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FOTOS: SIEMENS<br />
➔ design special<br />
»<br />
Siemens-Design<br />
ist modern, aber<br />
nicht modisch.«<br />
GERD E. WILSDORF,<br />
CHEFDESIGNER SIEMENS-<br />
ELECTROGERÄTE<br />
„Die Einbaugerätereihe ist,<br />
so glaube ich, in ihrer Durchgängigkeit<br />
eine feste Größe<br />
in der Küchenszene“, so<br />
Gerd E. Wilsdorf, Chefdesigner<br />
Siemens-Electrogeräte<br />
18 <strong>hitec</strong> <strong>hom</strong>e AUGUST <strong>2007</strong><br />
I EXPERTENINTERVIEW I GERD E. WILSDORF, CHEFDESIGNER BEI<br />
SIEMENS-ELECTROGERÄTE, ÜBER SEINE ARBEIT, SEINE VORBILDER UND DARÜBER, WAS FÜR<br />
PROFIS EIN GUTES DESIGN AUSMACHT<br />
»WENIGER IST MEHR«<br />
Herr Wilsdorf - verraten Sie uns doch etwas<br />
über Ihre Person. Wie wird man<br />
Chefdesigner für Siemens Hausgeräte?<br />
Ich habe das eigentlich recht umständlich<br />
gemacht – im Rückblick<br />
war es aber doch zielführend, wie<br />
sich gezeigt hat: Begonnen hat alles<br />
mit einer Lehre als Elektromechaniker.<br />
Dann folgten die technische<br />
Oberschule, ein Studium<br />
zum Ingenieur für Feinwerktechnik<br />
und schließlich ein Produktdesignstudium.<br />
Mein beruflicher<br />
Werdegang begann als Design-<br />
Koordinator für die Brillen-Entwicklung<br />
bei Rodenstock in München.<br />
Im Anschluss daran wurde<br />
ich Designer für Wäschepflege bei<br />
Siemens, wo ich nun seit etwa 20<br />
Jahren als Chefdesigner und für<br />
alle Produkte der Siemens-Electrogeräte<br />
weltweit verantwortlich<br />
bin.<br />
Kommen wir zu Ihrer Arbeit: Was zeichnet<br />
ein gutes Produktdesign aus?<br />
Ein großer deutscher Design-Kollege<br />
pflegt immer zu sagen: „Gutes<br />
Design ist möglichst wenig Design“.<br />
Dem schließe ich mich voll<br />
und ganz an. Unsere Produkte, die<br />
Siemens-Hausgeräte, haben eine<br />
lange Lebensdauer. Dafür sorgt<br />
vor allem der hohe Qualitätsstandard,<br />
dem das Design und die Gestaltung<br />
gerecht werden müssen.<br />
Wir können es uns nicht leisten<br />
und vor allem unseren Kunden<br />
nicht zumuten, die Produkte<br />
kurzlebig und nur auf optische Effekte<br />
hin zu gestalten – damit<br />
wäre eine Marke Siemens unglaubwürdig.<br />
Wann greift der Designer bei der Neuentwicklung<br />
eines Produktes in den Entwicklungsprozess<br />
ein?<br />
Sehr früh. Wir haben hierfür den<br />
so genannten „PEP“ – den Produkt-Entstehungs-Prozess.<br />
Dieses<br />
Managementwerkzeug bindet alle<br />
beteiligten Bereiche mit ein. Die<br />
Abteilung Design ist bei Siemens<br />
ganz am Anfang dieser Prozesskette<br />
dabei, in manchen Fällen sogar<br />
Impulsgeber für Innovationen.<br />
Ein Beispiel für große Design-Initiative<br />
ist das neue Bedienkonzept<br />
„touchSlider“ bei Kochstellen:<br />
Jedem Kochfeld ist dabei ein läng-<br />
liches „touchSlider“-Bedienfeld<br />
zugeordnet. Gleitet der Finger<br />
darauf sanft entlang, lässt sich die<br />
Temperatur der Kochstellen stufenlos<br />
einstellen.<br />
Der „touchSlider“ des Backofens für den<br />
amerikanischen Markt ist rund und erinnert<br />
an ein iPod-Bedienfeld. Die Version<br />
hierzulande hingegen ist linear. Warum?<br />
Beim „touchSlider“, den wir bei<br />
Kochfeldern verwenden, sind wir<br />
platzmäßig sehr eingeschränkt,<br />
daher die flache, lineare Form.<br />
Beim Backofen in den USA ist die<br />
Situation eine andere: Hier haben<br />
wir das Slider-Element in den<br />
Mittelpunkt der Bedienblende gestellt,<br />
Raum dafür ist hier deutlich<br />
mehr vorhanden.<br />
Was sind die Merkmale des Siemens-Design?<br />
Siemens-Design ist modern, aber<br />
nicht modisch. Wir nutzen innovative<br />
Technik zum Wohle des Benutzers<br />
und nicht zum Selbstzweck.<br />
Unsere Gestaltung beruht stets auf<br />
geometrischen Grundformen.<br />
Welches sind unter Designaspekten Ihre<br />
Lieblingsprodukte aus dem Siemens-<br />
Portfolio?<br />
Die Einbaugerätereihe ist, so glaube<br />
ich, in ihrer Durchgängigkeit<br />
eine feste Größe in der Küchenszene.<br />
Die hohe Wiedererkennbarkeit<br />
– zum Beispiel durch die „Infozone“<br />
an der Oberkante der Geräte<br />
– wird uns immer wieder honoriert,<br />
vor allem deshalb, weil sie<br />
sich so gut in die Küchenarchitektur<br />
integriert.<br />
Es gibt aus unserer Sicht auch für<br />
die Zukunft natürlich immer neue<br />
Wünsche und Visionen: zum Beispiel<br />
den Bediendialog mit den<br />
Geräten zu optimieren, auf die<br />
Bedürfnisse der Verbraucher mehr<br />
einzugehen, neue Gerätekombinationen<br />
zu entwickeln ...<br />
Herr Wilsdorf, vielen Dank für das Gespräch.<br />
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