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Göttingen: In der südniedersächsi- schen Stadt hat das erfolgreiche ...

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Göttingen: <strong>In</strong> <strong>der</strong> südnie<strong>der</strong>sächsi<strong>schen</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>erfolgreiche</strong> Zusammenwirken<br />

breit angelegter antifaschistischer<br />

Bündnisse und direkte<br />

Aktionen autonomer Antifaschist<strong>In</strong>nen<br />

dazu geführt, <strong>das</strong>s Neonazis<br />

keinen Fuß auf dem gesellschaftlichen<br />

Boden fassen konnten. Nur wenige<br />

Kilometer weiter, im ländlich und<br />

kleinstädtisch geprägten Umland,<br />

sehen die Realitäten an<strong>der</strong>s aus:<br />

Neonazistrukturen verfestigen sich<br />

und treten zunehmend offensiver auf.<br />

Schwerpunkte dieser Entwicklung<br />

sind <strong>das</strong> faschistische Zentrum des<br />

Neonaziführers Thorsten Heise im 40<br />

km südöstlich von Göttingen gelegenen<br />

Dörfchen Fretterode sowie die<br />

Kleinstädte Herzberg und Bad<br />

Lauterberg im Südharz. Gegen diese<br />

Entwicklung mobilisieren wir zur<br />

antifaschisti<strong>schen</strong> <strong>In</strong>tervention. Es ist<br />

eine Notwendigkeit antifaschistischer<br />

Arbeit gegen die Neonazistrukturen<br />

vorzugehen; ihnen kein ruhiges Hinterland<br />

zu lassen. Unser Ziel ist es<br />

dabei antifaschistische Kräfte vor Ort<br />

zu stärken.<br />

Die Neonazis aus<br />

<strong>der</strong> NPD und den<br />

"Freien Kameradschaften"<br />

haben im Südharz<br />

seit 2005 verstärkt ein Netz von<br />

Immobilien, Läden, Gaststätten<br />

und stillen Geldgebern aufgebaut.<br />

Seit September 2006 ist die NPD im<br />

<strong>Stadt</strong>rat von Bad Lauterberg vertreten.<br />

Der Südharz ist für Neonazis<br />

zu einem bedeutsamen<br />

Rückzugsraum geworden, in dem<br />

sie ihre Strukturen in relativer<br />

Ruhe organisieren können. Zugleich<br />

bildet <strong>der</strong> Südharz eine<br />

Aktionsbasis, von <strong>der</strong> sie ihre<br />

Aktivitäten weiter ausbauen. Die<br />

Neonazistrukturen im Südharz<br />

sind nicht mehr "nur ein lokales<br />

Problem", son<strong>der</strong>n haben überregionale<br />

Bedeutung.<br />

Die Folgen bekommen zuerst<br />

Migrant<strong>In</strong>nen und Men<strong>schen</strong>, die<br />

nicht ins Weltbild <strong>der</strong> Neonazis<br />

passen, zu spüren: Übergriffe auf<br />

migrantische und alternative<br />

Jugendliche sind hier ebenso an<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung wie<br />

Drohungen gegen<br />

antifaschistisch<br />

engagierte<br />

Bürger<strong>In</strong>nen.<br />

Neonaziaktivitäten im Südharz, eine<br />

unvollständige Chronologie:<br />

Dorste/Südharz, September 2005: Eine<br />

rechte Jugendclique versucht den Jugendraum<br />

zu übernehmen. Als <strong>das</strong> Abspielen<br />

von Nazi-Musik hier untersagt wird, bietet<br />

die NPD-Osterode auf ihrer Homepage die<br />

“NPD-Schulhof-CD” an und bedroht die<br />

Verantwortliche aus <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Katlenburg-Lindau, Oktober 2005: Nach<br />

Konflikten am Rande eines Fußballspiels<br />

und vor einer Diskothek hetzt die NPD-<br />

Göttingen auf ihrer Homepage gegen Migrant<strong>In</strong>nen:<br />

“[...] Die NPD wird [...] dieses<br />

Problem an <strong>der</strong> Wurzel packen! Und dabei<br />

meinen wir keine <strong>In</strong>tegrationsprogramme...”<br />

Bad Lauterberg, 13.11.2005: Etwa 50<br />

Neonazis veranstalten auf dem Friedhof<br />

sog. “Heldengedenken”. Am 19.11.2006<br />

wird bei einem ähnlichen Aufmarsch im<br />

Fackelschein ein Kranz <strong>der</strong> “Kameradschaft<br />

Northeim” nie<strong>der</strong>gelegt. 2007 bleibt<br />

<strong>der</strong> Friehof gesperrt, die Faschisten weichen<br />

an einen an<strong>der</strong>en nahe gelegenen<br />

Ort aus. Verboten wird im November 2007<br />

aber auch eine antifaschistische Gedenkveranstaltung<br />

für die “Opfer von Faschismus<br />

und Krieg”.<br />

Dresden, 11.2.2006: Zahlreiche Neonazis<br />

aus Südnie<strong>der</strong>sachsen beteiligen sich an<br />

einem Neonaziaufmarsch. Mit dabei ist<br />

auch Thorsten Heise, <strong>das</strong> Transparent <strong>der</strong><br />

“Kameradschaft Northeim” wird getragen<br />

von Chantal Venus aus Bad Lauterberg.<br />

Bad Lauterberg, 8.7.2006: Nazilie<strong>der</strong>abend<br />

mit Annett (geb. Moeck) und<br />

Michael Müller, sowie Oliver Keudel<br />

(Agitator) im Gasthaus "Kutscherstuben"<br />

im O<strong>der</strong>tal.


Anwesend sind etwa 60 Neonazis. Bereits<br />

im Juni 2006 findet eine ähnliches Konzert<br />

statt, ein Großteil <strong>der</strong> 70 Gäste kommt aus<br />

Herzberg, Scharzfeld o<strong>der</strong> Bad Lauterberg.<br />

Weitere Konzerte folgen im Dezember<br />

2006 und Juli 2007.<br />

Dorste/Südharz, 2.9.2006: Hetzjagd auf 3<br />

türkische Jugendliche bei einer "Mallorca-<br />

Party". Die beteiligten Faschisten im Alter<br />

von 15 bis 20 Jahren aus den Orten Osterode,<br />

Katlenburg-Lindau und Wollershausen<br />

fügen ihren Opfern teils schwere Kopfverletzungen<br />

zu.<br />

September 2006, Bad Lauterberg: Zur<br />

Kommunalwahl erreichte die NPD 3,65%.<br />

Der Ex-FAPler Michael Hahn sitzt seither<br />

für die NPD im <strong>Stadt</strong>rat von Bad Lauterberg.<br />

Der parteilose Bürgermeister begrüßte<br />

den neuen "Kollegen" mit Handschlag.<br />

Zur Wahl treten für die NPD auch<br />

Yves-René Lyko und Chantal Venus an.<br />

Bereits zur Bundestagswahl 2005 erhielt<br />

die NPD in Bad Lauterberg 210 Stimmen.<br />

Herbst 2006, Bad Lauterberg: Die beiden<br />

Nazimusiker Annett und Michael Müller<br />

(Faktor Deutschland) ziehen nach Bad<br />

Lauterberg. Liedtext: “[...] Mit 6 Millionen<br />

Juden da fängt <strong>der</strong> Spaß erst an [...] Bei 6<br />

Millionen Juden ist lange noch nicht<br />

Schluß [...]”. Das Haus wird ihnen von<br />

Michael Hahn zur Verfügung gestellt.<br />

Regelmäßig finden hier Nazitreffen statt.<br />

21.10.2006, Berlin: Während eines Nazikonzertes<br />

vor <strong>der</strong> JVA Tegel wird <strong>das</strong> Programm<br />

v.a. aus Südnie<strong>der</strong>sachsen gestellt:<br />

Thorsten Heise tritt als Redner auf.<br />

Mit dabei sind Michael und Annett Müller<br />

als Nazilie<strong>der</strong>macher sowie Timo Schubert<br />

und Oliver Keudel mit ihrer Naziband “Agitator”.<br />

Keudel wird wegen Volksverhetzung<br />

festgenommen, er habe in einem Lied<br />

gesungen "Ich bin stolz, ein Nazi zu sein".<br />

November 2006, Einbeck: Marc-Phillipp<br />

Schunke (Kameradschaft Northeim) prügelt<br />

mit einem Metallschlagstock auf einen<br />

Szeneaussteiger ein und fügt ihm schwere<br />

Kopfverletzungen zu. Wenig später beteiligt<br />

sich Schunke mit einem Aktivisten <strong>der</strong><br />

NPD-Osterode am Naziaufmarsch am<br />

24.2.2007 in Hildesheim. Am 16.8.2007<br />

wird Schunke vom Landgericht Göttingen<br />

zu vier Jahren Haft verurteilt.<br />

Der Südharz: “Schwarzbraune”<br />

Realitäten vor <strong>der</strong> Haustür<br />

Begünstigt werden die Neonaziaktivitäten<br />

durch ein rechtskonservatives<br />

gesellschaftliches<br />

Klima des Wegschauens, Verharmlosens<br />

o<strong>der</strong> “stillschweigenden<br />

Beifallklat<strong>schen</strong>s”. Die alten<br />

und neuen Nazis bewegen sich in<br />

Bad Lauterberg und Herzberg wie<br />

“raune Fische im schwarz-trüben<br />

Wasser”. Dort wo sich die Faschisten<br />

gezielt bie<strong>der</strong> in “Schlips und<br />

Kragen” präsentieren, ergeben sich<br />

zahlreiche Übereinstimmungen<br />

mit einem Teil <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und <strong>der</strong>en etablierten Eliten. Sei es<br />

bei <strong>der</strong> rassisti<strong>schen</strong> und antisemiti<strong>schen</strong><br />

Hetze, den traditionellen<br />

Geschlechterbil<strong>der</strong>n, <strong>der</strong><br />

Sehnsucht nach einem autoritären<br />

und strafenden Staat o<strong>der</strong> dem<br />

Antikommunismus. Sowohl ideologisch<br />

als auch praktisch ist <strong>der</strong><br />

“rechte Rand” im Südharz längst<br />

in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft angekommen.<br />

Diese Bedingungen<br />

herrschten hier, wie auch in an<strong>der</strong>en<br />

Regionen, seit <strong>der</strong> Befreiung<br />

vom deut<strong>schen</strong> Faschismus 1945<br />

schon immer vor. Mit <strong>der</strong><br />

Verschärfung des Klassenkampfes<br />

von oben nach unten und den<br />

damit einhergehenden nationalisti<strong>schen</strong><br />

Kampagnen <strong>der</strong> Eliten,<br />

spitzt sich die Situation aber weiter<br />

zu. Wenn wir “die dicken braunen<br />

Fische” im Südharz “an die Luft<br />

setzen” wollen, kommen wir nicht<br />

daran vorbei, “den ganzen stinkenden<br />

Teich gleich mit auszupumpen”.<br />

“Keine Apfelsaftschorle mit Nazis! Gerhard<br />

Walter und CDU-Herzberg trocken legen!”<br />

Foto links: Gerhard Walter, CDU-Bürgermeister<br />

von Herzberg mit Schlips und Kragen. Foto<br />

unten: Der Ex-Polizist Walter mit NPD-<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen und “Apfelsaftschorle” am<br />

15.4.2007 in Herzberg-Scharzfeld<br />

Antifaschistische Strukturen<br />

stärken, rote Traditionen aufgreifen!<br />

Wie auch sonst, lohnt es sich hierbei<br />

aber genauer hinzugucken:<br />

Engagierte Antifaschist<strong>In</strong>nen, die<br />

im Südharz leben und aus verschiedenen<br />

Spektren kommen,<br />

haben in den letzten Monaten ihre<br />

Bemühungen intensiviert, um ihre<br />

Aktivitäten gegen Neonazistrukturen<br />

zu koordinieren und sich zusammen<br />

zu schließen. Sie schaffen<br />

Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit<br />

und versuchen durch antifaschistische<br />

Kulturarbeit <strong>der</strong> rechten<br />

Dominanz im Südharz progressive<br />

Akzente entgegen zu setzen.<br />

An einem “Aufmucken gegen<br />

Rechts”-Konzert in Dorste/ Südharz<br />

beteiligten sich am 15.12.2007<br />

beispielswiese 500 Jugendliche aus<br />

<strong>der</strong> Region. Es ist eine wichtige<br />

unmittelbare Erfahrung <strong>der</strong><br />

Konzertbesucher<strong>In</strong>nen “nicht alleine<br />

zu sein” und “jenseits des rechten<br />

Mainstreams Spaß haben zu<br />

können”. Einen Tag später am<br />

16.12.2007 fand in Bad Lauterberg<br />

ein antifaschistischer <strong>Stadt</strong>rundgang<br />

statt, in dem die Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> als KPD-Hochburg bis in<br />

die 1930er Jahre thematisiert und<br />

<strong>der</strong> Ermordung <strong>der</strong> beiden<br />

Antifaschisten Karl Peix und<br />

Walter Krämer vor 66 Jahren in<br />

Konzentrationslagern gedacht<br />

wurde. Diese “roten Traditionen”<br />

greifen wir auf, wenn wir mit <strong>der</strong><br />

Demonstration am 19.1.2008 auf<br />

dem Postplatz in Bad Lauterberg<br />

beginnen, jenem Ort an dem entschlossene<br />

Antifaschist<strong>In</strong>nen 1932<br />

einen Naziaufmarsch zurückschlugen.<br />

“Für eine star<br />

Foto links: Ge<br />

in Bad Lauterb<br />

gegen Rechts”<br />

rechts: VVN-G<br />

Kurpark in Bad<br />

Bild: Recherche-Nord


Solche Ansätze antifaschistischer<br />

Kultur- und Bildungsarbeit benötigen<br />

unsere praktische Solidarität,<br />

gerade auch weil die Neonazis offen<br />

zu Drohungen und Einschüchterungen<br />

übergehen. Politisches<br />

Ziel antifaschistischer <strong>In</strong>tervention<br />

muss es sein, antifaschistische<br />

Strukturen zu stärken und <strong>das</strong><br />

gesellschaftliche Klima nach links<br />

zu verschieben, um Handlungsräume<br />

für fortschrittliche <strong>In</strong>itiativen<br />

zu eröffenen.<br />

Über den Tellerrand: “Antifaschistische<br />

Regionalarbeit”<br />

Doch auch neben <strong>der</strong> konkreten<br />

Solidarität mit den Antifaschist<strong>In</strong>nen<br />

dort gibt es gute Gründe im<br />

Südharz aktiv zu werden. Am<br />

Beispiel Göttingens läßt sich eine<br />

Situation aufzeigen, wie sie für<br />

nicht wenige größere Städte in <strong>der</strong><br />

BRD charakteristisch ist: Eine relativ<br />

starke Linke in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> ist mit<br />

einer Situation im Umland konfrontiert,<br />

in <strong>der</strong> faschistische<br />

Strukturen erstarken. Die<br />

Neonazis agieren nach <strong>der</strong><br />

Maxime “die Städte vom Lande<br />

aus zu erobern”.<br />

<strong>In</strong> Göttingen verhin<strong>der</strong>ten beispielsweise<br />

in den Jahren 2005 und<br />

2006 tausende Antifaschist<strong>In</strong>nen<br />

durch Barrikadenbau und Bündnisdemonstrationen<br />

drei geplante<br />

Naziaufmärsche. Auch mehreren<br />

tausend Polizist<strong>In</strong>nen gelang es<br />

nicht die Naziaufmärsche, wie im<br />

nie<strong>der</strong>sächsi<strong>schen</strong> <strong>In</strong>nenministerium<br />

gewünscht, durchzusetzen.<br />

ke antifaschistische Kultur!”<br />

erkschaftsdemo am 27.9.2007<br />

erg. Foto unten: “Aufmucken<br />

am 15.12.2007 in Dorste. Foto<br />

edenkstein am 16.12.2007 am<br />

Lauterberg.<br />

<strong>In</strong> Göttingen haben es NPD und<br />

an<strong>der</strong>e Neonazis 2007 zunächst<br />

aufgegeben, Aufmärsche anzumelden.<br />

Diese Erfolge dürfen die antifaschistische<br />

Bewegung aber nicht<br />

zur Selbstgefälligkeit verleiten.<br />

Die Aufmärsche in Göttingen, aber<br />

auch viele weitere neonazistische<br />

Aktivitäten über Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

hinaus, werden unter an<strong>der</strong>em<br />

im Südharz geplant. Dort sitzen<br />

die Verantwortlichen, die Ka<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> faschisti<strong>schen</strong> NPD und die<br />

Aktivisten <strong>der</strong> “Freien Kameradschaften”.<br />

<strong>In</strong> diesen Rückzugs-,<br />

Rekrutierungs- und Planungsraum<br />

antifaschistisch zu intervenieren<br />

und gegen die Neonazistrukturen<br />

vor zu gehen, ist notwendig, um<br />

längerfristig “die Füße in den<br />

Städten frei zu haben”; wichtig um<br />

die erkämpften Räume auch<br />

zukünftig nutzen zu können, um<br />

weiter gehende Gesellschaftskritik<br />

zu entwickeln.<br />

Rechte Dominanz aufbrechen<br />

Die Situation im Südharz erinnert<br />

an zahlreiche an<strong>der</strong>e Orte, die in<br />

den vergangenen Jahren die<br />

Antifabewegung beschäftigten. Es<br />

stellt sich die Frage nach <strong>erfolgreiche</strong>n<br />

und nachhaltigen Konzepten,<br />

um die rechte Dominanz in solchen<br />

Regionen aufzubrechen und<br />

langfristig zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Manche <strong>der</strong> bisherigen Versuche<br />

des Eingreifens haben nicht immer<br />

gut funktioniert. Teilweise wurden<br />

sogar durch antifaschistische <strong>In</strong>terventionen<br />

bereits vorhandene<br />

Strukturen vor Ort noch geschwächt.<br />

Diese Kräfte jedoch zu<br />

stärken und zu unterstützen <strong>hat</strong><br />

für uns oberste Priorität.<br />

Bad Lauterberg, Frühjahr 2007: Der<br />

Tattooladen “Zettel am Zeh” eröffnet und<br />

wird zum Treffpunkt <strong>der</strong> Neonaziszene.<br />

<strong>In</strong>haber ist Jan Sedlaczek, die Homepage<br />

wird von Oliver Keudel (Agitator) betrieben.<br />

Im Mai 2007 wird ein 14-jähriger<br />

Schüler von mehreren erwachsenen Nazis<br />

mit Dachlatten zusammengeschlagen,<br />

weil er "keinen Bock mehr" auf die rechte<br />

Szene <strong>hat</strong>te. Zuvor hielt er sich oft im<br />

Tattooladen "Zettel am Zeh" auf.<br />

Herzberg-Scharzfeld, 15.4.2007: Im Dorfgemeinschaftshaus<br />

findet <strong>der</strong> NPD-<br />

Landesparteitag statt. Herzbergs CDU-<br />

Bürgermeister Gerhard Walter trinkt mit<br />

dem NPD-Ordnerdienst eine “Apfelsaftschorle”<br />

und bedroht anschließend Journalist<strong>In</strong>nen<br />

des NDR. Auf Betreiben<br />

Walters bleibt ein “Rock gegen Rechts”-<br />

Konzert in Herzberg verhin<strong>der</strong>t.<br />

Bad Lauterberg, 27.9.2007: An einer<br />

Gewerkschaftsdemo gegen Rechts beteiligen<br />

sich 2000 Men<strong>schen</strong>. Michael Hahn,<br />

Hans Schletz und weitere Neonazis fotografieren<br />

und bedrohen Teilnehmer<strong>In</strong>nen.<br />

Anschließend gehen sie zurück in die<br />

Spielothek <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> Hans und Klaus<br />

Schwickert. Bereits am 30.4.2007 trafen<br />

sich hier ca. 40 Nazis zum Besäufnis.<br />

30.10.2007, Bad Lauterberg/Fretterode:<br />

Hausdurchsuchung bei Annett und Michael<br />

Müller wegen Nazimusik und illegaler CD-<br />

Geschäfte. Gleichzeitig durchsuchen etwa<br />

100 Polizeibeamte <strong>das</strong> Anwesen Thorsten<br />

Heises in Fretterode, dabei werden auch<br />

Schußwaffen sichergestellt und Verfahren<br />

wegen Verstößen gegen <strong>das</strong> Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

eingeleitet.<br />

Walkenried/Bad Lauterberg, 8.12.2007:<br />

Ein Nazikonzert mit etwa 70 Teilnehmer-<br />

<strong>In</strong>nen wird in Walkenried von <strong>der</strong> Polizei<br />

aufgelöst. Im Anschluss feiern 20 <strong>der</strong><br />

Faschisten in <strong>der</strong> Gaststätte "5th Avenue"<br />

in Bad Lauterberg und ziehen Naziparolen<br />

grölend durch die Hauptstraße.<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen, 27.1.2008: Zur Landtagswahl<br />

will die NPD in ihrem "Stammland" in<br />

den Landtag einziehen. Allein sechs <strong>der</strong><br />

zunächst angemeldeten NPD-Direktkandidat<strong>In</strong>nen<br />

kommen aus Bad Lauterberg.<br />

“Antifaschisti<strong>schen</strong> Wi<strong>der</strong>stand organisieren” Foto unten: Kampf<br />

um öffentliche Räume. Grafitti am Albaniplatz. Göttingen, Januar<br />

2008.


Denn mittel- und langfristig können<br />

es nur solche Strukturen sein,<br />

die linke Räume in diesen Regionen<br />

schaffen und damit ein Gewicht<br />

gegen Neonazis bilden können.<br />

Wir verstehen unsere antifaschistische<br />

Regionalarbeit im Südharz als<br />

Teil eines solchen Versuches und<br />

als strategisches Konzept für eine<br />

Region, in <strong>der</strong> Neonazis einen<br />

dominierenden Faktor darstellen,<br />

aber dennoch zumindest vereinzelt<br />

linke und fortschrittliche<br />

Positionen zu finden sind.<br />

Wir haben daher am Beispiel des<br />

Südharzes versucht eine Konzeption<br />

zu entwickeln, die einerseits<br />

versucht die Bedürfnisse <strong>der</strong> wenigen<br />

antifaschisti<strong>schen</strong> Kräfte in <strong>der</strong><br />

Kleinstadt und Region mit einzubeziehen.<br />

Zugleich weist die Demonstration<br />

am 19.1.2008 aber<br />

über die bestehenden Ansätze <strong>der</strong><br />

Aufklärungs- und Kulturarbeit hinaus.<br />

Wichtige Vorausetzung<br />

dafür ist die Schaffung eines verbindlichen<br />

Bündnisrahmens, in<br />

dem wir längerfristig zusammen<br />

arbeiten. Dabei können wir auf die<br />

positiven Erfahrungen unserer<br />

Bündnisarbeit im Göttinger Bündnis<br />

gegen Rechts zurückgreifen.<br />

Dieses zusammen genommen ermöglichte<br />

es uns eine handlungsfähige<br />

Strategie zu entwerfen, in<br />

<strong>der</strong> die Demonstration am<br />

19.1.2008 ein wichtiger Bestandteil<br />

sein wird.<br />

Die Bündnisdemonstration wird<br />

an den Wohnhäusern, den Läden<br />

und den Treffpunkten <strong>der</strong><br />

Neonazis vorbei ziehen. Damit soll<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Bedrohung durch<br />

die Neonaziszene konkrete<br />

Namen, Anschriften und Gesichter<br />

<strong>der</strong> dafür Verantwortlichen gegeben<br />

werden. Wir kommen am<br />

19.1.2008 nach Bad Lauterberg, um<br />

klarzustellen: “Der Südharz ist für<br />

Neonazis nicht länger ruhiges<br />

Hinterland!”<br />

Keine Geschäfte mit Faschisten!<br />

Tattooladen “Zettel am Zeh” und<br />

Gaststätte “O<strong>der</strong>taler Kutscherstuben”<br />

dicht machen!<br />

Weg mit rechtem Lifestyle und<br />

Sounddreck! Den Nazimusikern<br />

von “Agitator” und “Faktor<br />

Deutschland” den Ton abstellen!<br />

Keine “Apfelsaftschorle” mit<br />

Nazis! Gerhard Walter und die<br />

CDU-Herzberg trocken legen!<br />

Für eine starke antifaschistische<br />

Kultur! “Rock gegen Rechts”-<br />

Konzert in Herzberg durchsetzen!<br />

Antifaschistische Linke <strong>In</strong>ternational<br />

>A.L.I.

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