Interview mit Bernd Eichinger (2005) "Ich spiele ... - Filmportal.de
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<strong>Eichinger</strong>: Das nützt gar nichts. Sie können einen Menschen nicht fragen, in welchen<br />
Film er gehen wür<strong>de</strong>, bevor er ihn gesehen hat. Sie können nicht erforschen, was jemand<br />
in zwei Jahren sehen will. Sie müssen in die Zukunft schauen, etwas fin<strong>de</strong>n, was noch<br />
nicht da ist. Sie müssen Trendsetter sein und nicht hinterhertrampeln.<br />
ZEIT: Wann merkt man während <strong>de</strong>s langen Entstehungsprozesses eines Films,<br />
dass es ein guter Film wird?<br />
<strong>Eichinger</strong>: Schwierig zu beantworten<strong>de</strong> Frage. Das ist nicht zu erklären <strong>mit</strong> ein o<strong>de</strong>r zwei<br />
o<strong>de</strong>r drei Dingen, das setzt sich eher wie eine Wetterkarte zusammen, von da kommt ein<br />
Hoch, von da eine plötzliche Kaltfront, und da hinten zieht ein starker Wind auf. Ein Film<br />
ist nie ein abgeschlossener Prozess, dauernd verän<strong>de</strong>rt sich was. Ein Beispiel: Während<br />
<strong>de</strong>r Dreharbeiten verschiebt sich oft die Gewichtung von Schau<strong>spiele</strong>rn, weil einer<br />
beson<strong>de</strong>rs gut drauf ist und sich nach vorne schiebt. Am En<strong>de</strong> stehen Sie im<br />
Schnei<strong>de</strong>raum und müssen alles in eine Balance bringen. Das ist je<strong>de</strong>s Mal wie<strong>de</strong>r eine<br />
wil<strong>de</strong> Situation. Weil man ja auch weiß: Ein Zentimeter daneben be<strong>de</strong>utet beim Film<br />
einen Kilometer daneben. Entwe<strong>de</strong>r Sie sitzen auf <strong>de</strong>r Zwölf, o<strong>de</strong>r es ist aus.<br />
ZEIT: Gibt es da auch Momente <strong>de</strong>r Angst?<br />
<strong>Eichinger</strong>: Ja, klar. Die Angst kommt auch nicht schleichend, son<strong>de</strong>rn die Angst trifft<br />
einen wie eine Riesenfaust <strong>mit</strong>ten ins Gesicht. Dann ist man erst mal betäubt. Man glaubt<br />
auch nicht, dass man aus diesem Albtraum jemals erwacht.<br />
DIE ZEIT: Und dann? Rufen Sie da jeman<strong>de</strong>n an?<br />
<strong>Eichinger</strong>: <strong>Ich</strong> besinne mich erst mal auf mich. Das ist das Wichtigste in solchen<br />
Situationen: Besonnenheit. Man muss die Nerven behalten. Man muss sich daran<br />
erinnern, warum man diesen Film ursprünglich mal angestoßen hat. Was war einem am<br />
Anfang wichtig? Das ist eigentlich das Einzige, was zählt. Es ist wichtig, sich an <strong>de</strong>n<br />
ursprünglichen Pfad zu erinnern, weil man in schwierigen Momenten gerne auf<br />
vermeintlich bequeme, breitere Pfa<strong>de</strong> ausweichen will – das darf man nie tun. Wenn das<br />
be<strong>de</strong>utet, unangenehme Entscheidungen sind jetzt fällig, dann sind sie eben fällig.<br />
ZEIT: Wenn Sie zurückblicken, gab es einen Film, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Jongleur <strong>Eichinger</strong><br />
die verschie<strong>de</strong>nen Bälle am En<strong>de</strong> nicht mehr auffangen konnte?<br />
<strong>Eichinger</strong>: O ja, zum Beispiel bei <strong>de</strong>m Film "Der große Bagarozy"…<br />
ZEIT: …da führten Sie selbst auch Regie. Ein anspruchsvoller Stoff: Die Hauptrolle<br />
spielt <strong>de</strong>r Teufel…<br />
<strong>Eichinger</strong>: …da ist mir was nicht gelungen. <strong>Ich</strong> habe das sogar relativ früh erkannt, weil<br />
mir das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Films nicht sofort eingefallen ist. Das war die erste rote Ampel, und ich<br />
habe sie überfahren. Während <strong>de</strong>r Dreharbeiten habe ich noch an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Schlüssen geschrieben, das darf eigentlich nicht sein. Na gut. Beim Schreiben war ich<br />
noch optimistisch, aber im Schnei<strong>de</strong>raum habe ich dann gemerkt, es geht nicht<br />
zusammen, nicht wirklich.<br />
ZEIT: Was waren die härtesten Momente für <strong>de</strong>n Produzenten <strong>Eichinger</strong>?<br />
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