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Bolero-Stil in Person 08 - Manuela Pesko

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TOP 50<br />

TEXT MARLON HEINRICH BILD RDB<br />

STIL IN<br />

PERSON<br />

Um diese 50 Menschen kommt man 20<strong>08</strong> nicht herum – wenn<br />

es um die <strong>Stil</strong>frage geht. <strong>Bolero</strong>Men präsentiert erstmals<br />

die Liste der stilvollsten 50 Männer und Frauen der Gegenwart.<br />

Dabei g<strong>in</strong>g die Redaktions-Jury durchaus subjektiv vor, liess persönliche<br />

Aff<strong>in</strong>itäten und Kompetenzen walten. Dennoch, e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Voraussetzung gab es zu erfüllen, wollte man <strong>in</strong> die Liste<br />

aufgenommen werden: nämlich diejenige des persönlichen <strong>Stil</strong>s.<br />

<strong>Stil</strong> ist e<strong>in</strong>e Haltung, die dem <strong>in</strong>neren Wesen entspricht. So<br />

gesehen f<strong>in</strong>det die Jury: Wer modisch gekleidet durch die Welt<br />

wandelt, beweist noch lange nicht <strong>Stil</strong>. Entscheidend ist<br />

Authentizität – auch <strong>in</strong> der Modewahl.<br />

UNSERE 50 BESTEN:<br />

Tadao Ando<br />

Asia Argento<br />

Jubaira Bachmann<br />

M.S. Bastian<br />

Björn Borg<br />

Adrien Brody<br />

Tyler Brûlé<br />

Betty Catroux<br />

George Clooney<br />

Rolf Dobelli<br />

UNSERE JURY:<br />

Sithara Atasoy, Bruno Affentranger, Kurt Schwerzmann, Cara Aenne Aerne, Sara Allerstorfer, Miriam Dembach, Marianne Eschbach, Laura Mariotti,<br />

Leoni Hof, T<strong>in</strong>a Bremer, Miki Karrer, Sebastian Foersch, Olivier Rohrbach, Frank le Tissier, Marlon He<strong>in</strong>rich, Mario Waelti, Lukas Hadorn, Ono Sakkri,<br />

Salvy Atasoy, Amer O., Marc Bodmer, Jeremy Gloor, Rolf Willi, Marcel Bischof.<br />

86 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

Ala<strong>in</strong> Ducasse<br />

Brian Eno<br />

Hans Magnus Enzensberger<br />

Roger Federer<br />

Tom Ford<br />

Marc Forster<br />

Charlotte Ga<strong>in</strong>sbourg<br />

Peter Gamma<br />

Trudie Götz<br />

Alison Goldfrapp<br />

Christian Gross<br />

Sophie Hunger<br />

Lauren Hutton<br />

Lori Immi<br />

Walter Kielholz<br />

Christof Koch<br />

Albert Kriemler<br />

Doris Leuthard<br />

Rosetta Lopardo<br />

Madonna<br />

Gabriela Manser<br />

Marta<br />

Miriam Meckel<br />

Nigo<br />

Ciro Paone<br />

<strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong><br />

Miuccia Prada<br />

Madele<strong>in</strong>e Schuppli<br />

Patti Smith<br />

Christ<strong>in</strong>e Streuli<br />

Andi Stutz<br />

Just<strong>in</strong> Timberlake<br />

Alek Wek<br />

Stefan Wiesner<br />

Amy W<strong>in</strong>ehouse<br />

Yohji Yamamoto<br />

Adrian Weyermann<br />

Cornel W<strong>in</strong>dl<strong>in</strong><br />

Melanie W<strong>in</strong>iger<br />

Peter Zumthor


TOP 50<br />

BILD: MUIR VIDIER (DAS MAGAZIN)<br />

22<br />

92 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

Sophie Hunger<br />

«Ils sont tous fous de Sophie»:<br />

Lieber «Le Mat<strong>in</strong>», de<strong>in</strong>e Worte<br />

stimmen: Wir s<strong>in</strong>d verrückt nach<br />

Sophie’s Welt, gerne sogar. Denn<br />

niemand sonst <strong>in</strong> diesen Tagen entwickelt<br />

auf der Bühne solche Kraft.<br />

Niemand sonst hat <strong>in</strong> diesen Tagen<br />

solche Songs: Hungersche Folksongs<br />

verleihen Flügel. Wunderschön,<br />

und erst noch Eigenfabrikate,<br />

made <strong>in</strong> Switzerland.<br />

«Fast zu gut für die<br />

Schweiz.»<br />

23<br />

Lauren<br />

Hutton<br />

Modell stehen, Filmrollen<br />

ausfüllen wie e<strong>in</strong>st <strong>in</strong><br />

«American Gigolo» mit<br />

Richard Gere, Fernsehauftritte<br />

zelebrieren, Talkshows<br />

mit ihrem Lächeln<br />

veredeln, Werbung stolz<br />

und ansehnlich machen:<br />

Noch immer ist Lauren<br />

Hutton, Supermodel <strong>in</strong><br />

den Siebzigern, das ewige<br />

Covergirl. Die Männerwelt<br />

würde zwar überleben<br />

ohne sie, aber es würde<br />

ziemlich langweilig<br />

und unwürdig. Die<br />

Motorrad-Liebhaber<strong>in</strong><br />

ist weit über sechzig, doch<br />

e<strong>in</strong>e ewige Gött<strong>in</strong> geblieben,<br />

auch wenn der<br />

Chirurg e<strong>in</strong> bisschen<br />

nachgeholfen hat, was die<br />

stolze Dame übrigens ke<strong>in</strong>eswegs<br />

<strong>in</strong> Abrede stellt.<br />

Geblieben ist immer<br />

e<strong>in</strong>es: Das zauberhafteste<br />

Lächeln, das uns je aus<br />

e<strong>in</strong>em Frauengesicht angestrahlt<br />

hat.<br />

«Sex mit 70 ist<br />

wunderschön.»<br />

24<br />

Christof Koch<br />

Forscher stossen immer tiefer <strong>in</strong> Gehirn<br />

und Geist vor, <strong>in</strong> unsere Gedanken,<br />

Gefühle, Wünsche, Träume.<br />

E<strong>in</strong>e der Spitzenkräfte: Christof<br />

Koch, Neurobiologe, aussergewöhnlicher<br />

Forscher, moderner Gedankenleser.<br />

Die Frage, die ihn umtreibt:<br />

Ist unser Bewusstse<strong>in</strong> re<strong>in</strong>e<br />

Biologie? Ke<strong>in</strong>e Sorge, wer die Frage<br />

nicht auf Anhieb versteht, ist nicht<br />

alle<strong>in</strong>e. Der spannende, im Gespräch<br />

verblüffende Koch, e<strong>in</strong> Deutscher<br />

<strong>in</strong> den USA, forscht seit bald<br />

zwei Jahrzehnten am Caltech <strong>in</strong> Kalifornien.<br />

Wird er neunzig, hat er<br />

den Nobelpreis auf sicher.<br />

«Schnelldenker, Rasantsprecher,<br />

Querhandelnder.»<br />

25<br />

Albert Kriemler<br />

Im Ausland ist er bekannter als <strong>in</strong> der<br />

Schweiz: Er ist der kreative Kopf des<br />

St. Galler Modehauses Akris. Kriemler<br />

gehört zu den wenigen Designern, die<br />

mit unauffälliger, zurückhaltender,<br />

cleaner Mode aufzufallen wissen. Se<strong>in</strong>e<br />

manchmal fast strengen Schnitte er<strong>in</strong>nern<br />

oft an architektonische Formen.<br />

«The place to be <strong>in</strong> Paris ist<br />

Kriemlers Aftershowparty.»


26<br />

Walter Kielholz<br />

Gäbe es <strong>in</strong> der Wirtschaft Gewichtsklassen wie beim Boxen,<br />

CS- Präsident Walter Kielholz, begnadeter Networker, wäre <strong>in</strong> der<br />

Schwergewichtsklasse. Kaum e<strong>in</strong>er wirkt so kräftig, fast massiv,<br />

hat e<strong>in</strong>e so mächtige Brust, und bewegt sich so selbstsicher durch<br />

den Stossverkehr der Alpha-Tierchen. Gelernt hat er es als harte<br />

Schläge e<strong>in</strong>steckender und austeilender Handballer. Er ist das<br />

Schwerstgewicht <strong>in</strong> der Schweizer Wirtschaft. Dabei kennt Walter<br />

Kielholz auch andere Klassen: Die Walter B. Kielholz Foundation<br />

verfolgt ausschliesslich geme<strong>in</strong>nützige Zwecke. Und mit se<strong>in</strong>er –<br />

die Gegensätze Lockerheit und Strenge komb<strong>in</strong>ierenden –<br />

Ersche<strong>in</strong>ung wirkt er <strong>Stil</strong> bildend auf all die anderen Herren<br />

Verwaltungsräte im Land. Wohltuend.<br />

«Souverän. E<strong>in</strong>fach souverän.»<br />

27<br />

Doris Leuthard<br />

Gestern politisches Wunderk<strong>in</strong>d, heute politische Hoffnung, und<br />

das nicht nur <strong>in</strong> den Reihen der CVP. 20<strong>08</strong> wird Bundesrät<strong>in</strong> Doris<br />

Leuthard ganz gehörig punkten. Vieles spricht dafür, denn ihre<br />

Dosierungen stimmen: für gewiefte Taktik, für Politik-Market<strong>in</strong>g<br />

und für e<strong>in</strong>e gute Sowohl-als-auch-Politik. Im persönlichen<br />

Umgang pflegt sie stets Haltung und <strong>Stil</strong>. Madame Politique ist<br />

die erste Bundesrät<strong>in</strong>, <strong>in</strong> die man sich verlieben könnte. Aber das<br />

Volk darf Bundesräte ja nicht wählen. Nur anhimmeln.<br />

«Darf man Bundesrät<strong>in</strong>nen lieben?<br />

Nur e<strong>in</strong> ganz kle<strong>in</strong>es bisschen?»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 93


04<br />

M.S. Bastian<br />

Der begnadete Schweizer Comic-Schaffer<br />

ist e<strong>in</strong>er, der wandert. Von der<br />

Kunst zum Comic, vom Comic zur<br />

Kunst, von Widersprüchen zu Geme<strong>in</strong>samkeiten.<br />

Schön dabei ist: Er lässt daran<br />

teilhaben, wir dürfen mitwandern.<br />

Die von ihm vorgegebene, geme<strong>in</strong>same<br />

Route besteht aus Comics, genauer:<br />

kompromisslosen Avantgarde-Comics.<br />

«Selber wie e<strong>in</strong>e Comicfigur<br />

aus Fleisch und Blut.»<br />

88 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

Adrien<br />

Brody<br />

Jahrelang als Jungstar<br />

gehypt, ohne<br />

den Durchbruch geschafft<br />

zu haben,<br />

kam bei Schauspieler<br />

Adrien Brody der Erfolg<br />

über Nacht. Genauer<br />

<strong>in</strong> der Nacht, als er für se<strong>in</strong>e<br />

Dar-stellung des polnischen<br />

Kom-ponis ten Wladyslaw<br />

Szpilman <strong>in</strong> Roman Polanskis<br />

«Der Pianist» den Oscar<br />

gewann. Neuerd<strong>in</strong>gs mit dem<br />

Coppola-Clan unterwegs, zuletzt im<br />

verrückt-schönen Film «The Darjeel<strong>in</strong>g<br />

Limited» quer durch Indien.<br />

«Der Buster Keaton<br />

der Gegenwart.»<br />

06 07 <strong>08</strong><br />

Björn Borg<br />

Der fünfmalige Wimbledon- und sechsmalige<br />

French-Open-Sieger sieht die Gegenwart<br />

richtig, wenn er sagt: Die Nachfahren Federer<br />

und Nadal würden <strong>in</strong> ihren Fights «unglaubliches<br />

Tennis» bieten. Dennoch, der Schwede<br />

mit dem Stirnband und dem coolen Habitus<br />

ist und bleibt die <strong>Stil</strong>ikone, auch wenn er<br />

schon lange nicht mehr auf dem Court herumschleicht<br />

wie e<strong>in</strong>e gelangweilte Nordkatze.<br />

«Wohltuende Kühle.»<br />

TOP 50<br />

05<br />

Tyler Brûlé<br />

Der Kanadier ist e<strong>in</strong> <strong>Stil</strong> bildendes Wunderk<strong>in</strong>d:<br />

Se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>st von ihm gegründetes, globales<br />

Lifestyle-Magaz<strong>in</strong> «Wallpaper» und das<br />

neuere, wunderbar spannende Reportagemagaz<strong>in</strong><br />

«Monocle» s<strong>in</strong>d Zentralorgane guten<br />

Geschmacks, se<strong>in</strong> «Swiss»-Logo e<strong>in</strong>e ästhe -<br />

tische Perle der Lüfte. E<strong>in</strong> Mann, der <strong>Stil</strong> hat<br />

und lebt.<br />

«Eigener Kopf, eigene Ideen,<br />

e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Guter.»<br />

Rolf Dobelli<br />

Wirtschaft <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Häppchen. Zu verdanken<br />

ist dies dem Luzerner Unternehmer Rolf<br />

Dobelli, der mit der Firma «getAbstract» zusammenfasst.<br />

Doch das ist nicht alles: Mit Büchern<br />

wie «Fünfunddreissig», e<strong>in</strong>er Midlife-<br />

Story, ist er auch <strong>in</strong> der Literatur e<strong>in</strong>e Stimme.<br />

Se<strong>in</strong> Liebesroman «Himmelreich» ist e<strong>in</strong><br />

süss-saures, seitenweise verstörendes Werk.<br />

«Nicht Chaos zieht an, klare Strukturen<br />

tuns.»


BILD: CORBIS<br />

09<br />

Betty Catroux<br />

In den Sechzigern verhalf Yves Sa<strong>in</strong>t<br />

Laurent der Komb<strong>in</strong>ation aus M<strong>in</strong>irock<br />

und Lederjacke zu Glamour.<br />

Mitverantwortlich: Die Models Betty<br />

Catroux und Louise de la Falaise.<br />

Andere Models s<strong>in</strong>d gekommen<br />

und gegangen, Catroux ist als Muse<br />

geblieben. Zum Beispiel bei Tom<br />

Ford.<br />

«Zeitlos cool, zeitlose<br />

Muse.»<br />

10<br />

Ala<strong>in</strong> Ducasse<br />

Ala<strong>in</strong> Ducasse, von der «New York Times»<br />

schon vor Jahren als «Koch des Jahrzehnts»<br />

gefeiert, ist <strong>in</strong> der Tat der Spitzenkoch<br />

unter den Spitzenköchen. Der Guide<br />

Michel<strong>in</strong>, die Gastrofibel, zeichnete sowohl<br />

se<strong>in</strong> Restaurant Ala<strong>in</strong> Ducasse <strong>in</strong> Paris<br />

als auch das von ihm geführte «Louis<br />

XV» <strong>in</strong> Monaco mit drei Sternen aus. E<strong>in</strong>er<br />

der Gründe: Ducasse ist derzeit der wohl<br />

vielfältigste Interpret der Spitzenküche. In<br />

se<strong>in</strong>em Pariser Gourmettempel verarbeitet<br />

er Luxusprodukte wie Trüffel und Langus -<br />

ten zu französischer Haute Cuis<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Restaurant an der Côte d’Azur pflegt<br />

er e<strong>in</strong>e moderne Mittelmeerküche mit<br />

Produkten aus der Region. Wichtig ist dem<br />

Sechs-Sterne-Koch dabei, dass se<strong>in</strong>e Gerichte<br />

den orig<strong>in</strong>ären Geschmack der Zutaten<br />

optimal zur Entfaltung br<strong>in</strong>gen.<br />

«Weil er das beste Streuselcheese -<br />

cakeeiscreme-Dessert macht.»<br />

11<br />

George Clooney<br />

Unglaublich: Dieser Mann macht<br />

nichts falsch, alles geht. Selbst Gegensätzliches<br />

– das echte Leben halt.<br />

Leichtfüssig, gleichzeitig: Anwalt gegen<br />

e<strong>in</strong>en Konzern, Kaffeemasch<strong>in</strong>en-<br />

Werbebotschafter für e<strong>in</strong>en Konzern,<br />

UN-Friedensbotschafter. «What else?»<br />

Braucht es für den ergrauenden Schauspieler<br />

mehr als diese zwei simplen<br />

Worte? E<strong>in</strong>e Zauberformel, dank der,<br />

e<strong>in</strong>mal ausgesprochen, alles viel e<strong>in</strong>facher<br />

geht? Zum Beispiel auch das<br />

Herumalbern mit den Freunden Pitt<br />

und Damon unter dem Basketballkorb<br />

vor dem Haus am Comersee.<br />

«Warum nur hängt er stets<br />

mit Mama herum?»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 89


01<br />

Tadao Ando<br />

Meister des Betons, Meister der Moderne,<br />

Meister der Reduktion.<br />

Was soll man<br />

über den Japaner<br />

noch sagen? Tadao<br />

Ando, Japaner,<br />

Architekt, Autodidakt<br />

und früher<br />

Profiboxer,<br />

schafft kühle,<br />

schlichte Bauten,<br />

fern von den<br />

Trends se<strong>in</strong>er<br />

Zunftkollegen.<br />

Keep an eye on<br />

him.<br />

«Der alte Meister<br />

des Purismus.»<br />

02<br />

Asia Argento<br />

Wenige Filme machten aus Asia Argento e<strong>in</strong>e Ikone des Independent-<br />

K<strong>in</strong>os. Doch selbst wenn sie <strong>in</strong> ihren Streifen stellenweise so glamourös<br />

wirkt wie e<strong>in</strong>e Belladonna früherer Tage aus der C<strong>in</strong>ecittà: In Wirklichkeit<br />

ist dieser Hardcore-Engel tausend Mal giftiger als Courtney Love.<br />

«Wir hätten gerne mehr von ihr.»<br />

03<br />

Jubaira Bachmann<br />

Wenn es <strong>in</strong> unserem Land um neuen<br />

Soundtrack und das Machen von Stars<br />

geht, dann sitzt sie am Drücker. Taktgeber<strong>in</strong><br />

Jubaira Bachmann ist als die neue<br />

Musikchef<strong>in</strong> des Schweizer Musiksenders<br />

VIVA diejenige, die über Hits richtet. Die<br />

lebenslustige TV- und Musik-Frau ist aber<br />

mehr als nur die Jury des Musikgeschmacks:<br />

E<strong>in</strong>e kurzweilige Unterhalter<strong>in</strong>,<br />

energische Tänzer<strong>in</strong>, clevere Geschäftsfrau,<br />

gescheite Frohnatur und<br />

hoch erotisch obendre<strong>in</strong>. Schwierig, mit<br />

alledem ke<strong>in</strong>e Karriere zu machen, aber<br />

trotzdem nicht ganz e<strong>in</strong>fach.<br />

«Traumfrau.»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 87


TOP 50<br />

94 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

28<br />

Lori Immi<br />

Sie hatte e<strong>in</strong>st eigentlich<br />

Gymnastiklehrer<strong>in</strong> werden<br />

wollen – und hätte als e<strong>in</strong>e<br />

solche sicherlich auch e<strong>in</strong>e<br />

gute Figur gemacht. Zum<br />

Glück wurde nichts draus,<br />

und Lori Immi, diese ruhige,<br />

stets schon fast meditativ<br />

ruhig wirkende Frau, wurde<br />

Programmverantwortliche<br />

für junge Musik am Jazzfestival<br />

Montreux. Immi br<strong>in</strong>gt<br />

es seit fünf Jahren fertig, <strong>in</strong><br />

der Miles Davies Hall e<strong>in</strong> Programm<br />

zu realisieren, das<br />

grösser ist als die Summe<br />

se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelteile, sprich:<br />

Das Ganze wird noch<br />

besser, als es die grossen<br />

Musiker s<strong>in</strong>d. «Immi<br />

für immer.»<br />

BILD: KEYSTONE<br />

29<br />

Rosetta Lopardo<br />

Viele Komiker<strong>in</strong>nen und Komiker haben ihre Lacher, bevor sie den Mund<br />

aufmachen. Oft weil sie sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Figur verstecken, Frauen meistens<br />

h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er, die dämlich oder hässlich ist. Rosetta Lopardo ist Rosetta<br />

Lopardo, wirkt mittels Wortwitz, Mimik, Gesang und überzeugt. Wenn die<br />

naturschöne Frau mit ihren tiefrot geschm<strong>in</strong>kten Lippen über Sex fabuliert,<br />

gehen die Fantasien durch. Schön, wie sie dem Fantasten wenig später wieder<br />

den W<strong>in</strong>d aus den Segeln nehmen kann.<br />

«Diesem Mund muss man zuschauen.»<br />

30<br />

Marta<br />

Die, die mit dem Ball tanzt. Marta<br />

Vieira da Silva oder kurz Marta ist dank<br />

stupender Technik und enormer<br />

Schnelligkeit derzeit die stärkste Fussball-Spieler<strong>in</strong><br />

auf der Welt. Das hat<br />

auch die FIFA – der Fussball-Weltverband<br />

– gemerkt. Er kürte die<br />

21-Jährige unlängst zur Weltfussballer<strong>in</strong><br />

2007. Im Zürcher Opernhaus an der<br />

Preisfeier zeigte sich: Sie ist nicht nur<br />

die Beste, sie ist auch die Wildeste,<br />

Spannendste und damit Schönste unter<br />

den Weltfussballer<strong>in</strong>nen.<br />

«Fussball f<strong>in</strong>det nicht nur im<br />

Kopf statt.»


BILD: CLAUDE STAHEL<br />

33<br />

31<br />

Madonna<br />

Ganz schön viel Butter auf dem Brot: Laut<br />

«Forbes», US-Wirtschaftsblatt, scheffelte Madonna<br />

b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>em Jahr 72 Millionen US-<br />

Dollars. Anrüchig? Mitnichten. Die Dollars<br />

s<strong>in</strong>d der Lohn harter Arbeit, das «Material<br />

Girl» verdiente es mit Tourneen im Schweisse<br />

ihres Angesichts. Seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />

hält sich die kle<strong>in</strong>e US-Amerikaner<strong>in</strong> an<br />

der Spitze der Charts und erf<strong>in</strong>det sich immer<br />

wieder neu, kürzlich kaum beachtet als Neo-<br />

Filmregiesseur<strong>in</strong> an den Berl<strong>in</strong>er Filmfestspielen.<br />

Bei ihren Häutungen greift sie auf die<br />

führenden Trendsetter aller Kategorien zurück<br />

und beweist e<strong>in</strong>e gute Nase. Deshalb sei<br />

dies verraten: Wer se<strong>in</strong> Auge auf ihre Mitstreiter<br />

richtet, wird immer vor der Welle reiten.<br />

«Ihr Video ‹Vogue› ist nicht mehr aus<br />

den Köpfen zu br<strong>in</strong>gen – purer Sex.»<br />

Miriam Meckel<br />

Wir <strong>in</strong>terneteln, simsen und mailen, was das Zeug hält. Naht der Kommunikations-Overkill?<br />

Wer entschleunigen will, f<strong>in</strong>det hier Lebenshilfe: Miriam<br />

Meckel, deutsche Spitzenkraft <strong>in</strong> Sachen Kommunikation, St.Galler Professor<strong>in</strong><br />

für Corporate Communication, tritt <strong>in</strong> ihrem Buch «Das Glück der Unerreichbarkeit»<br />

auf die Bremse und gibt zu bedenken, dass Kommunikation<br />

Qualität und Qualität Zeit braucht.<br />

«Schweigen ist Silber, sie reden zu hören, ist Gold.»<br />

32<br />

Gabriela<br />

Manser<br />

Sie ist die Inhaber<strong>in</strong> und Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

der M<strong>in</strong>eralquelle<br />

Gontenbad und verkauft<br />

e<strong>in</strong>en Trank, der wirkt.<br />

Und wie. Der Blick wird scharf,<br />

der Geist klart, die Stimmung<br />

hellt auf, das Selbstvertrauen<br />

überspr<strong>in</strong>gt Stufen. Wer es<br />

nicht glaubt, hier des Trankes<br />

Name für alle, die sich selber<br />

überzeugen wollen: Flauder.<br />

Gabriela Manser, als Unternehmer<strong>in</strong><br />

mehrfach ausgezeichnet,<br />

ist die Selbst-ist-die-<br />

Frau-Frau. Mit Talent, Mut<br />

und Entbehrung kreiert sie Erfolg<br />

und kann dabei das Leben<br />

auch noch s<strong>in</strong>nlich geniessen.<br />

Der Award für Worklive-Balance<br />

ist ihr sicher.<br />

«S<strong>in</strong>nlich <strong>in</strong> der Arbeit<br />

und auch sonst. Dieser<br />

Blick!»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 95


BILD: REUTERS<br />

TOP 50<br />

34<br />

Nigo<br />

Seit über 10 Jahren fertigt der japanische<br />

Designer und Musiker Nigo Streetwear. «A<br />

Bath<strong>in</strong>g Ape» gehört zu den angesagtesten<br />

Labels, immer mehr auch ausserhalb Japans.<br />

Der <strong>in</strong>ternationale Durchbruch steht erst<br />

richtig bevor. Bemerkenswert: Folgte früher<br />

Mode auf Musik, ist es bei Nigo umgekehrt:<br />

Mit se<strong>in</strong>em Label «Ape Sounds» produziert<br />

er junge japanische Rapper. Music follows<br />

fashion – wenn das nicht <strong>Stil</strong> bildend ist!<br />

«Herr des Sneaker-Imperiums, das<br />

auch zu uns kommen wird.»<br />

36<br />

Madele<strong>in</strong>e Schuppli<br />

In Sachen Kunst wissen sie es <strong>in</strong> Aarau besser: Denn<br />

dort ist Madele<strong>in</strong>e Schuppli neue Direktor<strong>in</strong> des Kunsthauses.<br />

Will heissen: Aarauer Kunstvermittlung, weil <strong>in</strong><br />

Schuppli-Manier, macht ab sofort Spass, ist aufregend,<br />

br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en weiter, auch wenn es sich um zeitgenössische<br />

Kunst handelt.<br />

«Drittwichtigste Kraft im Land – und es<br />

geht weiter.»<br />

96 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

BILD: JÜRGEN SCHWARZ<br />

35<br />

Ciro Paone<br />

Wenn es e<strong>in</strong>er weiss, dann<br />

Ciro Paone, Patron der<br />

hochfe<strong>in</strong>en neapolitanischenKonfektionsmanufaktur<br />

Kiton: Gute Anzüge<br />

s<strong>in</strong>d weich, anschmiegsam,<br />

der Handarbeit wegen<br />

unperfekt und haben<br />

– wie e<strong>in</strong> Bild – e<strong>in</strong>en unverwechselbaren«P<strong>in</strong>selstrich».<br />

Jenen der Schneider<strong>in</strong><br />

oder des Schneiders,<br />

die oder der den Anzug <strong>in</strong><br />

Neapel gefertigt hat. «Il<br />

meglio del meglio piu<br />

uno», heisst Ciro Paones<br />

Vorgabe an die 9. Unternehmergeneration,<br />

der<br />

er den Stab eben übergeben<br />

hat.<br />

«Das Beste vom<br />

Besten plus e<strong>in</strong>s.»


37<br />

<strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong><br />

Ke<strong>in</strong>e nahm letzte Saison Männern<br />

mit so viel Tempo den Vortritt wie<br />

<strong>Manuela</strong> <strong>Pesko</strong>. An den letzten<br />

Snowboard-Weltmeisterschaften<br />

wurde <strong>Pesko</strong> Weltmeister<strong>in</strong>, während<br />

sämtliche Schweizer Männer<br />

<strong>in</strong> der Qualifikation scheiterten.<br />

<strong>Pesko</strong> hat das Brett gerne unter den<br />

eigenen Füssen und mag ke<strong>in</strong>e<br />

Jour na listen, die es vor dem Kopf<br />

haben. So schnell wie sie fährt,<br />

denkt sie auch. E<strong>in</strong>e Legende.<br />

«Die beste und schönste<br />

Snowboarder<strong>in</strong> der Welt.»<br />

39<br />

38<br />

Miuccia Prada<br />

Signora Prada ruft, die Jünger folgen:<br />

Ihre Taschen und Schuhe <strong>in</strong><br />

verlaufenden Grau- und Brauntönen<br />

machten Miuccia Prada letzten<br />

Herbst e<strong>in</strong>mal mehr zur Trendsetter<strong>in</strong>.<br />

Frühere Batik-Muster und verlaufende<br />

Regenbogenfarben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

den Kollektionen von Kollegen der<br />

Sommer-<strong>08</strong>-Trend schlechth<strong>in</strong>.<br />

Miuccia selber konzentriert sich auf<br />

die Fantasien der Feenwelten und<br />

präsentiert 20<strong>08</strong> Traumhaftes, das<br />

aus der Zusammenarbeit mit Architekt<br />

Rem Koolhaas entstanden ist.<br />

E<strong>in</strong>e starke Frau, die ihren Weg geht,<br />

und die nur ganz selten davon abkommt.<br />

<strong>Stil</strong>sicher und stur. Am Ende<br />

folgen ihr immer alle und kopieren,<br />

was das Zeug hält. Chapeau.<br />

«Geliebt für alle Schocks,<br />

die sie uns noch versetzen<br />

wird.»<br />

Patti Smith<br />

V<strong>in</strong>yl, das die Welt bewegte: 1975 erschien «Horses», der<br />

erste Scherben der Patti Smith Group, Vorläufer<strong>in</strong> und<br />

Vorbild der englischen und amerikanischen Punk- und<br />

New-Wave-Bewegung. Heute ist Patti Smith über sechzig<br />

und hat sie: Die Trümpfe fortgeschrittenen Alters. Diese<br />

Ikone ist unvergessen und zum Glück noch immer hier.<br />

Die gegenwärtig anlaufende grosse Ausstellung <strong>in</strong> der<br />

Fondation Cartier <strong>in</strong> Paris beweist es.<br />

«Etwas Punkrock schadet nie.<br />

Patty überhaupt nie.»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 97


BILD: KEYSTONE<br />

TOP 50<br />

12 13 14<br />

Brian Eno<br />

Seit 25 Jahren ist Brian Eno Rockproduzent,<br />

Elektro-Avantgardist und Pionier<br />

<strong>in</strong> Sachen Tape-Loop<strong>in</strong>g. Die Liste se<strong>in</strong>er<br />

Kollaborationen ist lang: Bei Roxy<br />

Music war er Masterm<strong>in</strong>d, U2, David<br />

Bowie oder Talk<strong>in</strong>g Heads, John Cale,<br />

Robert Fripp, Laurie Anderson,<br />

Howie B. oder David Byrne verdanken<br />

ihm epochale Alben. Gut aussehend<br />

allemal.<br />

«Das grösste globale<br />

Musikgenie.»<br />

90 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

15<br />

Hans Magnus<br />

Enzensberger<br />

Von Hans Magnus Enzensberger, Lyriker,<br />

Dramatiker, Essayist und Kosmopolit unter<br />

den grossen deutschen Autoren, ist soeben<br />

e<strong>in</strong> Buch erschienen: «Hammerste<strong>in</strong> oder der<br />

Eigens<strong>in</strong>n» erzählt die Geschichte von e<strong>in</strong>em,<br />

der Hitler verh<strong>in</strong>dern wollte, aber nicht<br />

konnte. Enzensbergers Denken hat <strong>Stil</strong> und<br />

ist nicht durchgehend geschmeidig, wie das<br />

der Ma<strong>in</strong>stream erwartet. Irgendwo zwischen<br />

«Mittelmass und Wahn». Genau richtig.<br />

«Intelligenz macht sexy.»<br />

Alison Goldfrapp<br />

Gefühle und Sex auf den Punkt gebracht,<br />

subversiv an der richtigen Stelle,<br />

<strong>Stil</strong>, Humor, gute Songs: Die Ingredienzien<br />

grossartiger Popmusik. Goldfrapp,<br />

das britische Duo mit Sänger<strong>in</strong><br />

Alison Goldfrapp, hat das schon immer<br />

besser gewusst als andere. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wundert das wenig, wenn man weiss,<br />

dass Alison <strong>in</strong> früheren Tagen mit<br />

Tricky und Orbital zusammenarbeitete<br />

und ergo hervorragende Lehrmeister<br />

hatte.<br />

«E<strong>in</strong>e Renaissance-Lady.»<br />

Tom Ford<br />

Tom Ford machte Gucci <strong>in</strong> den Neunzigern<br />

gross und stieg aus. Jetzt ist er zurück: New<br />

York, Madison Avenue 845. Das <strong>in</strong>ternationale<br />

Rollout ist gestartet. Herrenanzüge, Marke<br />

Tom Ford, ultrafe<strong>in</strong>, ultramaskul<strong>in</strong>. Ab Mitte<br />

März auch <strong>in</strong> Zürich. Tom «<strong>Stil</strong>ikone» Ford<br />

wird se<strong>in</strong>en Ableger an der Limmat, Münsterhof<br />

17, geme<strong>in</strong>sam mit Trudie Götz, Inhaber<strong>in</strong><br />

der Trois Pommes-Geschäfte, eröffnen. Wir<br />

s<strong>in</strong>d gespannt.<br />

«Gebadete und geliebte<br />

Arroganz auf Be<strong>in</strong>en.»<br />

16<br />

Trudie Götz<br />

Dieses Jahr zieht Trudie Götz, diese quirlige<br />

Workaholic-Frau, Design<strong>in</strong>stitution<br />

an der Storchengasse und Zentralorgan<br />

der Zürcher Lebensart, Zürich an wie<br />

noch nie. Wer es nicht glaubt, dem<br />

beweist dies ihr jüngster Bus<strong>in</strong>esscase.<br />

Erst brachte sie die outstand<strong>in</strong>g Männermode<br />

von Thom Browne (Foto) nach<br />

Zürich, nun eröffnet sie e<strong>in</strong> Geschäft mit<br />

Tom Ford.<br />

«Respekt vor so viel<br />

Engagement.»


17<br />

Roger Federer<br />

Roger Federer als Nummer 2, als Nummer 3 … dreissig, hundert?<br />

Auf e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>kflug von K<strong>in</strong>g Roger wäre niemand vorbereitet.<br />

Zuerst müssten Selbsthilfegruppen her, e<strong>in</strong> Kurs zur Ablenkung<br />

<strong>in</strong> der Migros-Klubschule, ganze Tennisheere, die Rackets für<br />

Batikkurse <strong>in</strong> der Toskana e<strong>in</strong>tauschen. So weit ist es glücklicherweise<br />

nicht. Noch ist der 26-Jährige die siegreiche Eleganz auf<br />

dem Court und die Dest<strong>in</strong>ation von allerlei Lobeshymnen. Die hat<br />

er mit se<strong>in</strong>er Fokussierung auf das Wesentliche verdient.<br />

«Geht gar nicht mehr ohne ihn.»<br />

20<br />

Christian Gross<br />

Muss man «Tschütteler» und Rot-<br />

Blauer se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>en solchen Chef<br />

zu haben? Christian Gross, der Tra<strong>in</strong>er<br />

aller Tra<strong>in</strong>er, verbreitet Leidenschaft,<br />

weil er selbst leidenschaftlicher<br />

Fussballer war, verteilt Siegerpokale,<br />

führt se<strong>in</strong>e Mannen <strong>in</strong>s<br />

Museum, verknüpft Ziele mit Musik,<br />

setzt auf mentales Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Symbolik<br />

und Psychologie. Chefs <strong>in</strong> der<br />

Arbeitswelt, bitte merken: Gross gut<br />

kopieren ist besser als Eigenes<br />

schlecht machen. Nur der grimmige<br />

Gesichtsausdruck muss nicht immer<br />

se<strong>in</strong>. Aber ke<strong>in</strong>e Bange: Auch Gross<br />

kann lachen.<br />

«Der Mann für alle harten<br />

Fälle.»<br />

18 19<br />

Marc Forster<br />

Hollywood-Erfolgsregisseur Marc<br />

Forster («Stranger Than Fiction»),<br />

vor allem Schweizer und e<strong>in</strong> bisschen<br />

Deutscher, hetzt schon bald<br />

wieder James Bond über die Le<strong>in</strong>wand.<br />

Dank Marc Forster wird<br />

Bond, James Bond, e<strong>in</strong> Mensch mit<br />

Psyche. Die wirklich exotischen<br />

Reisen führen künftig <strong>in</strong>s Innere.<br />

Passend, dass Amy W<strong>in</strong>ehouse für<br />

diesen Trip den neuen Bond-Titelsong<br />

beisteuert.<br />

«Ke<strong>in</strong> Fremder im<br />

eigenen Land.»<br />

21<br />

Charlotte<br />

Ga<strong>in</strong>sbourg<br />

Sie ist das K<strong>in</strong>d der knisternden<br />

«Je t’aime»-Liaison zwischen<br />

Serge Ga<strong>in</strong>sbourg und<br />

Jane Birk<strong>in</strong>. Damit wird man<br />

ihr aber ke<strong>in</strong>eswegs gerecht.<br />

In ihren Filmen ist sie stets<br />

mehr als die Tochter ihrer Eltern,<br />

als Musiker<strong>in</strong> jedoch<br />

«ganz de Bappe». Zu hören ist<br />

dies auf der Scheibe 5.55, für<br />

die unter anderem die beiden<br />

Ga<strong>in</strong>sbourg-Jünger Jean-Benoît<br />

Dunckel und Nicolas God<strong>in</strong><br />

von Air ihrer angebeteten<br />

Charlotte Songs auf den Leib<br />

geschrieben haben. E<strong>in</strong><br />

wahns<strong>in</strong>niges Gesicht.<br />

«Schreitet sie vorbei,<br />

verneigen sich selbst<br />

die Blumen am Wegesrand.»<br />

Peter Gamma<br />

Der Zuger ist der Rolls Royce unter<br />

den Caterern im Lande. Voller Energie,<br />

wie er stets am St.Moritzer<br />

Cartier Polo oder White Turf die<br />

edelsten Rohwaren auffahren lässt.<br />

Se<strong>in</strong>e eigene Ersche<strong>in</strong>ung passt <strong>in</strong><br />

dieses Bild. Bei Gamma vergisst<br />

man die Dekadenz und freut sich<br />

über das Gesamtkunstwerk, das früher<br />

oder später im Magen landet.<br />

«Da hat selbst F<strong>in</strong>gerfood<br />

Klasse.»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 91


TOP 50<br />

98 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

Christ<strong>in</strong>e Streuli<br />

Ist da jemand Pipilotti R. auf den Fersen?<br />

Christ<strong>in</strong>e Streuli beispielsweise?<br />

Das wäre ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> Nachteil:<br />

Die Bilder von Frau Streuli, Zürcher<br />

Maler<strong>in</strong> aus Bern, entstanden ohne<br />

P<strong>in</strong>sel, s<strong>in</strong>d fern von konventioneller<br />

Malerei, aber nicht fern von durchschnittlichen<br />

Sehgewohnheiten. Sie<br />

bereiten e<strong>in</strong>iges Sehvergnügen.<br />

Schön dabei: Ihre Bilder s<strong>in</strong>d trotzdem<br />

auf dem Radar fachmännischer<br />

Begutachter. Streuli erhielt das Eidgenössische<br />

Kunststipendium dreimal<br />

<strong>in</strong> Serie, 2007 war sie Gast an der Biennale<br />

<strong>in</strong> Venedig. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>faltsp<strong>in</strong>sel,<br />

wer sie nicht im Visier hat.<br />

«E<strong>in</strong> kommender Weltstar.»<br />

40 41<br />

Andi Stutz<br />

Er ist unser aller Liebl<strong>in</strong>g, ist neben Seidenkönig,<br />

Ehemann und Wirt auch Meister aller<br />

Causeure, also der Held des Geredes; dies<br />

nicht erst, seit er der Russ<strong>in</strong> mit Geld an se<strong>in</strong>er<br />

Seite se<strong>in</strong> Jawort gegeben hat. Schon <strong>in</strong> den<br />

Achtzigern lancierte Andi Stutz Gesprächsstoff.<br />

Damals überzeugte er die Welt davon,<br />

dass lustig gemusterte seidene Krawatten mit<br />

Tierchen oder Früchten das Nonplusultra<br />

für Männerhälse seien. Stutz vermarktete die<br />

Krawatten besser als andere und machte se<strong>in</strong>e<br />

Fabric Frontl<strong>in</strong>e zur weltweit anerkannten<br />

Instanz für bedruckte Seide. Dazu erhielt er<br />

sich se<strong>in</strong> Gastgeber-Gen: Wer bei diesem liebenswerten<br />

Rüpel angekommen ist, kommt<br />

selten wieder schnell weg. Leider läuft se<strong>in</strong>e<br />

Zeit im «Seidensp<strong>in</strong>ner» <strong>in</strong> Zürich aus. Andi<br />

übergibt Ende April an Hans Peter Schnüriger<br />

und Cor<strong>in</strong>a Mazzocco. Neues stehe an, Neues,<br />

das Spass mache, lässt er ausrichten. Wir glauben<br />

es aufs Wort. «Der Kerl ist nicht zu<br />

bremsen. Zum Glück.»


42<br />

Just<strong>in</strong> Timberlake<br />

Just<strong>in</strong> Timberlake, e<strong>in</strong>e Skandalnudel? Noch<br />

ist Nippelgate mit Janet Jacksons Brust nicht<br />

vergessen und dann dies: Madonna, <strong>in</strong> Latex<br />

von Kopf bis Fuss, besorgt es Timberlake und<br />

Kollegen Timbaland mit der Peitsche. Doch<br />

ke<strong>in</strong>e Sorge: Timberlake bleibt se<strong>in</strong>em Kerngeschäft<br />

treu, die Fans löhnen es. Vor kurzem<br />

wählten ihn 44 Million Hörer von NRJ, dem<br />

europäischen Radionetzwerk, zum besten<br />

Künstler. Und Madonna mit der Peitsche? Die<br />

durfte mit e<strong>in</strong>er solchen nur während des<br />

Drehs zu e<strong>in</strong>em neuen Video ran.<br />

«Mister Teflon, an ihm bleibt ke<strong>in</strong><br />

Skandal kleben.»<br />

44<br />

Adrian Weyermann<br />

Gegenwehr wäre jammerschade: «Pool»<br />

und «Wood», beides auf CD gebannte<br />

Werke von Adrian Weyermann, Schweizer<br />

Musiker und Ex-Frontmann von «Crank»,<br />

s<strong>in</strong>d betörend. Weyermanns Werke enthalten<br />

wahre Lauschangriffe, die nur mit<br />

zugestöpselten Ohren ke<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> unseren<br />

Gehörgang f<strong>in</strong>den würden. Aber eben,<br />

Gegenwehr ist hier überflüssig, und letztlich<br />

ist der Weyermann auch etwas fürs<br />

Auge.<br />

«Wer liebt ihn nicht?»<br />

43<br />

Alek Wek<br />

Was macht e<strong>in</strong> Topmodel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit?<br />

Fahrrad flicken? Staub saugen wie<br />

du und ich? Fitten, was das Zeug hält<br />

und so das Gewicht halten? Vielleicht.<br />

Von Alek Wek, dem dunkelhäutigen<br />

Model <strong>in</strong> der Topliga, wissen wir Genaues:<br />

Sie engagiert sich für UNICEF,<br />

die Aids- und die Welthungerhilfe. Vergangenheitsbewältigung?<br />

Als Mädchen<br />

musste sie mit den Eltern vor den<br />

Bürgerkriegsfolgen im Sudan fliehen.<br />

Heute lebt sie <strong>in</strong> Brooklyn, versorgt alle<br />

Angehörigen und ist gewissermassen<br />

die Mutter Theresa der Laufstege. Und<br />

das ist durchaus bewundernd geme<strong>in</strong>t.<br />

«Die dunkelste Haut, das<br />

schönste Lachen, die re<strong>in</strong>ste<br />

Seele.»<br />

<strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong> | 99


TOP 50<br />

45<br />

Stefan Wiesner<br />

So, wie Stefan Wiesner im «Rössli» zu Escholzmatt kocht,<br />

kocht ke<strong>in</strong>er auf der Welt: In se<strong>in</strong>en Töpfen landen Schneeflocken,<br />

Ste<strong>in</strong>e aus den Flüssen, Holz vom Schre<strong>in</strong>er<br />

von nebenan und Heu aus e<strong>in</strong>em Schober. Eben das, was<br />

die Natur im Entlebuch hergibt, alles, was bisher noch<br />

niemand als Lebensmittel zu betrachten wagte. Darüber -<br />

h<strong>in</strong>aus schmecken die Ingredienzen auch noch, hat der<br />

Meister sie e<strong>in</strong>mal angerichtet. Ist er e<strong>in</strong> Kochgenie? Oder<br />

e<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>ner, wie viele glauben? Diese Frage ist beantwortet:<br />

Stefan Wiesners Geschmackskomb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d mit<br />

16 Gault-Millau-Punkten bewertet.<br />

«Ste<strong>in</strong>harter Gr<strong>in</strong>d mit w<strong>in</strong>delweichen Ideen,<br />

aber gut.»<br />

BILD: KEYSTONE<br />

46<br />

Cornel W<strong>in</strong>dl<strong>in</strong><br />

W<strong>in</strong>dl<strong>in</strong> und Adrian Frutiger: Beide gelten als Erneuerer. Cornel<br />

W<strong>in</strong>dl<strong>in</strong> als frischer W<strong>in</strong>d der Schweizer Grafik (siehe zum Beispiel<br />

«Projekt Vitra»), Adrian Frutiger als solcher der Schweizer<br />

Typografie. Frutigers «Helvetica» g<strong>in</strong>g von der Schweiz aus um<br />

die Welt. Beide teilen aber auch e<strong>in</strong> Stück Schicksal: Man kennt ihr<br />

Werk, ihre <strong>Person</strong> aber steht im H<strong>in</strong>tergrund. Auch das ist <strong>Stil</strong>.<br />

«Klarheit ist sexy. Understatement auch.»<br />

100 | <strong>Bolero</strong>Men | 1 | <strong>08</strong><br />

47<br />

Amy W<strong>in</strong>ehouse<br />

Die Londoner Sänger<strong>in</strong> Amy W<strong>in</strong>ehouse hat wenig von den Soul-,<br />

Rock’n’Roll-, Blues- oder Jazz-Püppchen aus den Sechzigern. Ihre<br />

Ausstrahlung ist zu spröde und gleichzeitig zu lasziv. Dafür ist sie im<br />

Hier und Jetzt die grosse Hoffnung des Souls, der e<strong>in</strong>zig Drugs und<br />

Booz etwas anhaben können. Doch die Fans seien beruhigt, nach<br />

e<strong>in</strong>em Aufenthalt <strong>in</strong> der Rehab ist sie offenbar wieder sauber. Egal.<br />

Sie ist zuallererst die Stimme, die berührt, dann umhaut, die durchs<br />

Ohr e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt und sich langsam <strong>in</strong>s Rückenmark bohrt und viel,<br />

viel später <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Dosen wieder durch die Haut austritt. Wer mit<br />

e<strong>in</strong>em solchen Stimmorgan ausgestattet ist, kann das Leben wirklich<br />

nur schwer aushalten. Amy, fünffache Grammy-Preisträger<strong>in</strong>, verströmt<br />

e<strong>in</strong>e vom Himmel und aus der Hölle kommende Stimme und<br />

kümmert sich offenbar kaum um ihre körperliche Ersche<strong>in</strong>ung. Die<br />

ist – mit oder ohne Drogenkonsum – eigenartig betörend.<br />

«Wer kann mit dieser Stimme leben, ohne wahns<strong>in</strong>nig<br />

zu werden?»


48<br />

Melanie W<strong>in</strong>iger<br />

Miss Schweiz, Mannequ<strong>in</strong>, Mami,<br />

Schauspieler<strong>in</strong>: Melanie W<strong>in</strong>iger<br />

macht ihren Weg. Ihre Leistung im<br />

Fernsehfilm «Sonjas Rückkehr»<br />

verlangt Respekt. Das ist nicht mehr<br />

das Mädchen, das sie als Miss<br />

Schweiz war, und es nicht mehr die<br />

Rekrut<strong>in</strong> Bluntschi <strong>in</strong> «Achtung fertig,<br />

Charlie», die duschen musste,<br />

um Aufmerksamkeit zu erregen.<br />

Mit Sänger Stress, ihrem Lover, bildet<br />

die schöne, vielfach talentierte<br />

Kratzbürste e<strong>in</strong> Team, das zwischen<br />

nervigem Weltverbessern (Stress)<br />

und re<strong>in</strong>em Charme (Melanie)<br />

changiert.<br />

«Fantastische Kratzbürste<br />

mit <strong>in</strong>ternationalem Starpotenzial.»<br />

50<br />

49<br />

Yohji Yamamoto<br />

Japans gefragter Modedesigner<br />

hasst die flüchtige Modewelt, se<strong>in</strong>e<br />

Suche nach zeitloser Eleganz ist<br />

ebenso legendär wie se<strong>in</strong>e abstrakten<br />

Silhouetten, die flachen Schuhe<br />

und die Liebe zum Schwarz. Von<br />

Yamamoto stammen die Y-3 Kollektionen<br />

für Adidas. Se<strong>in</strong>e Y’s s<strong>in</strong>d<br />

Statussymbole kreativer Stadt -<br />

menschen von gestern, heute und<br />

morgen. Die Tochter übrigens<br />

tritt bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Fussstapfen.<br />

Yamamoto verschw<strong>in</strong>det nicht.<br />

«Für se<strong>in</strong>en <strong>Stil</strong> und se<strong>in</strong>e<br />

Rockerseele.»<br />

Peter Zumthor<br />

Architekt Peter Zumthor sche<strong>in</strong>t wenig zu bauen. Doch so wenig ist es nicht: Die Kapelle<br />

Sogn Benedegt <strong>in</strong> Sumvitg, das Thermalbad Vals, das Kunsthaus Bregenz, die «Klangkörper»<br />

für die Expo Hannover und jüngst die Bruder-Klaus-Kappelle <strong>in</strong> der Eifel. E<strong>in</strong><br />

m<strong>in</strong>imalistischer, blockhafter Turmbau über fünfeckigem Grundriss. Zumthor-Bauten<br />

setzen Zeichen, weil sie visionär s<strong>in</strong>d. Und weil sie Zumthors Hang zur nüchternen Sachlichkeit,<br />

zu den klaren Formen und den archaischen Materialien unterstreichen. Sieht<br />

man ihm selber auch an. <strong>Stil</strong> hat dieser Mann.<br />

«Reduktion macht die wahre Kunst.»<br />

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