Interview mit Bernd Eichinger (2005) "Ich spiele ... - Filmportal.de
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wollte er Sicherheit, für sich, seine Familie. Und dann kam ich, hatte keine klaren Pläne<br />
für das Leben, meinem Vater muss das als die Haltung eines Hallodris vorgekommen<br />
sein. Dabei wollte ich wirklich nie ein Mensch sein, <strong>de</strong>r aussteigt, bevor er überhaupt eine<br />
Ausbildung hat. Auch ich habe leistungsbezogen gedacht, allerdings zu meinen<br />
Bedingungen.<br />
ZEIT: Welche waren das damals?<br />
<strong>Eichinger</strong>: <strong>Ich</strong> hatte vor <strong>de</strong>m Abitur eine Rock-’n’-Roll-Band, da gab es so einen kurzen<br />
Moment, in <strong>de</strong>m ich dachte, vielleicht sollte ich professionell Musik machen.<br />
ZEIT: Ein ganzes Leben lang <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Gitarre in <strong>de</strong>r Hand?<br />
<strong>Eichinger</strong>: Es ist bei diesem Anflug geblieben, als Autodidakt war ich nicht gut genug. <strong>Ich</strong><br />
wusste, es reichte nicht. Aber ich alleine wollte diese Entscheidung treffen.<br />
Deutschlands erfolgreichster Filmproduzent, 1996 in <strong>de</strong>r ZEIT <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Titel<br />
"Königsmacher <strong>de</strong>s jüngsten <strong>de</strong>utschen Films" versehen, wur<strong>de</strong> 1949 in Neuburg an <strong>de</strong>r<br />
Donau geboren. <strong>Eichinger</strong>, <strong>de</strong>r immer mehr war als nur ein Produzent, <strong>de</strong>r auch Regie<br />
geführt hat und Drehbücher schreibt, leitet sein Imperium <strong>de</strong>r Constantin Film AG von<br />
einem Büro aus, das sich an <strong>de</strong>r Kaiserstraße in München-Schwabing befin<strong>de</strong>t und das<br />
<strong>de</strong>n Charme eines Katasteramtes atmet.<br />
Jalousien und Vorhänge versperren <strong>de</strong>n Blick in <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Hinterhof, auf<br />
<strong>Eichinger</strong>s Schreibtisch stapeln sich die Klarsichthüllen, obenauf ein Terminplan, eng<br />
beschrieben, für die nächsten acht Tage. Der Hausherr trägt ein Sakko, blaue Jeans und<br />
Turnschuhe, ein weißer Sei<strong>de</strong>nschal baumelt an <strong>de</strong>r Lehne eines Stuhls. An <strong>de</strong>m<br />
schwarzen Konferenztisch, in <strong>de</strong>ssen Glas sich das kalte Deckenlicht spiegelt, nimmt<br />
<strong>Bernd</strong> <strong>Eichinger</strong> immer <strong>de</strong>nselben Platz ein, sodass <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Rechten Telefon, Zigaretten<br />
und Aschenbecher bequem zu erreichen sind.<br />
Für Glanz in diesem Raum sorgen allein die Trophäen in <strong>de</strong>r Vitrine – eine ganze<br />
Armada funkeln<strong>de</strong>r Bambis und Gol<strong>de</strong>ner Kameras, am vergangenen Freitag kam wie<strong>de</strong>r<br />
ein Bayerischer Filmpreis dazu. Beweis dafür, dass <strong>Eichinger</strong> <strong>mit</strong> seinen Filmen <strong>de</strong>n<br />
Geschmack <strong>de</strong>s Publikums verlässlich trifft. Vor knapp 25 Jahren erregte er <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Film<br />
"Christiane F. – Wir Kin<strong>de</strong>r vom Bahnhof Zoo" Aufsehen. Der Blick auf das Milieu <strong>de</strong>r<br />
gescheiterten Großstadtkin<strong>de</strong>r in Berlin sorgte für Gesprächsstoff und einen<br />
Kassenerfolg. Mit einem Ein<strong>spiele</strong>rgebnis von knapp 40 Millionen Mark war er <strong>de</strong>r bis<br />
dahin erfolgreichste Film <strong>de</strong>r Nachkriegsgeschichte.<br />
Ob "Die unendliche Geschichte" o<strong>de</strong>r "Der Name <strong>de</strong>r Rose", ob "Rossini" o<strong>de</strong>r "Der<br />
Schuh <strong>de</strong>s Manitu" – <strong>Eichinger</strong>-Filme füllten die <strong>de</strong>utschen Lichtspielhäuser. Das<br />
<strong>de</strong>utsche Kinojahr 2002 <strong>mit</strong> gut fünfzig Premieren, resümierte die Welt, habe "<strong>Bernd</strong><br />
<strong>Eichinger</strong> gehört"; zwei Drittel <strong>de</strong>r knapp 11,5 Millionen Besucher jenes Jahres habe das<br />
<strong>de</strong>utsche Kino <strong>Eichinger</strong>s Filmen zu verdanken. In <strong>de</strong>r Top-Ten-Liste aller seit 1980 in<br />
Deutschland produzierten Filme stammen sechs aus <strong>de</strong>m Hause <strong>Eichinger</strong>. Ob <strong>mit</strong> "Der<br />
Untergang – die letzten Tage im Führerbunker" ein weiterer dazukommt, ist noch nicht<br />
klar. Das Werk, von Kritikern als Kinoereignis <strong>de</strong>s vergangenen Jahres gelobt o<strong>de</strong>r als<br />
NS-Kitsch verrissen, fand bislang 4,6 Millionen Zuschauer.<br />
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