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Göttingen: In der südniedersächsi- schen Stadt hat das erfolgreiche ...

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Anwesend sind etwa 60 Neonazis. Bereits<br />

im Juni 2006 findet eine ähnliches Konzert<br />

statt, ein Großteil <strong>der</strong> 70 Gäste kommt aus<br />

Herzberg, Scharzfeld o<strong>der</strong> Bad Lauterberg.<br />

Weitere Konzerte folgen im Dezember<br />

2006 und Juli 2007.<br />

Dorste/Südharz, 2.9.2006: Hetzjagd auf 3<br />

türkische Jugendliche bei einer "Mallorca-<br />

Party". Die beteiligten Faschisten im Alter<br />

von 15 bis 20 Jahren aus den Orten Osterode,<br />

Katlenburg-Lindau und Wollershausen<br />

fügen ihren Opfern teils schwere Kopfverletzungen<br />

zu.<br />

September 2006, Bad Lauterberg: Zur<br />

Kommunalwahl erreichte die NPD 3,65%.<br />

Der Ex-FAPler Michael Hahn sitzt seither<br />

für die NPD im <strong>Stadt</strong>rat von Bad Lauterberg.<br />

Der parteilose Bürgermeister begrüßte<br />

den neuen "Kollegen" mit Handschlag.<br />

Zur Wahl treten für die NPD auch<br />

Yves-René Lyko und Chantal Venus an.<br />

Bereits zur Bundestagswahl 2005 erhielt<br />

die NPD in Bad Lauterberg 210 Stimmen.<br />

Herbst 2006, Bad Lauterberg: Die beiden<br />

Nazimusiker Annett und Michael Müller<br />

(Faktor Deutschland) ziehen nach Bad<br />

Lauterberg. Liedtext: “[...] Mit 6 Millionen<br />

Juden da fängt <strong>der</strong> Spaß erst an [...] Bei 6<br />

Millionen Juden ist lange noch nicht<br />

Schluß [...]”. Das Haus wird ihnen von<br />

Michael Hahn zur Verfügung gestellt.<br />

Regelmäßig finden hier Nazitreffen statt.<br />

21.10.2006, Berlin: Während eines Nazikonzertes<br />

vor <strong>der</strong> JVA Tegel wird <strong>das</strong> Programm<br />

v.a. aus Südnie<strong>der</strong>sachsen gestellt:<br />

Thorsten Heise tritt als Redner auf.<br />

Mit dabei sind Michael und Annett Müller<br />

als Nazilie<strong>der</strong>macher sowie Timo Schubert<br />

und Oliver Keudel mit ihrer Naziband “Agitator”.<br />

Keudel wird wegen Volksverhetzung<br />

festgenommen, er habe in einem Lied<br />

gesungen "Ich bin stolz, ein Nazi zu sein".<br />

November 2006, Einbeck: Marc-Phillipp<br />

Schunke (Kameradschaft Northeim) prügelt<br />

mit einem Metallschlagstock auf einen<br />

Szeneaussteiger ein und fügt ihm schwere<br />

Kopfverletzungen zu. Wenig später beteiligt<br />

sich Schunke mit einem Aktivisten <strong>der</strong><br />

NPD-Osterode am Naziaufmarsch am<br />

24.2.2007 in Hildesheim. Am 16.8.2007<br />

wird Schunke vom Landgericht Göttingen<br />

zu vier Jahren Haft verurteilt.<br />

Der Südharz: “Schwarzbraune”<br />

Realitäten vor <strong>der</strong> Haustür<br />

Begünstigt werden die Neonaziaktivitäten<br />

durch ein rechtskonservatives<br />

gesellschaftliches<br />

Klima des Wegschauens, Verharmlosens<br />

o<strong>der</strong> “stillschweigenden<br />

Beifallklat<strong>schen</strong>s”. Die alten<br />

und neuen Nazis bewegen sich in<br />

Bad Lauterberg und Herzberg wie<br />

“raune Fische im schwarz-trüben<br />

Wasser”. Dort wo sich die Faschisten<br />

gezielt bie<strong>der</strong> in “Schlips und<br />

Kragen” präsentieren, ergeben sich<br />

zahlreiche Übereinstimmungen<br />

mit einem Teil <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und <strong>der</strong>en etablierten Eliten. Sei es<br />

bei <strong>der</strong> rassisti<strong>schen</strong> und antisemiti<strong>schen</strong><br />

Hetze, den traditionellen<br />

Geschlechterbil<strong>der</strong>n, <strong>der</strong><br />

Sehnsucht nach einem autoritären<br />

und strafenden Staat o<strong>der</strong> dem<br />

Antikommunismus. Sowohl ideologisch<br />

als auch praktisch ist <strong>der</strong><br />

“rechte Rand” im Südharz längst<br />

in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft angekommen.<br />

Diese Bedingungen<br />

herrschten hier, wie auch in an<strong>der</strong>en<br />

Regionen, seit <strong>der</strong> Befreiung<br />

vom deut<strong>schen</strong> Faschismus 1945<br />

schon immer vor. Mit <strong>der</strong><br />

Verschärfung des Klassenkampfes<br />

von oben nach unten und den<br />

damit einhergehenden nationalisti<strong>schen</strong><br />

Kampagnen <strong>der</strong> Eliten,<br />

spitzt sich die Situation aber weiter<br />

zu. Wenn wir “die dicken braunen<br />

Fische” im Südharz “an die Luft<br />

setzen” wollen, kommen wir nicht<br />

daran vorbei, “den ganzen stinkenden<br />

Teich gleich mit auszupumpen”.<br />

“Keine Apfelsaftschorle mit Nazis! Gerhard<br />

Walter und CDU-Herzberg trocken legen!”<br />

Foto links: Gerhard Walter, CDU-Bürgermeister<br />

von Herzberg mit Schlips und Kragen. Foto<br />

unten: Der Ex-Polizist Walter mit NPD-<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen und “Apfelsaftschorle” am<br />

15.4.2007 in Herzberg-Scharzfeld<br />

Antifaschistische Strukturen<br />

stärken, rote Traditionen aufgreifen!<br />

Wie auch sonst, lohnt es sich hierbei<br />

aber genauer hinzugucken:<br />

Engagierte Antifaschist<strong>In</strong>nen, die<br />

im Südharz leben und aus verschiedenen<br />

Spektren kommen,<br />

haben in den letzten Monaten ihre<br />

Bemühungen intensiviert, um ihre<br />

Aktivitäten gegen Neonazistrukturen<br />

zu koordinieren und sich zusammen<br />

zu schließen. Sie schaffen<br />

Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit<br />

und versuchen durch antifaschistische<br />

Kulturarbeit <strong>der</strong> rechten<br />

Dominanz im Südharz progressive<br />

Akzente entgegen zu setzen.<br />

An einem “Aufmucken gegen<br />

Rechts”-Konzert in Dorste/ Südharz<br />

beteiligten sich am 15.12.2007<br />

beispielswiese 500 Jugendliche aus<br />

<strong>der</strong> Region. Es ist eine wichtige<br />

unmittelbare Erfahrung <strong>der</strong><br />

Konzertbesucher<strong>In</strong>nen “nicht alleine<br />

zu sein” und “jenseits des rechten<br />

Mainstreams Spaß haben zu<br />

können”. Einen Tag später am<br />

16.12.2007 fand in Bad Lauterberg<br />

ein antifaschistischer <strong>Stadt</strong>rundgang<br />

statt, in dem die Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> als KPD-Hochburg bis in<br />

die 1930er Jahre thematisiert und<br />

<strong>der</strong> Ermordung <strong>der</strong> beiden<br />

Antifaschisten Karl Peix und<br />

Walter Krämer vor 66 Jahren in<br />

Konzentrationslagern gedacht<br />

wurde. Diese “roten Traditionen”<br />

greifen wir auf, wenn wir mit <strong>der</strong><br />

Demonstration am 19.1.2008 auf<br />

dem Postplatz in Bad Lauterberg<br />

beginnen, jenem Ort an dem entschlossene<br />

Antifaschist<strong>In</strong>nen 1932<br />

einen Naziaufmarsch zurückschlugen.<br />

“Für eine star<br />

Foto links: Ge<br />

in Bad Lauterb<br />

gegen Rechts”<br />

rechts: VVN-G<br />

Kurpark in Bad<br />

Bild: Recherche-Nord

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