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Quelle Kruse, Iris (ehemals Block)

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Leserinnen und Lesern, den Spaß an der Geschichte und die Affiziertheit von den<br />

im Text verhandelten Themen zu ermöglichen, ohne den gewandten Leserinnen<br />

und Lesern das Lesepensum zu rationieren.<br />

Aber Vorlesen ist noch kein Selbstlesen. Und so hatten die Kinder die Aufgabe,<br />

sich mit dem abschnittweise Vorgelesenen selbst spontan zu beschäftigen. Es gab<br />

noch keine spezifische Aufgabenstellung, sodass sich die unterrichtsmethodische<br />

Gliederung „Vorlesen“ und die anschließende „Beschäftigung mit dem Text“ -<br />

fließend ergaben.<br />

Was war nun nach der ersten Vorleserunde, in der ich den Kindern die ersten<br />

beiden Kapitel zu Gehör gebracht hatte, zu beobachten? Neben jenen, die gezielt<br />

dort weiterlasen, wo ich beim Vorlesen unterbrochen hatte („Auf welcher Seite hast<br />

du aufgehört?“), gab es Kinder, die scheinbar ziellos im Buch herumblätterten,<br />

Kapitelüberschriften entzifferten und/oder die Bebilderung ansahen. Einige wollten<br />

etwas Bestimmtes nachlesen und kamen mit gezielten Fragen zu mir: „Wo steht<br />

das noch mal mit Hanno und der Turnstunde?“ oder „Wo ist das, wo der Drache<br />

kommt?“ Auf solche Fragen hin blätterte ich gemeinsam mit den Kindern in ihrem<br />

Buch und zeigte ihnen - je nach Lesegeschwindigkeit des jeweiligen Kindes - den<br />

Kapitelbeginn, die Seite oder auch den Absatz, wo das Gesuchte nachzulesen<br />

war. Aber nicht alle reagierten mit eigenem Lesen.<br />

Etwa ein Viertel meiner 22 Kinder begann unmittelbar nach dem Vorlesen und ohne<br />

intensiveren Zugriff auf das eigene Buch (allenfalls wurden die Bilder angesehen)<br />

mit einer Buntstiftzeichnung. Vor allem die Kinder, die wussten, dass das Lesen<br />

ihnen schwer fallen und viel zu langsam gehen würde, wählten nicht die<br />

Begegnung mit der für sie verwirrend großen Ansammlung von Buchstaben,<br />

Wörtern und Sätzen. Ihre Zeichnungen ließen erkennen, dass das Gehörte sie<br />

erreicht und somit das Buch sie interessiert hatte. Damit war ein erstes Ziel erreicht,<br />

nämlich allen Kindern ein bedeutsames Buch mit einem persönlich bedeutsamen<br />

Inhalt darzubieten. Insbesondere die im zweiten Kapitel erwähnten dreiköpfigen<br />

Drachen hatten es ihnen angetan (Abb. 1).<br />

Durch ihre Mitschüler/innen inspiriert, begannen mit fortschreitender Unterrichtszeit<br />

auch die meisten anderen Kinder mit dem Zeichnen zumeist von Drachen-Bildern.<br />

Ich achtete bei diesem Einstieg darauf, dass sich alle Kinder ohne besondere<br />

Leseaufgabe mit den vorgelesenen Seiten des Buches beschäftigten, damit sie<br />

Gelegenheiten zur Erkundung des Textes und des Buches hatten.<br />

Eine wichtige Bedingung für Beobachtungen von Zugriffsweisen auf Texte scheint<br />

mir zu sein, dass die inhaltliche Beschäftigung mit dem Text nicht sofort durch<br />

spezifische Leseaufgaben wieder eingeschränkt wird. Aber war es auch möglich,<br />

die Erkundungen der Kinder auf den Text selbst zu richten und nicht nur auf die<br />

Bilder?<br />

Die Arbeit mit den Lesetagebüchern beginnt<br />

Mein Vorschlag, die zu Anfang entstandenen Bilder in ein eigens dafür<br />

vorgesehenes Heft zu kleben (und weitere Bilder gleich dorthinein zu zeichnen)<br />

bewirkte, dass am nächsten Tag das Lesetagebuch eingeführt wurde - zumindest in<br />

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