RFA.. die Akte Dieter - Rumba-imensity.de
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Das Urteil<br />
Am 22. Juni 2004 gab das Gericht das Strafmaß bekannt: Dutroux muss für drei<br />
Giftmor<strong>de</strong> an seinem Komplizen Weinstein sowie an <strong>de</strong>n zwei von ihm entführten jungen<br />
Frauen Lambrecks und Marchal lebenslänglich ins Gefängnis. Bereits in <strong>de</strong>r Woche<br />
zuvor hatten <strong>die</strong> Geschworenen geurteilt, dass Dutroux <strong>die</strong> zwei Jugendlichen entführt<br />
und getötet habe. Trotz mehrfacher Appelle seines Verteidigers hüllte sich Dutroux,<br />
<strong>de</strong>ssen begangene Sexualstraftaten gegenüber <strong>de</strong>n drei Mor<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Verhandlungen nur<br />
untergeordnete Be<strong>de</strong>utung besaßen, über <strong>die</strong> angeblichen Hintermänner seiner Taten aus<br />
Kreisen <strong>de</strong>r Politik weiterhin in Schweigen, obwohl er in <strong>de</strong>n acht Jahren von seinem<br />
Geständnis bis zu seiner letzten vor Gericht verlesenen, 21-seitigen Erklärung ständig<br />
davon re<strong>de</strong>te, Teil eines größeren Netzwerks gewesen zu sein.<br />
Die Ex-Frau von Dutroux, Michelle Martin, erhielt 30 Jahre Gefängnis für <strong>die</strong> fahrlässige<br />
Tötung <strong>de</strong>r Mädchen Russo und Lejeune durch Verhungern. Michel Lelièvre bekam<br />
wegen seiner Beteiligung an <strong>de</strong>n Verbrechen eine Haftstrafe von 25 Jahren. Michel<br />
Nihoul erhielt eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren, weil er Anführer eines Drogen- und<br />
Menschenhändlerringes gewesen sei - vom Vorwurf <strong>de</strong>r Beteiligung an <strong>de</strong>n Frauen- und<br />
Kin<strong>de</strong>sentführungen wur<strong>de</strong> er freigesprochen.<br />
Das abschließen<strong>de</strong> Gutachten<br />
Da <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n Dutroux trotz <strong>de</strong>s gemischten Alters seiner Opfer (8-43 Jahre, drei <strong>de</strong>r<br />
fünf Opfer 17 Jahre und älter, sofern man <strong>de</strong>n obengenannten Fall <strong>de</strong>r 50-Jährigen außer<br />
Acht lässt) weltweit vorwiegend als Pädophilen dargestellt hatten, sah sich das<br />
abschließen<strong>de</strong> Gutachten, das unüblicherweise von insgesamt vier Psychiatern und einem<br />
Psychologen einstimmig verfasst wur<strong>de</strong>, veranlasst, mit Nachdruck festzustellen, dass er<br />
nicht pädophil sei, son<strong>de</strong>rn vielmehr ein gegenüber Gewalt empfindungsloser<br />
Psychopath, <strong>de</strong>r aus Machtstreben und Geldgier gehan<strong>de</strong>lt habe, allerdings voll<br />
schuldfähig sei. Dieses Machtstreben könnte mit seiner seit <strong>de</strong>r Verhaftung gezeigten<br />
Geltungssucht zu tun haben, <strong>die</strong> sich außer in seinen Geschichten von kleineren o<strong>de</strong>r<br />
größeren „Netzwerken“ auch im oben zitierten Satz über <strong>die</strong> Freu<strong>de</strong> äußerte, <strong>die</strong> er<br />
gegenüber <strong>de</strong>m von ihm verursachten sozialen, politischen und staatsrechtlichen Chaos<br />
(u. a. grundlegen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r belgischen Verfassung, wie etwa <strong>die</strong> im Jahre 2001<br />
erfolgte Zusammenlegung <strong>de</strong>r innenpolitischen Ordnungspolizei, <strong>de</strong>r Gendarmerie, <strong>de</strong>m<br />
belgischen Militär und Grenzschutz zur Fe<strong>de</strong>rale Politie/Police Fédérale mit<br />
ausdrücklichem Verweis auf Dutroux' Fall) empfin<strong>de</strong>; auch brüstete er sich vor seinen<br />
Gutachtern wie<strong>de</strong>rholt seiner in <strong>de</strong>n neunziger Jahren begangenen Entführungs- und<br />
Vergewaltigungstaten, auf <strong>die</strong> er offensichtlich stolz war.<br />
In <strong>de</strong>n Me<strong>die</strong>n waren Dutroux' Vorgehen und Taten als typisch für sexuellen<br />
Kin<strong>de</strong>smissbrauch im Allgemeinen o<strong>de</strong>r für das Verhalten von Pädophilen im<br />
Beson<strong>de</strong>ren dargestellt wor<strong>de</strong>n. An Dutroux' Haus in <strong>de</strong>r Avenue <strong>de</strong> Philippeville in<br />
Marcinelle bei Charleroi wur<strong>de</strong> eine Tafel befestigt mit <strong>de</strong>r Inschrift: „En memoire <strong>de</strong><br />
tous les enfants victimes <strong>de</strong> pedophilie“, zu Deutsch: „Im Ge<strong>de</strong>nken an alle Opfer <strong>de</strong>r<br />
Pädophilie“.<br />
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