br />

und persönlichkeitsbildenden Qualifikationen für ihre berufliche<br />

Zukunft von Bedeutung sind. Aus diesen Handlungsfeldern wurden die<br />

Lernsituationen meist durch die Fachlehrer initiiert und gegebenenfalls im<br />

Team weiterentwickelt. In den Teamsitzungen haben wir die Lernsituationen<br />

auf mögliche Anknüpfungspunkte zu anderen Fächern geprüft. So konnten wir<br />

eine Reihe fächerübergreifender Lernsituationen gestalten. Diese Lernsituationen<br />

stehen bei uns in speziellen Materialordnern in der Schule griffbereit zur<br />

Verfügung.<br />

4.1.4 Fortbildungsplanung<br />

Vier Bereiche der Fortbildung waren für uns wichtig. Zwei der Bereiche<br />

konnten wir mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln an unserer Schule<br />

realisieren. Dabei handelte es sich um die Fortbildungen in gewaltfreier Kommunikation<br />

und Erlebnispädagogik. Die Fortbildung in Erlebnispädagogik wurde<br />

schulübergreifend von uns organisiert. Es haben sich sechs Schulen an<br />

24<br />

Siehe Anhang<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 26


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

dieser Fortbildung beteiligt. Die Fortbildungen in Werteerziehung zur Dilemmasituation<br />

wie auch die Weiterbildung in systemischer Beratung, deren Kosten<br />

wir allein nicht hätten tragen können, wurden dankenswerterweise von der<br />

EU Geschäftsstelle angeboten.<br />

5 Resümee<br />

Das Equal2-Projekt kam für uns genau zum richtigen Zeitpunkt. Durch die<br />

Erfahrungen, die wir in den Klassen mit besonderem Förderbedarf gesammelt<br />

haben, ist uns deutlich geworden, dass uns spezielle Kompetenzen fehlten,<br />

um mit Störungen lösungsorientiert umzugehen und den SchülerInnen die nötige<br />

Unterstützung zu bieten.<br />

Vor diesem Projekt gingen viele KollegInnen mit bangen Erwartungen in<br />

den Unterricht mit demotivierten, schulmüden und frustrierten SchülerInnen,<br />

die aufgrund ihrer Misserfolgserlebnisse über wenig Selbstvertrauen oder<br />

auch hohes Aggressionspotential verfügen. Die Folge davon war meist, dass<br />

die SchülerInnen ‚an der kurzen Leine’ geführt wurden, damit die Störungen<br />

nicht überhand nahmen. Da sie jedoch nicht adäquat aufgefangen wurden,<br />

zogen sich die Störungen durch den ganzen Unterrichtstag. Nach dem Unterricht<br />

in diesen Klassen fühlten sich die meisten KollegInnen ausgelaugt und<br />

unzufrieden mit den erreichten Ergebnissen. So war es nicht verwunderlich,<br />

dass viele KollegInnen nach einem Schuljahr nicht mehr in diesen Klassen<br />

unterrichten wollten. Es war auch kaum möglich, neue KollegInnen dafür zu<br />

gewinnen.<br />

Trotz der Notwendigkeit, KollegInnen für diese speziellen Anforderungen<br />

weiterzubilden, waren an unserer Schule leider keine ausreichenden Mittel<br />

vorhanden, um dieses durchzuführen. Dank der finanziellen Möglichkeiten<br />

und der unterstützenden Begleitung durch die EU Geschäftsstelle konnten wir<br />

Fortbildungen durchführen, die unsere Situation und unsere Arbeit deutlich<br />

verbessert haben. Durch die Erweiterung unserer Kompetenzen sind wir nun<br />

in der Lage, diese SchülerInnen besser zu unterstützen und die Unterrichtsstörungen<br />

lösungsorientiert anzugehen. Das führt zu weniger Störungen im<br />

Unterricht, so dass mehr Lernsituationen bearbeitet werden können und damit<br />

auch zu einer wesentlich größeren Arbeitszufriedenheit. Die KollegInnen gehen<br />

gelassener und auch freudig in die Klassen - in dem Bewusstsein, in einem<br />

starken Team integriert zu sein, das ihnen Rückhalt bietet. Mit Konflikten<br />

steht keiner allein, da sie alle betreffen und auch von allen bearbeitet werden.<br />

Wohltuend ist für uns alle die Möglichkeit der kollegialen Fallberatung. Auch<br />

die gemeinsame Vorbereitung von Konfliktgesprächen, die wir in der Weiterbildung<br />

zur systemischen Beratung gelernt haben, ist sehr hilfreich.<br />

Besonders erfreulich sind die Stunden, die im Teamteaching unterrichtet<br />

werden. Von dieser Möglichkeit haben wir sogar freiwillig Gebrauch gemacht<br />

und in unseren Freistunden in den Klassen zusammen unterrichtet. Das<br />

Teamteaching führt nicht nur zu einer Verbesserung des Unterrichts, sondern<br />

ist darüber hinaus auch ressourcenschonend. Unterrichtete früher jede Kolleg-<br />

In ihr Fach, führen wir heute viele fächerübergreifende Projekte durch, für die<br />

wir die Materialien im Team erarbeitet und in Ordnern für Alle bereitgestellt<br />

haben.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 27


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Im Verlaufe des Projektes veränderte sich auch die Kooperation mit den<br />

Trägern der Förderungsmaßnahmen. Wir intensivierten den Kontakt zu den<br />

Bildungsberatern und stehen mit ihnen in einem regelmäßigen Austausch. Die<br />

Akzeptanz und der Erfolg unseres Konzeptes, das nach Rückmeldung der<br />

Träger den Bedürfnissen der SchülerInnen Rechnung trägt, ermöglichen uns<br />

auch, den Trägern unsere Erwartungen an sie deutlich zu machen.<br />

Die gemeinsamen Fortbildungstage und der anschließende intensive Austausch<br />

mit den KollegInnen der anderen Berufskollegs waren sehr förderlich.<br />

Es haben sich schulübergreifende Kontakte ergeben, die für die Weiterentwicklung<br />

unserer Arbeit sehr nutzbringend sind.<br />

Insgesamt war dieses Projekt für unser Team sehr hilfreich und nützlich, um<br />

unsere Kompetenzen im Umgang mit Jugendlichen mit erhöhtem Förderbedarf<br />

weiter zu entwickeln. Wünschenswert wäre, weiterhin ein Forum zu<br />

schaffen, auf dem Erfahrungen und Materialien ausgetauscht und durch das<br />

gemeinsame Fortbildungen organisiert werden können.<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007 Seite 28


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Verzeichnis der Anhänge<br />

Didaktische Jahresplanung<br />

Angestrebte Kompetenzen im Bildungsgang<br />

Meilensteinplanungen<br />

2006<br />

2006/2007<br />

2007/2008<br />

Evaluationen<br />

Evaluation Gewaltfreie Kommunikation<br />

Synopsen zur Gewaltfreien Kommunikation<br />

<br />

<br />

Evaluation Erlebnispädagogik<br />

Synopse zur Erlebnispädagogik<br />

Evaluation Beratung<br />

Profiling<br />

Bausteine<br />

Idealer Azubi<br />

Konzentration<br />

Umgangsformen Teil 1<br />

Klassenvertrag<br />

Exemplarische Problemsituationen<br />

Angebotsvergleich<br />

Dilemma<br />

Deliktfähigkeit<br />

Exemplarisches Projekt<br />

Wir organisieren eine Aktion für einen guten Zweck!<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007


Kompetenzentwicklung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf / Qualifizierungskonzepte für Lehrkräfte<br />

Abschlussdokumentation • Levold / Wolf • November 2007


Didaktische Jahresplanung: IS-Klassen am BKS<br />

Deutsch<br />

VK<br />

Mathematik<br />

Module: 1.Umgangsformen 2. Der ideale Auszubi 3.Ordner erstellen<br />

Stellung des<br />

Einzelhandels im<br />

Wirtschaftskreislauf<br />

Aufgaben des<br />

Einzelhandels<br />

Vertriebsformen und<br />

Betriebsformen im<br />

Einzelhandel<br />

Aufgabenfelder im<br />

Einzelhandel<br />

Allgemeine<br />

Wirtschaftslehre<br />

Kommunikationsmodell<br />

Deliktfähigkeit und<br />

Strafmündigkeit<br />

zivilrechtliche und<br />

strafrechtliche<br />

Folgen<br />

von Delikten<br />

Strafen<br />

Erwartungen an einen Verkäufer<br />

Nonverbale Kommunikation<br />

Sprache des Verkäufers<br />

Verkaufsformen<br />

Personal<br />

Zeugnisse lesen und<br />

verstehen<br />

zulässige/ unzulässige<br />

Fragen in<br />

Bewerbungsgesprächen<br />

BBiG<br />

Rechte und Pflichten von<br />

Ausbildern<br />

und Auszubildenden<br />

Warenplatzierung<br />

Warenpräsentation<br />

Warenannahme<br />

Zustandekommen von<br />

Kaufverträgen<br />

Vertragsarten<br />

Anpreisung/ Angebot<br />

Kaufvertrag<br />

vom Brutto zum<br />

Nettogehalt<br />

Soziale<br />

Sicherungssysteme<br />

der BRD 1<br />

Bearbeitung von<br />

Fachtexten parallel<br />

zum Fachunterricht<br />

Beschaffungssituationen im Einzelhandelsunternehmen:<br />

Feststellung des Leistungsniveaus<br />

Kundenkommunikation an der Kasse Dreisatz im geraden Verhältnis/im ungeraden<br />

Kaufmännisches Rechnen<br />

Verhältnis<br />

Bruchrechnen: Addition und Subtraktion Zusammengesetzter Dreisatz<br />

Multiplikation und Division<br />

Warenhandelskalkulation<br />

Durchschnittsrechnung<br />

Module: 4. Wohnungssuche und 5. Wohnungseinrichtung<br />

Angebotsvergleich (Tagesfall)<br />

Bestellung<br />

Störungen des Kaufvertrages<br />

Argumentationsstrukturen<br />

Dilemmadiskussion<br />

gewaltfreie Lerntypentest<br />

Kommunikation 2<br />

Lesetechniken<br />

Warenanahme<br />

Servicebereich<br />

Kasse<br />

Prozentrechnen (Sozialversicherungsbeiträge<br />

errechnen)<br />

Zinsrechnen (Fallsituationen zu<br />

Krediten und Schulden)<br />

1 kann auch fächerübergreifend als Modul unterrichtet werden<br />

2 kann auch fächerübergreifend als Modul unterrichtet werden


Stand Januar 2007<br />

Politik<br />

Politische<br />

Geschichte von<br />

1945 bis heute<br />

Verfassungsorgane<br />

in der BRD<br />

Aktuelle politische<br />

Entwicklungen<br />

Vorurteile<br />

Menschenrechte<br />

Arbeitslosigkeit in Deutschland<br />

Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

Aktuelle politische Entwicklungen<br />

Ökonomie und Ökologie<br />

Internationale Politik:<br />

Globalisierung<br />

Nord-Süd-Konflikt<br />

Unser Wohlstand auf Kosten<br />

anderer: Kinderarbeit in<br />

Entwicklungsländern<br />

Religion<br />

Berufswahl zwischen Wunsch und<br />

Wirklichkeit<br />

Urteile und Vorurteile<br />

Begegnungen mit Angehörigen anderer<br />

Religionen am Arbeitsplatz<br />

Schulische und private Entscheidungen im<br />

Spannungsfeld von Anpassung und Widerstand<br />

Bewahrung von Würde in der Schule, der<br />

Gesellschaft, der Arbeitswelt und im Privatleben<br />

Was bin ich wert, wenn ich arbeitslos bin<br />

Die Suche nach dem großen<br />

Glück-Träume von materieller und<br />

ideeller Freiheit<br />

Teamtraining<br />

Übungen zur Entwicklung sozialer Kompetenzen (Teamfähigkeit, Rücksicht u.a.), Verbesserung des Arbeitsverhaltens (planvolles<br />

Herangehen an Aufgaben, lösungsorientiertes Arbeiten), der Motivation und der Konzentration, Erhöhen der Frustrationstoleranz<br />

© Dr. Wolf / Levold


Stand Januar 2007<br />

Angestrebte Kompetenzen in diesem Bildungsgang:<br />

Fachkompetenz Methoden-, Lern-, Sprachkompetenz Human-, Sozialkompetenz<br />

Die Schüler kennen die Anforderungen in einem<br />

Vorstellungsgespräch und sind in der Lage adäquat zu<br />

agieren.<br />

Die Schüler beherrschen elementare<br />

Kommunikationstechniken. Sie sind bereit,<br />

Perspektive zu wechseln, indem sie verschiedene<br />

Rollen übernehmen und sie nutzen ihr Wissen, um<br />

adressatengerecht zu agieren und zu reagieren.<br />

Die Schüler sind in der Lage zielgerichtet zu<br />

kommunizieren und Kommunikationsstörungen zu<br />

vermeiden<br />

Die Schüler erkennen Stellung und Aufgaben des<br />

Einzelhandels in der Gesamtwirtschaft, durchschauen<br />

Arbeitsabläufe und Aufgabenfelder des Einzelhandels<br />

und führen einzelne Aktionen durch.<br />

Die Schüler erkennen, berechnen und führen<br />

preispolitische Maßnahmen an einzelnen Beispielen<br />

durch.<br />

Die Schüler werden zunehmend sicherer im Umgang<br />

mit Präsentations- und Gestaltungstechniken und sind<br />

in der Lage ihre Arbeitsergebnisse adressatengerecht<br />

aufzubereiten und darzustellen. Dabei können sie<br />

eigene kreative Fähigkeiten einbringen und<br />

Handlungsprodukte kriterienorientiert reflektieren<br />

und beurteilen.<br />

Durch gezielten Methodenwechsel sind den Schülern<br />

unterschiedliche Lern- und Arbeitstechniken vertraut<br />

Die Schüler entwickeln eine wertschätzende<br />

Grundeinstellung zu anderen Menschen. Sie versetzen<br />

sich gedanklich in die Situation des anderen und<br />

nehmen Wünsche und Gedanken des Gegenüber<br />

wahr.<br />

Die Schüler entwickeln Empathiefähigkeit und<br />

reagieren situationsangemessen.<br />

Die Schüler reflektieren eigenes Kaufverhalten und<br />

die damit verbundene Verschuldungsproblematik. Die<br />

Schüler kennen Verhaltensmuster, um nicht in die<br />

Verschuldungsfalle zu tappen, aber auch<br />

Möglichkeiten und Institutionen, um sich zu<br />

entschulden.<br />

Die Schüler sind in der Lage, verschiedene Interessen<br />

und Meinungen zu einem Thema/Konflikt zu<br />

erkennen, Argumente vergleichend abzuwägen und<br />

zu einem ausgewogenen Meinungsbild zu kommen.<br />

Sie können eigene Wertvorstellungen artikulieren.<br />

Die Schüler sind zunehmend in der Lage, ein<br />

wertschätzendes Feedback zu geben und verstehen<br />

Kritik nicht als einen persönlichen Angriff, sondern<br />

als konstruktive Rückmeldung zur eigenen<br />

Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Die Schüler kennen und bewerten Aufgaben, Rechte<br />

und Pflichten der Beteiligten im sozialen System.<br />

Die Schüler sind in der Lage selbständig<br />

Informationen zu beschaffen und auszuwerten.<br />

Die Schüler entwickeln zunehmendes<br />

Selbstbewusstsein.<br />

Die Schüler erkennen den Umfang und die Bedeutung<br />

der Internationalisierung und Globalisierung für ihr<br />

eigenes Leben und ihre berufliche Zukunft<br />

Die Schüler kennen die Bedeutung von<br />

Problemlösungsstrategien zur planvollen Bewältigung<br />

von Aufgaben.<br />

Die Schüler erkennen die Bedeutung termingerechten<br />

Arbeitens für privates und berufliches Umfeld.<br />

© Dr. Wolf / Levold


Phase Ergebnis Erforderliche Aktivitäten Zeit Beteiligte<br />

Noch kein<br />

fester<br />

Termin<br />

Februar-<br />

Juni 06<br />

Meilensteinplanung 1<br />

Basismodul 1<br />

Gewaltfreie<br />

Kommunikation<br />

2 Lernsituationen zum<br />

Thema „Vorurteile“ unter<br />

besonderer Analyse des<br />

Verhaltens von Sender und<br />

Empfänger<br />

Entwicklung von Rollenspielen<br />

mit Feedback-<br />

Regeln und Deeskalationsmöglichkeiten<br />

Evaluationsbericht<br />

Fortbildung aller Lehrer zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“,<br />

Dozent: H.Warmbier<br />

Fächerübergreifende Weiterentwicklung des Kommunikationsmodells<br />

(im VK-Unterricht bereits eingeführt) im Bereich<br />

Werteerziehung<br />

Einführung in das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation<br />

Sensibilisierung und Anwendung gewaltfreier Sprache in Rollenspielen<br />

aus dem alltäglichen und beruflichem Bereich<br />

Fächerübergreifender Rückgriff auf Grundsätze der Gewaltfreien<br />

Kommunikation im Unterricht<br />

27./28.<br />

Januar 06<br />

Februar-<br />

Juni 06<br />

März-Mai<br />

06<br />

August 06<br />

Akteure<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team<br />

(v.a.BWL,<br />

VK, D,P)<br />

JoA-Team<br />

Basismodul 2<br />

„Erlebnispädagogik“<br />

Erstellung eines Methodenrepertoires<br />

z.B. Zusammenstellung<br />

von Ü-<br />

bungen in einer Kartei<br />

Fortbildung einiger Lehrer zum Thema: „ Steuerung von Lernprozessen<br />

durch Elemente des Indoor +Outdoor-Trainings der<br />

Erlebnispädagogik im beruflichen Unterricht“ Dozent Sven<br />

Schlebusch Fa. Transparenz<br />

Entwicklung von handlungsorientierten Übungen zur Förderung<br />

der Selbstwahrnehmung, des Selbstvertrauens, der<br />

Kommunikation, des Arbeitsverhaltens, der Konzentration, der<br />

Problemlösungskompetenz, der Teamfähigkeit u.v.m.<br />

Kirmse<br />

Levold<br />

Wolf<br />

JoA-Team


März- Juni<br />

06<br />

JoA-Team<br />

August 06 JoA Team<br />

mit verschiedenen<br />

Schulteams<br />

06-10-<br />

März 06<br />

April-Juni<br />

06<br />

Levold<br />

Over<br />

Wolf<br />

JoA-Team<br />

August 06 JoA-Team<br />

2 fächerübergreifende<br />

Lernsituationen in denen<br />

die Übungen mit Aufgabenstellungen<br />

aus der beruflichen<br />

Handlung sinnvoll<br />

verknüpft werden oder<br />

Einsatzempfehlungen bei<br />

problematischen Unterrichtssituationen<br />

(2 konkrete<br />

Beschreibungen)<br />

Fächerübergreifende Implementierung und Reflexion der Ü-<br />

bungen im Unterricht<br />

Evaluationsbericht Erfahrungsaustausch des JoA Teams und kritische Würdigung<br />

des Nutzens des Einsatzes dieser Übungen<br />

(hoffentlich mit Lehrern der anderen Schulen, die diese Übungen<br />

einsetzen)<br />

Basismodul 3<br />

Werteerziehung<br />

Konstruktion von 2 Dilemmasituationen<br />

aus dem<br />

alltäglichen und berufsspezifischen<br />

Leben der Schüler<br />

Fortbildung einiger Lehrer zum Thema: „Förderung moralischdemokratischer<br />

Kompetenzen im Fachunterricht“ von Prof.<br />

Georg Lind Uni Konstanz<br />

(Teilnahme noch nicht gesichert. Anmeldung erfolgt erst nach<br />

persönlicher Absprache mit Professor Lind)<br />

Fächerübergreifende Implementierung und Reflexion der Dilemmadiskussion<br />

im Unterricht<br />

Evaluationsbericht Erfahrungsaustausch des JoA Teams und kritische Würdigung<br />

des Nutzens des Einsatzes dieser Methode für die JoA Klassen


04.Mai 06<br />

Mai<br />

14. August<br />

06-<br />

31.Januar<br />

07<br />

März-Juni<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team<br />

Beratung 1<br />

Eventuelle Integration des<br />

Berufswahlpasses und Berufsorientierungsprozesses<br />

in die DJP<br />

Besuch der Fachtagung der EUGES/Bezreg zum Berufsorientierungsprozess<br />

/ Berufswahlpass<br />

BG Konferenz mit den Trägern, mit denen wir kooperieren, zur<br />

Diskussion über den Einsatz des Berufswahlpasses in unseren<br />

Klassen ( Evtl. bietet der Träger, hier IB und ISBB, diesen<br />

Pass an) Absprachen mit den Kooperationspartner über das<br />

Angebot möglicher Module oder Einheiten der Module<br />

Bei Angebot des Berufswahlpasses als Modul Erprobung und<br />

Evaluation<br />

Austausch: Stand und<br />

Projektergebnisse mit anderen<br />

Projektschulen<br />

Laufender informeller Austausch zwischen Lehrerteams mit<br />

ähnlichem Berufsprofil<br />

Arbeitstagung der EUGES/Bezreg<br />

9.Novemb<br />

er 06?<br />

JoA-Team<br />

mit verschiedenen<br />

Schulteams<br />

Projektaustausch<br />

Gegebenenfalls<br />

weitere<br />

Phasen


Phase Ergebnis Erforderliche Aktivitäten Zeit Beteiligte<br />

Akteure<br />

Beratungsgespräche mit SchülerInnen August 07 JoA-Team<br />

Entwicklung der Unterrichtseinheiten August 07 Deutsch<br />

und VK<br />

Lehrer<br />

Weiterentwicklung von handlungsorientierten Übungen zur<br />

Förderung der Selbstwahrnehmung, des Selbstvertrauens,<br />

der Kommunikation, des Arbeitsverhaltens, der Konzentration,<br />

der Problemlösungskompetenz, der Teamfähigkeit<br />

u.v.m.<br />

Februar- Juni<br />

07<br />

JoA-Team<br />

Meilensteinplanung 2<br />

Basismodul 1<br />

Gewaltfreie<br />

Kommunikation<br />

Evaluation<br />

Fortbildung aller Lehrer zum Thema „Beratungsgespräche<br />

nach den Grundsätzen der Gewaltfreien Kommunikation<br />

nach M.Rosenberg<br />

21./22.10.06 JoA-Team<br />

Evaluation<br />

Coaching bei der Erstellung von Unterrichtseinheiten im<br />

Bereich GFK von Ute Faber<br />

2-3 Termine ab<br />

November 06<br />

Deutsch<br />

und VK<br />

Lehrer<br />

Basismodul 2<br />

„Erlebnispädagogik“<br />

Weiterentwicklung des<br />

Methodenrepertoires<br />

Fortbildung einiger Lehrer zum Thema: „ Steuerung von<br />

Lernprozessen durch Elemente des Indoor +Outdoor-<br />

Trainings der Erlebnispädagogik im beruflichen Unterricht“<br />

(Fa. TeamTransparenz)<br />

Noch kein fester<br />

Termin<br />

JoA-Team


JoA Team<br />

Auswirkung der Methode auf das Schülerverhalten August 07 JoA-Team<br />

Termin steht<br />

noch nicht fest<br />

Nov. 06- Juni<br />

07<br />

Evaluation Erfahrungsbericht Juni 07 JoA Team<br />

Evaluationsbericht<br />

Erfahrungsbericht über Einsatz von erlebnispädagogischen<br />

Elementen<br />

August 07<br />

JoA Team<br />

Basismodul 3<br />

Deutschförderung<br />

Schaffen äußerer<br />

Rahmenbedingungen<br />

für individuelle Förderung<br />

Fachtagung: individuelle Deutschförderung 25.9.2006 Deutsch -<br />

und VK -<br />

Lehrer<br />

Basismodul 4<br />

Werteerziehung<br />

Evaluation<br />

Schulübergreifende Durchführung der Dilemmamethode<br />

mit Erprobung des Auswertungsverfahrens (MUT) (falls<br />

dieses durch die Bezirksregierung ermöglicht wird)<br />

Termin steht<br />

noch nicht fest<br />

Beratung 1<br />

Grundlagen bei der Beratung<br />

von Lernschwierigkeiten<br />

und Verhaltensauffälligkeiten<br />

Besuch der Fachtagung bei der Bezirksregierung zum<br />

Thema: Beratung von Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten<br />

von Karin Egidi und/oder Christa Hubrich<br />

Entwicklung von Grundlagen zur Beratung von Lernschwierigkeiten<br />

und Verhaltensauffälligkeiten<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team


Phase Ergebnis Erforderliche Aktivitäten Zeit Beteiligte<br />

Akteure<br />

JoA-Team<br />

Kollegiale Fallberatung Ab August 07 JoA-Team<br />

Entwicklung der Unterrichtseinheiten Ab August 07 Deutsch<br />

und VK<br />

Lehrer<br />

Erstellung von Unterrichtseinheiten Ab August<br />

2007<br />

JoA-Team<br />

JoA-Team<br />

1<br />

Meilensteinplanung 3<br />

Basismodul 1<br />

Gewaltfreie<br />

Kommunikation<br />

Evaluation<br />

Fortbildung zum Thema „ Konzeption zur Erstellung<br />

und Implementierung von Unterrichtseinheiten<br />

zur Gewaltfreien Kommunikation“<br />

1 Halbjahr<br />

2007/08<br />

Evaluation<br />

Coaching bei der Erstellung von Unterrichtseinheiten<br />

im Bereich GFK von Ute Faber<br />

Noch kein fester<br />

Termin<br />

JoA-Team<br />

und andere<br />

Schulgruppen<br />

Entwicklung eines Methodenrepertoires<br />

zu Genderproblemen<br />

Fortbildung zum Thema: „Rollenbilder unter Genderaspekten<br />

in den verschiedenen Kulturkreisen<br />

und deren Auswirkungen auf die Kommunikation.“<br />

Noch kein fester<br />

Termin


JoA-Team<br />

und andere<br />

Schulgruppen<br />

JoA-Team<br />

JoA Team<br />

JoA Team<br />

JoA Team<br />

2<br />

Basismodul 2<br />

„Erlebnispädagogik“<br />

Weiterentwicklung des Methodenrepertoires<br />

Fortbildung zum Thema „Reflexionsmethoden bei<br />

der Evaluierung von Gruppenprozessen“ (Fa.<br />

TeamTransparenz)<br />

Noch kein fester<br />

Termin<br />

Kollegiale Fallberatung<br />

Evaluationsbericht<br />

Erfahrungsbericht über Einsatz von Reflexionstechniken<br />

bei der Evaluation gruppendynamischer<br />

Prozesse<br />

November 07<br />

Basismodul 3<br />

Deutschförderung<br />

Schaffen äußerer Rahmenbedingungen<br />

für individuelle<br />

Förderung<br />

Kollegiale Fallberatung Ab August 07 JoA Team<br />

Weiterentwicklung von<br />

‚Deutschförderung als übergreifendes<br />

Prinzip’<br />

Erstellung eines Kriterienkatalogs für die sprachliche<br />

Beurteilung von Fachklausuren<br />

Ab August 07<br />

Basismodul 4<br />

Werteerziehung<br />

Evaluation<br />

Planung und Durchführung von Projekttagen zu<br />

ethischen und/oder ökölogischen Problemstellungen<br />

Ab August 07


Evaluation Kollegiale Fallberatung Ab August 07 JoA Team<br />

© Dr. Wolf / Levold Köln, 11.05.2007<br />

3<br />

Basismodul 5<br />

Matheförderung<br />

Schaffen äußerer Rahmenbedingungen<br />

für individuelle<br />

Förderung<br />

Fortbildung für Mathematiklehrer von der Bezirksregierung<br />

05./06.Juni<br />

2007<br />

Mathelehrer<br />

Beratung 1<br />

Grundlagen bei der Beratung<br />

von Lernschwierigkeiten und<br />

Verhaltensauffälligkeiten<br />

Weiterbildung zum Thema: „Systemische Beratung“<br />

bei Karin Egidi und Christa Hubrich<br />

Seit Februar 07 2 Lehrer<br />

aus den<br />

Klassenlehrerteams<br />

Zwei weitere Lehrer und unsere Sozialpädagogin<br />

werden an der o.g. Weiterbildung teilnehmen<br />

Ab August 07 3 Lehrer<br />

Implementierung fester<br />

Strukturen zur Kollegialen<br />

Fallberatung (Ein Tag in der<br />

Woche zwei Unterrichtsstunden<br />

für die Klassenleitungen)<br />

Setzung von festen Terminen zur Durchführung<br />

der Kollegialen Fallberatung und der Beratung von<br />

Schülern mit Beratungsbedarf<br />

Ab August 07 Klassenleitungsteams<br />

Beratung 2 Integration des Berufsorientierungsprozesses<br />

in die DJP<br />

Bildungsgangkonferenz der Bildungsgänge Arbeitsförderung<br />

und Einzelhandel zur Gestaltung<br />

des Berufsorientierungsprozesses<br />

Juli 07 BG EH<br />

BG AF<br />

Evaluation Erprobung der bildungsgangübergreifenden Kooperation<br />

beim Berufsorientierungsprozess<br />

Ab August 07 JoA Team<br />

AF Team


Evaluation der Fortbildung: Gewaltfreie Kommunikation<br />

Veranstaltung<br />

Am 27. und 28.1. 2006 fand im Berufskolleg Südstadt unter der Leitung des Dozenten Herbert<br />

Warmbier (raum.4: www.raumpunkt4.de) eine Einführung in das Konzept der ‚Gewaltfreien<br />

Kommunikation’ von Marshall Rosenberg statt. Teil nahmen daran 17 Kolleginnen und Kollegen,<br />

darunter das komplette JoA-Team der Schule.<br />

Kurzüberblick über die Methode<br />

Der amerikanische Psychologe Marshall Rosenberg hat ausgehend von den Methoden Carl Rogers<br />

seinen Ansatz einer gewaltfreien Kommunikation entwickelt. Sie basiert auf der Annahme, dass<br />

unsere Alltagssprache mit Be- und Verurteilungen angefüllt ist, die das gegenseitige und das eigene<br />

Verständnis beeinträchtigen. Mit Hilfe dieses Ansatzes werden diagnostizierende und beurteilende<br />

Sprache erkennbar und veränderbar und somit Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Einfühlung<br />

gefördert.<br />

Die Methode besteht im wesentlichen aus vier Komponenten:<br />

1. Beobachten ohne Beurteilung und Bewertung<br />

2. Gefühle feststellen, die wir haben, wenn wir die Beobachtung machen<br />

3. Bedürfnisse formulieren, die hinter diesen Gefühlen stehen<br />

4. Bitten aussprechen, was jemand tun kann, um das Bedürfnis zu befriedigen.<br />

Literaturhinweise:<br />

Marshall Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation, Neue Wege in der Mediation und im Umgang<br />

mit Konflikten, Paderborn: Junfermann 2004.<br />

Marshall Rosenberg , Konflikte lösen mit gewaltfreier .Kommunikation, Freiburg i.B.: Herder TB<br />

2004.<br />

Zielsetzung für die Fortbildung<br />

Vor dem Seminar hatten wir mit Herrn Warmbier abgesprochen, dass neben der Einführung in die<br />

Grundlagen des Konzepts von Rosenberg uns drei Aspekte besonders interessieren würden:<br />

- Motivation von Gruppen, die nicht freiwillig zu einer Veranstaltung kommen, sondern nur,<br />

weil sie Konsequenzen (Abmahnungen) fürchten. [Rosenberg hat diese in einem Interview<br />

als Gruppe B bezeichnet (Konflikte lösen mit GFK, S.145)]<br />

- Reflektion der eigenen Sprache im schulischen Kontext<br />

- Anwendung der 4 Schritte der GFK bei Konflikten<br />

Rückblick über das Seminar<br />

Die Fortbildung war in folgenden Punkten sehr lohnend und hilfreich für alle:<br />

- Alle TeilnehmerInnen wurden an das Modell von Rosenberg herangeführt<br />

- Die Übungen ließen viele Aha-Erlebnisse zu, in denen klar wurde, dass wir häufig - ohne es<br />

zu wollen - durch unseren Sprachgebrauch be- und verurteilen, wodurch Konflikte verstärkt<br />

werden.<br />

- Konfliktsituationen, die mit den SchülerInnen aufgetreten waren, konnten wir im Team<br />

besprechen und Lösungsmöglichkeiten unter Anleitung des Dozenten weiter entwickeln.


- Die Bedeutung des Erkennens eigener Bedürfnisse sowie die der SchülerInnen wurde klar<br />

als Grundlage erkannt, um davon ausgehend Konflikte in Verständnis und Übereinkunft<br />

umzuwandeln.<br />

Perspektiven<br />

- Das JoA-Team ist sich einig darin, die Grundsätze der GFK im Unterricht einzubringen.<br />

- Die LehrerInnen werden versuchen, durch Ihre Sprache und Reaktionen bei Konflikten dazu<br />

beitragen, den SchülerInnen andere Reaktionsmöglichkeiten zu vermitteln.<br />

- Der Fokus auf die grundlegenden Bedürfnisse dürfte uns nutzen, in schwierigen Situationen<br />

die Wertschätzung des Kommunikationspartners beizubehalten und Lösungen zu entwickeln<br />

- Darüber hinaus sollen die SchülerInnen im Bereich der Werteerziehung durch gezielte<br />

Unterrichtsreihen zur GFK für einen achtsameren sprachlichen Umgang miteinander<br />

sensibilisiert werden.<br />

Schwierigkeiten und Wünsche<br />

- Dieser Ansatz ist nicht von heute auf morgen so integriert, dass er direkt angewendet<br />

werden kann. Es braucht Zeit, eigene und fremde Bedürfnisse zu erkennen und die<br />

„Giraffensprache“ Rosenbergs anzuwenden.<br />

- Für die Vorgangsweise in Konflikten könnte es sich als sinnvoll erweisen, nach ein paar<br />

Monaten noch einmal eine Trainingseinheit anzubieten, um zu einer sicheren<br />

Vorgehensweise in Konflikten zu gelangen.<br />

- Eine Entwicklungsphase ist erforderlich, um geeignete Unterrichtsreihen zu erarbeiten und<br />

zu erproben.


Synopse der Unterrichtseinheit: Besuch bei einem möglichen Ausbilder – Wie gehe ich mit einer Konfliktsituation um?<br />

Berufskolleg Südstadt<br />

Unterrichtsphasen, -ablauf und –inhalte Arbeitsformen Medien Intendierte Lernziele<br />

I. Problemstellung<br />

Der Lehrer fragt die Schüler nach ihren Erfahrungen bei Vorstellungsbesuchen<br />

in Betrieben. Die Schüler berichten, wie<br />

es ihnen ergangen ist.<br />

Falls kein Schüler negative Erfahrungen vorbringt, wird folgender<br />

Fall von der Lehrperson erzählt:<br />

Eine Schülerin wird von ihrem Bildungsberater trotz einer<br />

Absage noch einmal zu einem Betrieb geschickt, von dem<br />

sie bereits eine schriftliche Absage erhalten hat. Bei dem<br />

Besuch wird sie vom Chef beschimpft, sie würde ihm die Zeit<br />

stehlen und er hätte bereits geschrieben, dass er keinen<br />

Praktikumsplatz zu vergeben hätte. (authentischer Fall)<br />

II. Erarbeitung 1 und erstes Zwischenergebnis<br />

Die Schüler erhalten ein Arbeitsblatt mit dem Kommunikationsmodell<br />

von Schulz von Thun. Die Lehrperson erklärt die<br />

vier Seiten der Kommunikation in diesem Modell.<br />

Sie halten zunächst in Einzelarbeit fest, wer Sender und wer<br />

Empfänger in diesem Fall ist, was beide Seiten gesagt haben<br />

könnten. Danach vergleichen sie ihre Ergebnisse mit denen<br />

ihrer Nachbarn und präsentieren sie anschließend im Plenum.<br />

Das Ergebnis wird auf Folie festgehalten.<br />

Fragend-entwickelnd<br />

L: moderierend, Impulse<br />

S: erklärend<br />

Lehrervortrag<br />

Einzel- und Partnerarbeit<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend, unterstützt<br />

durch Folie<br />

Tafelbild<br />

Arbeitsblatt A<br />

OH-Folien zum Kommunikationsmodell<br />

Folie<br />

Die Schüler reflektieren ihre Erfahrungen bei<br />

Vorstellungsbesuchen und formulieren diese im<br />

Unterrichtsgespräch. Durch die unterschiedlichen<br />

Erfahrungen beginnen die Schüler zu begreifen,<br />

dass der Verlauf eines Vorstellungsgespräches<br />

nicht nur von der eigenen Vorbereitung und Person<br />

abhängt, sondern auch von dem Gegenüber<br />

und der Situation, in der dieses Gespräch stattfindet.<br />

Die Schüler erkennen zunehmend die Komplexität<br />

und Vielschichtigkeit einer solchen Situation<br />

und sind interessiert daran zu erfahren, wie man<br />

sich in einer schwierigen Situation verhalten<br />

kann.<br />

Die Schüler lernen das Modell kennen, mit dem<br />

sie die vielen Faktoren die eine Kommunikation<br />

prägen, strukturiert darstellen können. Sie erkennen,<br />

dass dieses Modell ihnen die Möglichkeit<br />

einer Vereinfachung bietet<br />

Die Schüler wenden das Modell auf die eingangs<br />

besprochene Situation an. Durch die Lernspirale<br />

trainieren sie, die Aufgabe zunächst selbstständig<br />

zu lösen und ihre Ergebnisse mit einem Lernpartner<br />

auszutauschen, um diese dann im<br />

Plenum zu diskutieren.<br />

III. Erarbeitung 1 und zweites Zwischenergebnis<br />

Die Lehrperson greift die Äußerungen aus dem obigen Beispiel<br />

heraus und entwickelt mit den Schülern das erweiterte<br />

Kommunikationsmodell nach den Grundsätzen der GFK<br />

(Gewaltfreien Kommunikation). Sie erarbeiten zunächst in<br />

Einzelarbeit, in welchen Gefühlszuständen sich die beiden<br />

Parteien befinden könnten und welche möglichen Hintergründe<br />

es für dieses Kommunikationsverhalten geben<br />

könnte. Danach vergleichen sie ihre Ergebnisse mit denen<br />

ihrer Nachbarn und präsentieren sie anschließend im Plenum.<br />

Das Ergebnis wird an der Tafel festgehalten.<br />

Fragend-entwickelnd<br />

L: moderierend, Impulse<br />

S: erklärend<br />

Einzel- und Partnerarbeit<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend, unterstützt<br />

durch die Tafel<br />

OH-Folie :erweitertes Kommunikationsmodell<br />

nach der<br />

GFK<br />

Tafelbild<br />

Die Schüler sind zunehmend in der Lage zu erkennen,<br />

dass jede Äußerung von und durch<br />

Gefühle getragen und geprägt ist.<br />

Durch die Klärung der Hintergründe, die zu diesen<br />

Gefühlen geführt haben könnten, erkennen<br />

die Schüler, dass der Sender nur Auslöser der<br />

Reaktion des Empfängers ist, da für diesen weitere<br />

Gründe eine Rolle spielen können. Durch die<br />

zweite Lernspirale festigen sie ihre Fähigkeit,<br />

Aufgaben selbstständig zu lösen und ihre Ergebnisse<br />

mit einem Lernpartner auszutauschen, um<br />

diese dann im Plenum zu diskutieren.


Berufskolleg Südstadt<br />

IV. Erarbeitung 2<br />

Falls die Schüler nicht von selbst Verhaltensmöglichkeiten<br />

für den Praktikumssuchenden ansprechen, gibt der Lehrer<br />

einen Impuls mit der Frage, wie sich dieser in der besprochenen<br />

Situation am besten verhalten könnte.<br />

Die Lehrperson stellt die vier Schritte der GFK vor.<br />

Da es für die Schüler noch schwierig ist, sich an die vier<br />

Schritte zu halten und entsprechende Sätze zu formulieren,<br />

erfolgt dieses in Partnerarbeit. Gleichzeitig ist diese eine<br />

Vorbereitung auf ein anschließendes Rollenspiel.<br />

V. Präsentation der Ergebnisse und Feedback<br />

L: Impuls<br />

Plenum<br />

Lehrervortrag<br />

Partnerarbeit<br />

unterstützt durch OH-Folie:<br />

4 Schritte der GFK<br />

Rückgriff auf Infoblatt<br />

Die Schüler versetzen sich in die Situation des<br />

Betroffenen. Sie sind zunehmend in der Lage<br />

verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten<br />

und diese im Plenum vorzutragen.<br />

Die Schüler setzen sich mit den vier einzelnen<br />

Schritte der GFK auseinander und formulieren zu<br />

jedem dieser Schritte einen Satz. Durch die Formulierung<br />

der einzelnen Schritte der GFK sind<br />

die Schüler sensibilisiert ihre Kommunikation aus<br />

einer Metaebene zu beschreiben.<br />

In der Partnerarbeit wenden die Schüler zunehmend<br />

die Regeln des aktiven Zuhörens an,<br />

indem sie auf ihren Kommunikationspartner eingehen.<br />

Zwei Schüler präsentieren ihre Lösungen vor der Klasse.<br />

Andere Ergebnisse werden vorgestellt und besprochen.<br />

Im Anschluss daran wird von zwei Schülern ein Rollenspiel<br />

vorgetragen. Bevor die Schüler aus ihren Rollen entlassen<br />

werden, werden sie gefragt, wie sie sich als Chef und als<br />

Praktikant in der Situation gefühlt haben. Die anderen<br />

Schüler geben ein Feedback zum Situationsverlauf insgesamt<br />

und zu den vier Schritten im einzelnen.<br />

Präsentation der Ergebnisse<br />

Rollenspiel<br />

Fragend-entwickelnd<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend<br />

Die Schüler erkennen, wie eine Konfliktsituation<br />

entschärft werden kann, indem die Reaktion eines<br />

Kommunikationspartners zunächst nur<br />

beobachtet und reflektiert wird, ohne direkt auf<br />

die Äußerung zu reagieren.<br />

Durch das Rollenspiel erfahren die Schüler unterschiedliche<br />

Kommunikationsmöglichkeiten und<br />

erweitern so ihr eigenes Kommunikationsspektrum<br />

und gewinnen zunehmend Sicherheit im<br />

Umgang mit Konflikten.<br />

VI. Zusammenfassung<br />

Die Schüler überlegen abschließend gemeinsam, wie ein<br />

Konflikt entschärft werden kann.<br />

Fragend-entwickelnd<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend<br />

Tafelbild: Deeskalationsschritte<br />

Die Schüler erkennen, dass sie in Konfliktsituationen<br />

deeskalierend wirken können, indem sie<br />

nicht direkt auf Äußerungen reagieren, sondern<br />

zunächst nur ihre Beobachtung wiedergeben und<br />

überlegen, welche Hintergründe die Reaktion eines<br />

Kommunikationspartners haben kann.


Berufskolleg Südstadt<br />

Tafelbild


Berufskolleg Südstadt<br />

Tafelbild: Deeskalationsschritte<br />

Wie kann ich einen Konflikt entschärfen?<br />

- Ich reagiere nicht sofort auf (beleidigende) Äußerungen des anderen<br />

- Ich versuche meine Gefühle unter Kontrolle zu halten<br />

- Ich überlege, was sich hinter der Äußerung für Gefühle verbirgt<br />

- Ich frage mich, welche Hintergründe es dafür gibt<br />

- Ich äußere zunächst nur, was ich beobachte<br />

- Ich nehmen meine eigenen Gefühle wahr<br />

- Ich teile meine Bedürfnisse mit<br />

- Ich äußere eine konkrete Bitte


2. Gefühle Ich bin traurig darüber, dass mein Anliegen bei Ihnen eine solche Wut auslöst.<br />

Berufskolleg Südstadt<br />

Arbeitsblatt:<br />

4 Schritte in einer Konfliktsituation<br />

Äußerungen des Praktikanten<br />

(mögliche Schülerantworten)<br />

1. Beobachtung Ich sehe, dass Sie ärgerlich sind.<br />

Ich beobachte...<br />

Ich fühle mich...<br />

3. Bedürfnisse Ich möchte nicht beschimpft werden.<br />

Ich brauche...<br />

4. Bitten Ich bitte Sie, mich freundlich zu behandeln.<br />

Ich bitte...


Berufskolleg Südstadt<br />

Synopse der Unterrichtseinheit: Konflikt im Alltag - Wie gehe ich damit um?<br />

Unterrichtsphasen, -ablauf und –inhalte Arbeitsformen Medien Intendierte Lernziele<br />

Vorstellung<br />

I. Problemstellung<br />

Der Lehrer präsentiert den Fall, dass ein Jugendlicher einem<br />

Busfahrer gegenüber tätlich geworden ist, als dieser<br />

ihn beleidigt, weil der Jugendliche sein Auto so geparkt<br />

hatte, dass der Busfahrer nicht vorbeikommt: Stellen Sie<br />

sich vor....<br />

Die Schüler äußern sich zunächst spontan zu dem entwickelten<br />

Fall und werden aufgefordert, das<br />

Kommunikationsmodell nach der GFK zu entwerfen. Dieses<br />

Ergebnis wird stichpunktartig an der Tafel<br />

festgehalten.<br />

Lehrervortrag<br />

Plenum<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend<br />

Tafelbild: Kommunikationsmodell<br />

(GFK)<br />

Die Schüler versetzen sich in die Situation der beiden<br />

Beteiligten. Da dies eine mögliche Situation aus ihrem<br />

Alltagsleben ist, sind sie sensibilisiert und motiviert sich<br />

mit der Problemstellung auseinanderzusetzen.<br />

Die Schüler klären die unmittelbare Konfliktsituation und<br />

erarbeiten mögliche Gefühle und Hintergründe.<br />

Die Schüler sind in der Lage, verschiedene Gründe für<br />

die Reaktion des Busfahrers zu entwickeln und diese<br />

empathisch nachzuvollziehen.<br />

II. Erarbeitung 1 und erstes Zwischenergebnis<br />

In Einzelarbeit sollen die Schüler für den Jugendlichen<br />

nach den vier Schritten von Rosenberg Sätze formulieren,<br />

mit denen sie auf die Beleidigung des Busfahrers reagieren<br />

könnten.<br />

Im Anschluss daran vergleichen sie ihre Ergebnisse mit<br />

den Nachbarn.<br />

Im Plenum werden die Schritte festgehalten<br />

Einzel- und Partnerarbeit<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend, unterstützt<br />

durch Folie<br />

Arbeitsblatt : 4 Schritte<br />

der GFK<br />

OH-Folie: 4 Schritte der<br />

GFK<br />

Die Schüler wenden das bereits bekannte Modell auf eine<br />

neue Situation an und festigen ihre Kenntnisse,<br />

sowohl inhaltlich als auch methodisch. Durch die Lernspirale<br />

werden sie dazu angehalten, zunächst selbst die<br />

Aufgabe zu lösen, dann aber mit ihren Lernpartnern<br />

auszutauschen und im Plenum ihre Ergebnisse zu besprechen.<br />

Durch die Erarbeitung der Schritte sind die Schüler sensibilisiert<br />

für eine neue Form der Aufnahme und der<br />

Reaktion auf eine Beleidigung.


Berufskolleg Südstadt<br />

III. Erarbeitung 2<br />

Die Schüler sollen die vorgestellte und die veränderte Situation<br />

in Rollenspielen nachstellen. Dazu können<br />

unterstützend vom Lehrer Rollenkarten ausgegeben werden.<br />

Den anderen Schülern werden Beobachtungsaufgaben<br />

erteilt.<br />

2 Rollenspiele Die Schüler erkennen, dass durch die Reaktion auf die<br />

beleidigende Äußerung ohne Rücksichtnahme auf mögliche<br />

Hintergründe eine Eskalation des Konflikts fast<br />

unausweichlich ist.<br />

Die Schüler sind zunehmend in der Lage mehrere Ebenen<br />

der Kommunikation wahrzunehmen und mögliche<br />

Hintergründe, die ein Verhalten beeinflussen in ihre Beobachtung<br />

aufzunehmen.<br />

Sie erkennen in dem zweiten Rollenspiel die veränderte<br />

Reaktionsweise des Jugendlichen und diskutieren die<br />

möglichen Deeskalationstrategien fest.<br />

IV. Präsentation der Ergebnisse und Feedback<br />

Die Schüler geben ein Feedback zum Situationsverlauf<br />

insgesamt und zu den vier Schritten im<br />

einzelnen. Deeskalierende Schritte werden besprochen<br />

und an der Tafel festgehalten.<br />

Plenum<br />

Fragend-entwickelnd<br />

S: präsentierend<br />

L: moderierend<br />

Tafelbild zu Deeskalationsstrategien<br />

Die Jugendlichen formulieren ihre Selbsterfahrung oder<br />

ihre Beobachtung und erkennen, welche Auswirkungen<br />

die verschiedenen Verhaltensweisen haben.<br />

Die Schüler erkennen, wie eine Konfliktsituation entschärft<br />

werden kann, indem die Reaktion eines<br />

Kommunikationspartners nur beobachtet und reflektiert<br />

wird, ohne direkt darauf zu reagieren.


A1: Sie fahren mit ihrem Auto in die Stadt, um wichtige Ersatzteile für Ihren Computer zu besorgen. Es ist viel los und sie haben Mühe einen Parkplatz zu<br />

finden. Endlich erwischen Sie einen Platz an einer Straßenecke. Er ist zwar nicht ideal, aber sie wollen auch nicht lange wegbleiben. Sie erledigen schnell Ihre<br />

Besorgungen und gehen zum Auto zurück. In der Straße sehen Sie schon eine lange Schlange an Autos und vorne an Ihrem Auto ist ein Bus blockiert, der<br />

nicht abbiegen kann, weil Ihr Auto im Weg steht. Sie schließen schnell die Fahrertür auf, um die Situation zu entspannen, als der Busfahrer wütend auf Sie<br />

zukommt und Sie gleich beschimpft. Solche Äußerungen lassen Sie sich nicht bieten und Sie schimpfen direkt zurück.<br />

A2: Sie fahren mit ihrem Auto in die Stadt, um wichtige Ersatzteile für Ihren Computer zu besorgen. Es ist viel los und sie haben Mühe einen Parkplatz zu<br />

finden. Endlich erwischen Sie einen Platz an einer Straßenecke. Er ist zwar nicht ideal, aber sie wollen auch nicht lange wegbleiben. Sie erledigen schnell Ihre<br />

Besorgungen und gehen zum Auto zurück. In der Straße sehen Sie schon eine lange Schlange an Autos und vorne an Ihrem Auto ist ein Bus blockiert, der<br />

nicht abbiegen kann, weil Ihr Auto im Weg steht. Sie schließen schnell die Fahrertür auf, um die Situation zu entspannen, als der Busfahrer wütend auf Sie<br />

zukommt und gleich beschimpft. Sie bleiben ruhig und versuchen, Ihre Wut auf den Busfahrer zu kontrollieren. Sie erkennen, dass der Busfahrer so wütend<br />

ist, weil er den Zeitplan nicht einhalten kann und Stress durch den Unmut der Fahrgäste und die blockierten Autofahrer hat. Sie teilen ihm zunächst Ihre Beobachtung<br />

mit und zeigen ihm Verständnis in der schwierigen Situation.<br />

B: Sie sind Busfahrer bei der KVB und müssen mit ihrem Bus auch durch kleinere Nebenstrecken fahren. Bei einer Straßenmündung hat jemand sein Auto<br />

so geparkt, dass Sie mit dem großen Bus nicht abbiegen können. Sie versuchen durch einige Manöver den Bus so zu drehen, dass Sie weiterfahren können,<br />

aber es klappt nicht. Die Fahrgäste fangen an zu murren, hinter Ihnen bildet sich eine lange Schlange mit hupenden Autofahrern. Sie können den Zeitplan<br />

nicht einhalten und sind genervt, weil Sie so einen Stress nicht gebrauchen können. Da sehen Sie, wie ein junger Mann lässig zu dem Auto geht und die Tür<br />

aufschließt. Sie sind so wütend auf ihn, dass Sie auf ihn zugehen und ihm gehörig die Meinung sagen.<br />

Berufskolleg Südstadt<br />

Rollenkarten:


Dirty fighting<br />

Person/Team 1 Person/Team 2<br />

Ich will, dass…. Position 1 Ich will, dass….<br />

Habe ich dich richtig<br />

verstanden, dass...<br />

Position 2<br />

Habe ich dich richtig verstanden,<br />

dass...<br />

Eine mögliche Lösung könnte<br />

sein...<br />

Position 3<br />

Eine mögliche Lösung könnte sein...<br />

Wird zunächst mit einem Coach oder zweien (je einen pro Konfliktpartei) durchgeführt<br />

Vorabeinigung:<br />

„Seid Ihr beide bereit, den Konflikt ... gemeinsam zu lösen?“<br />

Einigung, wer sich zuerst auf der Ich-will-Position äußert. Der andere ist dann auf der<br />

Position 2. Es sollten möglichst viele Aspekte angesprochen werden.<br />

Wenn einer den Eindruck hat, er habe eine Lösung, gehen beide auf die Lösungsposition.<br />

Dort wird probiert, ob der Vorschlag passt. Wenn nicht, geht’s wieder mit der Position<br />

weiter, bis eine passende Lösung gefunden ist.<br />

Wenn das der Fall ist, wird die Lösung auf der Position 1 wiederholt und kontrolliert, ob<br />

sie da noch standhält. Wenn noch Zweifel wird der Prozess fortgeführt.


Evaluation der Fortbildung: Einführung in die Erlebnispädagogik<br />

Veranstaltung<br />

Vom 23-25.03. 2006 fand im Berufskolleg Südstadt unter der Leitung des Trainers<br />

Bernd Schuster von Transparenz (www.team-transparenz.de)eine Einführung in die<br />

Erlebnispädagogik statt. Teil nahmen daran 20 Kolleginnen und Kollegen des BK<br />

Südstadt, des Josef-Dumont BK, des Werner von Siemens BK, des Hans Böckler<br />

BK, und des BK Kartäuserwall.<br />

Arbeitsfeld der Erlebnispädagogik<br />

Die Erlebnispädagogik dient vorrangig der Entwicklung und Förderung der<br />

Sozialkompetenz. Sie geht von der unbewussten Wirkung des Erlebnisses auf<br />

Verhalten, Einstellungen, Wertesystem aus, wobei das Erfahrungslernen das<br />

Grundprinzip des erlebnispädagogischen Lernens ist. Es ist ein ganzheitliches<br />

Lernen, bei dem der ganze Mensch mit „Kopf, Herz und Hand“ im Mittelpunkt steht.<br />

Ziel ist die Persönlichkeitsentwicklung und die Ausbildung der sozialen Kompetenz<br />

des Menschen, seine Charakterförderung, die Erziehung zum verantwortungsvollen<br />

Denken und Handeln. Bestanden die Handlungsfelder der Erlebnispädagogik<br />

vormals nur aus Bergwandern, Klettern, Kanu-, Segel- oder Schlauchboot fahren<br />

gewinnen heute immer mehr Kurzinterventionen im pädagogischen Kontext an<br />

Bedeutung. Bei der Erstellung handlungsorientierter Lehr-Lern-Situationen müssen<br />

die drei Ebenen: kognitiv, emotional und motorisch gleichermaßen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Programmplanung:<br />

Vorbesprechung<br />

Vorabaktivitäten Hauptaktivitäten Nachbesprechung<br />

Gemeinsame<br />

Zielsetzung<br />

Kennenlernaktivitäten<br />

Spiele<br />

Beobachtung<br />

Wertevertrag<br />

Enthemmende<br />

Aktivitäten<br />

Interaktionsaufgabe<br />

Niedrigelemente<br />

Beratung<br />

Sicherheitsinstruktionen<br />

Hilfestellungen/<br />

Vertrauensbildung<br />

Erlebnisstationen<br />

Transfer<br />

Literaturhinweise:<br />

Annette Reiners; Praktische Erlebnispädagogik 1+2; Augsburg: Ziel Verlag; 2005<br />

Ulrich Baer; 666 Spiele für jede Gruppe und alle Situationen; Seelze: Kallmeyersche;<br />

18. Auflage 2005<br />

Michael Großer; Outdoor für Indoors Mit harten Methoden zu weichen Zielen;<br />

Augsburg: Ziel Verlag; 2. überarbeitete Auflage 2003<br />

Wilfried Derwald, Christian Häußler; On-Line Spiele und Abenteuer mit dem Seil;<br />

Augsburg: Ziel Verlag; 1. Auflage 2005<br />

...


Beim Ziel Verlag sind die meisten Bücher zur Erlebnispädagogik erschien. Bei<br />

Interesse lohnt es sich hier zu recherchieren.<br />

Zielsetzung der Fortbildung<br />

Das erste Element in der Erlebnispädagogik ist die Klärung der Erwartungen um eine<br />

Zielbestimmung für das weitere Arbeiten zu finden. Da nur wenige aus unserem<br />

Kreis bereits mit Elementen aus der Erlebnispädagogik arbeiten waren unsere<br />

Erwartungen an die Übungen und Lernsituationen und natürlich an unseren Trainer<br />

noch nicht klar definiert und etwas zu umfangreich für den engen Zeitraum der<br />

Fortbildung.<br />

Unsere Erwartungen an die Inhalte:<br />

leichte Umsetzbarkeit für den „normalen“ Unterricht; Integrationsmöglichkeiten in<br />

den Fachunterricht; Tipps für den Alltag; Aktionen, die im Klassenzimmer<br />

stattfinden können; kurze, einfache Übungen; praktische Übungen; Erkennen von<br />

gruppendynamischen Prozessen; Aktionen die Spannungen abbauen können;<br />

Kommunikationsspiele; Konzentrationsübungen; koedukative Aspekte; „Über-<br />

Kreuz-Übungen“ (beide Gehirnhälften aktivieren); Entspannungsübungen;<br />

Vorbereitung und Sensibilisierung der Schüler; Reflexion und Ergebnissicherung<br />

des Gelernten; Umgang mit Störungen und Verweigerungen; Motivation zum<br />

Lernen; Förderung von Teamgeist in der Klasse; Selbstbewusstsein der Schüler<br />

stärken; Durchhaltevermögen der Schüler stärken; „Andere“ Grenzen erfahren<br />

und bewältigen<br />

Unsere Erwartungen an unseren Trainer waren:<br />

Struktur; Kompetenz; Stringenz; Nachhaltigkeit der Inhalte, auf Regeln achten;<br />

zurückhaltende und motivierende Moderation; ausgewogenes Theorie-Praxis-<br />

Verhältnis<br />

Unsere Erwartungen an unsere Gruppe waren:<br />

Erfahrungsaustausch unter den Kollegen und Schulen; Offenheit; Neugierde;<br />

Mitmachen; Effizienz<br />

Sonstige Erwartungen waren:<br />

Kenntnisse zur Erlebnispädagogik erwerben; „Was zum mitnehmen“ und natürlich<br />

Spaß<br />

Das zweite wichtige Element ist die Erstellung eines Wertevertrags. Jeder<br />

Teilnehmer muss mit diesen Vertragsbestandteilen einverstanden sein. Hier gilt nicht<br />

das Mehrheitsprinzip, sondern nur das Einstimmigkeitsprinzip.<br />

Unser Wertevertrag:<br />

Offenheit<br />

respektvoller Umgang<br />

das „Beste“ geben<br />

Freiwilligkeit<br />

gegenseitige Unterstützung<br />

‚Stop’-Regeln beachten<br />

Pünktlichkeit<br />

Selbstverantwortung<br />

positive Teamatmosphäre<br />

anderen zuhören können


Der Wertevertrag wird über den gesamten Zeitraum immer wieder überprüft und<br />

gegebenenfalls ergänzt oder gekürzt.<br />

Hauptaktivitäten<br />

In dieser Fortbildung haben wir ganz unterschiedliche Spiele und Übungen erprobt<br />

und reflektiert. Die Spiele sind ausführlich in der Literatur beschrieben, auf ihre<br />

Beschreibung wird daher auf dieser Stelle verzichtet.<br />

Rückblick über die Fortbildung<br />

Die Fortbildung war in folgenden Punkten sehr lohnend und hilfreich für alle:<br />

- Alle TeilnehmerInnen wurden mit den Elementen und dem Ablauf der<br />

Erlebnispädagogik vertraut gemacht<br />

- Möglichkeiten und Grenzen der Erlebnispädagogik wurde diskutiert<br />

- Die TeilnehmerInnen lernten verschiedene Kennlernspiele, Warming-Ups,<br />

Kooperations- und Strategiespiele, Vertrauensübungen, Problemlösungsspiele<br />

und Auffrischer kennen und konnten deren Wirkungen beurteilen (learning by<br />

doing)<br />

- Die verschiedenen Spiele wurden auf ihre Nützlichkeit zur<br />

Kompetenzerweiterung unserer Schüler und Übertragbarkeit in unseren<br />

Unterrichtsalltag diskutiert<br />

- Die Teambereitschaft und das Teamgefühl wurde durch das eigene<br />

Durchführen der Spiele gefestigt<br />

- Aktiver Austausch mit den Kollegen der unterschiedlichen Schulen (aber<br />

gleichen Schülergruppen) Wdh. des Austausches am 09.05.06.<br />

Perspektiven<br />

- Wir werden die Elemente der Erlebnispädagogik in den Fachunterricht<br />

einbeziehen.<br />

- Die LehrerInnen werden versuchen, durch diese Spiele die Kompetenzen der<br />

Schüler weiter zu fördern (Konzentrationsübungen,<br />

Problemlösungsstrategien,...)<br />

- Darüber hinaus sollen die SchülerInnen durch gezielte Unterrichtseinheiten für<br />

einen kooperativeren und teamorientierten Umgang sensibilisiert werden.<br />

- Die Lehrerteams werden in den jeweiligen Klassen die Übungen und Spiele<br />

reflektieren und ihre Erfahrungen den anderen Teams zu Verfügung stellen.<br />

- Neue Spiele werden unter dem Focus der Kompetenzerweiterung unserer<br />

Schüler evaluiert und in Unterrichtreihen einbezogen<br />

Schwierigkeiten und Wünsche<br />

- Es sollte Teamarbeit in den JoA Klassen möglich sein, um so eine bessere<br />

Reflexion zu ermöglichen<br />

- Eine Entwicklungsphase ist erforderlich, um geeignete Unterrichtsreihen zu<br />

erarbeiten und zu erproben.<br />

- Es sollen unter uns Kollegen regelmäßige Treffen stattfinden und ein<br />

Erfahrungsaustausch über die verschiedenen Schulen stattfinden. Hier<br />

könnten auch weitere interessierte Lehrer teilnehmen.<br />

- Weitere Fortbildungen um unsere Kompetenzen als Trainer (Lehrer) zu<br />

verbessern sollten durchgeführt werden.


Synopse Erlebnispädagogik Ganztag<br />

und<br />

kat stellen sich die Schüler auf die Bewegungen der anderen<br />

Gruppenmitglieder ein. Schulung der Kommunikationsfähigkeit<br />

Phase Inhalte /Spiele intendierte Lernziele benötigte Materialien<br />

Vorbesprechung Erstellen eines<br />

Gruppenlogos<br />

Die Schüler einigen sich auf ein Gruppenmotto das auch<br />

umsetzbar ist. Durch das Umsetzen des Mottos auf dem Pla-<br />

Edding an Schnüren<br />

Plakate / Filpcharts<br />

und<br />

Vorabaktivität<br />

Warming-Up<br />

Hauptaktivität<br />

Kartenabfrage zu<br />

den Erwartungen<br />

Wertevertrag<br />

Full Value<br />

Contract<br />

Zahlenmemory<br />

Die Schüler entwickeln Empathiefähigkeit<br />

Die Schüler klären die eigenen Erwartung an den<br />

Teamtag, an die Gruppe, an die Lehrer und an sich selbst<br />

Versprachlichung und Präsentation des eigenen Erwartungshorizontes.<br />

Die Schüler klären was ihnen im Umgang mit der Gruppe<br />

und in der Gruppe wichtig ist und legen sich auf bestimmte<br />

Umgangsformen fest. Die Schüler formulieren welche Umgangsformen<br />

ihnen wichtig sind und einigen sich in der<br />

Gruppe auf den größten gemeinsamen Nenner (Kommunikationsfähigkeit)<br />

Die Schüler müssen mit ihren Mitspielern Augenkontakt<br />

aufnehmen und die Bälle so zuwerfen, dass sie gefangen<br />

werden können.<br />

Die Schüler diskutieren verschiedene Vorgehensweisen<br />

mit dem Ziel die Aufgabe so gut wie möglich zu lösen. Da es<br />

mindestens eine weitere Gruppe gibt entwickeln die Schüler<br />

eine Wettbewerbssituation um ihr Team optimal zum Ziel zu<br />

führen.<br />

Kometenschwarm<br />

Problemlösungs-<br />

Strategiespiel<br />

Reflexion Schiffsbesatzung Die Schüler reflektieren ihre Vorgehensweise, ihr Ver-<br />

das Ergebnis. Die Schüler diskutieren Verbesserungsmöglichkeiten<br />

für die Planungs- und Durchführungsphase.<br />

Karten, Eddings<br />

Flipchart, Edding<br />

Jonglierbälle (je nach<br />

Gruppengröße 3-6)<br />

2 x 25 Zahlenkarten<br />

und zwei Seile<br />

Plakate, Eddings


Holzfliesen Seile<br />

Stein<br />

Rundhölzer, Leisten<br />

und Einmachgummis<br />

Flipchart<br />

Wäscheleine, Klammern<br />

und Karten<br />

Vorabaktivität<br />

Enthemmende Aktivität<br />

Hauptaktivität<br />

Amöbe Die Schüler entwickeln eine positive und lockere Atmosphäre.<br />

Sumpf Die Schüler entwickeln eine geeignete Vorgehensweise<br />

das Problem zu lösen. Bei der Durchführung nehmen die<br />

Schüler Rücksicht aufeinander, stützen sich und lassen sich<br />

von den anderen stützen. Die Schüler lernen mit ihrer Frustration<br />

umzugehen und sich an die Vereinbarungen aus dem<br />

Wertevertrag zu halten. Sie entwickeln zunehmend eine höhere<br />

Frustrationstoleranz aber auch eine größere Sorgfalt bei<br />

der Durchführung der Aufgabe.<br />

Kooperationspiel<br />

Reflexion Distanz Die Schüler positionieren sich und begründen ihre Position<br />

zum Spiel, zur Gruppe, zur Vorgehensweise, zum Ergebnis<br />

und reflektieren ihre eigene Rolle.<br />

Vorabaktivität Kölschglas Die Schüler werden darauf eingestimmt sich nicht nur auf<br />

sich selbst, sondern auch auf den anderen zu konzentrieren.<br />

Hauptaktivität<br />

Kooperationsspiel<br />

Reflexion Was bleibt hängen?<br />

Turmbau Die Schüler wählen aus ihrer Gruppe einen Sprecher,<br />

der die Gruppe nach außen vertritt. Dieser präsentiert die<br />

geplante Vorgehensweise den anderen Gruppensprechern<br />

zwecks gemeinsamer Absprache. Diese Schüler schulen ihr<br />

Kommunikationsvermögen. Die anderen Gruppenmitglieder<br />

müssen sich nicht nur gegenseitig abstimmen, sondern auch<br />

auf die anderen Gruppenplanungen Rücksicht nehmen.<br />

Die Schüler halten fest, was für sie besonders wichtig<br />

und bedeutungsvolll an diesem Tag war und wo eventuell ihr<br />

größter Lernerfolg ist. Durch den Vergleich mit den anderen<br />

Stellungnahmen erweitern sie ihren Blickwinkel. Außerdem<br />

gewinnen sie Einsicht, dass gemeinsam Erlebtes auch unterschiedlich<br />

wahrgenommen und bewertet werden kann


Evaluation: Systemische Beratung<br />

Von Februar bis Dezember 2007 nahmen Frau Over und Frau Dr. Wolf an der Weiterbildung<br />

„Systemisch-lösungsorientierte BeratungsARBEIT im Kontext Schule“. Diese wurde<br />

wechselnd von Karin Egidi, Leiterin des Instituts an der Ruhr, und Christa Hubrig, Leiterin<br />

des ISIS-Instituts für systemische Lösungen in Schulen, geleitet.<br />

Schwerpunkte auf den Fortbildungstagen bildeten:<br />

- die Einführung in systemisches Denken und Handeln<br />

- ressourcenorientieres Arbeiten mit SchülerInnen<br />

- Gesprächsführungstrainings bei Störungen<br />

- Planung und Durchführung von Konfliktgesprächen<br />

- Supervision<br />

Neben dem Input von Techniken, die wir meist direkt für unsere Arbeit in der Schule<br />

verwenden konnten, war die vertiefende Arbeit in Kleingruppen mit KollegInnen sehr<br />

fruchtbar, vor allem wenn an gemeinsamen Problemfeldern gearbeitet werden konnte.<br />

Bedingung dafür war, dass ähnliche Erfahrungen mit problematischen SchülerInnen<br />

bestanden.<br />

Für unser Lehrerteam wirkte sich diese Fortbildung auf verschiedenen Ebenen sehr positiv<br />

aus:<br />

- Störungen konnten im Unterricht gezielter angesprochen und durch zirkuläre Fragen<br />

schneller gelöst werden.<br />

- Durch die erworbene Beratungskompetenz haben wir mehr und gezieltere<br />

Einzelgespräche geführt, die von den SchülerInnen dankend angenommen wurden. Auch<br />

diese bewirkten einen störungsfreieren Unterrichtsverlauf, da sich die SchülerInnen<br />

ausreichend angenommen und betreut fühlten und diese Aufmerksamkeit nicht mehr im<br />

Unterricht einfordern mussten.<br />

- Für unsere Dokumentation haben wir einen Coaching-Bogen erstellt<br />

- Um die SchülerInnen individueller zu fördern und zu beraten, haben wir Profiling-Stunden<br />

in unseren Stundenplan integriert.<br />

- In diesem Rahmen findet eine kollegiale Fallberatung statt.<br />

Eine Technik in der systemischen Beratung bei der kollegialen Fallberatung ist die der<br />

Ermittlung der eigenen Verhaltensmuster mit dem Ziel das eigene Handeln besser<br />

reflektieren zu können<br />

Innere Strategien (NLP)<br />

Leitfrage: Was denke ich innerlich?<br />

- negative Vorstellung: Blockade<br />

- positive Vorstellung: Möglichkeit, das Problem in Angriff zu nehmen<br />

Vorgehensweise:<br />

1. Strategiehinterfragung<br />

Die innere Strategie wird durch intensives Fragen herausgearbeitet.


- Auslöser<br />

- Anfang<br />

- Sinnliche Wahrnehmung mit einbeziehen (Visuell, Auditiv, Kinästhetisch)<br />

o Inneres Bild<br />

o Sätze<br />

o Gefühle<br />

- Ende des Verhaltens<br />

2. Musterdurchbrechung:<br />

- Herausarbeiten von positiven Vorstellung<br />

3. Zieldefinition und Zielkriterien:<br />

- Das Ziel wird definiert und festgemacht an Zielkriterien<br />

- Bild<br />

- Gefühl<br />

- Satz<br />

- Anker / Stichwort zur Erinnerung<br />

- 1. Schritt<br />

4. Überprüfung, ob die Musterdurchbrechung eine Chance auf Erfolg hat?<br />

- Frage: Wie merkst du das, dass du dein Ziel erreicht hast?<br />

- Genau, mehrmals durchspielen, wie es abläuft, damit Hindernisse und Blockaden<br />

deutlich werden<br />

COACHING: Erstgespräch<br />

Ablauf:<br />

1. Vereinbarung des Termins<br />

2. Kontaktaufnahme über<br />

a. Pacing und Leading<br />

b. Yes-Set<br />

c. Aktives Zuhören<br />

3. Problemdefinition<br />

a. Wieso besteht das Problem fort?<br />

b. Welches Muster steht dahinter?<br />

c. Herausfinden des Kontextes<br />

d. Ausnahmen erkunden<br />

4. Zieldefinition<br />

a. Zielorientierung/Zielvision<br />

b. Zeitschiene/Schritte bis dahin<br />

c. Genaue Konkretisierung der ersten Schritte<br />

5. Motivationsprüfung<br />

6. Auftragsklärung<br />

a. SchülerIn muss den Auftrag zur Beratung erklären<br />

7. Intervention<br />

evtl. Hausaufgabe


Coaching<br />

Datum:<br />

TeilnehmerIn:<br />

Problemdefinition:<br />

Zielsetzung:<br />

1. Schritt<br />

Bemerkungen:<br />

Nächste Terminvereinbarung:


Profiling Stunde am Donnerstag, 25.10.2007<br />

Durchführung eines Einstellungstests


Profiling-Protokoll<br />

Datum: 25.11.2007<br />

Protokollführerin: Nicole Over<br />

TeilnehmerInnen:<br />

IS 71 und IS 72<br />

KR,OV,WF(e), LV<br />

Thema der Stunde:<br />

Durchführung eines schriftlichen Einstellungstest mit anschließender<br />

Reflexion<br />

Zielsetzung:<br />

Die SchülerInnen sollten in eine Einstellungstestsituation gebracht<br />

werden. Dabei wurde durch Äußerlichkeiten versucht den Ernstfall<br />

und dabei insbesondere die dabei entstehenden Stresssituationen<br />

für die Schüler erfahrbar zu machen.<br />

Bemerkungen zum Ablauf:<br />

Die Klasse hat sich gut auf die Situation eingelassen. Natürlich<br />

entstanden nicht so starke Prüfungsängste wie in einer reellen<br />

Situation. Trotzdem konnten die Schüler innerhalb der<br />

Abschlussreflexion gut beschreiben, welche Auswirkung der auf sie<br />

ausgeübte Zeitdruck und das daraus z.T. resultierende Scheitern auf<br />

sie hatte. Zusätzlich wurde fachlich von den Schülern verlangt, dass<br />

sie nach dem eigenständigen Korrigieren ihrer Lösung drei Inhalte<br />

schriftlich festhalten, welche sie in näherer Zukunft schwerpunktmäßig<br />

verbessern wollen.<br />

Kollegiale Fallberatung:<br />

Innerhalb des Einstellungstestes wurde darauf geachtet, dass die<br />

Rolle des Prüfers nicht verlassen wurde. Das Zufallsprinzip bei der<br />

Verteilung der Prüfungsplätze wurde von den Schülern gut<br />

angenommen. Die Abschlussreflexion hatte den Themenschwerpunkt<br />

„Zeit“.


Einstellungstest<br />

1. Sind Sie mit der Zeit ausgekommen? Ja / Nein<br />

• Wenn nein, wie viel Zeit hätten Sie noch benötigt?<br />

___________________________________________<br />

2. Wie würden Sie den Schwierigkeitsgrad des Tests einschätzen?<br />

(leicht 1 - Schwer 4) ________________________________<br />

3. Wie haben Sie Ihrer Meinung nach den Test geschafft?<br />

(Bewertung: 1 Gut – 4 Verbesserungswürdig) ________________<br />

4. Meinen Sie der Test wäre so ausreichend, dass man Sie zu<br />

einem Vorstellungsgespräch eingeladen hätte?<br />

Ja / Nein<br />

5. Wie war Ihr Gefühl? ruhig Ein<br />

wenig<br />

nervös<br />

Wie war Ihr Gefühl am Abend vor<br />

dem Test?<br />

Wie war Ihr Gefühl am Morgen vor<br />

dem Test?<br />

Wie war Ihr Gefühl in der Pause<br />

vor dem Test?<br />

Wie war Ihr Gefühl beim Austeilen<br />

des Bogens?<br />

Wie war Ihr Gefühl beim ersten<br />

Draufschauen?<br />

Wie war Ihr Gefühl bei der ersten<br />

Aufgabe, die Sie nicht konnten?<br />

Wie war Ihr Gefühl nach der<br />

ersten Aufgabe, die Sie nicht<br />

konnten?<br />

Wie war Ihr Gefühl als Sie den<br />

Test beendet haben?<br />

Wie war Ihr Gefühl als Sie den<br />

Test abgegeben hatten?<br />

Nervös<br />

Sehr<br />

nervös<br />

1


6. Haben Sie die Reihenfolge der Aufgaben gewechselt? Ja / Nein<br />

Welche guten Gründe hatten Sie?<br />

______________________________________<br />

______________________________________<br />

______________________________________<br />

______________________________________<br />

7. Was haben Sie gedacht, als Sie die Reihenfolge gewechselt<br />

haben?<br />

___________________________________________<br />

___________________________________________<br />

___________________________________________<br />

___________________________________________<br />

2


Positives Hypothetisieren<br />

Hineinversetzen in die Situation/Setting:<br />

Zur Zeit lernen Sie viele neue Leute kennen. Sie haben bei Ihrem Träger<br />

Bildungsberater, die für Sie zuständig sind. Sie haben MitschülerInnen, die mit Ihnen<br />

in die gleiche Klasse gehen, Sie haben neue Lehrer und Lehrerinnen. Jedes Mal, wenn<br />

Sie jemandem neu begegnen, bilden Sie sich ein Urteil über ihn. Das geschieht meist<br />

bewusst, manchmal auch unbewusst und hilft Ihnen, mit der neuen Situation fertig zu<br />

werden. Diese Urteilsbildung macht jeder Mensch und sie ist sehr hilfreich. Wir können<br />

aber positive und negative Vermutungen anstellen, den neu kennengelernten in eine<br />

positiv oder negativ besetzte Schublade stecken.<br />

Heute sitzen Sie zum ersten Mal zusammen hier in der Klasse und wir möchten gerne<br />

eine Übung mit Ihnen machen, in der es um ein positives Rätselraten geht, eine erste<br />

positive Fremdeinschätzung geht.<br />

Arbeitsanweisung/Ablauf:<br />

Sie werden gleich mit einem Ihnen noch nicht bekannten Partner oder Partnerin<br />

zusammen arbeiten. Dazu werde ich die Gruppe gleich auszählen und die beiden mit der<br />

gleichen Zahl setzen sich in einer Ecke des Raums zusammen. Bitte gehen Sie nicht zu<br />

weit auseinander, damit Sie nicht zu laut werden.<br />

Wenn Sie zu zweit zusammen sitzen, beginnt einer von Ihnen mit seinen positiven<br />

Vermutungen. Diese können bsplw. so aussehen (TB):<br />

Ich glaube, dass du sportlich bist.<br />

Ich denke, dass du viele Freunde hast.<br />

Ich meine, dass du dich um deine Freunde kümmerst.<br />

Ich könnte mir vorstellen, dass du gerne tanzen gehst.<br />

Ich habe den Eindruck, dass Du Verabredungen einhältst.<br />

Bitte beginnen Sie jeden Satz mit einem der unterstrichenen Einleitungen. Während der<br />

erste (A) 5 Minuten lang Vermutungen äußert, hört der andere (B) gut zu und lässt diese<br />

auf sich wirken, ohne eine Rückmeldung zu geben. Dies kann er nach den ersten fünf<br />

Minuten, indem er (B) dem anderen (A) mitteilt, womit er recht hat und was vielleicht<br />

anders ist. Danach wechselt die Rolle und B äußert seine Vermutungen über A. Danach<br />

ist wieder Zeit für ein kurzes Feedback.<br />

Anschließend finden wir uns im Stuhlkreis zusammen.<br />

Beobachter: Falls die Klassengröße unterschiedlich ist, wird SchülerInnen eine<br />

Beobachterrolle übertragen.


Evaluation:<br />

Bei der abschließenden Besprechung geht es darum, den SchülerInnen bewusst zu<br />

machen, dass<br />

- es gut tut, wenn jemand mit positiven Vermutungen auf sie zukommt.<br />

- mit positiven Vermutungen eine erste Kontaktaufnahme viel eher gelingt<br />

- sie selbst das Gegenüber anders wahrnehmen, wenn sie positiv auf ihn<br />

zugehen<br />

- sie eine lockerere, entspanntere Haltung einnehmen können und weniger<br />

blockieren, wenn sie das Gegenüber positiv einschätzen<br />

- eine andere, entspanntere Kommunikation möglich ist<br />

- sie dieses Verhalten in Vorstellungsgesprächen gut einsetzen können, um<br />

offen zu sein und offen zu wirken<br />

-


Baustein<br />

Ziele:<br />

Zeitlicher Umfang:<br />

Der ideale Azubi<br />

- Einsicht in die Bewertung von Ausbildern<br />

- Aufstellen von Qualifikationsmerkmalen<br />

- Erkennen von Trainingsbedarf<br />

ca. 3-4 Unterrichtsstunden<br />

Pädagogische Hinweise:<br />

Dieser Baustein ist so angelegt, dass die<br />

angeführten Übungen und Informationen<br />

in der vorgegebenen Abfolge durchgeführt<br />

werden können. Es sollte möglichst in<br />

einer Einheit (ein Vormittag) gearbeitet<br />

werden.<br />

Übersicht: Der ideale Azubi<br />

1. Situation eines Ausbilders einnehmen<br />

Welche Eigenschaften sind für einen Ausbilder wichtig?<br />

Was würde passieren, wenn diese Eigenschaften in unserem<br />

Wirtschaftssystem keine Bedeutung hätten?<br />

2. Selbsteinschätzung: Basteln einer Schablone<br />

Worin bin ich stark? Welche Eigenschaft muss ich noch trainieren?<br />

3. Übertragung auf den Unterricht<br />

Welche Kriterien gelten für die Mitarbeit in der Schule?<br />

1. Eigenschaften eines idealen Auszubildenden<br />

Ziele:<br />

- Reflexion über Eigenschaften von Auszubildenden<br />

- Deutlichwerden der Ansprüche von Ausbildern<br />

- Einsicht in den eigenen Trainingsbedarf in<br />

verschiedenen Bereichen<br />

Dauer: 45 –60 Minuten<br />

Material: Tafel, Folie<br />

Durchführung:<br />

Teilaufgabe 1:<br />

Die SchülerInnen sollen die Rolle eines Ausbilders (z.B. Leiter eines Supermarktes)<br />

einnehmen und zunächst in EA überlegen, welche Eigenschaften die<br />

Auszubildenden mitbringen sollen, die gut für das Geschäft geeignet sind.<br />

In PA werden die Ergebnisse abgeglichen und danach von den SchülerInnen an der<br />

Tafel gesammelt. Im UG sollen die SchülerInnen ihre Kriterien gewichten.


Das Ergebnis wird mit einer Statistik verglichen, Übereinstimmungen und<br />

Unterschiede herausgestellt.<br />

Sicherung der herausgefunden Eigenschaften, auf die es ankommt, auf Folie<br />

Teilaufgabe 2:<br />

Die SchülerInnen entwickeln verschiedene Szenarien wie es wäre, wenn diese<br />

Eigenschaften bei den Angestellten der Unternehmen fehlen würden und<br />

beschreiben die Auswirkungen dieses Verhaltens auf Ihr Leben und auf die<br />

Wirtschaft im allgemeinen.<br />

2. Selbsteinschätzung: Basteln einer Schablone<br />

Ziele:<br />

Dauer:<br />

Material:<br />

Visualisierung und Reflexion eigener<br />

Entwicklung<br />

ca 20 Minuten<br />

Pappe und sechs farbige Büroklammern<br />

Durchführung:<br />

Die Teilnehmer überlegen in welchen Fähigkeiten bzw. Eigenschaften sie sich<br />

verbessern möchten. Diese schreiben sie auf die Pappe und setzen mit der<br />

Büroklammer ihren Ausprägungsstand fest. Nun sollen die Teilnehmer im Laufe der<br />

Zeit ihre Entwicklung bewerten, d.h. haben sie ihrer Ansicht nach mehr von einer<br />

Eigenschaft Fähigkeit erworben rücken sie die Büroklammer weiter nach rechts. Sind<br />

aber auch Sachen passiert, bei der sie merken, sie haben diese Eigenschaft nicht<br />

oder nur unzureichend eingesetzt kann die Büroklammer auch wieder weiter nach<br />

links geschoben werden. Diese Visualisierung ist nur von den Teilnehmern<br />

durchzuführen. Der Lehrer hat hier nur eine beratende Funktion (wenn der<br />

Teilnehmer dies wünscht)<br />

3. Übertragung auf den schulischen Kontext<br />

Ziele:<br />

- Einsicht in die Bewertungskriterien der<br />

mündlichen Mitarbeit<br />

Dauer: 45 Minuten<br />

Material: Folie mit Kriterien zur mündlichen Mitarbeit<br />

Durchführung:<br />

Die Teilnehmer werden in die Position der Lehrer versetzt und sollen zunächst in EA<br />

wichtige Kriterien für die mündliche Beteiligung sammeln, Abgleich in PA und<br />

Sammeln der Punkte an der Tafel. Danach werden die gesammelten Kriterien mit<br />

dem Lehrerkatalog verglichen (Folie), der den Teilnehmern mitgegeben wird.


Baustein: Konzentrationsübungen<br />

Zu Beginn eines jeden Unterrichtstages machen die SchülerInnen eine etwa 10-<br />

minütige Konzentrationsübung. Mit diesem Ritual verfolgen wir mehrere Ziele:<br />

- die SchülerInnen sammeln ihre Konzentration am Anfang eines<br />

Unterrichtstages<br />

- sie trainieren logisches Denken für die Bewerbungstests<br />

- sie evaluieren sich selbst und stellen dabei fest, was sie gut können bzw.<br />

was sie noch trainieren sollten<br />

- sie schärfen ihre Wahrnehmung für außerschulische Einflüsse, da sie sich<br />

beim Ausfüllen des Auswertungsbogens hinterfragen sollen, warum es gut<br />

oder nicht so gut geklappt hat.<br />

Es folgen einige Beispiele und der Auswertungsbogen:<br />

Beispiel 1:<br />

Wie viele Tiere sind im Text versteckt?<br />

1 Ein zwielichtiger, großer Kerl verschaffte sich in einer<br />

2 unglücklichen Phase seines Lebens einen nicht ganz<br />

3 sauberen Schundroman. Dadurch ermuntert, brach er<br />

4 mit Gewalt in ein Lebensmittelgeschäft ein und schlug<br />

5 einen bärtigen Mann nieder, welcher gerade am<br />

6 Eisenherd stand, den er abstauben wollte. Dann drehte<br />

7 er ihn um, nahm ihm sein Geld, achthundert Euro<br />

8 und ruhte sich am Tisch lange aus, denn die Puste ging<br />

9 ihm aus. Anschließend lief er kellerwärts, zertrat<br />

10 Telefon und Inventar, entdeckte die Tischweine, lief<br />

11 hin und her. In großen Dosen entdeckte er Rosentee,<br />

12 trank am Elektroherd stehend alles schnell aus, floh,<br />

13 dabei Geld und einigen Wein mitnehmend.<br />

Antwort: ______________________<br />

Zeit: _______________


Beispiel 2:<br />

Sie stehen an einer Seite eines Flusses mit einem Schaf, einem Wolf und<br />

einem Ballen Heu, die Sie auf die andere Seite bringen sollen. In Ihrem kleinen<br />

Boot können Sie aber jeweils nur eine Sache ans andere Ufer bringen.<br />

Bedenken Sie, dass der Wolf das Schaf und das Schaf das Heu frisst, wenn Sie<br />

nicht kontrollieren.<br />

Aufgabe:<br />

Überlegen Sie, wie Sie alles unversehrt auf die andere Seite befördern.<br />

Antwort:<br />

Zeit:<br />

Beispie l3:<br />

Offenbar sind hier einige Rechenzeichen verloren gegangen! Setzen Sie die<br />

fehlenden Operationszeichen (+,-,x,:) so ein, dass das Ergebnis am Ende<br />

stimmt.<br />

Tipp: Beachten Sie die mathematische Regel ‚Punkt vor Strich’!<br />

5 3 7 2 = 20<br />

12 4 3 4 = 13<br />

17 3 10 5 = 23<br />

Zeit:<br />

Beispiel 4:<br />

KNOBELEIEN<br />

1. Aufgabe:<br />

Von den 27 SchülerInnen einer Klasse haben 14 ein Handy, 19 einen Computer<br />

und 9 beides.<br />

Frage: Wie viele SchülerInnen haben weder ein Handy noch einen Computer?<br />

2. Aufgabe:<br />

In drei Abteilen eines Zuges befinden sich 90 Fahrgäste. Würden aus dem<br />

ersten Abteil 12 Fahrgäste in das zweite und aus dem zweiten 9 Fahrgäste in<br />

das dritte umsteigen, dann wären in allen drei Abteilen gleich viele Personen.<br />

Frage: Wie viele Fahrgäste waren ursprünglich in den einzelnen Abteilen?<br />

Lösungen: KNOBELEIEN<br />

Von den 27 SchülerInnen einer Klasse haben 14 ein Handy, 19 einen Computer<br />

und 9 beides.<br />

Frage: Wie viele SchülerInnen haben weder ein Handy noch einen Computer?


Antwort: 3 SchülerInnen<br />

In drei Abteilen eines Zuges befinden sich 90 Fahrgäste. Würden aus dem<br />

ersten Abteil 12 Fahrgäste in das zweite und aus dem zweiten 9 Fahrgäste in<br />

das dritte umsteigen, dann wären in allen drei Abteilen gleich viele Personen.<br />

Frage: Wie viele Fahrgäste waren ursprünglich in den einzelnen Abteilen?<br />

1: 42<br />

2: 27<br />

3: 21<br />

Beispiel 5:<br />

Trainieren Sie Ihre Kreativität, indem Sie aus den Buchstaben des Wortes<br />

„Gehirntraining“ mindestens 30 neue Wörter bilden. Die Buchstaben können in<br />

beliebiger Reihenfolge und Anzahl benutzt werden. Dann mal los!<br />

1. 16.<br />

2. 17.<br />

3. 18.<br />

4. 19.<br />

5. 20.<br />

6. 21.<br />

7. 22.<br />

8. 23.<br />

9. 24.<br />

10. 25.<br />

11. 26.<br />

12. 27.<br />

13. 28.<br />

14. 29.<br />

15. 30.


Beispiel 6:<br />

Ist doch logisch! Oder nicht? Finden Sie heraus, wer hier welchen Beruf ausübt:<br />

DORA MOIRENT<br />

HARM RECHU<br />

RAINER STREGGU<br />

ULF SKINETGER<br />

HEINER SCAMDEND<br />

ELSE REINITIER<br />

Beispiel 7:<br />

Trainieren Sie Ihre Kreativität, indem Sie aus den Buchstaben des Wortes<br />

Gehirntraining<br />

mindestens 30 neue Wörter bilden. Die Buchstaben können in beliebiger Reihenfolge<br />

und Anzahl benutzt werden. Dann mal los!<br />

Lösung:<br />

Art ,Ei; Gag, Garn, Garten, Gehringen, Gier, Gierig, Ging, Gitarre, Granini, Grat,<br />

Hagen, Hai, Hang, Harn, Heben, Hering, Hing, Hingen, Hinten, Hinter, Hirn,<br />

Hirte, Hirten, Hit, Ihr, In, Iran, Irre, Nagen, Nager, Naht, Nein, Nie, Niger; Nina;<br />

Rain; Rammte; Rat; Reg’; Reh; Rein; Reit’; Rhein; Ring; Rinnen; Rita; Tier;<br />

Training; Tran …<br />

Was sehen Sie?


Konzentrationsübungen – Auswertung<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Mittel<br />

Schlecht<br />

Datum<br />

Bitte eintragen<br />

Gründe!<br />

Ausgeschlafen, gute Laune, Superfrühstück, toller Tag, nette Stimmung ….


Baustein Umgangsformen Teil 1<br />

Ziele:<br />

Zeitlicher Umfang:<br />

- Einsicht in störende Verhaltensweisen<br />

- Entwicklung eines Klassenvertrags<br />

5-6 Unterrichtstunden<br />

Hilfsmittel:<br />

OHP, Folien und Stifte, vorbereitetes Material<br />

(s .Einzelsequenz)<br />

Pädagogische Hinweise:<br />

Quellen:<br />

Dieser Baustein ist so angelegt, dass die<br />

angeführten Übungen und Informationen in<br />

der vorgegebenen Abfolge durchgeführt<br />

werden können. Es sollte möglichst in einer Einheit<br />

(ein Vormittag) gearbeitet werden.<br />

Was geht?! Umgangsformen für einen erfolgreichen<br />

Start in das Berufsleben<br />

1. Vor-Urteile über Männer und Frauen<br />

Ziele:<br />

Dauer:<br />

Material:<br />

45 –60 Minuten<br />

Arbeitsblatt, ggf. 4 Folien und Stifte<br />

Durchführung:<br />

Die SchülerInnen bearbeiten zunächst in Einzelarbeit das Arbeitsblatt „Was fällt Ihnen ein,<br />

wenn Sie an eine Gruppe denken“ und sammeln Eigenschaften, Verhaltensweisen oder<br />

Fähigkeiten für Männer und Frauen, die sie für typisch halten. Für die Phase der<br />

Partnerarbeit wird die Klasse in 4 Gruppen geteilt, wobei jeweils zwei die Aufgabe<br />

übernehmen, für ein Geschlecht die fünf wichtigsten/häufigsten Vor-Urteile<br />

zusammenzustellen. Je eine Gruppe präsentiert das Ergebnis. Danach wird im UG<br />

verdeutlicht, dass es keine Person gibt, auf die diese Eigenschaften etc. zutreffen (Nennen<br />

Sie mir den Namen einer Person, auf die diese Kriterien zutreffen!), dass sie selbst einer der<br />

beiden Gruppen zugeordnet werden und dass sie sich nicht mit allen genannten<br />

Eigenschaften und Verhaltensweisen identifizieren können.<br />

1


Teamtraining<br />

AB1<br />

Männer und Frauen<br />

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die Gruppe „die Frauen“ denken? Schreiben Sie die<br />

Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Fähigkeiten auf, die sie für typisch halten.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die Gruppe „die Männer“ denken? Schreiben Sie die<br />

Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Fähigkeiten auf, die sie für typisch halten.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

2


2. Gruppen mit Vorurteilen<br />

Ziele:<br />

Dauer:<br />

Material:<br />

Bewusstmachung von Vor-Urteilen<br />

15 Minuten<br />

kein<br />

Durchführung:<br />

In EA überlegen sich die SchülerInnen andere Gruppen, die mit Vor-Urteilen behaftet sind<br />

wie Blondinen, dicke Menschen, Juden, Behinderte etc.<br />

Im UG wird geklärt, dass wir zur Orientierung in unserer Wirklichkeit diese Einteilungen<br />

nutzen, dass diese Pauschalurteile aber häufig nicht auf den einzelnen Menschen zutreffen.<br />

Das Eckenspiel<br />

Ziele:<br />

Dauer:<br />

Einsicht in Gruppierungen und Absurdität von Vor-<br />

Urteilen<br />

Je nach Gruppengröße und Bereitschaft 20-30 Minuten<br />

Material:<br />

Durchführung:<br />

Die SchülerInnen stehen in der Mitte des Klassenraums und verteilen sich auf die Ecken<br />

nach folgenden Angaben:<br />

- Alle mit Schuhgrößen ab 45: Die leben auf großem Fuß<br />

- Alle, die noch Weisheitszähne haben: Die sind weiser als die anderen<br />

- Alle, die die ältesten Geschwister sind: Die können gut Verantwortung übernehmen<br />

- Alle, die zur WM-Fanmeile gegangen sind: Die haben nur Fußball im Kopf<br />

- Alle jüngsten aus einer Familie: Die lassen sich gerne die Arbeit abnehmen<br />

- Alle Einzelkinder: Die sind verwöhnt<br />

- ...<br />

Es folgt ein abschließendes UG, um die Eindrücke festzuhalten.<br />

Ein möglicher Anschluss ist eine Besprechung des Antidiskriminierungsgesetz, die aber auch<br />

im Politikunterricht oder in Arbeitslehre durchgeführt werden kann.<br />

3


Der Klassenvertrag der IS 72 für das Schuljahr 2007/08<br />

1. Wir halten zusammen!<br />

Helfen, unterstützen, nett miteinander reden,<br />

angenehmes Arbeitsklima, Teamwork, ruhiger<br />

Unterricht, miteinander lachen, Geduld<br />

2. Wir wollen Spaß am Unterricht!<br />

„locker angehen“ (= weniger Druck), witziger<br />

Unterricht, Übungen, langsam und sorgfältig<br />

3. Wir arbeiten für gute Noten und gute<br />

Zeugnisse!<br />

4. Wir sind zuverlässig!<br />

(LehrerInnen und SchülerInnen)<br />

Material dabei haben, vorbereitet sein,<br />

Pünktlichkeit, Aufmerksamkeit, Zuhören<br />

5. Manchmal Hausaufgaben<br />

ZIEL: AUSBILDUNGSPLATZ!


Finanzierungsvergleich im Internet<br />

Voraussetzung: Dreisatz und Prozentrechnung<br />

Einführung: Dialog zwischen zwei Schülern (Folie)<br />

Unterrichtsgespräch: Die Begriffe - Nachnahme<br />

- Vorkasse<br />

- Paypal<br />

- Kreditkarte werden geklärt<br />

Es wird vereinbart, dass die Schüler die Internetrecherche für Ali und Peter<br />

übernehmen.<br />

Arbeitsauftrag: Arbeitsblatt, das in Gruppen bearbeitet werden soll.<br />

Präsentation und Auswertung: Es werden zwei oder drei Gruppen ihre Ergebnisse<br />

(Folie) präsentieren. Die Gruppe ergänzt die Darstellungen evtl.<br />

Im Anschluss sollen Vor- und Nachteile der einzelnen Zahlungsmöglichkeiten<br />

übersichtlich an die Tafel geschrieben werden.<br />

Weitere Planung<br />

1) Überleitung in die Bezugskalkulation.<br />

2) Bei der darauf folgenden Zinsrechnung kann man das Beispiel wieder aufgreifen<br />

und einen Ratenkauf beim Anbieter im Internet oder durch die Bank finanziert<br />

durchspielen lassen. Dabei erarbeitet man die Zinsformel vorab, da die Schüler<br />

sehr unterschiedliche Vorbildung haben, oder man gibt eine schriftliche<br />

Kurzerklärung zum Arbeitsauftrag.<br />

Ideen zum Arbeitsauftrag<br />

Gerät kaufen z.B. Fernseher zum Preis von ca.250 – 300 €. Barzahlung ist nicht<br />

möglich, also Ratenzahlung unter 1 Jahr Laufzeit Höchstmögliche Rate ist ca 30<br />

€.<br />

Abzahlungsplan aufstellen lassen<br />

Preisvergleich anstellen bei Bank und beim Anbieter selber


A r b e i t s a u f t r a g<br />

Bilden Sie eine Dreiergruppe<br />

Name 1:<br />

Name 2:<br />

Name 3:<br />

1. Suchen Sie im Internet den günstigsten Anbieter für die<br />

Digitalkamera Jenoptik JD60z3 (Tipp: Idealo.de)<br />

2. Suchen Sie im Internet die Beschreibungen zu den<br />

verschiedenen Zahlungsarten (z.B. Wikipedia.com). Was versteht<br />

man unter Nachnahme, Vorkasse, Paypal oder<br />

Kreditkartenzahlung?<br />

3. Welche der angegebenen Zahlungsmöglichkeiten würden Sie<br />

bevorzugen? Begründen Sie ihre Wahl.<br />

4. Suchen Sie den Anbieter, der Ihre bevorzugte<br />

Zahlungsmöglichkeit anbietet und berechnen Sie den Preis, den<br />

Sie letztlich für die Digitalkamera zahlen. Stellen Sie Ihre<br />

Berechnungen auf Folie dar.


Gespräch zwischen den 17jährigen Freunden Peter und<br />

Ali während sie im Internet surfen:<br />

Peter: Hier guck mal, da ist die Bewertung der Jenoptik JD60z3, sieht<br />

doch gar nicht schlecht aus. Hab ich einen Riecher für gute<br />

Sachen oder nicht?<br />

Ali:<br />

Mhm ja, die Digitalkamera schneidet im Preis-Leistungsverhältnis<br />

wirklich gut ab.<br />

Bleibt es dabei, dass dir deine Eltern nen Fuffi dazu tun?<br />

Peter: Ja, wenn sie sich das Ding ausleihen dürfen. Trotzdem ist es<br />

finanziell knapp, ich muss sehen, dass ich die Kamera möglichst<br />

günstig kriege. Ich hab gedacht wir zwei schauen mal nach ob ich<br />

sie online günstiger kriege.<br />

Ali:<br />

Na klar, aber mein Bruder hat sich letztens was bestellen wollen<br />

und hat geklagt, es sei so kompliziert mit der Bezahlung. Je<br />

nachdem wie du bezahlst, d.h. per Vorkasse, per Nachnahme,<br />

per Paypal oder mit Kreditkarte wird der Kauf unterschiedlich<br />

teuer. Da müssen wir uns mal schlau machen.<br />

Peter: Na wenigstens müssen wir uns nicht über Ratenzahlung<br />

informieren, wir sind ja noch nicht 18. --- Mensch, da fällt mir ein,<br />

morgen schreiben wir doch die Arbeit in BWL, Jura und so, und<br />

noch nix dafür getan!<br />

Ali:<br />

Ich auch nicht. Wo sind die Unterlagen, das Buch? Wir haben<br />

gerade noch 2 Stunden bis zum Training. ……


Dilemma A<br />

Aydin Ö. sucht seit Monaten vergeblich einen Ausbildungsplatz. Meistens werden<br />

seine Bewerbungen noch nicht einmal beantwortet oder zurückgeschickt. Dieses Mal<br />

scheint er Glück zu haben. Ein kleiner Handwerksbetrieb hat ihn angeschrieben und<br />

ihn eingeladen, sich bei Ihnen vorzustellen. Aydin möchte diese Gelegenheit<br />

unbedingt wahrnehmen. Er zieht sich gut an und verlässt das Haus so, dass er<br />

unbedingt pünktlich bei dem Betrieb ist.<br />

Auf dem Weg zur Straßenbahn geht er eine Abkürzung, die von Fußgängern selten<br />

benutzt wird. Aus der Ferne sieht er plötzlich drei Männer, die auf eine am Boden<br />

liegende Person einschlagen und sich dann schnell entfernen.<br />

Aydin entschließt sich zunächst zu der Ausbildungsstelle zu gehen um nicht zu spät<br />

zum Vorstellungstermin zu kommen und von dort aus die Polizei anzurufen.<br />

Wie leicht oder wie schwer, glauben Sie, ist Aydin seine Entscheidung gefallen?<br />

Kreuzen Sie hier an, wie Sie das einschätzen:<br />

sehr leicht 0 +1 +2 +3 +4 +5 +6 sehr schwer<br />

Was macht die Entscheidung für Aydin vermutlich so schwer? Schreiben Sie bitte<br />

stichwortartig alle Dinge auf, die ihm durch den Kopf gegangen sind.


Dilemma B<br />

Mario N. arbeitet seit acht Wochen im Lager einer Spedition. Die Arbeit macht ihm<br />

Spaß, die Kollegen sind nett und mit dem Chef hat er gerade vor zwei Tagen ein<br />

gutes Gespräch gehabt. Dieser ist sehr zufrieden mit ihm und hat ihm einen<br />

Ausbildungsvertrag in Aussicht gestellt, wenn er die nächsten vier Wochen genauso<br />

zuverlässig und korrekt mitarbeitet.<br />

Als Mario abends zufällig noch etwas länger im Betrieb ist, bekommt er mit, dass<br />

„heiße Ware“ eingelagert wird.<br />

Mario geht nach der Arbeit zu seinem Chef und berichtet, was er beobachtet hat. Der<br />

betreffende Arbeitskollege wird am nächsten Tag verhaftet.<br />

Wie leicht oder wie schwer, glauben Sie, ist Mario seine Entscheidung gefallen?<br />

Kreuzen Sie hier an, wie Sie das einschätzen:<br />

sehr leicht 0 +1 +2 +3 +4 +5 +6 sehr schwer<br />

Was macht die Entscheidung für Mario vermutlich so schwer? Schrieben Sie bitte<br />

stichwortartig alle Dinge auf, die ihm durch den Kopf gegangen sind.


Dilemma C<br />

Susanne hat ein Problem. Sie war mit Uli, ihrer besten Freundin, in ein Warenhaus<br />

gegangen, um Einkäufe zu machen. In diesem Warenhaus hatte sie tags zuvor ihre<br />

Bewerbungsmappe abgegeben. Die Chancen seien nicht schlecht, hatte ihr die<br />

Personalchefin gesagt.<br />

Sie hatten sich verschiedene Kleider angeschaut. Da sah Uli eine Bluse, die ihr sehr<br />

gefiel. Sie sagte zu Susanne, dass sie die Bluse anprobieren wolle. Inzwischen<br />

schaute sich Susanne andere Sachen an. Als Uli aus der Umkleidekabine heraus<br />

kam, hatte sie ihren Mantel an. Sie winkte Susanne kurz und sah dann kurz auf die<br />

Bluse unter ihrem Mantel herunter. Dann drehte sie sich um und verließ schnell das<br />

Geschäft. Wenig später kamen der Detektiv des Geschäfts, ein Verkäufer und der<br />

Geschäftsleiter auf Susanne zu und wollten ihre Tasche sehen. Als der Detektiv sah,<br />

dass sie nichts darin hatte, verlangte er, dass sie sagte, wer das Mädchen war, mit<br />

dem sie die ganze Zeit zusammen gewesen war. Er sagt: “Sie hat eine wertvolle<br />

Bluse gestohlen. Du musst uns den Namen nennen, sonst kannst Du wegen Mithilfe<br />

bei einer kriminellen Tat bestraft werden. Hast Du Dich nicht gestern bei uns<br />

vorgestellt? Mit dieser Einstellung kannst Du bei uns aber keine Ausbildung<br />

beginnen!”<br />

Susanne beschloss aber trotzdem, ihre Freundin nicht zu verraten<br />

Wie leicht oder wie schwer, glauben Sie, ist Susanne ihre Entscheidung gefallen?<br />

Kreuzen Sie hier an, wie Sie das einschätzen:<br />

sehr leicht 0 +1 +2 +3 +4 +5 +6 sehr schwer<br />

Was macht die Entscheidung für Susanne vermutlich so schwer? Schreiben Sie bitte<br />

stichwortartig alle Dinge auf, die ihr durch den Kopf gegangen sind.<br />

Vgl.: www.uni-konstanz.de/ag-moral/moral/dilemmas/d-sammlung-deutsch.htm


Ablaufschema einer Moralisches Dilemma-Diskussion<br />

© by Georg Lind 1997, 2001<br />

Aus: Lind, G. (2001, im Druck). Moralerziehung in der Demokratie -- Theorie und Praxis.<br />

München: Oldenbourg-Verlag.<br />

Zeit Aktivität Lernziele [Motivationsphase]<br />

0<br />

Min.<br />

Das Dilemma kennen lernen (vortragen, lesen und<br />

nacherzählen lassen) und den "Dilemma-Kern"<br />

herausarbeiten: Was ist hier das moralische<br />

Problem? Welche Prinzipien geraten hier<br />

miteinander in Konflikt? Bei Nachfragen betonen,<br />

wie gründlich andere Verhaltensalternativen in<br />

dem jeweiligen Fall vorher geprüft und verworfen<br />

wurden und wie drängend eine schnelle<br />

Entscheidung ist.(Unterstützung]<br />

15 Probe-Abstimmung: War das Verhalten der<br />

zentralen Person eher richtig oder eher falsch?<br />

Pro- und Kontra-Gruppen bilden; falls keine etwa<br />

gleich starkenGruppen zustande kommen: das<br />

Dilemma erneut darstellen und dabei die<br />

"schwache" Seite stärker berücksichtigen; evtl. das<br />

Dilemma etwas abändern, so dass einige<br />

Teilnehmer in das "schwache" Lager wechseln<br />

können.<br />

Keine Scheinkontroverse zulassen; Teilnehmer<br />

nicht auffordern, eine andere Rolle zu spielen oder<br />

eine andere Meinung zu übernehmen. Es ist<br />

wichtig, dass jeder seine eigene Meinung vertritt<br />

und authentisch Argumente vorbringt.<br />

[Herausforderung]<br />

30 In jedem Meinungslager werden kleine Gruppen<br />

von 3-4 Teilnehmer gebildet, die ihre Gründe für<br />

bzw. gegen das Verhalten der Person im Dilemma<br />

austauschen und weitere Argumente suchen und<br />

diese nach ihrer Wichtigkeit und Bedeutung<br />

ordnen.<br />

Nicht weniger als 3 und nicht mehr als 4<br />

Teilnehmer in der Gruppe zulassen. Die Gruppen<br />

möglichst nach räumlicher Nähe bilden und nicht<br />

dazu auffordern, nach eigenen Kriterien zu bilden.<br />

Trotzdem auch flexibel auf Wünsche eingehen.<br />

[Unterstützung]<br />

40 Diskussion von Pro und Kontra im Plenum: Die<br />

Lehrperson erläutert die Diskussionsregeln:<br />

a) Jedes Argument ist zulässig, alles darf<br />

gesagt werden; aber keine Person darf<br />

angegriffen oder bewertet werden – auch nicht<br />

positiv (oft beginnen Abwertungen mit einem<br />

Schein-Lob).<br />

1. Die Schüler werden mit<br />

den Fakten vertraut<br />

gemacht.<br />

2. lernen die Natur eines<br />

moralischen Dilemmas<br />

kennen.<br />

3. Sich öffentlich mit einer<br />

Meinung zu einer<br />

Kontroverse exponieren<br />

können.<br />

4. Lernen, den Unterschied<br />

zwischen Entscheidung<br />

unter Druck und druckfreier<br />

Meinungsbildung zu<br />

verstehen.<br />

5. Die Vielfalt von<br />

Meinungen zu einem<br />

moralischen Problem<br />

anerkennen lernen.<br />

6. Andere Menschen (auch<br />

Nicht-Freunde) als Quelle<br />

der Unterstützung sehen<br />

lernen.<br />

7. Begründungen als Quelle<br />

der Stärkung der eigenen<br />

Position schätzen lernen.<br />

8. Entdecken, dass<br />

Argumente<br />

unterschiedliche(moralische)<br />

Qualität haben können.<br />

9. Öffentliche Diskussionen<br />

über wirkliche moralische<br />

Probleme schätzen lernen.<br />

10. Sich Gehör verschaffen<br />

lernen; die eigenen<br />

Argumente pointiert.<br />

vortragen lernen;<br />

Argumente nach ihrer<br />

Wichtigkeit ordnen und sich


angegriffen oder bewertet werden – auch nicht<br />

positiv (oft beginnen Abwertungen mit einem<br />

Schein-Lob).<br />

b) Die Teilnehmer rufen sich gegenseitig auf<br />

(Argumente-Ping-Pong); der Lehrer/die<br />

Lehrerin achtet nur auf die Einhaltung der<br />

Spielregeln.<br />

Danach beginnt ein Argumente-Ping-Pong: Aus<br />

einer Gruppe (die kleinere Gruppe fängt in der<br />

Regel an) trägt ein Teilnehmer zunächst die<br />

eigene Meinung und die (wichtigsten) Gründe<br />

hierfür vor. Nach seinem Beitrag folgt eine<br />

Entgegnung aus der anderen Gruppe.<br />

Wer geantwortet hat, ruft aus der ersten Gruppe<br />

eine Person auf, die sich zu Wort meldet. Und so<br />

weiter.<br />

Die Lehrperson wirkt in dieser Phase fast<br />

ausschließlich als Schiedsperson, wenn die<br />

Diskussionsregeln nicht eingehalten werden. Sie<br />

sollte aber eingreifen, wenn z.B. zu leise<br />

gesprochen wird, oder wenn ein Teilnehmer zu<br />

viele Argumente aneinander reiht (“Argumente<br />

kommen umso besser zu Geltung, je weniger es<br />

sind und je kürzer sie sind”)<br />

Die genannten Argumente an der Tafel in<br />

Kurzform mitschreiben getrennt nach Pro und<br />

Contra; das sollten/können auch Schüler machen.<br />

Gelegentlich Kollegen/innen als Beobachter<br />

einsetzen. Beobachter sollten sich grundsätzlich<br />

nicht in die Diskussion einmischen.<br />

[Herausforderung]<br />

70 Jede Gruppe bringt die Argumente der anderen<br />

Gruppe in eine Rangreihe: welches waren die<br />

(zwei, drei oder vier) besten Argumente der<br />

Gegenseite? Welche Argumente haben mich<br />

nachdenklich gemacht?<br />

Wieder kleine Gruppen von mindestens drei,<br />

höchstens aber vier Teilnehmern bilden lassen.<br />

Anschließend im Plenum aus den Gruppen<br />

berichten lassen, was sie als das beste Argument<br />

der Gegenseite ansahen; mehrere Stimmen<br />

einholen.<br />

[Unterstützung]<br />

80 Schluss-Abstimmung: War das Verhalten der<br />

Person in dem Dilemma eher richtig oder eher<br />

falsch?<br />

Nach der Diskussion die Qualität der Diskussion<br />

und der Argumente loben und Beispiele geben für<br />

besonders schwierige Situationen, die von den<br />

Teilnehmern gut gemeistert wurden; die<br />

Bedeutung der Abstimmung relativieren ("Wenn<br />

Sie in eine solche Situation geraten würden,<br />

lernen; die eigenen<br />

Argumente pointiert.<br />

vortragen lernen;<br />

Argumente nach ihrer<br />

Wichtigkeit ordnen und sich<br />

auf die wichtigsten<br />

konzentrieren lernen.<br />

11. Anderen genau zuhören<br />

lernen.<br />

12. Lernen, zwischen der<br />

Qualität von Argumenten<br />

(über die man heftig streiten<br />

kann) und der Qualität von<br />

Menschen (die man immer<br />

respektieren sollte) zu<br />

unterscheiden.<br />

13. Entdecken, dass<br />

Argumente unterschiedliche<br />

moralische Qualität haben<br />

können.<br />

14. Entdecken, dass auch<br />

Gegner gute Argumente<br />

haben können. Gute<br />

Argumente auch dann<br />

schätzen lernen, wenn sie<br />

von der Gegenseite<br />

kommen.<br />

15. Kritik der eigenen<br />

Position zu schätzen lernen<br />

16. Lernen, dass auch die<br />

kontroverse Diskussion über<br />

ernsthafte Probleme zur<br />

Qualität des Lebens<br />

beiträgt.


und der Argumente loben und Beispiele geben für<br />

besonders schwierige Situationen, die von den<br />

Teilnehmern gut gemeistert wurden; die<br />

Bedeutung der Abstimmung relativieren ("Wenn<br />

Sie in eine solche Situation geraten würden,<br />

müssten Sie vermutlich ganz neu entscheiden").<br />

[Herausforderung]<br />

85 (Optional:) Rückmeldung an die Klasse<br />

1. Ihr habt miteinander sehr sachlich, aber auch<br />

sehr engagiert überdie Lösung eines komplexen<br />

moralischen Problems diskutiert.<br />

2. Ihr habt den Ablauf dieser Diskussion (im<br />

Rahmen einiger weniger Vorgaben) weitgehend<br />

selbst gestaltet.<br />

3. Ihr habt einander vielfältige Fragen gestellt und<br />

es haben sich in der Diskussion viele neue<br />

Einsichten eingestellt. Nachfragen: Wie habt Ihr<br />

Teilnehmer diese Diskussion empfunden?<br />

Was habt Ihr daraus gelernt? Was sollte damit<br />

erreicht werden? Was fandet Ihr nicht so gut?<br />

(Optional:) Wer hat schon einmal über ein solches<br />

Thema mit anderen vertrauten Personen (Eltern,<br />

Lehrer, Mitschüler etc.) diskutiert?<br />

[Unterstützung]<br />

90 Ende der Dilemma-Stunde<br />

ernsthafte Probleme zur<br />

Qualität des Lebens<br />

beiträgt.<br />

17. Sich der Entwicklung<br />

bewusst werden, die man<br />

durch die Dilemma-<br />

Diskussion selbst<br />

durchgemacht hat. Die<br />

Lernsituation "Dilemma-<br />

Diskussion" wertschätzen<br />

lernen. Wozu kann sie mir<br />

und anderen helfen?


Deliktfähigkeit<br />

Ausgangsfall:<br />

Am 19. September, einem schönen Sommernachmittag, fahren vier Personen mit ihren Inlinern<br />

durch Köln. Auf der Domplatte wagen sie einige Kunststücke. Dabei übersehen sie die Fußgängerin<br />

Frau Henkel. Es kommt zu einem Unfall, bei dem sie schwer verletzt wird. Sie wird ins Krankenhaus<br />

eingeliefert, außerdem ist ihr Kleid zerrissen.<br />

Frau Henkel möchte die Kosten für den Krankenhausaufenthalt, die Arztkosten und den Preis für<br />

das neue Kleine von allen vieren ersetzt bekommen. Die Schadenhöhe beläuft sich insgesamt auf<br />

4.000,- €.<br />

Zusatzangaben: Frau Henkel ist nicht krankenversichert, keiner der Täter hat eine Haftpflichtversicherung!<br />

Täter:<br />

1. Frauke, eine 32jährige arbeitslose Frau<br />

2. Siegfried, ein 6jähriger Schüler<br />

3. Theo, ein 21jähriger Taubstummer<br />

4. Agatha, eine 16jährige Auszubildende.<br />

Prüfen Sie, ob das Opfer die Täter zur Wiedergutmachung des Schadens verpflichten kann!<br />

Auszüge aus dem BGB<br />

§ 823 (Schadenersatzpflicht)<br />

(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit oder ein<br />

sonstiges Recht eines anderen widerrechtliche verletzt, ist dem anderen zum Ersatze des Schadens<br />

verpflichtet.<br />

§ 828 (Minderjährige)<br />

(1) Wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden, den er einem anderen<br />

zufügt, nicht verantwortlich.<br />

(2) Wer das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist für den Schaden,<br />

den er einem anderen zufügt, nicht verantwortlich, wenn er bei der Begehung der schädigenden<br />

Handlung nicht die zur Erkenntnis der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht hat.


Ergänzungstexte der Paragraphen zur Deliktfähigkeit (im Folgenden kursiv gedruckt)<br />

§ 828 [Geschäftsunfähige; Taubstumme]<br />

(2) Wer das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden,<br />

den er einem anderen zufügt, nicht verantwortlich, wenn er bei der Begehung der schädigenden<br />

Handlung nicht die zur Erkenntnis der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht hat. Das gleiche gilt<br />

von einem Taubstummen.<br />

§ 829 [Schadensersatzpflicht aus Gründen der Billigkeit]<br />

Wer in einem der in den §§ 823 bis 826 bezeichneten Fälle für einen von ihm verursachten Schaden<br />

auf Grund der §§ 827, 828 nicht verantwortlich ist, hat gleichwohl, sofern der Ersatz des<br />

Schadens nicht von einem aufsichtspflichtigen Dritten erlangt werden kann, den Schaden insoweit<br />

zu ersetzen, als die Billigkeit nach den Umständen, insbesondere nach den Verhältnissen der<br />

Beteiligten, eine Schadloshaltung erfordert und ihm nicht die Mittel entzogen werden, deren er<br />

zum angemessenen Unterhalte sowie zur Erfüllung seiner gesetzlichen Unterhaltspflichten bedarf.<br />

§ 830 [Haftung von Mittätern und Beteiligten]<br />

(1) Haben mehrere durch eine gemeinschaftlich begangene unerlaubte Handlung einen Schaden<br />

verursacht, so ist jeder für den Schaden verantwortlich. Das gleiche gilt, wenn sich nicht ermitteln<br />

läßt, wer von mehreren Beteiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat.<br />

(2) Anstifter und Gehilfen stehen Mittätern gleich.<br />

Ergänzungstexte der Paragraphen zur Deliktfähigkeit (im Folgenden kursiv gedruckt)<br />

§ 828 [Geschäftsunfähige; Taubstumme]<br />

(2) Wer das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden,<br />

den er einem anderen zufügt, nicht verantwortlich, wenn er bei der Begehung der schädigenden<br />

Handlung nicht die zur Erkenntnis der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht hat. Das gleiche gilt<br />

von einem Taubstummen.<br />

§ 829 [Schadensersatzpflicht aus Gründen der Billigkeit]<br />

Wer in einem der in den §§ 823 bis 826 bezeichneten Fälle für einen von ihm verursachten Schaden<br />

auf Grund der §§ 827, 828 nicht verantwortlich ist, hat gleichwohl, sofern der Ersatz des<br />

Schadens nicht von einem aufsichtspflichtigen Dritten erlangt werden kann, den Schaden insoweit<br />

zu ersetzen, als die Billigkeit nach den Umständen, insbesondere nach den Verhältnissen der<br />

Beteiligten, eine Schadloshaltung erfordert und ihm nicht die Mittel entzogen werden, deren er<br />

zum angemessenen Unterhalte sowie zur Erfüllung seiner gesetzlichen Unterhaltspflichten bedarf.<br />

§ 830 [Haftung von Mittätern und Beteiligten]<br />

(1) Haben mehrere durch eine gemeinschaftlich begangene unerlaubte Handlung einen Schaden<br />

verursacht, so ist jeder für den Schaden verantwortlich. Das gleiche gilt, wenn sich nicht ermitteln<br />

läßt, wer von mehreren Beteiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat.<br />

(2) Anstifter und Gehilfen stehen Mittätern gleich.


Deliktfähigkeit / Strafmündigkeit<br />

Fall 1: Der 14jährige Klaus soll „Klassenprügel“ beziehen, weil er bei Klassenarbeiten grundsätzlich niemanden abschreiben<br />

lässt. Er schlägt verzweifelt um sich, kassiert dabei aber einen Fausthieb seines 13jährigen Mitschülers<br />

Rolf, der das Auge trifft. Eine komplizierte Operation der Netzhaut wird nötig. Klaus Vater fordert Ersatz<br />

der Arztkosten von Rolfs Vater und stellt Strafantrag wegen vorsätzlicher Körperverletzung.<br />

Fall 2: Der 15jährige ? aus Meißen sticht auf seine Lehrerin ein. Sie stirbt an den Messerstichen. Es gibt als Motiv Hass<br />

an. Wie beurteilen Sie die Strafbarkeit dieser Tat?<br />

Fall 3: Der 19jährige Günther, ein pubertärer „Spätentwickler“, wird von seinen Freunden gehänselt, weil er noch keine<br />

Freundin hat. Mit Sprüchen wie „Du hast wohl Angst vor Frauen!“ oder „Du bis total verklemmt“ machen sie ihn<br />

rasend. Plötzlich zieht er ein Messer und stößt es dem lautstärksten Spötter in den Leib. Dieser stirbt an den<br />

Folgen der Tat. Wie ist die Strafbarkeit dieser Tat zu beurteilen?<br />

Die zivilrechtliche Folge eines Delikts ist die Pflicht zum Ersatz des verursachten Schadens. Delikte erfüllen<br />

aber in der Regel gleichzeitig den Tatbestand einer strafbaren Handlung im Sinne eines Strafgesetzes. Und<br />

das ist das Problem, um das es in diesem Abschnitt geht:<br />

Kann jemand, der ein Delikt begangen hat, auch in jedem Fall für die Tat bestraft werden?<br />

Es handelt sich hierbei um die Frage nach der Strafmündigkeit des Täters.<br />

So gestellt ist die Frage zu verneinen. Bestraft werden kann nur, wer strafmündig ist. Strafmündigkeit ist<br />

die Fähigkeit des Täters, das Unrecht seiner Tat einsehen zu können.<br />

Diese Einsichtsfähigkeit ist insbesondere bei Jugendlichen noch nicht voll entwickelt. Das Jugendgerichtsgesetz<br />

(JGG) bestimmt deswegen in § 1 Abs. 2:<br />

Ein Minderjähriger, der zur Zeit der Straftat noch nicht 14 Jahre alt ist, ist nicht strafmündig,<br />

kann also - selbst für ein Verbrechen - nicht bestraft werden.<br />

Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sind nur insoweit strafmündig, wie es das Jugendgerichtsgesetz<br />

vorsieht.<br />

Personen über 18 Jahre sind als Volljährige grundsätzlich voll strafmündig.<br />

Von dem Grundsatz der vollen Strafmündigkeit des Volljährigen gibt es Ausnahmen:<br />

Nicht strafmündig sind Geisteskranke. Sie können aber zum Schutz der Allgemeinheit in eine Heilund<br />

Pflegeanstalt eingewiesen werden.<br />

Für Heranwachsende, d.h. Personen zwischen 18 und 21 Jahren, gelten gemäß § 105 JGG die<br />

Milderung des Jugendstrafrechts, wenn<br />

a) Die Gesamtwürdigkeit der Persönlichkeit des Täters bei Berücksichtigung auch der Umweltbedingungen<br />

ergibt, dass er zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung noch einem<br />

Jugendlichen gleichstand, oder<br />

b) wenn es sich nach der Art, den Umständen oder den Beweggründen der Tat um eine typische<br />

Jugendverfehlung handelte.<br />

Heranwachsende fallen zudem unter die Begünstigungsregel des § 106 JGG. Muss nach allgemeinem Strafrecht<br />

wegen eines Delikts (z. B. wegen Mordes) auf lebenslange Freiheitsstrafe erkannt werden, kann der<br />

Richter diese Strafe auf 10 Jahre herabsetzen.


Deliktfähigkeit<br />

Ausgangsfall:<br />

Am 10. September, einem schönen Sommernachmittag, fahren vier Personen mit ihren Inlinern<br />

durch Köln. Auf der Domplatte wagen sie einige Kunststücke. Dabei übersehen sie die Touristin<br />

Frau Henkel. Es kommt zu einem Unfall, bei dem diese recht schwer verletzt wird. Sie muss ins<br />

Krankenhaus eingeliefert werden, ihre Einkaufstüte mit hochwertigen und teuren Designerkleidungsstücken<br />

wird gestohlen, ihr neues Seidenkostüm zerreißt.<br />

Frau Henkel möchte die Kosten für den Krankenhausaufenthalt, die Arztkosten und den Preis für<br />

das neue Kleid von allen vier „Tätern“ ersetzt bekommen. Die Schadenhöhe beläuft sich insgesamt<br />

auf 4.000,- €.<br />

Zusatzangaben: Frau Henkel stammt aus Dänemark und ist natürlich krankenversichert, aber ihre Krankenversicherung<br />

nimmt Regress, wenn jemand die Tat verschuldet. Deshalb nehmen wir zur Vereinfachung an,<br />

dass sie nicht krankenversichert sei. Ebenfalls zur Vereinfachung der Fallentscheidungen wird angenommen,<br />

dass keiner der Täter eine Haftpflichtversicherung hat!<br />

die „Täter“ sind:<br />

1.) Frauke, eine 32jährige arbeitslose Frau<br />

2.) Siggi, ein 6jähriger Schüler<br />

3.) Theobald, ein 21jähriger Taubstummer<br />

4.) Agatha, eine 16jährige Auszubildende.<br />

Ihre Aufgabe:<br />

Prüfen Sie, ob Frau Henkel alle Täter zur Wiedergutmachung des Schadens verpflichten kann!<br />

Begründen Sie Ihre Entscheidung!<br />

Fallerweiterung:<br />

Im Laufe des Tages passieren noch weitere Unfälle.<br />

Wer muss in diesen Fällen für den entstandenen Schaden haften?<br />

Folgende Personen sind beteiligt:<br />

5.) Gottfried, ein 18jähriger unerkennbarer Geisteskranker<br />

6.) Susanne, eine unter Drogen stehende 17jährige Schülerin<br />

7.) Volker, ein 6jähriger Vollwaise (Erbe eines Millionenvermögens)


Arbeitshinweise:<br />

Bilden Sie Arbeitsgruppen von 5-6 Personen.<br />

Bearbeiten Sie in Ihrer Gruppe den Fall und erstellen Sie auf einem gemeinsamen Plakat eine<br />

Übersicht über die verschiedenen Stufen der Deliktsfähigkeit.<br />

Lassen Sie genügend Zwischenraum, da durch die Fallerweiterung evtl. weitere Eintragungen<br />

vorgenommen werden.<br />

Bearbeitungszeit:<br />

25 Minuten<br />

Begründen Sie Ihre Entscheidung und vervollständigen Sie Ihr Plakat!


Deliktfähigkeit<br />

Auszüge aus dem BGB<br />

§ 823 (Schadenersatzpflicht)<br />

(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit oder ein<br />

sonstiges Recht eines anderen widerrechtliche verletzt, ist dem anderen zum Ersatze des Schadens<br />

verpflichtet.<br />

§ 827 (Ausschluss und Minderung der Verantwortlichkeit)<br />

Wer im Zustande der Bewußtlosigkeit oder in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden<br />

Zustande krankhafter Störung der Geistestätigkeit einem anderen Schaden zufügt, ist für den<br />

Schaden nicht verantwortlich. Hat er sich durch geistige Getränke oder ähnliche Mittel in einen<br />

vorübergehenden Zustand dieser Art versetzt, so ist er für einen Schaden, den er in diesem Zustande<br />

widerrechtlich verursacht, in gleicher Weise verantwortlich, wie wenn ihm Fahrlässigkeit<br />

zur Last fiele; die Verantwortlichkeit tritt nicht ein, wenn er ohne Verschulden in den Zustand geraten<br />

ist.<br />

§ 828 (Minderjährige; Taubstumme]<br />

(1) Wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden, den er einem anderen<br />

zufügt, nicht verantwortlich.<br />

(2) Wer das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist für den Schaden,<br />

den er einem anderen zufügt, nicht verantwortlich, wenn er bei der Begehung der schädigenden<br />

Handlung nicht die zur Erkenntnis der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht hat. Das gleiche gilt<br />

von einem Taubstummen<br />

§ 829 [Schadensersatzpflicht aus Gründen der Billigkeit]<br />

Wer in einem der in den §§ 823 bis 826 bezeichneten Fälle für einen von ihm verursachten Schaden<br />

auf Grund der §§ 827, 828 nicht verantwortlich ist, hat gleichwohl, sofern der Ersatz des<br />

Schadens nicht von einem aufsichtspflichtigen Dritten erlangt werden kann, den Schaden insoweit<br />

zu ersetzen, als die Billigkeit nach den Umständen, insbesondere nach den Verhältnissen der<br />

Beteiligten, eine Schadloshaltung erfordert und ihm nicht die Mittel entzogen werden, deren er<br />

zum angemessenen Unterhalte sowie zur Erfüllung seiner gesetzlichen Unterhaltspflichten bedarf.<br />

§ 830 [Haftung von Mittätern und Beteiligten]<br />

(1) Haben mehrere durch eine gemeinschaftlich begangene unerlaubte Handlung einen Schaden<br />

verursacht, so ist jeder für den Schaden verantwortlich. Das gleiche gilt, wenn sich nicht ermitteln<br />

läßt, wer von mehreren Beteiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat.<br />

(2) Anstifter und Gehilfen stehen Mittätern gleich.<br />

§ 832 (Haftung des Aufsichtspflichtigen)<br />

(1) Wer kraft Gesetzes zur Führung der Aufsicht über eine Person verpflichtet ist, die wegen Minderjährigkeit<br />

oder wegen ihres geistigen oder körperlichen Zustandes der Beaufsichtigung bedarf,<br />

ist zum Ersatze des Schadens verpflichtet, den diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt.<br />

Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt oder wenn der Schaden<br />

auch bei gehöriger Aufsichtspflicht entstanden sein würde.<br />

(2) Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher die Führung der Aufsicht durch Vertrag<br />

übernimmt.


Deliktfähigkeit<br />

Zivilrechtliche Folgen<br />

Beurteilen Sie die folgenden Fälle!<br />

1.) Auf dem Gelände des Reitclubs in B. hatte sich der 6jährige Robert immer wohl gefühlt. Während<br />

seine Schwester Reitstunden bekam und sein Vater mit Reitkollegen plauderte, konnte Robert<br />

mit anderen kleinen Kindern spielen und unbeaufsichtigt durch Ställe und Reithallen streifen.<br />

An einem Tag im Februar passierte es: Irgendwie hatte sich Robert Zündhölzer „besorgt“ und in<br />

einem Heuschuppen gezündelt. Der Schuppen brannte bis auf die Grundmauern ab. Die Versicherung<br />

musste über 16.000,00 € für den Schaden bezahlen und verklagte Roberts Vater. Er sei<br />

für den Brand verantwortlich, weil er Robert nicht beaufsichtigt habe. Deshalb solle er den Schaden<br />

ersetzen.<br />

2.) Sohn Ludwig hatte die „alte Mühle“ seiner Eltern - es handelt sich um einen abgemeldeten und<br />

nicht versicherten Wagen seines Vaters - wieder flott gemacht und sie bereits mehrmals benutzt,<br />

obwohl er keinen Führerschein besaß. Das wussten die Eltern und sie wussten auch, dass Ludwig<br />

bereits einmal wegen Mopedfahrens ohne Fahrerlaubnis bestraft worden war. Der Vater hatte den<br />

gesamten Sprit aus dem Wagen leer laufen lassen, um seinen Sohn an der Benutzung zu hindern.<br />

Der Schlüssel befand sich in einem Schrank. Ludwig organisierte an der Tankstelle einen<br />

Kanister Benzin und brach mit zwei Freunden, die ebenfalls keine Fahrerlaubnis besaßen, zu einer<br />

Spritztour auf. Unterwegs überließ Ludwig einem der Freunde das Steuer. Das Auto überschlug<br />

sich und blieb auf einem Feldweg liegen. Der andere Freund erlitt eine schwere Kopfverletzung<br />

und Knochenbrüche. Außerdem verlor er ein Auge. Er forderte im Zivilprozess 50.000,- €<br />

Schmerzensgeld.<br />

3.) Ein zwölfjähriger Schüler klagt gegen einen Mitschüler auf Zahlung von Schmerzensgeld in<br />

Höhe von 1.000,- €. Beide Schüler waren auf dem Nachhauseweg von der Schule in Streit geraten.<br />

Dabei fiel der beklagte Schüler plötzlich und unerwartet über seinen Mitschüler her und<br />

schlug dessen Gesicht gegen einen Laternenpfahl. Dabei brachen dem Kläger zwei Vorderzähne<br />

ab.


Deliktfähigkeit von Kindern < 10 Jahre im Straßenverkehr<br />

Schadenersatzpflicht?<br />

Fall 1)<br />

Nina (9 Jahre)und der Nachbarjunge Tom (8 Jahre) spielen seit sie klein sind auf der Straße. Ihre Straße ist<br />

eine ruhige Seitenstraße und alle Nachbarn kennen die beiden. Sie begannen mit den Bobby-Cars, dann<br />

kamen die ersten Rollerversuche und mittlerweile fahren sie Fahrrad. Und seit dem Sommer fahren sie immer<br />

sicherer und ohne Schäden. Ihre Eltern passen abwechselnd auf sie auf. Heute ist Ninas Vater dran.<br />

Aber als das Telefon klingelt – er wartet auf einen dringenden Anruf – geht er kurz ins Haus. In der Zwischenzeit<br />

fährt ein unbekanntes Auto in die Straße. Die beiden Kinder sind sehr vertrauensvoll, weil ja die<br />

anderen Nachbarn immer sehr langsam und vorsichtig fahren. Der Fahrer des BMW fährt völlig normal und<br />

wird vom „rasenden Tom“ überrascht, der ihm in die rechte Autoseite fährt. Bei dem Unfall wird niemand<br />

ernsthaft verletzt, aber Toms Fahrrad ist kaputt und das Auto zerkratzt.<br />

Der Autofahrer verlangt vom rasenden Tom Schadenersatz für die Reparatur seines Kotflügels!<br />

Fall 2)<br />

Zwei neunjährige Grundschüler üben auf dem Parkplatz eines Supermarktes mit ihren neuen Rennrädern.<br />

Sie testen, wie lange ihre Bremsweg bei verschiedenen Geschwindigkeiten ist. Mirko hat sich verschätzt<br />

und fährt in ein geparktes Auto und zerkratzt die hintere Stoßstange. Es handelt sich um einen recht neuen<br />

Wagen und als die Besitzerin vom Einkauf zurückkommt, erklärt sie, dass die Neulackierung der hochgezogenen<br />

Stoßstange ca. 700 € kosten wird.<br />

Sie ruft Mirkos Eltern an und verlangt Schadenersatz!<br />

Deliktfähigkeit von Kindern < 10 Jahre im Straßenverkehr<br />

Schadenersatzpflicht?<br />

Fall 1)<br />

Nina (9 Jahre)und der Nachbarjunge Tom (8 Jahre) spielen seit sie klein sind auf der Straße. Ihre Straße ist<br />

eine ruhige Seitenstraße und alle Nachbarn kennen die beiden. Sie begannen mit den Bobby-Cars, dann<br />

kamen die ersten Rollerversuche und mittlerweile fahren sie Fahrrad. Und seit dem Sommer fahren sie immer<br />

sicherer und ohne Schäden. Ihre Eltern passen abwechselnd auf sie auf. Heute ist Ninas Vater dran.<br />

Aber als das Telefon klingelt – er wartet auf einen dringenden Anruf – geht er kurz ins Haus. In der Zwischenzeit<br />

fährt ein unbekanntes Auto in die Straße. Die beiden Kinder sind sehr vertrauensvoll, weil ja die<br />

anderen Nachbarn immer sehr langsam und vorsichtig fahren. Der Fahrer des BMW fährt völlig normal und<br />

wird vom „rasenden Tom“ überrascht, der ihm in die rechte Autoseite fährt. Bei dem Unfall wird niemand<br />

ernsthaft verletzt, aber Toms Fahrrad ist kaputt und das Auto zerkratzt.<br />

Der Autofahrer verlangt vom rasenden Tom Schadenersatz für die Reparatur seines Kotflügels!<br />

Fall 2)<br />

Zwei neunjährige Grundschüler üben auf dem Parkplatz eines Supermarktes mit ihren neuen Rennrädern.<br />

Sie testen, wie lange ihre Bremsweg bei verschiedenen Geschwindigkeiten ist. Mirko hat sich verschätzt<br />

und fährt in ein geparktes Auto und zerkratzt die hintere Stoßstange. Es handelt sich um einen recht neuen<br />

Wagen und als die Besitzerin vom Einkauf zurückkommt, erklärt sie, dass die Neulackierung der hochgezogenen<br />

Stoßstange ca. 700 € kosten wird.<br />

Sie ruft Mirkos Eltern an und verlangt Schadenersatz!


Übungen Deliktfähigkeit<br />

Nr. 1<br />

Paula (8 Jahre) hat sich das Mountainbike ihres Bruders geliehen. Als sie plötzlich bremsen muss,<br />

bemerkt sie, dass das Rad keine Rücktrittbremse hat. Paula stößt mit einem parkenden Auto zusammen.<br />

Zum Glück bleibt sie unverletzt, aber das Rad und der PKW werden bei dem Unfall beschädigt.<br />

Muss Paula für die entstandenen Schäden bezahlen?<br />

Nr. 2<br />

Der 18-jährigen Anne werden in der Disco unbemerkt ins Getränk gemischt. Als sie benommen<br />

unterwegs nach draußen geht, um frische Luft zu schnappen, läuft sie gegen eine Glastür. Die Tür<br />

zerspringt und der Discobesitzer verlangt Schadenersatz.<br />

War Anne in diesem Moment deliktfähig?<br />

Nr. 3<br />

Der taubstumme Georg (17 Jahre) geht auf dem Radweg spazieren. Als Frau Müller von hinten<br />

mit dem Rad angefahren kommt, hört er ihr Klingeln natürlich nicht. Frau Müller muss so stark<br />

bremsen, dass ihre Einkaufstüte mit den gesamten Lebensmitteln in hohem Bogen aus dem Fahrradkorb<br />

fliegt.<br />

Sie verlangt, dass Georg ihr neue Lebensmittel kauft – zu Recht?<br />

Nr. 4<br />

Karin (18 Jahre) ist die Babysitterin von Thomas (5 Jahre). Sie sitzt über eine Stunde im Wohnzimmer<br />

und telefoniert mit einer Freundin. In der Zwischenzeit hat Thomas in der Küche den<br />

Wasserhahn aufgedreht und eine riesige Überschwemmung verursacht.<br />

Muss Karin für den Schaden aufkommen?<br />

Nr. 5<br />

Herr Müller (55 Jahre) arbeitet schon seit ein paar Jahren in der Buchhaltung eines kleinen Familienunternehmens.<br />

Seit vier Monaten gibt es einen neuen Inhaber, der Herrn Müller mobbt. Mittlerweile<br />

ist er in psychologischer Behandlung.<br />

Kann er vom Chef die Zahlung der Arztkosten verlangen?<br />

Nr. 6<br />

Ein Entführer hält eine Geisel mehr als zwei Wochen in einem Verlies gefangen. Nach der Lösegeldübergabe<br />

kann er verhaftet werden. Die Geisel muss ebenfalls psychologisch behandelt werden<br />

und leidet unter den Folgeschäden der Entführung. Sie verlangt vom Entführer 250.000 €<br />

Schadenersatz.<br />

Muss der Entführer zahlen?<br />

Nr. 7<br />

Auf einer großen Party verschüttet ein Gast (35 Jahre) aus Versehen ein Glas Rotwein auf das<br />

weiße Ledersofa.<br />

Die Gastgeber verlangen den Kauf eines neuen Sofas. Geht das?


Deliktfähigkeit/ Strafrechtliche Folgen<br />

Strafmündigkeit<br />

Die zivilrechtliche Folge eines Delikts ist also die Pflicht zum Ersatz des Schadens. Delikte erfüllen<br />

aber in der Regel gleichzeitig den Tatbestand einer strafbaren Handlung im Sinn des Strafgesetzes.<br />

Kann jemand, der ein Delikt begangen hat, auch für die Tat bestraft werden?<br />

Bestraft werden kann nur, _________________________<br />

Das Jugendgerichtsgesetz (JGG) bestimmt in § 1 Abs. 2:<br />

Ein Minderjähriger, der zur Zeit der Straftat noch nicht 14 Jahre alt ist, ist nicht strafmündig, kann also<br />

- selbst für ein Verbrechen - nicht bestraft werden.<br />

Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren sind nur insoweit strafmündig, wie es das Jugendgerichtsgesetz<br />

vorsieht.<br />

Personen über 18 Jahre sind als Volljährige grundsätzlich voll strafmündig.<br />

Vom Grundsatz der vollen Strafmündigkeit gibt es Ausnahmen:<br />

Nicht strafmündig sind Geisteskranke. Sie können aber zum Schutz der Allgemeinheit in eine Heilund<br />

Pflegeanstalt eingewiesen werden.<br />

Für Heranwachsende, d.h. Personen zwischen 18 und 21 Jahren, gelten gemäß § 105 JGG die Milderung<br />

des Jugendstrafrechts, wenn<br />

a) die Gesamtwürdigung der Persönlichkeit des Täters bei Berücksichtigung auch der Umweltbedingungen<br />

ergibt, dass er zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung noch einem<br />

Jugendlichen gleichstand, oder<br />

b) wenn es sich nach der Art, den Umständen oder den Beweggründen der Tat um eine typische<br />

Jugendverfehlung handelte.<br />

Def: Strafmündigkeit


Deliktfähigkeit: Übungsfälle<br />

Zivilrechtliche und strafrechtliche Folgen<br />

Fall 1: Der 14jährige Klaus soll „Klassenprügel“ beziehen, weil er bei Klassenarbeiten grundsätzlich<br />

niemanden abschreiben lässt. Er schlägt verzweifelt um sich, kassiert dabei aber einen<br />

Fausthieb seines 13jährigen Mitschülers Rolf, der das Auge trifft. Eine komplizierte Operation der<br />

Netzhaut wird nötig. Klaus Vater fordert Ersatz der Arztkosten von Rolfs Vater<br />

und stellt Strafantrag wegen vorsätzlicher Körperverletzung.<br />

Ihr Urteil lautet:<br />

Fall 2: Der 15jährige Schüler aus Meißen sticht auf seine Lehrerin ein. Sie stirbt an den Messerstichen.<br />

Es gibt als Motiv Hass an. Wie beurteilen Sie die Strafbarkeit dieser Tat?<br />

Fall 3: Der 19jährige Günther, ein pubertärer „Spätentwickler“, wird von seinen Freunden gehänselt,<br />

weil er noch keine Freundin hat. Mit Sprüchen wie „Du hast wohl Angst vor Frauen!“ oder „Du<br />

bis total verklemmt“ machen sie ihn rasend. Plötzlich zieht er ein Messer und stößt es dem lautstärksten<br />

Spötter in den Leib. Dieser stirbt an den Folgen der Tat. Wie ist die Strafbarkeit dieser<br />

Tat zu beurteilen?<br />

Fall 4: Die 60jährige Frau Müller fährt zur EXPO nach Hannover. Beim Verlassen des Bahnhofs<br />

wird ihr die Handtasche entrissen. Zwei Stunden später stellt die Polizei den Täter. Es ist der<br />

12jährige Freddy Flink. Erläutern Sie die zivilrechtlichen und strafrechtlichen Folgen der Tat.<br />

Fall 5: Frau Schreier ist psychisch krank. In ihren guten Phasen darf sie sich frei bewegen. Eines<br />

Tages schubst sie eine neben ihr sitzende Frau von ihrem Sitzplatz in der Straßenbahn, beschimpft<br />

sie wüst, tritt auf sie ein und beschuldigt sie des Diebstahls. Die zu Unrecht beklagte und<br />

verletzte Frau klagt auf Schadenersatz.<br />

Ihr Urteil:<br />

Fall 6: Ihr Nachbarin Frau Schwarz, 84 Jahre alt, wird am Sonntagnachmittag beraubt. Der Dieb<br />

entreißt ihr brutal die Handtasche und kann fliehen. Nur eine Stunde später kann die Polizei ihn<br />

fassen. Er ist 20 Jahre alt und steht unter Drogen. An die Tat kann er sich kaum erinnern; er<br />

braucht Geld für den nächsten Schuss.<br />

Fall 7: Der in finanzielle Schwierigkeiten geratene 40jährige Unternehmer E. Schade täuscht einen<br />

Einbruch in seine hoch versicherte Lagerhalle vor und entzündet dort ein Feuer.


Deliktfähigkeit<br />

Zivilrechtliche Folgen<br />

Kinder im Straßenverkehr besser geschützt!<br />

Seit August 2004 gilt in Deutschland ein<br />

neues Schadensrecht. Danach haften Kinder<br />

erst ab Vollendung des zehnten Lebensjahres<br />

für Unfallschäden, die sie anderen<br />

zufügen. Davor lag die Altersgrenze bei<br />

sieben Jahren. Allerdings haften Kinder ab<br />

sieben Jahren, aber noch unter zehn Jahren,<br />

für Schäden die sie vorsätzlich herbeigeführt<br />

haben.<br />

Die neue Regelung soll die Position der<br />

Kinder im Straßenverkehr stärken. Immerhin<br />

waren im letzten Jahr Kinder, die noch<br />

keine zehn Jahre alte waren, an etwas<br />

20.000 Verkehrsunfällen in Deutschland<br />

beteiligt. Entlasten könnten sich Fahrer nur<br />

noch, wenn höhere Gewalt im Spiel ist,<br />

nicht wie bisher durch ein „unabwendbares<br />

Ereignis“, so Experten von der ARAG-<br />

Versicherungen. Denn seit dem ersten August<br />

ist auch die Gefährdungshaftung des<br />

Fahrzeughalters gegenüber nicht motorisierten<br />

Verkehrsteilnehmern erweitert worden.<br />

Höhere Gewalt liegt nur dann vor,<br />

wenn beispielsweise ein umstürzender<br />

Baum oder herabfallende Dachziegel den<br />

Verkehrsunfall verursachen.<br />

Kinder haften bei Schäden an geparkten Autos<br />

Urteil des Bundesgerichtshofs nach Kickboard-Unfall von zwei Neunjährigen<br />

Karlsruhe: Auch Kinder im Grundschulalter können haftbar gemacht werden, wenn sie geparkte<br />

Autos beschädigen. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) am Dienstag entschieden. Eine seit<br />

August 2002 geltende Regelung, wonach Kinder bis zum zehnten Geburtstag nicht für „Unfälle<br />

mit einem Kraftfahrzeug“ verantwortlich gemacht werden können, gelte nur für fahrende, nicht für<br />

stehende Autos. Zwei Neunjährige, die mit einem Kickboard und einem Fahrrad abgestellte Autos<br />

geschrammt hatten, sind damit für den Schaden haftbar, Eltern oder die Haftpflichtversicherung<br />

müssen Schadenersatz leisten.<br />

Laut BGH wollte der Gesetzgeber Kinder bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres vor Haftungsrisiken<br />

schützen, weil sie im motorisierten Verkehr wegen der Schnelligkeit der Abläufe<br />

meist überfordert seien. Kindern könnten Geschwindigkeiten und Entfernungen nur schwer einschätzen.<br />

Im ruhenden Verkehr wirkten sich diese spezifischen Risiken dagegen nicht aus, so<br />

dass das Haftungsprivileg hier nicht gerechtfertigt sei, befand der BGH.<br />

Damit bleibt es, wenn es um die Beschädigung geparkter Autos geht, bei den allgemeinen Regeln:<br />

Danach können Kinder vom siebten Lebensjahr an haftbar gemacht werden, wenn sie über<br />

die nötige Einsicht verfügten, um die Konsequenzen ihres Tuns zu ermessen.


Lernsituation<br />

Thema: Wir organisieren eine Aktion, für einen guten Zweck!<br />

Phase der Zielsetzung und der Entscheidung<br />

Planung I: Wir suchen ein Projekt, das wir gern unterstützen möchten<br />

Die SchülerInnen suchen Informationen zu Ländern, Gebieten oder Bereichen in<br />

denen eine große Not besteht und die sie gern unterstützen würden. Hier ist möglich,<br />

das sie zunächst eine Internetrecherche machen und dann mit den<br />

Hilfsorganisationen einen Termin ausmachen und sich dort vertiefend informieren.<br />

Die Informationen werden aufbereitet und in der Großgruppe präsentiert. Es können<br />

auch Experten zur Unterstützung eingeladen werden.<br />

Die Großgruppe entscheidet welche Projekte unterstützt werden sollen.<br />

Planung II: Wie wollen wir die Spenden erarbeiten?<br />

Die SchülerInnen arbeiten in Kleingruppen Vorschläge aus, mit welchen Aktivitäten<br />

sie Spenden erwirtschaften können.<br />

Hierbei müssen sie die organisatorischen Rahmenbedingungen ermitteln und<br />

berücksichtigen (z.B.: erhalte ich Ware, die ich verkaufen kann in Kommission, oder<br />

muss ich direkt in Vorlage treten – erhalte ich eine Vorschuss von der SV)<br />

Die Großgruppe entscheidet sich mehrheitlich für eine Aktion.<br />

Phase der Durchführung<br />

Durchführung I:<br />

Kontaktaufnahme mit den Trägern, Organisationen und den Zulieferen.<br />

Die SchülerInnen ermitteln die Einstandspreise und kalkulieren die Verkaufspreise.<br />

Sie gestalten die Werbeaktion und das Werbematerial und die Warenpräsentation.<br />

Durchführung II:<br />

Der gesamte Prozess muss von den SchülerInnen protokolliert werden. Besonders<br />

die Abweichungen vom Plan müssen begründet herausgearbeitet werden.<br />

Phase der Kontrolle:<br />

Reflexion I:<br />

Die SchülerInnen erstellen die Gewinnerrechung, ermitteln den Verteilungsschlüssel<br />

und Überweisung den Betrag auf die Spendenkontos<br />

Reflexion II:<br />

Die SchülerInnen reflektieren und bewerten den Ablauf und verschriftlichen ihre<br />

Erfahrungen.<br />

Die Teilnahme an dem Projekt wird auf dem Zeugnis bescheinigt!

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