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Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen Text GL ... - Pueri Cantores

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<strong>Ich</strong> <strong>lobe</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Gott</strong> <strong>von</strong> <strong>ganzem</strong> <strong>Herzen</strong><br />

Musik:<br />

<strong>Text</strong>:<br />

Claude Frayssé<br />

Gitta Leuschner, 1. Strophe, unbekannt, 2.+3. Strophe<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>lobe</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Gott</strong> <strong>von</strong> <strong>ganzem</strong> <strong>Herzen</strong>, und ich will erzählen <strong>von</strong> all seinen<br />

Wundern und singen seinem Namen, ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir.“<br />

Die erste Strophe des Liedes geht auf Psalm 9 und 10 zurück im 1. Buch des<br />

Psalters. Beide Psalmen gehören ursprünglich zusammen, ein sog. Alphabetpsalm,<br />

dessen Anfangsbuchstaben eines jeden Verses das hebräische Alphabet fortlaufend<br />

widerspiegeln. In einer jüdischen Betschule half das Alphabet beim Auswendiglernen<br />

des Psalms als eine Gedächtnisstütze. Das Alphabet drückt aber zugleich aus der<br />

Sicht des Psalmisten aus, dass er das Thema des Psalms <strong>von</strong> Aleph bis Taw, <strong>von</strong> A<br />

bis Z, also umfassend behandelt hat.<br />

Der Psalmist eröffnet seinen Psalm mit einem innigen Dank und Lobpreis <strong>Gott</strong>es für<br />

seine Rettung und die Rettung seines Volkes.<br />

In den nun folgenden Versen durchlebt und durchleidet er noch einmal die<br />

Wechselfälle seines eigenen Lebens, die eng verbunden sind mit den politischen<br />

Erschütterungen und der Not seines Volkes.<br />

So mag er zurückblicken auf die sein Volk prägenden geschichtlichen Ereignisse:<br />

den Zusammenbruch der großen Weltreiche Assur, Ägypten und Babylon, damit<br />

einhergehend Krieg und Zerstörung; die aus der Sicht seines Volkes einschneidende<br />

Erfahrung des Babylonischen Exils, der Zerstörung des Tempels als dem Kultort der<br />

<strong>Gott</strong>verehrung, der Deportation der Führenden des Landes, des Gefühls der Schuld<br />

und <strong>Gott</strong>verlassenheit. All dies liegt hinter ihm, haben die Mütter und Väter seines<br />

Volkes erlebt und erinnernd wach gehalten in den 5 Büchern der Thora, der<br />

hebräischen Bibel.<br />

Der Psalmist, <strong>von</strong> den eindringlichen Erzählungen geprägt, lebt nun mit seiner<br />

jahwetreuen Gemeinde in der nachexilischen Besatzungszeit, auch hier unter<br />

Menschen, die <strong>Gott</strong> nicht zum Maß aller Dinge machen. Seine persönliche Not<br />

spiegelt die innerisraelischen Sozialkonflikte wieder, zu deren Opfer er gehört, und so<br />

wendet er sich an <strong>Gott</strong> als den Höchsten, der ihn und sein Volk aus dem Elend, den<br />

„Toren des Todes“ in die „Tore des ersehnten himmlischen Zions“ (9,14f.) führt.<br />

Er hofft auf <strong>Gott</strong>, der für sein Recht eintritt (9,5), den Armen ein Schutz in Zeiten der<br />

Not ist (9,10). Seine Klage gilt den Feinden, gewalttätigen Menschen, die wie<br />

Raubtiere und Jäger den Armen auflauern, ihn fangen und töten – aus einer<br />

<strong>Gott</strong>esverachtung heraus (10,2.8.11).<br />

Er schreit zu Jahwe, um dessen <strong>Gott</strong>-Sein es geht, der eingreifen muss: „Herr steh<br />

auf, <strong>Gott</strong>, erheb deine Hand, vergiss die Gebeugten nicht!“ (10,12) „Zerbrich den Arm<br />

des Frevlers und des Bösen, bestraf seine Frevel, sodass man <strong>von</strong> ihm nichts mehr<br />

findet“ (10,15).<br />

Er bekennt <strong>Gott</strong> als den einzig wahren König: „Der Herr ist König für immer und ewig“<br />

(10,16), der allein den Armen und Schwachen rettet: „Du verschaffst den Verwaisten<br />

und Bedrückten ihr Recht. Kein Mensch mehr verbreite Schrecken im Land“ (10,18).<br />

Am Ende des letzten Buches des Psalters, der ebenso wie die Thora, in 5 Bücher<br />

eingeteilt ist, wird ein Psalmist dieses Bekenntnis erneut aufgreifen. Das Herzstück<br />

dieses Alphabetpsalms 145 bilden die Verse 11, 12 und 13 – mit den<br />

Anfangsbuchstaben: kaph, lamed und mem – rückwärts gelesen ergeben sie das<br />

hebräische Wort: „melek“, „König“. In diesen drei Versen bekennt und besingt der<br />

1


Psalmist zusammen mit der Jahwegemeinde den ewigen Lobpreis des Königtums<br />

<strong>Gott</strong>es. Und dieser Lobpreis mündet in einen einzigen großen Lobpreis, mit dem die<br />

5 Bücher des Psalters abschließen.<br />

Claude Frayssé und Gitta Leuschner greifen in ihrem Lied: „<strong>Ich</strong> <strong>lobe</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Gott</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>ganzem</strong> <strong>Herzen</strong>“ diesen Lobpreis musikalisch und textlich auf. Beide wissen um die<br />

Wechselfälle des Lebens:<br />

Claude Frayssé komponiert dieses Lied: „Je louerai l’Eternel“ 1976, drei Jahre zuvor<br />

erlebt er eine Bekehrung zum Christentum und versteht fortan seine Lebensaufgabe<br />

wie ein Missionar, der durch die Musik die Menschen mit dem Glauben an das<br />

Evangelium in Berührung bringen möchte. 1993 wird er Pfarrer der reformierten<br />

Kirche Frankreichs mit der Sonderaufgabe als Evangelist durch den Gesang zu<br />

wirken.<br />

Gitta Leuschner ist seit 1975 im Jugendmissionswerk (JMEM) im oberbayrischen<br />

Hurlach tätig, einer ökumenischen und internationalen Gemeinschaft <strong>von</strong> Christen,<br />

die in 140 Ländern lebt und arbeitet. Schwerpunkte sind die Weitergabe des<br />

christlichen Glaubens, Hilfe für Menschen in Not (caritative Hilfsprojekte) und<br />

Schulung (Ausbildungsprogramme für Christen aller Konfessionen).<br />

Mit ihrer Glaubensüberzeugung stellen beide, Komponist und <strong>Text</strong>erin, einen<br />

christlichen Zusammenhang zum Lobpreis des <strong>Gott</strong>esvolkes Israel her.<br />

In der 2. Strophe, deren Verfasserschaft unbekannt ist, gilt der Lobpreis ausdrücklich<br />

Jesus Christus, in dem <strong>Gott</strong> Mensch geworden ist und dessen Name: „Jesus“, „<strong>Gott</strong><br />

rettet“ Programm geworden ist. In der 3. Strophe wird wieder, den Psalter<br />

aufgreifend, <strong>Gott</strong> als ewiger bekannt und verkündet, den Völkern als Mahnung und<br />

Orientierung.<br />

Alle drei Strophen enden mit dem Halleluja, das im christlichen <strong>Gott</strong>esdienst die<br />

Hoffnungsbotschaft des Evangeliums eröffnet. Damit knüpfen die Christen an ihre<br />

jüdischen Wurzeln an und stimmen ein in das große „Hallel“, den Lobpreis des<br />

ewigen <strong>Gott</strong>es, der sich als Retter erweist.<br />

Christiane Friedrich<br />

Pastoralreferentin im Dekanat Wittlich<br />

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