Pilgern für Fortgeschrittene - Birnenpalme.de
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Lobeshymne nach Jesuitenpater<br />
Jakob Bal<strong>de</strong> (1604 - 1668)<br />
Gebet Tillys zur<br />
Altöttinger Muttergottes<br />
Gruß Dir, mächtige Jungfrau,<br />
Edler Gast unseres Ötting!<br />
Die Du stehst auf <strong>de</strong>r alten<br />
Schlange schlüpfrigem Nacken...<br />
Dir zulieb führ´ Krieg ich,<br />
Und Dir zuliebe entflammt<br />
Heiliges Feuer mein Herz:<br />
Allein gefielst und gefällst Du,<br />
Wirst auch allein nur gefallen,<br />
Da Braut ich sonst<br />
Keine hab´, keine …<br />
Möchte doch unverän<strong>de</strong>rt<br />
Der Bund, <strong>de</strong>n wir schlossen,<br />
O Jungfrau, fortbestehn!<br />
Hier an Deinem Altar,<br />
Sieh!, knie ich, Dein Krieger,<br />
Da ich Dir weih´n will <strong>de</strong>n Kranz,<br />
Geziert mit E<strong>de</strong>lsteinen,<br />
Welchen einst Mag<strong>de</strong>burg<br />
Mir zugab, als ich stand<br />
Vor <strong>de</strong>n Mauern.<br />
Dir gebührt er;<br />
So knote das Haar,<br />
Zu empfangen <strong>de</strong>n Kranz …<br />
O, so ge<strong>de</strong>nk auch<br />
Des Feldherrn Tilly,<br />
Erfüll ihm die Ahnung<br />
Und nimm ihn,<br />
Den im Leben Du schirmst,<br />
Nach <strong>de</strong>m Tod in Dein Haus auf!<br />
Gib, wenn <strong>für</strong> mich einst kommt<br />
Die schwarze Stun<strong>de</strong><br />
Des Schei<strong>de</strong>ns,<br />
Dass auf bayrischer Er<strong>de</strong><br />
Die letzte Sonne mir leuchte!<br />
(In Ewigkeit? Amen!)<br />
Spottgesang von Barockdichter<br />
Georg Gloger (1603 - 1631)<br />
General Tillys drei Tugen<strong>de</strong>n<br />
in Laster verkehret<br />
Noch neulich rühmte man,<br />
Der Tilly sei beschrien<br />
Von dreien Tugen<strong>de</strong>n,<br />
Vor an<strong>de</strong>rn ihm verliehen.<br />
Zum ersten, dass er nie ein<br />
Weibesbild berührt.<br />
Vors andre hätt ihn auch kein Trunk<br />
Noch Rausch verführt.<br />
Zum dritten hätt er gar<br />
In keiner Schlacht verloren,<br />
Und wäre von Natur<br />
Zum Siegen nur geboren.<br />
Ich glaubs, und ist auch wahr.<br />
Durch solcher Tugend Kraft<br />
Hat we<strong>de</strong>r Macht noch List<br />
An ihm gar viel geschafft.<br />
Denn keusche Jungfrauschaft<br />
Stets ihre Lohnung fin<strong>de</strong>t,<br />
Und wer sich selbst beherrscht,<br />
Auch an<strong>de</strong>r überwin<strong>de</strong>t.<br />
So gleichfalls, wer sich recht<br />
Vor Vollsein hüten kann,<br />
Der bleibt vor seinem Feind<br />
Ein ungeschlagner Mann.<br />
Nach<strong>de</strong>m er aber sich<br />
An Blutschuld vollgesoffen,<br />
Und an <strong>de</strong>r Sachsen Magd<br />
Die Keuschheit abgeloffen,<br />
So kann er in <strong>de</strong>r Schlacht<br />
Nicht mehr, wie sonst bestehn,<br />
Und muss vor seinem Feind<br />
In stetem Fliehen gehn.<br />
Denn wer sich blutvoll säuft,<br />
Hat gar kein recht Geschicke,<br />
Und wer Jungfrauen schändt,<br />
Hat we<strong>de</strong>r Stern noch Glücke.<br />
Drum heißt er billig nun,<br />
Wie ers verdienet hat,<br />
Ein Hurer, Trunkenbold<br />
Und flüchtiger Soldat.<br />
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