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Konturen eines neuen Modells von Religiosität. Veränderungen in ...

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Schaubild 4<br />

Zunahme/Abnahme der Religionstypen<br />

<strong>in</strong> der Schweiz 1989/1999<br />

10%<br />

7.4%<br />

5%<br />

0%<br />

2.8%<br />

1.7%<br />

4.8%<br />

1.2%<br />

0.5%<br />

0.4%<br />

-5%<br />

-1.8%<br />

-6.2%<br />

-10%<br />

-10.6%<br />

-15%<br />

Exklusive Christen<br />

Synkretistische<br />

Christen<br />

Neureligiöse<br />

Religiöse<br />

Humanisten<br />

Areligiöse<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt<br />

16-25 Jährige<br />

E<strong>in</strong> flüchtiger Blick auf Schaubild 4 macht deutlich, dass der Rückgang der sogenannten<br />

exklusiven Christen und die Tendenz zu e<strong>in</strong>er synkretistisch-christlichen und esoterischneureligiösen<br />

Dase<strong>in</strong>sauffassung am markantesten den religiösen Wandel <strong>in</strong> den Jahren vor<br />

der Jahrtausendwende kennzeichnet.<br />

Die Veränderungen der religiösen Typen signalisieren e<strong>in</strong> Bedürfnis, religiöse Festlegungen<br />

und E<strong>in</strong>deutigkeiten zu vermeiden, was – positiv gefasst – als Neigung zu e<strong>in</strong>er auf das<br />

eigene Selbst h<strong>in</strong> ausgerichtete, <strong>in</strong> Kommunikation mit anderen ausgehandelte Religiosität<br />

verstanden werden kann. Durch Vertiefung <strong>in</strong> den eigenen göttlichen Se<strong>in</strong>sgrund versichert<br />

sich das Individuum se<strong>in</strong>er Eigenart und wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Möglichkeiten und<br />

Kräften bestätigt und bestärkt. Die Begegnung mit dem Göttlichen bedeutet nun Begegnung<br />

mit dem eigenen Selbst.<br />

Der Übergang <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Knappheits- zu e<strong>in</strong>er Wohlstandsgesellschaft rückte das „Projekt des<br />

schönen Lebens“ 14 <strong>in</strong>s Zentrum menschlicher Aspirationen. Die explosionsartige<br />

Ausdehnung des Spielraumes für Geschmack und Stil, für Ansichtssachen und Lebensphilosophien,<br />

für Moral und Lebensführung begründet Subjektivität als zentrales<br />

Orientierungspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> der Gegenwartsgesellschaft.<br />

Subjektivität und ihre prekär gewordene Stabilität gew<strong>in</strong>nt an Bedeutung auch <strong>in</strong> der Ausgestaltung<br />

<strong>von</strong> Religiosität. Subjektive Erfahrungen, Präferenzen und Interessen werden „zum<br />

Massstab, Leitfaden und zur Quelle für Weltauffassungen“ 15 . Mit dem Begriff der<br />

Subjektivierung der Religion bezeichnet der Religionssoziologe Hubert Knoblauch „die<br />

zunehmende Verlagerung der religiösen Themen <strong>in</strong> das Subjekt und damit die zunehmende<br />

14 Schulze Gerhard, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a.M., 1992, 38<br />

15 Knoblauch Hubert, „Jeder sich selbst se<strong>in</strong> Gott <strong>in</strong> der Welt“. Subjektivierung, Spiritualität und Markt der<br />

Religion, <strong>in</strong>: Hettlage R., Vogt L. (Hg.), Identitäten <strong>in</strong> der modernen Welt, Wiesbaden 2000, 201-215, 205<br />

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