Schweiz. Illustrierte 07 - Manuela Pesko
Schweiz. Illustrierte 07 - Manuela Pesko
Schweiz. Illustrierte 07 - Manuela Pesko
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top shots!<br />
Sie in seiner Welt<br />
<strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong> mit ihrem<br />
verzweiflelten «Lehrmeister»<br />
Andreas Caminada im<br />
Schloss Schauensteins.<br />
Promi-Duell: Der Kochkönig kurvt im<br />
Tiefschnee, die Snowboard-Weltmeisterin<br />
kreiert ein Freestyle-Süppchen. Andreas<br />
Caminada und <strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong><br />
tauschen einen Tag lang ihre Rollen.<br />
Neckisch, mit Witz und viel guter Laune.<br />
Er in ihrer Welt Im Tiefschnee auf der<br />
Lenzerheide zeigt <strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong> (r.) dem Koch<br />
des Jahres, Andreas Caminada, wos langgeht.<br />
Bündner Meistertreffen<br />
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top shots!<br />
Das Auto der Stars Mit ihrem Audi A4 kurvt<br />
<strong>Manuela</strong> mühelos jeden Schneehang hoch.<br />
geschafft In der Schloss-Lounge gönnen sich<br />
Andreas Caminada und <strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong> ein Glas Wein.<br />
Chillen nach<br />
dem Promi-<br />
Duell: «<strong>Manuela</strong><br />
geniesst das<br />
Leben – genau<br />
wie ich»<br />
Andreas caminada<br />
Text alejandro velert<br />
Fotos kurt schorrer<br />
Vertauschte Rollen im Schloss<br />
Schauenstein in Fürstenau GR:<br />
Snowboard-Weltmeisterin <strong>Manuela</strong><br />
<strong>Pesko</strong>, 29, versucht sich als Küchenhilfe<br />
bei GaultMillaus Koch des<br />
Jahres, Andreas Caminada, 30.<br />
Nun gut, es kann ja nicht so schwer<br />
sein, einen Schluck Currycrème-Suppe<br />
in ein Tässchen zu füllen. Aber <strong>Manuela</strong><br />
ist ein wenig nervös, denn in Caminadas<br />
Gourmet-Küche muss alles perfekt sein.<br />
Die «Lehrtochter» taucht den Schöpflöffel<br />
in die Pfanne, lässt ein wenig abtropfen<br />
und giesst die Suppe vorsichtig<br />
ins Tässchen. Das Verdikt des Chefs:<br />
«Bravo, <strong>Manuela</strong>, dieses Mal hast du nur<br />
noch ganz wenig gekleckert. Probiers<br />
doch noch mal.» <strong>Manuela</strong> seufzt leicht<br />
verunsichert. Das war bereits Versuch<br />
Nummer acht ... Sie verzieht das Gesicht:<br />
«Also wenn Andreas mich in<br />
seinem Restaurant einstellt, dann höchstens,<br />
um den Gästen ihre Tische zu<br />
zeigen.» Tasse Nummer neun bitte ...<br />
Vertauschte Rollen ein paar Stunden<br />
zuvor auf der Lenzerheide. <strong>Manuela</strong><br />
und Andreas machen sich auf der Skipiste<br />
bereit für die erste Abfahrt. Kaum<br />
steht er auf dem Brett, schubst ihn <strong>Manuela</strong><br />
in den Tiefschnee. Andreas sitzt<br />
auf dem Po, <strong>Manuela</strong> lacht spitzbübisch.<br />
«Hey, ein bisschen Spass muss sein»,<br />
sagt sie. Andreas nimmts cool. Gegen die<br />
Snowboard-Weltmeisterin hat er auf der<br />
Skipiste ohnehin keine Chance. Er weiss,<br />
dass er heute in seinem Fach auch noch<br />
zum Zug kommen wird – in der Küche.<br />
Tasse Nummer zehn bitte. «Wow,<br />
das war jetzt aber gut, oder?», fragt<br />
<strong>Manuela</strong> schon etwas verzweifelt. Das<br />
flehende Blitzen aus ihren hellgrünen<br />
Augen nützt nichts. Caminada lächelt<br />
zunächst milde, dann kommt das entmutigende<br />
Urteil: «Eigentlich schon. Aber<br />
das hat so lange gedauert, dass du jetzt<br />
die Suppe wieder aufschäumen musst.<br />
Dann kannst dus ja nochmals probieren.»<br />
Rache ist süss. Oder, wie in diesem<br />
Fall, würzig. Tasse Nummer elf bitte ...<br />
<strong>Manuela</strong> & Andreas. Beide sind<br />
jung, erfolgreich und attraktiv – aber<br />
kein Paar. «Wir sind Freunde», sagen sie.<br />
Und was sonst nur eine Floskel gegenüber<br />
neugierigen Journalisten ist, stimmt<br />
für einmal. Andreas ist seit zehn Jahren<br />
in festen Händen, und <strong>Manuela</strong> hat ...<br />
«Komm, wechseln wir das Thema, die<br />
Suppe ist jetzt wichtiger.» Tasse Nummer<br />
zwölf bitte!<br />
Kennengelernt haben sich die beiden<br />
vor zwei Jahren. <strong>Manuela</strong> besuchte<br />
Caminadas Restaurant im Schloss<br />
Schauenstein. Sie mochten sich auf Anhieb.<br />
«<strong>Manuela</strong> ist ein sehr facettenreicher<br />
Mensch und geniesst das Leben.<br />
So wie ich.» – «Andreas tut alles mit<br />
grosser Leidenschaft. Und vor allem:<br />
Er kocht unheimlich lecker.»<br />
Der Koch & die Snowboarderin<br />
haben mehr gemeinsam, als auf den ersten<br />
Blick erkennbar ist. Ehrgeizig sind<br />
sie beide, klar. Aber trotz Weltmeistertitel,<br />
Gesamtweltcup-Sieg oder Kochdes-Jahres-Auszeichnung:<br />
Die Verbissenheit<br />
anderer Top Shots geht ihnen ab.<br />
Spass und Lockerheit wird bei beiden<br />
grossgeschrieben, abgehoben wird nur<br />
auf dem Snowboard. Dabei hätten sie<br />
allen Grund, sich gegenseitig auf die<br />
Schultern zu klopfen: Beide gehören<br />
sozusagen zur Crème de la Crème ihrer<br />
Gilde. Und dennoch meint er bescheiden:<br />
«Beim Kochen gibts eigentlich<br />
keine Nummer eins oder zwei. Essen ist<br />
Geschmackssache.»<br />
Trotz aller Erfolge: Die Ziele bleiben<br />
hoch. 18 GaultMillau-Punkte sind ja<br />
schön und gut. Aber Caminada denkt<br />
schon weiter: «Wir möchten aus unseren<br />
Gästen Fans machen. Ein Besuch im<br />
Schloss Schauenstein soll unvergesslich<br />
bleiben.» Und für <strong>Manuela</strong> könnte der<br />
Höhepunkt der noch jungen Saison<br />
bereits am nächsten Samstagabend kommen:<br />
Sie ist eine von drei nominierten<br />
Sportlerinnen für die Credit Suisse<br />
Sports Awards. «Schon die Nomination<br />
ist eine riesige Ehre», sagt sie. «Zu<br />
gewinnen wäre ein Traum.»<br />
Vorher plagt sie allerdings noch eine<br />
kleine Sorge: «Ich habe noch kein passendes<br />
Kleid für die Gala gefunden. Es<br />
soll elegant, feminin, aber auch ein wenig<br />
sportlich sein. Nicht einfach, so etwas zu<br />
finden.» Dafür hat <strong>Manuela</strong> sich bereits<br />
entschieden, wer sie durch den festlichen<br />
Abend in Bern begleiten wird: ihr Bruder<br />
und Berater Nico. Ist denn da kein<br />
Freund, der die schöne Bündnerin begleiten<br />
könnte? <strong>Manuela</strong> lächelt. «Ja, ja, die<br />
Frage musste ja wieder kommen. Aber<br />
sorry, das ist ein Thema, das für die<br />
private <strong>Manuela</strong> bestimmt ist. Für jene<br />
<strong>Manuela</strong>, die nicht in der Öffentlichkeit<br />
steht.» Drängeln und Nachfragen nützt<br />
nichts. <strong>Manuela</strong> hat ihre Linie – auf dem<br />
Snowboard genauso wie in ihrem Leben.<br />
Jetzt aber stellt <strong>Manuela</strong> in der<br />
Küche den Chef endlich zufrieden – mit<br />
Tasse Nummer fünfzehn! Nach einigen<br />
Stunden im Tiefschnee und einer ebenso<br />
anstrengenden Anlehre in der Küche<br />
gibts endlich was für den Magen. Während<br />
Andreas den Tisch deckt, wird <strong>Manuela</strong><br />
in der Küche immer mutiger. Sie<br />
tröpfelt Balsamico auf die Currycrème-<br />
Suppe. Freestyle gehört für sie eben auch<br />
in die Küche. Als Andreas zurückkommt,<br />
präsentiert <strong>Manuela</strong> ihm das neue Meisterwerk.<br />
«Sieht super aus, gell?» – «Sehr<br />
sogar, <strong>Manuela</strong>. Aber leider passt Balsamico<br />
überhaupt nicht zu Curry ...» •<br />
schweizer illustrierte<br />
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