Verantwortungsvolles Unternehmertum
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<strong>Verantwortungsvolles</strong><br />
<strong>Unternehmertum</strong><br />
Praxisleitfaden für kleine Betriebe<br />
<strong>Verantwortungsvolles</strong><br />
<strong>Unternehmertum</strong><br />
Praxisleitfaden für kleine Betriebe
Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung ........................................................................................................................5<br />
I. Was versteht man unter „verantwortungsvollem <strong>Unternehmertum</strong>“? ...................................................... 5<br />
II. Warum ein Leitfaden für kleine Betriebe?................................................................................................ 5<br />
III. Konzept & Aufbau .................................................................................................................................... 6<br />
IV. Gutes Beispiel: Nachhaltigkeitsstrategie.................................................................................................. 6<br />
Teil I: Mitarbeiter............................................................................................................9<br />
I. Interne Kommunikation schafft engagierte Mitarbeiter ............................................................................9<br />
1. Wichtiges mitteilen.............................................................................................................................10<br />
2. Am ersten Tag fängt es an: Empfang neuer Mitarbeiter ...................................................................11<br />
II. Gemeinsame Werte verbinden ..............................................................................................................11<br />
III. Zufriedene Angestellte - bessere Geschäftsergebnisse: Wie zufrieden sind Ihre Mitarbeiter?.............11<br />
1. Reflexion............................................................................................................................................12<br />
2. Thematische Vorbereitung ................................................................................................................12<br />
3. Wählen Sie eine Methode .................................................................................................................13<br />
4. Kündigen Sie Ihr Vorhaben an ..........................................................................................................15<br />
5. Durchführung.....................................................................................................................................15<br />
6. Auswertung........................................................................................................................................15<br />
7. Weiteres Vorgehen............................................................................................................................16<br />
IV. Ein sicherer und gesunder Arbeitsplatz .................................................................................................16<br />
1. Wie sicher und gesund ist Ihr Betrieb? Ein erster Betriebscheck .....................................................16<br />
2. Bestandsaufnahme............................................................................................................................17<br />
3. Vorgehen ...........................................................................................................................................18<br />
4. Das Feuer am Kochen halten............................................................................................................18<br />
V. Beispiele guter Praxis ............................................................................................................................19<br />
1. Jeder muss wissen, wofür er verantwortlich ist.................................................................................19<br />
2. Mitarbeitern unternehmerische Verantwortung übertragen...............................................................21<br />
3. Sport als Leistungsfaktor...................................................................................................................23<br />
- 2 -
Teil II: Geschäftspartner & Lieferanten.......................................................................26<br />
I. Wo stehen Sie in der Wertschöpfungskette?.........................................................................................26<br />
II. Schwachpunkte der Kette erkennen ......................................................................................................26<br />
III. Was verstehen Sie unter einem guten Lieferanten?..............................................................................26<br />
1. Werteskala.........................................................................................................................................27<br />
2. Praktische Prioritäten und Erfahrungen mit Lieferanten ...................................................................27<br />
3. Umsetzung ........................................................................................................................................28<br />
IV. Ein Beispiel guter Praxis aus dem Goldschmiedehandwerk .................................................................28<br />
Teil III: Kunden...............................................................................................................29<br />
I. Alles beginnt mit einem guten Empfang ................................................................................................29<br />
II. Selbsteinschätzung: Wie kundenorientiert arbeiten Sie? ......................................................................29<br />
III. Fremdeinschätzung: Wie schätzt der Kunde Ihre Arbeit ein?................................................................30<br />
1. Was können Sie Ihre Kunden fragen? ..............................................................................................30<br />
2. Welche Methoden lassen sich einsetzen? ........................................................................................31<br />
IV. Sensibilisieren Sie Ihre Kunden .............................................................................................................31<br />
1. Botschafter im Blaumann ..................................................................................................................31<br />
2. Frühlingsfest ......................................................................................................................................32<br />
Teil IV: Nachbarschaft ...................................................................................................33<br />
I. Ihr Unternehmen hat ein Gesicht ...........................................................................................................33<br />
II. Probleme und Erwartungen identifizieren ..............................................................................................34<br />
III. Den Dialog suchen.................................................................................................................................34<br />
IV. Engagement vor Ort...............................................................................................................................35<br />
V. Beispiele guter Praxis ............................................................................................................................35<br />
1. "Wir müssen lernen, aufeinander zuzugehen" ..................................................................................36<br />
2. Engagement in der freiwilligen Feuerwehr........................................................................................37<br />
- 3 -
Teil V: Schutz natürlicher Ressourcen (Umwelt, Energie, Produktionsstoffe)........38<br />
I. Umweltschutz als Teil des täglichen Handelns......................................................................................38<br />
II. Energieeffizientes Arbeiten ....................................................................................................................39<br />
1. Bestandsaufnahme............................................................................................................................39<br />
2. Initiative ergreifen ..............................................................................................................................39<br />
III. Abfallvermeidung ...................................................................................................................................40<br />
IV. Beispiel guter Praxis zum Thema Ressourcenschutz: „Ein neues Gesicht für Ihren Schmuck“ ...........41<br />
Teil VI: Fragebogen – zum Selbsttest und für eilige Leser .........................................43<br />
Teil VII: Das CSR-Projekt................................................................................................51<br />
- 4 -
Einführung<br />
I. Was versteht man unter „verantwortungsvollem <strong>Unternehmertum</strong>“?<br />
„<strong>Verantwortungsvolles</strong> <strong>Unternehmertum</strong>“ ist ein Kunstbegriff. Gemeint sind Beiträge, die Unternehmen im<br />
Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit leisten, und die Ausdruck der Übernahme von Verantwortung in den Bereichen<br />
Soziales, Gesellschaft, Nachbarschaft und Umwelt sind. Dieses über die rein betriebswirtschaftliche<br />
Zielstellung hinaus gehende Engagement kann vielfältige Formen annehmen. Zu nennen sind ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten, die Förderung von Nachbarschafts- und Jugendprojekten, Engagement in der Ausbildung,<br />
aber auch Innerbetriebliches wie Mitarbeiterförderung, ein vorbildliches – über die gesetzlichen Vorschriften<br />
hinausgehendes – Umweltmanagementsystem etc.<br />
II. Warum ein Leitfaden für kleine Betriebe?<br />
Unternehmen, egal ob lokal oder international tätig, werden zunehmend und von verschiedenen Seiten mit<br />
Fragen der ethischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Verantwortung konfrontiert. In der Presse<br />
nimmt das Thema Raum ein. Zudem erwarten Kunden und Verbraucherorganisationen zunehmend Informationen<br />
über Produktbedingungen und Marktwege.<br />
Große Unternehmen präsentieren ihre „soziale Verantwortung“ häufig mit großen Projekten und ausgeklügelten<br />
Strategien. Das ist aber kein Muss. „<strong>Verantwortungsvolles</strong> <strong>Unternehmertum</strong>“ ist ein Thema auch und<br />
gerade für kleine Betriebe. Viel wichtiger als eine große Kampagne ist gelebtes, glaubwürdiges Engagement.<br />
Für viele kleine Betriebe, gerade im Handwerk, ist verantwortungsvolles <strong>Unternehmertum</strong> ein selbstverständlicher<br />
und häufig unbewusst gelebter Teil ihrer Unternehmenskultur. Insofern bietet die aktuelle Diskussion<br />
bereits engagierten Betrieben die Aussicht, zusätzliche öffentliche Anerkennung zu erfahren.<br />
Solchen Betrieben, die in das Thema einsteigen oder ihre Strategie verbessern möchten, soll dieser Leitfaden<br />
praktische Anregungen geben. „<strong>Verantwortungsvolles</strong> <strong>Unternehmertum</strong>“ ist gut für das Unternehmen<br />
und für die gesellschaftliche und natürliche Umwelt. Unternehmen, die sich engagieren, haben zu Recht ein<br />
gutes Image. Sie kommen bei Kunden und Mitarbeitern besser an. Sie haben einen Vorsprung beim Wettbewerb<br />
um Nachwuchskräfte, sie punkten auch auf dem internationalen Parkett.<br />
- 5 -
III. Konzept & Aufbau<br />
Der vorliegende Praxisleitfaden basiert auf einer Vorlage des belgischen Verbands „Unie van Zelfstandige<br />
Ondernemers“ (UNIZO), der Vereinigung selbständiger Unternehmer. Er behandelt Themen wie Kundenzufriedenheit,<br />
Engagement in der Nachbarschaft und betrieblicher Umweltschutz. Die Themen sind nach Art<br />
einer Handlungsanleitung gestaltet: wenig Theorie, viel praktische Anleitung.<br />
Am Ende jedes Kapitels finden Sie zudem Praxisbeispiele, die zeigen, was andere Betriebe unternehmen<br />
und wie sie den Nutzen ihrer Strategie einschätzen. Nutzen Sie einfach die Vorschläge, die am besten zur<br />
Situation Ihres Unternehmens passen.<br />
Zur besseren Übersicht gliedert sich der Leitfaden in fünf Kapitel, die sich am unternehmerischen Umfeld<br />
orientieren:<br />
• Mitarbeiter<br />
• Geschäftspartner und Lieferanten<br />
• Kunden<br />
• Nachbarschaft und<br />
• natürliche Ressourcen.<br />
Darüber hinaus finden Sie in Kapital VI einen Fragebogen, der sich als Arbeitshilfe zur Bestimmung der<br />
eigenen Position und als Einstieg für eilige Leser eignet.<br />
Viel Erfolg!<br />
IV. Gutes Beispiel: Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Ein Sprichwort sagt, ein Beispiel sagt mehr als tausend Worte. Deswegen hier ein erstes Praxisbeispiel als<br />
Anschauungsmaterial.<br />
Die Vollkornbäckerei Effenberger hat eine eigene, auf das Unternehmen zugeschnittene Strategie entwickelt.<br />
Die Strategie ist umfassend. Sie bildet die verschiedenen Tätigkeitsbereiche ab; sie ist nach innen wie<br />
nach außen gerichtet. Ein wahrhaft gutes Beispiel. Lesen Sie selbst!<br />
„Ich will nachhaltige Lieferantenbeziehungen, nachhaltige Kundenbeziehungen und nachhaltige<br />
Beziehungen zu meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nachhaltige Beziehungen zur Nachbarschaft.“<br />
- 6 -
Der Betrieb<br />
Seit 1985 fertigt und verkauft die Effenberger Vollkornbäckerei mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 7<br />
Filialen in Hamburg Vollkorn- und Backwaren (Brot, Brötchen, Kuchen) aus kontrolliertem biologischem<br />
Anbau.<br />
Vollkornbäcker mit Überzeugung<br />
Thomas Effenberger formuliert für seine Bäckerei hohe An-<br />
sprüche in acht Grundsätzen. Sie beziehen sich auf alle<br />
Aspekte nachhaltiger Unternehmensführung. Zur Lieferket-<br />
te heißt es beispielsweise: „Unsere Rohstoffe entstammen<br />
alle dem biologischen Anbau. Unsere Lieferanten sind nach<br />
Effenberger-Kriterien ausgewählt und handverlesen. Sie<br />
sind Qualitätsführer und kommen nur nach genauer Begut-<br />
achtung in Frage.“ Seine Haltung zur Belegschaft drückt<br />
Thomas Effenberger so aus: „Unser Geschäftserfolg resultiert aus den Leistungen aller Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Sie sind das größte Kapital des Unternehmens. Wir legen großen Wert auf hohe Qualifika-<br />
tion. Durch unsere Einsatzbereitschaft, unser Engagement und Freude an unserer Arbeit behaupten wir uns<br />
am Markt. Bei uns hat jeder die Gewissheit, dass er als Mensch akzeptiert und gefördert wird.“ Zu den<br />
Kunden heißt es: „Unsere Kundinnen und Kunden sind unsere Partner. Ihre Zufriedenheit ist das Ziel all<br />
unserer Leistungen. Die Wünsche und Anforderungen unserer Kundschaft bestimmen unsere Sortiments-<br />
gestaltung.“ Auch für den Umweltschutz gilt ein ganzheitlicher Ansatz: „Unser Denken und Handeln zielt<br />
auf eine langfristige Erhaltung von Pflanze, Tier und Mensch ab. Wir fördern das Bewusstsein des ökologi-<br />
schen Nutzens bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kundinnen und Kunden, Lieferanten, Kolle-<br />
gen und Nachbarn.“<br />
Nachhaltige Strategie<br />
Im Sinne der Nachhaltigkeit setzt Thomas Effenberger auf Qualitätsführerschaft und zwar in allen vier As-<br />
pekten gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen: Für die Arbeitsplätze, für den Markt, für die<br />
Umwelt, für das Gemeinwesen.<br />
Spaß an der Arbeit<br />
Seine Strategie für die Arbeitsplätze umfasst 10 Maßnahmen:<br />
● ausschließlich sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse<br />
● selbstständige Arbeitsgestaltung<br />
● Projektbeteiligung am Projekt Arbeitsschutz im Handwerk<br />
● wöchentliche Jobrotation mit allen betrieblichen Funktionen<br />
● Qualifizierungsoffensive (gelernte Bäcker an jedem Arbeitsplatz)<br />
- 7 -
● Berufsausbildung / Weiterbildungsangebot zum Betriebswirt / Weiterbildung zum Meister<br />
● Bachelor-Ausbildung mit der Handwerksammer<br />
● Weiterentwicklung der Persönlichkeit und der Fachkompetenz durch betriebliche<br />
Bildungsmaßnahmen<br />
● Kommunikationstraining<br />
Bezug zu Kunden und Lieferanten<br />
Auch für den Markt wurde eine klare Strategie erarbeitet: aktiver Kundendialog, systematische Kundenbe-<br />
fragung, Produkttransparenz durch detaillierte Angaben; qualitätsorientierte Produktionsweise (z. B. be-<br />
darfsgerechtes Vermahlen; zwölfstündige Reifezeit für Teig); Rezepturweitergabe an Interessierte; aus-<br />
schließliche Verwendung natürlicher Rohstoffe; Verlässlichkeit durch langfristige persönliche Lieferantenbe-<br />
ziehungen.<br />
Umweltschutz reduziert die Kosten<br />
Sparsamer Umgang mit Ressourcen wie Energie, Wasser<br />
und Rohstoffen spart Geld und schont die Umwelt. Im Ergeb-<br />
nis wird eine Energieeinsparung von ca. 2/3 gegenüber kon-<br />
ventionellen Bäckereibetrieben durch innovatives Ofenkon-<br />
zept, Wärmerückgewinnung und Isolierung erzielt. Der Müll<br />
konnte sogar auf ca. 1/20 gegenüber konventionellen Bäck-<br />
ereibetrieben gesenkt werden. Als Ressourcenschonung gilt<br />
auch die ca. 5-mal längere Haltbarkeit der Ladenausstattung.<br />
Unternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />
Die Strategie für das Gemeinwesen ist beispielhaft. Dazu zählt unter anderem:<br />
Dialogorientierung durch wöchentliche Betriebsbesichtigungen; Angebote von Praktika; Mitarbeit im Win-<br />
terhuder Bürgerverein und Winterhuder Wirtschaftsforum; ebenso die Arbeit in der Interessengemeinschaft<br />
"Rund um den Mühlenkamp", in der PR-Initiative „Einkaufen am Grindel“ und in der PR-Gruppe „Öko-<br />
Wochenmarkt e.V.“. Damit nicht genug: Gesellenprüfungsausschuss Bäcker; Meisterprüfungsausschuss<br />
Bäcker; Bioland-Fördermitglied; Schulvorstand G3, Betriebswirte des Handwerks e.V. und die Mitarbeit im<br />
Projekt „Zeitspender“ des ASB.<br />
- 8 -
Was bringt das Konzept und all die Arbeit?<br />
Thomas Effenberger sieht es so: „Wir sind ein handwerkliches Unternehmen, das sinnvolle ökologische<br />
Arbeitsweisen umsetzt, zukunftsorientiert ist und nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen handelt. Gesun-<br />
des Wachstum und angemessene Gewinne gewährleisten den Fortbestand des Unternehmens und sichern<br />
die Arbeitsplätze. Wir wollen, dass sich ein breiter Kundenkreis unser Brot leisten kann. Das erreichen wir,<br />
indem wir extrem kostenbewusst produzieren. In unseren Betrieben ist alles ganz genau durchdacht, spe-<br />
ziell entwickelt und optimiert.“ Auf den Punkt gebracht hört es sich so an: „Ich mache, was mir Spaß macht.<br />
Und das mache ich gut.“<br />
Mehr unter: www.effenberger-vollkornbaeckerei.de<br />
Teil I: Mitarbeiter<br />
Qualifizierte, engagierte Mitarbeiter sind eine wesentliche Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg<br />
eines Unternehmens. Solche Mitarbeiter zu akquirieren wird künftig schwieriger. Die Zahl der Erwerbstätigen<br />
nimmt ab. Vor diesem Hintergrund verschärft sich der Wettbewerb. Grund genug, sich eingehender mit<br />
Fragen der Mitarbeiterführung zu befassen.<br />
Mitarbeiterführung hat viele Komponenten. Drei Themen sind hier herausgegriffen:<br />
• Interne Kommunikation und Mitarbeiterbindung<br />
• Gemeinsame Werte und Identifikation mit dem Betrieb<br />
• Mitarbeiterzufriedenheit und wie man sie misst.<br />
I. Interne Kommunikation schafft engagierte Mitarbeiter<br />
Mitarbeiter, die sich in ihrem Unternehmen eingebunden fühlen, sind eher bereit, unaufgefordert Initiative zu<br />
ergreifen, Kollegen zu unterstützen und sind schneller bereit, Fehler offen zu diskutieren. Kunden, Lieferanten<br />
und Nachbarn spüren, ob sich die Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen identifizieren. Das schafft Vertrauen<br />
und zahlt sich aus.<br />
Ein wichtiger Baustein dieser Mitarbeiterbindung ist die interne Kommunikation. So, wie man in der engsten<br />
Familie unbemerkt aneinander vorbei leben kann, ist es auch im Unternehmen keineswegs selbstverständlich,<br />
dass Chef und Mitarbeiter jeweils das erfahren, was für sie wichtig ist.<br />
- 9 -
1. Wichtiges mitteilen<br />
Aber was ist wichtig? Es gibt Informationen, die sind objektiv wichtig. Dazu gehören Informationen wie Details<br />
zum Kundenauftrag, die Einweisung in die neue Maschine und eindeutige Aufgabenzuweisungen. Ohne<br />
solche Informationen passiert entweder nichts oder es unterlaufen Fehler. Damit ist das Thema Informationspolitik<br />
aber noch nicht am Ende. Haben Sie schon einmal erlebt, wie sich Informationen oder Gerüchte<br />
über Auftragsengpässe, personelle Veränderungen oder über individuelles Fehlverhalten verbreiten? Flurfunk<br />
schafft Unsicherheit und schlechte Stimmung.<br />
Deswegen:<br />
• Als Chef sollten Sie so viel wie möglich selbst mit Ihren Mitarbeitern kommunizieren. Auf diese Weise<br />
senken Sie Hemmschwellen und erfahren nebenbei Neuigkeiten aus dem Arbeitsalltag.<br />
• Informieren Sie Ihre Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung des Unternehmens,<br />
über Ziele, Erfolge und Misserfolge.<br />
• Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter von den Veränderungen zuerst von Ihnen erfahren.<br />
• Stellen Sie sicher, dass die Nachricht, die Sie kommunizieren möchten, auch verstanden wird.<br />
• Bleiben Sie offen für Fragen, Kritik und / oder Anmerkungen.<br />
• Wenn Sie Besprechungen durchführen, geben Sie Ihren Mitarbeitern die Chance, Punkte auf die<br />
Tagesordnung zu setzen, die sie diskutieren möchten. Legen Sie beispielsweise einen Ordner aus,<br />
in dem die Anliegen gesammelt werden. Strukturieren Sie diese und überlegen Sie, wann welcher<br />
Punkt präsentiert werden soll. Falls Sie weitere Erklärungen brauchen, sprechen Sie das in der<br />
Vorbereitungsphase an. Informieren Sie alle Beteiligten über den zeitlichen Ablauf.<br />
• Stellen Sie sicher, dass neue Ideen und Kritik die Person erreichen, die etwas damit anfangen<br />
kann.<br />
• Laden Sie zum Feedback ein. Stellen Sie beispielsweise einen Lob- / Beschwerdebriefkasten in Ihrem<br />
Empfangsbereich auf und fordern Sie alle Beteiligten, mit denen Sie arbeiten, auf, sie zu benutzen:<br />
Mitarbeiter ebenso wie Kunden, Lieferanten etc. Engagieren Sie sich als Unternehmensleitung,<br />
um auf jeden Vorschlag zu reagieren.<br />
• Wenn Sie bestimmte Vorschläge nicht umsetzen oder Versprechen nicht halten können, informieren<br />
Sie Ihre Mitarbeiter rechtzeitig darüber und erklären Sie den Grund dafür. Auf diese Weise vermeiden<br />
Sie schlechte Stimmung und Missverständnisse.<br />
• Lassen Sie Ihre Mitarbeiter die Ergebnisse der Arbeit sehen.<br />
• Lassen Sie sie wissen, wie sehr der Kunde ihre Arbeit schätzt. Geben Sie Lob auf jeden Fall weiter.<br />
Das motiviert!<br />
- 10 -
2. Am ersten Tag fängt es an: Empfang neuer Mitarbeiter<br />
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Arbeitstag im neuen Job? Inwiefern hat diese Erfahrung ihr Bild von diesem<br />
Unternehmen geprägt? Der erste Tag kann sehr unterschiedlich ausfallen. Stellen Sie sich vor, Sie<br />
kommen in ein Unternehmen und es stellt sich heraus, Ihr Ansprechpartner ist nicht da. Man ist überrascht<br />
Sie zu sehen, weil außer dieser Person niemand wusste, dass Sie heute neu anfangen. Und jetzt weiß man<br />
nicht recht, was man mit Ihnen machen soll. Die Folge: Sie sitzen herum und fühlen sich unwohl, überflüssig<br />
oder gar lästig. Kein schöner Einstieg. Und dann stellen Sie sich das Gegenteil vor. Sie werden erwartet,<br />
Sie finden Ihren Arbeitsplatz eingerichtet vor, ein Kollege oder eine Kollegin führt Sie herum. Sie fühlen sich<br />
erwünscht. Sie wollen dazu gehören.<br />
Mitarbeiterbindung beginnt am ersten Tag. Die Erfahrung dieses ersten Tages entscheidet mit darüber, wie<br />
schnell Mitarbeiter lernen, inwiefern sie sich trauen, Fragen zu stellen und wie sie sich integrieren.<br />
Deswegen: Bitten Sie jemanden aus Ihrem Team, sich um die Begrüßung des neuen Mitarbeiters / der<br />
neuen Mitarbeiterin zu kümmern. Organisieren Sie eine kurze Besichtigungstour. Vielleicht entscheiden Sie<br />
sich auch für ein Mentorenmodell, bei dem ein erfahrener Mitarbeiter oder eine erfahrene Mitarbeiterin den<br />
Neuankömmling für eine bestimmte Zeit begleitet und berät.<br />
II. Gemeinsame Werte verbinden<br />
Identifikation mit dem Unternehmen fördert das Engagement. Sie entsteht auch dadurch, dass alle Beteiligten<br />
bestimmte Werte als gemeinsame ideelle Grundlage ihres Handels anerkennen:<br />
1. Definieren Sie für sich die fünf wichtigsten Werte.<br />
2. Diskutieren Sie das Thema mit Ihren Mitarbeitern. Wie nehmen Ihre Beschäftigten das Unternehmen<br />
wahr? Was ist ihnen besonders wichtig?<br />
3. Prüfen Sie, wo mögliche Gemeinsamkeiten und / oder Unterschiede liegen.<br />
4. Stellen Sie ein Bündel von Werten zusammen, die alle unterstützen. Illustrieren Sie jeden der angeführten<br />
Werte mit einem Beispiel.<br />
5. Machen Sie Ihre „Wertecharta“ für Mitarbeiter, aber auch für Externe, zugänglich, indem Sie diese<br />
beispielsweise in den Internetauftritt integrieren.<br />
6. Glaubwürdig sind nur „gelebte Werte“. Seien Sie Vorbild. Beachten Sie den selbst geschaffenen<br />
Kodex, nehmen Sie, sofern nötig, Anpassungen vor und beziehen Sie sich regelmäßig auf die Wertecharta.<br />
III. Zufriedene Angestellte - bessere Geschäftsergebnisse: Wie zufrieden sind Ihre Mitarbeiter?<br />
Zufriedene Beschäftigte sind motivierter, produktiver, leichter für neue Projekte zu gewinnen, sie fehlen<br />
weniger oft, sind loyaler und sie sind unverzichtbar in schwierigen Zeiten oder wenn aus anderen Gründen<br />
Veränderungen anstehen. Kurz gesagt, sie zu haben, ist erstrebenswert.<br />
- 11 -
Aber wissen Sie, wie zufrieden Ihre Mitarbeiter sind? Vielleicht wünscht sich A mehr Abwechslung, B hat<br />
gesundheitliche Probleme und deswegen Zukunftsängste, C hatte gestern Probleme mit einem Kunden und<br />
E wünscht sich insgeheim mehr Feedback und Anerkennung für seine Leistung. Unzufriedenheit kann vielerlei<br />
Ursachen haben. Mangelnde Perspektive, wirklich oder vermeintlich schlechte Bezahlung, Konflikte<br />
mit Kollegen - all das erzeugt Frust.<br />
Kleine Unternehmen haben den Vorteil, dass Chef und Angestellte ständig und unmittelbar miteinander in<br />
Kontakt stehen. Damit stehen die Chancen gut, Unzufriedenheit frühzeitig zu erkennen und somit zu vermeiden,<br />
dass Spannungen wachsen und Mitarbeiter sich im Laufe der Zeit zurückziehen, also innerlich<br />
kündigen.<br />
Sich um Mitarbeiterzufriedenheit zu kümmern, sollte aber nicht erst beginnen, wenn das Kind in den Brunnen<br />
gefallen ist. Es geht um gute Geschäftsergebnisse. Nehmen Sie sich die Zeit, um herauszufinden, was<br />
wirklich in den Angestellten vorgeht und wie sie die Arbeitsatmosphäre einschätzen. Verlassen Sie sich<br />
nicht darauf, alles Wesentliche während der Arbeit oder in der Mittagspause zu diskutieren. Institutionalisieren<br />
Sie den Dialog!<br />
Keine Sorge. Um mehr über die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter zu erfahren, benötigen Sie keine aufwendigen<br />
Messverfahren. Ein persönliches Gespräch ist ein gutes Instrument, oder auch eine Gruppendiskussion.<br />
Auch der Einsatz von Fragebögen ist denkbar. Letzteres Verfahren ist allerdings wesentlich aufwendiger<br />
und deswegen eher für größere Unternehmen geeignet. Weiter unten finden Sie die Methoden detaillierter<br />
dargestellt. Hier ein Vorschlag zum Vorgehen in sieben Schritten:<br />
1. Schritt 1: Reflexion<br />
Bevor Sie zur Tat schreiten, ist es sinnvoll, dass Sie für sich überlegen, was Ihnen in der Zusammenarbeit<br />
besonders wichtig ist. Wie nehmen Sie Ihre Firmenkultur und die Unternehmensorganisation wahr? Lassen<br />
Sie den letzten Monat oder die letzten Tage Revue passieren. Wie kommunizieren Ihre Mitarbeiter miteinander<br />
und mit Ihnen? Wird Kritik offen geäußert oder eher zwischen den Zeilen? Haben Sie schon einmal<br />
eine Mitarbeiterbesprechung abgehalten? Wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?<br />
2. Schritt 2: Thematische Vorbereitung<br />
Im zweiten Schritt werden Sie konkreter. Welche Themen möchten Sie ansprechen? Die Auswahl ist groß.<br />
Hier einige Anregungen:<br />
• Tätigkeit<br />
Inhalt und Umfang der Tätigkeit, Arbeitstempo, Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf, physische Belastung, Zugang zu geeignetem Material, Verantwortlichkeiten, Abwechslungsreichtum<br />
der Arbeit, Karrieremöglichkeiten, Weiterbildung, Geld.<br />
- 12 -
• Soziale Beziehungen<br />
Zusammenarbeit mit den Kollegen, Verhältnis zum direkten Vorgesetzten, Kontakt mit Kunden<br />
und Lieferanten, Raum für persönliche Entwicklung, Feedback.<br />
• Arbeitsumgebung<br />
Arbeitsbesprechungen, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Kommunikation, Image,<br />
vom Unternehmen verkörperte Werte, Aufmerksamkeit für ökologische und soziale Aspekte.<br />
Greifen Sie drei vorrangige Themen heraus.<br />
3. Schritt 3: Wählen Sie eine Methode<br />
Wie bereits erwähnt, gibt es nicht DIE richtige Methode. Drei Optionen finden Sie hier kurz beschrieben: das<br />
persönliche Gespräch, das Gruppengespräch und die Fragebogenaktion. Überlegen Sie, welches Vorgehen<br />
zu Ihrer Unternehmensgröße, Ihrer Unternehmenskultur passt.<br />
Persönliches Gespräch<br />
Gerade in kleinen Betrieben bietet sich ein persönliches Gespräch an. Es ist eine gute Möglichkeit, Mitarbeiter<br />
näher kennen zu lernen und infolgedessen deren Verhalten besser einschätzen zu können. Ausnahme:<br />
Führen Sie keine Diskussion über Mitarbeiterzufriedenheit in einer konkreten Konfliktsituation.<br />
Folgende Rahmenbedingungen sind wichtig für den Erfolg des Gesprächs:<br />
• Sagen Sie Ihren Mitarbeitern vorher, was Sie diskutieren möchten.<br />
• Nehmen Sie sich Zeit. Planen Sie die Mitarbeitergespräche im Terminplan ein und geben Sie einen<br />
Zeitrahmen vor, damit Sie und Ihre Mitarbeiter nicht plötzlich unter Zeitdruck geraten.<br />
• Führen Sie das Gespräch am besten nicht in Ihrem Büro. Dort klingelt das Telefon, Mitarbeiter gehen<br />
ein und aus. Gehen Sie stattdessen „in Klausur“. Ein persönliches Gespräch fern des üblichen<br />
Arbeitsumfelds fördert eine offene Atmosphäre.<br />
• Erlauben Sie Ihren Angestellten über sich selbst zu sprechen, ihre Wahrnehmungen zu äußern.<br />
Fragen Sie nach, um die Gedanken und Positionen besser zu verstehen. Aber fühlen Sie sich nicht<br />
zu schnell angegriffen, wenn Beschäftigte Negatives äußern. Das ist Teil der Übung. Fassen Sie<br />
anschließend die Diskussion zusammen, um sicherzustellen, dass Sie alles richtig verstanden haben.<br />
Alternativ können Sie das Gespräch auch einen Dritten führen lassen, einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin,<br />
dem oder der alle vertrauen oder einen externen Experten. Wenn Sie diese Alternative wählen,<br />
erklären Sie Ihren Angestellten warum. Denn Unruhe und Skepsis sind vorprogrammiert. Lassen Sie die<br />
ausgewählte Person einen vertraulichen Bericht erstellen, der einen generellen Überblick über die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
in Ihrem Unternehmen gibt und der Verbesserungsvorschläge enthält.<br />
- 13 -
Gruppengespräch<br />
Als Alternative zu persönlichen Gesprächen kommt ein Gruppengespräch in Betracht. Sie werden weniger<br />
über die Situation der Einzelnen erfahren. Dafür hat das Gruppengespräch den Vorteil, dass Ihre Mitarbeiter<br />
sich sicherer fühlen und möglicherweise kreativer nach Lösungen und Verbesserungsmöglichkeiten für<br />
die Zusammenarbeit oder für betriebliche Abläufe suchen.<br />
Wichtiges zu den Rahmenbedingungen:<br />
• Wählen Sie einen externen Ort. Ihre Angestellten bekommen einen Tag frei und fühlen sich weniger<br />
befangen.<br />
• Damit die Diskussion nicht aus dem Ruder läuft, können Sie vorab wichtige Themen abfragen.<br />
• Wenn Sie nicht daran gewöhnt sind, Gruppendiskussionen zu führen, machen Sie sich vorher eine<br />
Gliederung der Diskussionsthemen und benennen Sie einen Diskussionsleiter.<br />
• Die Diskussion sollte konkrete Lösungen und Vereinbarungen erzielen. Ansonsten wird die<br />
Begeisterung schwinden und Sie erreichen das Gegenteil von Motivation.<br />
Fragebogen<br />
Fragebögen können für größere Unternehmen eine interessante Option darstellen. Sie sind vergleichsweise<br />
aufwendig. Andererseits vermitteln Sie, wenn professionell durchgeführt, ein gutes Bild der Mitarbeiterzufriedenheit.<br />
Zu den Rahmenbedingungen: Es ist eine Kunst, einen guten Fragebogen zu entwerfen. Wenn Sie sich zu<br />
diesem Schritt entschließen, beachten Sie Folgendes:<br />
• Entwerfen Sie den Fragebogen in Zusammenarbeit mit anderen. Variieren Sie die Fragestellungen.<br />
o Geschlossene Fragen, also solche, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind, geben einen guten<br />
Überblick über Dinge, die den Angestellten wichtig sind. Sie bieten allerdings wenig Raum<br />
für differenzierte Antworten. Gegebenenfalls können Sie dieses Problem abmildern, indem Sie<br />
neben den geschlossenen Fragen Platz für zusätzliche Kommentare oder Vorschläge lassen.<br />
o Offene Fragen bringen mehr Informationen. Aber es ist vergleichsweise schwieriger, allgemeingültige<br />
Schlussfolgerungen aus den Aussagen zu ziehen.<br />
o Fragen, die voreingenommen wirken oder deren Relevanz die Angestellten nicht sehen, erwecken<br />
Misstrauen.<br />
• Das Ausfüllen darf nicht länger als 15 Minuten dauern. Wenn möglich, testen Sie das vorher.<br />
• Garantieren Sie Anonymität und Vertraulichkeit.<br />
• Informieren Sie Ihre Angestellten rechtzeitig und geben Sie ihnen ausreichend Zeit, den Bogen<br />
auszufüllen.<br />
Sagen Sie Ihren Angestellten im Voraus, warum Sie einen Fragebogen gewählt haben und was die Absicht<br />
dahinter ist.<br />
- 14 -
4. Schritt 4: Kündigen Sie Ihr Vorhaben an<br />
Egal für welche Methode Sie sich entscheiden: Informieren Sie Ihre Mitarbeiter vorab über Ihre Pläne.<br />
Seien Sie gewiss: Ihre Ankündigung, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zum Thema zu machen, wird Erwartungen<br />
wecken. Sorgen Sie von Beginn an dafür, dass diese Erwartungen realistisch sind.<br />
5. Schritt 5: Durchführung<br />
Einige Rahmenbedingungen wurden im Zusammenhang mit den Methoden bereits angesprochen. Wichtig<br />
ist vor allem, dass<br />
• alle Beteiligten sich Zeit nehmen<br />
• die Gespräche strukturiert verlaufen, also tatsächlich von Mitarbeiterzufriedenheit handeln<br />
• Sie eine offene Haltung bewahren, auch wenn Sie mit gewissen Anmerkungen nicht übereinstimmen<br />
und<br />
• am Ende eine Vereinbarung über das weitere Vorgehen steht, die konkret und umsetzbar ist.<br />
Damit Sie das Gesagte später zur Verfügung haben, notieren Sie wichtige Aussagen während der Gespräche.<br />
6. Schritt 6: Auswertung<br />
Wenn die Gespräche vorüber sind, ist wieder Reflexion angesagt. Sie werden viele Eindrücke erhalten<br />
haben, viele Anregungen und Forderungen. Sie müssen nicht alles auf einmal ändern. Wenn Sie überlegen,<br />
welche Empfehlungen Sie umsetzen, denken Sie beispielsweise an:<br />
• die Kosten und Gewinne der vorgeschlagenen Maßnahme für das Unternehmen und die Angestellten<br />
bzw. die Risiken für das Unternehmen, wenn nichts unternommen wird<br />
• die Dringlichkeit bestimmter Probleme (versuchen Sie hier, diese schnell anzugehen)<br />
• Handelt es sich um eine Empfehlung, die von einer Gruppe getragen wird? Dann sollte diese besondere<br />
Beachtung finden. Handelt es sich um Probleme Einzelner, lösen Sie diese unter Umständen<br />
besser bilateral.<br />
Speziell zum Fragebogen:<br />
Führen Sie die Auswertung nicht allein durch, sondern mit jemandem, der mit Personalfragen vertraut ist.<br />
Lassen Sie diese Person die Resultate zuerst durchsehen und einen kurzen Bericht verfassen. Dann bilden<br />
Sie sich Ihre eigene Meinung. Natürlich behandeln Sie Kritik, die einen bestimmten Angestellten betrifft,<br />
vertraulich, z. B. Verdacht auf Diebstahl, Mobbing, Einschüchterung und Betrug. Solche Probleme bedürfen<br />
einer persönlichen Annäherung.<br />
- 15 -
7. Schritt 7: Weiteres Vorgehen<br />
Der nächste wichtige Schritt ist, den Angestellten eine Rückmeldung zu geben. Sie werden neugierig auf<br />
die Ergebnisse sein.<br />
• Rufen Sie Ihre Mitarbeiter zusammen. Planen Sie für das Feedback und Vorstellung des weiteren<br />
Vorgehens ausreichend Zeit ein. Auf diese Weise erhalten Ihre Mitarbeiter das Gefühl, dass sie<br />
dem Unternehmen wichtig sind. Schriftliches Feedback in Form eines Rundschreibens oder einer<br />
Notiz ist auch möglich, doch ist dies die zweitbeste Lösung. Indem Sie sich dafür entscheiden,<br />
nehmen Sie Ihren Angestellten die Möglichkeit, ihre Meinung zu den Ergebnissen und den Verbesserungsvorschlägen<br />
zum Ausdruck zu bringen.<br />
• Erklären Sie insbesondere, warum Sie bestimmte Maßnahmen vorschlagen oder nicht.<br />
• Schließen Sie die Besprechung mit einem Aktionsplan ab. Es sollte deutlich werden, wer was wann<br />
tun wird.<br />
• Weniger ist mehr. Es ist besser, wenige Vorschläge vorzustellen und zu realisieren, als viele Versprechen<br />
zu machen, die zu nichts führen. Wenn Ihr Team den Eindruck bekommt, dass seine<br />
Meinung in Wirklichkeit keine Rolle spielt, wird es sich verständlicherweise in Zukunft mit Vorschlägen<br />
zurückhalten.<br />
Wiederholen Sie die Bestandsaufnahme zur Mitarbeiterzufriedenheit in regelmäßigen Abständen, verbessern<br />
Sie Ihre „Messmethode“ und kontrollieren Sie den Fortschritt Ihres Aktionsplans.<br />
IV. Ein sicherer und gesunder Arbeitsplatz<br />
Ein sicherer und gesunder Arbeitsplatz ist die Basis guter Personalpolitik. Krankheitsbedingte Fehlzeiten<br />
und Arbeitsunfälle sind schlecht für das Betriebsklima und sie sind teuer. Außerdem werden Sie sich künftig<br />
noch stärker rächen als heute. Angesichts des demografischen Wandels werden qualifizierte Fachkräfte<br />
schwerer zu ersetzen sein. Alternsgerechte Arbeitsgestaltung wird deswegen zunehmend wichtiger werden,<br />
um die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter langfristig zu erhalten.<br />
1. Wie sicher und gesund ist Ihr Betrieb? Ein erster Betriebscheck<br />
Überprüfen Sie Ihren Betrieb systematisch nach Gefährdungen und Belastungen, um darauf aufbauend<br />
notwendige Maßnahmen zur Verbesserung einzuleiten. Sie müssen nicht bei Null anfangen. Handwerkskammern<br />
und andere Organisationen stellen regelmäßig Unterlagen zur Verfügung, die Ihnen bei der<br />
Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung helfen können.<br />
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Bevor Sie sich tiefer gehend mit Einzelthemen befassen, sollten Sie erst einmal durch Ihren Betrieb gehen<br />
und mit gesundem Menschenverstand betrachten, wo akute Gefahren lauern. Werden möglicherweise Leitern<br />
oder Gerüste benutzt, die defekt sind? Oder sind in der Vergangenheit häufiger Unfälle bei bestimmten<br />
Arbeiten passiert? Benutzen Sie solche Vorfälle als Hinweis auf Gefahren. Wenn beispielsweise in Ihrem<br />
ansonsten unfallfreien Betrieb ein Absturz von einem Gerüst vorgekommen ist, dann notieren Sie sich dieses<br />
Thema als Priorität für Ihren „Aktionsplan“.<br />
Finden Sie keine Hinweise auf arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Defizite, nehmen Sie Ihren<br />
Betrieb gemeinsam mit einer externen Sicherheitsfachkraft unter die Lupe und / oder bearbeiten Sie Gefährdungsherde<br />
mit einem systematischen, thematischen Selbsttest (z. B. „Büro“ oder „Zusammenarbeit“).<br />
Typischerweise offenbaren sich Defizite, die Sie nicht auf den ersten Blick entdecken. Bearbeiten Sie aber<br />
Bereiche mit unübersehbaren Gefährdungen, bevor Sie sich um Details kümmern.<br />
2. Bestandsaufnahme<br />
Viele unterschiedliche Themen kommen als Arbeitsfelder im Bereich „Arbeits- und Gesundheitsschutz“ in<br />
Betracht. Dazu gehören zum Beispiel<br />
• Arbeitsstoffe<br />
• Baustellen<br />
• Brandschutz<br />
• Büro<br />
• Erste Hilfe<br />
• Gerüste, Leitern, Maschinen<br />
• Handwerkszeuge<br />
• Heben & Tragen<br />
• Lager<br />
• Stress<br />
Suchen Sie sich nach Dringlichkeit Themen aus, die für Ihren Betrieb relevant sind. Als Hilfsmittel können<br />
Sie die unten stehende Tabelle nutzen, in der Sie die Themen nach ihrer Dringlichkeit ordnen. Bei der Gewichtung<br />
des Handlungsbedarfs sollten Sie nicht nur technische Gesichtspunkte der Arbeitssicherheit und<br />
der Unfallverhütung betrachten. Auch ergonomische Kriterien, Belastungen und Beanspruchungen der Mitarbeiter<br />
sowie erkennbare organisatorische Defizite sind wichtig.<br />
Darüber hinaus müssen Sie sich immer vergegenwärtigen, dass eine arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische<br />
Optimierung Ihres Betriebes bewirkt, dass Ihre Mitarbeiter eine höhere Arbeitsbereitschaft und<br />
eine größere Motivation entwickeln. Wenn sie lieber in den Betrieb kommen, leisten sie auch bessere Arbeit,<br />
wovon Sie als Unternehmer profitieren. Zur Erhaltung eines positiven Betriebsklimas sollten deswegen<br />
auch die Module „Zusammenarbeit“ oder „Stress“ bearbeitet werden.<br />
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Anschließend können Sie Ihr Ergebnis in eine Planungsübersicht übertragen, die die Themen nach Rangfolge<br />
sortiert darstellt. Hier geben Sie dann auch ein, welche Bearbeitungszeiträume Sie vorsehen wollen.<br />
Dringlichkeit Priorität Hinweis<br />
Hoch A Das Thema muss vorrangig behandelt werden. Die Gefahrenquellen<br />
sollten so schnell wie möglich beseitigt werden.<br />
Mittel B Das Thema ist ebenfalls dringlich, kann aber bis zur Erledigung<br />
der wichtigeren Aufgaben zurückgestellt werden.<br />
Niedrig C Die Bearbeitung dieses Themas bringt Ihnen sicher Vorteile.<br />
Wenden Sie sich diesem Thema aber erst zu, wenn die dringlichen<br />
Themen abgearbeitet sind.<br />
3. Vorgehen<br />
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, das Thema „Arbeits- und Gesundheitsschutz“ zu bearbeiten. Eine<br />
davon ist das Konzept „Monatsthema“. Diese Spielart wird hier näher beschrieben.<br />
Beginnen Sie damit, ein Plakat zu dem Thema aufzuhängen, das ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste steht.<br />
Das Plakat ist die Aufforderung an Sie und Ihre Mitarbeiter in der nächsten Zeit auf Dinge achten, die mit<br />
dem Monatsthema zu tun haben. Viele Augen sehen mehr! Hängen Sie das Plakat jeweils dort auf, wo es<br />
möglichst viele Ihrer Beschäftigten erreicht.<br />
Sammeln Sie die Erkenntnisse und Vorschläge. Im Laufe des Monats haben Sie genügend Zeit, den Aktivitätenplan<br />
zum Monatsthema zu sichten. Beim Durchgehen sollten Sie vermerken, welche Maßnahmen zur<br />
Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in Ihrem Betrieb schon durchgeführt worden sind oder<br />
noch durchgeführt werden müssen.<br />
Am Ende des Monats steht eine Mitarbeiterunterweisung mit Hilfe der mitgelieferten Unterweisungsunterlagen.<br />
An einem vorher festgelegten Termin sollen Sie Ihre Beschäftigten zum jeweiligen Monatsthema unterweisen.<br />
Die Unterweisungsunterlagen sind kurz und anschaulich gehalten.<br />
4. Das Feuer am Kochen halten<br />
Was tun, wenn Sie alle Themen durchgearbeitet haben? Sie haben Ihren Betrieb auf Vordermann gebracht,<br />
Ihre Beschäftigten sind für Gefahrenquellen sensibilisiert worden und Sie haben organisatorische Veränderungen<br />
vorgenommen. Sie können mit sich und Ihren Ergebnissen zufrieden sein.<br />
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Auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz will gelebt werden. Was also können Sie über die Gefährdungsbeurteilung<br />
hinaus tun, um das Thema Arbeitsschutz in Ihrem Betrieb nicht zu einem einmaligen Ereignis<br />
werden und damit in Vergessenheit geraten zu lassen?<br />
• Sie können und Sie sollten die Bearbeitung der Themen in regelmäßigen Abständen wiederholen.<br />
So erreichen Sie, dass die in Ihren Besprechungen diskutierten Gefahren und möglichen Maßnahmen<br />
nicht in Vergessenheit geraten.<br />
• Denkbar ist ferner, dass Sie neuen Mitarbeitern Ihr „Arbeitsschutzmanagement“ erläutern und auf<br />
die Funktion der Plakate und die Behandlung der Themen in den monatlichen Besprechungen besonders<br />
aufmerksam machen. Auch bei der Anschaffung einer neuen Maschine und der Einweisung<br />
in die Bedienung sollten Hinweise zum arbeitsschutzgerechten Umgang nicht fehlen.<br />
• Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie z. B. ein kleines Preisausschreiben mit einer<br />
Preisverleihung auf der Weihnachtsfeier u. ä., um auf nette und lockere Weise, das Thema Arbeitsschutz<br />
in den Köpfen wach zu halten.<br />
V. Beispiele guter Praxis<br />
Mitarbeiterführung ist ein Thema in jedem Betrieb, egal welcher Größe. Im Folgenden sind drei Beispiele<br />
von Betrieben unterschiedlicher Größe (ein Kleinst-, ein Klein- und ein mittleres Unternehmen) und unterschiedlicher<br />
Branchenzugehörigkeit aufgeführt. Alle drei zeigen, wie Mitarbeitermotivation aussehen kann.<br />
Sie haben ein Konzept entwickelt, das auf ihren Betrieb zugeschnitten ist und diesem Betrieb ein besonderes<br />
Gesicht verleiht. Lassen Sie sich inspirieren!<br />
1. Jeder muss wissen, wofür er verantwortlich ist<br />
Die Tischlerei Nils Grimm besteht seit 1999 und beschäftigt sie<br />
ben Mitarbeiter. Der Inhaber, Nils Grimm, kümmert sich um den<br />
Vertrieb und Controlling. Sein Kollege Heiko Schröder ist für die<br />
Arbeitsvorbereitung zuständig. Das Unternehmen ist spezialisiert<br />
auf individuelle Möbel und ganze Inneneinrichtungen bis hin zu<br />
umfangreichen Projekten. Diese schließen dann weitere Gewerke<br />
wie beispielsweise Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik ein, wenn<br />
es um Badausbau und ähnliches geht. Nils Grimm übernimmt dann meist die Bauleitung.<br />
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Individualität, Qualität und Design sind die Erfolgsgaranten<br />
Wenn Nils Grimm gefragt ist, geht es nicht um Standardlösungen. Die Kunden der Tischlerei stellen höchste<br />
Ansprüche an individuelle Anfertigung. Sie suchen hochwertige Qualität, wollen sich durch einzigartiges<br />
Design abheben und damit ein gewisses Lebensgefühl vermitteln. Die Wünsche von Premiumkunden be-<br />
stimmen somit auch die Unternehmenskultur der Tischlerei Nils Grimm.<br />
„Wir arbeiten in der Privatsphäre unserer Kunden“<br />
Sich dessen stets bewusst zu sein, ist eine der zentralen Ansprüche von Nils Grimm an seine Mitarbeiter.<br />
Individueller Innenausbau bis hinein in den Um- und Ausbau des persönlichen Badebereiches erfordert ein<br />
kundenorientiertes Verhalten. Die Schulung im Umgang mit Kunden gehört deshalb zur Personalarbeit in<br />
der Tischlerei. Das umfasst nicht nur eine kundenorientierte Einstellung, sondern auch ein ganz konkretes<br />
Verhalten vor Ort wie beispielsweise der Gebrauch des mitgebrachten persönlichen Kulturbeutels. Dieser<br />
signalisiert dem Kunden: Die Mitarbeiter respektieren dessen Privatheit.<br />
Erfolg durch Zufriedenheit<br />
Zufriedenheit durch positives Echo bei den Kunden reicht Nils<br />
Grimm nicht. Die Kunden sollen sich die hochwertigen Stücke und<br />
Objekte auch vorstellen können. Deshalb erhalten sie schon in der<br />
Angebotsphase eine aufwändige Ausarbeitung mit Detailzeichnun-<br />
gen und Gesamtansicht ähnlich wie bei CAD-Systemen in der In-<br />
dustrie. Das erleichtert das Vorstellungsvermögen beim Kunden<br />
und reduziert zugleich die Fehler bei Herstellung und Montage, weil alle Beteiligten die gleiche konkrete<br />
Vorstellung haben.<br />
Veränderte Arbeitsinhalte<br />
Wenn sich der Chef vermehrt um ausgefeilte Angebotsunterlagen, gute Dokumentation und vermehrt um<br />
Papierarbeit kümmern muss, geht das nur, wenn die Mitarbeiter verstärkt Verantwortung übernehmen. Da-<br />
zu werden sie in unternehmerische Entscheidungen eingebunden. Teilweise bereiten sie diese Entschei-<br />
dungen schon so vor, dass der Inhaber sie nur „abnicken“ muss.<br />
Beispielsweise bei der Frage einem älteren Tischler die Chance zu geben, wieder in den Beruf einzustei-<br />
gen: Jüngere sind möglicherweise schneller, was Ältere mit Erfahrung wettmachen. Die Diskussion um die<br />
Einstellung des Älteren war zugleich eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem eigenen Älterwer-<br />
den. Das Team hatte sich dafür entschieden, die Einstellung vorzunehmen und sogar mögliche Produktivi-<br />
tätseinbußen in Kauf zu nehmen. Alle sehen sich inzwischen von der Richtigkeit der Entscheidung mehr als<br />
bestätigt.<br />
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Mitarbeiter entscheiden über ihre Werkstatt<br />
Nicht nur in derartig zentralen Personalfragen lässt Nils Grimm die Mitarbeiter mitentscheiden. Auch in an-<br />
deren unternehmerischen Entscheidungen sind die Mitarbeiter gefragt: In einem zweitägigen Workshop<br />
beschäftigten sich die Mitarbeiter diesmal sogar ohne ihren Chef mit dem Thema Wertschöpfung. Unter<br />
dem Gesichtspunkt der erhöhten Wertschöpfung legten sie im Workshop anhand eines 1:20-Modells einen<br />
optimierten Fertigungsablauf fest. Nils Grimm ist von dem Ergebnis so beeindruckt, dass ein nächster<br />
Workshop zur Betrachtung des Materialflusses anberaumt wurde. Darin haben die Mitarbeiter klare Verant-<br />
wortungsbereiche geschaffen, die sicherstellen, dass immer das richtige Material am richtigen Ort zum rich-<br />
tigen Auftrag bereitsteht.<br />
Betriebswirtschaftlicher Erfolg<br />
Produktionsfaktor Kommunikation<br />
Der regelmäßige Austausch über den Markt, die Mitarbeiter, Res<br />
sourcen und Abläufe ist längst Bestandteil der Unternehmenskultur<br />
geworden. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist gestiegen und ihre<br />
Identifikation mit ihrem Betrieb ist beispielhaft. Insbesondere ist es<br />
auch die Zufriedenheit durch Planbarkeit der eigenen Arbeit, weil an<br />
die Stelle manchmal hektischen Reagierens auf Material- oder an<br />
dere Engpässe ein planvolles Agieren getreten ist.<br />
Was bringt das Ganze? Abgesehen von den wichtigen Aspekte der Motivation und Kundenorientierung<br />
kann es Nils Grimm auch betriebswirtschaftlich auf den Punkt bringen: Der Materialfluss ist auftragsgerecht.<br />
Dadurch steigt die Produktivität. Der Inventurbestand konnte auf die Hälfte (!) reduziert werden und dadurch<br />
steigt die Liquidität. So hat eine CSR-Ausrichtung deutlich zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbsposi-<br />
tion geführt.<br />
Mehr unter: www.tischlerei-nils-grimm.de<br />
2. Mitarbeitern unternehmerische Verantwortung übertragen<br />
Malermeister André Antosch führt seit 1985 seinen gleichnamigen Betrieb mit zwei Standorten: In Ham-<br />
burg und in Elmshorn. Im Betrieb sind 30 Mitarbeiter zum Teil schon sehr lange beschäftigt. In ihnen sieht<br />
André Antosch das Erfolgsrezept seines Unternehmens. Deshalb hält er an ihnen fest, selbst wenn mal die<br />
Auftragsbücher etwas dünner werden sollten. Doch davon kann derzeit nicht die Rede sein.<br />
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Geschäftserweiterung durch Kundenzufriedenheit<br />
„Die Komplettrenovierung von bewohnten Räumen“, beschreibt Antosch den Schwerpunkt der Arbeit.<br />
„Tapezieren, Lackieren, Parkett-Schleifen und Versiegeln, Teppiche verlegen – kurz: Alles was zur Reno-<br />
vierung gehört.“, zählt er weiter auf. Bis vor kurzem waren die Kunden überwiegend Privatleute, die ihre<br />
Wohnung oder ihr Haus instand setzen lassen wollen. Ihre hohe Kundenzufriedenheit führt dazu, dass sie -<br />
sofern selbst Unternehmer - dann auch noch ihre Geschäftsräume oder gleich ihre ganze Firma renovieren<br />
lassen wollen. Damit entwickelte sich das zweite Standbein von Malermeister André Antosch: der Ge-<br />
schäftskundenbereich.<br />
Neue Anforderungen an die Mitarbeiter<br />
Im neuen Geschäftsfeld herrschen allerdings andere Gesetze. Bisher achtet André Antosch darauf, dass<br />
die Chemie zwischen den Kunden und den ein oder auch mal zwei Mitarbeitern stimmt, die den jeweiligen<br />
Auftrag ausführen. Qualität, Kundenorientierung bis hin zum Wiederaufhängen der Gardinen und Zurecht-<br />
rücken der Möbel, Termintreue und Festpreise sind die Erfolgsgaranten bei der Wohnungsrenovierung.<br />
Bei der Renovierung beispielsweise eines Geschäftes oder eines großen Kaffeehauses nimmt die Komple-<br />
xität zu. Um einen Auftrag zu erledigen, müssen jetzt vier, manchmal sechs Mitarbeiter ran.<br />
Teambildung und Delegation<br />
Weil die Renovierung gerade von bewohnten Räumen sehr viel mit Menschenkenntnis, Einfühlungsvermö-<br />
gen, Flexibilität und Verlässlichkeit zu tun hat, liegt es auf der Hand, dass André Antosch diese soziale<br />
Kompetenz seiner Mitarbeiter auch zur Basis seines neuen Geschäftsfeldes macht: Er bildet feste Teams<br />
von vier bis sechs Mitarbeitern mit jeweils einem verantwortlichen Teamleiter. Dadurch schafft er zugleich<br />
auch in einem Handwerksbetrieb neue Karrierechancen. Die Teams sind für ihre jeweiligen Aufträge voll<br />
verantwortlich. Sie kennen das gesamte Zahlenwerk des Angebots. Das schafft die nötige Transparenz, um<br />
die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie sorgen nun für die Materialbereitstellung und den Personalein-<br />
satz. Die Teams entscheiden dabei selbständig über ihre Arbeitszeiten im Rahmen flexibler Zeitkonten.<br />
Gewinnausschüttung für unternehmerische Verantwortung<br />
40 Prozent des Gewinns eines Auftrags werden an die Mitarbeiter des Teams ausgeschüttet. Diese Form<br />
der Erfolgsbeteiligung ist nicht nur gezielte Motivation, sondern zugleich Anerkennung für ein Stück Über-<br />
nahme unternehmerischer Verantwortung. Die Mitarbeiter identifizieren sich dadurch viel stärker mit ihrem<br />
Betrieb. Unter anderem drückt sich das im Tragen der eigens angeschafften Arbeitskleidung aus, auf der<br />
deutlich sichtbar der Name des Mitarbeiters angebracht ist, um ihn auch gegenüber den Kunden aus seiner<br />
Anonymität zu lösen.<br />
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Regelmäßige Kommunikation und Schulung<br />
Neue Arbeitsformen erfordern entsprechende Schulung. Bereits in der Vergangenheit haben Führungsse-<br />
minare stattgefunden; neuerdings kommen Seminare für den richtigen Umgang mit Kunden hinzu, um die<br />
Stärke des Betriebes, nämlich Kundenorientierung, noch stärker auszubauen. Jeder Auftrag wird von den<br />
Kunden systematisch bewertet; das bislang ausschließlich positive Ergebnis wird selbstverständlich den<br />
Teams mitgeteilt, damit sie ihrerseits den Auftrag reflektieren können. Regelmäßige Kommunikation ist zu<br />
einem entscheidenden Teil der Arbeit im Betrieb geworden. Auch außerhalb der Arbeit geht die Kommuni-<br />
kation beim Sommerfest weiter – dann freilich informell.<br />
Gesprächskreise<br />
Drei- bis viermal jährlich finden sogenannte Gesprächskreise statt, in denen für die Dauer eines halben<br />
Tages strategische Themen besprochen und gelöst werden. Hier sind beispielsweise die Grundlagen der<br />
flexiblen Arbeitszeiten erarbeitet worden oder die Checklisten, nach denen die Auftragsbearbeitung zügiger<br />
und reibungsloser erfolgt. Hier wird auch in naher Zukunft besprochen werden, ob und wie eine Jobrotation<br />
zwischen Büro und Werkstatt erfolgen kann, um den Gesichtskreis zu erweitern.<br />
Was bringt das Konzept? André Antosch will ein partnerschaftliches, kein kumpelhaftes Verhältnis aller im<br />
Betrieb Arbeitenden. Er ist davon überzeugt, dass dadurch mehr Zufriedenheit und Erfüllung im Arbeitsall-<br />
tag entstehen. „Die Personalkosten machen den größten Anteil an den Gesamtkosten aus; schon deshalb<br />
muss man besonders sorgfältig mit den Mitarbeitern umgehen.“, sagt Malermeister Antosch.<br />
Das Motto des Betriebes „Besonderes für Besonders Anspruchsvolle“ gilt ganz offensichtlich nicht allein für<br />
die Kunden, sondern für alle, die an der betrieblichen Leistungserstellung beteiligt sind.<br />
Kontakt: andre.antosch@malermeister-antosch.de<br />
3. Sport als Leistungsfaktor<br />
Die Bernd Münstermann GmbH & Co. KG mit Sitz im münsterländischen Telgte gehört zu den führenden<br />
Unternehmen im Bereich des Sonderanlagenbaus. Es ist ein mittelständisches Unternehmen, das weit über<br />
die Landesgrenzen hinaus aktiv ist.<br />
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Der Erfolg deutscher Unternehmen gerade auch auf globalen Märkten basiert auf qualitativ hochwertigen<br />
und zuverlässigen Anlagen und der absolut kundenorientierten Abwicklung von Projekten. Grundlage für<br />
diese Erfolgsfaktoren sind qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, die sich mit ihrem Unternehmen identifi-<br />
zieren. Mitarbeiter können sich am besten mit einem Unternehmen identifizieren, dessen Geschäftsführung<br />
soziale Verantwortung übernimmt.<br />
Ein Beispiel für sozial verantwortliches Handeln ist die Auszubildendenquote bei Münstermann, die in der<br />
Regel mehr als 10% beträgt. „Nur mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern lassen sich unsere hohen<br />
Fertigungs- und Service-Leistungen erhalten. Unsere Anstrengungen werden dadurch bestätigt, dass unse-<br />
re Auszubildenden bei Wettbewerben regelmäßig Spitzenplätze einnehmen“, weiß der Unternehmenschef.<br />
Qualifizierte, motivierte und verantwortungsvolle Mitarbeiter sind aber keine Selbstverständlichkeit. Sie er-<br />
fordern ein gemeinschaftliches Miteinander und entsprechende Maßnahmen im Unternehmen.<br />
Gerade hierdurch bieten sich für Münstermann sicher Wettbewerbsvorteile, auch auf dem zurzeit ange-<br />
spannten Arbeitsmarkt.<br />
Eine dieser Maßnahmen ist ein spezielles Sportprogramm. Die Vorteile für das Unternehmen liegen auf der<br />
Hand. Die Mitarbeitermotivation und die Gesundheit steigen. Darüber fördern gemeinsame sportliche Aktivi-<br />
täten den Teamgeist. Der Zusammenhalt wächst, da man bei außerbetrieblichen Aktivitäten offener mitein-<br />
ander umgeht als während des normalen Geschäftsbetriebes. Als gewollter Nebeneffekt wird die Bindung<br />
der Mitarbeiter an das Unternehmen gefördert.<br />
Das Sportprogramm bei Münstermann<br />
Wer in den Disziplinen Schwimmen, Walken, Radfahren oder Laufen an Wettbewerben teilnimmt und in<br />
einem festgelegten Zeitlimit bleibt, wird mit unterschiedlichen Sachprämien belohnt. Für besondere Leistun-<br />
gen wie zum Beispiel die erfolgreiche Teilnahme an einem Marathon, werden sogar Genussrechte an die<br />
jeweiligen Mitarbeiter verteilt. Die Mitarbeiter können dabei an den verschiedensten Wettbewerben teilneh-<br />
men. Es genügt die Vorlage einer Urkunde oder eines Nachweises über Teilnahme und Zeit, um die ent-<br />
sprechende Prämie zu erhalten.<br />
Um auch Nichtsportler von dem Sportprogramm zu begeistern und den Teamgedanken zu beleben, finden<br />
regelmäßig Veranstaltungen statt, an denen man als Gruppe teilnimmt. Zwei solche Veranstaltungen wer-<br />
den nachfolgend kurz vorgestellt.<br />
Industrial Indoor Cycling bei Münstermann<br />
Eine ganz besondere und bisher einmalige Veranstaltung fand Ende Januar 2008 in den Münstermann-<br />
Produktionshallen statt. Im Rahmen des unternehmenseigenen Sportprogramms konnten die Mitarbeiter an<br />
einem zweistündigen Industrial Indoor Cycling-Event teilnehmen. Zwei Gruppen fuhren jeweils eine Stunde.<br />
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Gerade das eher ungewöhnliche Ambiente der Produktionshallen machte den Reiz des Events aus, das<br />
von qualifizierten Sporttrainern begleitet wurde. Bei Musik wurden die teilnehmenden Mitarbeiter kräftig<br />
eingeheizt, nachdem den Anfängern die Fahrtechniken und Funktionsweisen der Räder ausführlich erklärt<br />
worden waren. Anschließend war für das leibliche Wohl gesorgt.<br />
Sportwart Thomas Reinker: „Die Begeisterung war riesengroß. Ich bin mir sicher, dass dies nicht das letzte<br />
Event dieser Art gewesen ist.“<br />
LSF-Firmenlauf in Münster<br />
Ein weiterer sportlicher Höhepunkt ist die Teilnahme am jährlich stattfindenden Active-Firmenlauf der LSF<br />
Münster. 2007 machten immerhin 27 der knapp 200 Mitarbeiter mit. Der Lauf erfolgt in Dreierteams, die<br />
eine Strecke von 5 km oder 10 km entlang des schön gelegenen Aasees von Münster wählen können. An-<br />
schließende Gruppen- als auch Einzelwertungen spornen dazu an, die Leistung des Vorjahres mindestens<br />
zu wiederholen, im besten Falle zu steigern. Mitarbeiter, die die Teilnehmer an der Strecke anfeuern, tragen<br />
dazu bei, dass in erster Linie der Teamgeist und die Motivation, ein gemeinsames Ziel zu erreichen, im<br />
Vordergrund stehen.<br />
Kontakt: Bernd Münstermann GmbH & Co. KG<br />
Lengericher Str. 22<br />
48291 Telgte<br />
Telefon: +49-25 04-980 00<br />
www.muenstermann.com<br />
Bild: Industrial Indoor Cycling bei Münstermann. Im Hintergrund ist ein<br />
Teil eines Fasersammelbandes für die Glaswolleproduktion zu sehen.<br />
Bild: Münstermann-Teilnehmer am LSF-Firmenlauf<br />
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Teil II: Geschäftspartner & Lieferanten<br />
Eine gute, vertrauensvolle Beziehung zu Geschäftspartnern und Lieferanten ist essentiell für das Gedeihen<br />
Ihres Unternehmens. An welcher Stelle stehen Sie in der Produktionskette? Wie gut kennen Sie Ihre Lieferanten<br />
und woher beziehen diese ihre Produkte oder Rohstoffe? Um diese Fragen soll es in diesem kurzen<br />
Kapitel gehen.<br />
I. Wo stehen Sie in der Wertschöpfungskette?<br />
Die breiteste Definition der Wertschöpfungskette beinhaltet alle Aktivitäten, von der Gewinnung der Rohmaterialien<br />
bis zur Lieferung des Produktes an den Kunden, also<br />
• Einkauf (Gewinnung von Rohstoffen, Halbfertigprodukte, Endprodukte, Energie)<br />
• Produktentwicklung (neue Konzepte für neue Produkte erstellen)<br />
• Produktionsprozess<br />
• Transport (Rohstoffe, Halbfertigprodukte, Endprodukte) und<br />
• Vertrieb und Auslieferung an Kunden.<br />
Überlegen Sie einmal, wo in dieser Kette Sie stehen und in welche Glieder der Kette Ihre Lieferbeziehungen<br />
reichen.<br />
II. Schwachpunkte der Kette erkennen<br />
Auch Unternehmen, die lokal handeln beziehen Werkstoffe aus anderen Ländern. Wissen Sie, woher die<br />
von Ihnen verwendeten Materialien kommen? Je nach Branche werden Sie auf unterschiedliche umweltbezogene,<br />
soziale und ethische Brennpunkte stoßen. Betriebe in der Textilbranche legen den Blick auf Arbeitsbedingungen<br />
in den Herstellerländern, zum Beispiel Kinderarbeit. Von Unternehmen in der Verpackungsindustrie<br />
und im Energiesektor wird erwartet, dass sie Umweltaspekte berücksichtigen. In manch<br />
anderen Fällen sind die Gefahrenpunkte, die mit Dienstleistungen und Produkten einhergehen, weniger<br />
offensichtlich. Aber es lohnt sich, das zu sondieren.<br />
III. Was verstehen Sie unter einem guten Lieferanten?<br />
Wenn Sie stärker strategisch an Ihren guten Beziehungen zu Lieferanten arbeiten möchten, ist es sinnvoll,<br />
zwei Themen in den Blick zu nehmen:<br />
a. nach innen gerichtet: Ihre unternehmenseigene Werteskala<br />
b. nach außen gerichtet: Ihre (praktischen) Prioritäten und Ihre Erfahrungen mit den Lieferanten.<br />
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1. Werteskala<br />
Was ist Ihnen wichtig? Nehmen Sie Ihren Beitrag zur Wertschöpfungskette als Anknüpfungspunkt und überlegen<br />
Sie:<br />
• Welche Unternehmenswerte sind Ihnen wichtig? Was verkörpern Sie? Welche Ansprüche haben<br />
Sie an Ihr Produkt?<br />
• Welche fünf Werte sind Ihnen und Ihren Mitarbeitern im persönlichen Kontakt mit den Geschäftspartnern<br />
/ Lieferanten am wichtigsten?<br />
• Gruppieren Sie die gefundenen Werte und setzen Sie diese zu einer Wertekarte zusammen.<br />
• Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie als Unternehmen diese Werte in der Zusammenarbeit mit Ihren<br />
Kunden, Lieferanten und Angestellten umsetzen können.<br />
• Prüfen Sie, welche Anpassungen nötig sind, um die Werte (noch besser) zu erreichen.<br />
2. Praktische Prioritäten und Erfahrungen mit Lieferanten<br />
Definieren Sie nun genauer, was Ihr Unternehmen von einem idealen Lieferanten erwartet. Erinnern Sie<br />
sich an Situationen in der Vergangenheit, die Ihrer Meinung nach anders hätten verlaufen sollen? Schauen<br />
Sie über die Preis / Qualitäts-Gesichtspunkte hinaus. Machen Sie eine Liste mit Prioritäten wesentlicher<br />
Kriterien für eine gute Beziehungsstruktur mit Ihrem Lieferanten. Beziehen Sie auch Ihre Mitarbeiter in diese<br />
Gespräche ein. Oft haben diese andere Ideen, da sie täglichen Kontakt mit den Lieferanten haben.<br />
Hier einige Aspekte zur Anregung:<br />
• Preis<br />
• Lieferzeiten und –bedingungen<br />
• Spezielle Charakteristika der Produkte / Dienstleistungen<br />
• Flexibilität und Feedback im Umgang mit Bemerkungen und Beschwerden<br />
• Die Ergebnisse einer Probelieferung<br />
• Ein Qualitätssystem besitzen<br />
• Mit qualifiziertem Personal arbeiten (inklusive Anzahl, Fluktuation)<br />
• Referenzen, die auf Erfahrung hinweisen<br />
• Qualitätssiegel<br />
• Eine offene und ehrliche Haltung gegenüber der umweltbezogenen und sozialen Wirkung von Produkten<br />
und Dienstleistungen<br />
• Transparenz in der Kette<br />
• Eigene Beteiligung an sozialen oder ökologischen Projekten<br />
• Möglichkeit, den potenziellen Lieferanten zu besuchen<br />
• Kundendienst / Reparatur (falls relevant).<br />
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3. Umsetzung<br />
Nutzen Sie die Kriterien, um Ihre bestehenden Lieferanten zu bewerten und um neue Lieferanten vorzuqualifizieren.<br />
Prüfen Sie, warum bestimmte Unternehmen Ihre Firma ausgesucht haben. Profitieren Sie von den<br />
Bemühungen, die Sie jetzt bereits unternehmen.<br />
Klar ist, als kleines Unternehmen ist es nicht immer möglich, Ihre Lieferanten effektiv zu beeinflussen. Was<br />
Sie machen können:<br />
• Machen Sie klar, für welche Werte Sie sich einsetzen und kommunizieren Sie diese klar an Ihre gegenwärtigen<br />
und potenziellen Geschäftspartner in der Kette.<br />
• Verhandeln Sie heikle Themen mit Ihren Lieferanten, bevor Probleme entstehen.<br />
• Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeiter, die den häufigsten Kontakt mit den Lieferanten haben, genau<br />
verstehen, was Ihnen bestimmte Werte bedeuten.<br />
• Bleiben Sie offen für Vorschläge von Lieferanten.<br />
Und schließlich: Prüfen Sie, ob die Vereinbarungen mit Lieferanten wirklich eingehalten werden.<br />
IV. Ein Beispiel guter Praxis aus dem Goldschmiedehandwerk<br />
Thomas Becker ist Goldschmied. Er führt ein Unternehmen mit drei Mitar<br />
beitern im Grindel-Viertel in Hamburg. Selbständig gemacht hat er sich im<br />
Jahre 1997. Seine Biographie ist ungewöhnlich. Bevor er den Beruf des<br />
Goldschmieds erlernte, studierte er Theologie. Da wundert es nicht, dass<br />
ihm gesellschaftliche Verantwortung wichtig ist. Und diese Verantwortung<br />
hat viele Komponenten: der Umgang mit den Mitarbeitern, Umweltschutz,<br />
Nachbarschaft usw. Eine Frage, mit der sich Thomas Becker als Gold-<br />
schmied besonders beschäftigt, ist die Lieferkette. Wo kommen die Edelmetalle, die Edelsteine her und wie<br />
werden sie verarbeitet?<br />
„Woher kommt der Schmuck?“<br />
Thomas Becker legt Wert darauf, dass seine Kunstwerke „ehrlich“ sind. Er hat Lieferanten gefunden, die für<br />
Sozial- und Umweltverträglichkeit garantieren. Das versteht sich nicht von selbst. Gold und Edelsteine wer-<br />
den in Lateinamerika oder in Afrika gewonnen, Edelsteine vielfach in Indien verarbeitet. Stichworte wie<br />
Umweltverschmutzung durch Quecksilber, Blutdiamanten, Kinderarbeit machen die Runde. In Großbritan-<br />
nien hat die Kampagne „no dirty gold“ Verbraucherbewusstsein geschaffen. Schmuckhersteller stehen unter<br />
Druck. In Deutschland sind die Kunden oft noch erstaunt, wenn Thomas Becker das Thema anspricht. Viele<br />
kennen sich nicht aus, sagt er, aber das ändert sich.<br />
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Weiterführende Informationen: http://www.thomas-becker-schmuck.de/index.html<br />
Mehr zu der umfassenden CSR-Strategie des Goldschmieds Thomas Becker finden Sie am Ende des Kapi-<br />
tels „Schutz natürlicher Ressourcen“.<br />
Teil III: Kunden<br />
Kunden sind selbstverständlich entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deswegen lohnt es sich, den<br />
Umgang mit Ihnen Aufmerksamkeit zu widmen.<br />
I. Alles beginnt mit einem guten Empfang<br />
In jedem Marketingbuch ist der Hinweis zu finden, dass die ersten 15 Sekunden eines Kontakts das weitere<br />
Ergebnis bestimmen. Mit anderen Worten: Der Empfang des Kunden ist ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts.<br />
Deswegen:<br />
• Gestalten Sie Ihren Empfangsbereich einladend.<br />
• Stellen Sie sicher, dass immer jemand da ist, um Kunden zu empfangen.<br />
• Üben Sie gegebenenfalls Konversationstechniken.<br />
• Für den Fall, dass die Empfangsperson gerade im Gespräch ist: Stellen Sie sicher, dass ein Anrufbeantworter<br />
Gesprächswünsche entgegennimmt. Überbrücken Sie die Wartezeit mit passender<br />
Musik. Bieten Sie einen Rückrufservice an.<br />
• Bearbeiten Sie Ihre Emails zügig. Wenn möglich, lassen Sie Menschen im Voraus wissen, wann sie<br />
mit einer Antwort rechnen können.<br />
II. Selbsteinschätzung: Wie kundenorientiert arbeiten Sie?<br />
Oft bleibt wenig Zeit, um über wichtige Aspekte der Kundenpolitik nachzudenken. Wie kundenorientiert ist<br />
Ihr Unternehmen? Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, es herauszufinden:<br />
• Forschen Sie hin und wieder nach, was die Bedürfnisse und Erwartungen Ihrer Kunden sind?<br />
• Wie oft sind Sie in Kontakt mit Ihren Kunden?<br />
• Wissen Sie, warum Ihre Kunden wiederkommen bzw. nicht wiederkommen?<br />
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• Treffen Sie klare Absprachen mit Ihren Kunden?<br />
• Sind Sie gut genug organisiert, um diese Abmachungen zu beachten? In welchem Ausmaß beachten<br />
Sie Absprachen mit Kunden?<br />
• Wie reagieren Sie, wenn etwas schief geht?<br />
• Wagen Sie es, dem Kunden eine Garantie in Bezug auf eine gegenseitige Verabredung zu geben?<br />
• Wie sind Sie organisiert, um von Ihren Erfahrungen zu lernen und Ihre Leistungen zu verbessern?<br />
III. Fremdeinschätzung: Wie schätzt der Kunde Ihre Arbeit ein?<br />
Lernen Sie Ihre Kunden besser kennen! Was denken Ihre Kunden über Ihre Organisation? Fragen Sie<br />
nach.<br />
1. Was können Sie Ihre Kunden fragen?<br />
Allgemeine Fragen:<br />
• Woher kennen Sie unsere Firma?<br />
• Warum betrauen Sie unsere Firma mit diesem Auftrag? (Erfahrung oder Referenzen, Preis, Ort, Lieferzeiten,<br />
Qualität des Angebots).<br />
• Hatten Sie spezielle Erwartungen? Wenn ja, wurden Ihre Anforderungen oder Erwartungen erfüllt?<br />
Wenn nein, was hätten Sie sich anders gewünscht?<br />
• Gibt es etwas, was Sie an unserem Service besonders schätzen?<br />
• Haben Sie negative Erfahrungen mit unserem Service gemacht?<br />
• Haben Sie Verbesserungsvorschläge?<br />
Weitere Themen:<br />
• Produkte und Dienstleistungen (Qualität, Wert, Zuverlässigkeit, Innovation, Auslieferung, Umweltaspekte).<br />
• Die Meinung Ihres Kunden darüber, wie Sie mit sozialen und Umweltaspekten in Ihrer Firma umgehen.<br />
• Verkaufs- und Kundenservice (Mitarbeiterkompetenz und –verhalten, Beratung, technische Information,<br />
Kundeninformation, Antwortzeiten, Umgang mit Beschwerden).<br />
• Kundenbindung (Gründe um (nicht) wieder zu kaufen, Bereitschaft, andere Produkte zu kaufen, Bereitschaft,<br />
die Organisation an andere zu empfehlen).<br />
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2. Welche Methoden lassen sich einsetzen?<br />
Sie haben eine Reihe von Möglichkeiten, mehr über die Zufriedenheit Ihrer Kunden zu erfahren. Wenn Sie<br />
über ein persönliches Gespräch hinaus größere Kreise erreichen möchten, können Sie überlegen, folgende<br />
Instrumente einzusetzen:<br />
• eine telefonische Befragung mit ausgewählten Kunden<br />
• Bewertungsbögen, die Sie jeder Lieferung beifügen<br />
• mündliche Befragungen durch Ihre Mitarbeiter im Außendienst (sofern relevant) oder<br />
• Sie geben Ihren Kunden die Möglichkeit, ihre Reaktionen auf Ihrer Website zu formulieren.<br />
Eine goldene Regel: Informieren Sie Ihre Kunden über die Schritte, die Sie unternehmen, um Ihre Leistung<br />
zu verbessern.<br />
IV. Sensibilisieren Sie Ihre Kunden<br />
Holen Sie Ihre Kunden mit ins Boot. Regen Sie Ihre Kunden an, sozial verantwortliche Kunden zu sein.<br />
Geben Sie Ihnen Tipps für die sozial verantwortliche Verwendung Ihres Produktes oder fügen Sie informative<br />
Links auf Ihrer Website hinzu. Sie können Ihre Kunden auch darüber informieren, wie Sie als Unternehmen<br />
sozial verantwortlich sein wollen. Viele Initiativen können direkt auf Haushalte übertragen werden.<br />
Denken Sie daran, den Gebrauch von Plastiktüten als Verpackungsmaterial zu senken, an die Zutaten in<br />
Ihren Nahrungsmitteln, den Gebrauch von Gefriertruhen mit geschlossenen Deckeln, Energiesparlampen,<br />
etc. Lassen Sie Ihre Kunden wissen, wieso ein anderer Kunde Sie gewählt hat. Sagen Sie Ihnen, was Ihre<br />
Stärken sind.<br />
V. Gute Beispiele zur Kundenorientierung<br />
Wie andere Unternehmen das Thema Kundenorientierung angehen, sehen Sie hier.<br />
1. Botschafter im Blaumann<br />
Die H. Schalm GmbH aus Mönchengladbach bietet das gesamte Leistungsspektrum der Heizungs-, Klima-<br />
und Lüftungstechnik, vom Thermostatventil bis zur hochkomplexen Großanlage. Schalm ist ein Familienbe-<br />
trieb. Das Unternehmen beschäftigt 34 Mitarbeiter.<br />
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Unternehmenskultur<br />
Die Schalm GmbH ist erfolgreich. Das ist angesichts des Wettbe-<br />
werbs nicht selbstverständlich. Und es gab eine Zeit, in der die Ge-<br />
schäfte bei Schalm nicht so gut liefen. Radikale Veränderungen der<br />
Unternehmenskultur brachten die Wende. Man begann damit, ge-<br />
meinsam mit den Mitarbeitern die Erwartungen an das Unterneh-<br />
men zu diskutieren. Regeln für die Zusammenarbeit wurden ent-<br />
worfen. Sie sind in einer Firmenphilosophie und in einem Leitbild niedergelegt, das auf der Internetseite<br />
nachzulesen ist.<br />
Firmenphilosophie muss gelebt werden. „Weiter- und Fortbildungen sind ein wichtiger Aspekt unserer Philo-<br />
sophie“, sagt Armin Schalm, geschäftsführender Gesellschafter der Schalm GmbH. „Sechs interne und zwei<br />
externe Schulungen sind Bestandteil der Jahresplanung eines jeden Mitarbeiters.“<br />
Kundenorientierung<br />
Wer die Firmenphilosophie der Firma Schalm liest, stellt fest, Kundenorientierung spielt eine wichtige Rolle.<br />
Das wird zum Beispiel in dem Anspruch deutlich: „Die Aufgaben und Probleme unserer Kunden lösen wir<br />
sichtbar kompetenter als andere“.<br />
Auch Kundenorientierung will gelernt sein. Ein Beispiel für eine externe Schulung in diesem Bereich ist der<br />
„Botschafter im Blaumann“. "Lehrlinge mit intensivem Kundenkontakt sollen zum "Botschafter im Blaumann"<br />
werden. Schließlich sind sie die Repräsentanten unseres Betriebes und unserer Philosophie.", so Armin<br />
Schalm, geschäftsführender Gesellschafter der Schalm GmbH.<br />
"Die externe Schulung ergänzt unsere internen Schulungen zum Kundenkontakt und eröffnet den Lehrlin-<br />
gen einen anderen Blickwinkel. Das ist für uns als Betrieb sehr nützlich", so Schalm.<br />
Weitere Informationen: http://www.schalm.de<br />
2. Frühlingsfest<br />
Die Schreinerei Inform Sinnvoller Innenausbau hat ihren Sitz in Saarburg, einer idyllisch gelegenen Klein-<br />
stadt in Rheinland-Pfalz. Inform ist ein inhabergeführtes Unternehmen, das 7 Mitarbeiter in der Schreinerei<br />
und weitere im Sekretariat beschäftigt und damit in seiner Branche schon eher zu den Großen gehört. Sei-<br />
ne Kunden kommen aus einem Umkreis von ungefähr 50 Kilometern.<br />
- 32 -
turölen behandelt werden.<br />
Kundenorientierung originell<br />
Mehr unter http://www.inform-saarburg.de<br />
Unternehmensphilosophie einmal anders<br />
Inform geht eigene Wege. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Darstellung<br />
der Unternehmensphilosophie. Während andere um Feierlichkeit bemüht<br />
sind, fordert Inform den Betrachter seiner Internetpräsenz zu einem Augen<br />
zwinkern heraus. Da steht nicht „Philosophie“ oder „Mission statement“,<br />
sondern frech: „Was wir Ihnen gar nicht bieten können“. Ob lustlose Mitar<br />
beiter, gute Optik bei mangelnder Funktionalität, schnelllebige Modetrends -<br />
es gibt einiges, was Inform den Kunden erspart. Und beim Lesen merkt<br />
man schnell, es gibt einiges, was das Unternehmen seinen Kunden bietet.<br />
So legt Inform beispielsweise Wert auf Fort- und Weiterbildung, verwendet<br />
Hölzer aus heimischem oder FSC-zertifiziertem Anbau, die zudem mit Na-<br />
Mit Blick auf das Thema Kundenorientierung gibt es noch einen<br />
weiteren bemerkenswerten Aspekt. Auch hier geht Inform einen<br />
eigenen Weg. Einen, den Kunden ansonsten eher von Großunter-<br />
nehmen kennen. Gemeinsam mit anderen Handwerkern veranstal-<br />
tet das Unternehmen ein großes Frühlingsfest. Bei Musik, Wein und<br />
Speisen haben Interessierte Gelegenheit, schöne Möbel zu<br />
betrachten.<br />
Teil IV: Nachbarschaft<br />
Eine ausgeglichene Beziehung zwischen Ihrem Unternehmen und der Nachbarschaft ist wichtig – im Alltag<br />
und für die Kundenakquise. Denn Mund zu Mund Propaganda bleibt ein wichtiger Werbefaktor.<br />
I. Ihr Unternehmen hat ein Gesicht<br />
Das Bild, das die Nachbarschaft von Ihrem Unternehmen hat, wird durch eine Kombination von Faktoren<br />
beeinflusst:<br />
• Die Einbettung Ihrer Firma in das Umfeld (Wohngegend, Geschäftszone)<br />
• Belästigungen, egal ob sie von Ihrem Unternehmen ausgehen oder nicht<br />
• das Profil der Anwohner (ihre Anliegen und Sorgen)<br />
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• Struktur und Zusammengehörigkeitsgefühl in der Nachbarschaft (Gemeindearbeit, Schule, politische<br />
Gruppen)<br />
• typische Nachbarschaftsprobleme (zu wenig Spielplatz für Kinder, Parkprobleme, Straßensicherheit)<br />
• Vorfälle in der Vergangenheit<br />
Achten Sie momentan genug auf ihre Nachbarschaft? Wenn Sie die folgenden Fragen mit Nein antworten,<br />
sollten Sie dies zum Signal nehmen, umgehend an Ihrer Beziehung zur Nachbarschaft zu arbeiten.<br />
• Informieren Sie die Anwohner gelegentlich über Ihre Aktivitäten, Investitionen, Pläne?<br />
• Wissen Sie, was die Nachbarschaft über Ihre Firma denkt und von ihr erwartet?<br />
• Bekommen Sie manchmal Beschwerden von Anwohnern?<br />
• Haben Sie schon mit Organisationen in der Nachbarschaft zusammengearbeitet?<br />
II. Probleme und Erwartungen identifizieren<br />
Wenn Sie mit Ihrer Nachbarschaft in einen Dialog treten, werden Sie schnell Erwartungen und Bedürfnisse<br />
feststellen. So kann hohe Arbeitslosigkeit beispielsweise unausgesprochen Erwartungen oder Hoffnungen<br />
wecken, dass Ihr Betrieb sich in der Ausbildung besonders engagiert. Auch wenn Sie für bestimmte Fragen<br />
oder Anliegen nicht gleich eine Lösung haben, ist es wichtig, dass Sie wissen, was in Ihrer Nachbarschaft<br />
passiert. Probleme mit einem anderen Unternehmen können leicht Rückwirkung auf Ihr Unternehmen nehmen.<br />
Haben Sie Einsicht in die größeren Probleme oder Bedürfnisse der Nachbarschaft?<br />
Typische Nachbarschaftsprobleme und Bedürfnisse:<br />
• Geschäfte und Anwohner ziehen weg<br />
• Straßen und Plätze sind in schlechtem Zustand<br />
• Es gibt wenig Dienstleistungen für Familien (Kinderbetreuung, Gemeindearbeit, medizinische Versorgung)<br />
• Es gibt wenig Platz für Sport und Erholung und wenige Spielplätze<br />
• Der Zugang zum öffentlichen Nahverkehr lässt zu wünschen übrig<br />
• Es gibt soziale Probleme wie zum Beispiel Vandalismus<br />
III. Den Dialog suchen<br />
Wenn Ihre Nachbarschaft Sie nicht als interessierten und aufgeschlossenen Nachbarn wahrnimmt, wird es<br />
schwer sein, Vertrauen aufzubauen. Erzählen Sie der Nachbarschaft, wer Sie sind. Es gibt viele Wege, dies<br />
zu tun.<br />
• Gehen Sie und sprechen Sie mit den Anwohnern. Schreiben Sie ab und zu einen Artikel für die<br />
Nachbarschaftszeitung, Kirchenzeitung, etc.; organisieren Sie einen Firmenbesuch.<br />
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• Nutzen Sie alle Kommunikationsmittel, die Sie haben, zum Beispiel kleine Texte auf Verpackungen<br />
oder Kaufbelegen, Emails, kleine Botschaften auf Ihrer Website. Wenn Sie eine größere Initiative<br />
planen, schicken Sie eine kurze Pressemitteilung an die Lokalredaktion des Radio- oder TV-<br />
Sender.<br />
• Nehmen Sie sich Zeit und prüfen Sie, was in der Nachbarschaft passiert UND was der Bezug zu Ihrem<br />
Unternehmen ist. Angestellte, die in der Nähe wohnen, können hier wertvolle Beiträge leisten.<br />
• Sofern Sie bauliche Veränderungen planen, die möglicherweise deutliche Auswirkungen auf die<br />
Nachbarschaft haben, beziehen Sie Ihre Nachbarschaft frühzeitig ein. Systematisches und frühzeitiges<br />
Herangehen hat den Vorteil, dass die Nachbarschaft Sie eher unterstützt und mit interessanten<br />
Alternativvorschlägen zur Lösung von Problemen beiträgt. Sie können ein Nachbarschaftstreffen<br />
organisieren und / oder eine Fragebogenaktion starten. Ihre Nachbarn sind hauptsächlich an<br />
den Ergebnissen interessiert. Gehen Sie auf sie ein, wann immer dies möglich ist.<br />
IV. Engagement vor Ort<br />
Als lokal aktives Unternehmen haben Sie die Möglichkeit, sich noch enger an die Nachbarschaft zu binden.<br />
Engagieren Sie sich in Partnerschaften und Projekten. Anlass dafür kann ein konkretes Problem sein, für<br />
dass gerade Ihr Unternehmen eine Lösung bieten kann. Haben Sie beispielsweise freien Raum, der für die<br />
Nachbarschaft interessant sein könnte?<br />
Vielleicht steht Ihr Wunsch, sich zu engagieren nicht unmittelbar in Zusammenhang mit Ihrem Betrieb. Sie<br />
und Ihre Angestellten engagieren sich in Sozialprojekten, in Sportvereinen etc.<br />
Vielleicht können Sie auch Ausbildungsplätze oder Praktika bieten oder Sie können Platz für die Kinder<br />
Ihrer Mitarbeiter in lokalen Krippen reservieren. Versuchen Sie, kooperative Projekte, in denen sich die verschiedenen<br />
Seiten engagieren können, aufzubauen.<br />
V. Beispiele guter Praxis<br />
Gerade im Bereich des nachbarschaftlichen Engagements zeigt sich eine ungeheure Vielfalt betrieblichen<br />
Engagements. Nachfolgend finden Sie zwei Beispiele zur Anregung. Es handelt sich in beiden Fällen um<br />
Kleinstbetriebe und wie in den Beispielen zuvor sticht hervor: die Strategien sind maßgeschneidert. Gerade<br />
das macht sie authentisch.<br />
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1. "Wir müssen lernen, aufeinander zuzugehen"<br />
Sebastiana Marchionna kam mit 17 Jahren von Sizilien nach Deutschland und arbeitete zunächst als Nä-<br />
herin in einer Fabrik. Am Anfang hatte sie große sprachliche Schwierigkeiten, doch die berufliche Zusam-<br />
menarbeit mit den deutschen Kolleginnen half ihr, sich schnell in Deutschland einzufinden. Dass gesell-<br />
schaftliche Integration wesentlich über Ausbildung und Beruf entscheiden kann, das hat Signora Marchion-<br />
na nicht nur selbst erfahren, sondern auch nie vergessen.<br />
Ausbildung als Chance<br />
Mit ihren Schnitten und Modellen hat Sebastiana Marchionna schon viele nationale Wettbewerbe gewon-<br />
nen, so z.B. 2001 die begehrte Goldmedaille im Landeswettbewerb der Maßschneider. Doch bekannt ist<br />
Signora Marchionna im Kreis Wesel vor allem auch für ihre vorbildliche integrative Ausbildungspraxis. Seit<br />
sie 1986 noch einmal extra ihre Ausbildereignung gemacht hat, um auf dem neuesten Stand der Berufspä-<br />
dagogik zu sein, haben in ihrem kleinen Atelier in Moers Libanesen, Tunesier, Türken, Russen, Polen,<br />
Deutsche und Italiener beiderlei Geschlechts schon die Ausbildung durchlaufen.<br />
Probleme hat es im Zusammensein der verschiedenen Kulturen noch nie gegeben. "Man kann ja nur die<br />
eigene Angst vor dem Fremden abbauen, wenn man sich mit ihm beschäftigt", sagt Sebastiana Marchion-<br />
na. In ihrem Betrieb werden so auch die religiösen Bräuche der unterschiedlichen Kulturen allesamt disku-<br />
tiert und auch praktiziert.<br />
Integration als Lebensaufgabe<br />
Frau Marchionna ist seit mehreren Jahren Lehrlingswartin der modeschaffenden Gewerke der Innung in<br />
Wesel. Viele Jahre setzte sie sich darüber hinaus im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit beim Internati-<br />
onalen Kulturkreis Moers (IKM) für das Miteinander der Kulturen und die berufliche Integration von jungen<br />
Ausländern ein. Viele Jahre war sie im Vorstand des IKM, in dem sich Moerser Migrantenvereine der türki-<br />
schen, italienischen, spanischen, lateinamerikanischen und marokkanischen Mitbürger mit Deutschen zu-<br />
sammengeschlossen haben. In den Veranstaltungsräumen des IKM finden regelmäßig Info-Abende zur<br />
Berufsbildung ausländischer Jugendlicher statt, in Kooperation mit dem Arbeitsamt Moers und ortsansässi-<br />
gen Schulen.<br />
Signora Marchionna lädt regelmäßig ausländische Unternehmer und Unternehmerinnen ins IKM ein und<br />
berät sie in allen Fragen der Ausbildung. "Es gibt sehr viele ausländischen Kollegen mit eigenen Unterneh-<br />
men, aber diese Betriebe sind oft sehr klein und man muss die Inhaber erst überzeugen, dass sich Ausbil-<br />
dung auch für sie lohnt", erzählt Frau Marchionna. Mittlerweile hat sie schon einige ausländische Kleinun-<br />
ternehmen erfolgreich dazu bewegen können, Lehrlinge einzustellen - egal welcher Nationalität.<br />
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2. Engagement in der freiwilligen Feuerwehr<br />
Josef Gietemann ist seit 13 Jahren als selbständiger Schornsteinfegermeister im Raum Kleve in Nord-<br />
rhein-Westfalen tätig. In seinem kleinen Betrieb beschäftigt er zwei Gesellen und er bildet aus. Im Jahr 2007<br />
erhielt er dafür sogar einen Preis, den dritten Platz beim Wettbewerb „Grenzüberschreitungen: Chancen-<br />
gleichheit in Europa – eine Chance für NRW“. Belohnt wurde sein besonderes Engagement bei der Integra-<br />
tion von jungen Menschen mit Behinderung. Sein dreiköpfiges Team ermöglicht gleich zwei schwerbehin-<br />
derten Jugendlichen den Berufseinstieg.<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
Gietemann ist vielseitig ehrenamtlich engagiert. Er ist Mitglied des Berufsbildungsausschusses der Hand-<br />
werkskammer Düsseldorf und Stadtverordneter im Rat der Stadt Kleve. Außerdem ist er Vorsitzender des<br />
Heimatvereins seines Wohnorts Rindern bei Kleve und er ist Oberbrandmeister der dortigen freiwilligen<br />
Feuerwehr.<br />
Die freiwillige Feuerwehr<br />
„Ich bin leidenschaftlich gerne Schornsteinfeger und genauso leidenschaftlich gerne Feuerwehrmann. Beide<br />
haben einen gemeinsamen Schutzpatron, den heiligen Florian. Aber natürlich en-<br />
gagieren sich auch viele andere Handwerker in den freiwilligen Feuerwehren aller-<br />
orts – nicht nur als ‚Indianer’: sie übernehmen auch als „Häuptlinge“ fraglos Ver<br />
- antwortung in ihrem Ehrenamt, zum Beispiel als Stadtbrandinspektor.<br />
Ich behaupte, wenn alle Handwerker, die in der freiwilligen Feuerwehr aktiv sind,<br />
von heute auf morgen ihr ehrenamtliches Engagement aufgeben, dann wäre die-<br />
ses System nicht mehr funktionsfähig. Dann müssten die Kommunen eine haupt-<br />
amtliche Feuerwehr unterhalten. Mit enormen Auswirkungen auf die öffentlichen<br />
Haushalte. Für eine 50.000 Einwohner-Stadt wie Kleve habe ich das vor ein paar<br />
Jahren einmal hochgerechnet. Eine Berufsfeuerwehr plus eine dezimierte freiwillige Feuerwehr würde den<br />
Haushalt mit zusätzlichen Kosten von etwa zwei Millionen Euro jährlich belasten. Ohne Berücksichtigung<br />
der Kosten für den Unterhalt der Gebäude, Gerätschaften sowie Fahrzeuge etc., die dann noch zusätzlich<br />
angeschafft werden müssten. Als Handwerker und stellvertretend für die Feuerwehrangehörigen bin ich<br />
stolz darauf, dass wir mit unserem Engagement die öffentlichen Ausgaben ganz erheblich mindern.<br />
Für das Funktionieren einer freiwilligen Feuerwehr ist es übrigens genauso wichtig, dass die ehrenamtlich<br />
engagierten Handwerker wie selbstverständlich ein hohes Maß an zeitlicher Flexibilität beweisen – anders<br />
als das oftmals von Mitgliedern aus anderen Berufen erwartet wird. Ob Dachdecker, Tischler oder Schorn-<br />
steinfeger: ‚Wenn es brennt’, sind wir zur Stelle. Und das gilt nicht nur für uns als Meister. Wir stellen auch<br />
unsere Auszubildenden und Mitarbeiter frei, wenn sie in der freiwilligen Feuerwehr aktiv sind.<br />
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Motivation<br />
„Ausschlaggebend für mein Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr ist für mich letztendlich, dass ich<br />
dort viel mit jungen Menschen zu tun habe. Die Meisten kommen im Alter von 18 Jahren zur Feuerwehr und<br />
absolvieren dort eine Ausbildung. Hierbei engagiere ich mich stets sehr gerne. Übrigens habe ich zwei von<br />
diesen jungen Leuten eine Ausbildung in meinem Betrieb angeboten, nachdem ich sie bei der Feuerwehr<br />
„live vor Ort“ erlebt habe – nicht zuletzt deshalb, weil sie mich menschlich überzeugt haben.“<br />
Teil V: Schutz natürlicher Ressourcen (Umwelt, Energie, Produktionsstoffe)<br />
Unter dem Oberthema „Betrieblicher Umweltschutz“ werden drei Themen behandelt: Umweltmanagement,<br />
Energieeffizienz und Abfallmanagement.<br />
I. Umweltschutz als Teil des täglichen Handelns<br />
Eine Organisation, in der Umweltschutz Teil des Handelns ist, kann mit ihren Umweltproblemen systematischer<br />
umgehen.<br />
• Wenn Sie investieren, lassen Sie Umweltschutz ein Entscheidungskriterium sein.<br />
• Setzen Sie die relevanten Umweltthemen auf die Agenda von regelmäßigen Treffen.<br />
• Versuchen Sie auch während interner Trainingsmaßnahmen und in Beratungen, Aufmerksamkeit<br />
auf Umweltpraktiken zu lenken.<br />
• Achten Sie darauf, Ihrem Handeln einen formaleren Charakter zu geben, indem Sie eine öffentliche<br />
Umwelterklärung Ihres Unternehmens formulieren oder den betrieblichen Umweltschutz in die Wertecharta<br />
Ihres Unternehmens aufnehmen.<br />
• Schauen Sie sich das Organigramm Ihrer Organisation gut an: Wer ist für Umweltaufgaben zuständig<br />
oder dafür geeignet?<br />
Versuchen Sie, sich ein umfassendes Bild der Aktivitäten, Dienstleistungen und Produkte zu verschaffen.<br />
Welches sind die Hauptemissionen in Luft, Wasser und Boden? Haben Sie diese Emissionen unter Kontrolle?<br />
Gibt es Umweltrisiken bei der Lagerhaltung oder dem internem Transport? Gibt es Messprogramme, mit<br />
denen Sie prüfen können, ob die Emissionen Ihres Unternehmens sich innerhalb der erlaubten Grenzen<br />
bewegen? Suchen Sie gemeinsam mit interessierten Mitarbeitern Umweltthemen und Prioritäten aus, an<br />
denen Sie arbeiten wollen. Weitere Hilfestellungen erhalten Sie zum Beispiel bei Ihrer Handwerkskammer.<br />
- 38 -
II. Energieeffizientes Arbeiten<br />
Vielen kleinen Unternehmen fällt es schwer, den Energieverbrauch von Maschinen, Heizung, Zeitabschnitte<br />
etc. differenziert und systematisch zu erfassen. Den Energieverbrauch systematisch aufzuschreiben bringt<br />
jedoch viele Vorteile. Zum Beispiel können Sie Ihre Energierechnung reduzieren. Eine Ablesekarte ist hierfür<br />
eine nützliche Hilfe, um den Verbrauch zu kontrollieren.<br />
1. Bestandsaufnahme<br />
Legen Sie die Karte an die Zähler an und schreiben Sie die abgelesenen Zahlen einmal in der Woche auf,<br />
jeweils am selben Tag und möglichst zur selben Zeit. So können Sie leicht den Wochenverbrauch vergleichen.<br />
Auf lange Sicht können Sie dadurch auch den monatlichen und jährlichen Verbrauch feststellen. Sie<br />
können dann ihren eigenen Durchschnitt anpeilen.<br />
Energie (Art von) Verbrauch pro Monat Kosten pro Monat<br />
Elektrizität Kwh<br />
Gas m3/m<br />
Wasser m3/m<br />
Heizöl / Kohle<br />
Andere (Dampf)<br />
l/kg<br />
Leider gibt es wenig Referenzzahlen, mit denen kleine und mittlere Unternehmen ihren Verbrauch vergleichen<br />
können. Wenn Sie die Zahlen vergleichen, sollten Sie folgende Faktoren berücksichtigen:<br />
• die Anzahl der Mitarbeiter in Ihrer Firma und mögliche drastische Personalveränderungen<br />
• die wirkliche Verbrauchszeit<br />
• die Ansiedlung ihres persönlichen Verbrauchs innerhalb des Geschäftsverbrauchs.<br />
2. Initiative ergreifen<br />
Das Ablesen allein bringt natürlich noch keine Besserung. Dafür ist es notwendig, Initiativen zu ergreifen.<br />
Hier Beispiele für Bereiche und zugehörige Maßnahmen:<br />
Beleuchtung<br />
• Haben Sie Lampen, die ständig leuchten? Untersuchen Sie, ob das sein muss und wenn ja, rüsten<br />
Sie diese energiesparend aus.<br />
• Verwenden Sie Energiesparlampen wo möglich.<br />
• Ersetzen sie Lampen mit hoher Wattzahl durch solche mit geringerer Wattzahl.<br />
• Setzen Sie Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder ein.<br />
• Bewerten Sie die Effizienz Ihrer Gesamtbeleuchtung und ersetzen Sie die Raumbeleuchtung soweit<br />
möglich durch aufgabenspezifische Lampen am direkten Arbeitsplatz.<br />
• Analysieren Sie auch die Außenbeleuchtung.<br />
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Verbessern Sie die Isolation Ihres Gebäudes<br />
• Achten Sie auf gute Isolierung der Räume.<br />
• Stellen Sie sicher, dass die Fenster doppelt verglast sind.<br />
• Gibt es Maschinen, die Sie während der Pausen oder Besprechungen besser abstellen könnten?<br />
Heizung<br />
• Heizen Sie mit Gas oder Strom? Gibt es eine Möglichkeit, Anbieter zu wechseln oder auf andere<br />
Energieträger auszuweichen?<br />
• Wie sieht die Nutzung am Wochenende aus?<br />
• Wer kann die Heizung regeln? Gibt es hierfür direkte Absprachen?<br />
• Sind Ihre Räume gut isoliert? Wie viel Tageslicht haben Sie in den Räumen während der unterschiedlichen<br />
Jahreszeiten?<br />
• Haben Sie offene oder geschlossene Tiefkühltruhen?<br />
• Wie effizient ist Ihre Klimaanlage?<br />
Wasser<br />
• Nutzen Sie bereits Regenwasser?<br />
• Was für eine Spülung haben Sie in der Toilette? Können Sie auch einen Wassersparknopf installieren<br />
lassen?<br />
• Transport<br />
• Wie läuft die Auslieferung in Ihrer Firma? Werden Ladungen zum Maximum kombiniert, bevor sie<br />
rausgehen?<br />
• Welchen Kraftstoff nutzen Ihre Transporter? Werden Sie neue Transporter mit Flüssiggas kaufen<br />
oder Ihre bestehenden auf Flüssiggas umrüsten? Ein Transporterpool könnte eine effiziente Lösung<br />
sein.<br />
III. Abfallvermeidung<br />
In Vorbereitung eines belgischen Projektes mit dem Titel „MAMBO“ (weniger Müll, größere Geschäftsprofite)<br />
stellte sich heraus, dass die betrieblichen Abfallkosten unter Umständen bis zu 12% der Produktionskosten<br />
ausmachen. Das bedeutet große Einsparpotenziale und zugleich die Möglichkeit, umweltfreundlicher zu<br />
wirtschaften. Bedenken Sie: Abfallkosten beinhalten auch verdeckte Kosten:<br />
• den Verlust von Rohmaterialien, die zusammen mit dem Abfall im Container verschwinden;<br />
• die Kosten, verbunden mit der Abnutzung der Maschinen, die für einen Teil der Produktionszeit nur<br />
unbrauchbares Material produzieren;<br />
• Personalkosten für die Säuberung und den Transport von Abfall zu Lagerplätzen;<br />
• den Teil der indirekten Kosten, die für Abfallproduktion anfallen.<br />
- 40 -
Rohstoffe und verbrauchte Additive machen durchschnittlich 60% der betrieblichen Gesamtabfallkosten<br />
aus. Deswegen lohnt es sich, hier anzusetzen. Schreiben Sie auf, welche Rohstoffe und/oder Zusatzstoffe<br />
in Ihrem Produktionsprozess gebraucht werden.<br />
Produktionsumfeld:<br />
• Wie viel verschwendetes Rohmaterial ist Ihnen in Ihrem Produktionsprozess aufgefallen?<br />
• Verwenden Sie die Reste von Rohstoffen, Zusatzstoffen oder Abfallmaterialien wieder?<br />
• Würde sich jemand über die Reste, die Sie nicht mehr brauchen können, freuen?<br />
Verwaltung:<br />
• Welche Reinigungsprodukte nutzen Sie? Sind diese biologisch abbaubar?<br />
• Benutzen Sie Recyclingpapier?<br />
• Gibt es eine Vereinbarung zur Nutzung von Schmierpapier?<br />
• Benutzen Sie wieder befüllbare Tintenpatronen für Drucker?<br />
• Haben Sie die doppelseitige Druckfunktion eingestellt?<br />
Abfallvermeidung ist umweltfreundlicher, als später anfallenden Abfall zu verwerten. Weniger Abfall bedeutet<br />
auch weniger Kosten für Verarbeitung und Einsammeln, weniger Verlust von Rohmaterialien, eine angenehmere<br />
Arbeitsumgebung und ein besseres Unternehmensimage. Also: Vermeiden Sie lieber Abfall als für<br />
ihn zu bezahlen!<br />
IV. Beispiel guter Praxis zum Thema Ressourcenschutz: „Ein neues Gesicht für Ihren Schmuck“<br />
Thomas Becker ist Goldschmied. Er führt ein Unterneh-<br />
men mit drei Mitarbeitern im Grindel-Viertel in Hamburg.<br />
Selbständig gemacht hat er sich im Jahre 1997. Seine Bio-<br />
graphie ist ungewöhnlich.<br />
Bevor er den Beruf des Goldschmieds erlernte, studierte er<br />
Theologie. Da wundert es nicht, dass ihm gesellschaftliche<br />
Verantwortung wichtig ist. Und diese Verantwortung hat<br />
viele Komponenten: der Umgang mit den Mitarbeitern, Um-<br />
weltschutz, Nachbarschaft usw. Eine Frage, mit der sich Thomas Becker als Goldschmied besonders be-<br />
schäftigt, ist die Lieferkette. Wo kommen die Edelmetalle, die Edelsteine her und wie werden sie verarbei-<br />
tet?<br />
- 41 -
„Woher kommt der Schmuck?“<br />
Thomas Becker legt Wert darauf, dass seine Kunstwerke „ehrlich“ sind. Er hat Lieferanten gefunden, die für<br />
Sozial- und Umweltverträglichkeit garantieren. Das versteht sich nicht von selbst. Gold und Edelsteine wer-<br />
den in Lateinamerika oder in Afrika gewonnen, Edelsteine vielfach in Indien verarbeitet. Stichworte wie<br />
Umweltverschmutzung durch Quecksilber, Blutdiamanten, Kinderarbeit machen die Runde. In Großbritan-<br />
nien hat die Kampagne „no dirty gold“ Verbraucherbewusstsein geschaffen. Schmuckhersteller stehen unter<br />
Druck. In Deutschland sind die Kunden oft noch erstaunt, wenn Thomas Becker das Thema anspricht. „Vie-<br />
le kennen sich nicht aus.“, sagt er, „Aber das ändert sich.“<br />
Schmuck-Recycling<br />
Was tun, wenn man eigentlich schon viel Schmuck hat? Muss es immer etwas Neues sein? Fakt ist: Nicht<br />
alles gefällt für immer. Thomas Becker weiß das. Er ermuntert seine Kunden, neuen Schmuck aus alten,<br />
nicht mehr getragenen Schmuckstücken anfertigen zu lassen. Er nennt das „Ein neues Gesicht für Ihren<br />
Schmuck“. Kunden reagieren erfreut, denn oft ist ein Umarbeiten des Schmuckstücks möglich und wenn<br />
nicht, kann zumindest das enthaltene Edelmetall durch Aufarbeitung wieder in den Materialkreislauf einflie-<br />
ßen. Beides hilft, Ressourcen zu schonen.<br />
Verarbeitung im Hause<br />
Ressourcenschutz wird auch in der eigenen Goldschmiede groß geschrieben. Das betrifft Hilfsstoffe in der<br />
Werkstatt, Reinigungsmittel, den Abfall, Energienutzung, Verpackung usw. Bei der Herstellung von<br />
Schmuck achtet Thomas Becker darauf, belastende Stoffe durch unschädliche Substanzen zu ersetzen und<br />
durch Kooperation mit Spezialbetrieben alle Herstellungstechniken umweltfreundlich umzusetzen.<br />
Was bringt das alles? Thomas Becker sagt von sich selbst, er strebt nicht nach Gewinnmaximierung um<br />
jeden Preis. Sein Geschäft läuft gut. Er will Geldverdienen, aber ohne sich zu verbiegen. Und er sagt noch<br />
etwas anderes: „Dieses Unternehmenskonzept ermöglicht mir, Kunden auf einer anderen Ebene zu begeg-<br />
nen. Man begegnet sich nicht nur als Käufer und Verkäufer, man teilt etwas: den Einsatz für die Lebens-<br />
und Arbeitsbedingungen anderer Menschen und die Erhaltung der Umwelt.“<br />
Weiterführende Informationen: http://www.thomas-becker-schmuck.de/index.html<br />
- 42 -
I. Einleitung<br />
Teil VI: Fragebogen – zum Selbsttest und für eilige Leser<br />
Dieser Fragebogen bietet Anregungen für das verantwortliche <strong>Unternehmertum</strong> Ihrer Firma durch Fragen<br />
zu den unterschiedlichen Bereichen, in denen Sie Ihr Unternehmen erfolgreich und sinnvoll verbessern<br />
können. Der Fragebogen hilft Ihnen auch dabei, weitere Maßnahmen zu identifizieren, die Sie unternehmen<br />
können, um Ihr Unternehmen, sein Image und seine Leistung zu verbessern.<br />
Für den Fragebogen benötigen Sie ca. 10 Minuten. Kreuzen Sie die für Sie und Ihr Unternehmen geeigneten<br />
Antworten an – allein zu Ihrer eigenen Information. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten; die<br />
Fragen sollen vielmehr anregen, über Maßnahmen nachzudenken, die Sie umsetzen können. Auf den ausgefüllten<br />
Fragebogen können Sie auch später wieder zurückkommen; er soll nicht eingereicht oder von den<br />
Veranstaltern der Konferenz eingesammelt werden.<br />
II. Strategien am Arbeitsplatz<br />
1. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten und langfristiger beruflicher Per-<br />
spektiven (z.B. durch ein Verfahren zur Leistungsbewertung, einen Weiterbildungsplan)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
2. Haben Sie ein Verfahren, um sicherzustellen, dass jeglicher Diskriminierung – sowohl am Arbeitsplatz<br />
als auch bei der Einstellung – entgegengewirkt wird (z.B. gegen Frauen, ethnische Gruppen, Behinderte,<br />
etc.)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
3. Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in die Entscheidungsfindung bei wichtigen Angelegenheiten ein?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
4. Gibt es in Ihrem Unternehmen geeignete Regeln für Gesundheitsschutz, Sicherheit und allgemeines<br />
Wohlbefinden, die Ihren Mitarbeitern ausreichend Schutz bieten?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
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5. Bietet Ihr Unternehmen seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, Beruf und Privatleben miteinander zu ver-<br />
einbaren – beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten oder Heim- bzw. Telearbeit?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
Wie gute Strategien am Arbeitsplatz zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen können<br />
Der langfristige Erfolg Ihres Unternehmens und Ihre Möglichkeiten als Unternehmer hängen oft von Wissen,<br />
Fähigkeiten, Talent, Innovation und Kreativität und – insbesondere – der Motivation Ihrer Mitarbeiter ab.<br />
Wenn Ihr Unternehmen wächst, brauchen Sie Menschen, auf die Sie sich verlassen und an die Sie Aufgaben<br />
abgeben können, so dass das Unternehmen wachsen kann.<br />
Die Einhaltung der Arbeitsgesetze sowie der Vorschriften über Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz<br />
sichern zwar die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer. Ein erkennbares Engagement zur<br />
Verbesserung ihrer Arbeitszufriedenheit, beruflichen Entwicklung und ihres persönlichen Wohlbefindens<br />
hingegen zeigt, dass Sie sie auch als Individuen wahrnehmen – und ihren Beitrag für Ihr Unternehmen<br />
schätzen. Sie werden im Gegenzug von Ihren Mitarbeitern Ideen, Einsatz und Treue erfahren, was wiederum<br />
Ihren unternehmerischen Erfolg fördert.<br />
Mitarbeiter stehen in den meisten Unternehmen 'an der Front' und können Probleme – und Lösungen –<br />
häufig vor Ihnen sehen. Wenn Sie sicherstellen, dass sie die Ziele und Arbeitsweise Ihres Unternehmens<br />
verstehen und dass sie ihre Ideen einbringen können, werden sie Sie dabei unterstützen, Wandel und Entwicklung<br />
im Unternehmen besser zu bewältigen.<br />
Dies sind einige Tipps, die Ihnen helfen sollen, eine gute 'interne Partnerschaft' mit Ihren Mitarbeitern zu<br />
entwickeln:<br />
• Stellen Sie eine Vertrauensbasis zwischen Führungskräften und Mitarbeitern sicher<br />
• Besprechen Sie auch Angelegenheiten des Unternehmens mit Ihren Mitarbeitern (sofern sinnvoll)<br />
und streben Sie ihre Mitarbeit bei den für das Unternehmen relevanten Themen an<br />
• Überlegen Sie, inwiefern die berufliche Entwicklung und Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter langfristig<br />
auch für Ihr Unternehmen vorteilhaft sein kann.<br />
Funktionierende interne Partnerschaften schaffen auch Verhältnisse, die die Flexibilität Ihres Unternehmens<br />
und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern verbessern. Motivierte Angestellte sind in der Regel<br />
beständige, zufriedene Mitarbeiter – und unterstützen die Begründung eines guten Images des Unternehmens.<br />
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III. Strategien für die Umwelt<br />
6. Haben Sie etwas unternommen, um die Umwelteinflüsse Ihres Unternehmens zu reduzieren? Z.B. in<br />
den Bereichen:<br />
o Energieeinsparung?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
o Abfallminimierung und Recycling?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
o Abfallvermeidung (z. B. Emissionen in Luft und Wasser, flüssige Abfälle, Lärm)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
o Schutz der natürlichen Umgebung?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
o sinnvolle Transportalternativen?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
7. Kann Ihr Unternehmen Geld sparen durch Verringerung seiner Umwelteinflüsse (z.B. durch Recyc-<br />
ling, verringerten Energieverbrauch, Vermeidung von Verschmutzung)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
8. Beachten Sie auch die möglichen Umwelteinflüsse, wenn Sie neue Produkte und Dienstleistungen<br />
entwickeln (z.B. Bewertung des Energieverbrauchs, Wiederverwertbarkeit oder Immissionen)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
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9. Stellt Ihr Unternehmen seinen Kunden, Zulieferern oder der örtlichen Gemeinde klare Informationen<br />
zur Verfügung über die Umweltbelastungen, die von Ihren Produkten, Dienstleistungen und Aktivitä-<br />
ten ausgehen?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
10. Wissen Sie, inwiefern die Nachhaltigkeit der Produkte und Dienstleistungen Ihrem Unternehmen<br />
einen Vorsprung gegenüber seinen Mitbewerbern bringen könnte (z.B. Wiederverwertbarkeit der<br />
Produkte, Energieeffizienz etc.)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
Wie gute Strategien für die Umwelt zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen können<br />
Die Gesellschaft - und damit auch Ihre Kunden – machen sich Sorgen über lokale und globale Umweltschäden.<br />
Gute Leistungen im Umweltschutz hingegen können sich auch finanziell lohnen. Energieeffizienz,<br />
Vermeidung von Immissionen, Abfallminimierung und Recycling können zu deutlicher Kostensenkung im<br />
Betrieb führen – wie auch zu anderen Vorteilen, wie z. B. zur Verbesserung des Verhältnisses mit der örtlichen<br />
Gemeinde, der Motivation der Mitarbeiter und Zufriedenheit der Kunden. All diese Vorteile tragen mit<br />
Sicherheit auch zum langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens bei.<br />
Alle Unternehmen – unabhängig von Größe oder Branche – können positive und negative Auswirkungen<br />
auf die Umwelt haben; letztere beispielsweise entstehen durch direkten oder indirekten Verbrauch von<br />
Energie und Ressourcen, die Erzeugung von Abfall und Schadstoffen und die Zerstörung der natürlichen<br />
Umwelt.<br />
Obwohl in kleineren Unternehmen die Möglichkeiten zur Verringerung negativer Umweltauswirkungen begrenzt<br />
sein können, kann jeder Betrieb einen Beitrag leisten durch die Verringerung des Energieverbrauchs,<br />
durch Abfallminimierung und Recycling von Materialien. Geringfügige Verbesserungen vieler kleiner Unternehmen<br />
können ebenfalls – insgesamt gesehen – einen großen Unterschied machen.<br />
IV. Strategien für den Markt<br />
11. Gibt es in Ihrem Unternehmen ein System um Offenheit und Qualität in allen Verträgen, Aktivitäten<br />
und der Werbung sicherzustellen (z.B. eine faire Beschaffungsstrategie, Maßnahmen für den Ver-<br />
braucherschutz etc.)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
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12. Bietet Ihr Unternehmen richtige und vollständige Informationen und Kennzeichnung für Produkte,<br />
Dienstleistungen und nachvertragliche Verpflichtungen an?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
13. Stellt Ihr Unternehmen die rechtzeitige Bezahlung der Rechnungen von Lieferanten und Subunter-<br />
nehmern sicher?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
14. Hat Ihr Unternehmen Vorkehrungen getroffen um Feedback, Konsultation und/oder den Dialog mit<br />
Kunden, Zulieferern und anderen Geschäftspartnern sicherzustellen?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
15. Erfasst und löst Ihr Unternehmen Beschwerden von Kunden, Zulieferern und Geschäftspartnern?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
16. Kooperiert Ihr Unternehmen mit anderen Unternehmen oder Organisationen um verantwortliches Un-<br />
ternehmertum zu thematisieren?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
Wie gute Marktstrategien zum Erfolg ihres Unternehmens beitragen können<br />
Unternehmen sind im Grunde 'menschliche' Organismen, die auf einem Netzwerk interner und externer<br />
Beziehungen zum beiderseitigen Vorteil aufbauen. Die Pflege dieser Beziehungen ist für den Unternehmenserfolg<br />
oft von großer Bedeutung – von guten Beziehungen zu Kunden und Zulieferern gewinnen beiden<br />
Seiten.<br />
Gute Netzwerke sind Erfolgsgaranten; durch Erfahrungsaustausch mit Zulieferern, Kunden, andern Unternehmen<br />
und regionalen Unternehmensverbänden können Sie die Leistung Ihres Unternehmens verbessern.<br />
Beispiele anderer Unternehmen können Ihnen helfen, Ihre eigenen Geschäftsziele zu erreichen;<br />
ebenso können Sie andere Unternehmen unterstützen, indem Sie Ihr Wissen weitergeben.<br />
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Um das Image Ihres Unternehmens zu wahren, ist es wichtig, dauerhaft in allen beruflichen Beziehungen<br />
„das Richtige“ zu tun. Ein gutes Ansehen können Sie z.B. erwerben, indem Sie Ihre Kunden zufrieden stellen,<br />
Rechnungen pünktlich bezahlen und grundsätzlich ethische Geschäftspraktiken einhalten. Erfolg am<br />
Markt ist eng mit dem „guten Ruf“ verbunden.<br />
V. Strategien für das Gemeinwesen<br />
17. Bietet Ihr Unternehmen Ausbildungsmöglichkeiten für die örtliche Gemeinde (z.B. Ausbildungsplätze<br />
für Jugendliche oder benachteiligte Gruppen)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
18. Führen Sie einen offenen Dialog mit der örtlichen Gemeinde über strittige oder schwierige Angelegen-<br />
heiten, die Ihr Unternehmen betreffen (z.B. Abfälle auf dem Gelände oder Fahrzeuge, die Straße oder<br />
Gehwege blockieren)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
19. Bezieht Ihr Unternehmen Vorräte oder Vorprodukte vorzugsweise vor Ort?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
20. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, sich in der örtlichen Gemeinde zu engagieren (z.B. durch Freistellung<br />
oder fachliche bzw. praktische Unterstützung)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
21. Unterstützt Ihr Unternehmen regelmäßig örtliche Aktivitäten und Projekte finanziell (z.B. Spenden oder<br />
Sponsoring)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
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Wie gute Strategien für das Gemeinwesen zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen können<br />
Es besteht eine deutliche Verbindung zwischen einem gesunden und profitablen Unternehmen und dem<br />
Wohlergehen der Gemeinde. Die meisten kleinen Unternehmen sind ein integraler Bestandteil der Gemeinde<br />
und sind aktiv eingebunden in örtliche Initiativen und Aktivitäten. Daraus ergeben sich verschiedene<br />
Vorteile:<br />
• wertvolle Netzwerke und Beziehungen zu anderen örtlichen Unternehmen<br />
• gesteigerte Anerkennung und Wertschätzung durch Kunden<br />
• verbessertes Ansehen des Unternehmens<br />
• größere Mitarbeiterzufriedenheit, leichtere Anwerbung<br />
Ein guter Nachbar zu sein bedeutet jedoch nicht nur, Respekt für andere in Ihrer unmittelbaren Umgebung<br />
zu zeigen. Unterstützung für die Gemeinde kann viele Formen annehmen – beispielsweise Sponsoring oder<br />
die Bereitstellung von Zeit oder Erfahrung. Weitere Beispiele sind die Teilnahme in örtlichen Sport-, Bildungs-<br />
oder Kulturinitiativen. Auch die Unterstützung sozialer Themen wie Verbrechensverhütung oder<br />
Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit in Ihrer Region kann langfristig auch zu wirtschaftlichem Erfolg Ihres<br />
Unternehmens beitragen.<br />
Aktive Mitarbeit in der örtlichen Gemeinde kann Ihnen auch dabei helfen, neue Märkte, Kunden oder Geschäftsgelegenheiten<br />
zu identifizieren, Kontakte mit örtlichen Verwaltungen und Meinungsführern auszubauen<br />
und neue Partnerschaften mit anderen Unternehmen in Gemeindeprojekten einzugehen.<br />
Versuchen Sie, Maßnahmen auszuwählen, die zur Ihren Unternehmenszielen passen (z.B. Aktivitäten, die<br />
potenzielle Kunden interessieren, oder die dem Schulungs- und Beschäftigungsbedarf Ihres Unternehmens<br />
entgegen kommen), die für Ihre örtliche Gemeinde von Bedeutung sind, die Ihre Mitarbeiter einbeziehen<br />
und die im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegen.<br />
VI. Strategien für die Unternehmenswerte<br />
22. Haben Sie Ihre Unternehmenswerte und Verhaltensregeln klar festgelegt?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
23. Teilen Sie Ihre Unternehmenswerte Ihren Kunden, Geschäftspartnern, Lieferanten und anderen<br />
Interessenten mit (z.B. in Verkaufspräsentationen, Werbematerial oder informeller Kommunikation)?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
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24. Kennen Ihre Kunden Ihre Unternehmenswerte und Verhaltensregeln?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
25. Kennen Ihre Mitarbeiter Ihre Unternehmenswerte und Verhaltensregeln?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
26. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter in der Bedeutung Ihrer Unternehmenswerte und Verhaltensregeln?<br />
Ja ڤ Nein ڤ Teilweise ڤ Weiß ich nicht ڤ Nicht zutreffend ڤ<br />
Wie gute Strategien für die Unternehmenswerte zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen können<br />
Die meisten kleinen Unternehmen 'machen's richtig' – oder jedenfalls eine Menge richtiger Dinge. Kleine<br />
und mittlere Unternehmen spiegeln häufig die Werte und Prinzipien ihres Inhabers wieder. Aber nur wenige<br />
Unternehmen haben ihre Werte in Form von Verhaltensregeln oder in einem Unternehmenscode formuliert,<br />
oder jedenfalls eine Reihe einfacher Regeln ausgearbeitet, die die Visionen, Werte, Verantwortlichkeiten<br />
und Ziele des Unternehmens wiedergeben.<br />
Ihre Werte zu formulieren und zu kommunizieren wird Ihnen und Ihren Mitarbeitern helfen, diesen Werten<br />
treu zu bleiben und das Ansehen Ihres Unternehmens zu kräftigen. Sie werden ein Instrument an der Hand<br />
haben, um Ihren Willen den Personen und Partnern, mit denen Sie arbeiten, zu erläutern. Menschen arbeiten<br />
gerne für und mit anderen, deren Werte sie teilen; dies kann Ihnen also helfen, neue Mitarbeiter anzuwerben<br />
und Kunden, Lieferanten und Investoren zu finden, die Ihre Prinzipien unterstützen.<br />
Achten Sie darauf, dass Ihre Unternehmensstrategie wirklich Ihr Unternehmen und sein Umfeld betrifft. Sie<br />
sollten hohe Arbeitsplatzstandards vertreten und die Interessen und Sorgen Ihrer Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten<br />
und der örtlichen Gemeinde positiv aufgreifen.<br />
Die Werte klar definiert zu haben ist ein Anfang. Ihre Werte sollten grundsätzlich klare und sichere Hilfestellungen<br />
für schwierige Situationen und Interessenskonflikte geben. Das beste Ergebnis werden Sie erreichen,<br />
wenn Sie andere von Ihrem Einsatz für die Unternehmensstrategie überzeugen können, indem Sie:<br />
• persönlich überzeugen<br />
• mit Menschen diskutieren und<br />
• Ihre Werte intern und extern kommunizieren.<br />
Die zentralen Werte und Prinzipien eines Unternehmens – und sein diesbezügliches Engagement – sind<br />
untrennbar mit seinem Image verbunden.<br />
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Teil VII: Das CSR-Projekt<br />
Im Rahmen des europäischen CSR-Projektes ist unter anderem dieser Leitfaden entstanden. In Deutschland<br />
haben die Handwerkskammern Düsseldorf, Hamburg, Münster und Trier sowie der Zentralverband des<br />
Deutschen Handwerks (ZDH) mitgewirkt. Die weiteren europäischen Partner sind der Homepage www.csr-<br />
for-smes.eu zu entnehmen. Auf dieser Seite sind ebenfalls die Handbücher der weiteren Partner in deren<br />
jeweiligen Landessprachen (Bulgarisch, Französisch, Litauisch, Niederländisch, Portugiesisch, Rumänisch,<br />
Tschechisch) aufgezeigt.<br />
Drei der deutschen Handwerkskammern haben Spezialthemen bearbeitet: Die Handwerkskammer Hamburg<br />
hat sich mit der Frage „Welchen Stellenwert haben CSR-Strategien bei der Übergabe eines Betriebs?“<br />
auseinandergesetzt; die Handwerkskammer Münster hat ein CSR-Curriculum erarbeitet und die Handwerkskammer<br />
Trier hat ein CSR-Spiel entwickelt.<br />
Daten für eine Kontaktaufnahme zu den deutschen Handwerksorganisationen:<br />
Handwerkskammer Düsseldorf Dr. Georg Cramer<br />
Georg-Schulhoff-Platz 1<br />
40221 Düsseldorf<br />
Tel.: +49-(0)2 11-87 95 350<br />
Fax: +49-(0)2 11-87 95 363<br />
E-Mail: cramer@hwk-duesseldorf.de<br />
Handwerkskammer Hamburg Andreas Rönnau<br />
Am Holstenwall 12<br />
20355 Hamburg<br />
Tel.: +49-(0)40-35 90 53 26<br />
Fax: +49-(0)40-35 90 53 08<br />
E-Mail: aroennau@hwk-hamburg.de<br />
Handwerkskammer Münster Karin Tomkötter<br />
Bismarckallee 1<br />
48151 Münster<br />
Tel.: +49-(0)2 51-52 03 118<br />
Fax: +49-(0)2 51-52 03 130<br />
E-Mail: Karin.Tomkoetter@hwk-muenster.de<br />
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Handwerkskammer Trier Herbert Küstner<br />
Umweltzentrum für Energie und Nachhaltigkeit<br />
Cläre-Prem-Straße 1<br />
54292 Trier<br />
Tel.: +49-(0)6 51-20 72 64<br />
Fax: +49-(0)6 51-20 72 85<br />
E-Mail: hkuestner@hwk-trier.de<br />
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) Stefan Schulze-Sturm<br />
Rue Jacques de Lalaing 4<br />
1040 Brüssel<br />
Tel.: +32-(0)2-286 80 66<br />
Fax: +32-(0)2-230 21 66<br />
E-Mail: schulze-sturm@zdh.de<br />
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