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Viele Infos zur Rindergesundheit

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AGRARPOLITIK<br />

Informierten bei der<br />

Veranstaltungsreihe<br />

„<strong>Rindergesundheit</strong> 2010“<br />

des RLV und der Kammer<br />

rund um die aktuellen<br />

Rinderkrankheiten. Das<br />

Foto entstand bei der<br />

Veranstaltung in Gemünd<br />

und zeigt (v.l.n.r.): Dr.<br />

Birgit Jahn, Hans Schorn,<br />

Vorsitzender der<br />

Kreisbauernschaft<br />

Euskirchen, Sabine Abel,<br />

Dr. Cora Kolk, Dr. Peter<br />

Heimberg und RLV-Vizepräsident<br />

Wilhelm Neu.<br />

<strong>Viele</strong> <strong>Infos</strong> <strong>zur</strong> <strong>Rindergesundheit</strong><br />

RLV und Kammer luden zu Infoveranstaltungen „<strong>Rindergesundheit</strong> 2010“<br />

in Gemünd, Wipperfeld und Wesel ein<br />

2011 den Status „unverdächtig“ zu erlangen<br />

und damit Einschränkungen beim Tierhandel<br />

zu vermeiden. „Ich kann den Rinderhaltern<br />

nur empfehlen, sich vorab den freiwilligen<br />

Leitlinien anzuschließen. Dies ist noch<br />

bis zum 30. April möglich“, betonte Dr. Kolk.<br />

So erhielten nur Leitlinien-Betriebe unterstützende<br />

Beihilfen. Die Leitlinien sehen<br />

dabei eine Bekämpfung der BVD in zwei<br />

Schritten vor: Zunächst wird der Gesamtbestand<br />

innerhalb von vier Wochen nach Beitritt<br />

zum Verfahren mittels Blutproben untersucht.<br />

Tiere, die als „persistent infiziert“<br />

– also dauerhaft Virusträger sind – erkannt<br />

wurden, sind innerhalb von 14 Tagen zu<br />

merzen. Im Anschluss beginne dann ein<br />

zwölfmonatiger Beobachtungszeitraum, erläuterte<br />

die Veterinärin. In diesem Beobachtungszeitraum<br />

müssten alle neu im Bestand<br />

geborenen Kälber mittels Ohrstanzprobe<br />

untersucht werden. Damit könnten die Rinderhalter<br />

ihre neugeborenen Kälber selbst<br />

beproben und ersparten sich die Tierarztkosten<br />

für die Blutprobeentnahme.<br />

BHV1, BVD, Bluterkälber und Blauzungenkrankheit<br />

– dies sind die Rinderkrankheiten,<br />

die derzeit die Milchvieh- und Mutterkuhhalter<br />

sowie die Bullenmäster beschäftigen.<br />

Diese Krankheiten standen daher<br />

auch im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe<br />

„<strong>Rindergesundheit</strong> 2010“, zu der der<br />

Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV)<br />

und die Landwirtschaftskammer NRW am<br />

20., 21. und 25. Januar nach Gemünd, Wipperfeld<br />

und Wesel eingeladen hatten. Wie<br />

bereits im vergangenen Jahr bei einer Veranstaltung<br />

auf Haus Riswick nutzten der RLV<br />

und die Kammer damit erneut die Gelegenheit,<br />

in kompakter Form über aktuelle Fragen<br />

<strong>zur</strong> <strong>Rindergesundheit</strong> zu informieren. In<br />

diesem Jahr waren es jedoch gleich drei Infoveranstaltungen.<br />

„Mit diesen drei Veranstaltungen<br />

sind wir einer Bitte aus der Praxis<br />

gefolgt, unser Informationsangebot<br />

breiter aufzustellen“, erläuterte hierzu RLV-<br />

Vizepräsident Wilhelm Neu bei den Informationsveranstaltungen,<br />

zu denen er insgesamt<br />

über 350 Rinderhalter, aber auch<br />

Tierärzte und Veterinäre begrüßen konnte.<br />

NRW hat die BHV1-Bekämpfung intensiviert.<br />

Darauf wies Dr. Cora Kolk vom Referat Tiergesundheit<br />

aus dem Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium<br />

hin. Zwar seien in NRW<br />

inzwischen 70 % der Rinderbestände amtlich<br />

BHV1-frei, jedoch seien Länder wie Dänemark<br />

und die Schweiz sowie Teile Bayerns<br />

und Sachsen bereits vollständig BHV1-frei.<br />

„Hierdurch ergeben sich zunehmend Handelhemmnisse<br />

und es sind jetzt vermehrte<br />

Anstrengungen notwendig, die BHV1-Bekämpfung<br />

voranzutreiben“, so Dr. Kolk. Die<br />

Intensivierung der BHV1-Bekämpfung beruht<br />

dabei auf den drei Säulen Kennzeichnungspflicht<br />

für BHV1-Reagenten mit roten<br />

Ohrmarken, der Durchführung von Gesamtbestandsimpfungen<br />

in Beständen mit BHV1-<br />

Reagenten und einem Weideverbot für nicht<br />

BHV1-freie Rinder seit dem 1. Januar 2010.<br />

Ausnahmen von der Pflicht <strong>zur</strong> Gesamtbestandsimpfung<br />

seien möglich, wenn die<br />

Reagenten gemerzt würden oder ein individuelles<br />

Sanierungskonzept vorgelegt werde,<br />

bei dem alle Reagenten regelmäßig geimpft<br />

und zugleich bis zum 31. Dezember<br />

2010 gemerzt würden, so Dr. Kolk. Vom Weidehaltungsverbot<br />

könne nur abgesehen werden,<br />

wenn der betroffene Bestand regelmäßig<br />

Gesamtbestandsimpfungen durchführe<br />

oder die Reagenten im Rahmen eines Sanierungskonzepts<br />

regelmäßig geimpft würden.<br />

In Sachen BVD kommt auf die Rinderhalter<br />

die Pflichtbekämpfung zu. Wie Dr. Kolk erläuterte,<br />

müssten nach der BVD-Bundesverordnung<br />

ab dem 1. Januar 2011 alle neugeborenen<br />

Kälber und alle zu verbringenden<br />

Rinder auf BVD untersucht werden. Ziel der<br />

Verordnung sei der „BVD-unverdächtige“<br />

Bestand. NRW habe hierzu neue Bekämpfungs-Leitlinien<br />

erlassen und diese ermöglichten<br />

den Betrieben, bereits zum 1. Januar<br />

Große Resonanz: Über<br />

350 Rinderhalter<br />

besuchten – wie hier in<br />

Gemünd – die drei<br />

Veranstaltungen des RLV<br />

und der Landwirtschaftskammer<br />

<strong>zur</strong> „<strong>Rindergesundheit</strong><br />

2010“.<br />

Fotos: Dr. Elisabeth Legge<br />

Wie die Handhabung dieser Gewebeohrmarken<br />

funktioniert, erläuterte Sabine Abel vom<br />

Landeskontrollverband NRW. In der zweiten<br />

Kalenderwoche 2010 seien insgesamt 7 000<br />

Betriebe in NRW, die den BVD-Leitlinien angeschlossen<br />

seien, vom LKV mit einem Gewebeohrmarkenset<br />

versorgt worden. Dieses Set<br />

beinhalte zehn Doppelohrmarken (eine Gewebeohrmarke<br />

und eine konventionelle Ohrmarke),<br />

eine Zange, die sich für die Anbringung<br />

beider Ohrmarken eigne, sowie zwei<br />

Versandtaschen plus Innenbeutel und Adressetiketten<br />

für die Einsendung der Gewebeproben<br />

an die zuständigen Untersuchungseinrichtungen.<br />

Für eine erfolgreiche Probeentnahme<br />

sollten die Milcherzeuger darauf<br />

achten, erst die Gewebeohrmarke korrekt<br />

einzuziehen und danach die konventionelle<br />

Ohrmarke, betonte die LKV-Mitarbeiterin. Wie<br />

Sabine Abel erläuterte, könne es auf Grund<br />

des hohen Bedarfs an Gewebeohrmarken<br />

und der eingeschränkten Lieferfähigkeit des<br />

Ohrmarkenherstellers zu Beginn noch zu Verzögerungen<br />

bei der Auslieferung an die Rinderhalter<br />

kommen. Allerdings seien seit vergangener<br />

Woche Nachbestellungen von 20er<br />

und 50er Ohrmarkenserien möglich.<br />

14 LZ 4 · 2010


AGRARPOLITIK<br />

<strong>Rindergesundheit</strong> bleibt<br />

Herausforderung<br />

Die Gesunderhaltung leistungsfähiger<br />

Rinderbestände stellt die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe auch künftig vor Herausforderungen.<br />

Wie RLV-Vizepräsident Wilhelm<br />

Neu im Rahmen der drei Infoveranstaltungen<br />

<strong>zur</strong> „<strong>Rindergesundheit</strong><br />

2010“ deutlich machte, nimmt dabei die<br />

Taktfolge neuer Themen immer mehr zu.<br />

Während die Politik bei den so genannten<br />

„Buchstaben-Krankheiten“ BHV1 und<br />

BVD die Zügel anziehe, nehme sie sich<br />

bei der Blauzungenkrankheit mit dem<br />

kürzlich beschlossenen Wegfall der Impfpflicht<br />

<strong>zur</strong>ück. Gleichzeitig habe gerade<br />

die Blauzungenkrankheit gezeigt, wie<br />

schnell und ernstlich die Gesundheit<br />

ganzer Tierbestände gefährdet sein könne<br />

– Grund genug, die 2006 erstmals in<br />

Mitteleuropa aufgetretene Krankheit<br />

weiter ernst zu nehmen, die durch den<br />

Beschluss des Bundesrates keineswegs<br />

aus der Welt sei. Nicht minder aufmerksam<br />

gelte es gegenüber dem geplanten<br />

EU-Tiergesundheitsgesetz zu sein, an<br />

dessen Vorbereitung die Brüsseler Kommission<br />

derzeit arbeite. Die Rinderhalter<br />

dürften nicht durch neue Bürokratie und<br />

zusätzliche Auflagen belastet werden.Q<br />

Bei Kälbern macht seit geraumer Zeit eine<br />

recht mysteriöse Krankheit von sich reden.<br />

Seit etwa zweieinhalb Jahren treten gehäuft<br />

Fälle von so genannten Bluterkälbern, medizinisch<br />

Hämorrhagische Diathese, bei<br />

Kälbern auf. In NRW seien <strong>zur</strong>zeit 150 Fälle<br />

bekannt, berichtete Dr. Peter Heimberg, Leiter<br />

des Tiergesundheitsdienstes der Landwirtschaftskammer<br />

NRW. Darüber hinaus<br />

gebe es weitere 300 Fälle in Bayern und anderen<br />

Regionen Deutschlands sowie auch<br />

in einigen Nachbarländern. Typische Symptome<br />

der Krankheit sind Hautblutungen und<br />

Blutungen an den Schleimhäuten. Die Kälber<br />

erkranken zwischen dem fünften und<br />

21. Lebenstag und sterben nach dem Auftreten<br />

der ersten sichtbaren Blutungen häufig<br />

innerhalb von 24 Stunden.<br />

Bei der Aufklärung der Erkrankung tappe<br />

man nach wie vor im Dunkeln, meinte Dr.<br />

Heimberg: „Am wahrscheinlichsten ist <strong>zur</strong>zeit<br />

die These einer Autoimmunerkrankung,<br />

die den Körper anregt, Antikörper gegen die<br />

Blut bildenden Zellen im Knochenmark zu<br />

bilden. Vermutlich nehmen die Kälber diese<br />

Antikörper mit der Biestmilch auf.“ Die mögliche<br />

Palette der Ursachen sei dabei groß.<br />

Diskutiert werde ein möglicher Zusammenhang<br />

mit dem BVD-Impfstoff Pregsure der<br />

Firma Pfizer. In jedem Fall sei in punkto Bluterkälber<br />

weiterer Forschungsbedarf dringend<br />

erforderlich. Dr. Heimberg: „Ich kann<br />

nur an alle Rinderhalter appellieren: Wer ein<br />

Bluterkalb in seinem Betrieb hat, sollte dies<br />

dem Hoftierarzt oder dem zuständigen Veterinäramt<br />

unbedingt melden.“<br />

Dass die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit<br />

in NRW erfolgreich verlaufen ist,<br />

steht außer Frage. „Die Impfung ist eine regelrechte<br />

Erfolgsstory“, stellte Dr. Birgit Jahn<br />

beziehungsweise Dr. Peter Scholten vom<br />

Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

(LANUV NRW) fest. Die Veterinäre<br />

erinnerten an das Jahr 2007, als die Krankheit<br />

in der Region Aachen ausbrach und allein<br />

in NRW über 8 000 Rinder und mehr als<br />

20 000 Schafe an dieser Krankheit verendeten.<br />

2008 und 2009 wurde dann gegen diese<br />

Krankheit geimpft und es traten nur noch<br />

selten Blauzungenfälle auf. „Die Impfung<br />

gegen die Blauzungenkrankheit hilft in jedem<br />

Fall. Wir haben <strong>zur</strong>zeit einen sehr guten<br />

Etwas mehr Zuversicht<br />

Konjunkturbarometer Agrar zeigt wieder nach oben<br />

Erstmals seit September 2007 hat sich die<br />

Stimmung unter Deutschlands Landwirten<br />

deutlich verbessert. Das geht aus dem<br />

jüngsten „Konjunkturbarometer Agrar“ des<br />

Deutschen Bauernver bandes (DBV) hervor,<br />

das Präsident Gerd Sonnleitner vergangene<br />

Woche auf der Grünen Woche in Berlin vorstellte.<br />

Demnach ten diert die Stimmungskurve<br />

aus aktueller wirtschaftlicher Entwicklung<br />

und den Erwartungen an die Zukunft<br />

wieder deutlich nach oben. Für den<br />

Zeitraum um den Jahreswechsel weist das<br />

Konjunkturbarometer einen Indexwert von<br />

12,0 aus, nach minus 0,2 im vergangenen<br />

Herbst. Auf seinem Höhepunkt im September<br />

2007 hatte der Index bei mehr als 38<br />

Punkten gelegen.<br />

Das Stimmungsbild<br />

<strong>zur</strong> aktuellen wirtschaftlichen<br />

Lage<br />

hat sich laut den<br />

neuesten Ergebnissen<br />

in allen Betriebsformen<br />

verbes sert.<br />

Am ungünstigsten<br />

schätzen nach wie<br />

vor die Milchbauern<br />

ihre Situation ein,<br />

dicht gefolgt von den<br />

Ackerbauern und<br />

den Veredlungsbetrieben.<br />

Die Hoffnung<br />

auf eine Wende<br />

zum Besseren wachse<br />

jedoch in allen<br />

Immunstatus gegen diese Krankheit in den<br />

Rinderbeständen und den sollten wir auch<br />

erhalten“, betonten die beiden Veterinäre.<br />

Eine Mehrheit der Bundesländer hat sich jedoch<br />

inzwischen gegen eine Fortsetzung der<br />

Impfpflicht bei der Blauzunge ausgesprochen<br />

und damit ist die Impfung gegen die<br />

Blauzungenkrankheit zukünftig freiwillig.<br />

Die Impfung sollte dennoch fortgesetzt werden,<br />

so die Empfehlung der beiden Veterinäre.<br />

Die Tierseuchenkasse NRW und das Land<br />

gewähren eine Beihilfe für den Impfstoff in<br />

Höhe von 80 Cent, die Tierarztkosten müssen<br />

von den Landwirten getragen werden.<br />

Wer mit Zuchtrindern handeln möchte, sollte<br />

in jedem Fall weiter gegen die Blauzungenkrankheit<br />

impfen. Darauf wies Klemens<br />

Oech tering von der Rinder-Union West (RUW)<br />

auf der Veranstaltung in Wesel hin. Fast alle<br />

Exportländer der RUW verlangten schutzgeimpfte<br />

Tiere.<br />

el<br />

Betriebsformen. Besonders die Milchbau ern<br />

erwarteten in den nächsten zwei bis drei Jahren<br />

deutliche Verbesserungen ihrer wirtschaftlichen<br />

Lage, betonte Sonnleit ner.<br />

Die Ursachen für den Anstieg des Konjunkturbarometers<br />

sieht Sonnleitner vor allem in<br />

den wieder steigenden Milchpreisen, Tendenzen<br />

<strong>zur</strong> Preisfestigung an den Getreidemärkten<br />

sowie in dem am 1. Dezember ausgezahlten<br />

Direktausgleich. Eine Auszah lung<br />

der Betriebsprämie vor Weihnachten sorge<br />

für eine wesent lich bessere Stimmung auf<br />

den Höfen. Mit der Aufhellung der Stimmung<br />

habe auch die Investitionsbereitschaft<br />

der Betriebe zugenommen, vor allem<br />

bei erneuerbaren Energien. <br />

Q<br />

LZ 4 · 2010 15

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