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Nummer 03_2014

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Nr. 3/<strong>2014</strong><br />

MEHR ALS NUR EINE<br />

RANDNOTIZ:<br />

WOMEN IN BLUES<br />

• Tim Lothar & Holger „Hobo“ Daub in Memphis<br />

• Boleneck John - Paul Bao - Bob Hite - Hands on Strings<br />

• Album des Monats: Ursula Ricks - My Street<br />

• Gedichte von Odile Endres<br />

• Vorabdruck „Der Krieg der Gurken“ von Buchmann & iwi<br />

Mit Blueskalender


Editorial<br />

präsentiert das<br />

23.<br />

Blues<br />

Festival<br />

Schöppingen<br />

Münsterland<br />

live dabei:<br />

Joe Louis Walker & Band (USA)<br />

North Mississippi Allstars (USA)<br />

Mike Zito & the Wheel (USA)<br />

Delta Saints (USA)<br />

Jonathon „Boogie“ Long &<br />

The Blues Revolution (USA)<br />

Mason Rack Band (AUS)<br />

Mr. Sipp<br />

„The Mississippi Blues Child“ (USA)<br />

Lisa Doby (USA)<br />

Frankie Chavez<br />

(PT)<br />

Mountain Men<br />

(F)<br />

and more...<br />

Sa 7. und So 8. Juni <strong>2014</strong><br />

Das 2-Tagesticket (begrenztes Kontingent) wird im Vorverkauf nur<br />

55,- € (inkl. Vvk-Gebühr) kosten. Es kann nur über die Homepage<br />

„www.kulturring-schoeppingen.de“ gebucht werden.<br />

2<br />

© wasser-prawda


Editorial<br />

Editorial<br />

Ein Freund war letztens in Berlin beim Record Release<br />

Konzert für das Doppelalbum „Live In Reitwein“. Auf<br />

der Bühne eine Mixtur von alten Helden der DDR-Bluesszene<br />

und ein paar regionale Acts aus der Umgebung der<br />

Kneipe in Reitwein, wo in den letzten Jahren 100 Konzerte schon<br />

stattgefunden haben. Er erzählte mir folgende Bemerkung aus<br />

dem Publikum: „Freygang klingen ja gar nicht mehr so wie damals<br />

1978!“ Für mich ist das ein entlarvender Satz nicht nur über<br />

die Erwartungen des Publikums im Osten Deutschlands sondern<br />

leider auch zum Stand des Blues in den längst nicht mehr neuen<br />

Bundesländern: Es herrscht Stillstand seit vielen Jahren. Stillstand<br />

zumindest bei den Bands und Musikern, mit denen ich lange Jahre<br />

groß geworden bin als Bluesfan: Mir reicht es einfach nicht<br />

mehr, immer wieder die alten Hits zu hören. Ich will neue Lieder,<br />

Lieder, die ein Spiegel der heutigen Zeit sind. Ich kann einfach<br />

nicht glauben, dass Musiker wie Bodag, Speiche, Jürgen Kerth<br />

und andere sich eingerichtet haben im musikalischen Altersheim.<br />

Aber genau das wurde in Berlin zelebriert. man feierte eine lang<br />

vergangene Geschichte mit Liedern, die alle kennen und keinen<br />

mehr ärgern können.<br />

Wie man heute mit dem Blues aktuelle Geschichten erzählen<br />

kann, ohne die Tradition zu verraten, das machen Musiker wie<br />

Tim Lothar deutlich, der mit seinem deutschen Kollegen Holger<br />

Daub in Memphis bis ins Halbfinale der IBC kam. Ein anderer<br />

Bericht aus Memphis widmet sich speziell den Frauen im Blues.<br />

Beim Showcase „Women In Blues“ präsentieren sich seit einigen<br />

Jahren Bluesladies aus aller Welt. Und das ist genau das richtige<br />

Thema für den März. Schließlich ist am 8. März der Internationale<br />

Frauentag. Aus dem Grund hab ich auch einige bemerkenswerte<br />

Neuerscheinungen von Bluesladies in einem Special<br />

zusammengefasst. Denn unter all den Alben von Männern gehen<br />

sie sonst viel zu leicht unter. Etwa das außerordentliche Debüt<br />

„My Street“ von Ursula Ricks aus Baltimore oder der swingende<br />

Rhythm & Blues von Adrianna Marie aus Kalifornien.<br />

Gerade „My Street“ hat bei uns in der Redaktion einen derartigen<br />

Eindruck hinterlassen, dass wir es im März zum „Album des<br />

Monats“ bestimmt haben. Es hat sich gegen die wirklich bemerkenswerten<br />

Scheiben von Billy Branch & The Sons of Blues und<br />

von Joe Louis Walker durchgesetzt. Denn es sind die Songs von<br />

Ricks, die diese Scheibe zu etwas ganz Besonderem machen: Hier<br />

ist der Blues endlich mal wieder ein ganz aufmerksamer Kommentator<br />

der Gegenwart, besonders der Zustände in Baltimore.<br />

Zwei Autorinnen können wir im März erstmals in der Wasser-<br />

Prawda begrüßen. Memphis Mini, Journalistin aus Hamburg<br />

war mit Tim Lothar und Holger Daub unterwegs bei der IBC<br />

in Memphis. Und die Künstlerin und Festivalorganisatorin Terri<br />

Robbins hat über die zunächst von Michele Seidman gegründete<br />

Initiative „Women In Blues“ und besonders deren Auftritte im<br />

Rahmen der IBC berichtet.<br />

Um noch mal auf Engerling zurück zu kommen. Die wollen<br />

demnächst ihr 40jähriges Bestehen feiern. Ich bin der Meinung,<br />

dass dies mit einem neuen Studioalbum passieren sollte. Live-<br />

Alben gab es schon zu den letzten Geburtstagen.<br />

© wasser-prawda<br />

3


Editorial<br />

Impressum<br />

Die Wasser-Prawda ist ein Projekt des<br />

Computerservice Kaufeldt Greifswald.<br />

Das pdf-Magazin wird in Zusammenarbeit<br />

mit dem freiraumverlag<br />

Greifswald veröffentlicht und<br />

erscheint in der Regel monatlich. Es<br />

wird kostenlos an die registrierten<br />

Leser des Online-Magazins www.<br />

wasser-prawda.de verschickt.<br />

Wasser-Prawda Nr. 01/<strong>2014</strong><br />

Redaktionsschluss: 06.. März<br />

<strong>2014</strong><br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur: Raimund Nitzsche<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

Redaktion: Mario Bollinger,<br />

Bernd Kreikmann, Lüder<br />

Kriete, Matthias Schneider,<br />

Dave Watkins<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

• Gary Burnett<br />

• Memphis Mini<br />

• Terri Robbins<br />

• Torsten Rolfs<br />

• Darren Weale<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am 17.<br />

April <strong>2014</strong>.<br />

Adresse:<br />

Redaktion Wasser-Prawda<br />

c/o wirkstatt<br />

Gützkower Str. 83<br />

17489 Greifswald<br />

Tel.: <strong>03</strong>834/535664<br />

redaktion@wasser-prawda.de<br />

Anzeigenabteilung:<br />

marketing@wasser-prawda.de<br />

Gerne schicken wir Ihnen unsere aktuelle<br />

Anzeigenpreisliste und die Mediadaten<br />

für das Online-Magazin und<br />

die pdf-Ausgabe der Wasser-Prawda<br />

zu. Anzeigenschluss für das pdf-Magazin<br />

ist jeweils der 1. Werktag des<br />

Erscheinungs-Monats.<br />

Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Impressum 4<br />

Auf Tour 6<br />

Clubs 8<br />

MUSIK<br />

Women Sing the Blues in Memphis 10<br />

Von Tischen und Tangas 14<br />

Auf zum Mississippi! 16<br />

Gewinner der IBC <strong>2014</strong> 18<br />

Freude am Blues: Ein Interview mit Bottleneck John 21<br />

Gitarrenwald imThüringer Wald 26<br />

Paul Batto und die „neue Auszeit“ 29<br />

Blueskalender<br />

Bob Hite (1943-1981) 36<br />

Blueskalender 38<br />

Album des Monats<br />

Ursula Ricks - My Street 42<br />

Frauen im Blues, Folk, Jazz und Soul<br />

Adrianna Marie - Double Crossing Blues 44<br />

Alexx & The Moonshiners - En Animation 44<br />

Christina Skjolberg - Come And Get It 45<br />

Electric Blue - Born In Sin 45<br />

Gisela Novais & The Blue Summers - The Perfect One 46<br />

Heavy Chevy Band - Open Up 46<br />

JJ Thames - Tell You What I Know 47<br />

Kerri Powers - Kerri Powers 47<br />

Malaya Blue - Bourbon Street 48<br />

Naomi Wachira - Naomi Wachira 48<br />

Rachelle Coba - Mother Blues 48<br />

Tangled Eye - Dream Wall 49<br />

Rezensionen A bis Z<br />

Andy Twyman - Blues You Haven‘t Heard Before 50<br />

Bad Temper Joe - Sometimes A Sinner 50<br />

Billy Branch & The Sons Of Blues - Blues Shock 50<br />

Jens Lysdal - Easy Heart 51<br />

Joe Louis Walker - Hornet‘s Nest 51<br />

John Lyons - Sing Me Another Song 52<br />

Johnny Sansone - Once It Gets Started 53<br />

Maik W. Garthe - Tight Corner 53<br />

Pete Karnes Blues Band - I‘m Still Here 54<br />

4<br />

© wasser-prawda


Editorial<br />

Rosco Levee & The Southern Slide - Get It While You Can 55<br />

Kurz & knapp<br />

Hanggai - Baifang 56<br />

Kim Simmonds & Savoy Brown - Goin To The Delta 56<br />

Paul Rodgers - The Royal Sessions 56<br />

Wille and the Bandits - Grow 56<br />

Yiruma - Blind Film 56<br />

Wiederhören<br />

Eric Bibb - Me To You 57<br />

Morrissey - Your Arsenal 57<br />

FEUILLETON<br />

Koma-Glotzen: House of Cards. Season 2 58<br />

Sprachraum<br />

Odile Endres - Vier Gedichte 60<br />

J. Buchmann & iwi - Der Krieg der Gurken (Vorabdruck) 63<br />

Jürgen Landt: titelersparnis 67<br />

Fortsetzungsroman<br />

Robert Kraft - Die Vestalinnen 70<br />

© wasser-prawda<br />

5


Auf Tour<br />

3 Dayz Whizkey<br />

30.<strong>03</strong>. München, Rattlesnake<br />

Saloon<br />

07.04. Köln, JVA Köln<br />

19.04. Mengen, Kultkneipe<br />

5. Chemnitzer Blues &<br />

More Festival<br />

Black Kat & Kittens, Josa, Peters<br />

„Dodge“ Schmidt Band, Keith<br />

Dunn Band<br />

10.05. Chemnitz, DAStietz,<br />

Moritzstr. 20<br />

Akkordeonale <strong>2014</strong><br />

23.04. Karlsruhe Tollhaus<br />

24.04. Reutlingen franz k<br />

25.04. Jena Volkshaus<br />

26.04. Greven Kulturzentrum<br />

GBS<br />

27.04.Mülheim Ringlokschuppen<br />

28.04. Bonn Harmonie<br />

29.04. Kassel Adventskirche<br />

30.04. Stuhr Gutsscheune<br />

Varrel<br />

01.05. Dresden Dreikönigskirche<br />

Blue Note Blues Band<br />

11.04. Hohenthann, Hinterholzer<br />

Bar<br />

12.04. Bielefeld, Extra Blues<br />

Bar<br />

26.04. Burckmühl, Auszeit<br />

10.05. Kaufbeuren, Blue Night<br />

im Uncle Satchmo‘s<br />

Danny Bryant<br />

02.05. München, Garage Deluxe<br />

<strong>03</strong>.05. Rutesheim, Uhlenspiegel<br />

07.05. Eppstein, Wunderbar<br />

Weite Welt<br />

09.05. Torgau, Kulturbastion<br />

10.05. Fritzlar, Kulturscheune<br />

11.05. Kiel, Räucherei<br />

Eddy „The Chief“ Clearwater<br />

29.<strong>03</strong>. Amsterdam, North Sea<br />

Jazz Club (NL)<br />

Musik<br />

04.04. Mühlheim, Hapa Haole<br />

05.04. Bluezy Blues Festival<br />

Ridderkerk (NL)<br />

06.04. Hoogland, Cafe de<br />

Noot (NL)<br />

07.04. Ruiselede, Banana Pel<br />

(BL)<br />

Engerling<br />

29.<strong>03</strong>. Lübbenau, Kulturhof<br />

05.04. Singwitz, Kesselhauslager<br />

12.04. Neustadt, Wotufa Saal<br />

30.04. Dresden, Zeitgeist<br />

01.05. Dresden, Bärenzwinger<br />

02.05. Erfurt, Museumskeller<br />

17.05. Wählitz, Erlebniskirche<br />

GProject Blues Band<br />

27.<strong>03</strong>. München, Theater<br />

Drehleier<br />

10.04. Nürnberg, Brown Sugar<br />

17.05. München, Hide Out<br />

Greyhound George<br />

29.<strong>03</strong>. Bad Oeynhausen, AK<br />

Bel Etage (m. Andy Grünert)<br />

31.<strong>03</strong>. Bielefeld, Spökes<br />

Hamburg Blues Band<br />

21.<strong>03</strong>. Göttingen, Musa<br />

22.<strong>03</strong>. Bordesholm, Savoy<br />

28.<strong>03</strong>. Kirchheim/Teck, Bastion<br />

29.<strong>03</strong>. Metzingen, Hirsch<br />

30.<strong>03</strong>. Wien, Reigen<br />

11.04. Hamburg, Fabrik<br />

17.04. Marburg, KFZ<br />

19.04. Kulturbastion<br />

02.05. Wangen, Jazzpoint im<br />

schwarzen Hasen<br />

<strong>03</strong>.05. Habach, Village<br />

Henning Pertiet<br />

22.<strong>03</strong>. Kiel, Alte Meierei<br />

29.<strong>03</strong>. Bremen, Brödelpott<br />

04.04. Minden, St. Simeonis<br />

Kirche (Orgelimprovisationen)<br />

11.04. Bremen-Habenhausen,<br />

Simon Petrus Kirche<br />

30.05. Isenrhagen, Kulturkaffe<br />

Rautenkranz (Trio)<br />

Henrik Freischlader<br />

20.<strong>03</strong>. Hannover, Kulturzentrum<br />

Faust<br />

21.<strong>03</strong>. Bremen, Kulturzentrum<br />

Lagerhaus<br />

22.<strong>03</strong>. Hamburg, Grosse Freiheit<br />

36<br />

24.<strong>03</strong>. Salzburg, Rockhouse<br />

25.<strong>03</strong>. Wien, Arena<br />

27.<strong>03</strong>. Zürich, Moods<br />

28.<strong>03</strong>. Solothurn, Kulturfabrik<br />

Kofmehl<br />

29.<strong>03</strong>. München, Freiheiz<br />

<strong>03</strong>.04. Budapest, A38<br />

IRISH SPRING - Festival<br />

of Irish Folk Music <strong>2014</strong><br />

20.<strong>03</strong>. Roth Kulturfabrik<br />

21.<strong>03</strong>. Stuhr Gutsscheune<br />

Varrel<br />

22.<strong>03</strong>. Kerpen Erfthalle<br />

Kerpen-Türnich<br />

23.<strong>03</strong>. Marbach Stadthalle<br />

24.<strong>03</strong>. Tübingen Sudhaus<br />

25.<strong>03</strong>. Waldkraiburg Haus<br />

der Kultur<br />

26.<strong>03</strong>. Helmbrechts Bürgersaal<br />

28.<strong>03</strong>. Gersthofen Stadthalle<br />

29.<strong>03</strong>. Bebra Ellis Saal<br />

30.<strong>03</strong>. Bensheim Parktheater<br />

31.<strong>03</strong>. Hildesheim Bischofsmühle<br />

01.04. Altenkirchen Stadthalle<br />

02.04. Mainz Frankfurter Hof<br />

<strong>03</strong>.04. Offenburg Reithalle<br />

04.04. Lörrach Burghof<br />

Jesper Munk<br />

23.<strong>03</strong>. Dresden, Puschkin,<br />

25.<strong>03</strong>. Hamburg, Rock Café<br />

St.Pauli<br />

26.<strong>03</strong>. Gera, Comma<br />

27.<strong>03</strong>. Erfurt, Museumskeller<br />

28.<strong>03</strong>. Nünberg, Stereo<br />

04.04. Lübeck, Rider‘s Café<br />

05.04. Berlin, Frannz<br />

06.04. Hannover, Mephisto<br />

08.04. Köln, die Werkstatt<br />

09.04. Mannheim, Alte Seilerei<br />

10.04. Konstanz, Kulturladen<br />

11.04. Stuttart, Goldmark‘s<br />

17.04. München, Ampere<br />

Jessy Martens<br />

6<br />

© wasser-prawda


28.<strong>03</strong>. Berlin, Ratskeller Köpenick<br />

(Jessy Martens & Jan<br />

Fischer‘s Blues Support)<br />

29.<strong>03</strong>. Lehsten, Büdnerei (Jessy<br />

Martens & Jan Fischer‘s<br />

Blues Support)<br />

04.04. Koblenz, Cafe Hahn<br />

05.04. Freudenburg, Ducsaal<br />

11.04. Basel, Bluesfestival (unplugged<br />

feat. Jan Fischer)<br />

19.04. Wedel, Theaterschiff<br />

Batavia (Jessy Martens & Jan<br />

Fischer‘s Blues Support)<br />

24.04. Berlin, Maschinenhaus<br />

25.04. Isernhagen, Bluesgarage<br />

26.04. Hamburg, Fabrik<br />

Layla Zoe<br />

21.<strong>03</strong>. Eiscafe Temmler,<br />

Chemnitz<br />

22.<strong>03</strong>.. Seelow, Kreiskulturhaus<br />

(Blues-Rock-Fest)<br />

26.<strong>03</strong>. Wien, Vienna Spring<br />

Blues Festival<br />

27.<strong>03</strong>. Velden (Österreich),<br />

Bluesiana<br />

Marius Tilly Band<br />

05.04. Selm, Sunshine<br />

12.04. Winterbach, Lehenbachhalle<br />

(Support Mick<br />

Ralphs Bluesband)<br />

02.05. Lüdenscheid, Panoptikum<br />

<strong>03</strong>.05. Köln, Torburg<br />

Mike Seeber<br />

29.<strong>03</strong>. Berlin, Frannz-Club<br />

05.04. Frohburg, Rockclub<br />

20.04. Mühlhausen, Kulturfabrik<br />

25.04. Torgau, Kulturbastion<br />

26.04. Lübeck, Riders-Café<br />

Mitch Kashmar<br />

26.<strong>03</strong>. Berlin, Yorckschlosschen<br />

27.<strong>03</strong>. Miltenberg, Beavers<br />

29.<strong>03</strong>. Staudach, Musikbuhne<br />

30.<strong>03</strong>. Muhlethurnen, Switzerland<br />

– Alti Moschti<br />

01.04. Emmendingen, Mehlsack<br />

02.04.. Kandern, ChaBah<br />

<strong>03</strong>.04. Ulm, Charivari Bluesfestival<br />

Musik<br />

04.04. Luzern, Switzerland –<br />

Tschuppis Wonderbar<br />

05.04. Meidelstetten, Adler<br />

06.04. Landshut, Jimmy’s<br />

07.04. Wien, Austria – Bluesfestival<br />

09.04. Rosenheim, Le Pirate<br />

11.04. Dessau, Sonne koppe<br />

Blues<br />

13.04. Grobenbeeren, Bluesfestival<br />

29.04. Kassel, Theaterstübchen<br />

30.04. Twist, Heimathaus<br />

Bluesfestival<br />

Otis Taylor Band<br />

02.04. Münster, Hot Jazz Club<br />

<strong>03</strong>.04. Leverkusen, Scala Club<br />

04.04. Hannover, Bluesgarage<br />

Popa Chubby<br />

28.<strong>03</strong>. Erfurt, Museumskeller<br />

29.<strong>03</strong>. Baden, Baden Blues<br />

Club<br />

31.<strong>03</strong>. Wien, Reigen<br />

<strong>03</strong>.04. Roth, Rother Bluestage<br />

04.04. Aargau, Moonwalker<br />

(CH)<br />

05.04. Hannover, Bluesgarage<br />

Sisa Feherova Quartett<br />

25.04. Chemnitz, Eiscafé<br />

Temmler<br />

Speiches Monokel<br />

05.04. Hoyerswerda, KuFa<br />

20.04. Bohnsdorf, Buntzel-<br />

Ranch<br />

THORBJØRN RISAGER<br />

20.<strong>03</strong>. Lindenwerra, Gemeindesaal<br />

21.<strong>03</strong>. Wolfsburg, Lindenhof<br />

Nordsteimke<br />

22.<strong>03</strong>. Minden, Jazz Club<br />

23.<strong>03</strong>. Dirlos, Alte Piesel<br />

24.<strong>03</strong>. Weinheim, Muddy‘s<br />

Club<br />

02.04. Hamburg, Downtown<br />

Bluesclub<br />

04.04. Bielefeld, Jazzclub<br />

05.04. Berlin, Quasimodo<br />

23.04. Bremen, Meisenfrei<br />

24.04. Bonn, Rocktimes<br />

25.04. Hildesheim, Bischofsmühle<br />

26.04. Isernhagen, Bluesgarage<br />

Tim Kasher<br />

19.04. Solingen, Wohnzimmer<br />

20.04. Kiel, Hansa 48<br />

23.04. Hamburg, Knust<br />

24.04. Berlin, Ramones Museum<br />

25.04. Braunschweig, Hansa<br />

Kultur-Club w/ Al Burian<br />

26.04. Gießen, Alte Kupferschmiede<br />

27.04. Münster, FachWerk<br />

08.05. Leipzig, Sxmxlde<br />

09.05. Dresden, Beatpol<br />

10.05. München - Feierwerk<br />

11.05. Wiesbaden, Schlachthof<br />

12.05. Berlin, Schokoladen<br />

Todd Wolfe<br />

24.04. Hamburg BeLaMi<br />

25.04. Berlin, Kiste n Blues<br />

26.04. Forst, Manitu Liveclub<br />

27.04. Steyregg, Weissenwollf<br />

28.04. Wien, Vienna Blues<br />

Spring<br />

29.04. Suhl, Gambrinus<br />

30.04. Sömmerda, Piano<br />

09.05. Oldenburg, Charly‘s<br />

Musikkneipe<br />

10.05. Dormagen, Streetlife<br />

13.05. Braunschweig,<br />

Barnaby‘s Blues Bar<br />

14.05. Celle, Herzog Ernst<br />

15.05. Wetzlar, Franzis<br />

17.05. Gaildorf, Kulturkneipe<br />

Häberlen<br />

18.05. Straubing, Raven<br />

23.05. Haiming, Gewölbe Eisching<br />

29.05. Leverkusen, Topos<br />

30.05. Wetter, Earth Music<br />

Hall<br />

Tommy Schneller Band<br />

20.3.<strong>2014</strong> Windeck<br />

21.3.<strong>2014</strong> Garbsen<br />

22.3.<strong>2014</strong> Berlin Wabe<br />

27.3.<strong>2014</strong> Oberkochen Jazz<br />

Tage<br />

28.3.<strong>2014</strong> Krefeld Kulturrampe<br />

29.3.<strong>2014</strong> Köln Torburg<br />

30.3.<strong>2014</strong> Velbert „Alldie“<br />

Kunsthaus Langenberg<br />

12.4.<strong>2014</strong> Greven<br />

© wasser-prawda<br />

7


Clubs<br />

Barnaby‘s Blues-Bar<br />

(Braunschweig)<br />

21.<strong>03</strong>.. Modern Earl<br />

22.<strong>03</strong>.. Bluespower<br />

27.<strong>03</strong>. Donald Kinsey Band<br />

28.<strong>03</strong>. The Sharpees<br />

05.04. Krissy Matthews<br />

12.04. Good and dry<br />

19.04. Elizabeth Lee & Cozmic<br />

Mojo<br />

25.04. The Revolutionaires<br />

30.04. Booze Band<br />

Bischofsmühle<br />

(Hildesheim)<br />

20.<strong>03</strong>. Old Blind Dogs<br />

28.<strong>03</strong>. The Outside Track<br />

31.<strong>03</strong>. Irsish Spring Festival<br />

10.04. Andrea Marcelli Trio<br />

11.04. Henning Wolter Trio<br />

25.04. Thorbjörn Risager &<br />

The Black Tornado<br />

02.05. Beoga<br />

Blues im Bahnhof<br />

Bahnhof Mannheim. Eintritt<br />

frei.<br />

28.<strong>03</strong>. Harriet Lewis & Gregor<br />

Hilden Band<br />

11.04. Paul Lamb & The King<br />

Snakes<br />

16.05. Zydeco Annie & the<br />

Swamp Cats<br />

20.06. Norbert Schneider &<br />

Winestreet Session<br />

05.09. El Ville Blues Band<br />

10.10. Black Cat Bone<br />

07.11. Abi Wallenstein, Dave<br />

Goodman, Oliver Spanuth,<br />

Steve Baker<br />

Bluesgarage<br />

21.<strong>03</strong>. Classic Rock Road<br />

Show <strong>2014</strong> (Marcus Bonfanti,<br />

Dan Patlansky, Frankie Chavez)<br />

22.<strong>03</strong>. Vanilla Fudge<br />

27.<strong>03</strong>. Banned From Utopia<br />

28.<strong>03</strong>. Gerry McAvos‘s Band<br />

of Friends<br />

29.<strong>03</strong>. The Black Cadillacs<br />

04.04. Otis Taylor Band<br />

05.04. Popa Chubby & Band<br />

Musik<br />

08.04. Tanita Tikaram<br />

10.04. David Grissom & Band<br />

11.04. King King<br />

17.04. The Mick Ralphs Blues<br />

Band<br />

25.04.. Jessy Martens Band<br />

26.04. Thorbjorn Risager &<br />

The Black Tornado<br />

02.05. JJ Grey & Mofro<br />

Cafe Hahn Koblenz<br />

24.<strong>03</strong>. Alexandra Lehmler<br />

Quintett<br />

31.<strong>03</strong>. American Songbirds<br />

01.04. Gianmaria Testa<br />

04.04. Jessy Martens Band<br />

05.04. Frank Out!<br />

24.04. Markus Krebs<br />

26.04. Georg Schroeter &<br />

Marc Breitfelder<br />

Chabah<br />

79400 Kandern<br />

26.<strong>03</strong>. Kris Pohlmann Band<br />

02.04. Mitch Kashmar<br />

09.04. BluesBones<br />

16.04. T.Bo & The B.Boppers<br />

23.04. The Tim Mitchell Band<br />

30.04. Aynsley Lister<br />

Cotton Club Hamburg<br />

20.<strong>03</strong>. One Trick Pony<br />

24.<strong>03</strong>. Billbrook Bluesband<br />

27.<strong>03</strong>. Jelly Baker<br />

31.<strong>03</strong>. Blue Silver<br />

04.04. MaCajun<br />

07.04. Paul Garner Band<br />

10.04. Boogie Connection<br />

14.04. Jo Bohnsack<br />

17.04. Stupid White Men<br />

20./21.04. 9. Cotton Club<br />

Easter Blues Nights: Jimmy<br />

Reiter Band, Wellbad, Kat Baloun,<br />

Jan Fischer<br />

28.04. Eight To The Bar<br />

29.04. B3<br />

30.04. Stevie + The Hand Jive<br />

Downtown Bluesclub<br />

Hamburg<br />

22.<strong>03</strong>. Henrik Freischlader<br />

28,<strong>03</strong>, TM Stevens Shocka<br />

ZooLoo/Twin Dragons<br />

29.<strong>03</strong>. Band of Friends<br />

02.04. Thobjorn Risager<br />

04.04. Abi Wallenstein &<br />

Blues Culture<br />

09.04. Latin Quarter<br />

11.04. Albert Lee & Hogans<br />

Heroes<br />

12.04. Layla Zoe<br />

16.04. David Grissom<br />

18.04. Bluespackage<br />

23.04. Larry Garner & The<br />

Norman Beaker Band<br />

25.04. Man<br />

Extra Blues Bar<br />

Bielefeld<br />

29.<strong>03</strong>. Baby Universal<br />

05.04. Kris Pohlmann<br />

12.04. Blue Note Blues Band<br />

20.04. Michael van Merwyk<br />

26.04. Mudcats Blues Trio<br />

30.04. Pete Anthony Alderton<br />

Frannz Club Berlin<br />

21.<strong>03</strong>. The Ricochets<br />

27.<strong>03</strong>. Livingstons<br />

28.<strong>03</strong>. Michy Reincke<br />

29.<strong>03</strong>. Mike Seeber Trio<br />

<strong>03</strong>.04. Keziah Jones<br />

04.04. DEKAdance<br />

05.04. Jepser Munk<br />

Hirsch Nürnberg<br />

20.<strong>03</strong>. Chi Coltrane<br />

25.<strong>03</strong>. Albert Lee<br />

<strong>03</strong>.04. Jon Flemming Olsen<br />

04.04. Kellerkommando<br />

08.04. Ton Steine Scherben<br />

09.04. Monsters of Liedermaching<br />

09.04. Die Happy und Gäste<br />

13.04. Vandenberg‘s Moonkings<br />

14.04. Junior Kelly & The<br />

roots Hamonics Band<br />

15.04. John Mayall<br />

16.04. Luxuslärm<br />

22.04. Julian Le Play<br />

28.04. JJ Grey & Mofro<br />

Kulturbastion Torgau<br />

22.<strong>03</strong>. Kris Pohlmann & Band<br />

29.<strong>03</strong>. DEKAdance<br />

05.04. Elisabeth Lee & Cosmic<br />

Mojo<br />

11.04. The Russian Doctors<br />

19.04. Hamburg Blues Band<br />

25.04. Mike Seeber & Band<br />

8<br />

© wasser-prawda


01.05. Wolf Maahn & Band<br />

09.05. Danny Bryant & Band<br />

Kulturspeicher<br />

(Bergstraße, Ueckermünde)<br />

22.<strong>03</strong>. Maximilian Wilhelm<br />

& Band<br />

06.04. Pianola<br />

<strong>03</strong>.05. Thilo Martinho<br />

31.05. Captain Crap und Band<br />

Laboratorium<br />

(Stuttgart)<br />

20.<strong>03</strong>. Liv. & Band<br />

27.<strong>03</strong>. Blues Company<br />

28.<strong>03</strong>. Al Jones Blues Band<br />

04.04. Paul Millns & Band<br />

05.04. Julie et moi<br />

10.04. Paul Lamb & The King<br />

Snakes<br />

11.04. Anne Wylie Quartett<br />

13.04. Latin Quarter<br />

27.04. Aynsley Lister<br />

02.05. Ben Prestage<br />

Late Night Blues<br />

(Loev Hotel Binz/Rügen)<br />

22.<strong>03</strong>. Tommy Harris & Band<br />

Beginn jeweils 21 Uhr<br />

Meisenfrei<br />

(Bremen Hankenstr.)<br />

26.<strong>03</strong>. Paunchy Lovers<br />

28.<strong>03</strong>. Off Limits<br />

01.04. Sonic Health Club<br />

02.04. Albert Castiglia<br />

<strong>03</strong>.04. Jane<br />

08.04. Albert Lee<br />

09.04. Jarome<br />

11.04. Wild Black Jets/Stringtone<br />

Slingers<br />

12.04. Rihm Shots<br />

15.04. Delta Moon<br />

16.04. Natalia Mateo & Band<br />

17.04. Soul Funk Family<br />

18.04. Hardbone<br />

20.04. Backbeat<br />

23.04. Thorbjorn Risager<br />

25.04. Rob Tognoni<br />

26.04. Cats TV<br />

Museumskeller Erfurt<br />

21.<strong>03</strong>. DeWolff<br />

22.<strong>03</strong>. Ignatz<br />

26.<strong>03</strong>. David Munyon<br />

27.<strong>03</strong>. Jesper Munk<br />

Musik<br />

28.<strong>03</strong>. Popa Chubby<br />

30.<strong>03</strong>. Hans Söllner<br />

<strong>03</strong>.04. John Mayall<br />

06.04. UFO<br />

09.04. Thomas Godoj<br />

10.04. Sebastian Hackel &<br />

Band<br />

16.04. Tim Neuhaus Duo<br />

17.04. Delta Moon<br />

23.04. Katja Werker<br />

25.04. Canned Heat<br />

Music Hall Worpswede<br />

20.<strong>03</strong>. Pohlmann<br />

21.<strong>03</strong>. Stoppok plus Artgenossen<br />

28.<strong>03</strong>. Adjiri Odametey Band<br />

29.<strong>03</strong>. John Mayall<br />

02.04. Bratsch<br />

05.04. Barclay James Harvest<br />

10.04. Pasadena Roof Orchestra<br />

12.04. Wolf Maahn & Band<br />

24.04. The Hooters<br />

25.04. Merit Becker<br />

26.04. Mokomba<br />

30.04. Saga<br />

Musiktheater Piano<br />

(Dortmund)<br />

23.<strong>03</strong>. Bjorn Berge<br />

28.<strong>03</strong>. Lake<br />

30.<strong>03</strong>. Hugh Cornwell<br />

04.04. Richard Bargel & Dead<br />

Slow Stampede<br />

27.04. Randy Hansen<br />

Musiktheater Rex<br />

(Bensheim)<br />

20.<strong>03</strong>. Albert Lee & Hoogans<br />

Heroes<br />

21.<strong>03</strong>. The Shanes<br />

06.04. Roachford<br />

08.04. Stacie Collins Band<br />

24.04. Lisa Doby & Band<br />

25.04. RoxxBusters<br />

26.04. Klaus Major Heuser<br />

Band<br />

O‘Man River<br />

(Friedensstraße, Heringsdorf)<br />

21.<strong>03</strong>. Gotte Gottschalk<br />

28.<strong>03</strong>. Eric Lenz<br />

Quasimodo Berlin<br />

21.<strong>03</strong>. Guitar Crusher & Band<br />

22.<strong>03</strong>. Fred Wesley & The<br />

New JBs<br />

23.<strong>03</strong>. Classic Rock Roadshow<br />

27.<strong>03</strong>. Hugh Cornwell<br />

28.<strong>03</strong>. moe<br />

29.<strong>03</strong>. Morblus<br />

05.04. Thobjorn Risager<br />

13.04. Roachford<br />

17.04. Jesse Ballard Band<br />

19.04. The Black Diamonds<br />

25.04. Funk Deliscious<br />

26.04. Schwarzkaffee<br />

Räucherei Kiel<br />

28.<strong>03</strong>. Ray Cooper<br />

04.04. UFO<br />

12.04. Soulfinger<br />

Schwarzer Adler<br />

(47495 Rheinberg)<br />

22.<strong>03</strong>. Pigor & Eichhorn<br />

04.04. Band of Friends<br />

Tante JU Dresden<br />

02.04.Oysterband (UK)<br />

04.04.Monokel Kraftblues<br />

05.04. UFO (UK)<br />

06.04. Gazpacho (NOR)<br />

11.04. TM Stevens (USA)<br />

24.04. Poogie Bell Band<br />

26.04. Purple Schulz (D)<br />

Yorkschlösschen<br />

(Yorkstr. 15, Berlin)<br />

21.<strong>03</strong>. The toughest Tenors<br />

22.<strong>03</strong> La Marche<br />

26.<strong>03</strong>. Mitch Kashmar & Band<br />

28.<strong>03</strong>. Opera Chaotique<br />

Bruno de Sanctis & Jakkle!<br />

30.<strong>03</strong>. Sltaim‘band<br />

02.04. Jan Hirte‘s Blue Ribbon<br />

04.04. Roger & The Evolution<br />

05.04. Dizzybirds<br />

06.04. Jo Trio<br />

09.04. Mike Green & Band<br />

11.04. Hattie St. John Band<br />

12.04. The Boogie Blasters<br />

13.04. The Rock m Roll Trio<br />

16.04. Kat Baloun<br />

17.04. Jay Hahn Swinging Allstars<br />

18.04. Lenard Streicher Band<br />

© wasser-prawda<br />

9


Musik<br />

Einen herzlichen Dank<br />

an all die talentierten<br />

Frauen im Blues, die<br />

mitgeholfen haben (in<br />

überhaupt keiner Reihenfolge):<br />

Shaun Murphy, Mandy Lemons,<br />

Carlene Perkins Thornton,<br />

Amy Hart, Eleanor Tsaig<br />

with Ori Naftaly Band, Niecie<br />

Blues, Gracie Curran, Tracy<br />

K, Logan Layman, Debra Devi,<br />

Redd Velvet, Erica Brown,<br />

Lauren Mitchell, Annie Mack,<br />

Laura Cheadle, Pam Taylor,<br />

Sunday Wilde, April Mae, Julia<br />

Cruz Magness, Cassie Taylor,<br />

Pat Pepin, Laurie Morvan,<br />

Rhonda Robichaux, Janelle<br />

Frost, Diedra the Blues Diva,<br />

Juke Joint Judy, Hurricane<br />

Ruth, Octavia Blues Harp,<br />

Lady Rose, Bridgette Kelly,<br />

Lucy Hammond, with surprise<br />

guests Markey Blues, Anna<br />

Marie, Brick Fields, Annika<br />

Chambers and Laura Chavez,<br />

and more!<br />

Women Sing the Blues<br />

in Memphis<br />

National Women in Blues war die Idee von Gründerin<br />

und „Chief Bottle Washer“ (CBW) Michele<br />

Seidman. Michele hatte beobachtet, dass Blueskünstlerinnen<br />

zu wenig wahrgenommen und oft<br />

gar übersehen wurden und sah die Notwendigkeit,<br />

das Spielfeld für diese talentierten Frauen<br />

zu verbessern. Das machte sie zu ihrer persönlichen<br />

Mission und ein paar Jahre später beschloss<br />

ich, ihr zu helfen. Von Terri Robbins.<br />

2006 schuf sie mit der Hilfe einer Handvoll Menschen und<br />

Sponsoren im schönen Wilmington (North Carolina) das „National<br />

Woman In Blues Festival“, dessen Einnahmen zur Unterstützung<br />

bedürftiger Bluesmusikerinnen und für Rechtsstreitigkeiten<br />

verwendet wurden. 2007 sah ich, dass diese Frau etwas Hilfe benötigte<br />

und bot sie ihr an. Und wir wurden „Partner“, weil ein<br />

passenderes Wort dafür fehlte. Das Festival wurde von 2006 bis<br />

2008 veranstaltet, als sowohl Micheles als auch meine Gesundheit<br />

für ein paar Jahre die Kontrolle über unsere Leben übernahmen.<br />

Im Herbst 2012 war Michele in meinem Haus und wir unterhielten<br />

uns über die bevorstehende International Blues Challenge<br />

in Memphis (Tennessee). Das ist das größte Zusammentreffen<br />

von Bluesmusikerinnen und Bluesmusikern in der Welt! Ich half<br />

den Organisatoren dieser monumentalen Veranstaltung, der Blues<br />

Foundation, seit 2004. Und so meinte ich: „Michele, was könnte<br />

es für eine bessere Zeit geben, um Frauen im Blues von überall auf<br />

dem Planeten an einem Ort zusammen zu bekommen?“ Unsere<br />

Augen begannen zu leuchten und Michele sagte: „Wir sollten eine<br />

10<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

Gracie Curran<br />

Eleanor Tsaig<br />

Logan Layman<br />

© wasser-prawda<br />

11


Titelseite: Mandy Lemons<br />

Amy Hart & Tracy K<br />

Redd Velvet<br />

Debra Devi<br />

Lucy Hammond & Mandy<br />

Lemon<br />

Tracy K & Bob Corritore<br />

Musik<br />

Women In Blues Veranstaltung während der IBC haben!“ Damit<br />

begann unser Kreuzzug, um die Operation bis nach Memphis auszudehnen.<br />

Die Blues-Familie ist eng und meistenteils loyal. Da ich für fast<br />

zehn Jahre bei der IBC ausgeholfen hatte, war alles was ich tun<br />

musste (denn wir hatten mit buchstäblich nichts angefangen),<br />

die Idee gegenüber von Michael Powers, Besitzer von Yellow Dog<br />

Records, zu erwähnen und der Ball kam ins Rollen. Er empfahl,<br />

Kontakt zu Judy Peiser vom „Center for Southern Folklore“ aufzunehmen,<br />

die uns den Veranstaltungsort zur Verfügung stellte. Die<br />

gleichermaßen schöne und talentierte Cassie Taylor, Tochter von<br />

Otis Taylor, hörte von der Veranstaltung und fragte, ob sie unsere<br />

Zeremonienmeisterin sein könne.<br />

Aber wir hatten keine Anlage, keinen Soundtechniker, weder Instrumente<br />

noch Geld, ... wirklich nichts, aber innerhalb von nur<br />

zwei Wochen kamen meine Freundin Heidi Knochenhauer und<br />

andere von der Memphis Blues Society und rollten die Ärmel hoch.<br />

Präsident Brian Wells bot uns das Schlagzeug an. Der talentierte<br />

Victor Wainwright lieh uns ein Keyboard. Eric Hughes und Xanadu<br />

Music and Books steuerten je einen Verstärker bei. Vinni Marini<br />

von „Music on the Couch“ gab uns jede Menge Zeit im Radio<br />

für Werbung und promotete die Veranstaltungen. Tim Woitiwitz<br />

von Carlene Perkins and the Juke Rockets Blues Band verdiente<br />

sich sein erstes Paar „Ehreneierstöcke“ durch sein Angebot, unser<br />

Toningenieur zu werden. All das kam so schnell auf uns zu und<br />

brachte Micheles Kopf zum Rotieren, denn es war ihre Aufgabe,<br />

dieses Event zu organisieren.<br />

Wir hatten unseren ersten „WiB All-Star Jam“ im „Center for<br />

Southern Folklore“ während der IBC 2013 und den „WiB Showcase“<br />

während des Wettbewerbs <strong>2014</strong>. Dutzende talentierter Frauen<br />

haben unsere Bühnen beehrt, zu viele, um sie aufzuzählen. Und ich<br />

will nicht eine herausgreifen, ohne alle anderen auch zu nennen.<br />

Frauen im Blues haben geholfen, das Genre lebendig und gesund<br />

zu erhalten. Jetzt arbeiten wir daran, mit Veranstaltungen wie diesen<br />

aber auch durch Medien und Airplay im Radio, die Frauen<br />

in dieser Musik zu unterstützen, auszubilden und zu fördern. Zugleich<br />

versuchen wir, den Künstlerinnen wo immer möglich direkte<br />

Kontakte zu vermitteln. Durch die Hilfe und Unterstützung<br />

unserer Freunde, die Frauen im Blues lieben, konnten wir Micheles<br />

Traum am Leben erhalten und wir schauen in eine Zukunft mit<br />

noch größeren und besseren Ereignissen.<br />

Wer sich einen kleinen Eindruck vom „WiB Showcase“ im Jahr<br />

<strong>2014</strong> verschaffen will, sollte sich das Feature „Female Blues Singers<br />

Shine In Memphis“ auf der Homepage von Voice of America anschauen.<br />

12<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

© wasser-prawda<br />

13


Musik<br />

Darren Weale’s 5. Brief aus dem Vereinigten<br />

Königreich<br />

Von Tischen und Tangas<br />

Fotos<br />

Erja Lyytinen<br />

Tanga „Voracious Love“ aus<br />

dem Merchandising-Angebot<br />

der finnischen Gitarristin<br />

W L U-<br />

K<br />

Deutsche haben einen Ruf für ihre Effi zienz. Ich hab dafür<br />

einige Beweise gesehen in der Musik. Der beste Merchandising-Tisch,<br />

den ich jemals gesehen habe, gehörte dem deutschen<br />

Gitarristen Henrik Freischlader. Er war wundervoll.<br />

Der Tisch selbst im Beaverwood Club in Chistlehurst in<br />

South-East London ist nicht vielversprechend. Eine Holzbar<br />

in einer Ecke in der Nähe der Tür dicht bei ein paar<br />

stählernen Catering-Regalen. Der Türsteher ist auch in der<br />

Nähe und verkauft manchmal CDs für Bands, die sich<br />

schon belästigt vorkämen, wenn man ihnen die Benutzung<br />

des Merchandising-Tischs vorschlüge.<br />

Oft sehe ich Bands mit bekannten Namen und guter Musik im<br />

Beaverwood Club auftauchen und einen schmuddeligen Zettel<br />

auf den Tisch packen, auf den jemand in Handschrift mit schwarzem<br />

Edding “CDs £10” geschrieben hat. Der Zettel landet direkt<br />

neben einem schiefen Haufen dieser CDs. Dann verschwinden<br />

die Musiker für den Rest der Nacht außer für die Zeit, wo sie auf<br />

der Bühne stehen. Es scheint so, als ob sie ihre CDs nicht wirklich<br />

mögen würden oder es ihnen egal wäre, ob sie eine davon<br />

14<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

verkauften. Und es scheint so, als ob sie das Publikum nicht sehen<br />

wollten, das bezahlt hat, um sie auftreten zu sehen.<br />

Hier gibt es natürlich Ausnahmen. Die charmante finnische<br />

Slide-Gitarristin Erja Lyytinen hatte einen gut vorbereiteten<br />

Tisch. In dessen Zentrum lag ein scharlachroter Tanga mit dem<br />

Namen ihres damals neuen Albums drauf: „Voracious Love“. Ich<br />

kaufte einen, aus Forschungsgründen natürlich. Schließlich verdiene<br />

ich tagsüber mein Geld im Marketing. Leider lieh ich den<br />

Tanga einem britischen Bluesmusiker, den ich kenne. Damals<br />

lachte er darüber. Aber heute behauptet er, ihn nie bekommen.<br />

zu haben Trotz allem: Die Vorstellung, die Erja von ihrem Marketing<br />

hatte, war bestechend. Wenn ich sie wieder einmal sehe,<br />

muss ich einen weiteren Tanga für Forschungszwecke kaufen.<br />

Henrik freilich war eine ganz andere Klasse. Ein echter Mensch<br />

stand die ganze Nacht hinter dem Tisch, um Dinge zu verkaufen.<br />

Eine gute Decke bedeckte den Tisch, extra für diesen Anlass mitgebracht.<br />

Da gab es gedruckte Preisschilder. Es gab Tischlampen,<br />

um das Angebot zu beleuchten. Es gab eine große Auswahl an<br />

Artikeln zu kaufen und einige bedruckte Blätter Papier, die man<br />

sich kostenlos signieren lassen konnte.<br />

Hendrik verschwand nicht einfach nach seinem Auftritt (der<br />

übrigens wundervoll war). Er kam geradewegs an, um sich mit<br />

den Besuchern zu unterhalten und ihre Einkäufe zu signieren. Er<br />

hatte auch eine Mailingliste, in die man sich eintragen konnte.<br />

Kurz gesagt: Henriks Brillianz beim Marketing passte zu seinem<br />

überragenden Gitarrenspiel. Ich bewundere seine deutsche Effizienz.<br />

Als weiteren Beleg dafür, warum das wichtig ist, schaue ich<br />

nach Amerika. Muddy Waters Sohn Mud Morganfield sagte mir<br />

einmal auf die Frage, warum er sich für seine Bühnenauftritte so<br />

elegant kleidet: „Die Leute zahlen nicht dafür, einen schlampigen<br />

Typen zu sehen.“ Wenn eine Band ihren Merchandising-Tisch<br />

schlampig behandeln, werden die Leute auch keine Lust haben,<br />

für ihre Alben und anderen Dinge Geld auszugeben.<br />

B <br />

G!<br />

Links<br />

Alistair Cooke - www.bbc.<br />

co.uk/programmes/b00f6hbp<br />

Beaverwood Club and other<br />

Pete Feenstra London venues<br />

- www.feenstra.co.uk<br />

Erja Lyytinen - www.erjalyytinen.com<br />

Henrik Freischlader – www.<br />

henrik-freischlader.de<br />

Mud Morganfield - www.<br />

mudmorganfieldblues.com<br />

© wasser-prawda<br />

15


Musik<br />

Fotos:<br />

• Holger Daub & Tim Lothar<br />

am Mississippi<br />

• Ankunft in Memphis<br />

• Unterwegs zum Fluss<br />

• Lothar & Daub beim International<br />

Shocase<br />

• Treffen mit den Suitcase<br />

Brothers aus Spanien<br />

Auf zum Mississippi!<br />

Ein Deutsch-Dänisches Duo im Semifi nale der<br />

IBC in Memphis. Von Memphis Mini.<br />

Was macht einen Solo-Act zum Duo? Wenn der andere auch<br />

da ist... Dass Tim Lothar, hoch dekorierter dänischer Bluesgitarrist,<br />

am Ende einer mehrtägigen Zitterpartie „da“ war,<br />

kostete ihn einiges an Nerven und Optimismus. Denn, ob<br />

er – rechtzeitig oder überhaupt – zur Internationalen Blues<br />

Challenge (IBC) in Memphis/Tennessee – gelangen konnte,<br />

stand kurz vor Start in den Sternen.<br />

Der dänische Blues-Musiker, der vom Baltic Blues e.V. für<br />

die Teilnahme an der IBC nominiert wurde und seinen<br />

Duopartner Holger „HoBo“ Daub einlud, ihn zu begleiten,<br />

saß im Norden Dänemarks fest. Starker Schneefall in<br />

Frederikshavn und Aalborg, gestrichene Zug- und Flugverbindungen<br />

wenige Tage vor Abflug und unklare Wettervorhersagen<br />

zwangen ihn, umzudisponieren. Er buchte einen Flug Hamburg/<br />

Amsterdam, schlug sich mit dem Zug so weit südlich durch, wie<br />

er kam und wurde in Kolding abgeholt. Auf dem Hamburger<br />

Flughafen wollte er sein Ticket dann aktualisieren lassen – trat<br />

er doch die lang gebuchte USA-Reise nicht von Aalborg, sondern<br />

von Amsterdam an. Lapidare Information am Info-Schalter:<br />

„Geht nicht.“ „Sorry?“ „Geht nicht.“ Eine Weiterreise nach Memphis<br />

sei nicht möglich. Reiseantritt ab Aalborg nicht bestätigt,<br />

also Flug nach Memphis nicht zulässig. So seien die Regeln. Ergebnis:<br />

Ein fassungsloser Musiker und eine farblose, gleichgültige<br />

16<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

weibliche Person, die weder um Hilfestellung noch um Lösung<br />

des Problems bemüht war. Erst die entzückende Angestellte beim<br />

Check-in, bei der das Gepäck wartete, machte wieder Hoffnung:<br />

„Fliegen Sie nach Amsterdam und gehen Sie da direkt zu KLM.<br />

Schildern Sie ihr Problem. Das klappt schon...“<br />

Eineinhalb bange Stunden später: Sie sollte Recht behalten.<br />

Tim Lothar durfte in den Flieger nach Minneapolis/Memphis<br />

und fand am Ende wieder bestätigt, was er zwischendurch<br />

selber fast bezweifelt hatte: „It always works out.“ (Es klappt am<br />

Ende doch irgendwie.) Nach insgesamt 40 durchwachten Stunden,<br />

aber keinerlei weiteren Problemen: glückliche Landung in<br />

Memphis. Hier erstmal Füße hoch, Warten auf Holger Daub,<br />

der kurze Zeit später mit einem anderen Flug eintraf. Tag eins<br />

in Memphis: Einmal den Mississippi sehen, Finger eintauchen,<br />

bei strahlendem Sonnenschein das Programm durchspielen und<br />

sich vorbereiten auf den International Showcase im New Daisy<br />

Theatre, der eineinhalb Tage später stattfi nden sollte: Ausgewählte<br />

IBC-Nominierte durften sich hier Mitmusikern und Zuschauern<br />

schon einmal außerhalb der Challenge präsentieren.<br />

D<br />

as Teilnehmerfeld in diesem Jahr war groß: 255 Blues-Acts<br />

aus der ganzen Welt waren für die IBC gemeldet; 125 unter<br />

der Kategorie „Bands“ (2013: 124), 101 für „Solo/Duo“ (2013:<br />

80), 29 Youngsters in der Kategorie „Youth Showcase“ und damit<br />

beim weltgrößten (Blues-)Musik-Wettbewerb dabei. Tim<br />

© wasser-prawda<br />

17


Musik<br />

• Nachts auf der Beale Street<br />

• Tim Lothar beim Viertelfinale<br />

im 152 Club<br />

Gewinner der IBC <strong>2014</strong><br />

• Solo/Duo: Tim Williams<br />

(Calgary Blues Music Association,<br />

Kanada)<br />

• Band: Mr. Sipp (Vicksburg<br />

Blues Society, Mississippi)<br />

Lothars/Holger Daubs Auftritt im New Daisy begann mit zwei<br />

Schrecksekunden – einmal, als Jay Sielemann, Geschäftsführer<br />

der „Blues Foundation“, die beiden völlig überraschend auf Bühne<br />

rief, obwohl noch eine Band vor ihnen spielen sollte. Die professionelle<br />

Planung der IBC sieht einen äußerst straffen Zeitplan vor:<br />

fällt ein Act aus, rückt der folgende nach. Das hieß für die beiden:<br />

Zack, zack – Instrumente greifen und rauf auf die Bühne. Zweiter<br />

Schreck: Holgers Harp-Amp machte Probleme, die aber gelöst<br />

werden konnten, so dass der Auftritt als „stressful but went fine“<br />

abgespeichert wurde. Überwältigend die Reaktion des Publikums<br />

– es gab ehrliche Anerkennung: Von allen Seiten reckten sich Arme,<br />

schüttelten die beiden Hände, gratulierten ihnen Kollegen und<br />

Bluesfans zum gelungenen Auftritt; Sitznachbarn stellten sich als<br />

Fans aus Kanada, Musiker aus Australien (Chris O’Connor und<br />

Familie) oder eben den USA (z.B. The Octavia Blues Band) vor.<br />

Der erste Wettbewerbsauftritt für das Duo Lothar/Daub folgte<br />

dann einen Tag später im Club 152 – natürlich ebenfalls auf<br />

der Beale Street: Die Location – herrlich düster, das Publikum interessiert<br />

und aufmerksam, die Jury taufrisch, der Sound perfekt.<br />

Mit in der Konkurrenz, die sich so aber gar nicht anfühlte, an<br />

diesem Tag alte Bekannte von Tim Lothar: Die spanischen Suitcase<br />

Brothers (Foto vor Club 152 mit Gitarren), die in 2013 bei der<br />

IBC Zweite wurden; Little G Weevil, Sieger des gleichen Jahres<br />

oder Nico Wayne Toussaint & Michel Foizon aus Frankreich. So<br />

zurückhaltend Tim Lothar im Umgang wirkt, so ausdrucksstark<br />

ist er auf der Bühne: Als würde ein Schalter umgelegt, arbeitet er<br />

sich mit seiner Gitarre, einer beeindruckenden, starken Stimme<br />

und Einsatz des ganzen Körpers durch die sehr persönlichen Stükke.<br />

Immer meint er, was er singt, nie fehlen seiner Musik Seele<br />

und Aufrichtigkeit. „HoBo“ Daubs, von Sonny Boy Williamson,<br />

Little Walter oder Rod Piazza beeinflusstes, dynamisches und mitreißendes<br />

Mundharmonikaspiel, seine passgenauen Improvisationen<br />

und die songdienliche, emotionale Spielweise illustriert und<br />

unterstreicht eloquent, was der Gitarrist da liefert. Tim Lothar<br />

18<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

und Holger Daub legten einen tollen Auftritt hin und bekamen<br />

wieder eine Menge anerkennende Kommentare, die sie direkt zurückgeben<br />

konnten. Tim Lothar: „I want the Suitcase Brothers to<br />

win. They are better than ever.“ Die Suitcase Brothers: „We want<br />

Tim Lothar to win!“ Lothars Urteil über die Quarter Finals: „This<br />

night was fun. The best acts were the Europeans – Spain and<br />

France. Nice to meet all these guys again.“ Wie auch immer – am<br />

Ende waren die beiden weiter. Tom Shakas Bruder (Swamp Shaka<br />

Duo with Tony C) samt Familie stellte begeistert fest, dass mit<br />

Holger ein Hamburger in Memphis dabei war, Buck Hoffmann<br />

vom Duo Buck Hoffmann & Paul McQuade ließ Tim nach dem<br />

Auftritt auf seiner Gibson L1 von 1945 spielen (Foto).<br />

Sowohl im Hotel als auch hier wieder faszinierend zu sehen – die<br />

Solidarität und Freundlichkeit zwischen den Musikern – ob vorher<br />

miteinander bekannt oder nicht. Da wurde sich im Fahrstuhl<br />

kurz unterhalten (Joe Mauldin und Frau, Nico Wayne Toussaint,<br />

diverse Bands) – am Ende traf man seine Hotelnachbarn auf dem<br />

nächsten Auftritt wieder: Die hatten sich die Lothar/Daub-Auftritte<br />

herausgepickt und trotz des eigenen engen Zeitplans alles<br />

daran gesetzt, rechtzeitig dabei zu sein. Ein Radiointerview bei<br />

Vinny Bond Marini von „Music on the Couch“ (Foto) und ihr<br />

großartiger, professioneller TV-Live-Auftritt bei Ditty TV (Foto)<br />

komplettierten die unvergleichlichen musikalischen Erfahrungen<br />

des Dänisch-Deutschen Duos hier in Memphis. Dann, schließlich,<br />

das Halbfinale: Ort der Semi-Finals am Freitag war das „12<br />

bar“ im Jerry Lee Lewis. Hier war es sehr viel lauter, der übergewichtige<br />

junge Mann am Mischpult wirkte leicht desinteressiert,<br />

die Jury von den anstrengenden Tagen zuvor durchaus ermüdet.<br />

Startplatz: Letzter Solo/Duo-Act von acht Auftritten um 22.30<br />

Uhr. Mit im Starterfeld so gute Leute wie Lucious Spiller, The<br />

Suitcase Brothers oder Micah Kesselring, der das Semi-Finale<br />

viermal hintereinander für unterschiedliche Blues Societies erreicht<br />

hat. Klar war: Von den acht starken Teilnehmern würden<br />

an diesem Semi-Abend nur zwei weiter kommen...<br />

Zur Autorin<br />

Memphis Mini, Journalistin<br />

aus HH, im Norden der Republik<br />

regelmäßig unterwegs<br />

für Tageszeitungen, Stadtreiseführer<br />

und Besseressermagazine.<br />

© wasser-prawda<br />

19


Musik<br />

• Mike Seeber Trio im<br />

Hardrock Cafe<br />

• Interview bei Music on<br />

the Couch<br />

• Fernsehauftritt bei Ditty<br />

TV<br />

• Buck Hoffmann lässt Tim<br />

seine Gibson L1 aus dem<br />

Jahre 1945 ausprobieren<br />

Spät abends dann die erlösende Info: Tim Lothar und Holger<br />

Daub waren nicht mehr dabei – nun war Freizeit und Sightseeing<br />

angesagt! Von wegen. Tim wurde noch am selben Abend<br />

krank, schlief zwei Tage lang. Holger jammte bis tief in die Nacht<br />

zum wiederholten Male im New Daisy mit sämtlichen Bluesgrößen,<br />

die die IBC aufzubieten hatte; Tim verschlief auch das Finale<br />

im prachtvollen Orpheum, das Tim Williams in der Kategorie Solo<br />

(zweiter Lucious Spiller) und Mr. Sipp mit Band gewann. Aber,<br />

ganz mit sich im Reinen und überglücklich, konnte Tim sich ehrlich<br />

freuen über eine tolle Woche in Memphis und das persönliche<br />

Semifinale: „Our concert went fine – perhaps our best one.“<br />

20<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

Freude am Blues: Ein<br />

Interview mit Bottleneck<br />

John<br />

Bottleneck John ist einer von Europas besten Vertreter des<br />

Blues. Sein im letzten Jahr beim Opus Label veröffentlichtes<br />

Album „All Around Man“ ist eine wundervolle Sammlung<br />

traditioneller Blues-Songs und drei neuer Stücke. Es<br />

ist ein Album mit einer Menge großartigem Spiel auf akustischen<br />

Gitarren, inklusive exzellentem Slide-Spiel auf alten<br />

und modernen Resonator-Gitarren. Insgesamt ein toll<br />

produziertes und überzeugendes Blues-Fest! Interview von<br />

Gary Burnett (zuerst veröffentlicht auf Down In The Crossroads).<br />

Übersetzung: Raimund Nitzsche<br />

Johan, zuerst Glückwünsche zum neuen Album - es ist fantastisch.<br />

Bist Du zufrieden mit den Reaktionen, die es hervorgerufen<br />

hat?<br />

Vielen Dank! Ja, das Album bekam rund um die Welt wunderbare<br />

Kritiken - und das ist für mich nicht weniger als ein Traum der<br />

in Erfüllung ging! Es gab einfach so viele positive Dinge, die diese<br />

Veröffentlichung ausgelöst hat, Menschen von überall suchen den<br />

Kontakt, um mir zu sagen, was ihnen das Album bedeutet. Ich<br />

bin gerührt und überwältigt, es ist eine Freude, die Musik mit<br />

so vielen zu teilen. Und in den Musikmedien war es das Gleiche,<br />

sowohl was die Soundqualität als auch was die Musik angeht. So<br />

bin ich ein stolzer und glücklicher Mensch!<br />

Wie kommt ein Typ aus Schweden dazu, Blues zu singen. Und<br />

was ist es, was Dich bei den alten Blues-Songs berührt?<br />

Das muss der gleiche Grund wie bei jedem Blues-Musiker irgendwo<br />

auf der Welt sein: Der Blues lässt mich etwas fühlen, was die<br />

meisten anderen Musikstile nicht schaffen. Ich werde von alten<br />

Blues, Gospel & Spirituals, Worksongs usw. berührt. Das ist die<br />

einfache Antwort, aber warum und wie das der Fall ist, das kann<br />

ich mit Worten nicht erklären. Der Blues kennt keine Grenzen<br />

und kümmert sich nicht darum, wo Du her bist. Jeder, der Höhen<br />

und Tiefen im Leben hatte, kann sich durch diese wundervolle<br />

Musik ausdrücken. Es ist alles darin. Und das mag ich!<br />

Mein Herz ist für immer verwurzelt hier in den Wäldern und<br />

Bergen im Norden Schwedens. Meine Seele aber gehört eigentlich<br />

ins Mississippi Delta. Wenn ich dort drüben bin, dann fühle ich<br />

mich in spiritueller Hinsicht zu Hause, dürfte schwer zu erklären<br />

sein, aber ich fühle es in meinen Knochen.<br />

Die alten Blues-Aufnahmen, die wir auf 78er Platten hören, sind<br />

so direkt, so unwahrscheinlich tief, von Herzen kommend und<br />

wahr. Sie sind einfach einzigartig, Das ist das beste Wort, um zu<br />

beschreiben, was ich beim Hören fühle.<br />

Und wenn ich die alten Klassiker live auf der Bühne spiele, dann<br />

klingen sie auf meine Weise, weil ich niemals die alten Bluesmu-<br />

© wasser-prawda<br />

21


Musik<br />

siker und ihre Lieder exakt nachspiele. Es fühlt<br />

sich großartig an, in der Lage zu sein, ein Old-<br />

School-Repertoire für heutige Bluesfans anzubieten.<br />

Wenn ich auftrete, dann singe ich normalerweise<br />

die originalen Texte, mache aber die<br />

Musik ganz zu meiner eigenen, nutze das Original<br />

nur als Plattform für neue Ideen.<br />

Du bist ein äußerst talentierter Gitarrist - erzähl<br />

uns über einige der Bluesgitarristen, die<br />

dich beeinflusst haben, und von denen Du gelernt<br />

hast.<br />

Da sind so viele, die Einfluss drauf hatten, wie<br />

ich ans Gitarrespielen herangehe, nicht im Detail,<br />

aber vom Gesamtgefühl her. Alte Meister<br />

wie Tampa Red, Blind Willie Johnson und Son<br />

House natürlich. Ich glaub, der Typ, der dafür<br />

verantwortlich war, dass ich mit dem Slide-<br />

Spiel begann, war ein Schwede namens Göran<br />

Wennerbrandt, der einige exzellente Sachen auf<br />

paar Alben von Eric Bibb gespielt hat. Da gibt<br />

es wunderbar geschmackvolle Sachen auf Bottleneck<br />

und Lapsteele! In den frühen Tagen meines<br />

Slide-Spiels hörte ich auch eine Menge von<br />

Corey Harris, da gibt es auf seinen ersten Alben<br />

wirklich feines Spiel zu hören.<br />

Die Fähigkeiten von Blind Willie Johnson waren<br />

schlichtweg nicht von dieser Welt. Das ist<br />

die einfache Wahrheit, wie er sein Instrument<br />

beherrschte, war ehrfurchtgebietend. Auch<br />

Robert Johnson brachte die Dinge auf ein neues<br />

22<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

Level, und das macht auch Derek Trucks heute. Sein Slide-Spiele<br />

ist schlicht fantastisch!<br />

Akustikblues ist äußerst lebendig zur Zeit - Leute wie Eric Bibb,<br />

Keb Mo, Guy Davis und so weiter sind sehr populär. Welche der<br />

heutigen Künstler hörst Du Dir gern an?<br />

Natürlich die, die Du genannt hast. Aber ich höre auch sehr gern<br />

Doug MacLeod, er ist einfach fantastisch! Die Carolina Chocolate<br />

Drops und Paul Rishell sind andere gute akustische Rootsmusiker<br />

momentan. Es ist immer die Stimme, die mein Interesse<br />

zuerst erweckt, erst dann die Instrumente, die der Künstler spielt.<br />

Ich glaub, Du hast eine interessante Sammlung von Gitarren.<br />

Erzähl uns über einige Deiner Lieblinge.<br />

Ich habe einige alte Gitarren, Mandolinen und Banjos. Die hab<br />

ich in den letzten 15 Jahren oder so gesammelt. Angefangen hat<br />

das Finden und Reparieren dieser alten Stücke als ein Hobby. Inzwischen<br />

ist nicht mehr genug Zeit vorhanden, um nur aus Spaß<br />

zu Restaurieren. So repariere ich diejenigen, auf denen ich spiele.<br />

Es ist cool, das selbst machen zu können, das reduziert einige der<br />

Kosten, die es braucht, um ein Wrack wieder spielbar zu bekommen.<br />

Was ich an diesen historischen Instrumenten mag, ist dass sie eine<br />

„Seele“, oder meiner Meinung nach „Mojo“ haben. Wie auch immer<br />

Du es nennst: sie sprechen zu mir und durch mich ganz anders<br />

als es eine moderne Gitarre kann. Vielleicht passiert das nur<br />

in meinem Kopf, aber so fühle ich es. Meine älteste spielbare Gitarre<br />

stammt ungefähr von 1840. Gebaut wurde sie in Deutschland.<br />

Durch die Jahre und die Gebrauchsspuren der Vergangen-<br />

© wasser-prawda<br />

23


Musik<br />

heit, bekomme ich beim Spielen ein großartiges Feeling. Und sie<br />

klingen natürlich auch perfekt für alten Blues.<br />

Für das Album war es mein Ziel, den Hörern neben der guten Musik<br />

so viele verschiedene Gitarren wie möglich vorzustellen. Nicht,<br />

weil es nötig gewesen wäre, sondern weil es Spaß machte!<br />

Ich denke, es kommt nur sehr selten vor, dass eine solche Vielzahl<br />

alter und neuer Resonator- und Akustikgitarren auf einem einzigen<br />

Album aufgenommen werden. Und das kann man in der guten<br />

Soundqualität hören, die das Markenzeichen von Opus 3 Records<br />

ist.<br />

Auf der CD hören wir 19 verschiedene Saiteninstrumente aus meiner<br />

Sammlung neben anderen Instrumenten wie Konzertflügel,<br />

Tuba, Mundharmonika, Hammondorgel und Kontrabass.<br />

Um hier ein paar Favoriten aufzuzählen: Da haben wir eine Dobro<br />

von 1936 mit Metallkörper und Fiddle-Kante, eine wunderbare alte<br />

Gitarre. Eine 1914er Levin mit schönen Einlegearbeiten, eine<br />

in Schweden gebaute Salon-Gitarre. Dann haben wir noch eine<br />

National Duolian von 1933, die ultimative Resonator für Blues<br />

nach Meinung vieler Musiker (mich eingeschlossen). Die gibt einen<br />

tiefen heulenden Ton von sich. Gespielt wird auf dem Album<br />

auch eine 12-saitige Resonator, die ich selbst aus eine sechssaitigen<br />

hergestellt haben. Selbst eine einsaitige Zigarren-Kisten-Gitarre,<br />

ein Diddley-Bow kann man beim letzten Lied von „All Around<br />

Man“ hören.<br />

Da ich mich so sehr für alte Gitarren und Mandolinen interessiere,<br />

wollte ich die Gelegenheit nutzen, diese Klänge mit Blues- und<br />

Gitarrenfans überall zu teilen. Ich hoffe, Ihr steht auf diese Idee!<br />

Wenn ich live spiele, wechsle ich die Instrumente häufig und verwende<br />

für verschiedene Auftritte verschiedene Modelle. Meine historischen<br />

Instrumente bring ich aber nur zu Konzerten mit, wenn<br />

ich weiß, dass sie dort sicher sind. Manche Läden sind in der Beziehung<br />

etwas unsicherer und dort bringe ich dann neuere Versionen,<br />

Klone der alten Nationals und Dobros mit.<br />

Den Blues hat man oft „Musik des Teufels“ genannt. Aber daneben<br />

gibt es auch eine lange Geschichte von Gospel-Blues. Und<br />

einige Lieder auf Deiner neuen Platte sind Gospel-Blues - offensichtlich<br />

fühlst Du dich mit diesen ebenso wohl wie mit Spirituals.<br />

Wie kommt das? Was ist an diesen Songs auch im 21. Jahrhundert<br />

noch relevant?<br />

Des Herrn Antwort auf die Musik des Teufels! Das ist eine Weise,<br />

die alten Gospel-Blues zu bezeichnen.<br />

Es hat etwas von einem Zeitsprung, es ist berührend und großartig,<br />

diese frühen, tief religiösen Lieder zu singen. Und ich mach das<br />

bei jedem Auftritt. Melodien und Texte erzählen von Arbeit, Mühen<br />

und Leiden, das die Menschen aushalten, aber auch von dem<br />

warmen Mitgefühl und dem echten Glauben an Gott, der ihnen<br />

Kraft zum Weitermachen gab.<br />

Damals spielten Musiker am Samstag Blues in den Juke Joints und<br />

am nächsten Morgen spielten die gleichen Musiker Gospelmusik<br />

in der Kirche. Die Texte waren verschieden, aber die Musik blieb<br />

die Gleiche.<br />

Es ist keine religiöse Ursache, welhalb ich Gospel und alte Spirutals<br />

singe sondern ich mach es aus dem wichtigen historischen Anteil,<br />

den sie für diese Musik haben. Und sie verdienen es definitiv, wei-<br />

24<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

terhin gespielt zu werden. Ich will dabei helfen, die Tradition am<br />

Leben zu halten.<br />

Für mich ist es fast genauso wichtig, die Geschichte und die Hintergründe<br />

der Musik zu kennen und weiterzugeben wie die Musik<br />

selbst zu spielen!<br />

Was hält <strong>2014</strong> für Bottleneck John noch bereit?<br />

Später im Jahr wird es hoffentlich ein neues Album geben, ich<br />

freue mich sehr darauf, mit den Aufnahmen bei Opus 3 anzufangen.<br />

Tourneen und Gigs hier und da gibt es wie üblich. Das ist<br />

überhaupt das Beste daran, ein reisender Musiker zu sein: neue<br />

Orte zu besuchen und neue Zuhörer zu treffen!<br />

© wasser-prawda<br />

25


Musik<br />

1. Februar: Hands on Strings im Jazzclub<br />

Eisenach<br />

Gitarrenwald im<br />

Thüringer Wald<br />

Aus dem Thüringer Wald wurde auf der Bühne ein Gitarrenwald<br />

(O-Ton: Thomas Fellow) – Ibanez-E-Gitarre,<br />

Konzertgitarren verschiedenster Korpus- und Saitenformen,<br />

Tweed bezogene Duncan-Verstärker, eine kleine Effekt-Treter-Sammlung,<br />

zwei Stühle … Hands on Strings sind die<br />

Gitarristen Thomas Fellow und Stephan Bormann. Gast<br />

bei ihrer „Prometheus Tour“ war der Mandolinespieler und<br />

Sänger Mike Marshall. Eine Konzertkritik von Torsten<br />

Rolfs.<br />

Am Anfang des gut besuchten Konzertabends stand das Titelstück<br />

der Tour der beiden Gitarristen. Thomas Fellow vermochte<br />

in launigen Ansagen die Schwierigkeit des Findens von Titelbezeichnungen<br />

von Musikstücken zu erklären. So erfuhr das Publikum,<br />

dass das Titelstück nicht durch jahrelanges Studium der<br />

griechischen Mythologie seinen Namen erhalten habe, sondern<br />

einfach ein Katastrophenfilm im Kino den Titel entstehen ließ.<br />

Sei es durch die Einführung zum Thema Film (stellenweise lang,<br />

aber eben auch kurzweilig) oder der Wiedererkennungswert ein-<br />

26<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

zelner Töne – ein 3-Tonzitat kam mir in den Sinn Lalo Shiffrins<br />

Mission Impossible-Thema). Das mehrfache Intonieren des Themas<br />

des Stückes, abwechselnd oder unisono gemeinsam gespielt,<br />

gefolgt von intensiven Soloparts mit enormer Dynamik entzückte<br />

dies gleich am Anfang das Publikum.<br />

Der Titel „Offroad“ aus einem der vorhergehenden Programme<br />

führte er mit den Worten ein, die Musiker und ihr Gast seien auf<br />

den Spuren Bach´s in Eisenach gewandelt und sie hätten auch die<br />

waldreiche Umgebung entdeckt. So passte es gut, sich das Wandeln<br />

auf waldreichen, steinigen Pfaden vorzustellen.<br />

Die Kino- und Filmbegeisterung steigerte sich dann auch im<br />

Stück Chewbaka (der geneigte Leser vermag sofort die passende<br />

Filmtrilogie auf der Leinwand zu sehen). Thomas Fellow erzeugte<br />

mit Hilfe gekonnt eingesetzter Effekte vom „R2D2“-Pedalboard<br />

mit der Ibanez-Gitarre sphärische Klänge. Das Thema hatte fast<br />

etwas von einem Kinderlied, das in einem Turnaround mit Chorus-<br />

und … effekten gipfelte, bis dann Bormann mit der Konzertgitarre<br />

das Thema aufnahm und in dem heiteren Turnaround<br />

Fellow wieder übernahm und Bormann das Thema vocal unterstützte<br />

…<br />

So vergingen die ersten 20 Minuten wie im Flug und einer guten<br />

Konzertdramaturgie folgend, spielten die beiden ein wunderschön<br />

besinnliches Stück und die Zuhörer hatten somit Gelegenheit<br />

zu entspannen, Luft zu holen.<br />

Die virtuose Kraft der beiden Gitarristen zeigte sich auch im<br />

nächsten Stück. Hier erzeugte bei mir die Ansage mit der Erklärung<br />

der Rhythmus- und Taktbesonderheiten (in einem geradlinigen<br />

Leben muss man auch mal ungerade Taktarten nutzen)<br />

eine Vorfreude, die sich dann nicht bestätigt fand, wenngleich<br />

das Stück einen enormen Fuss-Wipp-Charakter hatte. Zum Ende<br />

des Sets gab es zwei Stücke, die die Zuhörer in der Alten Mälzerei<br />

besonders mit einbezogen. Zunächst einmal „Erkennen Sie<br />

die Melodie“ mit einer Adaption des Popsongs „Somebody That I<br />

Used To Know“ von Gotye und als letztes (auch hier wieder einer<br />

perfekten Dramaturgie folgend) eine Komposition mit dem Namen<br />

„Loco“, bei der die Besucher aktiv mit einbezogen wurden.<br />

Im 4/4 Takt den Männern die ersten drei Taktzeiten zum Klat-<br />

© wasser-prawda<br />

27


Musik<br />

schen und den Frauen im Publikum die 4 in Achteln … (O-Ton<br />

Bormann: zwei Schwierigkeitsgrade ein leichter für die Frauen und<br />

einen sehr leichten für die Männer) Die Musiker auf der Bühne<br />

konnten sich über ein rhythmus-sicheres Publikum freuen.<br />

Das zweite Set stellte den grandiosen Gast Mike Marshall an der<br />

Mandoline in den Mittelpunkt. Die drei Musiker verstanden sich<br />

musikalisch blind auf der Bühne, wenngleich ihr Minenspiel in<br />

besonderem Maße diese Verbindung deutlich machte. Ein Pophit,<br />

Conga von Gloria Estefan bildete den rhythmisch virtuosen Anfang<br />

des Sets.<br />

Bei The Gator Strut spielte Mike Marshall ein Mandoloncello,<br />

das eine warme Basstonalität erzeugte und somit den Rhythmuscharakter<br />

des Stückes pointierte und die beiden Gitarristen ein<br />

wahres Solistenfeuerwerk abfeuern konnten.<br />

Mike Marshall war ganz beseelt vom Spirit der Stadt Eisenach<br />

mit seinem großen Sohn – Johann Sebastian Bach – und Mike<br />

Marshall vermochte diese Begeisterung in sein Spiel mit einzubeziehen.<br />

In einem Solo-Stück begann er mit einem Zitat Bach´scher<br />

Barockmusik, um dann mit Bluegrass-Elementen in einem organischen<br />

Übergang fortzufahren. Im Gesangspart des Stückes lebte<br />

die Roots-Music Tradition auf, um dann wieder in einer Phrase<br />

klassischer Tonalität zu enden.<br />

Nach zwei weiteren Stücken zum Ende des Sets ging in der von<br />

begeistertem Applaus geforderten Zugabe so richtig die Post ab:<br />

I´m sittin´on top of the world - der beliebte Bluesklassiker - erhielt<br />

in dieser Instrumentierung ein ganz eigenes Gepräge. Auch in diesem<br />

Stück gefiel die Stimme von Mike Marshall mit rauchig warmem<br />

Timbre. Ein letztes Stück gab den drei Musikern noch einmal<br />

Gelegenheit, ihre virtuose Expressivität ausspielen zu können.<br />

Mit ihren Instrumenten in der Hand und weiter spielend verließen<br />

sie unter Beifall die Bühne.<br />

Wie lässt sich diese Gitarrenmusik von Hands on strings schubladisieren?<br />

Ist das Jazz, weil es im Jazzclub stattfand, war es Klassik,<br />

weil aus der klassischen Gitarrenschule kommend die Virtuosität<br />

im Vordergrund steht? Ist es vielleicht doch auch PopMusik, weil<br />

es Freude macht populäre Themen zu adaptieren? Bei dieser Musik<br />

wird klar, dass es nicht um die vermarktungsgerechte Kategorisierung<br />

von Musik geht, sondern der Musiker mit seinem Instrument<br />

die stilistische Diversität bestimmt. Auch wird deutlich, dass von<br />

bestimmten Künstlern Hörgewohnheiten geprägt wurden, und der<br />

Schreiber und ein weiterer Zuhörer sofort Assoziationen zu Al di<br />

Meola, Pacco di Lucia und John McLaughlins Friday Night in San<br />

Francisco hatten.<br />

28<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

Paul Batto und die<br />

„neue Auszeit“<br />

Paul Batto ist ein in Europa weitgereister Musiker, der seinen<br />

Ursprung in Südosteuropa hat. Geboren in Slowenien<br />

lebt er heute in der Tschechischen Republik, von wo aus er<br />

seiner Konzertreisen in Europa startet. Zum Konzert am<br />

25. Januar <strong>2014</strong> in der Bruckmühler Auszeit gibt es zwei<br />

Novitäten: Erstens ist die Auszeit als Restaurant und Musikbühne<br />

neu konzeptioniert und zum zweiten bringt Paul<br />

Batto seine neue CD „Lonesome Road“ mit. Interview und<br />

Fotos: Mario Bollinger.<br />

Die Auszeit ist ursprünglich ein Eßlokal in Bruckmühl<br />

zwischen München und Rosenheim. Der<br />

Betreiber Mario Oksas hat aber das Lokal Schritt<br />

für Schritt in einen Laden mit Liveveranstaltungen<br />

umgeprägt. Viele lokale und internationale Musiker haben hier<br />

Konzerte gegeben. So haben hier schon Musiker wie „Sir“ Oliver<br />

Mally aus Österreich, Bastian Semm mit seinem CASH – Singerof-Songs-Programm<br />

und die Kabarettisten Franziska Wanninger<br />

und Helmut A. Binser ihr Programm gezeigt. Der neueste Coup<br />

ist aber die optische Umgestaltung des Lokals und der Speisekarte.<br />

Der Look des Lokals ist moderner. Glas, Stein und blaues<br />

© wasser-prawda<br />

29


Musik<br />

Licht prägen die Optik. Für die Musiker gibt es jetzt einen besser<br />

ausgewiesenen Bühnenteil mit Bühnenlicht und einem schwarzen<br />

Vorhang als Hintergrund. Die Speisekarte ist fokussierter und<br />

der neue Mann hinter der Theke Muhammer Gül ist an diesen<br />

positiven Änderungen sehr beteiligt gewesen. Die Tische sind<br />

kleiner geworden, locker in Gastraum verteilt und bieten für 40-<br />

60 Personen Sitzplätze. Der Gastraum kann bei der Show jetzt<br />

abgedunkelt werden, die alten UFO-Lampen sind verschwunden<br />

und Muhammer besteht darauf, dass während der Show Ruhe<br />

herrscht und selbst die Espressomaschine hat zu schweigen. Nach<br />

wie vor lockt Mario Oksas mit freiem Eintritt zu den Konzerten<br />

und Kabaretts, jeder Gast kann aber während der Show seine Anerkennung<br />

durch eine Spende in den Hut Ausdruck verleihen.<br />

Paul Batto war bereits letztes Jahr Gast von Mario Oksas und als<br />

er das Lokal betrat, sagte er spontan und begeistert: Das ist aber<br />

nicht das Lokal, wo ich schon mal gespielt habe!<br />

Vor der Show hatte ich Gelegenheit, mit Ondra Kriz (Ondřej<br />

Kříž) zu sprechen, der Paul Batto auf vielen seiner Konzerte<br />

auf dem Klavier begleitet. Ondra Kriz ist mit seinen<br />

26 Jahren bald halb so jung wie sein Partner Batto. Beide haben<br />

sich in Ondras Heimatstadt Tabor südlich von Prag getroffen, als<br />

Paul dort vor einigen Jahren hinzog. Neben Paul Batto begleitet<br />

er noch den Bluesmusiker Rene Trossman und unterrichtet Kinder<br />

am Klavier. Sein Konservatoriumsstudium hat er zu Gunsten<br />

eines frühen Musikerberufs aufgeben, was ihn aber nicht daran<br />

hindert, sein Wissen und Können unkonventionell an Klavierschüler<br />

weiterzugeben und damit seinen Lebensunterhalt mitzuverdienen.<br />

Sie müssen natürlich das Basiswissen erlernen, aber das<br />

nicht zwangsweise an den alten Komponisten wie Bach oder Mozart.<br />

Er erlaubt seinen Schülern zu spielen, was ihnen gefällt und<br />

erhält hier auch die Unterstützung der Eltern. Daneben macht er<br />

z.B. 120 Shows im Jahr mit Paul Batto oder Rene Trossman.<br />

Die Musikszene in der Tschechischen Republik entwickelt sich<br />

stetig, die wahre Musikszene spielt sich in den Theatern und Kulturhäusern<br />

ab, die es noch reichlich aus alten Zeiten gibt. Die Pubs<br />

in Prag dagegen werden vornehmlich von Touristen frequentiert<br />

und sind nicht das Ziel von Musikern wie Ondra Kriz oder Paul<br />

Batto. Auf die Frage, ob sich Auftritte wie in der Auszeit mit einer<br />

Anreise von 500km für Ondra rentieren, antwortet er: „Nun,<br />

ich spiele nicht nur für das Geld, sondern auch für den Spaß“. Er<br />

selber hat zwar Deutsch in der Schule gelernt, aber leider mittlerweile<br />

durch das wesentlich häufiger gebrauchte Englisch fast alles<br />

wieder vergessen.<br />

Paul Batto und Ondra Kriz brauchten kaum 30 Minuten zum<br />

Aufbauen, dann ging das Konzert auch schon los. Paul Battos<br />

eindringliche Stimme, eine Resogitarre, seine Stompbox und Ondras<br />

Klavier sorgen gleich für einen schnellen Opener der Show.<br />

Anfänglich herrschte noch etwas Unruhe im Raum, aber als Paul<br />

Batto einen sehr leisen Song mit spanischen Elementen anstimmte,<br />

herrschte sofort gespannte Ruhe im Publikum. Während Paul<br />

Battos Wesen von Stimme und Spiel geprägt ist und er ansonsten<br />

ein sehr ruhiger Musiker auf der Bühne ist, lebt Ondra auch<br />

körperlich in seiner Musik. Körperhaltung und Gestik unterstrei-<br />

30<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

chen seine Aussage: „Ich spiele<br />

nicht nur für das Geld sondern<br />

auch für den Spaß“. Paul<br />

Batto hat mir dann hinterher<br />

erzählt, dass er auf der Bühne<br />

nicht allzu viel von sich preisgibt.<br />

Bei dem Song „Garden<br />

of Love“ erzählt er aber dann<br />

doch von seiner neuen Heimatstadt<br />

in Südböhmen, einer<br />

Kirche, eine Haus dahinter<br />

und dem Garten dazu. Bei<br />

einem Pianosolo von Ondra<br />

läßt sich das Publikum dann<br />

doch mal zu einem Szenenapplaus<br />

hinreisen. Paul Batto beschließt<br />

nach 2 Zugaben den<br />

Abend mit Amazing Grace,<br />

einem alten Kirchenlied, das<br />

einen Sinneswandel eines ehemaligen<br />

Sklavenschiff kapitäns<br />

beschreibt. Als allerletzte Zugabe<br />

geben Paul Batto und<br />

Ondra Kriz ihre Version von<br />

„Moon River“, was einmal<br />

mehr die Bandbreite von Paul<br />

Battos Gesang unterstreicht.<br />

Einen besseren Schlussakkord<br />

kann mit sich nach dem Musikprogramm<br />

der Beiden fast<br />

nicht vorstellen.<br />

Nach dem Konzert stand mir<br />

auch Paul Batto zu einigen<br />

Fragen für die Wasser-Prawda<br />

zur Verfügung<br />

WP: Woher kommst Du und wo geht es hin?<br />

PAUL BATTO: Ich weiß es nicht. Ich betrachte das Ganze als<br />

Tomatenpflanzen und -ernten. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und plane<br />

nicht mal 6 Monate voraus. Ich bin Großvater geworden, ich<br />

kümmere mich um meine Kinder und es macht mir viel Spaß. Ich<br />

bin in Slowenien geboren, mache seit dem 18. Lebensjahr Musik,<br />

begann zu singen und bediente mich der afrikanisch-amerikanischen<br />

Gospeltraditionen und der Art, wie in Kirchen zu singen.<br />

Wurzeln habe ich keine. Ich bin nicht in einer musikalischen Familie<br />

aufgewachsen, es gab keine Schallplatten und ich hatte nur<br />

das Radio als Quelle. Ich war lediglich einen Monat auf einer<br />

Musikschule. Musik faszinierte mich schnell und ich kam dann<br />

sozusagen über die Hintertür zur Musik. Ich habe Slowenien<br />

mit 20 Jahre verlassen. Ich ging in die Schweiz, mache Spiritual<br />

Music, Blues, spielte in einem Jazztrio, in Big Bands. Ich machte<br />

viel verschiedene Musik und mache es noch, aber es sind immer<br />

Schaffensperioden. Es gibt viele Musiker, die viele Stile spielen,<br />

aber keinen Stil richtig rüberbringen. Ich mache das schon auch<br />

und für ein offenes Publikum ist das eine abwechslungsreiche<br />

© wasser-prawda<br />

31


Musik<br />

Präsentation. Ich richte mich aber nicht nach dem Anspruch des<br />

jeweiligen Publikums, sondern mache einfach mein Ding. Und<br />

ich mache das in Perioden. In erster Linie spiele ich erst mal für<br />

mich. Die Bühne ist für mich immer noch ein sehr privater Bereich.<br />

Ich habe heute ein breites Spektrum und ich spiele das alles<br />

gerne.<br />

WP: Verfolgst Du auch andere Projekte?<br />

PAUL BATTO: Eigentlich nein. Ich werde viel eingeladen, ich<br />

kann mit Big Bands singen. Ich wurde auch für Musicals wie<br />

Jesus Christ Superstar eingeladen zu singen, aber ich habe abgelehnt,<br />

da es Kraft kostet. Vor einem halben Jahr habe ich von<br />

einem Philharmonischen Orchester die Einladung angenommen,<br />

„Anatevka“ zu singen, aber im Wesentlichen habe ich nicht die<br />

Zeit und die Kraft, sowas zu verfolgen. Ein Orchester erfordert<br />

Proben und Aufwand, was ich nicht bereit bin aufzubringen, obwohl<br />

es immer eine gute Erfahrung ist. Ich habe daher gelernt,<br />

Nein zu sagen, um mich nicht in Dinge zu verlieren, die mir<br />

nichts bringen. Die meisten Leute mögen eigentlich die Musik,<br />

die von mir stammt. Ich schreibe ca. 90% aller Songs selbst und<br />

das ist für mich die ehrlichste Art und Weise, Musik nahezubringen.<br />

Ich kann mich hinsetzen, einen ganzen Abend Jazzstandards<br />

singen. Das ist sicherlich nett und aber der Effekt ist nicht der<br />

Gleiche, als wenn ich meine Songs singe.<br />

WP: Deine letzte CD “aint but one way” ist aus dem Jahr 2010.<br />

Deine neue CD heißt „Lonesome road” . Erzähl uns mehr darüber.<br />

PAUL BATTO: Die CD ist eine reine solo CD und jetzt im Januar<br />

<strong>2014</strong> erschienen. Ich habe lediglich meine Stimme und meine<br />

Gitarre aufgenommen. Die letzte CD war von den Mitmusikern<br />

und Instrumente wie die Lapsteel Gitarre dominiert. Dieses Mal<br />

wollte ich nur ein Mikrophon und sonst nichts.<br />

WP: Welche Instrumente spielst Du?<br />

PAUL BATTO: Ich spiele eine Republic Resonator Gitarre, ich<br />

benutze eine custom made Archtop Gitarre und eine hundert<br />

Jahre alte Parlor Gitarre. Sie ist auf dem Cover der neuen CD<br />

abgebildet. Diese Gitarren sind fantastisch und haben ein unendliches<br />

Sustain. Sie sind einzigartig und immer mit einer eigenen<br />

Stimme. Dann benutze ich noch eine Cole Clark aus Australien<br />

und habe ein sehr schöne tschechische Furch Gitarre. Viele Instrumentenhersteller<br />

kommen aus der tschechischen Republik. In<br />

der Gegend von Markneukirchen und aus der tschechischen Seite<br />

kommen Firmen wie C.F. Martin ebenso Höfner und Framus.<br />

Ich habe zwei Furch Gitarren und das sind Weltklasse Akustikgitarren.<br />

WP: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Ondra Kriz?<br />

PAUL BATTO: Wir leben in der gleiche Stadt Tabor, in die ich<br />

vor ca. 5 Jahren gezogen bin. Wir haben uns da getroffen und seit<br />

dem spielen wir zusammen.<br />

WP: Welche anderen Projekte verfolgst Du mit Ondra?<br />

PAUL BATTO: Wir machen einiges zusammen, aber ich spiele<br />

auch gerne alleine, weil ich dann ganz andere Dinge tun kann.<br />

32<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

Mein Publikum mag mich solo genau so gerne, weil sie meine<br />

Stimme lieben und ich mich auf sowas konzentrieren möchte<br />

WP: Wie posititionierst Du Dich und Deine Musik?<br />

PAUL BATTO: Ich bin ein Singer/Songwriter, ich schreibe zu<br />

90% meine Songs selber. Ich halte mich von Strömungen fern,<br />

verkehre kaum mit Bluesmusikern, werde deshalb manchmal als<br />

Musikanarchist bezeichnet und halte mich auch fern von Zirkeln.<br />

Ich mache halt einfach mein Ding und fühle mich nicht als ein<br />

Teil einer Szene. Manche Leute fühlen sich verwirrt, wenn ich<br />

mal den Stil wechsle, ich möchte einfach keinem Stil zugehören.<br />

Und ich liebe meine Freiheit.<br />

WP: Hast Du eine Message, welche Du Deinem Publikum nahebringen<br />

möchtest?<br />

PAUL BATTO: Ich möchte keine Message rüberbringen, da sie<br />

politisch sein könnte und das möchte ich nicht. Ich halte es da wie<br />

Randy Newman, der nie einen selbstbeobachtenden Song über<br />

sich selbst schrieb. Alles was er geschrieben hat, hatte nichts mit<br />

ihm zu tun. Ich erzähle nicht viel und erkläre auch nichts auf der<br />

Bühne. Eine sehr introvertierte Art, Musik zu machen. Ich liebe<br />

ein Publikum, das gerne zuhört und nicht viel fragt. Ich antworte<br />

natürlich und man kann mit dem Publikum arbeiten, aber das<br />

ist nicht meine Art. Am Ende des Tages bin ich es, der da auf der<br />

Bühne ist und die Leute akzeptieren mich so.<br />

WP: Wenn Du einen Wunsch hättest, mit jemanden ein Konzert<br />

zu machen – wen würdest Du Dir wünschen?<br />

PAUL BATTO: Ich habe da keine Wünsche<br />

© wasser-prawda<br />

33


Paul Batto - Lonesome<br />

Road<br />

Paul Battos neue CD heißt<br />

„Lonesome Road“ und enthält<br />

11 Songs aus seiner Feder. Im<br />

Gegensatz zur vorherigen CD<br />

spielte er diese CD komplett<br />

solo ein. Im Gespräch erwähnte<br />

er, dass die vorherige zu sehr<br />

von den anderen Instrumenten<br />

wie einer Lapsteel dominiert<br />

war. Das wollte er hier<br />

grundlegend ändern. Ein Mikrofon,<br />

eine alte Parlorgitarre<br />

und seine eindringliche Stimme.<br />

Ein Konzept, das auch bei<br />

vielen anderen Musikern im<br />

Singer/Songwriter-Genre Anklang<br />

findet. Die Songs sind<br />

bewusst kurz gehalten, um<br />

unnötige Wiederholungen zu<br />

vermeiden.<br />

Da die Kombination Stimme/akustische<br />

Gitarre nicht<br />

sehr viel Abwechslung bieten,<br />

klingen einige Songs sehr<br />

ähnlich ohne eine Spannung<br />

aufzubauen. Wesentlich interessanter<br />

sind die Stücke, in<br />

den Paul Batto das Tempo erhöht<br />

oder abwechslungsreiche<br />

Rhythmen spielt. Ein solcher<br />

Titel ist “Hey, Hey here comes<br />

a new day”. Auch ungewöhnliche<br />

Einflüsse wie spanische<br />

Melodien lassen den Zuhörer<br />

aufhorchen. In „Storm’s comin‘“<br />

blitzt er dann wieder<br />

durch, der Blues von Paul<br />

Batto: Coole Stimme, tolles<br />

Fingerpicking auf einer ungewöhnlichen<br />

Parlorgitarre. Im<br />

Titelsong „Lonesome Road“<br />

zeigt Paul Batto, dass er auch<br />

ein Könner auf der Resogitarre<br />

ist. Trotzdem ist es kein<br />

typischer Bluessong, bedient<br />

sich lediglich an Fragmenten<br />

des Blues und kombiniert sie<br />

zu einem typischen Song dieser<br />

Solo-CD von Paul Batto.<br />

Musik<br />

WP: Was weißt Du von München?<br />

PAUL BATTO: (Schweigt) - Ist Paulaner aus München? Ich habe<br />

ein oder zweimal im Hide Out gespielt. Ich kenne den ehemaligen<br />

Music Shop, Aber ich gehe auch nicht auf Großveranstaltungen<br />

wie Oktoberfest.<br />

WP: Du bist oft in den Niederlanden?<br />

PAUL BATTO: Ja, ich bin mehrmals in Jahr für 3 bis 4 Wochen<br />

dort.<br />

WP: Auf der Facebookseite sind sehr viele holländische Einträge.<br />

PAUL BATTO: Ja, ich bin da sehr beliebt. Ich wollte erst gar nichts<br />

auf Facebook machen, aber ich kann ja nicht mal meine eigene<br />

Webseite pflegen, daher habe ich angefangen, mehr auf Facebook<br />

zu machen, um schnell Dinge zu posten. Ja, Holland und Belgien<br />

sind sehr interessant für mich. Als ich in die Tschechische Republik<br />

gezogen bin, habe ich erst gar nicht viel da gemacht. Aber seit drei<br />

Jahren machen wir immer eine schöne Tour durch die Republik.<br />

Wir haben immer gute 100 Besucher in den Kulturhäusern und<br />

Theater, die es hier immer noch gibt. Ich spiele nie in Pubs, sofern<br />

mich keiner wirklich dazu einlädt. Es ist für den Künstler nicht<br />

sehr einladend, wenn die Gäste eigentlich nur wegen der Getränke<br />

aber nicht wegen des Künstlers kommen.<br />

WP: Was möchtest Du gefragt werden?<br />

PAUL BATTO: Hm, was möchte ich gefragt werden? Frag mich<br />

das nächste Mal, ob wir zusammen Abendessen.<br />

34<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

© wasser-prawda<br />

35


Literaturempfehlung<br />

So ziemlich der letzte Überlebende<br />

der klassischen Besetzung<br />

von Canned Heat ist<br />

Schlagzeuger Fito de la Parra<br />

(seit 1970 dabei). seine Autobiographie<br />

„Living The Blues“<br />

ist unbedingt empfehlensewrt.<br />

Die deutsche Ausgabe erschien<br />

bereits 2001.<br />

Fito de la Parra: Living<br />

The Blues. Canned<br />

Heat‘s Story zwischen<br />

Musik, Drogen, Tod, Sex<br />

und Überleben<br />

Big Beat Musikverlag Lindenwerra<br />

2001<br />

ISBN 3-00-007020-6<br />

Musik<br />

Bob Hite (1943-1981)<br />

Einige werden sicher fragen Bob Wer? Die eingefl eischten<br />

Blueskenner wissen natürlich sofort, wer da gemeint ist.<br />

Bob Hite – Gründungsmitglied von Canned Heat. Eine<br />

Biographie von Matthias Schneider.<br />

Wegen seines massigen Körpers nannte man ihn „The Bear“. Geboren<br />

wurde Bob Hite am 26. Februar 1945 im Stadtteil Torrance<br />

von Los Angeles. Seine Mutter war Sängerin und sein Vater hatte<br />

in einer Band in Pennsylvania gespielt. Schon mit neun Jahren<br />

fing seine große Leidenschaft als Plattensammler an. Er sammelte<br />

sämtliche Platten aus Jukeboxen, die er bekommen konnte. Später<br />

eröffnete er sogar einen eigenen Plattenladen und gab das Magazin<br />

„Rhythm & Blues Collector“ heraus. Bis 1973 hatte er über<br />

70.000 Schallplatten gesammelt. Er soll oft in Plattenläden sämtliche<br />

Kopien einer Platte aufgekauft und sie bis auf ein Exemplar<br />

vernichtet haben, um den Wert seiner Sammlung zu erhöhen.<br />

Nach seinem Tod 1981 wurde die Sammlung zerschlagen, er hatte<br />

aber vorher schon aufgrund finanzieller Probleme große Teile<br />

verkaufen müssen. Einen Großteil seiner Sammlung besitzen heute<br />

Fito DeLaParra und Walter De Paduwa. Dieser veröffentlichte<br />

2007 in Zusammenarbeit mit Adolfo „Fito“ De La Parra einige<br />

Aufnahmen aus der Sammlung auf dem Sampler Rarities From<br />

The Bob Hite Vaults.“ 1<br />

Die Leidenschaft für klassischen Blues und Rhythm & Blues<br />

spielte auch eine große Rolle für sein Leben als Musiker. 1965<br />

gründete Bob mit Alan Wilson und Henry Vestine Canned Heat.<br />

Hite kam auf den Namen, da eine seiner Schallplatten aus dem<br />

Jahr 1928 von Tommy Johnson einen gleichnamigen Bluessong<br />

enthielt. Der Name ist eine Anspielung auf gelierten Brennspiritus,<br />

der in verdünnter Form oft als billiger Schnapsersatz missbraucht<br />

wurde. Zunächst wollte man eine traditionelle Jugband<br />

sein, bei der Alan Wilson die Slide-Gitarre spielte. Bei Canned<br />

Heat übernahm Hite neben Wilson den Gesang und spielte<br />

ebensfalls Mundharmonika.<br />

Gerade der Kontrast zwischen Hites tiefer und rauher Stimme<br />

und Wilsons einzigartig hoher Gesang trugen zum Erfolg der<br />

Band bei. Auch das Harpspiel der beiden war jeweils einzigartig<br />

und führte zu reizvollen Kontrasten. Über die Kreise der Bluessammler<br />

hinaus wurde die Band vor allem durch ihre Auftritte<br />

bei den beiden legendären Festivals in Montery und Woodstock<br />

bekannt. Canned Heat war auch die Band, die damals unsere<br />

Hymne „Going up the Country“ spielte, ein Titel entstanden<br />

nach dem Bull Doze Blues von Henry Thomas , ein Titel der unseren<br />

Sehnsüchten in der damaligen DDR entsprach.<br />

„I‘m going to leave the city got to get away<br />

I ‚m going to leave the city got to get away<br />

All this fussing and fighting<br />

Man, you know I sure can‘t stay.<br />

„Ich Werde die Stadt verlassen, ich muss hier fort<br />

All diese Aufregung und dieser Kampf<br />

Mensch, mir ist klar, dass ich mit Sicherheit nicht bleiben kann.“<br />

1 http://fakten-uber.de/bob_hite<br />

36<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

„Neben seiner Rolle als Musiker (co-)produzierte Hite auch Alben<br />

von Canned Heat und anderen Interpreten. Über seine Sammlerleidenschaft<br />

traf er 1969 Albert Collins und half ihm, seine<br />

Karriere aufzuwerten. Collins widmete ihm daraufhin die Single<br />

„Love Can Be Found Anywhere“, dessen Namen aus dem von<br />

Hite geschriebenen Song „Fried Hockey Boogie“ stammt.<br />

1968 war er Co-Produzent des Albums „Slim‘s Got His Thing<br />

Going On“ von Sunnyland Slim, an dem er neben Alan Wilson<br />

auch musikalisch mitwirkte. Als Gage erhielt er ein Piano, welches<br />

bei dem Song „Turpentine Moan“ auf dem Album Boogie With<br />

Canned Heat zu hören ist. Im selben Jahr produzierte er zusammen<br />

mit Skip Taylor das Album „Hooker ’n Heat“, das Canned<br />

Heat mit ihrem großen Idol John Lee Hooker aufnahmen. Das<br />

Album „Hooker ´n Heat“ ist sicherlich eines der wichtigsten und<br />

besten Alben der Bluesgeschichte und Bob hatte einen riesigen<br />

Anteil am Erfolg des Albums. Daneben wirkte und produzierte<br />

er mit Musikern wie Little Richard, Clarence Gatemouth Brown,<br />

Memphis Slim und Ronnie Barron.<br />

Nach dem Tod seines Mitstreiters und Bandgründers Alan Wilson<br />

im September 1970 ließ der Erfolg der Gruppe rapide nach<br />

und Hite verfiel mehr und mehr harten Drogen.<br />

Canned Heat ist die Band, die wahrscheinlich die meisten Mitgliederwechsel<br />

zu verzeichnen hat, aber auch die meisten verstorbenen<br />

Bandmitglieder und das nicht wegen des hohen Alters. Sex<br />

and Drugs and Rock and Roll gehörten genau so zu der Band<br />

wie guter Blues. Sie hetzten nicht nur von Konzert zu Konzert<br />

sondern auch von Vollrausch zu Vollrausch. Ein Wunder, dass da<br />

überhaupt noch jemand lebt. 2 Bob Hite hat es jedenfalls nicht geschafft.<br />

Die Drogenexzesse verbunden mit Alkoholkonsum waren<br />

wahrscheinlich die Ursache für Bobs Gesundheitszustand.<br />

„Am 5. April 1981 spielten Canned Heat im Palmino Club in<br />

Los Angeles unter anderem mit Henry Vestine einen laut ihrem<br />

Schlagzeuger Adolfo „Fito“ De La Parra sehr guten Gig, was<br />

zu dieser Zeit für die Band nicht selbstverständlich war, da sie<br />

aufgrund enormer Drogenprobleme und oft wechselnden Besetzungen<br />

viele Reinfälle erlebte. In der Pause zwischen den beiden<br />

Sets boten ein paar Junkies Hite Heroin an, welches dieser sofort<br />

komplett inhalierte. Von dem Heroin völlig weggetreten war<br />

Hite nicht mehr in der Lage, das zweite Set zu singen. Um ihn<br />

wieder auf die Beine zu bekommen, gaben ihm ein paar Roadies<br />

der Band etwas Kokain, doch das knockte ihn völlig aus und die<br />

Band musste ohne ihn weiter spielen. Sie kümmerte sich nicht<br />

weiter um ihn, da sie so was öfters mit ihm erlebten. Während des<br />

zweiten Sets brachten ihn Freunde nach Hause, wo er einen Herzanfall<br />

hatte. Als nach langer Wartezeit endlich der Krankenwagen<br />

eintraf konnte er zwar noch einmal reanimiert werden doch der<br />

stark übergewichtige Hite verstarb einige Minuten darauf. Seine<br />

letzte Aufnahme war das Lied „Hell‘s just on down the line“ für<br />

das Album „Kings of the Boogie“, das ohne ihn fertiggestellt wurde.<br />

Zu seinem Gedenken brachte der ehemalige Canned Heat-<br />

Bassist Tony De La Barreda ein 1980 aufgenommenes, auf Hites<br />

ausdrücklichen Wunsch unveröffentlicht gebliebenes Album mit<br />

dem Titel „In Memory of Bob „The Bear“ Hite - Don‘t forget to<br />

boogie“ heraus. Bis dato hatte er jedes Konzert mit den Worten<br />

„Don‘t forget to boogie“ beendet.“ 3<br />

2 http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/231218<br />

3 http://de.wikipedia.org/wiki/Bob_Hite<br />

© wasser-prawda<br />

37


Musik<br />

Blueskalender<br />

1895: Alberta Hunter *<br />

1897: Lucille Bogan *<br />

1927: Amos Milburn *<br />

1. April<br />

1952: Alex Conti *<br />

2, April<br />

3. April<br />

Lucille Bogan<br />

1932: Leopold von Knobelsdorff *<br />

1958: Adam Gussow *<br />

1970: Rusty Zinn *<br />

2001: Big Daddy Kinsey +<br />

4. April<br />

1896: Marion Harris *<br />

1913: Cecil Gant *<br />

1913: Muddy Waters *<br />

1929: John Dee Holeman *<br />

1952: Gary Moore *<br />

1960: Sylvester Weaver +<br />

1950: Paul Oscher *<br />

5. April<br />

6. April<br />

Big Walter Horton<br />

1919: Big Walter Horton *<br />

1955: Blind Mississippi Morris *<br />

1960: Warren Haynes *<br />

1981: Bob Hite +<br />

1915: Billie Holiday *<br />

7. April<br />

8. April<br />

1908: Tommy McClennan *<br />

1944: Keef Hartley *<br />

1960: Andreas „Andi“ Hofmann *<br />

1895: Mance Lipscomb *<br />

1997: Yank Rachell +<br />

9. April<br />

10. April<br />

Billie Holiday<br />

1922: John Brim *<br />

1928: Rosco Gordon *<br />

1936: Bobby Smith *<br />

38<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

1958: Chuck Willis +<br />

1979: Shemekia Copeland *<br />

2013: Jimmy Dawkins +<br />

1936: Buddy Ace *<br />

1939: Luther Johnson *<br />

11. April<br />

1915: Hound Dog Taylor *<br />

1921: Shakey Jake Harris *<br />

1945: Miller Anderson *<br />

1945: Ann Rabson *<br />

1954: Pat Travers *<br />

12. April<br />

Shemekia Copeland<br />

1944: Jack Casady *<br />

2005: Johnnie Johnson +<br />

13. April<br />

1954: Lil Green +<br />

1992: Sammy Price +<br />

1894: Bessie Smith *<br />

1936: Frank Frost *<br />

1955: Tommy Castro<br />

14. April<br />

15. April<br />

Hound Dog Taylor<br />

16. April<br />

1931: John Littlejohn *<br />

1937: Artie „Blues Boy“ White *<br />

1954: Texas Alexander +<br />

1901: Clifford Gibson *<br />

20<strong>03</strong>: Earl King +<br />

17. April<br />

18. April<br />

1906: Little Brother Montgomery *<br />

1924: Clarence Gatemouth Brown *<br />

1898: Peter Clayton *<br />

1928: Alexis Korner *<br />

1985: Willie Mabon +<br />

1994: Larry Davis +<br />

19. April<br />

20. April<br />

Earl King<br />

1958: Gary Primich *<br />

1992: Johnny Shines +<br />

2013: Artie „Blues Boy“ White +<br />

© wasser-prawda<br />

39


Musik<br />

1943: Albert Lee *<br />

1970: Earl Hooker +<br />

20<strong>03</strong>: Nina Simone +<br />

21. April<br />

22. April<br />

1919: Bull Moose Jackson *<br />

1922: George „Harmonica“ Smith *<br />

1950: Peter Frampton *<br />

1975: Walter Vinson +<br />

1894: Cow Cow Davenport *<br />

1944: Marion Harris +<br />

23. April<br />

24. April<br />

Nina Simone<br />

1970: Otis Spann +<br />

2013: Bob Brozman +<br />

25. April<br />

1913: Earl Bostic *<br />

1923: Albert King *<br />

1965: Pau Luboš Andršt l Lassey<br />

1886: Ma Rainey *<br />

1915: Johnny Shines *<br />

1926: J.B. Hutto *<br />

1948: Luboš Andršt *<br />

26. April<br />

27. April<br />

Ma Rainey<br />

28. April<br />

1891: Charley Patton *<br />

1940: Phil Guy *<br />

1952: Chuck Leavell *<br />

1974: Gary Pushkin (Igor Vedeneev) *<br />

29. April<br />

1927: Big Jay McNeely *<br />

1935: Leroy Carr +<br />

1935: Otis Rush *<br />

1937: Lefty Dizz *<br />

1967: J.B. Lenoir +<br />

1896: Gary Davis *<br />

1931: Jimmie Lee Robinson *<br />

1983: Muddy Waters +<br />

30. April<br />

40<br />

© wasser-prawda


Musik<br />

Leroy Carr<br />

© wasser-prawda<br />

41


Platte Des Monats<br />

Ursula Ricks - My<br />

Street<br />

Ursula Ricks legt mit „My Street“ ein Debutalbum<br />

vor, das mich gleich beim ersten<br />

Hören gepackt hat. Ich hae bislang<br />

nichts von oder über Ursula Ricks gehört<br />

und dachte, es handele sich um eine<br />

weitere talenerte Musikerin aus dem<br />

scheinbar unerschöpflichen Topf guter<br />

US-Musiker.<br />

Inzwischen höre ich die CD regelmäßig und bin überzeugt,<br />

daß Ursula das Zeug hat, eine der anerkannt großen Bluessängerinnen<br />

zu werden – schade, dass es so lang gedauert hat, bis<br />

sie sich mit einem Album gemeldet hat.<br />

Ursula stammt aus Baltimore, ist glückliche Großmutter und<br />

sagt, daß sie das Album im Gedenken an ihre vor neun Jahren<br />

verstorbene Mutter Malagash Yemariamfere aufgenommen habe<br />

– sie war als großartige Sängerin und Songschreiberin bekannt,<br />

habe dies aber niemals nach Außen getragen. Malagash wird sich<br />

freuen, daß ihre stimmgewaltige Tochter dies nun nachholt. Auf<br />

dem Album finden sich acht Eigenkompositionen und zwei Coversongs.<br />

42<br />

© wasser-prawda


Platte Des Monats<br />

Der Opener „Tobacco Road“ ist an Intensität schwer zu übertreffen,<br />

die übrigen Songs beschäftigen sich dezidiert mit den Zuständen<br />

in und auf Ursulas Straße. Der Text des Titelsongs beschreibt<br />

eine durch Drogenhandel und Bandenkriminalität geprägte Straße,<br />

an deren Himmel die Polizei mit Hubschraubern patroulliert.<br />

Da sie für sich und ihre Kinder keine Alternativen sieht, fühlt<br />

sich eine Mutter gezwungen eine schmerzhafte Entscheidung zu<br />

treffen und zurück in ihre angestammte Heimat zu fliehen. Sie<br />

hofft, dort das Überleben ihrer Familie sichern zu können. Es<br />

lohnt sich, zuzuhören, was Ursula erzählt.<br />

Das Album wurde mit der Severin Hausband (u.a. Johnny Moeller<br />

- Fabulous Thunderbirds) gekonnt eingespielt. Ursula Ricks<br />

setzt ihre ausdrucksstarke Stimme in das rechte Licht – mal heiser,<br />

mal hart – eine echte Diva! Stilistisch bewegt sie sich zwischen<br />

Blues, Soul, Funk, vielleicht auch ein wenig Reggae und Rap. Das<br />

ist die Mischung ihrer Straße, die sie perfekt adaptiert.<br />

Ich hoffe sehr, daß Ursula weitere Alben einspielen wird – besonders<br />

würde ich mich über einen Live-Mittschnitt aus einem<br />

Club freuen. Vielleicht kommt sie ja auch einmal über den Teich<br />

und wir haben das Glück, sie im Konzert zu erleben? (Severn/<br />

in-akustik)<br />

Bermd Kreikmann<br />

© wasser-prawda<br />

43


Platten<br />

Frauen im Blues,<br />

Folk, Jazz und Soul<br />

„Hottest Blues Chick“, „Girls With Guitars“ - Stereotype<br />

wie diese und und sexuell aufreizende Plattencover haben<br />

die Künstlerinnen im Blues heutzutage eigentlich nicht nötig.<br />

Jedenfalls dann nicht, wenn es nur nach der künstlerischen<br />

Qualität ginge. Aber im Musikgeschäft zählen ja leider<br />

oft andere Maßstäbe. Aber warum eigentlich? Zwischen<br />

Bluesrock und klassischem Rhythm & Blues, Country , Folk<br />

und akustischer Musik reichen die Alben, die wir allein in<br />

den letzten Wochen auf den Tisch bekamen.<br />

Adrianna Marie - Double Crossing Blues<br />

Wie eine Zeitreise in die Hochzeit des klassischen Rhythm &<br />

Blues kommt einem das Debüt von Adrianna Marie vor. „Double<br />

Crossing Blues“ erinnert an die späten 40er Jahre mehr als an die<br />

Zeiten des elektrischen Blues etwa einer Koko Taylor.<br />

Die Musik swingt, die Stimme erinnert an Dinah Washington<br />

oder Helen Humes - man könnte sich in einen verrauchten<br />

Nachtclub irgendwann kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs<br />

versetzt fühlen. Doch dann knallt einem eine Gitarrenlinie<br />

in die Ohren, die eindeutig vom späteren Albert King inspiriert<br />

ist. Adrianna Marie und ihre Groovecutters haben sich für das<br />

Album eindeutig an den Sounds der späten Bigbands orientiert.<br />

Doch auch wenn sie Klassiker von Helen Humes, Louis Jordan<br />

oder Big Maybelle interpretieren, kommen sie nicht umhin ihre<br />

eigenen Biographien in den Sound einzubringen. Und so hört<br />

man Anklänge an Rockabilly und Country ebenso wie an den<br />

elektrischen Blues der 50er in Chicagoer Clubs, eine deftig röhrende<br />

Bluesharp inklusive.<br />

Als Sängerin ist Adrianna Marie heutzutage allerdings ziemlich<br />

einzigartig: Statt sich wie viele um die Nachfolge von Koko Taylor<br />

zu bemühen, ist sie in jedem Moment elegant, sophisticated<br />

und reserviert. Ebenso wie man es von einer eleganten Nachtclubsängerin<br />

in den 40er Jahren erwarten würde. So ist „Double<br />

Crossing Blues“ eine wunderbar tanzbare musikalische Zeitreise<br />

geworden. Die Nominierung für einen Blues Music Award für<br />

das beste Debüt <strong>2014</strong> ist absolut verständlich.<br />

Raimund Nitzsche<br />

Alexx & The Mooonshiners - En Animaon<br />

Eine Live-DVD der besonderen Art haben Alexx & The Moonshiners<br />

aus Frankreich veröffentlicht. Mitgeschnitten wurde dafür<br />

ein Auftritt der Bluesrocker beim Festival Grésiblues. Dabei<br />

spielen die drei Moonshiners und ihre wie ein Wirbelwind agierende<br />

Sängerin nicht nur Songs von ihrem letzten Studioalbum<br />

Mooonset, Mooonrise sondern auch Stücke von AC/DC, den Sex<br />

Pistols und Willie Dixon. Das macht riesigen Spaß und selbst<br />

„Anarchy In The UK“ ist eigentlich Bluesrock! Alexx ist eine Entertainerin<br />

par excellence - in Deutschland würde man hier wohl<br />

am besten Jessy Martens als Vergleich heranziehen. (Das betrifft<br />

natürlich nicht die jeweiligen Stimmen - hier sind die beiden Sän-<br />

44<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

gerinnen ziemlich verschieden.) Und wenn Alexx dann zeitweise<br />

eine riesige Puppe ansingt, wird es noch unterhaltsamer als die<br />

großartig dahinstürmende Musik allein es schaffen könnte.<br />

Das Besondere an dieser Veröffentlichung? Die DVD wird nicht<br />

verkauft, sondern an die Käufer anderer Alben der Band als Geschenk<br />

verschickt. Eine gute PR-Aktion - wer aber die Scheibe unbedingt<br />

haben will, dafür werde man schon eine Entschuldigung<br />

finden, meint die Band auf ihrer Homepage. Aber eigentlich kann<br />

man nur empfehlen, eines der anderen vier Alben der Truppe zu<br />

bestellen und sich auf eine gute Live-DVD als Geschenk zu freuen.<br />

Nathan Nörgel<br />

Chrisna Skjolberg - Come And Get It<br />

Zur Zeit ist die norwegische Gitarristin Christina Skjolberg weltweit<br />

mit Rufs Blues Caravan unterwegs, teilt sich die Bühne unter<br />

anderem mit Albert Castiglia. Ruf Records kündigt sie als „Norwegens<br />

am besten gehütetes Geheimnis“ an. „Come And Get It“<br />

ist ihr erstes Studioalbum beim rührigen Label von Thomas Ruf.<br />

Los gehts funky - und das nicht zu knapp: Trockene Gitarrenakkorde,<br />

dezente Keyboarduntermalung und eine druckvolle Rhythmusgruppe<br />

bilden die Grundlage für den Titelsong. Jetzt würde<br />

nur noch eine richtig soulige Stimme fehlen. Doch genau das ist<br />

die Schwäche von Skjolberg. Ihre Gitarre spielt sie auch in den Solos<br />

sehr gut. Doch als Sängerin ist sie noch zu jung oder zu wenig<br />

trainiert, wirkt daher zu bemüht. Und das betrifft leider nicht nur<br />

den Opener sondern zieht sich für meine Ohren durch das ansonsten<br />

wirklich hörenswerte Album.<br />

Musikalisch bleibts nicht nur funkig, meist wird recht amtlich<br />

gerockt. Und hier macht sich die Besetzung der Band positiv bemerkbar:<br />

zwischen Gitarre und Keyboards ergeben sich so immer<br />

wieder reizvolle Kontraste. Ich warte mal ab, was in den nächsten<br />

Jahren von dieser Musikerin noch weiter zu hören sein wird.<br />

Raimund Nitzsche<br />

Electric Blue - Born In Sin<br />

In Israel hätte man jede Menge Grund, den Blues zu singen, meinte<br />

Eleanor Tsaig, Sängerin und Songwriterin der Ori Naftaly Band<br />

letztens. Und es ist nicht zu überhören, dass von dort immer mehr<br />

guter Blues bis nach Europa dringt. Neuestes Beispiel ist Electric<br />

Blue mit ihrem Album „Born In Sin“.<br />

Mancherorts wird schon von der besten Bluesband Israels gesprochen<br />

- das liegt vielleicht auch daran, dass Ori Naftaly und Eleanor<br />

Tsaig mittlerweile einen großen Teil des Jahres auf Tour in den<br />

USA verbringen. Electric Blue könnte da in Israel die Lücke füllen,<br />

hat die Band doch mit Noa Hellinger eine großartige Sängerin und<br />

Mor Benda spielt eine tolle Gitarre zwischen klassischem Blues und<br />

treibendem Bluesrock. Hinzu kommt eine prägnante Harp von<br />

Ofir Venrura und eine immer präzise und druckvolle Rhythmusgruppe<br />

(Itai Rosenzweig - b, Ofer „Soli“ Solomon - dr).<br />

Schon der Titelsong, mit dem das Album beginnt, haut voll rein:<br />

Die Stimme von Noa Hellinger packt einen von Anfang an, der<br />

Bass sorgt mit melodischen Läufen dafür, dass der Rhythmus<br />

gleich ins Blut geht. Und die Harp von Ofir Ventura (die auch<br />

schon mit der Band von Ori Naftaly zu hören war), ist das gewisse<br />

Extra, was aus der <strong>Nummer</strong> einen echten Bluesohrwurm macht.<br />

© wasser-prawda<br />

45


Platten<br />

Mit „Texas Steel“ folgt der erste von einigen längeren Jams des<br />

Albums: fast acht Minuten geben sowohl Gitarre als auch Harp<br />

genügend Zeit für einprägsame Solos.<br />

„Black Joe“ ist punkiger Girl-Group-Blues (wenn es denn so ein<br />

Genre überhaupt gibt). Man könnte auch sagen; Hier wird rotzig<br />

losgerockt und die Band klingt mehr nach den Blackhearts<br />

als nach den Fabulous Thunderbirds. Rotzig, frech - und ziemlich<br />

einzigartig. Auch bei „Color Blue“ geht es wieder in Richtung<br />

des harten Bluesrock: ein erbarmungsloses Riff irgendwo zwischen<br />

den frühen Black Sabbath und Led Zeppelin treibt die Sängerin<br />

vor sich her. Und wenn die verzertte Gitarre dann zu ihrem Solo<br />

ansetzt, ist man vollkommen im Bluesrock der frühen 70er Jahre<br />

gelandet. Nur dass damals nur ganz wenige Frauen in der Ecke zu<br />

hören waren.<br />

Andere Songs des Albums sind da wesentlich traditioneller - leider<br />

auch manchmal zu lang um zu überzeugen. Aber das ist der einzige<br />

Schwachpunkt eines ansonsten toll rockenden Bluesalbums. Und<br />

eines ist klar: Die Ori Naftaly Band hat wirklich ernstzunehmende<br />

Konkurrenz in ihrer Heimat!<br />

Raimund Nitzsche<br />

Gisela Novais & The Blue Summers - The Perfect One<br />

Elegant und spritzig, geeignet für Cocktail-Parties ebenso wie für‘s<br />

Jazzfestival, für James-Bond-Soundtracks wie für Tanzbars mit<br />

Stil: Gisela Novais & The Blue Summers sind Retro-Soul in italienischer<br />

Eleganz. In der Stimme von Sängerin Novais und den<br />

Instrumenten hört man immer auch die Liebe zu den swingenden<br />

Rhythm&Blues-Sounds der 40er und 50er Jahre.<br />

Es dauert eine Weile, bis diese Musik wirklich mal sämtliche Handbremsen<br />

löst. Aber spätestens beim heftig dahin rockenden „Don‘t<br />

Wanna Hear“ sind die letzten Hemmungen auch beim kritischen<br />

Hörer gefallen. „The Perfect One“ ist zeitweise so verdammt schön<br />

und makellos, dass man unwillkürlich nach der Made sucht. Aber<br />

genau das ist die falsche Einstellung zu dieser retroseligen Mixtur<br />

aus Soul, Jazz, Rock&Roll und Blues.<br />

Die Band empfiehlt ihre Musik als Untermalung zu Serien wie<br />

„Mad Men“. Und ein Kritiker meinte, das wäre Musik wie ein<br />

trockener Martini. Beides stimmt so ziemlich. Hier ist kein Dreck<br />

zu finden. Der Glanz der Produktion gehört hier ebenso her wie<br />

das Fehlen irgendwelcher präpubertärer Rockfantasien. Die große<br />

Kunst ist es, dass dabei noch so viel echter Soul in dieser Musik<br />

steckt: „The Perfect One“ ist wirklich verdammt nah dran an einem<br />

perfekten Album. Ich suche jetzt noch ne Bar, wo eine solche<br />

Band zum Tanz aufspielt.<br />

Nathan Nörgel<br />

Heavy Chevy Band - Open Up<br />

Eine Sängerin irgendwo zwischen Etta James und Adele, ein Saxophon<br />

wie aus den besten Zeiten von Clarence Clemmons und dazu<br />

eine Gitarre, die Texasbluesrock a la Stevie Ray Vaughan ebenso<br />

spielt wie rockenden Chicagoblues oder Motown-Funk. Die Heavy<br />

Chevy Band aus Eugene (Oregon) liefern auf ihrem Album „Open<br />

Up“ eine wilde Stilmixtur zwischen Soulblues und Bluegrass, Zydeco<br />

und Delta Blues ab und bieten damit den Soundtrack für eine<br />

wilde Party.<br />

Den Anfang macht dabei der deftige Funk von „Secrets“. „Little<br />

Miss Lonely“ ist im Anfang ein wundervoller langsamer Blues, der<br />

46<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

ganz von Darcy Lee‘s Stimme und der singenden Slide-Gitarre von<br />

Brian Chevallier lebt, bis dann Drums und auch das Saxohpon<br />

sich melden und sich der Song in immer heftigere Spannung hineinsteigert.<br />

Ganz und gar Old-School-Blues ist dagegen „Lonesome<br />

Cry“ mit Waschbrett, Harp und akustischer Slide-Gitarre. So<br />

geht es weiter über Rock & Roll mit Anklängen an die Riffs der<br />

frühen Stones, Texas-Shuffle (Borrow Another Dollar mit einer an<br />

Johnny Winter erinnernden Gitarre) bis hin zur Soul-Blues-Ballade<br />

„Weep“. Beim Titelsong zum Schluss kommen dann fast alle Zutaten<br />

nochmals zusammen.<br />

Äußerst unterhaltsam und abwechslungsreich wie wenige Bluesalben<br />

in den letzten Wochen! (cdbaby)<br />

Nathan Nörgel<br />

JJ Thames - Tell You What I Know<br />

Ehrlich, entwaffnend und voller Soul: Zwischen Southern Soul,<br />

Gospel, Blues und Funk spielt die Musik von JJ Thames.<br />

Gospel, Anklänge an afrikanische Gesangsstile, nur eine Trommel<br />

untermalt die Sängerin: „Souled Out“ wird von JJ Thames gepredigt<br />

mit der Intensität des Gottesdienstes und der Dringlichkeit<br />

einer gequälten Seele: Ich muss diese Geschichte einfach erzählen,<br />

bevor ich sterbe. Ein Lied, das in zweieinhalb Minuten all das rüberbringt,<br />

worum es im Blues eigentlich geht.<br />

Bei „Hey You“ ist man mitten drin im Country Blues - doch auch<br />

hier die Sängerin fernab von den heut üblichen Klischees. Sie fordert<br />

den Respekt ein, der ihr als Frau gebührt in einer Welt, wo<br />

sich selbst die Priester nicht zu schade sind, sich wie Zuhälter aufzuführen.<br />

Weiter geht das Album mit Funk, Balladen, mit Ausflügen nach<br />

Memphis, New York und zurück zum Mississippi. Aber immer<br />

sind es die Lieder einer starken Frau, die sich weigert den üblichen<br />

Klischees zu entsprechen, die Liebe dort findet, wo man nicht nach<br />

dem Äußeren entscheidet, die Sympathie eher mit den Arbeitern<br />

als den Glamourgrößen hat.<br />

Begonnen hat Thames in den 90ern mit Kollegen wie Bobby Blue<br />

Bland, Willie Clayton und anderen. Später gehörte sie auch noch<br />

als Backgroundsängerin zur Reggae-Rock-Band Outlaw Nation. So<br />

tourte sie mit Bands wie Fishbone oder The Beat, den Bad Brains<br />

oder Slightly Stoopid durch die Welt. Jetzt ist sie aber wieder ganz<br />

bei ihrer ersten Liebe, dem Blues und Soul angekommen.<br />

Ein umwerfend gutes Album von einer faszinierenden Sängerin. So<br />

geht Blues heute!<br />

Raimund Nitzsche<br />

Kerri Powers - Kerri Powers<br />

Eine rauchige Stimme, zugleich verletzlich und voller Kraft - viel<br />

mehr braucht es eigentlich nicht, um die Lieder von Songwriterin<br />

Kerri Powers zum Leben zu erwecken. Ihr selbst betiteltes Album<br />

erinnert zeitweise an Neil Young, ist Country, Blues und manchmal<br />

traumhafter Folk.<br />

In letzter Zeit haben es Songwriterinnen und Songwriter immer<br />

schwerer, zu mir durchzudringen. Viele Geschichten, die da erzählt<br />

werden, plätschern mit ihren Gitarren an mir vorbei. Kerri<br />

Powers‘ Lieder hingegen packen mich komischerweise sofort. Oder<br />

vielleicht gar nicht so komischerweise. Denn die Songs werden<br />

klanglich so abwechslungsreich dargeboten, wie es die Geschichten<br />

© wasser-prawda<br />

47


Platten<br />

brauchen: Mundharmonikas spielen, die Steel-Gitarre singt, der<br />

Rhythmus bleibt immer dezent.<br />

Ihre Geschichte über ein altes Hemd geht ins Ohr - und auch wenn<br />

sie an alten Neil Young erinnert ist sie völlig eigenständig. Und<br />

der Opener der Scheibe „Tallulah Send a Car for Me“ ist einfach<br />

großartig - manche fühlten sich dabei gar an Lieder von Lucinda<br />

Williams erinnert. Das Herz blutet bei „Train in The Night“, doch<br />

von aufgeben ist keine Spur zu hören, auch nicht von Selbstmitleid.<br />

Das sind wirklich Lieder, denen man endlos zuhören könnte. Und<br />

„Buttercup“ ist das Beste in der Sammlung.<br />

Raimund Nitzsche<br />

Malaya Blue - Bourbon Street<br />

Malaya Blue kommt eigentlich vom Gospel her. Doch auf ihrem<br />

aktuellen Album „Bourbon Street“ vermischt die Songwriterin<br />

Blues, Jazz und Popsounds der 60er zu Popsounds, die auch Fans<br />

von Katie Melua oder Jamie Cullum gefallen können.<br />

Das britische Label Mad Ears Production hat in den letzten Jahren<br />

solch bemerkenswerte Acts wie Mockingbird Hill und Mick Simpson<br />

veröffentlicht. Bei ersteren hatte man Malaya Blue auch schon<br />

als Backgroundsängerin hören können. Doch bei dem von Andy<br />

Littlewood produzierten eigenen Album geht es weniger rootsmäßig<br />

zur Sache sondern immer soulful und popaffin: Stücke wie der<br />

jazzige Titelsong oder der 60s Pop von „Bitter Moon“ sind der richtige<br />

Rahmen für ihre (man verzeihe mir die Phrase) schöne Stimme.<br />

Insgesamt fehlt mir auf Albumlänge ein wenig Biss, könnte ich<br />

etwas weniger Politur vertragen. Aber insgesamt ist das ein Album<br />

so richtig für ruhige Stunden beim Rotwein.<br />

Nathan Nörgel<br />

Naomi Wachira - Naomi Wachira<br />

In der Musik von Naomi Wachira trifft der amerikanische Folk<br />

und Blues auf die Musik Kenias. Beim Hören ihres selbstbetitelten<br />

Debüts kann man sich sowohl an Tracy Chapman als auch an Miriam<br />

Makeba erinnert fühlen.<br />

Ich weiß nicht, wann ein aktuelles Folkalbum mich in der letzten<br />

Zeit von der ersten Note an so gefangenen genommen hat: Eine<br />

Stimme voller Wärme und Zuversicht, begleitet von Bass, Cello,<br />

Schlagzeug und Percussion. Hinzu kommen ab und zu noch unterstützende<br />

oder antwortende Chöre. Naomi Wachira schreibt<br />

Lieder, die zwar die gesellschaftlichen Realitäten reflektieren und<br />

kritisieren. Doch tut sie das nie mit einer vordergründig revolutionären<br />

Pose sondern mit der Intensität einer Predigerin, mit der<br />

Liebe, die das Gegenüber überzeugen will. Hier singt eine starke<br />

Frau, die es doch niemals nötig hat, als kratzbürstige Emanze ihre<br />

innere Schönheit zu verstecken.<br />

Die Pfarrerstochter, geboren in Kenia und schon als Kind mit der<br />

Familienband unterwegs, ist inzwischen in Seattle heimisch geworden.<br />

2013 wurde sie zu Seattles bester Folksängerin gewählt. Ihr<br />

von Damien Jurad produziertes Album zählt schon jetzt zu den<br />

schönsten Folkalben <strong>2014</strong>.<br />

Raimund Nitzsche<br />

Rachelle Coba - Mother Blues<br />

Als Teenager brachte Buddy Guy sie zum Blues. Und auch wenn<br />

Gitarristin und Sängerin Rachelle Coba schon einige Jahre in der<br />

Bluesszene der Vereinigten Staaten unterwegs ist, hat sie doch erst<br />

48<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

jetzt mit „Mother Blues“ ihr Debütalbum als Solistin veröffentlicht.<br />

Was sind heute noch Themen für neue Bluessongs? Rachelle Coba<br />

singt vom Loch in ihrer Seele, dass dadurch vorhanden ist, weil<br />

sie es noch nie geschafft hat, nach Memphis zu kommen. Sie singt<br />

davon, dass ihr einfach die Zeit fehlt, sich in den Mann, der sie anbetet,<br />

zu verlieben. Sie ist desillusioniert davon, das Chicago doch<br />

nicht das vielbesungene „Sweet Home“ ist - jedenfalls nicht für sie.<br />

Doch wo auch immer die Probleme liegen: Der Blues ist die große<br />

Mutter, die niemals stirbt. Nein, sie lässt sich nicht aufhalten.<br />

Als Gitarristin hat Rachelle Coba schon diverse Jobs gehabt: als<br />

Bandleaderin etwa für Matt „Guitar“ Murphy. Jetzt hat sie die<br />

Chance ergriffen, ihre eigene Stimme als Sängerin und auch mit<br />

ihrem ganz eigenen Gitarrenstil zu suchen. „Mother Blues“ ist ein<br />

verheißungsvoller Start - ein hörenswertes Album mit guten Songs.<br />

Und wenn Manager behaupten würden, hier fehlte der ganz große<br />

Hit: Diese ruhige Scheibe schleicht sich langsam aber sicher in die<br />

Gehörgänge.<br />

Nathan Nörgel<br />

Tangled Eye - Dream Wall<br />

Rauh und heftig kommt der Bluesrock von Tangled Eye aus den<br />

Niederlanden daher. Und immer wieder ist der Sound des Trios<br />

(Dede Priest - voc,v, Jan Mittendorp - g, Jasper Mortier - dr) überraschend.<br />

Es passiert selten, dass wie im Blues elektrische Gitarre<br />

und Violine aufeinandertreffen.<br />

Jan Mittendorp kennt man als Bluesfan bislang aus zwei Kontexten.<br />

Einerseits ist er Chef des Labels Black + Tan. Und außerdem<br />

veröffentlicht er selbst unter dem Künstlernamen MiXendop eigene<br />

Remixe von Bluestiteln, die den rauhen Juke Joint Blues mit aktuellen<br />

elektronischen Dancegrooves vereinen. Beim Trio Tangled<br />

Eye ist er Gitarrist und spielt dabei Basslinien, Riffs und Melodie<br />

gleichzeitig.<br />

Dede Priest, studierte Philosophin und ausgebildete klassische Geigerin,<br />

stand schon mit Leuten wie Harry Belafonte, Tommy Shannon<br />

oder Clarence Gatemouth Brown auf der Bühne. Doch erst<br />

jetzt fand sie die Möglichkeit, Geige und Stimme gleichzeitig einzusetzen.<br />

Und Jasper Mortier war seit Jahren eigentlich als Bassist<br />

für zahllose in Europa tourende Musiker unterwegs, bevor er sich<br />

für Tangled Eye ans Schlagzeug setzte. Volles Risiko könnte man<br />

das nennen, was die drei Musikerinnen hier eingehen.<br />

Das Ergebnis ist absolut empfehlenswert. Blues und Rock treffen<br />

hier gleichberechtigt aufeinander. Spannungsbögen bauen sich in<br />

den Songs auf, die an die frühen Zeiten der Psychedelic erinnern.<br />

Und der Gesang von Priest bringt noch Gospel und Soul in die<br />

Mixtur, die die komplett von der Band selbst verfassten Songs auszeichnet.<br />

Eine echte Neuentdeckung ist diese Band, die im Sommer auch<br />

beim Bluewave Festival auf der Insel Rügen auftreten wird. (Black<br />

+ Tan Records)<br />

Raimund Nitzsche<br />

© wasser-prawda<br />

49


Platten<br />

Rezensionen A bis Z<br />

Andy Twyman - Blues You Haven‘t Heard Before<br />

Als One Man Band hat Andy Twyman in seiner britischen Heimat<br />

in den letzten Monaten einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.<br />

Seine Mixtur aus klassischem Blues und heftigem Rock<br />

kann man auf seinem aktuellen Album „Blues You Haven‘t Heard<br />

Before“ kennenlernen.<br />

Um Essen, Trinken, Drogen und ähnliches ging es beim Blues<br />

schon immer. Hier allerdings spielen nicht die Gerichte der Südstaaten<br />

eine Rolle, sondern Instant-Nudeln. Oder auch Kokain,<br />

das heute bei den hippen Clubbesuchern angesagt ist und nicht<br />

der gute alte Joint oder gar der schwarzgebrannte Schnaps: Andy<br />

Twymans Lieder sind klassischer Blues durch und durch. Seine<br />

Geschichten aber spielen in den Pubs und Kneipen von London<br />

und Umgebung. Und genau das macht sie zu etwas Bemerkenswertem:<br />

Er singt davon, gerne Captain Kirk von der Enterprise zu<br />

sein, von Frauen, die sich immer für zu fett halten oder auch von<br />

politischen Themen wie der Informationsfreiheit.<br />

Dazu stampfen in guter alter One-Man-Band-Tradition die<br />

Rhythmen, seine Gitarre klingt wahlweise stoisch wie bei John<br />

Lee Hooker oder groovt wie bei Bo Diddley. Und in der Deftigkeit<br />

kann man verstehen, wieso manche sich auch an Songs<br />

von The Clash erinnert fühlen: Das ist heftiger Kneipenblues, der<br />

keine Gefangenen macht. Unbedingt mal reinhören!<br />

Nathan Nörgel<br />

Bad Temper Joe - Somemes A Sinner<br />

Songs über Glauben, Sünde, Frauen und geistige Getränke: Man<br />

hört Bad Temper Joe nicht an, dass er aus Ostwestfalen, genauer:<br />

aus Bielefeld stammt. Seine Begleitungen auf Lap-Slide-Gitarre<br />

und Bluesharp ergänzen die eindrücklich knarzende Stimme des<br />

erst 22jährigen Songwriters.<br />

Ähnlich wie Hessen (siehe Lüder Krietes Rezension von Maik W.<br />

Garthe in diesem Magazin) ist auch Ostwestfalen ein interessanter<br />

Brennpunkt der deutschen Bluesentwicklung. Da gibt es den<br />

kabarettistischen Brakenbergblues von Mr. Blues und die teils<br />

melancholischen, teils humorvollen aber immer klischeefreien<br />

Stücke von Greyhound George. Und jetzt muss man auch noch<br />

Bad Temper Joe mit auf die Liste nehmen. Denn hier hört man<br />

ein wirkliches Talent: Die Slide-Gitarre nimmt Anleihen bei den<br />

Ahnen von Blind Willie Johnson bis zu Robert Johnson. Und die<br />

Texte - hier beginnt die eigentliche Überraschung des Rezensenten.<br />

Hier singt ein junger Mann mit einer Reife vom Glauben<br />

und Leiden, von der Suche nach Heimat und der Bösartigkeit der<br />

Liebe, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.<br />

Wie meinte Greyhound George, als ich ihn nach seinem Kollegen<br />

fragte: Das wir einmal ein Großer! Beim Anhören von „Sometimes<br />

A Sinner“ kann ich mich der Einschätzung nur anschließen.<br />

(Timezone)<br />

Raimund Nitzsche<br />

Billy Branch & The Sons Of Blues - Blues Shock<br />

Die Sons of Blues hatten ihren ersten Auftritt irgendwann in den<br />

70er Jahren. 1969 hatte Willie Dixon den Bluesharpspieler Billy<br />

50<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

Branch entdeckt. Seit zehn Jahren ist von Branch kein Studioalbum<br />

mehr erschienen. Doch alt scheinen weder er noch seine<br />

Kollegen geworden zu sein, wenn man ihr neues Album „Blues<br />

Shock“ anhört.<br />

Der Sound der Harp von Branch ist so typisch Chicago, wie<br />

überhaupt nur denkbar. Doch was die Sons of Blues hier angerichtet<br />

haben, ist ein äußerst abwechslungsreiches Menü. Da hat<br />

man funkige Bluesnummern mit Hornsection (etwa der Opener<br />

„Sons of the Blues“), klassisch swingende Shuffles, klassischen<br />

Soul („Function at the Junction“), Jazz („Song for my Mother“)<br />

und losrockende Tanznummern wie das wundervolle „Baby Let<br />

Me Butter Your Corn“. Thematisch geht es natürlich um das Leben<br />

der Musiker und Fans in den Clubs, um‘s andere Geschlecht<br />

(„Dog House“, „Slow Me“) oder auch um die Geschichte des<br />

Blues in Chicago selbst. Wunderbar, wie in „Going To See Miss<br />

Gerri One More Time“ der langjährigen Nachtclubchefin Gerri<br />

Oliver ein musikalisches Denkmal setzt.<br />

Schockierend ist diese Scheibe nicht, wie der Titel verspricht.<br />

Aber äußerst unterhaltsam und absolut hochklassig gespielt. Eine<br />

Empfehlung vor allem für die Fans der Bluesharp. (Blind Pig)<br />

Raimund Nitzsche<br />

Jens Lysdal - Easy Heart<br />

Leichtfüßig, locker und gutgelaunt sind die meisten Stücke auf<br />

dem sechsten Album des Dänischen Songwriters Jens Lysdal.<br />

„Easy Heart“ ist eine feine Sammlung eingängiger Americana-<br />

Songs, bei denen unter anderem Musiker wie Tim O‘Brien, Greg<br />

Leisz mit seiner Pedal-Steel und Schlagzeuger Danny Frankel<br />

mitwirkten.<br />

Bin ich froh, dass das hier kein typisch skandinavisches Songwriter-Album<br />

ist. Denn diese ganze Schwermut wäre mir zur Zeit<br />

echt zu heftig. Nein, bei Lysdal entstehen aus Folk, Country, Blues<br />

und Ragtime meist wohlgelaunte Lieder voller Anmut. Sie geben<br />

Lysdal den Raum, seine Virtuosität auf akustischen und elektrischen<br />

Gitarren zu zelebrieren und mit seiner einschmeichelnden<br />

Stimme ohne Umweg direkt aufs Herz der Hörer zu zielen.<br />

Highlights der Scheibe sind neben dem Titelsong und dem tollen<br />

Gitarren-Duell des „Congress Rag“ (mit Tim O‘Brien) der melancholische<br />

Walzer „I Should Have Danced“ und „It Happens To<br />

Me Sometimes“. Und für die Freunde großartiger Slide-Gitarren<br />

sei auch noch der letzte der neun Songs, das Instrumental „Sliding<br />

(in and out of reality)“ erwähnt, das von der Atmosphäre her<br />

dann sogar noch an Ry Cooder gemahnt.<br />

„Easy Heart“ ist mehr als ein Geheimtipp für Freunde guten<br />

Songwritings.<br />

Nathan Nörgel<br />

Joe Louis Walker - Hornet‘s Nest<br />

Ein Hornissennest ist wirklich nicht angenehm, wenn man hineingreift<br />

oder ihm versehentlich zu nahe kommt. Bei Joe Louis<br />

Walker wird das Hornissennest zu einem Bild einer von Eifersucht<br />

zerstörten Liebesbeziehung. Und seine Gitarre singt nicht,<br />

sie schreit die Qualen förmlich heraus zu bombastischen Rhythmen<br />

und treibenden Bläsern. Joe Louis Walker setzt mit dem<br />

Titelsong ungefähr dort fort, wo er mit seinem letzten Album<br />

„Hellfire“ 2012 aufgehört hatte.<br />

© wasser-prawda<br />

51


Platten<br />

Mit „Hellfire“ und der längs überfälligen Aufnahme in die Blues<br />

Hall of Fame gelang es Joe Louis Walker endlich, den Status als<br />

ewiger Kritikerliebling und Geheimtipp loszuwerden. Endlich<br />

nahm man den Gitarristen wahr als das, was er seit Jahren schon<br />

ist: einer der innovativsten und kreativsten Gitarristen, die die<br />

Bluesszene zur Zeit kennt.<br />

„Hornet‘s Nest“ wurde wieder in Nashville aufgenommen mit<br />

Produzent/Songwriter Tam Hambridge und der gleichen Studioband<br />

wie der Vorgänger. Und wie der knallt auch dieses Album<br />

von der ersten Note an voll rein. Nicht nur der Titelsong sondern<br />

auch die anderen elf Songs spielen auf allerhöchstem Niveau.<br />

Mal werden sie etwas poppiger wie „All I Wanted To Do“, mal<br />

wird ein wenig dem Swamp Blues gehuldigt („As The Sun Goes<br />

Down“). Mit dem von Tom Hambridge geschriebenen „Ramblin<br />

Soul“ macht Walker deutlich, wie seiner Meinung nach Bluesrock<br />

zu klingen hat - absolut wunderbare <strong>Nummer</strong>! Und bei „Don‘t<br />

Let Go“ lässt er sowohl den Rockabilly des Originals von Carl<br />

Perkins anklingen als auch die Soulvarianten, die später Roy Hamilton<br />

und Isaac Hayes abgeliefert haben.<br />

Immer wieder haben sich Bluesmusiker wie Walker den Songs der<br />

Rolling Stones angenommen. Diesmal musste „Ride On, Baby“<br />

sich die Taufe im Mississippi gefallen lassen. Wobei: eigentlich<br />

bringt Walker die jugendliche Unbekümmertheit dieses Klassikers<br />

ziemlich unverstellt rüber, so dass selbst Die-Hard-Fans der<br />

Briten sich nicht beschweren dürften.<br />

„Hornet‘s Nest“ ist kurz gesagt ein großartiges Bluesalbum zwischen<br />

rockigen und souligen Klängen. Und Joe Louis Walker ist<br />

noch immer der einzige ernstzunehmende Konkurrent, den Buddy<br />

Guy heutzutage hat. (Alligator/in-akustik).<br />

Raimund Nitzsche<br />

John Lyons - Sing Me Another Song<br />

Er kommt eigentlich aus Michigan, lebt aber seit 2001 in der<br />

Schweiz. Und dort entstand auch das aktuelle Album des Sängers<br />

& Gitarristen John Lyons. „Sing Me Another Song“ ist eine<br />

Sammlung eingängiger aber niemals belangloser Lieder zwischen<br />

Soulblus und Pop.<br />

Es ist etwas an diesem Album, was mir schon vom ersten Hören<br />

an bekannt vorkam: Diese Wärme und unaufgeregte Leidenschaft<br />

in den Liedern! Etwas, das mich auch bei Musikern<br />

wie Philipp Fankhauser oder Greg Nagy sofort begeistert und<br />

gefangen nimmt. Hier sind Stücke eines Songwriters, dem die<br />

Stilgrenzen eigentlich vollkommen egal sind. Ob man das Ganze<br />

nun als Blues, Pop, Soul oder was auch immer verkauft: Er singt<br />

seine Geschichten über den Glauben an das Gute, über gebrochene<br />

Herzen, das Warten auf den entscheidenden Wink im Auge<br />

des Gegenübers, die Bereitschaft, auf das Glück auch lange zu<br />

warten.<br />

Als Sänger hat Lyons etwas einschmeichelndes. Aber seine Gitarre<br />

kann zuweilen dazu ganz schön heftige Kontraste setzen. Begleitet<br />

wird Lyons, der zuweilen neben der Gitarre auch noch die Bluesharp<br />

spielt, von Mattew Savnik (Hammond, p), Simon Britschgi<br />

(dr) und Gabriel Spahni (b, back-voc). Ach ja: Marco Jencarelli<br />

(Gitarrist und Produzent von Fankhauser) ist für den Mix des<br />

Albums zuständig. Und das war genau der richtige Mann. Denn<br />

im Geiste sind Fankhauser und Lyons ziemlich eng miteinander<br />

52<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

verwandt, was ihre Art des musikalischen Geschichtenerzählens<br />

betrifft.<br />

Nathan Nörgel<br />

Johnny Sansone - Once It Gets Started<br />

Eigentlich hatte Bluesharpspieler Johnny Sansone mal mit ganz<br />

traditionellem Chicago-Blues begonnen. Spätestens aber mit seinem<br />

aktuellen, von Anders Osborne produzierten Album „Once<br />

It Gets Started“ ist er ebenso auch im aktuellen Groove von New<br />

Orleans angekommen.<br />

Johnny Sansone und Anders Osborne haben in den letzten Jahren<br />

immer wieder zusammengearbeitet, etwa auf Osbornes „Three<br />

Free Amigos“-EP. So ist es kein Wunder, wenn der Gitarrist jetzt<br />

nicht nur auf dem Produzentenstuhl Platz nahm, sondern auch<br />

seine typischen Gitarrensounds für das neue Album des Harpspielers<br />

beigesteuert hat. Manchmal spielt er auch noch das Klavier<br />

- wenn nicht gerade der 88 jährige Henry Gray seine typischen<br />

Boogielinien in die Tasten hämmert.<br />

Die Stücke auf „Once It Gets Started“ sind eine bunte Mischung<br />

aus ganz traditionellen Klängen zwischen Blues, Swamp-Americana<br />

und düster dahinrockenden Songs, in denen man sogar Einflüsse<br />

aus dem Hiphop zu erkennen glaubt. Schon der Titelsong<br />

zu Beginn des Albums ist dafür ein eindrückliches Beispiel. Auch<br />

könnte die Songwriter-Kunst von Osborne Pate gestanden haben.<br />

Der hat sich in den letzten Jahren ja immer weiter vom traditionellen<br />

Bluesrock hin zu einer faszinierend modernen Version einer<br />

echt amerikanischen Rockmusik hin entwickelt, in der allein das<br />

Thema der erzählten Geschichte die musikalische Richtung bestimmt.<br />

Sansone etwa erzählt nicht nur von den klassischen Bluesthemen<br />

sondern schildert das Leben in den miesen Ecken von New Orleans<br />

(„9th Ward Landlord“) ebenso wie vom ruhelosen Umherziehen<br />

(„Sang With The Gypsies“), vom Anwachsen der Sorgen<br />

bis hin zur Schilderung einer Nacht, in der die Kuchenfabrik<br />

niederbrannte. Das ist musikalisch und textlich spannend und<br />

immer wieder überraschend. Allerdings sollte man die Genre-<br />

Scheuklappen vor dem Hören unbedingt ablegen. (cdbaby)<br />

Raimund Nitzsche<br />

Maik W. Garthe - Tight Corner<br />

Einmal mehr gelangen wir zu der Überzeugung, dass der Blues<br />

in Deutschland in Hessen seine Heimat hat, ja eigentlich von hier<br />

seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. Okay, wer‘s nicht<br />

glaubt, kann dennoch frohen Mutes bleiben. Argumentationshilfe<br />

dafür kommt z.B. in Form dieses erstklassigen Silberlings,<br />

dem Debüt, von Maik W. Garthe. Dieser wiederum lebt (noch)<br />

in Ellershausen und das liegt eben nun mal in Hessen. Mit ‚Tight<br />

Corner‘ hat er einen unbedingt beachtenswerten Erstling zum Leben<br />

erweckt.<br />

Maik hat gegenüber so manch einem anderen Debütanten nach<br />

unserer Meinung einen ganz entscheidenden Vorteil – er ist schon<br />

jenseits des 30. Lebensjahres! Und das hört man. Es liegt einfach<br />

ein deutliches Pfund mehr an Lebenserfahrung, Musikalität<br />

und persönlicher Reife in seinen 12 Songs, als bei vielen anderen,<br />

jüngeren Musikanten. - Blues kann ja formal einfach und leicht<br />

zu erlernen sein, aber für‘s richtige feeling braucht es doch etwas<br />

© wasser-prawda<br />

53


Platten<br />

mehr als nur technisches know-how. Und genau das bringt der<br />

Gute mit.<br />

Im Pressetext beschreibt er seine Umwelt als „Einöde in der nordhessischen<br />

Bergwelt zwischen leerstehenden Gehöften und Nationalparkidylle,<br />

Funklöchern, Hochleistungskühen, dörflicher<br />

Gemächlichkeit und Kleinstadt-Hektik“. Und so erzählen seine<br />

Lieder dann auch von „Hinterlandtrinkern, provinziellen Castingshow-Opfern“<br />

und ähnlichen Themen; von Liebe natürlich<br />

auch. Aber das tun viele andere Songschreiber auch und doch<br />

fehlt denen eben so oft diese persönliche Lebenserfahrung, die<br />

einen Song so gut machen kann.<br />

Das kann jeder Hörer überprüfen, wenn er sich einfach mal ‚Black<br />

lemon‘ anhört. Hier swingt der Blues, unterstützt von einem famos<br />

virtuosem Hi-Hat. Die Saiten werden gezupft und der Gesang hat<br />

eine angenehme Süffisance. Oder wer mal die Linie Blues-Punk<br />

erleben möchte der lässt sich mal für 2:43 von ‚Shirley MacLaine‘<br />

auf den Zahn fühlen. Gitarre mit voller Dröhnung, stampfend,<br />

dampfendes Drumherum – einfach nur stark gespielt, Leute. Und<br />

dann wieder ganz bodenständig und traditionell ‚These old boots‘.<br />

Feines Fingerpicking, dazu die Harp vom Ripphan – der Blues<br />

kommt aus Hessen, ich sag‘s Euch!<br />

Ach ja, neben den Hochleistungskühen und Hinterlandtrinkern<br />

gibt es da auch noch den ‚Old dog‘ der einfach nicht vom Fleck<br />

kommt, aber mächtig mit dem Schwanz wackelt. So‘n wenig slide<br />

über die Saiten macht wohl nicht nur uns Spaß.<br />

Diese CD wird angepriesen als Solo-Debüt. Dagegen haben<br />

wir nichts, wollen aber doch erwähnen, dass es neben Maik W.<br />

Garthe mit Vocals, Guitars und Harp im zweiten Titel auch die<br />

Herren Jan Hampicke am Bass, Organ (3), Harmonium (12) und<br />

Backings (10), James Schmidt an den Drums, Tambourine (2, 3,<br />

6 und 11) und ebenfalls Backings im Titel 10 und der Mann aus<br />

dem analoghaus, Tom Ripphan persönlich, mit Harp (8), harmonium<br />

(8) Organ (11) und Tambourine (5) mit von der (Land-)<br />

Partie sind. Wir sind uns ziemlich sicher, dass dieser Mann bald<br />

aus seiner engen Ecke herausgeholt wird und dem geneigten Publikum<br />

überall im Lande zu kurzweiliger Unterhaltung aufspielt,<br />

gleich ob solo oder mit ein wenig Personal. Und so manch einer<br />

wird diese CD in seine Sammlung stellen und sich freuen, einen<br />

Neuen entdeckt zu haben.<br />

Lüder Kriete<br />

Pete Karnes Blues Band - I‘m Sll Here<br />

Pete Karnes ist Bluesharpspieler, dem Chicago Blues verpflichtet,<br />

Mitglied der Blues Hall of Fame und seit ewigen Zeiten im<br />

Geschäft. Geboren in Pigget (Arkansas), aufgewachsen in Ann<br />

Arbor (Michigan) kam er als Teenager nach Detroit. Er stammt<br />

aus einer bluesaffinen Familie und startete seine Profikarriere als<br />

Musiker in den 60ern.<br />

Lightning Slim, Carey Bell und Big Walter Horten förderten ihn.<br />

Er spielte mit B.B. King, Big Walter Horton, Willie Dixon, John<br />

Lee Hooker, Robert Lockwood, J.B. Hutto, Lightning Slim und<br />

Charlie Musselwhite sowie vielen anderen Bluesgrößen. Mitte der<br />

achtziger Jahre beendete er seine Musikerkarriere um sich der Familie<br />

zu widmen. Ende der Neunziger erkrankte er ernsthaft, ist<br />

aber seit 2006 wieder aktiv.<br />

Jetzt hat er mit „I’m still here“ ein neues Album herausgebracht.<br />

Es gehört zu den Alben, die man gern anhört, ein zweites Mal<br />

54<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

hört und plötzlich merkt, daß es oft auf dem Plattenteller liegt.<br />

Das ist möglich, wenn ein Musiker in der Gewißheit spielt, daß er<br />

es wirklich kann und niemandem mehr etwas beweisen muß. Pete<br />

Karnes benötigt keine zwanzig Harps, ich nehme an, daß er die<br />

Stücke überwiegend mit einem Instrument gespielt hat. Da gibt<br />

es keine Demonstration elektronischen Overkills – ein Musiker,<br />

seine Harp, ein Mikrophon und seine Stimme müssen genügen –<br />

und das tun sie auch voll und ganz. Seine warme, sonore Stimme<br />

paßt hervorragend zu den Songs.<br />

Gleiches gilt für die Band. Erfahrene Musiker spielen den Blues<br />

ohne Schnickschnack klar, geradeaus und mit vollem Einsatz.<br />

Pete Karnes und die Band harmonieren, man merkt, sie spielen<br />

schon lange zusammen.<br />

Die Songs wurden allesamt von Pete Karnes geschrieben und führen<br />

durch einige Stilarten des Blues mit Schwerpunk Chicago.<br />

Der Opener „I love my Baby“ geht prima ab, Pete Karnes möchte<br />

danach auch gern „Play with your Poodle“ (was er damit wohl<br />

meint?). „South of the Boarder“ ist ein toll gespieltes Instrumental<br />

(klingt ein wenig wie „La Cucaracha“), das die Hüften der<br />

Senoritas kreisen läßt, „Boogie Time“ geht auch dem anderen Geschlecht<br />

in die Beine.<br />

Das Album ist abwechslungsreich und zeitlos. Ich schließe mich<br />

da der Meinung eines Mannes an, der ganz bestimmt viel über<br />

den Blues sagen kann: „So, if you like straight ahead, no-nonsense,<br />

blue-collar, low down harp blues you‘ll enjoy Pete‘s harp<br />

and vocals on this recording like I do. … the latin instrumental<br />

reminded me a lot of Big Walter.“ - Charlie Musselwhite<br />

Dicker Kauftipp für alle, die ein zeitloses, schnörkelloses Bluesalbum<br />

mögen! (cdbaby)<br />

Bernd Kreikmann<br />

Rosco Levee & The Southern Slide - Get It While<br />

You Can<br />

Manche Kritiker im Vereinigten Königreich sind sich jetzt schon<br />

ziemlich sicher: Sie halten „Get It While You Can“ für eines der<br />

Alben <strong>2014</strong>. Wenn man die Euphorie abzieht, dann bleibt zu vermelden:<br />

Rosco Levee & the Southern Slide haben ein verdammt<br />

gutes Album zwischen Southern Rock und Americana vorgelegt.<br />

Ok, Kent ist eigentlich weit entfernt von den ehemaligen Kolonien<br />

Großbritanniens. Aber Gitarrist Rosco Levee hat mit seiner<br />

Band die Atmosphäre der Südstaaten zwischen Southern Rock,<br />

Blues und Country hervorragend eingefangen. Und auf „Get It<br />

While You Can“ wird keine dürftige Schonkost serviert sondern<br />

die ganze volle Palette dieser Musik. Levees treibende Slide wird<br />

unterstützt von fetten Bläsern, Hammond-Orgeln, Boogie-Pianos<br />

und vollen Background-Chören. Und vor allem ist nicht zu überhören,<br />

dass hier ohne Zwischenstufen die Musik direkt aufs Band<br />

gebannt wurde.<br />

Man braucht keines der Lieder wirklich herauszupicken für die<br />

Rezension: „Get It While You Can“ ist von vorn bis hinten gelungen,<br />

mitreißend und großartig! Jetzt kann ich verstehen, warum<br />

Levee im Interview mit der Wasser-Prawda meinte, an Kent sei<br />

seine Band das, was am ehesten Rock & Roll.<br />

Nathan Nörgel<br />

© wasser-prawda<br />

55


Kurz & knapp<br />

Platten<br />

Hanggai - Baifang<br />

Mongolische Folklore trifft auf europäische<br />

Rockmusik: Die 2004 gegründete Band Hanggai<br />

aus der Inneren Mongolei ist mit ihrer Mixtur<br />

in den letzten Jahren auf Festivals in der ganzen<br />

Welt unterwegs gewesen. Jetzt erscheint beim<br />

niederländischen Label Harlem Recordings das<br />

dritte Album „Baifang“ (übersetzt: Back To You)<br />

der Chinesen.<br />

Psychedelische Rockmusik vor allem der späten<br />

60er Jahre hatte in ihrer Eindringlichkeit<br />

immer etwas Hypnotisches. Da ist der Weg zu<br />

mongolischem Kehlgesang nicht weit. Doch<br />

bei den Liedern von Hanggai werden auch Anklänge<br />

an aktuelle Mittelalterrocker wach oder<br />

auch an manch theatralisches Metalwerk. Und<br />

bei Liedern wie der Ballade „Miss Daughter“ ist<br />

die Band dann bei traditionellen chinesischen<br />

Melodien angekommen. „Baifang“ ist in all der<br />

stilistischen Vielseitigkeit dennoch ein Album<br />

wie aus einem Guss: Hanggai ist eine Band, die<br />

es schafft, daraus vollkommen eigene Musik zu<br />

machen. Dass diese sich immer wieder den gängigen<br />

Rockklischees entzieht, ist ein echter Vorteil<br />

des Albums. Faszinierend und immer wieder<br />

überraschend!<br />

Nathan Nörgel<br />

Kim Simmonds & Savoy Brown - Goin<br />

To The Delta<br />

Es gibt Bands, die sind schon so lange dabei,<br />

dass sie schon zum Inventar der Szene gehören.<br />

Savoy Brown gehört dazu. Nach dem 2011 erschienenen<br />

„Voodoo Moon“ ist jetzt ebenfalls<br />

bei Ruf Records der Nachfolger „Goin To The<br />

Delta“ herausgekommen. Die zwölf Songs versteht<br />

die Truppe um Sänger Kim Simmonds als<br />

Liebeserklärung an die Heimat des Blues.<br />

Ich selbst halte die Scheibe für extrem langweilig<br />

und sehe mich kaum in der Lage, wirkliche Höhepunkte<br />

zu entdecken. Das ist Bluesrock für ne<br />

Bikerkneipe, wo das Publikum schon erheblich<br />

unter dem Einfluss von Alkohol steht.<br />

Nathan Nörgel<br />

Paul Rodgers - The Royal Sessions<br />

Für sein neues Album hatte sich Paul Rodgers<br />

in den Royal Studios in Memphis eingemietet.<br />

Herausgekommen ist eine Sammlung klassischer<br />

Blues- und Soulnummern zwischen Albert<br />

King, Otis Redding und Isaac Hayes.<br />

Man könnte böse sein, und folgende Frage stellen:<br />

Was machen alternde Rockstars, denen<br />

nichts mehr Neues einfällt? Seit einiger Zeit<br />

widmen sie sich nicht mehr dem American<br />

Songbook, sondern dem klassischen Soul der<br />

60er. Jetzt also auch Bluesrocker Paul Rodgers.<br />

Wobei „The Royal Sessions“ einen wirklichen<br />

Vorteil haben: Hier wurde eine Band im Studio<br />

versammelt, die genau diese Musik zu atmen<br />

scheint. Und da macht es dann auch nichts, dass<br />

eigentlich niemand neue Coverversionen von „I<br />

Thank You“, „I Can‘t Stand The Rain“ oder gar<br />

„Wonderful World“ mehr braucht. Rodgers singt<br />

hier fast altersweise - und das passt eigentlich<br />

nun wirklich nicht zu Stücken wie „Shake“. Aber<br />

das ist die Meinung eines notorischen Nörglers.<br />

Die Plattenkäufer sind da anderer Meinung.<br />

Nathan Nörgel<br />

Wille and the Bandits - Grow<br />

Ihren Ruf haben Willie and the Bandits im Vereinigten<br />

Königreich vor allem durch ihre mitreißenden<br />

Live-Shows errungen. Auf ihrem aktuellen<br />

Studio-Album „Grow“ ist diese Energie gut<br />

eingefangen.<br />

Rauhe treibende Riffs, eine verrauchte Stimme<br />

und treibende Rhythmen: schon beim Opener<br />

„Got to Do Better“ wird klar, dass das hier<br />

keine Scheibe für Feingeister ist. Es wird abgerockt<br />

im Geiste des Blues. Man vergisst schnell,<br />

dass hier lediglich drei Musiker am Werke sind:<br />

Slide-Gitarrist Wille Edwards, Matthew Brooks<br />

am Bass und Schlagzeuger Andrew Naumann<br />

haben einen extrem fetten und dichten Bandsound<br />

gefunden. Und Wille ist mit seiner Intensität<br />

als Sänger eine absolute Überraschung in<br />

der heutigen Rockwelt. Manche meinen sogar,<br />

in ihm den neuen Seasick Steve zu vernehmen.<br />

Doch wer lediglich auf Bluesrock von der Stange<br />

lauert, dürfte häufig überrascht werden. Denn<br />

immer wieder kommen Ausflüge in andere Gefilde:<br />

zum Folk (naheliegend) und gar in den<br />

Latin-Rock. Immer aber - ob nun in deftig losrockenden<br />

Stücken oder den langsamen <strong>Nummer</strong>n<br />

ist eine unwahrscheinliche Spannung drin,<br />

eine Steigerung, die nach der großen Erlösung<br />

schreit. „Grow“ ist eine echte Empfehlung!<br />

Raimund Nitzsche<br />

Yiruma - Blind Film<br />

Klaviermusik zwischen Klassik und Easy Listening,<br />

sanfte Streicher dazu - das Album „Blind<br />

Film“ des südkoreanischen Pianisten ist Entspannungsmusik<br />

pur. Wer spannende Kompositionen,<br />

aufregende Entwicklungen usw. sucht,<br />

ist hier fehl am Platz. Wer das für moderne Klassik<br />

hält, hat wenig Ahnung von Musikgeschichte.<br />

Das sind romantische Klangtapeten, vom<br />

Musiker gewidmet den traurigen Menschen dieser<br />

Welt.<br />

56<br />

© wasser-prawda


Platten<br />

Wiederveröffentlichungen, Klassiker, Vergessenes<br />

Wiederhören<br />

Eric Bibb - Me To You<br />

Eric Bibb hatte seine ersten Alben schon als Jugendlicher veröffentlicht.<br />

Doch wirklich bekannt wurde er in der Bluesszene erst<br />

in den 90er Jahren, als er etwa 1996 beim London Blues Festival<br />

den Opener für Keb Mo, Gatemouth Brown und James Carr<br />

machen durfte. Die begeisterte Aufnahme des Musikers führte<br />

dazu, dass Produzent Mike Vernon ihn für sein Code Blue Label<br />

unter Vertrag nahm. Das Album „Me To You“, was aus dieser<br />

Zusammenarbeit hervorging, ist jetzt als CD wiederveröffentlicht<br />

worden.<br />

Eric Bibb war seinerzeit wohl kein ganz einfacher Klient: 44 Musiker<br />

aus Schweden, Großbritannien und den USA wurden eingeladen<br />

zu den verschiedenen Sessions. Studios in Stockholm, Portsmouth,<br />

London, New York, Chicago und San Francisco wurden<br />

gebucht. Aber das Ergebnis ist für mich eine echte Entdeckung:<br />

Zwischen funkigem Soulblues und Akustikblues spielt die Musik.<br />

Und gemeinsam mit Gästen wie Taj Mahal oder Mavis & Pops<br />

Staples spielte Bibb mit einer Intensität und Virtuosität, die manche<br />

seiner späteren Alben bei Weitem nicht mehr erreichten. Ein<br />

absoluter Pflichtkauf! (Hatman)<br />

Nathan Nörgel<br />

Morrissey - Your Arsenal<br />

Weg vom Pop, hin zu Glamrock und Rockabilly - mit seinem<br />

vierten Studioalbum „Your Arsenal“ hatte Morrissey 1992 sein<br />

bis dahin überzeugendstes Album seit dem Ende von The Smiths<br />

herausgebracht. Die jetzt herausgebrachte „Definitive Master“-<br />

Edition enthält statt üblicher Bonustracks den Mitschnitt eines<br />

bislang unveröffentlichten Konzerts von 1991 auf DVD.<br />

Manchmal muss man sich großartige Songs einfach mal wieder<br />

in Erinnerung rufen. „We Hate It When Our Friends Become<br />

Successful“ etwa oder den tollen Walzer „You‘re Gonna Need Someone<br />

On Your Side“. Plötzlich wird einem klar: Die 90er waren<br />

doch nicht ganz ein verlorenes Jahrzehnt, was gute Musik angeht.<br />

Morrissey hatte hier mal wieder gezeigt, wie großartig er<br />

sein kann, wenn er denn in der richtigen Laune ist und sich auch<br />

auf seine Band verlassen kann.<br />

Für „Your Arsenal“ und seinen Sound zwischen Rock, Glam und<br />

Rockabilly war Produzent Mick Ronson (früher Gitarrist für David<br />

Bowie) unverzichtbar. Er bringt die Erinnerungen an T.Rex<br />

und Bowies Ziggy Stardust-Zeiten in den Sound. Alain Whyte<br />

und Boz Boorer bringen mit ihren Gitarren Morrissey zum Rokken<br />

wie lange nicht. Und die Rhythmusgruppe (Gary Day - bg,<br />

Spencer Cobrin - dr) treibt den Sound fast zum Stadionrock. Das<br />

ist ein noch immer wichtiges und nich verstaubtes Album.<br />

Was man von der beiliegenden Konzert-DVD kaum behaupten<br />

kann. Klar: das ist die Vorgängerband. Aber ehrlich: Wer braucht<br />

wirklich so dringend einen Mitschnitt in VHS-Qualität? Zwingend<br />

ist dieser Bonus nicht. Aber als kostenlose Dreingabe ist das<br />

ok.<br />

Raimund Nitzsche<br />

© wasser-prawda<br />

57


Feuilleton<br />

Koma-Glotzen: House of<br />

Cards. Season 2<br />

Vor einigen Jahren veröffentlichte eine Kieler Studentenzeitschrift<br />

einmal eine bemerkenswerte Reportage. Geschildert<br />

wurde der Selbstversuch einer Gruppe, sämtliche Folgen von<br />

Monty Pythons Flying Circus nonstop ohne Pause zu sehen.<br />

Heute sind viele technische Schwierigkeiten, mit denen sich<br />

diese Pioniere des Binge-Watching konfrontiert sahen, bestenfalls<br />

noch für historisch Interssierte nachzuvollziehen.<br />

Etwa die verzweifelte Suche für den heldenhaft dahingeschiedenen<br />

Video-Recorder mitten in der Nacht. Die Sucht<br />

danach, Serien am Stück zu genießen hat seither massiv zugenommen.<br />

Schuld sind der Verkauf von DVD-Boxen oder<br />

die Möglichkeit, komplette Staffeln in Online-Videotheken<br />

zu sehen. Wer braucht da noch Programmzeitschriften,<br />

wenn man sämtliche Folgen der neuen Staffel von House of<br />

Cards ohne wochenlange Wartezeiten genießen kann? Ein<br />

Selbstversuch.<br />

Ich bin ein Politik- und Nachrichten-Junkie. Und wenn es nicht<br />

Nachrichten gäbe, könnte ich eigentlich gerne auf das komplette<br />

deutsche Fernsehen verzichten. Hierzulande sind Serienschreiber<br />

offenbar nicht in der Lage, aktuelle Themen in spannende<br />

und unterhaltsame Drehbücher zu übersetzen. Voller Wehmut<br />

denke ich an Glanzlichter wie die wöchentlichen Kommentare zur<br />

amerikanischen Politik, die die Helden am Ende jeder Folge von<br />

„Boston Legal“ von sich gaben. Oder aber an die großartige erste<br />

Staffel von The News Room mit seiner Auseinandersetzung nicht<br />

nur mit der Qualitätät der täglichen Nachrichten sondern auch<br />

mit einer Abrechnung mit dem noch immer vorhandenen und be-<br />

58<br />

© wasser-prawda


Feuilleton<br />

lächelten Phänomen der Tea Party. „House of Cards“ geht da noch<br />

einen ganzen Schritt weiter. Zum Glück muss man hier sagen: Die<br />

völlige Amoralität der „Helden“ um Francis Underwood (Kevin<br />

Spacey) fand sich schon in der wundervollen Vorlage, die die BBC<br />

in der Zeit nach dem Ende von Maggie Thatcher auf den Bildschirm<br />

brachte.<br />

Sofort fühle ich mich zu Hause, als die erste Folge der zweiten<br />

Staffel zu laufen beginnt. Kevin Spacey/Francis Underwood<br />

hatte es in den ersten dreizehn Folgen geschafft, die komplette<br />

Regierung seiner eigenen Partei zu destabilisieren. Schließlich<br />

wurde er zum Vizepräsidenten gekürt. Auf der Strecke blieben ein<br />

Abgeordneter, der angeblich Selbstmord beging. Und auch die der<br />

Story nachhechelnden Journalistinnen und Journalisten sind der<br />

Skrupellosigkeit dieses Arschlochs nicht gewachsen. Jetzt also gilt<br />

es, die neue Position zu festigen und gleichzeitig dem ungeliebten<br />

Präsidenten die eigenen Ideen unterzujubeln. Die in der ersten<br />

Staffel noch mit Informationen gefütterte Journalistin Zoe Barnes<br />

stört mit ihren Fragen nur. Folglich endet sie als Leiche auf<br />

U-Bahn-Gleisen. Neuer Gegenspieler wird der Industrielle Raymond<br />

Tusk, der nach Underwoods Meinung zu viel Einfluss auf<br />

den Präsidenten hat. Es folgen eine Handelskrise mit China, Geheimverhandlungen,<br />

und immer wieder die familiären Rituale der<br />

Underwoods. Überhaupt könnte man Staffel zwei auch als „Bilder<br />

einer Ehe“ betrachten. Bis hin zum möglichen Sex der beiden mit<br />

dem Leibwächter.<br />

Es ist irgendwann zwischen drei und vier Uhr morgens. Ich<br />

schrecke hoch, bekomme die Augen mit Mühe geöffnet. Auf<br />

dem Bildschirm ist Doug Stamper dabei, mal wieder das<br />

Callgirl, in das er heimlich verliebt ist, das er aber aus dem Licht<br />

der Öffentlichkeit hat verschwinden lassen müssen, zu belästigen<br />

mit seinen Forderungen. Irgendwas hab ich verpasst. Die Folge<br />

werde ich noch mal starten müssen. Jetzt gleich? Oder sollte ich der<br />

gewaltigen Verlockung einer Schlafpause nachgeben? Ich starte sie<br />

gleich neu. Doch Minuten später fallen die Augen wieder zu. Für<br />

drei Stunden bin ich im Land der Träume versackt. Was bin ich<br />

für ein Weichei!<br />

Doch sofort nach dem Aufwachen geht der Marathon weiter. Es<br />

ist eigentlich Zeit fürs Frühstück. Doch die Brötchen sind alle.<br />

Müsli muss ausreichen. Es liegen noch drei oder vier Stunden vor<br />

mir. Stunden, in denen Kevin Spacey oftmals an der Grenze zur<br />

Demaskierung steht. Doch seiner Skrupellosigkeit ist eigentlich<br />

niemand gewachsen, nicht einmal Tusk mit seinem Lobbyisten-<br />

Helfer. Von den Journalisten ganz zu schweigen. Letztlich ist Underwood<br />

am Ziel: Er zieht ins Weiße Haus als neuer Präsident.<br />

Und nur Doug Stamper bleibt tot auf der Strecke. Er hätte das<br />

Callgirl nicht immer auf‘s Neue reizen sollen.<br />

Fazit: Dreizehn Folge a 40 Minuten feinste Unterhaltung mit<br />

großartigen Schauspielern. Politik, Macht, Skrupellosigkeit,<br />

Zynismus. House of Cards ist eines der Beispiele für völlige<br />

Antihelden, denen man dennoch fasziniert folgt. Ich allerdings bin<br />

als Komaglotzer hier eindeutig an meine Grenzen gestoßen. Ohne<br />

Schlafpause war ich dieser Serie nicht gewachsen.<br />

Raimund Nitzsche<br />

© wasser-prawda<br />

59


Sprachraum<br />

Odile Endres - Vier Gedichte<br />

herzsemantik<br />

du stiehlst dich in meine texte<br />

plötzlich sitzt du auf einer der<br />

bänke im hörsaal über den ich<br />

schreibe du wirst zur zeile in<br />

meinen gedichten du wirst zu<br />

allen versen du tauchst auf in<br />

der textsortenforschung doch<br />

deine typisierung scheitert du<br />

passt in keine klassifikation<br />

du stürzt dich over head und<br />

herz in meine folien du flirrst in<br />

jedem bit meines usb-sticks du<br />

irrlichterst im dickicht all meiner<br />

schreibprozessphasen du findest<br />

dich im code all meiner dateien<br />

du stehst als unlösbare frage<br />

in jeder von mir entworfenen<br />

vorlesung und schriftklausur<br />

du begleitest als subtext jeden<br />

haupt und nebensatz den ich<br />

schreibe du erscheinst als neuer<br />

eintrag in meinem lebenslexikon<br />

du bist obligatorische ergänzung<br />

im gefüge meiner alltagssyntax<br />

bist das schlüsselwort in meinem<br />

gefühlstextkorpus du füllst alle<br />

leerstellen meiner herzsemantik<br />

60<br />

© wasser-prawda


Sprachraum<br />

doch du entziehst dich meiner<br />

textanalyse und verschwindest<br />

in einer dunklen satzfuge<br />

wo du verloren bist für mich die<br />

ich nichts kann als wortblüten<br />

treiben und tauge zu nichts als<br />

künstlichen geflechten in denen<br />

die wirklichkeit sich verheddert<br />

aber deine erdige liebe nicht<br />

window.close()<br />

wird es irgendwann<br />

heißen vielleicht schon<br />

bald<br />

dann wird das<br />

fenster zur erde<br />

geschlossen<br />

werden<br />

hoffen wir dass<br />

dann ein neues<br />

aufgeht:<br />

window.universe.open()<br />

vorpommern vermutlich<br />

schwarzpulver<br />

wie blind in maulfwurfsgängen<br />

umherirren ohne ziel<br />

um das ziel zu verschleiern<br />

auf das wir zutreiben<br />

wir wollen ihm nicht<br />

so einfach in die arme<br />

laufen<br />

ein paar finten wären<br />

nicht schlecht<br />

Odile Endres<br />

Odile Endres studierte an den<br />

Universitäten Aix-en-Provence<br />

und Heidelberg. Literarisch<br />

debütierte sie 1995 mit Rendezvous<br />

mit Künzle. Seither<br />

widmet sie sich der Sprache in<br />

vielen Facetten: Prosa, Poesie,<br />

Word-Art, Linguistik, Internet-Literatur.<br />

Seit 2005 ist sie Dozentin für<br />

Schriftkompetenz an der Universität<br />

Greifswald.<br />

2008 wurde ihr bei der 11.<br />

Lyrikmeisterschaft des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

der 2. Preis der Jury zugesprochen,<br />

2009 erhielt sie bei der<br />

12. Lyrikmeisterschaft den<br />

Publikumspreis. Im Juni 2009<br />

gründete sie gemeinsam mit<br />

Silke Peters und Irmgard Senf<br />

in Stralsund die Lesebühne<br />

tEXTRAbatt, eine Plattform<br />

für Poesie-Performance.<br />

von bussen und<br />

büffeln<br />

freiraum-verlag <strong>2014</strong><br />

76 Seiten; 14,95 EUR (D)<br />

ISBN: 978-3-943672-23-7<br />

(Auch als E-Book erhältlich.)<br />

vermeintliche lichtspuren:<br />

gefallene glühwürmchen<br />

ein schwarzer raum<br />

durch und durch<br />

keine assoziationsketten<br />

an denen wir uns entlang<br />

hangeln könnten<br />

the missing link<br />

© wasser-prawda<br />

61


Sprachraum<br />

wir waren am ende der welt<br />

angelangt aber das schicksal<br />

der erde bekümmerte uns wenig<br />

uns war das eigene abhanden<br />

gekommen<br />

wir hörten die stecknadeln fallen<br />

ihre köpfe schimmerten meerblau<br />

vielleicht waren sie daran schuld<br />

dass wir nicht mehr wegkommen<br />

würden<br />

von jenem ufer der langsamkeit<br />

wo die fische mit ihren goldaugen<br />

uns zuflüsterten wenn wir versuchten<br />

die zeichen von wasser und sand zu<br />

verstehen<br />

als die pipelines das haar der meerjungfraun<br />

durchschnitten und ihr methanblut am<br />

strand verströmten wachten wir auf<br />

und merkten dass wir zu lange<br />

geträumt hatten<br />

62<br />

© wasser-prawda


Sprachraum<br />

Exklusiver Vorabdruck<br />

© wasser-prawda<br />

63


Sprachraum<br />

64<br />

© wasser-prawda


Sprachraum<br />

© wasser-prawda<br />

65


Sprachraum<br />

66<br />

© wasser-prawda


Sprachraum<br />

Jürgen Landt:<br />

titelersparnis<br />

es war ohnehin schon ein lauer abend. die kneipe lau. unsere<br />

stimmung lau.<br />

„dann laß uns zu der lyrikerin gehen. die ist ziemlich bekannt.<br />

sie liest heute abend. ich glaub zwar nicht, daß das<br />

besser wird als hier, aber vielleicht ein bißchen anders. eigentlich<br />

wollte ich zu keiner lyriklesung mehr gehen, ich<br />

hab’s mir bei der letzen schon geschworen, der lyriker hat<br />

mich fertig gemacht, der war so was von eingenommen<br />

von seinen zeilen, das spottet jeder beschreibung, immer<br />

wieder dasselbe, ich meine diese leute, die lyriker, die sind<br />

eine spezies für sich, wie sie sich geben und überzeugt davon<br />

sind, etwas ganz einzigartiges zu sein, ist ja auch jeder<br />

mensch, aber die stellen in den raum, daß alle anderen<br />

auch so sehen und empfinden müssen, sehen sich so unglaublich<br />

einzigartig in ihrem schmieden von gefühlsworten,<br />

ist ja auch nichts schlechtes, aber warum nur sind sie<br />

so krankhaft überzeugt von ihrem tun als wär’s das non<br />

plus ultra im vorhandensein, das nervt, da wird mir immer<br />

ganz krampfig und schlecht im bauch und es ist für mich<br />

kaum aushaltbar, ach, scheiß drauf, laß uns gehen.“<br />

„zahlen.“ sagte daniel.<br />

„ich zahle.“ sagte ich.<br />

„ist das weit?“ fragte er mich.<br />

„fünf minuten. und wenn das wieder nichts ist, sie sich<br />

auch so gibt, wie all die anderen lyriker, dann gehen wir<br />

nach fünf minuten wieder.“<br />

„und das eintrittsgeld?“ fragte er.<br />

„da kommen wir so rein.“<br />

„ihr wollt schon gehen?“ fragte uns die schwarzhaaraufgetürmte<br />

schönheit hinterm tresen.<br />

„sind bestimmt gleich wieder da.“ antwortete ich.<br />

© wasser-prawda<br />

67


Sprachraum<br />

„dann könnt ihr auch nachher zahlen, ich laß euren zettel<br />

hier oben liegen.“ deutete sie auf’s brett unterm schnapsregal.<br />

„nein, ist schon gut, herr sorgenich, gehen sie mal durch.“<br />

„drei euro.“ hörte ich sie zu daniel sagen.<br />

„ich bin student.“ erwiderte daniel.<br />

„haben sie den studentenausweis dabei?“<br />

ich drehte mich um und sagte: „das ist mein bruder.“<br />

„ich denk, sie haben nur eine schwester?“<br />

„meine mutter hatte später noch was mit einem anderen<br />

kerl. daher kommt er hier, der stramme bursche, jura macht<br />

er, bin stolz auf ihn.“ und dann setzten wir uns auf zwei<br />

plätze nahe dem ausgang.<br />

es war wie immer. pathetisch mit brust- und stimmenanschwellen.<br />

zwei frauen waren dennoch während der leicht wechselnden<br />

pathetik im monotonen, berechenbaren gleichklangwechsel<br />

des daherschlürfenden lyrikvortragens eingeschlafen,<br />

ließen ihre köpfe hängen. die ältere von beiden<br />

schnarchte leise, neigte immer wieder dazu in einer gefährlichen<br />

körperschräglage jeden moment vom stuhl zu kippen,<br />

doch ein inneres hin und wieder aufschrecken innerhalb<br />

der raumfüllenden konzentrierten stille schreckte sie<br />

ab und an hoch und sie rückte sich zurecht um erneut den<br />

kopf langsam nach vorne sacken zu lassen, manchmal auch<br />

zur seite, und wenn er ihr nach hinten fiel, wachte sie sofort<br />

kurz wieder auf.<br />

stille. kein applaudieren zwischen den texten. wenn die lyrikerin<br />

neu ansetzte, erschrak man sich regelrecht vor ihrer<br />

wieder einsetzenden vortragenden innbrunst. und das,<br />

obwohl man damit rechnete, ja wußte, daß sie jeden moment<br />

fortfahren würde. und sie fand kein ende. hörte einfach<br />

nicht auf. bei jedem text dachte ich: nun ist aber gleich<br />

schluß, das muß der letzte sein.<br />

stille. ein neues beginnen und ein erneutes erschrecken.<br />

stille. dann furzte daniel laut. kein lacher aus dem publikum,<br />

nur der abgesackte kopf der ständig einnickenden<br />

frau kam hoch, schaute sich orientierungssuchend um und<br />

sackte gleich wieder ab. dann lachte ich kurz auf. die lyrikerin<br />

hielt inne, schaute ernst ins publikum, und daniel<br />

rutschte unruhig auf seinem stuhl hin und her. war es ihm<br />

peinlich? ein nächster lyrischer vortrag setzte ein.<br />

ich stand gebückt auf, klopfte daniel auf die schulter, auch<br />

er erhob sich gebückt, furzte in seinem gebückten vorwärtskommen<br />

nocheinmal und folgte mir.<br />

der kassiererinnentisch am eingang war abgebaut.<br />

„hat ja doch ein bißchen länger gedauert als euer angekündigtes<br />

gleich. gleich nochmal dasselbe?“ begrüßte uns die<br />

schwarzhaaraufgetürmte.<br />

ich schaute auf ihre lackierten fingernägel, dann auf ihren<br />

gelacken mund, nickte und sagte: „gieß ein.“<br />

weiter hinten saß ein tisch voller mädels, sie lachten und<br />

alberten rum und daniel nahm sein bier vom tresen und<br />

ging zu ihnen.<br />

68<br />

© wasser-prawda


Sprachraum<br />

© wasser-prawda<br />

69


Sprachraum<br />

R K - D<br />

V<br />

Eine Reise um die Erde. Abenteuer zu<br />

Wasser und zu Lande. Erzählt nach eigenen<br />

Erlebnissen. Band 1.<br />

9. Das Verhör der Sklavinnen.<br />

Der Türke knirschte vor Wut mit den Zähnen, als die befreiten<br />

Mädchen an ihm vorbeigeführt wurden, und der griechische Kapitän<br />

fuhr, als das Boot der ›Vesta‹ zum ersten Male an dem seinen<br />

vorbeikam, mit der Hand nach der im Gürtel steckenden Pistole;<br />

doch während der Bewegung hörte er das mahnende Zischen eines<br />

Matrosen, und schnell griff er, anstatt nach der Pistole, nach<br />

seinem Ohr, von welchem noch immer das Blut sickerte.<br />

»Der ›Amor‹ ist in Sicht,« wurde Ellen an Bord gemeldet, und<br />

wirklich tauchten eben hinter dem letzten Inselchen des griechischen<br />

Archipels die Masten der Brigg auf. Eine Rauchwolke<br />

schwebte über dem Schiffe, also kam es angedampft und mußte<br />

bald den Schauplatz erreicht haben.<br />

»Desto besser,« meinte Ellen, »so können die englischen Herren<br />

doch sehen, wie gut wir die frühe Morgenstunde ausgenutzt haben,<br />

und unsere That bewundern. Doch jetzt schnell wieder auf<br />

die ›Undine‹ zurück, die übrigen Mädchen zu befreien.«<br />

Als das Boot zum dritten Male mit den letzten der Sklavinnen<br />

die ›Vesta‹ erreichte, war die Brigg dicht in der Nähe, fast zwischen<br />

der ›Vesta‹ und der Bark.<br />

»Guten Morgen, meine Damen,« lachte der lustige Charles zuerst<br />

hinüber. »Sie nehmen wohl Passagiere an Bord? Oder rauben<br />

Sie ein Schiff aus?«<br />

»Das erstere ist wohl das richtige,« gab Miß Jessy zurück, »wir<br />

passen den Sklavenhändlern scharf auf die Finger und nehmen<br />

ihnen unerbittlich ihre Ware weg. Mit solchen Geschäften lassen<br />

Sie sich also nicht ein, wir würden auch Sie nicht schonen.«<br />

Mit Genugthuung und Stolz nahmen die Vestalinnen die Lobpreisungen<br />

und Schmeicheleien der Herren dankbar lächelnd an.<br />

»Alle Wetter!« flüsterte Edgar Hendricks seinem Freunde ins<br />

Ohr. »Sehen Sie nur diese Prachtmädels da, die Sklavinnen. Schade,<br />

daß wir sie dem Händler nicht abnehmen konnten.«<br />

»Wahrhaftig,« entgegnete Williams, »es ist jammerschade! Alle<br />

Schattierungen sind vertreten, vom Schneeweiß bis zum tiefsten<br />

Schwarz. Sehen Sie da die große Negerin, ihre Augen funkeln,<br />

wie die eines Raubtieres. Die möchte ich nicht anfassen; ich glaube,<br />

die beißt in die Finger.«<br />

Und laut rief er nach der ›Vesta‹ hinüber, auf welcher die Damen<br />

die Sklavinnen auszufragen schienen:<br />

»Wenn Sie nicht genügend Platz drüben haben, so geben Sie uns<br />

nur einige ab. Ich schwöre Ihnen hoch und heilig, Miß Petersen,<br />

daß es die Mädchen hier gut haben sollen.«<br />

»Unsinn,« brummte Lord Hastings, der sich bisher mit der Besatzung<br />

der beiden Boote beschäftigt hatte, welche noch immer<br />

dicht zur Seite der ›Vesta‹ lagen.<br />

»Unsinn, weiter fehlte nichts. Wir wollen hier keinen Damensalon<br />

einrichten.«<br />

70<br />

© wasser-prawda


Sprachraum<br />

»Seien Sie nicht ängstlich,« sagte Ellen, deren scharfe Ohren<br />

das Gebrumm verstanden hatten, »die ›Vesta‹ giebt keinen ihrer<br />

Schützlinge heraus.«<br />

Dann wandte sie sich an den griechischen Kapitän, dem Williams<br />

eben die Vorzüge des englischen Heftpflasters anpries, weil es<br />

besonders zerschossene Ohrläppchen riesig schnell heile.<br />

»Fahren Sie an Bord zurück,« sagte sie, »und versuchen Sie<br />

nicht, irgend etwas zur Wiedererlangung der Mädchen zu unternehmen.<br />

Sie haben jetzt gesehen, daß wir Ihnen überlegen sind<br />

und nicht mit uns spaßen lassen.«<br />

Unverzüglich begab sich die Besatzung auf die ›Undine‹ zurück,<br />

wo die Matrosen eine Vorrichtung zimmerten, welche das<br />

zerschossene Steuerrad ersetzen mußte, während der Kapitän finster<br />

brütend in der Kajüte saß und stillschweigend die Schmähreden<br />

des Türken über sich ergehen ließ.<br />

Sein einziger Gedanke war Rache, furchtbare Rache an diesen<br />

Weibern, welche ihn, den schlauen Seemann, so überlistet, gedemütigt<br />

und gezüchtigt hatten.<br />

Unterdessen fand draußen eine Unterredung zwischen Lord<br />

Harrlington und Miß Petersen statt.<br />

»Warum haben Sie uns nicht von Ihrem gefährlichen Unternehmen<br />

benachrichtigt?« fragte Harrlington in vorwurfsvollem Tone<br />

die Kapitänin. »Wie leicht hätte es unglücklich für Sie ablaufen<br />

können; Sie hätten uns wenigstens auffordern sollen, in Ihrer Nähe<br />

zu bleiben.«<br />

Der Lord mußte aber doch etwas von der Absicht der Vestalinnen<br />

gehört haben, denn in der Nacht bereits war auf seinen Befehl<br />

der ›Amor‹ segelfertig gemacht worden und der ›Vesta‹ gefolgt und<br />

lag seit dem frühesten Morgen immer unter Dampf hinter jener<br />

Insel versteckt. Von der äußersten Spitze des Eilandes hatte Harrlington<br />

mit seinem ausgezeichneten Fernrohr die beiden Schiffe<br />

beobachtet, aber alle Fragen der Herren ausweichend beantwortet<br />

und sie auf später vertröstet.<br />

»Lord Harrlington,« entgegnete Ellen, »an Bord der ›Vesta‹ droht<br />

uns keine Gefahr. Wir fühlen uns auf ihr so sicher, als wären wir<br />

in einem Ballsaal in New-York und nicht auf dem Meere.«<br />

»Aber erinnern Sie sich doch Ihres Versprechens! Sie wollten<br />

nach der Befreiung aus den Händen der Straßenräuber unsere<br />

Begleitung annehmen.«<br />

»Wohl haben wir nichts dagegen, wenn uns der ›Amor‹ folgt,«<br />

entgegnete das Mädchen, »aber dazu auffordern werden wir ihn<br />

niemals. Dagegen bleibt die Verabredung betreffs der Landausflüge<br />

bestehen.«<br />

»Hurrah,« schrie Charles, »Miß Nikkerson, ich stelle Ihnen meinen<br />

Regenschirm zur Verfügung.«<br />

»Sie werden bald Gelegenheit finden, uns Ritterdienste zu leisten,«<br />

fuhr Ellen fort, »denn wir haben die Absicht, jedes einzelne<br />

der Mädchen persönlich in seine Heimat zu begleiten, und sie<br />

stammen aus aller Herren Länder. Wir vernehmen die befreiten<br />

Sklavinnen jetzt, und deshalb, Lord, muß ich das Gespräch abbrechen.«<br />

»Wollen Sie mir nicht den Namen des nächsten Hafens mitteilen?«<br />

bat Harrlington.<br />

»Nein, dies würde gegen unsere Gesetze verstoßen. Suchen Sie<br />

uns nicht zu verlieren, das ist alles, was ich Ihnen raten kann.<br />

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71


Sprachraum<br />

Anzeige<br />

Ueberdies wissen wir selbst noch nicht, welches unser nächstes<br />

Ziel sein wird.«<br />

Sie ging wieder zu der Gruppe der Mädchen und sah nicht, wie<br />

Lord Harrlington ihr lächelnd nachblickte.<br />

Vorläufig lagen die beiden befreundeten Schiffe noch Seite an<br />

Seite still, während die Matrosen der ›Undine‹ eigenmächtig Segel<br />

setzten, denn weder der Kapitän, noch der Türke ließen sich an<br />

Deck sehen.<br />

Die Engländer aber traten zusammen und tauschten Bemerkungen<br />

über die Sklavinnen ans. Leider konnten sie, so sehr sie<br />

sich auch anstrengten, von der Unterhaltung zwischen diesen und<br />

den Vestalinnen nichts vernehmen.<br />

»Zwei von ihnen sind offenbar Negerinnen,« erklärte Lord Stevenson,<br />

der ebenso wie Harrlington schon viel gereist war, »zwei<br />

andere wahrscheinlich Araberinnen, die dort mit dem roten Jäckchen<br />

ist eine Indierin. Einige der Mädchen haben Gesichtszüge,<br />

wie man sie unter der Bevölkerung an der Westküste Asiens trifft.<br />

Aber diese da mit den gelben Gesichtern und runden Augen kann<br />

ich nicht klassifizieren. Harrlington, Sie Weltumsegler, wissen Sie<br />

nicht, wo deren Wiege gestanden haben mag?«<br />

72<br />

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Sprachraum<br />

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73


Sprachraum<br />

»In einer kultivierten Gegend jedenfalls nicht,« warf Edgar<br />

Hendricks dazwischen.<br />

»Warum nicht,« antwortete aber Harrlington lächelnd. »Allem<br />

Anscheine nach sind es südamerikanische Kreolinnen oder Abkömmlinge<br />

von Indianern und Weißen.«<br />

»Chaushilm,« sagte Charles zu dem jungen Herzog, der als<br />

großer Frauenverehrer bekannt war, »Sie lieben ja Damen mit<br />

üppigem, schwarzen Haar, daher empfehle ich Ihnen, sich um<br />

die Gunst jenes Mädchens dort zu bewerben. Haare hat sie wenigstens<br />

für drei auf dem Kopfe, und ihre Lippen sind wie zum<br />

Küssen geschaffen.«<br />

Er deutete dabei auf eine Gestalt mit aufgebauschtem Haarwulst<br />

und aufgeworfenen Lippen.<br />

»Wahrscheinlich eine Südseeinsulanerin,« meinte Harrlington.<br />

»Doch still! Miß Petersen will etwas fragen!«<br />

Die Vestalinnen hatten sich inzwischen nach den Schicksalen<br />

ihrer Schützlinge erkundigt. Es war ihnen dies nicht so schwer geworden,<br />

als man bei der Verschiedenheit der Nationalitäten hätte<br />

vermuten sollen; die in Asien geborenen verstanden fast alle arabisch,<br />

und bei diesen diente die französisch sprechende Sulima als<br />

Dolmetscherin, die übrigen aber hatten während ihrer Gefangenschaft<br />

so viel Türkisch gelernt, um sich verständigen zu können,<br />

und so ging die Aufklärung ohne Schwierigkeit vor sich.<br />

Nur Sulima selbst hatte ihr Schicksal noch nicht erzählt, ebenso<br />

nicht jene Negerin, deren wildes Aussehen dem lustigen Charles<br />

Gelegenheit zu dem Witze gegeben.<br />

Sie war eine hohe, schlanke Gestalt, mit einem mehr knabenhaften<br />

Gesicht, das nicht hübsch zu nennen war, aber neben<br />

Kühnheit und Stolz eine nicht zu bändigende Wildheit verriet.<br />

Die pechschwarzen Augen, welche unstät von einem der Mädchen<br />

zum anderen wanderten, schienen wirklich den Blick eines<br />

Panthers annehmen zu können, ein solcher Blitz schoß ab und zu<br />

aus ihnen, obgleich das Mädchen sich möglichst bemühte, den<br />

Vestalinnen, welche sich auch nicht durch Sulima mit ihr verständigen<br />

konnten, freundlich entgegenzukommen.<br />

Das lose Gewand hatte die Negerin so um ihren Körper geschlungen,<br />

daß die Arme freiblieben, und seltsam war es, was für<br />

Muskeln diese zeigten. Jeder Nerv, jede Ader trat an ihnen wie aus<br />

Marmor gemeißelt hervor, und dennoch zeugten die schlanken,<br />

wohlgepflegten Hände von keiner schweren Arbeit. Desgleichen<br />

verriet jede Bewegung des Körpers, was für eine katzenartige Gewandtheit<br />

ihm innewohnte.<br />

Die Damen versuchten vergeblich in allerlei Sprachen, mit dieser<br />

Negerin eine Unterredung zu ermöglichen.<br />

»Es ist nicht möglich,« sagte Sulima. »Während der sechs Monate,<br />

welche wir zusammen in Konstantinopel gefangen waren,<br />

hat sie sich nie mit uns unterhalten und gab überhaupt nie einen<br />

Laut von sich.«<br />

»Wie war ihr Benehmen im übrigen?« fragte Ellen.<br />

»Sie verhielt sich finster, zurückhaltend und stolz, besonders den<br />

Wärtern gegenüber, welche uns das Essen brachten und uns sonst<br />

bedienten. Näherte sich ihr einer der Leute, so schaute sie ihn mit<br />

so unbeschreiblich wilden Blicken an, daß er scheu zurückwich.<br />

Ich sah einmal zufällig, wie sie aus ihren dichten Haarflechten<br />

einen kleinen Dolch hervorzog und ihn aufmerksam betrachtete.<br />

Als sie bemerkte, daß ich ihr Geheimnis erkundet hatte, rief sie<br />

74<br />

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Sprachraum<br />

mir in ihrer fremden, sonderbaren Sprache einige drohende Worte<br />

zu; aber sie wußte, daß sie von mir am allerwenigsten Verrat zu<br />

fürchten brauchte; ich ging ja selbst mit verwegenen Fluchtplänen<br />

um, besprach mich darüber mit meinen Leidensgenossinnen und<br />

machte auch ihr meine Absichten begreiflich.«<br />

Wieder war es Johanna Lind, welche in dieser schwierigen Lage<br />

einen Ausweg wußte.<br />

»Ich habe gehört,« sagte sie, »Lord Harrlington soll einen alten<br />

Diener bei sich haben, einen Neger, der, wie so viele Schwarze,<br />

ausgedehnte Sprachkenntnisse besitzt, und den er darum mit auf<br />

diese Reise genommen hat. Es ist leicht möglich, daß derselbe<br />

dieses Mädchen versteht.«<br />

»Ich werde den Lord fragen,« entgegnete Ellen und näherte sich<br />

der Bordwand des ›Amor‹, welcher vom Wind dicht an das Vollschiff<br />

getrieben wurden war.<br />

»Lord Harrlington, Sie haben einen Neger als Diener mit, welcher<br />

sehr viele Dialekte spricht, auch afrikanische?« »Ja, Miß, meinen<br />

Hannibal.«<br />

»Wir können eines der Mädchen nicht verstehen, vielleicht kann<br />

Hannibal uns als Dolmetscher dienen.«<br />

»Sofort werde ich ihn rufen,« erklärte Harrlington bereitwilligst,<br />

»das heißt,« fuhr er lächelnd fort, »er wird wohl keine Zeit haben.«<br />

Er ging nach der Luke, in die er mehrmals den Namen des Dieners<br />

hinabrief.<br />

»Was soll das heißen, daß ein Neger keine Zeit hat?« fragte Ellen<br />

erstaunt die anderen Herren.<br />

»Hannibal hat nie Zeit,« beteuerte Charles ernsthaft, »der arme<br />

Bursche ist immer mit Arbeit überhäuft. Doch Sie werden gleich<br />

selbst hören.«<br />

»Hannibal, Hannibal, komm‘ herauf!« rief Harrlington hinab.<br />

»Ich habe keine Zeit!« klang es nach einer Weile in ärgerlichem<br />

Tone zurück.<br />

»Komm einmal herauf, Damen möchten dich sprechen.«<br />

»Zum Kuckuck mit den Damen, Hannibal hat keine Zeit, Hannibal<br />

ordnet die Bibliothek!« klang es wieder von unten zurück.<br />

»Wie? Der Neger ordnet die Bibliothek?« riefen die Damen<br />

zweifelnd.<br />

»Es ist so,« versicherte Charles, »sein Herr hat ihm aufgetragen,<br />

die verkehrt stehenden Bücher umzukehren. Nun kann Hannibal<br />

zwar weder lesen, noch schreiben, aber er weiß doch, ob die Buchstaben<br />

auf dem Kopfe stehen oder nicht.«<br />

»Aber Hannibal, du wirst notwendig gebraucht,« lockte Harrlington<br />

wieder und betonte dabei das Wort ›notwendig‹. Im Nu<br />

erschien ein mächtiger, pfeffergrauer, wolliger Kopf über der Luke,<br />

dem gleich darauf die Gestalt eines alten Negers mit verwitterten<br />

und runzeligen Gesichtszügen folgte.<br />

Hannibal hatte ein bewegtes, abenteuerliches Leben hinter sich,<br />

über dessen erstem Teil ein geheimnisvolles Dunkel lag. Man<br />

sprach davon, daß er in seiner Jugend an der Westküste Afrikas<br />

einen Schmuggelhandel mit Spirituosen betrieben habe, bis er<br />

einmal erwischt und sehr hart bestraft wurde, wahrscheinlich mit<br />

Peitschenhieben, denn noch jetzt wies sein Rücken tiefe Narben<br />

auf; doch war dies nur eine Vermutung. Dann hatte Hannibal,<br />

welchen Namen er aber erst vom jetzigen Herrn bekommen, sich<br />

in der ganzen Welt herumgetrieben und zwar meist in Gesellschaft<br />

von Artisten, bei denen er als Clown fungierte. Später pro-<br />

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75


Sprachraum<br />

duzierte er sich in größeren Hafenstädten als Bauchredner, und als<br />

solcher traf ihn Harrlington einst in einem Hafen Südamerikas.<br />

Der Lord brauchte damals gerade einen Diener, und er fand<br />

an dem etwa fünfzigjährigen Neger, dessen ungeheueres Sprachentalent<br />

er bald entdeckte, ein solches Wohlgefallen, daß er ihn<br />

aufforderte, ihn zu begleiten. Der Schwarze war gerade in einer<br />

schlechten Lage, das Bauchreden wollte ihn nicht recht ernähren,<br />

und so nahm er ohne Besinnen das neue Engagement an. Das war<br />

vor fünf Jahren gewesen.<br />

Herr und Diener hatten sich seitdem so aneinander gewöhnt,<br />

daß sie, wenigstens für längere Zeit, unzertrennbar schienen, obgleich<br />

sie eigentlich in einem sehr sonderbaren Verhältnisse standen.<br />

Viele Neger besitzen ein beispielloses Talent zum Erlernen von<br />

Sprachen, sodaß sie sich bald vollkommen in derselben unterhalten<br />

können. Jeder Satz, den sie hören, haftet in ihrem Gedächtnis,<br />

und ein einmal gesprochenes Wort vergessen sie nie wieder, sie<br />

wissen mit nur wenigen Vokabeln so geschickt umzugehen, daß<br />

sie alles ausdrücken können.<br />

Dieses Talent besaß auch Hannibal. Außerdem konnte er jede<br />

einmal gehörte Tierstimme, jeden Menschenlaut oder jedes vernommene<br />

Geräusch auf das täuschendste nachahmen, wie er ja<br />

auch Bauchredner war.<br />

Lord Harrlington beschäftigte sich viel mit dem Studium fremder<br />

Völker, und hierbei leistete Hannibal ihm unschätzbare Dienste.<br />

Er brauchte nur einen Fuß, einen Finger, eine Fährte zu sehen,<br />

so konnte er sofort sagen, zu welcher Rasse der Eigentümer gehörte,<br />

wie alt er oder ob er Mann oder Weib sei.<br />

Hannibal hatte bald bemerkt, wie viel der Lord und dessen<br />

Freunde auf seine Eigenschaften hielten, und er gefiel sich nach<br />

und nach darin, den Gelehrten zu spielen. Obgleich er nicht lesen<br />

und schreiben konnte, saß er oft stundenlang vor einem offenen<br />

Buche, eine Brille auf der Nase, und that, als ob er lese.<br />

Da sein Herr ihm alles nachsah, ihn überhaupt eigentlich nur<br />

zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib hielt, so glaubte sich<br />

Hannibal dazu berechtigt, sich jede Störung in seinem Studium,<br />

wie er sagte, zu verbitten. Wurde er gerufen, so antwortete er einfach,<br />

er habe keine Zeit, und ließ sich durchaus nicht stören, selbst<br />

nicht von Lord Harrlington, welcher daran seinen Spaß fand. Im<br />

übrigen wäre Hannibal für seinen Herrn durchs Feuer gegangen.<br />

Nur der Aufforderung, daß er ›notwendig‹ gebraucht werde, leistete<br />

er Folge, denn er versäumte nie eine Gelegenheit, bei der er<br />

seine Kenntnisse zeigen konnte, auf die er sehr stolz war.<br />

So kam er denn auch jetzt die steile Treppe eiligst heraufgestiegen<br />

und freute sich ungemein, als er erfuhr, daß alle Damen<br />

und Herren sich vergeblich abmühten, eine Negerin verstehen zu<br />

können.<br />

Ellen winkte der Schwarzen, an die Bordwand des Schiffes zu<br />

kommen, doch kaum standen jene und Hannibal sich gegenüber,<br />

so geschah etwas Seltsames.<br />

Hannibals Züge nahmen mit einem Male einen erst erschrokkenen,<br />

dann freudigen Ausdruck an. Mit weit ausgebreiteten Armen<br />

stürzte er nach der Bordwand, welche ihn von der Schwarzen<br />

trennte, fiel auf die Kniee und stammelte unzusammenhängende<br />

Worte, die niemand der Zuhörer verstand. Sie wurden in ebensol-<br />

76<br />

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Sprachraum<br />

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Sprachraum<br />

chen Gurgellauten gesprochen, wie man sie vorhin von dem Mädchen<br />

gehört hatte.<br />

Dieses selbst blickte den Knieenden erst mit unverkennbaren<br />

Zeichen des Erstaunens an, ward aber dann aufmerksamer, wies<br />

bei dem Namen ›Yamyhla‹ mit dem Finger stolz auf die Brust, darauf<br />

antwortete sie, was Hannibal mit Entzücken zu erfüllen schien.<br />

Kaum aber war ihm das Wort ›Kebabo‹ entschlüpft, das er mit<br />

sichtlichem Zögern aussprach, so entstellte plötzlich ein Ausdruck<br />

grimmer Wut die Züge der Negerin; sie duckte sich zusammen,<br />

und ehe jemand ahnte, was sie vorhatte, schnellte sie mit einem<br />

Satze über die Bordwand und stand vor dem Knieenden. Ein Griff<br />

in ihr dichtes Haar, und sie hielt einen kleinen Dolch hoch in der<br />

Hand, um ihn Hannibal in das Herz zu stoßen.<br />

Lord Harrlington war der einzige, der so viel Fassung bewahrte,<br />

hinzuzuspringen, um einen Mord an seinem Diener zu verhindern.<br />

Aber wunderbarerweise stieß ihn dieser selbst zurück, riß<br />

sein Hemd auf und erwartete, ohne mit den Wimpern zu zucken,<br />

den tödlichen Stoß. Nur einige kurze Worte sagte er.<br />

Da ließ die Negerin die erhobene Waffe sinken, und wieder<br />

entspann sich zwischen beiden ein aufregendes Gespräch, in dem<br />

fortwährend die Namen Yamyhla, Kebabo, Bahadung, Gheso,<br />

Abeokuta und andere mehr vorkamen.<br />

»Was war das?« fragte Ellen erstaunt. »Wie ist mir denn, habe<br />

ich den Namen Yamyhla nicht schon irgend einmal gelesen oder<br />

gehört?«<br />

»Allerdings,« entgegnete Miß Nikkerson, »an einem Abend wurde<br />

in unserem Klub die Geschichte vorgelesen, wie vor Jahren die<br />

5000 Amazonen von Dahomeh im Kampfe fast völlig vernichtet<br />

wurden. Die Anführerin derselben hieß Yamyhla.«<br />

»Ja, und wir jubelten damals noch über die Bravour, mit welcher<br />

sich die Mädchen gegen den zehnfach stärkeren Feind geschlagen<br />

hatten,« sagte eine andere.<br />

»Nun weiß ich auch, was alle diese Namen bedeuten,« meinte<br />

eine dritte.<br />

»Bahadung war der König von Dahomeh, welcher sich immer<br />

eine Leibgarde von 5000 in den Waffen geübten Mädchen hielt.<br />

Gheso war sein Vater, und bei der Stadt Abeokuta haben die Amazonen<br />

gekämpft.«<br />

»Sollte jene Yamyhla deren Führerin gewesen sein?« fragte Ellen.<br />

»Das ist nicht möglich, höchstens ist sie die Tochter oder Enkelin<br />

derselben,« antwortete eine Vestalin, »jetzt aber kann ich mir<br />

wenigstens erklären, woher dieses Mädchen eine solche Kraft und<br />

Gewandtheit besitzt. Ohne Zweifel ist sie eine jener Kriegerinnen,<br />

welche sich unausgesetzt in Kampfspielen üben.«<br />

»Dann wäre sie würdig für die ›Vesta‹« riefen fast alle Mädchen.<br />

»O, wenn wir sie für uns gewinnen könnten, diese Amazone!«<br />

»Wir wollen sehen, was sich thun läßt,« entgegnete Ellen, »Hannibal<br />

scheint sie genauer zu kennen. Jetzt kommt sie auf unser<br />

Schiff zurück; wir werden gleich alles von dem Dolmetscher erfahren.«<br />

Die beiden hatten sich unterdes lebhaft unterhalten, das Weib<br />

zeigte wiederholt nach der Sonne, erzählte dem Neger etwas unter<br />

Gestikulationen und legte zum Schluß bedeutungsvoll den Finger<br />

auf den Mund. Hannibal, auf dessen Gesicht sich während dieser<br />

Rede bald Freude, bald Entsetzen abgespiegelt hatte, rutschte jetzt<br />

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Sprachraum<br />

auf den Knieen zu der Negerin, küßte den Saum ihres Gewandes<br />

und that, als ob er vor Entzücken außer sich wäre.<br />

Darauf schritt das Mädchen wieder an die Bordwand und<br />

schwang sich mit einer Leichtigkeit und Grazie über dieselbe, um<br />

die sie jeder Cirkuskünstler beneidet hätte. Stumm schritt sie an<br />

den Damen vorüber und gesellte sich zu der Gruppe der Mädchen.<br />

»Nun, sage uns, was sie dir erzählt hat,« verlangte Ellen von Hannibal.<br />

Doch dieser schüttelte mit dem Kopfe.<br />

»Ich darf nichts verraten,« entgegnete er; sein früheres Selbstbewußtsein<br />

hatte er mit einem Male ganz verloren. »Meine Zunge ist<br />

mit tausend Eiden gebunden.«<br />

»Wie? So sollen wir nicht erfahren, wen wir befreit haben?«<br />

»Doch, das dürfen Sie, Miß. Es ist die Enkelin jener Yamyhla,<br />

welche im heldenmütigen Kampfe gegen die Neger von Weidah<br />

fiel.«<br />

»Sagte ich es nicht?« rief Miß Nikkerson. »Sie ist eine Amazone<br />

von Dahomeh.«<br />

»Wie kommt sie in die Sklaverei? Hat sie dir dies gesagt?« fragte<br />

Ellen weiter.<br />

»Das ist es eben, was ich nicht verraten darf. Dagegen hat Yamyhla<br />

eine Bitte an Sie, die Kapitänin des Damenschiffes. Sie darf<br />

erst nach 21 Monaten in ihre Heimat zurückkehren, um dort ihr<br />

Recht zu suchen, und fragt, ob sie während dieser Zeit auf der<br />

›Vesta‹ verweilen kann. Ich habe ihr erklärt, daß sie dann arbeiten<br />

müsse, und Yamyhla hat sich bereit erklärt, gern die niedrigsten<br />

Dienste zu verrichten, wenn sie nur bei ihresgleichen sein kann.<br />

Yamyhla stammt aus einem der vornehmsten Geschlechter Dahomehs.«<br />

Ellen blickte sich im Kreise ihrer Gefährtinnen um; überall begegnete<br />

sie freudigen Gesichtern.<br />

»Natürlich,« stimmten die Vestalinnen bei, »Yamyhla ist eine der<br />

Unsrigen!«<br />

»Du hörst es, Hannibal,« redete Ellen diesen wieder an. »Teile<br />

es Yamyhla mit und sage ihr auch, daß wir sie nach Ablauf der<br />

gesetzten Frist selbst in ihre Heimat bringen werden, und, hat sie<br />

wirklich Ansprüche zu machen, so werden wir sie dabei mit aller<br />

unserer Kraft unterstützen. Auch die Herren des ›Amor‹ werden<br />

sich nicht davon ausschließen. Nicht wahr, Lord Harrlington?«<br />

»Wohin Sie gehen, dahin folgen wir Ihnen,« versicherte dieser<br />

abermals.<br />

»Ach, hat es so eine Negerin gut,« seufzte Charles in komischer<br />

Verzweiflung. »Warum bin ich keine Dahomeh geworden!«<br />

Ellen winkte dem Mädchen und ließ ihm den Entschluß durch<br />

Hannibal übersetzen. Yamyhla zeigte außerordentliche Freude<br />

darüber und drückte durch allerhand Gebärden ihre grenzenlose<br />

Dankbarkeit aus. Von den übrigen Vestalinnen wurde sie mit<br />

Herzlichkeit als Genossin begrüßt.<br />

Da über ihrem Schicksal ein Geheimnis zu ruhen schien, so wurde<br />

ausgemacht, sie nicht über dasselbe zu befragen, bis sie es selbst<br />

mitteilte. Yamyhla sollte dieselbe Arbeit verrichten und dieselben<br />

Rechte besitzen, wie jede andere Vestalin; doch sollte man sich<br />

möglichst viel mit ihr abgeben, um ihr bald einige Begriffe der<br />

englischen Sprache beizubringen.<br />

© wasser-prawda<br />

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ERSCHEINUNGSDATUM:<br />

10.<strong>03</strong>.<strong>2014</strong><br />

UWE SAEGER: FAUST JUNIOR<br />

Justus verlässt die mütterliche Wohnung, um sich<br />

auf die Suche nach seinem Vater zu begeben. Er begegnet<br />

drei Gesellen, die ihn nach einem anständigen<br />

Saufgelage in eine von seinem vermeintlichen<br />

Erzeuger geführte Irrenanstalt entführen. Eine an<br />

ein Gehirn erinnernde Architektur und absurde<br />

Vorkommnisse verhindern jede Orientierung. Er<br />

findet einen Freund, irgendetwas entwickelt sich<br />

zwischen ihm und Wagner und eine Idee reift in<br />

ihm: Er will Superstar werden. Doch das bedeutet<br />

nicht nur anspruchsvolle Prüfungen zu bestehen<br />

und den eigenen Charakter zu formen.<br />

Er trifft Heiner Hohlen und tötet Goethe.<br />

HARDCOVER, CA. 550 SEITEN<br />

PREIS: 24,95 EUR (D)<br />

ISBN: 978-3-943672-35-0<br />

Uwe Saegers Faust junior ist verstörend, widerspenstig,<br />

brutal und zuweilen obszön. Eine Abrechnung<br />

mit dem Irrsinn der Mediengesellschaft und<br />

ihren fragwürdigen Protagonisten, die verschiebt,<br />

demontiert, zerstückelt und sprachlos zurücklässt.<br />

PAULINA SCHULZ: DAS EILAND<br />

John verbringt die Sommerferien mit seinen Eltern<br />

in einem Ferienhaus auf einem Eiland mit romantischen<br />

Sandstränden und ausgedehnten Wäldern.<br />

Er unternimmt lange Streifzüge über die Insel und<br />

hält seine Eindrücke mit seiner Kamera fest; nach<br />

einigen Tagen begegnet er den Zwillingen Milan<br />

und Milena. Einer gemeinsamen Nacht, in der<br />

John seine ersten sexuellen Erfahrungen macht,<br />

folgt eine verstörende Entdeckung. Als er Milena<br />

Jahre später zufällig trifft, scheint sich der Kreis zu<br />

schließen.<br />

Diese Erzählung fesselt, sie reißt mit, ist wie ein<br />

Fluss, der sich unaufhaltsam seinen Weg bahnt und<br />

dennoch gleichmäßig schön vor sich hinströmt.<br />

Paulina Schulz schreibt über das Erwachsenwerden<br />

und das Gefühlschaos, das beinahe jeder erlebt hat,<br />

über Liebe, Schmerz und unerträgliche Sehnsucht.<br />

SOFTCOVER, CA. 120 SEITEN<br />

PREIS: 12,95 EUR (D)<br />

ISBN: 978-3-943672-32-9<br />

www.freiraum-verlag.de<br />

Gestaltet von Maximilian-Leonard Wienold

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