1910 - Das Dokument des Grauens
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24. <strong>1910</strong><br />
lich oder mysteriös erscheinen sollten, im sogenannten Low-Key-Verfahren fotografiert<br />
wurden. Hierbei handelt es sich um ein Stilmittel der Bildgestaltung, in welchem das<br />
Bild vor allem von dunklen Farbtönen, oder gar der Farbe schwarz, dominiert wird.<br />
Dies darf nicht mit Unterbelichtung verwechselt werden; die Belichtung ist durchaus<br />
korrekt, aber um diesen Effekt zu erreichen, wird in der Regel anstelle mehrerer Lichtquellen<br />
nur ein Scheinwerfer eingesetzt, welcher weite Teile <strong>des</strong> Studioaufbaus nicht<br />
ausleuchtet und harte Kontraste erzeugt. Bei The Mystery of Temple Court (<strong>1910</strong>)<br />
wurden mehrere Einstellungen so gedreht, darunter auch die Mordszene an einer Frau.<br />
Und das Verschwinden dieser Frau wird am Ende durch einen Traum aufgeklärt; in<br />
jenem Traum erscheint der Geist <strong>des</strong> Opfers und zeigt auf einen Wandschrank, in welchem<br />
daraufhin ihre Leiche gefunden wird.<br />
Vitagraph steuerte <strong>1910</strong> außerdem<br />
eine Verfilmung einer griechischen Sage<br />
zum Genre bei: The Minotaur<br />
(<strong>1910</strong>) 11 . Wir wissen heute, dass sich<br />
der Film um den Kampf <strong>des</strong> Atheners<br />
Theseus gegen das im Herzen eines<br />
kretischen Labyrinths lebende Monstrum,<br />
den Minotaurus, drehte. <strong>Das</strong> war<br />
es dann aber auch schon, denn J. Stuart<br />
Blacktons Film gilt ebenfalls als verloren.<br />
Abbildung 24.3: Low-Key-Fotografie in<br />
The Mystery of Temple Court (<strong>1910</strong>)<br />
Wesentlich banaler ging es bei Vitagraphs<br />
The Skeleton (<strong>1910</strong>) 12 zu. Der<br />
Film war eine Klamotte, die als Teil einer<br />
sogenannten split reel zusammen mit dem Film Caught in His Own Trap (<strong>1910</strong>)<br />
gezeigt wurde. In The Skeleton (<strong>1910</strong>) hüpfte ein Skelett durch die Gegend und erschreckte<br />
Polizisten. Und wie sie an der Verwendung <strong>des</strong> Imperfekts erkennen können,<br />
hat auch dieser Film nicht das Jahrhundert überlebt.<br />
Die im texanischen Städtchen Palestine erschienene Ausgabe <strong>des</strong> Palestine Daily<br />
Herald vom 19. Dezember <strong>1910</strong> berichtet[21] von Vorführungen der Selig-Produktion<br />
Oh, You Skeleton (<strong>1910</strong>) 13 im lokalen New Lyric Theatre. Ein Professor kauft sich ein<br />
Skelett und vergisst es auf dem Nachhauseweg in einer Straßenbahn. Eine Dame, deren<br />
Liebster kurz zuvor verstarb, betritt die Tram und setzt sich neben das Skelett. Als sie<br />
dieses bemerkt, glaubt die Frau, es handele sich um ihren ausgegrabenen Liebsten und<br />
11 The Minotaur, aka Theseus and the Minotaurus (Vitagraph, USA <strong>1910</strong>, Regie: J. Stuart Blackton,<br />
Darsteller: Charles Kent, Länge: ca. 300m, 15 Minuten)<br />
12 The Skeleton (Vitagraph, USA <strong>1910</strong>, Länge: ca. 150m, 7 Minuten)<br />
13 Oh, You Skeleton, aka Oh! You Skeleton (Selig Polyscope Co., USA <strong>1910</strong>, Länge: ca. 110m, 6<br />
Minuten)<br />
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