Templer 3 - Der Tempel der Menschheit
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DER TEMPLER<br />
Ausgabe 3/2013<br />
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> .......................................................... 2<br />
<strong>Der</strong> Redaktionelle Spiegel, v. Eleanor Schumway .............................. 3<br />
<strong>Der</strong> Bote, aus Lichter Höhe ........................................................... 4<br />
Hermetische Grundsätze, aus Kybalion ......................................... 6<br />
Menschenbegegnungen als Erwachen am Du, v. Dr. Hartmann .. 11<br />
Selbsterkenntnis, v. Hermann Rudolph ........................................ 19<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> – Aktivitäten ................................... 23<br />
Die Blätter fallen, v. Rilke ..... …………………………...………24<br />
DER TEMPEL DER MENSCHHEIT<br />
Deutsche Gemeinschaft e. V.<br />
1
THE TEMPLE OF THE PEOPLE<br />
— <strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> —<br />
Kosmisch betrachtet entspricht <strong>der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> dem <strong>Tempel</strong> aller<br />
Menschen. Dieser <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> Menschen besteht aus allen Menschen, die, wenn bei<br />
ihnen das Wissen um ihre Göttlichkeit erwacht, es unternommen haben, den Pfad zu<br />
betreten, sowie aus denen, die ihr Leben dem selbstlosen Dienst an <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />
gewidmet haben. Im Beson<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> TEMPEL DER MENSCHHEIT einer <strong>der</strong><br />
Körper o<strong>der</strong> Werkzeuge für das Erscheinen des Avatars o<strong>der</strong> des Christus für die neue<br />
Ordnung, die Morgendämmerung einer neuen Kultur für die Rassen dieser Erde.<br />
Er wurde im Staate New York im zweiten Zyklus <strong>der</strong> Großen Weißen Loge im<br />
Jahre 1898 durch drei Meister gegründet, welche durch an<strong>der</strong>e unterstützt wurden, um<br />
physische, mentale und spirituelle Grundlagen <strong>der</strong> kommenden sechsten Rasse aufzubauen.<br />
Die Ziele des <strong>Tempel</strong>s sind:<br />
1. Die Wahrheiten <strong>der</strong> Religion als Hauptfaktor in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> menschlichen<br />
Rasse darzulegen. Dies bedeutet aber nicht die Formulierung eines Glaubensbekenntnisses.<br />
2. Eine Philosophie des Lebens zu verbreiten, die mit den Naturgesetzen und dem<br />
göttlichen Gesetz im Einklang ist.<br />
3. Das Studium <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> grundlegenden Tatsachen und Gesetze,<br />
auf denen die Wissenschaften beruhen, zu för<strong>der</strong>n, was uns gestatten wird, unseren<br />
Glauben und unsere Erkenntnis von dem Bekannten auf das Unbekannte auszudehnen.<br />
4. Das Studium und die Ausübung <strong>der</strong> Kunst auf den grundlegenden Linien zu<br />
för<strong>der</strong>n, um zu zeigen, dass die Kunst in Wirklichkeit die Anwendung von Erkenntnis<br />
zum Wohle und zum Heile <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> ist, und dass <strong>der</strong> Christos zu<br />
<strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> sowohl durch die Kunst als auch durch eine an<strong>der</strong>e grundlegende<br />
Offenbarungsweise sprechen kann.<br />
5. Die För<strong>der</strong>ung einer Kenntnis <strong>der</strong> wahren Sozialwissenschaft, die auf einem<br />
unumstößlichen Gesetz beruht, das die Beziehungen <strong>der</strong> Menschen untereinan<strong>der</strong><br />
und zwischen Mensch und Gott und <strong>der</strong> Natur darlegt. Sobald diese Beziehungen<br />
recht verstanden werden, werden wir instinktiv das Gesetz <strong>der</strong> wahren Bru<strong>der</strong>schaft<br />
anerkennen und befolgen: Das <strong>der</strong> Einheit ALLEN Lebens.<br />
Religion, Wissenschaft und Volkswirtschaft: dieses sind die Grundsteine des<br />
<strong>Tempel</strong>s. Es kann keine wahre Religion ohne wissenschaftliche Basis geben, und es<br />
kann kein gerechtes Wirtschaftssystem geben, das nicht auf einer Wissenschaft beruht,<br />
die religiös ist und eine Religion, die wissenschaftlich ist.<br />
2
DER REDAKTIONELLE SPIEGEL<br />
Uns ist wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> gesagt worden, „Finde die<br />
Stätte des Friedens“ und Freunde und Feinde werden in gleicher<br />
Weise nur vermehrte Segnungen sein, da sie beide von<br />
Gott zu dir sprechen werden — von Liebe <strong>der</strong> eine und <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e von Vergebung.<br />
Die Woche <strong>der</strong> Convention ist die Zeit, die Aufmerksamkeit<br />
auf solche Ideale zu richten, sie klarer zu erfassen<br />
und dann zu erkennen, wo wir unsere Richtung verän<strong>der</strong>n<br />
müssen, um so jeden Tag diese Stätte des Friedens zu erreichen.<br />
Es ist eine gewaltige Erfahrung, unsere geistigen Brü<strong>der</strong><br />
und Schwestern zu treffen, um herauszufinden, wo gemeinsame<br />
Ideale sich in unserem Bewusstsein verwirklichen,<br />
genauso wie in unseren Leben. Auf diese Weise hilft<br />
uns die Zeit <strong>der</strong> Convention neues Licht zu bringen, es in uns<br />
wirken zu lassen und von dort hinein in das Leben <strong>der</strong> ganzen<br />
<strong>Menschheit</strong>.<br />
ELEANOR L. SHUMWAY<br />
Guardian in Chief<br />
Ich will mich bemühen,<br />
die Gegenwart des Avatars<br />
als eine lebendige Kraft<br />
in meinem Leben zu erkennen<br />
und zu verwirklichen.<br />
3
<strong>Der</strong> Bote<br />
Wie <strong>der</strong> Wüstenreisende, zur Oase gelangt, den Füßen seines Lasttiers<br />
Halt gebietet und zur Quelle eilt, um seinen mör<strong>der</strong>ischen Durst zu<br />
löschen, so werden auch du und ich den Füßen unserer Tiere - unserer<br />
Körper -, die die Last unseres Verlangens tragen, Halt gebieten und in<br />
einer weiten Oase <strong>der</strong> Wildnis des materiellen Lebens rasten. Denn wir<br />
wan<strong>der</strong>n auf dem Pfad, <strong>der</strong> zur Heiligen Stadt unseres Strebens führt,<br />
und zu dem König, <strong>der</strong> unser Kommen erwartet.<br />
Doch kaum dass wir diese gesegnete, erfrischende Oase verlassen<br />
haben, müssen wir uns neuen, noch unbesiegten Feinden stellen - an<strong>der</strong>en<br />
Elementalgestalten, die den Pfad bewachen - und uns so mit <strong>der</strong><br />
übrigen <strong>Menschheit</strong>, zu <strong>der</strong> wir gehören, allmählich den Weg zur<br />
Himmelsstadt erkämpfen. Nicht leicht zu bestehen ist die vor uns liegende<br />
Prüfung. Aber sie entscheidet über unser Recht auf Wie<strong>der</strong>geburt<br />
im neuen Goldenen Zeitalter, das diesem trüben Eisernen folgt.<br />
Am frischen Quell, zu dem die Reisenden, die nach den ,,Goldenen<br />
Lehren" die Wahrheit suchen, gelangen, steht jemand, <strong>der</strong> an dich und<br />
mich die Worte richtet: ,,Willkommen, mü<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er. Trink dich<br />
satt an diesem Wasser, leg dich sodann hier in den Schatten und höre<br />
mir zu. Was ich dir sagen werde, ist wie Öl und Wein, die dich in den<br />
Stunden <strong>der</strong> Prüfung stärken sollen.<br />
Bewahre nur meine Worte wie einen Schatz in deinem Herzen. In<br />
Unwissenheit hattest du deinen Gott verleugnet. In Ungehorsam hattest<br />
du dein Seelentor vor den in Liebe zu dir gesandten Boten verschlossen.<br />
Doch jetzt höre und achte darauf, was ich dir sage, denn ich bin<br />
dein an<strong>der</strong>es Selbst.“<br />
Immer, wenn die lange Liste deiner Sünden gegen Gott - dein<br />
Selbst, deine Mitmenschen – hart gegen dich zeugt, flehst du um Gnade,<br />
Vergebung und Erbarmen. Aber weißt du nicht, dass du gar nichts<br />
mit diesen Sünden gemein hast? Es sind doch nur die Wirkungen von<br />
Ursachen, vor langer Zeit von dir gelegt, um deine Stärke, Ausdauer<br />
und Kraft im Dienst zu prüfen. Wie <strong>der</strong> Wettläufer das staubige Kleid<br />
abwirft, ehe er sich in den Strom stürzt, <strong>der</strong> ihn von aller Unreinheit<br />
4
einigt, so lasset jetzt das gedankengewobene Kleid deiner Verfehlungen,<br />
das dich umhüllt, fallen, um in den Strom deiner Göttlichkeit einzutauchen.<br />
Erblicken dann deine Augen den Heiligen, <strong>der</strong> sich dir nähert,<br />
und dringt Seine Stimme an dein Ohr, so wirst du ihn sagen hören:<br />
,,Von ganzem Herzen segne den Schmerz, <strong>der</strong> dir die Augen geöffnet,<br />
das Leid, das dir Einsicht gegeben hat, und das einst so harte Herz, von<br />
dem jetzt Ströme des tiefsten Mitleids fließen. Falle auf die Knie und<br />
betrachte die Liebe, die jetzt auf den Gesichtern deiner Mitreisenden<br />
leuchtet, die Liebe, in die sich Hass und Selbstsucht verwandelt haben,<br />
und auch den Schmerz, <strong>der</strong> sie zu Reue und Versöhnung führte. Diese<br />
Drei: Liebe, Schmerz, Versöhnung, haben auch dich zu dem gemacht,<br />
was du heute bist. Was du bist, nicht, was du getan hast, wird dir Kraft<br />
geben, den Schleier <strong>der</strong> Isis zu lüften, wenn dein Leben im Fleisch einst<br />
endet.<br />
Forsche nicht nach den Zeichen des Bösen in deines Bru<strong>der</strong>s Antlitz.<br />
Dringe stattdessen hinter diese Maske, vielleicht erblickst du dann<br />
die gequälten Augen einer Seele, die flehend nach dir Ausschau hält,<br />
einer Seele, erschöpft vom beschwerlichen Kampf gegen ihre Feinde,<br />
die auch die deinen sind."<br />
Mit diesen Worten wird dich <strong>der</strong> Bote bitten, weiterzugehen und<br />
Platz zu machen für den nächsten Reisenden, <strong>der</strong> ebenfalls du selber<br />
bist.<br />
Aus Lichter Höhe<br />
5
Hermetische Grundsätze<br />
Das Kybalion<br />
„Die Aneignung von Wissen ist, wenn es nicht tätig zu Ausdruck<br />
und Wirkung kommt, wie das Horten wertvoller Metalle – eine zwecklose<br />
und unsinnige Sache. Wissen muss wie Reichtum einer Verwendung<br />
zugeführt werden. Das Gesetz <strong>der</strong> Anwendung ist ein universales<br />
Gesetz und wer es verletzt, kommt mit den Naturkräften in Konflikt zu<br />
seinem Schaden.“ „Kybalion.“<br />
Es war niemals beabsichtigt, die hermetischen Lehren, die aus den<br />
erwähnten Gründen im Geiste ihrer glücklichen Besitzer sorgfältig aufbewahrt<br />
wurden, nutzlos aufzuspeichern und völlig geheim zu halten.<br />
Das Gesetz <strong>der</strong> Anwendung gilt auch für diese Lehren, wie man aus<br />
obigem Zitat aus dem „Kybalion“ zweifellos ersehen kann. Wissen, das<br />
man nicht verwendet und mitteilt, ist eitel und bringt einem Menschen<br />
o<strong>der</strong> Volk nicht Gutes. Hüte Dich vor geistiger Missgunst und bringe<br />
das, was Du gelernt hast, zum Ausdruck. Ergründe die Grundsätze und<br />
Lehrsprüche, aber wende sie auch an. Nachstehend geben wir einige<br />
<strong>der</strong> wichtigsten hermetischen Grundsätze aus dem „Kybalion“ bekannt<br />
mit ein paar kurzen Erläuterungen. Mache sie Dir ganz zu eigen und<br />
wende sie an, denn dadurch werden sie erst wirklich Dein.<br />
„Wenn Du Deine Stimmung o<strong>der</strong> irgendeinen an<strong>der</strong>en geistigen<br />
Zustand än<strong>der</strong>n willst, so än<strong>der</strong>e Deine Schwingung.“<br />
Man kann seine geistigen Schwingungen durch Ausspannung seines<br />
Willens än<strong>der</strong>n, indem man seine Aufmerksamkeit vorsätzlich auf einen<br />
wünschenswerten Zustand festlegt. <strong>Der</strong> Wille konzentriert die<br />
Aufmerksamkeit und die Aufmerksamkeit verwandelt die Schwingung.<br />
Übe die Kunst <strong>der</strong> Konzentration vermittels des Willens und Du hast<br />
das Geheimnis gelöst, Stimmungen und geistige Zustände zu beherrschen.<br />
„Willst Du einen unerwünschten Schwingungsgrad beseitigen, so<br />
setze das Prinzip <strong>der</strong> Polarität in Tätigkeit und konzentriere Dich auf<br />
6
den entgegengesetzten Pol dessen, was Du zu unterdrücken wünschst.<br />
Töte das Unerwünschte ab, indem Du seine Polarität wechselst.“<br />
Dies ist eine <strong>der</strong> wichtigsten hermetischen Formeln. Sie beruht auf<br />
den wissenschaftlichen Prinzipien des „Kybalion.“ Wir haben Euch<br />
gezeigt, dass ein geistiger Zustand und sein Gegensatz lediglich zwei<br />
Pole ein und <strong>der</strong>selben Sache sind, und dass die Polarität durch geistige<br />
Verwandlung umgedreht werden kann. Dieses Prinzip ist den mo<strong>der</strong>nen<br />
Psychologen bekannt, sie wenden es an, um unerwünschte Gewohnheiten<br />
zu brechen, indem sie ihre Schüler veranlassen, sich auf die entgegengesetzte<br />
Eigenschaft zu konzentrieren.<br />
Bist Du von Furcht besessen, so verschwende keine Zeit, die Furcht<br />
abzutöten, son<strong>der</strong>n pflege stattdessen die Eigenschaft des Mutes, und<br />
die Furcht wird verschwinden. Einige Schriftsteller haben diesen Gedanken<br />
sehr treffend ausgedrückt, indem sie das Beispiel eines dunklen<br />
Raumes benutzten: Du musst die Dunkelheit we<strong>der</strong> heraus schaufeln<br />
noch heraus fegen, son<strong>der</strong>n Du brauchst nur die Fensterläden zu öffnen<br />
und das Licht hineinzulassen, damit die Dunkelheit verschwindet. Um<br />
eine negative Eigenschaft abzutöten, konzentriere Dich auf den positiven<br />
Pol dieser Eigenschaft und die Schwingungen werden sich allmählich<br />
vom Negativen ins Positive verwandeln, bis Du schließlich auf<br />
dem positiven Pol polarisiert sein wirst, statt auf dem negativen.<br />
Das Umgekehrte ist ebenfalls wahr, wie viele zu ihren Kummer ersehen<br />
haben, wenn sie sich erlaubt haben, zu lange auf dem negativen<br />
Pol <strong>der</strong> Dinge zu schwingen. Durch Wechseln <strong>der</strong> Polarität kannst Du<br />
Deine Stimmungen meistern, die Zustände Deines Geistes verän<strong>der</strong>n,<br />
Deine Neigungen lenken und Deinen Charakter aufbauen. Vieles von<br />
<strong>der</strong> geistigen Meisterschaft <strong>der</strong> fortgeschrittenen Hermetiker muss man<br />
dieser Anwendung <strong>der</strong> Polarität zuschreiben, die einen <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Gesichtspunkte <strong>der</strong> geistigen Verwandlung darstellt. Denke an den früher<br />
erwähnten hermetischen Grundsatz, welcher lautet: „Geist kann,<br />
wie Metalle und Elemente, verwandelt werden, von Zustand zu Zustand,<br />
von Grad zu Grad, von Pol zu Pol, von Schwingung zu Schwingung.“<br />
7
Die Beherrschung <strong>der</strong> Polarisation ist die Meisterung <strong>der</strong> grundlegenden<br />
Prinzipien geistiger Transmutation o<strong>der</strong> geistiger Alchimie,<br />
denn wer sich die Kunst, seine eigene Polarität zu verwandeln, nicht<br />
erwirbt, ist unfähig, auf seine Umgebung eine Wirkung auszuüben. Das<br />
Verständnis dieses Prinzips versetzt einen in die Lage, seine eigene<br />
Polarität zu än<strong>der</strong>n sowie die an<strong>der</strong>er, wenn man die Zeit, Sorgfalt,<br />
Studium und Übung darauf verwendet, die notwendig sind, diese Kunst<br />
zu lernen. Das Prinzip ist richtig, aber das Resultat hängt ab von <strong>der</strong><br />
unaufhörlichen Geduld und Übung des Schülers.<br />
„Rhythmus kann man neutralisieren, wenn man die Kunst <strong>der</strong> Neutralisation<br />
anwendet.“<br />
Wie wir in den vorhergehenden Kapiteln erklärt haben, stehen die<br />
Hermetiker auf dem Standpunkt, dass das Prinzip des Rhythmus sich<br />
sowohl auf <strong>der</strong> geistigen als auch auf <strong>der</strong> physischen Ebene offenbart<br />
und dass die verwirrende Folge von Stimmungen, Gefühlen, Erregungen<br />
und an<strong>der</strong>er geistiger Zustände von den Rückwärts- und Vorwärtsschwingungen<br />
des geistigen Pendels herrührt, das uns von einem Gefühlsextrem<br />
zum an<strong>der</strong>en trägt.<br />
Die Hermetiker lehren auch, dass das Gesetz <strong>der</strong> Neutralisation einen<br />
in großem Umfange befähigt, die Auswirkungen des Rhythmus<br />
bewusst zu beherrschen. Wie wir auseinan<strong>der</strong>setzten, gibt es eine höhere<br />
Ebene des Bewusstseins, außer <strong>der</strong> gewöhnlichen niedrigen, und <strong>der</strong><br />
Meister – <strong>der</strong> sich geistig auf die höhere Ebene erhebt – lässt den<br />
Schwung des geistigen Pendels sich auf <strong>der</strong> niedrigeren Ebene auswirken<br />
und entgeht so <strong>der</strong> bewussten Rückwärtsschwingung. Dies geschieht<br />
durch Polarisation auf dem höheren Selbst, wodurch die geistigen<br />
Schwingungen des Ego über die gewöhnliche Ebene des Bewusstseins<br />
hinaus gesteigert werden. Es ist ebenso, als ob man sich über einen<br />
Gegenstand erhöbe und ihn unter sich vorbeigehen ließe. <strong>Der</strong> fortgeschrittene<br />
Hermetiker Polarisiert sich selbst an den positiven Pol seines<br />
Wesens – <strong>der</strong> mehr <strong>der</strong> „ICH BIN“ Pol als <strong>der</strong> seiner Persönlichkeit<br />
ist, und indem er die Wirkung des Rhythmus „abwehrt“ und „verneint“,<br />
erhebt er sich über dessen Ebene des Bewusstseins, steht fest auf seinem<br />
Standpunkt und lässt das Pendel auf <strong>der</strong> niedrigeren Ebene zurückschwingen,<br />
ohne seine Polarität zu än<strong>der</strong>n.<br />
8
Dies kann erreicht werden durch alle Persönlichkeiten, die einen<br />
gewissen Grad von Selbstbeherrschung erreicht haben, ganz gleich ob<br />
sie das Gesetz verstehen o<strong>der</strong> nicht. Solche Menschen lassen sich durch<br />
das Pendel ihre Stimmungen und Erregungen einfach nicht zurückschwingen,<br />
bleiben an dem positiven Pol polarisiert und beweisen so<br />
ihre unerschütterliche Überlegenheit.<br />
<strong>Der</strong> Meister erreicht natürlich einen viel höheren Grad von Fertigkeit,<br />
denn er versteht das Gesetz, das er mit einem höheren Gesetz<br />
überwindet, und durch Anwendung seines Willens erreicht einen Grad<br />
von Gleichgewicht und geistiger Standfestigkeit, den diejenigen kaum<br />
für möglich halten können, die sich von dem Pendel ihrer Stimmungen<br />
und Gefühle hin und her schwingen lassen. Erinnert Euch aber stets,<br />
dass in Wirklichkeit das Prinzip des Rhythmus nicht gestört wird, denn<br />
es ist unzerstörbar. Man überwindet ein Gesetz lediglich dadurch, dass<br />
man es durch das Gegengewicht eines an<strong>der</strong>en ausgleicht. Die Gesetze<br />
des Gleichgewichts und Gegengewichts sind sowohl auf den geistigen<br />
als auch auf den physischen Ebenen in Wirksamkeit und das Verständnis<br />
dieser Gesetze bringt einen in die Lage, die Gesetze scheinbar außer<br />
Kraft zu setzen, während man nur ein Gegengewicht zur Auswirkung<br />
bringt.<br />
„Nichts entgeht dem Prinzip von Ursache und Wirkung, aber es gibt<br />
viele Ebenen <strong>der</strong> Unsächlichkeit und man kann die Gesetze <strong>der</strong> höheren<br />
verwenden, um die Gesetzte <strong>der</strong> niedrigeren zu überwinden.“<br />
Durch praktische Nutzanwendung <strong>der</strong> Polarisation erheben sich die<br />
Hermetiker zu einer hohen Ebene <strong>der</strong> Unsächlichkeit und schaffen so<br />
ein Gegengewicht gegen die Gesetze <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Ebenen <strong>der</strong> Ursächlichkeit.<br />
Indem sie sich über die Ebene <strong>der</strong> gewöhnlichen Ursachen<br />
erheben, werden sie in gewissem Grade selbst Anlass, anstatt veranlasst<br />
zu werden. Dadurch, dass sie in <strong>der</strong> Lage sind, ihre eigenen Gefühle<br />
und Stimmungen zu beherrschen, und dadurch, dass sie den Rhythmus<br />
neutralisieren können, können sie einem großen Teil von Ursache und<br />
Wirkung auf <strong>der</strong> gewöhnlichen Ebene entgehen.<br />
9
Die Massen <strong>der</strong> Menschen lassen sich tragen, sie gehorchen ihrer<br />
Umgebung, dem Willen und den Wünschen an<strong>der</strong>er, die stärker sind als<br />
sie, den Auswirkungen ererbter Tendenzen, den Einflüsterungen an<strong>der</strong>er<br />
und an<strong>der</strong>en äußeren Ursachen, die sie wie Figuren auf dem<br />
Schachbrett des Lebens hin und her schieben.<br />
Die fortgeschrittenen Hermetiker suchen eine höhere Ebene geistiger<br />
Tätigkeit auf, indem sie sich über diese einwirkenden Ursachen<br />
erheben, ihre Stimmungen, Erregungen, Antriebe und Gefühle beherrschen<br />
und sich so einen neuen Charakter, neue Eigenschaften und Kräfte<br />
schaffen. So werden sie Spieler statt Figuren.<br />
Solche Personen tragen zu dem Spiel des Lebens verständnisvoll<br />
bei, anstatt dass sie hin und her bewegt werden durch stärkere Einflüsse,<br />
Kräfte und Willensäußerungen. Sie benützen das Prinzip von Ursache<br />
und Wirkung, anstatt ihm zu unterliegen. Natürlich sind selbst die<br />
am höchsten Stehenden diesem Prinzip unterworfen, wenn es sich auf<br />
den höheren Ebenen auswirkt; aber auf den niedrigeren Ebenen sind sie<br />
Meister anstatt Sklaven. Wie das „Kybalion“ sagt: „Die Weisen dienen<br />
auf den höheren, aber herrschen auf den niedrigeren Ebenen.“<br />
Sie gehorchen den Gesetzen, die von oben kommen, aber auf ihren<br />
eigenen Ebenen, und auf denen unter ihnen herrschen und befehlen sie.<br />
Aber doch bilden sie dabei einen Teil des Prinzips, statt sich ihm entgegenzustellen.<br />
<strong>Der</strong> Weise macht sich das Gesetz zu eigen, und indem<br />
er seine Bewegung versteht, bedient er sich seiner, anstatt sein Sklave<br />
zu sein.<br />
So wie ein geschickter Schwimmer sich hierhin und dorthin wendet,<br />
wohin er will, anstatt wie ein Klotz hin und her getragen zu werden –<br />
so ähnlich kann man den Weisen mit dem Durchschnittsmenschen vergleichen<br />
und doch sind beide – <strong>der</strong> Schwimmer und <strong>der</strong> Klotz, <strong>der</strong><br />
Weise und <strong>der</strong> Tor – dem Gesetz unterworfen. Wer das wohl versteht,<br />
ist weit auf dem Wege zur Meisterschaft.<br />
Zum Schluss wollen wir noch einmal Eure Aufmerksamkeit auf den<br />
hermetischen Grundsatz lenken: „Wahre hermetische Verwandlung ist<br />
geistiger Art.“<br />
10
Mit diesem Grundsatz lehren die Hermetiker, dass man die schwere<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Beeinflussung seiner Umgebung nur durch geistige Kraft<br />
lösen kann! Da das Universum vollständig geistig ist, folgt daraus, dass<br />
es nur durch Geist beherrscht werden kann. In dieser Wahrheit liegt die<br />
Erklärung aller Erscheinungen und Offenbarungen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
geistigen Kräfte, denen seit Anfang dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts so viel Aufmerksamkeit<br />
und Studium gewidmet wird.<br />
Allen Lehren <strong>der</strong> verschiedenen Kulte und Schulen liegt als konstante<br />
Größe stets das Prinzip <strong>der</strong> geistigen Substanz des Universums<br />
zugrunde. Wenn das Universum seiner substanziellen Natur nach geistig<br />
ist, so folgt daraus, dass geistige Transmutation die Zustände und<br />
Erscheinungsformen des Universums än<strong>der</strong>n muss.<br />
Wenn das Universum geistig ist, dann muss Geist die höchste Kraft<br />
sein, die seine Erscheinungen beeinflusst. Wenn man dies recht versteht,<br />
so wird man alle sogenannten Wun<strong>der</strong> und Wun<strong>der</strong>taten als das<br />
ansehen, was sie sind:<br />
„DAS ALL IST GEIST, DAS UNIVERSUM IST GEISTIG!“<br />
Das Kybalion<br />
11
12<br />
Menschenbegegnungen als Erwachen am Du<br />
Dr. Franz Hartmann<br />
In einer europäischen Stadt wird anfangs des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts ein<br />
Knabe geboren. <strong>Der</strong> Vater stirbt früh. Die Mutter kann die große Familie<br />
nicht allein versorgen und <strong>der</strong> heranwachsende Junge wird zu einem<br />
befreundeten Geschäftsmann in eine an<strong>der</strong>e Stadt gebracht. Die Betätigung<br />
in diesem Geschäftszweige befriedigt den Jungen wenig, er fühlt<br />
sich zu einem bestimmten Gebiete im Technisch-Chemischen hingezogen.<br />
Beim Mittagessen im Restaurant fällt sein Blick in den Annoncenteil<br />
einer großen Zeitung und bleibt an einer bestimmten Stelle haften.<br />
Bei näherem Zusehen erweist sich diese Stelle als Anzeige eines chemischen<br />
Unternehmens, das Lehrlinge zu Ausbildungszwecken sucht.<br />
Rasch entschlossen kündigt er seine bisherige Stelle, reist in die an<strong>der</strong>e<br />
Stadt und wird aufgenommen.<br />
Einige Zeit hernach vernichtet ein Brand den betreffenden Teil des<br />
Werkes, und es erscheint fraglich, ob er dort weiter arbeiten kann. Bei<br />
<strong>der</strong> Heimfahrt entnimmt er dem Gespräche neben ihm sitzen<strong>der</strong> Männer<br />
die Möglichkeit, in einem ähnlichen Industrieunternehmen einer<br />
an<strong>der</strong>en Stadt seinen Ausbildungsgang fortzusetzen und abzuschließen.<br />
Dies lässt sich machen und er wird nach vollendeter Ausbildung mit<br />
<strong>der</strong> Durchführung bestimmter Arbeiten betraut. Einem Kameraden, <strong>der</strong><br />
ihm aus persönlichen Gründen feindlich ist, gelingt es, ihn bei <strong>der</strong><br />
Werkleitung zu verdächtigen und seine Entfernung zu veranlassen. Ungerecht<br />
beschuldigt und entlassen schlen<strong>der</strong>t er eines Abends in verzweifelter<br />
Stimmung durch die Straßen. Es ist nicht nur die Entlassung,<br />
die ihn bedrückt, er ist nun Ende <strong>der</strong> Zwanzig und fühlt sich eigentümlich<br />
ausgehöhlt und sinnleer. „Wozu lebe ich, welche Aufgaben habe<br />
ich noch in <strong>der</strong> Welt?“ Auf diese Fragen weiß er keine Antwort.<br />
An diesem Abend nun bleibt er wie zufällig vor dem hellerleuchteten<br />
Schaufenster einer Buchhandlung stehen. Sein. Blick gleitet über<br />
den Titel eines Werkes, das Aufschluss über Mensch und Welt zu geben<br />
verheißt. In diesem Moment tritt eine an<strong>der</strong>e Persönlichkeit gleichfalls<br />
ans Schaufenster. <strong>Der</strong> merkwürdige Titel jenes Buches bietet den<br />
Anknüpfungspunkt eines Gespräches. Zwei Menschen begegnen sich<br />
an einem bestimmten Punkt ihrer Lebensbahn. Im gemeinsamen Fragen<br />
nach dem Sinn ihres Daseins. Da regnerisches Wetter herrscht, ergibt
sich zwanglos <strong>der</strong> Besuch eines Restaurants mit weiteren Aussprachen.<br />
Später zeigt sich, dass sich zwei Freunde gefunden haben, die sich<br />
wechselseitig immer weniger aus ihrem Leben wegdenken können.<br />
Beson<strong>der</strong>s für den jüngeren von beiden, den erstgenannten jungen<br />
Mann, erweist sich die Begegnung mit dem An<strong>der</strong>en, sein Urteil, aber<br />
auch seine herbe Kritik als entscheidend, um ihn auf die Bahn zu stoßen,<br />
auf <strong>der</strong> er etwas zu leisten berufen ist. Es gelingt ihm dadurch, auf<br />
bestimmten Gebieten Entdeckungen zu machen, die <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />
dienen und darüber hinaus, in den Gesprächen mit seinem Freunde seine<br />
Seele zu jenem Punkte des Erwachens zu bringen, wo ihm <strong>der</strong> wahre<br />
Sinn des Menschenlebens immer bedeutsamer aufgeht.<br />
Nun wäre noch <strong>der</strong> Lebenslauf des an<strong>der</strong>en Menschen zu schil<strong>der</strong>n:<br />
Wie er an einem abgelegenen Orte Europas mehrere Jahre vor dem<br />
Ersten geboren, durch die verschiedensten Wechselfälle des Lebens,<br />
durch die Vermittlung dritter Menschen, durch freundliche und feindliche<br />
Eingriffe und schließlich, weil hier ein Brief verspätet ankam, dort<br />
ein Zug versäumt wurde und eine Krankheit einen mehrtägigen Aufschub<br />
brachte etc. - - an eben dem Zeitpunkte, in eben <strong>der</strong> Stadt, an<br />
eben dem Buchladen Halt macht, wo gleichzeitig die zuerst genannte<br />
Persönlichkeit vorbeikommt.<br />
Wenige Minuten früher o<strong>der</strong> später – und beide hätten sich nie im<br />
Leben getroffen.<br />
Eine solche Begegnung ist schicksalsbestimmend für alles Weitere<br />
und lässt auch das Leben bis zu diesem Augenblick im Nachhinein in<br />
ganz an<strong>der</strong>em Lichte erscheinen. Bis zu diesem Zeitpunkte hatte keiner<br />
von Beiden beson<strong>der</strong>en Veranlassungen über seinen Lebensweg nachzudenken.<br />
Wie im Traum wandelten sie ihn, einerseits getrieben durch<br />
die inneren Dranggewalten ihres Gemüts, an<strong>der</strong>erseits gesteuert durch<br />
die verschiedensten sogenannten äußeren Zufälle. Nun aber nach ihrem<br />
Zusammentreffen fühlen sich beide veranlasst zu bestaunen, durch welche<br />
Häufung verstandesmäßiger Unwahrscheinlichkeiten und Zufälle<br />
das herbeigeführt wurde, was ihnen nun als das Selbstverständlichste<br />
und Notwendigste erscheinen muss: Dass sie sich trafen, dass sie einan<strong>der</strong><br />
haben, dass sie sich aus ihrem Leben wechselseitig nicht mehr<br />
wegdenken können. Keiner von beiden und beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Jüngere<br />
nicht, wäre ohne die Begegnung mit dem An<strong>der</strong>en geworden, was er<br />
13
wurde. Was er wurde, kam zwar aus seinem eigenen Inneren, aus seinen<br />
bei <strong>der</strong> Geburt mitgebrachten Veranlagungen. Diese aber hätten<br />
sich niemals entfaltet ohne die Begegnung mit dem An<strong>der</strong>en.<br />
Von jenem an<strong>der</strong>en sprang <strong>der</strong> Funke über, <strong>der</strong> entzündete. Man<br />
hätte sich selbst, sein Eigenes ich, nicht gefunden, wenn es einem nicht<br />
durch die Begegnung mit dem An<strong>der</strong>en entgegengebracht worden wäre.<br />
Wir reden hier gar nicht erst von den viel offensichtlicheren Rolle, die<br />
Menschen als Gönner und För<strong>der</strong>er im Lebenswerk eines Menschen<br />
spielen. Dieser wäre vielleicht am Rande <strong>der</strong> Lebensstraße zusammengebrochen<br />
und verhungert, wenn ihn nicht in diesem Augenblick die<br />
rettende Hand ergriffen hätte. Gemeiniglich sagt man heute, ein Menschenschicksal<br />
werde von innen heraus durch die Vererbungsgrundlage<br />
bestimmt. Gut. In noch viel wesentlicherer Weise gehört jedoch zum<br />
Schicksal, zur Biografie eines Menschen, was von außen durch sogenannte<br />
Zufälle des Lebens und beson<strong>der</strong>s durch an<strong>der</strong>e Menschen an<br />
ihn herankommt.<br />
Das aber kann grundsätzlich nicht durch Vererbung erklärt werden,<br />
und hiermit treffen wir einen jener Punkte, die bereits für eine rein verstandesmäßige<br />
Überlegung eine unbedingte Nötigung darstellen, beim<br />
Menschen über das Vererbungsmäßige hinauszugehen und die Ursachen<br />
des Schicksals in vergangenen Erdenleben zu suchen.<br />
Bei tieferer Besinnung erlebt je<strong>der</strong> von uns die fundamentale Einsicht:<br />
,,Mein Schicksal ist mir nichts Fremdes, wird mir nicht durch die<br />
Willkür des Zufalles o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorsehung äußerlich aufgezwungen. In<br />
ihm schaue ich mir vielmehr selbst ins Auge. Ich selbst bin mein<br />
Schicksal." Dann aber ist klar: ,,Ich", als wahre Wurzel meines Schicksals,<br />
bin gar nicht nur ,,in" mir zu suchen, d. h. in demjenigen, was ich<br />
meinen Leib, meine Konstitution, meinen Charakter etc. nenne, son<strong>der</strong>n<br />
eben so sehr, ja noch mehr bin ich ,,außer" mir, da draußen im<br />
Weltall, in allen Schicksalsereignissen und Menschen, die mir von<br />
dorther begegnen.<br />
Aus den Tiefen meines Inneren aufsteigend und aus den Weiten <strong>der</strong><br />
Welt an mich herankommend, von beiden Seiten, von Zentrum und<br />
Peripherie, wirkt die geheimnisvolle Kraft meines wahren Ichs, in welchem<br />
ich den Gestalter meines Schicksals sehen muss. Und indem so<br />
das in mir lebende Ich und Schicksal mit dem außer mir in <strong>der</strong> Welt<br />
14
ausgebreiteten Ich und Schicksal als zwei zusammengehörige Hälften<br />
eines größeren Ganzen zusammentreffen, vollzieht sich, was wir sinnvolle<br />
Biografie nennen und worauf im Alter <strong>der</strong> rückschauende Blick<br />
des Greises mit Befriedigung ruht.<br />
Nicht den kleinsten Teil vom Geheimnis des Menschenschicksals<br />
hat begriffen, wer nicht erkennt: Mehr als meine Haar- und Augenfarbe,<br />
mehr als meine Krankheitsdispositionen und Charakteranlagen gehört<br />
dasjenige zu mir und bildet einen Teil meines Wesens, was mir<br />
von außen durch Schicksalsereignisse und wesentliche Menschenbegegnungen<br />
zugebracht wird. Mein Leben leben heißt, mich selbst aus<br />
allen diesen Teilen und Spiegelsplittern zusammensammeln.<br />
Von solchen Gesichtspunkten studiere man seinen eigenen Lebenslauf,<br />
die Lebensläufe von Freunden und schließlich die historisch bekannter<br />
Persönlichkeiten. Die meisten <strong>der</strong> Letzteren wären sich selbst<br />
und <strong>der</strong> Welt nicht geworden was sie waren ohne das Zusammentreffen<br />
mit ganz bestimmten an<strong>der</strong>en Menschen. Oftmals findet man, wie das<br />
Leben bis zu einem gewissen Punkte <strong>der</strong> inneren und äußeren Entwicklung<br />
verläuft, dann aber stille steht und wie in eine Sackgasse gerät.<br />
Von sich allein und aus den bisher in seiner Umwelt wirkenden Kräften<br />
scheint <strong>der</strong> Mensch dann nicht mehr recht weiter zu kommen. Sein Leben<br />
ist in Gefahr zu versanden. Sinnlosigkeit und Leere beginnen ihn<br />
zu bedrücken.<br />
Da, in diesem Augenblick, tritt, geleitet von <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren Regie<br />
dessen, was in Schicksalsbegegnungen wirkt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mensch in den<br />
Lebenskreis. Es braucht keineswegs ein Freund o<strong>der</strong> eine Freundin,<br />
eine Neigung o<strong>der</strong> Liebe zu sein. Es kann durchaus auch ein Feind sein,<br />
<strong>der</strong> gerade durch das, was er als Feind tut, durch herbe Kritik, vielleicht<br />
durch ein einziges, in entscheidungsschwerer Stunde gesprochenes hartes<br />
Wort den An<strong>der</strong>en aus seinem Schlafe wachrüttelt und seine Kräfte<br />
mobilisiert, so dass er plötzlich weiß: ,,Das habe ich zu tun. Diese Aufgabe<br />
wartet auf mich. <strong>Der</strong> bin ich!"<br />
Es kann auch sein, dass ein Feind gerade dadurch, dass er in feindlicher<br />
Absicht die bisherige Lebensbahn (Beruf, Karriere etc.) eines an<strong>der</strong>en<br />
Menschen unterbricht, die früher genannte Stagnation beendet<br />
und den betreffenden Menschen indirekt auf seine wahre Bahn bringt.<br />
15
Wer sein eigenes Schicksal, das bekannter Menschen o<strong>der</strong> auch großer<br />
schöpferischer Persönlichkeiten mit offenen Augen betrachtet, wird<br />
die Bedeutung schwerer Schicksalsschläge, feindlicher Einwirkungen,<br />
Krankheiten, ja Katastrophen oft mit noch größerer Dankbarkeit bestaunen<br />
müssen, als Freundschaften und günstige Schicksale. Was wir<br />
im Augenblick und vom Standpunkte unseres alltäglichen Ichs beklagen,<br />
wird sich oft später in <strong>der</strong> Rückschau, im Alter, als das wahrhaft<br />
Schöpferische erweisen. Vielleicht wären wir schon längst in bürgerlicher<br />
Sattheit versandet, wenn uns jener Schicksalsschlag o<strong>der</strong> dieser<br />
Feind nicht aus <strong>der</strong> Bahn geworfen und dadurch bewirkt hätte, dass wir<br />
uns und unsere Aufgabe in neuer tieferer Weise erst suchten.<br />
So ist denn nun also die nach langen Irrfahrten schließlich erreichte<br />
Schicksalsbegegnung zweier o<strong>der</strong> mehrerer Menschen die Entzündung<br />
eines Lichtes, das die vorher getrennt durchlaufenen Lebensläufe, Taten<br />
und Leiden in neuer Beleuchtung zeigt. Schopenhauer hat aus solchen<br />
Erfahrungen eine seiner Abhandlungen betitelt: ,,Über die scheinbare<br />
Absichtlichkeit im Schicksal des Einzelnen"<br />
Öfter jedoch entzündet sich dieses neue Licht nicht schon im Augenblick<br />
<strong>der</strong> Begegnung selbst, son<strong>der</strong>n erst nach vielen Jahren, wenn<br />
man Gelegenheit hat, darauf hinzuschauen, was aus jener Begegnung<br />
an Früchten entstand. ,,Wäre ich geworden und hätte ich geleistet was<br />
geschah, wenn wir zwei, drei o<strong>der</strong> vier einan<strong>der</strong> damals nicht begegnet<br />
wären und seither nicht zusammen gewirkt hätten?" Vor <strong>der</strong> Begegnung<br />
mit den An<strong>der</strong>en mag sich dann je<strong>der</strong> Einzelne wie ein Halber-,<br />
Viertel- o<strong>der</strong> Achtelmensch vorkommen. Das ist wesentlich. Wir sagten<br />
früher, Schicksal vollziehe sich gerade in jenen Regionen, wo das<br />
gewöhnliche Bewusstsein (Sinneswahrnehmen, Verstandesdenken)<br />
nicht hinreicht, Schicksal werde zunächst verschlafen. Zum Erwachen<br />
gelangen wir, wenn überhaupt, erst an den Schicksalsfrüchten. Von <strong>der</strong><br />
Gegenwart fällt Licht auf die Vergangenheit. Im Alter wird erst das<br />
dumpfe Drängen <strong>der</strong> Jugend mit allen seinen Wechselfällen verständlich.<br />
Deshalb kann man auch erst im Alter seine Biografie schreiben,<br />
weil da durch die Todesnähe eine gewisse Erleuchtung und Einweihung<br />
in die Daseinsrätsel geschieht, es sei denn, man beschritte durch bestimmte<br />
Seelenübungen schon in jugendlicherem Alter einen Erleuchtungs-<br />
und Einweihungsweg, d. h. ein vollbewusstes Sterben inmitten<br />
des Leibeslebens.<br />
16
Dasselbe gilt überall, wo es sich um den Zusammenhang <strong>der</strong> sinnlich-räumlich-materiellen<br />
mit <strong>der</strong> übersinnlich-geistigen Welt handelt.<br />
Niemand vermag es z. B. einem Samen o<strong>der</strong> Ei anzusehen, was daraus<br />
für ein Lebewesen sich entwickeln wird, ja ob sich überhaupt etwas<br />
daraus entwickelt. Das erfahren wir immer nur im Nachhinein an den<br />
verräumlichten und verkörperten Resultaten. Von <strong>der</strong> Gestalt des erwachsenen<br />
Tieres fällt Licht auf das Wesen des zugehörigen Eies. Verstandesmäßig<br />
sind wir gezwungen zu sagen: Wenn sich dieses hochorganisierte<br />
Gebilde aus jenem einfachen Ei entwickelt hat, dann muss in<br />
diesem Einfachen jenes Hoch komplizierte, nur nicht im sinnlichmateriellen,<br />
son<strong>der</strong>n im übersinnlich-geistigen Sinne, vorhanden gewesen<br />
sein. Verwandlung einer übermateriellen und überräumlichen<br />
Geistgestalt in eine räumlich-materielle Leibesgestalt ist demnach was<br />
wir ,,Entwicklung" nennen.<br />
Aber dieser zwingende Verstandesschluss genügt uns nicht. Wir<br />
möchten jene Geistgestalt nicht nur begrifflich denken, son<strong>der</strong>n unmittelbar<br />
schauen, freilich dann nicht mit den Augen des Leibes, son<strong>der</strong>n<br />
mit denen <strong>der</strong> Seele und des Geistes (Goethe). Grundsätzlich muss dies<br />
möglich sein, denn auch in unserem Leibe wirken während <strong>der</strong> Embryonalzeit<br />
und lebenslang übermaterielle, also im weitesten Sinne geistigseelische<br />
Kräfte. Es käme also nur darauf an, diese durch bestimmte<br />
Seelenübungen aus dem Unbewussten ins Bewusstsein heraufzuheben,<br />
um dann mit entwickelten, übersinnlich-geistigen Erkenntnisorganen<br />
das Übersinnlich-Geistige in Pflanzen, Tieren und Mitmenschen unmittelbar<br />
schauen zu können. Es ergibt sich daraus, dass die Auferstehung<br />
eines übermateriellen, geistig-seelischen Menschen in uns allen aus <strong>der</strong><br />
Grabesdunkelheit des bloßen Leibesmenschen und des bloßen materialistischen<br />
Sinnes- und Verstandesbewusstseins die Voraussetzung einer<br />
vertieften Naturerkenntnis bildet.<br />
Noch mehr gilt dies für eine vertiefte Erkenntnis menschlicher Persönlichkeiten,<br />
Biografien und Schicksale. Deshalb sind Menschenbegegnungen<br />
so bedeutsam, weil ihre tiefen Erschütterungen, sie seien,<br />
nun Beglückungen o<strong>der</strong> Bedrückungen, die Erweckung und Auferstehung<br />
unseres eigenen Geistesmenschen aus dem Grabe des Alltagsund<br />
Leibesmenschen und dadurch ganz neue Voraussetzungen sozialen<br />
Zusammenlebens vorbereiten. Das ,,Erwachen am Mitmenschen," welches<br />
Rudolf Steiner beson<strong>der</strong>s als Aufgabe des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts be-<br />
17
zeichnet, vollzieht sich im erschütternden Erleben <strong>der</strong> Frage: ,,Wer bist<br />
Du eigentlich, Menschenbru<strong>der</strong>, und was will es besagen, dass Du gerade<br />
hier und heute in mein gegenwärtiges Erdenleben erstmalig hereintrittst<br />
und ebenso ich in Deines? Sind wir einan<strong>der</strong> nicht Verschlüsselungen,<br />
die sich nur gemeinsam entziffern lassen?" - Vielleicht hat<br />
<strong>der</strong> An<strong>der</strong>e die unscheinbare Gewohnheit seinen Kopf in bestimmter<br />
Weise zu neigen, seine Finger so zu bewegen, so zu sitzen, zu stehen,<br />
zu gehen, vielleicht gibt er seinen sprachlichen und gedanklichen Wendungen<br />
charakteristische Nuancen. Ob wir dieses Allerpersönlichste<br />
,,entzückend" finden o<strong>der</strong> uns darüber ,,ärgern", gleichviel, es ist bedeutsam!<br />
Durch Ärger o<strong>der</strong> Entzücken müssten wir hindurch stoßen,<br />
um zu dem zu gelangen, was da eigentlich im An<strong>der</strong>en uns ärgert o<strong>der</strong><br />
entzückt, uns fesselt o<strong>der</strong> abstößt, uns aber, so o<strong>der</strong> so, von ihm nicht<br />
loskommen lässt. All das sind nämlich ebenso viele verborgene Stichworte,<br />
die uns zurufen: Merk auf! Horch in Dich! Steigt nicht bei diesem<br />
Anblick, bei dieser Gebärde, bei diesem Worte in Dir eine seltsame<br />
Stimmung, ein Willenstrieb, eine Ahnung auf, die, entsprechend<br />
weiter verfolgt, einen Ton bilden könnten zur Beantwortung <strong>der</strong> Frage:<br />
Wer bin denn eigentlich ich und wer ist dieser An<strong>der</strong>e, den ich da meinen<br />
,,Freund", meine „Frau“, mein „Kind“ etc. nenne; woher kommen<br />
wir denn, wohin gehen wir, was haben wir miteinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kostümierung<br />
und in den Rollen zu schaffen, die wir unser gegenwärtiges<br />
Erdenleben, unser Gatte-, Vater-, Freundsein nennen?<br />
Hier nur ein wenig erlebend durchzustoßen, bedeutet mehr Welterkenntnis,<br />
als ganze Bibliotheken üblicher Philosophien und Weltanschauungen<br />
und begründet zugleich alles wahrhaft Soziale.<br />
Dr. Franz Hartmann<br />
18
SELBSTERKENNTNIS<br />
Von Hermann Rudolph<br />
„Ich bin Alles, ohne Mich ist nichts."<br />
Bhagavad Gita<br />
„Niemand erkennet den Vater, denn nur <strong>der</strong> Sohn.“<br />
Matth. 11,27<br />
„Ich und <strong>der</strong> Vater sind eins.“<br />
Joh. 10,30<br />
Das HÖHERE SELBST (ATMA) spricht:<br />
1.*)<br />
ICH bin das Opfer und auch das Gebet, die Opfergabe und des Opfers<br />
Segen. –<br />
ICH bin die Opferhandlung und <strong>der</strong> Balsam und auch das Feuer auf<br />
dem Hochaltar. –<br />
ICH bin Alles, ohne MICH ist nichts.<br />
2.*)<br />
ICH bin <strong>der</strong> Vater und die Mutter aller. –<br />
ICH bin das, was erzeugt und was erhält, das Ziel <strong>der</strong> Weisheit und <strong>der</strong><br />
Reinigung –<br />
ICH bin <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Herr und <strong>der</strong> Ernährer, Richter und Zeuge auch. –<br />
ICH bin das Haus, die Wohnung, die Zufluchtsstätte und <strong>der</strong> Freund,<br />
die Quelle des Lebens und des Lebens Meer. –<br />
ICH bin <strong>der</strong> Anfang und das Ende, die Schatzkammer und auch <strong>der</strong><br />
Schatz darin, <strong>der</strong> Sämann und <strong>der</strong> Same, <strong>der</strong> beständig Früchte<br />
trägt. –<br />
Durch MICH erhält die Sonne Licht und Wärme. -<br />
ICH gebe Regen und versage ihn. –<br />
ICH bin das Leben <strong>der</strong> Unsterblichkeit und auch <strong>der</strong> Tod. –<br />
ICH bin Alles, ohne MICH ist nichts.<br />
19
20<br />
3*)<br />
ICH bin <strong>der</strong> Ursprung alles Seins, <strong>der</strong> Welten Anfang und ihr<br />
Untergang. –<br />
Es gibt nichts Höheres als MICH und keinen an<strong>der</strong>n Schöpfer o<strong>der</strong><br />
Herrn. –<br />
ICH bin´s, <strong>der</strong> dich im frischen Wassertrunk erquickt. –<br />
ICH bin das Mondlicht und das Sonnenlicht. –<br />
ICH bin <strong>der</strong> reinen Erde Wohlgeruch, <strong>der</strong> Glanz des Feuers und das<br />
Leben in allem Lebenden, die Heiligkeit in dem, was heilig ist. –<br />
In allen Dingen bin ICH <strong>der</strong> Same <strong>der</strong> Unsterblichkeit, die Weisheit in<br />
den Weisen, <strong>der</strong> Verstand des Verständigen, die Herrlichkeit in<br />
dem, was herrlich ist. –<br />
ICH bin die Stärke des Starken, frei von Habsucht und Begierde. –<br />
ICH bin die Liebe in den Liebenden, die reine Liebe, die von keinem<br />
<strong>der</strong> Gesetze verboten ist. –<br />
ICH bin Alles, ohne MICH ist nichts.<br />
4.*)<br />
Durch MICH ist dieses All entfaltet;<br />
Doch bin ICH nicht für jeden offenbar.<br />
Die Dinge sind in MEINER Kraft gestaltet;<br />
Sie sind in MIR, <strong>der</strong> ewig ist und war.<br />
Doch sind sie nicht in MEINEM höchsten Wesen;<br />
Frag nur Dich selbst, was dies Geheimnis sei.<br />
MEIN Geist schafft alles, was ICH auserlesen,<br />
Und dennoch bin ICH stets von allem frei.<br />
Wie sich die Lüfte frei im Raum bewegen,<br />
Und doch <strong>der</strong> Raum beständig stille steht,<br />
So kreist das Weltenheer dem Licht entgegen,<br />
Doch bin ICH nicht <strong>der</strong> Weltkreis, <strong>der</strong> sich dreht.<br />
Stets, wenn <strong>der</strong> Kreislauf eines Kalpas 1) endet,<br />
Geht die Natur in ihren Ursprung ein;<br />
Wenn MEINE Macht das Schöpfungswort entsendet,
Tritt die Erscheinungswelt ins neue Sein.<br />
Und MEINE Kraft, die im Geheimen waltet,<br />
Gibt <strong>der</strong> Natur von Neuem ihren Lauf;<br />
Durch MEINEN Willen wird das All entfaltet,<br />
Und neue Daseinsformen treten auf.<br />
Doch bin ICH nicht durch dieses Werk gebunden<br />
Und frei von allem Wünschen o<strong>der</strong> Tun;<br />
Wohl schafft MEIN Geist das Werk zu allen Stunden,<br />
MICH hin<strong>der</strong>t nichts, stets in MIR selbst zu ruh´n.<br />
MEIN Geist ist das Gesetz, durch dessen Stärke<br />
Ein jedes Ding verschwindet und entsteht.<br />
So schafft in <strong>der</strong> Natur MEIN Geist die Werke;<br />
Dies ist <strong>der</strong> Grund, weshalb die Welt sich dreht.<br />
_______________________<br />
1) Ein Welttag = Kalpa, sieben Runden: 4.320 Millionen Erden Jahre.<br />
ICH bin nicht <strong>der</strong> Körper, nicht die Sinnenwelt. -<br />
ICH bin nicht Hochmut, noch Eitelkeit. -<br />
ICH bin nicht Neid, noch Hass. -<br />
ICH bin nicht Furcht, noch Sorge. -<br />
ICH bin frei vom Verlangen nach Genuss,<br />
frei auch von <strong>der</strong> Begierde nach Besitz. -<br />
ICH weiß nichts von Ehrgeiz und Herrschsucht. -<br />
ICFI weiß nichts von Schwäche, noch Traurigkeit,<br />
noch Krankheit, noch Tod.<br />
ICH bin die Wahrheit, die Wesenheit des unendlichen Raumes. -<br />
ICH bin das Licht, das alle Wesen erleuchtet. -<br />
ICH bin die Liebe, die alle Wesen in Güte umfasst. -<br />
ICH bin das Leben, das alle Dinge ernährt. -<br />
ICH bin <strong>der</strong> Friede, <strong>der</strong> ewige Grund in allen Dingen. --<br />
5.<br />
6.<br />
21
ICH bin die Freude, die innerste Natur eines jeden Geschöpfes. -<br />
ICH bin <strong>der</strong> Geist, das Bewusstsein in allen Wesen des Raumes. -<br />
ICH bin die Kraft eines jeden Geschöpfes in <strong>der</strong> Welt. -<br />
ICH bin die göttliche Macht, die das Weltall erschafft, erhält und<br />
regiert. -<br />
ICH bin das All, das All bin ICH.<br />
ICH bin unsterblich, weil ohne Anfang und Ende. -<br />
ICH bin namenlos, weil ohne Form und Gestalt. -<br />
ICH bin wunschlos, weil ich alles besitze. -<br />
ICH bin die Freiheit, weil ohne jede Schranke. -<br />
ICH bin überall und allgegenwärtig, weil ohne einen Ort. -<br />
ICH bin ewig, weil ohne Zeit. -<br />
ICH habe keine Vergangenheit noch Zukunft. -<br />
ICH bin, <strong>der</strong> ICH ewig war und immer sein werde.<br />
*) Vergl. Bhagavad Gita. Poetische Ausgabe.<br />
Herausgegeben und übersetzt von Dr. Franz Hartmann.<br />
7.<br />
Von Hermann Rudolph<br />
22
<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />
Deutsche Gemeinschaft e. V.<br />
DER TEMPLER ist die Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des "<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong>,<br />
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Hemdingen bei Hamburg, Reutlingen und München statt.<br />
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1 Band: <strong>Der</strong> Kommende Avatar, 1 Band: Botschaften des Meisters Hilarion.<br />
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<strong>Tempel</strong>-Botschaften und Vorträge von <strong>Tempel</strong>tagungen.<br />
Diese <strong>Tempel</strong>literatur ist vom TEMPLE OF THE PEOPLE, Halcyon,<br />
California, herausgegeben worden. Sie wurde dem <strong>Tempel</strong> zur Verbreitung<br />
an ernsthaft Studierende von jenen großen Lehrern, insbeson<strong>der</strong>e vom<br />
Meister Hilarion, gegeben, <strong>der</strong> wie jene Meister zur große Weißen Loge<br />
gehört, die H. P. Blavatsky instruierten, und <strong>der</strong>en Werk für die <strong>Menschheit</strong><br />
fortzusetzen diese <strong>Tempel</strong>lehren berufen sind.<br />
DOGMEN VERGEHEN, HERZEN BESTEHEN<br />
23
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,<br />
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;<br />
sie fallen mit verneinen<strong>der</strong> Gebärde.<br />
Und in den Nächten fällt die schwere Erde<br />
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.<br />
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.<br />
Und sieh dir andre an: Es ist in allen.<br />
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen<br />
Unendlich sanft in seinen Händen hält.<br />
Rainer Maria Rilke<br />
24