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ein/ /blick - Südtiroler Kulturinstitut

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14 // Aus<strong>blick</strong> // /Theater/<br />

Passen Sie bei dieser Produktion als <strong>ein</strong>ziger<br />

nicht ins Klischee? Wir lassen uns ja vom<br />

Klang <strong>ein</strong>es Namens bereits irreführen. Sehen<br />

Sie das auch so und hat sich das auf die<br />

konkrete Theaterarbeit ausgewirkt?<br />

Auf den ersten Blick sieht das so aus, aber<br />

auf den zweiten Blick passt k<strong>ein</strong>er der Beteiligten<br />

ins Klischee. Ich bin, obwohl m<strong>ein</strong><br />

Name nach Nordseeküste klingt, in Mailand<br />

aufgewachsen und wurde dann von m<strong>ein</strong>en<br />

Eltern als Kind aufs Dorf nach Niederbayern<br />

verschleppt, das war <strong>ein</strong>e Hardcore-<br />

Emigrationserfahrung, die hat bei der Arbeit<br />

geholfen. Sesede Terziyan dagegen kommt<br />

trotz ihres armenischen Namens tatsächlich<br />

von der Nordseeküste, wurde aber von ihren<br />

Eltern dann in <strong>ein</strong>e schwäbische Kl<strong>ein</strong>stadt<br />

verschleppt. Diese vielfältigen traumatischen<br />

Erfahrungen waren natürlich Material<br />

für unsere Proben. Übrigens ist Tamer Arslan<br />

eigentlich der <strong>ein</strong>zige „Einheimische“,<br />

<strong>ein</strong> echter Berliner.<br />

Die Lehrerin outet sich am Ende. Ansonsten<br />

würde das Stück gar nicht funktionieren<br />

und wäre vor allem extrem angreifbar. Sehen<br />

Sie das auch so?<br />

Ja klar, und sie gibt ihrer wilden Mischung<br />

aus richtigen und falschen Vorwürfen an<br />

die Jugendlichen auch noch die Dimension<br />

von kultiviertem Selbsthass, <strong>ein</strong> absurder<br />

Sieg des Ressentiments. Ich mag es besonders,<br />

dass diese Wendung dadurch ausgelöst<br />

wird, dass die Schüler sich –Schillers Idealismus<br />

folgend –invorbildliche Neudeutsche<br />

verwandeln, tolerant und leistungswillig.<br />

Das Ganze ist ja <strong>ein</strong>e Komödie, das darf<br />

man nicht vergessen!<br />

Auf der Bühne stehen Profis und Laiendarsteller,<br />

welcher Gedanke steckt dahinter<br />

und was bringt das in der Theater-Praxis<br />

mit sich?<br />

Ich würde diese Unterscheidung so gar nicht<br />

mehr machen, alle sind Schauspieler, alle<br />

sind „in Ausbildung“, unterschiedlich erfahren<br />

und professionell natürlich, aber sie<br />

arbeiten weiter an sich –daist es wieder,das<br />

deutsche Bildungsideal –die jungen Kollegen<br />

sind im Laufe des letzten Jahres alle<br />

untergekommen, in Engagements oder in<br />

Schauspielschulen. Und damit gibt es hoffentlich<br />

bald viele neue Gesichter,die unsere<br />

um ihre Offenheit ringende Gesellschaft in<br />

ihrer neuen Vielfalt auf der Bühne künstlerisch<br />

reflektieren können. //

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