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Der Justizskandal Gerszon Kupferblum von Evelyn Adunka

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Die 0rthodoxie unter Benjamin Schreiber und der Fall Helfried Pfeifer<br />

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de, der Prozeß mit unerlaubten Mitteln, ,,Drohungen, Versprechungen,<br />

Anschreien" durchgeführt wurde, und - in den lTorten Pelinkas: ,,Überdies:<br />

Richter und Staatsanwalt seien befangen gewesen - als ehemalige NS-<br />

Juristen seien sie gegenüber einem iüdischen Angeklagtenicht ohne Vorurteil<br />

gewesen. <strong>Kupferblum</strong> dachte zu vernünftig. Vernünftig wäre es gewesen,<br />

diese Beschuldigungen zu überprüfen. Doch gerade das sollte und<br />

durfte nicht Beschehen."es<br />

Statt dessen wurde <strong>Kupferblum</strong> wegen ,,,Wiederholungsgefahr des Verbrechens<br />

der Verleumdung', begangen durch Rechtsmittel", vierzehn Monate<br />

lang in Untersuchungshaft gehalten, während der, wie Zerbs schrieb,<br />

anfangs,,lediglich Verfolgungsbeschlüsse gehortet" wurden,,,die darauf<br />

abzielen, dem Häftling klarzumachen, es sei für ihn das Beste, endlich zu<br />

schweigen", woran dieser jedoch nicht dachte.e6<br />

In der Urteilsbegründung des oben erwähnten E-xportbetrugsverfahrens<br />

schrieb der Vorsitzende des Gerichts, Oberlandesgerichtsrat Dr. Johann<br />

Neutzler, ein früheres Mitglied der NSDAR über die Angeklagten, daß diese<br />

,,aus volksdemokratischen Staate nach Österreich gekommen" seien:<br />

,,Mit Ausnahme des <strong>Gerszon</strong> <strong>Kupferblum</strong> erwarben sie die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft. Statt nun dem Staat, der ihnen eine zweite Heimat gegeben<br />

und ausreichende Existenzmöglichkeiten geboten hat, in besonderer<br />

Dankbarkeit verpflichtet zu sein, haben sie ihn aufs Schwerste betrogen.<br />

Darüber hinaus haben sie durch ihre Straftaten das Ansehen des Handelsstandes<br />

gefährdet."e7<br />

In einem Verhör mit Untersuchungsrichter Dr. Schlosser nahm <strong>Kupferblum</strong><br />

auf Neutzlers NSDAP-Mitgliedschaft bezug: Er erklärte, er überlasse<br />

,,es der Einschätzung des Obersten Gerichtshofes ... ob der Vorsitzende<br />

nicht die Pflicht gehabt hätte darauf hinzuweisen, daß er Mitglied der<br />

NSDAP während der Dauer ihres Bestandes war ... Ich habe mir diesen<br />

Hinweis auf die vormalige Parteimitgliedschaft <strong>von</strong> Dr' Neutzler deshalb<br />

erlaubt, weil ich seiner mündlichen Urteilsverkündung eine antijüdische<br />

Einstellung entnommen habe. Dr. Neutzler sprach nicht direkt <strong>von</strong>Juden,<br />

sondern <strong>von</strong> aus dem Osten zugereisten Leuten.' Auf die Frage Schlossers,<br />

ob er ,,sonstige Anhaltspunkte für eine ausgesprochen antisemitische Einstellung"<br />

Neutzlers habe, antwortete <strong>Kupferblum</strong>: ,,Ich habe Gründe<br />

dafür. aber ich kann sie nicht beweisen."es<br />

Ergänzend und abschließend sagte <strong>Kupferblum</strong> aus: ,,Ich behaupte nur,<br />

daß man <strong>von</strong> allem Anfang in dem Strafuerfahren gegen mich Fehler begangen<br />

hat, wobei sich, weil ich diese Fehler immer rügte, jede nachfolgende<br />

Stelle in angeblicher rüTahrung des Ansehens der Justiz bemüht hat,<br />

die vorausgegangenen Fehler zu decken, und dabei neue Fehler setzte."ee<br />

Im Jänner 1.957 schrieb Untersuchungsrichter Dr. Schlosser noch:<br />

,,<strong>Gerszon</strong> <strong>Kupferblum</strong> hat im Zuge der langdauernden Vernehmung ungeachtet<br />

eines sehr ausgeprägten Hanges zur Rabulistik und seiner unzweifelhaft<br />

vorhandenen Überzeugung, klüger zu sein als alle anderen,<br />

durchaus den Eindruck erweckt, sich im Vollbesitz seiner Vernunft zu befinden,<br />

weshalb sich auch eine amtswegige Psychiatrierung erübrigt."10o<br />

Dennoch beantragte die Staatsanwaltschaft im April 7957 ein psychiatrisches<br />

Gutachten über <strong>Kupferblum</strong>. <strong>Der</strong> Gutachter war Friedrich 1990, s.67<br />

s5 Anton Pelinka<br />

s6<br />

Stumpfl, der ab 1933 illegal für die NSDAP tätig war, 1941 Parteimitglied Zerbs, 5.36; Anton<br />

Pelinka 1990, S.68.<br />

wurde, <strong>von</strong> 1.939 bis 1947 das Institut für Erb- und Rassenbiologie der<br />

e7<br />

Universität Innsbruck leitete, bis 1953 eine nicht sehr gut Sehende Privatpraxis<br />

als Facharztfür Psychiatrie führte und danach als Sachverständiger Ebd., s.109.<br />

Zerbs, S.50, 108.<br />

sB<br />

der Justiz arbeitete. In einer Beurteilung der Gauleitung München über<br />

se Ebd., s.146.<br />

Stumpfl 1939 hieß es: ,,National gesinnt, Antisemit ... Nachteiliges ist 1oo Ebd., s.156.<br />

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