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Wandlungen<br />

und Perspektiven<br />

Tröbitz/Domsdorf


Tröbitz/Domsdorf<br />

Landschaften und Industriestandorte im Wan<strong>de</strong>l<br />

Der ehemalige Tagebauraum bei Tröbitz und Domsdorf im<br />

Sü<strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburgs stellt unter allen Lausitzer Bergbaugebieten<br />

eine Beson<strong>de</strong>rheit dar. Hier haben sich auf einer<br />

relativ kleinen Fläche Tief- und Tagebaugebiete abgewechselt<br />

und eine Landschaft hinterlassen, aus <strong>de</strong>r die Bergbautätigkeit<br />

nach wie vor ablesbar ist. Bereits 1847 wur<strong>de</strong><br />

mit <strong>de</strong>m Kohlenabbau in einer kleinen Grube begonnen.<br />

Im Jahr 1958, nach über 100 Jahren <strong>de</strong>s Bergbaus, war<br />

mit <strong>de</strong>m Tagebau Tröbitz-Westfeld das Kapitel <strong>de</strong>s Braunkohlenabbaus<br />

in diesem Raum abgeschlossen.<br />

Was bleibt ist eine von <strong>de</strong>n Bruchfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Tiefbaus<br />

geprägte Waldlandschaft, die <strong>de</strong>r Szenerie vor Beginn <strong>de</strong>s<br />

Bergbaus sehr ähnelt. Die Tagebaue haben zusätzlich eine<br />

Vielzahl von kleinen Seen hervorgebracht, die heute das<br />

Landschaftsbild nachhaltig prägen.<br />

Die Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft<br />

(LMBV) saniert seit Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre die<br />

Hinterlassenschaften <strong>de</strong>s Bergbaus. Die Herstellung <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen Sicherheit und die Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>s<br />

Gebietes sind auch im Raum Tröbitz/Domsdorf die Hauptaufgaben<br />

<strong>de</strong>r Sanierung.<br />

Die Brikettfabrik Louise, die einer <strong>de</strong>r Hauptabnehmer<br />

für die Kohle aus <strong>de</strong>n Gruben rund um Tröbitz war, ist die<br />

einzige, welche aus dieser Zeit noch erhalten ist. Anfang<br />

<strong>de</strong>r 1990er Jahre wur<strong>de</strong> hier das letzte Brikett gepresst<br />

und die Fabrik – mit Unterstützung <strong>de</strong>r LMBV – zum Museum<br />

umfunktioniert. Heute können Besucher in diesen<br />

Hallen erfahren, wie <strong>de</strong>r Abbau <strong>de</strong>r Braunkohle eine ganze<br />

Region geprägt und verän<strong>de</strong>rt hat.<br />

Mit dieser Broschüre möchte unser Unternehmen die<br />

Geschichte <strong>de</strong>s ehemaligen Bergbaugebietes Tröbitz/<br />

Domsdorf dokumentieren und Interesse für ein spannen<strong>de</strong>s<br />

Kapitel Bergbauhistorie wecken.<br />

Ein herzliches Glückauf!<br />

Dr. Ing. Mahmut Kuyumcu<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsführung <strong>de</strong>r LMBV<br />

Tröbitz/Domsdorf


G E S T E R N<br />

Auftakt zum Bergbau<br />

Bergmann Gottlieb Wandt<br />

im Tagebau, um 1915<br />

Anno 1847 wur<strong>de</strong> nahe <strong>de</strong>r Ortschaft Schönborn bei Finsterwal<strong>de</strong> ein kleiner<br />

Tagebau <strong>de</strong>s Schönbornschen Braunkohlen-Bergbau-Vereins eröffnet, <strong>de</strong>r seit<br />

1856 <strong>de</strong>n Namen „Pauline“ trug. Damit begann die Geschichte <strong>de</strong>s Braunkohlenbergbaus<br />

im Raum Tröbitz/Domsdorf. Über 100 Jahre lang wur<strong>de</strong> hier<br />

im Tief- sowie im Tagebau per Hand und später mit großem technischen Aufwand<br />

Kohle geför<strong>de</strong>rt. Der Abbau en<strong>de</strong>te 1958 mit <strong>de</strong>r Stillsetzung <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

Tröbitz-Westfeld, da das Gebiet ausgekohlt war.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n späteren Großtagebauen im Raum Lauchhammer glichen<br />

die ersten Tagebaue in diesem För<strong>de</strong>rraum eher großen Erdlöchern. Mit <strong>de</strong>n<br />

damaligen, einfachen technischen Mitteln konnten jedoch nur solche Bereiche<br />

abgebaut wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen das Braunkohlenflöz oberflächennah auftrat.<br />

Das über <strong>de</strong>r Kohle vorhan<strong>de</strong>ne Deckgebirge, <strong>de</strong>r Abraum, wur<strong>de</strong> in reinem<br />

Handbetrieb mit Hacke und Schaufel abgetragen, in kleine Handkarren o<strong>de</strong>r<br />

auf Pfer<strong>de</strong>gespanne verla<strong>de</strong>n und so zur Kippe gebracht. Auch <strong>de</strong>r Kohlenabbau<br />

erfolgte noch per Hand.<br />

Untertägige Braunkohlengewinnung<br />

im Bruchbau, 1911<br />

Tröbitz/Domsdorf


Erste Gruben und Brikettfabriken entstehen<br />

Belegschaft <strong>de</strong>r Brikettfabrik Louise, um 1934<br />

Nicht nur die kleinen Gruben, Schächte und Tagebaue,<br />

son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Brikettfabrik Louise im Jahr<br />

1881 verän<strong>de</strong>rte das Gesicht dieser Landschaft. Wo sich<br />

ehemals noch Wäl<strong>de</strong>r und Fel<strong>de</strong>r erstreckten, ragten<br />

seit<strong>de</strong>m die Fabrikschornsteine <strong>de</strong>r Brikettfabriken<br />

empor. Das einst so abgeschie<strong>de</strong>ne Gebiet war durch<br />

das dichter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Eisenbahnnetz be<strong>de</strong>utend näher<br />

an neue Absatzmärkte wie Berlin, Leipzig und Cottbus<br />

herangerückt.<br />

Abgetrennt vom großen Nie<strong>de</strong>rlausitzer Kohlenflöz liegt<br />

im Raum Tröbitz/Domsdorf eine unterirdische Kohleninsel,<br />

die zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>de</strong>n Bergbau in dieser<br />

Gegend ermöglicht hat. Das Flöz ist hier nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

mächtig, beginnt aber dafür schon wenige Meter unter


<strong>de</strong>r Erdoberfläche. Man konnte graben, ohne gleich<br />

„abzusaufen“, <strong>de</strong>nn das Plateau liegt 20 bis 30 Meter<br />

über <strong>de</strong>m Flusslauf <strong>de</strong>r Kleinen Elster.<br />

Die Kohle entstand vor Jahrmillionen aus <strong>de</strong>n verrotteten<br />

Bäumen und Pflanzen <strong>de</strong>r Sumpfzypressen- und Mammutbaumwäl<strong>de</strong>r.<br />

Beim Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus Tröbitz-<br />

Südfeld wur<strong>de</strong>n zur Überraschung <strong>de</strong>r Bergleute sogar<br />

scheinbar zwei übereinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong> Flöze freigelegt.<br />

Dies erwies sich jedoch später als Trugschluss. Durch<br />

eiszeitliche Einflüsse war an dieser Stelle das Flöz in<br />

zwei Schichten übereinan<strong>de</strong>rgeschoben wor<strong>de</strong>n.<br />

Braunkohle gewann zunehmend an Be<strong>de</strong>utung<br />

Als Folge <strong>de</strong>s Ausgangs <strong>de</strong>s Deutsch-Französischen<br />

Krieges 1870/71 flossen <strong>de</strong>m Deutschen Reich be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Geldmittel zu. Die Industrie verzeichnete eine<br />

bis dahin nicht gekannte Hochkonjunktur. Der Bedarf an<br />

Brennstoffen stieg enorm und konnte nicht mehr allein<br />

durch Holz, Holzkohle und Torf ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Auch im<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Tröbitzer Lagerstätte kam es zu einem Aufschwung<br />

in <strong>de</strong>r Braunkohlenför<strong>de</strong>rung. Zahlreiche Gruben<br />

wur<strong>de</strong>n erschlossen.<br />

Von einer bergmännischen För<strong>de</strong>rung, wie wir sie heute<br />

kennen, konnte Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts noch nicht<br />

die Re<strong>de</strong> sein. Die eher als Erdlöcher zu bezeichnen<strong>de</strong>n<br />

offenen Gruben wur<strong>de</strong>n mit steigen<strong>de</strong>r Nachfrage immer<br />

tiefer und tiefer.<br />

Allmählich wur<strong>de</strong> jedoch <strong>de</strong>r Übergang zum Tiefbau<br />

notwendig, da zur damaligen Zeit ein Tagebau mit <strong>de</strong>n<br />

einfachsten technischen Mitteln nur rentabel betrieben<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, wenn das Verhältnis von Abraum zu<br />

Kohle nicht größer als 1:1 war. Die billigere und auch<br />

witterungsunabhängigere För<strong>de</strong>rung im Tiefbau blieb<br />

darum über Jahrzehnte aktiv. Die Flöze wur<strong>de</strong>n dabei<br />

Brikettfabrik Louise, um 1908<br />

Dampfbagger mit Grubenbelegschaft, 1910<br />

Auffahren einer Entwässerungsstrecke, um 1936<br />

oft regellos durchfahren. Der Abbau unter Tage wur<strong>de</strong><br />

häufig so betrieben, dass niemand mehr eine Vorstellung<br />

vom wirklichen Verlauf <strong>de</strong>r Strecken hatte. Unglücksfälle<br />

durch Feuer o<strong>de</strong>r Einstürze waren an <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />

Louise – die alte Dame von Domsdorf<br />

1881 bauten die J. Werminghoffschen Braunkohlenwerke<br />

die erste Brikettfabrik im Raum Tröbitz/Domsdorf. Diese<br />

Fabrik mit <strong>de</strong>m schönen Namen Louise nahm 1882 mit<br />

zunächst nur zwei Pressen <strong>de</strong>n Betrieb auf. Am Anfang<br />

wollte man nur die unvermeidlich anfallen<strong>de</strong> Feinkohle<br />

sinnvoll verwen<strong>de</strong>n. Es ging auch darum, <strong>de</strong>n Wassergehalt<br />

<strong>de</strong>r sehr feuchtigkeitshaltigen Rohkohle zu senken.<br />

Deshalb wur<strong>de</strong> sie gemahlen, getrocknet und zu ofenund<br />

handgerechten Stücken gepresst.<br />

Der Tiefbaubetrieb war mit großen Abbauverlusten<br />

verbun<strong>de</strong>n, so dass bis zu 40 Prozent <strong>de</strong>r Kohle in <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong> verblieben. Sobald es die technischen Möglichkeiten<br />

zuließen, ging man zum Tagebau über. Die Kohle wur<strong>de</strong><br />

nun über Kettenbahnen, teilweise auch über eine Drahtseilbahn<br />

in die Brikettfabrik Louise beför<strong>de</strong>rt. Ab 1928<br />

dominierte die Großraumwagenför<strong>de</strong>rung, zunächst im<br />

Dampflokbetrieb, ab 1958 auch mit E-Lok-Zügen aus<br />

<strong>de</strong>m Raum Lauchhammer.<br />

Nach <strong>de</strong>r Louise, die immer zu <strong>de</strong>n kleinen Brikettfabriken<br />

in <strong>de</strong>r Lausitz zählte, wur<strong>de</strong>n hier 1898 die Brikettfabrik<br />

Wildgrube und 1902 die Brikettfabrik Hansa errichtet.<br />

Tröbitz/Domsdorf


Tiefbau im Raum Tröbitz/Domsdorf<br />

Im Gebiet um Tröbitz und Domsdorf sind rund<br />

2.100 Hektar Fläche in Anspruch genommen wor<strong>de</strong>n,<br />

18<br />

Tiefbaugebiete im Raum Tröbitz/Domsdorf<br />

Ortsinanspruchnahmen<br />

Tiefbau<br />

Betriebsdauer<br />

davon 410 Hektar durch <strong>de</strong>n Tiefbau- und 1.690 Hektar<br />

durch <strong>de</strong>n Tagebaubetrieb. Die Tief- und Tagebaugebiete<br />

sind jedoch nicht immer auseinan<strong>de</strong>rzuhalten,<br />

da oft innerhalb einer Grube bei<strong>de</strong> Abbauformen<br />

betrieben wur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Tagebau die Tiefbauge-<br />

biete später wie<strong>de</strong>r überbaggert hat.<br />

Nach <strong>de</strong>m Aufschluss <strong>de</strong>r im Tagebau betriebenen Schönborner<br />

Grube im Jahr 1847 erfolgte 1875 <strong>de</strong>r Aufschluss<br />

<strong>de</strong>r Grube Alwine als Tiefbau, von <strong>de</strong>m aus im Pfeilerbruchbauverfahren<br />

in alle Richtungen abgebaut wur<strong>de</strong>. Fast<br />

parallel dazu begann <strong>de</strong>r Aufschluss <strong>de</strong>s weiter nordöstlich<br />

gelegenen Tief- und Tagebaugebietes Louise/Alwine.<br />

14<br />

16<br />

3<br />

1<br />

5 6<br />

10<br />

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7<br />

4 12<br />

8<br />

11<br />

15<br />

2<br />

20<br />

19<br />

9<br />

1 Alwine 1875 - 1908<br />

2 Liebenwerda 1875 - 1908<br />

3 Louise/Alwine 1876 - 1919<br />

4 Therese 1878 - 1901<br />

5 Bernhard-Wilhelm 1878 - 1894<br />

6 Wilhelmine 1880 - 1888<br />

7 Michael 1883 - 1908<br />

8 Daniel 1887 - 1907<br />

9 Pauline (Schönborn) 1887 - 1908<br />

10 Paukisch 1888 - 1895<br />

11 Vogelsfreu<strong>de</strong> 1891 - 1923<br />

12 Maasdorf 1893 - 1894<br />

13 Lubwart 1893 - 1906<br />

14 Beutersitzer Kohlenwerke 1896 - 1905<br />

15 Hansa-Südfeld 1902 - 1923<br />

16 Wilhelm 1906 - 1921<br />

17 Wohlfahrt 1907 - 1910<br />

18 Hansa-Nord/-West/-Ost 1922 - 1926<br />

19 Pauline (Eichwald) 1923 - 1927<br />

20 Wildgrube 1926 - 1934<br />

1902 begann unmittelbar südlich <strong>de</strong>r Bahnstrecke Cottbus-<br />

Falkenberg bei Tröbitz mit <strong>de</strong>r Grube Hansa <strong>de</strong>r Braunkohlenabbau.<br />

Er erfolgte wechselweise im Tage- und Tiefbau,<br />

ab 1927 ausschließlich im För<strong>de</strong>rbrückenbetrieb mit <strong>de</strong>r<br />

zweitältesten Anlage dieser Art in <strong>de</strong>r Lausitz.<br />

Pauline – erste Grube im Revier<br />

Die Braunkohle in <strong>de</strong>r Grube Pauline lagerte so dicht unter<br />

<strong>de</strong>r Oberfläche, dass sie seit 1847 im Tagebau mit Hacke<br />

und Schaufel abgetragen wer<strong>de</strong>n konnte. Der Abbau erfolgte<br />

nur nach Bedarf und wur<strong>de</strong> oft ausgesetzt. Große<br />

Mengen an Braunkohle wur<strong>de</strong>n damals durch Grubenbrän<strong>de</strong><br />

vernichtet, da auch einfachste Sicherheitsvorkehrungen<br />

außer Acht gelassen wur<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>r<br />

Eisenbahnstrecke Halle-Sorau-Guben im Jahr 1872, die<br />

nur circa 700 Meter an <strong>de</strong>r Grube vorbeiführte, konnten<br />

die Absatzgebiete bis in <strong>de</strong>n Mittel<strong>de</strong>utschen und Berliner<br />

Raum ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n.<br />

Erst ab 1890 wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Abbau <strong>de</strong>s tiefer liegen<strong>de</strong>n<br />

2. Lausitzer Flözes im Tiefbau begonnen. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

sich immens verschlechtern<strong>de</strong>n geologischen und hydrologischen<br />

Verhältnisse und eines Grubenbran<strong>de</strong>s musste<br />

<strong>de</strong>r Betrieb <strong>de</strong>r Grube Pauline 1927 endgültig eingestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Braunkohlenabbau im Pfeilerbruchbau<br />

Der Pfeilerbruchbau war ein Verfahren zum Abbau tief<br />

liegen<strong>de</strong>r Kohlenvorräte, die durch <strong>de</strong>n Abbau im Tagebau<br />

nicht erreicht wer<strong>de</strong>n konnten. Nach <strong>de</strong>m senkrechten<br />

Abteufen von Schächten bis ins Braunkohlenflöz wur<strong>de</strong>n<br />

waagerechte Nebenstrecken aufgefahren. Zur Sicherheit<br />

blieben im Flöz so genannte Pfeiler stehen, die aus Kohle<br />

bestan<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Einsturz <strong>de</strong>s Deckgebirges verhin<strong>de</strong>rn<br />

sollten. Die Strecken wur<strong>de</strong>n mit einem Holzausbau gesichert.<br />

Abzweigend von <strong>de</strong>n Nebenstrecken wur<strong>de</strong>n dann<br />

die Abbaukammern angelegt, in <strong>de</strong>nen die eigentliche<br />

Kohlengewinnung erfolgte.<br />

<br />

Tröbitz/Domsdorf


Tagebau im Schlitzschurrenverfahren,<br />

um 1920<br />

Nach <strong>de</strong>r Auskohlung <strong>de</strong>r Kammer von Pfeiler zu Pfeiler<br />

erfolgte <strong>de</strong>r Rückbau <strong>de</strong>s Holzausbaus, um diesen an<br />

an<strong>de</strong>rer Stelle wie<strong>de</strong>r zu verwen<strong>de</strong>n. Durch diesen Rückbau<br />

kam es in <strong>de</strong>r Regel zum Einsturz <strong>de</strong>r Kammern. Die<br />

Kammern, die nicht zu Bruch gingen, bil<strong>de</strong>ten lange Zeit<br />

eine permanente Gefahrenquelle. Bei <strong>de</strong>r Gewinnung im<br />

Pfeilerbruchbau wur<strong>de</strong>n meist nur 40 Prozent <strong>de</strong>r Kohle<br />

gewonnen. Ganz Mutige haben sogar 50 Prozent abgebaut,<br />

wodurch sich <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r tragen<strong>de</strong>n Pfeiler natürlich<br />

gefährlich reduzierte.<br />

Neue technische Entwicklungen, wie die <strong>de</strong>s Dampfbaggers<br />

und <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke, ermöglichten eine<br />

wirtschaftliche Gewinnung <strong>de</strong>r Kohle im Tagebau, selbst<br />

wenn das Deckgebirge wesentlich stärker war als das<br />

Kohlenflöz. Daraus resultierte eine schrittweise Verdrängung<br />

<strong>de</strong>s untertägigen Abbaus durch <strong>de</strong>n Tagebaubetrieb.<br />

Belegschaft <strong>de</strong>r Grube Pauline vor Stollenmundloch, 1921<br />

Keilhauenarbeiten in einer Entwässerungsstrecke, 1940


Anschlussbahn von <strong>de</strong>r Brikettfabrik Louise<br />

zum Bahnhof Beutersitz , um 1900


Drahtseilbahnen, Kettenbahnen und Kohlenzüge<br />

Im Tagebaubetrieb mussten riesige Erdmassen und Kohlenmengen von einem Ort zum an<strong>de</strong>ren bewegt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies war sowohl eine logistische als auch eine große technische Herausfor<strong>de</strong>rung für die Bergleute.<br />

Die anfangs noch manuelle För<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> durch immer ausgefeiltere technische Lösungen<br />

ersetzt. Kabelkräne, Ketten- und Drahtseilbahnen, Großraumzüge und nicht zuletzt die Abraumför<strong>de</strong>r-<br />

brücken bewegten viele Millionen Tonnen Abraum und Kohle.<br />

Um an die in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> lagern<strong>de</strong>n Kohlenvorräte zu gelangen,<br />

mussten zuerst die darauf liegen<strong>de</strong>n Erdmassen<br />

beseitigt wer<strong>de</strong>n. Dieser so genannte Abraum überstieg<br />

in <strong>de</strong>r Regel das abzubauen<strong>de</strong> Kohlenvolumen um ein<br />

Vielfaches. Deshalb musste <strong>de</strong>r Abtransport <strong>de</strong>r gewaltigen<br />

Massen möglichst rationell sein, um <strong>de</strong>n Kohlenabbau<br />

wirtschaftlich betreiben zu können. In <strong>de</strong>n Anfängen<br />

<strong>de</strong>s Bergbaus im Raum Tröbitz/Domsdorf, als die Kohle<br />

noch per Hand abgebaut wur<strong>de</strong>, war ein Abraum-Kohle-<br />

Verhältnis von 1:1 gera<strong>de</strong> noch akzeptabel.<br />

In Folge <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Mechanisierung <strong>de</strong>r Abraumbeseitigung<br />

konnte die Kohle im Raum Tröbitz/Domsdorf<br />

jedoch noch bei einem Verhältnis bis zu 7:1 wirtschaftlich<br />

geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Dies funktionierte nur aufgrund einer<br />

gut durchdachten Logistik.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zeit lösten immer größere Bagger <strong>de</strong>n Handbetrieb<br />

völlig ab. Damit <strong>de</strong>r Abraum bei <strong>de</strong>r Kohlenför<strong>de</strong>rung<br />

nicht im Weg war, wur<strong>de</strong> er in <strong>de</strong>r näheren Umgebung<br />

abgekippt. Dies geschah zu Beginn <strong>de</strong>r Tagebauära im<br />

Tröbitzer Gebiet noch mit Dampfloks und einer Reihe von<br />

Holzkastenwagen, die manuell entla<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

Die Waggons wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Zeit immer mo<strong>de</strong>rner und<br />

die Holzkastenkipper wichen schließlich <strong>de</strong>n selbst entla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Großraumwaggons, die ihre Fracht auf Knopfdruck<br />

auf <strong>de</strong>r Kippe ablu<strong>de</strong>n.<br />

Abraumbagger und -zug im Tagebau Tröbitz-Westfeld, 1954<br />

Schaufelradbagger Nr. 23 beim Verla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Abraums auf<br />

einen Abraumzug, 1927<br />

Da <strong>de</strong>r Platz für die Abraumkippen nicht unbegrenzt war,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abraum auch zur Stabilisierung <strong>de</strong>r ausgekohlten<br />

Tagebaulöcher in benachbarte Gruben verbracht.<br />

Die technologisch fortschrittlichste Lösung zur Abraumbeseitigung<br />

waren die drei im Raum Tröbitz/Domsdorf<br />

eingesetzten Abraumför<strong>de</strong>rbrücken. Die Brücken transportierten<br />

<strong>de</strong>n Abraum von <strong>de</strong>r Baggerseite <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

direkt über <strong>de</strong>n offenen Tagebau zur Kippenseite und<br />

kippten ihn dort zielgenau ab. Dieser Vorgang lief i<strong>de</strong>alerweise<br />

ohne Unterbrechung, so dass die Kohlenbagger<br />

unter <strong>de</strong>r gewaltigen Brückenkonstruktion kontinuierlich<br />

ihren Dienst tun konnten.<br />

Kohlentransport mit Schienen und Drahtseil<br />

Der Transport <strong>de</strong>r freigelegten Kohle erfolgte über einen<br />

langen Zeitraum mittels Kettenbahnen. Durch diese wur<strong>de</strong><br />

die in kleine Loren verla<strong>de</strong>ne Kohle auf einer schiefen<br />

Ebene an einer Kette direkt aus <strong>de</strong>m Abbaubereich zur<br />

Brikettfabrik gebracht. Erst im Jahr 1928 wur<strong>de</strong> beispielsweise<br />

im Tagebau Louise mit <strong>de</strong>m Bau einer Großraumbahn<br />

zur Brikettfabrik begonnen. Die Kettenbahnför<strong>de</strong>rung<br />

auf <strong>de</strong>r Grube Louise wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb stillgelegt.<br />

Eine Beson<strong>de</strong>rheit stellte die Anschlussbahn vom Tiefbauschacht<br />

Helma <strong>de</strong>r Grube Alwine bis zum Bahnhof Beutersitz<br />

dar, die bereits 1877 in Betrieb ging. Da zwischen<br />

Start- und Zielbahnhof ein Höhenunterschied von etwa<br />

zehn Metern bestand, ließ man die gefüllten Waggons vom<br />

Schacht ohne Lokomotive zum Bahnhof Beutersitz rollen.<br />

Pfer<strong>de</strong>gespanne zogen die leeren Waggons von Beutersitz<br />

aus wie<strong>de</strong>r zum Schacht. Erst als diese Transportweise zu<br />

gefährlich wur<strong>de</strong>, setzte man eine Lok ein.<br />

Tröbitz/Domsdorf


Die Tagebaue <strong>de</strong>r Beutersitzer Kohlenwerke<br />

Die wachsen<strong>de</strong> Nachfrage nach qualitativ hochwertigen<br />

Tagebaue <strong>de</strong>r Beutersitzer Kohlenwerke<br />

Kohlen im In- und Ausland machte erfin<strong>de</strong>risch. Durch<br />

neue Abbaumetho<strong>de</strong>n konnten die För<strong>de</strong>rmengen<br />

<strong>de</strong>r Tagebaue enorm gesteigert wer<strong>de</strong>n. Im Tröbitzer<br />

Raum wur<strong>de</strong>n hauptsächlich Eimerkettentiefbagger<br />

eingesetzt, welche die Kohle von <strong>de</strong>r Oberfläche aus in<br />

einem Schnitt abbauen konnten. Auch die Aufbereitung<br />

<strong>de</strong>r Briketts für <strong>de</strong>n Transport war ein wichtiger Erfolgs-<br />

faktor. Die Brikettfabrik Wildgrube wur<strong>de</strong> beispiels-<br />

weise zum Vorreiter bei <strong>de</strong>r Brikettbün<strong>de</strong>lung.<br />

Tagebau Beutersitzer Kohlenwerke<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Brikettfabrik Wilhelm bei Wildgrube<br />

beschlossene Sache war, wur<strong>de</strong> 1898 durch die Beutersitzer<br />

Kohlenwerke aus Berlin <strong>de</strong>r Aufschluss <strong>de</strong>r gleichnamigen<br />

Grube angezeigt. Die Arbeiten begannen etwa<br />

1,5 Kilometer östlich <strong>de</strong>s Ortes Wildgrube. Der Abraum<br />

wur<strong>de</strong> zunächst manuell mit Hacke und Schaufel abgetragen<br />

und mit Kipploren und einer Dampflokomotive in das<br />

Bruchfeld <strong>de</strong>s ehemaligen Tiefbaus Louise transportiert<br />

und dort verkippt.<br />

Die aus <strong>de</strong>m Flöz gehackte Kohle wur<strong>de</strong> in die För<strong>de</strong>rwagen<br />

<strong>de</strong>r neuen gleisgebun<strong>de</strong>nen Seilbahn verla<strong>de</strong>n<br />

und zum Kohlenbunker <strong>de</strong>r Brikettfabrik transportiert. Die<br />

Fabrik benötigte zu dieser Zeit noch etwa 30 Prozent <strong>de</strong>r<br />

geför<strong>de</strong>rten Kohle für <strong>de</strong>n Eigenbedarf. Bis zur Einstellung<br />

<strong>de</strong>s Abbaus im Jahr 1912 betrug die För<strong>de</strong>rleistung <strong>de</strong>s<br />

Tagebaus Beutersitzer Kohlenwerke 270.000 Tonnen.<br />

Tagebau Wilhelm und <strong>de</strong>r „Eiserne Bergmann“<br />

Die ersten vorbereiten<strong>de</strong>n Aufschlussarbeiten <strong>de</strong>r südöstlich<br />

von Tröbitz liegen<strong>de</strong>n Grube Wilhelm begannen<br />

im Jahr 1906. Die noch im Tiefbau gewonnene Kohle<br />

wur<strong>de</strong> mittels einer über zwei Kilometer langen Drahtseilbahn<br />

zur Brikettfabrik transportiert. Der Kohlenabbau<br />

im Tagebau begann 1912 mit einem Heißdampflöffelbagger.<br />

Wegen <strong>de</strong>r hohen Betriebskosten und <strong>de</strong>r Brandgefahr,<br />

die von diesem Bagger ausging, ersetzte man<br />

ihn 1913 durch einen elektrischen Eimerkettenbagger<br />

<strong>de</strong>r Lübecker Maschinenfabrik, <strong>de</strong>r auch als „Eiserner<br />

Bergmann“ bezeichnet wur<strong>de</strong>. Den Bergleuten fiel es<br />

damals noch schwer, sich an dieses Ungetüm zu gewöhnen,<br />

Tagebau<br />

Sonstige Abbauflächen<br />

Waldflächen<br />

Landwirtschaftsflächen<br />

Verkehrsflächen<br />

Wasser<br />

Wohnen<br />

Sonstige Flächen<br />

Eisenbahn<br />

und auch die Bedienung stellte hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

die Kumpels. Die Kohle gelangte vom Bagger über eine<br />

Schurre in die Wagen. Die Zu- und Abfuhr <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rwagen<br />

geschah mittels einer Seil- und später Kettenbahn.<br />

Im Juli 1927 war das Grubenfeld <strong>de</strong>s Tagebaus Wilhelm<br />

ausgekohlt und die Arbeiten wur<strong>de</strong>n eingestellt.<br />

Tagebau Wildgrube und <strong>de</strong>r große „Schrapper“<br />

Der Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus Wildgrube I erfolgte 1927.<br />

Geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> in diesem Tagebau auf eine sehr interessante<br />

Weise: Die Kohle, an die <strong>de</strong>r Lübecker Bagger<br />

nicht herankam, holte man mit Hilfe eines so genannten<br />

10<br />

Tröbitz/Domsdorf


Der „lange Arm“ <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Wildgrube von<br />

<strong>de</strong>r Abraumabwurfstelle aus gesehen, 1936<br />

„Schrappers“ aus <strong>de</strong>r Grube. Dabei wur<strong>de</strong> ein großer<br />

Schürfkübel an Drahtseilen über <strong>de</strong>n vorbereiteten Kohlenhaufen<br />

gezogen und die so aufgenommene Kohle quer<br />

über <strong>de</strong>n Tagebaugrund zu einem Abwurftrichter und von<br />

dort auf ein För<strong>de</strong>rband transportiert.<br />

En<strong>de</strong> 1930 war <strong>de</strong>r Tagebau I ausgekohlt. Im folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahr wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagebau Wildgrube II aufgeschlossen.<br />

Die hier eingesetzte Brücke „Wilhelm“ glich eher <strong>de</strong>n<br />

heutigen Absetzern. Die Konstruktion dieses „langen<br />

Armes“ war durch ihren 100 Meter ausla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n und<br />

beweglichen Ausleger hervorragend an die stark wechseln<strong>de</strong>n<br />

Abbaubedingungen <strong>de</strong>s Tagebaus anzupassen.<br />

1931 wur<strong>de</strong> im Tagebau Wildgrube II die erste Kohle<br />

gewonnen. Im Oktober 1952 war das Kohlenfeld schließlich<br />

ausgekohlt und <strong>de</strong>r Tagebau Wildgrube hatte seinen<br />

geplanten Endstand erreicht.<br />

Belegschaft <strong>de</strong>r Beutersitzer Kohlenwerke vor <strong>de</strong>r Werkbahn, 1922<br />

Lübecker Eimerkettenbagger, um 1910<br />

11


Die Tagebaue <strong>de</strong>r Grube Louise<br />

Die Grube Louise bestand aus <strong>de</strong>n fünf Tagebauen I,<br />

Tagebaue <strong>de</strong>r Grube Louise<br />

Alwine, Louise, Louise-Nordfeld und Domsdorf.<br />

400 Meter nordwestlich <strong>de</strong>r Brikettfabrik Louise fing<br />

im Jahr 1903 alles mit <strong>de</strong>m Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus I<br />

an. Aus diesem und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tagebauen wur<strong>de</strong><br />

die Kohle mit Drahtseil- und Kettenbahnen sowie<br />

Kohlenzügen zur Brikettfabrik gefahren.<br />

Tagebau Alwine<br />

Im Jahr 1908 wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Brikettfabrik Louise <strong>de</strong>r<br />

Tagebau Alwine aufgeschlossen. Eine Drahtseilbahn mit<br />

850 Metern Länge transportierte die Kohle aus <strong>de</strong>r Grube<br />

zur Fabrik. Die Abraumbeseitigung wur<strong>de</strong> mit einem<br />

Eimerkettenbagger durchgeführt. Obwohl dieser nur<br />

wenige Hebel hatte, erfor<strong>de</strong>rte die Bedienung viel<br />

Geschick, um die Kohle möglichst sauber freizulegen.<br />

Auch ein Heizer und ein Mann an <strong>de</strong>r Schüttelklappe<br />

– auch Klappenschläger genannt – gehörten zur Besatzung.<br />

Durch <strong>de</strong>n Tagebau Alwine wur<strong>de</strong>n auch die alten<br />

Tiefbaubereiche <strong>de</strong>r Gruben Alwine und Lubwart überbaggert,<br />

wo teilweise noch bis zu 65 Prozent <strong>de</strong>r Kohle<br />

liegen geblieben waren. 1923 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagebaubetrieb<br />

eingestellt.<br />

Tagebaue Louise und Louise-Nordfeld<br />

1922 begannen die ersten Aufschlussarbeiten für <strong>de</strong>n<br />

neuen Tagebau Louise. Im selben Jahr traten vermehrt<br />

Tonverunreinigungen im Kohlenflöz auf. Um diese zu<br />

beseitigen, setzte man einen eigens für diesen Zweck<br />

konstruierten kleinen Schaufelradbagger ein. Der Bagger<br />

mit <strong>de</strong>r Nr. 23 war <strong>de</strong>r erste Schaufelradbagger im gesamten<br />

För<strong>de</strong>rraum.<br />

Hier wur<strong>de</strong> im Jahr 1929 erstmalig auch ein Kabelbagger<br />

eingesetzt, <strong>de</strong>r die abgebaggerten Abraummassen mit<br />

Hilfe einer fast 200 Meter langen Seilför<strong>de</strong>ranlage auf<br />

die gegenüber liegen<strong>de</strong> Seite <strong>de</strong>s Tagebaus beför<strong>de</strong>rn<br />

sollte. Zwischen einem Maschinenturm mit Bagger auf<br />

<strong>de</strong>r Gewinnungsseite und einem Gegenturm auf <strong>de</strong>r<br />

Kippenseite spannten sich zwei Tragseile. Bei<strong>de</strong> Türme<br />

konnten sich auf Raupen in Abbaurichtung fortbewegen.<br />

Genau hier lag auch <strong>de</strong>r Schwachpunkt dieser Anlage,<br />

Tagebau<br />

Sonstige Abbauflächen<br />

Waldflächen<br />

Landwirtschaftsflächen<br />

Verkehrsflächen<br />

Wasser<br />

Wohnen<br />

Sonstige Flächen<br />

Eisenbahn<br />

die schon nach wenigen Monaten wie<strong>de</strong>r abgebaut und<br />

verschrottet wur<strong>de</strong>. Die Raupen gerieten insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei Regen ins Rutschen und wur<strong>de</strong>n durch die immensen<br />

Zugkräfte Richtung Tagebauloch gezogen. Augenzeugen<br />

berichteten, dass die hin- und herfahren<strong>de</strong>n Kübel durch<br />

das erschlaffen<strong>de</strong> Zugseil immer wie<strong>de</strong>r unkontrolliert<br />

schwankten und mit <strong>de</strong>m Schornstein <strong>de</strong>s Kohlenbaggers<br />

kollidierten.<br />

Im Sommer 1931 begann auch hier <strong>de</strong>r Bau einer Abraumför<strong>de</strong>rbrücke.<br />

Die Brücke „Louise“ war eine <strong>de</strong>r kleinsten<br />

im <strong>de</strong>utschen Braunkohlenbergbau, obwohl sie immerhin<br />

110 Meter lang war. 1940 war auch <strong>de</strong>r Tagebau Louise-<br />

Nordfeld als Fortführung <strong>de</strong>s Tagebaus Louise ausgekohlt.<br />

12<br />

Tröbitz/Domsdorf


Umsetzung <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

Louise zum Scha<strong>de</strong>witzer Feld, 1939<br />

Tagebau Domsdorf (Scha<strong>de</strong>witzer Feld)<br />

1937 begann <strong>de</strong>r Neuaufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus Domsdorf.<br />

Im Mai 1939 wur<strong>de</strong> die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Louise im<br />

gleichnamigen Tagebau teilweise <strong>de</strong>montiert, von Lokomotiven<br />

aus <strong>de</strong>m Tagebau gezogen, um schließlich aus<br />

eigener Kraft in <strong>de</strong>n Tagebau Domsdorf zu fahren. Am<br />

30. Juni 1939 überquerte sie dabei die Straße von<br />

Rothstein nach Tröbitz.<br />

In <strong>de</strong>r Nacht vom 3. zum 4. Feburar 1948 wur<strong>de</strong> die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

plötzlich wie ein Segelschiff abgetrieben.<br />

Ein schwerer Sturm umtoste die Stahlkonstruktion.<br />

Arbeiter hatten das Hal<strong>de</strong>nfahrwerk anscheinend nicht<br />

gesichert, so dass die gesamte Brücke einstürzte. Nach<br />

<strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau arbeitete sie noch bis 1955, <strong>de</strong>m<br />

Jahr, in <strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r Betrieb <strong>de</strong>s Tagebaus Domsdorf<br />

eingestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Erster Schaufelradbagger (Nr. 23) im Tagebau Louise, 1925<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Louise nach Umbau, 1939<br />

13


Die Tagebaue <strong>de</strong>r Grube Hansa<br />

In <strong>de</strong>n Tagebauen <strong>de</strong>r Grube Hansa wur<strong>de</strong> ab 1902<br />

Tagebaue <strong>de</strong>r Grube Hansa<br />

Kohle abgebaut. Trotz erheblicher Schwierigkeiten<br />

durch die komplizierten geologischen Verhältnisse<br />

vor Ort und die Auswirkungen <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges<br />

belieferten die Tagebaue die umliegen<strong>de</strong>n<br />

Brikettfabriken kontinuierlich mit Kohle.<br />

Die Tagebaue <strong>de</strong>r Grube Hansa lassen sich grob in die<br />

Tagebaufel<strong>de</strong>r südlich <strong>de</strong>r Eisenbahntrasse Leipzig-<br />

Cottbus und die nördlich davon gelegenen Fel<strong>de</strong>r unterglie<strong>de</strong>rn.<br />

Südlich <strong>de</strong>r Bahntrasse lagen die Tagebaue<br />

Hansa/Südfeld 1/1a und 2/2a sowie Hansa/Tröbitz-Südfeld.<br />

Die Aufschlussarbeiten für <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r Grube<br />

Hansa Südfeld begannen 1902 östlich von Tröbitz. Die<br />

Kohle wur<strong>de</strong> noch mit einer Kettenbahn zur Brikettfabrik<br />

Hansa transportiert. Nördlich <strong>de</strong>r Eisenbahntrasse wur<strong>de</strong>n<br />

zwischen 1921 und 1958 die Tagebaue Hansa Nordfeld<br />

I und II sowie Hansa/Tröbitz-Ost- und Westfeld aufgeschlossen.<br />

Tagebau Hansa/Tröbitz „Ostfeld“<br />

Die Abbautätigkeit im Tagebau Tröbitz-Ostfeld begann<br />

1927 mit <strong>de</strong>m Einsatz <strong>de</strong>r Brücke Hansa – <strong>de</strong>r zweiten<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke im Lausitzer Revier. Ein Tiefbagger<br />

war fest mit <strong>de</strong>r Brückenkonstruktion verbun<strong>de</strong>n, während<br />

<strong>de</strong>r zusätzliche Hochbagger eine frei bewegliche Zubringerbrücke<br />

besaß. Erstmals konnte mit diesem Gerät eine<br />

50 Meter hohe Kippe geschüttet wer<strong>de</strong>n. 1928 rüsteten<br />

die Siemens-Schuckert-Werke die För<strong>de</strong>rbrücke mit <strong>de</strong>n<br />

so genannten „Sonnenbrennern“ aus – großen, neuartigen<br />

Scheinwerfern, die die Abwurfstelle <strong>de</strong>s Abraums beleuchteten.<br />

Zur Bedienung <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke waren insgesamt<br />

16 Mann nötig. Dazu kam noch die Gleiskolonne,<br />

die für die Instandhaltung <strong>de</strong>r Bagger- und Brückengleise<br />

zuständig war. Hier arbeiteten noch einmal 12 Kumpel.<br />

Im Kriegsjahr 1944 war die Brücke direkten Kampfhandlungen<br />

ausgesetzt, die sie aber fast unbescha<strong>de</strong>t überstand.<br />

Im Jahr 1951, als <strong>de</strong>r Tagebaubetrieb hier en<strong>de</strong>te,<br />

wur<strong>de</strong> die För<strong>de</strong>rbrücke Hansa in <strong>de</strong>n Tagebau Skado im<br />

Senftenberger Revier umgesetzt, da die dortige Brücke<br />

als Reparationsleistung nach <strong>de</strong>m Krieg in die Sowjetunion<br />

gebracht wor<strong>de</strong>n war.<br />

Tagebau<br />

Sonstige Abbauflächen<br />

Waldflächen<br />

Landwirtschaftsflächen<br />

Verkehrsflächen<br />

Wasser<br />

Wohnen<br />

Sonstige Flächen<br />

Eisenbahn<br />

Tagebau Hansa/Tröbitz „Südfeld“<br />

Der Tagebau Hansa/Tröbitz „Südfeld“ wur<strong>de</strong> im Jahr<br />

1947 aufgeschlossen. Er arbeitete von 1949 bis 1953 ausschließlich<br />

im Zugbetrieb und war voll mechanisiert. Die<br />

Rohkohle wur<strong>de</strong> an die Brikettfabriken Tröbitz, Domsdorf<br />

und Wildgrube sowie das Kraftwerk Tröbitz geliefert. Ab<br />

1954 begann <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrückenbetrieb mit <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

Tagebau Wildgrube umgesetzten gleichnamigen Brücke.<br />

Diverse Rutschungen, Kohlenverunreinigungen und<br />

ein kohlenleerer Bereich führten zu Problemen bei <strong>de</strong>r<br />

Versorgung <strong>de</strong>r örtlichen Brikettfabriken. Deshalb wur<strong>de</strong><br />

zusätzliche Kohle über eine eigens für diesen Zweck<br />

14<br />

Tröbitz/Domsdorf


Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Hansa im<br />

gleichnamigen Tagebau, 1928<br />

gebaute Kohlenfernbahn aus <strong>de</strong>m Tagebau Grünewal<strong>de</strong><br />

herangeschafft. 1957 war <strong>de</strong>r 72 Hektar große Tagebau<br />

ausgekohlt.<br />

Tagebau Hansa/Tröbitz „Westfeld“<br />

Das Gebiet <strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus Tröbitz-Westfeld<br />

war völlig unbebaut und fast vollständig von Kiefern- und<br />

Fichtenwald be<strong>de</strong>ckt. Zwischen 1922 und 1926 wur<strong>de</strong><br />

im Westfeld noch Tiefbau betrieben. 1954 machte die<br />

betriebs- und volkswirtschaftliche Situation <strong>de</strong>n Tagebauaufschluss<br />

notwendig. Der Betrieb hatte von Anfang an<br />

mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen. Neben Materialmangel<br />

führten nicht fachgerecht ausgeführte Arbeiten<br />

an <strong>de</strong>n Gleisen dazu, dass eine Fahrt auf einer <strong>de</strong>r E-Loks<br />

einer Dampferfahrt auf hoher See bei Windstärke acht<br />

glich. Im Oktober 1958 war <strong>de</strong>r Tagebau ausgekohlt und<br />

die Grube wur<strong>de</strong> aufgelassen. Damit en<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r aktive<br />

Bergbau im Raum Tröbitz/Domsdorf.<br />

Tiefschnittbagger 562-D 400 im<br />

Tagebau Tröbitz-Westfeld, 1957<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Tröbitz,<br />

Konstruktion vor <strong>de</strong>m Umbau, 1927<br />

15


H E U T E<br />

Sanierung einer Landschaft<br />

Aussichtspunkt am Restloch 124, 2005<br />

Der Abbau von Braunkohle sowohl im Tief- als auch im Tagebau hat das<br />

Landschaftsbild im Raum Tröbitz/Domsdorf in starkem Maße verän<strong>de</strong>rt.<br />

Die über 100 Jahre währen<strong>de</strong> Braunkohlengewinnung hinterließ eine Landschaft,<br />

die wie ein Schweizer Käse durchlöchert und ober- wie unterirdisch<br />

völlig zerwühlt war.<br />

Im Anschluss an die Bergbautätigkeit ging man daran, die Landschaft wie<strong>de</strong>r<br />

urbar zu machen und zu rekultivieren. Nach einer bis in die 1960er Jahre im<br />

Raum Tröbitz/Domsdorf überwiegend durch Aufforstungsmaßnahmen<br />

geprägten Phase wur<strong>de</strong>n alte Tiefbauschächte und -strecken verfüllt.<br />

Seit Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre hat die LMBV im Raum Tröbitz/Domsdorf<br />

gezielte Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Damit setzte sie die<br />

spätestens seit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s „Domsdorfer Verfahrens“ in großem<br />

Maßstab betriebene Sanierung <strong>de</strong>r Tagebaulandschaft fort. Heute ist die<br />

Sicherheit im Gebiet weitgehend wie<strong>de</strong>r gewährleistet, und die alten<br />

Bergbauflächen sind für die Nachwelt nutzbar.<br />

Erdbauarbeiten am Restloch 124, 2005<br />

Tröbitz/Domsdorf<br />

17


Vorausschauend planen<br />

Im Raum Tröbitz/Domsdorf sind durch <strong>de</strong>n Tagebau viele Restlöcher entstan<strong>de</strong>n, die zum Teil mit gekippten<br />

Böschungen umgeben sind und eine erhebliche Rutschungsgefahr in sich bergen. Auch mögliche Tagesbrüche in<br />

<strong>de</strong>n alten Tiefbaugebieten stellen eine latente Bedrohung dar. Schon seit Mitte <strong>de</strong>r 1960er Jahre wird im Raum<br />

Tröbitz/Domsdorf saniert. Doch noch sind nicht alle Arbeiten been<strong>de</strong>t und nicht alle Sanierungsziele erreicht.<br />

2.100 Hektar ein. Davon sind allein 410 Hektar alte Tiefbaubereiche<br />

und 1.690 Hektar Tagebaugebiete.<br />

Sanierung <strong>de</strong>r Brikettfabriken<br />

Ab 1955 hatte die Humboldt-Universität zu Berlin im<br />

ehemaligen Tagebau Domsdorf im Bereich <strong>de</strong>r Domsdorfer<br />

Kippe Versuchsflächen zur Rekultivierung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft<br />

angelegt. Hier wur<strong>de</strong> das „Domsdorfer Verfahren“<br />

entwickelt, bei <strong>de</strong>m die sehr sauren und nahezu<br />

unfruchtbaren Kippenbö<strong>de</strong>n durch das Unterpflügen von<br />

Kraftwerksasche fruchtbar gemacht wur<strong>de</strong>n.<br />

Die ehemaligen Pflanzgärten im Bereich <strong>de</strong>r Versuchsflächen<br />

sind nun schon über mehrere Jahrzehnte nicht<br />

mehr bewirtschaftet wor<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n mittlerweile von<br />

Wildtieren als Futterplätze genutzt.<br />

Beseitigung von Gefahrenpotenzialen<br />

Die Sanierung geht jedoch weit über Aufforstung und<br />

Rekultivierung hinaus. Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1990er Jahre ist die<br />

LMBV dabei, Gefahrenpotenziale zu beseitigen und die<br />

ehemaligen Bergbauflächen für eine Nachnutzung vorzubereiten.<br />

Die Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r im Sanierungsgebiet<br />

Tröbitz/Domsdorf in Anspruch genommenen Flächen<br />

erstreckt sich auf einen Bereich von 1.019 Hektar.<br />

Das gesamte Sanierungsgebiet, <strong>de</strong>ssen Abgrenzung im<br />

Sanierungsplan festgelegt ist, nimmt eine Fläche von rund<br />

Neben <strong>de</strong>r Landschaftssanierung wur<strong>de</strong>n auch die baulichen<br />

Hinterlassenschaften <strong>de</strong>s Bergbaus beseitigt bzw.<br />

saniert. So riss man z. B. die stillgelegten Brikettfabriken<br />

Wildgrube und Hansa fast vollständig ab. Bis 1996 dauerte<br />

<strong>de</strong>r Abriss <strong>de</strong>r Brikettfabrik Wildgrube und die Beräumung<br />

<strong>de</strong>r Flächen.<br />

Die Brikettfabrik Louise blieb hingegen auf Grund ihres<br />

Denkmalstatus fast vollständig erhalten und wur<strong>de</strong> ab<br />

1993 umfassend saniert und rekonstruiert. In <strong>de</strong>n Jahren<br />

1993 bis 1997 wur<strong>de</strong>n durch die LMBV viele Gebäu<strong>de</strong>teile,<br />

die nicht unter Denkmalschutz gestellt waren, <strong>de</strong>montiert<br />

und entkernt bzw. beräumt o<strong>de</strong>r gesichert.<br />

Sanierungsplan Tröbitz/Domsdorf, 1996<br />

Abschlussbetriebsplan, 1998 Rahmenplan zum Nutzungskonzept Tröbitz/Domsdorf, 2006<br />

18<br />

Tröbitz/Domsdorf


Sanierungsleistungen im Bereich Tröbitz/Domsdorf<br />

1992 - 2006<br />

Tagebaugebiet<br />

Rückbau<br />

Bkf. 61 + 62<br />

Verdichtungsleistungen in Tm³ 6.550 0<br />

Massenbewegungen in Tm³ 3.640 10<br />

Rekultivierung - Herstellung<br />

FN-Flächen in ha 49 0<br />

Rekultivierung - Herstellung<br />

SN-Flächen in ha 15 15<br />

Demontage und Verschrottung in t 5 14.900<br />

Abbruch baulicher Anlagen in m³ 11.200 13.780<br />

Sanierung schadstoffbelasteter<br />

Bereiche in m³ 550 0<br />

Wassererhebung, Reinigung, Ableitung<br />

in Tm³ 0 0<br />

Restlöcher und Randschläuche im Sanierungsraum<br />

Tröbitz/Domsdorf<br />

Tagebau Betriebszeit Restloch Randschlauch<br />

Beutersitzer Kohlenwerke 1898 - 1912 RL 120,<br />

RL 120-Süd<br />

Louise 1922 - 1940 RL 121,<br />

RL 122<br />

Hansa-Südfeld 1/1a 1902 - 1922 RL 123<br />

Hansa/Tröbitz „Westfeld“ 1954 - 1958 RL 125 RS 125.1, RS 125.2<br />

Hansa/Tröbitz „Ostfeld“ 1927 - 1951 RL 126 RS 126.1 - RS 126.3<br />

Domsdorf 1937 - 1955 RL 124 RS 124.1, RS 124.2<br />

Hansa/Tröbitz „Südfeld“ 1947 - 1957 RL 127 RS 127.1<br />

Wildgrube I und II 1927 - 1952 RS 127.2<br />

Ruine <strong>de</strong>s Hochbunkers <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Brikettfabrik Wildgrube, 1994<br />

19


20<br />

Restloch 127 südwestlich von Schönborn<br />

mit Blick nach Nordwesten, 2007


Restlöcher, Rutschungen und Rippen<br />

Der Tief- und Tagebau im Raum Tröbitz hat eine Landschaft hinterlassen, die für die Nachwelt einige<br />

Gefahren in sich barg. Restlochböschungen drohten abzurutschen und alte Tiefbaugruben einzustürzen.<br />

Vielerorts mussten Altlasten geborgen wer<strong>de</strong>n. Da das gesamte Gebiet jedoch Bestandteil eines Naturparks<br />

ist, musste beson<strong>de</strong>rs behutsam vorgegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch im Raum Tröbitz/Domsdorf gibt es eine Vielzahl von<br />

Tagebaurestlöchern, <strong>de</strong>ren Böschungen und böschungsnahe<br />

Bereiche aus gekipptem Abraum bestehen. Diese<br />

locker gelagerten San<strong>de</strong> können sich unter bestimmten<br />

Voraussetzungen verflüssigen und in breiter Front abrutschen.<br />

Personen o<strong>de</strong>r Fahrzeuge, die sich im Bereich<br />

einer solchen Rutschung befin<strong>de</strong>n, verschwin<strong>de</strong>n rettungslos<br />

im sich verflüssigen<strong>de</strong>n Untergrund.<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r Sanierung im Raum Tröbitz/Domsdorf<br />

sind die standsichere Gestaltung von Restlochböschungen<br />

und die Sicherung grundbruchgefähr<strong>de</strong>ter<br />

Tiefbaugebiete. Doch auch eine Vielzahl von über das<br />

Gebiet verteilten Altlasten – durch Hausmüll o<strong>de</strong>r Industrieabfälle<br />

entstan<strong>de</strong>n – galt und gilt es zu beseitigen.<br />

Für die Transporttrassen, wie die Kohlenfernbahntrasse<br />

aus <strong>de</strong>m Raum Lauchhammer, mussten Nachnutzungsmöglichkeiten<br />

gefun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Renaturierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten<br />

wur<strong>de</strong>n erhalten und neu geschaffen. Zusätzlich soll die<br />

Bergbaufolgelandschaft <strong>de</strong>n Menschen künftig auch als<br />

Erholungslandschaft dienen. Durch die Lage im Natur-<br />

park Nie<strong>de</strong>rlausitzer Hei<strong>de</strong>landschaft mussten die Sanierer<br />

beson<strong>de</strong>re Vorsicht walten lassen, um die schützenswerten<br />

Landschaftsteile zu schonen.<br />

All das macht <strong>de</strong>utlich, dass hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r Sanierer gestellt wur<strong>de</strong>n. Es war nicht immer<br />

möglich, allen Interessen zu entsprechen. An oberster<br />

Stelle stand in je<strong>de</strong>m Fall die Sicherheit <strong>de</strong>r Menschen,<br />

die dieses Altbergbaugebiet einmal betreten wer<strong>de</strong>n.<br />

Sperrgebiet – Betreten verboten!<br />

Rütteldruckgerät am Restloch 121, 2001<br />

Nach einer Rutschung am Restloch 121<br />

bei Tröbitz, 2005<br />

Restloch 124 vor und nach <strong>de</strong>r Sanierung, 2000/2007<br />

Restloch 125 nördlich von Tröbitz, 2007<br />

Mehr Sicherheit durch „versteckte“ Dämme<br />

Das Restloch 124 besaß hohe und steile Böschungen.<br />

Durch die anhalten<strong>de</strong> Erosion und die kulturfeindlichen<br />

Bö<strong>de</strong>n waren die Kippenböschungen größtenteils<br />

nicht bewachsen und wiesen starke Erosionsrinnen<br />

auf. Am Fuß dieser Böschungen bil<strong>de</strong>ten sich kleinere<br />

Wasserflächen. Da diese Gebil<strong>de</strong> stark abbruchgefähr<strong>de</strong>t<br />

sind, wur<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> Sicherungsmaßnahmen<br />

nötig. Mit Mul<strong>de</strong>nkippern und Planierraupen wur<strong>de</strong>n<br />

die steilen Böschungen Meter um Meter abgetragen<br />

und die Erdmassen in die Wasserflächen <strong>de</strong>r kleinen<br />

Seen am Restloch 124 gekippt. Dadurch wur<strong>de</strong> die<br />

Abbruchgefahr beseitigt und die fortschreiten<strong>de</strong> Erosion<br />

gestoppt.<br />

Seit 1989 wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Lausitz geotechnische Verfahren<br />

zur Stabilisierung setzungsfließgefähr<strong>de</strong>ter Restlochböschungen<br />

getestet. Sie basierten zunächst auf Sprengund<br />

später auch auf Rütteldruckverdichtung. Letztere kam<br />

auch an <strong>de</strong>n Restlöchern 120 bis 122 sowie 125 und 126<br />

zum Einsatz. Mit Hilfe <strong>de</strong>s Rütteldruckverfahrens stellten<br />

die Sanierer „versteckte“ Dämme her. Mit großen Rütteldruckmaschinen<br />

wur<strong>de</strong> im rutschungsgefähr<strong>de</strong>ten Abschnitt<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n so lange gerüttelt, bis ein unterirdisch<br />

verdichteter Bo<strong>de</strong>nbereich entstand, <strong>de</strong>r Rutschungen in<br />

Zukunft verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Tröbitz/Domsdorf<br />

21


Vom Liegenlassen und Nichtstun<br />

Oft ist in <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Menschen geprägten „aufgeräumten“ Landschaft kaum noch Platz für die Tierwelt.<br />

Frei leben<strong>de</strong> Tiere brauchen Wildnis. Die Bergbaufolgelandschaft Tröbitz/Domsdorf bietet dies, obwohl sie sehr<br />

stark vom Menschen überformt wur<strong>de</strong>. Da die Natur hier seit Jahrzehnten sich selbst überlassen war, haben<br />

sich Bereiche für Flora und Fauna gebil<strong>de</strong>t, die erhalten bleiben sollen.<br />

Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Braunkohlengewinnung im Jahr 1958 ermöglichte<br />

in <strong>de</strong>r Folgezeit in vielen Arealen eine völlig<br />

ungestörte Entwicklung <strong>de</strong>r Natur. Die Szenerie gleicht<br />

heute oftmals einer natürlich gewachsenen Landschaft.<br />

Im gesamten Gebiet haben sich neue Lebensräume für<br />

Flora und Fauna entwickelt. Trockene Hänge, wassergefüllte<br />

Senken, nährstoffarme, offene Sandflächen aber<br />

auch die Wäl<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Bruchfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Tiefbaus bil<strong>de</strong>n<br />

zusammen ein einzigartiges Ökosystem.<br />

Dies ist an <strong>de</strong>r großen Artenvielfalt zu erkennen und auch<br />

daran, dass hier einige Tierarten heimisch gewor<strong>de</strong>n sind,<br />

die als geschützte Arten gelten. So leben rund um die<br />

kaum noch von natürlichen Seen zu unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Restlöcher Biber, Fischotter, Schwarz- und Weißstörche,<br />

Kraniche sowie Erdkröten. Insbeson<strong>de</strong>re die Böschungssanierung<br />

musste geschützte Biotope, die sich hier befin<strong>de</strong>n,<br />

berücksichtigen. Dafür wur<strong>de</strong>n Pflege- und<br />

Entwicklungspläne erstellt und die geschützten Biotope<br />

erfasst.<br />

Das Gebiet ist nicht nur Bestandteil <strong>de</strong>s Naturparks<br />

Nie<strong>de</strong>rlausitzer Hei<strong>de</strong>landschaft. Teile <strong>de</strong>s Sanierungsgebietes<br />

gehören darüber hinaus zum Landschaftsschutzgebiet<br />

„Nexdorf-Kirchhainer-Waldlandschaft“ und zur<br />

Special Protected Area „Nie<strong>de</strong>rlausitzer Hei<strong>de</strong>“. Das Restloch<br />

121 westlich von Tröbitz wur<strong>de</strong> überdies als<br />

Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Restsee Tröbitz“ mit insgesamt<br />

37 Hektar Fläche ausgewiesen. In diesem Gebiet,<br />

das in <strong>de</strong>n nächsten Jahren unter Naturschutz gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n soll, sind nur die abrutschungsgefähr<strong>de</strong>ten<br />

Böschungen gesichert wor<strong>de</strong>n. Selbst dies wur<strong>de</strong> auf<br />

das unbedingt notwendige Maß begrenzt, um <strong>de</strong>n Naturschutz<br />

nicht zu beeinträchtigen.<br />

Die Ausweisung <strong>de</strong>r Schutzgebiete sichert auch in Zukunft<br />

die weitgehend ungestörte Entwicklung <strong>de</strong>r Natur,<br />

die so für die Nachwelt erhalten bleibt.<br />

Weißstorch und Teichfrosch in <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft<br />

Rippenformationen am Restloch 124, 2002<br />

Elbebiber im Sanierungsgebiet Tröbitz/Domsdorf, 2006<br />

Zukunft <strong>de</strong>r „Rippchen“<br />

Bestimmte Landschaftsformen sind nicht nur für Tiere<br />

attraktiv: Die oft haushohen Erosionsformationen, so<br />

genannte Rippen, an <strong>de</strong>n Ufern vieler Restlöcher, die sich<br />

durch ablaufen<strong>de</strong>s Regenwasser an <strong>de</strong>n Steilböschungen<br />

gebil<strong>de</strong>t haben, sind auch für <strong>de</strong>n Menschen von beson<strong>de</strong>rem<br />

Interesse. Neben ihrem kulturhistorischen Wert<br />

ziehen sie Touristen immer wie<strong>de</strong>r an.<br />

Auch hier hat die LMBV <strong>de</strong>n Auftrag, die Sicherheit für die<br />

Nachwelt herzustellen. Sollen die Gebil<strong>de</strong> erhalten bleiben,<br />

müssten einige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Gelän<strong>de</strong> stün<strong>de</strong> in diesem Fall weiterhin<br />

unter Bergrecht. Doch wer übernimmt die Verantwortung<br />

und die Kosten für diese abbruchgefähr<strong>de</strong>ten Formationen?<br />

Diese und ähnliche Fragestellungen müssen <strong>de</strong>mnächst<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n, wenn eine Entscheidung über die Zukunft<br />

<strong>de</strong>r „Rippchen“ getroffen wer<strong>de</strong>n soll.<br />

22<br />

Tröbitz/Domsdorf


Restlöcher 121 und 122<br />

westlich von Tröbitz, 2007<br />

23


Zeitschiene<br />

1847 Aufschluss eines kleinen Tagebaus <strong>de</strong>s Schönbornschen Braunkohlen-Bergbau-Vereins (erster Tgb. im Raum Tröbitz/Domsdorf), später Pauline (Schönborn)<br />

1857 Beginn Tiefbau Pauline (Schönborn) 1872 Inbetriebnahme Eisenbahnstrecke Halle-Sorau-Guben<br />

Grube Beutersitzer Kohlenwerke<br />

Beendigung Tiefbau Beutersitzer Kohlenwerke 1905<br />

Bau Brikettfabrik Wildgrube 1898<br />

Aufschluss Tgb. Beutersitzer Kohlenwerke 1898<br />

Beginn Tiefbau Beutersitzer Kohlenwerke 1896<br />

1912 Aufschluss Tgb. Wilhelm<br />

1912 Beendigung Tgb. Beutersitzer Kohlenwerke<br />

Beendigung Tief- und Tagebau Wilhelm 1927<br />

Aufschluss Tgb. Wildgrube I 1927<br />

Beginn Tiefbau Wildgrube 1925<br />

1847 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 1900 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28<br />

Grube Louise<br />

1876 Beginn Tiefbau Alwine<br />

1881 Bau Brikettfabrik Louise<br />

Aufschluss Tgb. Alwine 1908<br />

Beendigung Tgb. I 1905<br />

Beendigung Tiefbau Louise 1919<br />

1882 Beginn Tiefbau Louise Aufschluss Tgb. I 1903<br />

Beendigung Tiefbau Alwine 1917<br />

1922 Aufschluss<br />

Tgb. Louise<br />

1923 Beendigung<br />

Tgb. Alwine<br />

1847 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 1900 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28<br />

Grube Hansa<br />

Beendigung Tiefbau Hansa-Südfeld und Hansa-Ost 1924<br />

Beginn Tiefbau Hansa-Nord 1923<br />

Beendigung Tgb. Hansa-Nordfeld I 1923<br />

Aufschluss Tgb. Hansa-Südfeld 2/2a 1906 Beginn Tiefbau Hansa-West und -Ost 1922<br />

Beginn Tiefbau Hansa-Südfeld 1905<br />

Aufschluss Tgb. Hansa-Nordfeld II 1922<br />

Bau Brikettfabrik Hansa 1902 Beendig. Tgb. Hansa-Südfeld 1/1a u. -Südfeld 2/2a 1922<br />

Aufschluss Tgb. Hansa-Südfeld 1/1a 1902<br />

Aufschluss Tgb. Hansa-Nordfeld I 1921<br />

1847 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 1900 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28<br />

24


1955 Beginn <strong>de</strong>r ersten Sanierungsmaßnahmen<br />

nach <strong>de</strong>m „Domsdorfer Verfahren“<br />

1957 BauKohlenfernbahn von<br />

Lauchhammer in <strong>de</strong>n Raum T./D.<br />

1975 En<strong>de</strong> Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstieg 1990 Beginn Sanierungsarbeiten durch LMBV<br />

voraussichtliches En<strong>de</strong> Sanierungsarbeiten 2012<br />

1930 Beendigung Tgb. Wildgrube I<br />

1931 Aufschluss Tgb. Wildgrube II<br />

1936 Beendigung Tiefbau Wildgrube<br />

30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 10 12<br />

1931 Bau AFB Louise<br />

1937 Aufschluss Tgb. Domsdorf<br />

1940 Beendigung Tgb. Louise<br />

1955 Beendigung Tgb. Domsdorf<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r technischen Anlagen in <strong>de</strong>r Bkf. Louise 2007-2010<br />

Bergrechtliche Verantwortung <strong>de</strong>r Bkf. Louise von LMBV auf Stadt Uebigau-Wahrenbrück 2006<br />

1991 Pressung <strong>de</strong>s letzten Briketts,<br />

letzte Schicht in <strong>de</strong>r Bkf. Louise<br />

1992 Stilllegung Bkf. Louise,<br />

Aufnahme in Denkmalliste<br />

1993 Beginn Sanierung Bkf. Louise<br />

30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 10 12<br />

1925 Beendigung Tiefbau Hansa-West<br />

1926 Beendigung Tiefbau Hansa-Nord<br />

1927 Aufschluss Tgb. Hansa/Tröbitz „Ostfeld“<br />

1927 Beendigung Tgb. Hansa-Nordfeld<br />

1947 Aufschluss Tgb.Hansa/Tröbitz „Südfeld“<br />

1951 Beendigung Tgb. Hansa/Tröbitz „Ostfeld“<br />

1954 Aufschluss Tgb. Hansa/Tröbitz „Westfeld“<br />

1957 Beendigung Tgb. Hansa/Tröbitz „Südfeld“<br />

1958 Beendigung Tgb. Hansa/Tröbitz „Westfeld“<br />

30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 10 12<br />

Tröbitz/Domsdorf<br />

25


M O R G E N<br />

Neuer Lebensraum<br />

Wan<strong>de</strong>rung durch die<br />

Bergbaufolgelandschaft, 2006<br />

Kaum jemand wür<strong>de</strong> sich künftig <strong>de</strong>r Bergbauhistorie entsinnen, wenn nicht<br />

die Brikettfabrik Louise mit ihren immer noch rattern<strong>de</strong>n Brikettpressen und<br />

Maschinen daran erinnerte. Der För<strong>de</strong>rverein Brikettfabrik Louise lässt auf<br />

geführten Rundgängen durch die Fabrik die Geschichte <strong>de</strong>s Braunkohlenbergbaus<br />

lebendig wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch auch in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r Louise gibt es Altes und Neues zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

Stolleneingänge o<strong>de</strong>r Brückenreste einer Kettenbahn aus längst<br />

vergangenen Zeiten lassen erahnen, dass die so unberührt wirken<strong>de</strong> Natur<br />

nur ein grüner Teppich über <strong>de</strong>r industriellen Vergangenheit <strong>de</strong>s Gebietes ist.<br />

Das Bild, das die Landschaft im Raum Tröbitz/Domsdorf heute zeigt, beweist<br />

aber auch, dass Flora und Fauna sich <strong>de</strong>n Raum zurückerobern, <strong>de</strong>n ihnen<br />

<strong>de</strong>r Bergbau einmal genommen hat. Die Sanierung hat hier vornehmlich<br />

dafür gesorgt, dass das Gebiet in Zukunft ein sicherer und attraktiver<br />

Lebensraum ist.<br />

Restloch 126, 2000<br />

Tröbitz/Domsdorf<br />

27


Brikettfabrik LOUISE – älteste Brikettfabrik Europas<br />

Die Brikettfabrik LOUISE in Domsdorf im Landkreis Elbe-Elster ist ein herausragen<strong>de</strong>s technisches Denkmal<br />

von nationalem wie europäischem Rang. Als lebendiges Beispiel für die Brikettfabriken <strong>de</strong>r ersten<br />

Generation im Lausitzer Braunkohlenrevier lockt sie seit Jahren viele Besucher an. Auch in Zukunft wird<br />

die LOUISE <strong>de</strong>n Besuchern Geschichten über <strong>de</strong>n Bergbau im Raum Tröbitz/Domsdorf erzählen.<br />

Die Brikettfabrik ist die kleinste und schönste in Bran<strong>de</strong>nburg<br />

und sogar die älteste in Europa. 1881 erbaut, hat<br />

sie weit mehr als hun<strong>de</strong>rt Jahre auf <strong>de</strong>m Buckel. In <strong>de</strong>r<br />

Brikettfabrik zischten die Dampfkessel, rüttelten die Siebe<br />

und drehten sich die Schwungrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pressen noch im<br />

Jahr 1991. Bis zu ihrer Stilllegung wur<strong>de</strong> bei Bedarf anund<br />

umgebaut, doch die ältesten Maschinen liefen nahezu<br />

ununterbrochen und sind auch heute noch schadlos erhalten.<br />

So wer<strong>de</strong>n diese bei <strong>de</strong>n geführten Rundgängen<br />

in Funktion gesetzt und lassen somit <strong>de</strong>n Arbeitsrhythmus<br />

längst vergangener Tage erahnen.<br />

Von Laubwäl<strong>de</strong>rn umgeben und idyllisch am Fürst-Pückler-Radweg<br />

gelegen, ist die Fabrik heute ein lebendiges<br />

Museum nicht nur für Technikfans. Nach<strong>de</strong>m die Fabrik<br />

im Jahr 1992 zum Technischen Denkmal erklärt und frisch<br />

saniert wur<strong>de</strong>, können die Besucher auf geführten Rundgängen<br />

die Maschinen und Anlagen aus <strong>de</strong>r Anfangszeit<br />

arbeiten sehen und die Zusammenhänge <strong>de</strong>r Kohleveredlung<br />

kennenlernen.<br />

Am 2. Juli 2006 wur<strong>de</strong> die bergrechtliche Verantwortung<br />

für die Brikettfabrik LOUISE von <strong>de</strong>r LMBV auf die Stadt<br />

Uebigau-Wahrenbrück übertragen und die Fabrik zum<br />

Besucherbergwerk erklärt.<br />

Musikliebhaber kommen bei <strong>de</strong>n kulturellen Veranstaltungen<br />

in <strong>de</strong>r Kraftwerkshalle, die 1908 erbaut wur<strong>de</strong>, ins<br />

Schwärmen. Daneben gehören auch die anschaulichen<br />

und erlebnisreichen Wan<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft<br />

zum Angebot <strong>de</strong>r Brikettfabrik.<br />

Bergbaulehrpfa<strong>de</strong> durch alte Tagebaue<br />

Bis 1958 schürften Braunkohlenbagger in <strong>de</strong>r Umgebung<br />

<strong>de</strong>r Brikettfabrik nach Kohle und verän<strong>de</strong>rten die Landschaft.<br />

So genannte Brüche sind sichtbare Folge <strong>de</strong>s vor<br />

150 Jahren begonnenen Tiefbaus. Wie schnell die Natur<br />

diese Wun<strong>de</strong>n heilte und welche Narben geblieben sind,<br />

können Wan<strong>de</strong>rlustige bei einer Führung selbst sehen.<br />

Stollenmundloch <strong>de</strong>r ehem. Grube Vogelsfreu<strong>de</strong>, 2000<br />

Tellertrockner und Brikettpresse in <strong>de</strong>r Brikettfabrik LOUISE,<br />

Technisches Denkmal und Besucherbergwerk, 2006<br />

Jürgen Bartholomäus, geistiger Vater <strong>de</strong>s Besucherbergwerkes<br />

und Wissensvermittler, 2006<br />

Der Fußmarsch beginnt am Technischen Denkmal Brikettfabrik<br />

LOUISE und führt zu markanten Standorten <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Kohlenför<strong>de</strong>rung. Auf <strong>de</strong>m Weg begegnet <strong>de</strong>r<br />

Besucher außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n über 100 Jahre alten Industriebauten<br />

<strong>de</strong>r Gruben Lubwart und Bernhard-Wilhelm, <strong>de</strong>m<br />

Stollenmundloch <strong>de</strong>r Grube Vogelsfreu<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r „Millionenbrücke“.<br />

Die Baukosten dieser Brücke für die Kettenbahn<br />

– von <strong>de</strong>r Grube Alwine zur Brikettfabrik LOUISE<br />

– gingen während <strong>de</strong>r Inflation in <strong>de</strong>n 1920er Jahren in die<br />

Millionen.<br />

LOUISE lebt weiter<br />

Die Betreiber <strong>de</strong>s Besucherbergwerkes träumen von zwei<br />

dampfbetriebenen Brikettpressen und einem funktionieren<strong>de</strong>n<br />

Schwungradgenerator, die künftig Besuchern<br />

die über 100 Jahre alte Technik einer Brikettfabrik näher<br />

bringen sollen. Der Schwungradgenerator steht schon seit<br />

Jahren unter freiem Himmel auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r LOUISE<br />

28<br />

Tröbitz/Domsdorf


Brikettfabrik LOUISE, 2007<br />

und muss dringend saniert wer<strong>de</strong>n. Er soll als weitere<br />

Attraktion schließlich im ehemaligen Verla<strong>de</strong>schuppen <strong>de</strong>r<br />

Fabrik aufgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Von <strong>de</strong>n zwei geplanten dampfbetriebenen Brikettpressen<br />

wur<strong>de</strong> eine jüngst wie<strong>de</strong>r zum Leben erweckt. Der<br />

Dampfbetrieb wur<strong>de</strong> am 1. Juli 2007 <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

vorgestellt. Die zweite Presse wird eventuell ab 2008<br />

mit Dampf betrieben. Auch eine Museumsbahn von <strong>de</strong>r<br />

jetzt vorhan<strong>de</strong>nen Gleisschleife zum Rohkohlenbunker ist<br />

in Planung.<br />

Die Schüleraka<strong>de</strong>mie Lausitz, die ihren Sitz auf <strong>de</strong>m<br />

Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Brikettfabrik hat, ist schon jetzt ein praxisorientierter<br />

Lernort für Schüler. Unterschiedliche, meist<br />

technische Themen, die in <strong>de</strong>r Schule kaum Platz haben,<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Schmie<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Metall- und Kunstwerkstatt<br />

o<strong>de</strong>r im Umweltlabor vermittelt.<br />

Die LOUISE lebt nicht nur in <strong>de</strong>n Köpfen weiter, son<strong>de</strong>rn<br />

ist noch sichtlich aktiv.<br />

29


M e ta m o r p h o s e n<br />

Landschaftsverwandlung<br />

Über 150 Jahre Braunkohlenbergbau über und unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> haben Spuren<br />

hinterlassen. Und doch sieht die entstan<strong>de</strong>ne Landschaft im ehemaligen<br />

Bergbauraum Tröbitz/Domsdorf <strong>de</strong>r von vor 100 Jahren sehr ähnlich. Dichte<br />

Wäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>hnen sich heute wie damals zwischen Tröbitz, Domsdorf und<br />

Schönborn aus. Einzig die zahlreichen kleinen Wasserflächen, blaue<br />

Farbtupfer in <strong>de</strong>r Landschaft, sind neueren Datums. Denn Seen gab es hier vor<br />

<strong>de</strong>m Bergbau keine. Erst durch <strong>de</strong>n Tagebau entstan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rart tiefe Gruben, die<br />

mit ansteigen<strong>de</strong>m Grundwasser nach Abschaltung <strong>de</strong>r<br />

Pumpen Wasserflächen bil<strong>de</strong>n konnten.<br />

Diese Bergbaufolgelandschaft, die schon seit Mitte <strong>de</strong>r 1950er Jahre saniert<br />

wird, bil<strong>de</strong>t heute ein Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten, wie Störche,<br />

Kraniche und Biber. Die rasseln<strong>de</strong>n Kettenbahnen und quietschen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rbrücken<br />

sind ebenso verschwun<strong>de</strong>n wie die vielen angeworbenen Bergarbeiter.<br />

Bald kehrt nun wie<strong>de</strong>r Ruhe ein im Raum Tröbitz/Domsdorf, <strong>de</strong>nn im Jahr 2012<br />

soll das Kapitel <strong>de</strong>r Sanierung endgültig abgeschlossen sein.<br />

Sanierer bei einer Ortsbegehung am<br />

Restloch 125, 2002<br />

30


Orte im Strom <strong>de</strong>r Zeit<br />

Brikettfabrik Louise<br />

Tröbitz<br />

Schönborn<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Die Landschaft um Tröbitz und<br />

Domsdorf war Mitte <strong>de</strong>s 19. Jh.<br />

geprägt von ausge<strong>de</strong>hnten Waldund<br />

Ackerflächen. Seit 1876 wur<strong>de</strong><br />

hier im Tiefbau Louise/Alwine<br />

Kohle abgebaut.<br />

Tröbitz war einst ein Dorf inmitten<br />

von Wäl<strong>de</strong>rn, Wiesen und kleinen<br />

Anhöhen. Der wendische Name für<br />

Tröbitz be<strong>de</strong>utete „Waldort“. Der<br />

Tagebau nahm Tröbitz viel von seiner<br />

waldreichen Umgebung.<br />

Das Dorf Schönborn wur<strong>de</strong> um<br />

1200 durch die Zisterziensermönche<br />

von Dobrilugk gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Der Braunkohlenbergbau<br />

prägte auch diesen Ort.<br />

Der Aufschluss <strong>de</strong>r Grube<br />

Pauline erfolgte bereits im<br />

Jahre 1847.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1898 - 1940<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1902 - 1958<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1887 - 1957<br />

Die Tagebaue Beutersitzer Kohlenwerke,<br />

Alwine und Louise nahmen<br />

ab <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jh. Teile <strong>de</strong>r<br />

Wald- und Ackerflächen in Anspruch.<br />

Die Gruben belieferten die<br />

Brikettfabriken Louise und Wildgrube.<br />

Nach Beendigung <strong>de</strong>s Bergbaus<br />

in <strong>de</strong>n 1940er Jahren wur<strong>de</strong><br />

das Gebiet aufgeforstet und zum<br />

Teil auch sich selbst überlassen.<br />

1902 ist die Grube Hansa aufgeschlossen<br />

wor<strong>de</strong>n. 1927 erhielt<br />

sie als einer <strong>de</strong>r ersten Tagebaue<br />

eine För<strong>de</strong>rbrücke. Die Natur holte<br />

sich jedoch nach <strong>de</strong>r vollständigen<br />

Auskohlung <strong>de</strong>r Gruben die Flächen<br />

zurück. Der Ort Tröbitz aber auch die<br />

Wäl<strong>de</strong>r in seiner Umgebung sind<br />

gewachsen, so dass das Dorf seinem<br />

Namen wie<strong>de</strong>r gerecht wird.<br />

Der Abbau unter Tage wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Grube Pauline von<br />

1857 bis 1927 betrieben. Der<br />

anschließen<strong>de</strong> Kohlenabbau im<br />

Tagebau Hansa/Tröbitz „Ostfeld“<br />

rückte bis nah an <strong>de</strong>n Nordrand<br />

<strong>de</strong>s Ortes heran. Eine Grenze<br />

bil<strong>de</strong>te jedoch die Bahnlinie<br />

Leipzig-Cottbus.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, 2010<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, 2010<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, 2010<br />

Die Brikettfabrik LOUISE ist<br />

schon seit Jahren ein beliebtes<br />

Bergbaumuseum und ein lebendiges<br />

Zeugnis <strong>de</strong>r Bergbaugeschichte.<br />

Dies soll in Zukunft durch die Aktivierung<br />

weiterer technischer Geräte<br />

und <strong>de</strong>n Betrieb einer Museumsbahn<br />

ausgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Ort wur<strong>de</strong> duch <strong>de</strong>n Bergbau<br />

kaum in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen.<br />

Tröbitz hat dank <strong>de</strong>s Tagebaus zwei<br />

Seen direkt vor <strong>de</strong>r Haustür. Die<br />

Seen entstan<strong>de</strong>n durch ansteigen<strong>de</strong>s<br />

Grundwasser in <strong>de</strong>n Restlöchern 121<br />

und 122 in dieser sonst so wasserarmen<br />

Gegend.<br />

Nach Beendigung <strong>de</strong>s Bergbaus<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1950er Jahre bil<strong>de</strong>ten<br />

sich wie<strong>de</strong>r dichte Waldflächen<br />

auf <strong>de</strong>n Kippen. Der Mensch<br />

half parziell nach, so dass heute<br />

nördlich von Schönborn rund um<br />

das Restloch 126 eine üppige<br />

Vegetation grünt.<br />

Tröbitz/Domsdorf<br />

31


Glossar<br />

Abraum Zwischen Erdoberfläche und<br />

Lagerstätte liegen<strong>de</strong> Erdschichten (auch<br />

Deckgebirge o<strong>de</strong>r Hangen<strong>de</strong>s)<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Tagebaugroßgerät<br />

zum Abtragen von Abraum, das vor allem<br />

im Lausitzer Revier eingesetzt wird. In<br />

einem Arbeitsgang können bis zu 60 Meter<br />

mächtige Bo<strong>de</strong>nschichten abgetragen, über<br />

<strong>de</strong>n Tagebau transportiert und verkippt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Absetzer Großgerät, das im Braunkohlentagebau<br />

zum Verkippen von Abraum in <strong>de</strong>n<br />

ausgekohlten Teil <strong>de</strong>s Tagebaus eingesetzt<br />

wird.<br />

Aufschluss Erste Baggerung im Deckgebirge<br />

nach <strong>de</strong>r Beräumung <strong>de</strong>s Vorfel<strong>de</strong>s,<br />

häufig mit Schaufelrad- o<strong>de</strong>r Eimerkettenbaggern<br />

Bruchfeld Gelän<strong>de</strong>oberfläche über einem<br />

ehemaligen Tiefbaugebiet, in <strong>de</strong>m im<br />

Pfeilerbruchbauverfahren Kohle abgebaut<br />

wur<strong>de</strong>; durch das Nachsacken <strong>de</strong>s<br />

Erdreiches in die unterirdischen Kammern<br />

entstehen an <strong>de</strong>r Erdoberfläche mehrere<br />

Meter tiefe Krater (Brüche).<br />

Deckgebirge Zwischen Erdoberfläche und<br />

Lagerstätte liegen<strong>de</strong> Erdschichten<br />

Drehpunkt Punkt, um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tagebau<br />

schwenkt.<br />

Eimerkettenbagger Gewinnungsgerät im<br />

Tagebau mit Eimern, die an einer umlaufen<strong>de</strong>n<br />

Kette über einen Ausleger laufen<br />

und das Erdreich (Abraum o<strong>de</strong>r Braunkohle)<br />

abkratzen.<br />

Flöz Bo<strong>de</strong>nschicht, die einen nutzbaren<br />

Rohstoff enthält, z. B. Braunkohle, Kali,<br />

Kupferschiefer<br />

Grube Bergwerk, das meist mehrere<br />

Tagebaue umfasste. Häufig wur<strong>de</strong> auch<br />

<strong>de</strong>r Bergwerksbetrieb mit sämtlichen<br />

dazugehörigen Flächen und Anlagen als<br />

Grube bezeichnet.<br />

Kabelbagger Tagebaubagger, <strong>de</strong>r die<br />

Abraummassen mittels einer langen Seilför<strong>de</strong>ranlage<br />

auf die gegenüber liegen<strong>de</strong><br />

Seite <strong>de</strong>s Tagebaus beför<strong>de</strong>rte; zwischen<br />

einem Maschinenturm mit Bagger auf <strong>de</strong>r<br />

Gewinnungsseite und einem Gegenturm auf<br />

<strong>de</strong>r Kippenseite spannten sich die Tragseile,<br />

die Türme konnten sich auf Raupen in<br />

Abbaurichtung fortbewegen.<br />

Kippe Ablagerung von Abraum im ausgekohlten<br />

Bereich <strong>de</strong>s Tagebaus (Innenkippe)<br />

o<strong>de</strong>r außerhalb (Außenkippe)<br />

Restloch Nach <strong>de</strong>m Abbau <strong>de</strong>r Braunkohle<br />

im Tagebau verbleiben<strong>de</strong>s Loch, oft mit<br />

mehreren Kilometern Aus<strong>de</strong>hnung<br />

Rohkohlenbunker Zwischenlager für<br />

Braunkohle in <strong>de</strong>r Brikettfabrik o<strong>de</strong>r am<br />

Kraftwerk<br />

Rütteldruckverdichtung (RDV) Tiefenverdichtungsmetho<strong>de</strong><br />

für das Erdreich<br />

beson<strong>de</strong>rs im rutschungsgefähr<strong>de</strong>ten<br />

Kippenvorfeld und im Uferbereich von Tagebaurestlöchern;<br />

Verdichtung <strong>de</strong>s Erdreiches<br />

mit einer an einem Seilbagger hängen<strong>de</strong>n<br />

Rüttellanze und einer rotieren<strong>de</strong>n Unwucht<br />

Schaufelradbagger Gewinnungsgerät im<br />

Tagebau, das zum Abtragen von Abraum und<br />

Braunkohle eingesetzt wird. Die Grabgefäße<br />

(Schaufeln) sind um ein Rad angeordnet<br />

(Schaufelrad). Schaufelradbagger eignen sich<br />

beson<strong>de</strong>rs für die selektive Gewinnung von<br />

Rohstoffen. Tagesleistung: bis 240 000 m³<br />

Setzungsfließen Rutschung infolge einer<br />

spontanen Verflüssigung locker gelagerter,<br />

wassergesättigter, gleichförmiger, sandiger<br />

Kippen; wird z. B. durch eine Erschütterung<br />

ausgelöst.<br />

Sohle Arbeitsebene in einem Tagebau<br />

Sümpfung Heben und Ableiten von Grundwasser<br />

zur Trockenhaltung <strong>de</strong>r Tagebaue<br />

durch Tauchmotorpumpen in Entwässerungsbrunnen.<br />

Sprengverdichtung (SPV) Verdichtungsverfahren,<br />

bei <strong>de</strong>m in mit Stützflüssigkeit<br />

gefüllten Bohrlöchern über die Teufe<br />

verteilte und vorgegebene Sprengladungen<br />

eingebaut und systematisch gezün<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Die SPV eignet sich beson<strong>de</strong>rs zur<br />

Verdichtung von Kippenbö<strong>de</strong>n mit einem<br />

Feinkornanteil von < 20 Prozent, einer hohen<br />

Wassersättigung (unterhalb <strong>de</strong>s Grundwasserspiegels)<br />

und bereits bestehen<strong>de</strong>r<br />

Setzungsfließgefahr (Setzungsfließen).<br />

Strecke Horizontaler Grubenbau ohne<br />

Tagesöffnung<br />

Tiefschnitt Gewinnung <strong>de</strong>r Kohle unterhalb<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsebene eines Schaufelradbaggers/Eimerkettenbaggers<br />

Verkippung Ablagerung von Abraum auf<br />

<strong>de</strong>r ausgekohlten Seite <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

Vorfeld Bereich innerhalb <strong>de</strong>r genehmigten<br />

Tagebaugrenzen, wo <strong>de</strong>r Abbau unmittelbar<br />

bevorsteht und vorbereiten<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

zur Freimachung <strong>de</strong>r Erdoberfläche wie Rodung<br />

und Beseitigung von Straßen laufen.<br />

Vorschnitt Der Abraumför<strong>de</strong>rung vorausgehen<strong>de</strong>r<br />

Abbaubetrieb, för<strong>de</strong>rt die oberen<br />

Bo<strong>de</strong>nschichten bis <strong>de</strong>r Arbeitsbereich <strong>de</strong>r<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke beginnt.<br />

32


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

Unternehmenskommunikation<br />

(verantw. Dr. Uwe Steinhuber)<br />

Knappenstr. 1, 01968 Senftenberg<br />

Telefon: +49 35 73 - 84 43 02<br />

Telefax: +49 35 73 - 84 46 10<br />

www.lmbv.<strong>de</strong><br />

Konzept, Text, Realisierung:<br />

LMBV – Abteilung Planung Lausitz<br />

(Hans-Jürgen Kaiser, Matthias Horst),<br />

andreas kadler • <strong>post</strong>-<strong>mining</strong> & brownfields consulting,<br />

agreement werbeagentur<br />

Gestaltung:<br />

wallat & knauth<br />

Mit freundlicher Unterstützung:<br />

För<strong>de</strong>rverein Kulturlandschaft Nie<strong>de</strong>rlausitz e. V.,<br />

Freun<strong>de</strong>skreis Technisches Denkmal Brikettfabrik<br />

LOUISE e. V., Industrie-Denkmal & Industrie-Museum<br />

Kraftwerk Plessa gGmbH, Lan<strong>de</strong>samt für Bergbau,<br />

Geologie und Rohstoffe Bran<strong>de</strong>nburg, Joachim Müller,<br />

Dieter Sperling, TAKRAF GmbH<br />

Fotografen:<br />

Christian Be<strong>de</strong>schinski, Marcus Blanke, Freun<strong>de</strong>skreis<br />

Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise e. V.,<br />

Industrie-Denkmal & Industrie-Museum Kraftwerk<br />

Plessa gGmbH, Internationale Bauausstellung (IBA)<br />

Fürst-Pückler-Land, LMBV-Archiv, Peter Radke (LMBV),<br />

TAKRAF GmbH, Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer<br />

e. V.<br />

2007<br />

Wandlungen und Perspektiven<br />

In dieser Reihe sind bereits erschienen:<br />

01 Schlabendorf/Seese (2. Auflage)<br />

02 Greifenhain/Gräbendorf<br />

03 Sedlitz/Skado/Koschen<br />

04 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />

05 Plessa/Lauchhammer/Schwarzhei<strong>de</strong><br />

06 Tröbitz/Domsdorf<br />

Titelbild: Brikettfabrik Louise in Betrieb um 1960 (links) und 2007 (rechts)<br />

Hintere Umschlagseite: Restloch 126 bei Tröbitz, 2000<br />

Die unterschiedliche Schreibweise von Ortsbezeichnungen in Karten und Texten<br />

resultiert aus <strong>de</strong>r Nutzung unterschiedlicher Quellen, die hier jeweils korrekt<br />

wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Dokumentation wur<strong>de</strong> nach bestem Wissen und Gewissen<br />

recherchiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

Knappenstraße 1<br />

01968 Senftenberg<br />

www.lmbv.<strong>de</strong>

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