Liedkatechese - Pueri Cantores
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der Marine und anschließend in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr<br />
entschloss er sich zum Theologiestudium. Der heute in Schwerin lebende Theologe hat<br />
insgesamt etwa 30 Lieder verfasst. Der Kirchenmusiker Manfred Schlenker hat nach einer<br />
musikalisch geprägten Kindheit und Jugendzeit vor allem in Stendal und Greifswald<br />
gewirkt. Unter andererem hat er Texte von Dietrich Bonhoeffer vertont. Zu dem Lied „Es<br />
wird sein in den letzten Tagen“ gab es bereits eine ältere Vertonung von Josef Michel. Mit<br />
der Aufnahme in das Evangelische Gesangbuch hat sich jedoch die Melodie von<br />
Schlenker durchgesetzt.<br />
Die erste Strophe führt mitten in die Verheißung des Propheten Jesaja, der als<br />
„berufener Rufer“ seine Friedensvision schildert, die wir ähnlich auch im Buch Micha des<br />
Alten Testaments finden. Alle Völker pilgern am Ende aller Tage zum Berg Gottes, und<br />
zwar aus allen Himmelsrichtungen. Der Refrain jedoch bricht aus der Schilderung aus und<br />
wird zur Aufforderung: „Auch, kommt herbei!“ Das ist ein Impuls an die Singenden und<br />
Hörenden, hier und heute, denn wir sind gemeint. Der Komponist übersetzt das in<br />
Musik, wenn er bei „Gottes Wort“ und „Lichte des Herrn“ aus dem eingefahrenen Gleis<br />
der Tonart ausbricht und neue Töne anschlägt, was an den Vorzeichen leicht erkennbar<br />
ist.<br />
Die zweite Strophe intensiviert das endzeitliche Friedensthema unter dem Motto<br />
„Schwerter zu Pflugscharen“. Aber ist diese „Schau“ des alten Propheten nur eine<br />
Illusion? Diesen Einwand greift die dritte Strophe durchaus offensiv auf, indem sie zwei<br />
Motive der ersten Strophe miteinander verbindet: das „Wort“ und die „Frage“. Wie<br />
tragfähig ist das alte Bibelwort denn noch? So fragen die Singenden. Die Antwort des<br />
Liedes verweist auf unseren „Mut“ und auf die Nachfolge Jesu. In diesem Licht zeigen<br />
sich zwei Irrwege: Die Botschaft der Bibel meint nicht den „Sankt-Nimmerleins-Tag“, auf<br />
den sie vertröstet, und der mit der Gegenwart nichts zu tun hat. Sie ist aber auch kein<br />
Friedens-„Rezept“, das bei gut dosierter Anwendung aus unserer von Kriegen<br />
heimgesuchten Welt auf einen Schlag ein Paradies des Friedens machen könnte.<br />
Der Friede will und muss schon Gegenwart werden „in unseren Tagen“ – diese<br />
Formulierung ergänzt den Textbeginn, wo es „in den letzten Tagen“ geheißen hatte. Wir<br />
besitzen noch nicht den bleibenden Frieden, aber wir sehen schon den „kommenden<br />
Frieden“. Ja, mit dem Refrain singen wir ihn Schritt für Schritt herbei, weil dieses Singen<br />
nicht folgenlos bleiben darf. Das Lied von Walter Schulz und Manfred Schlenker ist ein<br />
Gesang der Ermutigung für friedenstiftendes Handeln. Die letzte Strophe identifiziert den<br />
„Berg des Herrn“ im Sinne der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes als<br />
„Gottesstadt“. Sie leuchtet und sie klingt. Bilder und Kunstwerke – wie die UNO-Statue<br />
„Schwerter zu Pflugscharen“ - können bereits eine irdische Ahnung von diesem Leuchten<br />
vermitteln, das von Gott selbst ausgeht, vom „Lichte des Herrn“. Und in Liedern kann<br />
schon ein zeitlicher Vorgeschmack jenes ewigen Gotteslobes erklingen.