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Maria, ich nenne dich - Pueri Cantores

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Begegnung mit <strong>Maria</strong> in einem neuen Lied<br />

<strong>Maria</strong>, <strong>ich</strong> <strong>nenne</strong> d<strong>ich</strong> Schwester“ – von Christa Peikert-Flaspöhler und Markus Pytlik<br />

Kaum ein Thema entfaltet so viele Klangfarben im Gesangbuch wie die<br />

Marienlieder. Niemand muss alle Marienlieder gle<strong>ich</strong> gern singen, aber es sollte für alle<br />

theologisch sinnvollen Strömungen etwas dabei sein. Im Gesangbuch finden wir deshalb<br />

die Gottesmutter, aber auch die „Frau aus dem Volke“ und die „sonnenumglänzte Frau“<br />

der Offenbarung des Johannes.<br />

Das neue Lied mit Worten von Christa Peikert-Flaspöhler (geb. 1927) und der<br />

Musik von Markus Pytlik (geb. 1966) verz<strong>ich</strong>tet auf traditionelle Bilder, um einen neuen<br />

Akzent zu setzen: <strong>Maria</strong> die Schwester im Leben und Glauben. Nach vier R<strong>ich</strong>tungen<br />

entfaltet s<strong>ich</strong> das Lied. Die erste Strophe besingt die Sehnsucht <strong>Maria</strong>s. Voller Hoffnung<br />

erwartet sie die Erfüllung der göttl<strong>ich</strong>en Verheißung, von der sie im Magnificat singt.<br />

Dabei kennt sie n<strong>ich</strong>t schon alle Antworten, sondern bleibt ganz menschl<strong>ich</strong> in ihren<br />

Fragen (Strophe 2). Etwa, wenn sie mit der Botschaft des Engels zunächst ringt – „Wie soll<br />

das zugehen …“ -, um sie schließl<strong>ich</strong> zu verstehen. Als Dienende und Leidende erscheint<br />

sie in der dritten Strophe. Daran wird deutl<strong>ich</strong>, dass das neue Lied mit alten Facetten<br />

n<strong>ich</strong>t einfach aufräumen will. Im Hintergrund stehen hier das "Christi Mutter stand mit<br />

Schmerzen" oder die biblische Prophezeiung: "Es wird ein Schwert durch ihre Seele<br />

dringen". S<strong>ich</strong>er darf man fragen, ob dieses leidende Marienges<strong>ich</strong>t in der Tradition n<strong>ich</strong>t<br />

allzu oft ausgeblendet oder vorschnell vergoldet worden ist.<br />

Die vierte Stophe macht dann den entscheidenden Schritt in der Begegnung. Was<br />

mit <strong>Maria</strong> geschieht, ist n<strong>ich</strong>t irgendein Schauspiel, sondern eher ein Spiegel. <strong>Maria</strong> zeigt<br />

unser Menschsein, das auf einen Dreiklang gestimmt ist: Würde, Hoffnung und Befreiung.<br />

Mit dem letzten Wort jeder Strophe öffnet s<strong>ich</strong> das Lied hin zur Welt.<br />

Marienfrömmigkeit soll n<strong>ich</strong>t welt-los oder gar welt-verachtend bleiben. Gottes<br />

Zuwendung zur Welt in Jesus Christus will eine Antwort: unsere Zuwendung zur Welt. Er<br />

kommt zur Welt und will, dass wir ihn mit seiner Botschaft dieser Welt nahe bringen. Ein<br />

Lied aus Frauenperspektive zweifellos. Dass s<strong>ich</strong> auch Männer damit anfreunden können,<br />

scheint aber keineswegs ausgeschlossen.


Der Achtelfluss des Liedes passt s<strong>ich</strong> den Worten sehr gut an. Er bringt Bewegung<br />

in das Marienlied und das Marienbild. Zeile für Zeile entsteht ein neuer Aufschwung, der<br />

die Begegnung der Singenden hin zu <strong>Maria</strong> trägt. Um das Lied in einer Gemeinde<br />

einzuführen, sollte eine Schola es zunächst einmal gut und textverständl<strong>ich</strong> vorsingen.<br />

Damit die Gemeinde n<strong>ich</strong>t unbeteiligt bleibt, dann sie etwa mit dem bekannten Taizé-<br />

Kanon "Magnificat" einen Rahmen um die Strophen bilden. Das St<strong>ich</strong>wort "Wir singen<br />

gemeinsam das Lied der Befreiung" führt dann von der letzten Strophe aus ganz organisch<br />

zum Magnificat hin.<br />

Dr. Meinrad Walter

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