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Seite 24 Moment mal... Es ist ein Vorrecht der Jugend, aufmüpfig und frech zu sein. Das ist für mich als Religionslehrer an der Gesamtschule, als Pastor im Konfirmandenunterricht, auf Fahrten mit Jugendlichen und auch als Vater zweier Söhne manchmal schwer zu ertragen. Da bewundere ich die Geduld der Großeltern. Viele Erziehungsgrundsätze, die noch bei den eigenen Kindern galten, werden bei den Enkeln über Bord geworfen. Das ist nun wohl das Vorrecht der Alten. Mit diesem Bonus haben sie aber auch einen besonderen Zugang zu den Jungen. Mit meinen vierzig Jahren stehe ich, wie man so schön sagt, mitten im Leben. Vielleicht macht es mir daher besondere Freude, die junge und die alte Generation ins Gespräch miteinander zu bringen. Ich selbst musste in meiner Jugend auf das direkte Gespräch mit meinen Großeltern verzichten. Sie lebten jenseits der Elbe oder waren bereits verstorben. In heutiger Zeit sind es oftmals Ehescheidungen oder berufliche Gründe, die die Familien und damit die Generationen voneinander trennen. Aber auf das Gespräch miteinander dürfen wir meiner Meinung nach nicht verzichten. Viele Probleme der Jugendlichen hängen aus meiner Sicht mit der fehlenden Bindung Moment mal an eine Familie, ein Zuhause oder eine Tradition zusammen. Wie soll ein Jugendlicher wissen, wo er hin will, wenn er nicht einmal weiß, wo er herkommt? Wenn ein junger Mensch Orientierung sucht, braucht er zunächst einen Standpunkt. Von dieser festen Verankerung aus kann er dann seinen Blick in verschiedene Richtungen schweifen lassen. Im Lukasevangelium heißt es: „Wer zu mir kommt und hört meine Rede und tut sie … gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und grub tief und legte den Grund auf Fels. Nicht auf Sand, sondern auf Felsen sollen wir unser Haus bauen.“ Die Weisheit der Alten ist ein Fels, auf den die Jungen bauen sollten. Und von dem Mut zur Veränderung, von der Unbefangenheit der Jungen lassen sich die Alten gern anstecken. So kann etwas völlig Neues entstehen. Ralf Schlenker, Pastor der Bernogemeinde und Religionslehrer
Berichte aus Einrichtungen Die Vogelscheuche Die Raben rufen: „Krah, krah, krah! Wer steht denn da, wer steht denn da? Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht vor dir mit deinem Brillengesicht. Wir wissen ja ganz genau, du bist nicht Mann, du bist nicht Frau. Du kannst ja nicht zwei Schritte gehn und bleibst bei Wind und Wetter stehn. Du bist ja nur ein bloßer Stock, mit Stiefeln, Hosen, Hut und Rock. Krah, krah, krah!" Christian Morgenstern (1871 – 1914) Jhg. 2 Ausg. 7 Seite 25
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