20 JAHRE SCHULZAHNPFLEGE IN ZIZERS - Schule Zizers
20 JAHRE SCHULZAHNPFLEGE IN ZIZERS - Schule Zizers
20 JAHRE SCHULZAHNPFLEGE IN ZIZERS - Schule Zizers
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<strong>Schule</strong><br />
<strong>20</strong> <strong>JAHRE</strong><br />
<strong>SCHULZAHNPFLEGE</strong> <strong>IN</strong> <strong>ZIZERS</strong><br />
hohem Kariesbefall zu einer wesentlichen Kariesreduk -<br />
tion führt. Die <strong>Schule</strong> garantiert eine Chancengleichheit<br />
und kompensiert familiäre Unterschiede. Keine andere<br />
medizinische Prophylaxe hat einen derart einschneidenden<br />
Erfolg wie die Etablierung der Mundhygiene gezeigt<br />
und derart viel Schmerz und Kosten eingespart.<br />
Instruktion in der Primarschule durch Dominique Schumacher.<br />
Bilder Christiane Bereiter<br />
Bereits im Kindergarten wird das richtige Zähneputzen geübt.<br />
Wer Verantwortung für die Gesundheit übernehmen will,<br />
braucht Wissen und Fertigkeiten, das hiesst Gesundheitskompetenz;<br />
ein Schlüssel zur wirkungsvollen Prophylaxe.<br />
Es geht dabei um die Fähigkeit, sich Kenntnisse anzueignen,<br />
um mit den gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen<br />
zurechtzukommen und diese aktiv gestalten zu<br />
können. Gesundheitskompetenz entsteht nicht in einem<br />
isolierten persönlichen Rahmen, sondern in einem sozialen<br />
Umfeld. Die Rolle von Erziehung und <strong>Schule</strong> ist deshalb<br />
zentral, weil Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung<br />
gelernt werden müssen. Was hier früh vermittelt<br />
und gelernt wird, entscheidet massgeblich über<br />
die Befähigung, das eigene Leben und soziale Umfeld<br />
selbstverantwortlich zu bestimmen und zu gestalten. Kinder<br />
sollen zu Handlungen gewonnen werden, die ihre Gesundheit<br />
beeinflussen. Somit sind wir bei der Prophylaxe<br />
in der <strong>Schule</strong>.<br />
Das Giesskannenprinzip der Zahngesundheitserziehung<br />
in den <strong>Schule</strong>n zeigt, dass die bestehende kollektive<br />
Massnahme auch bei den Schülern mit verhältnismässig<br />
■ Entwicklung der Schulzahnpflege im allgemeinen<br />
in der Schweiz<br />
Anfangs des <strong>20</strong>.Jahrhunderts war es besonders schlimm,<br />
denn 98 Prozent der Schüler hatten Karies. Viele Kinder<br />
litten so sehr, dass sie dem allgemeinen Schulunterricht<br />
nicht folgen konnten. Schon damals beschrieb der damalige<br />
Arzt und Zahnarzt Dr. Fetscherin, dass sich die Krankheitserreger<br />
im Organismus über die kranke Mundhöhle<br />
und kaputten Zähnen verbreiteten. Die damaligen zahnärztlichen<br />
Dienstleistungen waren grundsätzlich begrenzt<br />
und es wurden mehrheitlich die kariösen Zähne gezogen.<br />
Die Gratisbehandlung beseitigte die «Volksseuche Karies»<br />
nicht. Die Regeln der Zahnpflege seien zu wenig bekannt,<br />
den Eltern gehe das Verständnis ab, klagte 1921<br />
der Chef des zahnärztlichen Instituts Zürich. So hatte ein<br />
Kind weinend erzählt, dass sie keine eigene Zahnbürste<br />
habe und die vorhandene auch anderweitig auch noch<br />
zum Schuhe putzen gebraucht werde. 1930 wurde die<br />
Schulzahnprophylaxe eingeführt und bis im Jahr <strong>20</strong>00<br />
ging die Karies um 90 Prozent zurück. Wenn Zahnärzte<br />
kranke junge Gebisse sahen, dann meist von Migrationskindern,<br />
die noch nicht lange bei uns ansässig waren.<br />
■ Schulzahnpflege in <strong>Zizers</strong><br />
Vor <strong>20</strong> Jahren gelangte die Schulrätin, Frau Künzli an Frau<br />
Christiane Bereiter, von Beruf Dentalhygienikerin, ob sie<br />
sich für das Pilotprojekt «Schulzahnpflege <strong>Zizers</strong>» engagieren<br />
würde. Zusammen mit Frau Paneeta Bühler wurden<br />
in der Folge jährlich in allen Stufen inkl. Kindergarten<br />
sechs Lektionen gehalten. Nach drei Jahren wurde die offizielle<br />
Einführung durch die Gemeindebehörde bewilligt.<br />
Frau Pia Engler, mit Berufsausbildung Dentalassistentin,<br />
übernahm im Jahr 1995 die Stelle von Frau Paneeta Bühler.<br />
Seit <strong>20</strong>02 ist die Dentalassistentin Frau Dominique<br />
Schumacher aus Grüsch für unsere beiden Kindergärten<br />
und die 1.- 6. Klasse zuständig. Frau Christiane Bereiter unterrichtet<br />
in der Oberstufe und führte vor 13 Jahren als zusätzliche<br />
Gesundheitserziehung den sogenannten Mundhygieneuntersuch<br />
ein. Dabei werden die Schüler ab der<br />
5. Klasse bis zur <strong>Schule</strong>ntlassung untersucht. Das Untersuchungsmaterial<br />
wird unentgeltlich von der Zahnarztpraxis<br />
Per Nielsen zur Verfügung gestellt.<br />
Das Ziel des Mundhygieneuntersuchs ist die Eigenverantwortung<br />
zu vertiefen und bei Bedarf die Mängel der<br />
Zahnputztechnik nochmals zu verbessern. Je nach Schulstufe<br />
hat ein Drittel bis zur Hälfte der Schüler vor dem<br />
Mundhygieneuntersuch eine Zahnfleischentzündung,<br />
welche bei der Nachkontrolle meistens wieder abgeheilt<br />
ist.<br />
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<strong>Schule</strong><br />
<strong>20</strong> <strong>JAHRE</strong><br />
<strong>SCHULZAHNPFLEGE</strong> <strong>IN</strong> <strong>ZIZERS</strong><br />
Zähne putzen kann Spass und Freude bereiten, wie hier bei<br />
diesen drei Primarschülerinnen.<br />
Zum <strong>20</strong>.-Jahr-Jubiläum stand auch eine Lektion im GABA-Bus<br />
auf dem Programm.<br />
Die Kariesstatistik über einen Verlauf von 16 Jahren, welche<br />
durch unseren Schulzahnarzt Per Nielsen erstellt wird,<br />
zeigt eine stetige Abnahme der Karies. Sie zeigt zudem,<br />
dass der Kariesbefall bei den Kindern im Kindergarten<br />
und in der 1.- 3. Klasse sowie bei Ausländern als auch<br />
Neuzugezogenen doppelt so hoch ist. Die schulische Kariesprophylaxe<br />
wirkt darauf hin, sozialbedingte Unterschiede<br />
der Zahngesundheit auszugleichen.<br />
Ein gutes Resultat wurde auch in der Oberstufe erreicht.<br />
Keine Gemeinde im Kanton zeigte im Schuljahr <strong>20</strong>10/<br />
<strong>20</strong>11 einen so tiefen (fünf Prozent) Kariesbefall wie <strong>Zizers</strong>.<br />
Somit konnten seit Beginn der Kariesstatistik über zwei<br />
Drittel an Schulzahnarztkosten in unserer Gemeinde und<br />
im Vergleich zu einer Nachbargemeinde eingespart werden.<br />
Damit haben wir mit unserem Konzept unser gestecktes<br />
Ziel übertroffen. Jede Zahnrestauration ist ein irreversibler<br />
Eingriff, welcher lediglich eine Reparatur und<br />
keine Heilung umfasst, denn eine Füllung muss meistens<br />
zu einem späteren Zeitpunkt ersetzt werden.<br />
■ <strong>Zizers</strong> ein Vorbild für den Kanton<br />
Graubünden<br />
Im Jahre 1973 wurde durch Dr. med. dent. Werner Rupf<br />
auf private Initiative die erste «kantonale» Prophylaxehelferin<br />
(PH) eingeführt, welche 1-2 Schulbesuche pro Jahr<br />
durchführte. Mit einer Vereinbarung vom 1. Februar1974<br />
übertrug unser Kanton der Graubündner Zahnärztegesellschaft<br />
(GZG) die Durchführung der Prophylaxe-Aktionen<br />
zur Verhinderung von Zahnkrankheiten in den<br />
Volksschulen. In der Folge kamen gegen zehn «Schulzahnpflegehelferinnen»<br />
zum Einsatz. Aus finanziellen<br />
Grün den, obwohl teilweise vom Kanton unterstützt,<br />
konnten diese aber nicht flächendeckend für alle Schüler<br />
im Kanton eingesetzt werden.<br />
Im Jahr <strong>20</strong>07 wurde die Totalrevision der Schulzahnpflegeverordnung<br />
(BR 421.850) von der Regierung gutgeheissen.<br />
Das Ziel war dabei, im ganzen Kanton flächendeckend<br />
in gleicher Qualität eine Schulzahnpflege einzuführen.<br />
Da für Dr. med. dent. Werner Rupf das Konzept<br />
von <strong>Zizers</strong> stets ein Vorbild war, wurde dieses in vielen Teilen<br />
in der Schulzahnpflegeverordnung berücksichtigt.<br />
Frau Christiane Bereiter wurde in der Folge mit der Leitung<br />
und Koordination der Schulzahnpflege für den ganzen<br />
Kanton beauftragt. Die vom ehemaligen, mittlerweile<br />
verstorbenen Ehrenmitglied der Graubündner Zahnärztegesellschaft<br />
(GZG), Dr. med. dent. Werner Rupf, in die<br />
Wege geleitete Pionierarbeit fand damit ihren Abschluss.<br />
Das Konzept wurde in einem «Leistungsauftrag des Kantons<br />
Graubünden an die GZG (Graubündner Zahnärztegesellschaft)<br />
betreffend die Durchführung der Massnahmen<br />
zur Erhaltung der Mundgesundheit in den <strong>Schule</strong>n<br />
des Kantons Graubünden» formuliert. Damit betreuen<br />
nun flächendeckend im ganzen Kanton bis zu 25 Schulzahnpflege-Instruktorinnen<br />
(SZPI) unter zentraler Führung<br />
und Koordination zweimal jährlich die Kindergärten<br />
und die Primarstufen. Rund 12‘500 Kinder und Schüler<br />
werden halbjährlich in ca. 800 Lektionen nach den gleichen<br />
qualitativen Voraussetzungen instruiert. Die Massnahmen<br />
werden in einer jährlichen Berichterstattung dem<br />
Gesundheitsamt zugestellt. Die Lehrpersonen werden dabei<br />
miteinbezogen und führen gemäss den Vorgaben der<br />
SZPI zusätzlich viermal pro Schuljahr eine Zahnbürstübung<br />
mit Fluoridgelée durch. Die Leiterin und Koordinatorin<br />
der Schulzahnpflege des Kantons ist zusammen mit<br />
der GZG für einen einheitlichen Qualitätsstandard verantwortlich<br />
und führt jährlich für die SZPI`s einen obligatorischen<br />
Fortbildungskurs durch.<br />
■ Vom Kampf gegen Karies zur Förderung<br />
der Mundgesundheit<br />
Die Karies scheint auf tiefem Niveau stabilisiert. Die<br />
Mundgesundheit mit allen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
braucht noch vermehrt Aufklärungsbedarf.<br />
In der Ausbildung zur Dentalhygienikerin (DH) wurde<br />
durch Prof. Ulrich P. Saxer die präzise Patientenuntersuchung<br />
und die Beurteilung der ganzen Mundhöhle geschult.<br />
Durch chronische Entzündungsherde in Zahn-<br />
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<strong>Schule</strong><br />
<strong>20</strong> <strong>JAHRE</strong><br />
<strong>SCHULZAHNPFLEGE</strong> <strong>IN</strong> <strong>ZIZERS</strong><br />
fleischtaschen können Bakterien über die Blutbahnen in<br />
verschiedene Organe des Körpers gelangen. Vor acht Jahren<br />
stellte er an einem Kongress Studien vor, die belegen,<br />
dass eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates)<br />
ein hoher Risikofaktor für die Gesundheit darstellt,<br />
vor allem für Diabetes, koronare Herzerkrankungen, Hirn -<br />
infarkte, Arteriosklerose und untergewichtige Frühgeburten.<br />
Die Zukunft liegt also in der allgemeinen Mundhygiene,<br />
denn heute leiden 70-80 Prozent der Bevölkerung<br />
an einer Zahnfleischentzündung. Mundgesundheit bedeutet<br />
einer Zahnfleischentzündung mit nachfolgender<br />
Parodontitis vorzubeugen, oder sie zumindest so früh wie<br />
möglich zu erkennen und zu behandeln, um einer Erkrankung<br />
des gesamten Organismus vorzubeugen. Rundum<br />
gesund beginnt im Mund!<br />
Um die entsprechende Qualität aufrechterhalten zu können,<br />
müssen die verantwortlichen Fachpersonen stetig an<br />
Fortbildungen geschult werden.<br />
Die Oberstufe wird durch Christiane Bereiter unterrichtet.<br />
■ Zum <strong>20</strong>-Jahr-Jubiläum<br />
Die Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung<br />
(ZEPRA) in unserem Kanton übernahm nach Absprache<br />
mit der Schulzahnpflege das Merkblatt «Tipps für gesunde<br />
Znüni und Zvieri», welches schon in mehreren Kantonen<br />
eingeführt wurde. Durch die Aktion «z’marend» (von<br />
«graubünden bewegt») im Kindergarten machen alle<br />
Schulzahnpflege-Instruktorinnen im Kanton an diesem<br />
Projekt mit. Das Projekt «graubünden bewegt» sieht auch<br />
vor, dass die Pausenverpflegung berücksichtigt wird. Deshalb<br />
wird durch die Schulzahnpflege <strong>Zizers</strong> zum <strong>20</strong>-Jahr-<br />
Jubiläum unter dem Motto «Der zuckerfreie Vormittag»<br />
ein gesunder Znüni organisiert. In der <strong>Schule</strong> sind die Leistungsanforderungen<br />
hoch, dafür ist eine optimale Nährstoffversorgung<br />
nötig. Schüler/-innen, die schon zu Hause<br />
ausgewogen gefrühstückt haben und ein Znüni in der<br />
<strong>Schule</strong> essen, sind im Unterricht konzentrierter, besser gelaunt<br />
und aktiver als Schüler/-innen, die ohne Frühstück<br />
zur <strong>Schule</strong> kommen. Deshalb ist für Kinder und Jugendliche,<br />
die morgens nicht frühstücken, ein Pausenbrot besonders<br />
wichtig. Alle Beteiligten in den <strong>Schule</strong>n werden<br />
aufgefordert mit gutem Vorbild vorauszugehen und die<br />
Verantwortung in dieser Hinsicht zu übernehmen. Die<br />
Gesundheitsförderung will bei allen an der <strong>Schule</strong> Beteiligten<br />
die Eigenkompetenzen in Gesundheitsfragen stärken,<br />
sie befähigen, bewusst gesund zu leben und sich<br />
dementsprechend zu verhalten. Aber auch hier gilt: Ohne<br />
die Unterstützung durch die Eltern geht es nicht. Gesundheitsförderung<br />
ist die gemeinsame Arbeit der Eltern<br />
und der <strong>Schule</strong>.<br />
Für das Gelingen unseres <strong>20</strong>-Jahr-Jubiläums haben folgende<br />
Sponsoren beigetragen:<br />
Verabschiedung vor dem GABA-Bus<br />
• Gemeinde <strong>Zizers</strong>: GABA-Bus, und gesunder Znüni<br />
• Ch. Bereiter und D. Schumacher: Zahnbürsten mit Kopfköcher<br />
von der Firma-Trisa<br />
• GABA und Mibelle: Zahnpasta<br />
Herzlichen Dank!<br />
Im Namen des Schulzahnpflegeteams <strong>Zizers</strong><br />
Christiane Bereiter, Leiterin und Koordinatorin Schulzahnpflege<br />
Kanton Graubünden<br />
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