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Wintertipps vom Hufschmied<br />
Für entspannte Winterausritte muss das „Schuhwerk“ der Pferde der Witterung<br />
angepasst sein. Als Leiter der Lehrschmiede Niemerg kennt Hufschmied<br />
Bernd Niehoff alle Varianten des Winterbeschlags. <strong>LandFlair</strong> hat ihn befragt.<br />
In der staatlich anerkannten Lehrschmiede Niemerg<br />
in Münster werden übers Jahr mehr als tausend<br />
Pferde beschlagen. Unter der Leitung von Bernd Niehoff<br />
können angehende Schmiede dabei das nötige<br />
Wissen für die staatliche Prüfung zum Hufschmied<br />
erwerben. „Unser Lehrgang dauert vier Monate, dabei<br />
betreuen wir bis zu sechs Teilnehmer“, erklärt Niehoff.<br />
Morgens sind die Schmiede auf den Höfen des Münsterlands<br />
unterwegs, nachmittags kommen Pferdebesitzer<br />
mit ihren Vierbeinern in die Schmiede. Der Alltag in der<br />
Lehrschmiede ist dabei sehr geregelt, weil Bernd Niehoff<br />
weit vorausplant: „Manchmal weiß ich bereits im Januar,<br />
auf welchem Hof ich im Dezember einen Termin habe.“<br />
Besonderheiten des Winterbeschlags<br />
Der Ausritt bei Eis und Schnee wird mit einem normalen<br />
Beschlag schnell zur Rutschpartie. „Der klassische Winterbeschlag<br />
setzt sich deshalb aus einem Hufeisen mit<br />
Bohrungen für Schraubstollen sowie dem zusätzlichen<br />
Hufgrip zusammen“, erläutert Schmiedemeister Niehoff.<br />
Spezielle Beschläge für Freizeit oder Turnierpferde gibt es<br />
dabei nicht.<br />
Der Huf- oder Snowgrip wird mit dem Eisen direkt auf<br />
den Huf genagelt. Dieser zusätzliche Plastikring verhindert,<br />
dass sich Schneeklumpen im Huf sammeln und<br />
das Pferd wie auf Stelzen gehen muss. Beim Auskratzen<br />
ist jedoch besondere Vorsicht nötig, um den Grip nicht<br />
zu beschädigen. „Und es lohnt sich, den Hufgrip für den<br />
nächsten Winter aufzuheben, da man ihn je nach Qualität<br />
ein zweites oder drittes Mal verwenden kann“, rät<br />
Niehoff den Pferdebesitzern.<br />
Stollen schützen auf Eis<br />
Gegen das Ausrutschen auf eisigem Untergrund werden<br />
Stollen in das Eisen gedreht. Durch das Gewicht des Pferdes<br />
graben sich die spitzen Metallstifte in den gefrorenen<br />
Boden und verhindern das Weggleiten. „Allerdings sollten<br />
die Stollen nach dem Reiten sofort entfernt werden, da<br />
die Verletzungsgefahr für andere Pferde sonst hoch ist“,<br />
weiß Niehoff. Ein Risiko, das besonders bei Herdenhaltung<br />
besteht. Viele Freizeitreiter verzichten deshalb im Winter<br />
auf das Beschlagen der Hinterhufe bzw. lassen ihre Pferde<br />
komplett „barfuß“ laufen.<br />
Ergänzend zu den Stollen können „Widiastifte“(Metalstifte)<br />
direkt ins Hufeisen geschlagen werden. Im Gegensatz zu<br />
den Stollen bleiben die 4 mm Stifte permanent im Eisen.<br />
Durch ihre abgerundeten Kanten stellen sie keine Trittgefahr<br />
für andere Pferde dar. Allerdings kann der Huf in der<br />
Bewegung etwas schlechter auffußen, sodass die natürliche<br />
Gleitfähigkeit des Pferdes eingeschränkt wird.<br />
Hufe regelmäßig kontrollieren<br />
Welche Form des Beschlags auch gewählt wird, „im<br />
Winter ist die tägliche Kontrolle und Pflege der Hufe<br />
besonders wichtig!“, mahnt Lehrschmied Bernd Niehoff.<br />
Denn mit dem Winterwetter kommen auch lange Regenschauer,<br />
die Wiese und Paddock aufweichen. „In dieser<br />
matschig-schmutzigen Umgebung gedeihen Fäulnisbakterien,<br />
die den Strahl zersetzen“, erläutert Niehoff und<br />
warnt: „Bei mangelnder Pflege wird die Strahlfäule dann<br />
erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt.“<br />
Für die Münsteraner Schmiede ist der Winter übrigens<br />
eine eher entspannte Jahreszeit. „Jetzt geht es hier ruhiger<br />
zu, da die Jungpferdearbeit wegfällt und viele Leute<br />
ihre Pferde barfuß laufen lassen“, verrät Bernd Niehoff.<br />
Trotzdem bleibt der Arbeitstag in der Lehrschmiede abwechslungsreich.<br />
Jedes Pferd reagiert anders und bringt<br />
individuelle Probleme mit. Da ist nicht nur handwerkliches<br />
Geschick gefordert, sondern auch Erfahrung und Flexibilität.<br />
„Der Beruf des Hufschmieds“, weiß der Ausbilder,<br />
„wird niemals langweilig.“<br />
22 · <strong>LandFlair</strong>