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Falsche Lastverteilung - Ladungssicherung.de

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<strong>Ladungssicherung</strong><br />

Verkehrs- und Betriebssicherheit beeinträchtigen<strong>de</strong>“<br />

– also eine richtige – <strong>Lastverteilung</strong>.<br />

VDI-Richtlinie 2700, Blatt 4<br />

Unfallursache:<br />

<strong>Falsche</strong><br />

<strong>Lastverteilung</strong><br />

Richtige <strong>Lastverteilung</strong> ist eine wichtige Sache. Diese Einschätzung hört<br />

man immer, wenn das Thema angesprochen wird. Allerdings folgt oft<br />

die Einschränkung, dass es in <strong>de</strong>r Praxis hierbei häufig Probleme gibt.<br />

Es wur<strong>de</strong> sogar die Richtlinie VDI 2700,<br />

Blatt 4 erarbeitet, die sich ausschließlich<br />

mit <strong>de</strong>m <strong>Lastverteilung</strong>splan beschäftigt.<br />

Und <strong>de</strong>nnoch gibt es kaum ein Fahrzeug,<br />

das einen eigenen <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

hat.<br />

Warum ist das so? Ist es <strong>de</strong>r Mehrpreis,<br />

<strong>de</strong>n die Berechnung eines <strong>Lastverteilung</strong>splanes<br />

kostet? Ist es das Motto:<br />

„Brauche ich nicht, hab ich immer schon<br />

so gemacht!“ Ist es vielleicht <strong>de</strong>r Hintergedanke,<br />

dass wenn ein <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r Fahrer auch<br />

bemüht sein könnte ihn einzuhalten,<br />

was nur Zeitverzögerung, Rückfragen,<br />

Umstand und Ärger bringt? O<strong>de</strong>r ist es<br />

einfach nur Gleichgültigkeit o<strong>de</strong>r Nachlässigkeit?<br />

Rainers Tour hatte gera<strong>de</strong> begonnen. An<br />

<strong>de</strong>r ersten La<strong>de</strong>stelle wur<strong>de</strong>n ihm drei<br />

Pakete Holzplatten aufgela<strong>de</strong>n. „Stell die<br />

mal an die Stirnwand <strong>de</strong>s Anhängers, ich<br />

muss La<strong>de</strong>meter freihalten, weil ich nicht<br />

weiß, was ich nachher noch kriege.“, hatte<br />

er <strong>de</strong>m Staplerfahrer gesagt.<br />

Die Platten hatte er dann mit drei Zurrgurten<br />

nie<strong>de</strong>rgezurrt. <strong>Ladungssicherung</strong><br />

ist wichtig, das wusste er. Und die <strong>Lastverteilung</strong>?<br />

Das muss so gehen, das kurze<br />

Stück.<br />

Rainer fuhr los, <strong>de</strong>r Lkw war leer, die<br />

Ladung auf <strong>de</strong>m Zentralachsanhänger an<br />

<strong>de</strong>r Stirnwand gesichert. Sinnig aufdie Autobahn,<br />

locker im Verkehr mitschwimmen,<br />

am Autobahndreieck rechts raus, runterbremsen<br />

und vorsichtig in die Rechts-<br />

Linkskombination.<br />

Plötzlich wur<strong>de</strong> sein Zug sehr unruhig,<br />

<strong>de</strong>r Anhänger schlingerte und ehe er<br />

noch etwas machen konnte, stürzte <strong>de</strong>r<br />

Anhänger um. Urplötzlich wur<strong>de</strong> sein Lkw<br />

nach links gedreht und das Heck hob ab.<br />

Rainer fluchte wie ein Rohrspatz, aber<br />

es nutzte nichts. Er griff zum Telefon:<br />

Chef und Polizei wur<strong>de</strong>n informiert.<br />

Die <strong>Lastverteilung</strong><br />

Die Liste <strong>de</strong>r Argumente, die gegen eine<br />

Beladung gemäß <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

angeführt wird, ist lang und sie beginnt<br />

oft mit <strong>de</strong>m entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Argument:<br />

„Was soll ich <strong>de</strong>nn machen, für mein<br />

Fahrzeug habe ich gar keinen <strong>Lastverteilung</strong>splan.“<br />

Gemäß <strong>de</strong>r Straßenverkehrs-Ordnung<br />

(StVO), <strong>de</strong>r Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung<br />

(StVZO), <strong>de</strong>r Unfallverhütungsvorschrift<br />

(UVV) „Fahrzeuge“<br />

und <strong>de</strong>r Richtlinie VDI 2700 ist die Ladung<br />

verkehrssicher zu verla<strong>de</strong>n und zu<br />

sichern. Zur verkehrssicheren Verladung<br />

gehört unbestritten auch eine „nicht die<br />

Was auch immer es ist, die richtige <strong>Lastverteilung</strong><br />

spielt eine große Rolle, wenn<br />

es um die Verkehrssicherheit <strong>de</strong>s Fahrzeugs<br />

geht.<br />

So kann eine richtige <strong>Lastverteilung</strong><br />

erreicht wer<strong>de</strong>n:<br />

1. Ist kein <strong>Lastverteilung</strong>splan vorhan<strong>de</strong>n<br />

und befin<strong>de</strong>n sich am Fahrzeug<br />

keine Anbaugeräte wie z.B. eine Hubbühne<br />

o<strong>de</strong>r ein Kühlaggregat kann<br />

wie folgt vorgegangen wer<strong>de</strong>n:<br />

Zuerst sollte die Ladung<br />

auf einem Fahrzeug<br />

längsmittig gela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. In Fahrtrichtung<br />

gesehen sollte<br />

<strong>de</strong>r Schwerpunkt auf<br />

einer gedachten Linie<br />

liegen, die von <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>r Stirnwand zur<br />

Mitte <strong>de</strong>r Rückwand<br />

verläuft (rote Linie).<br />

Die Ladung war unter Missachtung <strong>de</strong>r <strong>Lastverteilung</strong><br />

direkt an die Stirnwand gela<strong>de</strong>n.<br />

18 Berufskraftfahrer-Zeitung 07-08/2003<br />

Einsteckrungen mit einer Zwischenstirnwand.<br />

(Foto: Schmitz Cargobull)<br />

Formschluss nach vorn durch Lochschienen<br />

mit einem Sicherungsblock.


<strong>Ladungssicherung</strong><br />

Dann sollte die Ladung so verla<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Schwerpunkt etwa<br />

in <strong>de</strong>r Mitte dieser Linie, also in <strong>de</strong>r<br />

Mitte <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>fläche liegt (gelbe Linie).<br />

Sind Anbaugeräte vorhan<strong>de</strong>n, wird<br />

sich dadurch die gelbe Linie verschieben.<br />

2. Die Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen<br />

(BGF), Technischer<br />

Aufsichtsdienst, hat eine CD-ROM herausgegeben,<br />

die sich mit <strong>de</strong>m <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

befasst. Durch sie kann<br />

man Informationen zum <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

erhalten, einen <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

berechnen und nach einem<br />

schon vorhan<strong>de</strong>nen <strong>Lastverteilung</strong>splan<br />

la<strong>de</strong>n. Informationen dazu gibt es<br />

u.a. im Internet unter „www.bgf.<strong>de</strong>“ unter<br />

<strong>de</strong>m Menüpunkt „Medienshop“ und<br />

<strong>de</strong>m Suchbegriff „<strong>Lastverteilung</strong>splan“.<br />

Hier kann diese CD-ROM für<br />

10,00 € bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Die Richtlinie VDI 2700, Blatt 4 „<strong>Lastverteilung</strong>splan“<br />

ist erhältlich beim<br />

Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin.<br />

Im Internet unter „www.beuth.<strong>de</strong>“<br />

unter <strong>de</strong>m Menüpunkt „Normenverwaltung“<br />

und <strong>de</strong>m Suchbegriff „VDI<br />

2700 Blatt 4“.<br />

Problemladungen<br />

Natürlich gibt es auch beson<strong>de</strong>re Problemladungen,<br />

wie z.B. Baustoffe, Verteilerverkehre<br />

im Stückgutbereich, Getränke<br />

und alle schweren Paletten, die<br />

eine richtige <strong>Lastverteilung</strong> manchmal<br />

unmöglich erscheinen lassen. Dennoch<br />

darf man die Gefahren, die von einer<br />

falschen <strong>Lastverteilung</strong> ausgehen, nicht<br />

unterschätzen.<br />

Gefahren durch eine falsche <strong>Lastverteilung</strong>:<br />

1. Wenn die Last zu weit hinten liegt,<br />

kann es z. B. zu folgen<strong>de</strong>n Gefahrensituationen<br />

kommen:<br />

• Der Sattelanhänger schiebt die<br />

Sattelzugmaschine beson<strong>de</strong>rs auf<br />

nasser Straße weg, weil die Bremsen<br />

<strong>de</strong>r Antriebsachse nicht ausreichend<br />

wirken, da die Reifen keinen<br />

Gripp haben. Trotz ABS und<br />

ASR kann <strong>de</strong>r Sattelzug einknicken<br />

und es kann zum Verkehrsunfall<br />

kommen.<br />

• Beim Lkw kann die Vor<strong>de</strong>rachse<br />

so weit entlastet wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

Lenkfähigkeit beeinträchtigt wird.<br />

2. Wenn die Last zu weit vorn liegt, kann<br />

es z.B. zu folgen<strong>de</strong>n Gefahrensituationen<br />

kommen:<br />

• Die Bremsen <strong>de</strong>r Hinterachsen können<br />

nicht voll wirken, da zu wenig<br />

Last auf die Hinterachsen wirkt und<br />

die Reifen <strong>de</strong>shalb weniger Gripp<br />

haben. Dadurch kann sich <strong>de</strong>r<br />

Bremsweg <strong>de</strong>s Fahrzeuges enorm<br />

verlängern und am En<strong>de</strong> fehlen<br />

eventuell die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Meter,<br />

um rechtzeitig zum Stillstand<br />

zu kommen.<br />

• Die Antriebsachse <strong>de</strong>r Sattelzugmaschine<br />

bzw. die Vor<strong>de</strong>rachse<br />

<strong>de</strong>s Lkw kann erheblich überla<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Dadurch können diverse<br />

technische Probleme z.B. mit <strong>de</strong>r<br />

Lenkung eines Lkw auftreten.<br />

3. Eine falsche <strong>Lastverteilung</strong> führt häufig<br />

zu einer Überschreitung <strong>de</strong>r zulässigen<br />

Achslast und das auch, wenn<br />

das zulässige Gesamtgewicht <strong>de</strong>s<br />

Fahrzeugs eingehalten wird. Dadurch<br />

können die Reifen überlastet wer<strong>de</strong>n,<br />

was zu erheblichen Reifenschä<strong>de</strong>n<br />

führen kann, von <strong>de</strong>r Beschädigung<br />

<strong>de</strong>r Straße ganz zu schweigen.<br />

4. Beson<strong>de</strong>rs empfindlich auf eine<br />

falsche <strong>Lastverteilung</strong> reagieren Zentralachsanhänger.<br />

Bei diesen Fahrzeugen<br />

führen schon geringe Abweichungen<br />

schnell zu gravieren<strong>de</strong>n Beeinträchtigungen<br />

<strong>de</strong>s Fahrverhaltens.<br />

Wenn sich <strong>de</strong>r Anhänger dann beim<br />

Fahren aufschaukelt, ist er oft nur<br />

sehr schwer wie<strong>de</strong>r unter Kontrolle zu<br />

bringen und es besteht die Gefahr,<br />

dass er umstürzt.<br />

Lösungsvorschläge<br />

für die Praxis<br />

1. Einen <strong>Lastverteilung</strong>splan beim Kauf<br />

gleich mit bestellen o<strong>de</strong>r ihn nachträglich<br />

mit <strong>de</strong>m Berechnungsprogramm<br />

<strong>de</strong>r BGF o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Richtlinie VDI 2700,<br />

Blatt 4 selber berechnen.<br />

2. Um eine gleichmäßige Ausladung <strong>de</strong>s<br />

Fahrzeugs zu ermöglichen, sollte die<br />

Ladung auf einer Europalette maximal<br />

750 kg wiegen.<br />

3. Um eine schwere Ladung, die wegen<br />

<strong>de</strong>r <strong>Lastverteilung</strong> nicht an die Stirnwand<br />

gela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann, trotz<strong>de</strong>m<br />

formschlüssig nach vorn sichern zu<br />

können, sind bauliche Maßnahmen<br />

am Fahrzeug wie z.B. Einsteckrungen<br />

o<strong>de</strong>r Lochschienen sehr hilfreich.<br />

4. Eine nicht formschlüssig nach vorn<br />

gela<strong>de</strong>ne Ladung kann auch durch<br />

spezielle Sicherungstechniken wie<br />

z.B. eine Kopfschlinge (Kopflasching)<br />

gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />

Richtige <strong>Lastverteilung</strong><br />

und <strong>Ladungssicherung</strong><br />

Sollten Sie vor die Wahl gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

ob Sie die <strong>Lastverteilung</strong> o<strong>de</strong>r die <strong>Ladungssicherung</strong><br />

einhalten wollen, lassen<br />

sie diese Wahl so nicht zu! Bestehen<br />

Sie beim Verla<strong>de</strong>n darauf, dass die<br />

<strong>Lastverteilung</strong> und die <strong>Ladungssicherung</strong><br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer richtig lädt und richtig sichert, ist<br />

vor plötzlichen Ereignissen, wie es Rainer<br />

erfahren musste, geschützt.<br />

Alfred Lampen<br />

Formschluss nach vorn durch einen Multiblock.<br />

Formschluss nach vorn durch eine Holzkonstruktion.<br />

Formschluss nach vorn durch Kopfschlingen.<br />

Berufskraftfahrer-Zeitung 07-08/2003<br />

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