Nummer 03_2014
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Nummer 03_2014
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Nr. 3/<strong>2014</strong><br />
MEHR ALS NUR EINE<br />
RANDNOTIZ:<br />
WOMEN IN BLUES<br />
• Tim Lothar & Holger „Hobo“ Daub in Memphis<br />
• Boleneck John - Paul Bao - Bob Hite - Hands on Strings<br />
• Album des Monats: Ursula Ricks - My Street<br />
• Gedichte von Odile Endres<br />
• Vorabdruck „Der Krieg der Gurken“ von Buchmann & iwi<br />
Mit Blueskalender
Editorial<br />
präsentiert das<br />
23.<br />
Blues<br />
Festival<br />
Schöppingen<br />
Münsterland<br />
live dabei:<br />
Joe Louis Walker & Band (USA)<br />
North Mississippi Allstars (USA)<br />
Mike Zito & the Wheel (USA)<br />
Delta Saints (USA)<br />
Jonathon „Boogie“ Long &<br />
The Blues Revolution (USA)<br />
Mason Rack Band (AUS)<br />
Mr. Sipp<br />
„The Mississippi Blues Child“ (USA)<br />
Lisa Doby (USA)<br />
Frankie Chavez<br />
(PT)<br />
Mountain Men<br />
(F)<br />
and more...<br />
Sa 7. und So 8. Juni <strong>2014</strong><br />
Das 2-Tagesticket (begrenztes Kontingent) wird im Vorverkauf nur<br />
55,- € (inkl. Vvk-Gebühr) kosten. Es kann nur über die Homepage<br />
„www.kulturring-schoeppingen.de“ gebucht werden.<br />
2<br />
© wasser-prawda
Editorial<br />
Editorial<br />
Ein Freund war letztens in Berlin beim Record Release<br />
Konzert für das Doppelalbum „Live In Reitwein“. Auf<br />
der Bühne eine Mixtur von alten Helden der DDR-Bluesszene<br />
und ein paar regionale Acts aus der Umgebung der<br />
Kneipe in Reitwein, wo in den letzten Jahren 100 Konzerte schon<br />
stattgefunden haben. Er erzählte mir folgende Bemerkung aus<br />
dem Publikum: „Freygang klingen ja gar nicht mehr so wie damals<br />
1978!“ Für mich ist das ein entlarvender Satz nicht nur über<br />
die Erwartungen des Publikums im Osten Deutschlands sondern<br />
leider auch zum Stand des Blues in den längst nicht mehr neuen<br />
Bundesländern: Es herrscht Stillstand seit vielen Jahren. Stillstand<br />
zumindest bei den Bands und Musikern, mit denen ich lange Jahre<br />
groß geworden bin als Bluesfan: Mir reicht es einfach nicht<br />
mehr, immer wieder die alten Hits zu hören. Ich will neue Lieder,<br />
Lieder, die ein Spiegel der heutigen Zeit sind. Ich kann einfach<br />
nicht glauben, dass Musiker wie Bodag, Speiche, Jürgen Kerth<br />
und andere sich eingerichtet haben im musikalischen Altersheim.<br />
Aber genau das wurde in Berlin zelebriert. man feierte eine lang<br />
vergangene Geschichte mit Liedern, die alle kennen und keinen<br />
mehr ärgern können.<br />
Wie man heute mit dem Blues aktuelle Geschichten erzählen<br />
kann, ohne die Tradition zu verraten, das machen Musiker wie<br />
Tim Lothar deutlich, der mit seinem deutschen Kollegen Holger<br />
Daub in Memphis bis ins Halbfinale der IBC kam. Ein anderer<br />
Bericht aus Memphis widmet sich speziell den Frauen im Blues.<br />
Beim Showcase „Women In Blues“ präsentieren sich seit einigen<br />
Jahren Bluesladies aus aller Welt. Und das ist genau das richtige<br />
Thema für den März. Schließlich ist am 8. März der Internationale<br />
Frauentag. Aus dem Grund hab ich auch einige bemerkenswerte<br />
Neuerscheinungen von Bluesladies in einem Special<br />
zusammengefasst. Denn unter all den Alben von Männern gehen<br />
sie sonst viel zu leicht unter. Etwa das außerordentliche Debüt<br />
„My Street“ von Ursula Ricks aus Baltimore oder der swingende<br />
Rhythm & Blues von Adrianna Marie aus Kalifornien.<br />
Gerade „My Street“ hat bei uns in der Redaktion einen derartigen<br />
Eindruck hinterlassen, dass wir es im März zum „Album des<br />
Monats“ bestimmt haben. Es hat sich gegen die wirklich bemerkenswerten<br />
Scheiben von Billy Branch & The Sons of Blues und<br />
von Joe Louis Walker durchgesetzt. Denn es sind die Songs von<br />
Ricks, die diese Scheibe zu etwas ganz Besonderem machen: Hier<br />
ist der Blues endlich mal wieder ein ganz aufmerksamer Kommentator<br />
der Gegenwart, besonders der Zustände in Baltimore.<br />
Zwei Autorinnen können wir im März erstmals in der Wasser-<br />
Prawda begrüßen. Memphis Mini, Journalistin aus Hamburg<br />
war mit Tim Lothar und Holger Daub unterwegs bei der IBC<br />
in Memphis. Und die Künstlerin und Festivalorganisatorin Terri<br />
Robbins hat über die zunächst von Michele Seidman gegründete<br />
Initiative „Women In Blues“ und besonders deren Auftritte im<br />
Rahmen der IBC berichtet.<br />
Um noch mal auf Engerling zurück zu kommen. Die wollen<br />
demnächst ihr 40jähriges Bestehen feiern. Ich bin der Meinung,<br />
dass dies mit einem neuen Studioalbum passieren sollte. Live-<br />
Alben gab es schon zu den letzten Geburtstagen.<br />
© wasser-prawda<br />
3
Editorial<br />
Impressum<br />
Die Wasser-Prawda ist ein Projekt des<br />
Computerservice Kaufeldt Greifswald.<br />
Das pdf-Magazin wird in Zusammenarbeit<br />
mit dem freiraumverlag<br />
Greifswald veröffentlicht und<br />
erscheint in der Regel monatlich. Es<br />
wird kostenlos an die registrierten<br />
Leser des Online-Magazins www.<br />
wasser-prawda.de verschickt.<br />
Wasser-Prawda Nr. 01/<strong>2014</strong><br />
Redaktionsschluss: 06.. März<br />
<strong>2014</strong><br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur: Raimund Nitzsche<br />
(V.i.S.d.P.)<br />
Redaktion: Mario Bollinger,<br />
Bernd Kreikmann, Lüder<br />
Kriete, Matthias Schneider,<br />
Dave Watkins<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
• Gary Burnett<br />
• Memphis Mini<br />
• Terri Robbins<br />
• Torsten Rolfs<br />
• Darren Weale<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am 17.<br />
April <strong>2014</strong>.<br />
Adresse:<br />
Redaktion Wasser-Prawda<br />
c/o wirkstatt<br />
Gützkower Str. 83<br />
17489 Greifswald<br />
Tel.: <strong>03</strong>834/535664<br />
redaktion@wasser-prawda.de<br />
Anzeigenabteilung:<br />
marketing@wasser-prawda.de<br />
Gerne schicken wir Ihnen unsere aktuelle<br />
Anzeigenpreisliste und die Mediadaten<br />
für das Online-Magazin und<br />
die pdf-Ausgabe der Wasser-Prawda<br />
zu. Anzeigenschluss für das pdf-Magazin<br />
ist jeweils der 1. Werktag des<br />
Erscheinungs-Monats.<br />
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
Impressum 4<br />
Auf Tour 6<br />
Clubs 8<br />
MUSIK<br />
Women Sing the Blues in Memphis 10<br />
Von Tischen und Tangas 14<br />
Auf zum Mississippi! 16<br />
Gewinner der IBC <strong>2014</strong> 18<br />
Freude am Blues: Ein Interview mit Bottleneck John 21<br />
Gitarrenwald imThüringer Wald 26<br />
Paul Batto und die „neue Auszeit“ 29<br />
Blueskalender<br />
Bob Hite (1943-1981) 36<br />
Blueskalender 38<br />
Album des Monats<br />
Ursula Ricks - My Street 42<br />
Frauen im Blues, Folk, Jazz und Soul<br />
Adrianna Marie - Double Crossing Blues 44<br />
Alexx & The Moonshiners - En Animation 44<br />
Christina Skjolberg - Come And Get It 45<br />
Electric Blue - Born In Sin 45<br />
Gisela Novais & The Blue Summers - The Perfect One 46<br />
Heavy Chevy Band - Open Up 46<br />
JJ Thames - Tell You What I Know 47<br />
Kerri Powers - Kerri Powers 47<br />
Malaya Blue - Bourbon Street 48<br />
Naomi Wachira - Naomi Wachira 48<br />
Rachelle Coba - Mother Blues 48<br />
Tangled Eye - Dream Wall 49<br />
Rezensionen A bis Z<br />
Andy Twyman - Blues You Haven‘t Heard Before 50<br />
Bad Temper Joe - Sometimes A Sinner 50<br />
Billy Branch & The Sons Of Blues - Blues Shock 50<br />
Jens Lysdal - Easy Heart 51<br />
Joe Louis Walker - Hornet‘s Nest 51<br />
John Lyons - Sing Me Another Song 52<br />
Johnny Sansone - Once It Gets Started 53<br />
Maik W. Garthe - Tight Corner 53<br />
Pete Karnes Blues Band - I‘m Still Here 54<br />
4<br />
© wasser-prawda
Editorial<br />
Rosco Levee & The Southern Slide - Get It While You Can 55<br />
Kurz & knapp<br />
Hanggai - Baifang 56<br />
Kim Simmonds & Savoy Brown - Goin To The Delta 56<br />
Paul Rodgers - The Royal Sessions 56<br />
Wille and the Bandits - Grow 56<br />
Yiruma - Blind Film 56<br />
Wiederhören<br />
Eric Bibb - Me To You 57<br />
Morrissey - Your Arsenal 57<br />
FEUILLETON<br />
Koma-Glotzen: House of Cards. Season 2 58<br />
Sprachraum<br />
Odile Endres - Vier Gedichte 60<br />
J. Buchmann & iwi - Der Krieg der Gurken (Vorabdruck) 63<br />
Jürgen Landt: titelersparnis 67<br />
Fortsetzungsroman<br />
Robert Kraft - Die Vestalinnen 70<br />
© wasser-prawda<br />
5
Auf Tour<br />
3 Dayz Whizkey<br />
30.<strong>03</strong>. München, Rattlesnake<br />
Saloon<br />
07.04. Köln, JVA Köln<br />
19.04. Mengen, Kultkneipe<br />
5. Chemnitzer Blues &<br />
More Festival<br />
Black Kat & Kittens, Josa, Peters<br />
„Dodge“ Schmidt Band, Keith<br />
Dunn Band<br />
10.05. Chemnitz, DAStietz,<br />
Moritzstr. 20<br />
Akkordeonale <strong>2014</strong><br />
23.04. Karlsruhe Tollhaus<br />
24.04. Reutlingen franz k<br />
25.04. Jena Volkshaus<br />
26.04. Greven Kulturzentrum<br />
GBS<br />
27.04.Mülheim Ringlokschuppen<br />
28.04. Bonn Harmonie<br />
29.04. Kassel Adventskirche<br />
30.04. Stuhr Gutsscheune<br />
Varrel<br />
01.05. Dresden Dreikönigskirche<br />
Blue Note Blues Band<br />
11.04. Hohenthann, Hinterholzer<br />
Bar<br />
12.04. Bielefeld, Extra Blues<br />
Bar<br />
26.04. Burckmühl, Auszeit<br />
10.05. Kaufbeuren, Blue Night<br />
im Uncle Satchmo‘s<br />
Danny Bryant<br />
02.05. München, Garage Deluxe<br />
<strong>03</strong>.05. Rutesheim, Uhlenspiegel<br />
07.05. Eppstein, Wunderbar<br />
Weite Welt<br />
09.05. Torgau, Kulturbastion<br />
10.05. Fritzlar, Kulturscheune<br />
11.05. Kiel, Räucherei<br />
Eddy „The Chief“ Clearwater<br />
29.<strong>03</strong>. Amsterdam, North Sea<br />
Jazz Club (NL)<br />
Musik<br />
04.04. Mühlheim, Hapa Haole<br />
05.04. Bluezy Blues Festival<br />
Ridderkerk (NL)<br />
06.04. Hoogland, Cafe de<br />
Noot (NL)<br />
07.04. Ruiselede, Banana Pel<br />
(BL)<br />
Engerling<br />
29.<strong>03</strong>. Lübbenau, Kulturhof<br />
05.04. Singwitz, Kesselhauslager<br />
12.04. Neustadt, Wotufa Saal<br />
30.04. Dresden, Zeitgeist<br />
01.05. Dresden, Bärenzwinger<br />
02.05. Erfurt, Museumskeller<br />
17.05. Wählitz, Erlebniskirche<br />
GProject Blues Band<br />
27.<strong>03</strong>. München, Theater<br />
Drehleier<br />
10.04. Nürnberg, Brown Sugar<br />
17.05. München, Hide Out<br />
Greyhound George<br />
29.<strong>03</strong>. Bad Oeynhausen, AK<br />
Bel Etage (m. Andy Grünert)<br />
31.<strong>03</strong>. Bielefeld, Spökes<br />
Hamburg Blues Band<br />
21.<strong>03</strong>. Göttingen, Musa<br />
22.<strong>03</strong>. Bordesholm, Savoy<br />
28.<strong>03</strong>. Kirchheim/Teck, Bastion<br />
29.<strong>03</strong>. Metzingen, Hirsch<br />
30.<strong>03</strong>. Wien, Reigen<br />
11.04. Hamburg, Fabrik<br />
17.04. Marburg, KFZ<br />
19.04. Kulturbastion<br />
02.05. Wangen, Jazzpoint im<br />
schwarzen Hasen<br />
<strong>03</strong>.05. Habach, Village<br />
Henning Pertiet<br />
22.<strong>03</strong>. Kiel, Alte Meierei<br />
29.<strong>03</strong>. Bremen, Brödelpott<br />
04.04. Minden, St. Simeonis<br />
Kirche (Orgelimprovisationen)<br />
11.04. Bremen-Habenhausen,<br />
Simon Petrus Kirche<br />
30.05. Isenrhagen, Kulturkaffe<br />
Rautenkranz (Trio)<br />
Henrik Freischlader<br />
20.<strong>03</strong>. Hannover, Kulturzentrum<br />
Faust<br />
21.<strong>03</strong>. Bremen, Kulturzentrum<br />
Lagerhaus<br />
22.<strong>03</strong>. Hamburg, Grosse Freiheit<br />
36<br />
24.<strong>03</strong>. Salzburg, Rockhouse<br />
25.<strong>03</strong>. Wien, Arena<br />
27.<strong>03</strong>. Zürich, Moods<br />
28.<strong>03</strong>. Solothurn, Kulturfabrik<br />
Kofmehl<br />
29.<strong>03</strong>. München, Freiheiz<br />
<strong>03</strong>.04. Budapest, A38<br />
IRISH SPRING - Festival<br />
of Irish Folk Music <strong>2014</strong><br />
20.<strong>03</strong>. Roth Kulturfabrik<br />
21.<strong>03</strong>. Stuhr Gutsscheune<br />
Varrel<br />
22.<strong>03</strong>. Kerpen Erfthalle<br />
Kerpen-Türnich<br />
23.<strong>03</strong>. Marbach Stadthalle<br />
24.<strong>03</strong>. Tübingen Sudhaus<br />
25.<strong>03</strong>. Waldkraiburg Haus<br />
der Kultur<br />
26.<strong>03</strong>. Helmbrechts Bürgersaal<br />
28.<strong>03</strong>. Gersthofen Stadthalle<br />
29.<strong>03</strong>. Bebra Ellis Saal<br />
30.<strong>03</strong>. Bensheim Parktheater<br />
31.<strong>03</strong>. Hildesheim Bischofsmühle<br />
01.04. Altenkirchen Stadthalle<br />
02.04. Mainz Frankfurter Hof<br />
<strong>03</strong>.04. Offenburg Reithalle<br />
04.04. Lörrach Burghof<br />
Jesper Munk<br />
23.<strong>03</strong>. Dresden, Puschkin,<br />
25.<strong>03</strong>. Hamburg, Rock Café<br />
St.Pauli<br />
26.<strong>03</strong>. Gera, Comma<br />
27.<strong>03</strong>. Erfurt, Museumskeller<br />
28.<strong>03</strong>. Nünberg, Stereo<br />
04.04. Lübeck, Rider‘s Café<br />
05.04. Berlin, Frannz<br />
06.04. Hannover, Mephisto<br />
08.04. Köln, die Werkstatt<br />
09.04. Mannheim, Alte Seilerei<br />
10.04. Konstanz, Kulturladen<br />
11.04. Stuttart, Goldmark‘s<br />
17.04. München, Ampere<br />
Jessy Martens<br />
6<br />
© wasser-prawda
28.<strong>03</strong>. Berlin, Ratskeller Köpenick<br />
(Jessy Martens & Jan<br />
Fischer‘s Blues Support)<br />
29.<strong>03</strong>. Lehsten, Büdnerei (Jessy<br />
Martens & Jan Fischer‘s<br />
Blues Support)<br />
04.04. Koblenz, Cafe Hahn<br />
05.04. Freudenburg, Ducsaal<br />
11.04. Basel, Bluesfestival (unplugged<br />
feat. Jan Fischer)<br />
19.04. Wedel, Theaterschiff<br />
Batavia (Jessy Martens & Jan<br />
Fischer‘s Blues Support)<br />
24.04. Berlin, Maschinenhaus<br />
25.04. Isernhagen, Bluesgarage<br />
26.04. Hamburg, Fabrik<br />
Layla Zoe<br />
21.<strong>03</strong>. Eiscafe Temmler,<br />
Chemnitz<br />
22.<strong>03</strong>.. Seelow, Kreiskulturhaus<br />
(Blues-Rock-Fest)<br />
26.<strong>03</strong>. Wien, Vienna Spring<br />
Blues Festival<br />
27.<strong>03</strong>. Velden (Österreich),<br />
Bluesiana<br />
Marius Tilly Band<br />
05.04. Selm, Sunshine<br />
12.04. Winterbach, Lehenbachhalle<br />
(Support Mick<br />
Ralphs Bluesband)<br />
02.05. Lüdenscheid, Panoptikum<br />
<strong>03</strong>.05. Köln, Torburg<br />
Mike Seeber<br />
29.<strong>03</strong>. Berlin, Frannz-Club<br />
05.04. Frohburg, Rockclub<br />
20.04. Mühlhausen, Kulturfabrik<br />
25.04. Torgau, Kulturbastion<br />
26.04. Lübeck, Riders-Café<br />
Mitch Kashmar<br />
26.<strong>03</strong>. Berlin, Yorckschlosschen<br />
27.<strong>03</strong>. Miltenberg, Beavers<br />
29.<strong>03</strong>. Staudach, Musikbuhne<br />
30.<strong>03</strong>. Muhlethurnen, Switzerland<br />
– Alti Moschti<br />
01.04. Emmendingen, Mehlsack<br />
02.04.. Kandern, ChaBah<br />
<strong>03</strong>.04. Ulm, Charivari Bluesfestival<br />
Musik<br />
04.04. Luzern, Switzerland –<br />
Tschuppis Wonderbar<br />
05.04. Meidelstetten, Adler<br />
06.04. Landshut, Jimmy’s<br />
07.04. Wien, Austria – Bluesfestival<br />
09.04. Rosenheim, Le Pirate<br />
11.04. Dessau, Sonne koppe<br />
Blues<br />
13.04. Grobenbeeren, Bluesfestival<br />
29.04. Kassel, Theaterstübchen<br />
30.04. Twist, Heimathaus<br />
Bluesfestival<br />
Otis Taylor Band<br />
02.04. Münster, Hot Jazz Club<br />
<strong>03</strong>.04. Leverkusen, Scala Club<br />
04.04. Hannover, Bluesgarage<br />
Popa Chubby<br />
28.<strong>03</strong>. Erfurt, Museumskeller<br />
29.<strong>03</strong>. Baden, Baden Blues<br />
Club<br />
31.<strong>03</strong>. Wien, Reigen<br />
<strong>03</strong>.04. Roth, Rother Bluestage<br />
04.04. Aargau, Moonwalker<br />
(CH)<br />
05.04. Hannover, Bluesgarage<br />
Sisa Feherova Quartett<br />
25.04. Chemnitz, Eiscafé<br />
Temmler<br />
Speiches Monokel<br />
05.04. Hoyerswerda, KuFa<br />
20.04. Bohnsdorf, Buntzel-<br />
Ranch<br />
THORBJØRN RISAGER<br />
20.<strong>03</strong>. Lindenwerra, Gemeindesaal<br />
21.<strong>03</strong>. Wolfsburg, Lindenhof<br />
Nordsteimke<br />
22.<strong>03</strong>. Minden, Jazz Club<br />
23.<strong>03</strong>. Dirlos, Alte Piesel<br />
24.<strong>03</strong>. Weinheim, Muddy‘s<br />
Club<br />
02.04. Hamburg, Downtown<br />
Bluesclub<br />
04.04. Bielefeld, Jazzclub<br />
05.04. Berlin, Quasimodo<br />
23.04. Bremen, Meisenfrei<br />
24.04. Bonn, Rocktimes<br />
25.04. Hildesheim, Bischofsmühle<br />
26.04. Isernhagen, Bluesgarage<br />
Tim Kasher<br />
19.04. Solingen, Wohnzimmer<br />
20.04. Kiel, Hansa 48<br />
23.04. Hamburg, Knust<br />
24.04. Berlin, Ramones Museum<br />
25.04. Braunschweig, Hansa<br />
Kultur-Club w/ Al Burian<br />
26.04. Gießen, Alte Kupferschmiede<br />
27.04. Münster, FachWerk<br />
08.05. Leipzig, Sxmxlde<br />
09.05. Dresden, Beatpol<br />
10.05. München - Feierwerk<br />
11.05. Wiesbaden, Schlachthof<br />
12.05. Berlin, Schokoladen<br />
Todd Wolfe<br />
24.04. Hamburg BeLaMi<br />
25.04. Berlin, Kiste n Blues<br />
26.04. Forst, Manitu Liveclub<br />
27.04. Steyregg, Weissenwollf<br />
28.04. Wien, Vienna Blues<br />
Spring<br />
29.04. Suhl, Gambrinus<br />
30.04. Sömmerda, Piano<br />
09.05. Oldenburg, Charly‘s<br />
Musikkneipe<br />
10.05. Dormagen, Streetlife<br />
13.05. Braunschweig,<br />
Barnaby‘s Blues Bar<br />
14.05. Celle, Herzog Ernst<br />
15.05. Wetzlar, Franzis<br />
17.05. Gaildorf, Kulturkneipe<br />
Häberlen<br />
18.05. Straubing, Raven<br />
23.05. Haiming, Gewölbe Eisching<br />
29.05. Leverkusen, Topos<br />
30.05. Wetter, Earth Music<br />
Hall<br />
Tommy Schneller Band<br />
20.3.<strong>2014</strong> Windeck<br />
21.3.<strong>2014</strong> Garbsen<br />
22.3.<strong>2014</strong> Berlin Wabe<br />
27.3.<strong>2014</strong> Oberkochen Jazz<br />
Tage<br />
28.3.<strong>2014</strong> Krefeld Kulturrampe<br />
29.3.<strong>2014</strong> Köln Torburg<br />
30.3.<strong>2014</strong> Velbert „Alldie“<br />
Kunsthaus Langenberg<br />
12.4.<strong>2014</strong> Greven<br />
© wasser-prawda<br />
7
Clubs<br />
Barnaby‘s Blues-Bar<br />
(Braunschweig)<br />
21.<strong>03</strong>.. Modern Earl<br />
22.<strong>03</strong>.. Bluespower<br />
27.<strong>03</strong>. Donald Kinsey Band<br />
28.<strong>03</strong>. The Sharpees<br />
05.04. Krissy Matthews<br />
12.04. Good and dry<br />
19.04. Elizabeth Lee & Cozmic<br />
Mojo<br />
25.04. The Revolutionaires<br />
30.04. Booze Band<br />
Bischofsmühle<br />
(Hildesheim)<br />
20.<strong>03</strong>. Old Blind Dogs<br />
28.<strong>03</strong>. The Outside Track<br />
31.<strong>03</strong>. Irsish Spring Festival<br />
10.04. Andrea Marcelli Trio<br />
11.04. Henning Wolter Trio<br />
25.04. Thorbjörn Risager &<br />
The Black Tornado<br />
02.05. Beoga<br />
Blues im Bahnhof<br />
Bahnhof Mannheim. Eintritt<br />
frei.<br />
28.<strong>03</strong>. Harriet Lewis & Gregor<br />
Hilden Band<br />
11.04. Paul Lamb & The King<br />
Snakes<br />
16.05. Zydeco Annie & the<br />
Swamp Cats<br />
20.06. Norbert Schneider &<br />
Winestreet Session<br />
05.09. El Ville Blues Band<br />
10.10. Black Cat Bone<br />
07.11. Abi Wallenstein, Dave<br />
Goodman, Oliver Spanuth,<br />
Steve Baker<br />
Bluesgarage<br />
21.<strong>03</strong>. Classic Rock Road<br />
Show <strong>2014</strong> (Marcus Bonfanti,<br />
Dan Patlansky, Frankie Chavez)<br />
22.<strong>03</strong>. Vanilla Fudge<br />
27.<strong>03</strong>. Banned From Utopia<br />
28.<strong>03</strong>. Gerry McAvos‘s Band<br />
of Friends<br />
29.<strong>03</strong>. The Black Cadillacs<br />
04.04. Otis Taylor Band<br />
05.04. Popa Chubby & Band<br />
Musik<br />
08.04. Tanita Tikaram<br />
10.04. David Grissom & Band<br />
11.04. King King<br />
17.04. The Mick Ralphs Blues<br />
Band<br />
25.04.. Jessy Martens Band<br />
26.04. Thorbjorn Risager &<br />
The Black Tornado<br />
02.05. JJ Grey & Mofro<br />
Cafe Hahn Koblenz<br />
24.<strong>03</strong>. Alexandra Lehmler<br />
Quintett<br />
31.<strong>03</strong>. American Songbirds<br />
01.04. Gianmaria Testa<br />
04.04. Jessy Martens Band<br />
05.04. Frank Out!<br />
24.04. Markus Krebs<br />
26.04. Georg Schroeter &<br />
Marc Breitfelder<br />
Chabah<br />
79400 Kandern<br />
26.<strong>03</strong>. Kris Pohlmann Band<br />
02.04. Mitch Kashmar<br />
09.04. BluesBones<br />
16.04. T.Bo & The B.Boppers<br />
23.04. The Tim Mitchell Band<br />
30.04. Aynsley Lister<br />
Cotton Club Hamburg<br />
20.<strong>03</strong>. One Trick Pony<br />
24.<strong>03</strong>. Billbrook Bluesband<br />
27.<strong>03</strong>. Jelly Baker<br />
31.<strong>03</strong>. Blue Silver<br />
04.04. MaCajun<br />
07.04. Paul Garner Band<br />
10.04. Boogie Connection<br />
14.04. Jo Bohnsack<br />
17.04. Stupid White Men<br />
20./21.04. 9. Cotton Club<br />
Easter Blues Nights: Jimmy<br />
Reiter Band, Wellbad, Kat Baloun,<br />
Jan Fischer<br />
28.04. Eight To The Bar<br />
29.04. B3<br />
30.04. Stevie + The Hand Jive<br />
Downtown Bluesclub<br />
Hamburg<br />
22.<strong>03</strong>. Henrik Freischlader<br />
28,<strong>03</strong>, TM Stevens Shocka<br />
ZooLoo/Twin Dragons<br />
29.<strong>03</strong>. Band of Friends<br />
02.04. Thobjorn Risager<br />
04.04. Abi Wallenstein &<br />
Blues Culture<br />
09.04. Latin Quarter<br />
11.04. Albert Lee & Hogans<br />
Heroes<br />
12.04. Layla Zoe<br />
16.04. David Grissom<br />
18.04. Bluespackage<br />
23.04. Larry Garner & The<br />
Norman Beaker Band<br />
25.04. Man<br />
Extra Blues Bar<br />
Bielefeld<br />
29.<strong>03</strong>. Baby Universal<br />
05.04. Kris Pohlmann<br />
12.04. Blue Note Blues Band<br />
20.04. Michael van Merwyk<br />
26.04. Mudcats Blues Trio<br />
30.04. Pete Anthony Alderton<br />
Frannz Club Berlin<br />
21.<strong>03</strong>. The Ricochets<br />
27.<strong>03</strong>. Livingstons<br />
28.<strong>03</strong>. Michy Reincke<br />
29.<strong>03</strong>. Mike Seeber Trio<br />
<strong>03</strong>.04. Keziah Jones<br />
04.04. DEKAdance<br />
05.04. Jepser Munk<br />
Hirsch Nürnberg<br />
20.<strong>03</strong>. Chi Coltrane<br />
25.<strong>03</strong>. Albert Lee<br />
<strong>03</strong>.04. Jon Flemming Olsen<br />
04.04. Kellerkommando<br />
08.04. Ton Steine Scherben<br />
09.04. Monsters of Liedermaching<br />
09.04. Die Happy und Gäste<br />
13.04. Vandenberg‘s Moonkings<br />
14.04. Junior Kelly & The<br />
roots Hamonics Band<br />
15.04. John Mayall<br />
16.04. Luxuslärm<br />
22.04. Julian Le Play<br />
28.04. JJ Grey & Mofro<br />
Kulturbastion Torgau<br />
22.<strong>03</strong>. Kris Pohlmann & Band<br />
29.<strong>03</strong>. DEKAdance<br />
05.04. Elisabeth Lee & Cosmic<br />
Mojo<br />
11.04. The Russian Doctors<br />
19.04. Hamburg Blues Band<br />
25.04. Mike Seeber & Band<br />
8<br />
© wasser-prawda
01.05. Wolf Maahn & Band<br />
09.05. Danny Bryant & Band<br />
Kulturspeicher<br />
(Bergstraße, Ueckermünde)<br />
22.<strong>03</strong>. Maximilian Wilhelm<br />
& Band<br />
06.04. Pianola<br />
<strong>03</strong>.05. Thilo Martinho<br />
31.05. Captain Crap und Band<br />
Laboratorium<br />
(Stuttgart)<br />
20.<strong>03</strong>. Liv. & Band<br />
27.<strong>03</strong>. Blues Company<br />
28.<strong>03</strong>. Al Jones Blues Band<br />
04.04. Paul Millns & Band<br />
05.04. Julie et moi<br />
10.04. Paul Lamb & The King<br />
Snakes<br />
11.04. Anne Wylie Quartett<br />
13.04. Latin Quarter<br />
27.04. Aynsley Lister<br />
02.05. Ben Prestage<br />
Late Night Blues<br />
(Loev Hotel Binz/Rügen)<br />
22.<strong>03</strong>. Tommy Harris & Band<br />
Beginn jeweils 21 Uhr<br />
Meisenfrei<br />
(Bremen Hankenstr.)<br />
26.<strong>03</strong>. Paunchy Lovers<br />
28.<strong>03</strong>. Off Limits<br />
01.04. Sonic Health Club<br />
02.04. Albert Castiglia<br />
<strong>03</strong>.04. Jane<br />
08.04. Albert Lee<br />
09.04. Jarome<br />
11.04. Wild Black Jets/Stringtone<br />
Slingers<br />
12.04. Rihm Shots<br />
15.04. Delta Moon<br />
16.04. Natalia Mateo & Band<br />
17.04. Soul Funk Family<br />
18.04. Hardbone<br />
20.04. Backbeat<br />
23.04. Thorbjorn Risager<br />
25.04. Rob Tognoni<br />
26.04. Cats TV<br />
Museumskeller Erfurt<br />
21.<strong>03</strong>. DeWolff<br />
22.<strong>03</strong>. Ignatz<br />
26.<strong>03</strong>. David Munyon<br />
27.<strong>03</strong>. Jesper Munk<br />
Musik<br />
28.<strong>03</strong>. Popa Chubby<br />
30.<strong>03</strong>. Hans Söllner<br />
<strong>03</strong>.04. John Mayall<br />
06.04. UFO<br />
09.04. Thomas Godoj<br />
10.04. Sebastian Hackel &<br />
Band<br />
16.04. Tim Neuhaus Duo<br />
17.04. Delta Moon<br />
23.04. Katja Werker<br />
25.04. Canned Heat<br />
Music Hall Worpswede<br />
20.<strong>03</strong>. Pohlmann<br />
21.<strong>03</strong>. Stoppok plus Artgenossen<br />
28.<strong>03</strong>. Adjiri Odametey Band<br />
29.<strong>03</strong>. John Mayall<br />
02.04. Bratsch<br />
05.04. Barclay James Harvest<br />
10.04. Pasadena Roof Orchestra<br />
12.04. Wolf Maahn & Band<br />
24.04. The Hooters<br />
25.04. Merit Becker<br />
26.04. Mokomba<br />
30.04. Saga<br />
Musiktheater Piano<br />
(Dortmund)<br />
23.<strong>03</strong>. Bjorn Berge<br />
28.<strong>03</strong>. Lake<br />
30.<strong>03</strong>. Hugh Cornwell<br />
04.04. Richard Bargel & Dead<br />
Slow Stampede<br />
27.04. Randy Hansen<br />
Musiktheater Rex<br />
(Bensheim)<br />
20.<strong>03</strong>. Albert Lee & Hoogans<br />
Heroes<br />
21.<strong>03</strong>. The Shanes<br />
06.04. Roachford<br />
08.04. Stacie Collins Band<br />
24.04. Lisa Doby & Band<br />
25.04. RoxxBusters<br />
26.04. Klaus Major Heuser<br />
Band<br />
O‘Man River<br />
(Friedensstraße, Heringsdorf)<br />
21.<strong>03</strong>. Gotte Gottschalk<br />
28.<strong>03</strong>. Eric Lenz<br />
Quasimodo Berlin<br />
21.<strong>03</strong>. Guitar Crusher & Band<br />
22.<strong>03</strong>. Fred Wesley & The<br />
New JBs<br />
23.<strong>03</strong>. Classic Rock Roadshow<br />
27.<strong>03</strong>. Hugh Cornwell<br />
28.<strong>03</strong>. moe<br />
29.<strong>03</strong>. Morblus<br />
05.04. Thobjorn Risager<br />
13.04. Roachford<br />
17.04. Jesse Ballard Band<br />
19.04. The Black Diamonds<br />
25.04. Funk Deliscious<br />
26.04. Schwarzkaffee<br />
Räucherei Kiel<br />
28.<strong>03</strong>. Ray Cooper<br />
04.04. UFO<br />
12.04. Soulfinger<br />
Schwarzer Adler<br />
(47495 Rheinberg)<br />
22.<strong>03</strong>. Pigor & Eichhorn<br />
04.04. Band of Friends<br />
Tante JU Dresden<br />
02.04.Oysterband (UK)<br />
04.04.Monokel Kraftblues<br />
05.04. UFO (UK)<br />
06.04. Gazpacho (NOR)<br />
11.04. TM Stevens (USA)<br />
24.04. Poogie Bell Band<br />
26.04. Purple Schulz (D)<br />
Yorkschlösschen<br />
(Yorkstr. 15, Berlin)<br />
21.<strong>03</strong>. The toughest Tenors<br />
22.<strong>03</strong> La Marche<br />
26.<strong>03</strong>. Mitch Kashmar & Band<br />
28.<strong>03</strong>. Opera Chaotique<br />
Bruno de Sanctis & Jakkle!<br />
30.<strong>03</strong>. Sltaim‘band<br />
02.04. Jan Hirte‘s Blue Ribbon<br />
04.04. Roger & The Evolution<br />
05.04. Dizzybirds<br />
06.04. Jo Trio<br />
09.04. Mike Green & Band<br />
11.04. Hattie St. John Band<br />
12.04. The Boogie Blasters<br />
13.04. The Rock m Roll Trio<br />
16.04. Kat Baloun<br />
17.04. Jay Hahn Swinging Allstars<br />
18.04. Lenard Streicher Band<br />
© wasser-prawda<br />
9
Musik<br />
Einen herzlichen Dank<br />
an all die talentierten<br />
Frauen im Blues, die<br />
mitgeholfen haben (in<br />
überhaupt keiner Reihenfolge):<br />
Shaun Murphy, Mandy Lemons,<br />
Carlene Perkins Thornton,<br />
Amy Hart, Eleanor Tsaig<br />
with Ori Naftaly Band, Niecie<br />
Blues, Gracie Curran, Tracy<br />
K, Logan Layman, Debra Devi,<br />
Redd Velvet, Erica Brown,<br />
Lauren Mitchell, Annie Mack,<br />
Laura Cheadle, Pam Taylor,<br />
Sunday Wilde, April Mae, Julia<br />
Cruz Magness, Cassie Taylor,<br />
Pat Pepin, Laurie Morvan,<br />
Rhonda Robichaux, Janelle<br />
Frost, Diedra the Blues Diva,<br />
Juke Joint Judy, Hurricane<br />
Ruth, Octavia Blues Harp,<br />
Lady Rose, Bridgette Kelly,<br />
Lucy Hammond, with surprise<br />
guests Markey Blues, Anna<br />
Marie, Brick Fields, Annika<br />
Chambers and Laura Chavez,<br />
and more!<br />
Women Sing the Blues<br />
in Memphis<br />
National Women in Blues war die Idee von Gründerin<br />
und „Chief Bottle Washer“ (CBW) Michele<br />
Seidman. Michele hatte beobachtet, dass Blueskünstlerinnen<br />
zu wenig wahrgenommen und oft<br />
gar übersehen wurden und sah die Notwendigkeit,<br />
das Spielfeld für diese talentierten Frauen<br />
zu verbessern. Das machte sie zu ihrer persönlichen<br />
Mission und ein paar Jahre später beschloss<br />
ich, ihr zu helfen. Von Terri Robbins.<br />
2006 schuf sie mit der Hilfe einer Handvoll Menschen und<br />
Sponsoren im schönen Wilmington (North Carolina) das „National<br />
Woman In Blues Festival“, dessen Einnahmen zur Unterstützung<br />
bedürftiger Bluesmusikerinnen und für Rechtsstreitigkeiten<br />
verwendet wurden. 2007 sah ich, dass diese Frau etwas Hilfe benötigte<br />
und bot sie ihr an. Und wir wurden „Partner“, weil ein<br />
passenderes Wort dafür fehlte. Das Festival wurde von 2006 bis<br />
2008 veranstaltet, als sowohl Micheles als auch meine Gesundheit<br />
für ein paar Jahre die Kontrolle über unsere Leben übernahmen.<br />
Im Herbst 2012 war Michele in meinem Haus und wir unterhielten<br />
uns über die bevorstehende International Blues Challenge<br />
in Memphis (Tennessee). Das ist das größte Zusammentreffen<br />
von Bluesmusikerinnen und Bluesmusikern in der Welt! Ich half<br />
den Organisatoren dieser monumentalen Veranstaltung, der Blues<br />
Foundation, seit 2004. Und so meinte ich: „Michele, was könnte<br />
es für eine bessere Zeit geben, um Frauen im Blues von überall auf<br />
dem Planeten an einem Ort zusammen zu bekommen?“ Unsere<br />
Augen begannen zu leuchten und Michele sagte: „Wir sollten eine<br />
10<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
Gracie Curran<br />
Eleanor Tsaig<br />
Logan Layman<br />
© wasser-prawda<br />
11
Titelseite: Mandy Lemons<br />
Amy Hart & Tracy K<br />
Redd Velvet<br />
Debra Devi<br />
Lucy Hammond & Mandy<br />
Lemon<br />
Tracy K & Bob Corritore<br />
Musik<br />
Women In Blues Veranstaltung während der IBC haben!“ Damit<br />
begann unser Kreuzzug, um die Operation bis nach Memphis auszudehnen.<br />
Die Blues-Familie ist eng und meistenteils loyal. Da ich für fast<br />
zehn Jahre bei der IBC ausgeholfen hatte, war alles was ich tun<br />
musste (denn wir hatten mit buchstäblich nichts angefangen),<br />
die Idee gegenüber von Michael Powers, Besitzer von Yellow Dog<br />
Records, zu erwähnen und der Ball kam ins Rollen. Er empfahl,<br />
Kontakt zu Judy Peiser vom „Center for Southern Folklore“ aufzunehmen,<br />
die uns den Veranstaltungsort zur Verfügung stellte. Die<br />
gleichermaßen schöne und talentierte Cassie Taylor, Tochter von<br />
Otis Taylor, hörte von der Veranstaltung und fragte, ob sie unsere<br />
Zeremonienmeisterin sein könne.<br />
Aber wir hatten keine Anlage, keinen Soundtechniker, weder Instrumente<br />
noch Geld, ... wirklich nichts, aber innerhalb von nur<br />
zwei Wochen kamen meine Freundin Heidi Knochenhauer und<br />
andere von der Memphis Blues Society und rollten die Ärmel hoch.<br />
Präsident Brian Wells bot uns das Schlagzeug an. Der talentierte<br />
Victor Wainwright lieh uns ein Keyboard. Eric Hughes und Xanadu<br />
Music and Books steuerten je einen Verstärker bei. Vinni Marini<br />
von „Music on the Couch“ gab uns jede Menge Zeit im Radio<br />
für Werbung und promotete die Veranstaltungen. Tim Woitiwitz<br />
von Carlene Perkins and the Juke Rockets Blues Band verdiente<br />
sich sein erstes Paar „Ehreneierstöcke“ durch sein Angebot, unser<br />
Toningenieur zu werden. All das kam so schnell auf uns zu und<br />
brachte Micheles Kopf zum Rotieren, denn es war ihre Aufgabe,<br />
dieses Event zu organisieren.<br />
Wir hatten unseren ersten „WiB All-Star Jam“ im „Center for<br />
Southern Folklore“ während der IBC 2013 und den „WiB Showcase“<br />
während des Wettbewerbs <strong>2014</strong>. Dutzende talentierter Frauen<br />
haben unsere Bühnen beehrt, zu viele, um sie aufzuzählen. Und ich<br />
will nicht eine herausgreifen, ohne alle anderen auch zu nennen.<br />
Frauen im Blues haben geholfen, das Genre lebendig und gesund<br />
zu erhalten. Jetzt arbeiten wir daran, mit Veranstaltungen wie diesen<br />
aber auch durch Medien und Airplay im Radio, die Frauen<br />
in dieser Musik zu unterstützen, auszubilden und zu fördern. Zugleich<br />
versuchen wir, den Künstlerinnen wo immer möglich direkte<br />
Kontakte zu vermitteln. Durch die Hilfe und Unterstützung<br />
unserer Freunde, die Frauen im Blues lieben, konnten wir Micheles<br />
Traum am Leben erhalten und wir schauen in eine Zukunft mit<br />
noch größeren und besseren Ereignissen.<br />
Wer sich einen kleinen Eindruck vom „WiB Showcase“ im Jahr<br />
<strong>2014</strong> verschaffen will, sollte sich das Feature „Female Blues Singers<br />
Shine In Memphis“ auf der Homepage von Voice of America anschauen.<br />
12<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
© wasser-prawda<br />
13
Musik<br />
Darren Weale’s 5. Brief aus dem Vereinigten<br />
Königreich<br />
Von Tischen und Tangas<br />
Fotos<br />
Erja Lyytinen<br />
Tanga „Voracious Love“ aus<br />
dem Merchandising-Angebot<br />
der finnischen Gitarristin<br />
W L U-<br />
K<br />
Deutsche haben einen Ruf für ihre Effi zienz. Ich hab dafür<br />
einige Beweise gesehen in der Musik. Der beste Merchandising-Tisch,<br />
den ich jemals gesehen habe, gehörte dem deutschen<br />
Gitarristen Henrik Freischlader. Er war wundervoll.<br />
Der Tisch selbst im Beaverwood Club in Chistlehurst in<br />
South-East London ist nicht vielversprechend. Eine Holzbar<br />
in einer Ecke in der Nähe der Tür dicht bei ein paar<br />
stählernen Catering-Regalen. Der Türsteher ist auch in der<br />
Nähe und verkauft manchmal CDs für Bands, die sich<br />
schon belästigt vorkämen, wenn man ihnen die Benutzung<br />
des Merchandising-Tischs vorschlüge.<br />
Oft sehe ich Bands mit bekannten Namen und guter Musik im<br />
Beaverwood Club auftauchen und einen schmuddeligen Zettel<br />
auf den Tisch packen, auf den jemand in Handschrift mit schwarzem<br />
Edding “CDs £10” geschrieben hat. Der Zettel landet direkt<br />
neben einem schiefen Haufen dieser CDs. Dann verschwinden<br />
die Musiker für den Rest der Nacht außer für die Zeit, wo sie auf<br />
der Bühne stehen. Es scheint so, als ob sie ihre CDs nicht wirklich<br />
mögen würden oder es ihnen egal wäre, ob sie eine davon<br />
14<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
verkauften. Und es scheint so, als ob sie das Publikum nicht sehen<br />
wollten, das bezahlt hat, um sie auftreten zu sehen.<br />
Hier gibt es natürlich Ausnahmen. Die charmante finnische<br />
Slide-Gitarristin Erja Lyytinen hatte einen gut vorbereiteten<br />
Tisch. In dessen Zentrum lag ein scharlachroter Tanga mit dem<br />
Namen ihres damals neuen Albums drauf: „Voracious Love“. Ich<br />
kaufte einen, aus Forschungsgründen natürlich. Schließlich verdiene<br />
ich tagsüber mein Geld im Marketing. Leider lieh ich den<br />
Tanga einem britischen Bluesmusiker, den ich kenne. Damals<br />
lachte er darüber. Aber heute behauptet er, ihn nie bekommen.<br />
zu haben Trotz allem: Die Vorstellung, die Erja von ihrem Marketing<br />
hatte, war bestechend. Wenn ich sie wieder einmal sehe,<br />
muss ich einen weiteren Tanga für Forschungszwecke kaufen.<br />
Henrik freilich war eine ganz andere Klasse. Ein echter Mensch<br />
stand die ganze Nacht hinter dem Tisch, um Dinge zu verkaufen.<br />
Eine gute Decke bedeckte den Tisch, extra für diesen Anlass mitgebracht.<br />
Da gab es gedruckte Preisschilder. Es gab Tischlampen,<br />
um das Angebot zu beleuchten. Es gab eine große Auswahl an<br />
Artikeln zu kaufen und einige bedruckte Blätter Papier, die man<br />
sich kostenlos signieren lassen konnte.<br />
Hendrik verschwand nicht einfach nach seinem Auftritt (der<br />
übrigens wundervoll war). Er kam geradewegs an, um sich mit<br />
den Besuchern zu unterhalten und ihre Einkäufe zu signieren. Er<br />
hatte auch eine Mailingliste, in die man sich eintragen konnte.<br />
Kurz gesagt: Henriks Brillianz beim Marketing passte zu seinem<br />
überragenden Gitarrenspiel. Ich bewundere seine deutsche Effizienz.<br />
Als weiteren Beleg dafür, warum das wichtig ist, schaue ich<br />
nach Amerika. Muddy Waters Sohn Mud Morganfield sagte mir<br />
einmal auf die Frage, warum er sich für seine Bühnenauftritte so<br />
elegant kleidet: „Die Leute zahlen nicht dafür, einen schlampigen<br />
Typen zu sehen.“ Wenn eine Band ihren Merchandising-Tisch<br />
schlampig behandeln, werden die Leute auch keine Lust haben,<br />
für ihre Alben und anderen Dinge Geld auszugeben.<br />
B <br />
G!<br />
Links<br />
Alistair Cooke - www.bbc.<br />
co.uk/programmes/b00f6hbp<br />
Beaverwood Club and other<br />
Pete Feenstra London venues<br />
- www.feenstra.co.uk<br />
Erja Lyytinen - www.erjalyytinen.com<br />
Henrik Freischlader – www.<br />
henrik-freischlader.de<br />
Mud Morganfield - www.<br />
mudmorganfieldblues.com<br />
© wasser-prawda<br />
15
Musik<br />
Fotos:<br />
• Holger Daub & Tim Lothar<br />
am Mississippi<br />
• Ankunft in Memphis<br />
• Unterwegs zum Fluss<br />
• Lothar & Daub beim International<br />
Shocase<br />
• Treffen mit den Suitcase<br />
Brothers aus Spanien<br />
Auf zum Mississippi!<br />
Ein Deutsch-Dänisches Duo im Semifi nale der<br />
IBC in Memphis. Von Memphis Mini.<br />
Was macht einen Solo-Act zum Duo? Wenn der andere auch<br />
da ist... Dass Tim Lothar, hoch dekorierter dänischer Bluesgitarrist,<br />
am Ende einer mehrtägigen Zitterpartie „da“ war,<br />
kostete ihn einiges an Nerven und Optimismus. Denn, ob<br />
er – rechtzeitig oder überhaupt – zur Internationalen Blues<br />
Challenge (IBC) in Memphis/Tennessee – gelangen konnte,<br />
stand kurz vor Start in den Sternen.<br />
Der dänische Blues-Musiker, der vom Baltic Blues e.V. für<br />
die Teilnahme an der IBC nominiert wurde und seinen<br />
Duopartner Holger „HoBo“ Daub einlud, ihn zu begleiten,<br />
saß im Norden Dänemarks fest. Starker Schneefall in<br />
Frederikshavn und Aalborg, gestrichene Zug- und Flugverbindungen<br />
wenige Tage vor Abflug und unklare Wettervorhersagen<br />
zwangen ihn, umzudisponieren. Er buchte einen Flug Hamburg/<br />
Amsterdam, schlug sich mit dem Zug so weit südlich durch, wie<br />
er kam und wurde in Kolding abgeholt. Auf dem Hamburger<br />
Flughafen wollte er sein Ticket dann aktualisieren lassen – trat<br />
er doch die lang gebuchte USA-Reise nicht von Aalborg, sondern<br />
von Amsterdam an. Lapidare Information am Info-Schalter:<br />
„Geht nicht.“ „Sorry?“ „Geht nicht.“ Eine Weiterreise nach Memphis<br />
sei nicht möglich. Reiseantritt ab Aalborg nicht bestätigt,<br />
also Flug nach Memphis nicht zulässig. So seien die Regeln. Ergebnis:<br />
Ein fassungsloser Musiker und eine farblose, gleichgültige<br />
16<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
weibliche Person, die weder um Hilfestellung noch um Lösung<br />
des Problems bemüht war. Erst die entzückende Angestellte beim<br />
Check-in, bei der das Gepäck wartete, machte wieder Hoffnung:<br />
„Fliegen Sie nach Amsterdam und gehen Sie da direkt zu KLM.<br />
Schildern Sie ihr Problem. Das klappt schon...“<br />
Eineinhalb bange Stunden später: Sie sollte Recht behalten.<br />
Tim Lothar durfte in den Flieger nach Minneapolis/Memphis<br />
und fand am Ende wieder bestätigt, was er zwischendurch<br />
selber fast bezweifelt hatte: „It always works out.“ (Es klappt am<br />
Ende doch irgendwie.) Nach insgesamt 40 durchwachten Stunden,<br />
aber keinerlei weiteren Problemen: glückliche Landung in<br />
Memphis. Hier erstmal Füße hoch, Warten auf Holger Daub,<br />
der kurze Zeit später mit einem anderen Flug eintraf. Tag eins<br />
in Memphis: Einmal den Mississippi sehen, Finger eintauchen,<br />
bei strahlendem Sonnenschein das Programm durchspielen und<br />
sich vorbereiten auf den International Showcase im New Daisy<br />
Theatre, der eineinhalb Tage später stattfi nden sollte: Ausgewählte<br />
IBC-Nominierte durften sich hier Mitmusikern und Zuschauern<br />
schon einmal außerhalb der Challenge präsentieren.<br />
D<br />
as Teilnehmerfeld in diesem Jahr war groß: 255 Blues-Acts<br />
aus der ganzen Welt waren für die IBC gemeldet; 125 unter<br />
der Kategorie „Bands“ (2013: 124), 101 für „Solo/Duo“ (2013:<br />
80), 29 Youngsters in der Kategorie „Youth Showcase“ und damit<br />
beim weltgrößten (Blues-)Musik-Wettbewerb dabei. Tim<br />
© wasser-prawda<br />
17
Musik<br />
• Nachts auf der Beale Street<br />
• Tim Lothar beim Viertelfinale<br />
im 152 Club<br />
Gewinner der IBC <strong>2014</strong><br />
• Solo/Duo: Tim Williams<br />
(Calgary Blues Music Association,<br />
Kanada)<br />
• Band: Mr. Sipp (Vicksburg<br />
Blues Society, Mississippi)<br />
Lothars/Holger Daubs Auftritt im New Daisy begann mit zwei<br />
Schrecksekunden – einmal, als Jay Sielemann, Geschäftsführer<br />
der „Blues Foundation“, die beiden völlig überraschend auf Bühne<br />
rief, obwohl noch eine Band vor ihnen spielen sollte. Die professionelle<br />
Planung der IBC sieht einen äußerst straffen Zeitplan vor:<br />
fällt ein Act aus, rückt der folgende nach. Das hieß für die beiden:<br />
Zack, zack – Instrumente greifen und rauf auf die Bühne. Zweiter<br />
Schreck: Holgers Harp-Amp machte Probleme, die aber gelöst<br />
werden konnten, so dass der Auftritt als „stressful but went fine“<br />
abgespeichert wurde. Überwältigend die Reaktion des Publikums<br />
– es gab ehrliche Anerkennung: Von allen Seiten reckten sich Arme,<br />
schüttelten die beiden Hände, gratulierten ihnen Kollegen und<br />
Bluesfans zum gelungenen Auftritt; Sitznachbarn stellten sich als<br />
Fans aus Kanada, Musiker aus Australien (Chris O’Connor und<br />
Familie) oder eben den USA (z.B. The Octavia Blues Band) vor.<br />
Der erste Wettbewerbsauftritt für das Duo Lothar/Daub folgte<br />
dann einen Tag später im Club 152 – natürlich ebenfalls auf<br />
der Beale Street: Die Location – herrlich düster, das Publikum interessiert<br />
und aufmerksam, die Jury taufrisch, der Sound perfekt.<br />
Mit in der Konkurrenz, die sich so aber gar nicht anfühlte, an<br />
diesem Tag alte Bekannte von Tim Lothar: Die spanischen Suitcase<br />
Brothers (Foto vor Club 152 mit Gitarren), die in 2013 bei der<br />
IBC Zweite wurden; Little G Weevil, Sieger des gleichen Jahres<br />
oder Nico Wayne Toussaint & Michel Foizon aus Frankreich. So<br />
zurückhaltend Tim Lothar im Umgang wirkt, so ausdrucksstark<br />
ist er auf der Bühne: Als würde ein Schalter umgelegt, arbeitet er<br />
sich mit seiner Gitarre, einer beeindruckenden, starken Stimme<br />
und Einsatz des ganzen Körpers durch die sehr persönlichen Stükke.<br />
Immer meint er, was er singt, nie fehlen seiner Musik Seele<br />
und Aufrichtigkeit. „HoBo“ Daubs, von Sonny Boy Williamson,<br />
Little Walter oder Rod Piazza beeinflusstes, dynamisches und mitreißendes<br />
Mundharmonikaspiel, seine passgenauen Improvisationen<br />
und die songdienliche, emotionale Spielweise illustriert und<br />
unterstreicht eloquent, was der Gitarrist da liefert. Tim Lothar<br />
18<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
und Holger Daub legten einen tollen Auftritt hin und bekamen<br />
wieder eine Menge anerkennende Kommentare, die sie direkt zurückgeben<br />
konnten. Tim Lothar: „I want the Suitcase Brothers to<br />
win. They are better than ever.“ Die Suitcase Brothers: „We want<br />
Tim Lothar to win!“ Lothars Urteil über die Quarter Finals: „This<br />
night was fun. The best acts were the Europeans – Spain and<br />
France. Nice to meet all these guys again.“ Wie auch immer – am<br />
Ende waren die beiden weiter. Tom Shakas Bruder (Swamp Shaka<br />
Duo with Tony C) samt Familie stellte begeistert fest, dass mit<br />
Holger ein Hamburger in Memphis dabei war, Buck Hoffmann<br />
vom Duo Buck Hoffmann & Paul McQuade ließ Tim nach dem<br />
Auftritt auf seiner Gibson L1 von 1945 spielen (Foto).<br />
Sowohl im Hotel als auch hier wieder faszinierend zu sehen – die<br />
Solidarität und Freundlichkeit zwischen den Musikern – ob vorher<br />
miteinander bekannt oder nicht. Da wurde sich im Fahrstuhl<br />
kurz unterhalten (Joe Mauldin und Frau, Nico Wayne Toussaint,<br />
diverse Bands) – am Ende traf man seine Hotelnachbarn auf dem<br />
nächsten Auftritt wieder: Die hatten sich die Lothar/Daub-Auftritte<br />
herausgepickt und trotz des eigenen engen Zeitplans alles<br />
daran gesetzt, rechtzeitig dabei zu sein. Ein Radiointerview bei<br />
Vinny Bond Marini von „Music on the Couch“ (Foto) und ihr<br />
großartiger, professioneller TV-Live-Auftritt bei Ditty TV (Foto)<br />
komplettierten die unvergleichlichen musikalischen Erfahrungen<br />
des Dänisch-Deutschen Duos hier in Memphis. Dann, schließlich,<br />
das Halbfinale: Ort der Semi-Finals am Freitag war das „12<br />
bar“ im Jerry Lee Lewis. Hier war es sehr viel lauter, der übergewichtige<br />
junge Mann am Mischpult wirkte leicht desinteressiert,<br />
die Jury von den anstrengenden Tagen zuvor durchaus ermüdet.<br />
Startplatz: Letzter Solo/Duo-Act von acht Auftritten um 22.30<br />
Uhr. Mit im Starterfeld so gute Leute wie Lucious Spiller, The<br />
Suitcase Brothers oder Micah Kesselring, der das Semi-Finale<br />
viermal hintereinander für unterschiedliche Blues Societies erreicht<br />
hat. Klar war: Von den acht starken Teilnehmern würden<br />
an diesem Semi-Abend nur zwei weiter kommen...<br />
Zur Autorin<br />
Memphis Mini, Journalistin<br />
aus HH, im Norden der Republik<br />
regelmäßig unterwegs<br />
für Tageszeitungen, Stadtreiseführer<br />
und Besseressermagazine.<br />
© wasser-prawda<br />
19
Musik<br />
• Mike Seeber Trio im<br />
Hardrock Cafe<br />
• Interview bei Music on<br />
the Couch<br />
• Fernsehauftritt bei Ditty<br />
TV<br />
• Buck Hoffmann lässt Tim<br />
seine Gibson L1 aus dem<br />
Jahre 1945 ausprobieren<br />
Spät abends dann die erlösende Info: Tim Lothar und Holger<br />
Daub waren nicht mehr dabei – nun war Freizeit und Sightseeing<br />
angesagt! Von wegen. Tim wurde noch am selben Abend<br />
krank, schlief zwei Tage lang. Holger jammte bis tief in die Nacht<br />
zum wiederholten Male im New Daisy mit sämtlichen Bluesgrößen,<br />
die die IBC aufzubieten hatte; Tim verschlief auch das Finale<br />
im prachtvollen Orpheum, das Tim Williams in der Kategorie Solo<br />
(zweiter Lucious Spiller) und Mr. Sipp mit Band gewann. Aber,<br />
ganz mit sich im Reinen und überglücklich, konnte Tim sich ehrlich<br />
freuen über eine tolle Woche in Memphis und das persönliche<br />
Semifinale: „Our concert went fine – perhaps our best one.“<br />
20<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
Freude am Blues: Ein<br />
Interview mit Bottleneck<br />
John<br />
Bottleneck John ist einer von Europas besten Vertreter des<br />
Blues. Sein im letzten Jahr beim Opus Label veröffentlichtes<br />
Album „All Around Man“ ist eine wundervolle Sammlung<br />
traditioneller Blues-Songs und drei neuer Stücke. Es<br />
ist ein Album mit einer Menge großartigem Spiel auf akustischen<br />
Gitarren, inklusive exzellentem Slide-Spiel auf alten<br />
und modernen Resonator-Gitarren. Insgesamt ein toll<br />
produziertes und überzeugendes Blues-Fest! Interview von<br />
Gary Burnett (zuerst veröffentlicht auf Down In The Crossroads).<br />
Übersetzung: Raimund Nitzsche<br />
Johan, zuerst Glückwünsche zum neuen Album - es ist fantastisch.<br />
Bist Du zufrieden mit den Reaktionen, die es hervorgerufen<br />
hat?<br />
Vielen Dank! Ja, das Album bekam rund um die Welt wunderbare<br />
Kritiken - und das ist für mich nicht weniger als ein Traum der<br />
in Erfüllung ging! Es gab einfach so viele positive Dinge, die diese<br />
Veröffentlichung ausgelöst hat, Menschen von überall suchen den<br />
Kontakt, um mir zu sagen, was ihnen das Album bedeutet. Ich<br />
bin gerührt und überwältigt, es ist eine Freude, die Musik mit<br />
so vielen zu teilen. Und in den Musikmedien war es das Gleiche,<br />
sowohl was die Soundqualität als auch was die Musik angeht. So<br />
bin ich ein stolzer und glücklicher Mensch!<br />
Wie kommt ein Typ aus Schweden dazu, Blues zu singen. Und<br />
was ist es, was Dich bei den alten Blues-Songs berührt?<br />
Das muss der gleiche Grund wie bei jedem Blues-Musiker irgendwo<br />
auf der Welt sein: Der Blues lässt mich etwas fühlen, was die<br />
meisten anderen Musikstile nicht schaffen. Ich werde von alten<br />
Blues, Gospel & Spirituals, Worksongs usw. berührt. Das ist die<br />
einfache Antwort, aber warum und wie das der Fall ist, das kann<br />
ich mit Worten nicht erklären. Der Blues kennt keine Grenzen<br />
und kümmert sich nicht darum, wo Du her bist. Jeder, der Höhen<br />
und Tiefen im Leben hatte, kann sich durch diese wundervolle<br />
Musik ausdrücken. Es ist alles darin. Und das mag ich!<br />
Mein Herz ist für immer verwurzelt hier in den Wäldern und<br />
Bergen im Norden Schwedens. Meine Seele aber gehört eigentlich<br />
ins Mississippi Delta. Wenn ich dort drüben bin, dann fühle ich<br />
mich in spiritueller Hinsicht zu Hause, dürfte schwer zu erklären<br />
sein, aber ich fühle es in meinen Knochen.<br />
Die alten Blues-Aufnahmen, die wir auf 78er Platten hören, sind<br />
so direkt, so unwahrscheinlich tief, von Herzen kommend und<br />
wahr. Sie sind einfach einzigartig, Das ist das beste Wort, um zu<br />
beschreiben, was ich beim Hören fühle.<br />
Und wenn ich die alten Klassiker live auf der Bühne spiele, dann<br />
klingen sie auf meine Weise, weil ich niemals die alten Bluesmu-<br />
© wasser-prawda<br />
21
Musik<br />
siker und ihre Lieder exakt nachspiele. Es fühlt<br />
sich großartig an, in der Lage zu sein, ein Old-<br />
School-Repertoire für heutige Bluesfans anzubieten.<br />
Wenn ich auftrete, dann singe ich normalerweise<br />
die originalen Texte, mache aber die<br />
Musik ganz zu meiner eigenen, nutze das Original<br />
nur als Plattform für neue Ideen.<br />
Du bist ein äußerst talentierter Gitarrist - erzähl<br />
uns über einige der Bluesgitarristen, die<br />
dich beeinflusst haben, und von denen Du gelernt<br />
hast.<br />
Da sind so viele, die Einfluss drauf hatten, wie<br />
ich ans Gitarrespielen herangehe, nicht im Detail,<br />
aber vom Gesamtgefühl her. Alte Meister<br />
wie Tampa Red, Blind Willie Johnson und Son<br />
House natürlich. Ich glaub, der Typ, der dafür<br />
verantwortlich war, dass ich mit dem Slide-<br />
Spiel begann, war ein Schwede namens Göran<br />
Wennerbrandt, der einige exzellente Sachen auf<br />
paar Alben von Eric Bibb gespielt hat. Da gibt<br />
es wunderbar geschmackvolle Sachen auf Bottleneck<br />
und Lapsteele! In den frühen Tagen meines<br />
Slide-Spiels hörte ich auch eine Menge von<br />
Corey Harris, da gibt es auf seinen ersten Alben<br />
wirklich feines Spiel zu hören.<br />
Die Fähigkeiten von Blind Willie Johnson waren<br />
schlichtweg nicht von dieser Welt. Das ist<br />
die einfache Wahrheit, wie er sein Instrument<br />
beherrschte, war ehrfurchtgebietend. Auch<br />
Robert Johnson brachte die Dinge auf ein neues<br />
22<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
Level, und das macht auch Derek Trucks heute. Sein Slide-Spiele<br />
ist schlicht fantastisch!<br />
Akustikblues ist äußerst lebendig zur Zeit - Leute wie Eric Bibb,<br />
Keb Mo, Guy Davis und so weiter sind sehr populär. Welche der<br />
heutigen Künstler hörst Du Dir gern an?<br />
Natürlich die, die Du genannt hast. Aber ich höre auch sehr gern<br />
Doug MacLeod, er ist einfach fantastisch! Die Carolina Chocolate<br />
Drops und Paul Rishell sind andere gute akustische Rootsmusiker<br />
momentan. Es ist immer die Stimme, die mein Interesse<br />
zuerst erweckt, erst dann die Instrumente, die der Künstler spielt.<br />
Ich glaub, Du hast eine interessante Sammlung von Gitarren.<br />
Erzähl uns über einige Deiner Lieblinge.<br />
Ich habe einige alte Gitarren, Mandolinen und Banjos. Die hab<br />
ich in den letzten 15 Jahren oder so gesammelt. Angefangen hat<br />
das Finden und Reparieren dieser alten Stücke als ein Hobby. Inzwischen<br />
ist nicht mehr genug Zeit vorhanden, um nur aus Spaß<br />
zu Restaurieren. So repariere ich diejenigen, auf denen ich spiele.<br />
Es ist cool, das selbst machen zu können, das reduziert einige der<br />
Kosten, die es braucht, um ein Wrack wieder spielbar zu bekommen.<br />
Was ich an diesen historischen Instrumenten mag, ist dass sie eine<br />
„Seele“, oder meiner Meinung nach „Mojo“ haben. Wie auch immer<br />
Du es nennst: sie sprechen zu mir und durch mich ganz anders<br />
als es eine moderne Gitarre kann. Vielleicht passiert das nur<br />
in meinem Kopf, aber so fühle ich es. Meine älteste spielbare Gitarre<br />
stammt ungefähr von 1840. Gebaut wurde sie in Deutschland.<br />
Durch die Jahre und die Gebrauchsspuren der Vergangen-<br />
© wasser-prawda<br />
23
Musik<br />
heit, bekomme ich beim Spielen ein großartiges Feeling. Und sie<br />
klingen natürlich auch perfekt für alten Blues.<br />
Für das Album war es mein Ziel, den Hörern neben der guten Musik<br />
so viele verschiedene Gitarren wie möglich vorzustellen. Nicht,<br />
weil es nötig gewesen wäre, sondern weil es Spaß machte!<br />
Ich denke, es kommt nur sehr selten vor, dass eine solche Vielzahl<br />
alter und neuer Resonator- und Akustikgitarren auf einem einzigen<br />
Album aufgenommen werden. Und das kann man in der guten<br />
Soundqualität hören, die das Markenzeichen von Opus 3 Records<br />
ist.<br />
Auf der CD hören wir 19 verschiedene Saiteninstrumente aus meiner<br />
Sammlung neben anderen Instrumenten wie Konzertflügel,<br />
Tuba, Mundharmonika, Hammondorgel und Kontrabass.<br />
Um hier ein paar Favoriten aufzuzählen: Da haben wir eine Dobro<br />
von 1936 mit Metallkörper und Fiddle-Kante, eine wunderbare alte<br />
Gitarre. Eine 1914er Levin mit schönen Einlegearbeiten, eine<br />
in Schweden gebaute Salon-Gitarre. Dann haben wir noch eine<br />
National Duolian von 1933, die ultimative Resonator für Blues<br />
nach Meinung vieler Musiker (mich eingeschlossen). Die gibt einen<br />
tiefen heulenden Ton von sich. Gespielt wird auf dem Album<br />
auch eine 12-saitige Resonator, die ich selbst aus eine sechssaitigen<br />
hergestellt haben. Selbst eine einsaitige Zigarren-Kisten-Gitarre,<br />
ein Diddley-Bow kann man beim letzten Lied von „All Around<br />
Man“ hören.<br />
Da ich mich so sehr für alte Gitarren und Mandolinen interessiere,<br />
wollte ich die Gelegenheit nutzen, diese Klänge mit Blues- und<br />
Gitarrenfans überall zu teilen. Ich hoffe, Ihr steht auf diese Idee!<br />
Wenn ich live spiele, wechsle ich die Instrumente häufig und verwende<br />
für verschiedene Auftritte verschiedene Modelle. Meine historischen<br />
Instrumente bring ich aber nur zu Konzerten mit, wenn<br />
ich weiß, dass sie dort sicher sind. Manche Läden sind in der Beziehung<br />
etwas unsicherer und dort bringe ich dann neuere Versionen,<br />
Klone der alten Nationals und Dobros mit.<br />
Den Blues hat man oft „Musik des Teufels“ genannt. Aber daneben<br />
gibt es auch eine lange Geschichte von Gospel-Blues. Und<br />
einige Lieder auf Deiner neuen Platte sind Gospel-Blues - offensichtlich<br />
fühlst Du dich mit diesen ebenso wohl wie mit Spirituals.<br />
Wie kommt das? Was ist an diesen Songs auch im 21. Jahrhundert<br />
noch relevant?<br />
Des Herrn Antwort auf die Musik des Teufels! Das ist eine Weise,<br />
die alten Gospel-Blues zu bezeichnen.<br />
Es hat etwas von einem Zeitsprung, es ist berührend und großartig,<br />
diese frühen, tief religiösen Lieder zu singen. Und ich mach das<br />
bei jedem Auftritt. Melodien und Texte erzählen von Arbeit, Mühen<br />
und Leiden, das die Menschen aushalten, aber auch von dem<br />
warmen Mitgefühl und dem echten Glauben an Gott, der ihnen<br />
Kraft zum Weitermachen gab.<br />
Damals spielten Musiker am Samstag Blues in den Juke Joints und<br />
am nächsten Morgen spielten die gleichen Musiker Gospelmusik<br />
in der Kirche. Die Texte waren verschieden, aber die Musik blieb<br />
die Gleiche.<br />
Es ist keine religiöse Ursache, welhalb ich Gospel und alte Spirutals<br />
singe sondern ich mach es aus dem wichtigen historischen Anteil,<br />
den sie für diese Musik haben. Und sie verdienen es definitiv, wei-<br />
24<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
terhin gespielt zu werden. Ich will dabei helfen, die Tradition am<br />
Leben zu halten.<br />
Für mich ist es fast genauso wichtig, die Geschichte und die Hintergründe<br />
der Musik zu kennen und weiterzugeben wie die Musik<br />
selbst zu spielen!<br />
Was hält <strong>2014</strong> für Bottleneck John noch bereit?<br />
Später im Jahr wird es hoffentlich ein neues Album geben, ich<br />
freue mich sehr darauf, mit den Aufnahmen bei Opus 3 anzufangen.<br />
Tourneen und Gigs hier und da gibt es wie üblich. Das ist<br />
überhaupt das Beste daran, ein reisender Musiker zu sein: neue<br />
Orte zu besuchen und neue Zuhörer zu treffen!<br />
© wasser-prawda<br />
25
Musik<br />
1. Februar: Hands on Strings im Jazzclub<br />
Eisenach<br />
Gitarrenwald im<br />
Thüringer Wald<br />
Aus dem Thüringer Wald wurde auf der Bühne ein Gitarrenwald<br />
(O-Ton: Thomas Fellow) – Ibanez-E-Gitarre,<br />
Konzertgitarren verschiedenster Korpus- und Saitenformen,<br />
Tweed bezogene Duncan-Verstärker, eine kleine Effekt-Treter-Sammlung,<br />
zwei Stühle … Hands on Strings sind die<br />
Gitarristen Thomas Fellow und Stephan Bormann. Gast<br />
bei ihrer „Prometheus Tour“ war der Mandolinespieler und<br />
Sänger Mike Marshall. Eine Konzertkritik von Torsten<br />
Rolfs.<br />
Am Anfang des gut besuchten Konzertabends stand das Titelstück<br />
der Tour der beiden Gitarristen. Thomas Fellow vermochte<br />
in launigen Ansagen die Schwierigkeit des Findens von Titelbezeichnungen<br />
von Musikstücken zu erklären. So erfuhr das Publikum,<br />
dass das Titelstück nicht durch jahrelanges Studium der<br />
griechischen Mythologie seinen Namen erhalten habe, sondern<br />
einfach ein Katastrophenfilm im Kino den Titel entstehen ließ.<br />
Sei es durch die Einführung zum Thema Film (stellenweise lang,<br />
aber eben auch kurzweilig) oder der Wiedererkennungswert ein-<br />
26<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
zelner Töne – ein 3-Tonzitat kam mir in den Sinn Lalo Shiffrins<br />
Mission Impossible-Thema). Das mehrfache Intonieren des Themas<br />
des Stückes, abwechselnd oder unisono gemeinsam gespielt,<br />
gefolgt von intensiven Soloparts mit enormer Dynamik entzückte<br />
dies gleich am Anfang das Publikum.<br />
Der Titel „Offroad“ aus einem der vorhergehenden Programme<br />
führte er mit den Worten ein, die Musiker und ihr Gast seien auf<br />
den Spuren Bach´s in Eisenach gewandelt und sie hätten auch die<br />
waldreiche Umgebung entdeckt. So passte es gut, sich das Wandeln<br />
auf waldreichen, steinigen Pfaden vorzustellen.<br />
Die Kino- und Filmbegeisterung steigerte sich dann auch im<br />
Stück Chewbaka (der geneigte Leser vermag sofort die passende<br />
Filmtrilogie auf der Leinwand zu sehen). Thomas Fellow erzeugte<br />
mit Hilfe gekonnt eingesetzter Effekte vom „R2D2“-Pedalboard<br />
mit der Ibanez-Gitarre sphärische Klänge. Das Thema hatte fast<br />
etwas von einem Kinderlied, das in einem Turnaround mit Chorus-<br />
und … effekten gipfelte, bis dann Bormann mit der Konzertgitarre<br />
das Thema aufnahm und in dem heiteren Turnaround<br />
Fellow wieder übernahm und Bormann das Thema vocal unterstützte<br />
…<br />
So vergingen die ersten 20 Minuten wie im Flug und einer guten<br />
Konzertdramaturgie folgend, spielten die beiden ein wunderschön<br />
besinnliches Stück und die Zuhörer hatten somit Gelegenheit<br />
zu entspannen, Luft zu holen.<br />
Die virtuose Kraft der beiden Gitarristen zeigte sich auch im<br />
nächsten Stück. Hier erzeugte bei mir die Ansage mit der Erklärung<br />
der Rhythmus- und Taktbesonderheiten (in einem geradlinigen<br />
Leben muss man auch mal ungerade Taktarten nutzen)<br />
eine Vorfreude, die sich dann nicht bestätigt fand, wenngleich<br />
das Stück einen enormen Fuss-Wipp-Charakter hatte. Zum Ende<br />
des Sets gab es zwei Stücke, die die Zuhörer in der Alten Mälzerei<br />
besonders mit einbezogen. Zunächst einmal „Erkennen Sie<br />
die Melodie“ mit einer Adaption des Popsongs „Somebody That I<br />
Used To Know“ von Gotye und als letztes (auch hier wieder einer<br />
perfekten Dramaturgie folgend) eine Komposition mit dem Namen<br />
„Loco“, bei der die Besucher aktiv mit einbezogen wurden.<br />
Im 4/4 Takt den Männern die ersten drei Taktzeiten zum Klat-<br />
© wasser-prawda<br />
27
Musik<br />
schen und den Frauen im Publikum die 4 in Achteln … (O-Ton<br />
Bormann: zwei Schwierigkeitsgrade ein leichter für die Frauen und<br />
einen sehr leichten für die Männer) Die Musiker auf der Bühne<br />
konnten sich über ein rhythmus-sicheres Publikum freuen.<br />
Das zweite Set stellte den grandiosen Gast Mike Marshall an der<br />
Mandoline in den Mittelpunkt. Die drei Musiker verstanden sich<br />
musikalisch blind auf der Bühne, wenngleich ihr Minenspiel in<br />
besonderem Maße diese Verbindung deutlich machte. Ein Pophit,<br />
Conga von Gloria Estefan bildete den rhythmisch virtuosen Anfang<br />
des Sets.<br />
Bei The Gator Strut spielte Mike Marshall ein Mandoloncello,<br />
das eine warme Basstonalität erzeugte und somit den Rhythmuscharakter<br />
des Stückes pointierte und die beiden Gitarristen ein<br />
wahres Solistenfeuerwerk abfeuern konnten.<br />
Mike Marshall war ganz beseelt vom Spirit der Stadt Eisenach<br />
mit seinem großen Sohn – Johann Sebastian Bach – und Mike<br />
Marshall vermochte diese Begeisterung in sein Spiel mit einzubeziehen.<br />
In einem Solo-Stück begann er mit einem Zitat Bach´scher<br />
Barockmusik, um dann mit Bluegrass-Elementen in einem organischen<br />
Übergang fortzufahren. Im Gesangspart des Stückes lebte<br />
die Roots-Music Tradition auf, um dann wieder in einer Phrase<br />
klassischer Tonalität zu enden.<br />
Nach zwei weiteren Stücken zum Ende des Sets ging in der von<br />
begeistertem Applaus geforderten Zugabe so richtig die Post ab:<br />
I´m sittin´on top of the world - der beliebte Bluesklassiker - erhielt<br />
in dieser Instrumentierung ein ganz eigenes Gepräge. Auch in diesem<br />
Stück gefiel die Stimme von Mike Marshall mit rauchig warmem<br />
Timbre. Ein letztes Stück gab den drei Musikern noch einmal<br />
Gelegenheit, ihre virtuose Expressivität ausspielen zu können.<br />
Mit ihren Instrumenten in der Hand und weiter spielend verließen<br />
sie unter Beifall die Bühne.<br />
Wie lässt sich diese Gitarrenmusik von Hands on strings schubladisieren?<br />
Ist das Jazz, weil es im Jazzclub stattfand, war es Klassik,<br />
weil aus der klassischen Gitarrenschule kommend die Virtuosität<br />
im Vordergrund steht? Ist es vielleicht doch auch PopMusik, weil<br />
es Freude macht populäre Themen zu adaptieren? Bei dieser Musik<br />
wird klar, dass es nicht um die vermarktungsgerechte Kategorisierung<br />
von Musik geht, sondern der Musiker mit seinem Instrument<br />
die stilistische Diversität bestimmt. Auch wird deutlich, dass von<br />
bestimmten Künstlern Hörgewohnheiten geprägt wurden, und der<br />
Schreiber und ein weiterer Zuhörer sofort Assoziationen zu Al di<br />
Meola, Pacco di Lucia und John McLaughlins Friday Night in San<br />
Francisco hatten.<br />
28<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
Paul Batto und die<br />
„neue Auszeit“<br />
Paul Batto ist ein in Europa weitgereister Musiker, der seinen<br />
Ursprung in Südosteuropa hat. Geboren in Slowenien<br />
lebt er heute in der Tschechischen Republik, von wo aus er<br />
seiner Konzertreisen in Europa startet. Zum Konzert am<br />
25. Januar <strong>2014</strong> in der Bruckmühler Auszeit gibt es zwei<br />
Novitäten: Erstens ist die Auszeit als Restaurant und Musikbühne<br />
neu konzeptioniert und zum zweiten bringt Paul<br />
Batto seine neue CD „Lonesome Road“ mit. Interview und<br />
Fotos: Mario Bollinger.<br />
Die Auszeit ist ursprünglich ein Eßlokal in Bruckmühl<br />
zwischen München und Rosenheim. Der<br />
Betreiber Mario Oksas hat aber das Lokal Schritt<br />
für Schritt in einen Laden mit Liveveranstaltungen<br />
umgeprägt. Viele lokale und internationale Musiker haben hier<br />
Konzerte gegeben. So haben hier schon Musiker wie „Sir“ Oliver<br />
Mally aus Österreich, Bastian Semm mit seinem CASH – Singerof-Songs-Programm<br />
und die Kabarettisten Franziska Wanninger<br />
und Helmut A. Binser ihr Programm gezeigt. Der neueste Coup<br />
ist aber die optische Umgestaltung des Lokals und der Speisekarte.<br />
Der Look des Lokals ist moderner. Glas, Stein und blaues<br />
© wasser-prawda<br />
29
Musik<br />
Licht prägen die Optik. Für die Musiker gibt es jetzt einen besser<br />
ausgewiesenen Bühnenteil mit Bühnenlicht und einem schwarzen<br />
Vorhang als Hintergrund. Die Speisekarte ist fokussierter und<br />
der neue Mann hinter der Theke Muhammer Gül ist an diesen<br />
positiven Änderungen sehr beteiligt gewesen. Die Tische sind<br />
kleiner geworden, locker in Gastraum verteilt und bieten für 40-<br />
60 Personen Sitzplätze. Der Gastraum kann bei der Show jetzt<br />
abgedunkelt werden, die alten UFO-Lampen sind verschwunden<br />
und Muhammer besteht darauf, dass während der Show Ruhe<br />
herrscht und selbst die Espressomaschine hat zu schweigen. Nach<br />
wie vor lockt Mario Oksas mit freiem Eintritt zu den Konzerten<br />
und Kabaretts, jeder Gast kann aber während der Show seine Anerkennung<br />
durch eine Spende in den Hut Ausdruck verleihen.<br />
Paul Batto war bereits letztes Jahr Gast von Mario Oksas und als<br />
er das Lokal betrat, sagte er spontan und begeistert: Das ist aber<br />
nicht das Lokal, wo ich schon mal gespielt habe!<br />
Vor der Show hatte ich Gelegenheit, mit Ondra Kriz (Ondřej<br />
Kříž) zu sprechen, der Paul Batto auf vielen seiner Konzerte<br />
auf dem Klavier begleitet. Ondra Kriz ist mit seinen<br />
26 Jahren bald halb so jung wie sein Partner Batto. Beide haben<br />
sich in Ondras Heimatstadt Tabor südlich von Prag getroffen, als<br />
Paul dort vor einigen Jahren hinzog. Neben Paul Batto begleitet<br />
er noch den Bluesmusiker Rene Trossman und unterrichtet Kinder<br />
am Klavier. Sein Konservatoriumsstudium hat er zu Gunsten<br />
eines frühen Musikerberufs aufgeben, was ihn aber nicht daran<br />
hindert, sein Wissen und Können unkonventionell an Klavierschüler<br />
weiterzugeben und damit seinen Lebensunterhalt mitzuverdienen.<br />
Sie müssen natürlich das Basiswissen erlernen, aber das<br />
nicht zwangsweise an den alten Komponisten wie Bach oder Mozart.<br />
Er erlaubt seinen Schülern zu spielen, was ihnen gefällt und<br />
erhält hier auch die Unterstützung der Eltern. Daneben macht er<br />
z.B. 120 Shows im Jahr mit Paul Batto oder Rene Trossman.<br />
Die Musikszene in der Tschechischen Republik entwickelt sich<br />
stetig, die wahre Musikszene spielt sich in den Theatern und Kulturhäusern<br />
ab, die es noch reichlich aus alten Zeiten gibt. Die Pubs<br />
in Prag dagegen werden vornehmlich von Touristen frequentiert<br />
und sind nicht das Ziel von Musikern wie Ondra Kriz oder Paul<br />
Batto. Auf die Frage, ob sich Auftritte wie in der Auszeit mit einer<br />
Anreise von 500km für Ondra rentieren, antwortet er: „Nun,<br />
ich spiele nicht nur für das Geld, sondern auch für den Spaß“. Er<br />
selber hat zwar Deutsch in der Schule gelernt, aber leider mittlerweile<br />
durch das wesentlich häufiger gebrauchte Englisch fast alles<br />
wieder vergessen.<br />
Paul Batto und Ondra Kriz brauchten kaum 30 Minuten zum<br />
Aufbauen, dann ging das Konzert auch schon los. Paul Battos<br />
eindringliche Stimme, eine Resogitarre, seine Stompbox und Ondras<br />
Klavier sorgen gleich für einen schnellen Opener der Show.<br />
Anfänglich herrschte noch etwas Unruhe im Raum, aber als Paul<br />
Batto einen sehr leisen Song mit spanischen Elementen anstimmte,<br />
herrschte sofort gespannte Ruhe im Publikum. Während Paul<br />
Battos Wesen von Stimme und Spiel geprägt ist und er ansonsten<br />
ein sehr ruhiger Musiker auf der Bühne ist, lebt Ondra auch<br />
körperlich in seiner Musik. Körperhaltung und Gestik unterstrei-<br />
30<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
chen seine Aussage: „Ich spiele<br />
nicht nur für das Geld sondern<br />
auch für den Spaß“. Paul<br />
Batto hat mir dann hinterher<br />
erzählt, dass er auf der Bühne<br />
nicht allzu viel von sich preisgibt.<br />
Bei dem Song „Garden<br />
of Love“ erzählt er aber dann<br />
doch von seiner neuen Heimatstadt<br />
in Südböhmen, einer<br />
Kirche, eine Haus dahinter<br />
und dem Garten dazu. Bei<br />
einem Pianosolo von Ondra<br />
läßt sich das Publikum dann<br />
doch mal zu einem Szenenapplaus<br />
hinreisen. Paul Batto beschließt<br />
nach 2 Zugaben den<br />
Abend mit Amazing Grace,<br />
einem alten Kirchenlied, das<br />
einen Sinneswandel eines ehemaligen<br />
Sklavenschiff kapitäns<br />
beschreibt. Als allerletzte Zugabe<br />
geben Paul Batto und<br />
Ondra Kriz ihre Version von<br />
„Moon River“, was einmal<br />
mehr die Bandbreite von Paul<br />
Battos Gesang unterstreicht.<br />
Einen besseren Schlussakkord<br />
kann mit sich nach dem Musikprogramm<br />
der Beiden fast<br />
nicht vorstellen.<br />
Nach dem Konzert stand mir<br />
auch Paul Batto zu einigen<br />
Fragen für die Wasser-Prawda<br />
zur Verfügung<br />
WP: Woher kommst Du und wo geht es hin?<br />
PAUL BATTO: Ich weiß es nicht. Ich betrachte das Ganze als<br />
Tomatenpflanzen und -ernten. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und plane<br />
nicht mal 6 Monate voraus. Ich bin Großvater geworden, ich<br />
kümmere mich um meine Kinder und es macht mir viel Spaß. Ich<br />
bin in Slowenien geboren, mache seit dem 18. Lebensjahr Musik,<br />
begann zu singen und bediente mich der afrikanisch-amerikanischen<br />
Gospeltraditionen und der Art, wie in Kirchen zu singen.<br />
Wurzeln habe ich keine. Ich bin nicht in einer musikalischen Familie<br />
aufgewachsen, es gab keine Schallplatten und ich hatte nur<br />
das Radio als Quelle. Ich war lediglich einen Monat auf einer<br />
Musikschule. Musik faszinierte mich schnell und ich kam dann<br />
sozusagen über die Hintertür zur Musik. Ich habe Slowenien<br />
mit 20 Jahre verlassen. Ich ging in die Schweiz, mache Spiritual<br />
Music, Blues, spielte in einem Jazztrio, in Big Bands. Ich machte<br />
viel verschiedene Musik und mache es noch, aber es sind immer<br />
Schaffensperioden. Es gibt viele Musiker, die viele Stile spielen,<br />
aber keinen Stil richtig rüberbringen. Ich mache das schon auch<br />
und für ein offenes Publikum ist das eine abwechslungsreiche<br />
© wasser-prawda<br />
31
Musik<br />
Präsentation. Ich richte mich aber nicht nach dem Anspruch des<br />
jeweiligen Publikums, sondern mache einfach mein Ding. Und<br />
ich mache das in Perioden. In erster Linie spiele ich erst mal für<br />
mich. Die Bühne ist für mich immer noch ein sehr privater Bereich.<br />
Ich habe heute ein breites Spektrum und ich spiele das alles<br />
gerne.<br />
WP: Verfolgst Du auch andere Projekte?<br />
PAUL BATTO: Eigentlich nein. Ich werde viel eingeladen, ich<br />
kann mit Big Bands singen. Ich wurde auch für Musicals wie<br />
Jesus Christ Superstar eingeladen zu singen, aber ich habe abgelehnt,<br />
da es Kraft kostet. Vor einem halben Jahr habe ich von<br />
einem Philharmonischen Orchester die Einladung angenommen,<br />
„Anatevka“ zu singen, aber im Wesentlichen habe ich nicht die<br />
Zeit und die Kraft, sowas zu verfolgen. Ein Orchester erfordert<br />
Proben und Aufwand, was ich nicht bereit bin aufzubringen, obwohl<br />
es immer eine gute Erfahrung ist. Ich habe daher gelernt,<br />
Nein zu sagen, um mich nicht in Dinge zu verlieren, die mir<br />
nichts bringen. Die meisten Leute mögen eigentlich die Musik,<br />
die von mir stammt. Ich schreibe ca. 90% aller Songs selbst und<br />
das ist für mich die ehrlichste Art und Weise, Musik nahezubringen.<br />
Ich kann mich hinsetzen, einen ganzen Abend Jazzstandards<br />
singen. Das ist sicherlich nett und aber der Effekt ist nicht der<br />
Gleiche, als wenn ich meine Songs singe.<br />
WP: Deine letzte CD “aint but one way” ist aus dem Jahr 2010.<br />
Deine neue CD heißt „Lonesome road” . Erzähl uns mehr darüber.<br />
PAUL BATTO: Die CD ist eine reine solo CD und jetzt im Januar<br />
<strong>2014</strong> erschienen. Ich habe lediglich meine Stimme und meine<br />
Gitarre aufgenommen. Die letzte CD war von den Mitmusikern<br />
und Instrumente wie die Lapsteel Gitarre dominiert. Dieses Mal<br />
wollte ich nur ein Mikrophon und sonst nichts.<br />
WP: Welche Instrumente spielst Du?<br />
PAUL BATTO: Ich spiele eine Republic Resonator Gitarre, ich<br />
benutze eine custom made Archtop Gitarre und eine hundert<br />
Jahre alte Parlor Gitarre. Sie ist auf dem Cover der neuen CD<br />
abgebildet. Diese Gitarren sind fantastisch und haben ein unendliches<br />
Sustain. Sie sind einzigartig und immer mit einer eigenen<br />
Stimme. Dann benutze ich noch eine Cole Clark aus Australien<br />
und habe ein sehr schöne tschechische Furch Gitarre. Viele Instrumentenhersteller<br />
kommen aus der tschechischen Republik. In<br />
der Gegend von Markneukirchen und aus der tschechischen Seite<br />
kommen Firmen wie C.F. Martin ebenso Höfner und Framus.<br />
Ich habe zwei Furch Gitarren und das sind Weltklasse Akustikgitarren.<br />
WP: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Ondra Kriz?<br />
PAUL BATTO: Wir leben in der gleiche Stadt Tabor, in die ich<br />
vor ca. 5 Jahren gezogen bin. Wir haben uns da getroffen und seit<br />
dem spielen wir zusammen.<br />
WP: Welche anderen Projekte verfolgst Du mit Ondra?<br />
PAUL BATTO: Wir machen einiges zusammen, aber ich spiele<br />
auch gerne alleine, weil ich dann ganz andere Dinge tun kann.<br />
32<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
Mein Publikum mag mich solo genau so gerne, weil sie meine<br />
Stimme lieben und ich mich auf sowas konzentrieren möchte<br />
WP: Wie posititionierst Du Dich und Deine Musik?<br />
PAUL BATTO: Ich bin ein Singer/Songwriter, ich schreibe zu<br />
90% meine Songs selber. Ich halte mich von Strömungen fern,<br />
verkehre kaum mit Bluesmusikern, werde deshalb manchmal als<br />
Musikanarchist bezeichnet und halte mich auch fern von Zirkeln.<br />
Ich mache halt einfach mein Ding und fühle mich nicht als ein<br />
Teil einer Szene. Manche Leute fühlen sich verwirrt, wenn ich<br />
mal den Stil wechsle, ich möchte einfach keinem Stil zugehören.<br />
Und ich liebe meine Freiheit.<br />
WP: Hast Du eine Message, welche Du Deinem Publikum nahebringen<br />
möchtest?<br />
PAUL BATTO: Ich möchte keine Message rüberbringen, da sie<br />
politisch sein könnte und das möchte ich nicht. Ich halte es da wie<br />
Randy Newman, der nie einen selbstbeobachtenden Song über<br />
sich selbst schrieb. Alles was er geschrieben hat, hatte nichts mit<br />
ihm zu tun. Ich erzähle nicht viel und erkläre auch nichts auf der<br />
Bühne. Eine sehr introvertierte Art, Musik zu machen. Ich liebe<br />
ein Publikum, das gerne zuhört und nicht viel fragt. Ich antworte<br />
natürlich und man kann mit dem Publikum arbeiten, aber das<br />
ist nicht meine Art. Am Ende des Tages bin ich es, der da auf der<br />
Bühne ist und die Leute akzeptieren mich so.<br />
WP: Wenn Du einen Wunsch hättest, mit jemanden ein Konzert<br />
zu machen – wen würdest Du Dir wünschen?<br />
PAUL BATTO: Ich habe da keine Wünsche<br />
© wasser-prawda<br />
33
Paul Batto - Lonesome<br />
Road<br />
Paul Battos neue CD heißt<br />
„Lonesome Road“ und enthält<br />
11 Songs aus seiner Feder. Im<br />
Gegensatz zur vorherigen CD<br />
spielte er diese CD komplett<br />
solo ein. Im Gespräch erwähnte<br />
er, dass die vorherige zu sehr<br />
von den anderen Instrumenten<br />
wie einer Lapsteel dominiert<br />
war. Das wollte er hier<br />
grundlegend ändern. Ein Mikrofon,<br />
eine alte Parlorgitarre<br />
und seine eindringliche Stimme.<br />
Ein Konzept, das auch bei<br />
vielen anderen Musikern im<br />
Singer/Songwriter-Genre Anklang<br />
findet. Die Songs sind<br />
bewusst kurz gehalten, um<br />
unnötige Wiederholungen zu<br />
vermeiden.<br />
Da die Kombination Stimme/akustische<br />
Gitarre nicht<br />
sehr viel Abwechslung bieten,<br />
klingen einige Songs sehr<br />
ähnlich ohne eine Spannung<br />
aufzubauen. Wesentlich interessanter<br />
sind die Stücke, in<br />
den Paul Batto das Tempo erhöht<br />
oder abwechslungsreiche<br />
Rhythmen spielt. Ein solcher<br />
Titel ist “Hey, Hey here comes<br />
a new day”. Auch ungewöhnliche<br />
Einflüsse wie spanische<br />
Melodien lassen den Zuhörer<br />
aufhorchen. In „Storm’s comin‘“<br />
blitzt er dann wieder<br />
durch, der Blues von Paul<br />
Batto: Coole Stimme, tolles<br />
Fingerpicking auf einer ungewöhnlichen<br />
Parlorgitarre. Im<br />
Titelsong „Lonesome Road“<br />
zeigt Paul Batto, dass er auch<br />
ein Könner auf der Resogitarre<br />
ist. Trotzdem ist es kein<br />
typischer Bluessong, bedient<br />
sich lediglich an Fragmenten<br />
des Blues und kombiniert sie<br />
zu einem typischen Song dieser<br />
Solo-CD von Paul Batto.<br />
Musik<br />
WP: Was weißt Du von München?<br />
PAUL BATTO: (Schweigt) - Ist Paulaner aus München? Ich habe<br />
ein oder zweimal im Hide Out gespielt. Ich kenne den ehemaligen<br />
Music Shop, Aber ich gehe auch nicht auf Großveranstaltungen<br />
wie Oktoberfest.<br />
WP: Du bist oft in den Niederlanden?<br />
PAUL BATTO: Ja, ich bin mehrmals in Jahr für 3 bis 4 Wochen<br />
dort.<br />
WP: Auf der Facebookseite sind sehr viele holländische Einträge.<br />
PAUL BATTO: Ja, ich bin da sehr beliebt. Ich wollte erst gar nichts<br />
auf Facebook machen, aber ich kann ja nicht mal meine eigene<br />
Webseite pflegen, daher habe ich angefangen, mehr auf Facebook<br />
zu machen, um schnell Dinge zu posten. Ja, Holland und Belgien<br />
sind sehr interessant für mich. Als ich in die Tschechische Republik<br />
gezogen bin, habe ich erst gar nicht viel da gemacht. Aber seit drei<br />
Jahren machen wir immer eine schöne Tour durch die Republik.<br />
Wir haben immer gute 100 Besucher in den Kulturhäusern und<br />
Theater, die es hier immer noch gibt. Ich spiele nie in Pubs, sofern<br />
mich keiner wirklich dazu einlädt. Es ist für den Künstler nicht<br />
sehr einladend, wenn die Gäste eigentlich nur wegen der Getränke<br />
aber nicht wegen des Künstlers kommen.<br />
WP: Was möchtest Du gefragt werden?<br />
PAUL BATTO: Hm, was möchte ich gefragt werden? Frag mich<br />
das nächste Mal, ob wir zusammen Abendessen.<br />
34<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
© wasser-prawda<br />
35
Literaturempfehlung<br />
So ziemlich der letzte Überlebende<br />
der klassischen Besetzung<br />
von Canned Heat ist<br />
Schlagzeuger Fito de la Parra<br />
(seit 1970 dabei). seine Autobiographie<br />
„Living The Blues“<br />
ist unbedingt empfehlensewrt.<br />
Die deutsche Ausgabe erschien<br />
bereits 2001.<br />
Fito de la Parra: Living<br />
The Blues. Canned<br />
Heat‘s Story zwischen<br />
Musik, Drogen, Tod, Sex<br />
und Überleben<br />
Big Beat Musikverlag Lindenwerra<br />
2001<br />
ISBN 3-00-007020-6<br />
Musik<br />
Bob Hite (1943-1981)<br />
Einige werden sicher fragen Bob Wer? Die eingefl eischten<br />
Blueskenner wissen natürlich sofort, wer da gemeint ist.<br />
Bob Hite – Gründungsmitglied von Canned Heat. Eine<br />
Biographie von Matthias Schneider.<br />
Wegen seines massigen Körpers nannte man ihn „The Bear“. Geboren<br />
wurde Bob Hite am 26. Februar 1945 im Stadtteil Torrance<br />
von Los Angeles. Seine Mutter war Sängerin und sein Vater hatte<br />
in einer Band in Pennsylvania gespielt. Schon mit neun Jahren<br />
fing seine große Leidenschaft als Plattensammler an. Er sammelte<br />
sämtliche Platten aus Jukeboxen, die er bekommen konnte. Später<br />
eröffnete er sogar einen eigenen Plattenladen und gab das Magazin<br />
„Rhythm & Blues Collector“ heraus. Bis 1973 hatte er über<br />
70.000 Schallplatten gesammelt. Er soll oft in Plattenläden sämtliche<br />
Kopien einer Platte aufgekauft und sie bis auf ein Exemplar<br />
vernichtet haben, um den Wert seiner Sammlung zu erhöhen.<br />
Nach seinem Tod 1981 wurde die Sammlung zerschlagen, er hatte<br />
aber vorher schon aufgrund finanzieller Probleme große Teile<br />
verkaufen müssen. Einen Großteil seiner Sammlung besitzen heute<br />
Fito DeLaParra und Walter De Paduwa. Dieser veröffentlichte<br />
2007 in Zusammenarbeit mit Adolfo „Fito“ De La Parra einige<br />
Aufnahmen aus der Sammlung auf dem Sampler Rarities From<br />
The Bob Hite Vaults.“ 1<br />
Die Leidenschaft für klassischen Blues und Rhythm & Blues<br />
spielte auch eine große Rolle für sein Leben als Musiker. 1965<br />
gründete Bob mit Alan Wilson und Henry Vestine Canned Heat.<br />
Hite kam auf den Namen, da eine seiner Schallplatten aus dem<br />
Jahr 1928 von Tommy Johnson einen gleichnamigen Bluessong<br />
enthielt. Der Name ist eine Anspielung auf gelierten Brennspiritus,<br />
der in verdünnter Form oft als billiger Schnapsersatz missbraucht<br />
wurde. Zunächst wollte man eine traditionelle Jugband<br />
sein, bei der Alan Wilson die Slide-Gitarre spielte. Bei Canned<br />
Heat übernahm Hite neben Wilson den Gesang und spielte<br />
ebensfalls Mundharmonika.<br />
Gerade der Kontrast zwischen Hites tiefer und rauher Stimme<br />
und Wilsons einzigartig hoher Gesang trugen zum Erfolg der<br />
Band bei. Auch das Harpspiel der beiden war jeweils einzigartig<br />
und führte zu reizvollen Kontrasten. Über die Kreise der Bluessammler<br />
hinaus wurde die Band vor allem durch ihre Auftritte<br />
bei den beiden legendären Festivals in Montery und Woodstock<br />
bekannt. Canned Heat war auch die Band, die damals unsere<br />
Hymne „Going up the Country“ spielte, ein Titel entstanden<br />
nach dem Bull Doze Blues von Henry Thomas , ein Titel der unseren<br />
Sehnsüchten in der damaligen DDR entsprach.<br />
„I‘m going to leave the city got to get away<br />
I ‚m going to leave the city got to get away<br />
All this fussing and fighting<br />
Man, you know I sure can‘t stay.<br />
„Ich Werde die Stadt verlassen, ich muss hier fort<br />
All diese Aufregung und dieser Kampf<br />
Mensch, mir ist klar, dass ich mit Sicherheit nicht bleiben kann.“<br />
1 http://fakten-uber.de/bob_hite<br />
36<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
„Neben seiner Rolle als Musiker (co-)produzierte Hite auch Alben<br />
von Canned Heat und anderen Interpreten. Über seine Sammlerleidenschaft<br />
traf er 1969 Albert Collins und half ihm, seine<br />
Karriere aufzuwerten. Collins widmete ihm daraufhin die Single<br />
„Love Can Be Found Anywhere“, dessen Namen aus dem von<br />
Hite geschriebenen Song „Fried Hockey Boogie“ stammt.<br />
1968 war er Co-Produzent des Albums „Slim‘s Got His Thing<br />
Going On“ von Sunnyland Slim, an dem er neben Alan Wilson<br />
auch musikalisch mitwirkte. Als Gage erhielt er ein Piano, welches<br />
bei dem Song „Turpentine Moan“ auf dem Album Boogie With<br />
Canned Heat zu hören ist. Im selben Jahr produzierte er zusammen<br />
mit Skip Taylor das Album „Hooker ’n Heat“, das Canned<br />
Heat mit ihrem großen Idol John Lee Hooker aufnahmen. Das<br />
Album „Hooker ´n Heat“ ist sicherlich eines der wichtigsten und<br />
besten Alben der Bluesgeschichte und Bob hatte einen riesigen<br />
Anteil am Erfolg des Albums. Daneben wirkte und produzierte<br />
er mit Musikern wie Little Richard, Clarence Gatemouth Brown,<br />
Memphis Slim und Ronnie Barron.<br />
Nach dem Tod seines Mitstreiters und Bandgründers Alan Wilson<br />
im September 1970 ließ der Erfolg der Gruppe rapide nach<br />
und Hite verfiel mehr und mehr harten Drogen.<br />
Canned Heat ist die Band, die wahrscheinlich die meisten Mitgliederwechsel<br />
zu verzeichnen hat, aber auch die meisten verstorbenen<br />
Bandmitglieder und das nicht wegen des hohen Alters. Sex<br />
and Drugs and Rock and Roll gehörten genau so zu der Band<br />
wie guter Blues. Sie hetzten nicht nur von Konzert zu Konzert<br />
sondern auch von Vollrausch zu Vollrausch. Ein Wunder, dass da<br />
überhaupt noch jemand lebt. 2 Bob Hite hat es jedenfalls nicht geschafft.<br />
Die Drogenexzesse verbunden mit Alkoholkonsum waren<br />
wahrscheinlich die Ursache für Bobs Gesundheitszustand.<br />
„Am 5. April 1981 spielten Canned Heat im Palmino Club in<br />
Los Angeles unter anderem mit Henry Vestine einen laut ihrem<br />
Schlagzeuger Adolfo „Fito“ De La Parra sehr guten Gig, was<br />
zu dieser Zeit für die Band nicht selbstverständlich war, da sie<br />
aufgrund enormer Drogenprobleme und oft wechselnden Besetzungen<br />
viele Reinfälle erlebte. In der Pause zwischen den beiden<br />
Sets boten ein paar Junkies Hite Heroin an, welches dieser sofort<br />
komplett inhalierte. Von dem Heroin völlig weggetreten war<br />
Hite nicht mehr in der Lage, das zweite Set zu singen. Um ihn<br />
wieder auf die Beine zu bekommen, gaben ihm ein paar Roadies<br />
der Band etwas Kokain, doch das knockte ihn völlig aus und die<br />
Band musste ohne ihn weiter spielen. Sie kümmerte sich nicht<br />
weiter um ihn, da sie so was öfters mit ihm erlebten. Während des<br />
zweiten Sets brachten ihn Freunde nach Hause, wo er einen Herzanfall<br />
hatte. Als nach langer Wartezeit endlich der Krankenwagen<br />
eintraf konnte er zwar noch einmal reanimiert werden doch der<br />
stark übergewichtige Hite verstarb einige Minuten darauf. Seine<br />
letzte Aufnahme war das Lied „Hell‘s just on down the line“ für<br />
das Album „Kings of the Boogie“, das ohne ihn fertiggestellt wurde.<br />
Zu seinem Gedenken brachte der ehemalige Canned Heat-<br />
Bassist Tony De La Barreda ein 1980 aufgenommenes, auf Hites<br />
ausdrücklichen Wunsch unveröffentlicht gebliebenes Album mit<br />
dem Titel „In Memory of Bob „The Bear“ Hite - Don‘t forget to<br />
boogie“ heraus. Bis dato hatte er jedes Konzert mit den Worten<br />
„Don‘t forget to boogie“ beendet.“ 3<br />
2 http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/231218<br />
3 http://de.wikipedia.org/wiki/Bob_Hite<br />
© wasser-prawda<br />
37
Musik<br />
Blueskalender<br />
1895: Alberta Hunter *<br />
1897: Lucille Bogan *<br />
1927: Amos Milburn *<br />
1. April<br />
1952: Alex Conti *<br />
2, April<br />
3. April<br />
Lucille Bogan<br />
1932: Leopold von Knobelsdorff *<br />
1958: Adam Gussow *<br />
1970: Rusty Zinn *<br />
2001: Big Daddy Kinsey +<br />
4. April<br />
1896: Marion Harris *<br />
1913: Cecil Gant *<br />
1913: Muddy Waters *<br />
1929: John Dee Holeman *<br />
1952: Gary Moore *<br />
1960: Sylvester Weaver +<br />
1950: Paul Oscher *<br />
5. April<br />
6. April<br />
Big Walter Horton<br />
1919: Big Walter Horton *<br />
1955: Blind Mississippi Morris *<br />
1960: Warren Haynes *<br />
1981: Bob Hite +<br />
1915: Billie Holiday *<br />
7. April<br />
8. April<br />
1908: Tommy McClennan *<br />
1944: Keef Hartley *<br />
1960: Andreas „Andi“ Hofmann *<br />
1895: Mance Lipscomb *<br />
1997: Yank Rachell +<br />
9. April<br />
10. April<br />
Billie Holiday<br />
1922: John Brim *<br />
1928: Rosco Gordon *<br />
1936: Bobby Smith *<br />
38<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
1958: Chuck Willis +<br />
1979: Shemekia Copeland *<br />
2013: Jimmy Dawkins +<br />
1936: Buddy Ace *<br />
1939: Luther Johnson *<br />
11. April<br />
1915: Hound Dog Taylor *<br />
1921: Shakey Jake Harris *<br />
1945: Miller Anderson *<br />
1945: Ann Rabson *<br />
1954: Pat Travers *<br />
12. April<br />
Shemekia Copeland<br />
1944: Jack Casady *<br />
2005: Johnnie Johnson +<br />
13. April<br />
1954: Lil Green +<br />
1992: Sammy Price +<br />
1894: Bessie Smith *<br />
1936: Frank Frost *<br />
1955: Tommy Castro<br />
14. April<br />
15. April<br />
Hound Dog Taylor<br />
16. April<br />
1931: John Littlejohn *<br />
1937: Artie „Blues Boy“ White *<br />
1954: Texas Alexander +<br />
1901: Clifford Gibson *<br />
20<strong>03</strong>: Earl King +<br />
17. April<br />
18. April<br />
1906: Little Brother Montgomery *<br />
1924: Clarence Gatemouth Brown *<br />
1898: Peter Clayton *<br />
1928: Alexis Korner *<br />
1985: Willie Mabon +<br />
1994: Larry Davis +<br />
19. April<br />
20. April<br />
Earl King<br />
1958: Gary Primich *<br />
1992: Johnny Shines +<br />
2013: Artie „Blues Boy“ White +<br />
© wasser-prawda<br />
39
Musik<br />
1943: Albert Lee *<br />
1970: Earl Hooker +<br />
20<strong>03</strong>: Nina Simone +<br />
21. April<br />
22. April<br />
1919: Bull Moose Jackson *<br />
1922: George „Harmonica“ Smith *<br />
1950: Peter Frampton *<br />
1975: Walter Vinson +<br />
1894: Cow Cow Davenport *<br />
1944: Marion Harris +<br />
23. April<br />
24. April<br />
Nina Simone<br />
1970: Otis Spann +<br />
2013: Bob Brozman +<br />
25. April<br />
1913: Earl Bostic *<br />
1923: Albert King *<br />
1965: Pau Luboš Andršt l Lassey<br />
1886: Ma Rainey *<br />
1915: Johnny Shines *<br />
1926: J.B. Hutto *<br />
1948: Luboš Andršt *<br />
26. April<br />
27. April<br />
Ma Rainey<br />
28. April<br />
1891: Charley Patton *<br />
1940: Phil Guy *<br />
1952: Chuck Leavell *<br />
1974: Gary Pushkin (Igor Vedeneev) *<br />
29. April<br />
1927: Big Jay McNeely *<br />
1935: Leroy Carr +<br />
1935: Otis Rush *<br />
1937: Lefty Dizz *<br />
1967: J.B. Lenoir +<br />
1896: Gary Davis *<br />
1931: Jimmie Lee Robinson *<br />
1983: Muddy Waters +<br />
30. April<br />
40<br />
© wasser-prawda
Musik<br />
Leroy Carr<br />
© wasser-prawda<br />
41
Platte Des Monats<br />
Ursula Ricks - My<br />
Street<br />
Ursula Ricks legt mit „My Street“ ein Debutalbum<br />
vor, das mich gleich beim ersten<br />
Hören gepackt hat. Ich hae bislang<br />
nichts von oder über Ursula Ricks gehört<br />
und dachte, es handele sich um eine<br />
weitere talenerte Musikerin aus dem<br />
scheinbar unerschöpflichen Topf guter<br />
US-Musiker.<br />
Inzwischen höre ich die CD regelmäßig und bin überzeugt,<br />
daß Ursula das Zeug hat, eine der anerkannt großen Bluessängerinnen<br />
zu werden – schade, dass es so lang gedauert hat, bis<br />
sie sich mit einem Album gemeldet hat.<br />
Ursula stammt aus Baltimore, ist glückliche Großmutter und<br />
sagt, daß sie das Album im Gedenken an ihre vor neun Jahren<br />
verstorbene Mutter Malagash Yemariamfere aufgenommen habe<br />
– sie war als großartige Sängerin und Songschreiberin bekannt,<br />
habe dies aber niemals nach Außen getragen. Malagash wird sich<br />
freuen, daß ihre stimmgewaltige Tochter dies nun nachholt. Auf<br />
dem Album finden sich acht Eigenkompositionen und zwei Coversongs.<br />
42<br />
© wasser-prawda
Platte Des Monats<br />
Der Opener „Tobacco Road“ ist an Intensität schwer zu übertreffen,<br />
die übrigen Songs beschäftigen sich dezidiert mit den Zuständen<br />
in und auf Ursulas Straße. Der Text des Titelsongs beschreibt<br />
eine durch Drogenhandel und Bandenkriminalität geprägte Straße,<br />
an deren Himmel die Polizei mit Hubschraubern patroulliert.<br />
Da sie für sich und ihre Kinder keine Alternativen sieht, fühlt<br />
sich eine Mutter gezwungen eine schmerzhafte Entscheidung zu<br />
treffen und zurück in ihre angestammte Heimat zu fliehen. Sie<br />
hofft, dort das Überleben ihrer Familie sichern zu können. Es<br />
lohnt sich, zuzuhören, was Ursula erzählt.<br />
Das Album wurde mit der Severin Hausband (u.a. Johnny Moeller<br />
- Fabulous Thunderbirds) gekonnt eingespielt. Ursula Ricks<br />
setzt ihre ausdrucksstarke Stimme in das rechte Licht – mal heiser,<br />
mal hart – eine echte Diva! Stilistisch bewegt sie sich zwischen<br />
Blues, Soul, Funk, vielleicht auch ein wenig Reggae und Rap. Das<br />
ist die Mischung ihrer Straße, die sie perfekt adaptiert.<br />
Ich hoffe sehr, daß Ursula weitere Alben einspielen wird – besonders<br />
würde ich mich über einen Live-Mittschnitt aus einem<br />
Club freuen. Vielleicht kommt sie ja auch einmal über den Teich<br />
und wir haben das Glück, sie im Konzert zu erleben? (Severn/<br />
in-akustik)<br />
Bermd Kreikmann<br />
© wasser-prawda<br />
43
Platten<br />
Frauen im Blues,<br />
Folk, Jazz und Soul<br />
„Hottest Blues Chick“, „Girls With Guitars“ - Stereotype<br />
wie diese und und sexuell aufreizende Plattencover haben<br />
die Künstlerinnen im Blues heutzutage eigentlich nicht nötig.<br />
Jedenfalls dann nicht, wenn es nur nach der künstlerischen<br />
Qualität ginge. Aber im Musikgeschäft zählen ja leider<br />
oft andere Maßstäbe. Aber warum eigentlich? Zwischen<br />
Bluesrock und klassischem Rhythm & Blues, Country , Folk<br />
und akustischer Musik reichen die Alben, die wir allein in<br />
den letzten Wochen auf den Tisch bekamen.<br />
Adrianna Marie - Double Crossing Blues<br />
Wie eine Zeitreise in die Hochzeit des klassischen Rhythm &<br />
Blues kommt einem das Debüt von Adrianna Marie vor. „Double<br />
Crossing Blues“ erinnert an die späten 40er Jahre mehr als an die<br />
Zeiten des elektrischen Blues etwa einer Koko Taylor.<br />
Die Musik swingt, die Stimme erinnert an Dinah Washington<br />
oder Helen Humes - man könnte sich in einen verrauchten<br />
Nachtclub irgendwann kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs<br />
versetzt fühlen. Doch dann knallt einem eine Gitarrenlinie<br />
in die Ohren, die eindeutig vom späteren Albert King inspiriert<br />
ist. Adrianna Marie und ihre Groovecutters haben sich für das<br />
Album eindeutig an den Sounds der späten Bigbands orientiert.<br />
Doch auch wenn sie Klassiker von Helen Humes, Louis Jordan<br />
oder Big Maybelle interpretieren, kommen sie nicht umhin ihre<br />
eigenen Biographien in den Sound einzubringen. Und so hört<br />
man Anklänge an Rockabilly und Country ebenso wie an den<br />
elektrischen Blues der 50er in Chicagoer Clubs, eine deftig röhrende<br />
Bluesharp inklusive.<br />
Als Sängerin ist Adrianna Marie heutzutage allerdings ziemlich<br />
einzigartig: Statt sich wie viele um die Nachfolge von Koko Taylor<br />
zu bemühen, ist sie in jedem Moment elegant, sophisticated<br />
und reserviert. Ebenso wie man es von einer eleganten Nachtclubsängerin<br />
in den 40er Jahren erwarten würde. So ist „Double<br />
Crossing Blues“ eine wunderbar tanzbare musikalische Zeitreise<br />
geworden. Die Nominierung für einen Blues Music Award für<br />
das beste Debüt <strong>2014</strong> ist absolut verständlich.<br />
Raimund Nitzsche<br />
Alexx & The Mooonshiners - En Animaon<br />
Eine Live-DVD der besonderen Art haben Alexx & The Moonshiners<br />
aus Frankreich veröffentlicht. Mitgeschnitten wurde dafür<br />
ein Auftritt der Bluesrocker beim Festival Grésiblues. Dabei<br />
spielen die drei Moonshiners und ihre wie ein Wirbelwind agierende<br />
Sängerin nicht nur Songs von ihrem letzten Studioalbum<br />
Mooonset, Mooonrise sondern auch Stücke von AC/DC, den Sex<br />
Pistols und Willie Dixon. Das macht riesigen Spaß und selbst<br />
„Anarchy In The UK“ ist eigentlich Bluesrock! Alexx ist eine Entertainerin<br />
par excellence - in Deutschland würde man hier wohl<br />
am besten Jessy Martens als Vergleich heranziehen. (Das betrifft<br />
natürlich nicht die jeweiligen Stimmen - hier sind die beiden Sän-<br />
44<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
gerinnen ziemlich verschieden.) Und wenn Alexx dann zeitweise<br />
eine riesige Puppe ansingt, wird es noch unterhaltsamer als die<br />
großartig dahinstürmende Musik allein es schaffen könnte.<br />
Das Besondere an dieser Veröffentlichung? Die DVD wird nicht<br />
verkauft, sondern an die Käufer anderer Alben der Band als Geschenk<br />
verschickt. Eine gute PR-Aktion - wer aber die Scheibe unbedingt<br />
haben will, dafür werde man schon eine Entschuldigung<br />
finden, meint die Band auf ihrer Homepage. Aber eigentlich kann<br />
man nur empfehlen, eines der anderen vier Alben der Truppe zu<br />
bestellen und sich auf eine gute Live-DVD als Geschenk zu freuen.<br />
Nathan Nörgel<br />
Chrisna Skjolberg - Come And Get It<br />
Zur Zeit ist die norwegische Gitarristin Christina Skjolberg weltweit<br />
mit Rufs Blues Caravan unterwegs, teilt sich die Bühne unter<br />
anderem mit Albert Castiglia. Ruf Records kündigt sie als „Norwegens<br />
am besten gehütetes Geheimnis“ an. „Come And Get It“<br />
ist ihr erstes Studioalbum beim rührigen Label von Thomas Ruf.<br />
Los gehts funky - und das nicht zu knapp: Trockene Gitarrenakkorde,<br />
dezente Keyboarduntermalung und eine druckvolle Rhythmusgruppe<br />
bilden die Grundlage für den Titelsong. Jetzt würde<br />
nur noch eine richtig soulige Stimme fehlen. Doch genau das ist<br />
die Schwäche von Skjolberg. Ihre Gitarre spielt sie auch in den Solos<br />
sehr gut. Doch als Sängerin ist sie noch zu jung oder zu wenig<br />
trainiert, wirkt daher zu bemüht. Und das betrifft leider nicht nur<br />
den Opener sondern zieht sich für meine Ohren durch das ansonsten<br />
wirklich hörenswerte Album.<br />
Musikalisch bleibts nicht nur funkig, meist wird recht amtlich<br />
gerockt. Und hier macht sich die Besetzung der Band positiv bemerkbar:<br />
zwischen Gitarre und Keyboards ergeben sich so immer<br />
wieder reizvolle Kontraste. Ich warte mal ab, was in den nächsten<br />
Jahren von dieser Musikerin noch weiter zu hören sein wird.<br />
Raimund Nitzsche<br />
Electric Blue - Born In Sin<br />
In Israel hätte man jede Menge Grund, den Blues zu singen, meinte<br />
Eleanor Tsaig, Sängerin und Songwriterin der Ori Naftaly Band<br />
letztens. Und es ist nicht zu überhören, dass von dort immer mehr<br />
guter Blues bis nach Europa dringt. Neuestes Beispiel ist Electric<br />
Blue mit ihrem Album „Born In Sin“.<br />
Mancherorts wird schon von der besten Bluesband Israels gesprochen<br />
- das liegt vielleicht auch daran, dass Ori Naftaly und Eleanor<br />
Tsaig mittlerweile einen großen Teil des Jahres auf Tour in den<br />
USA verbringen. Electric Blue könnte da in Israel die Lücke füllen,<br />
hat die Band doch mit Noa Hellinger eine großartige Sängerin und<br />
Mor Benda spielt eine tolle Gitarre zwischen klassischem Blues und<br />
treibendem Bluesrock. Hinzu kommt eine prägnante Harp von<br />
Ofir Venrura und eine immer präzise und druckvolle Rhythmusgruppe<br />
(Itai Rosenzweig - b, Ofer „Soli“ Solomon - dr).<br />
Schon der Titelsong, mit dem das Album beginnt, haut voll rein:<br />
Die Stimme von Noa Hellinger packt einen von Anfang an, der<br />
Bass sorgt mit melodischen Läufen dafür, dass der Rhythmus<br />
gleich ins Blut geht. Und die Harp von Ofir Ventura (die auch<br />
schon mit der Band von Ori Naftaly zu hören war), ist das gewisse<br />
Extra, was aus der <strong>Nummer</strong> einen echten Bluesohrwurm macht.<br />
© wasser-prawda<br />
45
Platten<br />
Mit „Texas Steel“ folgt der erste von einigen längeren Jams des<br />
Albums: fast acht Minuten geben sowohl Gitarre als auch Harp<br />
genügend Zeit für einprägsame Solos.<br />
„Black Joe“ ist punkiger Girl-Group-Blues (wenn es denn so ein<br />
Genre überhaupt gibt). Man könnte auch sagen; Hier wird rotzig<br />
losgerockt und die Band klingt mehr nach den Blackhearts<br />
als nach den Fabulous Thunderbirds. Rotzig, frech - und ziemlich<br />
einzigartig. Auch bei „Color Blue“ geht es wieder in Richtung<br />
des harten Bluesrock: ein erbarmungsloses Riff irgendwo zwischen<br />
den frühen Black Sabbath und Led Zeppelin treibt die Sängerin<br />
vor sich her. Und wenn die verzertte Gitarre dann zu ihrem Solo<br />
ansetzt, ist man vollkommen im Bluesrock der frühen 70er Jahre<br />
gelandet. Nur dass damals nur ganz wenige Frauen in der Ecke zu<br />
hören waren.<br />
Andere Songs des Albums sind da wesentlich traditioneller - leider<br />
auch manchmal zu lang um zu überzeugen. Aber das ist der einzige<br />
Schwachpunkt eines ansonsten toll rockenden Bluesalbums. Und<br />
eines ist klar: Die Ori Naftaly Band hat wirklich ernstzunehmende<br />
Konkurrenz in ihrer Heimat!<br />
Raimund Nitzsche<br />
Gisela Novais & The Blue Summers - The Perfect One<br />
Elegant und spritzig, geeignet für Cocktail-Parties ebenso wie für‘s<br />
Jazzfestival, für James-Bond-Soundtracks wie für Tanzbars mit<br />
Stil: Gisela Novais & The Blue Summers sind Retro-Soul in italienischer<br />
Eleganz. In der Stimme von Sängerin Novais und den<br />
Instrumenten hört man immer auch die Liebe zu den swingenden<br />
Rhythm&Blues-Sounds der 40er und 50er Jahre.<br />
Es dauert eine Weile, bis diese Musik wirklich mal sämtliche Handbremsen<br />
löst. Aber spätestens beim heftig dahin rockenden „Don‘t<br />
Wanna Hear“ sind die letzten Hemmungen auch beim kritischen<br />
Hörer gefallen. „The Perfect One“ ist zeitweise so verdammt schön<br />
und makellos, dass man unwillkürlich nach der Made sucht. Aber<br />
genau das ist die falsche Einstellung zu dieser retroseligen Mixtur<br />
aus Soul, Jazz, Rock&Roll und Blues.<br />
Die Band empfiehlt ihre Musik als Untermalung zu Serien wie<br />
„Mad Men“. Und ein Kritiker meinte, das wäre Musik wie ein<br />
trockener Martini. Beides stimmt so ziemlich. Hier ist kein Dreck<br />
zu finden. Der Glanz der Produktion gehört hier ebenso her wie<br />
das Fehlen irgendwelcher präpubertärer Rockfantasien. Die große<br />
Kunst ist es, dass dabei noch so viel echter Soul in dieser Musik<br />
steckt: „The Perfect One“ ist wirklich verdammt nah dran an einem<br />
perfekten Album. Ich suche jetzt noch ne Bar, wo eine solche<br />
Band zum Tanz aufspielt.<br />
Nathan Nörgel<br />
Heavy Chevy Band - Open Up<br />
Eine Sängerin irgendwo zwischen Etta James und Adele, ein Saxophon<br />
wie aus den besten Zeiten von Clarence Clemmons und dazu<br />
eine Gitarre, die Texasbluesrock a la Stevie Ray Vaughan ebenso<br />
spielt wie rockenden Chicagoblues oder Motown-Funk. Die Heavy<br />
Chevy Band aus Eugene (Oregon) liefern auf ihrem Album „Open<br />
Up“ eine wilde Stilmixtur zwischen Soulblues und Bluegrass, Zydeco<br />
und Delta Blues ab und bieten damit den Soundtrack für eine<br />
wilde Party.<br />
Den Anfang macht dabei der deftige Funk von „Secrets“. „Little<br />
Miss Lonely“ ist im Anfang ein wundervoller langsamer Blues, der<br />
46<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
ganz von Darcy Lee‘s Stimme und der singenden Slide-Gitarre von<br />
Brian Chevallier lebt, bis dann Drums und auch das Saxohpon<br />
sich melden und sich der Song in immer heftigere Spannung hineinsteigert.<br />
Ganz und gar Old-School-Blues ist dagegen „Lonesome<br />
Cry“ mit Waschbrett, Harp und akustischer Slide-Gitarre. So<br />
geht es weiter über Rock & Roll mit Anklängen an die Riffs der<br />
frühen Stones, Texas-Shuffle (Borrow Another Dollar mit einer an<br />
Johnny Winter erinnernden Gitarre) bis hin zur Soul-Blues-Ballade<br />
„Weep“. Beim Titelsong zum Schluss kommen dann fast alle Zutaten<br />
nochmals zusammen.<br />
Äußerst unterhaltsam und abwechslungsreich wie wenige Bluesalben<br />
in den letzten Wochen! (cdbaby)<br />
Nathan Nörgel<br />
JJ Thames - Tell You What I Know<br />
Ehrlich, entwaffnend und voller Soul: Zwischen Southern Soul,<br />
Gospel, Blues und Funk spielt die Musik von JJ Thames.<br />
Gospel, Anklänge an afrikanische Gesangsstile, nur eine Trommel<br />
untermalt die Sängerin: „Souled Out“ wird von JJ Thames gepredigt<br />
mit der Intensität des Gottesdienstes und der Dringlichkeit<br />
einer gequälten Seele: Ich muss diese Geschichte einfach erzählen,<br />
bevor ich sterbe. Ein Lied, das in zweieinhalb Minuten all das rüberbringt,<br />
worum es im Blues eigentlich geht.<br />
Bei „Hey You“ ist man mitten drin im Country Blues - doch auch<br />
hier die Sängerin fernab von den heut üblichen Klischees. Sie fordert<br />
den Respekt ein, der ihr als Frau gebührt in einer Welt, wo<br />
sich selbst die Priester nicht zu schade sind, sich wie Zuhälter aufzuführen.<br />
Weiter geht das Album mit Funk, Balladen, mit Ausflügen nach<br />
Memphis, New York und zurück zum Mississippi. Aber immer<br />
sind es die Lieder einer starken Frau, die sich weigert den üblichen<br />
Klischees zu entsprechen, die Liebe dort findet, wo man nicht nach<br />
dem Äußeren entscheidet, die Sympathie eher mit den Arbeitern<br />
als den Glamourgrößen hat.<br />
Begonnen hat Thames in den 90ern mit Kollegen wie Bobby Blue<br />
Bland, Willie Clayton und anderen. Später gehörte sie auch noch<br />
als Backgroundsängerin zur Reggae-Rock-Band Outlaw Nation. So<br />
tourte sie mit Bands wie Fishbone oder The Beat, den Bad Brains<br />
oder Slightly Stoopid durch die Welt. Jetzt ist sie aber wieder ganz<br />
bei ihrer ersten Liebe, dem Blues und Soul angekommen.<br />
Ein umwerfend gutes Album von einer faszinierenden Sängerin. So<br />
geht Blues heute!<br />
Raimund Nitzsche<br />
Kerri Powers - Kerri Powers<br />
Eine rauchige Stimme, zugleich verletzlich und voller Kraft - viel<br />
mehr braucht es eigentlich nicht, um die Lieder von Songwriterin<br />
Kerri Powers zum Leben zu erwecken. Ihr selbst betiteltes Album<br />
erinnert zeitweise an Neil Young, ist Country, Blues und manchmal<br />
traumhafter Folk.<br />
In letzter Zeit haben es Songwriterinnen und Songwriter immer<br />
schwerer, zu mir durchzudringen. Viele Geschichten, die da erzählt<br />
werden, plätschern mit ihren Gitarren an mir vorbei. Kerri<br />
Powers‘ Lieder hingegen packen mich komischerweise sofort. Oder<br />
vielleicht gar nicht so komischerweise. Denn die Songs werden<br />
klanglich so abwechslungsreich dargeboten, wie es die Geschichten<br />
© wasser-prawda<br />
47
Platten<br />
brauchen: Mundharmonikas spielen, die Steel-Gitarre singt, der<br />
Rhythmus bleibt immer dezent.<br />
Ihre Geschichte über ein altes Hemd geht ins Ohr - und auch wenn<br />
sie an alten Neil Young erinnert ist sie völlig eigenständig. Und<br />
der Opener der Scheibe „Tallulah Send a Car for Me“ ist einfach<br />
großartig - manche fühlten sich dabei gar an Lieder von Lucinda<br />
Williams erinnert. Das Herz blutet bei „Train in The Night“, doch<br />
von aufgeben ist keine Spur zu hören, auch nicht von Selbstmitleid.<br />
Das sind wirklich Lieder, denen man endlos zuhören könnte. Und<br />
„Buttercup“ ist das Beste in der Sammlung.<br />
Raimund Nitzsche<br />
Malaya Blue - Bourbon Street<br />
Malaya Blue kommt eigentlich vom Gospel her. Doch auf ihrem<br />
aktuellen Album „Bourbon Street“ vermischt die Songwriterin<br />
Blues, Jazz und Popsounds der 60er zu Popsounds, die auch Fans<br />
von Katie Melua oder Jamie Cullum gefallen können.<br />
Das britische Label Mad Ears Production hat in den letzten Jahren<br />
solch bemerkenswerte Acts wie Mockingbird Hill und Mick Simpson<br />
veröffentlicht. Bei ersteren hatte man Malaya Blue auch schon<br />
als Backgroundsängerin hören können. Doch bei dem von Andy<br />
Littlewood produzierten eigenen Album geht es weniger rootsmäßig<br />
zur Sache sondern immer soulful und popaffin: Stücke wie der<br />
jazzige Titelsong oder der 60s Pop von „Bitter Moon“ sind der richtige<br />
Rahmen für ihre (man verzeihe mir die Phrase) schöne Stimme.<br />
Insgesamt fehlt mir auf Albumlänge ein wenig Biss, könnte ich<br />
etwas weniger Politur vertragen. Aber insgesamt ist das ein Album<br />
so richtig für ruhige Stunden beim Rotwein.<br />
Nathan Nörgel<br />
Naomi Wachira - Naomi Wachira<br />
In der Musik von Naomi Wachira trifft der amerikanische Folk<br />
und Blues auf die Musik Kenias. Beim Hören ihres selbstbetitelten<br />
Debüts kann man sich sowohl an Tracy Chapman als auch an Miriam<br />
Makeba erinnert fühlen.<br />
Ich weiß nicht, wann ein aktuelles Folkalbum mich in der letzten<br />
Zeit von der ersten Note an so gefangenen genommen hat: Eine<br />
Stimme voller Wärme und Zuversicht, begleitet von Bass, Cello,<br />
Schlagzeug und Percussion. Hinzu kommen ab und zu noch unterstützende<br />
oder antwortende Chöre. Naomi Wachira schreibt<br />
Lieder, die zwar die gesellschaftlichen Realitäten reflektieren und<br />
kritisieren. Doch tut sie das nie mit einer vordergründig revolutionären<br />
Pose sondern mit der Intensität einer Predigerin, mit der<br />
Liebe, die das Gegenüber überzeugen will. Hier singt eine starke<br />
Frau, die es doch niemals nötig hat, als kratzbürstige Emanze ihre<br />
innere Schönheit zu verstecken.<br />
Die Pfarrerstochter, geboren in Kenia und schon als Kind mit der<br />
Familienband unterwegs, ist inzwischen in Seattle heimisch geworden.<br />
2013 wurde sie zu Seattles bester Folksängerin gewählt. Ihr<br />
von Damien Jurad produziertes Album zählt schon jetzt zu den<br />
schönsten Folkalben <strong>2014</strong>.<br />
Raimund Nitzsche<br />
Rachelle Coba - Mother Blues<br />
Als Teenager brachte Buddy Guy sie zum Blues. Und auch wenn<br />
Gitarristin und Sängerin Rachelle Coba schon einige Jahre in der<br />
Bluesszene der Vereinigten Staaten unterwegs ist, hat sie doch erst<br />
48<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
jetzt mit „Mother Blues“ ihr Debütalbum als Solistin veröffentlicht.<br />
Was sind heute noch Themen für neue Bluessongs? Rachelle Coba<br />
singt vom Loch in ihrer Seele, dass dadurch vorhanden ist, weil<br />
sie es noch nie geschafft hat, nach Memphis zu kommen. Sie singt<br />
davon, dass ihr einfach die Zeit fehlt, sich in den Mann, der sie anbetet,<br />
zu verlieben. Sie ist desillusioniert davon, das Chicago doch<br />
nicht das vielbesungene „Sweet Home“ ist - jedenfalls nicht für sie.<br />
Doch wo auch immer die Probleme liegen: Der Blues ist die große<br />
Mutter, die niemals stirbt. Nein, sie lässt sich nicht aufhalten.<br />
Als Gitarristin hat Rachelle Coba schon diverse Jobs gehabt: als<br />
Bandleaderin etwa für Matt „Guitar“ Murphy. Jetzt hat sie die<br />
Chance ergriffen, ihre eigene Stimme als Sängerin und auch mit<br />
ihrem ganz eigenen Gitarrenstil zu suchen. „Mother Blues“ ist ein<br />
verheißungsvoller Start - ein hörenswertes Album mit guten Songs.<br />
Und wenn Manager behaupten würden, hier fehlte der ganz große<br />
Hit: Diese ruhige Scheibe schleicht sich langsam aber sicher in die<br />
Gehörgänge.<br />
Nathan Nörgel<br />
Tangled Eye - Dream Wall<br />
Rauh und heftig kommt der Bluesrock von Tangled Eye aus den<br />
Niederlanden daher. Und immer wieder ist der Sound des Trios<br />
(Dede Priest - voc,v, Jan Mittendorp - g, Jasper Mortier - dr) überraschend.<br />
Es passiert selten, dass wie im Blues elektrische Gitarre<br />
und Violine aufeinandertreffen.<br />
Jan Mittendorp kennt man als Bluesfan bislang aus zwei Kontexten.<br />
Einerseits ist er Chef des Labels Black + Tan. Und außerdem<br />
veröffentlicht er selbst unter dem Künstlernamen MiXendop eigene<br />
Remixe von Bluestiteln, die den rauhen Juke Joint Blues mit aktuellen<br />
elektronischen Dancegrooves vereinen. Beim Trio Tangled<br />
Eye ist er Gitarrist und spielt dabei Basslinien, Riffs und Melodie<br />
gleichzeitig.<br />
Dede Priest, studierte Philosophin und ausgebildete klassische Geigerin,<br />
stand schon mit Leuten wie Harry Belafonte, Tommy Shannon<br />
oder Clarence Gatemouth Brown auf der Bühne. Doch erst<br />
jetzt fand sie die Möglichkeit, Geige und Stimme gleichzeitig einzusetzen.<br />
Und Jasper Mortier war seit Jahren eigentlich als Bassist<br />
für zahllose in Europa tourende Musiker unterwegs, bevor er sich<br />
für Tangled Eye ans Schlagzeug setzte. Volles Risiko könnte man<br />
das nennen, was die drei Musikerinnen hier eingehen.<br />
Das Ergebnis ist absolut empfehlenswert. Blues und Rock treffen<br />
hier gleichberechtigt aufeinander. Spannungsbögen bauen sich in<br />
den Songs auf, die an die frühen Zeiten der Psychedelic erinnern.<br />
Und der Gesang von Priest bringt noch Gospel und Soul in die<br />
Mixtur, die die komplett von der Band selbst verfassten Songs auszeichnet.<br />
Eine echte Neuentdeckung ist diese Band, die im Sommer auch<br />
beim Bluewave Festival auf der Insel Rügen auftreten wird. (Black<br />
+ Tan Records)<br />
Raimund Nitzsche<br />
© wasser-prawda<br />
49
Platten<br />
Rezensionen A bis Z<br />
Andy Twyman - Blues You Haven‘t Heard Before<br />
Als One Man Band hat Andy Twyman in seiner britischen Heimat<br />
in den letzten Monaten einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.<br />
Seine Mixtur aus klassischem Blues und heftigem Rock<br />
kann man auf seinem aktuellen Album „Blues You Haven‘t Heard<br />
Before“ kennenlernen.<br />
Um Essen, Trinken, Drogen und ähnliches ging es beim Blues<br />
schon immer. Hier allerdings spielen nicht die Gerichte der Südstaaten<br />
eine Rolle, sondern Instant-Nudeln. Oder auch Kokain,<br />
das heute bei den hippen Clubbesuchern angesagt ist und nicht<br />
der gute alte Joint oder gar der schwarzgebrannte Schnaps: Andy<br />
Twymans Lieder sind klassischer Blues durch und durch. Seine<br />
Geschichten aber spielen in den Pubs und Kneipen von London<br />
und Umgebung. Und genau das macht sie zu etwas Bemerkenswertem:<br />
Er singt davon, gerne Captain Kirk von der Enterprise zu<br />
sein, von Frauen, die sich immer für zu fett halten oder auch von<br />
politischen Themen wie der Informationsfreiheit.<br />
Dazu stampfen in guter alter One-Man-Band-Tradition die<br />
Rhythmen, seine Gitarre klingt wahlweise stoisch wie bei John<br />
Lee Hooker oder groovt wie bei Bo Diddley. Und in der Deftigkeit<br />
kann man verstehen, wieso manche sich auch an Songs<br />
von The Clash erinnert fühlen: Das ist heftiger Kneipenblues, der<br />
keine Gefangenen macht. Unbedingt mal reinhören!<br />
Nathan Nörgel<br />
Bad Temper Joe - Somemes A Sinner<br />
Songs über Glauben, Sünde, Frauen und geistige Getränke: Man<br />
hört Bad Temper Joe nicht an, dass er aus Ostwestfalen, genauer:<br />
aus Bielefeld stammt. Seine Begleitungen auf Lap-Slide-Gitarre<br />
und Bluesharp ergänzen die eindrücklich knarzende Stimme des<br />
erst 22jährigen Songwriters.<br />
Ähnlich wie Hessen (siehe Lüder Krietes Rezension von Maik W.<br />
Garthe in diesem Magazin) ist auch Ostwestfalen ein interessanter<br />
Brennpunkt der deutschen Bluesentwicklung. Da gibt es den<br />
kabarettistischen Brakenbergblues von Mr. Blues und die teils<br />
melancholischen, teils humorvollen aber immer klischeefreien<br />
Stücke von Greyhound George. Und jetzt muss man auch noch<br />
Bad Temper Joe mit auf die Liste nehmen. Denn hier hört man<br />
ein wirkliches Talent: Die Slide-Gitarre nimmt Anleihen bei den<br />
Ahnen von Blind Willie Johnson bis zu Robert Johnson. Und die<br />
Texte - hier beginnt die eigentliche Überraschung des Rezensenten.<br />
Hier singt ein junger Mann mit einer Reife vom Glauben<br />
und Leiden, von der Suche nach Heimat und der Bösartigkeit der<br />
Liebe, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.<br />
Wie meinte Greyhound George, als ich ihn nach seinem Kollegen<br />
fragte: Das wir einmal ein Großer! Beim Anhören von „Sometimes<br />
A Sinner“ kann ich mich der Einschätzung nur anschließen.<br />
(Timezone)<br />
Raimund Nitzsche<br />
Billy Branch & The Sons Of Blues - Blues Shock<br />
Die Sons of Blues hatten ihren ersten Auftritt irgendwann in den<br />
70er Jahren. 1969 hatte Willie Dixon den Bluesharpspieler Billy<br />
50<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
Branch entdeckt. Seit zehn Jahren ist von Branch kein Studioalbum<br />
mehr erschienen. Doch alt scheinen weder er noch seine<br />
Kollegen geworden zu sein, wenn man ihr neues Album „Blues<br />
Shock“ anhört.<br />
Der Sound der Harp von Branch ist so typisch Chicago, wie<br />
überhaupt nur denkbar. Doch was die Sons of Blues hier angerichtet<br />
haben, ist ein äußerst abwechslungsreiches Menü. Da hat<br />
man funkige Bluesnummern mit Hornsection (etwa der Opener<br />
„Sons of the Blues“), klassisch swingende Shuffles, klassischen<br />
Soul („Function at the Junction“), Jazz („Song for my Mother“)<br />
und losrockende Tanznummern wie das wundervolle „Baby Let<br />
Me Butter Your Corn“. Thematisch geht es natürlich um das Leben<br />
der Musiker und Fans in den Clubs, um‘s andere Geschlecht<br />
(„Dog House“, „Slow Me“) oder auch um die Geschichte des<br />
Blues in Chicago selbst. Wunderbar, wie in „Going To See Miss<br />
Gerri One More Time“ der langjährigen Nachtclubchefin Gerri<br />
Oliver ein musikalisches Denkmal setzt.<br />
Schockierend ist diese Scheibe nicht, wie der Titel verspricht.<br />
Aber äußerst unterhaltsam und absolut hochklassig gespielt. Eine<br />
Empfehlung vor allem für die Fans der Bluesharp. (Blind Pig)<br />
Raimund Nitzsche<br />
Jens Lysdal - Easy Heart<br />
Leichtfüßig, locker und gutgelaunt sind die meisten Stücke auf<br />
dem sechsten Album des Dänischen Songwriters Jens Lysdal.<br />
„Easy Heart“ ist eine feine Sammlung eingängiger Americana-<br />
Songs, bei denen unter anderem Musiker wie Tim O‘Brien, Greg<br />
Leisz mit seiner Pedal-Steel und Schlagzeuger Danny Frankel<br />
mitwirkten.<br />
Bin ich froh, dass das hier kein typisch skandinavisches Songwriter-Album<br />
ist. Denn diese ganze Schwermut wäre mir zur Zeit<br />
echt zu heftig. Nein, bei Lysdal entstehen aus Folk, Country, Blues<br />
und Ragtime meist wohlgelaunte Lieder voller Anmut. Sie geben<br />
Lysdal den Raum, seine Virtuosität auf akustischen und elektrischen<br />
Gitarren zu zelebrieren und mit seiner einschmeichelnden<br />
Stimme ohne Umweg direkt aufs Herz der Hörer zu zielen.<br />
Highlights der Scheibe sind neben dem Titelsong und dem tollen<br />
Gitarren-Duell des „Congress Rag“ (mit Tim O‘Brien) der melancholische<br />
Walzer „I Should Have Danced“ und „It Happens To<br />
Me Sometimes“. Und für die Freunde großartiger Slide-Gitarren<br />
sei auch noch der letzte der neun Songs, das Instrumental „Sliding<br />
(in and out of reality)“ erwähnt, das von der Atmosphäre her<br />
dann sogar noch an Ry Cooder gemahnt.<br />
„Easy Heart“ ist mehr als ein Geheimtipp für Freunde guten<br />
Songwritings.<br />
Nathan Nörgel<br />
Joe Louis Walker - Hornet‘s Nest<br />
Ein Hornissennest ist wirklich nicht angenehm, wenn man hineingreift<br />
oder ihm versehentlich zu nahe kommt. Bei Joe Louis<br />
Walker wird das Hornissennest zu einem Bild einer von Eifersucht<br />
zerstörten Liebesbeziehung. Und seine Gitarre singt nicht,<br />
sie schreit die Qualen förmlich heraus zu bombastischen Rhythmen<br />
und treibenden Bläsern. Joe Louis Walker setzt mit dem<br />
Titelsong ungefähr dort fort, wo er mit seinem letzten Album<br />
„Hellfire“ 2012 aufgehört hatte.<br />
© wasser-prawda<br />
51
Platten<br />
Mit „Hellfire“ und der längs überfälligen Aufnahme in die Blues<br />
Hall of Fame gelang es Joe Louis Walker endlich, den Status als<br />
ewiger Kritikerliebling und Geheimtipp loszuwerden. Endlich<br />
nahm man den Gitarristen wahr als das, was er seit Jahren schon<br />
ist: einer der innovativsten und kreativsten Gitarristen, die die<br />
Bluesszene zur Zeit kennt.<br />
„Hornet‘s Nest“ wurde wieder in Nashville aufgenommen mit<br />
Produzent/Songwriter Tam Hambridge und der gleichen Studioband<br />
wie der Vorgänger. Und wie der knallt auch dieses Album<br />
von der ersten Note an voll rein. Nicht nur der Titelsong sondern<br />
auch die anderen elf Songs spielen auf allerhöchstem Niveau.<br />
Mal werden sie etwas poppiger wie „All I Wanted To Do“, mal<br />
wird ein wenig dem Swamp Blues gehuldigt („As The Sun Goes<br />
Down“). Mit dem von Tom Hambridge geschriebenen „Ramblin<br />
Soul“ macht Walker deutlich, wie seiner Meinung nach Bluesrock<br />
zu klingen hat - absolut wunderbare <strong>Nummer</strong>! Und bei „Don‘t<br />
Let Go“ lässt er sowohl den Rockabilly des Originals von Carl<br />
Perkins anklingen als auch die Soulvarianten, die später Roy Hamilton<br />
und Isaac Hayes abgeliefert haben.<br />
Immer wieder haben sich Bluesmusiker wie Walker den Songs der<br />
Rolling Stones angenommen. Diesmal musste „Ride On, Baby“<br />
sich die Taufe im Mississippi gefallen lassen. Wobei: eigentlich<br />
bringt Walker die jugendliche Unbekümmertheit dieses Klassikers<br />
ziemlich unverstellt rüber, so dass selbst Die-Hard-Fans der<br />
Briten sich nicht beschweren dürften.<br />
„Hornet‘s Nest“ ist kurz gesagt ein großartiges Bluesalbum zwischen<br />
rockigen und souligen Klängen. Und Joe Louis Walker ist<br />
noch immer der einzige ernstzunehmende Konkurrent, den Buddy<br />
Guy heutzutage hat. (Alligator/in-akustik).<br />
Raimund Nitzsche<br />
John Lyons - Sing Me Another Song<br />
Er kommt eigentlich aus Michigan, lebt aber seit 2001 in der<br />
Schweiz. Und dort entstand auch das aktuelle Album des Sängers<br />
& Gitarristen John Lyons. „Sing Me Another Song“ ist eine<br />
Sammlung eingängiger aber niemals belangloser Lieder zwischen<br />
Soulblus und Pop.<br />
Es ist etwas an diesem Album, was mir schon vom ersten Hören<br />
an bekannt vorkam: Diese Wärme und unaufgeregte Leidenschaft<br />
in den Liedern! Etwas, das mich auch bei Musikern<br />
wie Philipp Fankhauser oder Greg Nagy sofort begeistert und<br />
gefangen nimmt. Hier sind Stücke eines Songwriters, dem die<br />
Stilgrenzen eigentlich vollkommen egal sind. Ob man das Ganze<br />
nun als Blues, Pop, Soul oder was auch immer verkauft: Er singt<br />
seine Geschichten über den Glauben an das Gute, über gebrochene<br />
Herzen, das Warten auf den entscheidenden Wink im Auge<br />
des Gegenübers, die Bereitschaft, auf das Glück auch lange zu<br />
warten.<br />
Als Sänger hat Lyons etwas einschmeichelndes. Aber seine Gitarre<br />
kann zuweilen dazu ganz schön heftige Kontraste setzen. Begleitet<br />
wird Lyons, der zuweilen neben der Gitarre auch noch die Bluesharp<br />
spielt, von Mattew Savnik (Hammond, p), Simon Britschgi<br />
(dr) und Gabriel Spahni (b, back-voc). Ach ja: Marco Jencarelli<br />
(Gitarrist und Produzent von Fankhauser) ist für den Mix des<br />
Albums zuständig. Und das war genau der richtige Mann. Denn<br />
im Geiste sind Fankhauser und Lyons ziemlich eng miteinander<br />
52<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
verwandt, was ihre Art des musikalischen Geschichtenerzählens<br />
betrifft.<br />
Nathan Nörgel<br />
Johnny Sansone - Once It Gets Started<br />
Eigentlich hatte Bluesharpspieler Johnny Sansone mal mit ganz<br />
traditionellem Chicago-Blues begonnen. Spätestens aber mit seinem<br />
aktuellen, von Anders Osborne produzierten Album „Once<br />
It Gets Started“ ist er ebenso auch im aktuellen Groove von New<br />
Orleans angekommen.<br />
Johnny Sansone und Anders Osborne haben in den letzten Jahren<br />
immer wieder zusammengearbeitet, etwa auf Osbornes „Three<br />
Free Amigos“-EP. So ist es kein Wunder, wenn der Gitarrist jetzt<br />
nicht nur auf dem Produzentenstuhl Platz nahm, sondern auch<br />
seine typischen Gitarrensounds für das neue Album des Harpspielers<br />
beigesteuert hat. Manchmal spielt er auch noch das Klavier<br />
- wenn nicht gerade der 88 jährige Henry Gray seine typischen<br />
Boogielinien in die Tasten hämmert.<br />
Die Stücke auf „Once It Gets Started“ sind eine bunte Mischung<br />
aus ganz traditionellen Klängen zwischen Blues, Swamp-Americana<br />
und düster dahinrockenden Songs, in denen man sogar Einflüsse<br />
aus dem Hiphop zu erkennen glaubt. Schon der Titelsong<br />
zu Beginn des Albums ist dafür ein eindrückliches Beispiel. Auch<br />
könnte die Songwriter-Kunst von Osborne Pate gestanden haben.<br />
Der hat sich in den letzten Jahren ja immer weiter vom traditionellen<br />
Bluesrock hin zu einer faszinierend modernen Version einer<br />
echt amerikanischen Rockmusik hin entwickelt, in der allein das<br />
Thema der erzählten Geschichte die musikalische Richtung bestimmt.<br />
Sansone etwa erzählt nicht nur von den klassischen Bluesthemen<br />
sondern schildert das Leben in den miesen Ecken von New Orleans<br />
(„9th Ward Landlord“) ebenso wie vom ruhelosen Umherziehen<br />
(„Sang With The Gypsies“), vom Anwachsen der Sorgen<br />
bis hin zur Schilderung einer Nacht, in der die Kuchenfabrik<br />
niederbrannte. Das ist musikalisch und textlich spannend und<br />
immer wieder überraschend. Allerdings sollte man die Genre-<br />
Scheuklappen vor dem Hören unbedingt ablegen. (cdbaby)<br />
Raimund Nitzsche<br />
Maik W. Garthe - Tight Corner<br />
Einmal mehr gelangen wir zu der Überzeugung, dass der Blues<br />
in Deutschland in Hessen seine Heimat hat, ja eigentlich von hier<br />
seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. Okay, wer‘s nicht<br />
glaubt, kann dennoch frohen Mutes bleiben. Argumentationshilfe<br />
dafür kommt z.B. in Form dieses erstklassigen Silberlings,<br />
dem Debüt, von Maik W. Garthe. Dieser wiederum lebt (noch)<br />
in Ellershausen und das liegt eben nun mal in Hessen. Mit ‚Tight<br />
Corner‘ hat er einen unbedingt beachtenswerten Erstling zum Leben<br />
erweckt.<br />
Maik hat gegenüber so manch einem anderen Debütanten nach<br />
unserer Meinung einen ganz entscheidenden Vorteil – er ist schon<br />
jenseits des 30. Lebensjahres! Und das hört man. Es liegt einfach<br />
ein deutliches Pfund mehr an Lebenserfahrung, Musikalität<br />
und persönlicher Reife in seinen 12 Songs, als bei vielen anderen,<br />
jüngeren Musikanten. - Blues kann ja formal einfach und leicht<br />
zu erlernen sein, aber für‘s richtige feeling braucht es doch etwas<br />
© wasser-prawda<br />
53
Platten<br />
mehr als nur technisches know-how. Und genau das bringt der<br />
Gute mit.<br />
Im Pressetext beschreibt er seine Umwelt als „Einöde in der nordhessischen<br />
Bergwelt zwischen leerstehenden Gehöften und Nationalparkidylle,<br />
Funklöchern, Hochleistungskühen, dörflicher<br />
Gemächlichkeit und Kleinstadt-Hektik“. Und so erzählen seine<br />
Lieder dann auch von „Hinterlandtrinkern, provinziellen Castingshow-Opfern“<br />
und ähnlichen Themen; von Liebe natürlich<br />
auch. Aber das tun viele andere Songschreiber auch und doch<br />
fehlt denen eben so oft diese persönliche Lebenserfahrung, die<br />
einen Song so gut machen kann.<br />
Das kann jeder Hörer überprüfen, wenn er sich einfach mal ‚Black<br />
lemon‘ anhört. Hier swingt der Blues, unterstützt von einem famos<br />
virtuosem Hi-Hat. Die Saiten werden gezupft und der Gesang hat<br />
eine angenehme Süffisance. Oder wer mal die Linie Blues-Punk<br />
erleben möchte der lässt sich mal für 2:43 von ‚Shirley MacLaine‘<br />
auf den Zahn fühlen. Gitarre mit voller Dröhnung, stampfend,<br />
dampfendes Drumherum – einfach nur stark gespielt, Leute. Und<br />
dann wieder ganz bodenständig und traditionell ‚These old boots‘.<br />
Feines Fingerpicking, dazu die Harp vom Ripphan – der Blues<br />
kommt aus Hessen, ich sag‘s Euch!<br />
Ach ja, neben den Hochleistungskühen und Hinterlandtrinkern<br />
gibt es da auch noch den ‚Old dog‘ der einfach nicht vom Fleck<br />
kommt, aber mächtig mit dem Schwanz wackelt. So‘n wenig slide<br />
über die Saiten macht wohl nicht nur uns Spaß.<br />
Diese CD wird angepriesen als Solo-Debüt. Dagegen haben<br />
wir nichts, wollen aber doch erwähnen, dass es neben Maik W.<br />
Garthe mit Vocals, Guitars und Harp im zweiten Titel auch die<br />
Herren Jan Hampicke am Bass, Organ (3), Harmonium (12) und<br />
Backings (10), James Schmidt an den Drums, Tambourine (2, 3,<br />
6 und 11) und ebenfalls Backings im Titel 10 und der Mann aus<br />
dem analoghaus, Tom Ripphan persönlich, mit Harp (8), harmonium<br />
(8) Organ (11) und Tambourine (5) mit von der (Land-)<br />
Partie sind. Wir sind uns ziemlich sicher, dass dieser Mann bald<br />
aus seiner engen Ecke herausgeholt wird und dem geneigten Publikum<br />
überall im Lande zu kurzweiliger Unterhaltung aufspielt,<br />
gleich ob solo oder mit ein wenig Personal. Und so manch einer<br />
wird diese CD in seine Sammlung stellen und sich freuen, einen<br />
Neuen entdeckt zu haben.<br />
Lüder Kriete<br />
Pete Karnes Blues Band - I‘m Sll Here<br />
Pete Karnes ist Bluesharpspieler, dem Chicago Blues verpflichtet,<br />
Mitglied der Blues Hall of Fame und seit ewigen Zeiten im<br />
Geschäft. Geboren in Pigget (Arkansas), aufgewachsen in Ann<br />
Arbor (Michigan) kam er als Teenager nach Detroit. Er stammt<br />
aus einer bluesaffinen Familie und startete seine Profikarriere als<br />
Musiker in den 60ern.<br />
Lightning Slim, Carey Bell und Big Walter Horten förderten ihn.<br />
Er spielte mit B.B. King, Big Walter Horton, Willie Dixon, John<br />
Lee Hooker, Robert Lockwood, J.B. Hutto, Lightning Slim und<br />
Charlie Musselwhite sowie vielen anderen Bluesgrößen. Mitte der<br />
achtziger Jahre beendete er seine Musikerkarriere um sich der Familie<br />
zu widmen. Ende der Neunziger erkrankte er ernsthaft, ist<br />
aber seit 2006 wieder aktiv.<br />
Jetzt hat er mit „I’m still here“ ein neues Album herausgebracht.<br />
Es gehört zu den Alben, die man gern anhört, ein zweites Mal<br />
54<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
hört und plötzlich merkt, daß es oft auf dem Plattenteller liegt.<br />
Das ist möglich, wenn ein Musiker in der Gewißheit spielt, daß er<br />
es wirklich kann und niemandem mehr etwas beweisen muß. Pete<br />
Karnes benötigt keine zwanzig Harps, ich nehme an, daß er die<br />
Stücke überwiegend mit einem Instrument gespielt hat. Da gibt<br />
es keine Demonstration elektronischen Overkills – ein Musiker,<br />
seine Harp, ein Mikrophon und seine Stimme müssen genügen –<br />
und das tun sie auch voll und ganz. Seine warme, sonore Stimme<br />
paßt hervorragend zu den Songs.<br />
Gleiches gilt für die Band. Erfahrene Musiker spielen den Blues<br />
ohne Schnickschnack klar, geradeaus und mit vollem Einsatz.<br />
Pete Karnes und die Band harmonieren, man merkt, sie spielen<br />
schon lange zusammen.<br />
Die Songs wurden allesamt von Pete Karnes geschrieben und führen<br />
durch einige Stilarten des Blues mit Schwerpunk Chicago.<br />
Der Opener „I love my Baby“ geht prima ab, Pete Karnes möchte<br />
danach auch gern „Play with your Poodle“ (was er damit wohl<br />
meint?). „South of the Boarder“ ist ein toll gespieltes Instrumental<br />
(klingt ein wenig wie „La Cucaracha“), das die Hüften der<br />
Senoritas kreisen läßt, „Boogie Time“ geht auch dem anderen Geschlecht<br />
in die Beine.<br />
Das Album ist abwechslungsreich und zeitlos. Ich schließe mich<br />
da der Meinung eines Mannes an, der ganz bestimmt viel über<br />
den Blues sagen kann: „So, if you like straight ahead, no-nonsense,<br />
blue-collar, low down harp blues you‘ll enjoy Pete‘s harp<br />
and vocals on this recording like I do. … the latin instrumental<br />
reminded me a lot of Big Walter.“ - Charlie Musselwhite<br />
Dicker Kauftipp für alle, die ein zeitloses, schnörkelloses Bluesalbum<br />
mögen! (cdbaby)<br />
Bernd Kreikmann<br />
Rosco Levee & The Southern Slide - Get It While<br />
You Can<br />
Manche Kritiker im Vereinigten Königreich sind sich jetzt schon<br />
ziemlich sicher: Sie halten „Get It While You Can“ für eines der<br />
Alben <strong>2014</strong>. Wenn man die Euphorie abzieht, dann bleibt zu vermelden:<br />
Rosco Levee & the Southern Slide haben ein verdammt<br />
gutes Album zwischen Southern Rock und Americana vorgelegt.<br />
Ok, Kent ist eigentlich weit entfernt von den ehemaligen Kolonien<br />
Großbritanniens. Aber Gitarrist Rosco Levee hat mit seiner<br />
Band die Atmosphäre der Südstaaten zwischen Southern Rock,<br />
Blues und Country hervorragend eingefangen. Und auf „Get It<br />
While You Can“ wird keine dürftige Schonkost serviert sondern<br />
die ganze volle Palette dieser Musik. Levees treibende Slide wird<br />
unterstützt von fetten Bläsern, Hammond-Orgeln, Boogie-Pianos<br />
und vollen Background-Chören. Und vor allem ist nicht zu überhören,<br />
dass hier ohne Zwischenstufen die Musik direkt aufs Band<br />
gebannt wurde.<br />
Man braucht keines der Lieder wirklich herauszupicken für die<br />
Rezension: „Get It While You Can“ ist von vorn bis hinten gelungen,<br />
mitreißend und großartig! Jetzt kann ich verstehen, warum<br />
Levee im Interview mit der Wasser-Prawda meinte, an Kent sei<br />
seine Band das, was am ehesten Rock & Roll.<br />
Nathan Nörgel<br />
© wasser-prawda<br />
55
Kurz & knapp<br />
Platten<br />
Hanggai - Baifang<br />
Mongolische Folklore trifft auf europäische<br />
Rockmusik: Die 2004 gegründete Band Hanggai<br />
aus der Inneren Mongolei ist mit ihrer Mixtur<br />
in den letzten Jahren auf Festivals in der ganzen<br />
Welt unterwegs gewesen. Jetzt erscheint beim<br />
niederländischen Label Harlem Recordings das<br />
dritte Album „Baifang“ (übersetzt: Back To You)<br />
der Chinesen.<br />
Psychedelische Rockmusik vor allem der späten<br />
60er Jahre hatte in ihrer Eindringlichkeit<br />
immer etwas Hypnotisches. Da ist der Weg zu<br />
mongolischem Kehlgesang nicht weit. Doch<br />
bei den Liedern von Hanggai werden auch Anklänge<br />
an aktuelle Mittelalterrocker wach oder<br />
auch an manch theatralisches Metalwerk. Und<br />
bei Liedern wie der Ballade „Miss Daughter“ ist<br />
die Band dann bei traditionellen chinesischen<br />
Melodien angekommen. „Baifang“ ist in all der<br />
stilistischen Vielseitigkeit dennoch ein Album<br />
wie aus einem Guss: Hanggai ist eine Band, die<br />
es schafft, daraus vollkommen eigene Musik zu<br />
machen. Dass diese sich immer wieder den gängigen<br />
Rockklischees entzieht, ist ein echter Vorteil<br />
des Albums. Faszinierend und immer wieder<br />
überraschend!<br />
Nathan Nörgel<br />
Kim Simmonds & Savoy Brown - Goin<br />
To The Delta<br />
Es gibt Bands, die sind schon so lange dabei,<br />
dass sie schon zum Inventar der Szene gehören.<br />
Savoy Brown gehört dazu. Nach dem 2011 erschienenen<br />
„Voodoo Moon“ ist jetzt ebenfalls<br />
bei Ruf Records der Nachfolger „Goin To The<br />
Delta“ herausgekommen. Die zwölf Songs versteht<br />
die Truppe um Sänger Kim Simmonds als<br />
Liebeserklärung an die Heimat des Blues.<br />
Ich selbst halte die Scheibe für extrem langweilig<br />
und sehe mich kaum in der Lage, wirkliche Höhepunkte<br />
zu entdecken. Das ist Bluesrock für ne<br />
Bikerkneipe, wo das Publikum schon erheblich<br />
unter dem Einfluss von Alkohol steht.<br />
Nathan Nörgel<br />
Paul Rodgers - The Royal Sessions<br />
Für sein neues Album hatte sich Paul Rodgers<br />
in den Royal Studios in Memphis eingemietet.<br />
Herausgekommen ist eine Sammlung klassischer<br />
Blues- und Soulnummern zwischen Albert<br />
King, Otis Redding und Isaac Hayes.<br />
Man könnte böse sein, und folgende Frage stellen:<br />
Was machen alternde Rockstars, denen<br />
nichts mehr Neues einfällt? Seit einiger Zeit<br />
widmen sie sich nicht mehr dem American<br />
Songbook, sondern dem klassischen Soul der<br />
60er. Jetzt also auch Bluesrocker Paul Rodgers.<br />
Wobei „The Royal Sessions“ einen wirklichen<br />
Vorteil haben: Hier wurde eine Band im Studio<br />
versammelt, die genau diese Musik zu atmen<br />
scheint. Und da macht es dann auch nichts, dass<br />
eigentlich niemand neue Coverversionen von „I<br />
Thank You“, „I Can‘t Stand The Rain“ oder gar<br />
„Wonderful World“ mehr braucht. Rodgers singt<br />
hier fast altersweise - und das passt eigentlich<br />
nun wirklich nicht zu Stücken wie „Shake“. Aber<br />
das ist die Meinung eines notorischen Nörglers.<br />
Die Plattenkäufer sind da anderer Meinung.<br />
Nathan Nörgel<br />
Wille and the Bandits - Grow<br />
Ihren Ruf haben Willie and the Bandits im Vereinigten<br />
Königreich vor allem durch ihre mitreißenden<br />
Live-Shows errungen. Auf ihrem aktuellen<br />
Studio-Album „Grow“ ist diese Energie gut<br />
eingefangen.<br />
Rauhe treibende Riffs, eine verrauchte Stimme<br />
und treibende Rhythmen: schon beim Opener<br />
„Got to Do Better“ wird klar, dass das hier<br />
keine Scheibe für Feingeister ist. Es wird abgerockt<br />
im Geiste des Blues. Man vergisst schnell,<br />
dass hier lediglich drei Musiker am Werke sind:<br />
Slide-Gitarrist Wille Edwards, Matthew Brooks<br />
am Bass und Schlagzeuger Andrew Naumann<br />
haben einen extrem fetten und dichten Bandsound<br />
gefunden. Und Wille ist mit seiner Intensität<br />
als Sänger eine absolute Überraschung in<br />
der heutigen Rockwelt. Manche meinen sogar,<br />
in ihm den neuen Seasick Steve zu vernehmen.<br />
Doch wer lediglich auf Bluesrock von der Stange<br />
lauert, dürfte häufig überrascht werden. Denn<br />
immer wieder kommen Ausflüge in andere Gefilde:<br />
zum Folk (naheliegend) und gar in den<br />
Latin-Rock. Immer aber - ob nun in deftig losrockenden<br />
Stücken oder den langsamen <strong>Nummer</strong>n<br />
ist eine unwahrscheinliche Spannung drin,<br />
eine Steigerung, die nach der großen Erlösung<br />
schreit. „Grow“ ist eine echte Empfehlung!<br />
Raimund Nitzsche<br />
Yiruma - Blind Film<br />
Klaviermusik zwischen Klassik und Easy Listening,<br />
sanfte Streicher dazu - das Album „Blind<br />
Film“ des südkoreanischen Pianisten ist Entspannungsmusik<br />
pur. Wer spannende Kompositionen,<br />
aufregende Entwicklungen usw. sucht,<br />
ist hier fehl am Platz. Wer das für moderne Klassik<br />
hält, hat wenig Ahnung von Musikgeschichte.<br />
Das sind romantische Klangtapeten, vom<br />
Musiker gewidmet den traurigen Menschen dieser<br />
Welt.<br />
56<br />
© wasser-prawda
Platten<br />
Wiederveröffentlichungen, Klassiker, Vergessenes<br />
Wiederhören<br />
Eric Bibb - Me To You<br />
Eric Bibb hatte seine ersten Alben schon als Jugendlicher veröffentlicht.<br />
Doch wirklich bekannt wurde er in der Bluesszene erst<br />
in den 90er Jahren, als er etwa 1996 beim London Blues Festival<br />
den Opener für Keb Mo, Gatemouth Brown und James Carr<br />
machen durfte. Die begeisterte Aufnahme des Musikers führte<br />
dazu, dass Produzent Mike Vernon ihn für sein Code Blue Label<br />
unter Vertrag nahm. Das Album „Me To You“, was aus dieser<br />
Zusammenarbeit hervorging, ist jetzt als CD wiederveröffentlicht<br />
worden.<br />
Eric Bibb war seinerzeit wohl kein ganz einfacher Klient: 44 Musiker<br />
aus Schweden, Großbritannien und den USA wurden eingeladen<br />
zu den verschiedenen Sessions. Studios in Stockholm, Portsmouth,<br />
London, New York, Chicago und San Francisco wurden<br />
gebucht. Aber das Ergebnis ist für mich eine echte Entdeckung:<br />
Zwischen funkigem Soulblues und Akustikblues spielt die Musik.<br />
Und gemeinsam mit Gästen wie Taj Mahal oder Mavis & Pops<br />
Staples spielte Bibb mit einer Intensität und Virtuosität, die manche<br />
seiner späteren Alben bei Weitem nicht mehr erreichten. Ein<br />
absoluter Pflichtkauf! (Hatman)<br />
Nathan Nörgel<br />
Morrissey - Your Arsenal<br />
Weg vom Pop, hin zu Glamrock und Rockabilly - mit seinem<br />
vierten Studioalbum „Your Arsenal“ hatte Morrissey 1992 sein<br />
bis dahin überzeugendstes Album seit dem Ende von The Smiths<br />
herausgebracht. Die jetzt herausgebrachte „Definitive Master“-<br />
Edition enthält statt üblicher Bonustracks den Mitschnitt eines<br />
bislang unveröffentlichten Konzerts von 1991 auf DVD.<br />
Manchmal muss man sich großartige Songs einfach mal wieder<br />
in Erinnerung rufen. „We Hate It When Our Friends Become<br />
Successful“ etwa oder den tollen Walzer „You‘re Gonna Need Someone<br />
On Your Side“. Plötzlich wird einem klar: Die 90er waren<br />
doch nicht ganz ein verlorenes Jahrzehnt, was gute Musik angeht.<br />
Morrissey hatte hier mal wieder gezeigt, wie großartig er<br />
sein kann, wenn er denn in der richtigen Laune ist und sich auch<br />
auf seine Band verlassen kann.<br />
Für „Your Arsenal“ und seinen Sound zwischen Rock, Glam und<br />
Rockabilly war Produzent Mick Ronson (früher Gitarrist für David<br />
Bowie) unverzichtbar. Er bringt die Erinnerungen an T.Rex<br />
und Bowies Ziggy Stardust-Zeiten in den Sound. Alain Whyte<br />
und Boz Boorer bringen mit ihren Gitarren Morrissey zum Rokken<br />
wie lange nicht. Und die Rhythmusgruppe (Gary Day - bg,<br />
Spencer Cobrin - dr) treibt den Sound fast zum Stadionrock. Das<br />
ist ein noch immer wichtiges und nich verstaubtes Album.<br />
Was man von der beiliegenden Konzert-DVD kaum behaupten<br />
kann. Klar: das ist die Vorgängerband. Aber ehrlich: Wer braucht<br />
wirklich so dringend einen Mitschnitt in VHS-Qualität? Zwingend<br />
ist dieser Bonus nicht. Aber als kostenlose Dreingabe ist das<br />
ok.<br />
Raimund Nitzsche<br />
© wasser-prawda<br />
57
Feuilleton<br />
Koma-Glotzen: House of<br />
Cards. Season 2<br />
Vor einigen Jahren veröffentlichte eine Kieler Studentenzeitschrift<br />
einmal eine bemerkenswerte Reportage. Geschildert<br />
wurde der Selbstversuch einer Gruppe, sämtliche Folgen von<br />
Monty Pythons Flying Circus nonstop ohne Pause zu sehen.<br />
Heute sind viele technische Schwierigkeiten, mit denen sich<br />
diese Pioniere des Binge-Watching konfrontiert sahen, bestenfalls<br />
noch für historisch Interssierte nachzuvollziehen.<br />
Etwa die verzweifelte Suche für den heldenhaft dahingeschiedenen<br />
Video-Recorder mitten in der Nacht. Die Sucht<br />
danach, Serien am Stück zu genießen hat seither massiv zugenommen.<br />
Schuld sind der Verkauf von DVD-Boxen oder<br />
die Möglichkeit, komplette Staffeln in Online-Videotheken<br />
zu sehen. Wer braucht da noch Programmzeitschriften,<br />
wenn man sämtliche Folgen der neuen Staffel von House of<br />
Cards ohne wochenlange Wartezeiten genießen kann? Ein<br />
Selbstversuch.<br />
Ich bin ein Politik- und Nachrichten-Junkie. Und wenn es nicht<br />
Nachrichten gäbe, könnte ich eigentlich gerne auf das komplette<br />
deutsche Fernsehen verzichten. Hierzulande sind Serienschreiber<br />
offenbar nicht in der Lage, aktuelle Themen in spannende<br />
und unterhaltsame Drehbücher zu übersetzen. Voller Wehmut<br />
denke ich an Glanzlichter wie die wöchentlichen Kommentare zur<br />
amerikanischen Politik, die die Helden am Ende jeder Folge von<br />
„Boston Legal“ von sich gaben. Oder aber an die großartige erste<br />
Staffel von The News Room mit seiner Auseinandersetzung nicht<br />
nur mit der Qualitätät der täglichen Nachrichten sondern auch<br />
mit einer Abrechnung mit dem noch immer vorhandenen und be-<br />
58<br />
© wasser-prawda
Feuilleton<br />
lächelten Phänomen der Tea Party. „House of Cards“ geht da noch<br />
einen ganzen Schritt weiter. Zum Glück muss man hier sagen: Die<br />
völlige Amoralität der „Helden“ um Francis Underwood (Kevin<br />
Spacey) fand sich schon in der wundervollen Vorlage, die die BBC<br />
in der Zeit nach dem Ende von Maggie Thatcher auf den Bildschirm<br />
brachte.<br />
Sofort fühle ich mich zu Hause, als die erste Folge der zweiten<br />
Staffel zu laufen beginnt. Kevin Spacey/Francis Underwood<br />
hatte es in den ersten dreizehn Folgen geschafft, die komplette<br />
Regierung seiner eigenen Partei zu destabilisieren. Schließlich<br />
wurde er zum Vizepräsidenten gekürt. Auf der Strecke blieben ein<br />
Abgeordneter, der angeblich Selbstmord beging. Und auch die der<br />
Story nachhechelnden Journalistinnen und Journalisten sind der<br />
Skrupellosigkeit dieses Arschlochs nicht gewachsen. Jetzt also gilt<br />
es, die neue Position zu festigen und gleichzeitig dem ungeliebten<br />
Präsidenten die eigenen Ideen unterzujubeln. Die in der ersten<br />
Staffel noch mit Informationen gefütterte Journalistin Zoe Barnes<br />
stört mit ihren Fragen nur. Folglich endet sie als Leiche auf<br />
U-Bahn-Gleisen. Neuer Gegenspieler wird der Industrielle Raymond<br />
Tusk, der nach Underwoods Meinung zu viel Einfluss auf<br />
den Präsidenten hat. Es folgen eine Handelskrise mit China, Geheimverhandlungen,<br />
und immer wieder die familiären Rituale der<br />
Underwoods. Überhaupt könnte man Staffel zwei auch als „Bilder<br />
einer Ehe“ betrachten. Bis hin zum möglichen Sex der beiden mit<br />
dem Leibwächter.<br />
Es ist irgendwann zwischen drei und vier Uhr morgens. Ich<br />
schrecke hoch, bekomme die Augen mit Mühe geöffnet. Auf<br />
dem Bildschirm ist Doug Stamper dabei, mal wieder das<br />
Callgirl, in das er heimlich verliebt ist, das er aber aus dem Licht<br />
der Öffentlichkeit hat verschwinden lassen müssen, zu belästigen<br />
mit seinen Forderungen. Irgendwas hab ich verpasst. Die Folge<br />
werde ich noch mal starten müssen. Jetzt gleich? Oder sollte ich der<br />
gewaltigen Verlockung einer Schlafpause nachgeben? Ich starte sie<br />
gleich neu. Doch Minuten später fallen die Augen wieder zu. Für<br />
drei Stunden bin ich im Land der Träume versackt. Was bin ich<br />
für ein Weichei!<br />
Doch sofort nach dem Aufwachen geht der Marathon weiter. Es<br />
ist eigentlich Zeit fürs Frühstück. Doch die Brötchen sind alle.<br />
Müsli muss ausreichen. Es liegen noch drei oder vier Stunden vor<br />
mir. Stunden, in denen Kevin Spacey oftmals an der Grenze zur<br />
Demaskierung steht. Doch seiner Skrupellosigkeit ist eigentlich<br />
niemand gewachsen, nicht einmal Tusk mit seinem Lobbyisten-<br />
Helfer. Von den Journalisten ganz zu schweigen. Letztlich ist Underwood<br />
am Ziel: Er zieht ins Weiße Haus als neuer Präsident.<br />
Und nur Doug Stamper bleibt tot auf der Strecke. Er hätte das<br />
Callgirl nicht immer auf‘s Neue reizen sollen.<br />
Fazit: Dreizehn Folge a 40 Minuten feinste Unterhaltung mit<br />
großartigen Schauspielern. Politik, Macht, Skrupellosigkeit,<br />
Zynismus. House of Cards ist eines der Beispiele für völlige<br />
Antihelden, denen man dennoch fasziniert folgt. Ich allerdings bin<br />
als Komaglotzer hier eindeutig an meine Grenzen gestoßen. Ohne<br />
Schlafpause war ich dieser Serie nicht gewachsen.<br />
Raimund Nitzsche<br />
© wasser-prawda<br />
59
Sprachraum<br />
Odile Endres - Vier Gedichte<br />
herzsemantik<br />
du stiehlst dich in meine texte<br />
plötzlich sitzt du auf einer der<br />
bänke im hörsaal über den ich<br />
schreibe du wirst zur zeile in<br />
meinen gedichten du wirst zu<br />
allen versen du tauchst auf in<br />
der textsortenforschung doch<br />
deine typisierung scheitert du<br />
passt in keine klassifikation<br />
du stürzt dich over head und<br />
herz in meine folien du flirrst in<br />
jedem bit meines usb-sticks du<br />
irrlichterst im dickicht all meiner<br />
schreibprozessphasen du findest<br />
dich im code all meiner dateien<br />
du stehst als unlösbare frage<br />
in jeder von mir entworfenen<br />
vorlesung und schriftklausur<br />
du begleitest als subtext jeden<br />
haupt und nebensatz den ich<br />
schreibe du erscheinst als neuer<br />
eintrag in meinem lebenslexikon<br />
du bist obligatorische ergänzung<br />
im gefüge meiner alltagssyntax<br />
bist das schlüsselwort in meinem<br />
gefühlstextkorpus du füllst alle<br />
leerstellen meiner herzsemantik<br />
60<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
doch du entziehst dich meiner<br />
textanalyse und verschwindest<br />
in einer dunklen satzfuge<br />
wo du verloren bist für mich die<br />
ich nichts kann als wortblüten<br />
treiben und tauge zu nichts als<br />
künstlichen geflechten in denen<br />
die wirklichkeit sich verheddert<br />
aber deine erdige liebe nicht<br />
window.close()<br />
wird es irgendwann<br />
heißen vielleicht schon<br />
bald<br />
dann wird das<br />
fenster zur erde<br />
geschlossen<br />
werden<br />
hoffen wir dass<br />
dann ein neues<br />
aufgeht:<br />
window.universe.open()<br />
vorpommern vermutlich<br />
schwarzpulver<br />
wie blind in maulfwurfsgängen<br />
umherirren ohne ziel<br />
um das ziel zu verschleiern<br />
auf das wir zutreiben<br />
wir wollen ihm nicht<br />
so einfach in die arme<br />
laufen<br />
ein paar finten wären<br />
nicht schlecht<br />
Odile Endres<br />
Odile Endres studierte an den<br />
Universitäten Aix-en-Provence<br />
und Heidelberg. Literarisch<br />
debütierte sie 1995 mit Rendezvous<br />
mit Künzle. Seither<br />
widmet sie sich der Sprache in<br />
vielen Facetten: Prosa, Poesie,<br />
Word-Art, Linguistik, Internet-Literatur.<br />
Seit 2005 ist sie Dozentin für<br />
Schriftkompetenz an der Universität<br />
Greifswald.<br />
2008 wurde ihr bei der 11.<br />
Lyrikmeisterschaft des Landes<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
der 2. Preis der Jury zugesprochen,<br />
2009 erhielt sie bei der<br />
12. Lyrikmeisterschaft den<br />
Publikumspreis. Im Juni 2009<br />
gründete sie gemeinsam mit<br />
Silke Peters und Irmgard Senf<br />
in Stralsund die Lesebühne<br />
tEXTRAbatt, eine Plattform<br />
für Poesie-Performance.<br />
von bussen und<br />
büffeln<br />
freiraum-verlag <strong>2014</strong><br />
76 Seiten; 14,95 EUR (D)<br />
ISBN: 978-3-943672-23-7<br />
(Auch als E-Book erhältlich.)<br />
vermeintliche lichtspuren:<br />
gefallene glühwürmchen<br />
ein schwarzer raum<br />
durch und durch<br />
keine assoziationsketten<br />
an denen wir uns entlang<br />
hangeln könnten<br />
the missing link<br />
© wasser-prawda<br />
61
Sprachraum<br />
wir waren am ende der welt<br />
angelangt aber das schicksal<br />
der erde bekümmerte uns wenig<br />
uns war das eigene abhanden<br />
gekommen<br />
wir hörten die stecknadeln fallen<br />
ihre köpfe schimmerten meerblau<br />
vielleicht waren sie daran schuld<br />
dass wir nicht mehr wegkommen<br />
würden<br />
von jenem ufer der langsamkeit<br />
wo die fische mit ihren goldaugen<br />
uns zuflüsterten wenn wir versuchten<br />
die zeichen von wasser und sand zu<br />
verstehen<br />
als die pipelines das haar der meerjungfraun<br />
durchschnitten und ihr methanblut am<br />
strand verströmten wachten wir auf<br />
und merkten dass wir zu lange<br />
geträumt hatten<br />
62<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
Exklusiver Vorabdruck<br />
© wasser-prawda<br />
63
Sprachraum<br />
64<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
© wasser-prawda<br />
65
Sprachraum<br />
66<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
Jürgen Landt:<br />
titelersparnis<br />
es war ohnehin schon ein lauer abend. die kneipe lau. unsere<br />
stimmung lau.<br />
„dann laß uns zu der lyrikerin gehen. die ist ziemlich bekannt.<br />
sie liest heute abend. ich glaub zwar nicht, daß das<br />
besser wird als hier, aber vielleicht ein bißchen anders. eigentlich<br />
wollte ich zu keiner lyriklesung mehr gehen, ich<br />
hab’s mir bei der letzen schon geschworen, der lyriker hat<br />
mich fertig gemacht, der war so was von eingenommen<br />
von seinen zeilen, das spottet jeder beschreibung, immer<br />
wieder dasselbe, ich meine diese leute, die lyriker, die sind<br />
eine spezies für sich, wie sie sich geben und überzeugt davon<br />
sind, etwas ganz einzigartiges zu sein, ist ja auch jeder<br />
mensch, aber die stellen in den raum, daß alle anderen<br />
auch so sehen und empfinden müssen, sehen sich so unglaublich<br />
einzigartig in ihrem schmieden von gefühlsworten,<br />
ist ja auch nichts schlechtes, aber warum nur sind sie<br />
so krankhaft überzeugt von ihrem tun als wär’s das non<br />
plus ultra im vorhandensein, das nervt, da wird mir immer<br />
ganz krampfig und schlecht im bauch und es ist für mich<br />
kaum aushaltbar, ach, scheiß drauf, laß uns gehen.“<br />
„zahlen.“ sagte daniel.<br />
„ich zahle.“ sagte ich.<br />
„ist das weit?“ fragte er mich.<br />
„fünf minuten. und wenn das wieder nichts ist, sie sich<br />
auch so gibt, wie all die anderen lyriker, dann gehen wir<br />
nach fünf minuten wieder.“<br />
„und das eintrittsgeld?“ fragte er.<br />
„da kommen wir so rein.“<br />
„ihr wollt schon gehen?“ fragte uns die schwarzhaaraufgetürmte<br />
schönheit hinterm tresen.<br />
„sind bestimmt gleich wieder da.“ antwortete ich.<br />
© wasser-prawda<br />
67
Sprachraum<br />
„dann könnt ihr auch nachher zahlen, ich laß euren zettel<br />
hier oben liegen.“ deutete sie auf’s brett unterm schnapsregal.<br />
„nein, ist schon gut, herr sorgenich, gehen sie mal durch.“<br />
„drei euro.“ hörte ich sie zu daniel sagen.<br />
„ich bin student.“ erwiderte daniel.<br />
„haben sie den studentenausweis dabei?“<br />
ich drehte mich um und sagte: „das ist mein bruder.“<br />
„ich denk, sie haben nur eine schwester?“<br />
„meine mutter hatte später noch was mit einem anderen<br />
kerl. daher kommt er hier, der stramme bursche, jura macht<br />
er, bin stolz auf ihn.“ und dann setzten wir uns auf zwei<br />
plätze nahe dem ausgang.<br />
es war wie immer. pathetisch mit brust- und stimmenanschwellen.<br />
zwei frauen waren dennoch während der leicht wechselnden<br />
pathetik im monotonen, berechenbaren gleichklangwechsel<br />
des daherschlürfenden lyrikvortragens eingeschlafen,<br />
ließen ihre köpfe hängen. die ältere von beiden<br />
schnarchte leise, neigte immer wieder dazu in einer gefährlichen<br />
körperschräglage jeden moment vom stuhl zu kippen,<br />
doch ein inneres hin und wieder aufschrecken innerhalb<br />
der raumfüllenden konzentrierten stille schreckte sie<br />
ab und an hoch und sie rückte sich zurecht um erneut den<br />
kopf langsam nach vorne sacken zu lassen, manchmal auch<br />
zur seite, und wenn er ihr nach hinten fiel, wachte sie sofort<br />
kurz wieder auf.<br />
stille. kein applaudieren zwischen den texten. wenn die lyrikerin<br />
neu ansetzte, erschrak man sich regelrecht vor ihrer<br />
wieder einsetzenden vortragenden innbrunst. und das,<br />
obwohl man damit rechnete, ja wußte, daß sie jeden moment<br />
fortfahren würde. und sie fand kein ende. hörte einfach<br />
nicht auf. bei jedem text dachte ich: nun ist aber gleich<br />
schluß, das muß der letzte sein.<br />
stille. ein neues beginnen und ein erneutes erschrecken.<br />
stille. dann furzte daniel laut. kein lacher aus dem publikum,<br />
nur der abgesackte kopf der ständig einnickenden<br />
frau kam hoch, schaute sich orientierungssuchend um und<br />
sackte gleich wieder ab. dann lachte ich kurz auf. die lyrikerin<br />
hielt inne, schaute ernst ins publikum, und daniel<br />
rutschte unruhig auf seinem stuhl hin und her. war es ihm<br />
peinlich? ein nächster lyrischer vortrag setzte ein.<br />
ich stand gebückt auf, klopfte daniel auf die schulter, auch<br />
er erhob sich gebückt, furzte in seinem gebückten vorwärtskommen<br />
nocheinmal und folgte mir.<br />
der kassiererinnentisch am eingang war abgebaut.<br />
„hat ja doch ein bißchen länger gedauert als euer angekündigtes<br />
gleich. gleich nochmal dasselbe?“ begrüßte uns die<br />
schwarzhaaraufgetürmte.<br />
ich schaute auf ihre lackierten fingernägel, dann auf ihren<br />
gelacken mund, nickte und sagte: „gieß ein.“<br />
weiter hinten saß ein tisch voller mädels, sie lachten und<br />
alberten rum und daniel nahm sein bier vom tresen und<br />
ging zu ihnen.<br />
68<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
© wasser-prawda<br />
69
Sprachraum<br />
R K - D<br />
V<br />
Eine Reise um die Erde. Abenteuer zu<br />
Wasser und zu Lande. Erzählt nach eigenen<br />
Erlebnissen. Band 1.<br />
9. Das Verhör der Sklavinnen.<br />
Der Türke knirschte vor Wut mit den Zähnen, als die befreiten<br />
Mädchen an ihm vorbeigeführt wurden, und der griechische Kapitän<br />
fuhr, als das Boot der ›Vesta‹ zum ersten Male an dem seinen<br />
vorbeikam, mit der Hand nach der im Gürtel steckenden Pistole;<br />
doch während der Bewegung hörte er das mahnende Zischen eines<br />
Matrosen, und schnell griff er, anstatt nach der Pistole, nach<br />
seinem Ohr, von welchem noch immer das Blut sickerte.<br />
»Der ›Amor‹ ist in Sicht,« wurde Ellen an Bord gemeldet, und<br />
wirklich tauchten eben hinter dem letzten Inselchen des griechischen<br />
Archipels die Masten der Brigg auf. Eine Rauchwolke<br />
schwebte über dem Schiffe, also kam es angedampft und mußte<br />
bald den Schauplatz erreicht haben.<br />
»Desto besser,« meinte Ellen, »so können die englischen Herren<br />
doch sehen, wie gut wir die frühe Morgenstunde ausgenutzt haben,<br />
und unsere That bewundern. Doch jetzt schnell wieder auf<br />
die ›Undine‹ zurück, die übrigen Mädchen zu befreien.«<br />
Als das Boot zum dritten Male mit den letzten der Sklavinnen<br />
die ›Vesta‹ erreichte, war die Brigg dicht in der Nähe, fast zwischen<br />
der ›Vesta‹ und der Bark.<br />
»Guten Morgen, meine Damen,« lachte der lustige Charles zuerst<br />
hinüber. »Sie nehmen wohl Passagiere an Bord? Oder rauben<br />
Sie ein Schiff aus?«<br />
»Das erstere ist wohl das richtige,« gab Miß Jessy zurück, »wir<br />
passen den Sklavenhändlern scharf auf die Finger und nehmen<br />
ihnen unerbittlich ihre Ware weg. Mit solchen Geschäften lassen<br />
Sie sich also nicht ein, wir würden auch Sie nicht schonen.«<br />
Mit Genugthuung und Stolz nahmen die Vestalinnen die Lobpreisungen<br />
und Schmeicheleien der Herren dankbar lächelnd an.<br />
»Alle Wetter!« flüsterte Edgar Hendricks seinem Freunde ins<br />
Ohr. »Sehen Sie nur diese Prachtmädels da, die Sklavinnen. Schade,<br />
daß wir sie dem Händler nicht abnehmen konnten.«<br />
»Wahrhaftig,« entgegnete Williams, »es ist jammerschade! Alle<br />
Schattierungen sind vertreten, vom Schneeweiß bis zum tiefsten<br />
Schwarz. Sehen Sie da die große Negerin, ihre Augen funkeln,<br />
wie die eines Raubtieres. Die möchte ich nicht anfassen; ich glaube,<br />
die beißt in die Finger.«<br />
Und laut rief er nach der ›Vesta‹ hinüber, auf welcher die Damen<br />
die Sklavinnen auszufragen schienen:<br />
»Wenn Sie nicht genügend Platz drüben haben, so geben Sie uns<br />
nur einige ab. Ich schwöre Ihnen hoch und heilig, Miß Petersen,<br />
daß es die Mädchen hier gut haben sollen.«<br />
»Unsinn,« brummte Lord Hastings, der sich bisher mit der Besatzung<br />
der beiden Boote beschäftigt hatte, welche noch immer<br />
dicht zur Seite der ›Vesta‹ lagen.<br />
»Unsinn, weiter fehlte nichts. Wir wollen hier keinen Damensalon<br />
einrichten.«<br />
70<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
»Seien Sie nicht ängstlich,« sagte Ellen, deren scharfe Ohren<br />
das Gebrumm verstanden hatten, »die ›Vesta‹ giebt keinen ihrer<br />
Schützlinge heraus.«<br />
Dann wandte sie sich an den griechischen Kapitän, dem Williams<br />
eben die Vorzüge des englischen Heftpflasters anpries, weil es<br />
besonders zerschossene Ohrläppchen riesig schnell heile.<br />
»Fahren Sie an Bord zurück,« sagte sie, »und versuchen Sie<br />
nicht, irgend etwas zur Wiedererlangung der Mädchen zu unternehmen.<br />
Sie haben jetzt gesehen, daß wir Ihnen überlegen sind<br />
und nicht mit uns spaßen lassen.«<br />
Unverzüglich begab sich die Besatzung auf die ›Undine‹ zurück,<br />
wo die Matrosen eine Vorrichtung zimmerten, welche das<br />
zerschossene Steuerrad ersetzen mußte, während der Kapitän finster<br />
brütend in der Kajüte saß und stillschweigend die Schmähreden<br />
des Türken über sich ergehen ließ.<br />
Sein einziger Gedanke war Rache, furchtbare Rache an diesen<br />
Weibern, welche ihn, den schlauen Seemann, so überlistet, gedemütigt<br />
und gezüchtigt hatten.<br />
Unterdessen fand draußen eine Unterredung zwischen Lord<br />
Harrlington und Miß Petersen statt.<br />
»Warum haben Sie uns nicht von Ihrem gefährlichen Unternehmen<br />
benachrichtigt?« fragte Harrlington in vorwurfsvollem Tone<br />
die Kapitänin. »Wie leicht hätte es unglücklich für Sie ablaufen<br />
können; Sie hätten uns wenigstens auffordern sollen, in Ihrer Nähe<br />
zu bleiben.«<br />
Der Lord mußte aber doch etwas von der Absicht der Vestalinnen<br />
gehört haben, denn in der Nacht bereits war auf seinen Befehl<br />
der ›Amor‹ segelfertig gemacht worden und der ›Vesta‹ gefolgt und<br />
lag seit dem frühesten Morgen immer unter Dampf hinter jener<br />
Insel versteckt. Von der äußersten Spitze des Eilandes hatte Harrlington<br />
mit seinem ausgezeichneten Fernrohr die beiden Schiffe<br />
beobachtet, aber alle Fragen der Herren ausweichend beantwortet<br />
und sie auf später vertröstet.<br />
»Lord Harrlington,« entgegnete Ellen, »an Bord der ›Vesta‹ droht<br />
uns keine Gefahr. Wir fühlen uns auf ihr so sicher, als wären wir<br />
in einem Ballsaal in New-York und nicht auf dem Meere.«<br />
»Aber erinnern Sie sich doch Ihres Versprechens! Sie wollten<br />
nach der Befreiung aus den Händen der Straßenräuber unsere<br />
Begleitung annehmen.«<br />
»Wohl haben wir nichts dagegen, wenn uns der ›Amor‹ folgt,«<br />
entgegnete das Mädchen, »aber dazu auffordern werden wir ihn<br />
niemals. Dagegen bleibt die Verabredung betreffs der Landausflüge<br />
bestehen.«<br />
»Hurrah,« schrie Charles, »Miß Nikkerson, ich stelle Ihnen meinen<br />
Regenschirm zur Verfügung.«<br />
»Sie werden bald Gelegenheit finden, uns Ritterdienste zu leisten,«<br />
fuhr Ellen fort, »denn wir haben die Absicht, jedes einzelne<br />
der Mädchen persönlich in seine Heimat zu begleiten, und sie<br />
stammen aus aller Herren Länder. Wir vernehmen die befreiten<br />
Sklavinnen jetzt, und deshalb, Lord, muß ich das Gespräch abbrechen.«<br />
»Wollen Sie mir nicht den Namen des nächsten Hafens mitteilen?«<br />
bat Harrlington.<br />
»Nein, dies würde gegen unsere Gesetze verstoßen. Suchen Sie<br />
uns nicht zu verlieren, das ist alles, was ich Ihnen raten kann.<br />
© wasser-prawda<br />
71
Sprachraum<br />
Anzeige<br />
Ueberdies wissen wir selbst noch nicht, welches unser nächstes<br />
Ziel sein wird.«<br />
Sie ging wieder zu der Gruppe der Mädchen und sah nicht, wie<br />
Lord Harrlington ihr lächelnd nachblickte.<br />
Vorläufig lagen die beiden befreundeten Schiffe noch Seite an<br />
Seite still, während die Matrosen der ›Undine‹ eigenmächtig Segel<br />
setzten, denn weder der Kapitän, noch der Türke ließen sich an<br />
Deck sehen.<br />
Die Engländer aber traten zusammen und tauschten Bemerkungen<br />
über die Sklavinnen ans. Leider konnten sie, so sehr sie<br />
sich auch anstrengten, von der Unterhaltung zwischen diesen und<br />
den Vestalinnen nichts vernehmen.<br />
»Zwei von ihnen sind offenbar Negerinnen,« erklärte Lord Stevenson,<br />
der ebenso wie Harrlington schon viel gereist war, »zwei<br />
andere wahrscheinlich Araberinnen, die dort mit dem roten Jäckchen<br />
ist eine Indierin. Einige der Mädchen haben Gesichtszüge,<br />
wie man sie unter der Bevölkerung an der Westküste Asiens trifft.<br />
Aber diese da mit den gelben Gesichtern und runden Augen kann<br />
ich nicht klassifizieren. Harrlington, Sie Weltumsegler, wissen Sie<br />
nicht, wo deren Wiege gestanden haben mag?«<br />
72<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
© wasser-prawda<br />
73
Sprachraum<br />
»In einer kultivierten Gegend jedenfalls nicht,« warf Edgar<br />
Hendricks dazwischen.<br />
»Warum nicht,« antwortete aber Harrlington lächelnd. »Allem<br />
Anscheine nach sind es südamerikanische Kreolinnen oder Abkömmlinge<br />
von Indianern und Weißen.«<br />
»Chaushilm,« sagte Charles zu dem jungen Herzog, der als<br />
großer Frauenverehrer bekannt war, »Sie lieben ja Damen mit<br />
üppigem, schwarzen Haar, daher empfehle ich Ihnen, sich um<br />
die Gunst jenes Mädchens dort zu bewerben. Haare hat sie wenigstens<br />
für drei auf dem Kopfe, und ihre Lippen sind wie zum<br />
Küssen geschaffen.«<br />
Er deutete dabei auf eine Gestalt mit aufgebauschtem Haarwulst<br />
und aufgeworfenen Lippen.<br />
»Wahrscheinlich eine Südseeinsulanerin,« meinte Harrlington.<br />
»Doch still! Miß Petersen will etwas fragen!«<br />
Die Vestalinnen hatten sich inzwischen nach den Schicksalen<br />
ihrer Schützlinge erkundigt. Es war ihnen dies nicht so schwer geworden,<br />
als man bei der Verschiedenheit der Nationalitäten hätte<br />
vermuten sollen; die in Asien geborenen verstanden fast alle arabisch,<br />
und bei diesen diente die französisch sprechende Sulima als<br />
Dolmetscherin, die übrigen aber hatten während ihrer Gefangenschaft<br />
so viel Türkisch gelernt, um sich verständigen zu können,<br />
und so ging die Aufklärung ohne Schwierigkeit vor sich.<br />
Nur Sulima selbst hatte ihr Schicksal noch nicht erzählt, ebenso<br />
nicht jene Negerin, deren wildes Aussehen dem lustigen Charles<br />
Gelegenheit zu dem Witze gegeben.<br />
Sie war eine hohe, schlanke Gestalt, mit einem mehr knabenhaften<br />
Gesicht, das nicht hübsch zu nennen war, aber neben<br />
Kühnheit und Stolz eine nicht zu bändigende Wildheit verriet.<br />
Die pechschwarzen Augen, welche unstät von einem der Mädchen<br />
zum anderen wanderten, schienen wirklich den Blick eines<br />
Panthers annehmen zu können, ein solcher Blitz schoß ab und zu<br />
aus ihnen, obgleich das Mädchen sich möglichst bemühte, den<br />
Vestalinnen, welche sich auch nicht durch Sulima mit ihr verständigen<br />
konnten, freundlich entgegenzukommen.<br />
Das lose Gewand hatte die Negerin so um ihren Körper geschlungen,<br />
daß die Arme freiblieben, und seltsam war es, was für<br />
Muskeln diese zeigten. Jeder Nerv, jede Ader trat an ihnen wie aus<br />
Marmor gemeißelt hervor, und dennoch zeugten die schlanken,<br />
wohlgepflegten Hände von keiner schweren Arbeit. Desgleichen<br />
verriet jede Bewegung des Körpers, was für eine katzenartige Gewandtheit<br />
ihm innewohnte.<br />
Die Damen versuchten vergeblich in allerlei Sprachen, mit dieser<br />
Negerin eine Unterredung zu ermöglichen.<br />
»Es ist nicht möglich,« sagte Sulima. »Während der sechs Monate,<br />
welche wir zusammen in Konstantinopel gefangen waren,<br />
hat sie sich nie mit uns unterhalten und gab überhaupt nie einen<br />
Laut von sich.«<br />
»Wie war ihr Benehmen im übrigen?« fragte Ellen.<br />
»Sie verhielt sich finster, zurückhaltend und stolz, besonders den<br />
Wärtern gegenüber, welche uns das Essen brachten und uns sonst<br />
bedienten. Näherte sich ihr einer der Leute, so schaute sie ihn mit<br />
so unbeschreiblich wilden Blicken an, daß er scheu zurückwich.<br />
Ich sah einmal zufällig, wie sie aus ihren dichten Haarflechten<br />
einen kleinen Dolch hervorzog und ihn aufmerksam betrachtete.<br />
Als sie bemerkte, daß ich ihr Geheimnis erkundet hatte, rief sie<br />
74<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
mir in ihrer fremden, sonderbaren Sprache einige drohende Worte<br />
zu; aber sie wußte, daß sie von mir am allerwenigsten Verrat zu<br />
fürchten brauchte; ich ging ja selbst mit verwegenen Fluchtplänen<br />
um, besprach mich darüber mit meinen Leidensgenossinnen und<br />
machte auch ihr meine Absichten begreiflich.«<br />
Wieder war es Johanna Lind, welche in dieser schwierigen Lage<br />
einen Ausweg wußte.<br />
»Ich habe gehört,« sagte sie, »Lord Harrlington soll einen alten<br />
Diener bei sich haben, einen Neger, der, wie so viele Schwarze,<br />
ausgedehnte Sprachkenntnisse besitzt, und den er darum mit auf<br />
diese Reise genommen hat. Es ist leicht möglich, daß derselbe<br />
dieses Mädchen versteht.«<br />
»Ich werde den Lord fragen,« entgegnete Ellen und näherte sich<br />
der Bordwand des ›Amor‹, welcher vom Wind dicht an das Vollschiff<br />
getrieben wurden war.<br />
»Lord Harrlington, Sie haben einen Neger als Diener mit, welcher<br />
sehr viele Dialekte spricht, auch afrikanische?« »Ja, Miß, meinen<br />
Hannibal.«<br />
»Wir können eines der Mädchen nicht verstehen, vielleicht kann<br />
Hannibal uns als Dolmetscher dienen.«<br />
»Sofort werde ich ihn rufen,« erklärte Harrlington bereitwilligst,<br />
»das heißt,« fuhr er lächelnd fort, »er wird wohl keine Zeit haben.«<br />
Er ging nach der Luke, in die er mehrmals den Namen des Dieners<br />
hinabrief.<br />
»Was soll das heißen, daß ein Neger keine Zeit hat?« fragte Ellen<br />
erstaunt die anderen Herren.<br />
»Hannibal hat nie Zeit,« beteuerte Charles ernsthaft, »der arme<br />
Bursche ist immer mit Arbeit überhäuft. Doch Sie werden gleich<br />
selbst hören.«<br />
»Hannibal, Hannibal, komm‘ herauf!« rief Harrlington hinab.<br />
»Ich habe keine Zeit!« klang es nach einer Weile in ärgerlichem<br />
Tone zurück.<br />
»Komm einmal herauf, Damen möchten dich sprechen.«<br />
»Zum Kuckuck mit den Damen, Hannibal hat keine Zeit, Hannibal<br />
ordnet die Bibliothek!« klang es wieder von unten zurück.<br />
»Wie? Der Neger ordnet die Bibliothek?« riefen die Damen<br />
zweifelnd.<br />
»Es ist so,« versicherte Charles, »sein Herr hat ihm aufgetragen,<br />
die verkehrt stehenden Bücher umzukehren. Nun kann Hannibal<br />
zwar weder lesen, noch schreiben, aber er weiß doch, ob die Buchstaben<br />
auf dem Kopfe stehen oder nicht.«<br />
»Aber Hannibal, du wirst notwendig gebraucht,« lockte Harrlington<br />
wieder und betonte dabei das Wort ›notwendig‹. Im Nu<br />
erschien ein mächtiger, pfeffergrauer, wolliger Kopf über der Luke,<br />
dem gleich darauf die Gestalt eines alten Negers mit verwitterten<br />
und runzeligen Gesichtszügen folgte.<br />
Hannibal hatte ein bewegtes, abenteuerliches Leben hinter sich,<br />
über dessen erstem Teil ein geheimnisvolles Dunkel lag. Man<br />
sprach davon, daß er in seiner Jugend an der Westküste Afrikas<br />
einen Schmuggelhandel mit Spirituosen betrieben habe, bis er<br />
einmal erwischt und sehr hart bestraft wurde, wahrscheinlich mit<br />
Peitschenhieben, denn noch jetzt wies sein Rücken tiefe Narben<br />
auf; doch war dies nur eine Vermutung. Dann hatte Hannibal,<br />
welchen Namen er aber erst vom jetzigen Herrn bekommen, sich<br />
in der ganzen Welt herumgetrieben und zwar meist in Gesellschaft<br />
von Artisten, bei denen er als Clown fungierte. Später pro-<br />
© wasser-prawda<br />
75
Sprachraum<br />
duzierte er sich in größeren Hafenstädten als Bauchredner, und als<br />
solcher traf ihn Harrlington einst in einem Hafen Südamerikas.<br />
Der Lord brauchte damals gerade einen Diener, und er fand<br />
an dem etwa fünfzigjährigen Neger, dessen ungeheueres Sprachentalent<br />
er bald entdeckte, ein solches Wohlgefallen, daß er ihn<br />
aufforderte, ihn zu begleiten. Der Schwarze war gerade in einer<br />
schlechten Lage, das Bauchreden wollte ihn nicht recht ernähren,<br />
und so nahm er ohne Besinnen das neue Engagement an. Das war<br />
vor fünf Jahren gewesen.<br />
Herr und Diener hatten sich seitdem so aneinander gewöhnt,<br />
daß sie, wenigstens für längere Zeit, unzertrennbar schienen, obgleich<br />
sie eigentlich in einem sehr sonderbaren Verhältnisse standen.<br />
Viele Neger besitzen ein beispielloses Talent zum Erlernen von<br />
Sprachen, sodaß sie sich bald vollkommen in derselben unterhalten<br />
können. Jeder Satz, den sie hören, haftet in ihrem Gedächtnis,<br />
und ein einmal gesprochenes Wort vergessen sie nie wieder, sie<br />
wissen mit nur wenigen Vokabeln so geschickt umzugehen, daß<br />
sie alles ausdrücken können.<br />
Dieses Talent besaß auch Hannibal. Außerdem konnte er jede<br />
einmal gehörte Tierstimme, jeden Menschenlaut oder jedes vernommene<br />
Geräusch auf das täuschendste nachahmen, wie er ja<br />
auch Bauchredner war.<br />
Lord Harrlington beschäftigte sich viel mit dem Studium fremder<br />
Völker, und hierbei leistete Hannibal ihm unschätzbare Dienste.<br />
Er brauchte nur einen Fuß, einen Finger, eine Fährte zu sehen,<br />
so konnte er sofort sagen, zu welcher Rasse der Eigentümer gehörte,<br />
wie alt er oder ob er Mann oder Weib sei.<br />
Hannibal hatte bald bemerkt, wie viel der Lord und dessen<br />
Freunde auf seine Eigenschaften hielten, und er gefiel sich nach<br />
und nach darin, den Gelehrten zu spielen. Obgleich er nicht lesen<br />
und schreiben konnte, saß er oft stundenlang vor einem offenen<br />
Buche, eine Brille auf der Nase, und that, als ob er lese.<br />
Da sein Herr ihm alles nachsah, ihn überhaupt eigentlich nur<br />
zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib hielt, so glaubte sich<br />
Hannibal dazu berechtigt, sich jede Störung in seinem Studium,<br />
wie er sagte, zu verbitten. Wurde er gerufen, so antwortete er einfach,<br />
er habe keine Zeit, und ließ sich durchaus nicht stören, selbst<br />
nicht von Lord Harrlington, welcher daran seinen Spaß fand. Im<br />
übrigen wäre Hannibal für seinen Herrn durchs Feuer gegangen.<br />
Nur der Aufforderung, daß er ›notwendig‹ gebraucht werde, leistete<br />
er Folge, denn er versäumte nie eine Gelegenheit, bei der er<br />
seine Kenntnisse zeigen konnte, auf die er sehr stolz war.<br />
So kam er denn auch jetzt die steile Treppe eiligst heraufgestiegen<br />
und freute sich ungemein, als er erfuhr, daß alle Damen<br />
und Herren sich vergeblich abmühten, eine Negerin verstehen zu<br />
können.<br />
Ellen winkte der Schwarzen, an die Bordwand des Schiffes zu<br />
kommen, doch kaum standen jene und Hannibal sich gegenüber,<br />
so geschah etwas Seltsames.<br />
Hannibals Züge nahmen mit einem Male einen erst erschrokkenen,<br />
dann freudigen Ausdruck an. Mit weit ausgebreiteten Armen<br />
stürzte er nach der Bordwand, welche ihn von der Schwarzen<br />
trennte, fiel auf die Kniee und stammelte unzusammenhängende<br />
Worte, die niemand der Zuhörer verstand. Sie wurden in ebensol-<br />
76<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
© wasser-prawda<br />
77
Sprachraum<br />
chen Gurgellauten gesprochen, wie man sie vorhin von dem Mädchen<br />
gehört hatte.<br />
Dieses selbst blickte den Knieenden erst mit unverkennbaren<br />
Zeichen des Erstaunens an, ward aber dann aufmerksamer, wies<br />
bei dem Namen ›Yamyhla‹ mit dem Finger stolz auf die Brust, darauf<br />
antwortete sie, was Hannibal mit Entzücken zu erfüllen schien.<br />
Kaum aber war ihm das Wort ›Kebabo‹ entschlüpft, das er mit<br />
sichtlichem Zögern aussprach, so entstellte plötzlich ein Ausdruck<br />
grimmer Wut die Züge der Negerin; sie duckte sich zusammen,<br />
und ehe jemand ahnte, was sie vorhatte, schnellte sie mit einem<br />
Satze über die Bordwand und stand vor dem Knieenden. Ein Griff<br />
in ihr dichtes Haar, und sie hielt einen kleinen Dolch hoch in der<br />
Hand, um ihn Hannibal in das Herz zu stoßen.<br />
Lord Harrlington war der einzige, der so viel Fassung bewahrte,<br />
hinzuzuspringen, um einen Mord an seinem Diener zu verhindern.<br />
Aber wunderbarerweise stieß ihn dieser selbst zurück, riß<br />
sein Hemd auf und erwartete, ohne mit den Wimpern zu zucken,<br />
den tödlichen Stoß. Nur einige kurze Worte sagte er.<br />
Da ließ die Negerin die erhobene Waffe sinken, und wieder<br />
entspann sich zwischen beiden ein aufregendes Gespräch, in dem<br />
fortwährend die Namen Yamyhla, Kebabo, Bahadung, Gheso,<br />
Abeokuta und andere mehr vorkamen.<br />
»Was war das?« fragte Ellen erstaunt. »Wie ist mir denn, habe<br />
ich den Namen Yamyhla nicht schon irgend einmal gelesen oder<br />
gehört?«<br />
»Allerdings,« entgegnete Miß Nikkerson, »an einem Abend wurde<br />
in unserem Klub die Geschichte vorgelesen, wie vor Jahren die<br />
5000 Amazonen von Dahomeh im Kampfe fast völlig vernichtet<br />
wurden. Die Anführerin derselben hieß Yamyhla.«<br />
»Ja, und wir jubelten damals noch über die Bravour, mit welcher<br />
sich die Mädchen gegen den zehnfach stärkeren Feind geschlagen<br />
hatten,« sagte eine andere.<br />
»Nun weiß ich auch, was alle diese Namen bedeuten,« meinte<br />
eine dritte.<br />
»Bahadung war der König von Dahomeh, welcher sich immer<br />
eine Leibgarde von 5000 in den Waffen geübten Mädchen hielt.<br />
Gheso war sein Vater, und bei der Stadt Abeokuta haben die Amazonen<br />
gekämpft.«<br />
»Sollte jene Yamyhla deren Führerin gewesen sein?« fragte Ellen.<br />
»Das ist nicht möglich, höchstens ist sie die Tochter oder Enkelin<br />
derselben,« antwortete eine Vestalin, »jetzt aber kann ich mir<br />
wenigstens erklären, woher dieses Mädchen eine solche Kraft und<br />
Gewandtheit besitzt. Ohne Zweifel ist sie eine jener Kriegerinnen,<br />
welche sich unausgesetzt in Kampfspielen üben.«<br />
»Dann wäre sie würdig für die ›Vesta‹« riefen fast alle Mädchen.<br />
»O, wenn wir sie für uns gewinnen könnten, diese Amazone!«<br />
»Wir wollen sehen, was sich thun läßt,« entgegnete Ellen, »Hannibal<br />
scheint sie genauer zu kennen. Jetzt kommt sie auf unser<br />
Schiff zurück; wir werden gleich alles von dem Dolmetscher erfahren.«<br />
Die beiden hatten sich unterdes lebhaft unterhalten, das Weib<br />
zeigte wiederholt nach der Sonne, erzählte dem Neger etwas unter<br />
Gestikulationen und legte zum Schluß bedeutungsvoll den Finger<br />
auf den Mund. Hannibal, auf dessen Gesicht sich während dieser<br />
Rede bald Freude, bald Entsetzen abgespiegelt hatte, rutschte jetzt<br />
78<br />
© wasser-prawda
Sprachraum<br />
auf den Knieen zu der Negerin, küßte den Saum ihres Gewandes<br />
und that, als ob er vor Entzücken außer sich wäre.<br />
Darauf schritt das Mädchen wieder an die Bordwand und<br />
schwang sich mit einer Leichtigkeit und Grazie über dieselbe, um<br />
die sie jeder Cirkuskünstler beneidet hätte. Stumm schritt sie an<br />
den Damen vorüber und gesellte sich zu der Gruppe der Mädchen.<br />
»Nun, sage uns, was sie dir erzählt hat,« verlangte Ellen von Hannibal.<br />
Doch dieser schüttelte mit dem Kopfe.<br />
»Ich darf nichts verraten,« entgegnete er; sein früheres Selbstbewußtsein<br />
hatte er mit einem Male ganz verloren. »Meine Zunge ist<br />
mit tausend Eiden gebunden.«<br />
»Wie? So sollen wir nicht erfahren, wen wir befreit haben?«<br />
»Doch, das dürfen Sie, Miß. Es ist die Enkelin jener Yamyhla,<br />
welche im heldenmütigen Kampfe gegen die Neger von Weidah<br />
fiel.«<br />
»Sagte ich es nicht?« rief Miß Nikkerson. »Sie ist eine Amazone<br />
von Dahomeh.«<br />
»Wie kommt sie in die Sklaverei? Hat sie dir dies gesagt?« fragte<br />
Ellen weiter.<br />
»Das ist es eben, was ich nicht verraten darf. Dagegen hat Yamyhla<br />
eine Bitte an Sie, die Kapitänin des Damenschiffes. Sie darf<br />
erst nach 21 Monaten in ihre Heimat zurückkehren, um dort ihr<br />
Recht zu suchen, und fragt, ob sie während dieser Zeit auf der<br />
›Vesta‹ verweilen kann. Ich habe ihr erklärt, daß sie dann arbeiten<br />
müsse, und Yamyhla hat sich bereit erklärt, gern die niedrigsten<br />
Dienste zu verrichten, wenn sie nur bei ihresgleichen sein kann.<br />
Yamyhla stammt aus einem der vornehmsten Geschlechter Dahomehs.«<br />
Ellen blickte sich im Kreise ihrer Gefährtinnen um; überall begegnete<br />
sie freudigen Gesichtern.<br />
»Natürlich,« stimmten die Vestalinnen bei, »Yamyhla ist eine der<br />
Unsrigen!«<br />
»Du hörst es, Hannibal,« redete Ellen diesen wieder an. »Teile<br />
es Yamyhla mit und sage ihr auch, daß wir sie nach Ablauf der<br />
gesetzten Frist selbst in ihre Heimat bringen werden, und, hat sie<br />
wirklich Ansprüche zu machen, so werden wir sie dabei mit aller<br />
unserer Kraft unterstützen. Auch die Herren des ›Amor‹ werden<br />
sich nicht davon ausschließen. Nicht wahr, Lord Harrlington?«<br />
»Wohin Sie gehen, dahin folgen wir Ihnen,« versicherte dieser<br />
abermals.<br />
»Ach, hat es so eine Negerin gut,« seufzte Charles in komischer<br />
Verzweiflung. »Warum bin ich keine Dahomeh geworden!«<br />
Ellen winkte dem Mädchen und ließ ihm den Entschluß durch<br />
Hannibal übersetzen. Yamyhla zeigte außerordentliche Freude<br />
darüber und drückte durch allerhand Gebärden ihre grenzenlose<br />
Dankbarkeit aus. Von den übrigen Vestalinnen wurde sie mit<br />
Herzlichkeit als Genossin begrüßt.<br />
Da über ihrem Schicksal ein Geheimnis zu ruhen schien, so wurde<br />
ausgemacht, sie nicht über dasselbe zu befragen, bis sie es selbst<br />
mitteilte. Yamyhla sollte dieselbe Arbeit verrichten und dieselben<br />
Rechte besitzen, wie jede andere Vestalin; doch sollte man sich<br />
möglichst viel mit ihr abgeben, um ihr bald einige Begriffe der<br />
englischen Sprache beizubringen.<br />
© wasser-prawda<br />
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ERSCHEINUNGSDATUM:<br />
10.<strong>03</strong>.<strong>2014</strong><br />
UWE SAEGER: FAUST JUNIOR<br />
Justus verlässt die mütterliche Wohnung, um sich<br />
auf die Suche nach seinem Vater zu begeben. Er begegnet<br />
drei Gesellen, die ihn nach einem anständigen<br />
Saufgelage in eine von seinem vermeintlichen<br />
Erzeuger geführte Irrenanstalt entführen. Eine an<br />
ein Gehirn erinnernde Architektur und absurde<br />
Vorkommnisse verhindern jede Orientierung. Er<br />
findet einen Freund, irgendetwas entwickelt sich<br />
zwischen ihm und Wagner und eine Idee reift in<br />
ihm: Er will Superstar werden. Doch das bedeutet<br />
nicht nur anspruchsvolle Prüfungen zu bestehen<br />
und den eigenen Charakter zu formen.<br />
Er trifft Heiner Hohlen und tötet Goethe.<br />
HARDCOVER, CA. 550 SEITEN<br />
PREIS: 24,95 EUR (D)<br />
ISBN: 978-3-943672-35-0<br />
Uwe Saegers Faust junior ist verstörend, widerspenstig,<br />
brutal und zuweilen obszön. Eine Abrechnung<br />
mit dem Irrsinn der Mediengesellschaft und<br />
ihren fragwürdigen Protagonisten, die verschiebt,<br />
demontiert, zerstückelt und sprachlos zurücklässt.<br />
PAULINA SCHULZ: DAS EILAND<br />
John verbringt die Sommerferien mit seinen Eltern<br />
in einem Ferienhaus auf einem Eiland mit romantischen<br />
Sandstränden und ausgedehnten Wäldern.<br />
Er unternimmt lange Streifzüge über die Insel und<br />
hält seine Eindrücke mit seiner Kamera fest; nach<br />
einigen Tagen begegnet er den Zwillingen Milan<br />
und Milena. Einer gemeinsamen Nacht, in der<br />
John seine ersten sexuellen Erfahrungen macht,<br />
folgt eine verstörende Entdeckung. Als er Milena<br />
Jahre später zufällig trifft, scheint sich der Kreis zu<br />
schließen.<br />
Diese Erzählung fesselt, sie reißt mit, ist wie ein<br />
Fluss, der sich unaufhaltsam seinen Weg bahnt und<br />
dennoch gleichmäßig schön vor sich hinströmt.<br />
Paulina Schulz schreibt über das Erwachsenwerden<br />
und das Gefühlschaos, das beinahe jeder erlebt hat,<br />
über Liebe, Schmerz und unerträgliche Sehnsucht.<br />
SOFTCOVER, CA. 120 SEITEN<br />
PREIS: 12,95 EUR (D)<br />
ISBN: 978-3-943672-32-9<br />
www.freiraum-verlag.de<br />
Gestaltet von Maximilian-Leonard Wienold