die grosse transformation - Naturfreunde Altkreis Grafschaft Hoya
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EIN STANDPUNKT VON KAI NIEBERT,<br />
STELLVERTRETENDER BUNDESVORSITZENDER<br />
DER NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS<br />
<br />
AUF EIN WORT<br />
Nachhaltigkeit: utopisch oder konservativ?<br />
h<br />
Das Ziel ist <strong>die</strong> Nachhaltigkeit und der<br />
Weg dahin <strong>die</strong> sozialökologische Transformation.<br />
So ließe sich <strong>die</strong> Debatte zusammenfassen,<br />
<strong>die</strong> NaturFreunde gemeinsam mit Gewerkschaften,<br />
Umweltverbänden und Kirchen<br />
im Sommer 2012 angeschoben hatten. Im Zentrum<br />
steht dabei <strong>die</strong> Frage: Wie sieht ein gutes Leben<br />
aus, das nicht von Armut, Umweltzerstörung,<br />
Ausbeutung und Klimakriegen, dafür aber von<br />
Wohlstand, Freiheit und Gerechtigkeit geprägt ist?<br />
Diese Fragen sind notwendig, weil wir es<br />
heute mit Herausforderungen zu tun haben, <strong>die</strong><br />
unseren Wohlstand gleichzeitig ermöglichen<br />
und zerstören. Deren Wurzeln liegen in den<br />
1970er-Jahren, als sich <strong>die</strong> Geschichte des Nachkriegskapitalismus<br />
wendete: Das Wirtschaftswunder<br />
– das mit seinem Wachstum unseren<br />
Wohlstand, aber auch den heute schon spürbaren<br />
Klimawandel befeuert hatte – war vorbei<br />
und der Wandel von der Sozialen Marktwirtschaft<br />
zum globalen Finanzmarktkapitalismus<br />
begann. Zu welch spekulativen Exzessen <strong>die</strong><br />
damit einhergehende Entkopplung von Finanzmarkt<br />
und Gesellschaft in der Lage ist, zeigte der<br />
Beinahezusammenbruch des Finanzsystems im<br />
Jahr 2008. Nachdem sogar mit wirtschaftlichen<br />
Verlusten Gewinne gemacht worden waren,<br />
stürzte das Kartenhaus zusammen.<br />
Die Globalisierung der Märkte und <strong>die</strong> Digitalisierung<br />
der Welt haben <strong>die</strong> Demokratien geschwächt.<br />
Weil auch der Keynesianismus der<br />
Nachkriegszeit mit seiner öffentlichen Verschuldung<br />
an Grenzen geriet, sind jetzt neue Antworten<br />
auf <strong>die</strong> vielen Krisen unserer Zeit notwendig.<br />
Als Verband für Nachhaltigkeit ist <strong>die</strong> Antwort<br />
für NaturFreunde klar: Das Ziel ist <strong>die</strong> Nachhaltigkeit<br />
– und damit ein utopisches und konservatives<br />
Ziel zugleich. Konservativ, weil Nachhaltigkeit<br />
in erster Linie auf <strong>die</strong> Bewahrung der Natur<br />
zielt und sich gegen den Raubbau an den<br />
natürlichen Lebensgrundlagen wehrt. Utopisch,<br />
weil wir eine Vorstellung von einem guten Leben<br />
in Nachhaltigkeit benötigen, <strong>die</strong> in der Vergangenheit<br />
keine Beispiele findet. Für <strong>die</strong>se Vision<br />
braucht es insbesondere Mut.<br />
NaturFreunde beschreiben seit mehr als 100<br />
Jahren Perspektiven eines solidarischen, freien<br />
und nachhaltigen Lebens. Um <strong>die</strong>se Perspektiven<br />
Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir<br />
auch als Verband nachhaltiger werden: Unsere<br />
Aufgaben reichen vom solaren <strong>Naturfreunde</strong>haus<br />
bis zum biologisch-regionalen Gruppenabend,<br />
von der wertschätzenden Qualifizierung<br />
Ehrenamtlicher bis zum gemeinsamen Erleben<br />
der Natur im nachhaltigen Natursport. Auch wir<br />
müssen uns verändern, um unser Erbe zu bewahren.<br />
Prägen soll uns dabei der Blick auf <strong>die</strong><br />
Nachhaltigkeit. Im Verband müssen wir leben,<br />
was wir in der Politik so oft vermissen.<br />
Der Maßstab eines jeden muss <strong>die</strong> gute Zukunft<br />
aller sein. Das gilt für <strong>die</strong> Gesellschaft wie<br />
auch den Verband – für alle Mitglieder, Ortsgruppen,<br />
Landesverbände und den Bundesvorstand.<br />
Jeder nach seinen Möglichkeiten, aber alle für<br />
mehr Nachhaltigkeit.<br />
Diese Vision prägt uns und lässt uns Veränderung<br />
als Chance begreifen. Nutzen wir <strong>die</strong>se<br />
Chance.<br />
SEITE 2 NATURFREUNDiN 4-2013<br />
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